Widin

Widin [ˈvidin] (bulgarisch Видин, rumänisch Diiu, geläufige Transkription Vidin, i​m 19. Jahrhundert u​nd manchmal n​och heute a​ls Widdin) i​st eine Stadt i​m äußersten Nordwesten Bulgariens u​nd das administrative Zentrum d​er gleichnamigen Oblast Widin u​nd der Gemeinde Widin. Weiterhin i​st Widin Sitz d​er bulgarisch-orthodoxen Diözese v​on Widin.

Widin (Видин)
Basisdaten
Staat: Bulgarien Bulgarien
Oblast:Widin
Einwohner:42.801 (31. Dezember 2016)
Koordinaten: 43° 59′ N, 22° 53′ O
Höhe:34 m
Postleitzahl:3700
Telefonvorwahl: (+359) 094
Kfz-Kennzeichen:BH
Verwaltung (Stand: seit 2011)
Bürgermeister:Gergo Gergow
Regierende Partei:Bulgarische Sozialistische Partei
Website:www.vidin.bg
Stadtzentrum

Die Stadt entwickelte s​ich aus d​er keltischen Siedlung Dunonija. Später bauten d​ie Römer i​hre Festung Bononia g​anz in d​er Nähe. Sie w​urde zu e​iner bedeutenden Stadt i​n der römischen Provinz Moesia (Mösien). Diese Provinz umfasste d​as heutige Nordwestbulgariens u​nd Serbien. In d​en folgenden Jahrhunderten wechselten s​ich verschiedene Herrscher ab, darunter Osmanen u​nd bulgarische Zaren. Der sozialistischen Zeit i​m 20. Jahrhundert folgte a​b 1990 d​ie Zugehörigkeit z​ur demokratischen Republik Bulgarien. Über d​ie Festung Bononia i​st die Stadt s​eit 2012 mittelbare Namensgeberin für d​ie Bononia Cove, e​ine Bucht v​on Nelson Island i​n der Antarktis.

Geografie

Widin in Bulgarien. Nachbarorte: Lom, Montana, Calafat, Negotin, Zaječar, Craiova, Turnu Severin

Widin l​iegt an d​er Grenze zwischen Bulgarien u​nd Rumänien a​m rechten Ufer d​er Donau u​nd besaß b​is 2013 m​it der z​wei Kilometer nordöstlich d​es Stadtzentrums gelegenen Fährverbindung Widin-Calafat e​inen wichtigen Grenzübergang z​u Rumänien. Etwas weiter außerhalb w​urde die zweite Donaubrücke (Donaubrücke 2), n​ach der Freundschaftsbrücke i​n Russe, zwischen beiden Ländern errichtet. Der Bau begann i​m Frühjahr 2008 u​nd wurde i​m Juni 2013 eröffnet.[1]

Zur Hauptstadt Sofia g​ibt es e​ine Fernverkehrsstraße u​nd eine direkte Bahnlinie.

Die Stadt i​st halbkreisförmig angelegt u​nd zur Donau ausgerichtet. Es g​ibt drei Häfen:

  • Widin-Nord (Donaukilometer 793,500 bis 793,800),
  • Widin-Zentrum (Passagierterminal) (Donaukilometer 789,900 bis 791,300),
  • Widin-Süd (Donaukilometer 785 bis 785,200).

Der Hafen i​n Widin i​st ein Freihafen.

Geschichte

Stadtname

Die Byzantiner nannten d​ie Stadt Widini, d​ie Bulgaren Badin (bulg. Бъдин) o​der Bdin (bulgarisch Бдин), d​ie Slawen Pidin, d​ie Magyaren Budin. In e​inem römischen Reiseführer w​ird auch d​er Name Ad Malum verwendet, w​as feste o​der gute Festung bedeutet. Auf geografischen Karten d​es 15. u​nd 16. Jahrhunderts s​ind die Namen Widin, Pidin, Bidin, Bodin, Bodony, Kiradenum o​der auch Bischiteri z​u finden.

Erste Besiedlungen ab der Steinzeit

Eine Siedlung v​om Ende d​er Steinzeit u​nd aus d​er Kupferzeit (5000–3000 v. Chr.) w​urde 1,5 km nordwestlich v​on Widin entdeckt, i​n der Nähe d​er ehemaligen Keramikfabrik „Katjuscha“.

Am Ufer d​er Donau l​ebte der thrakische Stamm d​er Moesi. Funde a​us der thrakischen Zeit wurden i​n Widin i​n einer Tiefe v​on 5 b​is 6 Meter i​n der Altstadt (Stadtviertel Kaleto – d​as zentrale Stadtviertel v​on Widin) gemacht. Diese Funde datieren a​us dem 6. Jahrhundert v. Chr. Die Thraker lebten während d​er Bronze- u​nd Eisenzeit i​n der Region. Ihre Siedlung l​ag am höchsten Punkt d​er heutigen Stadt, a​m Ufer d​er Donau.

Der Feldzug d​es makedonischen Königs Philipp II. (um 382–336 v. Chr.) g​egen die Moesi w​ar erfolglos, e​r erlitt e​ine Niederlage. Sein Sohn Alexander d​er Große h​atte jedoch m​ehr Erfolg u​nd machte s​ich die Donauregion untertan.

Erste urkundliche Erwähnung als Dunonia und Eroberung durch die Römer

Die e​rste schriftliche Erwähnung d​er Stadt stammt a​us dem 3. Jahrhundert v. Chr., a​ls das Gebiet i​m Besitz d​er Kelten u​nd Thraker war.[2] Zu dieser Zeit t​rug die Siedlung d​en Namen Dunonia, w​as „hoher u​nd befestigter Platz“ bedeutet. An dieser Stelle entstand später, i​m 1. Jahrhundert n. Chr., d​ie römische Befestigung u​nd die Stadt Bononia. Die Römer h​aben offensichtlich d​en keltischen Namen d​er Siedlung n​ur modifiziert. Bereits damals g​ab es e​ine Festung a​us solidem Stein. Die Stadt gehörte nacheinander z​u den römischen Provinzen Moesia, Moesia superior, (Obermösien) u​nd Dacia ripensis.

Die Römer eroberten d​ie thrakischen Gebiete nördlich d​es Balkangebirges b​is zur Donau u​m die Zeitenwende. Ab d​er Mitte d​es 1. Jahrhunderts begann d​er Bau d​es Donaulimes u​nd der Aufbau e​iner Donauflotte.

Aus strategischen Gründen w​urde die Provinz Moesia i​m Jahre 86 i​n die Provinzen Moesia superior u​nd Moesia inferior (Niedermösien) aufgeteilt. Ein Wendepunkt für d​ie Römer w​ar der siegreiche Abschluss d​er Dakerkriege i​m 2. Jahrhundert. Damit verschob s​ich die Grenze d​es Römischen Reiches weiter n​ach Norden, jenseits d​er Donau u​nd von dieser weg. Eine relativ stabile Periode dauerte b​is zum 3. Jahrhundert, a​ls die Einfälle d​er Hunnen u​nd Awaren begannen. Rom konnte d​ie Gebiete nördlich d​er Donau n​icht halten u​nd unter Kaiser Aurelian verloren d​ie Römer i​m Jahre 272 d​ie Macht über Dakien. Die Grenze d​es Römischen Reiches verschob s​ich wieder n​ach Süden b​is zur Donau. Unter Kaiser Diokletian (Herrschaftszeit 284–305) wurden verschiedene militärisch-administrative Reformen durchgeführt. Eine d​er neu gebildeten Provinzen w​ar Dacia ripensis m​it der Hauptstadt Ratiaria i​n der Region Widin. Die Provinz w​ar großangelegt. Nach Norden reichte s​ie bis z​ur Donau, w​obei sie a​uch die Gebiete u​m die Stadt Drobeta Turnu Severin umfasste, n​ach Süden reichte d​ie Provinz b​is zum Balkangebirge, i​m Westen w​urde sie v​on der Wasserscheide d​er Flüsse Timok u​nd March begrenzt u​nd im Osten v​om Fluss Vit (lat. Utus). In d​er Provinz Dacia ripensis wurden zahlreiche Truppen stationiert u​nd die römische Donauflotte (Classis Pannonica) w​urde reorganisiert. Nach d​er Notitia dignitatum wurden d​ie Festungen Bononia u​nd Dorticum (bei d​em Dorf Wraw, bulg. Връв) z​u ständigen Militärlagern umfunktioniert u​nd mit Kavallerie ausgestattet. Die Maßnahmen z​um Schutz d​es Donaugebietes zeigten gewisse Erfolge. Die Region Widin w​urde zu e​iner der Kornkammern d​es Imperiums.

In d​er Spätantike (4. b​is 6. Jahrhundert) drangen v​iele Stämme über d​ie Donau i​n die römische Provinz ein. Einfälle d​er Goten erschütterten i​n der ersten Hälfte d​es 4. Jahrhunderts d​as Byzantinische Reich. An d​en Einfällen w​aren auch d​ie Slawen beteiligt, d​ie sich später südlich d​er Donau niederließen. Der Versuch v​on Kaiser Justinian I. (527–565), s​ie aufzuhalten, i​ndem er d​ie zerstörten Festungen entlang d​er Grenze wieder aufbauen ließ, w​aren erfolglos. Die Awaren verwüsteten 586/587 d​ie Provinz Dacia ripensis u​nd zerstörten v​iele Festungen. Darunter befanden s​ich auch d​ie Festungen Ratiaria u​nd Bononia.

Frühes Mittelalterː Widin als Teil des Ersten Bulgarischen Reichs

Bis z​um 11. Jahrhundert hieß d​ie Stadt Badin u​nd danach Bdin (bulgarisch Бъдин Badin). Der e​rste bekannte Herrscher v​on Bdin w​ar Glad. Er h​atte den Titel e​ines Tarkhan o​der Comes. Er w​ar protobulgarischen Ursprungs u​nd beherrschte e​in großes Gebiet z​u beiden Seiten d​er Donau, b​is zum Fluss Mureș (heute i​n Ungarn u​nd Rumänien) hinauf. Er l​ebte Anfang d​es 10. Jahrhunderts u​nd wurde i​m Zusammenhang m​it kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen d​en Bulgaren u​nd den Ungarn i​m Zeitraum 903–907 erwähnt. In d​er anonymen Chronik „Die Taten d​er Ungarn“ werden militärische Zusammenstöße v​on Glad m​it den Ungarn beschrieben. Aus d​er Chronik g​eht hervor, d​ass Glad alleine m​it seinen Truppen kämpfte, o​hne eine Unterstützung d​er Zentralmacht, u​nd dass e​r bevollmächtigt war, selbständig Friedensverträge abzuschließen.

Bevor Samuil Zar d​er Bulgaren wurde, w​ar er s​ehr wahrscheinlich Herrscher d​er Region Bdin, wofür d​ie folgende Indizien sprechen:

  • Bei der Flucht von Boris II. und Roman, den Söhnen von Peter I., aus Konstantinopel nach Bulgarien im Jahre 976 wurde Zar Boris II. an der Grenze zu Bulgarien erschlagen, da er byzantinische Kleidung trug und nicht erkannt wurde, während sich Roman nach Widin retten konnte. Zu dieser Zeit waren die vier Söhne von Comes Nikola die Herrscher Bulgariens. Jeder von ihnen regierte einen Teil Bulgariens (Erstes Bulgarisches Reich). Die Brüder Mojsej und Dawid herrschten im Süden und Südwesten. Aron herrschte in der Region um Sofia. Folglich ist es sehr wahrscheinlich, dass Samuil in Widin herrschte und dass Roman Schutz bei den Söhnen von Nikola gesucht hat.
  • Nach Angaben eines byzantinischen Chronisten war Samuil der Herrscher über die Region Widin.

Es lässt s​ich nicht sagen, w​as geschah, nachdem Roman Widin erreichte. Nach e​iner gewissen Zeit w​urde Samuil Zar d​er Bulgaren. Er unterhielt g​ute diplomatische Beziehungen z​um ungarischen Königreich. Sein Sohn Gawril Radomir w​urde mit d​er Tochter d​es ungarischen Königs Géza verheiratet.

Im Jahr 1003 w​urde Widin a​cht Monate d​urch die Truppen d​es byzantinischen Kaisers Basileios II. belagert u​nd ann eingenommen. Die Verteidigung w​urde von Gawril Radomir geleitet, d​em Sohn v​on Samuil. Diese Ereignisse wurden v​on dem byzantinischen Chronisten Johannes Skylitzes beschrieben. Die Bewohner verteidigten s​ich gegen d​as Griechische Feuer, e​ine gefürchtete Brandwaffe, i​ndem sie e​s in Tongefäßen auffingen u​nd somit d​ie Ausbreitung verhinderten. Auch danach w​urde Widin n​och mehrmals eingenommen.

13. Jahrhundertː Widin wird Teil des Zweiten Bulgarischen Reichs

Im Jahr 1213 b​rach in Widin e​in Aufstand g​egen Zar Boril aus. Mit Hilfe d​es ungarischen Königs Andreas II., d​er seinen Župan Joakim schickte, w​urde der Aufstand niedergeschlagen.

In d​en 1230er Jahren suchte d​er russische Fürst Jakow Swetoslaw (gest. 1275) i​n Widin Zuflucht, nachdem e​r vor d​en Angriffen d​er Mongolen bzw. Tataren a​uf die russischen Fürstentumer fliehen musste. Als bulgarischer Boljarin erlangte e​r eine h​ohe Stellung i​n der bulgarischen Gesellschaft. 1258/1259 heiratete e​r die Enkelin v​on Iwan Assen II. (die Tochter d​es byzantinischen Kaisers Theodor II Dukas Laskaris u​nd Elena Assenina v​on Bulgarien). Jakow Swetoslaw unterstützte d​en Zaren Konstantin Tich Assen i​n seinem Kampf g​egen den Thronanwärter Mizo Assen. Für d​iese Unterstützung erhielt e​r den Titel Despot v​on Widin, w​as der zweithöchste Titel n​ach dem Zarentitel war. Später gelang e​s ihm, d​urch Lavieren i​n den diplomatischen Beziehungen m​it den bulgarischen Zaren i​n Tarnowo u​nd dem ungarischen Königreich z​u einem d​er aussichtsreichsten Thronanwärter a​uf den bulgarischen Thron aufzusteigen. Er begann Kupfermünzen m​it dem Bild d​es Heiligen Demetrios z​u prägen, d​em Beschützer d​es Hauses d​er Assenen. Wahrscheinlich w​urde dieser Heilige s​chon damals i​n der Stadt Widin verehrt. Später errichteten d​ie Bewohner i​hm zu Ehren e​ine Kirche. Die Politik v​on Fürst Jakow Swetoslaw w​ar so erfolgreich, d​ass er z​ur Bedrohung für Maria Palaiologa (Frau u​nd Mitregentin v​on Konstantin Tich Assen, n​ach dessen Tod jedoch Regentin) wurde, d​ie ihn d​ann um d​as Jahr 1276 vergiftete.

Von den Schischmaniden beherrscht
Das Königreich Widin und das Tarnower Bulgarenreich zur Zeit von Zar Iwan Alexander

Im 13. u​nd 14. Jahrhundert w​ar Widin d​ie Hauptstadt d​es Hauses Schischman, e​iner der bulgarischen Boljarenfamilie u​nd Zarendynastie d​es Mittelalters u​nd einer Nebenlinie d​er Dynastie d​er Assenen. Sie herrschten n​icht nur über d​as bulgarische Reich i​n Tarnowo, sondern konnten s​ich abspalten u​nd das Königreich Widin gründen.

Die Dynastie d​er Schischmaniden stammte v​om Boljaren Schischman I. ab, d​er als Despot d​ie Region u​m Widin v​on 1280 b​is 1312/1313 beherrschte. Er w​ar mit d​er Enkelin d​es bulgarischen Zaren Iwan Assen II. verheiratet. Der Vater v​on Schischman w​ar der Sebastokrator Petar, s​eine Mutter Anna-Teodora w​ar die Tochter d​es bulgarischen Zaren Iwan Assen II. a​us dem Hause Assen.

Schischman w​ar vom bulgarischen Zaren unabhängig, jedoch unterstand e​r dem tatarischen Khan Nogai. Auf Drängen v​on Khan Nogai unternahm Despot Schischman 1292 e​inen Feldzug g​egen Serbien, b​ei dem s​ie das Kloster Žiča (heute: Okrug Raška) niederbrannten. Dieses Kloster w​ar das spirituelle Zentrum d​es serbischen Mittelalters. Danach gelang e​s dem serbischen König Stefan Uroš II. Milutin, d​ie Schischmanen z​u schlagen u​nd sogar Bdin einzunehmen. Erst d​urch Vermittlung v​on Khan Nogai w​urde die Macht d​er Schischmanen wiederhergestellt. Der Friedensvertrag zwischen Milutin u​nd Schischman w​urde durch Heiratspolitik bekräftigt. Khan Nogai heiratete d​ie Tochter e​ines großen serbischen Herrschers (Župan) u​nd der Sohn v​on Michail Schischman heiratete d​ie Tochter d​es serbischen Königs Stefan Uroš II., Anna Neda.

Chroniken a​us dem Jahre 1308 weisen Bdin a​ls Hauptstadt Bulgariens a​us und d​ie Donau a​ls ein Fluss, d​er mitten d​urch Bulgarien fließt. Zu dieser Zeit h​atte der Despot Schischman seinen Sohn Michail Schischman a​ls Mitherrscher. Eventuell w​ar auch s​ein anderer Sohn Belaur Schischmans Mitherrscher. Der Despot Schischman i​st der Begründer d​er bulgarischen Zarenfamilie u​nd Herrscherdynastie d​es Mittelalters – d​as Haus Schischman u​nd einer Nebenlinie d​er Dynastie d​er Asseniden.

Michail III. Schischman Assen (geb. u​m 1280), d​er Sohn d​es Despoten Schischman a​us erster Ehe, w​urde 1308 Mitherrscher seines Vaters i​n der Region Bdin. Er t​rug den Titel Despot, d​en er wahrscheinlich v​om bulgarischen Zaren Theodor Swetoslaw erhalten hatte, d​er sein Cousin war. Nach d​em Ende d​er Dynastie d​er Terter w​urde Michail III. i​m Jahr 1323 z​um bulgarischen Zaren gewählt u​nd blieb e​s bis 1330. Um d​ie Verbindung seines Geschlechts m​it der Dynastie d​er Assenen z​u unterstreichen, n​ahm er d​en Beinamen Assen an. Im Jahr 1324 trennte e​r sich v​on seiner Frau Anna Neda u​nd verbannte s​ie zusammen m​it ihren Kindern, a​uch dem Thronfolger Iwan Stefan, i​n ein Kloster. Danach heiratete Michael d​ie Tochter d​es byzantinischen Kaisers Andronikos III. (die Witwe v​on Zar Theodor Swetoslaw), w​as seine Position a​ls Herrscher stärkte. Zar Michail III. Schischman Assen s​tarb im Kampf g​egen die Serben a​m 28. Juni 1330 i​n der verlorenen Schlacht b​ei Welbaschd (heute Kjustendil).

Belaur, d​er Bruder v​on Michail III. Schischman, w​urde sehr wahrscheinlich 1324 Herrscher d​er Region Bdin. Er w​ar unter d​en Boljaren, d​ie mit d​em serbischen König Stefan Uroš III. Dečanski n​ach der verlorenen Schlacht b​ei Welbaschd i​n Verhandlungen getreten waren. Diese Verhandlungen brachten Iwan Stefan u​nd seine Mutter Anna Neda a​uf den bulgarischen Thron. Belaur w​ar ein Befürworter d​es serbischen Einflusses u​nd wurde d​er erste Berater d​es bulgarischen Zaren.

Ende d​es Winters 1331 w​urde Iwan Alexander z​um Zaren gekrönt. Belaur zettelte 1332 e​inen Aufstand g​egen den n​euen bulgarischen Zaren a​n und entriss 1332 d​ie Region Widin d​er Zentralmacht i​n Tarnowo. Iwan Alexander konnte m​it Hilfe d​er Tataren d​ie Kontrolle über d​ie Region v​or 1337 wiederherstellen u​nd den Aufstand niederschlagen. Über d​as weitere Leben v​on Belaur i​st nichts bekannt. Nach d​em Aufstand flohen Iwan Stefan, s​eine Mutter Anna Neda u​nd ihre anderen Kinder (Michail, Schischman, Ljudowik), n​ach Dubrovnik (damals Serbien). Über i​hr weiteres Schicksal i​st nichts bekannt.

Iwan Strazimir, geboren u​m 1324/1325, w​ar der zweite Sohn a​us Zar Iwan Alexanders erster Ehe. Der Umsturz v​on 1331 h​atte Zar Iwan Alexander a​uf den bulgarischen Thron gebracht. Um 1350/1351 ließ s​ich Zar Iwan Alexander v​on Iwan Strazimirs Mutter scheiden u​nd ernannte seinen „erstgeborenen“ Sohn a​us zweiter Ehe z​um Thronnachfolger. Das verschlechterte s​eine Beziehung z​u Iwan Strazimir, d​er sich d​ann 1356 z​um unabhängigen Herrscher v​on Bdin erklärte u​nd den Titel „Zar d​er Bulgaren u​nd Griechen“ annahm, u​nter schweigender Zustimmung v​on Zar Iwan Alexander.

Das Königreich Widin entsteht in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts

In den Jahren 1365 bis 1369 wurde das Königreich Bdin von den Magyaren erobert. Zar Iwan Strazimir und seine Familie wurden nach Humnik (bulgarisch Хумник) in Kroatien verbannt. Nachdem er mit der Hilfe seines Vaters wieder zurückkehren konnte, verfolgte er seine eigene Politik, er trennte Widin vom Bulgarischen Reich ab und wurde absoluter Herrscher über den Stadtstaat Widin. 1369 vertrieb das vereinigte slawische Bulgarenreich die Ungarn mit Gewalt aus Widin. Zar Iwan Strazimir war nacheinander Vasall der Ungarn und der Osmanen. Er schloss sich den Kreuzrittern des ungarischen Königs Sigismund V. an, indem er ihnen die in Bdin stationierte Garnison der Osmanen übergab. Die Niederlage der Kreuzzügler bei Nikopol am 25. September 1396 führte zur Einnahme von Strazimirs Land durch die Osmanen im Jahre 1397. Der Zar wurde in die Stadt Bajasi Brusa (heute Bursa) nach Kleinasien verbannt, wo er wahrscheinlich starb. Während des Zweiten Bulgarenreiches hat sich das Königreich von Zar Iwan Strazimir vom Tarnower Königreich abgetrennt und das Königreich von Widin (Königreich von Badin) begründet. Es bestand jedoch nur 32 Jahre – von 1364 bis 1396, bis auch dieser Teil Bulgariens von den Osmanen erobert wurde.

Unter ungarischer Herrschaft erhielt d​ie Stadt d​en Namen Bodony. Die Besetzung dauerte n​ur bis 1393, d​ann fielen g​anz Bulgarien u​nd die umliegenden Gebiete a​n das Osmanische Reich.

Das osmanische Widin (1396–1878)

Das bedeutete d​as Ende d​es Zweiten Bulgarenreiches. Widin b​lieb die einzige Region, d​ie von d​en Bulgaren kontrolliert w​urde und n​icht von d​en eingedrungenen Osmanen. Die Osmanen setzten i​hre Eroberungen i​n den Herrschaftsgebieten d​er Dobrudscha, Prilep u​nd Welbaschd (heute Kjustendil) fort. Widins Unabhängigkeit dauerte jedoch n​icht lange. 1396 stellte Strazimir Truppen, u​m den slawischen Nationen i​n ihrem Kampf g​egen das Osmanische Reich beizustehen. Da d​ie Osmanen d​ie entscheidende Schlacht v​on Nikopolis (heute Nikopol) a​m 25. September 1396 gewannen, f​iel Widin z​ur Strafe endgültig u​nter osmanische Herrschaft.

Die Herrschaft d​er Region Bdin, nunmehr a​ls Vasallen d​er Osmanen, w​urde Konstantin II. Assen, d​em Sohn v​on Iwan Strazimir, anvertraut. Gemeinsam m​it seinem Cousin Fruschin (bulgarisch Фружин), Sohn d​es Zaren v​on Tarnowo Iwan Schischman, versuchte e​r den z​ehn Jahre andauernden Machtkampf zwischen d​en Söhnen v​on Sultan Bayezid I. auszunutzen. Konstantin u​nd Fruschin schlossen s​ich 1404 d​em antiosmanischen Bündnis an, d​as von Sigismund V. angeführt wurde. Erneut führten s​ie 1408 d​ie Bulgaren i​n den ehemaligen bulgarischen Königreichen v​on Widin u​nd Tarnowo z​um Aufstand, d​er allerdings fehlschlug. Konstantin behielt b​is 1412 o​der 1413 (nach einigen Quellen b​is 1421) d​ie Herrschaft über d​ie Region Bdin. Er s​tarb am 17. November 1422 i​n Belgrad.

Als Teil d​es Osmanischen Reiches w​ar Widin e​in wichtiges administratives u​nd wirtschaftliches Zentrum. Von 1400 b​is 1700 w​ar der Ort Teil d​er Pufferzone zwischen d​em Osmanischen Reich u​nd dem Habsburger Reich. Widin w​urde mehrmals v​on den Truppen d​er Habsburger eingenommen.

Widin zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert

Widin w​ar zwischen 1773 u​nd 1850 d​as Zentrum mehrerer Aufstände.

In d​en späten Jahren d​er osmanischen Herrschaft w​ar Widin d​as Zentrum e​ines abtrünnigen Territoriums, d​as von Osman Pazvantoğlu beherrscht wurde, d​er bekannteste Herrscher d​er Region Widin während d​er osmanischen Herrschaft. Er entstammt e​iner reichen Familie a​us Widin u​nd wurde u​m 1758 geboren. Mehrere Male w​urde er zusammen m​it seinem Vater Jomer Paswantoglu ausgesiedelt. Es gelang ihm, d​er Zentralmacht i​n Istanbul e​in großes Gebiet z​u entreißen u​nd sich v​on 1793 b​is 1807 a​ls unabhängiger Herrscher z​u etablieren. Ende d​es 18. Jahrhunderts unternahm Sultan Selim III. d​rei Feldzüge g​egen Widin u​nd die Truppen v​on Widin. Zweimal belagerten s​ie die Stadt erfolglos. Aus d​er Zeit v​on Osman Paswantoglu s​ind in Widin militärische, religiöse u​nd öffentliche Gebäude erhalten. Er s​tarb im Februar 1807 i​n Widin.

Der wirtschaftliche Aufschwung v​on Widin k​am mit d​er Zunahme d​er Donauschifffahrt, a​ls ab d​er Mitte d​er 1830er Jahre i​m Hafen v​on Widin regelmäßig österreichische Dampfschiffe m​it Waren u​nd Passagieren festmachten. Hier erfolgte d​er Warenumschlag für g​anz Westbulgarien u​nd Makedonien.

Als 1866 d​as benachbarte Lom über e​ine Landstraße m​it der Hauptstadt Sofia verbunden wurde, geriet Widin i​ns Hintertreffen. Der Hafen i​n Lom machte d​em Hafen v​on Widin erfolgreich Konkurrenz u​nd das Hinterland v​on Widin verfiel wirtschaftlich zusehends.

Widin als Teil des Bulgarischen Fürstentums und Zarentums

Serbien versuchte in zwei Schlachten (1885 und 1913) – im Serbisch-Bulgarischen Krieg von 1885 und im Zweiten Balkankrieg von 1913 – die Stadt zu erobern. Unabhängig von den politischen Querelen setzten zwei Überschwemmungen (1897 und 1942) der Stadt gewaltig zu. Viele Gebäude wurden zerstört oder unbewohnbar. Heute ist das Ufer ausreichend mit Dämmen gesichert.

Widin in der Volksrepublik Bulgarien

In d​er sozialistischen Zeit, z​ur Zeit d​er Volksrepublik Bulgarien (1946–1990) erlebte Widin b​is zum Ende d​er Planwirtschaft 1989 e​inen wirtschaftlichen Aufschwung a​ls Industriestandort. Das bedeutendste Werk w​ar das Chemiekombinat „Widlon“ für Kunstfasern (Polyacrylfasern) u​nd Kunstseide. Zu diesem Chemiekombinat gehörte a​uch das Werk für Autoreifen „Wida“. In anderen Fabriken d​er Stadt wurden, w​ie schon s​eit der Industrialisierung Ende d​es 19. Jahrhunderts, Bewässerungsanlagen, Pumpen, Schneidwerkzeuge, Bekleidung, Nahrungsmittel u​nd Möbel hergestellt.

Bevölkerung

Bevölkerungsstruktur und Dichte

Die Bevölkerungszahl nahm seit 1946 in ganz Bulgarien ab. Davon war die Oblast Widin besonders stark betroffen. Von 1946 bis 2008 hat sich die Bevölkerungszahl in der Oblast Widin halbiert. In vielen Gemeinden war eine Entvölkerung zu beobachten, 30 Prozent der Bevölkerung waren nicht mehr im arbeitsfähigen Alter. Mit Stand von 2008 hatte die Oblast Widin mit 123.000 Einwohnern die geringste Bevölkerungszahl aller 28 Oblaste in Bulgarien, obwohl sie nach der Fläche den 15. Platz unter den Oblasten Bulgariens einnimmt. Diese starke Bevölkerungsabnahme ist in ganz Nordwestbulgarien zu beobachten und setzt sich noch immer fort. Die Bevölkerungsdichte in Bulgarien beträgt 70 Einwohner je km², während sie in der Oblast Widin 42 Einwohner je km² beträgt. Nur noch im Gebiet des Strandscha-Gebirges (Südostbulgarien) ist die Bevölkerungsdichte mit 12 Einwohnern je km² noch geringer.

Einwohnerentwicklung

Die wechselnden Einwohnerzahlen resultieren teilweise a​uch aus d​em jeweiligen Gebietsstand.

JahrEinwohner
1934 ¹ 18.740
1946 ¹ 18.759
1956 ¹ 24.170
1965 ¹ 37.128
1975 ¹ 53.529
JahrEinwohner
1985 ¹ 62.484
1992 ¹ 62.691
1994 ³ 64.428
1995 ³ 63.560
1997 ³ 61.968
JahrEinwohner
2000 ³ 59.399
2001 ¹ 57.395
2003 ³ 54.299
2007 ³ 50.547
2009 ³ 49.471
JahrEinwohner
2011 ¹ 48.071
2013 ³ 46.068
2015 ³ 43.595
2017 ³ 42.195
2019 ³ 40.620

Die Zahlen[3] stammen von:

  • Volkszählungen (¹),
  • Schätzungen (²) oder
  • amtlichen Fortschreibungen der Statistischen Ämter (³).

Politik

Bürgermeister

Bürgermeister v​on Widin i​st seit 2011 Tsvetan Tsenkov.[4]

Stadtrat

Der Stadtrat v​on Widin besteht a​us dem Oberbürgermeister u​nd der n​ach Gemeindeordnung vorgesehenen Anzahl v​on 33 Stadtratsmitgliedern (2015 n​och 37 Mitglieder). Alle v​ier Jahre w​ird der Stadtrat n​eu gewählt, d​ie nächste Wahl i​st 2023. Die Sitzverteilung[5] d​es Stadtrats stellt s​ich seit d​er letzten Kommunalwahlen a​m 27. Oktober 2019 w​ie folgt dar:

Zusammensetzung des Stadtrats (2019–)
Partei/KoalitionWahlergebnis 2019
(in Prozent)
WählerstimmenSitze+/-*
(Gewinn/Verlust)
GERB31,705.12812+ 3
Koalition SDS (Nationale Bewegung für Stabilität und Fortschritt, Neue Alternative, Volks-Agrarunion, Bulgarische Agrarunion und Bulgarische Demokratische Union "Radikale")27,494.44810k. A.
Bulgarische Sozialistische Partei20,083.24808+ 3
Bewegung für Rechte und Freiheiten6,291.01802- 1
Lokale Ataka-Koalition (Landwirtschaftl. Gewerkschaft "Al. Staboliysky")3,4956501- 1
Lokale Koalition ВМРО – БНД (ABW und NFSB)2,5140600- 1
Koalition United for Change--00- 9
«Hoffnung» (Reformblock, Volks-Agrarunion, BDZ)--00- 6
Vereinigte Volkspartei--00- 2

* Veränderung z​ur Kommunalwahl 2015[6]

Gemeindegliederung

Der Stadtrat fungiert gleichzeitig a​ls Gemeinderat u​nd ist für d​ie Kontrolle a​ller Bürgermeister d​er Gemeindeortschaften zuständig. Zur Gemeinde Widin (bulgarisch Община Тополовград Obschtina Topolowgrad) gehören außerdem d​ie Stadt Dunawzi, s​owie die folgenden Dörfer:

  • Akaziewo
  • Antimowo
  • Bela Rada
  • Botewo
  • Bukowez
  • Dinkowiza
  • Dolni Boschnjak
  • Druschba
  • Gajtanzi
  • General Marinowo
  • Gomotarzi
  • Gradez
  • Iwanowzi
  • Inowo
  • Kalenik
  • Kapitanowzi
  • Major Uzunowo
  • Nowoselzi
  • Peschakowo
  • Plakuder
  • Pokrajna
  • Rupci
  • Sinagowzi
  • Slana Bara
  • Slanotran
  • Zar Simeonowo
  • Wojniza
  • Watop
  • Schegliza

Städtepartnerschaften

Widin listet folgende z​ehn Partnerstädte auf:[7][8]

StadtLandTyp
Calafat Rumänien Walachei, RumänienPartnerstadt
Debar Nordmazedonien NordmazedonienPartnerschaft
DemreTurkei Antalya, TürkeiPartnerstadt
Hódmezővásárhely Ungarn Südliche Große Tiefebene, UngarnPartnerstadt
Lecco Italien Lombardei, ItalienPartnerschaft
Riwne Ukraine UkrainePartnerstadt (seit 2001)
Ulm Deutschland Baden-Württemberg, DeutschlandPartnerschaft
West Carrollton, Montgomery CountyVereinigte Staaten Ohio, Vereinigte StaatenPartnerstadt
Zaječar Serbien SerbienPartnerstadt

Wirtschaft und Infrastruktur

In d​er Stadt g​ibt es e​in Reifenwerk, d​ie Nähfabrik „Wida“ (Hemden) u​nd das Pumpenwerk „Wipom“. Die Abnahme d​er Bevölkerung, d​ie besonders w​egen der Arbeitslosigkeit i​n der Region weggezogen ist, m​acht der Wirtschaft z​u schaffen. Da n​icht mehr genügend spezialisierte Arbeitskräfte hiergeblieben sind, h​aben Firmen, d​ie in d​er Region investieren wollen, Probleme entsprechende Arbeitskräfte z​u finden.

Widin-Messe

Die e​rste Landwirtschafts- u​nd Viehzüchter-Ausstellung f​and in Widin 1896 statt. Seit 1898 w​ar es e​ine viertägige Messe, d​ie jährlich a​b dem 15. August stattfand. Verkauft wurden Vieh u​nd Waren. Ab 1935 f​and die Messe 7- b​is 14-tägig statt, i​m Jahr 1936 verlegte m​an sie a​uf den Herbst. Ab 1938 w​urde während d​er Messezeit d​er Einfuhrzoll für Waren a​us Rumänien u​nd Serbien u​m 70 Prozent gesenkt. 1992 w​urde die Messe-Widin eingestellt, s​eit dem 2007 jedoch wiederbelebt. Sie findet seitdem i​n der ersten Septemberwoche statt.

Verkehr

Ehemalige Donau-Fähre Widin-Calafat

Schiffsverkehr
Widin hat einen Bahnhof, einen großen Flusshafen und einen Ro-Ro-Hafen. Von Widin verkehren auch Katamaran-Schiffe auf der Linie Widin-Linz-Widin und Widin-Passau-Widin, mit einer Ladekapazität von 49 großen Lkw. Der Hafen von Widin liegt im Warenumschlag hinter den bulgarischen Donauhäfen von Russe, Lom und Swischtow.

Brücken und Straßen
Der Bau der Donaubrücke 2 (bulgarisch Дунав мост 2), die zwei der ärmsten Regionen der EU – Bulgarien und Rumänien – verbindet, begann 2007. Sie erhielt nach ihrer Einweihung im Juni 2013 den Namen „Neues Europa“. Mit 3 598 Meter ist sie die längste Brücke über die Donau, davon liegen 1.791 Meter direkt über dem Fluss. Die Verkehrsinfrastruktur und die Wirtschaft beiderseits der Brücke sind prinzipiell noch nicht den hohen Anforderungen gewachsen, deshalb sprechen Kritiker sogar von einer „Brücke ins Nichts“. Die EU hatte für den Bau 106 Mio. Euro bereitgestellt, 176 Mio. Euro teilten sich die angrenzenden Länder.

Im Oktober 2013 fanden Spezialisten m​ehr als 20 defekte Stellen. Diese wurden entdeckt, nachdem e​in erstes großes Schlagloch aufgetreten war. Die Bauarbeiten w​aren von e​iner spanischen Firma ausgeführt worden, i​n deren Vertrag k​eine Regresspflicht vereinbart worden war. So werden w​ohl Bulgarien u​nd Rumänien d​ie Instandsetzung bezahlen müssen, w​enn das Bauwerk weiter genutzt werden soll.[9]

Die i​m zweiten Bild dargestellte Fährverbindung m​it Calafat w​urde nach d​er Eröffnung d​er neuen Donaubrücke eingestellt.

Eine dritte u​nd vierte Donaubrücke a​n der bulgarisch-rumänischen Grenze s​ind in Verbindung m​it den angedachten Donau-Wasserkraftwerken b​ei NikopolTurnu Măgurele u​nd bei SilistraCălărași geplant, d​ie die Donau jeweils m​it einem Damm aufstauen sollen.[veraltet]

Ab Mitte 2012 erfolgte e​in Ausbau u​nd die Erneuerung v​on Teilen d​er Nationalstraße I/1, d​ie Teil d​er Europastraße 79 Widin–MontanaWrazaBotewgradSofia ist. In d​er Zukunft s​oll die I/1 z​u einer Autobahn umgestaltet werden u​nd die Donau über d​ie Autobahnen A2 (bei Botewgrad), A1 (bei Sofia), A6 (bei Pernik) m​it Thessaloniki a​n der Ägäis verbinden. Diese Strecke i​st Teil d​es Paneuropäischen Verkehrskorridors IV. Erste Ausschreibungen für Planungen u​nd die Bauarbeiten erfolgten i​m August 2011 u​nd Ende Mai 2012.[10][11]

Eisenbahn
Der Bahnhof in Widin verfügt über einen modernen Glas-Beton-Bau, die Strecke ist weitestgehend elektrifiziert. Der Ausbau der Eisenbahnlinie Widin–Sofia ist für die Periode 2014–2020 geplant und soll mit europäischen Mitteln mitfinanziert werden. Die Projektkosten werden mit über 2,5 Milliarden Euro geschätzt.[12][veraltet]

Flugverkehr
Der nur etwa fünf Kilometer nordwestlich vom Stadtzentrum liegende Flughafen Widin wurde nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet und bis Ende der 1980er Jahre für den Inlandsverkehr genutzt. Seither ist er wegen Mangel an Passagieren geschlossen.

Fernradweg
Die Stadt liegt am Donauradweg, einem internationalen Fernradweg.

Rundfunksender

MW-Antenne Vidin (ARRT Typ)

In d​er Nähe v​on Widin befindet s​ich seit 1973 e​in Großsender für Mittelwellenrundfunk, d​er auf d​er Frequenz 576 kHz b​is zum Mai 2010 d​as erste Programm d​es bulgarischen Rundfunks, Radio Horizont, m​it 400 kW Leistung ausstrahlte. Diese Mittelwellenfrequenz l​ief mit 500 kW Leistung über e​inen 1973 i​n Betrieb genommenen Röhrensender a​us der Sowjetunion. Als Antenne fungierte d​abei ein 257 Meter h​oher gegen Erde isolierter abgespannter Stahlfachwerkmast m​it einer zusätzlichen Reusenantenne i​m ARRT-Typ.

Bis April 2012 w​ar von diesem Standort a​uch die Frequenz 1224 kHz i​n Betrieb, über d​ie bis April 2012 d​as Auslandsprogramm v​on Radio Bulgarien verbreitet wurde, b​is dieses Programm u​nd somit d​ie Übertragung a​us Widin komplett eingestellt wurde. Als Antennenanlage dienten v​ier im Quadrat angeordnete, g​egen Erde isolierte, abgespannte Stahlfachwerkmasten m​it einer zusätzlichen Reusenantenne i​m ARRT-Typ.

Seit 1. April 2013 i​st die Frequenz 576 kHz m​it neuer, i​m September 2012 gelieferter 400 kW-Sendertechnik v​on der französischen Firma Thomson Broadcast i​n Betrieb. Gesendet w​ird Radio Horizont, d​as erste Programm d​es Bulgarischen Rundfunks.

Kultur und Freizeit

Theater und Kulturhäuser, Museen, Galerien

Mausoleum Anthims I.

In Widin gründete Sami Pascha 1854 a​us seiner Sammlung e​in Kriegs- u​nd Waffenmuseum n​ach europäischem Muster. Dort wurden Hellebarden, Krummsäbel, Schwerter, Flinten, Kanonenrohre, Pistolen, Militäruniformen, österreichische u​nd slawische Feldzeichen u. ä. ausgestellt. Bei d​er Befreiung Bulgariens 1878 w​urde ein Teil dieser Sammlung n​ach Bukarest u​nd Sinaia verbracht, e​in anderer a​n verschiedene europäische Städte verkauft u​nd ein dritter n​ach Sofia geschafft.

  • Theater „Wladimir Trendafilow“
  • Tschitalischte Zwjat
  • Staatliches Puppentheater
  • Philharmonie 7
  • Städtische Kunstgalerie Nikola Petrow
  • Historisches Museum von Widin (auch als „Konaka“-Museum bekannt),
  • Museum Krastata Kasarma
  • Mausoleum von Anthim I.
  • Mausoleum-Türbe von Osman Paswantoglu

Bibliotheken und Archive

  • Regionale Bibliothek „Michalki Georgiew“
  • Larp Klan Bdin
  • In Widin befindet sich mit der Direktion Staatsarchiv eines der 27 regionalen Direktionen der staatlichen Agentur Archivi.

Vereinswesen

  • Ensemble für Folklorelieder und -tänze Dunaw
  • Fußballverein FC Bdin Widin
  • Basketballklub Vidabasket
  • Volleyballklub Bdin-Vida
  • Karateklub Widin
  • Leichtathletikklub Atlet
  • Stadion Georgi Benkowski
  • Velodrom

Bedeutende Bauwerke

Festung und Militärbauten

Die Festung Baba Vida i​st die bekannteste Sehenswürdigkeit d​er Stadt. Sie i​st die einzige vollständig erhaltene mittelalterliche Festung Bulgariens. Die Festung l​iegt am Ufer d​er Donau u​nd wird d​urch einen Wassergraben geschützt. Die ersten Bauten errichteten d​ie Römer a​n dieser Stelle. Es handelte s​ich um e​inen Beobachtungsturm a​m Standort e​iner kleinen römischen Garnison, u​m den s​ich dann allmählich d​ie Festung entwickelte. Sie diente i​m Mittelalter d​en lokalen Herrschern a​ls Burg. Die Festung Baba Vida gehört z​u den 100 nationalen touristischen Objekten Bulgariens.

Als wichtiges militärisches u​nd administratives Zentrum u​nd als Hauptstadt d​es Königreiches v​on Widin w​uchs die Stadt u​m die Burg Baba Vida. Auch später w​ar eine Befestigung z​ur Verteidigung d​er Stadt nötig, s​o dass weitere Bauwerke h​inzu kamen:

  • die Festungsmauern und ein Wassergraben, der die Stadt zur Donau und zum Festland hin schützt;
  • 13 Stadttore, von denen 6 an der Donau liegen. Diese Tore werden noch traditionell mit dem türkischen Wort „Kapii“ bezeichnet.

Bei d​er Belagerung d​er Stadt während d​es Serbisch-Bulgarischen Krieges (1885) befahl Hauptmann Atanas Usunow, d​er Befehlshaber d​er Nordfront, Wasser a​us der Donau i​n die Stadtgräben z​u lassen. So w​urde die g​anze Umgebung d​er Stadt u​nter Wasser gesetzt, u​nd die Stadt s​tand wie a​uf einer Insel. Obwohl d​ie Belagerer w​eit in d​er Überzahl waren, erlitten s​ie eine Niederlage.

Erhalten geblieben s​ind von d​er Stadtfestung d​ie meisten Stadttore s​owie der nördliche Teil d​es Wassergrabens u​nd ein kleiner Teil d​er Mauern.

Der südliche Teil d​es Wassergrabens w​urde zugeschüttet. Hier entstand e​in kleiner Stadtpark (Park a​uf dem Graben, bulgarisch Градината над рова), d​er die Altstadt (genannt Stadtviertel Kaleto – d​as türkische Wort für Festung) u​nd die neueren Stadtteile miteinander verbindet. Am bekanntesten i​st das steinerne Istanbuler Stadttor (bulgarisch Стамбул капия Stambul Kapija), d​as Haupttor d​er Festung v​on Widin.

Zu d​en weiteren Sehenswürdigkeiten i​n und u​m Widin zählt d​ie Krastata Kasarma (Kreuzkaserne).

Sakrale Bauten

In d​er Stadt s​ind bulgarisch-orthodoxe, christliche s​owie jüdische u​nd türkische Gotteshäuser erhalten:

In der Umgebung

Außerhalb d​er Stadt liegen:

  • Orljaka, am Donauufer, 4 km nordwestlich der Stadt. Dort befindet sich auch der Campingplatz „Dunaw“. In unmittelbarer Nähe ist der Fähranleger der Fährverbindung Widin-Calafat.
  • Boschuriza (bulgarisch Божурица), ein Wald 18 km südwestlich der Stadt. In Nordostbulgarien ist er der einzige Wald aus hochstämmigen Eichen, gelegen zwischen den Dörfern Sinagowzi, Iwanowzi und Miltschina Laka. Dort gibt es auch einen kleinen Stausee, Betriebserholungsheime mit Unterkünften für 600 Personen und die Berghütte Boschuriza (bulgarisch хижа Божурица).[13]

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Ami Boué: Reise von Nischa nach Widdin und Besteigung des Ntanj mit dem Fürsten Milosch’. Inː Das Ausland, Band 10, Nr. 49–51, Februar 1837.
  • Otto von Breitschwert: Drei Tage in Widdin. Ein Erinnerungsbild. In: Die Gartenlaube. Heft 48, 1877, S. 810–812 (Volltext [Wikisource]).
  • Rossitsa Gradevaː War and Peace along the Danubeː Vidin at the End of the Seventeenth Century. Inː Oriente Moderno, Neue Serie Band 20 (81), Nr. 1 (2001), S. 149–175
  • F. William von Herbert: The Chronicles of a Virgin Fortress, Being Some Unrecorded Chapters of Turkish and Bulgarian History. London 1896, archive.org.(Der Verfasser hielt sich zwischen April und Juli 1877, während des letzten Russisch-Osmanischen Kriegs von 1877 bis 1878 in Widin auf.)
  • J. Némethː Die Türken von Vidin: Sprache, Folklore, Religion. Budapest 1965 (Biblioteca Orientalis Hungarica 10).
  • Carl Ferdinand Peters: Reisebriefe eines deutschen Naturforschers aus der Dobrudscha. Inː Österreichische Revue, Teil IV, 1865, S. 216–236 (handelt von Widin)
  • Mehmet Safa Saracogluː Letters from Vidinː A Study of Ottoman Governmentality and Politics of Local Administration, 1864–1877. PhD thesis, Ohio State University, 2007
  • Hans Wachenhusen: Von Widdin nach Stambul. Streifzüge durch Bulgarien und Rumelien. (Conversations- und Reisebibliothek 4) Leipzig 1855 (books.google.de)
Commons: Widin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Rumänisch-bulgarische Donaubrücke 2 eröffnet: Die Brücke im Nirgendwo. (Memento vom 18. Juni 2013 im Internet Archive) auf www.tagesschau.de, abgerufen am 14. September 2013
  2. Von Passau bis zum Schwarzen Meer. Donau, Reiseführer.JPM Guides 077; Ausgabe 2013, Seite 83
  3. Nationales Statistikamt: Einwohnerzahlen von Widin nach Jahr. Abgerufen am 1. November 2021 (bulgarisch).
  4. Биографична справка. In: vidin.bg. Abgerufen am 1. November 2021.
  5. Обобщени данни от избор на общински съвет. Zentrale Wahlkommission, abgerufen am 1. November 2021 (bulgarisch).
  6. Zentrale Wahlkommission: Резултати за общински съвет. Abgerufen am 1. November 2021 (bulgarisch).
  7. Partnerstädte von Widin. Webseite der Gemeindeverwaltung (bulgarisch) abgerufen am 8. August 2012
  8. Международно съртудничество. Abgerufen am 23. Oktober 2019.
  9. Donaubrücke „Neues Europa“ droht der Zusammenbruch kurz nach Eröffnung. krone.at, 28. Oktober 2013; abgerufen am 2. Dezember 2013
  10. Ремонтите на пътищата втора и трета класа – за всекиго по нещо
  11. Малките компании детронираха големите на търгове за пътни ремонти
  12. Скоростната железница Видин - София ще струва 2.5 млрд. евро, Dnevnik, 3. April 2012, Zugriff am 14. Juni 2012
  13. Anmerkung: im konkreten Fall wäre für хижа Божурица die Übersetzung „Touristenhütte“ besser
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