Timor Timur
Timor Timur (Kurzform: Tim-Tim) war während der indonesischen Besatzung zwischen 1975 und 1999 der offizielle indonesische Name des heute unabhängigen Osttimor (Timor-Leste). Die internationale Gemeinschaft hatte die Annexion nie anerkannt. Osttimor galt während dieser Zeit völkerrechtlich als „abhängiges Territorium unter portugiesischer Verwaltung“.
Timor Timur | |
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Basisdaten | |
Fläche: | 15.007 km² |
Einwohner: | 800.000 |
Bevölkerungsdichte: | 53 Einwohner/km² |
Hauptstadt: | Dili |
Gouverneur | – |
Lage in Indonesien | |
Geschichte
Der Name Timor Timur wurde dem Gebiet am 31. Mai 1976 gegeben, als Indonesien die ehemalige portugiesische Kolonie Portugiesisch-Timor als 27. Provinz annektierte. Übersetzt bedeutet die Bezeichnung nichts anderes als „Osttimor“, da das indonesische Wort timur „Osten“ bedeutet. Berücksichtigt man, dass sich auch der Name der Insel Timor davon herleitet, ergibt sich die wörtliche Bedeutung „Osten vom Osten“ beziehungsweise „Osten der Ostinsel“.
Osttimor hatte sich am 28. November 1975 für von Portugal einseitig für unabhängig erklärt. Neun Tage später begann Indonesien mit der Invasion des Kernlandes, nachdem zuvor schon grenznahe Gebiete besetzt worden waren. Durch die Besatzung und den Guerillakrieg zwischen der timoresischen FALINTIL und der indonesischen Armee kamen bis zu 183.000 Menschen zu Tode. Allein von 1970 bis 1980 sank die Bevölkerungszahl um 9 % von 610.000 auf 555.000.[1]
Im Unabhängigkeitsreferendum von 1999, das von blutigen Unruhen begleitet war, sprach sich schließlich die Mehrheit der Einwohner für die Unabhängigkeit von Indonesien aus. Die internationale Eingreiftruppe INTERFET sorgte für Ruhe und Ordnung und am 25. Oktober kam Osttimor offiziell unter die Übergangsverwaltung der Vereinten Nationen (UNTAET). 2002 wurde Osttimor unter dem neuen amtlichen Namen „Timor-Leste“ (port. für „Osttimor“) in die Unabhängigkeit entlassen.
Politik
Gouverneure der Provinz Timor Timur | |
Arnaldo dos Reis Araújo (APODETI) | 4. August 1976–1978 |
Guilherme Maria Gonçalves (APODETI) | 1978–1982 |
Mário Viegas Carrascalão (UDT) | 18. September 1982 – Juni 1992 |
José Abílio Osório Soares (APODETI) | 11. September 1992 – Oktober 1999 |
Sitzverteilung in der DPRD [2] | |||||
Jahr | PPP | Golkar | PDI | ABRI | gesamt |
1980 | 0 | 25 | 0 | 0 | 25 |
1981 | 0 | 24 | 0 | 0 | 24 |
1982 | 0 | 32 | 0 | 4 | 36 |
1987 | 0 | 34 | 2 | 9 | 45 |
1988 | 0 | 34 | 2 | 9 | 45 |
1989 | 0 | 33 | 2 | 9 | 44 |
1990 | 0 | 34 | 2 | 9 | 45 |
1991 | 0 | 34 | 2 | 9 | 45 |
1992 | 2 | 29 | 5 | 9 | 45 |
1997 | 1 | 30 | 5 | 9 | 45 |
Mit dem APODETI-Mitglied Arnaldo dos Reis Araújo als Präsidenten wurde von Indonesien am 17. Dezember 1975 die Provisorische Regierung Osttimor (PGET, Indonesisch: Pemerintah Sementara Timor Timur, PSTT) als Marionettenregierung aufgestellt, bestehend aus APODETI- und UDT-Führern.[3]
Am 31. Mai 1976 verabschiedete eine vom indonesischen Geheimdienst ausgewählte Volksversammlung[4] mit allen 37 Stimmen[5] eine Petition für den Anschluss an den Nachbarstaat ohne Referendum. Unterzeichnet wurde die Petition von PGET-Präsident Araújo und dem Vorsitzenden der Volksversammlung Guilherme Gonçalves. Man berief sich dabei auf die Balibo-Deklaration.[6] Mit dem indonesischen Gesetz Nr. VII/1976 wurde am 17. Juli Timor Timur offiziell die 27. Provinz der Republik Indonesien und Araújo am 4. August Gouverneur. Vize-Gouverneur wurde Francisco Lopes da Cruz. Araújo verlor aber bereits 1978 seinen Posten, nachdem er öffentlich Indonesien kritisiert hatte. Sein Nachfolger wurde Guilherme Gonçalves, der ebenfalls vorzeitig abtreten musste, nachdem es mit Oberst Paul Kalangi, dem Sekretär der Regionalverwaltung (Sekretaris Wilayah Daerah, Sekwilda), zum Disput über den Anteil der Kaffeesteuer für die örtliche Regierung kam. Vom 18. September 1982 bis zum Juni 1992 war Mário Carrascalão Gouverneur. In seiner Amtszeit normalisierte sich die Zivilverwaltung. José Abílio Osório Soares übernahm 1992 als letzter Gouverneur für zwei Amtszeiten das Amt. Francisco Lopes da Cruz blieb bis 1982 Vize-Gouverneur. Ihm folgten die indonesischen Offiziere Brigadegeneral A B Saridjo (bis 1993) und Oberstleutnant J Haribowo (bis zum Ende der Besatzung 1999). Beide waren zuvor Sekretäre der Regionalverwaltung, die offiziell hinter dem Gouverneur an zweiter Stelle der Administration waren, allerdings die Kontrolle über das Provinzbudget hatten. Eingesetzt wurden sie durch den indonesischen Innenminister. Bis auf einen waren alle Sekretäre in Osttimor Offiziere des Militärs.[2]
Am 4. August 1976 wurde der Rat der Volksrepräsentanten der Provinz (DPRD) installiert mit Guilherme Gonçalves als Vorsitzenden. Es hatte 25 bis 45 Mitglieder, die aber nicht gewählt wurden. 80 % der Sitze waren den vom indonesischen Staat kontrollierten Parteien vorbehalten, die restlichen 20 % standen den indonesischen Streitkräften (ABRI) zu. Auch die Vertreter in den Distriktsparlamenten wurden berufen.[2]
Sonstiges
In Osttimor ist noch heute ein Wortspiel verbreitet, das auf der Ähnlichkeit des Kurznamens Tim-Tim mit dem international bekannten französischen Namen der Hauptfigur Tintin (deutsch Tim) aus der Comicserie Tim und Struppi beruht. So gibt es T-Shirts mit Motiven zu kaufen, die Tim in Osttimor zeigen und mit dem Schriftzug „Tin-Tin in Tim-Tim“ versehen sind.
Im Themenpark Taman Mini Indonesia Indah bei Jakarta steht für jede Provinz Indonesiens ein Haus, in dem die jeweilige Kultur vorgestellt wurde. Nach dem Verlust Timor Timurs wurde der zugehörige Pavillon in das Osttimor-Museum umgewandelt.
Siehe auch
Weblinks
- Chega! Der Schlussbericht der CAVR (englisch)
- East Timor Action Network
Einzelnachweise
- „Chapter 7.3 Forced Displacement and Famine“ (PDF; 1,3 MB) aus dem „Chega!“-Report der CAVR (englisch)
- „Part 4: Regime of Occupation“ (PDF; 563 kB) aus dem „Chega!“-Report der CAVR (englisch)
- Schwarz, A. (1994): A Nation in Waiting: Indonesia in the 1990s. Westview Press. ISBN 1-86373-635-2.
- Jolliffe, Jill: East Timor: Nationalism and Colonialism, Queensland: University of Queensland Press, 1978. OCLC 4833990
- Routledge Chapman & Hall: Far East and Australasia 2003 (Far East & Australasia), 2003, ISBN 1-85743-133-2
- „Part 3: The History of the Conflict“ (PDF; 1,4 MB) aus dem „Chega!“-Report der CAVR (englisch)