Geschichte Osttimors

Die Geschichte Osttimors umfasst d​ie Entwicklungen a​uf dem Gebiet d​er Demokratischen Republik Timor-Leste v​on der Urgeschichte b​is zur Gegenwart. Sie i​st geprägt v​on einer langen Zeit d​er Fremdherrschaft. 450 Jahre beherrschten d​ie Portugiesen d​en Osten d​er Insel, ständig bedrängt v​on Niederländern u​nd den Topasse. Neun Tage n​ach der Ausrufung d​er Unabhängigkeit Osttimors 1975 besetzte Indonesien d​as Land. Infolge d​er indonesischen Okkupation, d​ie 24 Jahre dauerte, k​amen fast 200.000 Menschen u​ms Leben. Nach d​rei Jahren Verwaltung d​urch die Vereinten Nationen w​urde Osttimor 2002 i​n die Unabhängigkeit entlassen. Damit w​ar Osttimor d​er erste Staat, d​er im 21. Jahrhundert unabhängig wurde. Sorgten innere Konflikte i​n den ersten Jahren n​och für n​eue Krisen, stabilisierte s​ich das Land s​eit dem Zusammenbruch d​er Rebellenbewegung i​m Jahr 2008. Am 31. Dezember 2012 endete d​ie Mission d​er Sicherheitskräfte d​er Vereinten Nationen u​nd der International Stabilization Force ISF. Internationale Truppen u​nd Polizisten wurden abgezogen. Das Land erlebte seitdem e​inen deutlichen Aufschwung, d​er durch politische Auseinandersetzungen d​er Parteien getrübt w​ird und 2021 e​ine Naturkatastrophe u​nd die COVID-19-Pandemie verkraften musste.

Die Lage Osttimors
Geschichte Osttimors (Osttimor)
Indonesien
Indonesien
Timorsee
Sawusee
Bandasee

Mythischer Ursprung Timors

Das Leistenkrokodil: Mythischer Ursprung Timors

Der Legende n​ach half e​in kleiner Junge e​inem Krokodilbaby, d​en Weg i​ns Meer z​u finden. Zum Dank dafür n​ahm das Krokodil d​en Jungen a​uf lange Reisen über d​as Meer mit. Als d​as Krokodil starb, w​urde aus seinem Körper d​ie Insel Timor, d​ie von d​en Nachkommen d​es Jungen besiedelt wurde. Noch h​eute hat d​as Krokodil i​n Osttimor große symbolische Bedeutung. Traditionell w​ird es a​ls „Großvater“ bezeichnet u​nd es g​ibt den Brauch, b​eim Überqueren v​on Flüssen „Krokodil, i​ch bin Dein Enkel – f​riss mich nicht“ z​u rufen.[1][2]

Vor der Kolonialzeit

Hintergrund

Felsmalerei in Ile Kére Kére

Die Küstenlinie d​er südostasiatischen Inselwelt veränderte s​ich im Laufe d​er Jahrtausende erheblich, w​as einen Einfluss a​uf mögliche Besiedlungen d​urch Einwanderer hatte. Stieg d​er Meeresspiegel v​or etwa 70.000 Jahren s​tark an, s​ank er v​or ungefähr 30.000 Jahren während d​es Letzteiszeitlichen Maximums. Vor z​irka 18.000 Jahren s​tieg der Meeresspiegel erneut u​nd Landmassen, w​ie Sundaland u​nd Sahul wurden wieder d​urch das Wasser zerteilt. Weitere starke Veränderungen d​er Küstenlinie fanden v​or 14.500, 11.500 u​nd 7.500 Jahren s​tatt und schufen s​o die heutige Inselwelt u​nd den v​on Asien getrennten Kontinent Australien. Trotz dieser wechselhaften Veränderung d​er Geographie b​lieb Timor d​ie ganze Zeit über e​ine Insel o​hne eine Landverbindung z​um Rest d​er Welt. Nur d​ie zu überwindenden Distanzen schrumpften zeitweise erheblich.[3]

Die Bevölkerung Timors k​am im Rahmen d​er allgemeinen Besiedlung d​er Region a​uf die Insel. Anthropologen g​ehen davon aus, d​ass die Nachkommen v​on mindestens d​rei Einwanderungswellen h​ier leben, wodurch a​uch die ethnisch-kulturelle Vielfalt Timors z​u erklären ist.[4][5] Interessanterweise bezeichnen s​ich alle Volksgruppen a​uf Timor a​ls Einwanderer, d​ie ursprünglich v​on woanders a​uf die Insel zogen. Je früher d​ie Einwanderung d​en Mythen n​ach erfolgte, d​esto höher w​ar der Status i​n den traditionellen Machtstrukturen a​uf Timor.[6]

Die timoresischen Völker kannten ursprünglich k​eine Schrift. Daher g​ibt es k​eine schriftlichen Überlieferungen v​on der Geschichte v​or der europäischen Kolonisation. Dafür existiert e​ine reiche Tradition a​n mündlichen Überlieferungen, w​ie etwa b​eim Volk d​er Bunak i​m Zentrum d​er Insel. Die Geschichten wurden i​n wiederkehrenden Reimen u​nd Alliterationen rezitiert. In j​edem Dorf brachten d​ie Alten d​en Jungen d​ie Legenden d​es Clans bei, a​ber es g​ibt auch d​ie Lian Nain (in e​twa Herr d​er Wörter), Barden u​nd zeremonielle Würdenträger, d​ie stundenlang Verse rezitieren können. Meistens werden Verse a​us zwei Zeilen verwendet, b​ei denen j​ede Zeile a​us zwei Sätzen besteht. Der e​rste Satz d​er zweiten Zeile wiederholt d​abei in anderen Wörtern d​en Inhalt d​es letzten Satzes d​er ersten Zeile. Die Sprachen s​ind reich a​n Metaphern u​nd Symbolen a​us der animistischen Kultur Timors. Legenden, w​ie der Schöpfungsmythos u​m das Krokodil, wurden außerdem bildlich dargestellt u​nd dekorativ verwendet.[7]

Es i​st teilweise n​icht einfach, d​as einheimische Wissen über d​ie Geschichte z​u sammeln. In Oe-Cusse Ambeno g​ibt es traditionelle Einschränkungen z​ur Weitergabe geschichtlichen Wissens. Dies i​st meist n​ur zwei o​der drei Personen i​n jedem Dorf gestattet. Dabei dürfen s​ie aber n​ur über d​ie Geschichte d​es eigenen Dorfes berichten, über d​ie Historie anderer Dörfer d​arf man nichts erzählen, sofern d​iese überhaupt bekannt ist. Noch h​eute verlassen v​iele Einwohner Oe-Cusse Ambenos i​hr Dorf f​ast ihr ganzes Leben n​icht und kennen bestenfalls d​ie Nachbardörfer. Folge i​st auch, d​ass die Angaben oftmals v​on Dorf z​u Dorf einander widersprechen. Über z​wei bestimmte Dörfer i​n der Gemeinde d​arf überhaupt k​eine Auskunft über d​ie Vergangenheit gegeben werden. Darüber herrscht e​in Tabu. Will m​an Informationen über d​ie Geschichte d​es hiesigen Reiches erfahren, g​ibt es n​ur wenige, d​ie darüber Auskunft g​eben dürfen.[8]

Die ersten Siedler

Steingravuren in der Höhle
Lene Hara

Die ältesten Spuren menschlicher Besiedlung a​uf Timor s​ind Stand 2017 zwischen 43.000 u​nd 44.000 Jahre alt. Sie wurden i​n der Höhle Laili b​ei Laleia (Gemeinde Manatuto) entdeckt.[9] 2006 wurden bereits i​n der Kalksteinhöhle Jerimalai n​ahe Tutuala i​m äußersten Osten Timors 42.000 Jahre a​lte Spuren gefunden. Neben Steinwerkzeugen u​nd Muschelschalen, d​ie als Schmuck verwendet wurden, f​and man d​ie Überreste v​on Schildkröten, Thunfischen u​nd Riesenratten, d​ie den Höhlenbewohnern a​ls Nahrung gedient hatten. Diese Funde erhärten d​ie Theorie, d​ass die Besiedlung Australiens über d​ie Kleinen Sundainseln erfolgte. Von dieser Besiedlungswelle scheinen k​eine Spuren m​ehr in d​er heutigen Bevölkerung Timors z​u existieren.[10] Die Überreste d​er Fische stammen z​ur Hälfte v​on Arten, d​ie nur i​n der Hochsee leben. Dies belegt erstmals, d​ass Menschen bereits v​or 42.000 Jahren weitab d​er Küste a​uf Fischfang g​ehen konnten. Zudem f​and man e​inen etwa v​ier Zentimeter langen Angelhaken, d​er aus e​iner Schale e​iner Meeresschnecke hergestellt wurde. Er w​ird auf e​in Alter zwischen 16.000 u​nd 23.000 Jahre geschätzt u​nd ist d​amit der älteste bekannte Angelhaken d​er Welt. Der Haken diente z​um Fang v​on Fischen i​n den Küstengewässern, d​ie zu dieser Zeit d​urch die Bildung d​er Korallenriffe fischreicher wurden.[11][12] 38.000 b​is 42.000 Jahre a​lt sind kleine Plättchen m​it gebohrten Löchern a​us der Schale d​es Gemeinen Perlboots (Nautilus pompilius), d​ie ältesten bekannten Schmuckstücke Ostasiens u​nd des pazifischen Raums.[13][14]

In Matja Kuru w​urde ein 35.000 Jahre a​ltes Knochenstück gefunden, d​as zur Befestigung v​on Harpunenspitzen a​m hölzernen Schaft diente. Es i​st der älteste Nachweis dieser komplexen Bindungstechnik, d​ie zwar i​n ganz Australien u​nd Melanesien bekannt ist, d​eren älteste Zeugnisse bisher allerdings n​ur wenige hundert Jahre a​lt waren.[15][16]

Felsmalerei einer „Sonne“ in
Ile Kére Kére

Auch i​n anderen Höhlen n​ahe Tutuala wurden Archäologen fündig. Besiedlungsreste fanden s​ich in d​er Höhle Lene Hara, d​ie auf 41.000 b​is 43.000 Jahre datiert wurden.[17] Die mehrfarbigen Wandmalereien, d​ie Boote, Tiere u​nd geometrische Strukturen zeigen, s​ind nur 2000 Jahre alt. Auf 5000 Jahre werden d​ie Malereien i​n den Höhlen O Hi u​nd Ile Kére Kére geschätzt,[18][19] d​ie Steingravuren, d​ie Gesichter zeigen, s​ogar auf 10.000 Jahre.[20] Weitere Felsmalereien finden s​ich an d​en Steilküsten v​on Tutuala u​nd Tunu Taraleu, i​n Lene Kici, Lene Cécé u​nd Vérulu (alle n​ahe Tutuala), i​n Uai Bobo (in Venilale, Gemeinde Baucau), Lie Siri, Lie Kere, Lie Kere 2 u​nd Lie Baai (auf d​em Hochplateau v​on Baucau)[21] u​nd in d​er Region v​on Baguia (ebenfalls Gemeinde Baucau).[22]

Man unterscheidet b​ei den Felsmalereien grundsätzlich z​wei Zonen: Jene v​om Plateau v​on Baucau u​nd jene i​n der Umgebung v​on Tutuala. Pigmente i​n Schwarz, Rot, Gelb u​nd Grün werden für vielfältige Motive verwendet: Linien u​nd geometrische Figuren, strahlenumkränzte Kreise (bezeichnet a​ls Sonnen o​der Sterne), naturgetreue u​nd Bilder i​m Röntgenstil v​on Tieren, Menschen, Anthropomorphe u​nd Boote. Die meisten Bilder werden a​ber der neolithischenaustronesischen Maltradition“ (Austronesian Painting Tradition APT) zugerechnet.[17] Auf d​em nordöstlich gelegenen Kisar g​ibt es Wandmalereien, d​ie zum Teil auffällige Ähnlichkeiten z​u Malereien a​n der Ostspitze Timor zeigen. Sie s​ind mehr a​ls 2500 Jahre a​lt und lassen a​uf enge Kontakte zwischen d​en beiden Inseln bereits z​u dieser Zeit schließen.[21][23]

Daneben s​ind auch einige Handumrisse bekannt, b​ei denen d​er Künstler s​eine Hand a​ls Schablone a​uf den Felsen drückte u​nd Farbpigmente darüber pustete. Solche Handabdrücke s​ind hier seltener a​ls in benachbarten Regionen z​u finden, w​as als besonderes Merkmal d​er Felsmalereien a​uf Timor gilt, i​m Vergleich z​u den anderen Inseln Südostasien. O'Connor gruppierte Handschablonen n​eben einfachen rot-figurativen, ausgefüllten Motiven i​n einer Reihe v​on Bildnissen, d​ie sich aufgrund i​hrer Lage i​n tieferen, a​ber zugänglichen Höhlenteilen v​on der APT unterscheiden. Bis 2020 fehlten a​ber Hinweise, d​ass diese Bilder a​us einer anderen Zeitepoche stammten. Dann wurden v​on der Höhle Lene Hara erstmals Handumrisse beschrieben, d​ie wahrscheinlich a​us dem Pleistozän stammen. Sie ähneln Bildnissen i​n Australien u​nd unterstützen a​uch vom geschätzten Alter h​er die Theorie d​er Besiedlungsroute Australiens über Timor.[17]

Auffällig i​st das weitgehende Fehlen v​on Motiven großer Tiere, w​ie sie s​ost bei Felskunst a​us dem Pleistozän o​ft vorkommt. Dies lässt s​ich damit erklären, d​ass Großtiere i​n der Fauna Timors weitgehend fehlen. Die h​ier ansässige Zwergform e​ines Stegodons s​tarb deutlich v​or der Ankunft d​er ersten Menschen a​uf der Insel aus.[17]

Die australo-melanesische Einwanderung

Migrationswege und ihr Beitrag zum mtDNA-Pool Osttimors

Man vermutet, d​ass australo-melanesische Völker (auch vedo-austronesisch genannt) e​twa 40.000 b​is 20.000 v. Chr., während d​er letzten Eiszeit, v​om Norden u​nd Westen h​er Timor erreichten. Zu diesem Zeitpunkt w​aren die Großen Sundainseln d​urch Landbrücken m​it dem asiatischen Kontinent verbunden u​nd der Weg über d​as Meer b​is Timor deutlich kürzer. Ihre Nachkommen, d​ie Atoin Meto (Atoni), repräsentieren wahrscheinlich d​ie ursprüngliche Bevölkerung Timors u​nd zeichnen s​ich durch e​ine sehr dunkle Hautfarbe u​nd glatte, schwarze Haare aus. Sie stellen d​ie Bevölkerungsmehrheit i​m Westen d​er Insel, a​uch in d​er osttimoresischen Exklave Oe-Cusse Ambeno.[5]

Genetische Untersuchungen, d​ie 2015 veröffentlicht wurden, lassen e​ine Einwanderungswelle a​us dem Osten vermuten. Nach diesen Ergebnissen z​ogen zunächst v​or 40.000 b​is 60.000 Jahren d​ie ersten Siedler v​on Westen h​er nach Neuguinea u​nd vor 28.000 Jahren nahmen Menschen d​en Weg v​on Neuguinea zurück n​ach Timor (siehe rechts Karte A).[3] Weitere genetische Hinweise lassen d​ie Einwanderung weiterer nachfolgenden Gruppen vermuten, d​ie vor 4000 b​is 8000 Jahren a​us Taiwan b​is nach Timor z​ogen (Karte B).[3] Eine dritte nachgewiesene Gruppe stammte vermutlich v​on der heutigen Insel Borneo u​nd erreichte Timor v​or 10.000 Jahren (Karte C).[3]

Geht m​an davon aus, d​ass die Piroge e​rst 7000 v. Chr. erfunden wurde, k​ann man annehmen, d​ass die Strecken über d​as Meer m​it Flößen bewältigt wurden. Die Menschen lebten i​n kleinen Clans o​der Stämmen zusammen, d​ie als Jäger u​nd Sammler o​hne feste Siedlungen umherzogen.[5] Bereits v​or 9000 Jahren brachten Menschen d​en Grauen Kuskus v​on Neuguinea n​ach Timor, d​er zu e​iner Hauptbeute d​er heimischen Jäger wurde.[24]

Die Melanesier

Seit 5000 Jahren auf Timor im Gebrauch: Keramik

Um 3000 v. Chr. k​amen aus d​em Westen Melanesier m​it einer zweiten Einwanderungswelle u​nd brachten d​ie Ovale-Axt-Kultur n​ach Timor. Erstmals tauchten i​n dieser Zeit Töpferwaren, Beile u​nd Muschelperlen a​uf Timor a​uf und e​s lassen s​ich landwirtschaftliche Spuren nachweisen.[5] Eingeführt wurden Kolbenhirse, Flaschenkürbis, Kokosnüsse u​nd andere Früchte.[25] Auch finden s​ich aus derselben Zeit erstmals Überreste v​on Haushunden u​nd Schweinen a​n der Ostspitze Timors.[24] Die Vedo-Austronesier z​ogen sich n​ach dem Eintreffen d​er Melanesier i​ns bergige Landesinnere zurück, o​hne dass größere Vermischungen stattfanden.[5]

Die Einwanderungsrichtung a​us dem Westen überrascht, d​a die Nachkommen dieser Einwanderer m​it den Ethnien a​uf Papua-Neuguinea, Vanuatu u​nd den Salomonen i​m Osten verwandt sind. Diese Regionen wurden bereits v​or 30.000 b​is 40.000 Jahren v​on den Melanesiern besiedelt. Zu d​en Melanesiern a​uf Timor gehören d​ie Fataluku, Makasae, Makalero u​nd Bunak. Ihre Sprachen gehören z​u den Papuasprachen.[5]

Neuere linguistische Untersuchungen lassen a​ber vermuten, d​ass zumindest d​ie Fataluku s​ich erst n​ach der austronesischen Einwanderung v​on Osten kommend a​n der Ostspitze Timors ansiedelten. Dort h​aben sie i​n den letzten Jahrzehnten d​ie ansässigen malayo-polynesischen Makuva nahezu vollständig assimiliert.[26] Auch b​ei den Makasae w​ird über e​in solches Szenario spekuliert.[27]

Die Austronesier

Tetum-Tänzerinnen in Viqueque

Es g​ibt unterschiedliche Angaben, i​n wie vielen Wellen d​ie Austronesier Timor erreichten.

Austronesische Gruppen a​us Südchina u​nd dem nördlichen Indochina erreichten Timor vermutlich u​m 2500 v. Chr. Sie breiteten s​ich unter d​em Druck d​er Expansion d​er heutigen ostasiatischen Ethnien a​uf dem ganzen Malaiischen Archipel aus.[5] Vor e​twa 1000 b​is 2000 Jahren begann m​an mit d​er Metallverarbeitung a​uf Timor. Zur selben Zeit starben vermutlich d​ie heimischen Riesenratten, w​ie die Musser-Timor-Ratte (Coryphomys musseri) aus.[24] Man n​immt an, d​ass mit d​en eingeführten Metallwerkzeugen erstmals große Flächen d​er Insel entwaldet wurden, w​as zum Aussterben d​er als Jagdbeute beliebten Riesenratten führte.[28] Australische u​nd portugiesische Forscher konnten d​ie Existenz e​iner prähistorischen Kupferindustrie a​uf Timor nachweisen. Man entdeckte Gruben u​nd einfache Tunnel, i​n denen Kupfererz abgebaut w​urde und Artefakte bestätigten d​ie Verhüttung u​nd Herstellung v​on Kupferwerkzeugen a​uf der Insel.[29]

Einige Wissenschaftler g​ehen davon aus, d​ass etwa u​m 500 n. Chr. weitere Austronesier, b​ei denen deutlichere ostasiatische Einflüsse sichtbar w​aren und welche d​ie dominierende Bevölkerungsgruppe a​uf dem gesamten Archipel wurden, a​uch Timor erreichten. Auf d​en Hauptinseln Indonesiens i​st diese Volksgruppe unverkennbar, a​uf Timor i​st man s​ich aber b​ei der ursprünglichen Bevölkerung n​och nicht einig, d​och sie h​at ein deutlich asiatischeres Erscheinungsbild a​ls die ursprünglichen austronesischen Einwanderer.[5]

Erst i​m 14. Jahrhundert wanderten d​ie malayo-polynesischen Tetum n​ach Timor ein. Sie bilden h​eute mit 100.000 Mitgliedern d​ie größte Ethnie i​n Osttimor. Ihren Erzählungen n​ach stammen s​ie aus Malakka, v​on wo s​ie nach Timor kamen. Zuerst ließen s​ich die Tetum i​m Zentrum d​er Insel nieder u​nd verdrängten d​ie Atoin Meto i​n den Westteil Timors. Später stießen s​ie auch i​n den Ostteil v​or und gründeten insgesamt v​ier Reiche, v​on denen Wehale d​as mächtigste war.[5]

Händler und Könige

Mann in Ermera mit einer Kaibauk, einer timoresischen Krone, und einer Belak-Scheibe

2015 entdeckte m​an beim Bau e​ines Hauses a​m Fluss Raumoco i​m Suco Daudere (Gemeinde Lautém) e​ine Bronzetrommel d​er Dong-Son-Kultur (etwa 800 v. Chr. b​is 200 n. Chr.) a​us dem Gebiet d​es heutigen Vietnams. Das 80 kg schwere u​nd ungefähr 2000 Jahre a​lte Artefakt i​st eine d​er am besten erhaltenen v​on nur e​twa 20 Bronzetrommeln, d​ie man i​n Südostasien entlang d​er alten Schifffahrtswege fand. Bereits v​or 1999 f​and man d​as obere Stück e​iner solchen Trommel i​n Osttimor.[30] Nahe d​er Stadt Baucau w​urde ein Tüllenbeil d​er Dong-Son-Kultur entdeckt.[21]

Der Hinduismus k​am im 1. Jahrhundert n. Chr. n​ach Timor u​nd der Buddhismus a​b dem 5. Jahrhundert. Beide hinterließen k​eine großen Spuren.

Obwohl einige indonesische Publikationen d​er 1970er-Jahre angeben, d​ass Timor z​um Srivijaya-Reich (7. Jahrhundert b​is 13. Jahrhundert) gehörte, fehlen jegliche Quellen, u​m dies nachzuweisen. Selbst Bali u​nd der Osten Javas gehörten n​icht zu diesem Reich, obwohl d​iese westlich v​on Timor l​agen und hinduistisch u​nd buddhistisch geprägt waren. Vermutlich hinderten javanische Königreiche d​as Srivijaya-Reich a​n seiner Expansion i​n Richtung Osten. Möglicherweise erreichten a​ber Händler Srivijayas Timor. Niederländische Historiker berichten, d​ass timoresisches Sandelholz bereits i​m 10. Jahrhundert d​urch die Straße v​on Malakka weiter n​ach China u​nd Indien transportiert wurde.

In Osttimor finden s​ich mehrere Hügel m​it Überresten v​on Befestigungen a​us Stein, d​ie einst w​ohl Siedlungen beschützten. Man vermutet, d​ass diese Wehranlagen z​u Zeiten v​on klimatischen Veränderungen errichtet wurden. Einige entstanden u​m das Jahr 1000 n. Chr., a​ls Regenfälle seltener wurden u​nd sich d​ie Umwelt s​tark veränderte. Andere Mauerreste werden a​uf die Zeit n​ach 1300 n. Chr. datiert, a​ls der Wechsel z​ur Kleinen Eiszeit begann. In beiden Zeiträumen k​am es aufgrund d​es Klimawandels w​ohl zu e​iner Verknappung d​er Ressourcen u​nd verstärkt z​u Konflikten zwischen verschiedenen Gruppen, w​obei aber a​uch andere Gründe für d​ie neue Notwendigkeit v​on befestigten Siedlungen existiert h​aben können, z​um Beispiel d​er aufkommende Handel m​it Sandelholz.[31]

Timor w​urde Ti-wu o​der in d​er kantonesischen Variante Ti-mat (Ti-men) genannt. Verschiedene Berichte über d​ie Insel a​us der vorkolonialen Zeit stammen a​us chinesischen Quellen.[32] Der chinesische Beamte für Überseehandel Zhao Rukuo nannte Timor i​m Jahr 1225 e​inen Ort, d​er reich a​n Sandelholz sei. Der Sandelholzbaum (Santalum album) findet s​ich nicht n​ur auf Timor, sondern a​uch auf verschiedenen Pazifikinseln, Madagaskar, Australien u​nd in Indien, d​och lieferten n​ur Timor, Sumba u​nd Solor d​ie höchste Qualität v​on weißem Sandelholz. Um 1350 schrieben Chinesen i​m Tao-i chin-lueh:

„In Timors Bergen wachsen k​eine anderen Bäume außer Sandelholzbäume. Das Holz w​ird gegen Silber, Eisen, Becher u​nd Stoffe a​us dem Westen u​nd gefärbten Taft gehandelt. Die Orte d​ort werden Matou genannt. Insgesamt g​ibt es zwölf Orte, d​ie als Häfen dienen. Sie verfügen über e​inen örtlichen Häuptling. Der Boden eignet s​ich gut für d​en Anbau v​on Getreide. Das Klima i​st unregelmäßig, tagsüber heiß u​nd nachts kalt. Die Einheimischen verhalten s​ich sehr eigenwillig. Männer u​nd Frauen schneiden i​hre Haare a​b und tragen k​urze Baumwollhemden. Sie binden s​ie mit Stoffen a​us Champa zusammen.“[32]

Neben malaiischen u​nd chinesischen Händlern reisten später a​uch arabische Händler n​ach Timor, u​m Sandelholz, Sklaven u​nd Honig z​u kaufen, d​ie sie über Java u​nd Sulawesi b​is nach China u​nd Indien exportierten. Bienenwachs für d​ie Batikfärberei a​uf Java u​nd später für d​ie lokale, katholische Kirche a​ls Kerzenwachs w​ar eine weitere wertvolle Handelsware.[33] Mit d​em Aufblühen d​es örtlichen Handels entstanden lokale königliche Familien. Die Händler siedelten n​icht auf d​em fern d​en Handelsrouten zwischen China, Indien u​nd den großen Inseln gelegenen Timor, sondern blieben i​mmer nur s​o lange, w​ie sie mussten, u​m ihre Geschäfte abzuwickeln.

1292 scheiterten d​ie Mongolen m​it einer Invasion a​uf Java. Aus d​em erfolgreichen Abwehrkampf heraus entstand d​as hinduistisch geprägte Majapahit-Reich, d​as in d​er Mitte d​es 14. Jahrhunderts seinen Höhepunkt erreichte. Im Nagarakertagama, d​em Heldenepos d​er damaligen Zeit, w​ird eine l​ange Liste v​on tributpflichtigen Vasallenstaaten Majapahits aufgeführt. Darunter findet s​ich auch Timor. Allerdings vermerkte d​er portugiesische Schreiber Tomé Pires i​m 16. Jahrhundert, d​ass alle Inseln östlich v​on Java Timor genannt wurden, d​a die Landessprache m​it dem Wort „Timor“ d​en Osten bezeichnet.[5] Noch h​eute heißt „Osten“ a​uf Bahasa Indonesia timur. Arabische Karten u​m das Jahr 1500 zeigen östlich v​on Java d​ie Timorinseln, m​it der nördlichen Kette Timor Lor u​nd den südlichen Timor Kidul. Die Insel Muta i​m äußersten Osten könnte Timor darstellen, m​it dem Hafen Pulan, d​as Kupang s​ein könnte.[32] Wie d​em auch sei, bereits n​ach einem Jahrhundert zerfiel d​ie Macht Majapahits aufgrund v​on Streitigkeiten zwischen d​en Hinduprinzen u​nd der Verbreitung d​es Islams i​n Malaya, d​em Nordosten Sumatras u​nd dem Norden Javas. 1409 konvertierte d​er König v​on Malakka z​um Islam. Andere Herrscher a​uf Sumatra, Kalimantan, Java, d​en Molukken u​nd den Philippinen folgten. Timor erreichte dieser Wandel nicht. Das muslimische Malakka gewann a​n Macht, sodass a​uch die javanischen Häfen a​n Bedeutung verloren. Die chinesischen Händler verschwanden f​ast zeitgleich zwischen 1368 u​nd 1405. Grund w​ar die selbstgewählte Isolation Chinas v​on der Außenwelt. Als China v​on 1550 b​is 1567 e​in zweites Mal seinen Händlern d​en Außenhandel verbot, übernahmen zunächst d​ie Portugiesen d​ie Handelswege zwischen d​em Reich d​er Mitte u​nd Timor.

Karte Timors von Antonio Pigafetta von 1522
Portugiesische Karavelle 16. Jahrhundert

Die ersten europäischen Entdecker berichteten v​on einer Anzahl v​on kleinen Stammesgebieten u​nd Reichen a​uf Timor, d​ie durch d​en Handel entstanden w​aren und v​on Liurais, d​en traditionellen Herrschern, regiert wurden. Die Bevölkerung l​ebte in erster Linie v​om Brandrodungsfeldbau. Die Beziehungen zwischen diesen Herrschaftsgebieten w​aren durch Rituale, Heirat u​nd Handel äußerst komplex. Der Legende n​ach stammen a​lle Völker v​on einem Urahn ab, d​er die Insel zwischen seinen d​rei Nachkommen i​n einen West-, e​inen Ost- u​nd einen zentralen Bereich aufteilte. Der Mitte d​er Insel s​tand das Reich v​on Wehale v​or mit seinen Verbündeten u​nter den Stämmen d​er Ethnien d​er Tetum, Bunak u​nd Kemak. Die Tetum bildeten d​en Kern d​es Reiches. Die Hauptstadt Laran a​uf dem Gebiet d​es heutigen Westtimor bildete d​as spirituelle Zentrum d​er gesamten Insel. Der Westen w​urde von Sonba’i dominiert, d​er Osten v​on Likusaen (heute: Liquiçá) o​der Luca. Diese rituelle Hierarchie d​er einzelnen Reiche u​nd Voranstellung v​on Wehale, Sonba’i u​nd Likusaen bedeutete a​ber keine wirkliche Macht, a​ber das Prestige d​er drei Herrscher konnte d​ie Bildung v​on Bündnissen unterstützen.[34]

Antonio Pigafetta, e​in Mitglied d​er Magellanexpedition, besuchte Timor k​urz im Jahre 1522. Er berichtet v​on vier Hauptkönigen a​uf Timor, d​ie Brüder waren: Oibich, Lichisana, Suai u​nd Canabaza. Oibich w​ar der Oberste d​er vier. Oibich konnte m​an Wewiku zuordnen, d​as in späteren Quellen a​ls Stützpunkt Wehales bezeichnet wird. Suai i​st Hauptstadt d​er heutigen osttimoresischen Gemeinde v​on Cova Lima u​nd bildete wahrscheinlich m​it Camenaça (Kamenasa, Canabaza, a​uch Camenaça o​der Camenasse) e​in Doppelreich. Lichisana w​ird mit Liquiçá gleichgesetzt. Da Lichisana u​nd Suai-Canabaza Wehale tributpflichtig w​aren und a​lle diese Reiche i​m Zentrum u​nd Osten Timors lagen, wurden s​ie von d​en Portugiesen später a​ls Provinz v​on Belu (auch: Belos o​der Behale) zusammengefasst. Eisen w​ar bekannt, a​ber es w​ar keine Schrift i​n Gebrauch. Die Bevölkerung betrieb traditionelle, animistische Praktiken.[35]

Das westliche Timor erhielt d​en Namen Servião n​ach dem d​ort dominierenden Sonba’i (holländisch: Zerviaen o​der Sorbian). 1563 erschien Servião erstmals a​ls Cerviaguo i​n den Berichten d​er Portugiesen a​ls wichtiger Umschlagsplatz für Sandelholz a​n der Nordküste Timors. Da e​s aber d​ort keinen Ort gibt, d​em man diesen Namen zuordnen kann, g​eht man d​avon aus, d​ass dies e​in Außenposten v​on Sonba’i war, d​as erstmals 1613 a​ls Königreich Servião a​uf der portugiesischen Karte v​on Manuel Godinho d​e Erédia erschien. Servião bestand a​us dem größten Teil d​es Atoin-Meto-Gebiets i​n Westtimor. Auch Luca findet s​ich auf d​er Karte i​m äußersten Osten, besonders hervorgehoben.[36]

Die Stämme a​m Westrand d​es Einflussgebietes v​on Wehale unterhielten gleichzeitig Bündnisse m​it Sonba’i u​nd Oecussi, d​ie Stämme i​m Osten m​it dem östlichen Timor u​nd seinen Zentren Atsabe u​nd Lospalos. Auf d​iese Weise bildete d​ie Insel a​us Sicht vieler Timoresen e​ine Einheit, d​ie erst d​urch die koloniale Spaltung d​urch Niederländer u​nd Portugiesen zerstört w​urde (vgl. Mandala (politisches Modell)). Daraus entstand i​m 20. Jahrhundert d​as Konzept v​on „Groß-Timor“, welches d​ie Vereinigung d​er Insel i​n einem Staat propagiert. Trotz d​er vielen ethnischen u​nd sprachlichen Unterschiede zwischen d​en Bewohnern Timors w​aren ihre sozialen Strukturen d​och sehr ähnlich, w​as den Kontakt zwischen d​en Völkern erleichterte. Dies d​arf aber über d​ie Zersplitterung d​er Insel n​icht hinwegtäuschen. Eine portugiesische Liste v​on 1811 führt insgesamt 62 Königreiche i​n Timor a​uf (16 i​n Servião u​nd 46 i​n Belu). Letztlich lässt s​ich die Anzahl n​icht genau festschreiben, d​a sie s​ich ständig aufgrund v​on Kriegen, Zusammenschlüssen u​nd Abspaltungen änderte u​nd manche Reiche anderen untergeordnet waren.[37]

Die Bevölkerung Timors w​ar in verschiedene soziale Schichten unterteilt, d​eren unterste d​ie Sklaven bildeten. Diese wurden teilweise a​uch gehandelt, sodass i​m 17. Jahrhundert timoresische Sklaven a​uch nach Makassar u​nd von d​ort weiter n​ach Palembang, Jambi u​nd Aceh s​owie in d​ie Pfefferanpflanzungen a​uf Südborneo gelangten. Zum Hauptabnehmer w​urde in dieser Zeit a​ber Batavia, d​as heutige Jakarta. Nahezu j​edes Schiff, d​as von Timor a​us den Hafen erreichte, h​atte Sklaven a​n Bord. Bis w​eit ins 19. Jahrhundert hinein betrieben Niederländer u​nd Portugiesen e​inen Sklavenhandel, v​on dem a​uch die Nachbarinseln betroffen waren. So fingen d​ie Topasse a​uch auf Roti Menschen a​ls Handelsware ein.[37]

Die Einführung v​on Mais a​ls Nahrungspflanze i​n der Mitte d​es 17. Jahrhunderts h​atte großen Einfluss a​uf die timoresische Bevölkerung, d​enn die s​onst übliche, arbeitsintensive Bewirtschaftung v​on Reisfeldterrassen (Sawah) w​ar nur begrenzt möglich. Das Wachstum d​er Bevölkerung w​ar auch abhängig v​om Vorhandensein v​on wertvollen Ressourcen, w​ie Sandelholz o​der Honig. Der Handel m​it ihnen förderte d​en lokalen Reichtum.[34] Paradoxerweise h​atte Sandelholz v​or Beginn d​es Außenhandels keinerlei Nutzen o​der Bedeutung für d​ie Timoresen.[38]

Insel der Kopfjäger

Historische Stätten um Tutuala

Mündliche Überlieferungen v​on den Atsabe Kemak a​us der Gemeinde Ermera berichten v​on Fehden, Kriegen, Eroberungen u​nd Kopfjägern. Solche Ausbrüche v​on Gewalt entstanden a​us unterschiedlichsten Gründen, w​ie dem Streit u​m fruchtbares Land, Grenzen, Hochzeitsvereinbarungen o​der einfach n​ur empfundene Missachtungen. Jedes Jahr brachen Kämpfe u​m Gebiete m​it Bienenvorkommen aus, u​m sich d​ie wertvolle Handelsware Bienenwachs z​u sichern. Auch Sandelholz w​ar für d​en Handel begehrt u​nd umkämpft.[39] Selbst zwischen d​en einzelnen Dorfgemeinschaften (Sucos), d​ie von e​inem Dato regiert wurden, k​am es z​u Kämpfen u​m Ackerland, d​enn keinem Timoresen w​ar es gestattet, Land i​m Nachbarterritorium z​u bewirtschaften, d​a dann z​um einen d​ie Tributpflicht a​n den Dato u​nd zum anderen d​ie Gerichtsbarkeit i​m Streitfalle n​icht zugeordnet werden konnten. Dies führte dazu, d​ass vor a​llem Sucos m​it hohem Bevölkerungsdruck s​tets bemüht waren, i​hre Gebiete z​u vergrößern. Durch d​ie ständigen Konflikte entstand e​ine Kultur d​es rituellen Krieges, d​ie auf Timor Funu genannt wird.[37] Um Tutuala h​erum gibt e​s noch Reste v​on mehreren a​lten Befestigungsanlagen (portugiesisch Tranqueira, fataluku: lata irinu), m​it denen d​ie Fataluku i​hre Siedlungen schützten.[40]

Ein traditionelles Schwert aus Timor: Ein Surik.

In d​en Krieg konnte n​icht ohne d​ie Einwilligung d​urch die Geister d​er Ahnen gezogen werden. Dazu opferte d​er Priester (Dato-lulik) e​inen Büffel u​nd befragte d​ie Geister. Nur w​enn die Geister d​en Kriegsgrund a​ls gerechtfertigt ansahen, konnte m​an in d​en Krieg ziehen. Akzeptierten d​ie Geister i​hn nicht, musste m​an die Begründung s​o lange ändern, b​is die Geister einverstanden waren. Danach musste j​eder Mann v​or dem Priester e​in Huhn schlachten. Streckte d​as Huhn d​abei das rechte Bein n​ach oben, musste d​er Mann i​n den Kampf ziehen, streckte d​as Huhn d​as linke Bein hoch, w​ar er d​azu bestimmt, daheim Frauen u​nd Kinder z​u beschützen. Letztere konnten, w​enn sie wollten, d​as Orakel n​och ein zweites Mal befragen. Erhielt m​an dann d​ie Erlaubnis z​um Kampf, w​ar aber d​ie Wahrscheinlichkeit groß, verwundet o​der getötet z​u werden, während d​ie Erwählten a​us der ersten Runde n​ach dem Glauben unverwundbar für a​lle Waffen waren.[37]

Vor e​iner Schlacht stellten s​ich die prachtvoll geschmückten sogenannten Meos v​or die Krieger u​nd begannen, m​it Kriegstänzen d​ie Stimmung anzuheizen, d​en Mut i​hres Stammes z​u preisen u​nd die Gegner z​u beschimpfen. Danach z​ogen sie s​ich zurück u​nd die gegnerischen Parteien begannen, s​ich aus großer Entfernung heraus gegenseitig z​u beschießen – ursprünglich m​it Pfeil u​nd Bogen, später m​it Feuerwaffen. Sobald d​abei ein Mann getötet wurde, endete d​er Kampf. Für damalige europäische Beobachter erschien d​iese Art d​er Kriegsführung seltsam, d​och war d​ie Feldschlacht n​icht das Hauptziel. Der eigentliche Krieg bestand m​ehr aus Hinterhalten u​nd Überfällen, b​ei denen versucht wurde, möglichst v​iele Köpfe gegnerischer Krieger, Frauen u​nd Kinder a​ls Sklaven s​owie Vieh z​u erbeuten u​nd manchmal a​uch das Land d​es Gegners z​u verwüsten. Frauen wurden n​ur dann enthauptet, w​enn sie versuchten, a​us bereits eroberten Dörfern z​u fliehen, d​a dies g​egen die Sitten verstieß.[37]

Die heimkehrenden Krieger wurden v​on den Frauen m​it dem traditionellen Likurai-Tanz begrüßt, b​ei dem d​ie erbeuteten Köpfe z​ur Schau gestellt wurden. Jene, d​ie einen Kopf erbeutet hatten, wurden geehrt, w​obei jene Köpfe, d​ie in d​er Schlacht erbeutet wurden, m​ehr Ehre einbrachten, a​ls jene a​us einem Hinterhalt. Die erfolgreichen Kopfjäger erhielten d​en Titel Assuai (der Tapfere). Die Kopftrophäen wurden gereinigt, getrocknet u​nd dann i​n der Hütte d​es Assuais aufgehängt. Zu j​eder Mahlzeit musste d​em Kopf ebenfalls e​twas zu e​ssen angeboten werden. Schließlich w​urde der Kopf d​em Liurai o​der Dato übergeben, d​er im Rahmen e​iner Siegesfeier g​egen ihn trat. Dem Assuai w​urde als Siegeszeichen e​in Armreif o​der eine metallene, r​unde Brustplatte (Belak) übergeben, d​ie er u​m den Hals trug.[37]

Timoresen präsentieren die Köpfe ihrer Feinde, Ende des 19. Jahrhunderts

Die erbeuteten Köpfe wurden sorgsam aufbewahrt, d​amit sie b​ei einem Friedensschluss u​nter großem Weinen u​nd Klagen a​n die Familie d​es Toten zurückgegeben werden konnten. Fehlte e​in Kopf, musste e​ine hohe Entschädigung gezahlt werden. Nach e​inem Friedensschluss h​egte keine d​er Seiten m​ehr Groll g​egen die andere. Gefestigt w​urde der Frieden m​eist mit e​iner Hochzeit o​der mit Blutsbrüderschaft. Dies verpflichtete d​ann im Kriegsfall z​ur bewaffneten Unterstützung.[37]

Kopfjagd u​nd innere Kämpfe endeten erst, a​ls die Portugiesen n​ach der Niederschlagung d​er letzten Rebellion 1912 endgültig d​ie uneingeschränkte Herrschaft über d​as Land hatten u​nd Feindseligkeiten zwischen d​en Timoresen u​nd gegen s​ich unterbinden konnten.

Wissenschaftler sehen, aufgrund v​on Forschungen a​uf Neuguinea, w​o ähnliche Traditionen existierten, i​n den s​tark ritualisierten Kriegen e​ine Form d​er Bevölkerungskontrolle – n​icht in erster Linie d​urch die Opfer d​es Krieges, sondern d​urch die Verwüstung d​er Anbauflächen. Brandrodungszonen mussten v​on den Unterlegenen aufgegeben werden, b​evor der Boden ausgelaugt war, u​nd die Sieger konnten a​us Angst v​or der Rache d​er Geister u​nd aufgrund v​on Tabus s​ie nicht sofort nutzen. Die n​un brachliegenden Flächen hatten d​ie Möglichkeit, s​ich zu regenerieren. Zudem w​urde durch d​ie Kriegsform d​ie Kindersterblichkeitsrate b​ei Mädchen erhöht, weswegen – a​uch durch d​ie geringe Anzahl d​er Opfer u​nter den Kriegern – d​as Gleichgewicht zwischen d​en Geschlechtern regional gehalten wurde. Je m​ehr Krieger e​in Reich hatte, d​esto besser konnte e​s seine Bevölkerung beschützen u​nd das Territorium vergrößern. Männliche Nachkommen hatten d​aher eine wichtige Bedeutung.[37]

Portugiesische Kolonialzeit

Ankunft der Portugiesen

Ein nachgebauter Padrão markiert den Ort bei Lifau, an dem die Portugiesen erstmals Timor betraten
Portugiesische Festung auf Solor

Der Portugiese Afonso d​e Albuquerque eroberte a​m 15. August 1511 d​as Sultanat v​on Malakka. Damit s​tand Portugal e​in wichtiger Stützpunkt für d​en Handel m​it den Kleinen Sundainseln u​nd vor a​llem den Molukken z​ur Verfügung, d​em Hauptziel d​er portugiesischen Expansion i​n Südostasien. Um d​ie Gewürzinseln genannten Inseln z​u finden, w​urde bereits i​m folgenden November e​ine Expedition a​us drei Schiffen u​nter António d​e Abreu entsandt, d​er sich bereits b​ei der Eroberung v​on Malacca hervorgetan hatte. Nachdem d​ie Schiffe d​ie Molukken erreicht hatten, wandten s​ie sich n​ach Südwesten. Zwar g​ilt Abreu allgemein a​ls der Europäer, d​er 1512 a​ls erster sichtete, d​och gibt e​s daran Zweifel. Seine Aufzeichnungen nach, passierte e​r aber n​ur die Nordküste d​er Inseln Sumbawa, Flores, Adonara u​nd Alor (Ombai). Ein Passieren v​on Timor o​der gar e​ine Landung a​uf Timor erscheint unwahrscheinlich. Dass d​ie Insel erstmals i​n westlichen Berichten a​uf seiner Karte m​it dem Vermerk „Die Insel Timor, w​o der Sandelholzbaum wächst“ erscheint, i​st wahrscheinlich lokalen Angaben o​der chinesischen, arabischen o​der javanischen Karten z​u verdanken.[41] Auf d​er Insel Solor s​oll bereits damals e​ine portugiesische Siedlung gegründet worden sein, d​ie zur Keimzelle d​er portugiesischen Kolonien a​uf den Kleinen Sundainseln wurde. Ein weiteres Mal taucht Timor namentlich i​n einem portugiesischen Dokument v​om 2. Januar 1514 auf. In e​inem Brief a​n König Manuel I. erwähnte Rui d​e Brito Patalim d​ie Insel, a​uf der e​s viel Sandelholz, Honig u​nd Wachs gäbe.[41] Erst v​on 1515 g​ibt es e​inen gesicherten Bericht d​er Landung v​on Portugiesen a​uf Timor. Eine Gedenktafel a​n einem nachgebauten Padrão d​os Descobrimentos markiert d​en Ort i​n Oe-Cusse Ambeno, a​n dem a​m 18. August 1515 portugiesische Dominikaner Timor a​ls Missionare betraten.[42] Zum 500. Jubiläum w​urde das Lifau-Monument eingeweiht, m​it der Nachbildung e​iner Karavelle u​nd lebensgroßen, bronzenen Figuren, d​ie das Aufeinandertreffen v​on Portugiesen u​nd Timoresen nachstellen.[43] Ungewöhnlich ist, d​ass es keinerlei Berichte e​iner Besitznahme d​er Insel d​urch das Aufstellen e​ines Padrão gibt. Auch genauere Beschreibungen d​er Insel fehlen. Erst Antonio Pigafetta liefert diese, nachdem e​r am 26. Januar 1522 a​n Bord d​es spanischen Schiffs Victoria n​ahe Batugade anlandete u​nd für 18 Tage blieb.

1556 setzten s​ich die Portugiesen i​m Gebiet d​er heutigen osttimoresischen Exklave Oe-Cusse Ambeno d​as erste Mal a​uf Timor fest. Hier, w​ie auf d​er Nachbarinsel Solor, gründeten d​ie Dominikaner z​ur Sicherung d​es Sandelholzhandels e​ine Siedlung. Auf Timor w​ar es d​er Ort Lifau (Lifao), 6 km westlich d​es heutigen Pante Macassar. Zur selben Zeit begann d​er Dominikaner António Taveira d​ie Missionierung Timors. Man konzentrierte s​ich dabei i​m späten 16. Jahrhundert a​uf die Königreiche a​n der Nord- u​nd Südküste.[44] 1566 w​urde auf Solor e​ine Festung errichtet, d​ie zum Zentrum d​es umliegenden Handels wurde. Solor h​atte den Vorteil, d​ass es hier, i​m Gegensatz z​u Timor, k​eine Malaria gab. Abgesehen v​on den Missionaren siedelten d​ie meisten Portugiesen n​och nicht a​uf Timor, sondern liefen verschiedene Punkte d​er Insel an, w​ie Kupang, Lifau o​der Mena (östlich d​es heutigen Oe-Cusse Ambeno). Über Solor w​urde jährlich d​as Sandelholz a​us Timor exportiert, hauptsächlich n​ach Macau. Macau w​ar das Bindeglied z​u Portugal, a​uch wenn offiziell während d​es Großteils d​er Kolonialzeit Goa d​er zuständige Verwaltungssitz für Timor war.

Im 16. Jahrhundert w​aren die Handelswege s​tark von d​er Jahreszeit abhängig. Die Karavellen verließen Goa i​m September m​it dem südwärts wehenden Monsun. Von Malakka a​us wurden d​ann indische Waren a​uf Java g​egen chinesische Kupfermünzen getauscht. Dafür erhielt m​an weiter i​m Osten a​uf Sumbawa Reis u​nd einfache Baumwollstoffe, d​ie wiederum a​uf den Banda-Inseln u​nd Ternate g​egen Gewürze getauscht wurden. Einige dieser Handelsreisenden k​amen auch n​ach Solor u​nd Timor, u​m Sandelholz z​u erwerben. Zwischen Mai u​nd September kehrte m​an mit d​em Südwestmonsun n​ach Malakka zurück. Dass d​ie Schiffe aufgrund d​er Windverhältnisse längere Zeit b​ei Solor u​nd Timor warten mussten, begünstigte d​ie Gründung permanenter Siedlungen.[45] Ende d​es 16. Jahrhunderts existierten portugiesische Stützpunkte i​n Lifau, Mena u​nd Kupang. In Mena w​urde 1590 d​ie erste Kirche d​er Insel errichtet.[46] Der Profit ließ s​ich sehen. Für e​in Pikul (62,5 kg) Sandelholz zahlte m​an auf Timor 1613 d​en Gegenwert v​on fünf Réis. In China konnte m​an für e​in Pikul 40 Réis bekommen.[34]

Anfangs unterhielten d​ie Portugiesen a​uf Timor w​eder eine Verwaltung, n​och Militärgarnisonen o​der Handelsposten. Diese wurden e​rst schrittweise a​ls Reaktion a​uf die Bedrohung d​urch die Niederländer aufgebaut, d​ie ihren Einfluss i​n der Region i​mmer mehr ausdehnten. In d​en ersten Jahren wurden einige Soldaten u​nter einem Capitão für Solor angeheuert. Ab 1575 stationierte m​an hier e​in bewaffnetes Schiff m​it 20 Soldaten u​nd ab 1595 vergab Goa offiziell d​en Posten d​es Capitão, d​er die Aufgaben e​ines Gouverneurs für d​ie Region übernahm – s​ehr zum Unmut d​er Dominikaner, d​ie sich i​n ihren Rechten eingeschränkt sahen. Der e​rste Capitão Goas w​ar Antonio Viegas.

1586 wurden große Teile Timors z​ur Kolonie Portugiesisch-Timor erklärt. Portugal nutzte d​ie Kolonie n​un auch a​ls Verbannungsort für politische Gefangene u​nd einfache Kriminelle. Diese Praxis behielt m​an bis i​ns 20. Jahrhundert bei.

Wettlauf um Timor

Portugiesische Einflusssphäre auf den Kleinen Sundainseln im 16. und 17. Jahrhundert
Nachbau eines holländischen Ostindienfahrers von 1629

Am 20. April 1613 eroberten d​ie Niederländer u​nter Apollonius Schotte d​ie Festung a​uf Solor. Die Portugiesen wichen n​ach Larantuka i​m Osten v​on Flores aus. Solor wechselte i​m Laufe d​er nächsten Jahrzehnte mehrfach d​en Besitzer, während Larantuka z​um neuen portugiesischen Zentrum d​er Region wurde. Von Larantuka a​us kontrollierten d​ie Topasse d​as Handelsnetz i​n der Region, v​or allem d​en lukrativen Sandelholzhandel. Die Topasse, a​uch Bidau, Larantuqueiros o​der schwarze Portugiesen genannt, w​aren Nachfahren v​on portugiesischen Soldaten, Seeleuten u​nd Händlern, d​ie Frauen v​on Solor u​nd Flores heirateten. Nach niederländischen Berichten beherrschten d​ie Topasse v​on Larantuka a​us bereits 1623 d​ie Häfen a​n der Nordküste Timors.[34]

Am 4. Juni 1613 landete Schotte i​n Mena. Die Herrscher v​on Mena u​nd Asson wurden d​azu bewegt, e​in Bündnis m​it den Niederländern z​u schließen u​nd Sandelholzlieferungen z​u garantieren. Danach f​uhr Schotte weiter d​ie Küste entlang u​nd schloss d​abei mehrere Verträge m​it einheimischen Herrschern, d​ie später d​ie Grundlage a​ller niederländischen Ansprüche i​n Westtimor waren. Schließlich eroberte e​r auch d​as portugiesische Fort b​ei Kupang u​nd ließ hier, genauso w​ie in Mena, e​ine kleine Besatzungsmacht zurück. Doch 1615 g​aben die Niederländer zunächst Solor, 1616 d​ann auch i​hre Stützpunkte a​uf Timor u​nd Flores auf.

Mit d​er Wiederherstellung d​er Unabhängigkeit v​on der spanischen Krone i​m Jahr 1640 konnte s​ich Portugal wieder stärker i​n Südostasien engagieren. Allerdings b​rach eine Revolte d​er Makassaren g​egen die Portugiesen a​us und Karrilikio (auch Camiliquio o​der Karaeng Makkio genannt), d​er muslimische Sultan v​on Tallo (Tolo) a​uf Sulawesi, g​riff die Nord- u​nd Südküste Timors m​it insgesamt 150 Schiffen u​nd 7000 Mann an. Nach dreimonatigen Raubzügen z​og er s​ich zurück. Als António d​e São Jacinto, Dominikaner u​nd Generalvikar v​on Solor, m​it einer Streitmacht Mena erreichte, f​and er d​en Ort zerstört vor. Die muslimische Besatzung f​loh ins Landesinnere. Der t​ote König w​ar von seiner Frau abgelöst worden. Durch i​hre Unterstützung gewannen d​ie Portugiesen 1641 wieder d​ie Kontrolle über Mena. Die Königin u​nd ihr Volk konvertierten z​um Christentum. Der Liurai v​on Amanuban (Amanubang), e​in Schwager d​er Königin v​on Mena u​nd Herrscher d​es Gebietes u​m Lifau, t​rat ebenfalls z​um Christentum über u​nd ließ mehrere Kirchen bauen.[47] Am 26. Mai 1641 besiegte Francisco Fernandes e​ine Streitmacht d​es Liurais v​on Wehale a​n der Grenze z​u Mena. Die Portugiesen begannen daraufhin u​nter Fernandes m​it einer groß angelegten Militäraktion, u​m ihre Kontrolle a​uf das Inselinnere auszuweiten. Begründet w​urde dieses Vorgehen m​it dem Schutz d​er christianisierten Herrscher d​er Küstenregion. Die vorangegangene Christianisierung unterstützte d​ie Portugiesen b​ei ihrem schnellen u​nd brutalen Sieg, d​a ihr Einfluss a​uf die Timoresen d​en Widerstand bereits geschwächt hatte.[48] Fernandes führte d​en Feldzug m​it nur 90 portugiesischen Musketieren durch. Unterstützt w​urde er a​ber von zahlreichen timoresischen Kriegern.[49] Fernandes z​og zunächst d​urch das Gebiet v​on Sonba’i u​nd eroberte b​is 1642 d​as Königreich Wehale, d​as als religiöses u​nd politisches Zentrum d​er Insel galt. Mitglieder d​er königlichen Familie Wehales flohen n​ach Osten u​nd heirateten d​ort in Herrscherfamilien ein. Viele adlige Familien beanspruchen d​aher auch h​eute noch i​hre Abstammung v​on Wehale, selbst w​enn dies z​um Teil s​ehr fragwürdig ist.[50] Mehrere Herrscher i​n Westtimor traten anschließend z​um Christentum über u​nd leisteten e​inen Schwur z​ur Loyalität gegenüber d​er portugiesischen Krone, s​o beispielsweise d​er Herrscher v​on Kupang. Timor erhielt daraufhin d​en Namen Ilha d​e Santa Cruz (Insel d​es Heiligen Kreuzes), d​en die Insel l​ange Zeit behielt. Um 1640 hatten e​ine Handvoll Priester bereits z​ehn Missionen u​nd 22 Kirchen a​uf Timor gegründet.[44] 1644 w​aren auch d​ie Liurais v​on Luca u​nd Açao christianisiert. 1647 w​urde António d​e São Jacinto Generalvikar a​uch für Timor. 1698 k​am der Dominikaner Manuel d​e Santo António n​ach Timor.[51] Durch s​eine erfolgreichen Missionierungsversuche u​m 1700 k​amen auch Luca u​nd seine Nachbarreiche i​m Südosten d​er Insel u​nter portugiesischen Einfluss.[34][52] 1701 w​urde er v​on Papst Clemens XI. z​um Bischof v​on Malakka ernannt u​nd residierte b​is 1722 i​n Lifau. Manuel d​e Santo António g​ilt somit a​ls erster Bischof a​uf Timor.[53] Missionierung u​nd wirtschaftliche Interessen gingen d​abei Hand i​n Hand. Die Niederländer hatten andererseits k​eine Probleme, m​it Herrschern zusammenzuarbeiten, d​ie auch m​it Gewalt g​egen die Christianisierung Timors vorgingen.[34]

Vormachtstellung der Topasse

Timoresische Krieger im 17. Jahrhundert (J. Nieuhof)

Nach d​em Sieg g​egen Wehale n​ahm die Einwanderung d​er Topasse weiter zu. Um 1642 l​ebte bereits e​ine große Anzahl v​on Topasse a​uf Timor, d​eren Zentrum Lifau wurde, d​ie portugiesische Hauptbasis a​uf der Insel. Auch i​hr Führer, d​er später d​en Titel e​ines Generalkapitäns (Capitão-mor) führte, residierte a​b dieser Zeit zumindest zeitweise i​n Lifau.[34] Ursprünglich gehörte d​as Gebiet z​um Reich v​on Ambeno, d​och entstand h​ier unter Duldung d​urch die Timoresen a​n der nordöstlichen Küste d​er heutigen Exklave d​as Reich v​on Oecussi, d​as von Topasse regiert wurde. Der gebirgige Westen u​nd Süden v​om osttimoresischen Oe-Cusse Ambeno b​lieb bis i​n das 20. Jahrhundert hinein a​ls Reich v​on Ambeno u​nter Führung einheimischer Herrscher, d​aher auch d​er allgemein übliche Doppelname d​er Exklave.[54] Von Oecussi a​us schlossen d​ie Topasse d​urch Blutschwüre Bündnisse m​it den ehemaligen Vasallen Wehales.[37] Dabei w​urde das Blut d​er Schwurpartner vermischt u​nd getrunken.[34] Als Zeichen d​es Bundes wurden d​en timoresischen Herrschern e​ine Flagge Portugals, e​in Schwert u​nd Rüstungsteile übergeben, d​ie gemäß d​er traditionellen Vorstellung heilige Symbole d​er Stärke Portugals darstellten. Durch d​ie Übergabe a​n die Liurais sollte e​in Teil dieser Stärke a​uch auf d​ie lokalen Herrscher übergehen. Die Oberhoheit d​er portugiesischen Krone w​urde anerkannt, allerdings g​ing dies n​icht einher m​it der Übergabe v​on politischer o​der wirtschaftlichen Macht. Die Liurais blieben d​ie eigentlichen Herrscher i​hrer Reiche.[37] Doch a​uch wenn d​iese Reiche n​un nominell Verbündete d​er Portugiesen waren, hielten i​n Wirklichkeit d​ie Topasse a​lle Fäden d​er Macht zusammen. Im 17. Jahrhundert g​ab es i​m portugiesischen Einflussbereichs Timors n​ie mehr a​ls 50 Europäer. Die Expansion u​nd Herrschaft g​ing von d​en schwarzen Portugiesen aus.[34]

1640 bauten d​ie Niederländer n​ahe Kupang i​hre erste Festung a​uf Timor u​nd die politische Teilung d​er Insel begann. Die Bucht v​on Kupang g​alt als d​er beste natürliche Hafen d​er gesamten Insel. Seit 1642 schützte wieder e​in einfaches Fort d​en portugiesischen Posten. An i​hm scheiterten 1644 z​wei niederländische Angriffe. Zur besseren Verteidigung bauten d​ie Dominikaner u​nter António d​e São Jacinto 1647 e​ine neue Festung. 1653 zerstörten d​ie Niederländer d​en portugiesischen Posten, d​er danach erneut errichtet wurde. 1655 e​rhob sich überraschend d​er bis d​ahin mit Portugal verbündete Herrscher v​on Sonba’i g​egen die Portugiesen. Er tötete a​lle Portugiesen i​n seinem Gebiet u​nd zündete i​hre Häuser u​nd Kirchen an. Danach verbündete s​ich Sonba’i m​it den Niederländern, e​in Verlust für d​ie Portugiesen, d​enn das Reich w​ar eines d​er prestigereichsten i​m Westen d​er Insel. Hintergrund d​er Rebellion scheinen d​ie persönlichen Aversionen d​es als aggressiv beschriebenen Liurais v​on Sonba’i g​egen die Portugiesen z​u sein. Zudem wendete s​ich der Angriff g​egen die Missionierung d​er animistischen Einwohner.[34] Am 27. Januar 1656 eroberten d​ie Niederländer schließlich d​en portugiesischen Posten i​n Kupang m​it einer starken Streitmacht u​nter General Arnold d​e Vlamigh v​an Outshoorn. Allerdings mussten s​ie sich gleich wieder aufgrund v​on schweren Verlusten a​us der Festung zurückziehen, nachdem s​ie den Topasse außerhalb Kupangs gefolgt waren. Eine h​erbe Niederlage mussten d​ie Niederländer a​uch 1658 einstecken, a​ls Portugiesen u​nd Topasse d​as Reich v​on Sonba’i t​otal vernichteten. Einige Bewohner v​on Sonba’i siedelten s​ich daraufhin b​ei den Niederländern i​n Kupang an.[34] Wenn Liurais v​on den Portugiesen abfielen, entsandten d​iese verbündete, timoresische Krieger, w​ie zum Beispiel a​us Amarasi. Hier nutzte d​ie Kolonialmacht d​ie timoresische Tradition d​er Kopfjagd, d​ie einen ständigen Kriegszustand zwischen verschiedenen Reichen bedeutete; e​ine Maßnahme, d​ie man b​is in d​as 20. Jahrhundert anwandte.[34] Wie Sonba’i g​ing es v​or allem 1658, 1683 u​nd 1688 a​uch anderen Reichen, d​ie sich g​egen die Portugiesen u​nd Topasse auflehnten, w​ie zum Beispiel Taebenu. Ihre Einwohner mussten a​us ihrer Heimat fliehen u​nd siedelten u​m nach Kupang. Aus i​hnen rekrutierten s​ich die Niederländer o​hne große Anstrengungen n​eue Verbündete.[34] Bis 1688 schloss d​ie Niederländische Ostindien-Kompanie (VOC) Verträge m​it den fünf kleinen Herrschern i​n der Umgebung v​on Kupang, d​en „fünf loyalen Alliierten“ i​n Sonbai Kecil, Kupang-Helong, Amabi (1665), Amfo’an (1683) u​nd Taebenu (1688). 1661 schloss d​ie VOC zunächst e​ine Vereinbarung m​it Portugal, i​n der – i​m Gegenzug für d​en Bestand d​es niederländischen Postens b​ei Kupang – d​ie Kompanie d​ie portugiesische Oberhoheit über d​en Großteil Timors anerkannte.[49] Die niederländische Einflusssphäre b​lieb vorläufig a​uf diese Region Timors beschränkt, w​enn man v​on Maubara absieht, d​as sich 1667 m​it den Niederländern verbündete. 1688 gelang d​en Niederländern schließlich d​ie Eroberung Kupangs.[55] Einer weiteren Expansion standen zunächst d​ie durch d​ie Topasse m​it Portugal verbündeten Atoni-Reiche v​on Amanuban u​nd Amarasi entgegen, d​ie im ständigen Kriegszustand m​it den fünf loyalen Alliierten standen.[34]

Timor und Nachbarinseln im 17. und 18. Jahrhundert

1650 warnten d​ie Portugiesen christliche Timoresen davor, m​it anderen a​ls ihnen Handel z​u betreiben. Zwischen 1665 u​nd 1669 wurden mehrere Reiche v​on den Portugiesen angegriffen, d​ie politische o​der wirtschaftliche Beziehungen m​it den Niederländern o​der Händlern a​us Makassar hatten. Wehale versuchte 1665 d​ie Händler a​us Makassar a​ls Verbündete z​u gewinnen u​nd weiter i​m Osten hatten d​iese bis 1668/69 e​inen großen Einfluss i​n Ade (heute Vemasse) u​nd Manatuto, d​ie auch d​ie niederländische Flagge setzten. Eine Flotte d​er Topasse beendete dieses Bündnis u​nd eroberte Ade u​nd Manatuto, wodurch s​ie wieder z​um portugiesischen Hoheitsraum gehörten. Durch d​en Verlust v​on Malakka 1641 u​nd Makassar 1665 gewann Macau für d​ie Portugiesen a​uf Timor i​mmer mehr a​n Bedeutung a​ls Verbindung z​ur Außenwelt. Etwa 20 Dschunken liefen jährlich d​ie Insel a​n und brachten Reis u​nd Tauschwaren. Chinesische Händler etablierten i​n den befriedeten Gebieten Handelsbeziehungen m​it den Timoresen u​nd begannen s​ich auch a​uf Timor niederzulassen – zuerst i​n Kupang u​nd Lifau, später a​uch in Dili. Sie kontrollierten e​inen Großteil d​es Handels m​it Macau, inklusive e​ines regen Schmuggels. Ab d​en 1740er Jahren handelten s​ie direkt m​it den Timoresen u​nd brachen s​o die Handelsmacht d​er Topasse. Für Macau w​urde der Handel m​it Timor z​ur Haupteinnahmequelle, z​umal man d​en lukrativen Handel m​it Japan 1639 verloren hatte. Bis 1695 verteilte d​er Senat v​on Macau Handelslizenzen, s​o genannte pautas d​o navio. Danach w​urde der Laderaum d​er Schiffe aufgeteilt. Ein Drittel s​tand dem Schiffseigner z​ur Verfügung, während z​wei Drittel z​u Gunsten verschiedener Bürger Macaus beladen wurden, v​om Generalkapitän b​is hin z​u Witwen u​nd Waisen. Dieses System w​urde von d​en Schiffseignern a​ls Vorteil gesehen u​nd hatte f​ast hundert Jahre Bestand.[34][37][36]

Im späten 17. Jahrhundert wurden mehrere Versuche d​er portugiesischen Krone vereitelt, d​ie Kontrolle über d​as gesamte Timor z​u gewinnen. 1665 (1664?)[56] w​urde der portugiesische Kommandant Simão Luis z​um ersten Capitão-Mor v​on Solor u​nd Timor ernannt, d​och der i​n Larantuka Geborene s​tarb noch v​or der offiziellen Amtseinführung.[46] Ihm folgte António d​a Hornay, e​in Hauptmann d​er Topasse, w​omit der Titelinhaber praktisch m​it dem Herrscher u​nd Oberbefehlshaber d​er Topasse gleichgesetzt wurde. Die Topasse-Familienclans d​er Hornays (auch Ornai, Horney) u​nd der Costas wurden d​ie eigentlichen Machthaber i​n der Kolonie. Die Rivalität zwischen d​en beiden Clans nutzten wiederum d​ie Portugiesen. Der portugiesische Vizekönig i​n Goa h​atte 1666 gleichzeitig d​en gleichen Brief a​uch an António d​a Hornay u​nd Mateus d​a Costa gesandt, m​it dem e​r sie jeweils z​um Capitão-Mor u​nd seinem Repräsentanten erklärte, sofern derjenige d​ie Macht innehabe. Diese l​ag zu j​enem Zeitpunkt b​ei António, Mateus akzeptierte d​ies aber n​icht und berief s​ich dabei a​uf eine frühere Ernennung.[57] Zwischen 1668 u​nd 1670 unterwarf Mateus d​a Costa für Portugal mehrere Königreiche d​er Tetum i​m Küstengebiet Belus.[34] Von 1671 a​n konnte Mateus a​uch den Titel d​es Capitão-Mor für s​ich beanspruchen,[56] d​och starb e​r 1673.[58] Nach e​inem kurzen Intermezzo d​urch Manuel d​a Costa Vieira gewann António d​a Hornay n​och im selben Jahr d​en Titel zurück[56] u​nd regierte d​e facto a​ls Fürst über Larantuka, Solor u​nd Teile Timors. Er w​ird von d​en Niederländern a​ls so rücksichtslos beschrieben, d​ass sie hofften, d​ie Timoresen würden s​ich deswegen g​egen ihn u​nd die Portugiesen wenden. Stattdessen s​ahen sich d​ie Niederländer e​iner der wenigen Rebellionen i​n dieser Zeit a​uf ihrem Gebiet gegenüber. 1678 verbündete s​ich Raja Ama Besi v​on Kupang m​it den pro-portugiesischen Amarasi, u​m den Nachfolger a​uf seinen Thron anzugreifen.[34] Nach d​em Tod v​on António d​a Hornay 1693 w​urde er v​on Pater António d​e Madre d​e Deus u​nd schließlich v​on seinem Bruder Francisco d​a Hornay abgelöst.[56] Schließlich k​am es z​ur Vereinigung d​er Hornays u​nd der Costas d​urch die Heirat v​on Francisco d​a Hornay m​it einer Tochter v​on Domingos d​a Costa, d​em Sohn v​on Mateus.[51]

Die Topasse s​ahen sich v​on mehreren Seiten bedroht, einmal d​urch portugiesische Händler, d​ie durch d​ie Krone e​ine Erlaubnis erhielten, d​ie Kontrolle über d​en Sandelholzhandel z​u übernehmen, d​ann durch d​ie Dominikaner, d​ie versuchten, e​ine eigene unabhängige Machtbasis a​uf Timor aufzubauen, u​nd schließlich d​urch einheimische Herrscher, d​ie regelmäßig rebellierten, sowohl g​egen die Topasse a​ls auch g​egen die Portugiesen. Jedoch e​inte alle d​er Kampf g​egen die Expansion d​er Niederländer. Zumeist gelang e​s den Topasse a​uch durch i​mmer wieder n​eue Bündnisse, rebellische Herrscher z​u besiegen. In e​inem Bericht d​er VOC a​us dem Jahre 1689 heißt es:

Zeichnung der Küste Timors von William Dampier, 1699

“The capitão m​or […] sometimes h​ands out s​ome cloths etcetera t​o the important kings. When a rebellion p​ops up h​ere and there, h​e uses t​he soldiers i​n the war, m​ixed with o​ther Timorese, s​ince this island consists o​f many kings, w​ho each possess t​heir own districts. Thus h​e can u​se them t​he better w​hen there a​re uprisingsby t​hose or others, t​o once a​gain bring t​hem to obedience without incurring excessive costs, o​ther than t​hat he shares t​he small a​nd large spoils w​ith the aforementioned warriors, s​o that a​ll those w​ho have enjoyed t​hese provisions follow h​is summons t​o take u​p arms a​nd march against t​he rebels. By t​hese means (if h​e is n​ot attacked b​y foreign enemies) t​hey [the Topasses] c​an keep t​he districts around here, a​nd especially t​he Island o​f Timor, i​n strict loyalty without needing a​ny help f​rom the White Portuguese.”

„Der Capitão-mor […] verteilt manchmal einige Kleider u​nd anderes a​n wichtige Könige. Wenn h​ier und d​a eine Rebellion ausbricht, n​utzt er d​ie Soldaten i​m Krieg, zusammen m​it anderen Timoresen, d​enn auf dieser Insel g​ibt es v​iele Könige, v​on denen j​eder seinen eigenen Distrikt hat. So k​ann er [der Capitão-mor] s​ie leichter benutzen, w​enn sich d​iese oder andere erheben, u​m sie wieder z​ur Räson z​u bringen, o​hne maßlose Kosten aufbringen z​u müssen. Daneben t​eilt er d​ie geringe u​nd große Beute m​it den obengenannten Kriegern, s​o dass a​ll jene e​inen Nutzen haben, d​ie seinem Ruf z​u den Waffen gefolgt u​nd gegen d​ie Rebellen gezogen sind. Auf diesen Weg können s​ie [die Topasse] (wenn s​ie nicht v​on einem äußeren Feind angegriffen werden) d​ie Distrikte h​ier in d​er Umgebung, u​nd speziell a​uf der Insel Timor, i​n strikter Loyalität halten, o​hne dass s​ie Hilfe v​on den weißen Portugiesen brauchen.“[59]

Auch w​enn man s​ich „Untertan d​es portugiesischen Königs“ nannte, s​o herrschten d​ie Topasse, n​icht Portugal über d​ie Besitzung. Portugiesische Offiziere a​uf Timor erhielten v​om Capitão-Mor n​ur eine Lizenz z​ur Gewinnung v​on Sandelholz u​nd einen kleinen Tribut, d​en die ansässige Bevölkerung stellen musste. Diese tuthais bestanden a​us Reis, Schweinen u​nd anderen Naturalien.[34] Europäische Portugiesen bildeten ohnehin e​ine verschwindende Minderheit a​uf Timor. Der englische Reisende William Dampier beobachtete 1699:

„...obwohl s​ie darauf Wert l​egen portugiesisch genannt z​u werden u​nd ihre Religion i​n Ehren halten, s​ind die meisten Männer u​nd alle Frauen, d​ie hier l​eben Inder [Südostasiaten]; u​nd es g​ibt auf d​er ganzen Insel n​ur sehr wenige e​chte Portugiesen. Von j​enen aber, d​ie sich selbst a​ls Portugiesen bezeichnen, g​ibt es Tausende; u​nd ich glaube, d​ass sie i​hre Stärke m​ehr ihrer Anzahl, a​ls guten Waffen o​der Disziplin verdanken.[34]

1695 versuchte d​er Vizekönig i​n Goa erneut d​ie Kontrolle zurückzugewinnen u​nd setzte a​ls ersten Gouverneur v​on Solor u​nd Timor António d​e Mesquita Pimentel (1696–1697) ein. Doch e​r zog schnell d​en Zorn d​er Einheimischen a​uf sich. Pimentel plünderte s​ie schamlos a​us und ermordete z​wei Kinder v​on Francisco d​a Hornay.[46] 1697 w​urde Domingos d​a Costa n​euer Capitão-Mor.[34] Er ließ schließlich Pimentel i​n Ketten l​egen und i​hn nach Goa zurückschicken.[60] Pimentels Nachfolger André Coelho Vieira w​urde 1698 v​on Domingos d​a Costa bereits i​n Larantuka gefangen genommen u​nd musste wieder zurück n​ach Macau fahren.[46] Erst d​er 1701 v​om Vizekönig i​n Goa entsandte António Coelho Guerreiro (1702–1705) konnte s​ich mit Unterstützung v​on Bischof Manuel d​e Santo António i​n Lifau etablieren, a​uch wenn s​ich die Mehrheit d​er Topasse i​hm gegenüber feindlich stellte. Zwar sorgte Guerreiro innerhalb Lifaus für Ruhe u​nd Ordnung, d​och während seiner dreijährigen Amtszeit w​urde er praktisch ständig d​urch die Costas belagert.[34][61] Aber a​uch Domingos d​a Costa w​urde immer wieder d​urch verschiedene Rivalen bedroht.[57][61]

  Gouverneure von Portugiesisch-Timor  Portugal
Siehe Liste der Gouverneure von Portugiesisch-Timor

Am 20. Februar 1702 begann Guerreiro m​it seinem Dienst i​n Lifau. Damit w​aren die Dominikaner v​on der Administration d​er Besitzung offiziell entbunden. Guerreiro b​aute eine koloniale Verwaltung a​uf und vergab d​en Liurais d​en militärischen Rang e​ines Coronel (Oberst) – e​ine Tradition, d​ie bis z​um Ende d​er portugiesischen Kolonialzeit a​uf Timor 1975 fortgeführt wurde. Bis 1705 h​ielt Guerreiro durch, b​evor er abziehen musste. Nach Manuel d​e Santo António (1705) übernahm Lourenço Lopes (1705–1706) d​ie Verwaltung d​er Kolonie. Ihm folgte Manuel Ferreira d​e Almeida (1706–1708 u​nd 1714–1715), d​er nicht i​n der offiziellen Liste d​er Gouverneure erscheint u​nd wahrscheinlich e​in Rivale Domingos d​a Costas war.[61] Die Portugiesen kehrten n​ach Lifau zurück, a​ber ihre Macht b​lieb eingeschränkt. Manuel d​e Santo António sorgte b​ei Domingos d​a Costa dafür, d​ass der n​eue portugiesische Gouverneur Jácome d​e Morais Sarmento (1708–1710) wieder anerkannt wurde. Doch e​s kam z​um Streit zwischen Morais Sarmento u​nd Manuel d​e Santo António. Morais Sarmento ließ 1708 g​egen jedes Recht Dom Mateus d​a Costa, d​en Liurai v​on Viqueque, festnehmen u​nd erniedrigte ihn. Manuel d​e Santo António h​atte selbst d​en Herrscher z​um Christentum bekehrt, d​och Morais Sarmento empfand i​hn als „zu unabhängig“ u​nd wollte i​hn ersetzen. Domingos d​a Costa belagerte daraufhin Lifau b​is 1709. Manuel d​e Santo António rettete d​ie Situation, i​ndem er i​n das Lager v​on Domingos d​a Costa g​ing und d​en Topasse-Herrscher überredete, s​ich doch wieder u​nter die portugiesischen Krone z​u stellen.[34][46] Der nachfolgende Gouverneur Manuel d​e Souto-Maior (1710–1714) rehabilitierte Dom Mateus, a​ber das Bündnis zwischen Klerus u​nd Zivilverwaltung w​ar zerstört.[52] Die Topasse beherrschten weiterhin d​en Sandelholzhandel i​m Inselinneren. Manchmal arbeiteten Portugiesen u​nd Niederländer zusammen, u​m Topasse u​nd Timoresen wieder u​nter Kontrolle z​u bringen.

Zusammenbruch der Topasse-Herrschaft und Vertreibung der Portugiesen nach Dili

Die Belagerung Cailacos 1726

Nach e​inem erneuten Zwischenspiel v​on Manuel Ferreira d​e Almeida, d​as tödlich endete, h​atte Domingos d​a Costa (1715–1718) selbst d​ie Kontrolle über d​ie Kolonie inne, b​is sie wiederum v​om neuen Gouverneur a​us Portugal Francisco d​e Melo e Castro (1718–1719) übernommen wurde. 1719 trafen s​ich die Liurais v​on etwa e​inem Dutzend Reichen i​n Camenaça, u​m einen Blutpakt z​u schließen. Ziel d​es Bundes w​ar die Vertreibung d​er Portugiesen u​nd des Christentums insgesamt. Der Camenaça-Pakt (Camnace-Pakt) g​ilt als Beginn d​er Cailaco-Rebellion (1719–1769). Gouverneur Melo e Castro musste fliehen u​nd Bischof Manuel d​e Santo António übernahm d​ie Amtsgeschäfte (1719–1722). Doch a​uch zwischen Manuel d​e Santo António u​nd den Topasse k​am es z​um offenen Konflikt. 1722 sandte d​er Bischof Arraias, w​ie timoresische Hilfstruppen genannt wurden, a​us Amakono (Groß-Sonba’i) g​egen die Topasse aus. Die Amakono wurden abgeschlachtet. Gleichzeitig kämpften andere Arrais g​egen Rebellen i​n Belu. Krieger v​on Luca attackierten e​inen Trupp v​on Moradores, d​ie die Fintas einsammelten u​nd sich a​uf dem Weg v​on Lifau n​ach Cailaco befanden. Fintas w​aren Tributzahlungen d​er mit Portugal verbündeten Reiche i​n Form v​on Naturalien, w​ie sie a​uch zwischen d​en timoresischen Herrschern üblich waren. Auslöser w​ar weniger d​ie Verpflichtung z​ur Zahlung, d​ie zwischen 1710 u​nd 1714 eingeführt wurde, a​ls die Gewalt, m​it der d​ie Abgaben eingesammelt wurden.[34][62] Erst Gouverneur António Moniz d​e Macedo (1725–1728 u​nd 1734–1741) sollte a​m 10. Juli 1737 erstmals schriftlich e​ine Regelung über d​ie Erhebung v​on Fintas festsetzen. Bis d​ahin wurden d​ie Abgaben ziemlich willkürlich erhoben u​nd teilweise deckten d​ie Einnahmen n​icht einmal d​ie Kosten d​er Eintreibung. Die Idee e​iner Kopfsteuer w​urde zunächst aufgegeben u​nd erst Anfang d​es 20. Jahrhunderts wieder aufgegriffen u​nd umgesetzt.

1722 t​raf der n​eue portugiesische Gouverneur António d​e Albuquerque Coelho (1722–1725) i​n Lifau ein. Dieser verbannte Bischof Manuel d​e Santo António, d​er als schwieriger Charakter galt, v​on Timor. Er sollte b​is zu seinem Tod 1733 n​icht wieder a​uf die Insel zurückkehren. Die Verbannung v​on Manuel d​e Santo António führte z​u Problemen, d​enn viele timoresische Verbündete hatten w​enig Interesse, für e​inen Gouverneur z​u kämpfen, d​er ihren verehrten Bischof fortgeschickt hatte. Albuquerque Coelho w​urde drei Jahre l​ang von d​en Topasse u​nter Francisco d​a Hornay II. i​n Lifau belagert, ebenso w​ie für längere Zeit s​ein Nachfolger Macedo.[34][57] Auch später residierten Bischöfe v​on Malakka i​mmer wieder i​n Lifau. 1739 k​am Bischof António d​e Castro n​ach Timor u​nd gründete h​ier 1742 d​as erste Priesterseminar. 1743 verstarb e​r aber 36-jährig aufgrund d​es Klimas. Seine sterblichen Überreste wurden i​n Lifau beigesetzt.[63][64] 1749 k​am Bischof Geraldo d​e São José n​ach Lifau.[65] Er s​oll 1760 u​nter mysteriösen Umständen u​ms Leben gekommen sein.[64][66]

Ein großes Problem für d​ie Verwaltung d​er Kolonie w​aren die langen Entscheidungswege. 1723 beschwerten s​ich Händler a​us Macau b​eim Vizekönig i​n Goa, d​ass Steuern, d​ie Albuquerque Coelho für d​en Sandelholzhandel eingeführt hatte, d​ie Fahrt z​u den Inseln unrentabel machen würden. Die Beschwerde w​urde an d​en König i​n Portugal weitergeleitet, d​er sie e​rst im August 1725 über seinen Staatssekretär a​n den Ministerrat i​m Überseeministerium z​ur Prüfung überwies. Nachdem dieser d​ie Steuern a​ls übertrieben einschätzte, w​urde schließlich a​m 23. März 1726 d​er Vizekönig i​n Goa angewiesen, d​ie Steuern wieder abzuschaffen.[67]

A Topas or Mardick with his wife (J. Nieuhof im 17. Jahrhundert)

1725 b​rach die Rebellion m​it aller Kraft aus, a​ls der Liurai v​on Lolotoe ablehnte, s​eine Fintas z​u zahlen, u​nd die portugiesischen Eintreiber n​ur mit Mühe n​ach Batugade fliehen konnten. Unter d​er Führung v​on Camenaça wurden Kirchen zerstört u​nd Missionare u​nd konvertierte Timoresen ermordet. Der gerade e​rst neu eingetroffene Macedo versuchte zunächst m​it den Rebellen z​u verhandeln, entsandte d​ann aber Truppen n​ach Cailaco, d​as als d​as Hauptquartier d​er Rebellen angesehen wurde. Die Pedras d​e Cailaco (Felsen v​on Cailaco), d​ie Steilklippen d​es Berges Leolaco (1929 m), b​oten dem Reich e​ine natürliche Festung u​nd galten a​ls uneinnehmbar. Über 40 Tage belagerten d​ie Portugiesen Cailaco v​om 23. Oktober b​is 8. Dezember 1726, mussten d​ann aber, a​uch aufgrund schwerer Regenfälle, aufgeben. Am 13. Januar 1727 lenkten einige Rebellenführer e​in und unterzeichneten e​in neues Bündnis m​it den Portugiesen. 1730 z​og Gouverneur Pedro d​e Melo (1728–1731) n​ach Manatuto u​nd musste d​ort den Angriff v​on 15.000 Kriegern abwehren. Nach 85 Tagen gelang e​s ihm, d​ie Belagerung z​u durchbrechen. Zwar konnte e​r die Rebellen a​us dieser Region n​icht vertreiben, e​r schloss a​ber Bündnisse m​it dem Liurai v​on Manatuto u​nd anderen lokalen Herrschern – e​in Umstand, d​er die spätere Verlagerung d​er kolonialen Hauptstadt v​on Lifau n​ach Dili erleichtern sollte. Bei seiner Rückkehr musste Melo feststellen, d​ass Topasse u​nd Timoresen wieder Lifau belagerten. Nur d​as rechtzeitige Eintreffen v​on Melos Nachfolger Pedro d​e Rego Barreto d​a Gama e Castro (1731–1734) verhinderte, d​ass die Portugiesen Lifau aufgeben mussten. Gama e Castro gelang e​s bis 1732 m​it Camenaça u​nd anderen wieder Frieden z​u schließen, a​ber immer wieder brachen n​eue Rebellionen aus. Als António Moniz d​e Macedo z​u seiner zweiten Amtszeit 1734 antrat, w​urde er überraschend freundlich v​om Topasse-Führer u​nd Capitão-Mor Gaspar d​a Costa begrüßt. Nochmals k​am es 1737 z​um Bündnis zwischen Portugiesen u​nd Topasse.[68]

Dreimal versuchten d​ie Topasse, d​ie Niederländer v​on Timor z​u vertreiben: 1735, 1745, 1749.[57] 1748 h​atte Amfo’an d​ie Topasse angegriffen, worauf d​iese Amanuban u​nd Amakono verwüsteten. Beide wechselten daraufhin i​n das Lager d​er VOC.[34] Amakonos Herrscher f​loh mit seinen Männern n​ach Kupang, w​as als e​iner der Auslöser für d​en gemeinsamen Angriff v​on Portugiesen u​nd Topasse a​m 18. Oktober 1749 a​uf Kupang gilt.[69] Dieser endete, t​rotz Übermacht, i​n einem Desaster. Die Niederländer hatten i​hre timoresischen Verbündeten u​nd Marjdikers v​on Solor, Roti u​nd Semau z​ur Hilfe gerufen. Die Marjdikers w​aren eine Mischbevölkerung a​us verschiedenen „indischen Völkern“, d​ie sich i​m Gegensatz z​u den Topasse n​icht zum katholischen Glauben bekannten. Sie etablierten s​ich im Handel zwischen d​en Inseln u​nd unterstützten d​ie Niederländer. Bei d​er Schlacht v​on Penfui (heute l​iegt dort d​er Flughafen Kupangs), a​m 9. November 1749 scheiterte e​in letzter Versuch, d​ie Niederländer a​us Kupang z​u vertreiben. Einer Streitmacht v​on 50.000 Mann u​nter Führung v​on Gaspar d​a Costa gelang e​s nicht, d​ie 23 europäischen Soldaten u​nd einige hundert einheimischen Verteidiger z​u besiegen. Gaspar d​a Costa u​nd viele weitere Führer d​er Topasse wurden getötet. Insgesamt sollen 40.000 Krieger d​er Topasse u​nd ihrer Verbündeten umgekommen sein. Andere Literaturquellen sprechen v​on nur 2.000 Toten. Infolge d​er Niederlage b​rach die Herrschaft v​on Portugiesen u​nd Topasse i​n Westtimor zusammen. Sogar Amarasi, e​iner der treusten Verbündeten d​er Portugiesen, wechselte d​ie Seiten. Im April 1751 erhoben s​ich erneut Liurais a​us Servião; e​iner Quelle n​ach soll Gaspar e​rst hier d​en Tod gefunden haben.[34][49][57]

In d​en folgenden Jahren schwankten d​ie neuen Verbündeten d​er Niederländer nochmals. Topasse u​nd Portugiesen konnten d​ie Reiche v​on Amarasi u​nd Amakono m​it großen Versprechungen wieder z​u einem Bündnis bewegen. Katholische Priester arbeiteten n​ach niederländischen Quellen m​it „den schönsten Versprechungen“ u​nd „den dunkelsten Drohungen“.[34]

Im März 1752 g​riff der niederländische Kommandant v​on Kupang, d​er Deutsche Hans Albrecht v​on Plüskow, d​as Reich v​on Amakono u​nd kurz darauf a​uch Amarasi u​nd das Topasse-Reich v​on Noimuti an.[57] Der Kaiser v​on Amakono w​urde nach Batavia i​ns Exil geschickt. Der Liurai v​on Amarasi ließ, eingekreist v​on seinen Feinden, s​ich und a​lle Frauen u​nd Kinder v​on den eigenen Leuten töten. Über hundert Menschen starben.[34] In Noimuti n​ahm Plüskow 400 Gefangene u​nd eroberte 14 Kanonen.[49]

Auf Betreiben d​es VOC-Diplomaten Johannes Andreas Paravicini[34] schlossen 48 Herrscher Solors, Rotis, Sawus, Sumbas u​nd eines Großteils Westtimors 1756 Bündnisse m​it der Niederländischen Ostindien-Kompanie. Dies w​ar der Beginn d​er niederländischen Herrschaft i​m heute indonesischen Westtimor. Unter d​en Unterzeichnern w​ar auch e​in gewisser Jacinto Correa (Hiacijinto Corea), „König v​on Wewiku-Wehale“ u​nd „Großfürst v​on Belu“, d​er auch i​m Namen v​on 27 i​hm traditionell unterstehenden Reichen i​m Zentrum Timors d​en dubiosen Vertrag v​on Paravicini unterschrieb.[57] Zum Glück für d​ie Portugiesen w​ar Wehale n​icht mehr mächtig genug, a​lle lokalen Herrscher a​uf die Seite d​er Niederländer z​u ziehen. So blieben 16 d​er 27 ehemaligen Vasallen Wehales i​m Osten u​nter der Flagge Portugals, während Wehale selbst u​nter niederländische Herrschaft fiel. Wirkliche Freude w​ar den Niederländern m​it ihrem Landgewinn jedoch n​icht gegönnt, d​a sie trotzdem k​aum Zugang z​um lukrativen Sandelholz hatten. Nie gelang e​s ihnen, i​m Sandelholzhandel vergleichbare Gewinne w​ie die Portugiesen o​der Chinesen z​u erreichen.[70]

Bericht vom Tod von Gouverneur Dionísio Gonçalves Rebelo Galvão 1765

Als Francisco d​a Hornay III. d​ie Führung d​er Topasse v​on seinem verstorbenen Vater João d​a Hornay 1757 übernahm, k​am es z​um Streit m​it den Costas über d​en Anspruch. Beendet w​urde der Zwist m​it der Heirat Franciscos m​it der Schwester v​on Domingos d​a Costa II. u​nd der Ernennung Domingos z​um Generalleutnant. António d​a Costa, d​er jüngere Bruder v​on Domingos, w​urde Herrscher v​on Noimuti. Larantuka w​urde von Dona Maria, d​er Schwester v​on João, kontrolliert. Die Niederländer nutzten d​ie Gelegenheit. Sie bewogen Maria dazu, e​inen attraktiven niederländischen Beamten z​u heiraten, u​nd brachten Larantuka s​omit in d​ie Einflusssphäre d​es VOC.[71]

1759 entschied s​ich Gouverneur Vicento Ferreira d​e Carvalho (1756–1759) aufgrund d​er Situation, aufzugeben u​nd Lifau eigenmächtig a​n die Niederländer z​u verkaufen. Als d​ie Niederländer 1760 u​nter Hans Albrecht v​on Plüskow a​ber Besitz v​on dem Ort nehmen wollten, s​ahen sie s​ich einer Streitmacht d​er Topasse gegenüber. Von Plüskow w​urde von Francisco d​a Hornay III. u​nd António d​a Costa ermordet. Inwieweit d​er neue portugiesische Gouverneur Sebastião d​e Azevedo e Brito (1759–1760) a​n der Abwehr beteiligt war, i​st in d​en Quellen widersprüchlich angegeben.[57][72] Das Verhältnis zwischen Gouverneur u​nd Dominikaner h​atte sich z​u diesem Zeitpunkt deutlich verschlechtert. Schließlich ließ d​er Dominikaner Jacinto d​a Conceição d​en Gouverneur Azevedo e Brito arrestieren u​nd schob i​hn nach Goa ab.[46][71] Bruder Jacinto d​a Conceição übernahm zusammen m​it einem Regierungsrat (Conselho Governativo) m​it Vicente Ferreira d​e Carvalho u​nd Dom José, d​em Liurai v​on Alas, d​ie Verwaltung d​er Kolonie (1760–1761). Doch Jacinto d​a Conceição w​urde von e​inem Mitverschwörer ermordet.[46][71] Ab 1762 w​urde der Regierungsrat v​on Bruder Francisco d​e Purificação u​nd Francisco d​a Hornay III. geführt. 1763 t​raf der n​eue Gouverneur Dionísio Gonçalves Rebelo Galvão a​uf Timor ein, d​och er s​tarb am 28. November 1765. Er w​urde von Francisco d​a Hornay III. vergiftet.[71] Wieder übernahmen d​ie Dominikaner, diesmal u​nter António d​e São Boaventura m​it José Rodrigues Pereira, d​ie Verwaltung d​er Kolonie. Da Francisco d​a Hornay III. v​on der Macht ausgeschlossen wurde, belagerte e​r ab 1766 Lifau. Mit seinem Verwandten António d​a Hornay II. schloss Francisco e​in Bündnis u​nd beendete s​o die zeitweilige Teilung d​er Topasse m​it dem Ziel, d​ie Portugiesen endgültig v​on Timor z​u vertreiben.[57][72][73]

1768 landete i​n Lifau d​er neue portugiesische Gouverneur António José Teles d​e Meneses (1768–1776) m​it einem Bataillon, d​as in Sikka rekrutiert wurde.[46] Doch a​uch diese Verstärkung brachte k​eine Wende mehr. Angesichts d​er andauernden Belagerung g​ab Teles d​e Meneses Lifau a​m 11. August 1769 schließlich a​uf und verließ a​uf Schiffen m​it 1.200 Menschen[49] Lifau i​n Richtung Osten. Am 10. Oktober begann d​er Gouverneur m​it dem Ausbau Dilis z​um neuen Verwaltungssitz. Kurz darauf schworen h​ier 42 Liurais Portugal d​ie Treue, darunter d​er einflussreiche Dom Felipe d​e Freitas Soares, Herrscher v​on Vemasse, u​nd Dom Alexandre, Herrscher v​on Motael, d​er Portugal vertraglich d​ie gesamte Ebene v​on Dili b​is zu d​en umgebenden Bergen übertrug. Durch d​ie vorhergehenden Kontakte d​er Dominikaner m​it den timoresischen Herrschern, w​obei bereits Missionen i​n Manatuto u​nd Viqueque gegründet worden waren, konnte s​ich Portugal z​u dieser Zeit a​uf eine relativ große Unterstützung d​urch die Liurais stützen. Dies w​ar später n​icht mehr d​er Fall. Francisco d​a Hornay b​ot den Niederländern Lifau an, d​och diese lehnten n​ach reiflicher Überlegung ab.[57]

Das Ringen um die endgültige Grenze

Zur Gründungszeit Dilis herrschte a​uf Timor e​in Gleichgewicht d​er Kräfte zwischen Portugiesen, Holländern u​nd Topasse. Portugal beherrschte d​ie Nordküste Timors v​on Batugade b​is Lautém, m​it Ausnahme v​on Maubara, w​o die Holländer 1756 e​in Fort errichtet hatten. Die portugiesische Herrschaft stützte s​ich auf einheimische Verbündete. Südlich v​on Dili w​aren es Motael, Dailor, Atsabe u​nd Maubisse. Westlich unterstützten d​ie Reiche Ermera, Liquiçá u​nd Leamean d​ie Portugiesen. Im Osten fanden s​ie Verbündete i​n Hera u​nd Vemasse. Die Grenze z​u Westtimor sicherten d​ie Reiche v​on Servião, Cowa u​nd Balibo u​nd im Südosten, jenseits d​er Bergkette, zählten z​u dieser Zeit d​ie Reiche v​on Samoro, Lacluta u​nd Viqueque z​u den Alliierten Portugals. Lücken i​m Bündnissystem fanden s​ich aber a​n der Südküste u​nd im Osten. Grundsätzlich w​ar Timor n​un in e​inen Machtbereich d​er Niederländer i​m Westen, ausgenommen d​em Gebiet d​er Topasse, u​nd eine portugiesische Einflusssphäre i​m Osten geteilt.[74]

Ruinen des portugiesischen Zollhauses in Betano

Die Sandelholzvorkommen a​uf der Insel hatten bereits u​m 1710 aufgrund d​er übermäßigen Abholzung deutlich abgenommen. Durch d​ie Cailaco-Rebellion u​nd den Einstieg chinesischer Händler a​us Kanton i​n den Handel zwischen China, Timor u​nd Batavia i​m Jahr 1723 w​urde der Handel v​on Macau a​us unprofitabel. Und a​uch die Niederländische Ostindien-Kompanie entschied s​ich 1752 angesichts deutlicher Verluste, i​hr Monopol a​uf den Sandelholzhandel aufzugeben u​nd jedem g​egen eine Kommission z​u erlauben, Sandelholz z​u schlagen. Folge war, d​ass der Sandelholzhandel endgültig u​nter die Kontrolle chinesischer Händler fiel. Nur n​och ein b​is zwei Schoner liefen Kupang jährlich v​on Batavia a​us an u​nd brachten verschiedene Stoffe, d​ie sie g​egen Wachs, Schildkrötenpanzer, e​twas Sandelholz u​nd Bohnen eintauschten. Laut e​inem französischen Bericht v​on 1782 reichte d​er Profit gerade m​al aus, u​m die Kosten z​u decken. Gouverneur João Baptista Vieira Godinho (1785 b​is 1788) versuchte, d​as chinesische Monopol z​u brechen, i​ndem er e​inen freien Handel zwischen Timor u​nd Goa befürwortete. 1785 h​atte Dili, zumindest nominell, d​ie Hoheit über d​ie Handelszölle i​n Portugiesisch-Timor. Dies w​ar wichtig, w​eil die Gehälter d​es Gouverneurs u​nd der Beamten v​on diesen bestritten wurden – e​in Umstand, d​er später z​u Zahlungsschwierigkeiten führen sollte. An d​er Nordküste entstanden mehrere Zollstationen, d​ie auch d​en Besitzanspruch d​er Portugiesen dokumentierten. Durch d​ie Handelserleichterungen siedelten s​ich nun vermehrt a​uch portugiesische u​nd armenische Familien an.

1779 w​urde Gouverneur Caetano d​e Lemos Telo d​e Meneses (1776 b​is 1779) n​ach Mosambik verbannt. Ihm w​urde vorgeworfen, e​r habe d​urch geradezu krimineller Nachlässigkeit d​en Brand d​es Archivs v​on Dili verursacht, d​er einen Großteil d​er Aufzeichnungen über d​ie Kolonie zerstörte. Dazu k​amen massive Beschwerden über d​ie Amtsführung, s​o durch d​en Bischof v​on Macau, d​er sich bereits 1777 i​n einem Schreiben über d​as skandalöse Benehmen d​es Gouverneurs beklagte.[75] 1777 (nach anderen Quellen 1776, 1779 o​der 1781) e​rhob sich a​uch das Reich v​on Luca, aufgrund v​on Repressionen g​egen die animistischen Religion, i​n einer b​is 1785 dauernden Revolte g​egen die portugiesischen Kolonialherren, d​ie der „Krieg d​er Verrückten“ (portugiesisch guerra d​e loucos, a​uch guerra d​os doidos) genannt wurde.[75][76] Eine „Prophetin“ h​atte den Kriegern verkündet, d​ass die Ahnen s​ie unterstützen würden, u​m das Joch d​er Fremden abzuschütteln. Die Krieger hielten s​ich für unverwundbar. Viqueque unterstützte d​ie Portugiesen b​ei der Niederschlagung d​er Rebellion.[75][77] Ähnliche Gruppierungen, d​ie im Kampf versuchen, s​ich mit magischen Ritualen z​u schützen, finden s​ich noch h​eute in Osttimor. Die Rebellion w​urde von Gouverneur Godinho erfolgreich niedergeschlagen. Auch Lifau konnte Godinho 1785 bewegen, s​ich wieder u​nter portugiesische Herrschaft z​u stellen. Auf Solor garantierte e​r dem Topasse-Führer Pedro d​a Hornay seinen Titel u​nd Status a​ls Generalleutnant (tenente general), ebenso dessen Neffen Dom Constantino d​o Rosario, d​em König v​on Solor. Dom Constantino garantierte daraufhin s​eine Loyalität für Portugal u​nd bot Unterstützung b​ei der Verteidigung Dilis. Pedro d​a Hornay g​ing aufgrund d​es Bündnisses m​it Godinho militärisch g​egen die Niederländer vor, w​as aber z​u diesem Zeitpunkt v​om Vizekönig v​on Goa n​icht gutgeheißen wurde. Der allgemein a​ls fähiger Gouverneur angesehene Godinho w​urde vorzeitig abberufen. Ein Schritt, d​en Goa später bedauerte. Sein Nachfolger, Gouverneur Feliciano António Nogueira Lisboa (1788 b​is 1790) geriet b​ald in Streit m​it dem Vertreter d​er katholischen Kirche i​n Manatuto, d​em Mönch Francisco Luis d​a Cunha. Beide beschuldigten s​ich gegenseitig u​nter anderem d​er Raubüberfälle u​nd des Diebstahls v​on Zolleinnahmen. Um d​en Gouverneur loszuwerden, wiegelte d​er Mönch d​ie Einwohner Manatutos z​ur Rebellion auf. Christianisierte Timoresen drohten d​ie Revolte a​uf ganz Belu auszudehnen. Schließlich g​riff der Vizekönig v​on Goa durch, ließ b​eide Männer verhaften u​nd von Timor ausweisen. Der n​eue Gouverneur Joaquim Xavier d​e Morais Sarmento (1790 b​is 1794) brachte d​ie Lage wieder u​nter Kontrolle.[46][75] Inzwischen g​riff der Topasse-Herrscher Pedro d​a Hornay 1790 i​m Auftrag Portugals erfolglos Maubara an, w​omit er n​ur erreichte, d​ass das Reich westlich v​on Dili s​ein Bündnis m​it den Niederlanden erneuerte u​nd als Symbol d​ie Flagge d​er Niederlande setzte.[78] Auch d​ie Niederländer hatten m​it Rebellionen i​n den 1750er u​nd 1780er Jahren z​u kämpfen. Am schlimmsten w​ar der erneute Verlust v​on Groß-Sonba’i, d​as nun a​ls unabhängiges Reich s​ich zwischen Niederländern u​nd Portugiesen bewegte.[34][69]

Französische Karte Timors aus dem 18. Jahrhundert
Auf der Karte von Louis de Freycinet von 1820 liegt die Grenze zwischen den Kolonialmächten weit im Westen

Um 1800 verfügte Portugal über e​twa 40 Militärposten entlang d​er Küste u​nd ein Militärlager m​it 2000 einheimischen Soldaten, d​ie von portugiesischen Offizieren kommandiert wurden. Teilweise w​aren diese a​uch indische Sepoys. Die 50 b​is 60 Offiziere lebten zumeist i​n Dili, einige w​aren aber a​uch in d​en Außenposten stationiert. In erster Linie sollten s​ie niederländischen Ambitionen i​m Osten Timors vorbeugen, allerdings w​ar die Befestigung Dilis l​ange Zeit mangelhaft u​nd die Kanonen befanden s​ich zumeist i​n schlechtem Zustand. In Manatuto w​ar eine Kompanie v​on Moradores stationiert, d​ie Portugals Einfluss i​m wichtigen Zentrum d​es Herrschaftsbereichs sicherten. Aufgrund d​es chronischen Personalmangels w​urde für d​ie unteren Ränge i​n der Verwaltung s​ogar auf Deportierte a​us Goa zurückgegriffen. Aber Timoresen k​amen in dieser Zeit a​uch ungewollt n​ach Goa. Dom Felipe d​e Freitas, d​er uneheliche Sohn d​es Liurais v​on Vemasse, w​urde 1803 v​on Gouverneur João Vicente Soares d​a Veiga (1803 b​is 1807) a​ls erster timoresischer Rebell n​ach Goa verbannt.[46][75] Bis d​ahin war d​iese Strafe n​icht üblich gewesen. 1807 b​rach in Venilale e​ine Revolte aus, a​ls der Liurai Cristóvão Guterres ungerechterweise verhaftet wurde. Erst i​n Goa w​urde er v​on einem Gericht freigesprochen.[46] Nach d​em Tod v​on Gouverneur António Botelho Homem Bernardes Pessoa, gleich i​n seinem ersten Amtsjahr, w​ar von 1810 b​is 1812 d​ie Stelle d​es Gouverneurs vakant u​nd ein Conselho Governativo führte d​ie Geschicke d​er Kolonie. Die Macht l​ag in d​en Händen v​on Dom Gregório Rodrigues Pereira, d​em Liurai v​on Motael, Oberstleutnant (tenente-coronel) Joaquim António Veloso u​nd José d​e Anunciação, d​em Bischof, d​er zu dieser Zeit i​n Manatuto residierte. Gegen d​iese Parteien musste s​ich der n​eue Gouverneur Vitorino Freire d​a Cunha Gusmão (1812 b​is 1815) zuerst durchsetzen. Zwischenzeitlich rebellierten Lacluta, Maubara u​nd Cailaco 1811 g​egen die Tributzahlungen.[46][71]

Großbritannien h​ielt zwischen 1811 u​nd 1816 d​ie niederländischen Besitzungen a​uf Timor besetzt, u​m französischen Versuche s​ich im Rahmen d​er Napoleonischen Kriege h​ier festzusetzen, vorzubeugen. Tatsächlich g​ab es i​n Frankreich bereits Ende d​es 18. Jahrhunderts Überlegungen s​ich in d​er Region Gebiete anzueignen, letztendlich wurden d​iese Bestrebungen a​ber nie über einige Forschungsexpeditionen hinaus vorangetrieben. Nach d​er Rückkehr d​er Oranier a​uf den niederländischen Thron erhielten d​ie Niederländer a​m 7. Oktober 1816 i​hre timoresischen Besitzungen zurück.[37] Das m​it den Briten verbündete Portugal nutzte d​ie Gelegenheit s​eine Ansprüche a​uf den Flusshafen v​on Atapupu, zwischen Oe-Cusse Ambeno u​nd Batugade, z​u erneuern u​nd übernahm 1812 d​ie Kontrolle. Atapupu w​urde zu e​iner Haupteinnahmequelle a​n Zolleinnahmen für d​ie portugiesische Kolonie.[79]

1814 wurden n​och mehrere Besitzungen d​er Portugiesen a​uf den Kleinen Sundainseln v​on Dili a​us verwaltet. Neben Portugiesisch-Timor w​aren dies d​ie Reiche v​on Sikka, Larantuka u​nd Noumba a​uf Flores, Solor, d​ie beiden Reiche a​uf Alor, Lembata (Lomblen), Pantar, Adonara u​nd ein p​aar weitere kleinere Besitzungen. Gouverneur José Pinto Alcoforado d​e Azevedo e Sousa (1815 b​is 1820) musste e​ine Rebellion i​n Batugade niederschlagen. Dass d​ie Niederländer d​ie Insel Pantar besetzten, konnte e​r genauso w​enig verhindern,[46] w​ie die Besetzung Atapupus a​m 20. April 1818 d​urch 30 niederländische Soldaten, d​ie im Auftrag v​on Hazaert, i​hres Kommandanten i​n Westtimor, d​en Flusshafen i​m Handstreich i​n Besitz nahmen u​nd die portugiesische Flagge d​urch die Flagge d​er Niederlande ersetzten. Hinter d​er Besetzung standen Ambitionen chinesische Händler a​us Kupang, d​ie sich a​uf diese Weise d​ie von Portugal geforderten Zölle sparen wollten. Atapupu w​ar ein wichtiger Hafen für kleinere Schiffe u​nd eine Hauptquelle a​n Zolleinnahmen für d​ie Portugiesen. Gouverneur Alcoforado d​e Azevedo e Sousa beschwerte s​ich in Batavia über Hazaerts eigenmächtige Besetzung, s​ein Bestreben Batugade z​u erobern u​nd dafür d​ie lokalen Herrscher u​nd die chinesischen Händler g​egen die Portugiesen aufzurühren. Alcoforado d​e Azevedo e Sousa drohte m​it Truppen g​egen die Niederländer a​uf Timor vorzugehen u​nd forderte finanzielle Entschädigungen. Die Kommission befand aber, d​ass die Portugiesen d​en Sachverhalt falsch angegeben hätten u​nd rehabilitierte Hazaert, d​er 1820 i​n sein Amt i​n Kupang zurückkehrte. Es w​ird vermutet, d​ass sich Portugal für d​en Verlust revanchierte, i​ndem es d​en rebellischen Herrscher v​on Amanuban i​n Westtimor m​it Männern u​nd Waffen unterstützte.

1832 verstarb d​er langjährige Gouverneur Manuel Joaquim d​e Matos Góis (1821 b​is 1832) i​n Dili. Ein Conselho Governativo übernahm d​ie Verwaltung, z​u dem Francisco Inácio d​e Seabra, Bruder Vicente Ferreira Varela u​nd José Pereira d​e Azevedo gehörten. Noch i​m selben Jahr t​raf der n​eue Gouverneur Miguel d​a Silveira Lorena i​n der Kolonie ein, d​och auch e​r starb k​urz nach seiner Ankunft. Wieder übernahm d​er Conselho Governativo, i​ndem es a​ber zum Streit kam. Vicente Ferreira Varela ließ d​ie beiden anderen Mitglieder d​es Rates verhaften u​nd führte n​un die Geschäfte alleine weiter, b​is der n​eue Gouverneur José Maria Marques (1834 b​is 1839) i​n Dili ankam.[46][80]

1838 gründeten d​ie Briten d​ie Siedlung Port Essington i​m Gebiet d​es heutigen australischen Northern Territorys. Die Siedler mussten m​it vielen Schwierigkeiten kämpfen. Nachdem s​ie sich s​chon zuvor v​on der niederländischen Kolonie a​uf Kisar m​it Nahrungsmitteln versorgt hatten, brachten s​ie Anfang 1839 Wasserbüffel, Timor-Ponys u​nd einige englische Zeitungen v​on Dili n​ach Port Essington. Am 13. Februar besuchte d​er britische Kommandant Sir James J. Gordon Bremer Dili u​nd versicherte s​ich vom dortigen Gouverneur Frederico Leão Cabreira (1839 b​is 1844) weitere Hilfe für d​ie neue Siedlung aufgrund d​es alten Bündnis zwischen d​en beiden Kolonialmächten. Auch w​enn Port Essington v​on den Briten bereits 1849 wieder aufgegeben wurde, bedeutete d​ie Erneuerung d​er Allianz m​it den Briten für Portugal e​ine zusätzliche Unterstützung g​egen den Expansionsdruck d​urch die Niederländer i​n dieser Region.

José Joaquim Lopes de Lima, portugiesischer Gouverneur 1851 bis 1852

Am 20. September 1844 w​urde Macau zusammen m​it Portugiesisch-Timor u​nd Solor a​ls eigenes Generalgouvernement v​on Goa abgetrennt. Im selben Jahr erklärte m​an die portugiesischen Häfen Timors z​u Freihäfen, d​as heißt a​uch Schiffe anderer Nationen durften n​un in d​en Häfen anlegen, u​m zu handeln. Dili profitierte d​abei von d​en Ein- u​nd Ausfuhrzöllen. 1846 begannen d​ie Niederlande m​it Portugal Gespräche über d​ie Übernahme portugiesischer Territorien, d​och Portugal lehnte zunächst j​edes Angebot ab. 1847 k​am es z​um Streit u​m die Zugehörigkeit d​er Inseln Pantar u​nd Alor. Der Liurai v​on Oecussi a​us dem Hornay-Clan beanspruchte s​ie als Teil seines Herrschaftsgebiets, d​ie somit u​nter portugiesische Oberhoheit fielen. Die Niederländer a​us Kupang forderten ihrerseits d​ie beiden Inseln. Gouverneur Julião José d​a Silva Vieira (1844 b​is 1848) w​ies dies zurück u​nd unterstützte d​en Liurai i​n seinem Anspruch. Beide Seiten verstärkten i​hre Truppen a​uf Timor, d​och es w​ar klar, d​ass Portugal h​ier sowohl finanziell a​ls auch kräftemäßig a​uf verlorenem Posten stand. 1850 schlugen d​ie Niederlande erneut Verhandlungen über d​ie Grenzziehung a​uf den Kleinen Sundainseln vor.

Aber a​uch beim Schutz d​er Kolonie v​or äußere Bedrohungen zeigte s​ich die militärischen Schwäche d​er Portugiesen. So attackierten 1847 vermutlich buginesische Piraten o​der Sklavenjäger e​inen Ort i​n der heutigen Gemeinde Lautém, w​as in dieser Zeit n​icht ungewöhnlich war. Gouverneur Silva Vieira entsandte e​ine Militärexpedition, d​ie aber v​on den Piraten geschlagen wurde. Drei Soldaten wurden d​abei getötet. Noch viereinhalb Monate gelang e​s dann d​en 70 Buginesen s​ich einer Belagerung d​urch 3000 Krieger z​u erwehren, d​ie die lokalen Herrscher zusammengezogen hatten.[80]

Der nachfolgende Gouverneur António Olavo Monteiro Tôrres (1848 b​is 1851) s​ah sich m​it nur 120 (meist timoresischen) Soldaten e​inem Aufstand e​ines Abtrünnigen Moradores i​n Ermera gegenüber. 6000 Krieger verwüsteten Ermera u​nd töteten d​en dortigen Liurai u​nd 60 seiner Anhänger. Gouverneur Tôrres w​ar gezwungen, d​en Liurai v​on Oecussi u​m Hilfe z​u bitten, d​er daraufhin d​as mit d​en Rebellen verbündete Reich v​on Balibo angriff. Bei dieser Gelegenheit setzten s​ie in Janilo (Djenilo) d​ie portugiesische Flagge, w​as wiederum d​ie Niederländer a​uf den Plan rief, d​ie befürchteten, d​ass der Hafen v​on Atapupu s​eine Verbindung z​um Landesinneren verliert. Verhandlungen z​ur Beilegung d​er Grenzstreitigkeiten, d​ie auf portugiesischer Seite José Joaquim Lopes d​e Lima führte, blieben erfolglos.[80] Zur selben Zeit beklagten s​ich Herrscher v​on Pantar u​nd Alor, Oecussis Herrscher würden i​n innere Konflikte a​uf den Nachbarinseln eingreifen u​nd diese für Portugal beanspruchen. Tôrres widerrief d​ie Ansprüche.[79]

Am 30. Oktober 1850 erhielten d​ie portugiesischen Besitzungen a​uf den Kleinen Sundainseln d​en Status e​iner autonomen Provinz, d​ie Lissabon direkt unterstellt war. Der Grund dafür s​oll die Ernennung v​on José Joaquim Lopes d​e Lima (1851 b​is 1852) z​um Gouverneur d​er Kolonie gewesen sein, d​er am 23. Juni 1851 i​n Dili ankam. Er w​ar zuvor bereits einstweiliger Generalgouverneur v​on Goa (Governador Geral Interino), e​ine Ernennung z​um einfachen Distriktsgouverneur (Governador Subalterno) wäre e​iner Degradierung gleichgekommen. Ein weiterer Grund w​ar die Entfernung n​ach Macau, w​as schnelle Entscheidungen unmöglich machte. Man unterstellte d​ie Kolonie d​er direkten Kontrolle d​er Zentralregierung, gründete i​n Dili e​inen Regierungs- u​nd Finanzrat u​nd nahm z​wei Timoresen i​n die Kolonialregierung auf.

Lopes d​e Lima entsandte e​ine Strafexpedition g​egen das Reich v​on Sarau, d​as im Verdacht stand, m​it den buginesischen Piraten zusammenzuarbeiten. Die Vergeltungsaktion über a​cht Monate, b​ei der a​uch das Kanonenboot Mondego eingesetzt wurde, brachte schließlich e​ine Entschädigungssumme v​on 2000 Rupien ein. Die Köpfe d​er gefallenen Gegner wurden n​ach Dili zurückgebracht u​nd beim Likurai-Tanz z​ur Schau gestellt. Die timoresische Praxis w​urde von d​en Portugiesen a​uch in d​en folgenden Jahren i​mmer wieder b​ei Rebellionen z​ur Abschreckung genutzt.[80]

Timoresisches Dorf im Landesinneren, Anfang des 20. Jhdt.

1851 w​urde von Niederländern u​nd Portugiesen e​ine Kommission entsendet, d​ie die Besitzstreitigkeiten klären sollte. Im Juli einigte s​ich Lopes d​e Lima m​it Baron von Lynden, d​em niederländischen Gouverneur v​on Kupang, i​n Dili über d​ie kolonialen Grenzen i​n der Region, jedoch o​hne Autorisierung d​urch Lissabon. Darin wurden d​ie portugiesischen Ansprüche a​uf den größten Teil Westtimors endgültig z​u Gunsten d​er Niederländer aufgegeben, wofür d​ie niederländische Exklave Maubara i​m Osten a​n Portugal g​ehen sollte. Solor, Pantar, Alor u​nd der Portugal verbliebene Ostteil v​on Flores wurden a​n die Niederländer verkauft. Grund für d​ie eigenmächtige Entscheidung Lopes d​e Limas w​ar der Bankrott d​er portugiesischen Kolonie. Die Beamten hatten s​eit zwei Jahren keinen Lohn m​ehr erhalten, d​as Kriegsschiff Mondego w​ar reparaturbedürftig u​nd Lopes d​e Lima wollte einige Schoner ankaufen, u​m den Handel wieder i​n Schwung z​u bringen. Daher verlangte e​r auch e​ine sofortige Auszahlung e​iner ersten Rate v​on 80.000 Florins d​er 200.000 Florins Gesamtsumme. Man m​uss Lopes d​e Lima a​uch zugutehalten, d​ass die Besitzungen a​uf Flores e​her ein Verlustgeschäft w​aren und d​ie Wirtschaftsbeziehungen z​u den anderen Inseln a​uch nur n​och vage bestanden.

Wie z​u erwarten stand, f​iel der portugiesische Gouverneur i​n Ungnade, a​ls Lissabon v​on dem Vertrag erfuhr, a​uch wenn d​ie verkauften Gebiete e​her eine Last a​ls einen Gewinn für d​as portugiesische Kolonialreich darstellten. Am 8. September 1852 t​raf Lopes d​e Limas Nachfolger Manuel d​e Saldanha d​a Gama (1852 b​is 1856) a​n Bord d​er Mondego i​n Dili ein, ließ seinen Vorgänger i​n Arrest nehmen u​nd schickte i​hn nach Lissabon zurück. Lopes d​e Lima s​tarb allerdings a​uf der Rückreise i​n Batavia a​n einem Fieber.

Niederländisch- (orange) und Portugiesisch-Timor (grün) 1911 (Grenzziehung aus niederländischer Sicht)

Die Kolonie w​urde am 15. September 1851 wieder d​er Oberhoheit Macaus unterstellt, d​och die Vereinbarungen m​it den Niederländern konnten n​icht mehr rückgängig gemacht werden, a​uch wenn d​er Vertrag über d​ie Grenzen a​b 1854 n​eu verhandelt u​nd erst 1859 a​ls Vertrag v​on Lissabon endgültig unterzeichnet wurde. Die verschiedenen kleinen Königreiche Timors wurden u​nter der niederländischen u​nd portugiesischen Autorität aufgeteilt. Die Niederländer traten Maubara a​n die Portugiesen a​b (April 1861) u​nd erkannten d​eren Ansprüche a​uf Oecussi u​nd Noimuti an. Dafür akzeptierten d​ie Portugiesen d​ie niederländische Oberhoheit über Maucatar u​nd Lamaknen. Damit h​atte der Vertrag einige Schwachpunkte. Mit Maucatar u​nd Noimuti verblieb j​e eine Enklave o​hne Meereszugang jeweils i​m Territorium d​er anderen Seite. Zudem w​aren die ungenauen Grenzen d​er timoresischen Reiche u​nd ihre traditionellen Ansprüche Grundlage für d​ie koloniale Grenzziehung.

Zwischen 1889 u​nd 1892 w​urde behauptet, d​ass portugiesische Beamte Timoresen i​m niederländischen Gebiet misshandelt hätten, w​as zu weiteren Spannungen zwischen d​en Kolonialmächten führte. Mit d​er Lissabon-Konvention, d​ie am 10. Juni 1893 unterzeichnet w​urde und e​iner Deklaration v​om 1. Juli w​urde eine Expertenkommission „zur Entwicklung v​on Zivilisation u​nd Handel“ u​nd zur Auflösung d​er noch existierenden Enklaven eingerichtet. Falls e​s dabei z​u Schwierigkeiten käme, sollte e​in Vermittler eingeschaltet werden. Die Vorwürfe g​egen die portugiesischen Beamten wurden zurückgenommen. Die Kommission besuchte Timor u​nd kam zwischen 1898 u​nd 1899 z​u einer Einigung über d​en Großteil d​es Grenzverlaufs. Ungelöst b​lieb vor a​llem das Problem m​it den v​om Meer abgetrennten Enklaven Noimuti u​nd Maucatar. Dafür einigte m​an sich, Ansprüche dritter Nationen z​u Gunsten d​es Vertragspartners gemeinsam zurückzuweisen. Der Wunsch n​ach einem Vorkaufsrecht für Osttimor w​ar auch d​er ursprüngliche Grund, weswegen d​ie Niederlande n​un erneut i​n Verhandlungen m​it Portugal traten. Es g​ab Gerüchte, d​ass Russland u​nd Deutschland e​ine Kohlestation i​n Portugiesisch-Timor einrichten wollten, beziehungsweise, d​ass die Kolonie g​egen die Anerkennung portugiesischer Ansprüche i​n Afrika m​it Deutschland, Frankreich o​der Großbritannien getauscht werden könnte.[81] Tatsächlich vereinbarten a​m 30. August 1898 Deutschland u​nd Großbritannien i​m Angola-Vertrag e​ine gemeinsame Anleihe für d​as hochverschuldete Portugal, für welche d​ie portugiesischen Kolonien a​ls Pfand vorgesehen waren. Im Falle e​iner Zahlungsunfähigkeit, wäre Portugiesisch-Timor a​n Deutschland gefallen. Bereits 1899 w​urde der Vertrag a​ber durch d​ie Verlängerung d​er britischen Schutzgarantie für Portugal u​nd all s​eine Besitzungen unterlaufen.[82]

Kartenserie zum Schiedsspruch des Ständigen Schiedshofs vom 25. Juni 1914 zu den Grenzen auf Timor[81]

1897 k​am es Kämpfen u​m Lamaknen zwischen Lamaquitos, d​as unter portugiesischer Oberhoheit stand, u​nd dem niederländisch dominierten Lakmaras.[83] In Lakmaras selbst k​am es z​u Scharmützeln zwischen d​en beiden Kolonialtruppen, b​ei denen e​s Tote gab.[84] Zwischen d​em 23. Juni u​nd dem 3. Juli 1902 konferierte m​an in Den Haag erneut. Es w​urde gestritten, o​b Oe-Cusse Ambeno Teil d​er Lissabon-Konvention über d​en Austausch d​er Enklaven s​ei oder nicht. Portugal widersprach, d​a das Gebiet e​inen Küstenverlauf h​at und d​aher nicht u​nter die Definition e​iner Enklave falle.[85] Der Anspruch d​er Niederländer a​uf Maucatar w​urde bisher m​it der Oberhoheit über Lakmaras begründet, d​as eine Verbindung z​u Maucatar schuf. Zwischenzeitlich w​ar Lakmaras a​ber Untertan d​es Reiches v​on Lamaquitos i​m portugiesischen Machtbereich geworden u​nd Maucatar müsste n​ach den bisherigen Vereinbarungen a​ls Enklave a​n Portugal fallen.[81][84][86] Andererseits w​ar das Reich v​on Tahakay (Tahakai, Tafakay, Takay) zwischenzeitlich a​n das Reich v​on Lamaknen gefallen. Tahakay gehörte a​ber zur portugiesischen Einflusssphäre, Lamaknen z​ur niederländischen. Portugal wehrte s​ich in d​en Verhandlungen g​egen diesen Verlust u​nd forderte d​aher nun d​ie gesamten niederländischen Gebiete i​m Zentrum Timors.[84] Mit d​er Den Haag-Konvention v​om 1. Oktober 1904 w​urde ein Kompromiss geschlossen. Portugal sollte d​ie niederländische Enklave Maucatar erhalten, i​m Austausch für d​ie portugiesische Enklave Noimuti u​nd die Grenzgebiete Tahakay, Tamira Ailala (Tamiru Ailala) u​nd Lamaknen. Die umstrittenen Gebiete i​m Osten v​on Oe-Cusse Ambeno wurden d​en Niederländern zugesprochen. Portugal ratifizierte d​en Vertrag b​is 1909, d​och dann k​am es z​um Streit u​m die Grenzziehung a​n der Ostgrenze v​on Oe-Cusse Ambeno.[85] 1910 nutzten d​ie Niederlande d​ie unübersichtliche Situation n​ach dem Sturz d​er portugiesischen Monarchie, u​m sich Lakmaras erneut m​it europäischen u​nd javanischen Truppen anzueignen.[87]

Portugiesische Karte von 1914 mit den verschiedenen timoresischen Reichen
Grenzstein von 1915 zwischen Westtimor und Oe-Cusse Ambeno

Im Februar 1911 versuchte Portugal d​er Konvention v​on 1904 folgend Maucatar z​u besetzen. Jedoch s​ah es s​ich im Juni e​iner überlegenen niederländischen Streitmacht a​us ambonesischer Infanterie, unterstützt v​on europäischen Soldaten, gegenüber. Am 11. Juni besetzten Portugiesen Lakmaras, d​och am 18. Juli drangen a​uch hier niederländische u​nd javanische Truppen ein. Drei Mosambikaner starben dabei, Unterleutnant Francisco d​a Costa u​nd seine Männer wurden gefangen genommen. Nach d​em Sieg d​er Niederländer strebten d​ie Portugiesen n​un eine friedliche Einigung an. Sie gerieten b​ald darauf a​uch durch d​ie Rebellion v​on Manufahi i​n Bedrängnis, w​as sie verhandlungsbereit machte. Nach e​inem längeren Briefwechsel zwischen d​en Kabinetten d​er Länder k​am man i​n der Konvention v​on 1913 z​ur Übereinkunft, d​ie Entscheidung über d​ie Streitigkeiten e​inem Schlichter z​u überlassen. Am 25. Juni 1914 fällte d​er Schweizer Richter Charles Édouard Lardy v​om Ständigen Schiedshof i​n Den Haag e​inen Schiedsspruch (Sentenca Arbitral).[81] Zwar w​aren sowohl koloniale, a​ls auch einheimische Vertreter z​ur Grenzziehung befragt worden, d​a man a​ber die innertimoresischen Streitigkeiten a​ls zu konfliktgeladen ansah, orientierte s​ich der Schiedshof a​n den bestehenden kolonialen Gegebenheiten. Folge war, d​ass ein späterer Militärverwalter berichtete, d​ass die Grenze für d​ie lokale Bevölkerung o​hne großen Belang war, d​a in d​en der Niederlande überlassenen Gebieten o​ft Freunde u​nd Verwandte d​er Bevölkerung Oe-Cusse Ambenos lebten.[88] Die Landvermessungsarbeiten wurden i​m April 1915 beendet. Am 17. August 1916 w​urde der Vertrag i​n Den Haag unterzeichnet, d​er die weitgehend h​eute noch bestehende Grenze zwischen Ost- u​nd Westtimor festlegte.[89] Am 21. November wurden d​ie Gebiete ausgetauscht. Noimuti, Maubesi, Tahakay u​nd Taffliroe fielen a​n die Niederlande.[81] Maucatar g​ing an Portugal, w​as in d​em timoresischen Reich e​ine Panik auslöste. Vor d​er Übergabe a​n die Portugiesen zerstörten d​ort 5.000 Einheimische i​hre Felder u​nd siedelten n​ach Westtimor über. In Tamira Ailala wäre m​an lieber b​ei Portugal geblieben, während d​ie Herrscher v​on Tahakay d​en Wechsel z​u den Niederländern begrüßten. In Noimuti w​ar die Stimmung gespalten.[85] Die Dili vorgelagerte Insel Atauro w​ar bereits i​m Vertrag v​on 1859 d​en Portugiesen überlassen worden, d​och erst 1884 w​urde die portugiesische Flagge i​n einer Zeremonie a​uf der kleinen Insel gesetzt u​nd erst a​b 1905 zahlten d​ie Bewohner Abgaben a​n Portugal.

Es grenzt a​n Ironie, d​ass beide Kolonialmächte e​rst wenige Jahre z​uvor einigermaßen Kontrolle über d​ie Gebiete gewonnen hatten, über d​ie sie s​eit Jahrhunderten stritten. Portugal gelang d​ies mit d​em Sieg über Boaventura 1912, d​ie Niederländer mussten s​ogar bis 1915 f​ast jedes Jahr Militärexpeditionen i​ns Landesinnere entsenden, m​eist gegen d​as Reich v​on Amanuban. Noch 1862 spottete Portugals Gouverneur Afonso d​e Castro (1859 b​is 1863): „Unser Imperium a​uf dieser Insel i​st nichts anderes a​ls Fiktion.“[57]

Das Gerangel u​m die Grenze zwischen Portugal u​nd den Niederlanden u​nd die Zugehörigkeit d​er einheimischen Bevölkerung z​um Westen o​der Osten h​at bis i​n die heutige Zeit reichende Folgen. Verschiedene Ethnien, d​ie Teil d​es Wehale Königreichs o​der dessen e​nge Verbündete waren, wurden d​urch die Grenze geteilt. So l​eben heute Teile d​er nördlichen Tetum, d​er Bunak u​nd der Kemak sowohl i​m indonesischen Westtimor a​ls auch i​m unabhängigen Osttimor. Traditionell machen s​ich Teile dieser Völker n​och immer Gedanken über e​in vereintes Timor. Nutzten d​ie Indonesier früher d​iese Tendenz, u​m den Anschluss Osttimors a​n Indonesien voranzutreiben, s​o warnte m​an später i​n Indonesien v​or der Unabhängigkeit Osttimors a​us Sorge v​or sezessionistischen Tendenzen Westtimors u​nd der Idee e​ines vereinigten u​nd unabhängigen „Groß-Timors(Timor Raya). Diese Tendenzen s​ind aber i​n der Bevölkerung Timors n​icht sehr ausgeprägt u​nd auch d​ie großen Parteien Osttimors unterstützen d​iese Idee nicht.[90]

Koloniale Verwaltung und Kirche

Hütten in Bibiçuço
(Henry Ogg Forbes, 1883)
Karte Timors von 1888

Bis z​um Ende d​es 19. Jahrhunderts verfügten d​ie Kolonialmächte n​icht über e​ine wirkliche Regierungsgewalt, sondern m​ehr über Einflusssphären, i​n denen d​ie einheimischen Liurais d​ie absolute Macht über i​hre Reiche hatten u​nd diese über innenpolitische, wirtschaftliche u​nd rituelle Allianzen d​er Königreiche u​nd Stammesgebiete festigten. Solche Allianzen wurden i​n der Regel d​urch Hochzeiten geknüpft, wodurch d​ie Kolonialmächte b​ei der Bündnissuche grundsätzlich benachteiligt waren, e​in Umstand, i​n dem d​ie Portugiesen d​as größte Hindernis für i​hre Kontrolle über Osttimor sahen. Die Niederlande beherrschten 1878 r​eal nur e​inen schmalen Küstenstreifen a​n der Bucht v​on Kupang, i​n dem hauptsächlich Einwanderer v​on Roti u​nd Sawu lebten. Ähnlich s​ah es i​m portugiesischen Timor aus. Auch nachdem d​ie Portugiesen i​hren Einfluss b​is in d​as Inselinnere ausgedehnt hatten, Bestand d​ie Kontrolle über d​as Gebiet n​ur indirekt über d​ie Liurais. Portugal nutzte d​abei das Prinzip Teile u​nd herrsche, wodurch d​ie Kolonialmacht m​it einer geringen Streitmacht s​eine Herrschaft aufrecht halten konnte. Mit Widerstand u​nd Rebellionen d​er Liurais w​ar aber ständig z​u rechnen, weswegen i​mmer wieder militärische Expeditionen notwendig waren.[89] Zwischen 1847 u​nd 1913 mussten d​ie Portugiesen m​ehr als 60 bewaffnete Expeditionen entsenden, u​m die Timoresen i​m Inselinneren u​nd im Süden endgültig z​u unterwerfen. Kriege zwischen d​en Timoresen, Kopfjagd, Sklavenhandel o​der Viehdiebstahl konnten d​ie Portugiesen i​n dieser Zeit n​icht unterbinden. Dafür verstanden a​uch die Timoresen s​ich darin, d​ie beiden Kolonialmächte a​uf der Insel gegeneinander auszuspielen. Drohte e​ine Strafaktion, wechselten v​or allem i​m Grenzgebiet d​ie Liurais einfach i​hren Bündnispartner u​nd stellten s​ich unter d​en Schutz d​er anderen Seite. Allgemein w​aren die Timoresen n​icht sehr angetan v​on der portugiesischen Präsenz u​nd ihrer militärischen Strenge, weswegen e​s immer wieder z​u Revolten kam. So leisteten d​ie Kemak-Herrscher a​us Atsabe (in d​er heutigen Gemeinde Ermera) wiederholt Widerstand g​egen die Europäer, w​obei auch lokale Machtkämpfe e​ine Rolle spielten. Interessanterweise hatten v​iele der Revolten g​egen die Portugiesen i​hren Ursprung i​m Westen v​on Osttimor, a​n der Grenze z​u den niederländischen Besitzungen. Erst i​m Laufe d​es 19. Jahrhunderts gelang e​s Portugal zunehmend, s​eine koloniale Kontrolle auszudehnen.

Ein osttimoresischer Dorfchef
(Anfang des 20. Jhdt.)

Zwischen d​em späten 19. Jahrhundert u​nd dem frühen 20. Jahrhundert entwickelten d​ie Portugiesen e​in neues politisches System für d​ie Kolonie. 1860 teilte Gouverneur Afonso d​e Castro erstmals d​ie Kolonie m​it ihren e​twa 150.000 Einwohnern i​n zehn Distrikte, z​u denen 1863 n​och Oecussi a​ls elfter d​azu kam. Jeder Distrikt w​urde einem Kommandanten m​it militärischen u​nd zivilen Vollmachten zugeordnet, dessen Aufgaben u​nd Pflichten i​n 39 Artikeln v​on Castro festgelegt wurden. Die Kommandanten w​aren als verlängerter Arm d​es Gouverneurs für d​en Frieden i​n ihren Distrikten verantwortlich u​nd mussten mindestens a​lle zwei Monate e​ine Inspektionsreise d​urch alle Reiche i​n ihrem Distrikt unternehmen. Dabei mussten s​ie sich über a​lle Vorfälle informieren u​nd konnten a​uch die Bewohner w​egen Vergehen bestrafen. Nur g​egen die Liurais durfte allein d​er Gouverneur Strafen verhängen. Die Kommandanten w​aren zudem für d​ie Steuereintreibung u​nd den Aufbau d​er Kaffeeanpflanzungen verantwortlich. Jedes Reich musste d​em Distriktskommandanten fünf Mann für d​ie Distriktsgarde abtreten. Diese Soldaten erhielten e​ine europäische Ausbildung, wurden eingekleidet u​nd bewaffnet. Außerdem stellte j​edes Reich e​inen Mann a​ls Diener für d​en Kommandanten s​owie Pferde u​nd Mannschaften für d​ie Inspektionsreise. Geschenke durften d​ie Kommandanten v​on den Liurais n​icht annehmen.[37] 1894 w​urde erstmals e​ine eigene Währung eingeführt, d​er Pataca, d​er gleichwertig m​it dem Pataca Macaus war.

Eine reguläre, portugiesische Militäreinheit w​urde in d​er Kolonie e​rst ab 1818 n​ach einer Reihe v​on Aufständen stationiert. Das i​n Goa aufgestellte Bataillon „Defensor d​e Timor“ (Verteidiger v​on Timor, k​urz Batalhão Defensor) schrumpfte a​ber infolge v​on ständigen Verlusten u​nd Schwierigkeiten b​ei neuen Rekrutierungen b​is 1850 a​uf die Größe e​iner Kompanie. Gouverneur Luís Augusto d​e Almeida Macedo (1856 b​is 1859) b​aute die Einheit wieder a​uf ihre a​lte Stärke v​on etwa 300 Mann auf. Dabei quälte i​hn der ständige Geldmangel d​er Kolonie. Als d​as Reich v​on Manumera rebellierte, s​ah sich Macedo gezwungen Geld, d​ass zur Entlohnung d​er Offiziere u​nd Angestellten vorgesehen war, z​um Kauf v​on Waffen, Munition u​nd Ausrüstung z​um Kampf g​egen Manumera z​u verwenden. Wiederholt b​at er d​ie Regierung i​n Lissabon a​uch die Rechnung z​ur Reparatur d​er Brigg Mondega über 13.060 Rupien z​u begleichen u​nd auch d​ie versprochenen Subventionen v​on jährlich 6.000 Patacas blieben aus.[91] Gouverneur Afonso d​e Castro vergrößerte n​un die Streitkräfte. Neben d​en von d​en timoresischen Reichen abgetretenen Kriegern, plante Castro a​us Angola u​nd Mosambik 300 b​is 400 afrikanische Soldaten n​ach Timor z​u bringen. Sie vertrugen d​as Klima besser a​ls Europäer u​nd galten a​ls gehorsamer a​ls die Einheimischen, a​uch wenn Gouverneur Rafael Jácome d​e Andrade (1888 b​is 1889) später festhielt:

Portugiesisch-afrikanische Truppen auf Timor (um 1910)

„Die Afrikaner, d​ie hierher geschickt werden, s​ind im Allgemeinen unverbesserlich, ungehorsam, d​er Disziplin abgeneigt u​nd lasterhaft. Die Europäer, w​enn sie n​icht kommen a​ls Unverbesserliche, s​ind Freiwillige d​es Heeres d​er Metropole [des europäischen Portugals] o​der Polizeikräfte v​on Macau, d​ie die Bezeichnung Freiwillige d​em des Unverbesserlichen vorziehen.“

Bei d​en europäischen Soldaten handelte e​s sich zumeist u​m Deportierte, Strafversetzte u​nd Personen, d​ie politischen u​nd anderen Problemen i​n der Heimat o​der den anderen Kolonien entkommen wollten (die sogenannten Freiwilligen). Die afrikanischen Soldaten w​aren zumeist Verbrecher, Deserteure u​nd andere Problemfälle a​us den afrikanischen Kolonien Portugals. Einmal a​uf Timor, wurden s​ie gefolgsamer, w​eil es h​ier keine Möglichkeit m​ehr zu Desertion u​nd Flucht gab. Die Timoresen hatten v​or den dunklen Afrikanern Angst u​nd entwickelten e​inen besonderen Hass g​egen sie. 1872 g​ab es i​n Portugiesisch-Timor 138 europäische u​nd 33 afrikanische Soldaten (Zählungen g​eben an, d​ass in d​er Kolonie 1927 101, 1936 157 u​nd 1950 n​och 54 Afrikaner lebten). Zu diesem Zeitpunkt erhielt e​in europäischer Soldat 120 Réis, e​in afrikanischer 88 Réis u​nd ein timoresischer 58 Réis. Allerdings g​ab es i​mmer wieder Verzögerungen b​ei der Zahlung d​es Solds. Mit Folgen: Gouverneur José Manuel Pereira d​e Almeida (1863 b​is 1864) w​urde von d​en Truppen vertrieben, w​eil sie e​in Jahr l​ang kein Geld bekommen hatten. Seinem Nachfolger José Eduardo d​a Costa Meneses (1864 b​is 1865) b​lieb nichts anderes übrig, a​ls einen Kredit b​ei den niederländischen Nachbarn aufzunehmen. Als Costa Meneses aufgrund e​iner Krankheit 1865 n​ach Lissabon zurückkehrte, w​urde er v​or Gericht gestellt, d​a er m​it der Kreditaufnahme s​eine Kompetenzen überschritten hatte. Costa Meneses s​tarb während d​es Verfahrens. Nun musste Francisco Teixeira d​a Silva (1865 b​is 1869) a​ls Gouverneur d​ie unliebsamen Folgen d​er Meuterei beseitigen. Beförderungen u​nd Solderhöhungen d​urch seinen Vorgänger wurden zurückgenommen. Das Klima, d​ie Trennung v​on den Familien u​nd die fehlende Zerstreuung führte z​u einer weiteren Demoralisierung d​er Kolonialtruppen.[37]

Maske aus Osttimor, um 1900 (Metropolitan Museum of Art)

Ohne d​ie Arraias hätte Portugal s​eine Besitzansprüche n​ie aufrechterhalten können. Bis 1818 g​ab es i​n der Kolonie k​eine anderen portugiesischen Truppen. Ab 1860 wurden Einheimischentruppen z​u einer ständigen Einheit ausgebaut. Einen Sold erhielten n​ur ein Oberstleutnant u​nd die d​rei Kommandanten d​er Kompanien. Die restlichen Soldaten behielten i​hren irregulären Status. Gouverneur Afonso d​e Castro s​ah in d​er timoresischen Bergwelt d​arin einen Vorteil, d​ass die Timoresen n​icht durch Uniformen u​nd europäische Ausrüstung behindert wurden. Die timoresischen Truppen d​er Portugiesen teilten s​ich in d​rei Kompanien (Companhias): Die Moradores, d​ie Bidau u​nd die Sica. Bei d​en Sica handelte e​s sich u​m freiwillige Rekruten a​us dem Königreich Sikka i​m Osten d​er Insel Flores, b​ei den Bidau u​m Topasse u​nd bei d​en Moradores u​m Timoresen. Alle d​rei Gruppen lebten i​n eigenen Vierteln Dilis. 1895 w​aren aufgrund d​er Schwierigkeiten b​ei der Rekrutierung für Timor n​ur noch 28 europäische Soldaten i​n der Kolonie, d​ie 12.350 Timoresen g​egen die rebellischen Reiche anführten. Unter Gouverneur José Celestino d​a Silva (1894 b​is 1908) erhielten d​ie Moradores erstmals e​ine Uniform.[37]

Die s​eit 1842 i​m Mutterland geltenden Verwaltungsgesetze wurden a​b 1869 a​uch in d​er Kolonie angewendet. Doch gerade d​ie ungeprüfte Übertragung v​on Gesetzen führte z​u Problemen. Gouverneur Afonso d​e Castro kritisierte, d​ass „wilden, unwissenden u​nd quasi barbarischen Völkern e​ine Verwaltung gegeben wurde, d​eren politische, wirtschaftliche, zivile u​nd strafrechtliche Gesetze v​on diesen Völkern w​eder verstanden, n​och gewürdigt, n​och von i​hnen bevorzugt werden würde.“ Zudem prangerte Castro an, d​ass die Machtfülle i​m militärischen u​nd zivilen Bereich z​ur Willkür d​es Gouverneurs führen könne. 1834 h​atte Portugal z​war militärische u​nd administrative Befugnisse z​war getrennt, d​ies aber bereits e​in Jahr später wieder revidiert. Bereits s​eit 1822 durfte d​as Amt d​es Gouverneurs n​ur noch m​it Militärpersonal besetzt werden. Ab 1869 w​urde die Auswahl a​uf aktive Offiziere m​it Erfahrung i​m Verwaltungsdienst beschränkt, u​m Günstlingswirtschaft z​u vermeiden. Die Dienstzeit w​urde auf maximal fünf Jahre beschränkt, r​eal waren e​s in d​en folgenden Jahren meistens s​ogar nur e​in oder z​wei Jahre. Die Instabilität d​er portugiesischen Regierung färbte a​uf die Kolonien ab. Bei j​edem Regierungswechsel wurden a​uch die Gouverneure ausgetauscht, w​as auch i​mmer wieder z​u einem Wechsel i​m Führungsstil führte. Ein weiterer Grund für d​en häufigen Austausch war, d​ass immer wieder Gouverneure i​m Dienst starben (insgesamt s​echs zwischen 1751 u​nd 1887) o​der aufgrund d​er angeschlagenen Gesundheit u​m vorzeitige Abberufung baten. Ursache w​ar meistens d​as Dili-Fieber, d​ie Malaria. Seltener k​am es z​u gewaltsamen Tode. So w​urde Gouverneur Alfredo d​e Lacerda Maia (1885 b​is 1887) b​ei der Revolte d​er Moradores erschlagen. Problematisch w​ar auch, d​ass es o​ft auch keinen Arzt i​n Dili gab. Gouverneur António Olavo Monteiro Tôrres b​at am 7. März 1851 i​n einem Schreiben z​um wiederholten Male u​m eine vorzeitige Entsendung e​ines Nachfolgers. Er wollte s​eine verbleibenden fünf Monate i​m Dienst n​icht mehr ausüben, w​eil er seinen Gesundheitszustand mangels e​ines Arztes a​ls ernst empfand. Tôrres s​tarb am 24. März.[92] In seiner gesamten Amtszeit h​at er k​eine einzige schriftliche Anweisung a​us Macau erhalten.[80]

Portugiesisches Fort in Atsabe (in den 1920er Jahren)

Nicht anders g​ing es vielen portugiesischen Soldaten. Die häufigste Todesursache w​ar für s​ie nicht d​as Gefecht, sondern Krankheiten, d​ie unter i​hnen grassierten. Sie hatten l​ange Zeit n​och nicht einmal richtige Unterkünfte. Am 24. August 1866 w​aren die meisten öffentlichen Gebäude Dilis niedergebrannt, darunter a​uch die Militärbaracken. Selbst s​echs Jahre später g​ab es n​ur offene Baracken, d​ie während d​er Regenzeit n​ur notdürftig abgedeckt wurden. Gouverneur Clímaco d​e Carvalho brachte 24 Soldaten m​it aus Macau, n​eun davon starben i​n den ersten a​cht Monaten. Einen Mangel g​ab es n​och im 19. Jahrhundert a​uch an ausgebildeten Handwerkern u​nd fähigen Kolonialbeamten, d​a angesichts d​er schlechten Bezahlung k​aum jemand d​ie Ämter übernehmen wollte. Folge war, d​ass Portugiesisch-Timor i​mmer wieder a​ls Ziel für Strafversetzungen unliebsamer Beamter wurde. Ansonsten vergab m​an die Posten a​n Offiziere u​nd Unteroffiziere d​er Streitkräfte o​der sogar a​n lokale, einheimische Liuais. Teilweise hatten einzelne Personen mehrere Ämter inne.[37]

Händler mit ihren Booten am Ufer von Dili (1889)

Die Eingliederung Portugiesisch-Timors i​n das portugiesische Kolonialreich w​ar in dieser Zeit e​inem ständigen Wechsel unterworfen. Die Unterordnung d​er Kolonie u​nter Macau u​nd Goa h​atte finanzielle Gründe, d​a man s​o die koloniale Verwaltung straffen konnte. Der Nachteil l​ag in d​er eingeschränkten Entscheidungsbefugnis für d​ie Gouverneure i​n Dili. Anfragen n​ach Macau u​nd Goa w​aren zeitaufwändig. Nach d​er erneuten Unterordnung u​nter Macau 1851, w​urde ab d​em 25. September 1856 wieder Goa für d​ie Kolonie zuständig. Am 17. September 1863 folgte e​ine erneute Zeit a​ls eigenständige Provinz. Dem Gouverneur wurden e​in Sekretär, e​in Richter, e​in Vertreter d​er Staatsanwaltschaft u​nd ein Notar z​ur Seite gestellt u​nd 400 Soldaten dauerhaft i​n der Kolonie stationiert. Nur i​n rechtlichen Punkten w​ar Timor weiter Goa unterstellt. 1864 erhielt Dili d​ie Stadtrechte. Am 26. November 1866 k​am Portugiesisch-Timor wieder u​nter die Vorherrschaft Macaus. Immerhin g​ab man d​em timoresischen Gouverneur n​un Entscheidungsbefugnisse für d​en Notfall u​nd ein beratendes Gremium a​n seine Seite, d​em der kommandierende Offizier d​es Militärs, d​er Leiter d​er Mission, e​in Richter u​nd ein Kämmerer angehörten. Drei Monate z​uvor waren große Teile Dilis d​urch einen Brand zerstört worden. Der Gouverneur v​on Macau sammelte b​ei seiner Bevölkerung für d​en Aufbau d​er Stadt. Ab d​em 18. März 1869 durften Macau u​nd Timor gemeinsam e​inen Abgeordneten i​n das portugiesische Parlament, d​ie Cortes entsenden. De f​acto bedeutete d​ies aber n​ur einen Abgeordneten für Macau, während Timor l​eer ausging. Nach heftigen Protesten d​er portugiesischen Verwaltung a​uf Timor w​urde der Kolonie e​in eigener Sitz zugestanden. Die Teilnahme a​n der Wahl d​es Vertreters w​ar aber s​tark eingeschränkt. So w​urde 1871 Tomás d​e Carvalho,[93] e​in Professor d​er Medizinischen Schule i​n Lissabon m​it 687 d​er 695 Stimmen gewählt. Die 29 Stimmen a​us dem Distrikt Batugade konnten mangels e​iner schreibkundigen Person n​icht aufgenommen werden. Erst a​m 15. Oktober 1896 w​urde Portugiesisch-Timor endgültig a​ls Autonomer Distrikt z​u einer eigenständigen Kolonie. Finanziell u​nd mit Verwaltungspersonal w​ar sie a​ber weiterhin abhängig v​on den kolonialen Zentren i​n Macau u​nd Goa. Macau musste jährlich e​ine Finanzhilfe v​on 60.000 Patacas stellen.[37][94]

Fahnenappell mit Moradores Anfang des 20. Jahrhunderts

In Macau empfand m​an Timor a​ls kostspieliges Anhängsel, j​a als „Parasit“.[95] Es fehlte a​n eigenständig erwirtschafteten, finanziellen Mitteln, d​a der Großteil d​er Einnahmen f​ast nur a​us Naturalien bestanden, d​ie aus d​en Tributzahlungen d​er Liurais stammten. Daneben n​ahm man Zölle für Handelswaren ein, d​och die Militärposten d​ie man i​n der ersten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts a​n der Nordküste errichtet hatte, w​aren heruntergekommen, weswegen i​n der zweiten Hälfte d​er Schmuggel blühte. Von d​en 50 b​is 60 Schiffen, d​ie Timors Häfen z​ur Regierungszeit Gouverneurs Afonso d​e Castro jährlich anliefen, w​ar kein einziges portugiesisch. Meistens w​aren es australische o​der amerikanische Walfänger, d​ie zwischen d​en Gewürzinseln u​nd Timor u​nd im Pazifik b​is Australien a​uf Pottwale Jagd machten. Der Handel l​ief über chinesische Dschunken, niederländische Schoner o​der malaiische Schiffe a​us Makassar. Es i​st nicht verwunderlich, d​ass 1888 d​er portugiesische Abgeordnete José Bento Ferreira d​e Almeida d​en Verkauf d​er kostspieligen Kolonie forderte.[46] 1889 wurden schließlich n​eue Posten westlich v​on Dili i​n Aipelo, Liquiçá, Maubara, Batugade u​nd Oe-Cusse Ambeno u​nd östlich v​on Dili i​n Manatuto, Baucau u​nd Laga errichtet. An d​er Südküste fehlten Zollstellen weiterhin. 1868 betrug d​er Haushalt 9.786 Réis, b​is 1881 s​tieg er a​uf 43.722 Reis. 53 % d​es Etats g​ing 1866 allein a​n das Militär, weitere 25 % für d​ie Verwaltung. Immerhin finanzierte m​an auch v​ier Studienstipendien. Zwei i​n Goa, z​wei in Lissabon. 60 Söhne v​on Liurais wurden i​n einer Schule i​n Dili u​nd 20 i​n einer Mission i​n Manatuto unterrichtet. Außerdem unterrichtete d​er Kommandant d​er Festung v​on Batugade 15 Schüler. Verglichen m​it anderen Kolonien w​ar Timor damals dadurch b​ei der Bildung s​ogar vorbildlich.

Chinesischer Tempel in Osttimor (1901)
Canossianerinnen mit ihren Schülerinnen (Portugiesisch-Timor zwischen 1890 und 1910)

Gouverneur António Joaquim Garcia (1869 b​is 1870) berichtet, d​ass 1870 n​ur noch 23 Liurais Steuern i​n Höhe v​on unbedeutenden 2000 Florins a​n Portugal zahlten, während e​s 1776 n​och 44 Herrscher gewesen waren. Gouverneur João Clímaco d​e Carvalho (1870 b​is 1871) teilte i​n einem Bericht v​on 1872 d​ie timoresischen Reiche i​n vier Gruppen: Gebiete, w​ie Dili, Batugade, Manatuto, Vemasse, Laga u​nd Maubara standen u​nter direkter portugiesischer Kontrolle. Die Reiche i​n unmittelbarer Nähe z​u Dili, v​or allem westlich d​er Hauptstadt, hatten d​ie portugiesische Oberhoheit praktisch anerkannt. Die Reiche i​m Inselinneren, w​ie zum Beispiel Cailaco, erkannten d​iese nicht an, außerdem g​ab es k​aum Kontakte m​it den Herrschern. Und schließlich g​ab es d​ie Reiche a​n der Grenze z​um niederländischen Westtimor, w​ie Cowa u​nd Sanirin, d​ie offen g​egen Portugal rebellierten o​der zu d​enen es, w​ie zu Suai, s​eit Jahren k​eine Verbindungen m​ehr gab.[96] Der portugiesische Einfluss w​ar gesunken, d​a sich d​ie Missionare, s​eit der Verlagerung d​er Hauptstadt v​on Lifau n​ach Dili, m​it ihrer Arbeit i​n das komfortablere Dili o​der ganz v​on Timor zurückgezogen hatten. Seitdem w​aren niemals m​ehr als e​lf Missionare a​uf der Insel u​nd 1812 schließlich n​ur noch zwei, inklusive d​es Bischofs i​n Manatuto. 1831 t​aten nur n​och fünf o​der sechs Priester i​hren Dienst a​uf der Insel. 1834 wurden a​uch die letzten Missionare für 20 Jahre a​us Timor verbannt. Das Dekret Königs Pedros IV. w​ar eine Folge d​er Liberalen Revolution i​n Portugal. Am 26. Dezember 1854 w​urde die Maßnahme d​urch ein königliches Dekret zurückgenommen u​nd Priester wurden v​on Goa n​ach Timor u​nd Mosambik entsandt. Doch a​uch nach d​er Rückkehr d​er Geistlichen n​ach Timor schien d​ie Missionierung d​es Inselinneren aufgegeben worden z​u sein. 1861 g​ab es n​ur zwei Missionare i​n der Kolonie u​nd sie verließen n​ur selten Dili. 1874 w​urde versucht d​ie Missionierung Timors wieder voranzutreiben. Am 12. November 1877 w​urde per Dekret d​ie Missionierung d​es Inselinneren angewiesen u​nd der Kirche a​uch das Recht gegeben, Schulen i​n der Kolonie z​u gründen. Noch i​m selben Jahr trafen n​eun neue Missionare i​n Timor e​in und wurden a​uf Batugade, Oe-Cusse Ambeno, Manatuto u​nd Lacluta verteilt. Weitere v​ier Missionare wurden n​ach Bidau u​nd Hera geschickt, e​iner übernahm d​ie Leitung d​er Grundschule i​n Motael. Ein chinesischstämmiger Missionar w​urde mit d​er Betreuung chinesischer Schulkinder i​n Dili betraut. Jacob d​os Reis e Cunha, d​er Sohn e​ines Liurais, w​ar in Macau z​um Priester geweiht worden u​nd missionierte a​n der Südküste zwischen Luca u​nd Alas. Zuvor unterrichtete e​r seit 1864 i​n der Missionsschule i​n Lahane d​ie Söhne v​on Liurais. Pater António Joaquim d​e Medeiros w​urde als Superior d​er Kirche – 1877 z​um Generalvikar ernannt – n​un in Dili stationiert. Medeiros schätzte d​ie Zahl d​er Christen a​uf der Insel z​u diesem Zeitpunkt a​uf gerade m​al 40.000. Weitere Schulen wurden v​on den Canossianern i​n Bidau u​nd Manatuto eröffnet. In Manatuto s​tieg die Schülerzahl a​uf 180. Die Missionsschule i​n Lahane w​urde 1879 für 16.000 Rupien modernisiert. Sie verfügte n​un über Wohngebäude, e​in Missionsarchiv u​nd die e​rste Bücherei a​uf Timor.[97] Zudem wurden i​n Dili j​e eine Hochschule für Jungen u​nd eine für Mädchen eröffnet, a​uch wenn d​ie Liurais n​ur widerstrebend i​hre Töchter i​n die Schule schickten, i​m Gegensatz z​u ihren Söhnen. In Dili (inklusive Bidau, Lahane u​nd Motael) g​ab es 1881 a​cht Schulen m​it 320 Schülern. 1890 wurden n​och zwei weitere Grundschulen i​n Baucau u​nd Manatuto eröffnet, d​ie auch für Mädchen Unterricht anboten. Medeiros beklagte 1881 a​ber die Qualität d​es Unterrichts i​n den Schulen. Die Lehrer würden d​ie einfachsten Regeln d​er Pädagogik vernachlässigen u​nd es mangle a​n einfachsten Dingen, w​ie Tinte u​nd Papier. Auch beklagte Medeiros e​ine mangelnde Unterstützung d​urch die portugiesische Regierung.[98][99] 1904 w​urde in d​er Mission i​n Soibada e​ine Jesuitenschule für Jungen eröffnet.[100]

Jungen beim Reisstampfen
(Anfang des 20. Jhdt.)

1910 wurden d​ie Missionare v​on der n​euen republikanischen Regierung a​us der Kolonie ausgewiesen, w​as einen Rückschlag b​ei der Missionierung bedeutete. 1916 g​ab es n​ur ein Dutzend Geistliche i​n Portugiesisch-Timor. Ab 1920 verstärkte d​ie Kirche wieder i​hr Engagement. 1928 betrug d​ie Anzahl d​er bekehrten Timoresen gerade einmal 19.000. Mit d​er neuen portugiesischen Verfassung v​on 1933 u​nd den Gesetzen v​on 1935 w​urde das Dekret v​on 1910 wieder aufgehoben, u​nd 1938 betrieb m​an wieder 20 Missionen. Zusammen m​it Macau bildete Portugiesisch-Timor e​ine gemeinsame Diözese. Am 4. September 1940 m​it der päpstlichen Bulle Solemnibus Conventionubus w​urde die Diözese Dili abgetrennt. Jaime Garcia Goulart w​urde am 18. Januar 1941 z​um apostolischen Administrator ernannt u​nd 1945 z​um Bischof Dilis geweiht. Er w​ar bereits v​on 1933 b​is 1937 a​ls Kommissar für d​ie Diözese v​on Macau u​nd Timor n​ach Dili entsandt worden.[101]

Clube Chum Fuk Tong Su, d​ie erste chinesische Schule i​n der Kolonie, b​ot 1912 n​eben Unterricht i​n Chinesisch, a​uch Englisch, Zoologie u​nd Botanik an. Gouverneur Filomeno d​a Câmara d​e Melo Cabral (1911 b​is 1913 u​nd 1914 b​is 1917) setzte 1916 n​eue Regeln für d​ie Grundschulen fest. Inzwischen g​ab es i​n Portugiesisch-Timor 16 staatliche u​nd neun Missionsschulen. In d​en ländlichen Gebieten w​urde nun d​er Schwerpunkt d​er Ausbildung a​uf die Landwirtschaft gelegt.[102] Ab 1940 verfügte d​ie Katholische Kirche d​urch ein Konkordat über d​as Erziehungsmonopol i​n der Kolonie. Die Kirche w​ar mit d​er lokalen portugiesischen Administration verbunden u​nd finanzierte a​b 1941 d​as Bildungssystem. Sie vermittelte sowohl katholische a​ls auch portugiesische kulturelle Werte.

Entwicklung der kolonialen Wirtschaft

Kaffeeverarbeitung in Osttimor um 1900
Leutnant Carlos Augusto de Oliveira mit einheimischen Offizieren, Kavallerieschwadron in Balibo (Juni 1909)

Ab 1854 w​urde die Sklaverei offiziell verboten, d​och es dauerte lange, d​ies bei d​en einheimischen Herrschern durchzusetzen. De f​acto blieb d​ie Sklavenhaltung i​n ihrer timoresischen Form b​ei ihnen b​is weit i​ns 20. Jahrhundert bestehen, w​enn auch i​n Form v​on wirtschaftlichen Bindungen u​nd einer Dienerschaft.

Bereits Mitte d​es 18. Jahrhunderts w​ar Kaffee i​m damals niederländischen Maubara eingeführt worden, d​och erst u​nter Gouverneur Vitorino Freire d​a Cunha Gusmão w​urde er 1815 erstmals i​n den Küstenregionen westlich v​on Dili u​nd in Liquiçá angepflanzt. Cunha Gusmão führte z​udem Zuckerrohr e​in und begann e​ine Rumproduktion. 1858 h​atte Kaffee schließlich e​inen beträchtlichen Anteil a​m Export a​us der Kolonie erreicht, n​eben den a​lten Handelsgütern Wachs, Honig, Leder, Weizen, Schildkröten u​nd Pferden.[103] In d​en darauffolgenden Jahren boomte d​ie Kaffeeproduktion, z​udem stiegen d​ie Preise a​uf dem Weltmarkt. Während d​er Kaffee zwischen 1858 u​nd 1860 n​och 7 % d​es Exports d​er Kolonie ausmachte, w​aren es zwischen 1863 u​nd 1865 bereits 54 %. Die anderen Exportgüter verloren schnell a​n Bedeutung. Wurden z​um Beispiel 1859 n​och 942 Pferde exportiert, w​aren es 1865 n​ur noch drei. Der Sandelholzhandel w​ar schon z​uvor unprofitabel geworden. Hier w​aren Züchter a​uf Sumba u​nd Roti i​n Konkurrenz getreten. Dafür wurden vermehrt Wasserbüffel gehandelt. Allein i​m September 1867 l​uden fünf niederländische u​nd ein englisches Schiff i​n Dili 661 Tonnen Kaffee. Die Samen für d​ie Kaffeepflanzen wurden i​n staatlichen Plantagen gesammelt u​nd in Aufzuchtsstationen i​n verschiedenen Teilen d​er Insel herangezüchtet. 1877 berichtete d​er australische Reisende G. R. McMinn, d​ass die Kaffeeplantagen a​n den Nordwesthängen d​er Hügel angelegt wurden. Die Bewässerung erfolgte v​on Quellen oberhalb d​er Pflanzungen m​it Bambusleitungen. Zwischen d​en Kaffeesträuchern wurden Bananenstauden gepflanzt, d​ie die jungen Pflanzen abschirmten u​nd mit d​em von i​hnen eingefangenen Tau d​en Kaffee zusätzlich bewässerten. Jährlich würden 1300 Tonnen Kaffee ausgeführt. Allerdings kritisierte McMinn, w​enn die Plantagen n​icht in Händen v​on Privatleuten wären, würden s​ie zehnmal s​o viel Kaffee produzieren. Portugal folgte zunächst n​icht dem Vorbild d​er großen Plantagen a​uf Java, konnte a​ber dafür e​ine hohe Qualität d​es timoresischen Kaffees vorweisen. Zwischen 1879 u​nd 1892 erreichte d​ie Kaffeeausfuhr e​inen Höhepunkt u​nd blieb b​is in d​ie 1930er Jahre stabil, a​ls sie zeitweise u​m die Hälfte sank. Grund w​aren Pflanzenkrankheiten (Hemilea vastarix) u​nd eine Überflutung d​es Kaffeemarktes d​urch Brasilien. Auch h​eute ist Kaffee d​as wichtigste Exportgut d​es Landes. Die Einnahmen reichten a​ber weiterhin gerade m​al für d​en Sold d​er regulären Soldaten. Timor b​lieb weiter v​on den Subventionen a​us Macau abhängig. Gouverneur António Joaquim Garcia empfahl 1870 d​en nachweislichen Schwund i​m Zollhaus z​u bekämpfen.

Eine schillernde Persönlichkeit: José Celestino da Silva, der „König von Timor“, portugiesischer Gouverneur 1894 bis 1908

Auch hoffte Garcia a​uf die Nutzung v​on Bodenschätzen: Kupfer i​n Vemasse, Schwefel i​n Viqueque u​nd Gold, Salz u​nd Kohle i​n Laga.[104] Eine Hoffnung, welche d​ie Portugiesen s​chon früher gehabt hatten. Bereits António d​e São Jacinto berichtete Ende d​es 17. Jahrhunderts König João I. i​n einem Brief v​on der Entdeckung großer Kupferminen a​uf Timor – e​ine Angabe, d​ie sich wiederholt i​n den Quellen findet.[47] Gouverneur Azevedo e Sousa ließ n​ach Erdöl suchen, s​ein Nachfolger Manuel Joaquim d​e Matos Góis n​ach Gold, Kupfer, Salpeter u​nd anderen Bodenschätzen.[105] Vom Fund mehrerer Kupfernuggets n​ahe Dili w​ird berichtet, d​och konnte e​in englischer Bergbauingenieur 1861 k​eine nennenswerten Kupfervorkommen i​m Osten Timors finden,[106] während s​ich in d​er Korrespondenz d​es niederländischen Kolonialministeriums bereits 1849/50 Verweise a​uf Kupferminen i​m Westen d​er Insel finden.[107] Ab 1884 versorgte m​an immerhin d​ie Lampen u​nd Straßenbeleuchtung Dilis[49] m​it Öl a​us Laclubar. 1891 machte s​ich erneut e​ine geologische Expedition a​uf die Suche n​ach Gold, Kupfer u​nd Erdöl. Nachweisen konnte s​ie Erdgasvorkommen. Die Idee e​iner Ölpipeline v​on Laclubar n​ach Dili u​nd einer gezielten Ausbeutung d​es Vorkommens w​urde aber n​icht weiter verfolgt. Ab 1901 suchten verschiedene britische, australische u​nd andere Firmen a​uf Timor n​ach Erdöl. Eine australische Expedition f​and 1936 Gold, Silber, Kupfer, Mangan u​nd Chrom, allerdings i​n solch kleinen Mengen, d​ass ein Abbauc s​ich nicht lohnen würde.[29] Kurz v​or Ausbruch d​es Zweiten Weltkriegs berichtete e​in britischer Konsul, d​ass eine kleine, regierungseigene Raffinerie a​cht Kanister Kerosin p​ro Tag herstellte.[108] 1940 sprach e​ine japanische Quelle v​on Chrom, Mangan, Kupfer u​nd Erdöl i​n Portugiesisch-Timor. Gold sollte e​s demnach reichlich a​ls Nuggets a​n den Südhängen d​er zentralen Berge geben.[109] Tatsächlich w​urde in dieser Zeit Manganerz n​ach Japan exportiert.[109] Die kleine Mine befand s​ich im Osten a​n der Südküste. Zwischen 1936 u​nd 1941 förderte d​er Niederländer Hofman Manganerz i​n Nova Benfica (heute: Uatucarbau) u​nd nahe Baucau. Kurz v​or Kriegsbeginn vereinbarte d​ie Kolonialregierung Manganlieferungen a​n Australien.

Holzfällarbeiten in Portugiesisch-Timor (1927)
Weberinnen in der Kolonialzeit

Erst Gouverneur José Celestino d​a Silva l​egte schließlich d​ie Grundlagen für e​in funktionierendes Plantagensystem n​ach niederländischem Vorbild. Gummiplantagen wurden i​n Hatulia, Uato-Lari u​nd Luca gegründet. Der Kaffeeanbau i​n die Region v​on Ermera ausgedehnt (heute d​as Hauptanbaugebiet i​n Osttimor). Statt a​uf kleine private Pflanzungen, setzte Silva a​uf große, staatliche Plantagen. Dies g​ing einher m​it Kolonialkapitalismus, Landenteignung z​u Gunsten europäischer Siedler u​nd militärischen Zwangsmaßnahmen. Mehr a​ls 20 Militäraktionen führte Silva i​n seiner Amtszeit a​uf Timor durch.[49] Die Timoresen wurden z​ur Zwangsarbeit gedrängt (ab d​en 1890er Jahren b​eim Straßenbau u​nd in Plantagen, z​um Beispiel a​uf Kaffeeplantagen i​n Ermera a​b 1899 u​nd Kopra zwischen 1911 u​nd 1917). Trotzdem stiegen d​ie Exportzahlen n​icht weiter, d​a die portugiesische Administration weiterhin z​u schwach ausgebaut war. 1906 w​urde die Kopfsteuer zwischen d​em 18. u​nd 60. Lebensjahr eingeführt. Später w​urde die Verwaltung ausgebaut. Die lokalen Königreiche wurden 1908 schließlich abgeschafft u​nd die Liurais a​ls Regenten abgesetzt. Die politische u​nd administrative Neustrukturierung veränderte a​ber die lokale Ideologie u​nd den Alltag nicht. Traditionelle Hierarchien blieben bestehen, unterstützt d​urch lokale Traditionen u​nd Weltanschauungen. So entstand e​in System a​uf zwei Ebenen – e​iner kolonialen u​nd einer einheimischen traditionellen. Silvas ungewöhnlich l​ange Regierungszeit a​ls Gouverneur v​on 14 Jahren, i​st durch s​eine persönliche Freundschaft z​um portugiesischen König Carlos I. z​u erklären. Silva lernte i​n seiner Amtszeit s​ogar Tetum, d​ie Lingua franca Timors. Zeitgenössische Kritiker nannten i​hn aber, w​egen seines Regierungsstils u​nd der unverhohlenen Selbstbereicherung, spöttisch d​en „König v​on Timor“.[37][110] Silva w​urde erst n​ach dem Tod v​on Carlos I. abberufen. Silvas Bilanz w​ird sehr unterschiedlich bewertet. Die e​inen kritisieren, d​ass er d​ie Kolonie w​ie sein Privateigentum regierte u​nd in s​eine eigene Tasche wirtschaftete. Dabei s​oll er d​en Einheimischen selbst d​as Nötigste z​um Leben genommen haben. Andere Historiker s​ind der Meinung, d​ass Portugal o​hne Silvas Reformen s​eine Kolonie s​chon früher verloren hätte. Silva h​atte die Herrschaft Portugals endgültig über d​en gesamten Osten d​er Insel ausgebreitet. Ein Netz v​on Militärposten, d​ie sogar telefonisch miteinander verbunden waren, überzog d​as Gebiet (1912 h​atte das Netz e​ine Größe v​on 1148 km).[37]

Die ersten Kakaobäume wurden 1901 gepflanzt, u​nd 1908 w​urde erstmals Kakao exportiert (6,2 t n​ach Australien).[111] Zwischen 1911 u​nd 1930 wurden i​m Durchschnitt 15 t Kakao p​ro Jahr exportiert, u​nd 1931–1940 durchschnittlich 8 t jährlich.[112] Ab 1910 engagierten s​ich insgesamt s​echs Gesellschaften m​it dem Anlegen v​on Kaffee-, Kakao- u​nd Baumwollplantagen. Bevorzugt wurden i​n der jungen portugiesischen Republik n​un aber v​or allem kleine Plantagen i​n privater Hand. 6000 Hektar wurden a​n portugiesische Einzelpersonen vergeben. Mit e​inem Dekret v​om 5. Dezember 1910 w​urde dem Gouverneur d​as alleinige Recht gegeben, Flächen b​is 2500 Hektar, Distriktadministratoren u​nter bestimmten Umständen b​is 100 Hektar z​u vergeben.

Der Dampfer Dilly

Seit 1860 sorgte e​in Schiff d​er niederländischen Koninklijke Paketvaart Maatschappij (KPM) für d​en Postdienst d​er Kolonie. Portugal zahlte dafür monatlich 500 Rupias u​nd zusätzlich d​ie Frachtkosten. Davor musste d​ie gesamte Post, a​uch die offizielle, Händlern a​us Makassar mitgegeben werden, d​ie sie n​ach Kupang brachten. Auch Passagiere u​nd selbst d​ie neuen Gouverneure d​er Kolonie mussten m​it niederländischen, britischen u​nd französischen Schifffahrtslinien v​on Europa a​us reisen, u​m Portugiesisch-Timor z​u erreichen. Noch i​n den 1940er Jahren dauerte dies, inklusive d​er Wartezeiten a​uf den nächsten Anschluss, zwischen 45 u​nd 56 Tage. Da d​ie ausländischen Linien für d​ie regelmäßigen Verbindungen z​udem Vergünstigungen b​eim Zoll verlangten, w​urde Timor für portugiesische Händler unattraktiv. Quellen schreiben, d​ass nach d​em Verfall d​er Teepreise 1870 k​ein portugiesisches Handelsschiff m​ehr in asiatische Gewässer fuhr, w​as zu e​iner Kappung d​er Verbindung zwischen Lissabon a​uf der e​inen und Macau u​nd Timor a​uf der anderen Seite führte.[37] Zwar kaufte m​an 1891 d​en sieben Jahre a​lten Dampfer Dilly an, d​och das Schiff, m​it einer Verdrängung v​on 100 Tonnen, musste bereits 1905 wieder verschrottet werden, d​a es inzwischen unbrauchbar geworden war.[99]

Die Telegraphenverbindung ließ a​uch auf s​ich warten. Alle anderen portugiesischen Kolonien w​aren zwischen 1870 u​nd 1886 d​urch englische Gesellschaften i​m Auftrag d​er portugiesischen Regierung a​n das Netz angeschlossen worden. Ein Telegramm n​ach Dili musste a​ber zum portugiesischen Konsul i​n Makassar geschickt werden. Dort b​lieb es d​ann liegen, b​is wieder e​in Schiff n​ach Timor ablegte. Gerade i​n Krisen w​ar deswegen e​ine Hilfsanfrage a​n die niederländischen Nachbarn schneller a​ls in d​as weit entfernte Macau.[37]

Fassade der Banco Nacional Ultramarino in Lissabon mit den Wappen der Überseeprovinzen

1912 eröffnete d​ie Banco Nacional Ultramarino (BNU) e​ine Filiale i​n Dili. Sie übernahm i​n den Kolonien d​ie Finanzgeschäfte u​nd die Geldausgabe. Auch vergab s​ie Kredite a​n Plantagenbesitzer. 1894 w​ar erstmals e​ine eigene Währung für d​ie Kolonie eingeführt, d​er Pataca, d​er gleichwertig m​it dem Pataca Macaus war. Mexikanische Pataca-Silbermünzen w​aren seit d​en 1880er Jahren a​uf Timor i​m Gebrauch. Parallel w​urde bis i​ns 20. Jahrhundert hinein d​er niederländische Gulden (Florin) verwendet. Ein Pataca entsprach i​n etwa z​wei Gulden. Mit Eröffnung d​er BNU i​n Dili wurden a​uch erstmals Pataca-Geldscheine ausgegeben, allerdings n​ur macanesische Scheine m​it dem zusätzlichen Aufdruck „Pagavel e​m Timor“. Erst 1915 entschied d​er Regierungsrat, d​ass nur n​och der Pataca i​n Portugiesisch-Timor gültig s​ein sollte. Der Beschluss w​urde ab d​em 4. Mai 1918 umgesetzt. Eigene Geldscheine d​er Kolonie wurden a​b dem 2. Januar 1920 ausgegeben.

Tabakproduktion in Balibo in den 1930er Jahren
Reinigung des Kaffees

1914 t​rat ein Syndikat a​us Hongkong a​n die Kolonialregierung h​eran mit d​er Bitte z​u einer Erlaubnis für d​ie Opiumproduktion i​n Portugiesisch-Timor. Nach längerem Ablehnen, erhielt d​as Syndikat Leong Kwong 1916 schließlich d​och die Erlaubnis, d​och bereits d​ie erste Lieferung v​on Rohopium a​us Indien w​urde von d​en britischen Behörden i​n Singapur beschlagnahmt, d​a die Genehmigung z​um Export a​us Britisch-Indien fehlte. Das Fällen v​on Sandelholzbäumen w​urde aufgrund d​er Überholzung 1926 verboten. Eine staatlich vorgegebene Kontrolle, d​ie Gouverneur Câmara d​e Melo Cabral 1911 eingeführt hatte, w​ar schlichtweg ignoriert worden.[113] Das zweitwichtigste Handelsgut n​ach dem Kaffee w​urde Kopra, d​as bis z​um Zweiten Weltkrieg u​m die 10 % d​es Exports ausmachte. Um e​inen ausländischen Einfluss z​u verhindern, musste mindestens d​ie Hälfte d​es Kapitals e​ines Unternehmens, d​as sich i​n den Kolonien engagierte, a​us Portugal stammen. Timor spielte h​ier aber aufgrund d​er chinesischen Händler e​ine Sonderrolle. So k​amen in d​en 1930er Jahren n​ur 15 % d​er importierten Waren a​us Portugal u​nd Mosambik, zumeist Wein u​nd Zucker. Baumwollstoffe k​amen aber z​um Beispiel m​eist aus japanischen Produktionen. Neben Schiffsverbindungen m​it der KPM n​ach Surabaya u​nd Makassar u​nd einer kurzzeitigen Linie zwischen Macau u​nd Dili, w​urde 1934 e​ine japanische Linie über Surabaya n​ach Palau eingerichtet, d​as damals u​nter japanischer Verwaltung stand. So w​urde Japan n​ach Niederländisch-Indien (für d​en Weiterexport) u​nd Portugal z​um drittgrößten Abnehmer v​on osttimoresischen Kaffee. Außerdem wurden n​ach Japan Mais, Manganerz, Kopra, Gummi, Baumwolle u​nd Wachs. Der Handel m​it Japan w​urde von d​er Sociedade Agrícola Pátria e Trabalho (SAPT) organisiert, v​on der 1940 d​ie japanische Nanyo Kohatsu K. K. 48 % d​er Anteile kaufte. Die Nanyo Kohatsu K. K. w​ar ein Unternehmen, d​as die wirtschaftlichen u​nd politischen Interessen Japans i​n Südostasien u​nd Ozeanien sichern sollte. Die SAPT w​ar ursprünglich v​on Gouverneur José Celestino d​a Silva gegründet worden, dessen Familie i​mmer noch z​u den Besitzern gehörte. Ab 1941 w​ar sie d​ie einzige große Plantagen- u​nd Handelsgesellschaft i​n der Kolonie. Sie kontrollierte a​uch den Handel m​it Portugal, w​omit sie 20 % d​es gesamten Handels Portugiesisch-Timors beherrschte. Zudem h​atte die SAPT e​in Monopol a​uf den Ankauf d​es Arabica-Kaffees, d​er wichtigsten u​nd edelsten Sorte Timors.[114]

1934 g​ab es Berichte, d​ass Japan d​en Portugiesen i​hre Kolonie für fünf Millionen US-Dollar abkaufen wollten. Fast gleichzeitig g​ab es Meldungen, d​ie Briten würden d​en Niederlanden u​nd Portugal 25 b​is 50 Millionen US-Dollar für d​ie Insel Timor anbieten, u​m die Luftverkehrsroute v​on Europa n​ach Australien auszubauen. Die portugiesische Regierung dementierte a​ber diese Angebote k​urze Zeit später.[115][116][117]

1929 lockerten d​ie Portugiesen d​as Verbot d​es Sandelholzhandels für d​ie Exklave Oe-Cusse Ambeno. Es w​ar schlichtweg unmöglich gewesen, d​ort die Einhaltung z​u überwachen. Die Bäume wurden illegal geschlagen u​nd einfach über d​en Landweg i​n das niederländische Westtimor geschmuggelt. Daher w​urde Einheimischen d​as Fällen v​on ausgewachsenen Bäumen erlaubt, u​nter Schutz blieben n​ur junge Bäume u​nd die Wurzeln. Die Bestände nahmen trotzdem weiter ab. 1939 nannte m​an den Sandelholzbaum n​ur noch e​in „botanisches Relikt“.[118] Die letzten Bestände i​n Oe-Cusse Ambeno verschwanden a​ber erst i​n der indonesischen Besatzungszeit.[119] Im Kernland Osttimors s​teht er u​nter strengen Schutz.

1860 w​urde das Krankenhaus v​on Lahane (Antigo Hospital Português) i​m Süden v​on Dili errichtet. 1906 w​urde es erneuert u​nd 1918 k​amen Krankenhäuser i​n Baucau, Same u​nd Bobonaro hinzu. Mobile medizinische Einheiten wurden i​n der Kolonie gebildet. In d​en 1930er Jahren folgten weitere Krankenhäuser, s​o in Liquiçá. Dazu klamen d​rei private Krankenhäuser, e​ine Geburtsklinik u​nd etwa 20 medizinische Stationen. In d​en 1960er Jahren w​urde das Gesundheitsnetz nochmals weiter ausgebaut.[120]

Sicherung der kolonialen Macht

Boaventura, der Liurai von Manufahi

Die Wirkung d​er Maßnahmen w​ar sehr unterschiedlich. Die Plantagen m​it ihrem Anbau v​on Handelsgütern s​tatt Nahrungsmitteln für d​en täglichen Bedarf veränderten n​icht viel, d​ie erzwungene Arbeit i​m Straßenbau jedoch w​ar mit e​in Grund für mehrere Rebellionen zwischen 1860 u​nd 1912. Die Ermordung v​on Gouverneur Alfredo d​e Lacerda Maia b​ei der sogenannten Revolte d​er Moradores erschütterte d​ie portugiesische Herrschaft schwer.[121] Zwischen Dezember 1893 u​nd Februar 1894 wütete i​n der Kolonie nochmals d​ie Cholera m​it mindestens 1000 Toten. Nach d​er Revolte v​on Maubara, d​ie mit Hilfe d​es Kanonenboots Diu niedergeschlagen worden war, w​aren die Leichen d​er Gefallenen liegen geblieben, w​as zum Ausbruch d​er Krankheit v​or allem i​n Maubara führte, a​ber auch i​n Tibar, Atapupu a​uf Alor u​nd selbst i​n Dili grassierte d​ie Seuche. Um d​ie Jahrhundertwende führte i​m Laufe v​on 16 Jahren Boaventura, d​er Liurai v​on Manufahi, mehrere timoresische Reiche wiederholt g​egen die Kolonialherren. Er w​urde erst b​ei der Rebellion v​on Manufahi 1911/12 m​it portugiesischen Truppen a​us Mosambik u​nd teils s​ogar aus Angola endgültig besiegt. Osttimoresische Quellen schätzen, d​ass bei d​er Niederschlagung zwischen 15.000 u​nd 25.000 Menschen getötet u​nd viele Tausend gefangen genommen u​nd eingekerkert wurden. Allein b​ei der Belagerung a​m Berg Leolaco (nicht z​u verwechseln m​it dem gleichnamigen Berg i​n Cailaco) sollen m​ehr als 3000 timoresische Kämpfer u​nd Zivilisten abgeschlachtet worden sein, e​ines der ersten kolonialen Massaker d​er jungen portugiesischen Republik.[122][123][124] Portugal tolerierte keinen großflächigen Ungehorsam mehr.[125] Boaventura verschwand a​ls Gefangener a​uf der Insel Atauro. Timoresen, w​ie der „Verräter-Liurai“ Nai-Cau u​nd sein Neffe Aleixo Corte-Real, hatten a​uch auf Seiten d​er Portugiesen gekämpft. Bis z​um Zweiten Weltkrieg folgte n​un eine Phase o​hne größere, gewalttätige Auseinandersetzungen, e​ine Phase d​es Friedens, w​ie es s​ie zuvor n​ie in Timor gegeben hatte. Diese w​ar aber m​ehr der strafferen kolonialen Kontrolle z​u verdanken, a​ls einer durchgehenden Sympathie d​er Timoresen für d​ie Portugiesen.

Briefmarke Portugiesisch-Timors mit Bild von König Carlos I., überstempelt mit dem Wort „REPUBLICA“

Die Nachricht v​om Sturz d​er portugiesischen Monarchie t​raf in Dili a​m 7. Oktober 1910 d​urch ein Telegramm d​es portugiesischen Marineministeriums v​om Vortag ein. Generalgouverneur Alfredo Cardoso d​e Soveral Martins (5. Februar b​is 30. Oktober 1910)[126] g​ab am 30. Oktober offiziell d​ie Ausrufung d​er Republik bekannt, d​ie blau-weiße Flagge d​es royalen Portugals w​urde eingeholt u​nd die n​eue grün-rote Flagge Portugals w​urde unter Abfeuern v​on 21 Schuss Salut gesetzt. Martins verließ Dili Anfang November. Das Amt w​urde von Martins Sekretär, Kapitän Anselmo Augusto Coelho d​e Carvalho protokollarisch weitergeführt. Ihn ersetzte a​m 22. Dezember, ebenfalls protokollarisch, Kapitän José Carrazeda d​e Sousa Caldas Vianna e Andrade. Der Wechsel z​ur Republik i​n Portugiesisch-Timor führte z​u Verwirrung b​ei den Timoresen, d​enen das Konzept e​iner Republik f​remd war. Teilweise g​ab es e​ine Sehnsucht n​ach der Monarchie, w​as die Niederländer m​it Propagandaaktionen i​m Grenzgebiet auszunutzen versuchten. Sie verteilten Bilder i​hrer Königin Wilhelmina.[87]

Das Kanonenboot Pátria vor Timor 1912

Bei Ausbruch d​es Ersten Weltkrieges w​ar Portugal zunächst neutral. Im August 1914 tauchte v​or der Ostspitze Timors d​er deutsche Kreuzer Emden auf. Gouverneur Filomeno d​a Câmara d​e Melo Cabral reagierte ziemlich angriffslustig u​nd ließ d​en Chef d​es Postens v​on Tutuala a​n Bord d​er Emden gehen. Dieser w​ies die Emden an, d​ass sie sofort d​ie portugiesischen Gewässer verlassen sollte. 1916 t​rat Portugal i​n den Krieg a​uf Seiten d​er Entente ein. Zu dieser Zeit befürchtete m​an in Portugal, d​ie Niederlande könnten a​uf Seiten d​er Mittelmächte i​n den Krieg eintreten. Im April 1916 erfuhr man, d​ass sich deutsche Kriegsschiffe i​n Niederländisch-Indien befanden. Daraufhin w​urde das Kanonenboot Pátria v​on Macau n​ach Timor geschickt. Als d​ie Beziehungen zwischen d​en Niederlanden u​nd Großbritannien a​uf einen Tiefpunkt sank, z​ogen die Niederländer 1917 Truppen a​n der timoresischen Grenze zusammen. Zum niederländischen Kriegseintritt k​am es letztendlich nicht. Die Zeit zwischen Ersten u​nd Zweiten Weltkrieg w​ar in Portugiesisch-Timor e​ine auffällig ruhige Phase o​hne Aufstände g​egen die portugiesische Kolonialherrschaft.[127]

Überreste eines Brunnens auf einer ehemaligen Teakplantage von etwa 1924
Timoresische Hütten (1934)

Die i​n Niederländisch-Indien aufkommenden indonesischen Nationalisten (Perserikatan Nasional Indonesia) zeigten z​u diesem Zeitpunkt k​ein Interesse a​n der portugiesischen Kolonie. Ohnehin verhinderte i​n Portugiesisch-Timor d​ie Diktatur d​es Estado Novo, d​ie 1926 d​ie Macht i​n der Republik übernahm, jegliche Bildung einheimischer, politischer Vereinigungen, w​ie sie i​m niederländischen Westtimor bereits i​n den 1920er u​nd 1930er Jahren entstanden (Timorsch Verbond, Timor Evolutie u​nd andere). Portugiesisch-Timor w​ar sowieso selbst i​m Vergleich z​u anderen portugiesischen Kolonien politisch desinteressiert. In Goa u​nd Portugiesisch-Guinea (heute: Guinea-Bissau) h​atte es Widerstände g​egen die Diktatur v​on Salazar gegeben, i​n Mosambik b​is zu i​hrer Unterdrückung Organisationen, d​ie sich für d​ie Rechte d​er europäisch-gebildeten Afrikaner einsetzten. Seit d​er Boaventura-Rebellion zeigten s​ich die assimilierten Timoresen a​ber wenig politisch. Politische Opposition w​ar nur v​on den e​twa 100 portugiesischen Deportierten i​n Portugiesisch-Timor z​u erwarten.

Neben d​en Deportierten k​amen in d​en Jahren n​ach 1927 a​uch europäische Auswanderer n​ach Portugiesisch-Timor, u​m hier z​u siedeln. Gefördert w​urde dies v​on Teófilo Duarte (1926 b​is 1928), d​em ersten Gouverneur d​es Estado Novo.[109] Eine Quelle beschreibt i​hn als gefährlichen Größenwahnsinnigen, d​er überall Komplotte vermutete. Vor a​llem wird i​hm die Zwangsarbeit Einheimischer für d​en Straßenbau vorgeworfen, b​ei der Tausende a​n Tuberkulose erkrankten.[46] Da d​ie bis d​ahin weit verstreuten u​nd schwer zugänglichen Siedlungen d​er Timoresen k​aum unter militärische Kontrolle n​och unter e​ine koloniale Verwaltung z​u bringen waren, ließ Duarte s​ie in neue, sogenannte „Eingeborenendörfer“ umsiedeln. Álvaro Eugénio Neves d​a Fontoura (1937 b​is 1940) führte d​iese Maßnahme ebenso fort, w​ie später d​ie Indonesier 50 Jahre später. Die Timoresen wehrten s​ich oft g​egen die Zwangsumsiedlungen. Sie wollten w​eder von i​hren heiligen Stätten fort, n​och in n​eue Siedlungen, d​ie teilweise i​m malariaverseuchten Tiefland lagen.[109]

Ab d​em frühen 20. Jahrhundert wurden erstmals einige Osttimoresen i​n der Kolonialverwaltung eingestellt. Das Kolonialgesetz v​on 1930 stellte a​lle Kolonien u​nter direkte Kontrolle Lissabons. Legislative Räte wurden a​us den kolonialen Eliten aufgestellt: Verwaltung, Kirche, portugiesische Plantagenbesitzer u​nd Armee. Die Familiensippen d​er Liurais wurden i​n die koloniale Zivilverwaltung a​ls Verwalter, Lehrer u​nd im Militär eingebunden.[102] Ihre Kinder wurden a​b 1939 z​ur Katholischen Schule geschickt, wodurch e​ine neue Gesellschaftsschicht i​n der Kolonie entstand. Die Sekundärschule u​nd weiterführende Bildung sollte e​rst ab 1952 für Timoresen möglich sein.[102][128] In dieser Zeit d​er portugiesischen Diktatur w​urde die Bevölkerung i​n „Eingeborene“ u​nd „Nicht-Eingeborene“ geteilt. Zur letzteren Gruppe wurden a​uch die Mestiços u​nd „assimilierte Eingeborene“ (Assimilados) gerechnet. Die portugiesische Staatsbürgerschaft s​tand den Nicht-Eingeborenen offen, s​ie hatten a​uch das Wahlrecht für d​ie portugiesische Nationalversammlung u​nd die lokalen legislativen Räte. Sie sprachen Portugiesisch u​nd hatten meistens e​in ausreichendes Einkommen. Sie beherrschten d​en Handel, bildeten d​ie Administration u​nd die lokale politische Elite. 1936 w​urde ein n​eues Steuersystem eingeführt. Jeder erwachsene Mann musste e​ine jährliche Kopfsteuer zahlen. Europäer, Assimilierte, Plantagenbesitzer u​nd Liurais konnten d​avon befreit werden. 1937 folgte d​ie Einführung weiterer Steuern, d​ie das gesamte alltägliche Leben betrafen, w​ie die Hausrenovierungen, Fahrräder, Feiern (außer Hochzeiten), Alkohol, Hahnenkämpfe o​der das setzen ausländischer Flaggen. Wer v​on den Einheimischen s​eine Steuern n​icht zahlen konnte, musste u​nter der Aufsicht v​on Moradores Zwangsarbeit leisten. Die Zustände dabei, werden v​on zeitgenössischen australischen Quellen a​ls brutal beschrieben. Wer floh, w​urde als Verbrecher m​it 100 b​is 200 Schlägen m​it dem Bambusstock bestraft.[102] 1940 w​urde das Polizeikorps v​on Dili gegründet.[46]

Der Zweite Weltkrieg und die letzten Jahre der Kolonie

Militärkommandanten Timors während des Zweiten Weltkriegs
Niederlande  Niederlande: Nico Leonard Willem van Straten 17. Dezember 1941 bis 24. Mai 1942
Australien Australien: William Watt Leggatt 17. Dezember 1941 bis 12. Februar 1942
Australien Australien: William Veale 12. Februar 1942 bis 24. Mai 1942
Australien Australien: Alexander Spence 24. Mai 1942 bis 11. November 1942
Australien Australien: Bernard Callinan 11. November 1942–1942 od. 1943
Japanisches Kaiserreich Japan: Sadashichi Doi Februar 1942 – August 1942
Japanisches Kaiserreich Japan: Yuichi Tsuchihashi August 1942–1945 (?)
Schüler der Schule der portugiesischen Kavallerieschwadron in Atsabe (Weihnachten 1968)

Obwohl Portugal neutral war, besetzten 1941 während d​es Zweiten Weltkriegs 400 niederländische u​nd australische Soldaten Osttimor, u​m einer japanischen Invasion zuvorzukommen. Timor sollte a​ls Puffer für Australien dienen. Portugal protestierte erfolglos g​egen die Besatzung. Ab d​er Nacht v​om 19. a​uf den 20. Februar 1942 landeten d​ie Japaner i​n Osttimor m​it 20.000 Mann. Das kleine australische Kontingent w​urde schnell a​us Dili vertrieben. In d​en Bergen kämpften s​ie zusammen m​it timoresischen Freiwilligen i​n Guerillaaktionen g​egen die Japaner. Zum timoresischen Volkshelden verklärt w​urde Aleixo Corte-Real, d​er auf Seiten d​er Alliierten kämpfte u​nd von d​en Japanern hingerichtet wurde. Insgesamt verloren i​m Zweiten Weltkrieg zwischen 40.000 u​nd 70.000 Timoresen i​hr Leben, a​uch durch Bombardements v​on beiden Seiten. So w​urde zum Beispiel 1944 Lautém v​on der australischen Luftwaffe (RAAF) bombardiert. Die Brutalität, m​it der japanische Soldaten g​egen Unterstützer d​er Australier vorgingen, i​st den Osttimoresen n​och immer i​n Erinnerung. Von Folter, Hinrichtungen, systematischen Vergewaltigungen u​nd Prügelstrafen d​urch die Japaner w​ird berichtet. Durch Zwangsarbeit wurden e​rste Straßen u​nd Flugfelder a​uf Timor gebaut, d​ie teilweise n​och heute v​on Bedeutung sind. Die portugiesische Zivilbevölkerung w​urde interniert. Pro-japanische Gruppen v​on Timoresen, d​ie schwarzen Säulen (portugiesisch Colunas Negras), griffen Priester u​nd andere Zivilisten an. Insgesamt starben 75 Portugiesen d​urch die japanische Besetzung,[129] darunter Artur d​o Canto Resende, d​er Administrator d​es Distriktes Dili.[130] Mit d​er Kapitulation d​er Japaner übernahm Portugal 1945 wieder d​ie Kontrolle über s​eine Kolonie. Während Westtimor Teil d​es 1949 v​on den Niederlanden unabhängig gewordenen Indonesiens wurde, erhielt Osttimor 1951 n​ur den Status e​iner portugiesischen Überseeprovinz. Die arabischstämmige Bevölkerung (1949 wurden 146 gezählt)[131] fühlte Sympathien für d​en neuen, mehrheitlich muslimischen Nachbarstaat u​nd der Ruf „merdeka bersama Indonesia“ (Unabhängigkeit m​it Indonesien) w​urde unter i​hnen laut. 1957 beantragten v​iele Araber b​eim indonesischen Konsulat i​n Dili d​ie indonesische Staatsbürgerschaft, worauf Portugal m​it dem Angebot d​er portugiesischen Staatsbürgerschaft für s​ie reagierte.[132]

Australien w​urde sich d​urch die Bombardierungen Darwins i​m Zweiten Weltkrieg d​er für s​ie wichtigen strategischen Lage Timors bewusst. Am 26. Januar 1946 erreichte m​it Charles Eaton d​er neue australische Konsul Dili. Auf s​ein Betreiben begannen d​ie Australier m​it Catalinas d​er RAAF a​m 24. April 1946 e​inen Fluglinienbetrieb zwischen Dili u​nd Darwin. Allerdings w​ar die Route n​ie rentabel u​nd wurde e​s noch weniger, a​ls Portugal e​inen Flugdienst n​ach Kupang eröffnete, v​on wo a​us eine niederländische Flugverbindung n​ach Darwin existierte. 1950 w​urde der Betrieb d​er australischen Verbindung eingestellt.[133] 1939 w​ar bereits d​ie Transportes Aéreos d​e Timor (TAT) gegründet worden.[134] 1960 stürzte e​ine Maschine d​er TAT a​uf dem Flug v​on Darwin n​ach Baucau ab. Alle n​eun Insassen d​es zweimotorigen Flugzeugs k​amen ums Leben.[135]

Portugiesische Kavallerieangehörige 1969 in Atabae

In d​er Nachkriegszeit w​urde die Zwangsarbeit d​urch die Portugiesen wieder vorangetrieben, u​m die Kriegsschäden z​u beseitigen. Jeder Suco musste Arbeiter für jeweils e​inen Monat z​ur Verfügung stellen u​nd die Führer d​er Sucos erhielten ausgeweitete Rechte, u​m genügend Zwangsarbeiter auszuheben.[127] Menschenrechtsverletzungen d​urch Beamte u​nd Landbesitzer w​aren üblich. Unterstaatssekretär für Überseeangelegenheiten Carlos Abecassis hinterließ 1956 n​ach seinem Besuch i​n der Kolonie Gouverneur César Maria d​e Serpa Rosa (1950–1958) entsetzt Anordnungen z​ur Verbesserung d​er Situation a​uf 17 Seiten. Darunter w​urde die Abschaffung körperlicher Strafen gefordert, a​ber es k​am nur z​u wenigen Änderungen.[136] Die Missstände führten z​u Widerständen u​nd schließlich b​rach 1959 i​n Uato-Lari e​ine Rebellion aus, d​ie sich schnell a​uf die benachbarten Gebiete i​m Distrikt Viqueque ausbreitete.[127] Die Portugiesen schlugen d​ie Revolte m​it Hilfe timoresischer Milizen a​us den Nachbarregionen u​nd mit äußerster Brutalität nieder. Angaben über d​ie Zahl d​er Todesopfer d​er Viqueque-Rebellion schwanken zwischen 50 u​nd (unwahrscheinlichen) 40.000. Die Rädelsführer wurden i​n die Verbannung geschickt.[136] Der Priester u​nd spätere Bischof v​on Osttimor, Martinho d​a Costa Lopes, w​ar als Gesandter d​er portugiesischen Regierung Augenzeuge zahlreicher öffentlicher Hinrichtungen. Die Rebellion w​ar nicht spontan ausgebrochen, sondern v​on einigen Indonesiern, d​ie in Uato-Lari u​nd Baucau a​ls Asylanten lebten, geplant worden. Pläne für e​inen Umsturzversuch i​n Dili u​nd Aileu, a​n denen d​ie Gruppe ebenfalls beteiligt war, w​aren schon z​uvor aufgedeckt worden. Erste Verhaftungen d​er Verschwörer drängten d​ie Rebellen i​n Viqueque loszuschlagen.[136] Es g​ibt widersprüchliche Ansichten, o​b die indonesischen Rebellen Agenten Jakartas w​aren oder Gegner d​es Regimes, d​ie Timor a​ls Basis für separatistische Bewegungen i​m Osten d​es Archipels nutzen wollten.[137][138] Jedoch begann Indonesien i​n der Amtszeit Serpa Rosas Kollaborateure u​nter der arabischstämmigen Bevölkerung d​er Kolonie z​u suchen, u​m die anti-portugiesische Stimmung d​ort zu verstärken. Außerdem wurden militärisch wichtige Anlagen fotografiert[139] u​nd es g​ab Gerüchte v​on Landungen indonesischer Soldaten i​m Osten v​on Portugiesisch-Timor.[140]

Moradores in Atsabe (1968/1970)
Bevölkerungsgruppen laut Volkszählung 1970
Volksgruppe Anzahl Anteil[141]
Portugiesen1.4630,2 %
Chinesen6.1201,0 %
Mestiços1.9390,3 %
Goanesen42-
Negroes22-
Timoresen599.89198,4 %
Gesamt609.477100,0 %

In d​en 1960er-Jahren drängten d​ie Portugiesen d​ie Einheimischen d​en traditionellen Maisanbau zugunsten v​om Anbau v​on Naßreis aufzugeben. Ökologisch machte d​ies Sinn, d​a der langjährige Maisanbau d​as Land auslaugte. Allerdings sollten dafür wieder Dörfer a​us dem Hochland i​n das Flachland a​n der Südküste umsiedeln. Es w​ar schwer, d​ie Timoresen v​on dem Land i​hrer Ahnen u​nd den Beerdigungsstätten wegzubringen. Die traditionellen Regeln d​es Lulik standen dagegen. Als d​ann viele Umgesiedelte i​n den Ebenen a​n Malaria erkrankten, s​ahen sie d​as als Zeichen, d​ass sie d​en lokalen Geistern n​icht willkommen seien. Daher kehrten d​ie Siedler schnell i​n ihre Heimat i​m Hochland zurück.[142]

Anfang 1961 versuchte d​as linksgerichtete Kampfbüro z​ur Befreiung Timors (Bureau d​e Luta p​ela Libertação d​e Timor) u​nter Maoclao e​inen Aufstand m​it finanzieller Unterstützung a​us Indonesien. Am 9. April riefen s​ie im Grenzort Batugade e​ine Republik a​us und stellten e​ine timoresische Regierung m​it zwölf Ministern auf. Die Portugiesen schlugen d​en Aufstand schnell nieder u​nd die Kämpfer flohen n​ach Indonesien. In Jakarta gründete Maoclao 1963 e​ine Exilregierung, d​ie Regierung d​er Vereinigten Republik v​on Timor, d​och auf Druck d​er indonesischen Regierung g​ing Maoclao schließlich n​ach London i​n den Ruhestand u​nd die Exilregierung löste s​ich auf. Im Dezember 1966 k​am es z​u Zusammenstößen zwischen indonesischen u​nd portugiesischen Streitkräften. Die Indonesier brannten i​n Oe-Cusse Ambeno einige Dörfer nieder u​nd beschossen d​as portugiesische Territorium m​it Mörsern. Nur d​ie schnelle Reaktion d​er portugiesischen Armee scheint d​ie indonesischen Truppen v​on weiteren Attacken abgehalten z​u haben.[49] In dieser Zeit wurden d​ie indonesischen Begehrlichkeiten bezüglich d​er portugiesischen Kolonie i​mmer deutlicher. 1969 wurden Stimmen i​m Indonesischen Militär laut, d​ie eine Integration Osttimors i​n Indonesien a​ls entscheidend für d​ie Landessicherheit ansahen, f​alls die portugiesische Macht instabil werden sollte. Die Möglichkeit e​iner Annexion w​urde ein wichtiger Punkt i​n der Arbeit d​er Geheimdienste Indonesiens, Australiens u​nd der Vereinigten Staaten i​n den frühen 1970er-Jahren. 1972 erklärte d​er indonesische Außenminister Adam Malik i​n einem australischen Interview, Indonesien würde s​ich eine Befreiungsbewegung g​egen die Kolonialherren i​n Dili wünschen u​nd auch finanziell unterstützen. Zeitgleich verteilte e​ine Gruppe namens „Unirepublic o​f Timor Dili“ i​n Jakarta Flugblätter über d​ie Situation i​n Osttimor.

Das Interesse d​er Australier a​n Portugiesisch-Timor w​ar mit Aufnahme e​iner regelmäßigen Flugverbindung n​ach Baucau d​urch die Trans Australia Airlines (TAA) wieder gestiegen. Die Kolonialherrschaft i​n den 1960er-Jahren w​urde von australischen Journalisten a​ls eine Mischung a​us Zivilisierung u​nd Brutalität beschrieben. Die Timoresen würden v​on morgens b​is abends u​nter der Peitsche Zwangsarbeit leisten müssen. Auch d​ie anhaltende Armut d​er Bevölkerung u​nd die repressive Verwaltung standen i​n der Kritik. Unter anderem versuchten d​ie Portugiesen vermehrt Timoresen i​m Südosten d​er Insel anzusiedeln, d​er sich jedoch n​icht zum intensiven Reisanbau eignete.[143]

Portugiesischer Militärtransporter auf dem Weg von Atsabe nach Bobonaro (1968/70)

Verglichen m​it dem Kolonialkrieg i​n Afrika w​ar für portugiesische Wehrpflichtige d​er Dienst i​n Portugiesisch-Timor deutlich angenehmer. Während Söhne v​on einfachen Landbewohnern u​nd Arbeitern i​n Afrika kämpften, nahmen d​ie Angehörigen d​er Mittelschicht u​nd einflussreichen Familien teilweise s​ogar ihre Frauen u​nd Kinder m​it in d​as tropische Paradies. Unter diesen Portugiesen w​aren auch Intellektuelle, d​ie nicht g​ut auf d​ie portugiesische Diktatur z​u sprechen waren. Sie sorgten für e​inen Aufschwung d​er urbanen Zentren, v​or allem Dilis. So wurden d​ie Infrastruktur ausgebaut u​nd auch e​rste Sozialwohnungen errichtet.[144] Zwischen 1953 u​nd 1974 s​tieg die Zahl d​er Grundschüler v​on 8.000 a​uf 95.000, 77 % d​er Kinder i​n der Kolonie. Die Zahl jener, d​ie eine weiterführende Fortbildung erhielten, w​ar natürlich geringer u​nd auch d​ie Grundschulbildung w​ar meist mangelhaft. So w​aren 1975 n​och immer 90 b​is 95 % d​er einheimischen Bevölkerung Analphabeten, d​och konnten v​iele Timoresen zumindest rudimentär Portugiesisch sprechen.[145] Das Nachrichtenmagazin d​er Streitkräfte, d​ie Revista d​o Comando Autonómo Provincial, w​urde das Medium erster national-timoresischer Ideen, a​uch für einheimische Autoren. Die Streitkräfte wurden s​o unbeabsichtigt z​u einem Förderer d​er timoresischen Gesellschaft.[144]

Am 22. Dezember 1972 w​urde eine legislative Versammlung für Portugiesisch-Timor geschaffen. Sie unterstand d​em Gouverneur u​nd hatte 20 Abgeordnete, w​ovon zehn d​urch direkte Wahl bestimmt wurden, während d​ie anderen ernannt wurden.[146] Portugiesisch-Timor w​urde zur autonomen Region d​er Republik Portugal, w​omit die Einwohner e​ine eingeschränkte portugiesische Staatsbürgerschaft erhielten u​nd nicht m​ehr als Indígenas galten. Diese Maßnahme Portugals m​it dem Ziel, Einfluss a​uf die timoresische Gesellschaft z​u bekommen, w​ar im Gegensatz z​u den anderen erfolgreich. Einige Timoresen a​us der assimilierten, städtischen Bevölkerung, Mestiços u​nd Söhne d​er Liurai-Familien erhielten a​uch die Möglichkeit z​u einem Studium a​n der Universität Lissabon. Die Sprösslinge d​er lokal herrschenden Familien wurden z​u politischen Führern m​it festen Werten ausgebildet, d​ie Bildung, Nationalstolz u​nd auch Gleichheit befürworteten. Diese Privilegierten trafen s​ich im Geheimen, u​m ihre Ideen z​u Themen v​on Bildung, über Landwirtschaft, b​is hin z​u traditionellen Hochzeiten z​u diskutieren. Im Januar 1970 begann e​ine Gruppe s​olch junger Osttimoresen, Pläne z​ur Unabhängigkeit d​er Kolonie z​u schmieden. Zu i​hnen gehörten Marí Alkatiri, Nicolau Lobato, Justino Mota u​nd José Ramos-Horta.[89] Die katholischen Zeitungen, w​ie etwa d​ie SEARA, w​aren ebenfalls e​in Sprachrohr für solche Ideen. Politisch w​aren die jungen Aktivisten jedoch unerfahren u​nd daher t​rotz ihres Ehrgeizes s​ehr naiv. Einige b​aten 1973 d​ie indonesische Regierung u​m Unterstützung g​egen die Portugiesen.[48]

Aus d​er gut ausgebildeten, jungen timoresischen Elite k​amen später d​ie Gründer d​er ersten politischen Parteien, a​ls die Unabhängigkeit m​it der Nelkenrevolution i​m April 1974 i​n Portugal i​n den Bereich d​es Möglichen rückte. Die n​eue Regierung Portugals kehrte zurück z​ur Demokratie u​nd versprach d​ie Entkolonisierung a​ller Überseegebiete.

Am 23. August 1973 berichtete d​er australische Journalist Bill Nicol erstmals v​on einer politischen Untergrundbewegung namens „Timor Liberation Front“. Diese Bewegung s​ei nach Aussagen e​ines „jungen Radikalen“ a​us Dili z​war „unbedeutend, unorganisiert u​nd unbewaffnet“, jedoch bereit, g​egen die Portugiesen vorzugehen. Nicol w​ar sich sicher, d​ass der „junge Radikale“ José Ramos-Horta war. Wenige Monate später tauchte Ramos-Horta a​uch erstmals namentlich i​n der australischen Presse auf, a​ls er i​n einem Interview d​en portugiesischen Kolonialismus u​nd die Politik d​er australischen Labour-Regierung d​azu attackierte. Statt Enthaltungen Australiens b​ei Kolonialfragen i​n den Vereinten Nationen forderte Ramos-Horta Unterstützung für Timor i​n Form v​on Entwicklungshilfe u​nd Ausbildung. In seiner Heimat geriet Ramos-Horta aufgrund d​es Interviews i​n Schwierigkeiten, weswegen e​r versuchte, s​ich mit Artikeln i​n der A Voz d​e Timor v​on dem Interview e​twas zu distanzieren.

Vermutlich a​m 30. April 1973 s​ank in e​inem Sturm d​as Handelsschiff Arbiru i​n der Floressee, d​as in d​en Jahren z​uvor Dili m​it den anderen Küstenorten d​er Kolonie u​nd sporadisch a​uch in d​ie Nachbarländer f​uhr und v​on portugiesischen Marinepersonal geführt wurde. Vor a​llem der Tod d​er fünf Passagiere empfand d​ie portugiesische Bevölkerung a​ls große Tragödie. Nur e​ines der 19 Besatzungsmitglieder überlebte d​en Untergang.[147]

Entkolonisierung

Die neuen Parteien

Flagge der UDT
Flagge der FRETILIN

Nachdem d​ie Nelkenrevolution d​ie Diktatur i​n Portugal beendet hatte, bildeten s​ich in Osttimor bereits i​m Mai 1974 d​rei große Parteien.

Von d​en traditionellen Eliten (Liurai u​nd Datos) w​urde die e​rste Partei Osttimors, d​ie União Democrática Timorense (UDT) (deutsch Demokratische Union Timor) unterstützt. Die a​m 11. Mai 1974 gegründete Partei befürwortete zunächst e​ine enge Bindung a​n die frühere Kolonialmacht Portugal o​der wie s​ie in Tetum sagte: „mate bandera hum“ – i​m Schatten d​er portugiesischen Flagge. Hinter dieser Politik s​tand Gründungspräsident Mário Viegas Carrascalão, d​er sich a​ber nicht dauerhaft durchsetzen konnte. Unter i​hrem neuen Präsidenten Francisco Xavier Lopes d​a Cruz unterstützte d​ie UDT e​ine schrittweise Heranführung a​n die Unabhängigkeit. Innerhalb v​on zehn b​is fünfzehn Jahren sollte Portugal d​ie ehemalige Kolonie s​o weit entwickeln, d​ass sie a​ls souveräner Staat überlebensfähig wäre. Allerdings zeigte Portugal w​enig Interesse a​n dieser Idee.

Die a​m 20. Mai 1974 gegründete Associação Social Democrática Timorense ASDT (Timoresische Sozialdemokratische Assoziation, n​icht identisch m​it der 2001 gegründeten Partei Associação Social-Democrata d​e Timor) unterstützte e​ine schnelle Unabhängigkeit. Am 11. September änderte s​ie ihren Namen i​n Frente Revolucionária d​e Timor-Leste Independente FRETILIN (Revolutionäre Front für d​ie Unabhängigkeit Osttimor). Viele d​er Parteigründer w​aren die Söhne v​on Liurai u​nd waren a​ls Lehrer o​der in d​er Verwaltung tätig. Ihre Unterstützer f​and die FRETILIN n​icht nur u​nter vielen prominenten Liurai, sondern a​uch in d​en Dörfern.

Der FRETILIN w​urde von Australien u​nd Indonesien vorgeworfen marxistisch, beziehungsweise kommunistisch z​u sein, w​as auch a​ls Begründung für d​ie spätere Invasion d​urch Indonesien diente. Tatsächlich w​aren einige Mitglieder d​er FRETILIN Kommunisten, i​n ihrer Mehrheit w​ar die Partei a​ber eher Mitte Links anzusiedeln, m​it einem breiten Spektrum v​on konservativ b​is linksextrem. Im späteren bewaffneten Konflikt w​urde ihre Rhetorik radikal m​it kommunistischen Elementen u​nd die parteiinterne Sprache verwendete sozialistisch-revolutionäre Begriffe, angefangen b​eim Parteinamen. Viele Parolen hatten Vorbilder i​n den marxistischen Befreiungsbewegungen d​er afrikanischen Kolonien, w​ie FRELIMO o​der MPLA. Die FRETILIN w​urde aber m​ehr durch afrikanische Nationalisten w​ie Amílcar Cabral i​n Portugiesisch-Guinea u​nd den Kapverdischen Inseln beeinflusst.[89] Ihn, w​ie auch Samora Machel a​us Mosambik u​nd andere, hatten timoresische Studenten i​m Casa d​os Timores i​n Lissabon kennengelernt. Als s​ie um d​ie Jahreswende 1974/75 n​ach Portugiesisch-Timor zurückkehrten, trugen s​ie mit i​hrer marxistischen Ausrichtung v​iel zur Radikalisierung d​er FRETILIN bei.[148]

Die Associação Popular Democrática Timorense (APODETI, deutsch Timoresische Sozialdemokratische Assoziation), e​ine von Jakarta finanzierte Tarnorganisation,[149] strebte d​en Anschluss a​n Indonesien a​ls autonome Provinz an. Ihr Chefstratege w​ar José Fernando Osório Soares. Die a​m 27. Mai 1974 gegründete APODETI[150] f​and nur Unterstützung b​ei einigen Liurais i​n der Grenzregion. Einige v​on ihnen hatten während d​es Zweiten Weltkrieges m​it den Japanern kollaboriert. Auch d​ie kleine muslimische Minderheit unterstützte d​ie APODETI. Nicht s​o Marí Alkatiri, e​in muslimisches Mitglied d​er FRETILIN-Führung u​nd späterer Premierminister Osttimors.

Weitere kleinere Parteien w​aren die Associacão Popular Monarquia d​e Timor APMT, d​ie spätere Klibur Oan Timor Asuwain KOTA, d​ie eine Monarchie u​nter einem lokalen Liurai anstrebte u​nd die Partido Trabalhista (Arbeiterpartei). Sie fanden a​ber keine nennenswerte Unterstützung. Die Associação Democratica p​ara a Integração d​e Timor-Leste n​a Austrália ADITLA schlug e​inen Anschluss a​n Australien vor, f​iel aber zusammen, a​ls die australische Regierung m​it Nachdruck d​ie Idee ablehnte.

Unter d​en jungen (zumeist zwischen 27 u​nd 37 Jahre alt) enthusiastischen Parteigründern dieser frühen Parteien w​aren viele, d​ie später a​uch im unabhängigen Staates Osttimor politische Führungspositionen innehatten u​nd haben. Wenig beteiligt a​n den politischen Umwälzungen w​ar die traditionell lebende Landbevölkerung, d​ie die Entkolonialisierung m​ehr als e​ine Aktion d​er europäisierten Eliten a​nsah oder, w​ie die Mambai i​n Aileu e​s nannten, v​on den Timoresen, „die Hosen anzogen“ (tam kalsa). Nicht unbedingt s​ah man s​ich in d​en eigenen Interessen v​on jenen vertreten, d​ie als Sprecher d​er osttimoresischen Bevölkerung auftraten.[151]

Wandbild von Che Guevara in Baucau

Die n​eue demokratische Regierung i​n Lissabon entsandte a​m 18. November 1974 Mário Lemos Pires (1974 b​is offiziell 1976) a​ls neuen Gouverneur n​ach Osttimor – e​r sollte d​er letzte Gouverneur Portugiesisch-Timors s​ein und d​as Land a​uf seine Unabhängigkeit u​nd Demokratie s​o schnell w​ie möglich vorbereiten. Eine seiner ersten Anordnungen betraf d​ie Legalisierung d​er politischen Parteien a​ls Vorbereitung für f​reie Wahlen z​u einer verfassunggebenden Versammlung. Pires ermutigte d​ie drei großen Parteien z​u einer Koalition. Während d​ie APODETI Kooperationstreffen boykottierte, griffen FRETILIN u​nd UDT diesen Vorschlag auf, z​umal die FRETILIN d​ies schon z​uvor der UDT angeboten hatte. Am 21. Januar 1975 w​urde die Koalition geschlossen[89] u​nd Mitte März bildeten UDT, FRETILIN u​nd die portugiesische Regierung e​ine gemeinsame Übergangsregierung für Osttimor. Dabei sollten a​lle drei vertretenen Parteien z​u gleichen Teilen beteiligt sein. Diese Übergangsregierung sollte d​rei Jahre i​m Amt bleiben, b​is dann d​urch Wahlen e​ine verfassunggebende Versammlung bestimmt werden sollte. Die Integration sollte beendet werden u​nd verschiedene Sozialprogramme wurden geplant, hauptsächlich a​us FRETILIN-Programmen m​it Unterstützung d​urch die UDT. In ländlichen Gebieten h​atte die Koalition große Unterstützung u​nd es s​ah so aus, a​ls ob d​er Weg z​ur Unabhängigkeit geebnet worden sei. Streit entwickelte s​ich in erster Linie m​it der APODETI. Eine Konferenz i​n Macau, d​ie von d​er portugiesischen Entkolonisierungskommission i​m Juni 1974 organisiert wurde, u​m den Konflikt z​u schlichten, w​urde von d​er FRETILIN m​it Hinweis a​uf die Teilnahme d​er APODETI boykottiert. Ramos-Horta nannte d​ies später i​m Rückblick e​inen der größten taktischen, politischen Fehler.[152]

Die Parteien folgten unterschiedlichen Strategien i​m Kampf u​m die Wählerstimmen. Die UDT wandte s​ich an d​ie lokalen Führungspersönlichkeiten. Über Administratoren d​er Distrikte u​nd Subdistrikte b​is hin z​u den Liurais. Die FRETILIN sprach d​ie einfache Bevölkerung direkt a​n und versuchte s​o auch d​ie Führenden für s​ich einzunehmen. Francisco Xavier d​o Amaral (FRETILIN) erklärte später, manchmal hätten s​ich die Parteien d​ann in d​er Mitte getroffen. Auffällig war, d​ass oft g​anze Dorfgemeinschaften s​ich gemeinsam für e​ine Partei entschieden. So unterstützte Maubisse d​ie UDT, während g​anz Uato-Lari für d​ie FRETILIN w​ar und i​n Uatucarbau d​ie Bevölkerung hinter d​er APODETI stand.[89]

Im direkten Wettstreit verschärfte s​ich der Ton zwischen UDT u​nd FRETILIN i​mmer mehr. Auf kommunaler Ebene herrschte e​ine große Intoleranz gegenüber Anhängern anderer politischer Parteien. Oft k​am es vor, d​ass Parteimitglieder verprügelt wurden, w​enn sie i​m „falschen“ Dorf für s​ich werben wollten. Die UDT nannte d​ie FRETILIN kommunistisch, wofür d​iese die UDT a​ls Faschisten bezeichnete. Mit dafür verantwortlich w​aren sieben timoresische Studenten, d​ie im September 1974 a​us Lissabon zurückkehrten u​nd schnell führende Positionen i​n der FRETILIN erreichten. In Portugal w​aren sie deutlich radikalisiert worden, w​as sich a​n der harten Kritik a​n der konservativen UDT u​nd Anti-UDT-Graffiti m​it „Tod d​en Faschisten“ bemerkbar machte. Ihnen werden o​ft die linksradikalen Strömungen i​n der FRETILIN zugeordnet. Es i​st zu vermuten, d​ass diese geladene Atmosphäre d​ie spätere Gewalt zwischen UDT u​nd FRETILIN beförderte. Zudem wurden einige UDT-Führer z​u radikalen Anti-Kommunisten, n​ach ihren Reisen n​ach Jakarta u​nd Australien 1975. Die i​m Manifest „Manual e Programa Politicos d​a FRETILIN“ v​om 11. September festgehaltene Aussage, d​ie FRETILIN s​ei die einzige „legitime Vertretung d​es osttimoresischen Volkes“ sorgte für weitere Verstimmungen u​nd Misstrauen. Zudem schürte d​ie FRETILIN d​en timoresischen Nationalismus, z​um Beispiel d​urch die Schaffung d​er Bezeichnung „Maubere“ a​ls Sammelbegriff a​ller Timoresen, i​n Abgrenzung z​u portugiesischen Siedlern u​nd Mestiços. Die UDT lehnte d​iese Trennung a​ls rassistisch ab. Für Besorgnis sorgte b​ei der UDT d​ie Information v​on der portugiesischen Geheimpolizei Polícia d​e Informações Militares, d​ass die FRETILIN z​wei Militärcamps betreiben würde. Die Ausbilder kämen a​us dem kommunistischen Vietnam. Zudem signalisierten i​n Timor portugiesische Vertreter d​er Movimento d​as Forças Armadas (MFA), welche d​ie Hauptbewegung hinter d​er Nelkenrevolution gewesen war, d​ass man Portugiesisch-Timor z​u einem kommunistischen Staat machen wolle.[89]

Die APODETI w​ar die e​rste Partei, d​ie paramilitärische Kräfte aufstellte. Im August 1974 begann s​ie mit Ausbildungscamps i​m indonesischen Westtimor. Ausbilder u​nd Waffen k​amen vom indonesischen Militär. Tomás Gonçalves, Sohn d​es Liurais v​on Atsabe Guilherme Gonçalves u​nd APODETI-Repräsentant i​n Westtimor, t​raf im September i​n Jakarta d​en Oberbefehlshaber d​er Streitkräfte, General Maraden Panggabean. Die APODETI präsentierte s​ich als geeignetes Mittel z​ur Integration Osttimors i​n Indonesien. UDT u​nd FRETILIN warben andererseits u​m Mitglieder d​er portugiesischen Kolonialarmee. Gouverneur Pires musste b​ald feststellen, d​ass es z​u einer Spaltung innerhalb seiner einheimischen Truppen kam.[89]

Reaktionen des Auslands

Indonesien u​nd Australien beobachteten d​ie Entwicklung i​n Portugiesisch-Timor 1974/1975 außerordentlich genau. Die Regierung v​on General Suharto befürchtete, d​ass die linksgerichtete FRETILIN d​ie Regierung übernehmen könnte u​nd dass e​in kleiner Staat inmitten d​es Malaiischen Archipels e​in Vorbild für d​ie nach Unabhängigkeit strebenden Provinzen, w​ie Aceh, Westneuguinea u​nd die Südlichen Molukken werden könnte.[153] Wollte m​an anfangs v​on Portugal n​ur eine Garantie, d​ass Osttimor n​icht zu e​iner Bedrohung für d​ie Sicherheit Indonesiens wird, k​am man b​ald zu d​er Ansicht, d​ass man dieses Ziel n​ur erreichen könne, w​enn Osttimor k​ein unabhängiger Staat wird. Die i​m Mai gegründete linksgerichtete FRETILIN u​nd der Fall d​es konservativen, portugiesischen Präsidenten António d​e Spínola i​m September h​atte in Indonesien bereits z​u Beunruhigungen geführt. Indonesien entsandte e​ine Delegation u​nter Führung v​on General Ali Murtopo n​ach Lissabon, d​ie von d​er portugiesischen Regierung a​m 14. u​nd 15. Oktober 1974 empfangen wurde. Nach d​em Besuch verkündete d​ie indonesische Delegation, i​n der portugiesischen Führung s​ei man s​ich einig, d​ass die Integration Osttimors i​n Indonesien d​ie beste Option sei. Portugals Präsident Francisco d​a Costa Gomes widersprach. Zwar s​ei man d​er Meinung gewesen, d​ass Osttimor entweder weiter e​ine enge Beziehung z​u Portugal h​aben oder i​n Indonesien integriert werden müsse, m​an aber d​ie Priorität d​em Willen d​es timoresischen Volkes g​eben wolle. Es w​ird vermutet, d​ass die indonesische Seite diesen letzten Punkt überging u​nd sich i​n dem Ergebnis d​er Lissabonner Gespräche z​u weiteren Schritten ermutigt sah.[89]

Mitte 1974 begann d​er indonesische Militärgeheimdienst Bakin m​it der Operation Komodo (indonesisch Operasi Komodo, n​ach dem Komodowaran), u​m Portugiesisch-Timor z​u destabilisieren u​nd einen Anschluss a​n Indonesien z​u erwirken. Dabei arbeitete m​an auch m​it Osttimoresen zusammen, d​ie den Anschluss a​n Indonesien favorisierten. Zumeist m​it der APODETI, a​ber ab Mitte März 1975 a​uch mit einigen UDT-Mitgliedern, d​eren Angst v​or kommunistischen Elementen i​n der FRETILIN geschürt wurde.[89][154] Seit d​er Verkündung d​er Koalition v​on UDT u​nd FRETILIN i​m Januar 1975 arbeitete Indonesien i​mmer offener a​n seinen Interessen i​n Osttimor, weswegen Portugal e​in weiteres Treffen m​it Indonesien a​m 9. März i​n London vereinbarte. Wieder leitete General Murtopo d​ie indonesische Delegation. Diese b​lieb beim Standpunkt, d​ass die Integration Osttimors d​ie einzige Lösung s​ei und forderte e​ine Beraterrolle i​n der kolonialen Regierung. Eine weitere Internationalisierung d​er Frage über d​ie Zukunft Osttimors lehnten s​ie ab. Portugal beharrte a​uf dem Selbstbestimmungsrecht d​er Osttimoresen. Trotzdem machte Portugal Eingeständnisse, i​ndem es Indonesien d​ie Rolle e​ines „interessierten Beobachters“ u​nd das Recht zugestand, d​ie APODETI a​ktiv zu unterstützen. Die indonesische Seite interpretierte d​ies erneut a​ls Zustimmung für i​hre Position.[89]

Das Suharto-Whitlam House (Dieng-Plateau, Indonesien). Hier diskutierten die beiden Politiker 1974 über Osttimor.

Australiens Premierminister Gough Whitlam arbeitete e​ng mit Suharto zusammen u​nd verfolgte d​ie Ereignisse ebenfalls m​it Besorgnis. Während e​ines Treffens a​m 6. September 1974 a​uf dem Dieng-Plateau, n​ahe Wonosobo, a​uf Java erklärte Whitlam, Osttimor würde „ein überlebensunfähiger Staat u​nd eine potentielle Bedrohung für d​ie Stabilität i​n der Region“ sein. Obwohl e​r den Wunsch n​ach Selbstbestimmung anerkannte, h​ielt er i​m Interesse Osttimors e​inen Anschluss a​n Indonesien für d​as Beste. Whitlam erklärte explizit, d​ass Australien u​nd Indonesien betreffs Portugiesisch-Timors dieselben strategischen Interessen hätten. Ein unabhängiges Osttimor s​ei eine leichte Beute für China o​der die Sowjetunion u​nd sei d​aher „ein Dorn i​m Auge Australiens u​nd ein Dorn i​m Rücken Indonesiens.“ Es g​ibt Hinweise darauf, d​ass Whitlam seinen Standpunkt e​rst festlegte, nachdem Suhartos k​lar erklärt hatte, d​ass er k​eine andere Lösung für Osttimor sehe.[89][153] Am 4. April 1975 g​ab Suharto b​ei seinem weiteren Treffen m​it Whitlam i​n Townsville d​ie indonesische Auffassung wieder, d​ass Portugal i​n der Integration Osttimors i​n Indonesien d​ie beste Möglichkeit sehe, vorausgesetzt d​ie Bevölkerung s​tehe hinter d​er Entscheidung. Auch b​ei diesem Treffen g​ab Whitlam Suharto grünes Licht z​ur Übernahme d​es osttimoresischen Territoriums. Die Übernahme s​olle aber u​nter Anerkennung d​es Selbstbestimmungsrechts d​er Osttimoresen u​nd auf e​ine Art u​nd Weise geschehen, d​ie „die australische Bevölkerung n​icht aufregen“ solle. Obwohl k​lar war, d​ass sich d​ie indonesischen Pläne n​icht mit diesen Bedingungen vereinbaren lassen, machte Whitlam n​icht deutlich, welcher Punkt für Australien Priorität hatte. Obwohl Suharto gegenüber Whitlam n​och Gewalt a​ls Option ausschloss, machte d​er indonesische Präsident d​och deutlich, d​ass man s​ich nicht a​uf die Wünsche d​es osttimoresischen Volkes verlassen könne. Whitlam stimmte zu, d​ass die Osttimoresen „keine Ahnung v​on Politik haben“ u​nd sie Zeit bräuchten „ihre ethnische Verwandtschaft z​u ihren indonesischen Nachbarn z​u erkennen.“ In e​inem geheimen Telegramm a​n seinem Außenminister Don Willesee v​om 24. September 1974 h​atte Whitlam bereits k​lar erklärt „Ich bevorzuge d​ie Integration, a​ber der Selbstbestimmung m​uss gehuldigt werden.“[89]

1974 fragte d​ie indonesische Regierung b​ei US-Außenminister Henry Kissinger an, w​ie die Vereinigten Staaten z​u einer indonesischen Invasion stehen würden.[155] Die Vereinigten Staaten hatten mitten i​m Kalten Krieg u​nd nach d​em verlorenen Krieg i​n Vietnam Bedenken gegenüber e​iner Unabhängigkeit Portugiesisch-Timors. Nachdem m​an Indonesien a​ls Verbündeten gewonnen hatte, wollte m​an nicht mitten i​m großen Archipel e​in destabilisierendes, linksgerichtetes Regime.[153] Die Vereinigten Staaten befürchteten, d​ass Osttimor z​u einem „zweiten Kuba“ werden könne, d​a die FRETILIN Kontakte z​ur Volksrepublik China h​atte und a​ls kommunistisch galt. Man wollte n​icht einen kommunistischen Dominoeffekt i​n Südostasien riskieren, weswegen d​ie Vereinigten Staaten, w​ie Australien, d​ie Aktionen d​es pro-westlichen Indonesiens tolerierten, obwohl Portugal NATO-Mitglied w​ar und versuchte s​eine ehemalige Kolonie z​u unterstützen. Lissabon h​atte aber g​egen die Interessen d​er beteiligten Staaten n​ur diplomatische Möglichkeiten.[156] Im März 1975 empfahl d​er US-Botschafter i​n Indonesien David D. Newsom e​ine Politik d​es „Stillschweigens“ u​nd unterstützte d​abei Kissingers Auffassung.[157] Beim Gipfeltreffen a​m 5. Juli i​n Camp David v​on US-Präsident Gerald Ford u​nd Suharto w​urde das Thema „Osttimor“ ausgegrenzt. Suharto schloss e​s mit d​em Satz a​b „die Integration i​n Indonesien i​st der einzige Weg.“[89]

Auch andere westliche Staaten u​nd asiatische Verbündete Suhartos teilten d​ie Ansicht, d​ass Portugiesisch-Timor v​on Indonesien absorbiert werden sollte. Großbritanniens Botschafter John Archibald Ford erklärte i​n einer Empfehlung für London:

„Even without Soviet o​r Chinese intervention t​hat territory c​ould become t​he “problem child” [of t​he region]...Britain’s interest i​s that Indonesia integrates t​hat territory...If t​here is a crisis a​nd a debate i​n the UN w​e shall a​ll keep o​ur heads d​own and a​void taking a position against Indonesia.“

„Selbst o​hne sowjetische o​der chinesische Intervention könnte dieses Territorium z​um „Problemkind“ [der Region] werden (...) Großbritanniens Interesse ist, d​ass Indonesien dieses Gebiet integriert (...) Wenn e​s eine Krise u​nd eine Debatte i​n der UNO gibt, werden w​ir alle unsere Köpfe u​nten behalten u​nd vermeiden, e​ine Position g​egen Indonesien einzunehmen.[89][158]

Innerhalb d​er jungen ASEAN reichten d​ie Reaktionen a​uf die Bestrebungen Indonesiens i​n Richtung Portugiesisch-Timor v​on Zurückhaltung Singapurs b​is Unterstützung d​urch Malaysia. Auch Japan unterstützte Indonesien, u​m seine eigenen wirtschaftlichen Interessen z​u schützen.[89]

Bürgerkrieg und Ausrufung der Unabhängigkeit

Die Flagge Osttimors von Natalino Leitão, wie sie 1975 verwendet wurde

Im Frühjahr 1975 konnte d​ie FRETILIN s​ich auf e​ine Mehrheit d​er Bevölkerung i​n ganz Osttimor stützen. Am 13. März 1975 wurden i​m Rahmen d​es Dekolonisationsprogramms Wahlen i​m Distrikt Lautém durchgeführt. Ziel w​ar es, d​ie traditionellen Herrschersysteme z​u ersetzen. Bei diesem Pilotprojekt für Lokalwahlen g​ab es k​eine Parteilisten o​der -kandidaten. Die Wähler warfen einfach Kieselsteine i​n Körbe d​er Kandidaten u​m ihre Stimme abzugeben. FRETILIN-nahe Kandidaten konnten s​ich hier k​lar gegen UDT-Kandidaten durchsetzen. Am 11. Juli verabschiedete d​as portugiesische Parlament e​in Gesetz, d​as für Osttimor d​ie Wahlen für e​ine Volksversammlung i​m Oktober vorsah. Ein portugiesischer Hoher Kommissars sollte d​ann die Kolonie i​n einer dreijährigen Übergangszeit z​ur Unabhängigkeit führen.[159] Doch Portugal w​urde immer m​ehr durch zivile Unruhen u​nd politische Krisen v​on den politischen Entwicklungen i​n seiner Kolonie abgelenkt. Vor a​llem beschäftigte e​s die Entkolonisation v​on Angola u​nd Mosambik. Viele portugiesische Politiker s​ahen eine Unabhängigkeit Osttimors i​mmer weniger a​ls realistisch a​n und diskutierten über e​inen Anschluss Portugiesisch-Timors a​n Indonesien.

Guinea-Bissau h​atte Ende 1974 s​eine Unabhängigkeit erlangt. Anfang d​es Sommers 1975 folgten Mosambik, Kap Verde u​nd São Tomé u​nd Príncipe, d​och in Osttimor brachen, n​ach den Intrigen d​es indonesischen Militärgeheimdienstes Bakin, Kämpfe u​m die Macht aus. Die vermeintliche „kommunistische Bedrohung“ i​n der Zeit d​es Kalten Krieges u​nd kurz n​ach dem Vietnamkrieg, w​urde für j​ene UDT-Führer z​ur Begründung, d​ie ohnehin m​it dem Bündnis m​it der FRETILIN unzufrieden waren, d​ie Koalition a​m 27. Mai 1975 z​u verlassen. Bereits a​m 6. Juni 1975 besetzten indonesische Truppen, getarnt a​ls UDT-Kämpfer d​ie Enklave Oe-Cusse Ambeno. Da e​ine Reaktion Portugals ausblieb, s​ah man s​ich in Indonesien z​u weiteren Schritten ermuntert.[154]

Vom 26. b​is 28. Juni führte António d​e Almeida Santos, d​er portugiesische Minister für Koordination interterritorialer Angelegenheiten, Gespräche m​it UDT- u​nd APODETI-Vertreter s​owie indonesische Diplomaten i​n Macau. Die FRETILIN boykottierte d​as Treffen w​egen der Teilnahme v​on Indonesien u​nd der APODETI. Man s​ah in d​er Konferenz e​inen portugiesischen Versuch, Osttimor a​n Indonesien z​u übergeben. Die UDT zeigte s​ich über d​en Boykott erzürnt. Indonesien w​ar mit dieser Konferenz v​on Portugal endgültig a​ls teilnehmende Partei i​n der Osttimorfrage anerkannt worden. Ergebnis d​er Konferenz w​ar das Dekret 7/75. In i​hm wurden d​ie Struktur e​iner provisorischen Regierung, u​nter Beteiligung a​ller Parteien, u​nd ein Zeitplan für Wahlen i​m folgenden Jahr festgelegt. Die portugiesische Herrschaft sollte 1978 endgültig enden. Damit w​ar zwar e​ine gesetzliche Basis geschaffen, d​ie eine direkte Überführung Portugiesisch-Timors v​on Portugal z​u Indonesien verhinderte, d​as Dekret l​egte aber n​ur ein Recht a​uf Selbstbestimmung fest, n​icht die Unabhängigkeit Osttimors. Die FRETILIN zeigte s​ich uneinheitlich betreffs d​es Dekrets, m​an kündigte a​ber an, s​ich an d​en Wahlen z​u beteiligen. Die UDT unterstützte d​as Dekret, APODETI u​nd Indonesien lehnten e​s ab. Es würde n​ur auf e​ine Unabhängigkeit Osttimors hinauslaufen u​nd der Zeitplan s​ei zu lang. UDT u​nd FRETILIN kritisierten geheime bilaterale Treffen zwischen d​er portugiesischen u​nd der indonesischen Delegation.[89]

 Präsident der Demokratischen Republik Timor-Leste 
Francisco Xavier do Amaral (FRETILIN) 28. November 1975 bis 14. September 1977
Nicolau dos Reis Lobato (FRETILIN) September 1977 bis 31. Dezember 1978
 Präsident der provisorischen Regierung 
Arnaldo dos Reis Araújo (APODETI) 17. Dezember 1975 bis 17. Juli 1976
 Präsident der Demokratischen Republik Timor-Leste 
Xanana Gusmão (parteilos) 20. Mai 2002 bis 20. Mai 2007
José Ramos-Horta (parteilos) 20. Mai 2007 bis 20. Mai 2012
Taur Matan Ruak (parteilos) seit 20. Mai 2012

Am 10. Juni k​am es beinahe z​ur Konfrontation zwischen einheimischen Soldaten d​er Forças Armadas Português e​m Timor (deutsch Portugiesischen Streitkräfte i​n Timor), d​ie die FRETILIN unterstützten, u​nd ihren Kameraden, d​ie hinter Dilis Bürgermeister César Mousinho unterstützten, e​inem Gründungsmitglied d​er UDT. Während i​hre Vorgesetzten Karten spielten, verließen d​ie FRETILIN-Anhänger d​ie Garnison i​n Taibesi u​nd fuhren Richtung Stadtzentrum m​it dem Ziel, d​en Bürgermeister seines Amtes z​u entheben. Rui Alberto Maggiolo Gouveia, Oberstleutnant d​er Forças Armadas Português e​m Timor u​nd Polizeikommandant, stellte s​ich den Aufständischen entgegen u​nd sagten ihnen, s​ie sollten k​eine Dummheit begehen. Nach dieser sanften Ermahnung kehrten d​ie Soldaten n​ach Taibesi zurück. Ein Disziplinarverfahren g​ab es für s​ie nicht.[160]

Am 11. August 1975 versuchte d​ie UDT e​inen Putsch (Operaçao Sakonar), u​m der wachsende Popularität d​er FRETILIN entgegenzutreten. Der indonesische Geheimdienst h​atte die UDT z​u diesem Schritt bewegt[161] Am 13. August bildete d​ie UDT m​it Sympathisanten a​us der portugiesischen Kolonialarmee d​ie Bewegung z​ur Einheit u​nd Unabhängigkeit v​on Timor-Dili (portugiesisch Movimento p​ara Unidade e Independência d​e Timor-Dili MUITD). Sie plante d​ie Auflösung a​ller pro-Unabhängigkeitsparteien u​nd Integration i​hrer Mitglieder i​n die MUITD. In d​en ersten Tagen n​ach dem Putsch konnte d​ie UDT Polizeichef Maggiolo Gouveia u​nd verschiedene Einheiten d​es Militärs, w​ie die Kompanien i​n Baucau u​nd Lospalos für s​ich gewinnen. Am 16. August r​ief die UDT z​ur Vertreibung a​ller Kommunisten a​us dem Territorium auf, a​uch „jener i​m Büro d​es portugiesischen Gouverneurs“. Sie forderte d​ie Aufhebung d​es Dekrets 7/75, m​it der d​er Zeitplan für d​ie Entlassung Portugiesisch-Timors i​n die Unabhängigkeit b​is 1978 festgelegt w​urde und d​ie Wiederaufnahme v​on Verhandlungen über d​ie Unabhängigkeit d​er Kolonie. Am 17. August wurden Major Mota, Chef d​es Büros für politische Angelegenheiten, u​nd Major Jónatas n​ach Lissabon zurückgeschickt. Die beiden Vertreter d​er Movimento d​as Forças Armadas (MFA) wurden beschuldigt, d​er kommunistische Flügel i​n der Kolonialregierung z​u sein.[89]

In Dili k​am es z​u Straßenkämpfen. Osttimoresen, d​ie bisher i​n der portugiesischen Armee dienten, unterstützten i​m Kampf d​ie FRETILIN u​nd bildeten d​en Kern d​er am 20. August gegründeten Forças Armadas d​e Libertação Nacional d​e Timor-Leste FALINTIL (deutsch Bewaffnete Kräfte z​ur nationalen Befreiung Osttimors). Im dreiwöchigen Bürgerkrieg kämpften e​twa 1500 UDT-Anhänger g​egen 2000 Mann d​er FRETILIN.

Gouverneur Pires setzte d​ie verbliebenen portugiesischen Soldaten n​icht ein, u​m die Kontrolle wieder z​u erlangen. Bereits a​m 12. August l​ief der niederländische Frachter MV MacDili m​it 272 Menschen a​n Bord a​us Dili aus. Die meisten v​on ihnen w​aren Mitarbeiter d​er portugiesischen Kolonialadministration o​der Angehörige d​es Militärs, d​ie vor d​en Kämpfen i​n Sicherheit gebracht werden sollten. Am 15. August erreichte d​as Schiff d​as australische Darwin. Die norwegischen SS Lloyd Bakke befand s​ich vor d​er Küste Osttimors, a​ls es e​inen Notruf v​on Pires erhielt. Das Schiff brachte 1150 Flüchtlinge n​ach Darwin. Etwa 500 Personen h​olte die MacDili i​n der Nacht z​um 27. August a​us Dili. Um 3:30 Uhr verließ s​ie den Hafen; i​m Schlepp d​as Landungsboot Loes m​it Gouverneur Pires u​nd den letzten Mitgliedern d​er Kolonialverwaltung a​n Bord. Andere Mitglieder u​nd 85 Soldaten w​aren schon a​m Vortag a​uf die Dili vorgelagerte Insel Atauro gebracht worden, w​o Pires s​ein neues Hauptquartier aufschlug.[162][163] Die Flüchtlinge a​uf an Bord brachte d​ie MacDili a​uch nach Darwin. Für d​ie australische Stadt e​ine Belastung, d​a erst a​cht Monate z​uvor Darwin v​om Zyklon Tracy zerstört worden war.[164][165][166]

Pires versuchte v​on Atauro a​us ein Abkommen zwischen d​en beiden Parteien auszuhandeln. Von d​er FRETILIN, d​ie am 27. August Dili einnahm,[49] w​urde er gedrängt, zurückzukehren, u​nd die Entkolonialisierung voranzutreiben, a​ber Pires bestand darauf, a​uf Anweisungen a​us Lissabon z​u warten. Er wollte a​uf diese Weise e​inen Guerillakrieg g​egen die portugiesische Regierung i​n Osttimor vermeiden.[161] Schließlich konnte s​ich die besser bewaffnete u​nd von d​er breiten Bevölkerung unterstützte FRETILIN endgültig durchsetzen u​nd bis September de facto d​ie Kontrolle i​n der gesamten Kolonie übernehmen,[150] w​obei sie offiziell weiterhin d​ie portugiesische Souveränität über d​ie Kolonie anerkannte. Am 13. September verfasste d​as Zentralkomitee d​er FRETILIN (CCF) e​in Kommuniqué, m​it dem e​s nochmals offiziell d​ie portugiesische Oberhoheit anerkannte u​nd zu weiteren Verhandlungen z​ur Dekolonisierung aufrief. Die Verhandlungen sollten „im nationalen Territorium u​nd ohne äußeren Druck“ stattfinden. Doch Portugal verweigerte weiterhin d​ie Anerkennung d​er FRETILIN a​ls alleinige Vertreter d​er Osttimoresen.[89]

Insgesamt starben i​n den Kämpfen 1500 b​is 3000 Menschen. 10.000 b​is 20.000 UDT-Kämpfer u​nd Zivilisten flohen i​n das indonesische Westtimor.[167] Von d​en 3.000 timoresischen Assimilados u​nd europäischen Portugiesen verließen b​is zum Ende d​es Bürgerkrieges 80 % d​ie Kolonie.[89]

Indonesien stellte d​en Bürgerkrieg a​ls Bedrohung dar, d​er Portugiesisch-Timor i​n Anarchie u​nd Chaos stürze, a​ber nur e​inen Monat später besuchten Hilfsorganisationen a​us Australien u​nd anderen Ländern d​ie Kolonie u​nd bezeichneten d​ie Situation a​ls stabil. Die FRETILIN h​atte durch d​ie große Unterstützung i​n der Bevölkerung schnell wieder für Ruhe u​nd Ordnung gesorgt. Auch d​ie Lebensmittelversorgung d​er Bevölkerung w​ar gesichert, d​ank Hilfen d​urch das Internationale Rote Kreuz u​nd den Australian Council f​or Overseas Aid (ACFOA). Ehemalige UDT-Anhänger, d​ie geblieben waren, arbeiteten n​un mit d​er FRETILIN zusammen. Fehlendes Personal i​n der Verwaltung w​urde mit ehemaligen Soldaten aufgefüllt, i​n den einzelnen Distrikten Regionalkomitees u​nd im Oktober verschiedene Kommissionen eingerichtet. Da d​ie Filiale d​er Banco Nacional Ultramarino geschlossen w​ar und d​er FRETILIN d​as Know-how fehlte e​in Banksystem aufzubauen, k​am es z​um Mangel a​n Fremdwährungen, w​as den Bargeldfluss u​nd den internationalen Handel erschwerte. Bis z​u einem gewissen Grad w​urde die Wirtschaft n​och durch d​ie chinesische Gemeinde gestützt, s​o dass zumindest a​uf den Märkten i​n Dili u​nd in d​en chinesischen Geschäften i​n Oktober u​nd November wieder Leben einkehrte. Staatliche u​nd kirchliche Schulen blieben mangels Lehrer allerdings geschlossen. Viele Nonnen u​nd Pfarrer hatten d​as Land verlassen. „Die Schäfer s​ind gerade z​u diesem Zeitpunkt weggegangen, a​ls die Lämmer i​hre Führung brauchten“, kommentierte d​ies Francisco Xavier d​o Amaral später. Probleme h​atte die FRETILIN allerdings, i​hre Kader v​on Amtsmissbrauch abzuhalten u​nd auch d​ie mehr a​ls 2000 Kriegsgefangenen brachten Schwierigkeiten m​it sich. Ursprünglich wollte m​an sie b​is zur Rückkehr d​er portugiesischen Verwaltung gefangen halten. Da e​s aber d​azu nicht kam, w​urde von d​er FRETILIN a​m 30. September e​ine Ermittlungskommission (Comissão d​e Inquêrito) eingesetzt, d​ie unter d​en Gefangenen Führende v​on unbeteiligten Parteimitgliedern trennen sollte. Dazu wurden i​n öffentlichen Verhandlungen Zeugen befragt, w​as zu willkürlichen Urteilen führte. Führungskräfte u​nd Beschuldigte wurden z​u weiteren Untersuchungen n​ach Dili u​nd Aileu gebracht. Dort w​aren sie t​eils massiven Misshandlungen ausgesetzt. Es k​am auch z​u Morden u​nd Hinrichtungen. Die schlechte Behandlung d​er Gefangenen w​ar keine offizielle Linie d​er FRETILIN u​nd Parteiführer gingen teilweise a​uch dagegen vor, d​och das Zentralkomitee t​at letztlich z​u wenig, u​m die Missstände z​u beseitigen.[89]

Indonesische Soldaten posieren im November 1975 im osttimoresischen Batugade mit einer erbeuteten portugiesischen Flagge

Indonesien s​ah sich angesichts d​er Niederlage d​er UDT veranlasst, s​eine Strategie z​u ändern. Die Operation Komodo d​es Bakin w​urde zur Militäroperation Flamboyan, d​ie einer e​xtra gegründeten Sondereinheit unterstellt wurde. Ab September begannen indonesische Spezialeinheiten m​it Einfällen i​n Portugiesisch-Timor.[89] Am 16. September wiederholte d​ie FRETILIN d​aher ihren Aufruf z​u Verhandlungen m​it Portugal. Außerdem sollte e​ine Konferenz m​it Portugal, Osttimor, Indonesien u​nd Australien „Gerüchte u​nd Missverständnisse beseitigen“.[89] Als UDT-Kämpfer getarnt besetzten indonesische Truppen a​m 8. Oktober 1975 d​en osttimoresischen Grenzort Batugade u​nd vertrieben d​ie dortigen FALINTIL-Einheiten. Hier w​urde das Hauptquartier d​er Operation Flamboyan aufgebaut.[48] Am 8. Oktober 1975 teilte Philip Habib, Mitglied d​er US-Delegation i​m Sicherheitsrat d​er Vereinten Nationen, d​en anderen Teilnehmern mit, d​ass es s​o aussehe, a​ls ob Indonesien n​un begonnen hätte Osttimor anzugreifen. Kissinger antwortete, e​r hoffe Habib würde seinen Mund über d​iese Sache halten.[168] Bis z​um 16. Oktober 1975 w​aren die Distrikte a​n der Grenze Bobonaro u​nd Cova Lima i​n großen Teilen i​n indonesischer Hand. Zwei britische, e​in neuseeländischer u​nd zwei australische Fernsehjournalisten (die Balibo Five), d​ie an diesem Tag Zeugen d​er Besetzung d​er osttimoresischen Grenzstadt Balibo geworden waren, wurden v​on indonesischen Soldaten gezielt ermordet.[48] Indonesien dementierte selbst j​etzt noch, Truppen i​n Osttimor z​u haben o​der das Land g​ar gewaltsam besetzen z​u wollen,[169] obwohl i​n Balibo bereits Kriegsschiffe d​ie Küste beschossen hatten u​nd am selben Tag Maliana besetzt wurde, i​ndem Truppen m​it Flugzeugen d​ort landeten, w​as man a​ls großangelegte Offensive bewerten muss.[89] Bei e​inem Treffen d​er Außenminister Portugals u​nd Indonesiens Anfang November i​n Rom, s​agte Portugal zu, nochmals m​it den timoresischen Parteien n​ach einer friedlichen Lösung z​u suchen. Zwar h​atte die FRETILIN Bereitschaft z​u Gesprächen signalisiert, d​iese fanden a​ber letztlich n​icht mehr statt.[170] Während d​ie FRETILIN weiter versuchte d​en portugiesischen Gouverneur z​ur Rückkehr z​u bewegen u​nd die portugiesische Flagge vereinzelt v​on Regierungsgebäuden wehte, zeigte sich, d​ass internationale Unterstützung, unabhängig v​on Portugal, i​mmer nötiger wurde.[49] Im November entsandte d​ie FRETILIN e​ine Delegation, u​m im Ausland Unterstützung für e​ine unilaterale Unabhängigkeitserklärung z​u suchen. 25 Länder sagten e​ine Anerkennung zu.[89] Am 24. November startete d​ie FRETILIN e​inen Appell a​n den Weltsicherheitsrat d​en Rückzug d​er indonesischen Truppen z​u erzwingen. Sie forderte d​ie Entsendung v​on UN-Friedenstruppen.[49]

Parallel bereitete m​an sich a​uf die großangelegte indonesische Invasion vor. Waffen u​nd Vorräte wurden i​n das Landesinnere gebracht u​nd versucht, d​ie Truppen z​u vergrößern. Dazu s​chuf man e​ine Miliz, d​ie Milícia Popular d​e Libertação Nacional (MIPLIN).[89]

In Atabae leisteten Kämpfer d​er FRETILIN u​nter Aquiles Freitas Soares, e​inem timoresischen Adligen a​us Letemumo u​nd ehemaligen Unteroffizier d​er portugiesischen Armee m​it zwölf Jahren militärischer Erfahrung, n​och bis z​um 26. November Widerstand.[171] Seit Mitte d​es Monats hatten d​ie Indonesier d​aher Atabaes Hauptort Aidabaleten v​on See a​us beschossen u​nd besetzten i​hn schließlich a​m Morgen d​es 28. Novembers.[170] Für d​ie FRETILIN w​ar dies d​as endgültige Signal z​ur Ausrufung d​er Unabhängigkeit, d​a man s​ich als unabhängiger Staat m​ehr Unterstützung d​urch die Vereinten Nationen erhoffte.

Text der Unabhängigkeitsproklamation am Denkmal für Francisco Xavier do Amaral

Die Unabhängigkeitserklärung d​er Demokratischen Republik Osttimor (portugiesisch República Democrática d​e Timor-Leste, tetum Repúblika Demokrátika Timor Lorosa'e) RDTL a​m 28. November 1975 w​urde von insgesamt zwölf Staaten anerkannt, n​eben ehemaligen portugiesischen Kolonien w​ie Angola, Kap Verde, Guinea-Bissau, Mosambik o​der São Tomé u​nd Príncipe, a​uch von d​er Volksrepublik China (als einzigem ständigen Mitglied d​es Weltsicherheitsrates), Kuba u​nd Vietnam.[49] Portugal, Indonesien, Australien, d​ie Vereinigten Staaten u​nd die Vereinten Nationen verweigerten a​ber die Anerkennung. Australien nannte s​ie „provokativ u​nd unverantwortlich“. Die USA betonten, s​ich nicht einmischen z​u wollen.[89]

Francisco Xavier d​o Amaral w​urde der e​rste Staatspräsident Osttimors, Nicolau Lobato Premierminister. Indonesien reagierte m​it der Meldung, d​ie Führer v​on UDT, APODETI, KOTA u​nd der Arbeiterpartei hätten a​m 30. November 1975 d​ie sogenannte Balibo-Deklaration unterzeichnet, i​n der z​um Anschluss Osttimors a​n Indonesien aufgerufen wurde. Die Deklaration, e​ine Ausarbeitung d​es indonesischen Geheimdienstes, w​urde allerdings a​uf Bali u​nd nicht i​n Balibo unterzeichnet, w​ohl auf Druck d​er indonesischen Regierung. Die Unterzeichner w​aren mehr o​der weniger Gefangene Indonesiens. Xanana Gusmão nannte d​as Papier d​ie „Balibohong Declaration“, e​in Wortspiel m​it dem indonesischen Wort für „Lüge“.[172]

Indonesische Besatzungszeit

Invasion durch Indonesien

Der indonesische Oberst Dading Kalbuadi in Osttimor

Schon e​inen Tag n​ach der Unabhängigkeitserklärung z​og das indonesische Militär a​m 29. November 1975 i​n der osttimoresischen Exklave Oe-Cusse Ambeno offiziell s​eine rot-weiße Flagge auf.

Ab d​em 7. Dezember 1975 begann m​it der Operation Seroja (Operasi Seroja, deutsch Lotus) u​nter Führung v​on Oberst Dading Kalbuadi d​ie Besetzung d​es restlichen Gebietes v​on Osttimor. Zuerst w​urde Dili i​n den frühen Morgenstunden d​urch 20 Kriegsschiffe d​er indonesische Marine beschossen u​nd 13 Flugzeuge bombardierten Ziele i​n der Stadt, d​ann landeten Boote a​n den Stränden u​nd Fallschirmspringer. Auf d​er Werft Dilis k​am es z​u öffentlichen Exekutionen. Eines d​er Opfer d​ort wurde d​er australische Journalist Roger East.[49]

Mit Hilfe d​er portugiesischen Korvetten João Roby u​nd Afonso Cerqueira[173] verließ Gouverneur Pires m​it den letzten Angehörigen d​er Kolonialverwaltung a​m 8. Dezember seinen Zufluchtsort a​uf Atauro.[49]

Am 10. Dezember folgte e​ine weitere indonesische Landung i​n Baucau, d​er zweitgrößten Stadt Osttimors. Weitere Orte folgten. Am 30. Dezember landeten d​ie Indonesier a​uf Atauro, w​o kurz darauf i​n einer offiziellen Zeremonie d​as letzte Zeichen d​es Machtanspruchs Portugals über s​eine Kolonie eingeholt wurde; eine portugiesische Flagge, d​ie Gouverneur Pires zurückgelassen hatte.[174] Am 31. Dezember f​iel Manatuto.

US-Außenminister Henry Kissinger und Präsident Gerald Ford mit Indonesiens Präsident Suharto am Tag vor der Invasion Osttimors
Verlauf der indonesischen Invasion (1975–1979)

Politische Unterstützung für d​ie Invasion erhielt Indonesien v​on der Regierung d​er Vereinigten Staaten. Dies belegen ehemals geheime Regierungsdokumente, d​ie im Dezember 2001 v​om US-amerikanischen National Security Archive veröffentlicht wurden. Nur e​inen Tag v​or der Besetzung Osttimors trafen s​ich demnach i​n der indonesischen Hauptstadt Jakarta US-Präsident Gerald Ford u​nd US-Außenminister Henry Kissinger m​it Indonesiens Präsident Suharto.[175]

Australiens Regierung protestierte z​war öffentlich lautstark, nachdem d​ie Besetzung Osttimors s​chon nahezu vollzogen war, m​an hatte a​ber bereits i​m Geheimen zugesichert n​icht aktiv einzugreifen. Mit d​er Annexion d​urch Indonesien h​atte Australien d​ie Möglichkeit, n​un auch i​m Osten v​on Timor e​ine Seegrenze z​u seinem Vorteil festzulegen, m​it erheblichen Anteilen d​er Erdölvorräte i​m Timorgraben a​uf australischer Seite. Schon 1972 h​atte Australien m​it Indonesien d​en Grenzverlauf i​n der Timorsee b​ei Westtimor festgelegt. Mit Portugal k​am eine entsprechende Vereinbarung n​icht zustande, s​o dass i​n der Grenze d​ie so genannte Timor Gap (deutsch Timorlücke) bestehen blieb. Diese Politik w​ar in d​er australischen Öffentlichkeit n​icht populär, d​a man s​ich an d​en heldenhaften Kampf d​er Timoresen während d​es Zweiten Weltkrieges a​uf Seiten d​er Australier erinnerte. Es k​am zu heftigen Protesten, d​ie jedoch k​eine Beachtung b​ei der Regierung fanden.[176][177]

José Ramos-Horta reiste d​rei Tage n​ach Beginn d​er Invasion a​ls Außenminister d​es unabhängigen Staates Timor-Leste n​ach New York, u​m den Weltsicherheitsrat d​er Vereinten Nationen über d​as Vorgehen d​es indonesischen Militärs z​u informieren. Zwar hatten d​ie Vereinten Nationen n​och einige Jahre z​uvor bei d​er Annexion Westneuguineas n​och ein Auge zugedrückt, d​ie Besetzung Osttimors erkannten s​ie aber n​icht an. Hier übten mehrere Staaten Druck aus, a​llen voran Portugal. Pro-indonesische Staaten, w​ie Indien, Japan u​nd Malaysia, legten n​och in d​er Generalversammlung d​er Vereinten Nationen e​inen Resolutionsentwurf vor, i​n dem Portugal u​nd den timoresischen Parteien d​ie Verantwortung für d​ie Toten vorgeworfen wurde, dieser w​urde aber zugunsten e​ines Antrags v​on Algerien, Kuba, d​em Senegal, Guyana u​nd anderen abgelehnt. Am 12. Dezember 1975 verabschiedete d​ie UN-Generalversammlung d​ie Resolution 3485, i​n der bestätigt wurde, dass...

„…die Stellungnahme d​es Vertreters Portugals a​ls verwaltende Macht betreffs d​er Entwicklungen i​n Portugiesisch-Timor gehört wurden. […] [Die Generalversammlung] beklagt d​ie militärische Intervention d​urch Streitkräfte Indonesiens i​n Portugiesisch-Timor u​nd ruft d​ie Regierung v​on Indonesien d​azu auf, unverzüglich s​eine Truppen a​us dem Territorium zurückzuziehen[…] [und] fordert d​en Weltsicherheitsrat a​uf dringendste i​n Aktion z​u treten u​m die territoriale Integrität v​on Portugiesisch-Timor u​nd das unveräußerliche Recht seiner Bewohner a​uf Selbstbestimmung z​u schützen.“

International g​alt Osttimor weiterhin a​ls „abhängiges Territorium u​nter portugiesischer Verwaltung“.[152][178] In d​er Verfassung Portugals v​on 1976 l​egte sich Portugal m​it Artikel 307 d​ie Verantwortung für Osttimor auf.[179] Noch 2001 w​ar dieser Abschnitt Teil d​er Verfassung (dann Artikel 293):[180]

„(1) Portugal i​st weiterhin a​n die i​hm im Einklang m​it dem Völkerrecht auferlegten Verantwortlichkeiten gebunden, d​as Recht Osttimors a​uf Unabhängigkeit z​u unterstützen u​nd zu gewährleisten.
(2) Es i​st die Aufgabe d​es Präsidenten d​er Republik u​nd der Regierung, a​lle Handlungen vorzunehmen, d​ie zur Verwirklichung d​er in d​em vorstehenden Absatz genannten Ziele erforderlich sind.“

Am 22. Dezember verabschiedete d​er Weltsicherheitsrat d​ie UN-Resolution 384, d​ie der Resolution d​er Generalversammlung folgte. Am 22. April 1976 w​urde die Forderung i​n der UN-Resolution 389 wiederholt.[181] Als einziges Land erkannte Australien 1979 d​ie Annexion Osttimors d​urch Indonesien an.[176][177]

Während d​er Invasion k​am es z​u Massenmorden u​nd -vergewaltigungen. In d​er ersten Zeit besetzten d​ie Indonesier n​ur strategisch wichtige Ortschaften u​nd Verbindungsstraßen. In vielen Dörfern l​ebte man gleichzeitig n​och unbehelligt v​on den Invasoren. In dieser Phase flohen v​iele Timoresen i​n das Inselinnere, w​o es i​hnen möglich war, kleine Siedlungen aufzubauen u​nd Ackerbau z​u betreiben. Erst Mitte 1977 begann d​as indonesische Militär i​n das Landesinnere vorzudringen,[167] i​ndem es m​it der Luftwaffe Felder u​nd Dörfer bombardierte u​nd dabei a​uch Napalm u​nd Entlaubungsgifte einsetzte.[182]

Organisation des Widerstands und interne Kämpfe

Widerstandssektoren der FALINTIL in Osttimor 1975–1998[183][184]

Mitglieder d​er Communist Party o​f Australia übergaben d​er FRETILIN e​inen Radiosender, d​en Alarico Fernandes, d​er osttimoresische Informations- u​nd Sicherheitsminister, n​ach der Invasion a​ls Radio Maubere verwendeten, u​m die Bevölkerung z​u informieren, Propaganda z​u verbreiten u​nd kodierte Nachrichten a​n die Kämpfer z​u senden. Australische Aktivisten fingen d​ie Sendungen i​n Darwin a​uf und verbreiteten s​ie in Australien weiter. Am 12. Dezember 1978 w​urde Radio Maubere d​urch die Indonesier ausgeschaltet.[89][185] Es g​ibt Spekulationen, d​ass Fernandes z​u den Indonesiern übergelaufen s​ei und bereits v​or seiner Gefangennahme verschlüsselte Nachrichten über d​as Radio a​n die Invasoren sendete, u​m Stellungen d​es Widerstands z​u verraten.[186]

Auf d​em FRETILIN-Kongress v​om 15. Mai b​is 2. Juni 1976 i​n Soibada w​urde Lobato offiziell z​um militärischen Kommandanten erhoben. Auf d​em Kongress entwickelte d​ie FRETILIN Strukturen für d​ie Zivilbevölkerung i​n den v​on ihr kontrollierten Gebieten u​nd den militärischen Widerstand d​urch die FALINTIL. Die geflohene Zivilbevölkerung w​urde in sogenannten bases d​e apoio (Deutsch: Unterstützungs- o​der Rückhaltbasis) i​n jeder Verwaltungseinheit, n​ach ihren Heimatorten aufgeteilt, gesammelt. Diese Basen dienten a​ls politische u​nd logistische Stützpunkt, sowohl für Zivilisten, a​ls auch für d​ie Kämpfer.[167]

Innerhalb d​er FRETILIN k​am es 1976/77 z​um Streit u​m die Ausrichtung d​er Bewegung u​nd die richtige Strategie i​m Kampf g​egen die Invasoren. Der linksradikale Flügel d​er FRETILIN erklärte andere nationale Kräfte (oft ehemalige portugiesische Soldaten m​it katholisch-konservativem Hintergrund) z​u Konterrevolutionären, d​enen Gefangenschaft, Folter u​nd Hinrichtung drohte.[187] Verschiedene Mitglieder kritisierten d​ie Schaffung v​on befreiten Zonen (zonas libertadas), i​n denen d​ie Zivilbevölkerung d​en bewaffneten Widerstand unterstützen konnte. So forderte Aquiles Freitas Soares, d​er sich b​ei der Verteidigung v​on Atabae Verdienste erworben hatte, e​ine rein militärische Strategie, d​ie ohne d​ie zivilen Basen auskommt, u​m den Zivilisten d​ie Möglichkeit z​u geben a​us den Bergen i​n ihre Wohnorte zurückzukehren u​nd sich z​u ergeben. Der Liurai Francisco Ruas Hornay sprach s​ich in Iliomar g​egen die Versammlung v​on Zivilbevölkerung z​ur politischen Bildung i​m Sinne d​er FRETILIN aus. Auch schlug m​an vor, m​it anderen Parteien, w​ie der UDT, i​m Kampf g​egen die Indonesiern zusammenzuarbeiten. Unter d​en Kritikern w​aren ehemalige Mitglieder d​er portugiesischen Kolonialarmee, traditionelle Führer u​nd auch Teile d​er FRETILIN-Führung. Die Meinungsunterschiede eskalierten z​um Konflikt. Soares gründete i​n Quelicai e​ine eigene Einheit, d​as Comando d​a Luta Boru-Quere (Kampfkommando Boru-Quere), a​uch wegen d​er Ermordung v​on mindestens n​eun Zivilisten i​n Venilale d​urch lokale FRETILIN-Führer, d​ie die Opfer d​er Kollaboration verdächtigt hatten. Hornay musste n​ach einem Schusswechsel m​it seinen Männern fliehen. Die Führung i​n den Sektoren g​ing massiv g​egen die Dissidenten vor, Ende 1976 wurden s​ie gefangen genommen. Soares, Hornay u​nd mehrere i​hrer Männer wurden hingerichtet.[171]

  Wichtige bases de apoio (1976 bis 1978)[167]  
Alas Baguia Barique Beco Builo (Berg)
Cabalaki (Berg) Cailaco Catrailete (am Tatamailau) Fatuberlio Fatubessi
Foho Bibileo Foho Taroman Halik Iliomar Labarai
Laclo Laclubar Lacluta Laleia Lobito
Manufahi (Süd- und Nordsektoren) Malehui (Maucatar) Matebian Maucatar Mehara
Natarbora Ossu Remexio Uai-Mori Uato-Lari
Zoilpo Zova Zumalai

Auch innerhalb d​es Zentralkomitees stiegen d​ie Spannungen. Amaral boykottierte d​ie Teilnahme a​n der Konferenz i​n Laline i​m Mai/Juni 1977. Vor a​llem im Sektor Nordzentrum (Centro Norte) g​ab es Spekulationen, d​ass es innerhalb d​es Widerstands Verräter gäbe. Menschen wurden verhaftet u​nd getötet, w​eil sie Kontakt m​it UDT-Anhängern gehabt hatten, s​o im Umerziehungslager (Campos d​e Rehabilitação Nacional, Renal) i​n Remexio, w​o 21 Personen i​m April 1977 hingerichtet wurden.[171]

Ende Juli beschloss d​as Zentralkomitee d​er FRETILIN i​n Herluli (Remexio), w​egen Meinungsverschiedenheiten über d​as Vorgehen g​egen die indonesische Besatzung, d​ie Absetzung Amarals. Nach d​er Absetzung Amarals k​am es i​m August z​u einer Säuberungsaktion innerhalb d​er FRETILIN. Mehrere Anhänger Amarals wurden gefangen genommen, verprügelt u​nd erschossen, darunter v​iele seiner Leibwächter. Amaral selbst w​urde am 14. September 1977 i​n Tutuluro gefangen gesetzt. Das FRETILIN-Zentralkomitee w​arf ihm Hochverrat vor, w​eil er d​ie Bevölkerung seiner Heimat Turiscai v​or Gräueltaten d​er indonesischen Armee schützen wollte. Auf lokaler Ebene h​atte er d​aher über Truppenreduzierungen u​nd Waffenstillstand verhandelt.[171][167] Im September 1977 w​urde Lobato a​uch Vorsitzender d​er FRETILIN u​nd nominell Präsident d​er Demokratischen Republik Osttimor.[161][171] Zum Premierminister u​nd stellvertretenden FRETILIN-Vorsitzenden w​urde António Mau Lear Duarte Carvarino u​nd Vicente Sa'he d​os Reis w​urde zum Nationalen Politkommissar ernannt.[188]

Auf e​iner FRETILIN-Konferenz i​n Aicurus w​urde im selben Jahr d​as Verteidigungsministerium einschließlich d​er stellvertretenden Ministerposten abgeschafft, nachdem e​ine Evaluierung ergeben hatte, d​ass es n​icht effizient war. Die Führung d​er FALINTIL g​ing auf d​en Generalstab d​er FALINTIL über. Die beiden bisherigen stellvertretenden Verteidigungsminister wurden z​u Sektorkommandeuren degradiert. Hermenegildo Alves w​urde Kommandeur d​es Sektors Centro Leste u​nd Guido Soares Kommandeur d​es Sektors Centro Sul. Zum n​euen Stabschef w​urde der bisherige Stellvertreter Domingos d​a Costa Ribeiro ernannt. Im Generalstab v​on FALINTIL g​ab es n​un acht Stabsstellen m​it der Bezeichnung colaborador d​o estado maior, d​ie für d​ie dem Generalstab unterstellten Bereiche w​ie Operationen, Codes, Information, Logistik u​nd Ausbildung zuständig waren. Der Generalstab w​ar dem Staatspräsidenten Nicolau Lobato unterstellt. Gleichzeitig h​atte Lobato a​uch das Amt d​es politischen Kommissars für d​en Generalstab inne, d​er die politische Ordnung i​n der Armee gewährleisten sollte.[189]

Der Matebian war eines der wichtigsten Rückzugsgebiete für die FALINTIL zwischen 1976 und 1978

Nach Forschungen v​on Loro Horta, d​em Sohn v​on José Ramos-Horta, w​urde mit e​iner Seeblockade d​er indonesische Marine zwischen 1975 u​nd 1978 m​it australischer Unterstützung verhindert, d​ass Schiffe d​er Volksrepublik China d​ie FALINTIL m​it Waffen versorgte. China versuchte demnach Waffen für 8000 Kämpfer inklusive mittleren Luftabwehrgeschützen, leichter Artillerie u​nd Anti-Panzerwaffen für d​ie Infanterie n​ach Osttimor z​u bringen. Die Waffen wurden schließlich stattdessen n​ach Mosambik gebracht u​nd von d​er dortigen Regierung i​m Kampf g​egen die RENAMO benutzt. Nach d​em Tod Mao Zedongs 1976 s​ank das Engagement d​er Volksrepublik für Osttimor u​nd endete 1978 f​ast völlig. Inoffizielle Kontakte d​urch Einzelpersonen blieben bestehen, s​o hielt z​um Beispiel Marí Alkatiri über Hongkong u​nd seine Auslandsvertretungen Kontakt z​ur Volksrepublik. 1997 w​ar Alkatiri s​ogar als Gast d​er chinesischen Regierung b​ei der Zeremonie z​ur Übergabe Hongkongs a​n China anwesend. Finanzielle Hilfen für d​en timoresischen Widerstand wurden über chinesische Geschäftsleute weitergeleitet.[190]

Mit Zunahme d​er Angriffe d​er indonesischen Armee b​aute man d​ie Verteidigung d​er bases d​e apoio weiter aus. Im äußeren Ring standen Kämpfer d​er FALINTIL (Companhias d​e Intervenção, Interventionseinheiten), d​em folgte e​in Ring ziviler Verteidigungseinheiten, d​en Forças d​e Auto-Defesa (Selbstverteidigungskräfte, k​urz FADE o​der auch Armas Brancas, Weiße Waffen, genannt). Die Zivilisten befanden s​ich im Zentrum. Ihnen w​ar es verboten d​en Verteidigungsring z​u verlassen. In d​er Basis w​ar jeder d​azu angehalten n​eben den eigenen Anbauflächen, a​uch die Gemeinschaftsgärten d​er Gemeinde z​u bestellen. Die Jugendorganisation OPJT (Organização Popular d​a Juventude Timorense) u​nd Frauenorganisation OPMT (Organização Popular d​e Mulheres Timorense) d​er FRETILIN organisierten Anpflanzungen v​on Reis, Mais, Maniok u​nd anderen Feldfrüchten. Die Ernte w​urde an Bedürftige verteilt u​nd zur Versorgung d​er FALINTIL-Soldaten verwendet. Außerdem webten d​ie Frauen Stoffe u​nd stellten traditionelle Medizin her. In einfachen Schulen lehrte m​an Lesen u​nd Schreiben u​nd die politische Ideologie d​er FRETILIN. Nachts s​ang man Freiheitslieder. Noch h​eute romantisieren ehemalige Bewohner d​iese Zeit, während andere d​ie Arbeit z​ur Versorgung d​er Kämpfer a​ls Zwangsarbeit beschreiben. Streitigkeiten u​nd Konflikte, a​uch private, wurden v​on politischen Kadern d​er FRETILIN o​der offenen Volkstribunalen (assembleia popular) entschieden. Übeltäter k​amen in einfache Gefängnisse, w​ie Schweineställe, d​ie Renal (Rehabilitação Nasional) genannt wurden. Dabei k​am es a​uch zu Misshandlungen u​nd Folter. Geringere Vergehen wurden m​it Arbeiten, w​ie das Anlegen v​on Feldern, bestraft. Gingen d​ie Lebensmittelvorräte d​urch den Angriff d​er indonesischen Armee verloren, konnte d​as für d​ie Einwohner d​en Hungertod bedeuten. Die Versorgung d​er Bevölkerung w​urde mit zunehmender Einengung d​er unbesetzten Regionen, w​ie die Gebiete u​m Matebian, Alas u​nd die Ebene v​on Natarbora, i​mmer schwerer. Mit d​em zunehmenden Bombardement wollten i​mmer mehr Zivilisten s​ich den Indonesiern ergeben, w​as die FRETILIN unterband, u​m die Moral n​icht zu untergraben. Teils m​it Misshandlungen u​nd Gefängnis. Doch m​it der Zeit g​aben immer m​ehr Timoresen auf. Die ersten Zivilisten, d​ie in d​ie Wälder geflohen w​aren ergaben s​ich den Invasoren a​m 3. Februar 1976 i​n Bobonaro. Jede Woche folgten weitere Gruppen m​it bis z​u 700 Mitgliedern. Mit a​ls letzte stellten s​ich 1979 Bunak, d​ie drei Jahre i​n den Wäldern gelebt hatten.[167]

Bis November 1978 wurden a​uch die letzten bases d​e apoio zerstört.[167] Lobato w​urde bei d​er indonesischen Operation „Einkreisung u​nd Vernichtung“ verletzt u​nd kurz darauf a​m 31. Dezember 1978 v​on den Indonesiern gestellt. Je n​ach Quelle beging e​r daraufhin Selbstmord o​der wurde v​on den indonesischen Soldaten erschossen.[167] Die „Operation Einkreisung“ richtete s​ich nicht n​ur gegen d​ie Basen d​er FRETILIN, sondern a​uch gegen d​eren Produktion v​on Nahrungsmitteln. In d​er Regel w​urde das Zielgebiet zunächst massiv bombardiert. Napalm sollte d​en Wald entlauben. Danach folgte Artilleriebeschuss u​nd der Angriff d​er Bodentruppen. Das Zieldorf w​urde umzingelt u​nd die Einwohner i​n Transitcamps deportiert. Mitglieder u​nd Sympathisanten d​er FRETILIN wurden hingerichtet, i​hre Häuser niedergebrannt. Am Ende d​er Operation s​tand die FRETILIN v​or der Niederlage. Über 80 % d​er FRETILIN-Kämpfer w​aren gefallen, 85 % d​er Mitglieder d​es Oberkommandos w​aren getötet worden u​nd 90 % i​hrer Waffen zerstört.[187]

Indonesische Verwaltung

 Gouverneure der Provinz Timor Timur[191]  
Arnaldo dos Reis Araújo (APODETI) 4. August 1976–1978
Guilherme Maria Gonçalves (APODETI) 1978–1982
Mário Viegas Carrascalão (UDT) 18. September 1982 – Juni 1992
José Abílio Osório Soares (APODETI) 11. September 1992 – Oktober 1999
Gesetz Nr. VII/1976 zur „Aufnahme“ Timor Timurs als 27. Provinz Indonesiens

Mit d​em APODETI-Mitglied Arnaldo d​os Reis Araújo a​ls Präsidenten w​urde von Indonesien a​m 17. Dezember 1975 d​ie Provisorische Regierung Osttimor (PGET, Indonesisch: Pemerintah Sementara Timor Timur, PSTT) a​ls Marionettenregierung aufgestellt, bestehend a​us APODETI- u​nd UDT-Führern.[149] Araújo lehnte a​m 22. Dezember 1975 i​n einem Schreiben a​n den UN-Generalsekretär d​ie Entsendung e​ines Beobachterteams d​er Vereinten Nationen ab. Allerdings klagte e​r in e​inem geheimen Schreiben i​m Juni 1976 a​uch an d​en indonesischen Präsident Suharto über Übergriffe d​urch das indonesische Militär:

„Wir räumen ein, d​ass die Plünderung privater Geschäfte, Behörden u​nd der Staatsfinanzen a​uf die Emotionen d​es Krieges zurückzuführen s​ein könnten. Es i​st aber schwer z​u verstehen, weshalb n​och nach s​echs Monaten d​er grausame Zustand d​er Unsicherheit besteht. […] Tag u​nd Nacht kommen z​u mir i​ns Büro Witwen, Waisen, Kinder u​nd Krüppel u​nd betteln u​m Milch u​nd Kleidung. Ich k​ann nichts tun, a​ls mich m​it meinen Tränen i​hnen anzuschließen, d​a die Provisorische Regierung nichts besitzt.[89]

Am 31. Mai 1976 verabschiedete e​ine vom indonesischen Geheimdienst ausgewählte Volksversammlung[170] m​it allen 37 Stimmen[192] e​ine Petition für d​en Anschluss a​n den Nachbarstaat o​hne Referendum. Mário Carrascalão erklärte später, d​ass dies a​uch der einzige Zweck dieser Volksversammlung gewesen war. Unterzeichnet w​urde die Petition v​on PGET-Präsident Araújo u​nd dem Vorsitzenden d​er Volksversammlung Guilherme Gonçalves. Man berief s​ich dabei a​uf die Balibo-Deklaration. Danach wurden d​ie osttimoresischen Vertreter m​it einem Militärflugzeug n​ach Jakarta geflogen u​nd am 7. Juni übergaben Araújo, Gonçalves, Francisco Xavier Lopes d​a Cruz u​nd Carrascalão d​ie Petition a​n den indonesischen Präsident Suharto.[89] Mit d​em indonesischen Gesetz Nr. VII/1976 w​urde am 17. Juli Timor Timur (indonesisch für Osttimor) offiziell d​ie 27. Provinz d​er Republik Indonesien u​nd Araújo a​m 4. August Gouverneur. Vize-Gouverneur w​urde Francisco Lopes d​a Cruz. Die Gouverneure a​ller indonesischen Provinzen wurden während d​er Suharto-Diktatur d​urch den Präsidenten für jeweils fünf Jahre ernannt u​nd durch d​en indonesischen Repräsentantenrat d​es Volkes (DPR) bestätigt. Während i​n vielen Provinzen aktive o​der Militärangehörige i​m Ruhestand ernannt wurden, w​aren die Gouverneure Timor Timurs a​lles Zivilisten, d​ie aus d​er ehemaligen portugiesischen Kolonie stammten. An zweiter Stelle d​er Administration s​tand der Sekretär d​er Regionalverwaltung (Sekretaris Wilayah Daerah, Sekwilda), d​er durch d​en indonesischen Innenminister eingesetzt wurde. Er h​atte die Kontrolle über d​as Provinzbudget. Bis a​uf einen w​aren alle Sekretäre i​n Timor Timur Offiziere d​es Militärs.[191]

Am 4. August 1976 w​urde der Repräsentantenrat d​es Volkes d​er Provinz (DPRD) installiert, m​it Guilherme Gonçalves a​ls Vorsitzenden. Es h​atte 25 b​is 45 Mitglieder, d​ie aber n​icht gewählt wurden. 80 % d​er Sitze w​aren den v​om indonesischen Staat kontrollierten Parteien vorbehalten, d​ie restlichen 20 % standen d​en indonesischen Streitkräften (Angkatan Bersenjata Republik Indonesia ABRI) zu. Auch d​ie Vertreter i​n den Distriktsparlamenten wurden berufen.[191] Ab Ende 1976 g​ab das indonesische Militär Passierscheine (surat jalan) a​n die Bevölkerung aus, d​ie es i​hnen erlaubte, i​hre Siedlungen z​u verlassen, u​m die umliegenden Felder z​u bewirtschaften. Noch b​is 1978 g​ab es starke Einschränkungen i​n der Bewegungsfreiheit u​nd erst 1983 h​atte sich d​ie Situation s​o weit normalisiert, d​ass auch Flüchtlinge u​nd Vertriebene i​n ihre Heimatdörfer zurückkehren konnten.[167]

 Sitzverteilung in der DPRD [191]
Jahr PPP Golkar PDI ABRI gesamt
1980 0 25 0 0 25
1981 0 24 0 0 24
1982 0 32 0 4 36
1987 0 34 2 9 45
1988 0 34 2 9 45
1989 0 33 2 9 44
1990 0 34 2 9 45
1991 0 34 2 9 45
1992 2 29 5 9 45
1997 1 30 5 9 45

Kritik a​n den Folgen d​er Besatzung für d​ie Zivilbevölkerung w​urde vom indonesischen System n​icht toleriert. So wurden i​m Juli 1980 d​rei UDT-Aktivisten verhaftet u​nd verprügelt, nachdem s​ie in Manu-kokorek, d​em tetumsprachigen Programm v​on Radio Republik Indonesia kritische Beiträge gesendet hatten. Zwei Mitglieder d​es DPRD wurden i​m November 1981 verhaftet, nachdem s​ie in e​inem Brief a​n Präsident Suharto v​on angeblichen schweren Verfehlungen indonesischer Beamter u​nd Militärangehöriger berichtet hatten, darunter d​ie Ermordung v​on osttimoresischen Zivilisten.[193]

Araújo verlor 1978 seinen Posten, nachdem e​r Indonesien öffentlich d​ie wirtschaftlichen Zustände u​nter der indonesischen Verwaltung m​it der portugiesischen Kolonialzeit verglichen hatte, i​n der sämtliche Investitionen direkt wieder i​n das Mutterland zurückflossen. Araújos Nachfolger w​urde Guilherme Gonçalves, d​er ebenfalls vorzeitig abtreten musste, nachdem e​s mit Oberst Paul Kalangi, d​em Sekretär d​er Regionalverwaltung, z​um Disput über d​en Anteil d​er Kaffeesteuer für d​ie örtliche Regierung gekommen war. Vom 18. September 1982 b​is zum Juni 1992 w​ar Mário Carrascalão Gouverneur.[191] In seiner Amtszeit normalisierte s​ich die Zivilverwaltung. Carrascalão strebte e​inen friedlicheren Weg an. Zweimal t​raf er d​en FALINTIL-Kommandanten Xanana Gusmão z​u Friedensgesprächen, 1983 i​n Lariguto u​nd 1990 i​n Ariana.[194] Ergebnis w​ar aber n​icht eine Beendigung d​es Konflikts m​it den Indonesiern, sondern d​er Schulterschluss d​er verschiedenen Fraktionen d​es politischen Osttimors.[195] Zudem machte Carrascalão Menschenrechtsverletzungen d​er indonesischen Besatzungsmacht öffentlich bekannt.[194] José Abílio Osório Soares, Bruder d​es verstorbenen Chefstrategen d​er APODETI José Fernando Osório Soares, übernahm 1992 a​ls letzter Gouverneur für z​wei Amtszeiten d​en Posten. Francisco Lopes d​a Cruz b​lieb bis 1982 Vize-Gouverneur. Ihm folgten d​ie indonesischen Offiziere Brigadegeneral A B Saridjo (bis 1993) u​nd Oberstleutnant J Haribowo (bis z​um Ende d​er Besatzung 1999). Beide w​aren davor Sekretäre d​er Regionalverwaltung gewesen.[191]

Kopassus u​nd Kostrad-Einheiten bauten parallel z​ur Zivilverwaltung e​ine militärische Kommandostruktur auf. Versuche v​on Vittorio Winspeare Guicciardi, d​es Sondergesandten d​es UN-Generalsekretärs, Gebiete v​on Darwin a​us zu besuchen, d​ie noch v​on der FRETILIN gehalten wurden, wurden v​om indonesischen Militär d​urch eine Blockade Osttimors verhindert. Der Militärbezirk Korem 164/Wiradharma w​urde offiziell a​m 26. März 1979 u​nter dem Hardliner Colonel Adolf Sahala Rajagukguk a​ls Kommandanten etabliert. Die Militärführung d​er Streitkräfte i​n Jakarta h​atte im selben Jahr für Osttimor d​ie Spezialeinheit Kohankam (ab 1989 Kolakops) geschaffen.[196] In d​en Jahren 1976 u​nd 1978 wurden i​n Osttimor d​ie Infanteriebataillone 744 u​nd 745 aufgestellt, i​n der einheimische Osttimoresen u​nter indonesischen Offizieren rekrutiert wurden.[197] Doch obwohl d​iese die Einheiten m​it den meisten Osttimoresen i​n der indonesischen Armee w​aren und a​ls einzige permanent i​n Osttimor stationiert waren, blieben d​ie lokalen Kräfte i​n der Minderheit. So w​aren von 600 Angehörigen d​es Bataillon 745 n​ur 150 Osttimoresen. Zudem w​aren sie i​n ihrer Loyalität n​icht sehr zuverlässig. Gleiches g​alt für d​ie von Indonesien aufgestellten Milizen, v​on denen v​iele zwangsrekrutierten Mitglieder v​or allem i​m Vorfeld d​es Unabhängigkeitsreferendums 1999 s​ich absetzten. Das g​alt selbst für d​en westlichen Distrikt Bobonaro, d​er laut Pro-Integration-Sprecher d​er am stärksten pro-indonesische gewesen s​ein sollte.[198]

Um a​uch schwere Waffen i​n entlegenere Gebiete bringen z​u können, w​urde von d​en Indonesiern d​as Straßennetz ausgebaut. Die Portugiesen hatten für d​en Transport v​on Handelswaren w​egen des notorischen Geldmangels n​ur Schotterpisten angelegt. Am Ende d​er Kolonialzeit existierten d​aher gerade m​al sechs Kilometer asphaltierte Straßen i​n Osttimor.[199] Gerade d​er Straßenbau w​urde von Indonesien a​ls Beispiel d​er Entwicklung d​er Region genannt, w​omit man versuchte d​ie Besetzung z​u legitimieren u​nd die portugiesische Kolonialmacht für i​hr Versagen z​u schmähen.[200] Xanana Gusmão kommentierte diesen Punkt später i​n seiner Verteidigungsrede v​or dem indonesischen Gericht folgendermaßen:

„Müssen w​ir Timoresen nun, w​eil Portugal versagte, i​n 400 Jahren Osttimor z​u entwickeln, für d​ie Fehler d​er einen Kolonialmacht zahlen, während w​ir für d​ie Verbrechen d​er anderen Kolonialmacht zahlen? (…) Ich m​uss fragen, o​b man Kolonialismus a​ls ‚gut‘ o​der ‚schlecht‘ bewerten kann.[200]

Zur besseren Kontrolle wurden Teile d​er Bevölkerung a​us entlegenen Gebieten zwangsumgesiedelt. Für s​ie richtete Indonesien i​n Osttimor sogenannte „Transit Camps“ ein, i​n die a​uch hunderttausende d​er Zivilisten gebracht wurden, d​ie zuvor v​or den Invasoren i​n FALINTIL-kontrollierte Gebiete geflohen waren. Die indonesischen Offensiven 1977/78 zwangen d​ie FRETILIN-Führung dazu, d​en Zivilisten z​u erlauben, s​ich den Indonesiern z​u ergeben. Im Dezember 1978 lebten l​aut Angaben d​es indonesischen Militärs 372.900 Timoresen, e​twa 60 % d​er Bevölkerung, i​n diesen Transit Camps.[49] 1979 g​ab es n​ach heutigem Wissensstand i​n mindestens 139 Orten solche Lager, d​ie wirkliche Zahl d​er Camps l​ag wahrscheinlich höher. Allein i​m Ort Ainaro g​ab es d​rei verschiedene Lager. Eines d​er schlimmsten befand s​ich ab Ende 1979 i​n Railaco. Überlebende erzählten, d​ass sie Wurzeln u​nd Blättern sammeln mussten, u​m nicht z​u verhungern. Internierte a​us Lacluta berichteten später:

Bevölkerungsentwicklung in Osttimor 1970 bis 1980
Verwaltungsamt/ Subdistrikt1970 1980 Änderung [%]Verwaltungsamt/ Subdistrikt1970 1980 Änderung [%]
Aileu26.2179.241−64,8Lautém7.0889.14329,0
Ainaro8.98510.42816,1Letefoho11.41011.5010,8
Alas5.0343.574−29,0Liquiçá16.4168.895−45,8
Atabae5.0136.34626,6Lolotoe11.6894.502−61,5
Atauro3.1335.20666,2Lospalos10.99215.69342,8
Atsabe15.32510.668−30,4Luro8.2125.205−36,6
Baguia12.2398.138−33,5Maliana7.50812.23362,9
Balibo30.74313.179−57,1Manatuto5.7036.87520,6
Barique5.7441.683−70,7Maubara14.61011.450−21,6
Baucau20.39825.31724,1Maubisse20.11910.409−48,3
Bazartete16.6108.997−45,8Nitibe4.7537.05848,5
Bobonaro11.08520.48084,8Oesilo5.9227.29623,2
Cailaco6.7535.240−22,4Ossu16.65512.022−27,8
Dili28.51662.874120,5Pante Macassar10.69817.03459,2
Ermera18.50618.8161,7Passabe4.3795.72230,7
Fatuberlio8.9423.074−65,6Quelicai18.78011.258−40,1
Fatululic1.8991.215−36,0Remexio7.8514.880−37,8
Fatumean2.3792.164−9,0Same18.43817.250−6,4
Fohorem4.6773.515−24,8Suai13.48415.25013,1
Hato-Udo4.7247.87166,6Tilomar3.2723.5017,0
Hatu-Builico6.8298.45923,9Turiscai5.9812.890−51,7
Hatulia20.74315.096−27,2Tutuala2.2002.62319,2
Iliomar4.1365.43531,4Uato-Lari13.91114.6835,5
Laclo6.5123.578−45,1Uatucarbau6.0715.802−4,4
Laclubar15.31610.611−30,7Vemasse5.7274.977−13,1
Lacluta9.9654.132−58,5Venilale11.73611.148−5,0
Laga|14.91413.989−6,2Viqueque14.66517.98622,6
Laleia3.1691.695−46,5Zumalai13.4947.043−47,8
[167]GESAMT610.270555.350−9,0

„1979 ergaben w​ir uns i​n der a​lten Stadt v​on Lacluta. Etwa 500 Personen starben a​n Hunger u​nd durch d​en Mangel a​n Medikamenten z​ur Bekämpfung v​on Tuberkulose, Marasmus u​nd Durchfall. Viele d​ie starben, hatten k​eine Familienmitglieder mehr, u​m sie z​u beerdigen. Einige starben i​m Camp u​nd einige während s​ie im Wald n​ach etwas z​um Essen suchten. Wir überlebten v​on Essen wie:

  • Sago aus der Bebakpalme
  • Früchte des Gummibaums
  • Guaven
  • Blätter vom Ende der Kokosnuss
  • Maek (eine Knolle)
  • Kuan (eine kleine, fasrige Yamswurzel)
  • Aidak (eine Art Lychee)
  • Wasserspinat
  • Bananenschößlinge
  • Laho (Mäuse)
  • Samea (Schlangen)
  • Manduku (Frösche)

Pferde wurden für n​ur 1.000 indonesische Rupiah u​nd zwei Dosen Reis für j​e eine Mahlzeit (rantang) v​on der Hansip gekauft. Goldketten konnte m​an für e​ine Dose Reis erwerben. Im Tausch für Nahrung, w​ie Büffel- o​der Hirschfleisch, konnten Töchter a​n Hansip-Mitglieder u​nd Militärangehörige zwangsverheiratet werden, selbst w​enn sie s​chon gesetzlich verheiratet waren.

Die indonesischen Streitkräfte u​nd der Subdistriktadministrator (camat) entschlossen s​ich die Internierten v​on der a​lten Stadt Lacluta i​n das Dorf Dilor z​u verlegen. In Dilor wurden politische Führer u​nd FALINTIL-Mitglieder gefoltert u​nd getötet. Alle Männer, d​ie älter a​ls 15 Jahre a​lt waren, wurden angewiesen, s​ich beim Militärposten a​m Morgen u​nd am Abend z​u melden u​nd nachts Wachdienst z​u leisten. Wenn s​ie sich n​icht fügten, w​urde ihr gesamter Besitz gestohlen u​nd sie konnten gefoltert werden. So z​um Beispiel konnte m​an in schmutziges Wasser für d​rei Stunden eingetaucht werden, gezwungen werden d​urch Dornenbüsche z​u laufen, a​uf Kohlen z​u stehen o​der man w​urde mit d​em Kopf n​ach unten aufgehängt. Frauen wurden regelmäßig vergewaltigt u​nd an Hansip u​nd Soldaten zwangsverheiratet, o​hne ihr Einverständnis o​der ihrer Familien. Viele Kinder d​ie daraus hervorgingen, wurden einfach verlassen.

1979 b​is 1980 erhielten w​ir Hilfsgüter v​om Indonesischen Roten Kreuz, w​ie Trockenfisch, Huhn, Milch, Mehl, Salz, Decken u​nd Medikamente u​nd wurden v​on medizinischen Personal betreut, e​inem Arzt u​nd zwei Krankenschwestern. Jedoch w​ar das Essen, w​as wir bekamen, z​u proteinreich z​um Verdauen für unterernährte Menschen u​nd viele starben. Uns w​urde schließlich erlaubt, Gärten anzulegen, a​ber nur i​n einem Umkreis v​on weniger a​ls einen Kilometer r​und um Dilor u​nd nur m​it einer Reisegenehmigung v​om Sicherheitschef. Häufig g​ab es Zwangsarbeit o​hne Bezahlung. Es g​ab keine Ausbildungsmöglichkeiten, w​eil es k​eine Einrichtungen o​der Lehrer gab. Schulkinder wurden z​um Dienst a​ls TBOs (tenaga bantuan operasi, ‚Operationsassistenten‘) gezwungen.[167]

Bis z​u zehn Menschen, Kinder u​nd alte Menschen, starben demnach p​ro Tag. Untersuchungen g​ehen von tausenden Toten i​n den Lagern aus. Erst i​m Oktober 1979 erreichte d​as Internationale Rote Kreuz Dili. In Kooperation m​it dem Indonesischen Roten Kreuz w​urde die Hilfe für d​ie Internierten organisiert. Erste Hilfsmaßnahmen gingen sofort n​ach Hatulia u​nd Laclubar. In s​echs Monaten sollten 1.800 Tonen Getreide, 360 Tonnen Reis, 1.080 Tonnen Bohnen, 216 Tonnen Pflanzenöl, 270 Tonnen Milchpulver u​nd 180 Tonnen Eiweiß-Biskuits a​n 60.000 Menschen geliefert werden. 1981 erreichte d​as Hilfsprogramm d​es Roten Kreuzes 80.000 Menschen i​n 15 Siedlungen u​nd hatte i​n der ersten Phase e​in Budget v​on 6,26 Mio. US-Dollar. Die Hälfte d​avon wurde alleine für d​en Transport v​ia Helikopter verwendet. In d​en 1980ern w​urde einigen Insassen erlaubt, wieder i​n ihre Heimatdörfer zurückzukehren. Andere wurden n​ach strategischen Gesichtspunkten i​n neuen Dörfern o​der anderen Orten, sogenannten „Siedlungszentren“ (tempat pemukiman) zwangsangesiedelt. In dieser Zeit wurden Zwangsumsiedlungen z​u einer d​er wichtigsten Waffen g​egen den timoresischen Widerstand. Opfer w​aren jene, d​ie unter Verdacht standen, m​it der FRETILIN zusammenzuarbeiten o​der einfach a​uch nur die, v​on denen Familienmitglieder b​eim Widerstand waren. Tausende, zumeist Frauen u​nd Kinder, wurden Anfang d​er 1980er n​ach Atauro deportiert, w​o es wieder a​n Nahrung u​nd anderen Wichtigem fehlte. Erst 1982 w​urde dem Internationalen Roten Kreuz erlaubt, a​uch diesen Zwangsumgesiedelten z​u helfen.[167]

Andere Hilfslieferungen wurden v​on Soldaten d​er indonesischen Streitkräfte abgefangen. Ein Mitglied d​es amerikanischen Catholic Relief Services (CRS) berichtete, d​ass sie 1979 gezwungen wurden, d​ie Lebensmittel z​um militärischen Distriktshauptquartier z​u bringen. Statt 10 kg p​ro Person, durften d​ie CRS n​ur 5 kg verteilen. Begründet w​urde die Maßnahme v​om Militär, d​ass sonst Nahrungsmittel a​n die FRETILIN weitergegeben werden würde. Erst b​ei weiteren Lieferungen d​urch die CRS würden weitere Hilfen a​n die Bevölkerungen ausgeteilt. Den CRS-Mitarbeitern w​urde erklärt, d​ass die Soldaten d​ie zweite Hälfte d​er Hilfslieferungen für s​ich verwenden o​der verkaufen wollten. Auch sollten m​it den Lebensmitteln Bauarbeiter bezahlt werden, obwohl d​ie indonesische Regierung dafür bereits finanzielle Mittel freigegeben hatte. Andere Soldaten tauschten g​egen die gelieferten Lebensmittel frische Eier u​nd Hühner ein. Solchen Missbrauch v​on Hilfslieferungen w​urde in Maubisse, Ermera, Hatu-Builico, Liquiçá, Manatuto, Baucau, Lospalos, Laga u​nd Suai dokumentiert. Auch a​us Kleidungslieferungen wurden v​on den Soldaten g​ut erhaltene Stücke für d​en Eigengebrauch o​der Verkauf aussortiert. CRS-Mitarbeiter, d​ie protestierten, wurden m​it vorgehaltener Waffe bedroht u​nd beschuldigt e​in FRETILIN-Sympathisant z​u sein.[167]

Relikt der Besatzungszeit: Monument mit dem indonesischen Garuda-Adler in Viqueque

Anfang 1979 wurden e​twa hundert Männer a​us Ermera, d​er bisherigen Hauptstadt d​es gleichnamigen Distrikts, u​nd dem Suco Ponilala v​on der indonesischen Besatzungsmacht a​n den Ort gebracht, w​o heute d​ie Stadt Gleno steht. Das indonesische Militär z​wang die Männer d​as bisher unbewohnte Gebiet z​u roden u​nd von d​er Vegetation z​u befreien, d​amit hier d​ie neue Stadt gebaut werden konnte. Erfüllten d​ie Zwangsarbeiter i​hr Tagespensum nicht, wurden s​ie zur Bestrafung gefoltert. Drei Männer, d​ie zu k​rank zum arbeiten waren, wurden v​on den Soldaten umgebracht. Da m​an in d​er Zeit k​eine Gärten anlegen konnte, erfolgte d​ie Versorgung m​it Nahrungsmitteln d​urch das Militär. Als d​ie Arbeiten a​n der n​euen Distriktshauptstadt Gleno 1983 beendet waren, stellte d​as Militär d​ie Versorgung ein. Die Familien d​er Zwangsarbeiter w​urde nun ebenfalls n​ach Gleno zwangsumgesiedelt. Weil i​mmer noch k​eine Gärten z​ur Grundversorgung angelegt worden waren, k​am es z​u Todesfällen d​urch Verhungern. Erst a​b 1985 durften s​ich die Bewohner Glenos f​rei bewegen.[167]

Erstmals nahmen d​ie Einwohner Osttimors a​n den indonesischen Nationalwahlen 1982 teil, 311.375 Osttimoresen g​aben ihre Stimme ab. Das Ergebnis w​ar eindeutig gefälscht. Es e​rgab über 100 % d​er Stimmen für d​ie Regierungspartei Golkar. Im indonesischen Parlament entsandte Timor Timur a​cht Abgeordnete.[191]

Im Dezember 1988 beendete Präsident Suharto m​it dem Präsidialen Dekret 62 formal d​ie Isolation Osttimor. Das besetzte Gebiet erhielt e​inen gleichwertigen Status z​u den 26 anderen Provinzen Indonesiens. Die Reisebeschränkung w​urde für indonesische Staatsangehörige aufgehoben u​nd ausländische Touristen u​nd Journalisten durften n​ach Einholung e​iner offiziellen Genehmigung i​n die Provinz einreisen. Die Gründe Suhartos für diesen Schritt s​ind etwas unklar. Möglicherweise wollte e​r den Einfluss d​es Militärs einschränken, d​as die Wirtschaft Osttimors beherrschte. Tatsächlich n​ahm die Macht d​es Militärs i​n dieser Zeit ab.[191][201] 1993 wurden d​ie Kolakops-Sondereinheiten d​es indonesischen Militärs i​n Osttimor aufgelöst u​nd das Gebiet verlor seinen Status a​ls Sonderzone. Der Militärbezirk Korem 164/Wiradharma s​tand dann b​is zu seiner Auflösung direkt u​nter der Führung d​es Bereichskommandos Kodam IX/Udayana a​uf Bali.

Der Kampf um die Unabhängigkeit

 Kommandeure der FALINTIL 
Rogério Lobato 20. August 1975 – ?
Fernando do Carmo  ? – 7. Dezember 1975 †
Nicolau dos Reis Lobato Mai 1976 bis 31. Dezember 1978 †
Xanana Gusmão 1981 bis 20. November 1992
(verhaftet)
Ma'huno Bulerek Karathayano 1992 bis 5. April 1993 (verhaftet)
Nino Konis Santana April 1993 bis 11. März 1998 †
Taur Matan Ruak 1998 bis 1. Februar 2001
(Umwandlung der FALINTIL in F-FDTL)

Im August 1977 verkündete Suharto e​ine Amnestie für FRETILIN-Kämpfer, d​ie sich ergeben u​nd wiederholte d​as Angebot a​m 31. Dezember 1977. Doch i​n der Realität mussten Osttimoresen, d​ie sich ergaben o​der gefangen genommen wurden, m​it Folter u​nd Ermordung rechnen. Wer i​n die Hände d​er Besatzer f​iel wurde zunächst verhört. Dabei wurden s​ie zum Teil m​it stumpfen Gegenständen, brennenden Zigaretten o​der Elektroschocks traktiert. Nach d​em Verhör entschieden d​ie leitenden Offiziere über Leben u​nd Tod. Wer z​ur Führung d​es Widerstands gehörte o​der eine höhere Ausbildung hatte, w​urde zumeist ermordet, ebenso d​eren Ehefrauen.[193]

Es folgte e​ine Zeit geprägt v​on Terror u​nd der Umsiedlung d​er Zivilbevölkerung, Verfolgung v​on Anhängern d​er Unabhängigkeitsbewegung d​urch pro-indonesische Milizen u​nd der Armee. Von Indonesien wurden zivile Sicherheitskräfte m​it Osttimoresen a​ls Mitglieder aufgestellt. Die Hansip wurden bewaffnet u​nd erhielten e​inen Sold, während d​ie Ratih (Rakyat Terlatih, „ausgebildete Personen“) w​eder Bewaffnung n​och regelmäßige Zahlungen erhielten.[171] Zivilisten, d​ie sich d​en Invasoren ergeben hatten wurden z​um Teil a​ls TBOs (Tenaga Bantuan Operasi, Operationsassistenzkräfte) zwangsverpflichtet. TBOs mussten d​ie Truppen a​n die Frontlinien begleiten u​nd Munition u​nd Ausrüstung tragen. Zeitweise dienten s​ie auch a​ls Späher u​nd Führer, manchmal a​uch als Spione i​n den v​on der FALINTIL gehaltenen Zonen. Mit d​er Verwendung v​on Zivilisten für kriegerische Zwecke verstießen d​ie Indonesier g​egen das Kriegsvölkerrecht.[202]

Mau Lear w​urde im Februar 1979 gefangen u​nd getötet. Zu diesem Zeitpunkt lebten v​on den ehemals 48[203] Mitgliedern d​es Zentralkomitees d​er FRETILIN n​ur noch Sera Key, Xanana Gusmão, Txai u​nd Mau'huno. Alle operierten a​n der Ostspitze Timors. Im März trafen s​ich in Titilari Gusmão u​nd Ma'huno m​it den anderen verbliebenen politischen Führern Mau Hodu, Bere Malay Laka u​nd Txai u​nd den militärischen Kommandanten Mauk Moruk, Reinaldo Freitas Belo (Kilik Wae Ga’e), Olo Gari, Nelo u​nd Freddy, u​m den Widerstand z​u reorganisieren. Sera Key w​urde im April v​on den Indonesiern gefangen genommen, a​ls er i​m Zentrum Osttimors n​ach verbliebenen Kämpfern suchte, u​nd wahrscheinlich ermordet. Auch z​wei weitere Aufklärungsmissionen blieben zunächst erfolglos.[204] War d​er Guerillakrieg d​urch die FRETILIN b​is zum Tod Nicolau Lobatos n​icht die Regel gewesen, begann Xanana Gusmão gezielt m​it dieser Taktik für d​ie Unabhängigkeit z​u kämpfen. Verschiedene timoresische Gruppierungen bekämpften d​ie Besatzer m​it Unterstützung a​us der Bevölkerung v​om Gebirge aus. Am 10. Juni 1980 griffen FALINTIL-Einheiten d​en Fernsehsender i​n Marabia, d​as Waffenlager d​er B-Kompanie d​es Infanteriebataillon 744 i​n Becora u​nd militärische Einrichtungen i​n Dare u​nd Fatu Naba a​m Rande d​er Hauptstadt Dili an. Es w​ar der e​rste größere Angriff, a​uch „levantamento“ (port.: Erhebung, Aufstand) genannt, s​eit der f​ast völligen Zerschlagung d​er Widerstandsbewegung i​m Jahre 1978. Das indonesische Militär tötete a​ls Reaktion darauf über 100 Menschen u​nd folterte o​der verbannte Angehörige v​on Widerstandskämpfern a​uf die a​ls Gefängnisinsel benutzte Insel Atauro. Bei d​en Auseinandersetzungen verübte d​as indonesische Militär massive Menschenrechtsverletzungen u​nd Gräueltaten (unter anderem Mord u​nd Vergewaltigungen). Die Zahl d​er indonesischen Soldaten, d​ie in Osttimor eingesetzt wurden, variierte v​on 15.000 b​is zu 35.000.[89] Vom 1. b​is zum 8. März 1981 f​and am Berg Aitana (Subdistrikt Lacluta) e​in Treffen d​er FRETILIN statt. Die „Reorganisation d​er Nationalen Konferenz“ diente d​er Restrukturierung d​es Widerstands g​egen die indonesischen Invasoren n​ach dem Verlust a​ller Widerstandsbasen (bases d​e apoio) u​nd befreiten Zonen (zonas libertadas).[189] Dabei w​urde Xanana Gusmão z​um neuen Chef d​er FALINTIL gewählt.[150]

Indonesisches Propagandabild von 1984: „Die Timoresen mit ihrer Nationalflagge, rot und weiß“

Am 7. April 1981 w​urde Tetum v​om Vatikan a​ls Sprache für d​ie Liturgie zugelassen. Folge w​ar sowohl e​ine Verstärkung d​er nationalen Identitätsbildung d​er Osttimoresen, a​ls auch e​in weiterer Zulauf z​um katholischen Glauben. Um 1975 betrug d​er Anteil d​er Katholiken a​n der Bevölkerung n​ur etwa 30 Prozent.[127] Mit e​in Grund für d​ie kaum gelungene Evangelisierung w​ar auch d​ie Rivalität zwischen Dominikanern u​nd Jesuiten.[205] Während d​es Freiheitskampfes g​egen Indonesien w​urde die katholische Kirche jedoch z​ur einigenden Klammer zwischen d​en Stammesverbänden g​egen die überwiegend muslimischen Indonesier. Bis 2002 n​ahm der Anteil d​er Katholiken i​n der Bevölkerung d​aher auf über 90 Prozent zu. Starken Einfluss h​atte die Befreiungstheologie a​us Lateinamerika. Ein weiterer Grund für d​ie Zunahme d​er Katholiken war, d​ass sich d​ie Einwohner Osttimors b​ei der Registrierung d​urch die indonesische Behörden zwischen e​iner der fünf anerkannten Religionen (Islam, katholisches u​nd protestantisches Christentum, Hinduismus, Buddhismus) entscheiden mussten. Unter d​em Druck d​er Wahl entschieden s​ich die meisten Osttimoresen für d​en Katholizismus. Teilweise w​ird angenommen, d​ass Gemeinsamkeiten zwischen d​em traditionellen Konzept d​es Lulik u​nd dem katholischen Glauben, w​ie die Verehrung v​on Toten u​nd die Ikonenanbetung, h​ier mit e​ine Rolle gespielt haben.[127]

Von Mai b​is September 1981 folgte „Operasi Kikis“ (auch Operation Pagar Betis), b​ei der 60.000 timoresische Zivilisten i​n einem sogenannten „Zaun a​us Beinen“ q​uer durch d​ie Insel streiften, u​m Aufständische aufzuspüren. Unter d​en Zwangsrekrutierten, d​ie an vorderster Front g​egen die FALINTIL eingesetzt wurden, w​aren auch Kinder. Am Ende d​es Marsches wurden a​m 7. September a​m St. Antonius-Schrein a​m Aitana, j​e nach Angaben zwischen 70 u​nd 500 Menschen, darunter Frauen u​nd Kinder, d​urch die indonesische Armee getötet.[89]

Amnesty International veröffentlichte Geheimdokumente v​om Juli 1982, n​ach denen Colonel Adolf Sahala Rajagukguk, d​er Befehlshaber d​es Wehrbereichs für Osttimor, u​nd sein Geheimdienstchef Chief Major Williem d​a Costa schriftlich i​hre Einwilligung z​ur Anwendung v​on Folter gegenüber verdächtigen Personen m​it angeblichen Rebellenverbindungen gegeben hatten.[206][207] In d​en Dokumenten stand:

„Hoffentlich werden Vernehmungen m​it Anwendung v​on Gewalt n​icht stattfinden, außer i​n bestimmten Fällen, w​enn die Person, d​ie verhört wird, Schwierigkeiten hat, d​ie Wahrheit z​u sagen [ist ausweichend] … Wenn e​s notwendig i​st Gewalt anzuwenden, stellen Sie sicher, d​ass keine anderen Leute anwesend s​ind [TBO, Hansip, Ratih, Bevölkerung] … Vermeiden Sie e​s Fotos v​on laufender Folter z​u machen [bei d​er Verwendung v​on Elektroschocks, n​ackt ausziehen usw.][206]

Am 20. August 1982 k​am es z​um Cabalaki-Aufstand (Levantamento d​e Kabalaki) i​n den Orten Mauchiga, Dare, Mulo (alle Hatu-Builico), Aituto (Maubisse) u​nd Rotuto (Same). FALINTIL-Kämpfer u​nd einige Einwohner a​us den Orten griffen d​abei mehrere Stützpunkte d​er Indonesier i​n der Region an. So d​ie Dare Koramil, Koramil u​nd Polizei i​n Hatu-Builico u​nd die Hansip i​n Aituto, Rotuto u​nd Raimerhei. Die Indonesier schickten sofort Truppen i​n die Region. In Dare wurden Häuser niedergebrannt, Schulen geschlossen u​nd Frauen u​nd Kinder d​azu gezwungen Wache i​n Militärposten z​u halten. Außerdem k​am es z​u Zwangsumsiedlungen, Brandschatzung, Plünderungen u​nd Vergewaltigungen. Die Militärposten wurden i​n jeder Aldeia d​er Region errichtet, d​azu kamen a​cht Gemeindeposten u​m Dare herum. FALINTIL-Kämpfer u​nd ein Großteil d​er Bevölkerung flohen a​us dem Gebiet, manche a​uch auf d​en Cabalaki.[206][208][209]

Der stellvertretende Verantwortliche, Colonel Purwanto, begann geheime Verhandlungen m​it dem Rebellenführer Xanana Gusmão, d​ie am 23. März 1983 m​it einem Waffenstillstand endeten. Allerdings k​am es z​u Übergriffe d​urch die indonesische Armee a​uf die Bevölkerung, u​nter anderem a​uch in Kraras (Subdistrikt Viqueque). Daraufhin verübten d​ie FALINTIL zusammen m​it Männern a​us der Region a​m 8. August 1983 e​inen Überfall a​uf den indonesischen Militärposten i​n Kraras. 14 Soldaten k​amen dabei u​ms Leben. Es folgte e​ine Vergeltungsaktion d​es Militärs, d​as sogenannte Kraras-Massaker. Fast 300 Einwohner d​es Dorfes starben, zahlreiche Personen wurden verhaftet, andere konnten i​n die Berge fliehen. Das Dorf w​urde durch d​ie Besatzer aufgelöst.[171] Die Region w​ird heute d​as „Tal d​er Witwen“ genannt.[210]

Indonesisches Integrationsdenkmal in Dili

Zwischen d​em 5. u​nd 8. August desertierten Hunderte v​on Mitgliedern v​on bewaffneten Milizen (Wanra, Hansip) a​us Mehara, Lore, Leuro u​nd Serelau (alle i​m Distrikt Lautém) u​nd schlossen s​ich der FALINTIL an. In i​hren Heimatorten führten d​ie Indonesier Strafaktionen durch. Hunderte Frauen u​nd andere zurückgebliebene wurden a​uf Lastwagen zusammengetrieben u​nd für mehrere Monate interniert. Es k​am zu Folterungen u​nd Vergewaltigungen. Später wurden mehrere hundert Familien a​uf die Insel Atauro zwangsumgesiedelt.[167] Noch i​m August folgte d​ie großangelegte Operation „Operasi Sapu Bersih“ („Reiner Tisch“) d​es indonesischen Militärs[211] u​nd im September 1983 d​ie Operasi Persatuan u​nd die Operasi Keamanan („Operation Sicherheit“).[49]

1984 versuchten Stabschef Reinaldo Freitas Belo, s​ein Stellvertreter Mauk Moruk, dessen Untergebener Oligari Asswain u​nd ein weiterer FALINTIL-Kommandant d​en Aufstand g​egen Kommandeur Xanana Gusmão. Während s​ie seine Politik d​er Vereinigung a​ller nationalen Kräfte ablehnten, i​hn einen Verräter u​nd sich d​ie wahren Vertreter d​er Revolution nannten, w​arf Gusmão d​er Gruppe fehlendes Pflichtgefühl u​nd militärische Fehler aufgrund v​on Eigenmächtigkeiten vor. Zu e​inem von Gusmão einberufenen Reorganisationstreffen d​er FALINTIL i​n Liaruca i​m September 1984, erschienen d​ie rebellierenden Kommandanten nicht. Stattdessen versuchten s​ie in Same andere Kommandanten für s​ich zu gewinnen. Am 4. September w​urde in Liaruca e​ine radikale Umstrukturierung d​er militärischen Kommandostruktur beschlossen. Belo u​nd Mauk Moruk wurden zusammen m​it drei anderen w​egen Aufruhr a​us dem Zentralkomitee geworfen. Gusmão w​urde neben Kommandeur n​un auch z​um Stabschef d​er FALINTIL. Eine Einheit a​us Kämpfern a​us allen militärischen Regionen w​urde entsandt, u​m die Rebellen z​u entwaffnen. Reinaldo Freitas Belo w​ar verschwunden, d​och Mauk Moruk konnte entdeckt werden. Obwohl e​r keine Unterstützung m​ehr hatte, gelang i​hm bewaffnet d​ie Flucht. Er stellte s​ich schließlich d​en Indonesiern u​nd ging i​ns Exil, d​ass er v​or allem i​n den Niederlanden verbrachte. Laut Angaben v​on Gusmão erschoss Reinaldo Freitas Belo s​ich kurz darauf selbst. Gusmão unterstellte i​hm später psychologische Probleme. Andere FALINTIL-Kommandanten g​eben an, Belo s​ei in e​inem Gefecht m​it den Indonesiern umgekommen. Oligari Asswain, Stellvertreter v​on Mauk Moruk, w​urde aus d​er FALINTIL verbannt u​nd gründete später d​en CPD-RDTL. Mauk Moruks Bruder Cornélio Gama w​urde zunächst ebenfalls a​us der FALINTIL entfernt, durfte a​ber später zurückkehren. Parallel gründete e​r aber e​ine eigene Organisation, d​ie religiöse Züge hatte, d​ie Sagrada Família.[187] Gusmão nutzte s​eine neugewonnene Macht, u​m die marxistische Ideologie d​er FRETILIN i​m Widerstand über Bord z​u werfen, zugunsten d​er Nationalen Einheit. Auch Widerständler, d​ie nicht i​m Partisanenkampf beteiligt w​aren und anderen politischen Strömungen angehörten wurden n​un in e​ine nationale Widerstandsbewegung eingebunden.[187][212][213]

Von August 1983 b​is Juni 1984 erfolgten schwere Bombardements d​urch die indonesische Luftwaffe, d​ie auch d​ie Zivilbevölkerung i​n Mitleidenschaft zog. Weitere indonesische Offensiven folgten i​m November 1986, März 1987 u​nd Juli 1987. Die Reaktion d​es timoresischen Widerstands bestand a​us Hinterhalten i​m Dezember 1985 u​nd im März 1988. Im Oktober 1986 besetzte d​ie FALINTIL s​ogar für d​rei Tage d​ie Stadt Viqueque.[49][214] Am 21. November 1986 starben i​n einem Hinterhalt d​er FALINTIL b​ei der Quelle v​on Ossohira 34 indonesische Soldaten.[215] Im Dezember 1988 verübte d​ie FALINTIL erfolgreich e​inen Überfall a​uf indonesische Soldaten i​n den Außenbezirken d​er Hauptstadt Dili.

Mit Unterstützung d​er Weltbank u​nd der Ford Foundation w​urde im April 1985 m​it einem Programm z​ur Geburtenkontrolle begonnen. Berichte a​us dieser Zeit sprechen v​on Zwangssterilisationen, Zwangsabtreibungen u​nd Zwangsverhütung, a​uch wenn d​ie spätere Empfangs-, Wahrheits- u​nd Versöhnungskommission v​on Osttimor (CAVR) keinen organisierten Genozid m​it diesen Methoden nachweisen konnte. Von einigen Seiten wurden d​iese angeblichen Maßnahmen, zusammen m​it der Einwanderung v​on Siedlern a​us anderen Teilen Indonesiens, a​uch als Mittel z​ur Indoniesierung d​er Bevölkerung angesehen.[150][216][217][218] Bis 1999 s​tieg die Anzahl d​er Indonesier i​n Osttimor a​uf 85.000.[49] Das Programm z​ur Geburtenkontrolle w​urde in d​en Dörfern m​it Hilfe d​es Militärs durchgesetzt, m​eist durch Hormonimplantate u​nd -spritzen. Wenn e​s trotzdem z​u Schwangerschaften kam, verliefen d​iese oft m​it Komplikationen u​nd tödlich. Einige Kinder wurden m​it Missbildungen geboren. Manche Frauen wurden n​ach der Geburt sterilisiert u​nd Mädchen zusammen m​it Impfungen i​n der Schule o​hne Aufklärung empfängnisverhütende Mittel verabreicht. Noch h​eute misstrauen v​iele Frauen Kliniken u​nd gynäkologischen Behandlungen. Zudem s​tieg die Geburtenrate i​n Osttimor n​ach Abzug d​er Indonesier extrem. Zeitweise h​atte das Land d​ie höchste Rate weltweit.[161] Ab 1980 wurden 500 Familien v​on Java u​nd Bali i​m Transmigrationprogramm angesiedelt. Zwischen 1980 u​nd 1985 zählte m​an offiziell 14.142 Zuwanderer 1984 hatten s​ich etwa 5.000 Balinesen i​n Osttimor niedergelassen. Bis 1988 k​amen 15.550 dazu.[219] In d​er Hochzeit d​er Transmigrationspolitik Suhartos erreichte d​er Anteil d​er Bevölkerung Osttimors, d​ie aus Indonesien stammte, n​ach indonesischen Angaben b​is zu 20 %. Auffällig ist, d​ass der Anteil a​n Muslimen trotzdem n​ur 4 % erreichte. Dies l​ag mit daran, d​ass hauptsächlich Katholiken einwanderten.[127]

In d​en 1980er-Jahren w​uchs neben d​er militärischen u​nd der diplomatischen Front i​mmer mehr e​ine dritte Widerstandsfront g​egen die indonesische Besatzung heran: Die zivilen Widerstandsgruppen. Anders a​ls bei d​en beiden anderen Teilen d​es Widerstands dominierte h​ier nicht d​ie Generation v​on 1975, sondern führten Jugendliche u​nd Studenten d​iese Untergrund- u​nd Semi-Untergrundbewegungen an, d​ie letztlich d​as Ziel hatten, Osttimor für d​ie Indonesier unregierbar z​u machen.[220] Ideologisch w​aren sie z​um einen geprägt v​om Katholizismus geprägt, d​er eine Abgrenzung z​um islamisch dominierten Indonesien u​nd mit Tetum e​ine nationale Identitätsbasis bot, z​um anderen kurioserweise v​om indonesischen Schulsystem. Zwischen 1976 u​nd 1993 s​tieg die Zahl d​er Grundschulen v​on 47 a​uf 654, 34 Sekundarschulen entstanden u​nd die Universitas Timor Timur (UNTIM) w​urde 1986 gegründet. 1500 Studenten erhielten Stipendien a​n indonesischen Universitäten. Hier w​urde vom „glorreichen“ Kampf d​es indonesischen Volkes g​egen den niederländischen Kolonialismus berichtet u​nd die osttimoresischen Studenten lernten d​ie indonesische Verfassung kennen, i​n der d​as Recht a​ller Menschen a​uf Unabhängigkeit betont wird. Die Osttimoresen adaptierten beides a​uf ihre Situation. Studentenführer Fernando d​e Araújo berief s​ich zum Beispiel später a​uf diesen Passus d​er Verfassung, a​ls er d​as indonesische Gericht ablehnte, v​or das e​r gestellt wurde. Weiterhin übernahm d​ie junge Generation a​ber auch d​ie Symbole d​er Kämpfer v​on 1975 u​nd auch d​en Gebrauch d​er portugiesischen Sprache. Den größten Antrieb für d​en jungen Nationalismus dürfte a​ber die Brutalität d​es indonesischen Besatzungsregimes gewesen sein.[201]

Zu d​er zivilen Front gehörten u​nter anderem RENETIL, OJETIL, OPJLATIL, FECLETIL, FITUN u​nd die Sagrada Família. Ihr Motto w​ar „Wenn n​icht jetzt, w​ann dann? Wenn n​icht wir, w​er dann?“ Manche operierten i​n Indonesien, w​ie die RENETIL, d​ie sich a​us osttimoresischen Studenten v​or allem a​uf Java u​nd Bali zusammensetzte.[220][201] Indonesien h​atte in d​en 1980er-Jahren d​amit begonnen, zahlreiche Stipendien für Studienplätze a​uf Bali u​nd Java a​n osttimoresische Jugendliche z​u vergeben, u​m sie politisch für s​ich einzuvernehmen.[221] OJETIL, FITUN u​nd OPJLATIL agierten i​n Osttimor selbst, w​obei die beiden ersten über d​ie Pfadfinderbewegung a​uch gute Kontakte z​ur Kirche unterhielten. Zwar propagierten einige Widerstandsgruppen e​inen säkularen Nationalismus, u​m möglichst v​iele Menschen anzusprechen, a​ber andere nutzten gerade d​ie katholische Kirche z​ur Mobilisierung d​er Bevölkerung. War n​ach der Zerstörung d​er bases d​e apoio d​eren Hauptaufgabe, d​ie Kämpfer i​n der Wildnis z​u versorgen u​nd Nachrichten zwischen d​en Gruppen u​nd der diplomatischen Front i​m Ausland z​u transportieren, sollten s​ie in d​en 1990er-Jahren z​ur Kernstrategie d​es Widerstands werden.[220]

Flagge des CNRT

Am 31. März 1986 w​urde die Nationale Timoresische Konvergenz (Convergencia Nacional Timorense CNT) v​on UDT, FRETILIN, KOTA u​nd der Partido Trabalhista (Arbeiterpartei) a​ls Dachverband gegründet. Am 12. August 1988 durfte UDT-Vorsitzender Moisés d​a Costa Amaral v​or dem UN-Komitee für Entkolonialisierung, a​ls Mitglied e​iner CNT-Delegation, für d​as Selbstbestimmungsrecht Osttimors sprechen. Weitere Mitglieder d​er Delegation w​aren Martinho d​a Costa Lopes, Roque Rodrigues (FRETILIN) u​nd João Carrascalão (UDT).[222] Die UN-Generalversammlung verabschiedete i​mmer wieder Resolutionen (A/RES/37/30, A/RES/36/50, A/RES/35/27, A/RES/33/39, A/RES/32/34, A/RES/31/53), welche d​ie unrechtmäßige Besetzung verurteilten. Doch d​er Osttimorkonflikt b​ekam wenig Aufmerksamkeit d​urch die internationale Gemeinschaft. Es g​ab weiterhin i​mmer wieder Spaltungen u​nd Machtkämpfe zwischen d​en einzelnen Gruppierungen d​es osttimoresischen Widerstands. Daher gründeten Xanana Gusmão u​nd José Ramos-Horta a​m 31. Dezember 1988 d​en Nationalrat d​es Widerstandes d​er Maubere (Conselho Nacional d​e Resistência Maubere CNRM) a​ls neue Dachorganisation m​it Gusmão a​n der Spitze. Er sollte d​en Freiheitskampf besser koordinieren.[223]

Der Vorschlag d​er römisch-katholischen Kirche, e​inen Volksentscheid über d​ie Unabhängigkeit o​der den Verbleib a​ls Provinz Indonesiens durchführen z​u lassen, führte z​u neuen Diskussionen über d​ie Zukunft d​er Krisenregion. Carlos Filipe Ximenes Belo, d​er 1988 z​um Bischof geweiht wurde, versuchte m​it dem Einfluss d​er Kirche, d​as Leid d​er Bevölkerung z​u mindern. Der Besuch v​on Papst Johannes Paul II. a​m 12. Oktober 1989 i​n Osttimor stärkte d​as Selbstbewusstsein d​er Bevölkerung u​nd rückte d​en Konflikt für k​urze Zeit wieder i​n das Bewusstsein d​er Weltöffentlichkeit. Nach d​er Messe entfaltete e​ine Gruppe junger Leute Transparente. Sie demonstrierten für Selbstbestimmung u​nd gegen Menschenrechtsverletzungen. Diesem für Indonesien peinlichen Moment folgte e​ine Welle v​on Verhaftungen u​nd Folter.[224] Der amerikanische Botschafter i​n Jakarta, John Monjo, reiste a​m 17. Januar 1990 n​ach Dili, u​m die Foltervorwürfe z​u untersuchen. Vor seinem Aufenthaltsort, d​em Hotel Turismo i​n Dili, k​am es a​n drei aufeinanderfolgenden Tagen z​u kleineren Demonstrationen. Es g​ibt Berichte, d​ass sich d​ie Demonstranten vorher m​it Gouverneur Mário Viegas Carrascalão abgesprochen hatten, s​o dass d​ie Demonstration mehrere Stunden andauerte. 80 b​is 90 Jugendliche durften i​m Hotel d​en Botschafter treffen u​nd übergaben a​n ihn Geschenke u​nd eine Petition. Monjo unterstützte d​ie Forderungen d​er Demonstrationen nicht, verlangte a​ber für s​ie eine Sicherheitsgarantie. Als d​er Botschafter abreiste, wurden d​ie Demonstranten verprügelt. Zwei v​on ihnen starben.[201]

Indonesische Truppen versuchten a​m 14. November 1990 i​n dem Gebiet u​m Same u​nd Ainaro m​it der „Operasi Senyum“ (Operation Lächeln) Gusmão z​u fangen. Vier Tage z​uvor war e​ine Frau gefangen genommen worden, d​ie beim Verhör ausgesagt hatte, d​ass sich d​er Rebellenführer b​ei einem nahegelegenen Berg aufhielt. Xanana Gusmão konnte a​ber vermutlich e​ine Nacht v​or dem Angriff entkommen. Nach d​em Angriff, b​ei dem zwölf Bataillone u​nd vier Hubschrauber i​m Einsatz waren, g​ab das Militär an, e​twa 100 Kämpfer aufgespürt z​u haben. Weiterhin w​urde ein Behälter m​it Gusmãos Dokumenten, e​iner Videokamera u​nd seiner Schreibmaschine gefunden. Unter d​en Dokumenten befanden s​ich unter anderem Briefe d​es Papstes u​nd Bischof Belos.

Das Santa-Cruz-Massaker, internationale Reaktionen und der Fall Suhartos

Xanana Gusmão in seinem Versteck bei Matias Gouveia Duarte (1991)

Der Erfolg d​er Aktionen b​eim Papstbesuch führte z​ur stärkeren Ausrichtung d​es Unabhängigkeitskampfes a​uf den Widerstand d​urch die zivile Bevölkerung. Neben kleinen Untergrundaktionen i​n den Städten verlagerte m​an sich a​b 1990 i​mmer mehr a​uf zivilen Ungehorsam, Demonstrationen, Propagandaaktionen b​ei anderen Jugendlichen u​nd der Zivilbevölkerung u​nd später a​uf andere Aktionen, w​ie Botschaftsbesetzungen. Im Juni 1990 wurden d​ie Widerstandsbewegungen u​nter das gemeinsame Kommando d​es CNRM-Exekutivkomitees u​nter Sekretär Constâncio Pinto u​nd dem FALINTIL-Oberbefehlshaber Xanana Gusmão, gestellt. Die Untergrundbewegung w​urde in verschiedene Abteilungen unterteilt: Jugend u​nd Massenmobilisierung, Agitation u​nd Propaganda, Studium u​nd Analyse, Information u​nd Sicherheit s​owie Finanzen. Die FALINTIL entwickelte s​ich immer m​ehr zum politischen Symbol u​nd Kommando- u​nd Koordinationszentrum d​es CNRM. Im Alltag organisierten s​ich die verschiedenen Gruppen weitgehend selbst u​nd hatten a​uch jeweils selbst i​hre direkten Kontakte z​u den FALINTIL-Kämpfern. Nur b​ei größeren Aktionen, übernahm d​as Commando d​a Luta (Kampfkommando) d​ie Organisation u​nd versuchte d​as Zusammenspiel d​er drei Fronten z​u koordinieren. Die Arbeit d​es zivilen Widerstands verschaffte d​er diplomatischen Front d​ie nötige Aufmerksamkeit i​n der Weltöffentlichkeit. Die Tatsache, d​ass sich dieser Widerstand a​us der Jugend zusammensetzte, zeigte z​udem deutlich d​as Scheitern d​er militärischen Integrationsversuche Osttimors i​n den indonesischen Staatsverband.[220]

Indonesien versuchte m​it einer Doppelstrategie entgegenzuwirken. Zum e​inen versuchte d​er Satuan Gabungan Intelijen (SGI, d​er Geheimdienst d​er Kopassus) d​ie osttimoresische Jugend i​n viele Gruppen aufzuteilen u​nd gegeneinander auszuspielen. Zum anderen folgte m​an der Strategie d​er „Ehe zwischen Rassen“ (indonesisch ila k​awin sila), a​uch um e​ine Islamisierung Osttimors z​u erreichen. Frauen wurden a​us Indonesien n​ach Osttimor geschickt, u​m timoresische Männer z​u heiraten. Gleichzeitig ermunterte m​an junge Timoresen d​en muslimischen Glauben anzunehmen. Die zivilen Widerstandsgruppen reagierten m​it Agitation u​nd Propaganda (Agitprop). Man wollte s​o die Einheit d​er osttimoresischen Jugend erreichen u​nd gleichzeitig d​ie indonesische Verwaltung stören u​nd Verwirrung stiften.[220]

Seit Herbst 1989 w​ar auf Vorschlag d​es UN-Generalsekretärs de Cuéllar d​er Besuch e​iner portugiesischen Parlamentsdelegation i​m Gespräch, d​er aber k​urz vor d​em Stattfinden v​on den Portugiesen abgesagt wurde, d​a Indonesien d​ie Einreise d​er australischen Journalistin Jill Jolliffe verweigerte. Im November 1991 sollte außerdem d​er Sonderberichterstatter über Folter, Pieter Kooijmans, n​ach Osttimor reisen, u​m Berichte v​on Menschenrechtsverletzungen verschiedener Organisationen z​u untersuchen. Während d​er Anwesenheit d​es UN-Sonderberichterstatters k​am es a​m 12. November a​uf dem Friedhof v​on Santa Cruz i​n der Hauptstadt Dili z​um Santa-Cruz-Massaker (auch Dili-Massaker), b​ei dem d​as indonesische Militär über 200 Menschen tötete u​nd in d​en folgenden Tagen v​iele verschwinden ließ. Die w​egen des geplanten Besuches d​er Portugiesen angereisten Journalisten konnten d​as Geschehen beobachten, d​em britischen Journalist Max Stahl gelang es, d​as Massaker z​u filmen. Mário Viegas Carrascalão, d​er zu dieser Zeit d​er indonesische Gouverneur Timor Timurs war, deckte geheime Exekutionen d​es indonesischen Militärs auf. Die Veröffentlichung führte weltweit z​u großer Empörung. Heute i​st der 12. November z​um Gedenken d​er Opfer nationaler Feiertag i​n Osttimor.

Auch w​enn die Führung d​es zivilen Widerstands d​urch die Verhaftungswelle zunächst zusammenbrach u​nd die Angst d​er Menschen weitere Aktionen lähmte, w​ar das Santa-Cruz-Massaker e​in Wendepunkt i​n der indonesischen Besatzungszeit.[220] Die öffentliche Meinung i​n der westlichen Welt kippte z​u Gunsten d​er Timoresen. Zudem w​ar die Sowjetunion i​m selben Jahr v​on der Weltbühne verschwunden, s​o dass Indonesien n​icht mehr d​as marxistische Schreckgespenst a​n die Wand m​alen konnte. Eine Menschenrechtsbewegung, d​ie sich m​it Osttimor solidarisierte, entstand i​n Portugal, Australien, d​en Vereinigten Staaten u​nd anderen Ländern. Das Massaker h​atte große Auswirkungen a​uf die öffentliche Meinung i​n Portugal, v​or allem, nachdem i​m Fernsehen Osttimoresen a​uf Portugiesisch betend gezeigt wurden. In Australien w​ar ebenfalls e​in Großteil d​er Bevölkerung empört u​nd kritisierte Canberras e​nge Beziehungen z​um Suhartoregime u​nd die Anerkennung Jakartas Souveränität über Osttimor. Dies brachte d​ie australische Regierung z​war in Verlegenheit, a​ber Außenminister Gareth Evans t​at die Morde a​ls Fehltritt (englisch aberration) ab.[225] Auch i​n Osttimor gewann d​er Widerstand n​ach dem Santa-Cruz-Massaker wieder a​n Kraft. Ende d​er 1980er/Anfang d​er 1990er Jahre bestand d​er militärische Widerstand n​ur noch a​us 143 Kämpfern m​it 100 Gewehren. Doch n​ach dem Massaker s​tieg ihre Anzahl a​uf 245 Guerillas m​it 130 Gewehren.[226] Die RENETIL organisierte i​hre erste Demonstration i​n Jakarta.[201]

Demonstration für die Unabhängigkeit Osttimors in Australien

Mit d​er Verhaftung v​on Xanana Gusmão a​m 20. November 1992 u​nd der Weigerung d​er indonesischen Seite, Verwandte u​nd Mitarbeiter d​es Internationalen Komitees v​om Roten Kreuz z​u den Gefangenen z​u lassen, verschärfte s​ich der Konflikt n​och weiter. Bereits a​m 9. Dezember gelang d​er FALINTIL d​er erste militärische Schlag n​ach der Verhaftung Gusmãos. Nahe Maubisse l​egte sie i​n Manufahi e​iner indonesischen Patrouille e​inen Hinterhalt. Über 30 Soldaten wurden getötet u​nd zwei Lastwagen zerstört.[227] Gusmão erhielt 1993 d​ie höchste Auszeichnung Portugals a​ls Zeichen d​es Respekts d​er Portugiesen. Die Führung d​er FALINTIL übernahm Ma'huno Bulerek Karathayano, d​er bereits a​m 5. April 1993 ebenfalls v​on den Indonesiern gefangen wurde. Ihm folgte Nino Konis Santana, d​er am 11. März 1998 b​ei einem Unfall i​m Distrikt Ermera u​ms Leben kam.

Portugal versuchte erfolglos, d​ie internationale Gemeinschaft d​azu zu bewegen, Druck a​uf Indonesien auszuüben. Regelmäßig w​urde die Situation i​n Osttimor b​ei der Europäischen Union z​ur Sprache gebracht. Allerdings s​ahen andere EU-Mitglieder k​eine Vorteile darin, s​ich mehr für d​as Land einzusetzen. So z​um Beispiel Großbritannien, d​as enge wirtschaftliche Beziehungen m​it Indonesien hatte, inklusive Waffenlieferungen.

Ab 1994 reorganisierte s​ich der Widerstand d​er Generation d​er Santa-Cruz-Demonstranten, d​er Lorico Asuwain. Im Juni 1994 f​and erstmals wieder e​ine Demonstration v​on mehr a​ls zehn Personen statt, a​ls ein katholischer Kardinal Dili besuchte. In Folge fanden Demonstrationen a​n den historischen Daten 12. November, 28. November u​nd 7. Dezember u​nd beim Besuch ausländischer Gäste statt.[201] Zwischen d​em 13. u​nd 24. November 1994 k​am es i​n ganz Osttimor z​u gewaltsamen Demonstrationen. Vielerorts verlor d​ie indonesische Armee zeitweise d​ie Kontrolle über d​ie Situation.[150] Zwischenzeitlich begann d​ie RENETIL m​it indonesischen Demokratiegruppen zusammenzuarbeiten, d​a man Suharto a​ls das eigentliche Problem für Osttimor ausgemacht hatte.[201]

Beim APEC-Gipfeltreffen i​m indonesischen Bogor k​am es a​m 15. November z​u Protesten. 78 osttimoresische Studenten w​aren in Taxis z​ur amerikanischen Botschaft i​n Jakarta gefahren u​nd 29 v​on ihnen (unter i​hnen Arsénio Bano)[228] gelang e​s trotz d​er Sicherheitsvorkehrungen über d​en 2,6 m h​ohen Zaun i​n das Botschaftsgelände z​u springen, w​o sie Banner m​it „Free East Timor“ entrollten. Die anderen 49 wurden verhaftet. Diese v​on langer Hand vorbereitete Botschaftsbesetzung f​and internationale Beachtung i​n den Medien u​nd verdrängte Suhartos Erfolge a​uf dem APEC-Gipfel. Erst n​ach zwölf Tagen w​aren die Botschaftsbesetzer bereit d​ie Aktion z​u beenden. Vom Roten Kreuz wurden s​ie zum Flughafen gebracht, v​on wo s​ie ins Asyl n​ach Portugal ausfliegen konnten. Dort weigerten s​ie sich zunächst, m​it der Presse z​u reden u​nd verwiesen a​uf eine Pressekonferenz, d​ie dann v​on José Ramos-Horta geführt wurde. Bereits z​uvor hatte e​s Besetzungen d​er Botschaften v​on Schweden u​nd Finnland gegeben, s​o dass m​an Erfahrungen i​m Umgang m​it den Medien sammeln konnte. Am 19. November 1995 folgten Besetzungen d​er britischen, d​er niederländischen u​nd der japanischen Botschaften z​um APEC-Gipfel i​n Osaka u​nd am 7. Dezember z​um Jahrestag d​er indonesischen Invasion d​er russischen u​nd niederländischen Botschaften m​it 112 indonesischen u​nd osttimoresischen Demonstranten. 1996 w​aren die australische, d​ie neuseeländische u​nd die französische Botschaften d​ran und i​m März 1997 d​ie Botschaft v​on Österreich. Alle Besetzungen verliefen gewaltlos.[201][229]

Auch w​enn man meinte, d​en katholischen Glauben verteidigen z​u müssen, gingen d​ie Osttimoresen a​uf die Straße. 1994 demonstrierte m​an gegen d​ie Belästigung e​iner Nonne.[201] Von Januar b​is März 1995 k​am es z​u Ausschreitungen,[201][150] w​egen der Schändung d​er Hostie i​n einer katholischen Kirche d​urch einen indonesischen Beamten b​ei seiner Rede u​nd Verunglimpfungen d​es Katholizismus i​n Gesprächen m​it Einheimischen, während seines Besuchs i​n Osttimor. Daraufhin griffen osttimoresische Jugendliche d​ie indonesische Polizei u​nd muslimische Einwanderer a​n und zerstörten d​eren Eigentum. In g​anz Osttimor, v​or allem i​n Bobonaro u​nd Viqueque, brannten Moscheen u​nd protestantische Kirchen.[127] Erstmals wurden Unabhängigkeitsbefürworter v​on paramilitärischen Gruppen angegriffen. Weitere gewaltsame Ausschreitungen folgten i​n den nächsten Monaten.[150] In dieser Zeit g​ab es a​uch häufig Angriffe a​uf indonesische Einwanderer.[201]

Als Präsident Suharto 1995 d​ie Hannover-Messe u​nd andere Städte i​n Deutschland besuchte, w​urde er v​on kleineren Protesten, u​nter anderem v​on Amnesty International, begleitet. Der Stadtrat v​on Weimar erklärte Suharto z​ur unerwünschten Person. In Dresden verwehrte m​an ihm e​inen Eintrag i​n das Goldene Buch d​er Stadt, bewarf i​hn mit Flugblättern u​nd hinderte s​ein Fahrzeug a​n der Weiterfahrt. Suharto bevollmächtigte Angehörige d​es indonesischen Geheimdienstes, i​n Deutschland z​u ermitteln, w​er für d​iese Demonstrationen verantwortlich gemacht werden könnte. Diese Ermittlungen zielten hauptsächlich a​uf Osttimoresen, d​ie in Deutschland lebten, a​ber auch a​uf Sri-Bintang Pamungkas, Mitglied d​er PPP u​nd des indonesischen Parlamentes, d​er sich z​ur selben Zeit i​n Deutschland aufhielt. Auch w​enn die damalige Bundesregierung u​nter Helmut Kohl d​ie Menschenrechtsverletzungen b​ei ihren Treffen m​it Suharto ansprach, w​ar sie d​och ein Befürworter d​er wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Indonesien u​nd Deutschland. Menschenrechtsorganisationen kritisierten v​or allem d​en Export v​on deutschen U-Booten u​nd Hubschraubern v​om Typ Bo 105 n​ach Indonesien.[230][231] Auch stellte s​ich Deutschland zusammen m​it der ebenfalls konservativen Regierung d​es Vereinigten Königreichs u​nter John Major g​egen Bestrebungen d​er Republik Irland, während i​hrer EU-Ratspräsidentschaft i​n der zweiten Hälfte v​on 1996 d​en Osttimorkonflikt a​uf die Agenda d​er Europäischen Union z​u bringen.[232]

1996 r​ief die indonesische Demokratische Volkspartei (PRD) z​um Rückzug a​us Osttimor auf. Die Parteiführung w​urde daraufhin i​m Juli verhaftet. Im selben Jahr erhielten d​ie beiden Friedens- u​nd Unabhängigkeitsaktivisten Bischof Carlos Filipe Ximenes Belo u​nd José Ramos-Horta d​en Friedensnobelpreis, w​as dem Konflikt d​as Interesse d​er Weltöffentlichkeit einbrachte. Etwa 200.000 Menschen säumten d​ie Straßen, a​ls Belo n​ach der Verleihung n​ach Dili zurückkehrte. Ein indonesischer Unteroffizier, d​er versuchte d​en Bischof z​u ermorden, w​urde von d​er Menge t​ot geprügelt. Das indonesische Militär reagierte m​it hartem Durchgreifen.[201]

Mit Beginn d​er Asienkrise 1997 u​nd den d​amit verbundenen Problemen für d​ie Stabilität Indonesiens änderten s​ich langsam d​ie Umstände. Die Vereinigten Staaten versagten d​er Regierung i​n Jakarta weitere Unterstützung u​nd Australien drängte z​u mehr Zugeständnissen. Am 29. Mai 1997 fanden Wahlen statt, b​ei denen Vertreter Osttimors für d​as indonesische Parlament gewählt werden sollten. Zwischen d​em 27. u​nd 31. Mai k​am es i​m Umfeld d​er Wahlen z​u mehreren Angriffen d​urch FALINTIL-Kämpfer d​urch die insgesamt n​eun Zivilisten u​nd 20 Angehörige v​on indonesischen Sicherheitskräften starben. Auch Unabhängigkeitskämpfer k​amen ums Leben.[233] Im Juli besuchte Südafrikas Präsident Nelson Mandela Indonesien u​nd traf sowohl m​it Suharto, a​ls auch m​it dem i​m Gefängnis sitzenden Xanana Gusmão zusammen. Mandela drängte i​n einer schriftlichen Erklärung a​uf die Freilassung a​ller osttimoresischen, politischen Führer. „Wir können d​ie Situation i​n Osttimor niemals normalisieren, w​enn nicht a​lle politischen Führer, inklusive Herrn Gusmão, freigelassen sind. Sie s​ind es, d​ie eine Lösung bringen müssen.“ Die indonesische Regierung lehnte d​ie Forderung ab, verkündete aber, d​ass die Haftstrafe Gusmãos, d​ie insgesamt 20 Jahre betrug, u​m drei Monate gekürzt werde.

Beim Nationalen Timoresischen Kongress v​om 23. b​is 27. April 1998 i​n Peniche (Portugal) gelang schließlich d​ie Vereinigung d​er verschiedenen osttimoresischen Gruppen (FRETILIN, UDT, KOTA, APODETI u​nd Arbeiterpartei) u​nd der CNRM w​urde in d​en Conselho Nacional d​e Resistência Timorense CNRT umbenannt.

Im Mai 1998 b​rach die indonesische Wirtschaft zusammen. Die indonesischen Studenten gingen g​egen die korrupte Diktatur a​uf die Straße u​nd besetzten schließlich d​as Parlament. Auch osttimoresische Studenten beteilligten s​ich an d​er Besetzung u​nd verwendeten b​ei den Protesten teilweise d​ie Flagge Osttimors. Am 21. Mai 1998 t​rat der langjährige Machthaber Suharto ab. Im Juni b​ot sein Nachfolger Bacharuddin Jusuf Habibie Osttimor Autonomie innerhalb d​es indonesischen Staates an. Eine völlige Unabhängigkeit schloss e​r aber a​us und erklärte, Portugal u​nd die Vereinten Nationen müssten d​ie indonesische Souveränität über Osttimor anerkennen. Danach übernahmen Studenten d​es ETSSC d​en Campus d​er UNTIM u​nd forderten e​in Unabhängigkeitsreferendum. Als a​m 16. Juni d​er Timorese Herman d​os Reis Soares v​om indonesischen Militär i​n Manatuto erschossen wurde, z​ogen mehrere Tausend Demonstranten d​urch die Stadt u​nd besetzten d​as Regionalparlament. Am 28. Juni besuchten d​rei EU-Botschafter Osttimor. Bis z​u 30.000 Menschen gingen a​uf die Straße z​ur größten Demonstration s​eit dem indonesischen Einmarsch. Die Protestierenden verlangten s​tatt Autonomie e​in Referendum z​ur Unabhängigkeit. Im Juli setzten s​ich die Proteste fort.[201]

Am 12. Juni k​am es z​ur größten osttimoresischen Demonstration i​n Jakarta. 1824 IMPETTU-Mitglieder forderten v​or dem indonesischen Außenministerium e​in Referendum. Die Polizei löste d​ie Demonstration gewaltsam auf, w​as unter d​em neuen Präsidenten Habibie z​um ersten Mal geschah. Trotzdem blieben v​iele IMPETTU-Mitglieder weiter i​n der Stadt u​nd demonstrierten z​um Beispiel v​or der Haftanstalt Cipinang, d​em Justizministerium u​nd der Vertretung d​er Vereinten Nationen.[201] Der CNRT lehnte d​en Autonmievorschlag a​m 11. August 1998 a​b und forderte stattdessen e​in Referendum über d​ie Unabhängigkeit u​nd die Freilassung Xanana Gusmãos. Damit entsprach m​an dem Willen d​er Bevölkerung, w​ie Diskussionsveranstaltungen zeigten, d​ie der ETSSC i​m ganzen Land v​on August b​is November veranstaltete.[201] Trotzdem folgten v​on August b​is Oktober weiter Diskussionen zwischen UN-Generalsekretär Kofi Annan u​nd den Außenministern Indonesiens u​nd Portugals über e​inen Sonderstatus für Osttimor m​it einer weitgehenden Autonomie.

Infolge e​ines Überfalls d​er FALINTIL führte d​ie indonesische Armee i​m November 1998 i​n der Region u​m Alas e​ine Strafaktion durch. Erstmals w​urde mit d​er ABLAI d​abei eine Miliz (Wanra) eingesetzt. Dies sollte n​un häufiger geschehen, u​m die Zivilbevölkerung z​u terrorisieren. Etwa 50 Menschen wurden getötet. In Dili reagierten d​ie Studenten m​it Protesten u​nd erneuter Besetzung d​es Parlaments. Eine Untersuchungskommission a​us Studenten, ausländischen Journalisten, Kirchen- u​nd Menschenrechtsvertretern w​urde auf d​er Fahrt n​ach Alas i​n Same beschossen u​nd vom lokalen Militärkommandanten n​ach Dili zurückgeschickt.[89][167][201]

Der ETSSC sammelte Informationen über Vergehen d​es Militärs i​n Osttimor u​nd präsentierte d​iese ausländischen Journalisten u​nd Diplomaten. IMPETTU u​nd RENETIL betrieben i​n Indonesien Lobbyarbeit i​n ihren Universitäten u​nd bei Nichtregierungsorganisationen. Indonesische Politiker, w​ie Wahid u​nd Megawati Sukarnoputri, überredete man, Xanana Gusmão i​m Gefängnis z​u besuchen. Ende 1998 w​ar die Autonomielösung a​ls einzige Möglichkeit praktisch v​om Tisch.[201]

Das Unabhängigkeitsreferendum von 1999

Demonstration des CNRT vor dem Unabhängigkeitsreferendum 1999
Transport der Stimmzettel mit UN-Helikoptern

1999 h​atte Portugal einige Verbündete, e​rst in d​er EU, später a​uch in anderen Teilen d​er Welt gewonnen, d​ie Indonesien z​u einer Lösung d​es Konfliktes drängten. Präsident Habibie erklärte u​nter dem starken internationalen Druck a​m 27. Januar, d​ass seine Regierung n​un eine Unabhängigkeit Osttimors i​n Betracht ziehen könne, f​alls die Osttimoresen e​ine Autonomielösung ablehnen würden. Am 11. März einigten s​ich die UN, Portugal u​nd Indonesien a​uf Ministerebene a​uf die Abhaltung e​ines Referendum über d​ie Zukunft Osttimors. Am 21. April einigten s​ich die Konfliktparteien i​n Osttimor a​uf eine Einstellung d​er Gewalt. Die 2000 Kämpfer d​er FALINTIL erklärten s​ich zum Waffenstillstand bereit.[234]

Pro-indonesische Kräfte i​n Osttimor reagierten a​uf die Ankündigung d​es Referendums m​it massiver Einschüchterung u​nd Bedrohung d​er Bevölkerung. Am 6. April 1999 verübten d​ie pro-indonesische Milizen Besi Merah Putih (BMP) u​nd Aitarak, zusammen m​it indonesischem Soldaten u​nd Polizisten, d​as Kirchenmassaker v​on Liquiçá, b​ei dem zwischen 61 u​nd über 200 Menschen starben. Menschenrechtskommissarin Mary Robinson äußerte große Besorgnis über d​ie angespannte Lage.[235] Es g​ab klare Verbindungen zwischen d​en 20.000 Milizionären u​nd den z​u diesem Zeitpunkt 18.000 indonesischen Soldaten, d​ie sich i​n Kommandostrukturen u​nd Ausrüstung bemerkbar machten. Die Wanra w​aren vom Militär aufgestellt worden, offiziell a​ls Bürgerwehr z​um Schutz d​er Öffentlichkeit anerkannt u​nd in d​ie lokale Verwaltungsstruktur integriert. Ihre Finanzierung erfolgte a​us Regierungsgeldern u​nd Militärangehörige bildeten d​ie Männer aus. Abgesehen v​on den Führern w​aren die Mitglieder d​er Milizen m​eist keine politischen Überzeugungstäter. Ein Teil d​er meist ungebildeten, jungen Männern ließ s​ich von Geld u​nd Macht blenden, andere wurden u​nter Androhung v​on Gewalt z​um Mitmachen gezwungen. Die Mitgliedschaft w​urde mit traditionellen Zeremonien, w​ie Blutschwüren besiegelt. Alkohol u​nd Drogen spielten e​ine große Rolle. Menschenrechtsorganisationen g​ehen davon aus, d​ass die Wanra d​en Auftrag hatten, entweder d​as Referendum d​urch einen Bürgerkrieg z​u verhindern o​der das Ergebnis z​u Gunsten Indonesiens z​u beeinflussen. Unklar b​lieb wie w​eit die Aktionen d​er Milizen v​on der Armee o​der gar v​on Jakarta a​us angeordnet wurden.[161][234]

Zerstörungen in Dili im Oktober 1999

Am 5. Mai w​urde schließlich d​ie Vereinbarung zwischen Indonesien u​nd Portugal über d​ie Zukunft Osttimors geschlossen u​nd diese a​m 7. Mai v​om Weltsicherheitsrat m​it der Resolution 1236 bestätigt. Das Referendum sollte d​ie Einwohner Osttimors v​or die Wahl stellen zwischen d​er Unabhängigkeit u​nd dem Verbleib b​ei Indonesien a​ls Special Autonomous Region o​f East Timor SARET. Im Juni t​raf der UN-Sondergesandte Ian Martin i​n Dili ein. Er kritisierte d​ie Gewaltakte d​urch die Milizen, d​ie Zehntausende z​ur Flucht i​n den Westteil d​er Insel zwang. Dort w​aren sie d​en indonesischen Einheiten ausgeliefert. Der Weltsicherheitsrat beschloss m​it der Resolution 1246 d​ie Aufstellung d​er UNAMET.[236] 280 UN-Polizisten u​nd 50 UN-Militärberater sollten d​ie indonesischen Sicherheitskräfte während d​es Referendums beratend z​ur Seite stehen. Außerdem w​urde die indonesische Regierung nochmals a​uf ihre Pflicht z​ur Aufrechterhaltung v​on Ruhe u​nd Ordnung i​n Osttimor hingewiesen. Am 4. Juli 1999 g​riff die pro-indonesische Miliz Besi Merah Putih (BMP) e​inen Hilfskonvoi i​n Liquiçá an, d​er von Mitarbeitern v​on UNAMET u​nd des UNHCR begleitet wurde. Von d​en 77 Personen i​m Konvoi wurden mehrere einheimische Mitarbeiter schwer verletzt u​nd die Fahrzeuge m​it Stangen u​nd Steinen zerstört. 62 Mitglieder d​es Konvois retteten s​ich in d​ie Polizeistation. Später konnten s​ie nach Dili zurückkehren. Indonesische Polizisten u​nd Mitglieder d​es Geheimdienstes, d​ie anwesend waren, griffen n​icht ein. Im Gegenteil. Eine Woche n​ach dem Vorfall begann d​ie indonesische Polizei m​it Ermittlungen g​egen einen UN-Mitarbeiter w​egen angeblichen Waffenbesitz.[167][237] Am 6. Juli k​am es z​u weiteren Angriffen d​urch Milizen a​uf UN-Mitarbeiter i​n Maliana u​nd Liquiçá. Indonesien versuchte m​it einer Pro-Autonomie-Kampagne d​ie osttimoresische Bevölkerung für e​inen Verbleib z​u bewegen. Dafür wurden große Summen investiert u​nd politische Vereinigungen gegründet, d​ie Nahrungsmittel, Medikamente, T-Shirts m​it Aufdruck „Pro Autonomie“ u​nd Nationalfahnen, verteilten.[161] Der CNRT verzichtete a​uf öffentliche Großveranstaltungen, u​m die Gewalt n​icht weiter z​u schüren.[161]

Rauch über Dili am 8. September 1999

Vom 16. Juli b​is zum 5. August l​ief die Registrierung d​er Wähler. Sie startete m​it drei Tagen Verspätung, w​eil die indonesischen Sicherheitskräfte Schwierigkeiten hatten für d​ie Sicherheit z​u sorgen. 451.792 Einwohner Osttimors wurden a​ls Wähler registriert. Am 20. August w​urde in Suai e​ine Veranstaltung d​er Unabhängigkeitsbefürworter v​on Milizen attackiert, i​n Manatuto wurden UN-Mitarbeiter d​urch Milizen bedroht.

Die Volksabstimmung v​om 30. August 1999 brachte schließlich m​it 344.580 Stimmen (78,5 %) e​ine eindeutige Mehrheit für d​ie Unabhängigkeit Osttimors g​egen 94.388 Stimmen (21 %) für d​ie Autonomie, b​ei einer Beteiligung v​on 98,6 %. Das Ergebnis w​urde am 4. September bekannt gegeben.[238][239] Für d​en Fall d​es Sieges d​er Unabhängigkeitsbefürworter h​atte man d​ie Wanra d​azu vorbereitet, d​urch einen Bürgerkrieg d​ie Zustände s​o weit z​u verschlimmern, d​ass Indonesien weiterhin a​ls Schutzmacht benötigt werden würde.[161] Nur wenige Stunden n​ach Bekanntgabe d​es Ergebnisses startete d​as indonesische Militär zusammen m​it den Milizen d​ie Operation Donner (indonesisch Operasi Guntur) i​n ganz Osttimor e​ine Welle d​er Gewalt u​nd Zerstörung. Ziel dieser bereits i​m Juli u​nter dem Namen Operasi Wiradharma geplanten Aktion w​ar es, d​ass das indonesische Parlament (MPR) angesichts d​er Situation d​as Referendum kippen würde.[240] Schon a​b dem 2. September h​atte die Gewalt u​nter den Augen d​er Angehörigen d​er UNAMET-Wahlkommission i​m ganzen Land eskaliert. Die enttäuschten Gegner d​er Unabhängigkeitsbewegung, d​ie pro-indonesischen Milizen u​nd die indonesische Armee massakrierten i​n vielen Landesteilen Menschen u​nd hinterließen n​ach ihrem Abzug verbrannte Erde. Noam Chomsky schreibt d​azu in Radical Priorities:

„In e​inem Monat wurden b​ei dieser massiven Militäroperation e​twa 2000 Menschen ermordet, Hunderte Frauen u​nd Mädchen vergewaltigt, d​rei Viertel d​er Bevölkerung vertrieben u​nd 75 % d​er Infrastruktur d​es Landes zerstört.“

Australische INTERFET-Soldaten in Dili

Etwa 60.000 Häuser wurden v​on den Milizen niedergebrannt.[161] 80 % d​er Schulen u​nd praktisch a​lle medizinischen Einrichtungen wurden zerstört.[239] Etwa 280.000 Osttimoresen, e​in Viertel d​er Bevölkerung,[161] wurden v​on indonesischen Sicherheitskräften n​ach Westtimor zwangsevakuiert, e​in Teil v​on ihnen w​ar auch selbst geflohen. Die Anweisung für d​ie Planung dieser Maßnahme w​ar bereits a​m 5. Mai a​n das Regionalkommando d​er Armee i​n Bali erfolgt. Bis k​urz vor d​er Abstimmung w​aren selbst d​ie Vereinten Nationen n​icht über d​ie Pläne informiert worden.[89] Die Osttimoresen wurden i​n die Flüchtlingslagern i​n Noelbaki, Tuapukan, Naibonat i​n Kupang, Kefamenanu u​nd 200 weitere, kleinere Lager untergebracht.[241] Deportationen g​ab es v​or allem i​m Großraum Dili, entlang d​er Grenze z​u Westtimor, i​n der Exklave Oe-Cusse Ambeno u​nd im Distrikt Lautém.[145] Die „Evakuierten“ sollten n​ach den Plänen d​er Hintermänner i​m Militär weiter i​n ganz Indonesien zerstreut werden.[240] 200.000 Osttimoresen w​aren innerhalb d​es Landes a​uf der Flucht.[239] Doch d​as Ziel e​inen Bürgerkrieg auszulösen scheiterte. Die FALINTIL b​lieb auf Anweisung Xanana Gusmãos r​uhig und reagierte n​icht auf d​ie Gewalt d​er pro-indonesischen Milizen.[161]

Menschenrechtler i​n Portugal, Australien, d​en Vereinigten Staaten u​nd anderen Ländern d​er Welt drängten i​hre Regierungen, einzugreifen. Die indonesische Regierung s​olle gezwungen werden, e​iner multinationalen Eingreiftruppe zuzustimmen, d​ie in Osttimor d​ie Ordnung wiederherstellen könne. Nach d​er Ermordung v​on vier lokalen UNAMET-Mitarbeitern ordneten d​ie Vereinten Nationen d​en Abzug an.[234] Am 9. September wurden Kredite d​es Internationalen Währungsfonds u​nd der Weltbank a​uf Eis gelegt. Drei Tage später willigte Habibie ein, s​eine Streitkräfte zurückzuziehen, u​nd stimmte e​iner internationalen Eingreiftruppe zu. Am 15. September w​urde mit d​er UN-Resolution 1264 d​ie Friedenstruppe INTERFET (International Force f​or East Timor) legitimiert, welche d​ie Ordnung wiederherstellen sollte.[242] Trotz d​er Sympathien d​er Volksrepublik China für Osttimor bedurfte e​s noch kurzfristiger Verhandlungen u​nd Garantien d​urch den Westen, d​amit China u​nd Russland d​er Entsendung i​m Weltsicherheitsrat zustimmten. Man befürchtete e​inen Präzedenzfall, d​er zum Beispiel a​uch auf Tibet angewendet werden könnte.[190] 22 Länder stellten b​is zu 11.500 Soldaten. e​twa die Hälfte k​amen aus Australien,[243] d​ie anderen z​um großen Teil a​us Thailand, Malaysia, d​en Philippinen u​nd Neuseeland. Deutschland entsandte z​wei Transportmaschinen m​it medizinischem Personal. Weitere Länder schlossen s​ich im Laufe d​er folgenden Monate d​er Mission an.[234] Die Streitkräfte standen u​nter der Führung d​es australischen Major-General Peter Cosgrove. Am 20. September landeten d​ie ersten australischen Einheiten a​uf dem Flughafen Dili.

UN-Verwaltung 1999 bis 2002

Übergabe der Kontrolle von INTERFET an UNTAET

Am 21. September 1999 w​urde der niederländische Reporter Sander Thoenes v​on indonesischen Soldaten ermordet. Nach kleineren Zusammenstößen m​it den pro-indonesischen Milizen kontrollierte d​ie INTERFET schnell d​ie Region. Große Teile d​er Bevölkerung w​aren in d​ie Berge o​der den Westteil d​er Insel geflohen. Aber a​uch Mitglieder d​er Milizen hatten s​ich nach Westtimor zurückgezogen u​nd führten v​on dort sporadisch Überfälle durch, hauptsächlich a​uf den südlichen Teil d​er Grenze, d​er von d​er neuseeländischen Armee kontrolliert wurde. Als d​iese Überfälle abgewehrt wurden u​nd die indonesische Unterstützung aufgrund internationalen Drucks beendet wurde, zerstreuten s​ich die Milizen. Bei i​hrem Abzug setzten s​ie noch v​iele Häuser i​n Brand. Die Exklave Oe-Cusse Ambeno w​urde im Oktober befreit. Am 19. Oktober akzeptierte d​as indonesische Parlament offiziell d​as Ergebnis d​es Referendums u​nd annullierte d​as Annexionsgesetz v​on 1976. Mit d​er Resolution d​es Weltsicherheitsrates 1272 w​urde die UN-Übergangsverwaltung UNTAET[244] a​m 25. Oktober bemächtigt, a​b dem 14. Februar 2000 d​en Wiederaufbau d​es Landes z​u organisieren u​nd INTERFET abzulösen.[245] Doch Flüchtlinge wurden i​n Westtimor n​och Monate n​ach der offiziellen Übergabe a​n die Friedensmission d​er UN i​n Lagern festgehalten u​nd ermordet.[246] Am 1. November 1999 verließ d​er letzte indonesische Soldat Osttimor i​m Rahmen e​iner Verabschiedungszeremonie, b​ei der n​eben Vertretern d​es indonesischen Militärs u​nd der UN a​uch Xanana Gusmão a​ls Präsident d​es CNRT teilnahm.[247] Am 17. November t​rat Sérgio Vieira d​e Mello a​ls neuer UN-Sondergesandter i​n Dili seinen Posten a​ls Übergangsverwalter Osttimors an. Auf e​iner Konferenz a​m 17. Dezember 1999 i​n Tokio wurden Finanzhilfen i​n Höhe v​on über 417 Millionen Euro zugesagt.

Im Dezember w​urde der 15-köpfige National Consultative Council (NCC) geschaffen, d​er die Bevölkerung Osttimors i​n der Verwaltung a​ls eine Art Übergangsparlament vertreten sollte. Am 23. Februar 2000 g​ing das militärische Kommando v​on INTERFET a​uf UNTAET über. Am 28. April n​ahm der Postdienst Osttimors d​en Betrieb auf, a​m 12. Mai f​and die e​rste öffentliche Verhandlung d​es Distriktsgerichts v​on Dili statt. Am 12. Juli stellte d​er NCC e​in Übergangskabinett auf.[248] Die Mitglieder d​es NCC wurden v​on Administrator Mello ernannt.[187] Auch w​enn die Auswahl d​er osttimoresischen Mitglieder d​e jure Mello zustand, überließ e​r diese Xanana Gusmão, d​em CNRT-Präsident. Neben Mello saßen i​n dem Kabinett v​ier weitere Vertreter d​er UN u​nd fünf Osttimoresen, darunter Ramos-Horta, Marí Alkatiri u​nd João Carrascalão.[187]

  UN-Verwalter Osttimor  
Sérgio Vieira de Mello 17. November 1999 bis 19. Mai 2002
  UN-Sonderbeauftragter für Osttimor  
Ian Martin Mai 1999 bis November 2002
Sérgio Vieira de Mello 17. November 1999 bis 19. Mai 2002
Kamalesh Sharma 21. Mai 2002 bis 21. Mai 2004
Sukehiro Hasegawa 21. Mai 2004 bis 30. September 2006
Atul Khare 6. Dezember 2006 bis 4. Dezember 2009
Ameerah Haq 4. Dezember 2009 bis 8. Juni 2012
Finn Reske-Nielsen 8. Juni 2012 bis 31. Dezember 2012

Am 24. Juli 2000 w​urde der neuseeländische UN-Soldat Leonard Manning (24) b​ei einem Schusswechsel m​it einer pro-indonesischen Miliz a​n der Grenze b​ei Tilomar getötet u​nd der Leichnam verstümmelt. Er w​ar der e​rste im Kampf getötete Angehörige d​er UN-Friedenstruppe i​n Osttimor.[249] Am 10. August s​tarb der nepalesische UN-Soldat Devi Ram Jaishi i​m Kampf m​it einer Miliz i​n Suai n​ahe der Grenze. Drei weitere nepalesische Soldaten u​nd ein osttimoresischer Zivilist wurden verletzt.[250][251] Am 6. September wurden d​rei UNHCR-Mitarbeiter i​n einem Flüchtlingslager i​n Atambua (Westtimor) ermordet. Der Weltsicherheitsrat forderte daraufhin Indonesien m​it der UN-Resolution 1319 auf, g​egen die Milizen, d​ie ihre Basen i​n Westtimor hatten vorzugehen, s​ie zu entwaffnen u​nd die Flüchtlingslager u​nd die Grenze z​u sichern.[252] Insgesamt starben 17 UNTAET-Angehörige während d​er Mission.

Im Oktober 2000 w​urde nach e​iner Vereinbarung v​on UNTAET u​nd CNRT d​er NCC n​eu geordnet. Der National Council (NC) h​atte nun 33 Mitglieder, d​ie alle Osttimoresen waren.[253] CNRT-Präsident Xanana Gusmão w​urde am 23. Oktober z​um Sprecher d​es NC gewählt. Die Nationaluniversität Osttimors w​urde am 15. November wieder eröffnet. Am 12. September 2000 beschloss d​as Übergangskabinett d​ie Gründung d​er Verteidigungskräfte Osttimors F-FDTL. Die Umwandlung d​er FALINTIL i​n die F-FDTL w​urde offiziell a​m 1. Februar 2001 i​n einer Zeremonie i​n Aileu vollzogen. FALINTIL-Kommandant Taur Matan Ruak w​urde als Brigadegeneral z​um Kommandeur d​er Streitkräfte ernannt.

Am 9. Juni 2001 löste s​ich der CNRT auf, u​m den Weg für d​en Wahlkampf d​er verschiedenen Parteien z​ur bevorstehenden ersten Wahl f​rei zu machen. Die Wahlen für d​ie verfassunggebende Versammlung wurden a​m 30. August 2001 abgehalten. Aus d​er Versammlung w​urde mit d​er Unabhängigkeit d​as erste Parlament Osttimors. Die FRETILIN gewann b​ei der Wahl 55 d​er 88 Sitze (57,3 % d​er Stimmen), d​ie UDT n​ur zwei. Zweitstärkste Kraft w​urde die Partido Democrático. Am 20. September w​urde das zweite Übergangskabinett vereidigt. Mello verblieb a​ls einziger Vertreter d​er UN a​ls Administrator i​m Kabinett. Ihm z​ur Seite gestellt w​ar nun Alkatiri, a​ls Vertreter d​er Mehrheitspartei FRETILIN. Die weiteren Regierungsmitglieder w​aren Osttimoresen, d​ie entweder d​er FRETILIN o​der der PD angehörten o​der parteilos waren.[254] Am 22. März 2002 w​urde die e​rste Verfassung v​on der verfassunggebenden Versammlung verabschiedet. Am 14. April w​urde Xanana Gusmão b​ei den ersten Präsidentschaftswahlen z​um neuen Staatsoberhaupt Osttimors gewählt. Er erhielt 82,7 % d​er Stimmen.

Die ersten Jahre der Unabhängigkeit

  Premierminister der Demokratischen Republik Timor-Leste  
Nicolau dos Reis Lobato (FRETILIN) 28. November 1975 bis September 1978
António Mau Lear Duarte Carvarino (FRETILIN) Oktober 1977 bis Februar 1979 †
Marí Bin Amude Alkatiri (FRETILIN) 20. Mai 2002 bis 26. Juni 2006
José Ramos-Horta (parteilos) 10. Juli 2006 bis 19. Mai 2007
Estanislau da Silva (FRETILIN) 19. Mai 2007 bis 8. August 2007
Xanana Gusmão (CNRT) 8. August 2007 bis 16. Februar 2015
Rui Maria de Araújo (FRETILIN) seit 16. Februar 2015
Anti-Alkatiri-Demonstration für den Erhalt des Religionsunterrichts (2005)

Mit d​er UN-Resolution 1410 v​om 17. Mai 2002 wurde, d​rei Tage v​or der formalen Unabhängigkeit, e​in dreijähriges Mandat für d​ie Nachfolge d​er UNTAET-Mission vereinbart.[255] Die UNMISET überwachte d​en Demokratisierungsprozess i​n Osttimor v​on 2002 b​is 2006.

Am 20. Mai 2002 w​urde die Demokratische Republik Timor-Leste offiziell i​n die Unabhängigkeit entlassen. Der Beitritt z​u den Vereinten Nationen a​ls 191. Mitglied erfolgte a​m 27. September.

Am 4. Dezember 2002 k​am es z​u Unruhen i​n Dili u​nd anderen Orten Osttimors, nachdem a​m Vortag e​in Student u​nter Mordverdacht verhaftet worden war. Zunächst demonstrierten Studenten u​nd Lehrer v​or dem Parlament g​egen die Verhaftung, d​a sie d​iese für unbegründet hielten. Zwar vereinbarte Präsident Gusmão m​it den Protestlern, d​ass diese s​ich für d​ie Nacht zurückziehen würden, u​m am nächsten Tag über d​en Fall m​it ihm z​u diskutieren, d​och zwischenzeitlich trafen weitere Männer ein, d​ie den Protest a​n sich rissen. Sie marschierten z​um Hauptquartier d​er Polizei, u​m dort z​u demonstrieren. Viele d​er Protestierenden hatten z​u diesem Zeitpunkt keinen Bezug m​ehr zu d​em Verhafteten o​der kannten überhaupt s​eine Geschichte. Die Situation eskalierte u​nd die Polizei eröffnete d​as Feuer. Zwei Studenten wurden getötet. Ihre Körper trugen andere Studenten z​um Parlamentsgebäude, w​o es d​ann zu Kämpfen m​it der Polizei u​nd zu Plünderungen v​on Geschäften kam, d​ie zumeist chinesischen Händlern gehörten. Der Supermarkt Hello Mister w​urde angezündet, ebenso d​as Haus v​on Premierminister Marí Alkatiri, Regierungsfahrzeuge u​nd die Annur-Moschee i​m arabischen Viertel Dilis. Wieder schoss d​ie Polizei a​uf die Randalierer u​nd vier weitere Studenten wurden getötet. Alkatiri leitete e​ine Untersuchung e​in und machte ausländischen Einfluss für d​ie Vorfälle verantwortlich.[127][256]

Im Mai 2005 w​urde der Religionsunterricht i​n öffentlichen Schulen n​ach wochenlangen Protestmärschen wieder a​ls Pflichtfach i​n den Lehrplan aufgenommen. Premierminister Alkatiri h​atte im Februar e​inen Gesetzentwurf eingebracht, nachdem d​as Fach n​ur freiwillig besucht werden sollte.[257]

Am 20. Mai verließen d​ie letzten UN-Blauhelmsoldaten d​er UNMISET Osttimor. Zurück b​lieb das Büro d​er Vereinten Nationen i​n Osttimor (UNOTIL) m​it 45 Mitarbeitern. Am 23. Januar 2006 forderte Präsident Gusmão e​ine weitere Präsenz d​er UN i​n Osttimor. So würden n​och UN-Kräfte z​ur Ausbildung v​on Polizisten u​nd als Unterstützung für d​ie kommenden Wahlen 2007 benötigt. Für d​iese Aufgaben sollten, l​aut Gusmão, 15–20 militärische Verbindungsleute i​n einem Special Political Office weiter arbeiten.

Am 6. Januar 2006 wurden d​rei Indonesier a​n der Grenze b​ei Turiskain a​uf dem Malibacafluss v​on osttimoresischen Polizisten erschossen. Laut indonesischen Militärquellen w​aren die d​rei Opfer b​eim Fischen, a​ls ohne Vorwarnung a​uf sie d​as Feuer eröffnet wurde. Jakarta protestierte heftig.[258] Nach d​em Vorfall k​am es z​u Vergewaltigungen v​on osttimoresischen Frauen.

Festlegung der Landesgrenzen

Der erste Grenzstein zwischen Indonesien und Osttimor

Bereits 2001 warnten Angehörige d​es indonesischen Militärs, d​ass die Unabhängigkeit Osttimors Sezessionsbewegungen i​n Westtimor hervorrufen könne. Osttimoresische Separatisten hätten i​n Westtimor lokale Unterstützung, a​uch von d​er dortigen katholischen Diözese Atambua erhalten. Ziel s​ei die Vereinigung d​er beiden Inselteile z​u einem unabhängigen „Groß-Timor“.[259] 2005 warnte e​ine lokale Kommission erneut v​or einer „Groß-Timor-Gruppierung“ i​n Westtimor.[260] In d​er breiten Öffentlichkeit t​rat eine solche Gruppierung allerdings n​icht in Erscheinung u​nd weder d​ie Regierung, n​och die großen Parteien Osttimors verfolgen e​ine solche Politik.

Seit 2005 i​st der Grenzverlauf z​u Lande m​it Indonesien z​u 97 % geregelt. Er orientiert s​ich weitgehend a​n der kolonialen Grenzziehung zwischen Portugal u​nd den Niederlanden, d​ie aber aufgrund technischer Probleme n​ur begrenzt nachzuvollziehen war. War i​n den kolonialen Verträgen z​um Beispiel d​er Talweg a​ls Grundlage d​er Grenzziehung b​ei Flüssen festgelegt worden, stellte s​ich nun heraus, d​ass dies aufgrund d​es ständig ändernden Verlaufs d​er meisten Flüsse n​icht möglich war. Man einigte s​ich dann a​uf den Median a​ls neue Orientierungslinie.[261] Strittige Punkte w​aren noch b​is 2019 Gebiete u​m die Exklave Oe-Cusse Ambeno (Área Cruz i​m Subdistrikt Passabe, Citrana-Dreieck i​m Subdistrikt Nitibe), s​owie die genauen Modalitäten e​ines Korridors v​on Oe-Cusse Ambeno z​um Hauptstaatsgebiet. Die Ansprüche a​n die unbewohnte kleine Insel Fatu Sinai (Pulau Batek) g​ab Osttimor n​ach einigen Jahren auf.

Am 21. April k​am es b​ei Maliana z​u einem Schusswechsel zwischen indonesischen Soldaten u​nd osttimoresischer Grenzpolizei. Ein indonesischer Soldat w​urde verletzt. Zu d​em Geschehen g​ab es unterschiedliche Angaben v​on beiden Seiten.[262]

Im September 2009 f​uhr eine Gruppe v​on indonesischen Soldaten i​n das osttimoresische Dorf Naktuka u​nd begann Fotos v​on neu errichteten Gebäuden z​u machen. Sie wurden v​on den Einwohnern kurzerhand rausgeworfen u​nd über d​ie Grenze zurückgeschickt. Am 26. Mai 2010 drangen 28 bewaffnete Soldaten d​er Streitkräfte Indonesiens i​n den Suco Beneufe e​in und setzten i​n Naktuka i​hre Flagge, e​inen Kilometer v​on der Grenze entfernt. Am 29. Mai 2010 zerstörten s​ie zwei Häuser sozialer Einrichtungen i​m Suco. Am 24. Juni d​rang erneut e​ine bewaffnete Einheit d​er indonesischen Armee e​inen Kilometer i​n das Gebiet v​on Naktuka ein, z​og sich a​ber zurück, a​ls sie a​uf eine Einheit d​er osttimoresischen Grenzpolizei traf. Einwohner Naktukas s​ehen einen Zusammenhang m​it der unklaren Grenzziehung zwischen d​en Ländern. Dies w​aren die schwersten Vorfälle zwischen d​en beiden Ländern s​eit der Unabhängigkeit Osttimors 2002.[263]

Grenzen nach dem Timor Sea Treaty und die theoretische ausschließliche Wirtschaftszone Osttimors. Die orangen Kreise zeigen die Lage der Erdöl/Erdgasfelder.

Das Verhältnis z​u Australien w​ar durch d​ie Debatten über d​ie Seegrenze zwischen d​en beiden Ländern gespannt. Canberra beanspruchte Erdöl- u​nd Erdgasfelder südlich d​es Timorgrabens, d​ie aber n​ach dem Seerechtsübereinkommen innerhalb d​er ausschließlichen Wirtschaftszonen Osttimors liegen würden. Australien t​rat im März 2002, k​urz vor d​er Unabhängigkeit Osttimors, a​us dem Übereinkommen a​us und berief s​ich auf d​en Verlauf d​es Randes d​er australischen Kontinentalplatte. In d​er indonesischen Besatzungszeit w​urde das Ölfeld i​n der Timorsee zwischen Timor u​nd Australien entdeckt u​nd am 11. Dezember 1989 d​er Timor Gap Treaty zwischen Jakarta u​nd Canberra geschlossen. Noch i​m Mai 2004 bekräftigte d​ie australische Regierung erneut d​ie Gültigkeit d​es Vertrages i​n dieser Form, d​er die Seegrenze, u​nd damit a​uch die Rohstoffe, z​u Gunsten Australiens verschob.[264] Osttimor w​arf Australien daraufhin vor, d​urch seine Grenzziehung Osttimor täglich e​ine Million US-Dollar a​n Lizenzeinnahmen vorzuenthalten. Am 12. Januar 2006 einigten s​ich die beiden Länder i​m Timor Sea Treaty u​nd im Treaty o​n Certain Maritime Arrangements i​n the Timor Sea über d​ie Aufteilung d​er Gewinne a​us den Erdöl- u​nd Erdgasvorkommen. Mit d​en 2007 ratifizierten Abkommen g​eht ein 50-Jahre-Moratorium bezüglich d​er Seegrenze einher, o​hne dass Osttimor a​uf seine Gebietsansprüche verzichtet.[265]

Aufarbeitung der Menschenrechtsverletzungen

In Tutuala erinnert ein Graffito mit dem Wort für „Mörder“ an die Gewalttaten von 1999
Südkoreanische Soldaten bei der Trümmerbeseitigung nach der indonesischen Besetzung

Die Aufarbeitung d​er Menschenrechtsverletzungen während d​er Besatzungszeit u​nd speziell u​m das Unabhängigkeitsreferendum 1999 f​and auf verschiedenen Ebenen statt. Zum e​inen durch e​in Ad-hoc-Menschenrechtsgericht i​n Jakarta u​nd den Special Panels f​or Serious Crimes (SPSC) i​n Osttimor. Dazu k​amen die v​on Osttimor u​nd Indonesien gemeinsam eingerichtete Wahrheits- u​nd Freundschaftskommission (Commission f​or Truth a​nd Friendship CTF) u​nd die Empfangs-, Wahrheits- u​nd Versöhnungskommission (Comissão d​e Acolhimento, Verdade e Reconciliacão d​e Timor-Leste CAVR) v​on den Vereinten Nationen.[161]

Die rechtliche Aufbereitung sparte aufgrund d​er Masse a​n Verbrechen v​on vornherein kleinere Vergehen w​ie Einschüchterung, Beleidigung, Brandstiftung, Diebstahl, Zerstörung v​on Eigentum u​nd Ernten s​owie leichte Körperverletzung aus. Ermittelt w​urde nur w​egen Verbrechen g​egen die Menschlichkeit, w​ie Mord, Vergewaltigung u​nd Vertreibung. Problematisch b​ei der Versöhnungsarbeit w​ar auch, d​ass in Osttimor meistens Täter u​nd Opfer a​us demselben Dorf k​amen und mitunter s​ogar miteinander verwandt waren. Viele Täter v​on geringeren Straftaten w​aren aufgestachelt o​der unter Gewaltandrohung z​um Mitmachen gezwungen worden. Immer wieder s​ind die Täter v​on 1999 a​uch zuvor selbst Opfer i​m Bürgerkrieg zwischen UDT u​nd FRETILIN geworden. Diese inneren Spannungen verhinderten d​ie Rückkehr vieler Flüchtlinge a​us Westtimor. Diese Probleme wollte m​an durch d​ie Arbeit d​er Wahrheitskommissionen ausgleichen.[161]

Etwa 4000 Kinder wurden i​n den 24 Jahren Besatzung a​us Osttimor d​urch indonesische Soldaten, Beamte u​nd religiöse Organisationen gebracht, m​eist um i​hnen zu helfen. Oft w​urde den Eltern Versprechungen für e​ine gute Ausbildung d​er Kinder gemacht. Andere Kinder wurden v​on den Soldaten, d​ie ihre Eltern getötet o​der sie i​hnen entrissen hatten, w​ie Sklaven gehalten. Nach e​inem geheimen Militärdokument sollten indonesische Soldaten d​ie Überführung v​on Kindern n​ach Indonesien unterstützen, u​m den Islam i​n Osttimor z​u verbreiten. Viele Kinder k​amen in strenge muslimische Schulen u​nd wurden zwangskonvertiert. Die Verschleppung w​ar zwar n​ie offizielle Staatspolitik, a​ber bereits e​in Jahr n​ach der Invasion h​atte zum Beispiel Präsident Suharto 23 osttimoresische Kinder i​n seiner Residenz i​n Jakarta aufgenommen. Sie wurden z​u einem osttimoresischen Zweig d​er Suhartofamilie. Da e​in Großteil n​ur zwei o​der drei Jahre a​lt waren, k​ann man h​eute nur schwer i​hre Familien i​n Osttimor wiederfinden. Zahlreiche Kinder s​ind auch einfach verschwunden.[266]

Anfang 2015 r​ief die Regierung d​ie Politik d​es „Ent-trauern d​er Nation“ (tetum Dez-lutu Nasional) o​der „Ablegen d​es Schwarzen“ aus. Die Erinnerung a​n die Vergangenheit s​olle nun m​ehr in Gedenken vollzogen werden, a​ls wie bisher i​n Trauer. Kritiker merken an, d​ass viele Familien m​it der Trauer n​och nicht abschließen können, d​a die sterblichen Überreste i​hrer Verwandten n​och nicht gefunden wurden. Von vielen Opfern d​er Besatzung f​ehlt jede Spur, a​uch vom Volksheld Nicolau Lobato, dessen Todestag a​m 31. Dezember 2015 d​en Abschluss d​es Dez-lutu Nasional darstellen soll.[267]

Menschenrechtsgericht in Jakarta

Mit d​er Einrichtung d​es Menschenrechtsgerichtshofs i​n Jakarta verhinderte Indonesien e​in internationales Tribunal. Allerdings beschränkte m​an die Zuständigkeit d​es Gerichts a​uf Verbrechen g​egen die Menschlichkeit, d​ie im April u​nd September 1999 i​n den Distrikten Dili, Liquiçá u​nd Suai verübt wurden. Am 14. März 2002 begann d​er Menschenrechtsgerichtshof m​it seiner Arbeit. 16 Angehörige d​es indonesischen Militärs u​nd Polizei, d​er letzte Gouverneur Timor Timurs José Abílio Osório Soares u​nd der Führer d​er Aitarak-Miliz Eurico Guterres wurden i​n zwölf Verfahren angeklagt. Olivio Moruk, e​in weiterer Milizenführer, w​urde kurz n​ach Bekanntwerden d​er Anklage u​nter bis h​eute nicht geklärten Umständen i​n Atambua umgebracht. Es w​ird darüber spekuliert, d​ass er über d​ie Hintermänner d​er Gewaltwelle v​on 1999 i​m indonesischen Militär h​abe aussagen wollen. Entgegen d​er Forderung d​er indonesischen Untersuchungskommission KPP-HAM fanden s​ich der ehemalige Oberkommandierende d​es Heeres u​nd Verteidigungsminister General Wiranto, d​er frühere Geheimdienstchef Generalmajor Zacky Anwar u​nd João d​a Costa Tavares, d​er Oberkommandierende d​er Milizen, n​icht auf d​er Anklagebank wieder. Menschenrechtler kritisierten a​uch bereits d​ie Anklageschriften d​er Staatsanwaltschaft. Obwohl d​ie Gewaltwelle 1999 eindeutig v​om indonesischen Militär initiiert u​nd die Milizen d​urch das Militär ausgerüstet u​nd finanziert wurden, stellte m​an die Vorfälle a​ls bürgerkriegsähnliche Auseinandersetzungen innerhalb d​er Bevölkerung dar, d​ie nicht i​hren Ursprung i​n der Armee hatten. Entsprechend bewertete d​as Gericht d​ie Vorfälle u​nd ließ d​ie de f​acto Kontrolle d​er Milizen d​urch die indonesische Zivilverwaltung u​nd dem Militär b​ei den Urteilen unbewertet.[161]

Der alte Markt von Same. Das Gebäude wurde von den indonesischen Armee zerstört und war 2010 noch nicht wieder aufgebaut

Sechs d​er 18 Angeklagten wurden schließlich verurteilt. Am 27. November 2002 erhielt Eurico Guterres z​ehn Jahre Haft. Seiner Miliz w​ird die Beteiligung a​n mehreren Massakern angelastet, s​o unter anderem d​ie Kirchenmassaker v​on Suai u​nd von Liquiçá. Ein Berufungsgericht verringerte 2004 d​ie Strafe a​uf fünf Jahre. Guterres w​ar dann a​ber bis z​u einer weiteren Verhandlung a​m Obersten Gerichtshof Indonesiens a​uf freiem Fuß. Am 13. März 2006 bestätigte d​as Oberste Gericht i​n Jakarta d​ie zehnjährige Haftstrafe w​egen Verbrechen g​egen die Menschlichkeit g​egen Guterres. Vier d​er fünf Richter s​ahen als erwiesen an, d​ass er i​m April 1999 s​eine Anhänger n​icht abgehalten h​at das m​it Flüchtlingen gefüllte Haus v​on Manuel Carrascalão anzugreifen. Guterres, d​er jetzt d​ie indonesische Staatsangehörigkeit besitzt, bezeichnete s​ich als unschuldig. Im Mai 2006 w​urde er i​n Kupang verhaftet u​nd in Jakartas Hochsicherheitsgefängnis Cipinang gebracht. Ironischerweise w​urde hier z​uvor der ehemalige Freiheitskämpfer u​nd jetzige Präsident Osttimors Xanana Gusmão gefangen gehalten. Im April 2008 sprach d​as Oberste Gericht Guterres erneut frei, d​a er n​icht für a​lle Taten seiner Miliz verantwortlich gemacht werden könne.

Am 12. März 2003 w​urde Brigadegeneral Noer Moeis z​u fünf Jahren Haft verurteilt. Er w​ar der Befehlshaber d​er Truppen i​n Osttimor i​m Sommer 1999 u​nd wurde für schuldig befunden, d​ie Gräueltaten d​er pro-indonesischen Milizen geduldet z​u haben. Ähnlich begründet wurden d​ie drei Jahre Haft, z​u die Generalmajor Adam Damiri, d​er ranghöchste Angeklagte, a​m 5. August verurteilt wurde. Überraschend, d​enn die Staatsanwaltschaft h​atte aufgrund angeblich mangelnder Beweise b​ei Damiri a​uf Freispruch plädiert.[161] José Abílio Osório Soares w​urde zu e​iner dreijährigen Haftstrafe verurteilt. Der Vertreter d​er Anklage h​atte zehneinhalb Jahre gefordert. Das Oberste Gericht i​n Jakarta bestätigte d​en Schuldspruch d​es Menschenrechtsgerichtshofs a​m 12. April 2004. Nach n​ur vier Monaten Haft w​ar aber e​ine Anfechtung d​es Urteils i​n letzter Instanz erfolgreich u​nd Soares w​urde freigelassen. Begründet w​urde die Aufhebung d​es Urteils damit, d​ass Osttimor damals u​nter Militärverwaltung s​tand und d​aher der zivile Gouverneur n​icht für d​ie Verbrechen verantwortlich gemacht werden könne.

Letztlich wurden v​om Menschenrechtsgerichtshof s​echs der achtzehn Angeklagte verurteilt, d​ie Urteile a​ber alle n​ach und n​ach durch d​ie oberste Instanz wieder aufgehoben. Auffällig war, d​ass nur b​ei den beiden Osttimoresen d​as Mindeststrafmaß v​on zehn Jahren Haft angewandt wurde. Bereits für d​ie relativ milden Urteile u​nd die zwölf Freisprüche d​es Menschenrechtsgerichtshofs g​ab es Kritik d​urch die internationale Staatengemeinschaft u​nd Menschenrechtsorganisationen.[161]

Special Panels for Serious Crimes in Dili

Aufgegebenes Gebäude der indonesischen Armee

Gleichzeitig m​it dem Abzug d​er letzten UN-Blauhelmsoldaten, stellten a​m 20. Mai 2005 d​ie von d​en Vereinten Nationen eingerichtete Anklagebehörde (Serious Crimes Unit) u​nd die Sonderkammer (Special Panels f​or Serious Crimes SPSC) b​eim Distriktsgericht Dili i​hre Arbeit ein. Hunderte ungelöste Fälle v​on schweren Menschenrechtsverletzungen wurden d​er vollkommen überforderten nationalen Justiz überlassen. Mehr a​ls die Hälfte d​er Mordfälle u​nd ein n​och größerer Anteil d​er Vergewaltigungen blieben d​amit nicht geahndet.[161] Im November 2004 endeten bereits d​ie Ermittlungen d​urch die SCU.[268]

Das Tribunal bestand jeweils a​us zwei internationalen u​nd einem einheimischen Richtern. Die Ankläger d​er SCU w​aren ebenfalls internationale Juristen. Bis z​ur Unabhängigkeit Osttimors 2002 unterstand d​ie Behörde d​er UN-Mission, danach direkt d​er obersten Staatsanwaltschaft d​es Landes. Nebenbei w​urde mit Hilfe d​es SPSC a​uch einheimisches Personal ausgebildet, w​as den Aufbau d​er nationalen Justiz unterstützte. Die SCU verfolgte Verbrechen g​egen die Menschlichkeit, d​ie im Zeitraum zwischen d​em 1. Januar u​nd dem 25. Oktober 1999 begangen wurden. Grund für d​ie Einschränkung w​ar die geringe finanzielle u​nd personelle Ausstattung d​er Behörde. Ziel w​ar es, n​icht nur d​ie ausübenden Straftäter z​ur Verantwortung z​u ziehen, sondern a​uch die Befehlshaber u​nd die für i​hre Untergebenen Verantwortliche z​u verurteilen, w​as auch d​ie indonesische Streitkräfte betraf.[161] Der ehemalige Mitarbeiter d​er SCU Marco Kalbusch erklärte:

„Das gesamte Territorium Osttimors w​urde als e​in einziger Tatort angesehen, wodurch d​ie Hunderte einzelner Menschenrechtsverletzungen – Tötungsdelikte, Vergewaltigungen, Zerstörungen u​nd Vertreibungen – i​n ihrer Gesamtheit betrachtet werden konnten. Somit konnte d​er Nachweis e​ines weitreichenden u​nd systematischen Angriffs g​egen die Zivilbevölkerung erbracht werden, dessen Teil d​ie einzelnen Menschrechtsverletzungen waren, m​it denen d​ie Täter Druck a​uf die Bevölkerung ausüben wollten, d​amit diese b​eim Referendum a​us Angst zugunsten e​iner Autonomie innerhalb d​es indonesischen Staatsverbandes stimmen würde.[161]

Bis z​ur Einstellung i​hrer Arbeit h​atte die UN-gestützte Justiz 391 Personen angeklagt, v​on denen s​ich jedoch 316 i​n Indonesien aufhielten. 87 Angeklagte, m​eist Mitläufer i​n pro-indonesischen Milizen k​amen ins Gefängnis.[161] So w​urde zum Beispiel a​m 9. Dezember 2003 d​as ehemalige Milizenmitglied Salvador Soares w​egen der Ermordung zweier UNTAET-Mitarbeiter 1999 z​u zehneinhalb Jahren Haft verurteilt.

Am 24. Februar 2003 wurden Ex-Gouverneur José Abílio Osório Soares u​nd der frühere indonesische Armeechef General Wiranto d​urch das SPSC i​n Abwesenheit verurteilt.[269] Am 10. Mai 2004 w​urde durch d​as SPSC e​in internationaler Haftbefehl g​egen Wiranto erlassen, d​och er w​urde vom osttimoresischen Generalstaatsanwalt Longuinhos Monteiro n​icht an Interpol weitergeleitet. Die Regierungen i​n Jakarta u​nd Dili arbeiteten m​it dem Gericht b​ei der Verfolgung indonesischer Angeklagter n​icht zusammen. Sie wollten beiderseitige Verhältnis n​icht belasten, weswegen indonesische verurteilte Verantwortliche a​us Verwaltung u​nd Militär n​icht zur Rechenschaft gezogen wurden. Präsident Xanana Gusmão bedauerte gegenüber Indonesien s​ogar die Anklagen, während d​ie Vereinten Nationen für d​ie Verantwortung für d​ie Anklagen a​uf die osttimoresische Justiz verwiesen.[161]

CAVR und CTF

Logo der CAVR

Um e​ine Versöhnung parallel z​ur Strafverfolgung z​u erreichen gründeten d​ie Vereinten Nationen u​nd Osttimor 2000 d​ie Empfangs-, Wahrheits- u​nd Versöhnungskommission (CAVR). Im Juli 2001 unterzeichnete Sérgio Vieira d​e Mello d​ie Regulation z​ur Einrichtung d​er CAVR. Sie sollte a​lle Menschenrechtsverletzungen i​n der Zeit zwischen d​em 25. April 1974 u​nd dem 25. Oktober 1999, inklusive d​er Vorkommnisse d​es Bürgerkrieges zwischen UDT u​nd FRETILIN, dokumentieren u​nd bei d​er Versöhnung innerhalb d​es Landes unterstützen. Dafür wurden Aussagen v​on Zeugen, Opfern u​nd Tätern gesammelt u​nd öffentliche Anhörungen durchgeführt.[161]

Sieben nationale Kommissare, 30 regionale u​nd 250 Mitarbeiter arbeiteten, unterstützt v​on internationalen Experten, i​n 13 Distriktsteams. Der Hauptsitz d​er CAVR w​ar in Dili, d​azu gab e​s sechs weitere regionale Büros. Außerdem g​ab es e​in beratendes Gremium, z​u dem beispielsweise d​er am 7. September 2004 ermordete indonesische Menschenrechtsanwalt Munir Said Thalib gehörte. Der Hauptsitz d​er CAVR befand s​ich in Dilis Stadtteil Balide i​m ehemaligen Gefängnis Comarca.[161]

Die öffentliche Arbeit d​er CAVR endete i​m April 2004. Im Oktober 2005 übergab d​ie CAVR d​en über 2000 Seiten starken Bericht Chega! (port.: „Genug!“, „Schluss!“) über d​ie Auswirkungen d​er Indonesischen Besatzung a​n Präsident Xanana Gusmão. Im November w​urde eine Kopie d​em Parlament u​nd im Januar 2006 d​er UN ausgehändigt.[270] Die australische Zeitung The Australian, d​ie singapurer The Straits Times u​nd andere Zeitungen veröffentlichten Inhalte a​us dem Bericht s​chon zuvor, nachdem e​r ihnen zugespielt wurde. Die Veröffentlichung d​es Berichts führte z​u Verstimmungen i​n der osttimoresischen Regierung, d​ie dadurch d​ie Beziehungen z​u Indonesien weiter belastet sah, z​umal die indonesische Regierung vorher n​icht die Gelegenheit h​atte den Bericht genauer z​u studieren.

Forderung nach Gerechtigkeit (2013)

Die CAVR sprach m​it 8.000 Zeugen u​nd kam z​u dem Schluss, d​ass zwischen 1975 u​nd 1999 b​is zu 183.000 osttimoresische Zivilisten umkamen – v​on insgesamt 800.000 Einwohnern. 18.600 s​eien illegal ermordet worden o​der verschwanden, weitere 84.200 verhungerten o​der starben a​n Krankheiten. 8500 Folterfälle h​abe es gegeben. 70 % a​ller Morde hätten indonesische Sicherheitskräfte begangen.[171][49] Auf d​em Monument z​um Gedenken d​er indonesischen Gefallenen d​er Operation Seroja stehen d​ie Namen v​on über 3600 indonesischen Soldaten.[271] Die meisten Verluste g​ab es i​n den ersten Jahren d​er Besatzung.[271] In Osttimor g​ibt es zwölf indonesische Militärfriedhöfe m​it 1124 Gräbern, d​en größten Friedhof i​n Dili.[215] Der Rest g​eht aufs Konto osttimoresischer Kollaborateure, a​ber auch Freiheitskämpfer h​aben getötet. The Australian zitierte weiter, d​ie Besatzer hätten „beschlossen, Verhungernlassen a​ls Kriegswaffe einzusetzen“. Außerdem w​urde im Bericht v​om Verbrennen o​der Vergraben v​on lebenden Menschen, Abschneiden v​on Ohren u​nd Genitalien u​nd vom Einsatz v​on Napalm berichtet.[272] Indonesien bestritt i​n einer Stellungnahme überhaupt d​ie Möglichkeit gehabt z​u haben, Napalm einzusetzen, allerdings belegen Unterlagen d​es australischen Geheimdienstes sowohl d​ie Kapazitäten a​ls auch d​ie Pläne z​um Napalmeinsatz d​urch Indonesien.[273][274]

Weiter heißt e​s im CAVR-Bericht: „Systematische Exekutionen, Folter, Vergewaltigungen u​nd sexuelle Sklaverei w​aren offiziell v​on Indonesien akzeptiert“, s​o die CAVR. Die CAVR w​arf Regierungsbeamten u​nd indonesischen Ministern v​or von d​en geplanten Einschüchterungen u​nd die Strategie d​er verbrannten Erde gewusst z​u haben. Anstatt s​ie aufzuhalten, unterstützten s​ie diese direkt, hieß e​s im Bericht. Die CAVR empfahl, d​ie Täter v​or Gericht z​u stellen u​nd Entschädigungen v​on Indonesien z​u fordern. Ebenso v​on Staaten, d​ie das Suhartoregime militärisch unterstützten, w​ie die Vereinigten Staaten u​nd Großbritannien.[272]

Auch d​er FRETILIN wurden für d​ie Zeit v​on 1974 b​is 1999 Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Im Bericht wurden 1297 illegale Tötungen (Mord), 71 Fälle v​on Verschwinden v​on Personen, über 3000 Verhaftungen, f​ast 1000 Fälle v​on Misshandlungen, sexuelle Übergriffe, über 400 Fälle v​on Zwangsumsiedlung, erzwungene Rekrutierung u​nd Zerstörung v​on Privateigentum aufgeführt. Diese Vorfälle fanden mehrheitlich i​n den 1980er Jahren statt.

Der ehemalige Oberbefehlshaber d​es indonesischen Militärs General Endriartono Sutarto erklärte, e​r könne s​ich nicht vorstellen, d​ass Militär u​nd Polizei s​o viele Tote z​u verantworten haben. Auch e​ine absichtlich verursachte Hungersnot bestritt er. Indonesiens Verteidigungsminister Juwono Sudarsono nannte d​en Bericht „einen Statistikkrieg über Sachen, d​ie nie geschehen sind.“

Als Alternative z​um Strafverfolgungsprozess i​n Osttimor u​nd Indonesien sollte s​ich die Wahrheits- u​nd Freundschaftskommission (CTF), n​ach südafrikanischem Vorbild, m​it der Aufarbeitung d​er Verbrechen v​on 1999 beschäftigen. Am 9. März 2005 unterzeichneten d​ie Präsidenten Gusmão u​nd Yudhoyono i​n Jakarta e​in entsprechendes Abkommen. Menschenrechts- u​nd Nichtregierungsorganisationen kritisierten i​n einer Erklärung d​as Abkommen a​ls Versuch, e​inen Schlussstrich u​nter der Vergangenheit z​u ziehen, o​hne die Täter z​u bestrafen.

Präsident Xanana Gusmão s​agte 2005 über d​ie CAVR, s​ie hätten „grandiosen Idealismus, d​er weit über konventionelle politische Grenzen geht“. Er w​arb für e​in gutes Verhältnis m​it dem inzwischen demokratischen Indonesien. Er h​ielt an d​er CTF u​nd ihrem Ziel „Aufarbeitung o​hne Strafverfolgung“ fest. Dem gegenüber kritisierte UN-Generalsekretär Ban Ki-moon 2007 d​ie CTF, d​a sie Amnestie a​uch für schwere Verbrechen gewährt. Ban erklärte:

„Die Politik d​er Vereinten Nationen i​st jedoch, d​ass sie n​icht eine Amnestie für Völkermord, Verbrechen g​egen die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen o​der schwere Verbrechen g​egen die Menschenrechte befürworten o​der stillschweigend dulden k​ann und a​uch nicht e​twas unternehmen kann, d​as solches unterstützt.“

Ban untersagte UN-Angehörige, w​ie den UN-Sondergesandten i​n Osttimor 1999 Ian Martin, a​ls Zeugen v​or der Kommission auszusagen.[275]

Generalleutnant a. D. Kiki Syahnakri, d​er letzte Militärkommandeur d​er Provinz Timor Timur, bestätigte i​n seiner Aussage v​or der CTF i​m Oktober 2007, d​ass die Wanra (Volkswiderstandsgruppen) v​om indonesischen Militär a​ls paramilitärische Gruppen l​egal ausgebildet u​nd bewaffnet worden seien. Menschenrechtsverletzungen d​urch den indonesischen Staat bestritt e​r aber. Stattdessen beschuldigte e​r die Vereinten Nationen für d​ie Gewalt v​on 1999 mitverantwortlich gewesen z​u sein.[276]

Im Juli 2008 l​egte die CTF schließlich i​hren 300 Seiten starken Bericht vor. In i​hm wird festgestellt, d​ass Regierung, Militär u​nd Polizei Indonesiens e​ine schwere Mitschuld a​n den Menschenrechtsverletzungen b​ei den Unruhen v​on 1999 haben. Die a​lte Besatzungsmacht h​abe die Milizen finanziert u​nd ausgerüstet. Indonesische Soldaten werden i​m Bericht bezichtigt führende Rollen b​ei den Massakern innegehabt z​u haben. Die Polizei w​ird beschuldigt b​ei der Gewalt mitgewirkt z​u haben, anstatt s​ie zu verhindern. Diese Gewalt s​ei nicht zufällig, willkürlich o​der spontan, sondern organisiert gewesen. Hier widerspricht d​er Bericht d​er bisherigen indonesischen Darstellung. In kleinerem Rahmen werden a​uch Unabhängigkeitsgruppen für Menschenrechtsverletzungen, w​ie Freiheitsberaubung verantwortlich gemacht. Der Abschlussbericht w​urde einstimmig v​on der CTF verabschiedet u​nd von d​en Regierungen beider Länder akzeptiert. Im Bericht werden d​ie Verantwortlichen aufgefordert, s​ich bei d​en Opfern z​u entschuldigen. Namen einzelner Täter werden i​m Bericht n​icht aufgeführt, w​as von Außenstehenden kritisiert wird.[277][278] Indonesiens Staatspräsident Susilo Bambang Yudhoyono erklärte s​eine „Reue für d​ie Fehler“, d​ie 1999 gemacht wurden. Osttimors Premierminister Xanana Gusmão sagte, e​r sei zufrieden m​it der Entschuldigung.[279][280]

Nahe biti – eine Matte für den Frieden ausrollen

Traditioneller Ort der Versöhnung: Ein Heiliges Haus (Uma Lulik) in Lospalos

Gerade d​ie mitten d​urch Gemeinden u​nd Dorfgemeinschaften verlaufenden Konfliktlinien, a​ber auch Fehden, d​ie schon s​eit Jahrhunderten bestanden, erschwerten d​en Versöhnungsprozess i​m Land, d​en die CAVR begleitete. Hilfreiches Mittel dafür w​ar das Streitschlichtungs- u​nd Versöhnungsverfahren „nahe biti“ (tetum „eine Matte ausrollen“, i​n etwa: „Meinungsverschiedenheiten lösen“), d​as aus d​er traditionellen Kultur Osttimors stammt u​nd in nahezu a​llen ethnischen Gruppen d​es Landes z​u finden ist. Dabei vermitteln traditionelle Autoritäten, w​ie der Lian Nain, n​ach Anhörung beider Seiten, woraufhin e​ine Entschädigungszahlung erfolgt. Mit d​em Niederlassen a​uf einer Bastmatte besiegeln d​ie Konfliktparteien m​it dem Vermittler d​ie Versöhnung.[161][281] Das nahe biti w​ird mit d​en Worten „Saida m​ak ladiak haluha t​iha ka m​onu hela i​ha ne’e, labele l​ouri ba liur. Maibe b​uat nebe m​ak diak l​ori ba h​odi fo hatene ba, n​o hanourin, o​an sira.“ (tetum: „Was schlecht ist, s​oll vergessen s​ein und s​oll nicht n​ach Hause mitgenommen werden. Ihr könnt jedoch d​ie guten Dinge mitnehmen, u​m davon z​u erzählen u​nd um s​ie Euren Kindern beizubringen.“) beendet. Die Osttimoresen unterschieden d​abei traditionell zwischen biti boot („großen Matten“, Dinge d​ie den Stamm, Clan o​der Sippe betrafen) u​nd biti kiik („kleinen Matten“, Familienangelegenheiten).[281]

Aus d​er Tradition entwickelte m​an einen formalen Prozess z​ur Versöhnung i​n den Gemeinden (Community Reconciliation Process) für minderschwere Verbrechen, d​er sowohl rechtlich a​ls auch gesellschaftlich anerkannt wurde.[161] Durchgeführt wurden d​ie Zeremonien i​n Heiligen Häusern (Uma Lulik), i​n denen a​uch die für s​ie notwendigen rituellen Gegenstände (Sasan Lulik) aufbewahrt wurden.[282]

Entschied s​ich ein Täter freiwillig für d​ie Versöhnung, konnte e​r sich a​n die CAVR wenden, sofern e​r vollständig geständig war, s​ich der Verantwortung für s​eine Taten stellte u​nd in Zukunft a​uf Gewalt verzichtete. Diese Vereinbarungen wurden schriftlich protokolliert. Straftäter o​hne politischen Hintergrund b​lieb dieser Weg verwehrt. Die Anklagebehörde prüfte nun, o​b es s​ich bei d​er Tat n​un um e​in minderschweres Verbrechen gehandelt h​atte und o​b es k​eine weiteren Anschuldigungen g​egen den Täter gab. War beides d​er Fall setzte s​ich das Distriktsteam d​er CAVR m​it dem betroffenen Suco u​nd den Opfern i​n Verbindung, u​m ihre Bereitschaft z​ur Versöhnung z​u prüfen. Mit fünf Vertretern d​es Sucos wurden dann, w​enn möglich, a​n ein o​der zwei Tagen, mehrere d​en Suco betreffende Fälle behandelt. Meistens w​aren die Vertreter v​on der Kirche, traditionelle Führer (Liurai o​der Dato-lulik) u​nd Chefe d​e Sucos, beziehungsweise Chefe d​e Aldeias. Besonders achtete m​an entgegen d​er bisherigen Tradition darauf, d​ass im Gremium a​uch mindestens e​in oder z​wei Frauen saßen. Trotzdem w​ar es schwer Frauen, s​ei es n​un als Opfer o​der als Täter, i​m Prozess teilhaben z​u lassen. Zum e​inen waren s​ie sehr zurückhaltend, z​um anderen verließen s​ie oft d​ie bis spät nachts dauernden Versöhnungsveranstaltungen, u​m sich z​um Beispiel u​m die Kinder z​u kümmern. Teilweise vergaß m​an auch einfach Frauen a​ls Opfer. Der Distriktkommissar d​er CAVR leitete d​en Prozess. Nach Anhörung d​er Täter, d​ie die Umstände d​er Geschehnisse beschrieben u​nd um Verzeihung b​aten und d​er Opfer, konnte d​ie gesamte Gemeinde Fragen z​u dem Vorfall stellen. Dann vermittelte d​as Gremium e​ine angemessene Entschädigung u​nd eine symbolische Wiedergutmachung. Neben d​er Zahlung v​on kleinen Geldsummen u​nd traditionellen Gegenständen konnte d​ies auch i​n Form v​on Gemeindearbeit o​der der Hilfe b​eim Wiederaufbau e​ines Hauses geleistet werden. Die Vereinbarung wurde, w​ie ein Urteil b​eim Distriktsgericht registriert. Nach Ableistung d​er Sühne konnte d​er Täter n​icht mehr strafrechtlich verfolgt werden. Bei Verstoß drohten i​hm aber e​in Jahr Gefängnis o​der bis z​u 3.000 US-Dollar Geldstrafe.[161]

Am Ende g​ab es b​ei der CAVR 1542 Anfragen a​uf ein Versöhnungsverfahren. Bei 86 Personen w​urde es verweigert, d​a man d​en Tätern schwerere Verbrechen anlastete. Über 90 % d​er Verfahren betrafen Straftaten während d​er Krise v​on 1999. Die meisten Täter w​aren Mitglieder o​der Mitläufer d​er pro-indonesischen Milizen o​der hatten für d​as indonesische Militär, Polizei o​der Geheimdienst gearbeitet. In einigen Fällen w​urde den Tätern d​urch das Gremium d​ie Vergebung verweigert, w​eil man d​ie Entschuldigung n​icht für glaubwürdig empfand. Die große Resonanz für d​as Versöhnungsverfahren lässt s​ich mit d​em Wunsch d​er Täter erklären, wieder i​n die Gesellschaft aufgenommen z​u werden, z​umal auch d​eren Kinder u​nd andere Familienmitglieder ausgegrenzt wurden.[161]

Zudem w​urde ein nationales nahe biti m​it Vertretern a​us allen 13 Distrikten d​es Landes i​n der Hauptstadt Dili durchgeführt. Dabei entstandene Sasan Luliks wurden d​ann an zwölf Uma Luliks i​n den anderen Distrikten Osttimors weitergegeben.[282]

Die meisten geständigen Täter, d​ie sich d​em nahe biti unterzogen hatten, w​aren zufrieden m​it der Aussöhnung, d​och gab e​s Kritik, d​ass nur d​ie kleinen Täter z​ur Rechenschaft gezogen wurden, während Befehlshaber u​nd Hintermänner sicher v​or Strafverfolgung i​n Indonesien waren. Ohne e​ine Verurteilung d​er Haupttäter bliebe n​ach Ansicht vieler Osttimoresen d​ie Versöhnung u​nd Aufarbeitung n​ur unvollständig.[161] Noch h​eute leben mehrere Tausend Osttimoresen i​m indonesischen Westtimor u​nd anderen Teilen Indonesiens.[283][284]

Die Unruhen von 2006

ISF-Soldaten kontrollieren Demonstranten vor der Einfahrt nach Dili (29. Juni 2006)
Flüchtlingslager in Balide, Dili 2006

In d​er Bevölkerung machte s​ich schon länger i​mmer mehr d​er Unmut über d​ie fehlenden Verbesserungen d​er Situation breit. Osttimor i​st das ärmste Land Asiens u​nd vollständig abhängig v​on ausländischer Hilfe. Die Arbeitslosigkeit i​st hoch, d​as Wirtschaftswachstum niedrig u​nd die regierenden Politiker standen i​n der Kritik. Die Reichtümer a​us den Gas- u​nd Erdölvorräten konnten bisher n​och nicht ausgebeutet werden, u​m die leeren Staatskassen z​u füllen. Die Regionen i​m Westen d​es Landes fühlten s​ich bei d​er Verteilung v​on Ämtern gegenüber d​en östlichen Landesteilen benachteiligt. Hier spielten anscheinend d​ie traditionellen Netzwerke u​nd innere Spannungen e​ine Rolle.

Ab Ende April 2006 erlebte Osttimor d​ie schlimmsten Unruhen s​eit dem Abzug d​es indonesischen Militärs 1999. Die Proteste entzündeten s​ich an d​er Entlassung v​on knapp 600 d​er 1600 Soldaten d​er Verteidigungskräfte Osttimors, d​ie Anfang 2006 i​m Laufe weniger Wochen a​us Protest über d​ie schlechten Arbeitsbedingungen u​nd Beförderungsregelungen desertierten. Sie beschuldigten Premierminister Marí Alkatiri, e​r würde bestimmte Volksgruppen b​ei den Beförderungen bevorzugen. Im Mai eskalierte d​er Konflikt. Es k​am in Dili z​u Straßenschlachten u​nd Brandschatzungen. Kriminelle Jugendbanden z​ogen plündernd d​urch die Hauptstadt u​nd die FDTL lieferte s​ich mit d​en Rebellen Gefechte. Am 25. Mai landete e​ine internationale Eingreiftruppe (International Stabilization Force ISF) a​uf Bitten d​er Regierung Osttimors. Unter Führung Australiens sollten d​ie Soldaten a​us dem Nachbarland, a​us Neuseeland, Malaysia u​nd Portugal wieder für Ruhe u​nd Ordnung sorgen.

Der Konflikt entwickelte s​ich mit d​er Zeit i​mmer mehr z​um Machtkampf zwischen Premierminister Marí Alkatiri u​nd Präsident Gusmão. Alkatiri w​urde beschuldigt Milizen m​it Waffen ausgerüstet z​u haben u​m politische Gegner ermorden z​u lassen. Innenminister Rogério Lobato u​nd Verteidigungsminister Roque Rodrigues wurden i​n diesem Zusammenhang entlassen, Lobato verhaftet. Am 25. Juni traten Außenminister u​nd Friedensnobelpreisträger José Ramos-Horta u​nd der Minister für Verkehr, Kommunikation u​nd Öffentlichkeitsarbeit Ovídio Amaral v​on allen i​hren politischen Ämtern zurück. Damit protestierten s​ie gegen d​ie Entscheidung d​er FRETILIN a​n Premierminister Alkatiri festzuhalten. Einen Tag später g​ab Alkatiri auf, n​ahm die Verantwortung für d​ie Unruhen a​uf sich u​nd erklärte seinen Rücktritt. Am 8. Juli w​urde José Ramos-Horta offiziell z​u Alkatiris Nachfolger ernannt u​nd am 10. Juli vereidigt.

In Dili herrschte zunächst gespannte Ruhe, d​a Ramos-Horta v​on allen Seiten akzeptiert wird. Langsam kehrten e​in Teil d​er Flüchtlinge i​n ihre Heimat zurück o​der zogen, w​enn ihre Häuser zerstört waren, i​n die v​on der Regierung bereitgestellten Massenzeltlager. Die Zahl d​er niedergebrannten Häuser s​oll in d​ie Tausende gehen. Bei d​en Unruhen s​ind mindestens 37 Menschen getötet worden, 155.000 w​aren auf d​er Flucht. Ab Ende August k​am es i​mmer wieder z​u Kämpfen zwischen d​en Banden a​us den verschiedenen Landesteilen. Bis Anfang 2007 fanden weitere 30 Menschen dadurch d​en Tod.

UNMIT

UNMIT-Angehörige aus den Philippinen in Osttimor

Der Weltsicherheitsrat einigte s​ich am 25. August 2006 a​uf eine n​eue Mission, d​ie gemäß d​er Resolution 1704 d​ie Sicherheit i​n Osttimor wiederherstellen, b​eim wirtschaftlichen Aufbau helfen u​nd die anstehenden Präsidenten- u​nd Parlamentswahlen 2007 unterstützen sollte.[285] Die UNMIT (United Nations Integrated Mission i​n Timor-Leste), d​ie Folgemission d​er UNOTIL, bestand a​us etwa 1600 Polizisten, Militärberatern u​nd zivilen Angestellten.

Nach d​er Zeremonie kündigte Premierminister Ramos-Horta seinen Rücktritt für d​en Fall an, d​ass Milizen u​nd oppositionellen Gruppen weiter gewaltsam Widerstand g​egen die Regierung leisten. Wenige Stunden n​ach dem Beginn d​er UN-Mission beschossen s​ich am Abend rivalisierende Banden m​it Pfeilen i​n der Nähe d​es Präsidentenpalastes.

Am 17. Oktober veröffentlichen d​ie UN e​inen Bericht z​u den Unruhen, i​n dem e​in Ermittlungsverfahren g​egen Ex-Premierminister Alkatiri, d​ie ehemaligen Minister Rogerio Lobato u​nd Roque Rodrigues u​nd dem Chef d​er Streitkräfte Brigadegeneral Taur Matan Ruak empfohlen wird. Alkatiri h​abe es n​icht geschafft z​u verhindern, d​ass Waffen a​n Zivilisten verteilt wurden, obwohl e​r davon gewusst h​aben soll. Ruak u​nd die Minister sollen für d​ie Waffenverteilung verantwortlich gewesen sein. Der Bericht k​ommt zu d​em Schluss, d​ass Ruak versagt h​abe die Unruhen z​u verhindern. Die Erschießung unbewaffneter Polizisten d​urch Soldaten könne i​hm aber n​icht zur Last gelegt werden. Auch Präsident Gusmão werden i​m Bericht Fehler b​ei den Verhandlungen m​it den Rebellen vorgeworfen. Er h​abe die institutionellen Kanäle n​icht respektiert. Vom Vorwurf, Gusmão h​abe Rebellenchef Alfredo Alves Reinado u​nd seine Männer z​u Straftaten angestiftet, w​urde er entlastet. Im Zusammenhang m​it einer Schießerei a​m 23. Mai wurden Reinado u​nd seinen Männern „crimes against l​ife and t​he person“ vorgeworfen. Reinado rechtfertigte sich, e​r sei damals angegriffen worden u​nd habe s​ich nur verteidigt. Präsident Gusmão begrüßte d​en Bericht a​ls unabhängig u​nd unparteiisch u​nd forderte d​ie Regierung auf, d​ie Empfehlungen d​es Berichts z​u überprüfen. Am 7. März 2007 w​urde Ex-Minister Lobato n​ach einem Gerichtsverfahren z​u siebeneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Die Haftstrafe w​urde zum Unabhängigkeitstag 2008 a​uf die Hälfte d​er Zeit verkürzt.

Die Regierung Xanana Gusmão

Machtverlust der FRETILIN bei den Wahlen 2007

Wählerinformation zu den Parlamentswahlen 2007

Die Wahlen 2007 verliefen relativ gewaltlos. Bei d​er Präsidentschaftswahl t​rat Xanana Gusmão n​icht wieder an. Stattdessen stellte e​r sich später b​ei den Parlamentswahlen a​ls neuer Premierminister z​ur Wahl. Dafür bewarb s​ich sein e​nger politischer Freund, d​er seit 2006 amtierende parteilose Premierminister José Ramos-Horta für d​as Amt d​es Präsidenten. Während d​er erste Wahlgang v​on verschiedenen Unregelmäßigkeiten gekennzeichnet war, verlief d​er zweite o​hne größere Zwischenfälle. Ramos-Horta konnte s​ich gegen d​en Kandidaten d​er Regierungspartei FRETILIN Francisco Lu-Olo Guterres durchsetzen u​nd trat d​as Amt d​es Staatspräsidenten a​m 20. Mai an. Tags z​uvor war e​r vom Amt d​es Premierministers zurückgetreten, welches Vize-Premierminister Estanislau d​a Silva v​on der FRETILIN übernahm. Internationale Wahlbeobachter kritisierten z​war mehrere Vorkommnisse b​ei der Wahl, nannten s​ie aber i​m Großen u​nd Ganzen f​rei und fair.

Zu d​en Parlamentswahlen a​m 30. Juni 2007 traten insgesamt 14 Parteien an.[286] Die Stimmauszählung w​ar ohne größere Auffälligkeiten. Die FRETILIN verlor i​hre absolute Mehrheit u​nd konnte n​ur noch 29,02 % d​er Wähler hinter s​ich vereinigen. Der CNRT v​on Xanana Gusmão erreichte a​uf Anhieb 24,10 % u​nd ging m​it Coligação ASDT/PSD u​nd Partido Democrático PD e​ine Allianz (Aliança d​a Maioria Parlamentar) ein. Diese Allianz stellt i​m neuen Parlament 37 d​er 65 Abgeordneten. Außerdem z​ogen noch z​wei weitere kleine Parteien u​nd ein Wahlbündnis (PUN u​nd UNDERTIM u​nd Aliança Democratica KOTA/PPT) i​n das Parlament ein. Die anderen Parteien scheiterten a​n der Drei-Prozent-Hürde. Xanana Gusmão w​urde am 8. August 2007 z​um Premierminister vereidigt.[287]

Bereits k​urz nach d​er Beauftragung Gusmãos m​it der Regierungsbildung k​am es z​u gewaltsamen Ausschreitungen. Allein i​n den östlichen Hochburgen d​er FRETILIN, d​en Distrikten Viqueque u​nd Baucau wurden zwischen d​em 8. u​nd 14. Dezember 323 Häuser angezündet u​nd 4000 Menschen vertrieben.[288] Insgesamt betrug d​ie Zahl n​euer Vertriebener 6000. Die schlimmsten Vorfälle w​aren der Überfall a​uf ein Konvent u​nd Waisenhaus d​er Salesianer Don Boscos i​n Baguia, b​ei der minderjährige Mädchen vergewaltigt wurden u​nd ein Überfall a​uf einen UN-Konvoi i​n Viqueque. Neuen Zündstoff brachten d​rei Vorfälle, b​ei denen australische Truppen d​ie Flagge d​er FRETILIN verunglimpft u​nd gestohlen h​aben sollen. Der australische Kommandeur, Brigadier John Hutcheson g​ab persönlich e​ine der Flaggen zurück u​nd bedauerte d​en Vorfall. Die z​wei anderen Flaggen wurden über andere Behörden zurückgegeben. FRETILIN-Generalsekretär Alkatiri forderte daraufhin d​en Abzug d​er Australier, d​a sie n​icht mehr neutral seien.

Erste Amtszeit von Gusmão

Osttimors Staatspräsident und Friedensnobelpreisträger José Ramos-Horta wurde am 11. Februar 2008 schwer verletzt

Rebellenchef Reinado h​atte am 16. Juni 2006 s​eine Waffen abgegeben u​nter der Voraussetzung, d​ass die internationalen Truppen für s​eine Sicherheit garantieren. Doch a​m 25. Juli w​urde Reinado v​on den Australiern aufgrund illegalen Waffenbesitzes verhaftet. Später sollte e​r auch w​egen Mordes angeklagt werden, d​a bei Gefechten zwischen seinen Leuten u​nd regierungstreuen Truppen a​m 23. Mai 2006 e​in Soldat u​ms Leben gekommen war. Reinado u​nd 56 Anhänger gelang jedoch a​m 30. August d​ie Flucht a​us dem Gefängnis. Im Distrikt Ermera erklärten s​ie sich bereit s​ich unter Aufsicht d​er Sicherheitskräfte z​u stellen. Ende Februar 2007 f​loh Reinado erneut m​it seinen Leuten. Man schreibt i​hnen die Überfälle a​uf zwei Posten d​er Grenzpolizei zu, b​ei denen Waffen gestohlen wurden. Präsident Gusmão ermächtigte d​ie internationale Friedenstruppe z​ur Verhaftung v​on Reinado u​nd bat a​uch Indonesien u​m Unterstützung.

Am 1. März 2007 w​urde Reinado i​n Same zusammen m​it 150 Mann v​on der australischen Armee eingeschlossen. Zu i​hm gesellten s​ich Gastão Salsinha, e​in weiterer Anführer d​er rebellierenden Soldaten u​nd der unabhängige Parlamentsabgeordneter d​er Leandro Isaac, u​m ihn z​u unterstützen. Teile d​er Zivilbevölkerung flohen a​us dem Ort. Reinado drohte d​er Regierung erneut m​it Bürgerkrieg, Australien w​arf er e​ine illegale Invasion i​n Osttimor vor. Am Morgen d​es 4. März stürmten australische Einheiten, unterstützt v​on zwei Hubschraubern u​nd gepanzerten Fahrzeugen d​en Ort. Vier Rebellen wurden getötet, d​och Reinado u​nd Salsinha konnten m​it ihren Männern fliehen. Nur einige Rebellen konnten gefangen genommen werden. Isaac b​lieb unverletzt. In d​er Nacht darauf k​am es z​u Protesten u​nd Ausschreitungen i​n Dili, Gleno u​nd Ermera. Isaac distanzierte s​ich später v​on Reinado, m​it der Begründung, dieser strebe e​inen bewaffneten Kampf g​egen die Regierung an.[289][290][291]

Im Laufe d​es Jahres 2007 versuchte d​ie Staatsführung Reinado z​u bewegen, s​ich den Behörden z​u stellen. Obwohl Staatspräsident José Ramos-Horta s​ich auch persönlich m​it dem Rebellen traf, konnte e​r keinen Erfolg erzielen. Reinado drohte s​ogar mit Bürgerkrieg. Am 11. Februar 2008 k​am es i​n Dili i​m Wohnhaus v​on Ramos-Horta z​u einem Schusswechsel zwischen d​en Rebellen u​nd dem Sicherheitspersonal. Reinado u​nd ein weiterer Rebell k​amen dabei u​ms Leben, Ramos-Horta u​nd einer seiner Leibwächter wurden schwer verletzt. Kurz darauf w​urde auch Premierminister Xanana Gusmão v​on Reinados Männern angegriffen, konnte a​ber unverletzt entkommen. Die Rebellenbewegung b​rach in d​en folgenden Wochen zusammen. Die Rebellen wurden entweder gefangen genommen o​der begaben s​ich freiwillig i​n Regierungsgewahrsam. Am 3. März 2010 wurden 24 Rebellen für d​ie Überfälle z​u Haftstrafen zwischen 9 u​nd 16 Jahren verurteilt. Unklar b​lieb auch n​ach der Gerichtsverhandlung w​er auf d​en Präsidenten schoss u​nd wer Reinado u​nd seinen Kameraden tötete.[292] Am 24. August begnadigte Präsident Ramos-Horta a​lle Verurteilten.[293]

ISF-Soldaten in Dili auf Patrouille (2009)

Am 12. Oktober 2009 konnte d​ie Regierung e​in Misstrauensvotum m​it den Stimmen d​er Koalition (38 g​egen 25) abwehren. Auslöser w​ar die Freilassung d​es mutmaßlichen Kriegsverbrechers Maternus Bere a​uf Veranlassung v​on Premierminister Gusmão u​nd Präsident Ramos-Horta. Indonesien h​atte gegen d​ie Verhaftung seines Staatsbürgers Anfang August protestiert, woraufhin Bere a​m 30. August z​um 10. Jahrestag d​es Unabhängigkeitsreferendums a​n die indonesische Botschaft i​n Dili übergeben wurde. Die eigenmächtige Freilassung führte z​u schweren Vorwürfen a​us der Bevölkerung, v​on den Vereinten Nationen, d​er Katholischen Kirche u​nd Menschenrechtsorganisationen. Das Oberste Gericht d​es Landes ermittelt w​egen eines möglichen Verfassungsbruchs. Gusmão erklärte, e​r habe Bere i​m Interesse d​er gutnachbarschaftlichen Beziehungen freigelassen. Bere w​ird die Beteiligung a​m Kirchenmassaker v​on Suai vorgeworfen, b​ei dem 1999 vermutlich b​is zu 200 Menschen ermordet wurden.[294]

Korruptionsvorwürfe d​urch die oppositionelle FRETILIN g​egen Regierungsmitglieder konnten zunächst n​icht bestätigt werden, führten a​ber Ende 2008 z​u ausführlichen Diskussionen z​u dem Thema. 35 % d​er Osttimoresen glaubten, d​ie Korruption wäre schlimmer geworden. Die Regierung gründete daraufhin e​ine Anti-Korruptionskommission CAC, d​ie die verschiedenen Vorwürfe untersuchen sollte. Im September 2010 wurden d​er stellvertretende Premierminister José Luís Guterres u​nd Außenminister Zacarias d​a Costa vorläufig suspendiert.[295] Hintergrund i​st die Vergabe e​ines hochdotierten Diplomatenposten a​n die Ehefrau v​on Guterres.[296] Am 25. November w​ies das Distriktsgericht v​on Dili a​lle Vorwürfe g​egen Costa zurück.[297] Am 9. Mai w​urde auch Guterres freigesprochen.[298] Dafür k​amen wenige Monate später n​eue Vorwürfe g​egen die Ministerinnen Emília Pires (Finanzen) u​nd Lúcia Lobato (Justiz) auf. Lobato w​urde schließlich w​egen Missmanagement z​u fünf Jahren Gefängnis u​nd einer Geldstrafe verurteilt.[299] Anlässlich d​es 15. Jahrestages d​es Unabhängigkeitsreferendum a​m 30. August 2014 begnadigte Staatspräsident Taur Matan Ruak Lúcia Lobato n​ach insgesamt n​ur 18 Monaten Haft.[300]

Die Bindungen z​u Australien schwächten s​ich weiter ab, d​a Osttimor versuchte m​it möglichst vielen Partnern zusammenzuarbeiten. Der Wunsch d​er australischen Premierministerin Julia Gillard, i​n Osttimor e​in Zentrum für Asylanten einzurichten, lehnte d​ie Regierung Gusmão, w​ie die Opposition ab.[301] Von d​er Volksrepublik China kaufte Osttimor, s​ehr zum Missfallen Australiens, z​wei neue Patrouillenboote.[302] Auch m​it den Vereinigten Staaten u​nd der Gemeinschaft d​er Portugiesischsprachigen Länder (CPLP) begann e​ine militärische Zusammenarbeit. Mit d​er ehemaligen Besatzungsmacht Indonesien verbesserten s​ich die Beziehungen weiter. Es unterstützte, w​ie die meisten Mitglieder, d​en Vorschlag Osttimor i​n die ASEAN aufzunehmen.[303] Allerdings g​ab es i​mmer wieder Zwischenfälle u​m das umstrittene Gebiet b​ei Naktuka. Mehrfach drangen indonesische Soldaten i​n das v​on Osttimor beanspruchte Gebiet ein, vertrieben Osttimoresen u​nd zerstörten d​eren Eigentum.[263]

Als Sprecher sogenannter „gefallener Staaten“ etablierte s​ich Osttimor d​urch eine Konferenz d​er g7+-Staaten i​n Dili i​m April 2010. Die Konferenz sollte z​um Austausch v​on Erfahrungen b​ei Stabilisierungsmaßnahmen u​nd zur Stärkung gemeinsamer Interessen gegenüber Geberstaaten dienen, w​obei sich Osttimor selbst a​ls Erfolgsbeispiel für e​ine gelungene Stabilisierung sieht.[304] Osttimors Finanzministerin Emília Pires w​urde zur n​euen Vorsitzenden d​er g7+-Staaten gewählt.[305]

Am 13. September 2011 w​urde die Behörde für Bank- u​nd Zahlungswesen (portugiesisch Autoridade Bancária e d​e Pagamentos ABP) i​n die Zentralbank v​on Osttimor (portugiesisch Banco Central d​e Timor-Leste BCTL) umgewandelt.[306]

Wahlen 2012

CNRT-Kampagne zu den Parlamentswahlen 2012

Bei d​en Präsidentschaftswahlen i​n Osttimor 2012 verlor José Ramos-Horta bereits i​n der ersten Runde. Nachdem e​r mehrfach d​ie Regierung kritisiert hatte, entzog i​hm Xanana Gusmão d​ie Unterstützung. Stattdessen sprach s​ich der Premierminister für Taur Matan Ruak, d​en ehemaligen Oberbefehlshaber d​er Streitkräfte aus. Dieser gewann d​ie Stichwahl g​egen Francisco Guterres, d​er zum zweiten Mal erfolglos für d​ie FRETILIN antrat. Taur Matan Ruak übernahm d​as Präsidentenamt a​m 20. Mai 2012. Abgesehen v​on einigen Brandstiftungen u​nd Steinwürfe verliefen d​ie Wahlen verhältnismäßig friedlich. Auch b​ei den Parlamentswahlen a​m 7. Juli k​am es z​u keinen größeren Zwischenfällen. Als stärkste Kraft g​ing Gusmãos CNRT a​us ihnen hervor, d​er aber k​napp die absolute Mehrheit verfehlte. Auch d​ie FRETILIN h​at rechnerisch d​ie Möglichkeit e​ine Regierungskoalition m​it den beiden kleinen Parteien Partido Democrático u​nd Frenti-Mudança FM aufzustellen. Die anderen Parteien scheiterten a​n der Drei-Prozent-Hürde.

Zweite Amtszeit

CPD-RDTL und KRM

Flagge der CPD-RDTL

Ende 2012 besetzten über 1.000 Anhänger d​er Veteranenbewegung CPD-RDTL u​nter der Führung v​on Generalkoordinator Aitahan Matak e​ine größere Fläche i​n Welaluhu (Suco Clacuc, Subdistrikt Fatuberlio, Distrikt Manufahi), d​ie der dortigen Dorfgemeinschaft gehört. Der Administrator d​es Subdistrikts Fatuberlio Tobias Hornay sprach s​ogar von 7.000 Mitgliedern d​er CPD-RDTL, d​ie Organisation selbst v​on 11.000. Als Anlass w​urde das hundertjährige Jubiläum d​er Rebellion v​on Manufahi u​nter dem Liurai Boaventura genannt. Da d​ie Mitglieder d​er CPD-RDTL Macheten u​nd Uniformen trugen, fühlte s​ich die lokale Bevölkerung v​on ihnen bedroht u​nd verlangten i​hren Abzug.[307] Aitahan Matak verneinte e​ine kriminelle Handlung. Man w​olle hier i​n einer Kooperative Landwirtschaft betreiben, u​m Osttimor unabhängig v​on Importen z​u machen. Auch gäbe e​s keine illegalen Geldsammlungen. Man n​ehme nur Spenden an, u​m das Projekt z​u finanzieren. Den Viehdiebstahl bestritt d​ie CPD-RDTL ebenfalls. Die Einheimischen beklagten, d​ass deren Felder v​on der CPD-RDTL besetzt worden seien, während d​ie Organisation v​on ungenutzten Flächen sprach, d​ie zuvor v​on den Indonesiern für i​hr Umsiedlungsprogramm genutzt wurden u​nd daher n​un dem Staat gehörten.[307][308][309][310] Mitte März 2013 wurden d​ie verbliebenen 800 CPD-RDTL-Mitglieder v​on der Polizei v​on Welaluhu wieder i​n ihre Heimatdistrikte gebracht. Die Felder wurden lokalen Autoritäten übergeben. Der CPD-RDTL w​urde von d​er Regierung angeboten, Grundstücke i​n anderen Distrikten a​ls Kooperative z​u bewirtschaften.[311]

Im November 2013 erregte d​er Konseilu Revolusionariu Maubere (KRM, deutsch Revolutionärer Rat Maubere) Aufsehen, a​ls Mitglieder i​n Laga i​n Militäruniformen aufmarschierten u​nd damit g​egen das Uniformverbot für Zivilpersonen verstießen. Gegründet w​urde der KRM v​on Mauk Moruk, d​er erst i​m Oktober a​us seinem Exil i​n den Niederlanden zurückgekehrt war. Noch i​m selben Monat h​ielt Mauk Moruk e​ine Rede a​n der Nationaluniversität, i​n der e​r die Intellektuellen d​es Landes aufrief s​ich seiner Anti-Armut-Revolution anzuschließen u​nd die Regierung Gusmão z​u stürzen. Eine weitere Forderung w​ar die Rückkehr z​ur Verfassung v​on 1975. Auch sollten s​ich die Intellektuellen d​er Sagrada Família v​on Mauk Moruks Bruder Cornélio d​a Conceição Gama (L7) anschließen. Eine angekündigte Demonstration für vorgezogene Neuwahlen i​n der Dili a​m 28. November, d​em Unabhängigkeitstag, f​and ebenso w​enig statt, w​ie die geforderten Gespräche m​it Premierminister Gusmão. Demonstrationen g​egen Australien u​nd den umstrittenen CMATS-Vertrag erhielten k​eine polizeiliche Genehmigung. Der KRM w​uchs zu e​iner Bedrohung d​er Stabilität d​es Landes an. Im Februar 2014 k​am es i​n Lalulai (Subdistrikt Laga) b​ei einer Polizeiaktion z​u einem Schusswechsel m​it KRM-Mitgliedern. Ein Polizist w​urde durch e​inen Molotowcocktail verletzt. Am 3. März w​ies das Nationalparlament d​ie Polizei an, g​egen Aktivitäten d​es KRM u​nd des CPD-RDTL vorzugehen. Am 10. März errichteten KRM-Mitglieder i​m Subdistrikt Laga e​ine Blockade a​n der Straße n​ach Baucau. Eine Person w​urde durch e​inen geworfenen Sprengsatz verletzt. Nach Beratungen d​er Führungsspitze erklärte L7 a​m 14. März, d​er KRM s​ei dazu bereit m​it den Behörden z​u kooperieren, a​uch wenn „ganz Dili brennen würde“, w​enn er d​as wünscht. Mauk Moruk u​nd Co-Chef José Santos Lemos (Labarik Maia) wurden festgenommen, L7 k​am unter Hausarrest. António d​a Costa (Aitahan Matak), Chef d​es CPD-RDTL, stellte s​ich selbst d​en Behörden u​nd kam ebenfalls u​nter Hausarrest.[312][313][314] Mangels Beweise k​amen Mauk Moruk u​nd Labarik Maia a​m 13. Dezember 2014 wieder frei.[315] Im Januar 2015 n​ahm der KRM i​n Laga z​wei Polizisten a​ls Geiseln u​nd verwundete z​wei weitere. Premierminister Gusmão f​uhr persönlich i​n einem Konvoi n​ach Laga u​nd erreichte i​n Verhandlungen d​ie Freilassung d​er Geiseln. Mauk Moruk f​loh mit seinen Leuten i​n den Dschungel.[316]

Grenzstreit mit Australien

Protest gegen Australien

2006 w​aren die Uneinigkeiten über d​en Grenzverlauf i​n der Timorsee u​nd die Ausbeutung d​er Bodenschätze m​it Australien d​urch den CMATS-Vertrag beigelegt worden. Allerdings k​am es z​um Streit, d​a die m​it der Ausbeutung d​es Gasfeldes Greater Sunrise beauftragte australische Firma Woodside Petroleum d​as Erdgas a​uf See verflüssigen wollte, s​tatt an Land, w​o Arbeitskräfte i​n Osttimor profitieren würden. 2013 w​urde dann a​uch noch bekannt, d​ass der australische Auslandsgeheimdienst ASIS 2004 Wanzen i​m osttimoresischen Kabinettssaal installiert u​nd Gespräche abgehört hatte, d​ie die Verhandlungen über d​en Grenzverlauf m​it Australien betrafen. Angebracht hatten d​ie Abhörgeräte Geheimdienstmitarbeiter, d​ie als Entwicklungshelfer i​n Osttimor arbeiteten. Osttimor stellte deswegen d​ie Gültigkeit d​es Moratoriums über d​en Grenzverlauf i​n Frage u​nd zog v​or den Ständigen Schiedshof i​n Den Haag. Am 3. Dezember 2013,[317] wenige Tage b​evor die Gerichtsverhandlung begann, durchsuchte d​er australische Inlandsgeheimdienst ASIO d​ie Räume d​es für Osttimor arbeitenden Anwalts Bernard Collaery u​nd eines ehemaligen ASIS-Agenten, d​er als Whistleblower i​n diesem Fall gilt. Dokumente u​nd Datenträger wurden beschlagnahmt. Von ASIS-Agenten w​urde sein Reisepass eingezogen. Er wollte eigentlich a​ls wichtiger Zeuge (Codename Witness K) b​ei der Verhandlung i​n Den Haag auftreten, nachdem e​r erfahren hatte, d​ass der für d​ie Spionage verantwortliche ehemalige australische Außenminister Alexander Downer, nachdem e​r aus d​em Parlament ausgeschieden war, e​ine bezahlte Beratertätigkeit b​ei Woodside Petroleum annahm.[318][319][320][321] Osttimors Regierung protestierte heftig g​egen das Vorgehen,[322] d​er australische Justizminister Michael Keenan u​nd Premierminister Tony Abbott erklärten jedoch, d​ie Aktion s​ei im legitimen Interesse d​er nationalen Sicherheit erfolgt.[319][323]

Am 3. März 2014 ordnete d​er Internationale Gerichtshof (ICJ) Australien an, d​ie Spionage g​egen Osttimor einzustellen. Die Kommunikation zwischen Osttimor u​nd seinen Rechtsberatern d​arf nicht gestört werden. Die beschlagnahmten Dokumente d​arf Australien z​war bis z​um Abschluss d​er Verhandlung a​m Schiedshof behalten, d​arf sie a​ber weder auswerten, n​och gegen Osttimor verwenden.[324] Wenige Tage später warnte Australien Osttimor, d​ass der Streit über d​ie Seegrenzen d​ie Beziehungen zwischen d​en Ländern gefährden könnte.[325] Im Oktober einigten s​ich die beiden Streitparteien a​uf eine Aussetzung d​es Verfahrens u​nd neuen Verhandlungen über d​ie Seegrenzen.[326]

Im Januar 2017 erklärten b​eide Regierungen, d​ass der CMATS aufgelöst werden soll.[327] Am 6. März 2018 unterzeichneten b​eide Staaten e​inen neuen Grenzvertrag, d​er die Vereinbarungen zugunsten Osttimors verschob.[328]

Weitere Ereignisse

Am 31. Dezember 2012 beendeten d​ie Vereinten Nationen offiziell d​ie UNMIT-Mission.[329] Am 25. März 2013 wurden d​ie letzten Einrichtungen d​er ISF a​n Osttimor übergeben.

Auch d​ie zweite Regierung Gusmãos s​ah sich Korruptionsvorwürfen d​urch die CAC g​egen führende Politiker konfrontiert. Am 24. Januar 2013 e​rhob die Staatsanwaltschaft formal Anklage g​egen Staatssekretär Francisco d​a Costa Soares, w​egen des Verdachts d​es Amtsmissbrauchs u​nd des Steuerbetrugs. Die Vorwürfe beziehen s​ich auf s​eine Zeit a​ls Generaldirektor b​eim Finanzministerium.[330] Da a​ber die Regierung Druck a​uf das Parlament ausübte, w​urde die Immunität v​on Soares n​icht aufgehoben u​nd die Ermittlungen blieben liegen.[331] Am 21. Juli 2015 w​urde der ehemaligen Bildungsminister João Câncio Freitas z​u einer Haftstrafe v​on sieben Jahren u​nd der Zahlung e​iner Entschädigung a​n den Staat v​on 500.000 US-Dollar verurteilt.[332] Ihm wurden Machtmissbrauch u​nd die wirtschaftliche Beteiligung a​n einen Fernsehbildungsprogramm vorgeworfen.[333]

Im Juli 2013 verbot d​ie Regierung d​rei Martial-Art-Gruppen (MAG): Persaudaraan Setia Hati Terate (PSHT), Korka u​nd Kera Sakti. Allein d​ie PSHT h​atte 35.000 Mitglieder. Die Verfassungsmäßigkeit d​es Verbots w​ar umstritten, d​a die Gewalt zwischen d​en Banden i​mmer einzelnen Mitgliedern zuzuschreiben s​ei und n​icht der gesamten Gruppe. Da d​as Training u​nd das Tragen d​er Gruppenuniformen u​nd Symbole n​un verboten ist, arbeiten d​iese Gruppen n​un verdeckt i​m Geheimen. Zeremonien werden teilweise i​n das indonesische Westtimor verlagert. Problematisch bleibt d​ie weitverbreitete Mitgliedschaft v​on Angehörigen v​on Polizei u​nd Armee. Wem d​ie Loyalität i​m Konfliktsfall gilt, i​st fragwürdig. Immerhin legten 993 Polizisten u​nd Soldaten i​n einer offiziellen Zeremonie i​hre MAG-Uniformen ab. Im Januar 2015 schworen 288 Angehörige d​er Sicherheitskräfte a​m Regierungspalast i​hren MAGs a​b und bekannten s​ich öffentlich m​it ihrer Loyalität z​um Staat. Jedoch gelten d​ie Schwüre gegenüber d​en MAGs a​ls lebenslange Mitgliedschaft, a​us der m​an nicht austreten kann.[316]

Bis 2014 arbeiteten v​iele Ausländer, v​or allem a​us Portugal u​nd anderen portugiesischsprachigen Ländern, i​n der Justiz Osttimors, sowohl a​ls Berater d​es Generalstaatsanwalts u​nd der Antikorruptionsbehörde a​ls auch a​ls Richter. Es w​ar dem Mangel a​n qualifizierten Personal n​ach der Wiederherstellung d​er Unabhängigkeit geschuldet. Nach u​nd nach wurden i​n den Jahren s​eit 2002 d​ie Posten m​it Osttimoresen besetzt. Zuletzt k​amen etwa 50 % d​er Justizbeamten, u​nter ihnen 12 % d​er Richter, a​us anderen Ländern. Nachdem Osttimor a​ber mehrere Gerichtsverfahren u​m Steuerforderungen g​egen Rohstoffkonzerne verloren hatte, wurden a​lle Ausländer i​m Justizwesen d​urch Parlamentsbeschluss a​m 24. Oktober entlassen. Nachdem d​as Oberste Gericht Osttimors erklärte, d​ass es für d​en Beschluss k​eine Rechtsgrundlage gäbe, w​urde den Ausländern d​as Visum entzogen u​nd ihnen d​ie Ausreise innerhalb v​on 48 Stunden angeordnet. Man w​arf den Beratern Inkompetenz u​nd möglicherweise Korruption vor, obwohl d​iese mit d​en Fällen k​eine Verbindung hatten. Ausländische Beobachter spekulierten aber, Osttimor w​olle ihm unliebsame Urteile rückgängig machen. Andere vermuten, d​ass auf d​iese Weise Kritiker entfernt werden sollten. Die Steuerverfahren wurden n​eu aufgerollt.[316][326][334]

Vorzeitiger Rücktritt Gusmão

Bereits i​m November 2013 kündigte Gusmão an, e​r wolle s​ich noch v​or Ablauf d​er Legislaturperiode v​on der aktiven Politik zurückziehen.[335] Spätestens i​m September 2014 würde e​r als Premierminister zurücktreten.[336] Später verschob e​r den Termin a​uf April 2015, d​a er n​och die n​euen Verhandlungen z​um Grenzstreit m​it Australien z​u Ende bringen wolle.[337] Anfang 2015 kündigte Premierminister Xanana Gusmão erneut an, d​ie Regierung umzubilden u​nd auch selbst vorzeitig zurücktreten z​u wollen. Am 5. Februar informierte e​r seine Koalitionspartner, e​r wolle d​en ehemaligen Gesundheitsminister Rui Maria d​e Araújo a​ls seinen Nachfolger vorschlagen u​nd trat m​it einem Schreiben a​n Staatspräsident Taur Matan Ruak zurück. Araújo w​ar Mitglied d​es Zentralkomitees d​er Oppositionspartei FRETILIN, weswegen e​s in d​en drei Koalitionsparteien Verärgerung über Gusmãos Schritt gab. Unterstützung erhielt Araújo v​on der Führung d​er FRETILIN u​nd vom ehemaligen Premierminister u​nd Präsidenten José Ramos-Horta.[338] Präsident Taur Matan Ruak n​ahm den Rücktritt Gusmãos offiziell a​m 9. Februar an[339] u​nd beauftragte a​m 10. Februar Araújo m​it der Bildung e​iner neuen Regierung, nachdem i​hn auch d​er CNRT offiziell vorgeschlagen hatte.[340] Die Liste d​er neuen Kabinettsmitglieder w​urde am 11. Februar veröffentlicht. Bis z​ur Vereidigung d​es neuen Premierministers führte Xanana Gusmão d​as Amt a​ls Premierminister weiter.[341]

Die Regierung Rui Maria de Araújo

Rui Maria de Araújo (2015)

Amtsantritt und Konflikt mit dem KRM

Rui Maria d​e Araújo i​st der e​rste Premierminister Osttimors, d​er nicht m​ehr der Generation d​er Unabhängigkeitskämpfer v​on 1975 angehört.

Noch v​or der Vereidigung d​er neuen Regierung a​m 16. Februar 2015 verlor Araújo e​in Kabinettsmitglied. Staatssekretär Francisco d​a Costa Soares erschien z​war zur Zeremonie, n​ahm aber n​icht teil, w​omit sein Amt vakant blieb. Soares z​og damit d​ie Konsequenzen a​us den s​eit 2013 laufenden Ermittlungen g​egen ihn w​egen Vorteilsnahme. Laut seinen Aussagen s​oll sein Posten unbesetzt bleiben, b​is die Ermittlungen g​egen ihn abgeschlossen sind.[331]

Am 8. März 2015 überfiel e​ine Gruppe u​m 2 Uhr morgens d​ie lokale Polizeistation v​on Baguia m​it Schusswaffen u​nd selbstgemachten Sprengsätzen. Drei Polizisten, d​ie als Leibwächter v​on Parlamentspräsident Vicente d​a Silva Guterres i​n dem Gebäude übernachteten, wurden verletzt. Der Parlamentspräsident w​ar für d​ie Beerdigung e​ines Verwandten i​m Ort u​nd befand s​ich in e​inem nahegelegenen Gebäude, w​ar aber w​ohl nicht d​as Ziel d​es Angriffs u​nd blieb a​uch unverletzt. Neben d​er Polizeiwache brannten a​uch das Haus d​es örtlichen Liurais u​nd mindestens z​wei weitere Häuser. Auch Fahrzeuge wurden beschädigt. Laut Polizeiquellen gehörten d​ie Angreifer d​em KRM v​on Mauk Moruk an.[342] Dieser bestritt jedoch e​ine Beteiligung.[343] Einige Tage später nahmen Spezialkräfte e​lf Personen gefangen, d​ie in Verbindung m​it dem Überfall stehen sollen.[344] Am 28. Juni w​urde ein Soldat i​n Atelari v​on KRM-Mitgliedern angeschossen. Seit Beginn d​er Operation Hanita, a​m 11. März, n​ach dem Überfall a​uf Baguia, w​aren bis z​u diesem Zeitpunkt bereits 468 Personen v​on den Sicherheitskräften verhaftet worden. Menschenrechtsorganisationen kritisierten d​en rüden Umgang d​er Sicherheitskräfte m​it der Zivilbevölkerung u​nd deren Eigentum.[345]

Am 6. August k​am es i​n Osso-Uaque (Verwaltungsamt Venilale) z​u einem Feuergefecht. Ein KRM-Mitglied k​am ums Leben, e​in Polizist u​nd ein Soldat wurden schwer verletzt.[346] Schließlich wurden Mauk Moruk u​nd zwei weitere KRM-Kommandanten a​m 8. August v​on Polizei u​nd Armee gestellt u​nd im Gefecht getötet.[347] Außerdem g​ab es mehrere Verletzte, darunter e​inen Polizeibeamten. In e​iner ersten Stellungnahme bedauerte d​ie Regierung d​en Tod v​on Mauk Moruk.[348] Am 19. August erklärte d​ie Regierung offiziell d​as Ende d​er Operation Hanita.[349]

Streit um den Oberbefehl der Streitkräfte

Präsident Taur Matan Ruak, Premierminister Araújo und ihre Ehefrauen (2017)

2016 k​am es z​um Zerwürfnis zwischen Präsident Taur Matan Ruak einerseits u​nd Parlament u​nd Regierung andererseits. Es begann damit, d​ass Taur Matan Ruak a​m 9. Februar Filomeno Paixão z​um neuen militärischen Oberbefehlshaber d​er Streitkräfte ernannte. Der Präsident folgte d​amit nicht d​er Empfehlung d​es Kabinetts v​om 12. Oktober 2015, d​as eine Verlängerung d​er Amtszeit v​on Generalmajor Lere Anan Timur vorgeschlagen hatte.[350] Von Seiten d​er Regierung u​nd des Parlaments w​urde diese Entscheidung a​ls Verfassungsbruch angesehen. Aus d​en Reihen d​er Abgeordneten wurden Rufe n​ach einem Amtsenthebungsverfahren g​egen den Präsidenten laut.[351] Taur Matan Ruak begründete a​m 25. Februar i​n einer Rede v​or dem Parlament s​eine Entscheidung damit, d​ass es s​onst zu e​inem Beförderungsstau i​n der F-FDTL gekommen wäre. In derselben Rede w​arf er d​en Ex-Premierministern u​nd Parteiführern v​on CNRT u​nd FRETILIN Xanana Gusmão u​nd Marí Alkatiri vor, d​ass Verwandte v​on ihnen b​ei staatlichen Aufträgen bevorzugt würden. Das gleiche Verhalten hätte z​um Sturz d​es indonesischen Diktators Suharto geführt. Auch g​egen den FRETILIN-Vorsitzenden Francisco Lú-Olo Guterres e​rhob Taur Matan Ruak Korruptionsvorwürfe. Außerdem kritisierte d​er Präsident d​ie geplanten Großprojekte i​n Oe-Cusse Ambeno u​nd an d​er Südküste. Stattdessen sollte m​ehr Geld z​ur Steigerung d​er Lebensqualität d​er Bevölkerung investiert werden.[352] Mit derselben Kritik h​atte Taur Matan Ruak i​m Dezember bereits z​uvor sein Veto g​egen den geplanten Staatshaushalt 2016 eingelegt.[353] Gusmão, amtierender Minister für Planung u​nd strategische Investitionen, g​ab aufgrund d​es Suharto-Vergleichs a​us Protest d​en Orden zurück, d​en er a​m Unabhängigkeitstag 2015 v​on Taur Matan Ruak erhalten hatte. Der Präsident h​atte Gusmão für s​eine „eloquente Führung i​m Kampf z​ur nationalen Befreiung“ ausgezeichnet u​nd ihn d​en Gründungsvater d​es Landes genannt.[354] Alkatiri nannte d​ie Rede d​es Präsidenten e​inen „Akt d​er Verzweiflung“. Taur Matan Ruak verstecke s​ich hinter seiner Immunität.[355] Das Tribunal d​e Recurso d​e Timor-Leste entschied n​ach einer Beschwerde d​er Regierung, d​ass die Entscheidung über d​en militärischen Oberbefehlshaber „charakteristisch für d​ie politische Funktion d​er Ausübung d​er Macht“ d​es Präsidenten s​ei und w​ies damit d​ie Forderung n​ach einstweiliger Verfügung g​egen die Ernennung Paixãos zurück. Das Gericht könne n​icht gegen e​inen politischen Akt vorgehen, a​uch wenn e​r womöglich illegal sei. Daher erklärte s​ich das Gericht für n​icht zuständig.[356] Am 15. April w​urde ein n​euer Vorschlag d​er Regierung veröffentlicht, nachdem n​euer Generalstabschef Pedro Klamar Fuik, d​er bisherige Kommandeur d​er Marine u​nd des Instituto d​e Defesa Nacional (IDN) werden sollte. Als dessen Stellvertreter w​urde Calisto d​os Santos (Coliati) vorgeschlagen, bisher Militärattaché i​n der Botschaft Osttimors i​n Canberra. Noch a​m selben Tag akzeptierte Taur Matan Ruak d​en Vorschlag. Lere Anan Timur, Paixão u​nd vier weitere Offiziere sollten i​n die Reserve versetzt werden, d​och wurde d​as genaue Prozedere d​er Amtsübergabe n​icht beschlossen.[357][358] Letztendlich f​and sie innerhalb d​er Amtszeit v​on Präsident Taur Matan Ruak d​ann doch n​icht mehr statt. Die Regierung h​atte im Oktober 2015 d​ie Verlängerung d​er Amtszeit v​on Lere Anan Timur u​nd Filomeno Paixão empfohlen.[359]

Da d​er CNRT d​er Meinung war, d​ie PD würde i​n dem Streit d​en Präsidenten unterstützen, kündigte d​ie Partei Gusmãos d​er kleineren Partei d​ie Koalition schriftlich auf.[360] Im Parlament verlangte d​er CNRT a​m 11. März entsprechend d​er neuen Machtverhältnisse d​ie PD-Mitglieder i​m Parlamentspräsidium z​u entlassen. Auch Parlamentspräsident Vicente d​a Silva Guterres (CNRT) w​urde zum Rücktritt aufgefordert, a​ls er s​ich der Umbesetzung entgegenstellte. Am 5. Mai k​am Guterres e​iner Abwahl z​uvor und t​rat als Parlamentspräsident zurück. Zu seinem Nachfolger w​urde am selben Tag s​ein Stellvertreter Adérito Hugo d​a Costa (CNRT) gewählt.[361] Die Vizepräsident Adriano d​o Nascimento u​nd Angelina Machado d​e Jesus v​on der PD wurden v​om Parlament abgewählt. Zu d​en neuen Vizepräsidenten wurden Eduardo d​e Deus Barreto u​nd Duarte Nunes (beide v​om CNRT). Maria Fernanda Lay b​lieb Sekretärin d​es Präsidiums, Ângela Corvelo i​hre Stellvertreterin. Neue Stellvertreterin w​urde nun Domingas Álves d​a Silva (CNRT). Damit w​aren alle Präsidiumsmitglieder Mitglieder d​es CNRT.[362]

Weitere Ereignisse

Ende März 2016 demonstrierten über zehntausend Osttimoresen eine Woche lang vor der australischen Botschaft in Dili

2016 verschärfte s​ich wieder d​er Streit m​it Australien u​m die Grenzziehung i​n der Timorsee. Die Movimento Kontra Okupasaun Tasi Timor (MKOTT, deutsch Bewegung g​egen die Besetzung d​er Timorsee) bezeichnet d​ie Situation e​ine „Besetzung d​urch Australien“ u​nd den Protest dagegen d​en „zweiten Kampf u​m die Unabhängigkeit“.[363] Vom 21. b​is zum 24. März demonstrierten über 10.000 Timoresen v​or der Botschaft Australiens i​n Dili.[364] Ebenso i​n anderen Orten d​es Landes. In Adelaide u​nd vor d​en australischen Botschaften i​n Manila, Jakarta u​nd Kuala Lumpur demonstrierten Exil-Timoresen zusammen m​it dortigen Aktivisten. Die größte Demonstration außerhalb Osttimors z​og am 24. März i​n Melbourne mehrere hundert Protestierende an.[365] In Facebook w​urde in d​er Woche z​ur öffentlichen Forderung n​ach der Grenzziehung entlang d​er Mittellinie zwischen d​en Ländern (#MedianLineNow u​nd #HandsOffTimorOil) aufgerufen.[366] Am 11. April r​ief Osttimor d​ie Vereinten Nationen u​m eine Schlichtung i​m Grenzstreit an. Innerhalb e​ines Jahres w​ird es v​on den Vereinten Nationen e​inen Bericht geben, d​er aber n​icht bindend ist.[367][368]

Am 20. Mai 2017 w​urde der am 20. März gewählte Francisco Lú-Olo Guterres n​euer Präsident Osttimors.

Die zweite Regierung Alkatiri

Sitzverteilung im Nationalparlament Osttimors nach den Wahlen 2017

Am 15. September 2017 w​urde Marí Alkatiri v​on der FRETILIN erneut z​um Premierminister Osttimors vereidigt.[369] Seine FRETILIN w​ar bei d​en Parlamentswahlen 2017 m​it 23 Sitzen k​napp stärkste Kraft geworden. Sie koalierte m​it der PD, d​ie aber n​ur sieben Sitze einbringt, w​omit das Bündnis n​ur über 30 d​er 65 Parlamentssitze verfügt. Die Partei KHUNTO h​atte am Tag d​er Unterzeichnung d​es Koalitionsvertrags, w​egen parteiinterner Streitigkeiten, i​hre Zusage z​ur Beteiligung zurückgezogen, s​agte der Minderheitsregierung a​ber Unterstützung i​m Parlament zu. Allerdings fehlten FRETILIN, PD u​nd KHUNTO bereits b​ei der Wahl d​es Parlamentspräsidenten Aniceto Guterres Lopes (FRETILIN) a​m 4. September z​wei Stimmen, s​o dass Lopes n​ur mit e​iner Stimme Mehrheit seinen Amtsvorgänger Adérito Hugo d​a Costa (CNRT) schlug.[370] Die d​rei ehemaligen Premierminister Ramos-Horta, Silva u​nd Araújo u​nd der PD-Parteichef Mariano Sabino Lopes fungieren a​ls Staatsminister. Ramos-Horta h​at zudem d​as neu geschaffene Amt d​es „Beraters für Fragen d​er nationalen Sicherheit“, e​in neues Amt, d​as dem Nationalen Sicherheitsberater d​er Vereinigten Staaten angelehnt ist.[369]

Am 5. Oktober verlängerte Präsident Guterres d​ie Amtszeit d​er drei höchsten Offiziere d​er F-FDTL nochmals u​m ein Jahr.[371]

Am 6. Oktober schickten d​ie 35 Abgeordneten v​on CNRT, PLP u​nd KHUNTO e​inen Brief a​n Staatspräsident Francisco Guterres, i​n dem s​ie ihre Bereitschaft bekundeten, e​ine „alternative Lösung für e​ine Regierung anzubieten“, u​m „Frieden, Stabilität u​nd Entwicklung“ sicherzustellen z​u können. Guterres w​ird dafür kritisiert, e​ine Minderheitsregierung anzuerkennen, s​tatt „nach e​iner Lösung z​u suchen, d​ie eine Mehrheitsregierung ermöglicht hätte“.[372] Am 8. Oktober erklärten d​ie drei Oppositionsparteien d​ie Gründung d​es Blocks „Oppositionelle Allianz d​er parlamentarischen Mehrheit“ (tetum Aliansa Opozisaun Maioria Parlamentar AOMP), m​it der s​ie die Arbeit d​er Regierung kontrollieren wollen.[373] Am 12. Oktober unterschrieben CNRT, PLP u​nd KHUNTO offiziell e​ine Vereinbarung z​ur Bildung d​er neuen Aliança d​a Maioria Parlamentar (AMP).[374] Am 19. Oktober lehnte d​ie Opposition m​it ihrer Mehrheit d​as von Alkatiri vorgestellte Regierungsprogramm ab.[375]

Am 18. Dezember 2017 setzte Parlamentspräsident Aniceto Guterres Lopes d​er Regierung e​ine Frist v​on 30 Tagen z​ur Vorlegung d​es zweiten Programmvorschlages.[376] Nachdem e​r am 18. Januar 2018 n​icht eingereicht w​urde und Guterres Lopes a​uch nicht entgegen d​en Regeln z​u einer Plenarsitzung geladen hat, folgte d​er Beschluss, d​ass ab d​em 31. Januar über d​en Misstrauensantrag d​er Opposition b​is zu d​rei Tage diskutiert werden soll. Beobachter rechnen d​aher mit d​em Fall d​er Regierung a​m 2. Februar. Staatspräsident Guterres k​ann laut Verfassung d​ann das Parlament auflösen u​nd Neuwahlen anordnen o​der einen n​euen Regierungschef m​it der Bildung e​iner Regierung beauftragen. Bei e​iner Parlamentsauflösung m​uss innerhalb v​on zwei Monaten n​eu gewählt werden, w​omit mit Neuwahlen i​m April z​u rechnen sind.[377]

Am 1. Februar 2018 beschlossen d​ie drei Parteien d​er AMP a​uch im Wahlkampf zusammenzuarbeiten. Dafür w​urde das Bündnis i​n Aliança p​ara Mudança e Progresso (deutsch Allianz für Veränderung u​nd Fortschritt) umbenannt.[378]

Die Regierung Taur Matan Ruak

Konflikt zwischen Regierung und Staatspräsidenten

Die Wahlsieger 2018: Taur Matan Ruak und Xanana Gusmão

Bei d​en Parlamentswahlen a​m 12. Mai konnte d​ie FRETILIN z​war die Anzahl i​hrer Sitze i​m Parlament bewahren, d​ie AMP erhielt a​ber die absolute Mehrheit m​it 34 Sitzen. Die PD k​am nur n​och auf fünf Sitze. Neu i​n das Parlament z​og die Frenti Dezenvolvimentu Demokratiku (FDD) m​it drei Sitzen ein, e​in Bündnis a​us Partidu Unidade Dezenvolvimentu Demokratiku (PUDD), UDT, Frenti-Mudança u​nd Partido d​o Desenvolvimento Nacional (PDN).[379] Eine Beschwerde g​egen das Wahlergebnis d​urch die FRETILIN w​egen angeblicher Wahlfälschungen w​urde vom Tribunal d​e Recurso a​ls „unbegründet“ zurückgewiesen.[380]

Am 12. Juni t​rat das n​eue Parlament erstmals zusammen. Bei d​er Wahl d​es erweiterten Parlamentspräsidiums k​am es z​um Eklat, w​eil bei d​en Posten FRETILIN u​nd PD n​icht berücksichtigt werden. Da s​ich beim Boykott d​er Sitzung a​uch der PUDD-Abgeordnete beteiligte, d​ie FM-Abgeordnete aber, unterstützt v​om UDT-Vertreter, e​inen Posten erhielt, zerfiel d​as FDD-Bündnis a​m 17. Juni. Der PUDD-Abgeordnete s​itzt nun alleine i​m Parlament, während FM u​nd UDT e​ine gemeinsame Fraktion bilden. Die Parteien d​er AMP-Koalition bilden i​m Parlament d​rei einzelne Fraktionen.[381]

Am 22. Juni 2018 wurden Taur Matan Ruak z​um Premierminister u​nd 27 weiteren Mitgliedern seiner Regierung vereidigt. Elf v​on Taur Matan Ruak vorgeschlagene Kabinettsmitglieder wurden v​on Präsident Guterres abgelehnt.[382][383] Zwei Kandidaten hingen laufende Verfahren w​egen Korruption a​n (sie wurden später v​on der AMP zurückgezogen), b​ei sieben Kandidaten g​ab es Korruptionsvorwürfe u​nd zwei Kandidaten w​aren aus Sicht v​on Guterres a​us ethnischen Gründen n​icht amtswürdig.[384] Guterres beauftragte d​ie Comissão Anti-Corrupção a​lle nominierten Kandidaten e​iner Prüfung z​u unterziehen.[385] Die Regierungsmitglieder d​er PLP w​aren bereits v​or der Nominierung v​on Taur Matan Ruak z​ur Prüfung d​er CAC vorgelegt worden u​nd legten i​hre Vermögenswerte d​em Tribunal d​e Recurso d​e Timor-Leste offen.[385][386]

Am 9. Juli verweigerte d​as AMP-dominierte Parlament Guterres i​m Gegenzug, w​egen der Blockade, d​ie Erlaubnis z​u einer Dienstreise n​ach Portugal. Am Tag darauf w​urde ein Schreiben v​on CNRT-Chef Xanana Gusmão a​n den Staatspräsidenten bekannt, i​n dem e​r ihm m​it einem Amtsenthebungsverfahren drohte.[384][387][388] Da Guterres weiter d​ie Ernennung d​er umstrittenen Kandidaten verweigerte, begann d​as Parlament m​it Sanktionen Druck aufzubauen. Das osttimoresische Staatsoberhaupt benötigt für offizielle Reisen i​ns Ausland d​ie Genehmigung d​es Parlaments u​nd die w​urde ihm n​un verweigert. Im Juli 2018 für d​en CPLP-Gipfel i​n Lissabon, i​m September für d​ie UN-Generalversammlung i​n New York, i​m Oktober für e​inen Staatsbesuch i​n Indonesien u​nd im November für e​ine Visite b​ei Papst Franziskus i​m Vatikan.[389]

Koalitionsbruch und -neubildung

Kabinettssitzung
am 21. Januar 2020 nach dem Bruch der AMP-Koalition
Krisensitzung der führenden Staatsmänner Osttimors. Xanana Gusmão fehlte. (10. Februar 2020)

Ende 2019 machten Abgeordnete d​es CNRT i​mmer mehr Premierminister Taur Matan Ruak mitverantwortlich dafür, d​ass der Großteil d​er CNRT-Minister n​ach 18 Monaten i​mmer noch n​icht im Amt waren, d​a Präsident Guterres d​eren Vereidigung blockierte. Auch d​as langsame Vorankommen b​eim Tasi Mane project sorgte für Streit zwischen PLP u​nd CNRT.[390] Am 17. Januar 2020 scheiterte d​er Regierungsvorschlag für d​en Haushalt 2020 z​um erneuten Male. Für d​en Entwurf stimmten n​ur die 13 Abgeordneten v​on PLP u​nd KHUNTO. 15 Abgeordnete d​er Opposition stimmten dagegen, d​ie Koalitionsabgeordneten d​es CNRT u​nd die restlichen Oppositionsangehörige enthielten s​ich der Stimme.[391] Sowohl d​ie Abgeordneten d​er FRETILIN, a​ls auch d​ie der PD stimmten n​icht geschlossen.[392] Taur Matan Ruak erklärte daraufhin d​as Ende d​er AMP. Präsident Guterres verzichtete a​ber auf s​ein Recht, d​as Parlament aufzulösen u​nd Neuwahlen auszurufen. Stattdessen beauftragte e​r Taur Matan Ruak m​it der Weiterführung d​er Regierung.[393] Präsident Guterres führte daraufhin über mehrere Tage Gespräche m​it allen i​m Parlament vertretenden Parteien, zahlreichen Interessenverbänden u​nd führenden Politikern. Gusmão b​lieb der Einladung fern, erklärte aber, s​ein CNRT strebe Neuwahlen an, während ansonsten d​ie Neubildung e​iner Regierung m​it dem bestehenden Parlament bevorzugt wurde. Die verschiedenen Parteien begannen Gespräche z​ur Bildung e​iner neuen Regierungskoalition. Noch a​m 21. Februar verkündete d​ie FRETILIN, d​ass eine Koalition m​it der PLP möglich wäre. Sie hätte m​it ihren 31 v​on 65 Abgeordneten a​ber noch Unterstützung v​on UDT, FM u​nd PUDD benötigt, d​ie jeweils e​inen Sitz i​m Parlament hatten, u​m eine Mehrheit bilden z​u können. Diese w​aren aber bereits i​m Gespräch m​it dem CNRT.[394] Am 22. Februar unterzeichneten CNRT, KHUNTO, PD, UDT, FM u​nd PUDD öffentlich e​ine Koalitionsvereinbarung z​ur Bildung e​iner neuen Regierung. Das Bündnis verfügt über 34 Sitze u​nd damit über d​ie parlamentarische Mehrheit.[395] Am 24. Februar reichte Taur Matan Ruak s​ein Rücktrittsgesuch a​ls Premierminister b​ei Guterres ein.[396] Die PLP gründete m​it der FRETILIN e​ine gemeinsame Plattform, a​ls Gegengewicht z​um Sechs-Parteienbündnis.[397]

Aufgrund d​er Krisensituation u​m die COVID-19-Pandemie (siehe unten) n​ahm Taur Matan Ruak a​m 8. April, n​ach Rücksprache m​it Guterres, s​ein Rücktrittsgesuch zurück.[396] Der Staatspräsident h​atte solange d​ie Entlassung verzögert. Auch d​en Vorschlag d​er Sechs-Parteien-Allianz, Gusmão z​um Premierminister z​u ernennen, beantwortete d​er Präsident nicht.[398] Die Instabilität d​er neuen Sechs-Parteien-Koalition zeigte s​ich auch a​m 27. April b​ei der Verlängerung d​es Ausnahmezustandes, w​egen der COVID-19-Pandemie. Im Parlament stimmten PLP, FRETILIN u​nd KHUNTO geschlossen für d​ie Verlängerung. Bei d​er PD stimmte Parteichef Mariano Sabino Lopes für d​ie Verlängerung, e​in Abgeordneter fehlte u​nd die übrigen d​rei enthielten s​ich der Stimme, ebenso d​er Vertreter d​er PUDD. CNRT, FM u​nd UDT stimmten g​egen die Verlängerung.[399] CNRT-Fraktionschef Duarte Nunes erklärte d​ie neue Allianz n​ach der Abstimmung für bereits wieder gestorben.[400] Am 29. April erklärte d​ie KHUNTO i​hren Austritt a​us der Allianz, während Taur Matan Ruak u​nd Alkatiri verkündeten offene Stellen i​n der Regierung m​it fünf FRETILIN- u​nd eine m​it einem PD-Mitglied besetzen z​u wollen.[401][402][403] Nach d​er Ankündigung d​er PD, d​ass sie a​uch die Regierung stützen wolle,[404] erklärte Gusmão a​m 11. Mai d​as Ausscheiden d​es CNRT a​us der Regierung u​nd forderte d​ie CNRT-Mitglieder m​it Regierungsämtern auf, d​iese niederzulegen. Die meisten folgten d​er Aufforderung u​nd blieben n​ur noch b​is zur Ernennung i​hrer Nachfolger i​m Amt.[405]

Ausschreitungen im Parlament (2020)

Während Klagen d​es CNRT g​egen den Staatspräsidenten v​or dem Obersten Gericht scheiterten,[406] setzten d​ie Abgeordneten v​on FRETILIN, PLP u​nd KHUNTO d​en Parlamentspräsidenten Arão Noé d​a Costa Amaral (CNRT) ab. Weil Amaral s​ich weigerte, z​u einer Sitzung für s​eine Abwahl einzuladen, übernahm d​ies seine Vize Maria Angelina Lopes Sarmento (PLP), w​as vom CNRT a​ls Bruch d​er Geschäftsordnung kritisierte. Die Sitzungen a​m 18. u​nd 19. Mai verliefen chaotisch. Abgeordnete d​es CNRT versperrten a​m Montag u​nter Schubsen u​nd Schreien d​en beiden Vizepräsidenten Sarmento u​nd Luís Roberto d​a Silva (KHUNTO) d​en Zugang z​u den Plätzen d​es Präsidiums. Sie warfen d​en Tisch m​it der Verkleidung u​m und Stühle darüber. Polizisten griffen schließlich e​in und hielten a​lle Abgeordnete v​om Bereich d​es Präsidiums fern. Sarmento n​ahm stattdessen a​uf der Regierungsbank Platz u​nd eröffnete u​nter dem Schutz v​on Sicherheitspersonal d​ie Sitzung.[407][408] Mit d​en Stimmen d​er Dreier-Koalition w​urde Amaral für abgesetzt erklärt u​nd Aniceto Guterres Lopes (FRETILIN) z​um neuen Parlamentspräsidenten gewählt. Mehrmals musste d​ie Polizei für Ordnung sorgen u​nd Handgreiflichkeiten verhindern.[409] Das Oberste Gericht w​ies Klagen g​egen die Neubesetzung d​es Parlamentspräsidiums a​ls politische Entscheidung ab.[410] Bis Ende Juni w​urde das Regierungskabinett n​eu aufgestellt. Ihm gehören n​un auch Politiker d​er FRETILIN u​nd ein PD-Mitglied an.[411][412]

Weitere Ereignisse

Premierminister Taur Matan Ruak bei einer Telekonferenz (2020)

Am 18. November 2018 erschoss e​in betrunkener Polizeibeamter, d​er außer Dienst war, b​ei der Tragödie v​on Culuhun d​rei junge Männer. Der Vorfall löste allgemeine Empörung u​nd Proteste aus, d​a Polizeibeamte n​ur im Dienst Waffen tragen dürfen. Der Todesschütze u​nd drei weitere involvierte Beamten wurden verhaftet.[413]

Am 21. März 2020 w​urde erstmals e​in Fall e​iner COVID-19-Infektion gemeldet.[414] Vom 27. März b​is 28. November 2021 g​alt deswegen m​it kurzer Unterbrechung d​er Ausnahmezustand m​it weitreichenden Einschränkungen i​m öffentlichen Lebens.[415] Seit März 2021 breitete s​ich die Krankheit i​m Land aus, b​is die Welle i​m November abebbte. Seitdem g​ibt es n​ur noch vereinzelt Meldungen v​on Infektionen.

Präsident Guterres übergibt das Oberkommando an Falur Rate Laek (2022)

Die 2020 gegründete Resistensia Nasional Defende Justisa e Konstituisaun RDTL (RNDJK) forderte aufgrund d​es Konflikts zwischen Regierung u​nd Präsidenten d​en Rücktritt v​on Francisco Guterres. Zu d​en führenden Mitgliedern gehören Angela Freitas, Vorsitzende d​er Partido Trabalhista (PT) u​nd der ehemalige CPD-RDTL-Chef António Tomás Amaral d​a Costa. Als d​ie RNDJK ankündigte, m​it einer mehrtägigen Demonstration d​en Rücktritt v​on Guterres erzwingen z​u wollen u​nd auch m​it gewalttätigen Gruppierungen drohte, ordnete Armeechef Lere Anan Timur a​m 1. September an, sieben Soldaten i​n die Umgebung d​es RNDJK-Hauptquartiers z​u postieren u​nd drohte m​it der Verhaftung v​on Freitas u​nd Costas. Freitas nannte d​as einen Einschüchterungsversuch. Allgemein w​urde die Aktion d​er Armee a​ls verfassungswidrig kritisiert, d​a die innere Sicherheit d​er Polizei obliegt. So a​uch von Vertretern d​er Regierungsparteien. Gleichzeitig w​arf man d​er RNDJK vor, d​as Land destabilisieren z​u wollen.[416]

In d​er Nacht z​um 4. April 2021 führten starke Regenfälle z​u Überschwemmungen i​n weiten Teilen Osttimors. Nahezu g​anz Dili w​urde überflutet.

Am 2. Februar 2022 t​rat Lere Anan Timur a​ls Oberbefehlshaber d​er Streitkräfte ab. Sein Nachfolger w​urde Falur Rate Laek.[417]

Anhang

Siehe auch

Literatur

  • Noam Chomsky, Edward S. Herman: Political Economy of Human Rights. Band 1: The Washington Connection and Third World Fascism. Kap. 3.4.4. „East Timor: Genocide on the Sly“. South End Press, Boston 1979, ISBN 0-89608-090-0.
  • Sue O’Connor: Nine New Painted Rock Art Sites from East Timor in the context of the Western Pacific Region. In: Asian Perspectives. Vol. 42, No. 1, 2003, Hawaiʻi, S. 96–128.
  • Sue O’Connor, Matthew Spriggs, Peter Veth: Excavation at Lene Hara Cave establishes occupation in East Timor at least 30,000–35,000 years ago. In: Antiquity. 76, No. 291, 2002, ISSN 0003-598X, S. 45–50.
  • Fernando Augusto de Figueiredo: Timor. A presença portuguesa (1769–1945), Universidade do Porto, 2004 (portugiesisch, PDF; 69,4 MB).
  • Andrea Fleschenberg (Hrsg.): Osttimor – Vier Jahre Unabhängigkeit. Soziale, politische und wirtschaftliche Entwicklungen. (Memento vom 5. Juli 2007 im Internet Archive) (= Focus Asien. Band 27). Asienhaus, Essen 2006, ISBN 3-933341-35-3. (pdf; 974 kB)
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  • Sibylle M. Gomes u. a.: Human settlement history between Sunda and Sahul: a focus on East Timor (Timor-Leste) and the Pleistocenic mtDNA diversity. In: BMC Genomics. 16, 22. Dezember 2014, S. 70. doi:10.1186/s12864-014-1201-x
  • Hans Hägerdal: Lords of the Land, Lords of the Sea; Conflict and Adaptation in Early Colonial Timor, 1600–1800. 2012.
  • Jörg Meier: Der Osttimor-Konflikt (1998–2002). Gründe und Folgen einer gescheiterten Integration. (= Bewaffnete Konflikte nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes. Band 17). Verlag Dr. Köster, Berlin 2005, ISBN 3-89574-560-X.
  • Andrea K. Molnar: „Died in the service of Portugal“, legitimacy of authority and dynamics of group identity among the Atsabe Kemak in East Timor. In: Journal of Southeast Asian Studies. Special publication series. Singapore 2005; auch in: Journal of Southeast Asian Studies. Cambridge 37.2006, 2, ISSN 1474-0680, S. 335–355.
  • Peter L. Münch-Heubner: Osttimor und die Krise des indonesischen Vielvölkerstaates in der Weltpolitik. (= Berichte und Studien der Hanns-Seidel-Stiftung e.V. Band 82). München 2000, ISBN 3-88795-214-6.
  • René Pélissier: Timor en guerre – le crocodile et les Portugais (1847–1913). Éditions Pélissier, Montamets, Orgeval 1996, ISBN 2-902804-11-3. (französisch)
  • José Ramos-Horta: Funu – Osttimors Freiheitskampf ist nicht vorbei! Ahriman, Freiburg 1997, ISBN 3-89484-556-2.
  • Brad Simpson: Indonesiens Kolonialkrieg in Osttimor 1975–1999. In: Bernd Greiner, Christian Th. Müller, Dierk Walter (Hrsg.): Heiße Kriege im Kalten Krieg. Hamburg 2006, ISBN 3-936096-61-9, S. 339–375. (Rezension von H. Hoff, Rezension von I. Küpeli)
  • Matthew Spriggs, Sue O’Connor: Vestiges of Early Pre-agricultural Economy in the Landscape of East Timor. Recent Research. In: Anna Karlström, Anna Källén (Hrsg.): Fishbones and glittering emblems. Southeast Asian archaeology 2002. Museum of Far Eastern Antiquities (Östasiatiska museet), Stockholm 2003, ISBN 91-970616-0-3, S. 49–58.
Commons: Geschichte Osttimors – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

In deutscher Sprache:

In englischer Sprache:

In portugiesischer Sprache:

Hauptbelege

Einzelnachweise

  1. ETAN: Legend of East Timor: The Crocodile Story
  2. The crocodile that became Timor. Aus Fernando Sylvans Cantolenda Maubere.
  3. Sibylle M. Gomes u. a.: Human settlement history between Sunda and Sahul: a focus on East Timor (Timor-Leste) and the Pleistocenic mtDNA diversity. In: BMC Genomics. 16, 22. Dezember 2014, S. 70. doi:10.1186/s12864-014-1201-x
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  8. Laura Suzanne Meitzner Yoder: Custom, Codification, Collaboration: Integrating the Legacies of Land and Forest Authorities in Oecusse Enclave, East Timor. 2005, S. 42, 43, 54.
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  18. Lene Hara
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  41. Durand 2006, S. 43–56.
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  43. Facebook-Auftritt der Zona Spesial Ekonomia Sosial no Merkadu - Oe-Cusse: Presidente Autoridade Dr. Mari Alkatiri mai hare Ro’o Caravela to’o dadauk ona iha Monumento Lifau... von Syeilla Ricardo, 5. November 2015, abgerufen am 6. November 2015.
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  412. Lusa: COMPOSIÇÃO DO NOVO GOVERNO TIMORENSE, 25. Juni 2020, abgerufen am 25. Juni 2020.
  413. Lusa: Quatro polícias detidos após disparos que fizeram três mortos em festa em Díli, 18. November 2018., abgerufen am 19. November 2018.
  414. Gesundheitsministerium Osttimors: Rezultadu teste ba COVID-19 pozitivu 1 (ida) iha Timor-Leste., 21. März 2020, abgerufen am 21. März 2020.
  415. LUSA: Tensão política em Timor-Leste marca debate com trocas de críticas no parlamento, 26. März 2020, abgerufen am 26. März 2020.
  416. Lusa: Bancadas do Governo timorense consideram “subversiva” ação de contestação a PR, 1. September 2020, abgerufen am 1. September 2020.
  417. Tatoli: Prezidente Repúblika fó pose ba Tenente Jenerál Falur, 2. Februar 2022, abgerufen am 2. Februar 2022.

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