Leeuwarden

Leeuwarden [ˈleːu̯ˌʋɑrdə(n)] () (westfriesisch Ljouwert ()) ist eine Stadt in der niederländischen Provinz Friesland und der Verwaltungssitz der Provinz. Im Jahr 2018 war Leeuwarden gemeinsam mit Valletta (Malta) Kulturhauptstadt Europas.[3]

Gemeinde Leeuwarden

Flagge

Wappen
Provinz  Fryslân
Bürgermeister Sybrand van Haersma Buma (CDA)[1]
Sitz der Gemeinde Leeuwarden
Fläche
 – Land
 – Wasser
170,23 km2
154,41 km2
15,82 km2
CBS-Code 0080
Einwohner 124.499 (1. Jan. 2021[2])
Bevölkerungsdichte 731 Einwohner/km2
Koordinaten 53° 12′ N,  48′ O
Höhe 3 m NAP
Bedeutender Verkehrsweg
Vorwahl 058
Postleitzahlen 8495, 8901–8903, 8911–8919, 8921–8927, 8931–8939, 8941, 9001, 9003–9009, 9011, 9051, 9053–9057, 9071, 9079, 9081–9089
Website Homepage von Leeuwarden
Vorlage:Infobox Ort in den Niederlanden/Wartung/Karte
Aussicht über die Stadt vom Achmea-Turm
Aussicht über die Stadt vom Achmea-TurmVorlage:Infobox Ort in den Niederlanden/Wartung/Bild1

Geographie

Leeuwarden befindet sich in der Provinz Friesland im Norden der Niederlande.

Geschichte

Voorstreek mit Turm der St.-Bonifatius-Kirche

Mindestens seit dem 10. Jahrhundert wurde das Gebiet besiedelt. Neuere Ausgrabungen stellen möglicherweise Reste von Behausungen aus dem 2. Jahrhundert dar.

Ursprünglich gab es hier drei terpen (Warften), worauf die drei Dörfer Oldehove, Nijehove und Hoek lagen. Im 14. und 15. Jahrhundert wuchsen sie zur neuen Stadt Leeuwarden. Die Stadt erhielt 1435 die Stadtrechte. Aufgrund seiner Lage an der Middelzee, einer Bucht des Wattenmeeres, war Leeuwarden ein reges Handelszentrum, bis der Wasserweg im 15. Jahrhundert austrocknete. Danach blieb der Stadt nur regionale Bedeutung als Viehmarkt der umliegenden Wiesengebiete und, nachdem sie sich 1498 Albrecht von Sachsen unterworfen und ihn als Erbstatthalter von Friesland anerkannt hatte, als Verwaltungszentrum Frieslands.

Um 1600 war Leeuwarden mit 15.000 Einwohnern vorübergehend sogar nach damaligen Verhältnissen eine Großstadt. Leeuwarden war ab dem 16. Jahrhundert Residenzstadt des Statthalters der Provinz Friesland, eine der sieben Provinzen der Republik der Niederlande. Friesland hatte gemeinsam mit Groningen, anders als die fünf anderen Gaue, eigene Statthalter. Einer davon war Johann Wilhelm Friso von Nassau-Dietz, dem nach seinem frühen Unfalltod 1711 seine Witwe Marie Luise von Hessen-Kassel nachfolgte. Diese bei den Friesen sehr beliebte und Marijke Meu (Tante Maria) genannte Prinzessin erwarb 1731 ein großes Haus in der Stadt, das seitdem Princessehof heißt. Marijke Meu sammelte kostbares Porzellan; ihre Sammlung ist bis heute in Besitz des Keramikmuseums Princessehof, das sich im selben Gebäude befindet.

Im 18. und frühen 19. Jahrhundert kam Leeuwarden durch den Anschluss an das Eisenbahnnetz (um 1868) zu neuer Blüte. Im Jahr 1901 hatte die Stadt 32.203 Einwohner.

Im Zweiten Weltkrieg war die Stadt von 1940 bis zur Einnahme durch die Royal Canadian Dragoons am 15. April 1945 von der deutschen Wehrmacht besetzt.

Name

Der Name Leeuwarden wurde erstmals im frühen 9. Jahrhundert erwähnt. Doch herrscht eine große Ungewissheit über den Namen, von dem über 200 Schreibvarianten bekannt sind. Noch heute in Gebrauch sind Leeuwarden (niederländisch), Liwwadden (stadtfriesisch) und Ljouwert (westfriesisch).

Der zweite Bestandteil -warden ist der niederländisch-friesische Name für eine Warft. Die erste Silbe kann als leeu- oder leeuw-, niederländisch für „Löwe“, interpretiert werden. Diese Interpretation wird von einigen Gelehrten mit dem Verweis auf das Stadtwappen unterstützt. Doch dazu fehlt ein w im Namen. Andere Forscher sind der Meinung, dass der Name von der Vorsilbe leeu- stammt, einer Verfälschung von luw- mit der Bedeutung „Lee“, „vor Wasser geschützt“, oder von lee- mit der Bedeutung „Wasserkreislauf“. Auch ein verstümmelter Personenname wird als Herkunft für möglich gehalten.

Wirtschaft

Leeuwarden stellt das wirtschaftliche Zentrum der Provinz Friesland dar. Zahlreiche Arbeitsplätze in Friesland befinden sich in Leeuwarden. Außerdem ist Leeuwarden eine der größten Dienstleistungsstädte mit u. a. vielen Finanzdienstleistern, Behörden und Regierungsinstitutionen. Auch der Tourismus stellt ein wichtiges Standbein dar. Industrielle Produkte Leeuwardens sind Kleidung, Kunstseide, Leinenstoffe, Maschinen und Nahrungsmittel.

Verkehr

Die Stadt liegt an der deutsch-niederländischen Ferienstraße Oranier-Route. In der näheren Umgebung von Leeuwarden befinden sich die Autobahnen A32 Richtung Heerenveen und Zwolle, und A31 zum Abschlussdeich/A7 nach Den Helder und Amsterdam.

Kanäle verbinden den Hafen der Stadt mit Groningen (über Verbindung Langdeel an den Prinses-Margriet-Kanal) und Harlingen (Van Harinxmakanaal).

Eisenbahnverbindungen bestehen vom Bahnhof Leeuwarden nach Amersfoort über Zwolle (Intercity, einmal stündlich); Stoptrein (Lokalzug) bis Zwolle, nach Groningen, Harlingen und Stavoren über Sneek (alles Lokalzüge).

Bildung

Studieren kann man an der Fachhochschule Noordelijke Hogeschool Leeuwarden, am Van Hall Instituut und der Stenden Hogeschool, die zurzeit ca. 15.000 Studenten unterrichten. Des Weiteren ist seit 2018 die Reichsuniversität Groningen, welche zu den ältesten Universitäten Europas gehört, durch einen ansässigen Satellitencampus in Leeuwarden vertreten.

Politik

Sitzverteilung im Gemeinderat

Kommunalwahlen 2017[4]
 %
30
20
10
0
26,1
11,5
10,7
9,9
9,2
6,5
5,9
5,6
4,5
10,1
PAL/GL
GBL
L58
Sonst.
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2013
 %p
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
−3,2
+2,3
−2,6
−0,2
−2,4
−3,4
−0,3
± 0,0
+4,5
+5,3
PAL/GL
GBL
L58
Sonst.

Die Kommunalwahlen vom 22. November 2017 ergaben folgende Sitzverteilung:

ParteiSitze[5][Anm. 1]
19982002200620102013a2017b
PvdA131015111211
Progressieve Aktie Leeuwarden/GroenLinks344545
CDA775565
VVD554544
D66220244
Gemeentebelangen Leeuwarden322442
FNP011122
ChristenUnie12222
Lijst0582
50PLUS1
PvdD1
Verenigd Links-Feriene Lofts10
SP3342
Leefbaar Leeuwarden20
GPV/RPF/SGP1
Gesamt373737373939
  1. Parteien, die zwar bei der Wahl teilgenommen haben, aber keinen Ratssitz erlangen konnten, werden nicht berücksichtigt.
a Aufgrund der Eingemeindung eines Teils von Boarnsterhim nach Leeuwarden zum 1. Januar 2014 fanden die Gemeinderatswahlen bereits am 13. November 2013 statt.
b Aufgrund der Eingemeindung von Leeuwarderadeel und einem Teil von Littenseradiel nach Leeuwarden zum 1. Januar 2018 fanden die Gemeinderatswahlen bereits am 22. November 2017 statt.

Bürgermeister

Seit dem 26. August 2019 ist Sybrand van Haersma Buma (CDA) amtierender Bürgermeister der Gemeinde.[1] Zu seinem Kollegium zählen die Beigeordneten Sjoerd Feitsma (PvdA), Henk Deinum (PvdA), Friso Douwstra (CDA), Hilde Tjeerdema (D66), Herwil van Gelder (Progressieve Aktie Leeuwarden/GroenLinks) sowie der Gemeindesekretär Reindert Hoek.[6]

Orte

Das Gemeindegebiet von Leeuwarden umfasst außer der Stadt noch zahlreiche Dörfer sowie kleinere ländliche Siedlungen (Buurschappen).

Stadt (als Teil der Gemeinde) und ländliche Siedlungen, Einwohnerzahlen vom 1. Januar 2012:

NameEinw.
Niederländisch  Friesisch 
LeeuwardenLjouwert95.949
GrouwGrou5.757
GoutumGoutum2.565
WargaWergea1.660
IrnsumJirnsum1.292
WirdumWurdum1.040
RoordahuizumReduzum1.096
WartenaWarten948
WijtgaardWytgaard590
LekkumLekkum425
SnakkerburenSnakkerbuorren225
HempensHimpens'155
IdaardIdeard96
FriensFriens89
SwichumSwichum50
WarstiensWarstiens41
MiedumMiedum30
AegumEagum28
TeernsTearns16

Quelle: CBS

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Architektur

Kanselarij (Kanzlei) von 1566
Achmea-Gebäude
Brücke über die Zuidergracht

In der Altstadt sind viele typisch schmalbrüstige Bürgerhäuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert erhalten. Bekannte weitere Bauwerke sind beispielsweise

  • der schiefe Oldehove, das Wahrzeichen Leeuwardens
  • die Kanselarij aus dem 16. Jahrhundert, Sitz des Hofes von Friesland
  • der Stadhouderlijk Hof, späterer Sitz des Statthalters von Friesland, heute ein Hotel
  • die Waag, das alte Handelszentrum
  • die Grote of Jacobijnerkerk aus dem 15. Jahrhundert
  • die katholische Kirche St. Bonifatius aus dem 19. Jahrhundert
  • das Blokhuispoort, ein ehemaliges Zuchthaus und Gefängnis
  • die Slauerhoffbrug, eine bewegliche Brücke.

Das in der Nähe des Bahnhofes gelegene dunkle Gebäude der Achmea-Versicherung ist mit rund 114 Metern Höhe das höchste Gebäude der Stadt.

Museen

  • der Princessehof: 1693 erbaut, beinhaltet ein Museum für Keramik von nationaler Bedeutung
  • Das Fries Museum besitzt rund 170.000 Objekte aus Kunst, Kultur und Geschichte Frieslands, darunter eine beachtliche Sammlung von Gegenständen aus Silber: Friesland war im 17.–19. Jahrhundert bekannt für seine Silberschmiedekunst.
  • das Verzetsmuseum ist ein 'Museum für den Widerstand gegen die Nazis im Zweiten Weltkrieg'
  • im Prinsentuin im nördlichen Stadtpark befindet sich ein dem Bildhauer Pier Pander (1864–1919) gewidmetes Museum
  • Historisches Museum
  • Literaturmuseum

Regelmäßige Veranstaltungen

  • In Leeuwarden findet ein Rindermarkt statt.
  • An Christi Himmelfahrt findet der größte Blumenmarkt im ganzen Land statt.
  • Domino Day: fand von 2002 bis 2009 jährlich in den Friesland-Hallen statt
  • Auf der Luftwaffenbasis in Leeuwarden findet im Wechsel mit der Basis Volkel (Uden) der jährliche Tag der offenen Tür der Luftwaffe statt. Die niederländische Bezeichnung für diese Airshow ist Open Dagen.
  • Im Januar findet in Leeuwarden die alljährliche zentrale Körung der Friesen-Deckhengste statt, welche vom KFPS (Koninklijke Vereniging "Het Friesch Paarden-Stamboek") organisiert und durchgeführt wird.
  • Seit 2013 findet im Naherholungsgebiet "De Groene Ster" unweit der Stadt im August mit dem "Psy-Fi" ein großes Psytrance-Festival statt, dass sich inzwischen zu einem Anziehungspunkt der Hippie- und Goa-Szene Europas entwickelt hat

Kulturhauptstadt Europas

Ansicht des Sprachenpavillons, davor der großformatige mehrsprachige Schriftzug „Language makes us human“

Für das Jahr 2018 wurde turnusgemäß einer der beiden auf ein Jahr befristeten Titel einer Kulturhauptstadt Europas an die Niederlande vergeben. Am 6. September 2013 wurde bekannt, dass sich Leeuwarden in der niederländischen Auswahlkommission vor den verbliebenen Mitbewerbern Eindhoven und Maastricht mit der Euregio Maas-Rhein durchsetzen konnte.[7]

Das Programm und die kulturellen Aktionen wurden von Leeuwarden gemeinsam mit der Provinz Friesland unter dem Kürzel LF2018 ausgerichtet und erstreckten sich über die ganze Provinz.[8] In den elf friesischen Städten wurden elf Brunnen errichtet, in Harlingen und weiteren Orten Großveranstaltungen durchgeführt und in Sloten eine über 400 Malereien umfassende Freiluftgalerie aufgestellt. Leeuwarden selbst fokussierte unter dem Titel „Lân fan taal“ (Land der Sprache) auf das Thema Sprache: Ein Pavillon gegenüber dem Oldehove demonstrierte die Vielzahl der gesprochenen Sprachen, ein weiterer „Livingroom of languages“ war Aufführungsort für wöchentlich wechselnde Sprachen und Kulturen. Hinweise im Stadtbild auf das Thema stellten Denkanstöße dar.[9]

Sport

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter

Personen mit Beziehung zur Stadt

  • Sikke Freriks († 1531), auch Sikke Snyder, Täufer, wurde aufgrund seiner Glaubensüberzeugungen vor der Leeuwardener Kanzlei öffentlich enthauptet
  • Marcus Lycklama à Nijeholt (1573–1625), Rechtswissenschaftler, Diplomat, besuchte in Leeuwarden die Schule und war Advokat in der Stadt
  • Jakob von Typsma (1608–1672), Mediziner
Commons: Leeuwarden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Leeuwarden – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Burgemeester Buma maandag geïnstalleerd in Grote Kerk. In: Leeuwarder Courant. NDC mediagroep, 20. August 2019, abgerufen am 26. August 2019 (niederländisch).
  2. Bevolkingsontwikkeling; regio per maand. In: StatLine. Centraal Bureau voor de Statistiek, 10. März 2021 (niederländisch).
  3. Kulturhauptstädte Europas - Kreatives Europa - European Commission. Abgerufen am 29. Juli 2018.
  4. Ergebnis der Kommunalwahlen: 2013 2017, abgerufen am 17. Juni 2018 (niederländisch)
  5. Sitzverteilung im Gemeinderat: 1998–2002 (Memento vom 15. Juni 2018 im Internet Archive) 2006 2010 2013 2017, abgerufen am 17. Juni 2018 (niederländisch)
  6. College van burgemeester en wethouders Gemeente Leeuwarden, abgerufen am 17. Juni 2018 (niederländisch)
  7. KULTURHAUPTSTADT: Leeuwarden setzt sich überraschend gegen starke Konkurrenz durch. Uni Münster, 12. September 2013, abgerufen am 15. September 2013.
  8. Leeuwarden-Friesland Kulturhauptstadt Europas 2018. In: Deutschsprachige Internetseite der LF2018-Veranstalter. Leeuwarden-Fryslân 2018, abgerufen am 2. September 2018.
  9. Lân fant taal. In: Deutschsprachige Internetseite der Arbeitsgruppe Lân fan taal. Team Lân fan taal, abgerufen am 2. September 2018.
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