Atabae (Verwaltungsamt)
Atabae ist ein osttimoresisches Verwaltungsamt (portugiesisch Posto Administrativo) in der Gemeinde Bobonaro. Verwaltungssitz ist Aidabaleten.[2]
Verwaltungsamt Atabae | |||
Verwaltungssitz | Aidabaleten | ||
Fläche | 251,84 km²[1] | ||
Einwohnerzahl | 10.963 (2015)[1] | ||
Sucos | Einwohner (2015)[1] | ||
Aidabaleten | 5.438 | ||
Atabae | 1.679 | ||
Hataz | 2.223 | ||
Rairobo | 1.623 | ||
Übersichtskarte | |||
Geographie
Bis 2014 wurden die Verwaltungsämter noch als Subdistrikte bezeichnet. Vor der Gebietsreform 2015 hatte Atabae eine Fläche von 252,80 km².[3] Nun sind es 251,84 km².[1]
Im Norden bildet der Fluss Lóis die Grenze zur Gemeinde Liquiçá, östlich des Flusses Nunura liegen die Verwaltungsämter Cailaco und Maliana. Südöstlich liegt das Verwaltungsamt Balibo und nach Westen wird Atabae von der Sawusee begrenzt. An der Nordgrenze des Sucos Rairobo führt seit 1990 eine lange Brücke über den Lóis, der bald darauf in die Sawusee mündet. Der Monte Atabae (Goenoeng Atabai, 08° 47′ S, 125° 10′ O ) liegt 4,1 km entfernt vom Ort Atabae.
Das Verwaltungsamt teilt sich in vier Sucos: Aidabaleten, Atabae, Rairobo und Hataz (Hatas). Administrator des Verwaltungsamts ist Sidonio Fontes (Stand: 2011).[4]
Die Important Bird Area Be Malae-Atabae ist ein für Ornithologen interessantes Gebiet von 3000 ha mit Wald und Feuchtgebieten.[5]
Einwohner
Im Verwaltungsamt Atabae leben 10.963 Einwohner (2015), davon sind 5.572 Männer und 5.391 Frauen. Die Bevölkerungsdichte beträgt 43,5 Einwohner/km².[1] Der Altersdurchschnitt beträgt 17,5 Jahre (2010,[3] 2004: 17,5 Jahre[7]). Atabae ist eines der Zentren der Nationalsprache Kemak. Die Kemak bilden die größte Ethnie im Verwaltungsamt.[7] Als Zweitsprache ist die Amtssprache Tetum weit verbreitet. Bahasa Indonesia wurde während der Besatzungszeit verwendet, die Älteren sprechen noch Portugiesisch. Dieses wird auch in den Schulen unterrichtet.[8]
Geschichte
In Cotubaba (Tutubaba?), nahe Batugade, kam es 1865 zu einem Angriff auf portugiesische Truppen durch timoresische Krieger. Der Herrscher von Atabae rebellierte im Jahr 1893 zusammen mit dem Liurai von Maubara gegen die portugiesischen Kolonialherren. Für Atabae endete die Revolte von Maubara mit einem Ultimatum durch die Portugiesen. Am 14. Juli willigte der Herrscher von Atabae ein, leistete dem König von Portugal den Treueschwur und musste Entschädigungen in Form von Geld, Büffeln und Schweinen zahlen.[9] 1896 unterstützte Atabae das Reich von Manufahi bei einem weiteren Krieg gegen die Portugiesen. Bei der Belagerung von Atabae kam der bekannte portugiesische Offizier Francisco Duarte ums Leben.[10]
1911/12 kam es mit der Rebellion von Manufahi zum größten Aufstand in Timor gegen die Portugiesen aller Zeiten. Auch das nahe Batugade gelegene Cailaco begehrte gegen die Kolonialherren auf und bewegte auch Bere-Talo, den Liurai von Atabae dazu, zu den Waffen zu greifen. Hauptmann Fonseca Cardoso entsandte daraufhin den Unteroffizier Humberto Maria Fernandes mit 35 Moradores, die vom 3. bis 10. März 1912 einen Feldzug gegen Atabae durchführte, der aber die Rebellen nicht aufhalten konnte. Zwischen dem 17. und 27. März griff Fonseca Cardoso das Dorf Atabae selbst an. An dieser Operation nahmen 456 Mann teil: Soldaten des Kavallerieschwadron von der Grenze, mosambikanische Soldaten und eine kleine Truppe von Moradores aus Balibo.[11] Die Liurai von Cailaco und Atabae kündigten an, lieber bis zu ihrem Tode zu kämpfen, anstatt sich zu unterwerfen,[12] so dass die Kämpfe bis in den Mai hineingingen.[13]
Ab Oktober 1975 nutzten indonesische Truppen das Chaos vor dem Abzug der portugiesischen Kolonialherren in Osttimor und besetzten nach und nach die Distrikte Bobonaro, Cova Lima und Oe-Cusse Ambeno. Noch Anfang November leisteten Kämpfer der FRETILIN unter Aquiles Freitas Soares in Atabae Widerstand. Ab Mitte November beschossen die Indonesier Aidabaleten von See aus. Am 26. November stellten die Osttimoresen den Widerstand ein. Die Indonesier besetzten den Ort am Morgen des 28. Novembers.[14] Daraufhin entschloss sich die FRETILIN am selben Tag die Unabhängigkeit Osttimors zu erklären, in der Hoffnung, dass die Vereinten Nationen das neue Land anerkennen und unterstützen würden. Die Hoffnung erfüllte sich nicht. Osttimor wurde völkerrechtswidrig komplett annektiert und erlangte erst wieder 2002 seine Unabhängigkeit.[15]
Am 16. Oktober 1999 kam es in Aidabasalala (Suco Hataz) zu einem Gefecht zwischen sechs australischen INTERFET-Soldaten und etwa 20 Mitgliedern einer pro-indonesischen Miliz. Drei Milizionäre kamen dabei ums Leben, drei weitere wurden verletzt.[16]
Politik
Der Administrator des Verwaltungsamts wird von der Zentralregierung in Dili ernannt. 2015 war dies Sidónio Fontes,[17] 2021 Pedro Lakubuti.[18]
Zwischen 1995 und 1997 war Jesuína Maria Ferreira Gomes Sekretärin und amtierende Chefin der Subdistriktsverwaltung von Atabae.[19]
Kultur
Alle vier Jahre findet am Lago Malai (Be Malae) ein Fischfest statt, an dem die Reiche von Balibo und Atabae teilnehmen. Der Termin variiert, fällt aber grundsätzlich auf den 29. und 30. August.[20]
Wirtschaft
64 % der Haushalte im Verwaltungsamt bauen Mais an, 63 % Kokosnüsse, 31 % Reis und 30 % Maniok.[21] In Atabae wird Salz aus dem Meer gewonnen.
- Salzgewinnung in Atabae
- Meerwasser wird durch eine Filterkonstruktion (Sand, Palmblätter) gereinigt und dann in Blechpfannen verdampft.
- Das Salz wird direkt an der Straße verkauft.
- Die Verpackung für das Salz wird gleich an Ort und Stelle hergestellt.[22]
Persönlichkeiten
- João da Costa Tavares (1931–2009), pro-indonesischer Milizenchef und Bupati vom Distrikt Bobonaro
- Silvino Adolfo Morais (1956–2022), Politiker
Weblinks
Einzelnachweise
- Direcção-Geral de Estatística: Ergebnisse der Volkszählung von 2015, abgerufen am 23. November 2016.
- Jornal da República: Diploma Ministerial n.o 24/2014 de 24 de Julho – Orgânica dos Postos Administrativos (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
- Direcção Nacional de Estatística: 2010 Census Wall Chart (English) (Memento vom 12. August 2011 im Internet Archive) (PDF; 2,5 MB)
- Webseite des Finanzministeriums Osttimors: Sensus Fo Fila Fali in Rairobo: an emotional return to the Minister’s birthplace
- Birdlife International – Be Malae-Atabae
- Seeds of Life
- Direcção Nacional de Estatística: Census of Population and Housing Atlas 2004 (Memento vom 13. November 2012 im Internet Archive) (PDF; 14 MB)
- Bobonaro District Development Plan 2002/2003 (Memento vom 28. März 2009 im Internet Archive) (PDF-Datei; 566 kB)
- History of Timor – Technische Universität Lissabon (Memento vom 24. März 2009 im Internet Archive) (PDF; 824 kB)
- The case of Alferes Francisco Duarte “O Arbiru” (1862–1899) (PDF; 386 kB), abgerufen am 25. März 2013
- Carlos Filipe Ximenes Belo: A GUERRA DE MANFAHI – 2ª Fase – continuação, abgerufen am 26. Februar 2021.
- Frédéric Durand: Three centuries of violence and struggle in East Timor (1726–2008), S. 7, (PDF; 243 kB), Online Encyclopedia of Mass Violence, (online), 7. Juni 2011, Zugriff am 28. Mai 2012, ISSN 1961-9898.
- Geoffrey C. Gunn: History of Timor, S. 95, Technische Universität Lissabon (PDF-Datei; 805 kB), Zugriff am 4. Juni 2012.
- Jolliffe, Jill. East Timor: Nationalism and Colonialism. Queensland: University of Queensland Press, 1978. OCLC 4833990
- ETAN, When East Timor first flew its flag in defiance
- Citation.com: Sydney Morning Herald, 25. März 2000, Gallantry award for sergeant who led bloody timor battle
- Ministério da Administração Estatal: Administração Municipal (Memento vom 1. Juni 2016 im Internet Archive)
- Ministru Obras Públikas. Arq. Salvador Eugénio Soares Dos Reis Pires: MOP LANSA FATUK DAHULUK BA PROJETU DADA ELETRISIDADE BA SUKU RAIROBO, 27. Mai 2021, abgerufen am 27. Mai 2021.
- Comissão da Função Pública: Sobre a CFP (Memento vom 22. Juni 2017 im Internet Archive), abgerufen am 12. April 2017.
- Margaret J. E. King: Fishing Rites at Be-Malai, Portuguese Timor (Bericht eines Besuchs im August 1960), Records of the South Australian Museum, Adelaide, Sth Aust. : Govt. Printer, "From Records of the South Australian Museum, Vol. 15, No. 1, 6. Oktober 1965."
- Direcção Nacional de Estatística: Suco Report Volume 4 (englisch) (Memento vom 9. April 2015 im Internet Archive) (PDF; 9,8 MB)
- HP Gruumpe: Osttimor