HSL 4
Die HSL 4, auch als Hogesnelheidslijn 4 bezeichnet, ist der belgische Teil der Eisenbahn-Schnellfahrstrecke Schiphol–Antwerpen die Amsterdam (Niederlande) und Antwerpen (Belgien) miteinander verbindet. Der niederländische Teil wird als HSL Zuid bezeichnet. Am 15. Juni 2009 wurde der reguläre Betrieb – auf einem Teilstück zwischen Noorderkempen und Antwerpen – aufgenommen.[1]
HSL 4 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Thalys–Hochgeschwindigkeitszüge im Bahnhof Amsterdam Centraal | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Lage und Verlauf der HSL 4 im belgischen Hochgeschwindigkeitsnetz | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenlänge: | 36 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Stromsystem: | 25 kV 50 Hz ~ | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Höchstgeschwindigkeit: | 300 km/h | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zweigleisigkeit: | ja | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Verlauf
Paris–Antwerpen
Der französische Teil der Verbindung Paris–Amsterdam heißt LGV Nord und verläuft von Paris Gare du Nord über Lille nach Belgien. Dort heißt die Neubaustrecke HSL 1, die zum Bahnhof Brüssel Süd führt. Nördlich von Brüssel wird die bestehende Eisenbahnstrecke bis Antwerpen genutzt; dort wird ein neu gebauter Tunnelbahnhof unter dem Antwerpener Hauptbahnhof angefahren, damit die Züge nicht mehr im oberirdischen Kopfbahnhof wenden müssen, sondern die Stadt direkt unterqueren können (siehe Artikel zum Antwerpener Hauptbahnhof).
Antwerpen–Niederländische Grenze
Nördlich von Antwerpen beginnt die Neubaustrecke HSL 4 und folgt der Autobahn E 19. An der niederländischen Grenze bei Hazeldonk geht sie in die HSL-Zuid über und führt weiter nach Rotterdam. Bei Brecht (Belgien) wurde der neue Fernverkehrsbahnhof Noorderkempen errichtet.[1]
Geschichte
1986 wurde bei einer Ministerkonferenz ein Grundsatzbeschluss zu einer Hochgeschwindigkeitsstrecke gefasst. 1996 wurde die HSL-Zuid als Großprojekt vom Parlament beschlossen und ein Abkommen mit Belgien über die Verlängerung erreicht.
Im März 2000 begannen die Bauarbeiten.
Ende 2000 wurden die vier Bewerber für die Betriebskonzession bekannt gegeben:[2]
- Arriva Nederland und die Deutsche Bahn
- Connexxion, CGEA-Connex und SJ International
- NS Reizigers, NV Koninklijke Luchvaartmaatschappij (KLM) sowie
Die Unterzeichnung eines Betriebsführungsvertrages für die Periode zwischen 2006 und 2020 war für 12. Oktober 2001 erwartet worden. Die Strecke sollte im Herbst 2006 in Betrieb gehen; ein stündliches Zugpaar sollte von Amsterdam bis Brüssel verkehren, die Hälfte dieser Züge weiter bis Paris. Weitere Schnellverkehrsrelationen sollten zwischen Den Haag und Brüssel sowie zwischen Breda und Brüssel eingerichtet werden.[3]
Im Frühjahr 2004 kündigten die SNCB an, aufgrund mangelnder Wirtschaftlichkeit keinen Verkehr zwischen Antwerpen und Breda nach Fertigstellung der HSL Zuid anbieten zu wollen.[4]
Zahlreiche Schwierigkeiten, insbesondere mit dem Zugsicherungssystem ETCS, führten zu mehrfachen Verzögerungen.[5]
Am 29. Mai 2009 wurde der Fernverkehrsbahnhof Noorderkempen in Betrieb genommen, am 15. Juni der reguläre Betrieb von dort nach Antwerpen aufgenommen.[1]
Betrieb
Die Strecke wird seit dem 15. Juni 2009 von mehreren niederländischen Intercitylinien mit maximal 200 km/h befahren.
Seit dem 13. Dezember 2009 befährt der Hochgeschwindigkeitszug Thalys, der Amsterdam, Brüssel und Paris verbindet, die Strecke in voller Länge mit maximal 300 km/h.
Zwischen dem 9. Dezember 2012 und dem 18. Januar 2013 nutzten außerdem 10 Fyra-Züge die Strecke pro Tag und Richtung. Am 18. Januar 2013 wurde der Einsatz der Züge durch ein Fahrverbot der belgischen Aufsichtsbehörde gestoppt und nicht wieder aufgenommen.
Technik
Die Strecke ist in Blockabschnitte mit einer weitgehend konstanten Länge von rund 1,6 km eingeteilt. Zur Zugsicherung wird ETCS (zunächst SRS 2.2.2 mit zusätzlichen Änderungen aus Subset 108[6], später auf SRS 2.3.0 konsolidiert[7]) verwendet. Der normale Betrieb mit bis zu 300 km/h erfolgt unter ETCS Level 2, als Rückfallebene – für Geschwindigkeiten bis 160 km/h – wird ETCS Level 1 mit reduzierter Blockteilung verwendet. Die Blockkennzeichen der Strecke sind teilweise mit einem Licht-Ersatzsignal ausgerüstet. Die Mindestzugfolgezeiten betragen 3 Minuten unter ETCS Level 2 bzw. 6 Minuten unter ETCS Level 1. Ein Übergang von ETCS Level 2 zu ETCS Level 1 ist nach dem Anhalten des Zuges möglich. Zwischen der HSL 4 und der HSL Zuid wurde – erstmals in Europa – der Übergang zwischen zwei nationalen ETCS-Level-2-Systemen mit 300 km/h implementiert.[8] Als Rückfallebene wird Level 1 bei Störungen des GSM-R-Funks oder der ETCS-Zentralen (Radio Block Centre, RBCs) genutzt. Auf der Strecke können gleichzeitig Züge beider Level fahren.[6]
Die Entscheidung für den Einsatz von ETCS auf der HSL 3 und HSL 4 fiel 1999, parallel zur Entscheidung für den Einsatz von TBL2 auf der HSL 2.[9]
Die Elektrifizierung der Strecke wurde von den SNCF im Rahmen eines befristeten Technologietransfers unterstützt.[10]
Literatur
- Infrabel: HSL Hochgeschwindigkeitsstrecke 300 km/h auf der belgischen Schiene. Goejint Graphics N.V., Oostende 2009, ISBN 978-90-814792-2-6 (niederländisch: HSL Hogesnelheidslijn 300 km/u op het Belgische spoor.).
Weblinks
Einzelnachweise
- Im ICE schneller nach Belgien. In: Eisenbahn-Revue International. 2009, Heft 8–9, S. 412
- Meldung Präqualifikation für den niederländischen HGV. In: Eisenbahn-Revue International. Heft 12/2000, ISSN 1421-2811, S. 548.
- Meldung Vorentscheid für HSL-Zuid. In: Eisenbahn-Revue International. Heft 11/2001, ISSN 1421-2811, S. 486.
- Meldung SNCB will HGV Antwerpen – Breda nicht betreiben. In: Eisenbahn-Revue International. Heft 6/2004, ISSN 1421-2811, S. 272.
- Peter Badcock: Dutch wait for HSL South to bloom. In: International Railway Journal. 49. Jahrgang, Heft 2, Februar 2009, S. 16–19.
- Amar Aouati: ERTMS/ETCS/GSM-R on the Belgian high speed lines L3 and L4. In: Signal + Draht. Band 99, Nr. 6, 2007, ISSN 0037-4997, S. 31–34.
- Vincent PASSAU: The high-speed cross-border ERTMS operation between The Netherlands and Belgium. (PDF; 3,8 MB) In: Danish Rail Conference 2012. Alstom Transport, Mai 2012, abgerufen am 20. April 2017 (englisch).
- Jean-Jacques Gehrenbeck: Cross-border operation at 300 km/h. In: Signal + Draht. Band 99, Nr. 3, 2007, ISSN 0037-4997, S. 32–35.
- An Van den Abeele, Johan Verschaeve: Zugbeeinflussung und Zugsicherung in Belgien – heute und morgen. In: Signal + Draht. Band 99, Nr. 11, 2007, ISSN 0037-4997, S. 14–18.
- Aktuelles in Kürze. In: Eisenbahn-Revue International. Heft 10/1998, ISSN 1421-2811, S. 436.