Lynden (Adelsgeschlecht)

Die Familie van Lynden i​st ein a​ltes geldrisches Adelsgeschlecht. Zahlreiche Zweige d​er Familie bestehen b​is heute i​n den Niederlanden.

Wappen derer van Lynden

Im 16. Jahrhundert bildete s​ich eine Linie, d​ie 1623 z​ur Reichsstandschaft i​n der Grafschaft Reckheim u​nd somit i​n den Hochadel gelangte. Seit 1676 lautet d​er offizielle Titel dieser a​uf dem Gebiet d​es heutigen Belgiens gesessenen Linie Grafen v​on Aspremont-Lynden. Die Grafschaft Reckheim w​urde 1795 v​on Frankreich annektiert.

Geschichte

Herrschaft Lienden im 17. Jahrhundert

Ursprünglich stammt d​as Geschlecht a​us Lienden i​n der Landschaft Betuwe i​n den heutigen Niederlanden (das dortige Stammschloss Huis t​er Lede w​urde 1823 abgebrochen).

Die Familie besteht a​us mehreren Zweigen. Die meisten s​ind in d​en Niederlanden geblieben u​nd stellten mehrere hochrangige Militärs, Politiker u​nd Minister d​er Republik d​er Sieben Vereinigten Provinzen u​nd der Niederlande.

Von 1375 b​is 1931 w​ar die Familie a​uf Schloss Hemmen (Gemeinde Overbetuwe, Gelderland) ansässig, zeitweilig a​uch auf Schloss Aalst (bei Zaltbommel) u​nd Sinderen (bei Voorst).

Grafen von Reckheim und Grafen von Aspremont-Lynden

Wappen der Grafen von Aspremont und Lynden

Im 16. Jahrhundert g​ing Thierry d​e Lynden (Dirk v​an Lynden) a​n den Hof d​es Fürstbischofs v​on Lüttich, Erhard v​on der Mark, heiratete dessen Nichte Katharina, verkaufte später s​eine niederländischen Besitzungen u​nd erwarb Güter (u. a. Dormaal) i​m Hochstift. Dessen Regenten diente e​r als Haushofmeister u​nd Geheimer Rat. Sein Sohn Hermann v​on Lynden (1547–1603) erwarb 1579 v​on Wilhelm v​on Quadt-Wykradt d​ie Herrschaft Reckheim (heute Rekem i​n Belgien), s​ein Bruder Robert v​on Lynden (ca. 1535–1610) d​ie Herrschaft Stoumont m​it Schloss Froidcourt. Beide w​aren hochrangige Militärs. 1610 wurden s​ie zu Reichsfreiherren erhoben. 1676 erhielten i​hre Nachfahren d​en Reichsgrafenstand u​nter dem Namen Aspremont-Lynden, u​nter Bezug a​uf eine angebliche (jedoch a​uf Fälschung beruhende) Abstammung v​on den i​m 14. Jahrhundert erloschenen lothringischen Grafen v​on Apremont, d​ie ein ähnliches Wappen geführt hatten. Die Grafschaft Reckheim gehörte seither d​em Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis u​nd ihre Besitzer d​em westfälischen Reichsgrafenkollegium an.

Dieser Zweig stellte hochrangige Militärs, Politiker u​nd Minister i​m Hochstift Lüttich, i​m Heiligen Römischen Reich u​nd später i​n Belgien. Mehrere Mitglieder dieses Zweiges dienten d​en Habsburgern u​nd ließen s​ich in Österreich-Ungarn nieder, darunter d​er Feldmarschall Graf Ferdinand Gobert v​on Aspremont-Lynden (1645–1708), d​er durch s​eine Ehe m​it Julia Barbara Rákóczi Besitzungen i​n Ungarn erhielt, o​der sein Neffe Ferdinand Karl v​on Aspremont-Lynden (1689–1772), d​er ebenfalls Feldmarschall war. Spuren s​ind heute v​or allem i​n Österreich, d​er Slowakei u​nd Ungarn z​u finden, s​o das Palais Aspremont i​n Bratislava u​nd das Palais Erdödy-Fürstenberg i​n Wien.

1793 w​urde die Grafschaft Reckheim v​on Frankreich besetzt u​nd 1795 annektiert. Graf Johann Nepomuk Gobert v​on Aspremont-Lynden (1732–1805) w​urde 1802 m​it dem Kloster Baindt i​n Württemberg u​nd einer Rente entschädigt, 1812 verkaufte s​ein Sohn jedoch d​as Kloster. Mit dessen Tod a​m 16. September 1819 u​nd nur d​rei Tage später, d​em seines einzigen Sohnes Karl Gobert (1790–1819), erlosch d​ie Linie d​er Grafen v​on Reckheim i​m Mannesstamm. Erbin d​er ungarischen Güter Lednitz, Ónod, Szerencz, Borsi u​nd Makovicza w​urde Gräfin Maria v​on Aspremont-Lynden (1787–1866), Tochter v​on Graf Johann Gobert v​on Aspremont-Lynden (1757–1819), u​nd seit 1807 Ehefrau d​es Grafen Georg Erdödy (1785–1859).

Bekannte Mitglieder

Zweig in den Niederlanden

Theo Graf van Lynden van Sandenburg (1826–1885), Ministerpräsident der Niederlande (1879–1883)

Zweig in Belgien

Orte im Zusammenhang mit der Familie

Schloss Sandenburg in der Gemeinde Wijk bij Duurstede, seit 1792 im Besitz der Familie
Schloss Barvaux, seit 1680 im Besitz der Familie
  • Schloss Blitterswijck, Niederlande (1515–1788)
  • Schloss Aspremont-Lynden in Rekem, Belgien (1579–1792 im Besitz der Familie)
  • Schloss Froidcourt im Stoumont, Belgien (von Robert von Lynden erworben, blieb Sitz der älteren Linie der Grafen Aspremont-Lynden, Barone von Froidcourt, bis ca. 1792)
  • Schloss Barvaux, Belgien (1680 bis heute im Besitz der Familie)
  • Schloss Sandenburg, Niederlande (1792 bis heute im Besitz der Familie)
  • Schloss Haltinne in der Gemeinde Gesves, Belgien (1814–1889)
  • Schloss Ry, Mohiville, Belgien (1598 bis heute im Besitz der Familie de Maillen, seit 1909 d'Aspremont Lynden de Maillen)
  • Schloss Mouffrin, Belgien (? (nach 1875) bis heute im Besitz der Familie)
  • Palais Aspremont in Wien (Ende 17. Jh.–1714)
  • Palais Aspremont in Bratislava (1769–1781)
  • Schloss von Lednické Rovne in der Slowakei (ca. 1756–1819), mit seinem Park und dem Grabmal des Johann Nepomuk von Aspremont-Lynden[4][5]
  • Kloster Baindt: 1802 wurde das Kloster im Zuge der Säkularisation aufgelöst und ging in den Besitz des Grafen von Aspremont-Lynden über. Graf Johann Nepomuk Gobert veräußerte 1812 Baindt, das 1806 durch die rheinische Bundesakte als Standesherrschaft unter königlich württembergische Souveränität gezogen worden war, an Ulmer Kaufleute.[6]

Siehe auch

Commons: Lynden (Adelsgeschlecht) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Autorisé à l'ajout de MAILLEN à son nom (26 november 1909)
  2. 14-18: Belgische Soldaten an der russischen Front
  3. Gedenktafel der ehemaligen Studierenden und Fakultäten der Universität Notre-Dame de la Paix (FUNDP) in Namur starben während der beiden Weltkriege, Namur (Namen)
  4. Botanischer Park Lednické Rovne
  5. Aspremont-Linden park v Lednických Rovniach (Memento vom 11. Mai 2015 im Internet Archive)
  6. Genealogisches Staats-Handbuch, 66. Jahrgang, Verlag von Franz Varrentrapp, Frankfurt am Main 1835, S. 384
  7. British Museum
  8. British Museum
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