Bahnstrecke Prešnica–Koper
Die Bahnstrecke Prešnica–Koper ist eine steigungsreiche, eingleisige, 31,5 km lange Eisenbahnstrecke in Slowenien, die in Normalspur den Hafen Koper an das Eisenbahnnetz des Landes anschließt.[1]
Divača–Koper | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Streckenlänge: | 31,5 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Stromsystem: | 3 kV = | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Maximale Neigung: | 25 ‰ | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zweigleisigkeit: | im Bau | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Geschichte
Bau
Unter österreichischer Herrschaft lag der Fokus auf dem Hafen Triest. Erst 1902 wurden Triest und Koper durch die schmalspurige Lokalbahn Triest–Parenzo verbunden, der erste Schienenanschluss für Koper, der aber schon 1935 wieder stillgelegt wurde.[2]
In Folge der Grenzziehung zwischen Italien und Jugoslawien nach dem Zweiten Weltkrieg kam der regional bedeutendste Hafen an der Adria, Triest, zu Italien, sein gesamtes Hinterland aber zu Jugoslawien. Dies veranlasste Jugoslawien, den benachbarten Hafen Koper, der im eigenen Land lag, auszubauen. Dessen Verkehrsaufkommen entwickelte sich erfreulich. Jugoslawien beschloss daher, Koper mit einer von der Bahnstrecke Divača–Pula ausgehenden Stichbahn an das Eisenbahnnetz anzubinden. Die Kosten für Planung und Bau übernahm die Betreibergesellschaft des Hafens von Koper. Baubeginn war 1964. Der erste Güterzug erreichte Koper am 16. November 1967, die offizielle Eröffnung fand am 2. Dezember 1967 in Anwesenheit des Staatspräsidenten Josip Broz Tito statt. Der Betrieb erfolgte zunächst mit Diesellokomotiven. Ab 1974 wurde die Strecke elektrifiziert, der elektrische Betrieb am 27. Dezember 1975 aufgenommen.[2]
Betrieb
Da die Strecke vorrangig für den Güterverkehr errichtet wurde, war der erste Personenbahnhof von Koper ein Provisorium: Im Güterbahnhof erhielt ein Gleis einen Bahnsteig. Reisende wurden von dort mit dem Bus in die Stadt gebracht. Erst 1979 erhielt Koper einen eigenen Personenbahnhof, Koper potniška, der näher am Stadtzentrum liegt.[2]
Seit dem Zerfall Jugoslawiens liegt die Strecke insgesamt in Slowenien und wird seitdem von der Slowenischen Eisenbahn (SŽ) betrieben. Koper wurde zugleich der einzige Adria-Hafen des Landes. Damit gewann die Strecke zusätzlich an Bedeutung. Durch ihre steile Rampe und die engen Kurven ist sie aber nicht besonders leistungsstark und stellt im Güterverkehr einen Engpass dar. Derzeit nutzen etwa 180 Güterzüge pro Woche die Strecke, darunter 16 Züge nach Graz, und drei Kerosin-Züge verkehren zum Flughafen Wien-Schwechat.[3] 2017 sollen etwa 24 Mio. Tonnen Güter über die Strecke transportiert worden sein.
Im Personenverkehr werden im Fahrplan 2020 / 2021 sechs Zugpaare über die Strecke angeboten. Nicht alle verkehren täglich.[4]
Zwischenfälle
Am 25. Juni 2019 entgleiste, vermutlich aufgrund eines beschädigten Gleises, im Dol-Tunnel, unmittelbar südlich des Bahnhofs Hrastovlje, ein mit Kerosin für den Flughafen München beladener Zug. Dabei schlugen zwei der 18 Kesselwagen der Leasinggesellschaft GATX, aus denen der Zug bestand, gegen die Tunnelwand und wurden so erheblich beschädigt, dass knapp 16 m³ Kerosin ausliefen, 5000 Liter davon konnten aufgefangen werden, der Rest sickerte in den Boden. Dies war hinsichtlich des Grundwassers bedrohlich, da das Karstgebirge aus sehr porösem Kalkstein besteht. 160 m³ Ober- und Untebaumaterial mussten ausgekoffert und ersetzt werden. Außerdem war der Oberbau auf einer Länge von 150–200 m beschädigt. Die SŽ bewältigte die Reparatur der hoch belasteten, eingleisigen Strecke innerhalb von vier Tagen. Etwa 200 Güterzüge waren in dieser Zeit blockiert.[5]
Infrastruktur
Die Bahnstrecke musste durch das Karstgebirge im nördlichen Istrien geführt werden, was eine sehr anspruchsvolle Streckenführung zur Folge hatte. Tunnel, zwei Kehrschleifen von je ca. 180 Grad und Steigungen bis zu 25 ‰, mit denen knapp 500 Höhenmeter überwunden werden, mussten gebaut werden. Die Elektrifizierung erfolgte mit 3000 Volt Gleichstrom.[1] Die Strecke ist mit einem elektronischen Stellwerk des Typs THALES L90 5 ausgestattet und wird von der Verkehrsleitzentrale Postojna betrieben.
Planungen
Politische Aspekte
Viele Jahre lang wurde darüber gesprochen, wie die Kapazität der Strecke erhöht werden könnte, durch Ausbau der bestehenden Anlage oder einen Streckenneubau. Kernpunkt, an dem zunächst alle Vorhaben scheiterten, waren die Kosten des Vorhabens. 2017 verabschiedete Slowenien ein Gesetz, um die Finanzierung sicherzustellen. Vorgesehen war dafür eine öffentlich-private Partnerschaft. Die Kosten für das Vorhaben werden auf rund 1,2 Mrd. Euro veranschlagt, wovon Slowenien davon 522 Mio. Euro übernehmen will. Es gab ein Kreditangebot von Ungarn, das an der Verbindung sehr interessiert ist, über 200 Mio. Euro, auf das Slowenien aber aus politischen Gründen nicht eingehen will, eine Finanzierungszusage der EU über 109 Mio. Euro und einen langfristigen Kredit der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung über ein Drittel der Kosten scheinen fraglich.[6] Die Gegner des Projektes fürchten wegen der ausländischen Geldgeber einen Souveränitätsverlust des Landes.[7]
Sie erreichten über ein Referendum, dass eine Volksabstimmung zu dem Projekt durchzuführen war. Diese fand am 24. September 2017 statt, wobei 53,5 % der Abstimmenden (nur etwa 20 % der Abstimmungsberechtigten beteiligten sich) das Projekt befürworteten.[8] In der Folge klagte eine zivilgesellschaftliche Gruppe, mit Unterstützung mehrerer Oppositionsparteien, gegen das Ergebnis, da sie der Regierung vorwarf, mit Steuergeldern in Höhe von 95.000 Euro die Kampagne zugunsten der Trasse finanziert zu haben. Das oberste Gericht des Landes gab Mitte März 2018 dieser Klage statt und urteilte, dass das Referendum wiederholt werden müsse. Ministerpräsident Miro Cerar trat daraufhin am 15. März 2018 zurück.[9]
Nur 14 % der Wahlberechtigten nahmen an der zweiten Volksabstimmung teil. Wegen der geringen Beteiligung ist deren Ergebnis nicht rechtsverbindlich. So betreibt die Regierung das Projekt weiter, obwohl 50,07 % der Abstimmenden dagegen stimmten. Das Ausbaugesetz für die Bahnstrecke soll demnächst verabschiedet werden (Stand: Juni 2018).[10]
Es besteht die Absicht, die Strecke bis 2026 zweigleisig auszubauen.[11]
Technische Ausführung
Die neue Strecke soll völlig unabhängig von der Bestandsstrecke ebenfalls eingleisig über 27,1 km errichtet werden.[12] Sie verläuft an zwei Stellen haarscharf entlang der italienischen Grenze. Die zweite Strecke ermöglicht in Kombination beider Strecken einen Richtungsbetrieb. Wie ein solcher Richtungsbetrieb über zwei unterschiedliche Strecken sich im Personenverkehr auswirken wird, ist völlig offen. Die Neubaustrecke soll hinsichtlich ihrer technischen Parameter weit günstiger gestaltet werden als die Bestandsstrecke, gleichwohl fast um die Hälfte kürzer sein. Die maximale Neigung soll nur noch 17 ‰ betragen, der Scheitelpunkt mit 433 m ü.N. fast hundert Meter niedriger. Die Höchstgeschwindigkeit soll auf 160 km/h heraufgesetzt werden[13]. Das ist nur möglich, indem die Strecke überwiegend in Tunneln verläuft. Dazu sind acht Tunnel mit Längen zwischen 128 m und 6.714 m erforderlich.[14] Die zweite Strecke soll die Gesamtkapazität der Verbindung auf 231 Züge pro Tag und 43,3 Mio. Tonnen Güter pro Jahr anheben.[12]Baufertigstellung ist für 2026 geplant.
Umsetzung
Investor und Konzessionsinhaber des Projektes ist 2TDK.[15] Das Projekt wurde in zwei Baulose aufgeteilt: Divača–Črni Kal und Črni Kal–Koper. Für das erste Los wurden auf die Ausschreibung des Projektes 15, auf das zweite 14 Angebote eingereicht.
Die Finanzierung soll erfolgen über
- 400 Mio. Euro aus dem slowenischen Staatshaushalt
- 250 Mio. Euro aus Mitteln der Europäischen Union. Eine entsprechende Zusage der Europäischen Investitionsbank in Höhe von 250 Mio. Euro liegt vor.[12]
- 250 Mio. Euro eines Kredits der Slowenischen Export- und Entwicklungsbank
- 112,5 Mio. Euro eines Kredits der Nova Ljubljanska banka (NLB). Ein entsprechender Kreditvertrag zwischen NLB und 2TDK wurde am 29. Mai 2020 geschlossen.[15]
- Erhöhte Gebühren für Straßen und Eisenbahninfrastrukturnutzung[15]
Konstruktion
- Im September 2020 begannen die Arbeiten zum Bau von Brücken im Tal des Flusses Glinščica.[16]
- Streckenbau II. Die Strecke ist in 2 Abschnitte unterteilt: 1. Divača-Črni kal, 2. Črni kal-Koper
- Das Auswahlverfahren für den Auftragnehmer der Hauptbauarbeiten ist aufgrund von Einsprüchen noch nicht abgeschlossen.
- Im März 2021 erhielt 2TDK zwei finanzielle Angebote für den Bau des ersten Abschnitts Divača-Črni kal. Die Angebote wurden vom Konsortium CGP Kolektor und Strabag eingereicht. Die Wahl des Auftragnehmers wird in Kürze erfolgen.[17]
- Beide Streckenabschnitte werden von einem Konsortium von Unternehmen JV Kolektor CPG d.o.o., Yapı Merkezi İnşaat ve Sanayi A.Ş. • Özaltın İnşaat Ticaret Ve Sanayi A.Ş. Der offizielle Bau der Hauptanlagen begann am 5. Mai 2021 auf der Baustelle in Dekani.[18]
Foto der Baustelle
- Glinščica
Wissenswert
Die Stahlbrücke über das Erdrutschgebiet bei Podpeč wurde in Zweitverwendung eingebaut. Sie stammt von dem 1966 stillgelegten Abschnitt der Bahnstrecke Tarvisio–Ljubljana zwischen Tarvisio und Jesenice.[2]
Literatur
nach Autoren / Herausgebern alphabetisch geordnet
- bac: Slowenen sagen Ja zum zweiten Gleis nach Koper. In: Eisenbahn-Revue International 1/2018, S. 22.
- bac: Slowenien investiert in die Eisenbahn. In: Eisenbahn-Revue International 5/2019, S. 246–248 (246).
- Eisenbahnatlas Italien und Slowenien / Atlante ferroviario d’Italia e Slovenia. Schweers + Wall 2010. ISBN 978-3-89494-129-1, S. 27.
- koll: Ausbau der Strecke nach Koper. In: Eisenbahn-Revue International 6/2017, S. 296.
- Egbert Peinhopf: Eisenbahnen in Istrien – einst und heute. bahnmedien.at, Wien 2017, ISBN 978-3-9503921-8-0
Einzelnachweise
- Eisenbahnatlas Italien und Slowenien, S. 27.
- Peinhopf: Eisenbahnen in Istrien, S. 240.
- koll: Ausbau.
- NN: 2021. Fahrpläne Ex-Jugoslawien / Red vožnjeEx-Jugoslavija. DGEG [?], o. O. 2021, [Abschnitt: Slovenien], Tabelle 60.
- bac/an: Entgleisung auf der Strecke Koper–Divača. In: Eisenbahn-Revue International 8–9/2019, S. 425.
- bac: Slowenien investiert in die Eisenbahn. In: Eisenbahn-Revue International 5/2019, S. 246–248 (246).
- ineu: Ausbauprojekt Koper: Slowenien mit Ungarn. In: Eisenbahn-Revue International 4/2018, S. 209.
- bac: Slowenen.
- Sloweniens Premier Cerar tritt wegen gescheiterten Eisenbahnprojekts zurück. Der Standard, 14. März 2018.
- ineu: Slowenische Regierung forciert Ausbau der Strecke nach Koper. In: Eisenbahn-Revue International 7/2018, S. 370.
- Koper Second Track investment plan approved auf railwaygazette.com (englisch), abgerufen am 29. Januar 2019
- . pd/md: Grosses Interesse am Ausbau con Divača – Koper. In: Eisenbahn-Revue International 3/2020, S. 144.
- Tehnični podatki | Drugi tir. Abgerufen am 2. Juli 2021.
- bac: Slowenen sagen Ja.
- bac: Darlehensvertrag für Bau des zweiten Gleises Divača – Koper. In: Eisenbahn-Revue International 8–9/2020, S. 415.
- Dela v dolini Glinščice potekajo po načrtu | Drugi tir. Abgerufen am 6. Juni 2021.
- Podpis pogodbe za glavna gradbena dela na odseku Črni Kal–Koper | Drugi tir. Abgerufen am 6. Juni 2021.
- Podpis pogodbe za odsek Divača–Črni Kal in začetek gradnje drugega tira | Drugi tir. Abgerufen am 6. Juni 2021.