Balibo (Verwaltungsamt)
Balibo (Balibó) ist ein osttimoresisches Verwaltungsamt (portugiesisch Posto Administrativo) in der Gemeinde Bobonaro. Verwaltungssitz ist Balibo Vila.[2]
Verwaltungsamt Balibo | |||
Verwaltungssitz | Balibo Vila | ||
Fläche | 295,97 km²[1] | ||
Einwohnerzahl | 15.922 (2015)[1] | ||
Sucos | Einwohner (2015)[1] | ||
Balibo Vila | 3.933 | ||
Batugade | 2.678 | ||
Cowa | 1.712 | ||
Leohito | 3.159 | ||
Leolima | 2.210 | ||
Sanirin | 2.230 | ||
Übersichtskarte | |||
Geographie
Bis 2014 wurden die Verwaltungsämter noch als Subdistrikte bezeichnet. Vor der Gebietsreform 2015 hatte Balibo eine Fläche von 297,08 km².[4] Nun sind es 295,97 km².[1]
Balibo liegt im Westen der Gemeinde Bobonaro an der Sawusee. Im Nordosten grenzt es an das Verwaltungsamt Atabae und im Westen befindet sich jenseits des Flusses Nunura das Verwaltungsamt Maliana. Im Süden wird Balibo vom indonesischen Westtimor umschlossen. Einen Großteil der internationalen Grenze bildet der Fluss Talau, der schließlich in den Nunura mündet.
Das Verwaltungsamt teilt sich in sechs Sucos: Balibo Vila, Batugade, Cowa (Cová, Kowa), Leohito (Leohitu), Leolima und Sanirin (Sanir, Saniry). Der Suco Balibo Vila (Balibo Dorf) liegt im Zentrum des Verwaltungsamts mit dem Hauptort Balibo Vila in der Mitte. Alle anderen Sucos des Verwaltungsamtes grenzen an Balibo Vila und umschließen ihn vollständig.
Die Important Bird Area Be Malae-Atabae ist ein für Ornithologen interessantes Gebiet von 3.000 ha mit Wald und Feuchtgebieten.[5]
Einwohner
Im Verwaltungsamt leben 15.922 Einwohner (2015), davon sind 7.991 Männer und 7.931 Frauen. Die Bevölkerungsdichte beträgt 53,8 Einwohner/km².[1] Der Altersdurchschnitt beträgt 19,9 Jahre (2010,[4] 2004: 20,0 Jahre[7]). Die größte Sprachgruppe bilden die Sprecher der Nationalsprache Kemak.[7] In Cowa spricht man mehrheitlich Tetum Terik, während man in Batugade mehr Tetum Prasa als Tetum Terik spricht. In Balibo liegt Kemak auf Platz eins, gefolgt von Tetum Prasa und Minderheiten von Bekais und Tetum Terik. 75 % der Bewohner von Leohito sprechen Bekais. In Leolima und Sanirin sprechen fast alle Einwohner Kemak. Außerdem gibt es eine kleine Minderheit von Bunak-Sprechern.[8] Als Zweitsprache ist die Amtssprache Tetum weit verbreitet. Bahasa Indonesia wurde während der Besatzungszeit verwendet, die Älteren sprechen noch Portugiesisch. Dieses wird auch in den Schulen unterrichtet.[9]
Geschichte
Kolonialzeit
Balibo, Cowa und Sanirin waren früher traditionelle Reiche Timors, die von Liurais regiert wurden. Sie erscheinen auf einer Liste von Afonso de Castro, einem ehemaligen Gouverneur von Portugiesisch-Timor, der im Jahre 1868 47 Reiche aufführte.[10][11] In Balibo wurde im 17. Jahrhundert von den Portugiesen eine Festung gebaut. Eine zweite, kleinere Festung aus dem Jahr 1655 steht in Batugade, das zum Reich von Cowa gehörte. Das Reich Cowas reichte von der Nordküste bis in das Gebiet des niederländischen Westtimors.[12] Das Fort von Batugade diente im 20. Jahrhundert als Kolonialgefängnis, während die Festung in Balibo weiterhin ein Militärposten und Verwaltungssitz war.
1865 vereinigte sich Balibo mit dem Tetum-Reich von Cowa im Kampf gegen die Portugiesen. Der Umstand, dass Cowa auch von Herrschern aus dem niederländisch dominierten Westteil der Insel unterstützt wurde, beunruhigte die Portugiesen zusätzlich. Portugal reagierte mit dem Beschuss der Küste durch die Dampfschiff-Korvette Sa de Bandeira. 1868 entsandten die Portugiesen eine Streitmacht nach Sanirin in der Militärkommandantur Batugade, dessen Liurai sich weigerte Steuern zu Zahlen. Die Kemak von Sanirin waren offiziell Balibo tributpflichtig. Ebenfalls 1868 begann von Batugade aus eine Offensive gegen Cowa und Balibo. 1871 kapitulierte die Königin von Balibo, Dona Maria Michaelia Doutel da Costa. Sie traf, wie vereinbart, am 29. Mai in Batugade mit Gouverneur João Clímaco de Carvalho zusammen. Die Königin von Cowa, Dona Maria Pires, kam nicht. Daher unterzeichnete Dona Maria am 1. Juni allein die ihr vorgelegten Vereinbarungen, die eine Unterwerfung Balibos als Vasallen Portugals bedeuteten. Cowa erkannte erst 1881 die Vorherrschaft Portugals an.[12]
Anfang 1961 versuchte das linksgerichtete Kampfbüro zur Befreiung Timors (Bureau de Luta pela Libertação de Timor) einen Aufstand gegen die portugiesische Kolonialmacht. Am 9. April riefen sie in Batugade eine Republik aus. Die Portugiesen schlugen den Aufstand jedoch schnell nieder und die Rebellen flohen nach Indonesien.
Indonesische Besatzung
Anfang Oktober 1975 begann Indonesien mit der Besetzung der Grenzgebiete Portugiesisch-Timor. Am 16. Oktober fiel Balibo Vila nach mehreren Gefechten. Dabei wurden fünf ausländische Fernsehjournalisten, die sogenannten Balibo Five, durch indonesische Soldaten ermordet. Man wollte Zeugen der Infiltration beseitigen.
Bei den Gewaltwelle im Umfeld des Unabhängigkeitsreferendum in Osttimor 1999 wurden, nach Schätzungen von Human Rights Watch, etwa 70 % von Balibo Vila durch Milizen zerstört.
Balibo nach der Besatzung
Während der INTERFET-Mission (International Force for East Timor) wurde die Festung nach dem indonesischen Abzug 1999 von 1000 Mann der UN-Truppen als Stützpunkt benutzt. Im selben Jahr gab Kylie Minogue im Rahmen ihrer Tour of Duty series of concerts hier ein Konzert für die UN-Angehörigen.
Balibo war einer der Subdistrikte Osttimors in denen es im November 2007 aufgrund von Unwettern zu einer extremen Nahrungsmittelknappheit kam.
Politik
Der Administrator des Verwaltungsamts wird von der Zentralregierung in Dili ernannt. 2015 war dies Paulo dos Santos.[13]
Kultur
Alle vier Jahre findet am Lago Malai (Be Malae) ein Fischerfest statt, an dem die Reiche von Balibo und Atabae teilnehmen. Der Termin variiert, fällt aber grundsätzlich auf den 29. und 30. August.[14]
Wirtschaft
70 % der Haushalte bauen Mais an, 53 % Kokosnüsse, 47 % Maniok, 33 % Gemüse, 12 % Reis und 7 % Kaffee.[15] Bei Leolima wird ein Wiederaufforstungsprojekt betrieben. Potential für Tourismus sieht man bei den Stränden von Batugade und Palaca und beim Lago Malai.[9] Bei Batugade befindet sich der wichtigste offizielle Grenzübergang Osttimors zu Indonesien.
Weblinks
- Die Balibo Declaration (Memento vom 27. Oktober 2005 im Internet Archive) (englisch)
- Bericht über einen Hilfskonvoi nach Balibo 2000
Einzelnachweise
- Direcção-Geral de Estatística: Ergebnisse der Volkszählung von 2015, abgerufen am 23. November 2016.
- Jornal da República: Diploma Ministerial n.o 24/2014 de 24 de Julho – Orgânica dos Postos Administrativos (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
- Geoffrey Hull: The placenames of East Timor, in: Placenames Australia (ANPS): Newsletter of the Australian National Placenames Survey, Juni 2006, S. 6 & 7, (Memento vom 14. Februar 2017 im Internet Archive) abgerufen am 28. September 2014.
- Direcção Nacional de Estatística: 2010 Census Wall Chart (English) (Memento vom 12. August 2011 im Internet Archive) (PDF; 2,5 MB)
- Birdlife International – Be Malae-Atabae
- Seeds of Life
- Direcção Nacional de Estatística: Census of Population and Housing Atlas 2004 (Memento vom 13. November 2012 im Internet Archive) (PDF; 14 MB)
- Damien Kingsbury: National Identity in Timor – Leste: A Brief Comparative Study
- Bobonaro District Development Plan 2002/2003 (Memento vom 28. März 2009 im Internet Archive) (PDF-Datei; 566 kB)
- TIMOR LORO SAE, Um pouco de história (Memento vom 13. November 2001 im Internet Archive)
- East Timor – PORTUGUESE DEPENDENCY OF EAST TIMOR (Memento vom 21. Februar 2004 im Internet Archive)
- History of Timor – Technische Universität Lissabon (Memento vom 24. März 2009 im Internet Archive) (PDF; 824 kB)
- Ministério da Administração Estatal: Administração Municipal (Memento vom 1. Juni 2016 im Internet Archive)
- Margaret J. E. King: Fishing Rites at Be-Malai, Portuguese Timor (Bericht eines Besuchs im August 1960), Records of the South Australian Museum, Adelaide, Sth Aust. : Govt. Printer, "From Records of the South Australian Museum, Vol. 15, No. 1, 6. Oktober 1965."
- Direcção Nacional de Estatística: Suco Report Volume 4 (englisch) (Memento vom 9. April 2015 im Internet Archive) (PDF; 9,8 MB)