Napalm
Napalm ist eine Brandwaffe mit dem Hauptbestandteil Benzin, das mit Hilfe von Zusatzstoffen geliert wird. So wird erreicht, dass Napalm als zähflüssige, klebrige Masse am Ziel haftet und eine starke Brandwirkung entwickelt. Der Name Napalm ist eine Zusammensetzung aus den Anfangssilben der Ausgangsstoffe Naphthensäure und Palmitinsäure.
Wirkung
Bereits kleine Spritzer brennenden Napalms verursachen schwere und schlecht heilende Verbrennungen auf der Haut. Wegen seiner hydrophoben Eigenschaften kann Napalm zudem nur schlecht mit Wasser gelöscht oder von der Haut abgewaschen werden. Auch bei einem nicht direkten Treffer wirkt Napalm äußerst zerstörerisch gegen Lebewesen und hitzeempfindliches Material. Je nach Zusammensetzung erreicht es eine Verbrennungstemperatur von 800 bis 1200 °C.
Napalmbomben, die häufigste Einsatzform des Brandstoffes, sind mit Napalm befüllte Metallkanister. Zünder an beiden Enden lösen beim Aufschlag kleine Explosivladungen aus, wodurch der Kanisterinhalt über eine große Fläche verteilt wird. Napalm kann auch mit Hilfe von Flammenwerfern eingesetzt werden.
Zur Toxizität von Napalm liegen zusammenfassende Publikationen vor.[1]
Zusammensetzung
Das Prinzip einer anhaftenden, langsam brennenden Brandmasse wurde erstmals im frühen Mittelalter in Form des Griechischen Feuers verwirklicht. In der Neuzeit wurden die ersten Versuche zu Beginn des Zweiten Weltkrieges mit einer Mischung aus Benzin, Schmierseife und Aluminiumpulver durchgeführt. Auch Mischungen aus Benzin und Gummi wurden erprobt. Die eigentliche Rezeptur für Napalm wurde 1942 an der Harvard-Universität von Louis Frederick Fieser entwickelt.[2]
Napalm gehört zu den Brandstoffen auf Ölbasis. Es gibt zwei Sorten:
- Herkömmliches Napalm: ölbasierter Brandsatz mit Aluminiumseifen als Verdickungsmittel
- Napalm-B: ölbasierter Brandsatz mit Polymeren als Verdickungsmittel
Herkömmliches Napalm besteht zum Großteil aus Benzin oder Petroleum. Durch Beimischung eines Verdickungsmittels, meist Aluminiumseifen (Al(OH) (OOCR) (OOCR')) der Naphthensäuren und Palmitinsäure, entsteht das zähflüssige und klebrige Napalm-Gel.[3] Die Konzentration des Verdicker-Pulvers im Benzin beeinflusst die Viskosität und Brenneigenschaften. Napalm in Flammenwerfern enthält deshalb Verdickungsmittel in geringerer Menge.
Die Aluminiumseifen können einfach z. B. aus Aluminiumhydroxid, Naphthensäure und Palmitinsäure hergestellt werden. Naphthensäuren sind ein technisches Gemisch aus alkylierten Cyclopentan- und Cyclohexansäuren, die durch alkalische Extraktion von Erdöl und Ansäuern der erhaltenen Lösung gewonnen werden. Palmitinsäure kann durch Verseifung von z. B. Kokosöl erzeugt werden und ist in Form ihres Natriumsalzes als Kernseife bekannt.
Die Verdickungsmittel (Thickener) tragen in den Streitkräften der Vereinigten Staaten die Codebezeichnung M1, M2 und M4 und sind durch folgende Standards charakterisiert:[4]
- M1 Thickener
- Incendiary Oil, MIL-T-589A, 26. August 1953
- M1 Thickener ist ein Gemisch aus Aluminiumseifen, in welchen die Fettsäuren zu etwa 50 % aus Kokosnussöl, 25 % aus Naphthensäuren und 25 % aus Ölsäure entstammen.
- M2 Thickener
- Incendiary Oil, MIL-T-0903025B, 13. April 1954
- M2 Thickener ist ein weißes Pulver von ähnlicher Zusammensetzung wie M1, jedoch enthält es entgastes Siliciumdioxid als Trennmittel (Antiagglomerant). Ein Trennmittel verhindert das Zusammenbacken eines Pulvers.
- M4 Thickener
- Incendiary Oil, MIL-T-50009A, 22. Mai 1959
- M4 Thickener ist ein feines Pulver aus Aluminiumisooctanoat (Hydroxylaluminium-bis(2-ethylhexanoat)) und einem Trennmittel. Aluminiumisooctanoat ist ein Aluminiumsalz der Isooctansäure. Als Trennmittel diente ein Zusatz von 2 % Santocel C oder Attzorb clay.
Napalm-B, eine später entwickelte Variante des Napalms, besteht aus 50 % Polystyrol, 25 % Benzol und 25 % Leichtbenzin.[5] Bei Napalm-B wirkt Polystyrol zugleich als brennbares Verdickungsmittel. Napalm-B bietet erhöhte Zerstörungswirkung und ist weniger leicht entzündlich.[3] Napalm-B ist zähflüssiger als andere Gelbrandstoffe, wodurch die Haftwirkung an Zieloberflächen verbessert und der Feuerballeffekt reduziert wird. Es brennt heißer als herkömmliches Napalm und entwickelt bei der Verbrennung einen charakteristischen Geruch.
Bezeichnung | Verbrennungstemp. | Lösemittel | Verdicker und Zusätze | Anwendung |
---|---|---|---|---|
Napalm NP-1 | 800…1000 °C | 91…98 % Benzin | 4…8 % M-1 oder 2…4 % M-4 | Brandbomben, Brandbehälter, Flammenwerfer |
Napalm NP-2 | 800…1000 °C | 91…96 % Benzin oder Kerosin | 3…6 % M-2 | Brandbomben, Brandbehälter, Flammenwerfer |
Napalm NP-3 | 800…1000 °C | 89…90 % Benzin oder Kerosin | 3…4 % M-1 oder M-4 | Brandgranaten |
Napalm IM | > 1000 °C | 89…90 % Benzin | 10…11 % eines Gemisches aus 5 % Isobutylmethacrylat (oder Naturkautschuk), 2 % Stearinsäure und 2 % Calciumoxid | Brandbomben |
Napalm B | bis 1200 °C | 25 % Benzin, 25 % Benzol | 50 % Polystyrol | Brandbomben |
Pyrogel PT-1 | bis 1600 °C | 30…60 % Benzin | 3…5 % Isobutylmethacrylat, 10 % Magnesiumpulver, 3 % Kerosin sowie Erdölrückstände, Asphalt, Aktivkohle und Natriumnitrat | Brandbomben, Brandbehälter, Brandgranaten |
Pyrogel PT-2 | 1600…2000 °C | 60 % Benzin | 5 % Isobutylmethacrylat, 10 % Magnesiumpulver, 3 % Kerosin sowie Asphalt, Bariumnitrat | Brandbomben, Brandbehälter, Brandgranaten |
Pyrogel PT-V | 60 % Benzin | 5 % Polybutadien, 6 % Natriumnitrat, 28 % Magnesiumpulver und etwas p-Aminophenol | Brandbomben | |
Tabelle entnommen aus NVA-Dienstvorschrift A 053/1/003 „Brandwaffen“.[6]
Durch den Einsatz von Naturkautschuk oder Isobutylmethacrylat als Verdicker wird eine besonders starke Haftung erzielt. Der Zusatz von Magnesiumpulver erhöht die Verbrennungstemperatur.[7] Die russische Gelbrandmischung ONP-605 haftet auch auf nassen sowie schneebedeckten Oberflächen und eignet sich zum Einsatz auch bei niedrigen Temperaturen ab −30 °C.[8]
Geschichte
Europa
Der erste belegte Kriegseinsatz von Napalm erfolgte im Juli 1943, im Rahmen der Operation Husky bei der Landung auf Sizilien. Dort setzten U.S.-Truppen Napalm mit dem M1A1-Flammenwerfer ein.[9] Der erste großangelegte Luftangriff mit Napalmbomben erfolgte am 9. Oktober 1943 auf das Montagewerk von Focke-Wulf bei Marienburg. Dabei kamen AN-M47-Bomben befüllt mit Napalm und Weißem Phosphor zum Einsatz.[10] Die Fabrik wurde bei diesem Angriff nahezu komplett zerstört. Der nächste belegte Luftangriff mit Napalm erfolgte am 14. Oktober 1943 bei einem Bombenangriff auf die Kugellagerwerke in Schweinfurt. Bei diesem Angriff kamen wiederum mit Napalm und Weißem Phosphor befüllte AN-M47-Bomben zum Einsatz.[11] Danach wurde Napalm auf dem europäischen Kriegsschauplatz wiederholt durch Jagdbomber zur Luftnahunterstützung eingesetzt. Ein weiterer belegter Großeinsatz (mit Brandbomben vom Typ AN-M76 mit dem Verdickungsmittel PT-1 (Pyrogel)) wurde von den US Army Air Forces (USAAF) über Berlin am 6. März 1944 durchgeführt.[12] Weiter sah der Einsatz am 14. Juli 1944 durch Jagdbomber De Havilland DH.98 Mosquito FB Mk.VI der Royal Air Force gegen die 17. SS-Panzergrenadier-Division „Götz von Berlichingen“ in Bonneuil-Matours, als Vergeltungsangriff wegen der Ermordung von u. a. 33 britischen Kriegsgefangenen (Soldaten des Special Air Service), den Einsatz von Bomben des gleichen Typs vor.[13] Ebenso wurde Napalm am 15. April 1945 von der USAAF über der Hafenstadt Royan an der französischen Atlantikküste angewendet.[14][15] Hierzu waren Zusatztankbehälter von Jagdbombern mit napalmähnlichen Stoffen („jellied gasoline“) befüllt und großflächig aus B-24-Bombern abgeworfen worden. Royan und die Region um den U-Boot-Stützpunkt La Rochelle wurden noch bis April 1945, kurz vor der deutschen Kapitulation, von deutschen Truppenresten weitab des damaligen Frontverlaufes gehalten.
Pazifischer Raum
Der erste belegte Einsatz von Napalm durch die Vereinigten Staaten gegen japanische Truppen erfolgte im Dezember 1943 bei der Schlacht um Arawe. Bei den Kämpfen auf der Insel Pilelo setzten U.S.-Truppen wiederum den mit Napalm befüllten M1A1-Flammenwerfer ein. Ebenso erfolgten bei diesen Kämpfen Luftangriffe mit improvisierten Napalmbomben.[16] Der erste großangelegte Luftangriff mit Napalmbomben erfolgte im Rahmen des Island Hopping am 15. Februar 1944. Zwischen dem 15. und 26. Februar warfen U.S.-Bomber der 7. Luftflotte erstmals Napalm-Streumunition vom Typ AN-M69 auf Ziele der Pazifikinsel Pohnpei ab.[17] Danach kam Napalm bei der Bombardierung von Tinian Town (heute San Jose) während der Schlacht um Tinian am 23. Juli 1944 zum Einsatz. Weitere Einsätze erfolgten bei der Schlacht um Peleliu im September 1944 sowie bei der Schlacht um Iwojima. Vom 31. Januar bis zum 15. Februar 1945 warfen Bomber vom Typ B-24 Liberator 1111 Napalmtanks auf japanische Stellungen auf Iwojima ab.[18]
Anfang 1945 standen genügend Napalmbomben für die Angriffe auf die Städte auf den japanischen Hauptinseln bereit. Für diese Angriffe sollte die Napalm-Streumunition vom Typ AN-M69 und AN-M74 zum Einsatz kommen. Diese Kleinbomben wogen 2,8–3,7 kg und enthielten 1,0–1,18 kg Napalm.[19] Die Kleinbomben wurden in Streubomben und Streubehältern abgeworfen. Die Serie verheerender Napalm-Angriffe auf die japanischen Städte begann Anfang 1945. Den Auftakt bildete am 4. Februar der Angriff auf Kōbe. Danach wurden die Städte Osaka, Kōbe, Yokohama, Tokio, Kawasaki und Nagoya wiederholt mit Napalm bombardiert. In der Nacht vom 9./10. März unternahm die 21. US Air Force einen weiteren Luftangriff gegen Tokio. 334 B-29-Bomber warfen rund 1500 Tonnen Napalmbomben auf die japanische Hauptstadt ab. 41 km² Stadtgebiet wurden vollkommen zerstört. Nach japanischen Angaben wurden 267.171 Häuser Opfer der Flammen. 1.008.000 Menschen wurden obdachlos. Offiziell werden die Verluste mit 83.793 Toten und 40.918 Verletzten angegeben (vgl. Luftangriffe auf Tokio). Bis im Juni 1945 wurden auf die japanischen Großstädte über 34.355 Tonnen Napalmbomben abgeworfen, die insgesamt über 82 km² Stadtgebiet in Schutt und Asche legten.[19] Die Vereinigten Staaten produzierten während des Zweiten Weltkrieges über 36.287 Tonnen Napalm.
Koreakrieg
Der nächste großangelegte Einsatz von Napalm erfolgte während des Koreakrieges. Bereits im ersten Kriegsjahr wurden 30 Millionen Liter Napalm eingesetzt. Laut Jörg Friedrich kam im ganzen Krieg eine Menge von 32.357 Tonnen Napalm zum Einsatz.[20] Die Standorte Chongsong, Chinbo und Kusu-dong wurden mit Napalm nahezu vollständig zerstört. Ebenso wurden auch die Städte Pjöngjang, Hoeryong und Hŭngnam mehrmals mit Napalm bombardiert. Die Bilanz der Bombenschäden, die den Waffenstillstandsverhandlungen zugrunde lag, besagt, dass 18 der 22 größten Städte zumindest zur Hälfte zerstört worden waren. So wurden beispielsweise die beiden großen Industriestädte Hamhŭng und Hungnam zu etwa 80 Prozent zerstört, Sinŭiju zu 100 Prozent und Pjöngjang zu 75 Prozent.[21] Die Luftangriffe auf die Städte wurden durch Bomber vom Typ B-29 und A-26 durchgeführt. Wiederum wurde das Napalm mittels Streubomben zum Einsatz gebracht. Überwiegend wurde Napalm-Streumunition vom Typ AN-M69 und AN-M74 verwendet. Auch die Bomben vom Typ AN-M47 und AN-M76, welche ein Gemisch aus Napalm, Phosphor und Magnesium enthielten, kamen zum Einsatz. Der massivste Napalmangriff während des Koreakrieges erfolgte gegen die Stadt Sinŭiju. Am 10. November 1950 warfen 79 amerikanische B-29-Bomber insgesamt 550 Tonnen Brandbomben auf den Industriestandort ab. Die 85.000 abgeworfenen AN-M69-Napalmbomben verursachten enorme Verluste unter der Bevölkerung und zerstörten die Stadt nahezu vollständig.[22] Gegen taktische Ziele kamen vorzugsweise Napalmkanister zum Einsatz. Es existierten verschiedene Kanister mit einem Fassungsvermögen von 270 bis 870 Liter. Diese wurden von Jagdbombern meist im Tiefflug abgeworfen. So eingesetzt konnte ein Kanister mit 624 Litern Napalm beim Aufschlag eine Fläche von rund 23 × 90 Metern (25 × 100 squareyards / 2500 yd²) in Brand setzen.
Vietnamkrieg
Im Vietnamkrieg wurde Napalm im bisher größten Umfang eingesetzt. Die US-Streitkräfte setzten während dieses Konfliktes nahezu 400.000 Tonnen Napalm ein. Der Einsatz erfolgte meist durch Jagdbomber im Tiefflug gegen Flächenziele. Wiederum wurde Napalm in Kanistern abgeworfen. Am häufigsten kamen die Kanister vom Typ BLU-10 (125 Liter), BLU-11 (245 Liter), BLU-23 (254 Liter), BLU-27 (380 Liter) und BLU-32 (254 Liter) zum Einsatz, wobei eine BLU-10 – grob abgeschätzt – eine Fläche von rund 500 yd² (etwa 10 × 40 Meter), die BLU-11, BLU-23 und BLU-32 1000 yd² (ca. 14 × 60 Meter) und die BLU-1 bzw. die BLU-27 eine Fläche von etwa 1500 yd² (ca. 18 × 70 Meter) in Brand setzen konnte. Gegen Ende des Vietnamkrieges wurden die Napalmkanister aber zusehends durch Streubomben mit Splitterwirkung ersetzt.[23]
Weitere Einsätze
Während des Griechischen Bürgerkriegs setzten die griechischen Streitkräfte ab 1948 Napalm gegen die Demokratische Armee Griechenlands ein.[24]
Frankreich setzte im Indochinakrieg ab 1951 Napalm gegen die Việt Minh ein.[25] Weiter setzte Frankreich ab 1954 Napalm im Algerienkrieg, 1961 in Tunesien und 1977 in der Westsahara ein.[26][27]
Das Vereinigte Königreich setzte von 1952 bis 1960 im Mau-Mau-Krieg in Kenia Napalm ein.[28]
Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte setzten 1957 während der Sueskrise Napalm gegen Ägypten ein.[29] Weiter setzte Israel im Sechstagekrieg 1967, im Abnutzungskrieg 1969 und 1973 im Jom-Kippur-Krieg Napalm ein.[29][30]
Während der Kubanischen Revolution setzte Kuba 1958 bei der Operation Verano Napalm gegen die Bewegung des 26. Juli von Fidel Castro ein.[31]
Portugal setzte von 1961 bis 1962 Napalm gegen Aufständische in Angola ein.[28]
Im Jahr 1962 setzte Ägypten im jemenitischen Bürgerkrieg Napalm ein.[28]
Während des Zypernkonflikts bombardierte 1964 die Türkei Städte und Dörfer in Zypern, in denen sich sowohl Zivilisten als auch Soldaten befanden, mit Napalm.[32] Dies führte zu diplomatischen Spannungen und einem militärischen Kräftespiel mit Griechenland. Weiter bombardierte die Türkei 1974 ein Fahrzeug der United Nations Peacekeeping Force in Cyprus mit Napalm. Drei österreichische Blauhelmsoldaten verbrannten in dem Fahrzeug.[25]
Peru setzte 1965 gegen Aufständische Napalm ein.[29]
Bolivien setzte 1967 gegen Aufständische Napalm ein.[29]
Internationale Aufmerksamkeit erlangten die massiven Napalmeinsätze der nigerianischen Regierung im Nigerdelta während des Biafra-Kriegs von 1967 bis 1970. Dabei wurden die Flächenbombardierungen mit Brandmitteln auch gezielt dazu eingesetzt, Zivilisten zu töten.
Der Irak setzte 1969 und 1974 Napalm gegen die Kurden im eigenen Land ein.[33]
Im Zweiten Indisch-Pakistanischen Krieg 1965 als auch im Konflikt von 1971 setzten beide Staaten Napalm ein.[34]
Brasilien setzte von 1970 bis 1974 Napalm gegen aufständische Maoisten im Amazonasbecken ein.[33]
Indonesien setzte nach der Invasion in Osttimor 1975 im Landesinneren Napalm ein, vor allem 1977.[35] Die Empfangs-, Wahrheits- und Versöhnungskommission von Osttimor (CAVR) dokumentierte 2006 Berichte über den Einsatz von Napalm durch die Indonesischen Luftstreitkräfte während der Besatzungszeit (1975–1999).[36] Indonesien bestritt anfangs in einer Stellungnahme, überhaupt die Möglichkeit gehabt zu haben, Napalm einzusetzen. Allerdings belegen 2015 freigegebene Unterlagen des australischen Geheimdienstes sowohl die Kapazitäten, als auch die Pläne zum Napalmeinsatz durch Indonesien.[37][38]
Ebenfalls in großen Mengen eingesetzt wurde Napalm während des Ersten Golfkrieges, sowohl vom Irak als auch vom Iran. Der Irak setzte es dabei auch gegen aufständische Kurden im eigenen Land ein.[3]
San Salvador setzte 1980 gegen Aufständische Napalm ein.[39]
Argentinien setzte im Falklandkrieg 1982 Napalm gegen die Streitkräfte des Vereinigten Königreichs ein.[27]
Libyen setzte 1983 vermutlich Napalm im Libysch-Tschadischen Grenzkrieg ein.[40]
Südafrika setzte vermutlich Napalm während des Bürgerkriegs in Angola ein.[40]
Während der sowjetischen Intervention in Afghanistan setzten die sowjetischen Streitkräfte von 1979 bis 1989 wiederholt Napalm ein.[41] Deren Version wurde Opalm genannt.[42]
Die USA setzten 1990/1991 im Zweiten Golfkrieg, im Irakkrieg 2003 sowie im Krieg gegen den Terrorismus in Afghanistan Napalm und napalmähnliche Stoffe ein.[43]
Im Bosnienkrieg bombardierten die Serben im November 1994 die Stadt Bihać mit Napalm.[44]
Russland setzte vermutlich Napalm 1995 im Ersten Tschetschenienkrieg ein.[45]
Kriegs- und völkerrechtliche Einordnung
Da Napalm extrem schlecht verheilende Brandwunden und große Schmerzen verursacht, fällt es nach einigen neueren Interpretationen unter die übermäßiges Leid verursachenden geächteten Waffen des Artikels 23 der Haager Landkriegsordnung.[46] Der Gebrauch von Brandwaffen gegen die Zivilbevölkerung wurde durch Protokoll III der Konvention der Vereinten Nationen zur Ächtung unmenschlicher Waffen im Jahre 1980 verboten.[47]
Die Vereinigten Staaten haben nach eigenen Angaben ihre Bestände an Napalm im Jahr 2001 zerstört. Die USAF setzte während des Irakkrieges 2003 die Brandbombe Mk-77 gegen die Republikanische Garde ein.[48] Laut Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten enthält die Mk-77 ein Gemisch mit Kerosin und sei nicht als Napalm zu klassifizieren. Die verwendeten Substanzen seien zwar bemerkenswert ähnlich, jedoch verursache die auf Kerosin basierende Substanz weniger Umweltschäden. Ähnliche Brandbomben basieren auch auf Phosphor-Brandsätzen, die ebenfalls im Irak getestet wurden.
Am 21. Januar 2009 ratifizierten die Vereinigten Staaten unter Vorbehalt[49] das Protokoll III.
Im Jahr 2012 beteiligte sich die Bundesrepublik Deutschland an einer Initiative der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa und des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen zur Unterstützung der serbischen Regierung bei der Vernichtung von Napalmpulver sowie von Munition, die den giftigen weißen Phosphor enthält. Mit dem deutschen Beitrag wurden 110 Tonnen Napalmpulver vernichtet.[50]
Siehe auch
Literatur
- Leo P. Brophy, Wyndham D. Miles, Rexmond C. Cochrane: The Chemical Warfare Service: From Labratory to Field. Center of Military History, United States Army, Washington D.C., 1988 (PDF).
- Louis Frederick Fieser u. a.: Napalm. In: Industrial and Engineering Chemistry. Band 38, 1946, S. 768–773, doi:10.1021/ie50440a010.
- Leo Finkelstein: Rheological properties of incendiary gels. In: The Journal of physical and colloid chemistry. Band 52, 1948, S. 1460–1470, doi:10.1021/j150465a004.
- Karol J. Mysels: Napalm. Mixture of Aluminum Disoaps. In: Industrial and Engineering Chemistry. Band 41, 1949, S. 1435–1438, doi:10.1021/ie50475a033.
- Robert M. Neer: Napalm. Harvard University Press, 2013, ISBN 0-674-07545-5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Description of the Cleveland plant of Ferro Chem. Co. for production of napalm. In: Chemical engineering. Band 58, 1951, ISSN 0009-2460, 11, S. 162–163.
- A.P. 2,763,621 (12/7/1951; 9/18/1956) to Pfister Chemical Works Inc.
- Hans-Joachim Töpfer: Brandmittel. Lehrbrief 1: Charakteristik der Brandmittel. Militärverlag der DDR, Berlin 1981. (Zur Verwendung in der NVA.)
- Robert M. Neer: Napalm. An American Biography, Harvard University Press 2013. ISBN 978-0-674-07301-2
- Paul McCue: SAS Operation Bulbasket: Behind the Lines in Occupied France. Pen and Sword Books Ltd., Barnsley, S. Yorks, UK 2009, ISBN 978-1-84884-193-2, S. 232.
- Kleber, B.E. and Birdsell, D. [1966]: The Chemical Warfare Service: Chemicals in Combat (en) (= United States Army in World War II / The Technical Services), Band CMH Pub 10-3. Center of Military History, United States Army, Washington, USA, S. 697.
Weblinks
- Informationen über verschiedene Brandmittel
- Andrew Buncombe: US admits it used napalm bombs in Iraq. In: The Independent, 10. August 2003 (englisch)
Einzelnachweise
- Guldner GT, Knight C: Napalm Toxicity., StatPearls, Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2019 Jan, PMID 30725812
- Louis F. Fieser und die Geschichte der Napalm-Entwicklung. In: Wissenschaft & Frieden, abgerufen am 23. Januar 2015.
- Napalm. In: GlobalSecurity.org. Abgerufen am 11. Februar 2010.
- Brent Starkey: U.S. Army Industrial Operations Command, Attn: AMSIO-ACA-R, Bldg. 350, 5th Floor, Rock Island, IL 61299-6000. 5. Februar 1998 (fbodaily.com [abgerufen am 3. November 2019]).
- Robert M. Neer: Napalm. 2013, S. 106.
- Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik, Ministerium für Nationale Verteidigung (Hrsg.): Anleitung A 053/1/003 „Brandwaffen“. 31. Mai 1988, S. 9–10.
- Leo P. Brophy, Wyndham D. Miles, Rexmond C. Cochrane: The Chemical Warfare Service: From Laboratory To Field. In: United States Army in World War II. S. 179–181 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
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- Robert M. Neer: Napalm. 2013, S. 137+139.
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- Leo P. Brophy, Wyndham D. Miles, Rexmond C. Cochrane: The Chemical Warfare Service: From Labratory to Field. 1988, S. 170 und 171.
- Kleber u. Birdsell, S. 158.
- McCue, P., S. 104.
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- „Chapter: Violations of the Laws of War“ (Memento vom 5. September 2014 im Internet Archive) (PDF; 534 kB) aus dem „Chega!“-Report der CAVR (englisch).
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