Winfried Hermann
Winfried „Winne“ Hermann (* 19. Juli 1952 in Rottenburg am Neckar)[1] ist ein deutscher Politiker (Bündnis 90/Die Grünen). Er ist Abgeordneter im Landtag von Baden-Württemberg und seit 2011 baden-württembergischer Verkehrsminister.
Leben und Beruf
Hermann wurde im Güterbahnhof Rottenburg am Neckar geboren. Sein Großvater war Bahnspediteur.[1]
Er engagierte sich am Eugen-Bolz-Gymnasium Rottenburg in der Schülermitverantwortung und war zeitweilig Schülersprecher. Nach dem Abitur 1971 leistete Hermann seinen Zivildienst im Kinderheim Diasporahaus Bietenhausen bei Haigerloch ab und begann 1973 ein Lehramtsstudium der Fächer Deutsch, Politik und Sport an der Eberhard Karls Universität Tübingen, welches er 1979 mit dem ersten Staatsexamen beendete. Nach dem Referendariat bestand er 1981 auch das zweite Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien. Anschließend war er bis 1984 am Wirtemberg-Gymnasium Stuttgart-Untertürkheim als Lehrer tätig. Von 1989 bis 1998 leitete er den Fachbereich Gesundheit und Umwelt an der Volkshochschule Stuttgart.
Winfried Hermann ist verheiratet und hat eine Tochter.
Partei
1982 wurde Hermann Mitglied bei den Grünen. Von 1992 bis 1997 war er Landesvorsitzender der Grünen in Baden-Württemberg.
Abgeordneter
Hermann gehörte von 1984 bis 1988 dem Landtag von Baden-Württemberg an und gehört ihm seit der Landtagswahl 2016 erneut an. Bei der Landtagswahl 1984 erzielte er im Wahlkreis Stuttgart II ein Zweitmandat, bei der Landtagswahl 2016 und der Landtagswahl 2021 im selben Wahlkreis das Erstmandat.
Von 1998 bis 2011 war er Mitglied des Deutschen Bundestages. Hier war er von 1998 bis 2002 stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Seit 2002 war er Sprecher der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen für Sportpolitik. Daneben war er von 2002 bis 2005 umweltpolitischer Sprecher, seit 2005 zusätzlich Sprecher für Verkehrspolitik. In der 17. Legislaturperiode war er von 2009 bis 2011 Vorsitzender des Verkehrsausschusses des Deutschen Bundestages.
Winfried Hermann ist stets über die Landesliste Baden-Württemberg in den Bundestag eingezogen.
Minister
Von Mai 2011 bis Mai 2016 war Hermann Minister im neu geschaffenen Ministerium für Verkehr und Infrastruktur im Kabinett Kretschmann I in Baden-Württemberg. Seit 12. Mai 2016 ist er Minister für Verkehr, zunächst im Kabinett Kretschmann II und seit 12. Mai 2021 im Kabinett Kretschmann III.
Das Bahnprojekt Stuttgart 21 fällt in die Ressortzuständigkeit Hermanns. In einem Interview hatte er zuvor abgelehnt, für das Projekt Stuttgart 21 Verantwortung zu übernehmen, sollte der geplante Volksentscheid dessen Weiterführung ergeben.[2] Obwohl der Volksentscheid später eine Weiterführung ergab, blieb er Minister und vertritt nun die Landesregierung bei diesem Projekt, was teils erhebliche Kritik bei den Projektgegnern hervorrief.[3]
Hermann will das Schienenverkehrsangebot in Baden-Württemberg kontinuierlich um weitere 15 bis 20 Prozent ausweiten. Dies soll insbesondere durch verstärkten Wettbewerb erreicht werden.[4]
Ein weiterer Schwerpunkt von Hermann ist das Thema Nachhaltige Mobilität. Ziel sei es, Baden-Württemberg zu einem Pionierland für Elektromobilität, der Radinfrastruktur und für eine bessere Vernetzung der Verkehrsträger zu machen.[5] Im Bereich Straßenbau plant das Ministerium eine Verschiebung der Prioritäten weg vom Neubau hin zu mehr Investitionen in die Sanierung und Ertüchtigung.[6] Außerdem sollten bis 2025 zehn Radschnellwege in Baden-Württemberg entstehen.[7] Hermann sprach sich gegen die von der CSU vorgeschlagene PKW-Maut in Form einer Vignette aus.[8] Er setzt sich dafür ein, dass die Profifußballvereine für die regelmäßig durch ihre Fans begangenen schweren Sachbeschädigungen in Zügen anteilsmäßig aufkommen müssen. Alleine bei dem Baden-Württemberg-Derby Karlsruher SC gegen VfB Stuttgart war 2017 ein Schaden von mehr als 100 000 Euro entstanden.[9]
Während der COVID-19-Pandemie in Deutschland schrieb er ein Buch über den Wandel der Mobilität.[1]
Weitere Ämter und Engagements
- Winfried Hermann ist Aufsichtsratsvorsitzender der Hohenzollerischen Landesbahn AG.[10]
- Er ist Mitglied des Vereins Institut Solidarische Moderne e. V.[11]
- Mitglied des Eisenbahninfrastrukturbeirats bei der Bundesnetzagentur
- Mitglied bei den Naturfreunden
Buch
- Und alles bleibt anders: Meine kleine Geschichte der Mobilität. Molino Verlag, Schwäbisch Hall 2020, ISBN 978-3-948696-06-1.
Weblinks
Einzelnachweise
- Roland Muschel: Hermanns Traum von der Verkehrswende. In: Neue Württembergische Zeitung. Band 75, Nr. 239, 15. Oktober 2020, S. 6.
- Dann gebe ich den Bahnhof ab In: die tageszeitung, 12. Mai 2011.
- „MP Kretschmann und Minister Hermann (…) verstecken sich hinter dem Schwindel Volksabstimmung“. Auf: Bei-Abriss-Aufstand, 26. März 2012.
- »Der Ausbau der Schienenverbindungen ist kein Selbstläufer mehr«. In: Internationales Verkehrswesen. Band 65, Nr. 1, 2013, S. 32 f.
- Minister Winfried Hermann, Webseite des Ministeriums (Memento vom 18. Mai 2013 im Internet Archive)
- Planung und Finanzierung, Webseite des Ministeriums (Memento vom 4. August 2013 im Internet Archive)
- Arnold Rieger: Radschnellwege: Auf der Überholspur. In: Stuttgarter Zeitung. 14. Februar 2017, abgerufen am 23. März 2021.
- Pkw-Maut hat Freunde nicht nur in der CSU. Handelsblatt online, 11. Juli 2013.
- Michael Schwarz: Derby-Randale: Streit um Bahn-Kosten. In: Heilbronner Stimme. 20. Juni 2018, abgerufen am 23. März 2021.
- Baden-Württemberg: HzL gewinnt SPNV-Strecken Zollernalb Eurorailpress.de vom 5. August 2013
- Institut Solidarische Moderne: Mitglieder des Instituts Solidarische Moderne, abgerufen am 10. August 2015.