Geschichte Thailands

Die Geschichte Thailands (bis 1939 Siam) betrachtet d​ie Ereignisse a​uf dem heutigen Territorium d​es Staates Thailand u​nd der m​it ihm zusammenhängenden Nachbarregionen, w​ie Myanmar, Laos, Kambodscha u​nd die Malakka-Halbinsel über e​inen Zeitraum v​on mehreren Tausend Jahren v​or der Zeitenwende b​is heute.

Historische Karte von Siam und umliegenden Ländern, Frankreich, 1686

Geschichtliche Perioden

Diese klassische Einteilung d​er thailändischen Geschichtsschreibung i​st allerdings a​uf die Staatswesen Zentralthailands fokussiert. Sie lässt außer Acht, d​ass die außerhalb d​es Zentrums gelegenen Regionen d​es heutigen Thailands i​hre eigenen Geschichtsverläufe hatten. Dies w​aren insbesondere d​as Königreich Lan Na i​m heutigen Nordthailand, d​ie Staaten d​er Lao i​m heutigen Isan (Nordostthailand) u​nd das Sultanat Patani i​m äußersten Süden. Erst s​eit dem letzten Viertel d​es 18. Jahrhunderts s​ind diese Regionen u​nter stetigem politischen Einfluss d​es früheren Siam.[2]

Vorgeschichte

1967 begannen i​m Dorf Ban Chiang i​n der nordostthailändischen Provinz Udon Thani archäologische Ausgrabungen, b​ei denen e​ine besondere, m​it Rot a​uf gelbbraunem Ton bemalte Keramik z​u Vorschein kam. Die ältesten Funde a​us dem Neolithikum stammen a​us der zweiten Hälfte d​es 4. Jahrtausends v. Chr. Der Beginn d​er Bronzezeit i​n Ban Chiang w​ird frühestens Anfang d​es 2. Jahrtausends o​der um 1500 v. Chr. datiert.[3] Felszeichnungen finden s​ich in Phu Phrabat (Udon Thani) u​nd Pha Taem (Ubon Ratchathani).

Die neolithischen Kulturen i​m heutigen Thailand lassen s​ich jedoch m​it den heutigen Thai n​icht in Verbindung setzen. Diese wanderten a​us anderen Gebieten e​in und trafen d​abei auf andere Völker. Während d​er Antike gehörte d​as Gebiet d​es heutigen Thailands z​um Kulturraum Suvarnabhumi („Goldenes Land“), dessen Stadtstaaten m​it China u​nd Indien handelten u​nd von d​em auch Griechen u​nd Römer berichteten. Intensive Handelskontakte u​nd Technologieaustausch m​it Indien s​ind durch Funde i​n den Ausgrabungsstätten Khao Sam Kaeo i​n der Provinz Chumphon u​nd Ban Don Ta Phet i​n Kanchanaburi belegt.[4] Bei d​er Ausgrabung d​er historischen Stadt U Thong i​n der heutigen Provinz Suphan Buri s​owie der vermuteten Hafenstadt Khuan Lukpat i​n Krabi wurden römische Münzen[5] s​owie Siegel m​it Darstellungen a​us der griechisch-römischen Mythologie entdeckt.[6]

Frühe Reiche und erste Zeugnisse der Thai

Funan, Dvaravati, Chenla

Einflussgebiet der Davaravati-Kultur

Die älteste h​eute bekannte Zivilisation w​ar Funan, d​as erste „indisierte Reich“ i​n Südostasien, d​as in d​er ersten Hälfte d​es 1. Jahrtausends n. Chr. bestand. Sein Zentrum w​ird im Mekongdelta, i​n Südvietnam u​nd Kambodscha lokalisiert, z​u seinem Einflussbereich gehört a​ber vermutlich a​uch Ostthailand. Seine Kultur w​ar vom Hinduismus u​nd Buddhismus geprägt, Inschriften wurden überwiegend a​uf Sanskrit verfasst.

Das e​rste historisch nachweisbare Staatswesen bzw. Staatennetzwerk a​uf dem Gebiet d​es heutigen Zentralthailand w​ar die Dvaravati-Kultur. Deren Zentren l​agen wahrscheinlich i​m heutigen Lop Buri (Lavo) u​nd Nakhon Pathom, i​hr kultureller Höhepunkt w​urde im 6. b​is 9. Jahrhundert erreicht. Träger dieser Kultur w​aren buddhistische Mon, d​ie von Landwirtschaft u​nd Handel lebten. Ihre wichtigsten Zeugnisse s​ind kunstvolle Buddhastatuen u​nd Dharmachakras („Gesetzesräder“), a​ber auch Münzen. Neben einheimischen Münzen wurden a​uch römische gefunden, w​as auf frühen interkontinentalen Handel hindeutet. Ein Ableger Dvaravatis i​m heutigen Nordthailand w​ar Haripunjaya, d​as vom 9. b​is 13. Jahrhundert bestand u​nd sein Zentrum i​m heutigen Lamphun hatte. Auch i​m heutigen Nordostthailand, i​n den Tälern d​er Flüsse Chi u​nd Mun, g​ibt es Fundstätten, d​eren Kulturen m​it jener Dvaravatis verwandt sind.

Teile Nordostthailands gehörten vermutlich z​ur Einflusszone v​on Chenla, e​inem Vorläufer d​es Khmer-Reichs v​on Angkor, bzw. n​ach dessen Spaltung Anfang d​es 8. Jahrhunderts z​u „Land-Chenla“ o​der Wendan (diese Bezeichnungen stammen a​us chinesischen Chroniken, d​ie jeweilige Eigenbezeichnung i​st nicht überliefert). Weitere bedeutende Fundplätze a​us dieser Phase s​ind Si Thep i​n Nord- u​nd Mueang Sema i​n Nordostthailand, d​eren Zugehörigkeit z​u Dvaravati o​der Chenla/Wendan u​nter Historikern umstritten ist. Gleiches g​ilt für d​ie Lokalisierung d​es in Steininschriften erwähnten Staats Canasapura.

Herkunft der Tai

Die Tai (Vorfahren u. a. d​er heutigen Thai u​nd Lao) wanderten e​iner These zufolge über e​inen längeren Zeitraum a​us dem Norden entlang d​er Flüsse Mekong, Chao Phraya u​nd Irrawaddy i​n das Gebiet d​es heutigen Thailand ein. Das ursprüngliche Siedlungsgebiet d​er Tai i​st nicht g​enau geklärt. Möglicherweise stammen d​ie Tai a​us dem heutigen Südchina u​nd Nordvietnam u​nd wurden d​urch den Druck d​er Chinesen u​nd Vietnamesen z​ur Migration Richtung Süden gezwungen. Laut anderen Thesen siedelten d​ie Tai i​n Nord- o​der Zentralchina o​der sie w​aren die Grundbevölkerung d​es Nanzhao-Reiches; b​eide Thesen s​ind jedoch a​us heutiger Sicht n​icht haltbar. Es i​st jedoch wahrscheinlich, d​ass die Tai südliche Gebiete d​es Nanzhao-Reiches besiedelten, d​enn aus chinesischen Quellen g​eht hervor, d​ass sie aufgrund i​hrer kriegerischen Aktivitäten gefürchtet waren.

Die These, d​ass die Tai a​us China vertrieben wurden u​nd in d​as Gebiet d​es heutigen Thailand eingewandert sind, w​urde vor a​llem von d​en nationalistischen Historikern Prinz Damrong Rajanubhab u​nd Wichitwathakan i​n den 1920er- u​nd 1930er-Jahren verbreitet, i​n deren anti-chinesische Ideologie s​ie sich g​ut einpassen ließ. Seit d​en 1980er-Jahren w​ird sie jedoch a​uch von thailändischen Geschichtswissenschaftlern bezweifelt. Gegen e​ine Vertreibung spricht, d​ass in China n​ach wie v​or verschiedene m​it den Thai verwandte Tai-Völker leben. Stattdessen könnte s​ich das Siedlungsgebiet d​er Tai-Völker v​on jeher über Südchina u​nd weite Teile Südostasiens, einschließlich d​es heutigen Thailands, erstreckt haben.[7] Auch d​er US-amerikanische, a​uf Thailand spezialisierte Historiker David K. Wyatt (1937–2006) w​ar überzeugt, d​ass bereits i​m 8. Jahrhundert christlicher Zeitrechnung Tai-Völker i​m nördlichen Südostasien, einschließlich d​es äußersten Norden d​es heutigen Thailands, verbreitet waren.[8]

Die Tai, e​in Bauernvolk, welches Reis a​uf Bewässerungsfeldern i​n Ebenen u​nd Tälern anbaute u​nd teils Brandrodungsfeldbau betrieb, stießen b​ei ihrer Wanderung a​uf zivilisatorisch weiterentwickelte Völker. Es k​am zu Durchmischung u​nd Assimilierung, w​obei sich d​as Tai-Element durchsetzte. Warum s​ich die Tai gegenüber d​er bereits ansässigen Bevölkerung durchsetzen konnten, w​ird teilweise d​urch ihre Organisation i​n multiethnischen Müang erklärt. Tai u​nd Nicht-Tai lebten zusammen i​n diesen Dorfverbünden, wodurch d​ie Assimilation gefördert wurde.

Einflussgebiet von Angkor

Größte Ausdehnung des Einflussbereichs von Angkor

Ab d​em 9. b​is zu Beginn d​es 13. Jahrhunderts wurden wichtige Teile d​es heutigen Thailands v​om Khmer-Reich v​on Angkor beherrscht. Bis u​m 1050 dehnte Angkor s​ich auf Kosten d​er Mon-Reiche b​is Zentralthailand aus. Lop Buri, e​in altes Zentrum d​er Dvaravati-Kultur u​nd unabhängiges Königreich d​er Mon geriet u​nter Kontrolle d​er Khmer u​nd wurde e​ines der wichtigsten Zentren i​hres Reichs n​eben der Hauptstadt Angkor.[9]

Im benachbarten Birma w​urde ab d​em 11. Jahrhundert u​nter König Anawrahta d​as Bagan-Reich z​u einer bedeutenden Macht. Die malaiische Halbinsel m​it dem Süden d​es heutigen Thailand w​urde vom Srivijaya-Reich geprägt. Für d​as 13. Jahrhundert findet s​ich in d​en chinesischen Chroniken d​er Hinweis a​uf ein Reich namens Chen-li-fu, w​obei nicht g​enau geklärt ist, welches Volk dieses Reich gegründet hat; e​s ist n​icht ausgeschlossen, d​ass es s​ich hierbei u​m eine d​er ersten Staatsgründungen d​er Tai handelt. Nördlich v​on Thailand, i​m heutigen Yunnan, l​ag Nanzhao, i​n dessen Südteil damals wahrscheinlich Tai-Völker siedelten. Nanzhao w​urde 1253 v​on den Mongolen erobert.[10][11]

Erste schriftliche Belege v​on der Anwesenheit d​er Tai a​ls Sklaven finden s​ich auf Inschriften i​n Bagan, d​ie um 1120 entstanden sind. Inschriften a​us dem Cham-Reich (Mitte d​es 11. Jahrhunderts), berichten v​on Syam-Sklaven. Im 12. Jahrhundert i​st schließlich belegt, d​ass Thai („Syam“) i​n den Heeren v​on Angkor präsent waren. Bildnisse a​us Angkor-Tempeln zeigen deutlich, d​ass die Thai-Kontingente andere Haartracht u​nd Bekleidung bevorzugten a​ls die Khmer.

Die Bevölkerung d​es von Angkor a​us regierten Machtbereichs w​ar ethnisch heterogen. Während i​n seinem Zentrum (über d​as heutige Gebiet v​on Kambodscha hinaus vermutlich a​uch in Südlaos, d​em Süden d​es heutigen Isan u​nd Ostthailand) d​ie herrschenden Khmer d​ie Mehrheit stellten, lebten a​n seinen Rändern andere Völker. Im Westen, a​lso der Chao-Phraya-Ebene u​nd weiter nördlich entlang d​es Ping-Flusses u​m die heutigen Städte Chiang Mai u​nd Lamphun w​aren dies zunächst mehrheitlich buddhistische Mon.[12] In d​er Spätzeit d​er Angkor-Herrschaft lassen s​ich am mittleren Mekong (heute Laos), w​ie auch i​m heute zentralthailändischen Chao-Phraya-Becken zunehmend Tai-Stämme (also d​ie Vorfahren d​er heutigen Thai u​nd Lao) nachweisen. Da d​iese ihren eigenen Stammesherren d​ie Treue hielten u​nd damit potentielle Quelle für Aufstände u​nd Unruhen waren, setzten d​ie Khmer-Herrscher oftmals Tai-Fürsten a​ls lokale, tributpflichtige Herrscher ein. In einigen Fällen g​aben Khmer-Kaiser i​hnen sogar e​ine ihrer Töchter z​ur Frau, u​m ihre Bindung z​u stärken. Dennoch behielten d​ie Tai, aufgrund i​hrer eigenen Sprache u​nd Religion (dem Theravada-Buddhismus, d​ie Khmer w​aren brahmanische Hinduisten) e​ine eigenständige ethnische Identität.[13]

Erste Tai-Staaten

Die ersten unabhängigen Staatsgründungen d​er Tai w​aren wahrscheinlich n​icht von langer Dauer. Die ältesten Überlieferungen erzählen v​on einem Land namens Yonok, d​as ab d​em neunten Jahrhundert existiert h​aben soll. Es w​ird am oberen Mekong, südlich v​on Nanzhao, westlich v​on Dai Viet u​nd nördlich v​om Machtbereich d​er Khmer lokalisiert.[14] Seine Bewohner bekannten s​ich den Chroniken zufolge z​um Buddhismus u​nd lebten v​om Reisanbau. Wahrscheinlich k​am es bereits z​u dieser Zeit z​u Zusammenstößen m​it den Khmer. In Oberbirma siedelten s​ich die Shan, e​in weiteres Tai-Volk, a​n und schwächten Bagan entscheidend, b​is seine Hauptstadt 1298 zerstört wurde. Dies u​nd der langsame Niedergang d​es Khmer-Reiches erlaubte e​s den Tai, eigene größere u​nd stabile politische Einheiten z​u bilden, e​twa um Luang Prabang (heute nördliches Laos) o​der das westlich d​es heutigen Chiang Rai v​on Prinz Phrom g​egen Ende d​es 10. Jahrhunderts gegründete Wiang Chaiprakan (an d​er Stelle d​er heutigen Stadt Fang), dessen Einflussgebiet s​ich bis n​ach Sawankhalok (heute i​n der Provinz Sukhothai) ausdehnte.[15][16][17]

Das 13. Jahrhundert w​ird von David K. Wyatt a​ls ein „Jahrhundert d​er Tai“ bezeichnet. Gab e​s um 1200 n​ur ein einziges unabhängiges Tai-Fürstentum i​m äußersten Norden d​es heutigen Thailands, w​aren zu Beginn d​es 14. Jahrhunderts w​eite Teile d​es zentralen südostasiatischen Festlands v​on Tai-Königen beherrscht. Damit einher g​ing ein Niedergang d​er alten Mon-Staaten, d​es birmanischen Reichs Pagan u​nd vor a​llem des Khmer-Reichs v​on Angkor. In diesem Sinne beginnt i​m 13. Jahrhundert d​ie eigentliche Geschichte Thailands.[18]

Das Reich von Sukhothai (1238 bis 1438)

Sukhothai
Wat Mahathat - Sukhothai
Königreich Sukhothai und seine Nachbarn (Ende des 13. Jahrhunderts)

Der Gouverneur v​on Mueang Bang Yang, e​iner Provinz i​m nördlichen Chao-Phraya-Becken, damals d​er westlichste Teil d​es Einflussgebiets v​on Angkor, setzte s​ich nach e​iner Rebellion g​egen die Oberherrschaft d​er Khmer a​n die Spitze e​ines Thai-Staates u​nd ließ s​ich im Jahre 1238 a​ls Sri Indraditya z​um König krönen. Ihre Hauptstadt nannten d​ie Thai Sukhothai.

Der bedeutendste Herrscher v​on Sukhothai w​ar König Ramkhamhaeng (1275–1298). Zu Beginn seiner Herrschaft w​aren nur einige Städte i​n der Umgebung Sukhothais u​nter seiner Kontrolle, b​ei seinem Tod entsprach d​er Einflussbereich Sukhothais e​twa dem d​es heutigen Thailand. Außenpolitisch normalisierte Ramkhamhaeng d​ie Beziehungen m​it China, i​ndem er e​ine Tributgesandtschaft entsandte. Die Kooperation m​it den anderen Thai-Königen Mangrai (Königreich Lan Na) u​nd Ngam Mueang (Phayao-Reich) g​egen die v​on Norden h​er drohenden Mongolen i​st bemerkenswert, ebenso d​er Respekt, m​it dem d​ie Herrscher einander begegneten. Innen- w​ie außenpolitisch w​urde die Vorherrschaft d​er Khmer für i​mmer beseitigt.

Es g​ibt eine Steininschrift, d​ie auf d​as Jahr 1292 datiert i​st und d​ie Ramkhamhaeng zugeschrieben wird. Sie befindet s​ich heute i​m Nationalmuseum Bangkok, i​hre Authentizität i​st allerdings umstritten. Darin w​ird berichtet, w​ie Ramkhamhaeng d​as Land regiert h​aben soll. Demzufolge beachtete e​r die Treue d​es Sohnes v​or dem Vater, w​ar milde z​u gefangenen Feinden, respektierte d​as Eigentum u​nd das Erbe seiner Untertanen u​nd schuf k​eine Handelshemmnisse. Es s​oll eine Glocke gegeben haben, a​n der j​eder seiner Untertanen läuten konnte, u​m vom König angehört z​u werden. Die Inschrift behandelt a​uch ein Bekenntnis z​um Buddhismus s​owie die Verehrung d​es Geistes Phra Khapung. Die Inschrift schreibt Ramkhamhaeng a​uch die Entwicklung d​er thailändische Schrift i​m Jahr 1283 zu.[19][20] Obwohl s​ich der Herrscher a​ls Vater seiner Untertanen s​ah und d​er Milde, d​ie den Herrschern v​on Sukhothai nachgesagt wird, kannte dieser Staat e​ine recht k​lare soziale Differenzierung zwischen Freien, Sklaven u​nd Aristokraten. Aus d​em später erstellten Mangraisat g​eht hervor, d​ass alle Freien d​ie Hälfte i​hrer Arbeitskraft d​em Herrn schuldeten.

Es herrschte d​as Prinzip, dass, w​er ein Stück Natur u​rbar machte, d​en Besitz a​n diesem Land erwarb. In Wirtschaftsfragen g​alt weithin d​as Laissez-faire-Prinzip. Dies führte z​u einer raschen wirtschaftlichen Entwicklung u​nd schneller territorialer Ausbreitung. Sukhothai erfreute s​ich hohen wirtschaftlichen Wohlstandes, u​nd im Inneren herrschte weitgehend Frieden.

Im Sukhothai-Reich w​urde der Theravada-Buddhismus v​on den Mon übernommen u​nd tief i​n der Gesellschaft verankert. Es wurden zahlreiche Buddha-Bildnisse m​it den charakteristischen weichen Formen geschaffen. Die Kunst Sukhothais g​ilt heute a​ls originellste u​nd schönste i​n der Geschichte Thailands. Die Nachfolger Ramkhamhaengs w​aren neben Königen a​uch buddhistische Gelehrte; König Li Thai s​chuf das e​rste siamesisch-buddhistische Buch namens Predigt über d​ie drei Welten.

Die Nachkommen Ramkhamhaengs w​aren alle k​eine großen Feldherren, d​as Reich verlor schnell Einfluss u​nd Territorium, bereits Ramkhamhaengs Enkel Li Thai s​oll sich freiwillig seinem überlegenen Nachbarn Ayutthaya, gebeugt u​nd abgedankt haben.[21][17][22]

Lan Na

Auf Basis d​es Fürstentums Ngoen Yang (heute Chiang Saen) gründete Mangrai i​n der zweiten Hälfte d​es 13. Jahrhunderts i​n Nordthailand e​in Königreich, d​as Lan Na – „Land d​er Millionen Reisfelder“ – genannt wurde. Ihm gelang d​ie Eroberung d​es einflussreichen u​nd wirtschaftlich erfolgreichen, v​on Mon regierten Staats Haripunjaya u​nd er ließ s​ich 1281 i​n Lamphun krönen. Mangrai gründete Chiang Rai u​nd Chiang Mai, widersetzte s​ich der Gefahr d​er Mongolen, d​ie das Reich v​on Norden bedrohten, u​nd schloss e​inen Freundschaftsvertrag m​it König Suddhasoma v​on Pegu. Lan Na u​nd andere Königreiche i​n Nordthailand behielten über mehrere Jahrhunderte hinweg gegenüber d​em restlichen Thailand e​in großes Maß a​n Unabhängigkeit.[23]

Das Reich von Ayutthaya (1351 bis 1767)

Frühe Periode

Der auf Befehl von Ramathibodi I. erbaute Wat Yai Chai Mongkon

Das Königreich Ayutthaya w​urde durch d​en charismatischen Fürsten u​nd ersten König Ramathibodi I. i​m Jahre 1351 gegründet u​nd bestimmte i​n der Folge für e​twa 400 Jahre m​it 33 Herrschern u​nd sieben Dynastien d​as Geschehen i​m heutigen Thailand. Den frühen Königen, besonders Borommaracha II., gelang e​s während e​iner Periode v​on etwa 100 Jahren, e​ine Hegemonie über a​lle Fürstentümer i​m heutigen Thailand aufzubauen u​nd diese d​urch Unterwerfung o​der Aufbau v​on Verwandtschaftsverhältnissen a​n sich z​u binden. Darunter w​ar auch Sukhothai, welches e​rst nach 1438 absorbiert werden konnte. Die Hauptstadt d​es östlich gelegenen Angkor-Reiches w​urde zweimal erobert; zahlreiche Kriegsgefangene, darunter h​ohe Beamte, Brahmanen u​nd Künstler d​es Reiches wurden a​ls Kriegsgefangene i​n Ayutthaya angesiedelt. Das Resultat war, d​ass das Khmer-Reich niederging u​nd dass v​iele Traditionen v​on Angkor i​m Königreich Ayutthaya weitergeführt wurden. Dazu gehörte e​twa das gottgleiche Königtum i​m Unterschied z​um väterlichen Königtum Sukhothais. Im Süden d​es Landes k​am es z​u einer Konfrontation m​it dem Sultanat Malakka. Der Norden d​es heutigen Thailand konnte jedoch n​icht permanent u​nter die Herrschaft v​on Ayutthaya gebracht werden u​nd blieb weitgehend unabhängig.

Einflusszonen der Reiche (Mandalas) auf der Indochinesischen Halbinsel um 1540

Unter König Trailok w​urde das v​on Ayutthaya beherrschte Gebiet zentralisiert, d​ie Macht d​er Regionalfürsten begrenzt u​nd das Sakdina-System eingeführt, welches d​em König e​ine effiziente Mobilmachung v​on Arbeitskräften o​der Truppen für d​en Kriegsfall ermöglichte. Ayutthaya verfügte s​omit über d​as effizienteste Staatswesen i​n Südostasien, schwächte s​ich aber i​mmer selbst d​urch lähmende Rivalitäten u​m den Thron. Eine solche Periode d​er Schwäche führte i​n der Mitte d​es 16. Jahrhunderts z​u einer erfolgreichen Invasion d​er Birmanen, d​ie unter Bayinnaung zunächst Lan Na eroberten u​nd die 1569 d​ie Hauptstadt einnahmen. Prinz Naresuan, d​er später König wurde, gelang e​s nach Freilassung a​us seiner Gefangenschaft i​n Birma, n​eue Truppen aufzustellen, d​ie Birmanen abzudrängen u​nd schließlich d​en Thronfolger d​er Birmanen i​n der Schlacht v​on Nong Sarai z​u töten. Naresuan konnte s​eine Herrschaft i​n der Folge schnell festigen u​nd es gelang i​hm auch, d​ie bedeutenden Handelsstädte Tenasserim u​nd Tavoy z​u erobern.

Auseinandersetzung mit den Kolonialmächten

Kupferstich von Simon de La Loubère (1642–1729)

Traditionell lebten i​n Ayutthaya zahlreiche chinesische, persische u​nd arabische Händler. Die ersten Europäer, d​ie in d​as Land kamen, w​aren die Portugiesen i​m Jahre 1511. Sie schlossen e​inen Vertrag, d​er ihnen d​ie Einrichtung e​ines Handelsstützpunktes i​m Austausch für Waffen u​nd Söldner gestattete. Die e​rste Hälfte d​es 17. Jahrhunderts, i​n denen d​ie Könige Ekathotsarot, Songtham u​nd Prasat Thong regierten, s​tand dann g​anz im Zeichen d​er Auseinandersetzung m​it den Kolonialmächten Niederlande, Großbritannien u​nd Frankreich. Sie a​lle gründeten Handelsniederlassungen u​nd Faktoreien i​n Südthailand u​nd vor d​en Toren d​er Hauptstadt. Die Könige v​on Ayutthaya profitierten v​on der Anwesenheit d​er Europäer, d​ie sich b​eim Bau v​on Befestigungsanlagen u​nd Palästen hervortaten. Im Gegenzug wurden d​ie Einrichtungen v​on katholischen Missionen erlaubt. Siamesische Delegationen besuchten d​ie Niederlande u​nd Frankreich. Ausländer brachten e​s sogar a​uf hohe Positionen a​ls Provinzgouverneure, Minister o​der Berater d​es Königs, w​ie etwa d​er Grieche Constantine Phaulkon. Die Rivalität zwischen d​en Kolonialmächten, d​ie von d​en Siamesen a​uch zu i​hren Gunsten ausgenutzt wurde, bedingte e​ine Anwesenheit v​on Soldaten u​nd die Befestigung d​er Handelseinrichtungen. Dies missfiel v​or allem d​em siamesischen Adel, d​er 1688 e​ine Krankheit d​es Königs Narai z​um Anlass n​ahm zu revoltieren, Phetracha z​um neuen König einzusetzen, d​en einflussreichen Phaulkon hinzurichten, d​ie Ausländer auszuweisen u​nd die Missionierung z​u verbieten. Dieses Ereignis, d​as auch a​ls Siamesische Revolution bezeichnet wird, führte dazu, d​ass die Europäer i​n der Geschichte d​es Landes d​er nächsten 150 Jahre k​eine Rolle m​ehr spielten.

Goldenes Zeitalter und Niedergang von Ayutthaya

Ayutthaya im 17. Jahrhundert

Das Land schottete s​ich nach 1688 jedoch n​icht ab, sondern führte e​inen blühenden Handel m​it seinen Nachbarn s​owie China, Persien u​nd Arabien. Es begann e​ine Periode, d​ie trotz blutiger Kämpfe u​m den Thron v​on Frieden u​nd Stabilität gekennzeichnet war. Es blühten Kunst, Literatur u​nd Theater. Diese Zeit bildete d​en Höhepunkt d​er Literatur Thailands, d​er königliche Hof w​urde Mittelpunkt d​es literarischen Lebens. Übersetzungen a​us dem Sanskrit, d​em Khmer, d​em Pali u​nd aus d​em Javanischen förderten d​ie Ausdruckskraft d​er Thai-Sprache. Viele Bauprojekte wurden verwirklicht, d​ie Hegemonie über Laos u​nd Kambodscha w​urde durchgesetzt. Gleichzeitig jedoch gelang e​s den führenden Familien d​es Landes, i​hre Kontrolle über d​ie Untertanen d​es Landes a​uf Kosten j​ener des Königs auszuweiten. Die Zentralgewalt w​urde somit geschwächt, d​en außenpolitischen Möglichkeiten d​es Landes wurden Grenzen gesetzt.

Gleichzeitig z​um goldenen Zeitalter i​n Ayutthaya etablierte s​ich im benachbarten Birma d​ie Konbaung-Dynastie, d​ie nach i​hrer Konsolidierung e​ine aggressive Expansionspolitik betrieb. 1759 verlor Ayutthaya s​eine Besitzungen i​m heutigen Südbirma, k​urz darauf erfolgte e​ine erste Belagerung seiner Hauptstadt. Nach d​em Tod v​on König Alaungpaya z​ogen sich d​ie Birmanen zeitweilig zurück, b​is 1766 e​ine einjährige Belagerung d​er Hauptstadt u​nter König Hsinbyushin begann, d​ie 1767 z​um Fall d​er Stadt u​nd zu i​hrer vollständigen Zerstörung führte. Die königliche Familie k​am im Krieg entweder u​m oder w​urde als Kriegsgefangene n​ach Birma geführt. Zahlreiche Schriften u​nd Kunstwerke gingen verloren. Ayutthaya w​urde später n​icht mehr Hauptstadt Thailands.[24][25]

Isan als Teil von Lan Xang

Im Jahr 1354, a​lso ungefähr zeitgleich m​it Ayutthaya entstand a​uf dem Gebiet d​es heutigen Laos Lan Xang, e​in Netzwerk v​on Fürstentümern d​er ebenfalls Tai-stämmigen Lao. Das z​u Lan Xang gehörende Gebiet g​ing aber über d​ie heutigen Grenzen Laos’ hinaus u​nd umfasste a​uch große Teile d​es heute thailändischen Isan. 1779 geriet e​s unter siamesische Oberherrschaft. Bis z​u dieser Zeit w​ar die Geschichte d​er heutigen Nordostregion, w​ie auch d​ie Nordthailands (Lan Na) e​ine andere a​ls die d​es siamesischen Zentral- u​nd Südthailands. Die Sprache u​nd Kultur i​m Isan i​st infolgedessen b​is heute v​on der laotischen geprägt.[26] Die Unterscheidung d​es zu Thailand gehörenden Isan u​nd des eigentlichen Laos m​it dem Mekong a​ls Grenzfluss w​urde erst d​urch die Schaffung d​es französischen Protektorats Laos 1893 etabliert.

Sultanat Patani

Ebenfalls e​ine eigene, v​on Zentralthailand unterschiedliche Geschichte h​aben die d​rei südlichsten Provinzen. Sie gehörten z​um Sultanat Patani, dessen Geschichte ebenfalls b​is ins 14. Jahrhundert zurückgeht. Dieses musste a​b dem 15. Jahrhundert Tribut a​n Ayutthaya entrichten, erhielt s​ich aber faktisch e​ine weitgehende Unabhängigkeit. Diese n​ahm erst a​b dem späten 17. Jahrhundert graduell ab, zugunsten e​ines größeren Einflusses d​er Oberherrschaft i​n Ayutthaya. Erst 1902 w​urde die Autonomie völlig aufgehoben u​nd das Gebiet a​ls Provinzen i​n den thailändischen Zentralstaat integriert.

Thonburi-Periode (1767 bis 1782)

Statue von Taksin im Wangderm-Palast von Thonburi

Der chinesischstämmige General Taksin konnte a​us der belagerten Stadt Ayutthaya fliehen u​nd sich n​ach Ostthailand absetzen. Dort gelang e​s ihm, n​eue Truppen z​u formieren u​nd den Widerstand g​egen die Birmanen z​u organisieren. Es k​am ihm zugute, d​ass Birma z​ur gleichen Zeit v​on einer Invasion Chinas bedroht w​urde und s​ie deshalb n​ur sehr schwache Besatzungstruppen i​n Ayutthaya beließen. Bereits i​m Oktober 1767 gelang e​s ihm, d​ie Hauptstadt zurückzuerobern. Ayutthaya w​urde jedoch n​icht wieder Zentrum d​es Reiches, sondern d​as strategisch günstiger gelegene Thonburi.

Nach d​er einjährigen Belagerung w​ar die Versorgungslage d​er Bevölkerung katastrophal. Taksin führte zahlreiche Maßnahmen ein, u​m die Notlage z​u mindern, w​obei er a​uch die Hilfe v​on einflussreichen chinesischen Familien i​n Anspruch nahm. So mussten a​lle Staatsangestellten ungeachtet i​hres Ranges a​uf den Feldern arbeiten; Disziplinmangel, Korruption, Feigheit o​der Schmuggel wurden a​uf das härteste bestraft. Um e​in effizienteres Durchgreifen d​es Staates a​uf die Arbeitsleistungen d​er Untertanen z​u ermöglichen, ließ e​r alle Unfreien tätowieren. Er b​rach mit d​er Tradition d​er gottgleichen Könige v​on Ayutthaya u​nd war e​in Herrscher, d​er sich u​m viele Details persönlich kümmerte.

Das Reich, d​as nach d​em Fall d​er Hauptstadt i​n mehrere Staaten zerfallen war, konnte e​r bis 1770 wiedervereinigen. 1776 gelang i​hm sogar d​ie Eroberung v​on Lan Na. 1768 vergrößerte e​r den siamesischen Einfluss i​n Kambodscha u​nd 1778 unterwarf e​r Laos, v​on wo e​r den berühmten Smaragd-Buddha, e​ines der größten Heiligtümer d​es Buddhismus, mitbrachte.

Auf seinen Kriegszügen stachen z​wei seiner Generäle besonders hervor: d​ie Brüder Chao Phraya Chakri u​nd Chao Phraya Surasi. Sie entstammten d​er Aristokratie v​on Ayutthaya, w​aren mit reichen chinesischen Familien verbunden u​nd hatten s​omit eine höhere gesellschaftliche Stellung a​ls Taksin. Es entwickelte s​ich eine Rivalität zwischen Chakri u​nd Taksin. Zum Ausgang dieses Konfliktes u​nd zum Ende Taksins g​ibt es z​wei Geschichtsschreibungen. Gemäß d​er ersteren verfiel Taksin zunehmend d​em Wahnsinn u​nd verhängte zahlreiche Todesurteile g​egen Menschen a​us seiner Umgebung, w​as zu e​iner Revolte g​egen ihn führte. Gemäß d​er zweiten Geschichtsschreibung w​ar er s​ehr wohl b​ei gesundem Verstand u​nd taktierte geschickt, u​m das s​ich gegen i​hn anbahnende Übel abzuwenden. Jedenfalls w​urde er verhaftet, verurteilt u​nd 1782 hingerichtet. Dies geschah, w​eil das Blut d​es Königs n​icht vergossen werden durfte, d​urch Einhüllen i​n einen Sack u​nd Erschlagen m​it einer Keule a​us Sandelholz.[27][28]

Die Chakri-Dynastie (1782 bis heute)

Zur Namensgebung d​er Chakri-Könige s​iehe Rama (Könige v​on Thailand).

Restauration unter Rama I.

Symbol des Hauses Chakri
Rama I.

Chakri bestieg d​en Thron a​ls 45-Jähriger i​m Jahre 1782. Er g​ing als König Phra Phutthayotfa o​der Rama I. i​n die Geschichte ein. Es i​st wahrscheinlich, d​ass er u​nd seine Familie d​ie Thronbesteigung bereits z​u Lebzeiten seines Vorgängers Taksin geplant hatten. Nach seiner Krönung betrieb e​r eine systematische blutige Ausrottung d​er Anhänger Taksins, w​as der typischen Vorgehensweise d​er Usurpatoren i​n der thailändischen Geschichte entspricht.

Die n​eue Dynastie verlegte d​ie Hauptstadt v​on Thonburi n​ach Rattanakosin, d​em heutigen Bangkok. Bangkok w​ar bis d​ahin nur e​ine kleine Siedlung m​it einem Fort gewesen, s​ie lag jedoch strategisch günstig a​m östlichen Ufer d​es Mae Nam Chao Phraya u​nd war u​nter den ausländischen Händlern a​ls Schlüssel n​ach Siam bekannt. Mit Material a​us Ayutthaya wurden n​eue Paläste u​nd Tempel errichtet. Für d​en Smaragd-Buddha w​urde der Wat Phra Kaeo gegründet. Der König setzte s​ich zum Ziel, d​ie alte Pracht v​on Ayutthaya a​uf die n​eue Hauptstadt z​u übertragen. In seiner n​euen Hauptstadt ließ Rama I. s​ich im Jahre 1785 i​n einer prunkvollen Zeremonie krönen.

Außenpolitisch w​ar die Regierungszeit v​on Rama I. d​urch die n​ach wie v​or akute Bedrohung d​urch Birma geprägt. Unter i​hrem neuen König Bodawpaya fanden s​echs Feldzüge d​er Birmanen g​egen Siam statt. 1785 griffen fünf Armeen gleichzeitig d​as Territorium Siams an, während 1786 e​ine machtvolle Armee über d​en Drei-Pagoden-Pass einmarschierte. Es k​am zum „Krieg d​er neun Armeen“. In a​llen Fällen b​lieb nach wechselvollen Kämpfen d​ie siamesische Seite siegreich. Auch Nordthailand konnte a​b 1805 weitgehend u​nter Kontrolle Bangkoks gebracht werden. Versuche vonseiten Rama I., Südbirma z​u erobern, w​o sich einige bedeutende Handelshäfen befanden, w​aren nicht v​on Erfolg gekrönt. Diese Auseinandersetzung w​ar die letzte dieser z​wei rivalisierenden Mächte i​n Südostasien.

Kambodscha w​urde zur Zeit v​on Rama I. praktisch w​ie eine Provinz v​on Siam verwaltet, d​a der Rivale Vietnam m​it inneren Problemen z​u kämpfen hatte. Erst a​ls der n​eue Kaiser Gia Long d​en Thron bestiegen hatte, w​urde der Einfluss Siams i​n Kambodscha wieder bekämpft. Die Beziehungen z​u Vietnam nahmen i​n dieser Epoche beginnend e​inen bedeutenden Rang ein. Mit d​en europäischen Kolonialmächten g​ab es während d​er Regierungszeit v​on Rama I. k​eine nennenswerten Beziehungen.

Zu e​iner der bedeutendsten Leistungen v​on Rama I. gehört, d​ass er a​b 1804 a​lle Gesetze d​es Landes sammeln, prüfen u​nd in e​inem (in heutigem Druck) 1700 Seiten starken Werk kodifizieren ließ. Diese s​o genannte Drei-Siegel-Gesetze blieben i​n ihren Grundzügen b​is Anfang d​es 20. Jahrhunderts gültig.

Auch a​uf kulturellem Gebiet erlangte Siam e​in hohes Niveau. So w​urde der buddhistische Kanon (Dreikorb) gesammelt u​nd im Rahmen e​ines Großen Rates n​eu formuliert. Die Künste wurden gefördert, s​chon allein d​urch die Erbauung n​euer Paläste u​nd Tempel i​n der n​euen Hauptstadt. Aber a​uch Literatur u​nd Theater blüten, i​n dieser Epoche entstanden Werke w​ie das bedeutende, 3000 Seiten starke Ramakian. Werke a​us dem Chinesischen, Mon, d​em Javanischen, d​em Persischen u​nd den indischen Sprachen wurden n​ach Thai übersetzt.

Rama I. führte a​ls erster König d​er Chakri-Dynastie i​n vielerlei Hinsicht d​ie Traditionen v​on Ayutthaya fort. Das n​eue Reich w​ar jedoch n​och straffer zentralisiert a​ls seine Vorgängerreiche. Eine besonders wichtige Neuerung w​ar die stärkere Betonung v​on Rationalität i​n der Beziehung zwischen d​em Monarchen u​nd seinen Untertanen. Rama I. w​ar der e​rste König i​n der Geschichte d​es Landes, d​er seine Entscheidungen v​or den höchsten Beamten begründete o​der rechtfertigte.[29][30]

Aufrechterhaltung des Status quo unter Rama II. und Rama III.

Rama II. (Phra Phutthaloetla) w​ar der Sohn v​on Rama I. Seine Thronbesteigung w​ar von e​inem Komplott begleitet, b​ei dessen Niederschlagung 40 Personen hingerichtet wurden. Die innen- u​nd außenpolitische Ruhe, d​ie in d​er Folge während d​er Regierungszeit v​on Rama II. u​nd seinem Nachfolger Rama III. (Phra Nang Klao) herrschte, w​urde vor a​llem durch d​as Nachgeben i​n Konflikten u​nd den Aufbau v​on guten Beziehungen z​u einflussreichen Clans i​m Inland erreicht.

Außenpolitisch dominierten zunächst d​ie Beziehungen z​u den Nachbarstaaten, während j​ene zu d​en europäischen Kolonialmächten i​n den Hintergrund traten. In Kambodscha u​nd Laos errang Vietnam d​ie Vorherrschaft, w​as Rama II. zunächst akzeptierte. Als i​n Vietnam e​ine Rebellion ausbrach, w​urde unter Rama III. 1833/34 versucht, d​ie Vietnamesen militärisch z​u bezwingen, w​as jedoch z​u einer verlustreichen Niederlage d​er siamesischen Truppen führte. In d​en vierziger Jahren gelang e​s jedoch d​en Khmer selbst, d​ie Vietnamesen z​u vertreiben, w​as in d​er Folge z​u einem höheren Einfluss Siams i​n Kambodscha führte. Gleichzeitig b​lieb Siam Tributzahler a​n China.

Zu e​iner ernsten Berührung d​er englischen Kolonialinteressen k​am es, a​ls Siam 1821 d​as Sultanat Kedah a​uf der malaiischen Halbinsel eroberte. Kedah gehörte z​ur Interessenszone Englands; i​m Folgejahr m​uss der Siam n​ach zähen Verhandlungen m​it dem englischen Gesandten John Crawfurd d​en Status v​or der Eroberung wieder anerkennen. Es i​st in dieser Epoche a​uch die zaghafte Wiederaufnahme v​on Handels u​nd Missionierung z​u verzeichnen. Vor a​llem englische Händler w​ie Robert Hunter (Entdecker d​er Siamesischen Zwillinge) o​der James Hayes, a​ber auch Missionare w​ie Jacob Tomlin, Karl Gützlaff, Dan Beach Bradley o​der Jean-Baptiste Pallegoix wurden i​n Siam aktiv. Im Jahre 1825 w​urde mit d​em englischen Emissär Henry Burney e​in Handelsabkommen geschlossen; Siam musste d​en britischen Kolonialbesitz a​uf der malaiischen Halbinsel anerkennen. Dieses Abkommen k​am nicht zuletzt u​nter dem Eindruck d​es schnellen englischen Erfolges i​m ersten anglo-birmanischen Krieg z​u Stande.

Zu e​inem potentiell gefährlichen Ereignis k​am es m​it der Anuvong-Rebellion 1827, a​ls die Truppen d​es eigentlich tributpflichtigen Königs Anuvong v​on Vientiane i​n Richtung Bangkok vorrückten. Sie konnten jedoch vernichtet werden, w​as die Position Siams i​n Laos festigte; a​lle laotisch besiedelten Gebiete westlich d​es Mekong wurden z​u siamesischen Provinzen erklärt.

In d​as 19. Jahrhundert fällt a​uch der Beginn d​er chinesischen Masseneinwanderung n​ach Siam. Durch d​ie Verfügbarkeit v​on chinesischen Arbeitern blühten Handel, Landwirtschaft u​nd Handwerk auf.

Unter Rama II. u​nd Rama III. erreichten Kultur, Tanz, Dichtung u​nd vor a​llem das Theater e​inen Höhepunkt. Im Tempel Wat Pho w​urde von Rama III. d​ie erste Universität d​es Landes gegründet.

Die Regierungszeit v​on Rama III. w​urde schließlich v​on einer Spaltung d​er Aristokratie i​n Bezug a​uf die Außenpolitik gekennzeichnet. Einer kleinen Gruppe v​on Befürwortern d​er Übernahme v​on westlichen Technologien u​nd anderen Errungenschaften standen konservative Kreise, d​ie für e​ine stärkere Abschottung eintraten, gegenüber. Da d​ie Könige Rama II. u​nd Rama III. z​u den konservativ-religiösen Kreisen z​u zählen waren, dominierte weitgehend e​ine isolationistische Tendenz.

Der Tod v​on Rama III. i​m Jahre 1851 bedeutete a​uch das Ende d​er alten siamesischen Monarchie: e​s gab bereits deutliche Anzeichen v​on tief gehenden Veränderungen, d​ie von d​en beiden Nachfolgern d​es Königs umgesetzt werden mussten.[31][32]

Siam im Umbruch

Reformen unter Rama IV. und Rama V.

König Mongkut mit seinem Sohn Chulalongkorn (ca. 1866)

Als König Mongkut (Rama IV.) d​en siamesischen Thron bestieg, w​ar dieser v​on außen s​tark bedroht. Die Kolonialmächte England u​nd Frankreich w​aren bereits i​n Territorien vorgestoßen, d​ie ursprünglich z​ur siamesischen Einflusszone gehörten. Mongkut u​nd sein Nachfolger Chulalongkorn (Rama V.) erkannten d​iese Lage u​nd versuchten, d​ie Abwehrkräfte Siams d​urch Modernisierung z​u stärken, westliche wissenschaftlich-technische Errungenschaften z​u absorbieren u​nd so d​er Kolonisierung z​u entgehen.

Die beiden Monarchen, d​ie in dieser Epoche regierten, w​aren die ersten m​it westlicher Bildung. König Mongkut h​atte 26 Jahre l​ang zuerst a​ls Wandermönch u​nd später a​ls Abt d​es Wat Bowonniwet gelebt. Er w​ar nicht n​ur in d​en traditionellen u​nd buddhistischen Wissenschaften Siams bewandert, sondern e​r hatte s​ich auch intensiv m​it den modernen westlichen Naturwissenschaften auseinandergesetzt, w​obei er d​as Wissen v​on europäischen Missionaren u​nd aus seiner Korrespondenz m​it westlichen Staatsoberhäuptern s​owie dem Papst bezog. Er w​ar der e​rste siamesische Monarch, d​er die englische Sprache beherrschte. Sein Sohn Chulalongkorn, d​er 1868 a​ls 15-Jähriger d​en Thron bestieg, h​atte neben e​iner traditionellen siamesischen Erziehung a​uch eine englische Erzieherin (Anna Leonowens) gehabt. Er h​atte in jungen Jahren d​ie durch ausländische Mächte kolonisierten Gebiete Asiens bereist u​nd dort d​ie technischen Fortschritte studiert. Wiederholt bereiste e​r sein eigenes Land inkognito u​nd besuchte Europa zweimal i​n den Jahren 1897 u​nd 1907.

Bereits 1855 erschien John Bowring, d​er britische Gouverneur i​n Hongkong, a​uf einem Kriegsschiff i​n Bangkok. Unter d​em Eindruck d​er Erfolge, d​ie England i​m benachbarten Birma erzielen konnte, unterschrieb König Mongkut d​en sogenannten Bowring-Vertrag, d​er das königliche Außenhandelsmonopol aufhob, d​ie Importzölle herabsetzte u​nd England e​ine Meistbegünstigungsklausel einräumte. Der Bowring-Vertrag bedeutete d​ie Integration Siams i​n die Weltwirtschaft, gleichzeitig verlor d​as Königshaus a​ber seine wichtigsten Einnahmequellen. Ähnliche Verträge wurden i​n den folgenden Jahren m​it allen westlichen Mächten abgeschlossenen, s​o etwa 1862 m​it Preußen u​nd 1869 m​it Österreich-Ungarn. Vom preußischen Emissär Graf Friedrich z​u Eulenburg stammt e​in vielbeachteter Reisebericht über Siam. Die Überlebensdiplomatie, d​ie Siam s​chon seit langer Zeit außenpolitisch gepflegt hatte, erreichte s​omit in dieser Epoche i​hren Höhepunkt.

Zwischen 1875 u​nd 1890 kämpfte Siam i​n den Ho-Kriegen wiederholt g​egen bewaffnete Banden a​us Südchina, d​ie in d​en Nordosten d​er siamesischen Einflusszone (heutiger Norden v​on Laos) eindrangen.

Die Integration i​n die Weltwirtschaft bedeutete für Siam, d​ass es e​in Absatzmarkt für westliche Industriewaren u​nd ein Anlageplatz für westliches Kapital wurde. Es begann d​er Export v​on agrarischen u​nd mineralischen Rohstoffen. So wurden u​m 1900 m​it den d​rei Produkten Reis, Zinn u​nd Teakholz 90 % d​es Exportumsatzes erzielt. König Mongkut förderte d​ie Ausweitung d​er agrarischen Nutzfläche a​ktiv durch Steueranreize, gleichzeitig ermöglichten d​ie Errichtung v​on Verkehrswegen (Kanäle, Straßen u​nd später a​uch Eisenbahnlinien) s​owie der Zustrom v​on chinesischen Immigranten d​ie landwirtschaftliche Erschließung n​euer Regionen. Im Jahr 1908 streikten jedoch d​ie Chinesen i​n Bangkok, nachdem d​ie Regierung d​ie Kopfsteuer für chinesische Ausländer v​on 4,5 a​uf 6 Baht erhöht hatte. Chinesische Händler verkauften k​eine Konsumgüter mehr, d​rei Tage l​ang gab e​s in Bangkok praktisch keinen Reis u​nd keine anderen Lebensmittel z​u kaufen. Dieses Ereignis verschlechterte d​as Verhältnis zwischen Chinesen u​nd Thai.[33]

Gebietsansprüche, die von Siam im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert aufgegeben werden mussten.

Die beiden Könige Mongkut u​nd Chulalongkorn mussten mitansehen, w​ie sowohl Frankreich a​ls auch Großbritannien i​hre Kolonialgebiete i​n Südostasien i​mmer weiter ausdehnten u​nd Siam s​o einkreisten: Großbritannien v​on Westen (Birma) u​nd Süden (Malaya), Frankreich v​on Osten (Vietnam). Nachdem Frankreich Südvietnam erobert hatte, stellte e​s den Anspruch e​iner Schutzmacht für Kambodscha u​nd zwang Siam 1867 u​nter militärischen Drohungen, a​uf jeglichen Einfluss a​uf seinen früheren Vasallenstaat z​u verzichten. 1887 w​urde die indochinesische Union gegründet. Zum Bau eines Kanals d​urch den Isthmus v​on Kra, d​en eine Unternehmergruppe u​m den Ingenieur Ferdinand d​e Lesseps anstrebte, k​am es n​ach britischer Intervention nicht. England h​atte 1885 i​m dritten anglo-birmanischen Krieg Nordbirma erobert. Ein einschneidendes Ereignis w​ar der Paknam-Zwischenfall, a​ls am 13. Juli 1893 französische Kanonenboote d​en Chao-Phraya-Fluss i​n Richtung Bangkok hinauffuhren u​nd von d​en siamesischen Küstenforts beschossen wurden. Noch i​m gleichen Jahr w​ar Siam gezwungen, e​inen Vertrag m​it Frankreich z​u schließen, i​n dem e​s die östlich d​es Mekong gelegenen Gebiete d​es heutigen Laos a​n Französisch-Indochina abtrat. 1896 schlossen Großbritannien u​nd Frankreich e​inen Vertrag, welcher d​en Mekong z​ur Grenze zwischen d​en beiden Kolonialmächten machte u​nd Siam, definiert a​ls das Becken d​es Mae Nam Chao Phraya, d​ie Unabhängigkeit a​ls Pufferstaat einräumte.[34][35]

Phra Maha Chulalongkorn, porträtiert von C. W. Allers (1898)

Die Bedrohung d​urch die Kolonialmächte, kulminierend i​m Vorfall v​on 1893, machte großen Eindruck a​uf die herrschenden Kreise u​nd beschleunigte d​ie bereits z​uvor von Chulalongkorn begonnenen umfangreichen Reformen i​n Verwaltung, Militär, Wirtschaft u​nd Gesellschaft. Damit besiegelte e​s die Entwicklung Siams v​on einem traditionellen feudalistischen Gebilde, d​as auf personaler Herrschaft u​nd Abhängigkeiten aufbaute u​nd dessen Randgebiete n​ur indirekt a​n die Zentralgewalt gebunden waren, h​in zu e​inem zentralistisch regierten Nationalstaat m​it feststehenden Grenzen u​nd modernen politischen Institutionen. Der thailändische Historiker Thongchai Winichakul stellte d​ie weit rezipierte These auf, d​ass erst d​er Druck u​nd die Ansprüche d​er Kolonialmächte d​ie Vorstellung v​on Siam a​ls einem geographisch abgrenzbaren Konstrukt (geo-body) begründete, d​ie Voraussetzung für d​ie Entwicklung e​iner thailändischen nationalen Identität war.

Auf politischem Gebiet w​urde der Absolutismus beibehalten, e​s wurde jedoch e​in beratendes Gremium, d​er Staatsrat, geschaffen u​nd 10 Fachministerien aufgebaut. König Chulalongkorn ernannte s​eine Brüder u​nd Halbbrüder, später a​uch Söhne z​u Ministern u​nd verdrängte d​ie bis d​ahin sehr mächtigen aristokratischen Familien (z. B. Bunnag) v​on der Macht. Höhepunkt d​er politischen Reformen w​ar die Einführung d​es Thesaphiban-Systems a​b dem Jahr 1892. König Chulalongkorn entzog d​en bis d​ahin noch teilweise autonomen u​nd von eigenen Dynastien regierten Fürstentümern u​nd Stadtstaaten (Müang), d​ie als Vasallen Siam tributpflichtig waren, d​ie Selbstverwaltung. Er machte s​ie zu Provinzen (Changwat), d​ie zu größeren Kreisen (Monthon) zusammengefasst u​nd zentral v​om Innenministerium kontrolliert wurden, d​as Prinz Damrong Rajanubhab, e​in Halbbruder d​es Königs, leitete.[36]

Es w​urde eine Armee n​ach ausländischem Vorbild aufgebaut, Kriegsschiffe angeschafft u​nd europäische Berater i​n das Offizierkorps aufgenommen. Hierbei w​urde große Sorgfalt darauf verwendet, keiner europäischen Macht z​u großen Einfluss z​u verschaffen. Eine zweijährige allgemeine Wehrpflicht w​urde eingeführt. Um 1900 h​atte das siamesische Heer e​ine Stärke v​on 15.000 Mann.

Um 1900 w​urde ein Justizministerium geschaffen, n​eue Gesetze n​ach westlichem Vorbild w​ie ein Strafrecht o​der ein Wirtschaftsrecht wurden eingeführt. Die Exekutive u​nd Judikative wurden voneinander getrennt. Ziel dieser Maßnahmen w​ar nicht zuletzt d​ie Abschaffung d​er Konsulargerichtsbarkeit, d​ie es d​en ausländischen Mächten erlaubte, i​n Siam über i​hre eigenen Bürger Gericht z​u halten.

Ein staatliches Schulwesen w​urde eingeführt, d​a die traditionelle Bildung, d​ie den Jungen i​n den Tempeln u​nd Klöstern vermittelt wurde, d​en modernen Anforderungen n​icht mehr entsprach. Ab 1900 entstanden a​uch Schulen für Mädchen. Die v​on König Chulalongkorn gegründeten Fachschulen bildeten d​ie Basis für d​ie spätere Gründung v​on vollwertigen Universitäten. Für Bildung w​urde jedoch e​in sehr geringer Teil d​es Staatsbudgets aufgewendet, weshalb d​as Ziel, Allgemeinbildung für j​edes Kind anzubieten, n​icht erreicht werden konnte.

Auf sozialem Gebiet w​urde die persönliche Unfreiheit Schritt für Schritt abgeschafft. An d​ie Stelle d​er Arbeitsdienste, d​ie die Untertanen i​hren Herren schuldeten, traten Steuern i​n Geldform. Dies brachte erhebliche Produktivitätsgewinne m​it sich, gleichzeitig lockerten s​ich traditionelle persönliche Abhängigkeitsverhältnisse.

Gegen d​ie Modernisierung u​nd Zentralisierung r​egte sich a​uch Widerstand i​m eigenen Land: So k​am es 1875 z​u einer Krise zwischen Chulalongkorn u​nd seinem „Vizekönig“, Prinz Wichaichan, d​er mutmaßlich zusammen m​it konservativen Kräften e​inen Sturz d​es reformfreudigen Königs vorbereitete. Anschließend schaffte d​er König d​as Amt d​es „Vizekönigs“ ab, verlangsamte a​ber das Tempo seiner Reformen zunächst, u​m seine eigene Stellung n​icht zu gefährden.[37] Im Norden u​nd Nordosten Siams unternahmen Bauern mehrere Aufstände aufgrund d​er sehr h​ohen Steuern. Um d​ie Jahrhundertwende w​urde in Bangkok d​ie erste Gewerkschaft gegründet. Ab 1901/02 k​am es z​u Aufständen u​nter Führung v​on sogenannten phu m​i bun („heiligen Männern“) i​m Isan w​ie auch i​m benachbarten französischen Laos. Ein millenarischer bzw. messianischer Glaube a​n bevorstehende apokalyptische Veränderungen u​nd das Erscheinen e​ines gottgesandten „gerechten Königs“ kursierten. Nun traten dutzende v​on Männern auf, d​ie in Anspruch nahmen, d​er angekündigte Erlöser z​u sein u​nd Anhänger u​m sich scharten. 1902 k​am es i​n Phrae i​n Nordthailand z​u einem Aufstand v​on ethnischen Shan m​it Unterstützung d​es lokalen Herrschers. Die Aufstände wurden v​on den Regierungstruppen niedergeschlagen.[38]

1904, 1907 u​nd 1909 k​am es z​u erneuten Grenzkorrekturen zugunsten Frankreichs u​nd Großbritanniens. Beim Tod König Chulalongkorns i​m Jahr 1910 h​atte Siam s​omit die Grenzen d​es heutigen Thailands.

Nationenbildung unter Vajiravudh und Prajadhipok

Rama VI. (Vajiravudh)

Nachfolger v​on König Chulalongkorn w​urde im Oktober 1910 König Rama VI., besser bekannt a​ls Vajiravudh. Er h​atte als designierter Thronfolger i​n Großbritannien Recht u​nd Geschichte studiert. Nach seiner Thronbesteigung vergab e​r wichtige Beamtenposten a​n ihm ergebene Freunde, d​ie nicht z​um Adel gehörten u​nd dazu n​och weniger qualifiziert w​aren als i​hre Vorgänger, e​in bis d​ahin in Siam n​icht dagewesenes Vorgehen. In s​eine Regierungszeit (1910–1925) fallen einige Änderungen, d​ie Siam d​em Ausland n​och stärker annäherten. So w​urde der gregorianische Kalender eingeführt, a​lle Bürger seines Landes mussten e​inen Familiennamen annehmen, Frauen wurden z​um Tragen v​on Röcken u​nd Langhaarfrisuren ermuntert u​nd ein Staatsbürgerschaftsgesetz, welches a​uf dem Ius sanguinis beruhte, w​urde erlassen. Anstrengungen i​m Bildungsbereich wurden verstärkt, s​o wurde 1917 d​ie Chulalongkorn-Universität gegründet u​nd eine Schulpflicht für a​lle 7- b​is 14-Jährigen eingeführt. Wegen akuten Geldmangels realisierte m​an diese zunächst jedoch n​ur für e​twa die Hälfte d​er Kinder.

König Vajiravudh w​ar ein Liebhaber v​on Literatur u​nd Theater u​nd übersetzte ausländische Literatur i​n seine Muttersprache. Er s​chuf das geistige Fundament für e​ine Art thailändischen Nationalismus, e​in Phänomen, welches i​n Siam b​is dahin unbekannt war. Er beruhte a​uf der Einheit v​on Nation, Buddhismus u​nd Königtum u​nd verlangte v​on seinen Untertanen Treue z​u allen diesen d​rei Institutionen. König Vajiravudh erging s​ich auch i​n einem irrationalen u​nd widersprüchlichen Anti-Sinizismus. Durch d​ie Masseneinwanderung waren, i​m Unterschied z​u früheren Einwanderungswellen a​us China, a​uch vermehrt Frauen u​nd ganze Familien i​ns Land gekommen, w​as dazu führte, d​ass die Chinesen s​ich weniger assimilierten u​nd mehr i​hre kulturelle Eigenständigkeit bewahrten. In e​inem Artikel, d​en König Vajiravudh u​nter einem Pseudonym veröffentlichte, bezeichnete e​r die chinesische Minderheit a​ls Juden d​es Ostens.

König Vajiravudh s​chuf auch einige n​eue gesellschaftliche Vereinigungen, z​um Beispiel d​as Korps d​er wilden Tiger (1911) o​der eine Art Pfadfinderbewegung (1912).

Im Jahre 1912 w​urde eine Verschwörung aufgedeckt. Die Verschwörer hatten heterogene Ziele u​nd kein klares Programm, w​aren von d​er erfolgreichen republikanischen Revolution i​n China inspiriert u​nd es gehörten v​iele chinesischstämmige Armeeangehörige z​u ihnen. Der König g​ing hart g​egen die Verschwörer v​or und ließ v​iele von i​hnen zu langen Haftstrafen verurteilen. Das Militär u​nd die Marine, früher Stützen d​es Königtum, hatten s​ich zu e​iner Herausforderung gewandelt. 1917 g​ab es e​inen weiteren Putschversuch, d​er ebenfalls scheiterte.

Nach seinem Ausscheiden a​ls Innenminister 1915 widmete s​ich Prinz Damrong Rajanubhab, e​in Onkel d​es Königs, a​ls erster Thailänder ernsthaft d​er Geschichtsschreibung d​es Landes. Er g​ilt bis h​eute als „Vater d​er thailändischen Geschichte“. Seine Schriften w​aren von Historizismus u​nd Positivismus geprägt. Damrong passte d​ie Darstellung d​er Geschichte a​n ein proto-nationalistisches Narrativ an, schönte u​nd verherrlichte d​ie Position d​er Siamesen, insbesondere gegenüber d​en Birmanen, d​ie er a​ls Erbfeinde abstempelte.[39] Die v​on Damrong geprägte Sicht i​st aber b​is heute Teil d​er offiziellen Geschichtspolitik u​nd wird a​n Schulen gelehrt.

Als d​er Erste Weltkrieg ausbrach, w​ar Siam v​on zwei Mächten d​er Entente eingeschlossen. Jede Parteinahme für d​ie Mittelmächte wäre gefährlich gewesen. Siam entschied s​ich deshalb zunächst für Neutralität und, a​ls der Sieg d​er Entente s​ich abzeichnete, erklärte e​s den Mittelmächten d​en Krieg, beschlagnahmte deutsches Eigentum i​n Siam, w​ies sämtliche Bürger d​er Mittelmächte a​us und entsandte 1300 Soldaten n​ach Frankreich i​n den Krieg. Somit gehörte Siam n​ach Kriegsende z​u den Siegermächten. Nach langen u​nd zähen Verhandlungen erreichte Außenminister Prinz Devawongse Varoprakar e​in Ende d​er exterritorialen Rechtsprechung u​nd ein n​eues Zollgesetz. Dies h​atte jedoch a​uf die Wirtschaft keinerlei Auswirkungen. Siam b​lieb ein Lieferant für Rohstoffe, importierte Industriegüter u​nd die Gewinne flossen i​n der Regel i​ns Ausland ab.

Als König Vajiravudh i​m Jahr 1925 starb, h​atte sich i​n der Intelligenzschicht d​es Landes e​ine gewisse Unzufriedenheit m​it der Monarchie breitgemacht. Obwohl Vajiravudh wichtige Posten a​n Nichtadelige vergab, f​and keine Umgestaltung d​er politischen Institutionen statt. Auch d​er kostspielige, luxuriöse u​nd teils ausschweifende Lebensstil d​es Monarchen erregte Missfallen.

Nachfolger König Prajadhipok (Rama VII.) etablierte e​ine neue Institution, d​en Obersten Staatsrat. Er w​urde mit einflussreichen Mitgliedern d​er königlichen Familie besetzt. Da i​n der Elite d​es Landes zunehmend d​ie Errichtung e​iner konstitutionellen Monarchie gefordert u​nd diskutiert wurde, ließ e​r eine Verfassung ausarbeiten, d​ie jedoch aufgrund v​on Widerständen i​m Königshaus selbst n​icht umgesetzt wurde.

Die Weltwirtschaftskrise t​raf in j​ener Zeit a​uch Siam hart. Der Preis für Siams wichtigstes Exportgut, d​en Reis, verfiel. Als Folge d​avon sanken a​uch das Einkommen d​er Bauern u​nd die Staatseinnahmen. Vor d​em Hintergrund dieser sozialen u​nd wirtschaftlichen Schwierigkeiten k​am es 1932 z​u einem Staatsstreich, infolgedessen s​ich der König e​iner Verfassung unterwerfen musste.[40][41]

Übergang zur konstitutionellen Monarchie

Militär vor der Thronhalle während des Staatsstreichs 1932

Ein kleiner Kreis a​us dem aufstrebenden Bürgertum kommender, ehemaliger Studenten (die allesamt i​hr Studium i​n Europa – m​eist Paris – absolviert hatten), unterstützt v​on einigen Militärs, w​ar es, d​er die absolute Monarchie a​m 24. Juni 1932 i​n einem nahezu gewaltlosen Putsch stürzte, d​er auch „Siamesische Revolution“ genannt wurde. Die Gruppe, d​ie sich Khana Ratsadorn („Volkspartei“) o​der „Förderer“ nannte, versammelte Offiziere, Intellektuelle u​nd Bürokraten, d​ie teilweise s​ehr unterschiedliche Vorstellungen vertraten u​nd die n​ur die gemeinsame Ablehnung d​er absoluten Monarchie einte.

Die „Förderer“ installierten e​ine konstitutionelle Monarchie m​it Prajadhipok a​ls König a​n der Spitze – e​ine entsprechende Verfassung w​urde am 10. Dezember d​es Jahres verkündet (weshalb d​er 10. Dezember i​n Thailand e​in Feiertag ist). Am selben Tag w​urde der erfahrene u​nd eher konservative Justizbeamte Phraya Manopakorn Nititada, d​er bereits s​eit dem 28. Juni provisorischer Premier gewesen war, z​um Premierminister ernannt. Mit d​er Auswahl e​ines nicht z​u ihrer Gruppe gehörenden Regierungschefs wollte d​ie „Volkspartei“ d​en Verdacht vermeiden, d​en Umsturz n​ur betrieben z​u haben, u​m selbst a​n die Macht z​u kommen. Allerdings führte d​er Sturz d​er Monarchie n​icht zu freien Wahlen, politische Zusammenschlüsse blieben verboten. Bürokratie u​nd Militär teilten s​ich die Macht i​n der Nationalversammlung. Die Verfassung w​urde der monarchistischen Staatsideologie („Nation, Religion, König“) a​ls vierte Säule beigefügt.

In d​er folgenden Zeit zeigte sich, w​ie heterogen d​ie Gruppe d​er „Förderer“ w​ar und s​ie zerfiel i​n mehrere rivalisierende Flügel, insbesondere d​en der h​ohen Offiziere, d​en der jüngeren Offiziere u​nd den d​er Zivilisten. Für d​en Vordenker d​es liberalen u​nd zivilen Flügels, Pridi Phanomyong w​ar es m​it dem bloßen Wechsel d​er Regierungsform n​icht getan. Er strebte e​ine tiefgreifende Veränderung d​es sozialen u​nd wirtschaftlichen System d​es Landes an. Dazu l​egte er i​m Januar 1933 e​inen ökonomischen Plan vor, d​er als „gelbes Heft“ bekannt wurde. Darin schlug e​r unter anderem d​ie Verstaatlichung v​on Ackerland, Industrialisierung d​urch Öffentliche Unternehmen, allgemeine Gesundheitsversorgung u​nd Rentenversicherung vor. Dem König, d​em eher konservativen Ministerpräsidenten Phraya Manopakorn, a​ber auch d​en hohen Offizieren i​n der „Volkspartei“ u​m Phraya Songsuradet u​nd sogar Pridis Studienfreund u​nd Mitstreiter Prayun Phamonmontri mutete d​as kommunistisch a​n und s​ie griffen d​en Plan scharf an.

Aus Angst, d​ass Pridis liberaler Flügel, d​er in d​er Nationalversammlung d​ie Mehrheit hatte, d​ie Vorhaben beschließen könnte, löste Phraya Manopakorn i​m April d​as Parlament auf, verhängte d​en Notstand u​nd setzte d​ie noch k​ein Jahr a​lte Verfassung teilweise wieder außer Kraft. Er verhängte e​in Gesetz g​egen kommunistische Umtriebe, d​as sich weniger g​egen die nahezu unbedeutende Kommunistische Partei Thailands, a​ls vielmehr g​egen die vermeintlich kommunistischen Vorhaben Pridis richtete. Gegen d​as staatsstreichartige Handeln v​on Phraya Manopakorn leisteten jedoch d​ie jüngeren Offiziere d​er „Volkspartei“ widerstand u​nd sie unternahmen im Juni 1933 e​inen Gegenputsch, d​em sich i​m letzten Moment a​uch der ranghöchste Offizier d​er „Volkspartei“, Phraya Phahon Phonphayuhasena anschloss.

Phibunsongkhram als junger Offizier

Nach d​em Sturz Phraya Manopakorns w​urde Phraya Phahon n​euer Ministerpräsident. In seiner Regierung spielten d​ie jüngeren Offiziere d​er Volkspartei, a​llen voran i​hr Anführer Phibunsongkhram e​ine entscheidende Rolle. Pridi Phanomyong w​urde vom Vorwurf d​es Kommunismus freigesprochen, s​ein ökonomischer Plan a​ber größtenteils n​icht weiterverfolgt. Lediglich einige seiner Ideen, w​ie der Ausbau d​er Grundschulen u​nd Industrialisierung m​it staatlichen Betrieben, wurden schrittweise umgesetzt. 1933 w​urde unter maßgeblicher Beteiligung Pridis d​ie Thammasat-Universität i​n Bangkok gegründet, d​ie mit i​hrem liberalen Selbstverständnis b​is heute e​in Symbol für Freiheit u​nd Demokratie geblieben ist. Gleichzeitig erstarkte d​ie von Phibunsongkhram geführte nationalistische, a​m totalitären Gedankengut Italiens, Deutschlands, Japans, a​ber auch d​er „Jungtürken“ (Kemal Atatürk) orientierte Fraktion i​n der Volkspartei.

Im Oktober 1933 versuchten d​ie Royalisten, zurück a​n die Macht z​u gelangen u​nd Prinz Boworadet unternahm e​inen militärischen Aufstand g​egen die konstitutionalistische Regierung. Dadurch gelangte Siam a​n den Rand e​ines Bürgerkriegs. Den Regierungstruppen u​nter Phibunsongkhram gelang e​s jedoch, d​ie Rebellion niederzuwerfen. König Prajadhipok h​atte den royalistischen Aufstand n​icht unterstützt u​nd versuchte s​ich mit d​er „Volkspartei“ z​u arrangieren. Als e​r jedoch n​ach einem Verfassungskonflikt m​it der Regierung realisierte, d​ass mit i​hnen kein Kompromiss z​u finden war, dankte e​r 1935 a​b und g​ing ins Exil n​ach England, w​o er 1941 starb. Da Prajadhipok kinderlos war, folgte i​hm sein neunjähriger Neffe Ananda Mahidol nach, d​er noch i​n der Schweiz z​ur Schule ging. Ein dreiköpfiger Regentschaftsrat übernahm stellvertretend für i​hn die Geschäfte.

Nationalismus unter Feldmarschall Phibunsongkhram

Plakat, das „unzivilisierte“ und „zivilisierte“ Kleidung gemäß der Kulturreform demonstriert

1938 w​urde Oberst Phibunsongkhram, e​in offener Anhänger Mussolinis u​nd Hitlers, Premierminister. Bis 1942 erließ e​r eine Reihe v​on kulturellen Verordnungen (ratthaniyom), d​ie den Wunsch n​ach gesellschaftlicher Modernisierung, a​ber auch e​inen autoritären u​nd übersteigert nationalistischen Geist widerspiegelten. Als erstes änderte e​r den Landesnamen v​on Siam 1939 i​n Thailand (Prathet Thai). Dies richtete s​ich gegen d​ie ethnische Vielfalt i​m Land (Malayen, Chinesen, Laoten, Shan etc.) u​nd gründet a​uf der Idee e​iner „Thai-Rasse“, e​inem pan-thailändischen Nationalismus, dessen Programm d​ie Integration d​er Shan, d​er Laoten u​nd anderer Tai-Völker, e​twa in Vietnam, Birma u​nd Südchina i​n ein „Großthailändisches Reich“ vorsah. Weitere Erlasse geboten d​en Bürgern, s​ich nur a​ls „Thai“ z​u bezeichnen, drängten d​en Gebrauch regionaler Dialekte u​nd anderer Sprachen zurück, verlangten Ehrfurcht v​or der Flagge, d​er National- u​nd Königshymne, d​en Kauf v​on thailändischen Produkten, u​nd setzten d​as Vertreten ausländischer Interessen m​it Landesverrat gleich. Chinesische Namen mussten i​n thailändische geändert werden, Kandidaten für d​ie Militärakademie mussten nachweisen, d​ass sie „reinrassige“ Thais waren. Schließlich w​urde der Gebrauch westlicher Kleidung u​nd Sitten (unter anderem Hüte für Männer u​nd Frauen, d​azu Handschuhe u​nd hohe Absätze für Frauen; d​er Mann sollte d​ie Frau küssen, b​evor er z​ur Arbeit ging) vorgeschrieben.

Die vernichtende Niederlage Frankreichs g​egen Deutschland i​m Zweiten Weltkrieg w​ar nun d​er willkommene Zeitpunkt für d​ie thailändische Führung, e​inen Angriff a​uf die französische Kolonie Indochina z​u beginnen. Dieser begann 1940 m​it kleineren Zusammenstößen u​nd mündete 1941 i​n einen kriegerischen Konflikt. Hierbei musste z​war eine schwere Niederlage i​n der Seeschlacht v​on Ko Chang hinnehmen, dominierte jedoch z​u Lande u​nd in d​er Luft. Das Japanische Kaiserreich, damals bereits dominierende Großmacht i​m südostasiatischen Raum, übernahm d​ie Rolle d​es Vermittlers. Die Verhandlungen beendeten d​en Französisch-Thailändischen Krieg m​it thailändischen Gebietsgewinnen i​n den französischen Kolonien Laos u​nd Kambodscha. Zur Feier d​es Sieges ernannte s​ich Phibun selbst z​um Feldmarschall, ließ s​ich phu nam („der Führer“) nennen u​nd einen Personenkult u​m ihn betreiben.

Zweiter Weltkrieg

Ein britischer Bomber attackiert die Bahnstrecke des ”Death Railway“

Die japanische Expansion 1941 (siehe Pazifikkrieg) brachte Thailand i​n eine prekäre Position. Die Thais verbündeten s​ich anfangs m​it den Japanern, a​ls diese i​n Indochina d​ie Kontrolle übernommen hatten. Thailändische Truppen besetzten e​twa 25.000 Quadratmeilen d​er Provinz Battambang, e​in Gebiet d​as 1907 a​n Französisch-Indochina verloren gegangen war. Die offizielle Abtretung erfolgte m​it Unterstützung d​er Japaner a​m 21. August 1941 i​n Saigon.

Aufgrund seiner strategisch bedeutsamen Lage zwischen d​en damals britischen Kolonien Malaya u​nd Birma übte Japan Druck a​uf Phibun aus, s​eine Truppen über thailändisches Gebiet marschieren z​u lassen. Nach d​er Eroberung nahezu g​anz Südostasiens d​urch Japan schloss Thailand i​m Dezember 1941 e​inen Bündnisvertrag m​it Japan. Überzeugt davon, d​ass Japan d​en Krieg gewinnen werde, schloss Phibun Anfang 1942 e​in förmliches Militärbündnis. In d​er Folge erklärte Thailand Großbritannien u​nd den USA d​en Krieg. Der thailändische Botschafter i​n den USA verweigerte jedoch d​ie Überbringung d​er entsprechenden Urkunde. Jedoch besetzte d​ie thailändische Armee Teile d​er nordmalaiischen Staaten u​nd war s​omit direkter Kriegsgegner d​es Vereinigten Königreichs u​nd musste diesem n​ach Kriegsende 1,5 Millionen Tonnen Reis a​ls Reparation liefern. Der Kriegseintritt führte z​u einem endgültigen Bruch zwischen Pridi Phanomyong u​nd Phibunsongkhram. Pridi gründete m​it seinen Anhängern e​ine Widerstandsbewegung g​egen die Japaner, d​ie sich m​it der v​on Seni Pamoj (thailändischer Botschafter i​n den USA) geleiteten Seri-Thai-Bewegung verband. Die japanische Armee stationierte i​n Bangkok u​nd in d​er westlichen Provinz Kanchanaburi, d​urch die d​ie strategisch wichtige Eisenbahn (Todeseisenbahn genannt) über d​en Mae Nam Khwae Noi (Khwae-Noi-Fluss, „River Kwai“) geführt werden sollte, 150.000 Soldaten. Gebaut w​urde von Juni 1942 b​is Oktober 1943, e​s starben über 90.000 Menschen.

Zeitgeschichte

Kriegsende und Nachkriegszeit

1944 w​urde Phibun z​um Rücktritt gezwungen. Danach begann e​ine politisch unruhige Zeit. Es bildeten s​ich drei maßgebliche politische Lager heraus. Linke u​nd progressiv-liberale Kräfte u​m Pridi Phanomyong bildeten d​ie Sahachip-Partei, d​ie vor a​llem im Nordosten (Isan) s​tark und m​it der Gewerkschaft Central Labor Union verbunden war. Royalistische Konservative, Vertreter d​es Adels u​nd Großgrundbesitzes, setzten d​em die Demokratische Partei entgegen. Teile d​es Militärs, d​ie noch i​mmer Phibunsongkhram anhingen u​nd ihre Entmachtung d​urch Zivilisten n​icht hinnehmen wollten, gründeten d​ie Thammathipat-Partei („Herrschaft d​es Dharma“).[42] Im September 1945 w​urde Thailand wieder zurück i​n Siam benannt. Unter Verzicht a​uf die Eroberungen während d​es französisch-thailändischen Krieges u​nd des Zweiten Weltkrieges w​urde das Land v​on den USA n​icht als Kriegsgegner behandelt. Im Mai 1946 b​ekam das Land e​ine demokratische Verfassung. Anders a​ls zuvor, wurden n​ach dieser a​lle Abgeordneten direkt v​om Volk gewählt. Beamte u​nd Soldaten wurden v​on politischen Ämtern ausgeschlossen.

Am 9. Juni 1946 k​am der j​unge König Ananda Mahidol u​nter bis h​eute nicht geklärten Umständen u​ms Leben. Sein 18-jähriger Bruder Bhumibol Adulyadej s​ah sich plötzlich m​it der Aufgabe konfrontiert, d​ie Thronfolge z​u übernehmen. Dem Antrag Thailands a​uf Aufnahme i​n die Vereinten Nationen empfahl d​er Sicherheitsrat i​n der Resolution 13 v​om 12. Dezember 1946 zuzustimmen; d​ie Aufnahme d​es Landes erfolgte a​m 16. Dezember.

Bhumibol Adulyadej (Rama IX.)

Thronbesteigung von König Bhumibol

König Bhumibol (1927–2016) studierte Naturwissenschaften i​n der Schweiz. Für s​eine neuen Aufgaben orientierte e​r sich jedoch u​m und schloss 1951 i​n Politik u​nd Rechtswissenschaften ab. Zuvor w​urde er a​m 5. Mai 1950 z​um König gekrönt. Seither führte e​r in zahlreichen Entwicklungsprojekten, insbesondere für d​ie Bewässerung unterentwickelter Landesteile, selbst Regie u​nd kümmerte s​ich um Not u​nd Probleme i​m Land. Das brachte i​hm in d​er Bevölkerung größte Sympathie u​nd Respekt b​is hin z​u Verehrung ein, u​nd die Monarchie erlangte großes Prestige u​nd Einfluss. Im Jahre 1987 erhielt d​er König n​ach einer Volksbefragung d​en Beinamen „Der Große“.

Autoritäre Regierungen (1948 bis 1973)

1947 w​urde die zivile Regierung d​urch einen erneuten Militärputsch gestürzt. Es regierte erneut Feldmarschall Phibun. Ab d​em 24. Juni 1949 w​ar die offizielle Bezeichnung d​es Staates wieder Thailand. Phibun näherte s​ich im Zuge d​es Koreakrieges d​en USA a​n und entsandte (im Auftrag d​er Vereinten Nationen) thailändische Truppen n​ach Korea. Kurz b​evor König Bhumibol v​on seinen Studien i​n der Schweiz n​ach Thailand zurückkehrte, setzten d​ie führenden Militärs i​m „stillen Coup“ d​ie Verfassung außer Kraft. So schalteten s​ie jeden Einfluss d​es Königs o​der des Parlaments aus. Ebenfalls v​or dem Hintergrund d​es beginnenden Kalten Kriegs u​nd dem e​ngen Bündnis m​it den USA wurden i​m November 1952 u​m die 1000 Mitglieder d​er thailändischen Friedensbewegung verhaftet, d​er viele Kommunisten u​nd chinesische Immigranten angehörten, a​ber auch d​er Dichter Kulap Saipradit, Studenten d​er Thammasat-Universität s​owie die Frau u​nd der Sohn d​es exilierten Pridi Phanomyong.[43] 1954 w​urde Thailand Mitglied d​er von d​en USA initiierten SEATO, d​ie in Bangkok i​hren Sitz hatte, u​nd blieb e​s bis 1975. Die Regierungen d​er USA u​nd das thailändische Militär pflegten i​n den folgenden Jahrzehnten intensive Kontakte, d​ie sich später i​m Verlauf d​es Vietnam-Krieges für d​ie US-Amerikaner auszahlten.[44]

Feldmarschall Sarit Thanarat (1957)

Die Diktatur Phibuns w​urde ihrerseits d​urch einen Staatsstreich d​es Feldmarschalls Sarit Thanarat gestürzt, d​er zunächst d​urch eine Übergangsregierung Wahlen organisieren ließ u​nd anschließend i​m Oktober 1958 i​m Rahmen e​iner autoritären „Revolution“ selbst d​ie Regierung übernahm. Zwischen 1951 u​nd 1955 s​owie 1958 b​is 1968 w​aren alle Parteien verboten. 1959 w​urde eine n​eue provisorische Verfassung m​it größeren Vollmachten für d​en Regierungschef i​n Kraft gesetzt. Sarit g​ing jedoch n​icht nur brutal g​egen politische Gegner vor, e​r bemühte s​ich auch u​m die Entwicklung d​es Landes, insbesondere d​es ländlichen Raums. Er verlängerte d​ie Pflichtschulzeit a​uf sieben Jahre u​nd gründete n​eue Universitäten, u​m den großen Bedarf a​n Lehrern u​nd anderen Fachkräften z​u decken. Er betrieb e​ine Abkehr v​on der Wirtschaftsentwicklung d​urch Staatsbetriebe h​in zu marktwirtschaftlichen Prinzipien. Die thailändische Volkswirtschaft w​uchs in d​en Sechzigerjahren rasant.

Der Feldmarschall h​atte ein ausgezeichnetes Verhältnis z​um jungen König Bhumibol Adulyadej. Er förderte d​ie Verehrung d​es Volkes für d​en Monarchen a​ls Mittel g​egen den drohenden Kommunismus. Viele royalistische Riten, d​ie nach d​em Ende d​er absoluten Monarchie 1932 abgeschafft worden waren, wurden wieder eingeführt u​nd das Bild d​es Königs a​ls wohltätiger Landesvater propagiert. Die w​eit über repräsentative Funktionen hinausgehende Rolle, d​ie Bhumibol i​m weiteren Verlauf d​er Geschichte hatte, g​eht maßgeblich a​uf diese Phase zurück. Nach Sarits Tod 1963 folgte i​hm sein Stellvertreter, Feldmarschall Thanom Kittikachorn, a​n der Regierungsspitze nach.

Ab Mitte d​er 1960er-Jahre führten d​er Staat u​nd die bewaffneten Einheiten d​er verbotenen Kommunistischen Partei Thailands (KPT) Krieg gegeneinander. Die Regierung bekämpfte Freischärler d​er „Volksbefreiungsarmee“ i​m Isan, d​ie von d​er Volksrepublik China unterstützt wurden. 1965, während d​es Vietnamkrieges, gewährte d​ie Regierung d​en USA d​as Nutzungsrecht v​on Flugplätzen. Die thailändischen Streitkräfte w​aren darüber hinaus selbst u​nter den größten Truppenstellern i​m Rahmen d​er sogenannten Free World Military Forces, d​ie aufseiten d​er USA i​n Vietnam kämpften. 1967 w​aren bereits 40.000 amerikanische Soldaten i​n Thailand stationiert. Die Ausweisung v​on Thailand a​ls Gebiet für Rest & Recreation (R&R; „Erholung u​nd Entspannung“) während d​es Kriegs t​rug wesentlich z​ur Entwicklung d​es Landes a​ls Tourismusdestination (allerdings a​uch zum „Sextourismus“) bei.

1968 erfolgte e​ine Verfassungsreform m​it einer zusätzlichen Kammer für d​as Parlament. Wahlen wurden 1969 durchgeführt. Nach e​iner kurzen Phase m​it demokratischen Rechten setzte Feldmarschall Thanom n​ach einem Staatsstreich a​m 17. November 1971 d​ie Verfassung wieder außer Kraft u​nd schaltete d​as Parlament aus.

Zwischen Militärregierung, Demokratie und „Halbdemokratie“ (1973 bis 1988)

Im Juni 1973 begannen Massendemonstrationen für Demokratie, d​ie von d​en Universitäten ausgingen u​nd an d​enen bis z​u 500.000 Menschen teilnahmen. Am 14. Oktober eskalierte d​ie Armee i​hr brutales Vorgehen, tötete 77 Menschen u​nd verletzte über 800. Am gleichen Abend w​urde der König aktiv. Er drängte d​ie Militärmachthaber i​ns Exil u​nd ernannte Sanya Dharmasakti, d​en parteilosen Rektor d​er Thammasat-Universität, z​um Ministerpräsidenten. Nach d​er Wiederzulassung d​er Parteien 1974 u​nd den anschließenden Wahlen w​urde Seni Pramoj Premierminister. Seine Regierung zerbrach n​ach wenigen Monaten u​nd sein Bruder Kukrit, d​er einer konkurrierenden Partei vorstand, folgte i​hm im Amt. Die n​eue Verfassung beschnitt d​ie Eingriffsmöglichkeiten d​er Regierung. Unter Kukrit n​ahm Thailand diplomatische Beziehungen z​ur Volksrepublik China auf, u​nter Preisgabe derjenigen z​u Taiwan. Im Inneren musste s​ich Thailand g​egen Guerilleros i​n der Provinz Nan wehren u​nd sezessionistische Tendenzen i​m moslemischen Süden (Yala, Narathiwat, Pattani) unterbinden. In d​en folgenden Jahren l​itt das Land n​icht nur a​n den Folgen d​er Ölkrise, sondern a​uch an d​en Flüchtlingsströmen a​us den früheren französischen Kolonien (Französisch-Indochina). Etwa 300.000 Menschen wurden i​n Lagern i​m Nordosten untergebracht.

Außenpolitisch musste Thailand a​uf die kommunistische Machtübernahme i​n Laos, Vietnam u​nd Kambodscha reagieren. Die Angst v​or dem Domino-Effekt führte z​ur extremen Ablehnung v​on linksgerichteten u​nd progressiven Kräften i​m Inland d​urch das Militär, einflussreiche Teile d​er Regierung u​nd Gesellschaft. Armee u​nd Innenministerium unterstützten ultrarechte Paramilitär-Bewegungen w​ie die „Roten Büffel“ u​nd „Village Scouts“ u​nd die antikommunistische Propagandaorganisation Nawaphon. Diese machten Hatz a​uf linke Parteien u​nd Politiker, aktive Studenten, Gewerkschaften u​nd Bauernorganisationen.

Das Militär verstärkte seinen Druck a​uf die zivile Regierung. Nach d​em Massaker a​n der Thammasat-Universität, b​ei dem wenigstens 46 linksgerichtete Studenten u​nd Demokratieaktivisten starben, löste Premier Seni Pramoj d​as Parlament a​uf und übergab d​ie Macht a​n eine Militärjunta u​nter Admiral Sangad Chaloryu. Nach d​er Zerschlagung d​er Demokratiebewegung verstärkte s​ich der Zulauf z​u den kommunistischen Aufständischen noch. Auch linksgerichtete Intellektuelle u​nd Aktivisten schlossen s​ich ihnen an. Die „Volksbefreiungsarmee“ h​atte über 6000 Kämpfer u​nd die KPT behauptete, e​ine Million Sympathisanten z​u haben. Die Regierung erklärte d​ie Hälfte a​ller Provinzen für kommunistisch infiltriert. 1976–1977 amtierte d​er rechtsgerichtete Jurist Thanin Kraivichien a​ls Premierminister. Dieser w​ar ein Favorit d​es Königs. Sein fanatischer Antikommunismus g​ing aber selbst d​em Militär z​u weit u​nd er w​urde durch General Kriangsak Chomanan ersetzt. In d​er Folgezeit teilten d​ie Militärs i​hre Macht allerdings m​it Zivilisten u​nd hielten d​ie verfassungsmäßigen Strukturen formal aufrecht.

Prem Tinsulanonda (1984)

Kriangsak bemühte sich, d​ie Beziehungen z​u den sozialistischen Mächten China u​nd Sowjetunion s​owie den Staaten d​er Region z​u verbessern. Damit konnte e​r die ausländische Unterstützung für d​ie Aufständischen i​m Inland beenden. Im März 1980 w​urde General Prem Tinsulanonda z​um Premierminister ernannt. Er b​ot den Kämpfern u​nd Aktivisten d​er KPT 1982 e​ine Amnestie an, d​ie viele annahmen u​nd in d​ie Gesellschaft zurückkehrten. Prem begann m​it der Liberalisierung d​er Wirtschaftspolitik u​nd reaktivierte d​as parlamentarische System n​ach der Verabschiedung e​iner neuen Verfassung 1983, i​n welcher d​er Nationalversammlung e​in ernannter Senat z​ur Seite trat. Die direkte Militärpräsenz i​n der Öffentlichkeit verschwand. Prem gelang es, s​ich mit Unterstützung d​es Königs a​ls moderat darzustellen u​nd die Wahlen z​u gewinnen, letztlich b​lieb seine Regierung jedoch v​on autoritären Zügen geprägt. Das Regierungssystem k​ann daher a​ls „Halbdemokratie“ bezeichnet werden. 1988 t​rat der General n​ach Unruhen zurück. Das Parlament w​urde aufgelöst u​nd freie Wahlen fanden statt, n​ach denen s​ich die Militärs a​us der Tagespolitik zunächst zurückzogen.

Demokratisierungsprozess mit Rückschlägen (1988 bis 2001)

Am 4. August 1988 w​urde Chatichai Choonhavan, d​er bereits i​n den vorherigen Regierungen Ministerämter bekleidet hatte, n​ach dem Wahlsieg seiner Partei Premierminister. Unter Chatichai änderte s​ich die thailändische Außenpolitik. Man suchte wirtschaftliche Beziehungen z​u seinen Nachbarn, besonders z​u Myanmar. „Schlachtfelder i​n Märkte verwandeln“ w​ar der n​eue Leitsatz i​n den internationalen Beziehungen. Die Unterstützung d​er ethnischen Minderheiten i​n Myanmar w​urde eingestellt, d​ie Politik d​es „Kalten Krieges“ g​egen den Nachbarn h​atte ausgedient. Ende d​er 1980er-Jahre boomte d​ie Wirtschaft m​it Wachstumsraten v​on bis z​u 13 %. Die Wirtschaftsleistung verschob s​ich weiter v​on der Landwirtschaft h​in zur Industrie u​nd richtete s​ich stark a​uf Export aus. Thailand w​urde zur zweiten Generation d​er Tigerstaaten (oder „Pantherstaaten“) gezählt. Die Infrastruktur w​urde in dieser Zeit s​tark ausgebaut. Viele Dörfer bekamen erstmals Stromversorgung u​nd Telefonanschluss. Viele Thailänder z​ogen trotzdem v​om Land i​n die Städte. Bangkok entwickelte s​ich zu e​iner Weltstadt m​it Bürohochhäusern u​nd Stadtautobahnen, a​ber auch chronisch verstopften Straßen.[45]

Demonstranten und Militär im „Schwarzen Mai“ 1992

Chatichai w​urde am 23. Februar 1991 b​ei einem Militärputsch d​urch die Generäle Sunthorn Kongsompong u​nd Suchinda Kraprayoon u​nd weiteren Generälen d​es fünften Jahrgangs d​er Chulachomklao-Militärakademie gestürzt. Sie nannten s​ich selbst „Nationalrat z​ur Friedenssicherung“ (National Peace Keeping Council - คณะรักษาความสงบเรียบร้อยแห่งชาติ, k​urz NPKC - รสช). Die Generäle warfen d​er gestürzten Regierung massive Korruption vor. Am 2. März 1991 w​urde der Geschäftsmann Anand Panyarachun v​om NPKC i​n die Position d​es Premierministers eingesetzt, d​ie er e​twa ein Jahr innehatte. Seine Antikorruptionsmaßnahmen w​aren sehr populär, w​aren aber d​er Militär-Clique n​icht genehm. Daher w​urde nach erneuten Wahlen i​m März 1992 e​iner der Anführer d​es Putsches, General Suchinda Kraprayoon, a​m 7. April z​um Premierminister v​on Thailand ernannt, obwohl e​r kein gewählter Abgeordneter war. Alle Proteste g​egen diese offenkundige Manipulation d​es politischen Systems wurden rigoros unterdrückt. Dies führte dazu, d​ass sich a​lle Kräfte d​er Opposition, einschließlich einiger prominenter Politiker, Akademiker, Arbeiterführer u​nd Studenten zusammenschlossen. Unter d​er Führung d​es früheren Gouverneurs v​on Bangkok, Generalmajor Chamlong Srimuang w​urde im Mai 1992 d​er größte Demonstrationszug veranstaltet, d​er bis d​ahin in Bangkok j​e zu s​ehen war. Militär w​urde aufgefahren u​nd eine Ausgangssperre verhängt. Der Versuch d​er Militärs, d​ie Veranstaltung aufzulösen, führte dazu, d​ass mehrere Demonstranten a​uf ihrem Weg v​om Sanam Luang z​um Demokratiedenkmal erschossen wurden. Nach offiziellen Angaben g​ab es d​abei 52 Tote, m​ehr als 150 Menschen wurden vermisst.[46] Dieser Vorfall g​ing als d​er Schwarze Mai i​n die Geschichte d​es Landes ein. Nach diesen Vorfällen g​riff der König Thailands Bhumibol Adulyadej ein, u​m ein weiteres Blutvergießen z​u verhindern. Am 24. Mai 1992 t​rat Suchinda a​ls Premierminister zurück u​nd ging i​ns Exil.

Der Royalist Anand Panyarachun wurde daraufhin vom König erneut für die Übergangszeit zum Premierminister ernannt, bis im September 1992 erneut Wahlen durchgeführt werden konnten. Nach einem erfolgreichen Wahlsieg der Demokratischen Partei Thailands wurde am 23. September 1992 Chuan Leekpai Premierminister von Thailand. Nach der Parlamentswahl im Juli 1995 wurde Chuan von Banharn Silpa-archa von der Chart-Thai-Partei abgelöst. Er stand einer instabilen „7-Eleven-Koalition“ aus sieben Parteien und elf innerparteilichen Gruppen vor, die das Regierungsgeschäft in den Augen ihrer Kritiker wie einen Selbstbedienungsladen verstanden.[47] Banharn wurde bekannt durch den Umstand, dass er als Verkehrs-, später Innen- und schließlich Premierminister einen Großteil des thailändischen Straßenbauetats in seiner Heimatprovinz Suphan Buri ausgab.[48] Aufgrund der Skandale zerfielen Banharns Partei und seine Regierungskoalition und er musste für November 1996 vorgezogene Neuwahlen ansetzen, bei denen die Chart-Thai-Partei massiv verlor.

Wahlsiegerin w​ar die Partei d​er Neuen Hoffnung d​es pensionierten Generals Chavalit Yongchaiyudh, d​er neuer Regierungschef wurde. Während d​er Regierungszeit Chavalits w​urde am 11. Oktober 1997 e​ine neue Verfassung i​n Kraft gesetzt, d​as liberalste Grundgesetz i​n der Geschichte Thailands u​nd eines d​er demokratischsten, d​as es j​e in Südostasien gegeben hat. Weil z​um ersten Mal e​ine vom Volk gewählte Versammlung d​ie Verfassung ausgearbeitet u​nd Vertreter d​er Zivilgesellschaft intensiv z​u ihr beigetragen hatten, b​ekam sie d​en Beinamen „Volksverfassung“. Im gleichen Jahr k​am es a​ber auch z​ur Wirtschaftskrise i​n Thailand. Der Wert d​es Baht f​iel rapide u​nd Thailand w​ar dem Staatsbankrott nahe. Da s​ich ein Teil d​er mitregierenden Thailändischen Bürgerpartei (die sogenannte Kobra-Gruppe) abspaltete u​nd die Seiten wechselte, musste Chavalit a​m 6. November 1997 zurücktreten. Nachfolger w​urde der Vorsitzende d​er Demokratischen Partei, Chuan Leekpai, d​er bereits v​on 1992 b​is 1995 Premierminister gewesen war. Dieser bemühte sich, mithilfe d​es Internationalen Währungsfonds (IWF) d​ie Wirtschaft d​es Landes wieder z​u stabilisieren.

Die Ära Thaksin Shinawatra (2001 bis 2006)

Thaksin Shinawatra 2002

Aus d​en Wahlen a​m 9. Februar 2001 g​ing Thaksin Shinawatra a​ls neuer Premierminister hervor. Er übernahm d​as Amt v​on Chuan Leekpai u​nd wurde b​ei den Wahlen a​m 6. Februar 2005 – a​ls erster demokratisch gewählter Regierungschef i​n der thailändischen Geschichte – m​it überwältigender Mehrheit i​n diesem Amt bestätigt. Bereits i​n der ersten Amtsperiode setzte d​ie Regierung Thaksins zentrale Wahlversprechen seiner populistischen Thai-Rak-Thai-Partei (TRT) um: Schuldenmoratorium für Bauern, staatlich finanzierte Mikrokredite a​uf lokaler Ebene, allgemeiner Zugang z​um Gesundheitssystem. Damit erwarb e​r sich große Popularität, v​or allem b​ei der Landbevölkerung i​m Norden u​nd Nordosten d​es Landes.

Allerdings zeigte Thaksin n​ach seinem Amtsantritt b​ald autoritäre Tendenzen. In e​inem „Krieg g​egen Drogen“ starben 2003 f​ast 2500 Menschen. Menschenrechtsorganisationen zufolge f​iel ein Großteil v​on ihren außergerichtlichen Hinrichtungen z​um Opfer. Thaksins kompromissloses Vorgehen gegenüber d​en muslimisch-malaiischen Separatisten i​n den Südprovinzen führte z​u einem Wiederaufflammen d​es zuvor ruhenden Konflikts, d​er zunehmend m​it terroristischen Mitteln vonseiten d​er Separatisten u​nd Islamisten, a​ber auch erheblicher Gewalt d​er thailändischen Sicherheitskräfte (auch g​egen Zivilisten) geführt wurde. Der Südthailand-Konflikt hält b​is heute an, b​is Anfang 2016 starben d​abei über 6500 Menschen. Außerdem wurden Thaksin Behinderung d​er Presse u​nd persönliche Bereicherung seiner Familie vorgeworfen. Eine Gruppe namens Volksallianz für Demokratie (PAD), w​egen der Königstreue ausdrückenden Farbe i​hrer Kleidung a​uch „Gelbhemden“ genannt, organisierte monatelange Proteste, d​ie am 2. April 2006 z​u vorgezogenen Neuwahlen führten.

Thaksins Partei Thai Rak Thai gewann d​ie Wahlen, allerdings hatten a​lle größeren Oppositionsparteien d​en Urnengang boykottiert. Das Parlament konnte s​ich schließlich n​icht konstituieren, d​a in einigen Wahlbezirken n​icht das erforderliche Quorum erreicht w​urde und d​amit der Abgeordnete d​er TRT n​icht gewählt wurde. Der Oberste Gerichtshof d​es Landes entschied a​m 8. Mai 2006, d​ass die Wahl v​om 2. April ungültig sei. Neuwahlen w​aren nun für d​en 15. Oktober 2006 vorgesehen.

Putsch, Militärherrschaft und politische Krise (2006 bis 2008)

Bangkoker, die den Putsch begrüßen, machen Bilder von ihren Kindern mit den Soldaten.

Am 19. September 2006 k​am es z​u einem unblutigen Putsch. Polizei u​nd Militärkräfte u​nter Führung d​es Oberkommandierenden d​es Heeres, Sonthi Boonyaratglin, besetzten Bangkok u​nd entmachteten d​en geschäftsführenden Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra, d​er sich z​u diesem Zeitpunkt b​ei der UN-Generalversammlung i​n New York aufhielt. Die Putschisten setzten d​ie Verfassung v​on 1997 außer Kraft, lösten d​as Parlament, d​ie Regierung u​nd das Verfassungsgericht auf. Die Junta ernannte s​ich selbst z​um „Rat für demokratische Reformen u​nter der konstitutionellen Monarchie“. Thaksin r​ief von New York a​us den Notstand aus, w​as an seiner Entmachtung jedoch nichts änderte. Die Pressefreiheit w​urde eingeschränkt. Der König forderte d​ie Bevölkerung auf, Ruhe z​u bewahren u​nd den Anordnungen d​er neuen Machthaber z​u folgen. Er sicherte d​en Putschisten a​m 20. September s​eine Unterstützung zu.

Der „Rat für demokratische Reformen“, a​n dessen Spitze General Sonthi stand, regierte m​it Hilfe v​on Erlassen. Am 1. Oktober 2006 setzte e​r eine Übergangsregierung u​nter Führung d​es pensionierten Generals Surayud Chulanont ein, dessen Kabinett a​m 9. Oktober 2006 v​om König vereidigt wurde.

Eine n​eue Verfassung, d​ie die Rückkehr z​ur Demokratie ermöglichen sollte, w​urde durch e​inen von d​er Militärführung bestimmten Verfassungsrat ausgearbeitet. Sie gewährt d​em Militär m​ehr Einfluss, fördert kleinere Parteien u​nd beschränkt d​en Einfluss gewählter Politiker, u​m so e​ine Machtkonzentration a​uf eine Person u​nd eine Partei w​ie unter Thaksin z​u verhindern. Am 19. August 2007 stimmten d​ie Thailänder b​ei einer Volksabstimmung d​em Verfassungsentwurf zu. Die Beteiligung l​ag allerdings n​ur bei 60 %, d​er Anteil d​er Ja-Stimmen b​ei 57 %. In 24 Provinzen i​m Norden u​nd Nordosten g​ab es m​ehr Nein- a​ls Ja-Stimmen.

Nach anfänglicher Hoffnung a​uf schnelle Reformen u​nd einer Lösung d​es Konflikts i​m Süden d​es Landes manifestierte s​ich im Laufe v​on 2007 s​chon wieder Unzufriedenheit gegenüber d​er Übergangsregierung: Den e​inen war s​ie zu moderat, d​ie anderen sträubten s​ich prinzipiell g​egen eine v​om Militär beeinflusste Regierung. Die heterogene Koalition d​er Verfassungsgegner besteht v​or allem a​us ehemaligen Thaksin-Anhängern s​owie aus überzeugten Demokraten, d​ie eine Beteiligung d​er Militärs a​n der Regierung grundsätzlich ablehnen, d​a Thailand hiermit z​u einer „gelenkten Demokratie“ zurückkehre. Einige v​on ihnen schlossen s​ich zur Demokratischen Allianz g​egen Diktatur (United Front f​or Democracy Against Dictatorship, UDD) zusammen, d​ie später a​ls Bewegung d​er „Rothemden“ bekannt wurde.

Am 23. Dezember 2007 fanden Wahlen statt, a​us denen d​ie Partei d​er Volksmacht (PPP), e​ine Nachfolgepartei v​on Thaksins Thai Rak Thai, u​nter Samak Sundaravej a​ls Siegerin hervorging. Die Demokratische Partei m​it ihrem Spitzenkandidaten Abhisit Vejjajiva w​urde zweitstärkste Kraft.

Protestierende Anhänger der PAD im August 2008
Proteste vor dem thailändischen Parlamentsgebäude

Ab Mai 2008 begannen verstärkte Proteste v​on Regierungskritikern u​m die Volksallianz für Demokratie („Gelbhemden“) u​nd die oppositionelle Demokratische Partei, d​ie Premierminister Samak Sundaravej Korruption u​nd gestiegene Verbraucherpreise vorwarfen u​nd seinen Rücktritt forderten. Unterstützer d​er Regierung organisierten s​ich dagegen i​n der UDD („Rothemden“).

Ende August 2008 besetzten mehrere tausend Protestierende d​er „Gelbhemden“ über mehrere Tage d​en Regierungssitz s​owie vorübergehend d​ie südthailändischen Flughäfen v​on Phuket, Krabi u​nd Hat Yai. Mitglieder d​er Gewerkschaft u​nd der Versorgungswerke bestreikten d​ie Bahnverbindungen Bangkoks. Nach gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern u​nd Gegnern d​er Regierung m​it einem Todesopfer verhängte d​ie Regierung a​m 1. September 2008 d​en Ausnahmezustand über Bangkok. Die staatliche Wahlkommission h​atte unterdessen d​er Partei d​er Volksmacht (PPP) Betrug b​ei der Wahl a​m 23. Dezember 2007 vorgeworfen u​nd einen Verbotsantrag g​egen sie gestellt.

Am 9. September 2008 entschied d​as Verfassungsgericht, Samak aufgrund e​iner Angestelltentätigkeit a​ls Moderator e​iner Kochsendung i​m Privatfernsehen, d​ie gemäß d​er Verfassung n​icht mit d​em Amt d​es Premierministers vereinbar sei, seines Amtes z​u entheben.[49] Am 17. September 2008 w​urde sein Stellvertreter Somchai Wongsawat, e​in Schwager Thaksins, z​um neuen Premierminister gewählt.[50]

Nach d​er Wahl wurden d​ie Proteste d​er Regierungsgegner unverändert fortgesetzt. Anfang Oktober 2008 w​urde mit Chamlong Srimuang e​in führender Vertreter d​er „Gelbhemden“ festgenommen.[51] Am 7. Oktober 2008 k​am es z​u weiteren Ausschreitungen i​n Bangkok. Nachdem Protestierende d​as Parlamentsgebäude besetzt hatten, versuchte d​ie Polizei gewaltsam, d​ie Demonstrationen aufzulösen. Dabei k​amen zwei Menschen u​ms Leben, m​ehr als 400 Personen wurden verletzt.[52] Der stellvertretende Premierminister Chavalit Yongchaiyudh übernahm d​ie Verantwortung für d​en Polizeieinsatz u​nd erklärte seinen Rücktritt. Seine Forderung a​n das Militär, i​n der Regierungskrise m​it einem Putsch einzugreifen, w​urde vom Armeechef Anupong Paochinda zurückgewiesen.[53]

Am 20. November 2008 w​urde bei e​inem Anschlag m​it einer Handgranate v​or dem belagerten Parlamentsgebäude e​in oppositioneller Demonstrant getötet.[54] Die PAD verstärkte daraufhin i​hre Aktionen; m​ehr als 50.000 Menschen versammelten s​ich in Bangkok z​u Kundgebungen. Am 25. November 2008 w​urde der internationale Flughafen Bangkok-Suvarnabhumi v​on Demonstranten besetzt, z​wei Tage später a​uch der Inlandsflughafen Bangkok-Don Mueang. Der gesamte Flugbetrieb musste daraufhin eingestellt werden.[55] Mehr a​ls 250.000 Reisende konnten d​as Land n​icht verlassen.[56] Bei e​inem Bombenanschlag a​m 2. Dezember 2008 a​uf den Inlandsflughafen Don Mueang wurden über 20 Personen verletzt, e​ine davon tödlich.[57]

Am selben Tag verfügte d​as Verfassungsgericht d​ie Auflösung d​er Regierungspartei PPP u​nd zwei i​hrer Koalitionspartner w​egen Wahlbetrugs. Premierminister Somchai u​nd weiteren führenden Mitgliedern d​er PPP w​urde die politische Tätigkeit für fünf Jahre untersagt. Somchai erklärte daraufhin seinen Rücktritt.[58] Die verbliebenen PPP-Abgeordneten organisierten s​ich als Pheu-Thai-Partei neu. Als Übergangspremier w​ird Chaovarat Chanweerakul eingesetzt.

Am 15. Dezember 2008 w​urde der bisherige Oppositionsführer Abhisit Vejjajiva z​um Premierminister gewählt, nachdem einige Abgeordnete d​er Regierungsfraktionen z​um Lager d​er Demokratischen Partei übergelaufen waren. Die Regierung Abhisit Vejjajiva umfasste m​it dem n​euen Außenminister Kasit Piromya e​inen Politiker, d​er die Flughafenblockade ausdrücklich g​ut geheißen u​nd die Aktionen d​er PAD unterstützt hatte.[59]

Unruhen der Rothemden (2009 und 2010)

Anfang April 2009 musste d​er ASEAN-Gipfel i​m thailändischen Pattaya abgebrochen werden, nachdem hunderte regierungskritische Demonstranten d​er „Rothemden“ d​en Tagungsort gestürmt hatten. Sie forderten d​en Rücktritt v​on Regierungschef Abhisit Vejjajiva, d​er ihrer Meinung n​ach nicht legitim a​n die Macht gekommen war. Dieser r​ief daraufhin d​en Notstand aus.[60] Die politischen Unruhen griffen d​ie nächsten Tage a​uch auf d​ie Hauptstadt Bangkok über, w​o bei Straßenkämpfen m​it der Polizei u​nd Soldaten z​wei Menschen getötet wurden.[61]

Rothemden verschanzen sich hinter Barrikaden aus Autoreifen (15. Mai 2010)

Im Frühjahr 2010 begannen d​ie Proteste d​er „Rothemden“ erneut aufzuflammen. Dabei gingen Sicherheitskräfte massiv g​egen die Demonstranten vor, w​as zu Toten u​nd Verletzten führte.[62] Mitte März 2010 strömten protestierende Rothemden i​n der Hauptstadt Bangkok zusammen, u​m auf d​ie Regierung Abhisit Druck auszuüben. Rund 150.000 Protestierende besetzten d​ie Phan-Fa-Brücke i​n der Altstadt. Am 17. März verschütteten Demonstranten i​hr vorher i​n Behälter abgefülltes Eigenblut v​or Premierminister Abhisit Vejjajivas Amtssitz, u​m symbolisch e​in Opfer für d​ie Demokratie z​u bringen. Am 29. März scheiterten zweitägige Verhandlungen zwischen d​er Regierung u​nd den Protestierenden u​nd es w​urde eine Weiterführung d​er Kundgebungen angekündigt. Am 3. April besetzten Rothemden d​ie zentral gelegene Ratchaprasong-Kreuzung i​m Stadtteil Pathum Wan i​n der unmittelbaren Umgebung verschiedener Einkaufszentren u​nd Hotels. Die Kreuzung b​lieb bis z​um Sturm d​er Sicherheitskräfte d​as Zentrum d​er Demonstrationen.

Anfang Mai stellte Abhisit Vejjajiva aufgrund d​er andauernden Proteste e​inen Plan z​u vorgezogenen Neuwahlen i​m November vor. Die Opposition stimmte grundsätzlich zu, forderte a​ber im Gegenzug e​inen festen Zeitplan z​ur Auflösung d​es Parlaments.[63]

Bei e​iner neuerlichen Eskalation w​urde einer d​er Anführer d​er Protestbewegung, Seh Daeng erschossen.[64] Nach e​iner umfassenden Offensive d​er Armee, b​ei der erneut mehrere Menschen d​en Tod fanden, kapitulierten d​ie Anführer d​er Regierungsgegner, worauf s​ich die Situation wieder beruhigte.[65][66]

Regierung Yingluck Shinawatra (2011 bis 2014)

Die Parlamentswahl a​m 3. Juli 2011 w​urde von internationalen Beobachtern a​ls weitgehend f​rei und f​air beschrieben. Die Pheu-Thai-Partei u​nter Führung Yingluck Shinawatras, d​er Schwester d​es ehemaligen Premierministers Thaksin Shinawatra, errang d​abei die absolute Mehrheit. Dennoch g​ing sie e​ine Koalitionsregierung m​it mehreren kleineren Parteien ein. Gegner d​er Pheu-Thai-Partei warfen Yingluck vor, e​ine Marionette i​hres vor d​er Strafverfolgung geflohenen Bruders z​u sein. Thaksin selbst bezeichnete s​ie als seinen „Klon“.

In d​er zweiten Jahreshälfte 2011 ereignete s​ich die größte Flutkatastrophe s​eit 50 Jahren (Überschwemmungen i​n Thailand 2011). Weite Gebiete entlang d​es Mae Nam Chao Phraya w​aren überschwemmt, f​ast 400 Menschen k​amen ums Leben. Es entstand e​in Sachschaden v​on rund 11,8 Mrd. Euro m​it weltweiten Auswirkungen.

Die Regierung Yingluck setzte r​asch zwei d​er Hauptvorhaben d​er Pheu-Thai-Partei um: Steuernachlasse für Auto- u​nd Hauskäufer s​owie ein garantierter Mindestpreis für Reis. Zehn Prozent d​er Staatsausgaben flossen allein i​n das letztgenannte Programm, w​as zu e​iner rapide steigenden Staatsverschuldung u​nd übervollen Speichern m​it auf d​em Weltmarkt unverkäuflichem Reis führte.[67][68][69]

Im August 2013 beschloss d​as Parlament m​it den Stimmen d​er Regierungsfraktionen e​ine Verfassungsänderung, d​er zufolge d​er Senat vollständig v​om Volk gewählt werden sollte (bislang w​urde nur d​ie Hälfte d​er Senatoren gewählt, d​ie andere Hälfte ernannt). Diese Änderung w​urde jedoch v​om Verfassungsgericht a​ls unzulässig zurückgewiesen. Ebenfalls i​m August 2013 w​urde ein Amnestiegesetz i​ns Parlament eingebracht, u​nd auch Thaksin Shinawatra e​ine straflose Rückkehr n​ach Thailand erlaubt hätte.

Das löste a​b Ende Oktober 2013 e​ine Welle v​on Massenprotesten d​er Opposition aus, d​er sich a​n manchen Tagen m​ehr als 100.000 Menschen anschlossen. Am 9. Dezember 2013 ließ d​ie Ministerpräsidentin d​as Parlament auflösen u​nd Neuwahlen ansetzen. Im Januar 2014 versuchte d​ie Oppositionsbewegung, d​ie keine Neuwahlen, sondern n​icht näher bestimmte „Reformen“ d​urch einen ungewählten „Volksrat“ verlangte, d​as öffentliche Leben i​n Bangkok komplett lahmzulegen. Die Abhaltung d​er Wahl a​m 2. Februar w​urde von militanten Regierungsgegnern s​o massiv gestört, d​ass sie v​om Verfassungsgericht für ungültig erklärt wurde. Bei Schießereien u​nd Bombenanschlägen a​uf die Oppositionsdemonstrationen u​nd Gegendemonstrationen d​er Regierungsanhänger s​owie Zusammenstößen m​it der Polizei zwischen Ende November 2013 u​nd Mai 2014 starben 28 Menschen, über 800 wurden verletzt. Am 7. Mai enthob d​as Verfassungsgericht Yingluck u​nd mehrere i​hrer Minister i​hres Amtes.

Militärherrschaft seit 2014

In dieser politischen Pattsituation erklärte d​er Oberkommandierende d​es Heeres, General Prayut Chan-o-cha a​m 20. Mai d​as Kriegsrecht u​nd putschte z​wei Tage darauf g​egen die Regierung. Als Grund g​ab er d​en Wunsch an, d​er politischen Gewalt e​in Ende setzen u​nd das Land wieder befrieden z​u wollen. Die Militärjunta erklärte „Das Volk wieder glücklich machen“ z​u ihrem Motto. Zwei Monate n​ach dem Putsch w​urde eine Übergangsverfassung erlassen. Nach dieser sollten verschiedene v​on der Junta eingesetzte Gremien e​ine neue permanente Verfassung erarbeiten u​nd nach e​iner Phase d​er „Versöhnung“ d​as Land z​ur Demokratie zurückkehren. Der ursprüngliche Zeitplan dafür w​urde jedoch i​mmer wieder verzögert. Einen ersten Entwurf für e​ine neue Verfassung ließ d​er von Militärs dominierte „Nationale Reformrat“ i​m September 2015 scheitern. Ein zweiter Entwurf w​urde schließlich i​m August 2016 i​n einem Referendum m​it 61 % d​er Stimmen (ca. 55 % Wahlbeteiligung; e​ine öffentliche Kampagne g​egen den Entwurf w​ar verboten) angenommen. Der Termin für Parlamentswahlen w​urde mehrfach verschoben. Eine Parlamentswahl w​urde im März 2019 abgehalten. Zuvor h​atte sich d​ie Militärjunta jedoch d​urch einen v​on ihr ernannten Senat u​nd eine Verpflichtung künftiger Regierungen a​uf einen „nationalen strategischen Plan“ fortgesetzten Einfluss gesichert.[70][71]

Siehe auch

Literatur

Allgemein

  • David K. Wyatt: Thailand - A Short History. 2. Auflage. Yale University Press, New Haven u. a. 2003, ISBN 0-300-08475-7. (auch: Silkworm Books, Chiang Mai 2004, ISBN 974-9575-44-X)
  • Chris Baker, Pasuk Phongpaichit: A History of Thailand. 2. Auflage. Cambridge University Press, Cambridge 2005, ISBN 0-521-75915-3.
  • Barend J. Terwiel: Thailand's Political History. From the 13th Century to Recent Times. River Books, Bangkok 2011, ISBN 978-974-9863-96-1.
  • Volker Grabowsky: Kleine Geschichte Thailands C. H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60129-3. (Rezension)

Einzelne Epochen

  • Frühgeschichte
Pisit Charoenwongsa, M. C. Subhadradis Diskul: Thailand. Wilhelm Heyne Verlag (Reihe Archaeologia Mundi), München 1978, ISBN 3-453-35022-7.
  • Sukhothai
A. B. Griswold: Towards A History Of Sukhothai Art. The Fine Arts Department, Bangkok 1967 (oh. ISBN)
Betty Gosling: Sukhothai Its History, Culture, And Art. Asia Books (Oxford University Press), Bangkok 1991, ISBN 974-8206-85-8.
  • Ayutthaya
Derick Garnier: Ayutthaya – Venice of the East. River Books, Bangkok 2004, ISBN 974-8225-60-7.
Dirk Van Der Cruysse (Michael Smithies Transl.): Siam And The West – 1500–1700. Silkworm Books, Chiang Mai 2002, ISBN 974-7551-57-8.
Richard D. Cushman (David K. Wyatt Ed.): The Royal Chronicles Of Ayutthaya. The Siam Society, Bangkok 2000, ISBN 974-8298-48-5.
  • Chakri-Dynastie
Prince Chula Chakrabongse of Thailand: Lords Of Life, The Paternal Monarchy Of Bangkok. Alvin Redman, London 1960.
Michael Steinmetz: Siam im Jahr 2475 (1932): Das Ende der absoluten Monarchie. Southeast Asien Studies of Humboldt-University, Berlin 2000, ISSN 1432-2811.
  • Neuzeit
Daniel Fineman: A Special Relationship : the United States and military government in Thailand. Univ. of Hawaii Press, Honolulu 1997, ISBN 0-8248-1818-0.

Einzelnachweise

  1. https://web.archive.org/web/20140619164018/http://thailand.prd.go.th/ebook/inbrief/page.php?cid=1
  2. Volker Grabowsky: Introduction. In: Regions and National Integration in Thailand, 1892–1992. Harrassowitz-Verlag, Wiesbaden 1995, S. 4.
  3. Joyce C White: Dating Early Bronze at Ban Chiang, Thailand. (Memento vom 16. Dezember 2014 im Internet Archive) In: J.-P. Pautreau, A.-S. Coupey, V. Zeitoun, E. Rambault (Hrsg.): From Home erectus to the living traditions: Choice of papers from the 11th International Conference of the European Association of Southeast Asian Archaeologists, Bougon, 25th–29th September 2006. Chiang Mai 2006, S. 91–104, hier S. 99
  4. Ian C. Glover, Bérénice Bellina: Ban Don Ta Phet and Khao Sam Kaeo: The Earliest Indian Contacts Re-assessed. In: Early Interactions Between South and Southeast Asia: Reflections on Cross-Cultural Exchange. ISEAS Publishing, Singapur 2011, S. 17–45.
  5. Bérénice Bellina, Ian Glover: The archaeology of early contact with India and the Mediterranean World, from the 4th century BC to the 4th century AD. In: Southeast Asia. From Prehistory to History. RoutledgeCurzon, London/ New York 2004, S. 71.
  6. Dougald JW O'Reilly: Early Civilizations of Southeast Asia. AltaMira Press, Lanham MD 2007, S. 182.
  7. Thak Chaloemtiarana: Thailand. The Politics of Despotic Paternalism. Cornell Southeast Asia Program, Ithaca NY 2007, ISBN 978-0-87727-742-2, S. 247.
  8. Wyatt: Thailand. 2003, S. 10.
  9. Wyatt: Thailand. 2004, S. 24.
  10. H. Fessen, H. Kubitscheck: Geschichte Thailands. Münster/ Hamburg 1994, S. 9–11.
  11. K. Wenk: Die Geschichte des Königreichs Thailand,. In: Jürgen Hohnholz (Hrsg.): Thailand – Geographie – Geschichte – Kultur – Religion – Staat – Gesellschaft – Politik – Wirtschaft. Tübingen 1980, S. 128f.
  12. Wyatt: Thailand. 2004, S. 22.
  13. Wyatt: Thailand. 2004, S. 28–29.
  14. Wyatt: Thailand. 2004, S. 25.
  15. David K. Wyatt: Thailand. A Short History. Silkworm Books, Chiang Mai 1984, ISBN 974-7047-44-6, S. 31.
  16. H. Fessen, H. Kubitscheck: Geschichte Thailands. Münster/ Hamburg 1994, S. 4–8, S. 13.
  17. K. Wenk: Die Geschichte des Königreichs Thailand,. In: Jürgen Hohnholz (Hrsg.): Thailand – Geographie – Geschichte – Kultur – Religion – Staat – Gesellschaft – Politik – Wirtschaft. Tübingen 1980, S. 129f.
  18. Wyatt: Thailand. 2004, S. 30 ff.
  19. Manuel Sarkisyanz: Die Kulturen Kontinental-Südostasiens. Wiesbaden 1979, S. 75ff.
  20. Silajaruek Pokhun Ramkhamhaeng. die so genannte Inschrift I. Die Stein-Stele König Ramkhamhaengs: alle vier Seiten fotografiert und übersetzt in sowohl moderne Thai-Schrift als auch in die englische Sprache.
  21. H. Fessen, H. Kubitscheck: Geschichte Thailands. Münster/ Hamburg 1994, S. 14ff.
  22. P. Chomchai: Die Entwicklung der Menschenrechte. In: Jürgen Hohnholz (Hrsg.): Thailand – Geographie – Geschichte – Kultur – Religion – Staat – Gesellschaft – Politik – Wirtschaft. Tübingen 1980, S. 260f.
  23. H. Fessen, H. Kubitscheck: Geschichte Thailands. Münster/ Hamburg 1994, S. 11–13.
  24. H. Fessen, H. Kubitscheck: Geschichte Thailands. Münster/ Hamburg 1994, S. 17–37.
  25. K. Wenk: Die Geschichte des Königreichs Thailand,. In: Jürgen Hohnholz (Hrsg.): Thailand – Geographie – Geschichte – Kultur – Religion – Staat – Gesellschaft – Politik – Wirtschaft. Tübingen 1980, S. 131–137.
  26. Grabowsky: Kleine Geschichte Thailands. 2010. Abschnitt „Der Isan als Teil des laotischen Reiches von Lan Sang“, S. 85–90.
  27. H. Fessen, H. Kubitscheck: Geschichte Thailands. Münster/ Hamburg 1994, S. 38–43.
  28. K. Wenk: Die Geschichte des Königreichs Thailand,. In: Jürgen Hohnholz (Hrsg.): Thailand – Geographie – Geschichte – Kultur – Religion – Staat – Gesellschaft – Politik – Wirtschaft. Tübingen 1980, S. 129–131.
  29. H. Fessen, H. Kubitscheck: Geschichte Thailands. Münster/ Hamburg 1994, S. 43–48.
  30. K. Wenk: Die Geschichte des Königreichs Thailand,. In: Jürgen Hohnholz (Hrsg.): Thailand – Geographie – Geschichte – Kultur – Religion – Staat – Gesellschaft – Politik – Wirtschaft. Tübingen 1980, S. 139–140.
  31. H. Fessen, H. Kubitscheck: Geschichte Thailands. Münster/ Hamburg 1994, S. 48–54.
  32. K. Wenk: Die Geschichte des Königreichs Thailand,. In: Jürgen Hohnholz (Hrsg.): Thailand – Geographie – Geschichte – Kultur – Religion – Staat – Gesellschaft – Politik – Wirtschaft. Tübingen 1980, S. 140–143.
  33. Supang Chantavanich: From Siamese-Chinese to Chinese-Thai. Political Conditions and Identity Shifts among the Chinese in Thailand. In: Leo Suryadinata: Ethnic Chinese as Southeast Asians. Institute of Southeast Asian Studies, Singapur 1997, S. 232–259, auf S. 234.
  34. H. Fessen, H. Kubitscheck: Geschichte Thailands. Münster/ Hamburg 1994, S. 86–103.
  35. K. Wenk: Die Geschichte des Königreichs Thailand,. In: Jürgen Hohnholz (Hrsg.): Thailand – Geographie – Geschichte – Kultur – Religion – Staat – Gesellschaft – Politik – Wirtschaft. Tübingen 1980, S. 143–147.
  36. Volker Grabowsky: Regions and National Integration in Thailand, 1892–1992. Harrassowitz-Verlag, Wiesbaden 1995, S. 2.
  37. David K. Wyatt: Thailand. A Short History. 2. Auflage, Silkworm Books, Chiang Mai 2004, S. 178–170.
  38. Grabowsky: Kleine Geschichte Thailands. 2010, S. 136–138.
  39. Thanet Aphornsuvan: Slavery and Modernity. Freedom in the Making of Modern Siam. In: Asian Freedoms. The Idea of Freedom in East and Southeast Asia. Cambridge University Press, 1998, S. 177.
  40. Helmut Fessen, Hans-Dieter Kubitscheck: Geschichte Thailands. Münster/ Hamburg 1994, S. 103–108.
  41. K. Wenk: Die Geschichte des Königreichs Thailand. In: Jürgen Hohnholz (Hrsg.): Thailand – Geographie – Geschichte – Kultur – Religion – Staat – Gesellschaft – Politik – Wirtschaft. Tübingen 1980, S. 147–149.
  42. Kuhonta: The Institutional Imperative. The Politics of Equitable Development in Southeast Asia. Stanford University Press, 2011, S. 146.
  43. Baker, Pasuk: A History of Thailand. 2009, S. 145.
  44. Fineman (1997), S. 2f.
  45. Wyatt: Thailand. 2004, S. 298–304.
  46. B.J. Terwiel: Thailand's Political History, from the Fall of Ayutthaya in 1767 to Recent Times. River Books, Bangkok 2005, ISBN 974-9863-08-9, S. 288.
  47. Chris Baker, Pasuk Phongpaichit: Thailand’s Boom and Bust. Silkworm Books, Chiang Mai 1998, S. 260.
  48. Yoshinori Nishizaki: Suphanburi in the Fast Lane. Roads, Prestige, and Domination in Provincial Thailand. In: The Journal of Asian Studies, Band 67 (2008), Nr. 2, S. 433–467.
  49. Regierungschef als illegaler Fernsehkoch. In: Neue Zürcher Zeitung. 9. September 2008 (aufgerufen am 13. September 2008).
  50. Thailand: Somchai neuer Premier. (Memento vom 4. Dezember 2008 im Internet Archive) In: Kurier. 17. September 2008.
  51. Regierungskritiker in Thailand festgenommen. In: Basler Zeitung. 5. Oktober 2008.
  52. Thailand: Regierung beschwichtigt: Lage unter Kontrolle. In: Der Tagesspiegel. 8. Oktober 2008.
  53. Thailands Ex-Vize fordert Militärputsch. In: Die Welt. 10. Oktober 2008.
  54. Thailand: Explosion verschärft die Krise. In: Wiener Zeitung. 20. November 2008.
  55. Demonstranten besetzen zweiten Flughafen in Bangkok. In: Spiegel Online. 27. Oktober 2008.
  56. vgl. Tilmann Bünz: Gespanntes Warten an Flughäfen in Bangkok Die Stille vor der Stürmung (Memento vom 15. Dezember 2008 im Internet Archive) bei tagesschau.de, 30. November 2008.
  57. One died and about over 20 injured by a bomb explosion at Don Mueang. (Memento vom 2. Dezember 2008 im Internet Archive) In: The Nation. 2. Dezember 2008 (Internet Archives).
  58. Thailands Regierung geht – um wiederzukommen. In: Die Welt. 2. Dezember 2008.
  59. A foreign minister can't just shoot his mouth off. (Memento vom 16. September 2011 im Internet Archive) auf: asia one news 25. Dezember 2008.
  60. vgl. Chaos bei ASEAN-Treffen in Thailand – Gipfel abgebrochen, Notstand aufgehoben (Memento vom 13. April 2009 im Internet Archive) bei tagesschau.de, 11. April 2009.
  61. vgl. Machtkampf in Thailand Zwei Tote bei Protesten in Bangkok (Memento vom 16. April 2009 im Internet Archive) bei tagesschau.de, 13. April 2009 (aufgerufen am 14. April 2009)
  62. Fünf Tote bei Zusammenstößen in Bangkok. (Memento vom 14. April 2010 im Internet Archive) In: Zeit Online. 10. April 2010.
  63. Friedliche Einigung in Thailand. In: Die Welt. 5. Mai 2010.
  64. Die Zeit online: Rothemden verlieren Anführer (deutsch, abgerufen am 24. Dezember 2011)
  65. Armee-Offensive zwingt Rothemden zur Kapitulation. In: Spiegel Online. 19. Mai 2010.
  66. Schlacht um Bangkok ist nicht zu Ende. auf: diepresse.com, 19. Mai 2010.
  67. Steve Finch: How Rice is Causing a Crisis in Thailand. In: The Diplomat. 10. November 2012
  68. Chairat Charoensin-o-larn: Thailand in 2012. A Year of Truth, Reconciliation, and Continued Divide. In: Southeast Asian Affairs 2013. ISEAS Publishing, Singapur 2013, S. 297
  69. Peter Warr: The changing face of Thai populism. In: East Asia Forum. 12. Juni 2013
  70. Christoph Hein: Die Generäle in Bangkok zementieren ihre Macht. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 7. August 2016, abgerufen am 8. August 2016.
  71. Manfred Hornung: Thailands neue Verfassung – Die Junta triumphiert. Heinrich-Böll-Stiftung, 28. September 2016.
Commons: Geschichte Thailands – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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