São Tomé und Príncipe
São Tomé und Príncipe, portugiesisch São Tomé e Príncipe [sɐ̃w̃ tuˈmɛ i ˈpɾĩsɨpɨ], ist ein Inselstaat im Golf von Guinea, etwa 200 km vor der Küste Afrikas westlich vor Äquatorialguinea und Gabun. Die Insel São Tomé ist nach dem Heiligen Thomas benannt; Príncipe ist die „Insel des Prinzen“ (oder: des „Fürsten“).
República Democrática de São Tomé e Príncipe | |||||
Demokratische Republik São Tomé und Príncipe | |||||
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Amtssprache | Portugiesisch | ||||
Hauptstadt | São Tomé | ||||
Staats- und Regierungsform | semipräsidentielle Republik | ||||
Staatsoberhaupt | Präsident Carlos Vila Nova | ||||
Regierungschef | Premierminister Jorge Bom Jesus | ||||
Fläche | 1.001 km² | ||||
Einwohnerzahl | 210.240 (Stand 2020 geschätzt)[1] | ||||
Bevölkerungsdichte | 210 Einwohner pro km² | ||||
Bevölkerungsentwicklung | + 1,9 % (Schätzung für das Jahr 2019)[2] | ||||
Bruttoinlandsprodukt
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2019[3] | ||||
Index der menschlichen Entwicklung | 0,625 (135.) (2019)[4] | ||||
Währung | Dobra (STN) | ||||
Unabhängigkeit | 12. Juli 1975 (von Portugal) | ||||
Nationalhymne | Independência total | ||||
Zeitzone | UTC±0 | ||||
Kfz-Kennzeichen | STP | ||||
ISO 3166 | ST, STP, 678 | ||||
Internet-TLD | .st | ||||
Telefonvorwahl | +239 | ||||
Geographie und Klima
São Tomé und Príncipe ist nach den Seychellen der zweitkleinste Staat Afrikas. Die beiden namensgebenden Inseln liegen zwischen den zu Äquatorialguinea gehörenden Inseln Bioko und Annobón.
Über 90 Prozent der Einwohner leben auf der südlichen, größeren Insel São Tomé, die 48 Kilometer lang und 32 Kilometer breit ist. Sie ist die gebirgigere der beiden Inseln. Die höchste Erhebung beträgt 2024 Meter. Auf São Tomé liegt die gleichnamige Hauptstadt. Die nördlichere, kleinere Insel Príncipe ist etwa 16 Kilometer lang und sechs Kilometer breit; ihre höchste Erhebung misst 927 Meter.
Beide Inseln sind Teil einer entlang der Kamerunlinie durch vulkanische Aktivitäten entstandenen Gebirgskette, die sich auf dem afrikanischen Kontinent in Kamerun fortsetzt. In São Tomé und Príncipe sind die Vulkane nicht mehr aktiv. Der Pico Cão Grande ist das Naturwahrzeichen der Insel, er ist ein Vulkan-Härtling mit 663 m Höhe.
Die südliche Spitze São Tomés liegt nur zwei Kilometer nördlich des Äquators, die zugehörige Insel Rolas wird vom Äquator direkt überquert.
In São Tomé und Príncipe herrscht durch die gebirgige Topographie beeinflusstes heißes und feuchtes tropisches Klima mit Regen- und Trockenzeit. Die Temperatur weist kaum jahreszeitliche Schwankungen auf; die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt an der Küste 28 °C, im Landesinnern 20 °C. Die jährliche Niederschlagsmenge reicht von 1000 mm im nördlichen Tiefland bis zu 5000 mm an den südwestlichen Gebirgshängen. Die Regenzeit währt von Oktober bis Mai.
Fauna
Große Meeresbewohner sind:
- Streifendelfine
- Clymene-Delfin
- Schlankdelfin
- Zügeldelfin
- Brydewal
- Buckelwal
- Blauwal
- Schwertwal
- Großer Tümmler
Auf den Inseln gibt es eine Vielzahl von Vogelarten sowie Frösche, Schlangen und Chamäleons. Im Nationalpark Obo auf Príncipe gibt es außerdem große Bestände des Graupapageis.[5]
Bevölkerung
Die Bevölkerung des Staates setzt sich aus Mestizen, Angolares, Forros, Servicais, Tongas und Europäern (v. a. Portugiesen) zusammen. Das jährliche Bevölkerungswachstum wurde für das Jahr 2010 auf 2,4 % geschätzt.[6]
Etwa die Hälfte der Einwohner von São Tomé und Príncipe lebt in Städten und Siedlungen.[7]
Neben der Amtssprache Portugiesisch, die gleichzeitig als Lingua Franca fungiert, werden auf den Inseln noch verschiedene auf dem Portugiesischen und westlichen Bantu-Sprachen basierende Kreolsprachen gesprochen: Saotomensisch (70.000), Principensisch (1.500) und Angolar (5.000).
Etwa 80 % der Bevölkerung sind Katholiken, weitere 10 % sind Protestanten, Neuapostolische und Traditionalisten.[8] São Tomé und Príncipe bildet ein katholisches Bistum (seit 1534); Papst Johannes Paul II. besuchte den Inselstaat 1992.
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | Einwohnerzahl |
---|---|
1950 | 60.000 |
1960 | 64.000 |
1970 | 74.000 |
1980 | 95.000 |
1990 | 114.000 |
2000 | 139.000 |
2010 | 175.000 |
2020 | 219.000 |
2030 | 268.000 |
Quelle: UN[9] |
Die größten Städte sind:
Rang | Stadt | Einwohner (2012)[10] | Distrikt |
---|---|---|---|
1 | São Tomé | 67.000 | Água Grande |
2 | Neves | 8.400 | Lembá |
3 | Santana | 7.400 | Cantagalo |
4 | Trindade | 6.700 | Mé-Zóchi |
5 | Almas | 3.900 | Mé-Zóchi |
Gesundheit
Die Säuglings- und Kindersterblichkeit lag im Jahr 2016 bei 3,4 %, die Lebenserwartung betrug 66 Jahre.[11] Das Land ist von Malaria betroffen. 2006 betrugen die Gesundheitsausgaben der Regierung 120 US-Dollar (Kaufkraftparität) pro Kopf.[12]
Bildung
Bei den Erwachsenen sind die Analphabeten deutlich in der Minderheit. Ihr Anteil beträgt 12,1 % (2009). Die Hälfte der Lehrer des Landes ist unterqualifiziert. São Tomé und Príncipe hat Hochschulen, darunter mit der 2014 eröffneten Universidade Pública de São Tomé e Príncipe auch eine staatliche Universität.[13] Es gibt ein Ausbildungszentrum für Landwirtschaft, das Centro de Aperfeiçoamento Técnico Agro-Pecuário. 98 % der Mädchen und 97 % der Jungen besuchen eine Grundschule, der Anteil der Kinder, die eine weiterführende Schule besuchen, liegt bei 38 %. Durch mehrere staatlich finanzierte Förderprogramme soll der Bildungsstandard in dem Inselstaat angehoben werden. Infolgedessen sind erste Erfolge zu verzeichnen. Beispielsweise stieg die Ausbildungsquote bei jungen Männern. Ein Problem des Bildungssystems ist die hohe Anzahl an Mädchen, die die Schule abbrechen. Die Regierung des Landes versucht mit Partnerorganisationen, wie beispielsweise dem Roten Kreuz, diesen sozialen Problemen entgegenzuwirken.[14]
Geschichte
Als Entdecker der Inseln gilt der portugiesische Seefahrer João de Santarém. Dieser stand in Diensten des Kaufmanns Fernão Gomes, welcher vom portugiesischen König Alfons V. das Recht erworben hatte, auf eigene Kosten jährlich 100 Leguas afrikanischer Küste im Namen der portugiesischen Krone zu erkunden. Am 21. Dezember 1471 entdeckte er São Tomé und am 17. Januar 1472 Santo António (oder auch Antão); letztere wurde 1502 in Príncipe umbenannt.
1485 erfolgte die Gründung der ersten portugiesischen Niederlassung. Einerseits dienten die Inseln als Umschlagplatz für den Sklavenhandel zwischen Afrika, Portugal, Brasilien und den karibischen Inseln, andererseits siedelte Portugal von der Inquisition ausgewiesene portugiesische Juden und Strafgefangene hierhin um. 1572 wurde São Tomé und im Folgejahr dann auch Príncipe direkt der portugiesischen Krone unterstellt. In der Folgezeit bildete sich eine Plantagenwirtschaft mit wechselnden Monokulturen aus, zunächst im 16. bis 18. Jahrhundert Zuckerrohr, dann in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Kaffee und schließlich seit etwa 1850 Kakao; Anfang des 20. Jahrhunderts waren die Inseln sogar der größte Kakaoproduzent der Welt.[15]
Am 13. August 1913 wurde von Deutschland und England ein Vertrag unterzeichnet, wonach die beiden Inseln bei einer Zahlungsunfähigkeit Portugals als Entschädigung für Deutschland dem deutschen Kolonialreich einverleibt werden sollten. Durch den Verlust der deutschen Kolonien im Versailler Vertrag 1919 wurde auch der deutsch-englische Vertrag von 1913 hinfällig.[16]
Am 29. Mai 1919 bekräftigte die Sonnenfinsternis-Expedition unter Leitung von Arthur Stanley Eddington auf der Vulkaninsel Príncipe experimentell die Richtigkeit von Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie.
Mit der Gründung verschiedener Befreiungsbewegungen außerhalb des Landes begann das Ende der Kolonialzeit. In Ghana wurde 1960 das Comité de Libertaçao de São Tomé e Príncipe (CLSTP) als Vorläufer der Movimento de Libertação de São Tomé e Príncipe (MLSTP) (ab 1972) gegründet. 1974, nach der Nelkenrevolution in Portugal, wurde die MLSTP als legitime Vertretung anerkannt, was schließlich zur Entlassung in die Unabhängigkeit am 12. Juli 1975 führte. Die MLSTP beherrschte das Land als Einheitspartei die ersten 15 Jahre nach dem Ende der Kolonialzeit.[17]
1991 wurde Miguel Trovoada zum Präsidenten des Landes gewählt. 1995 kam es zu einem Putsch; die folgenden Regierungen erwiesen sich als relativ instabil.
Am 5. Januar 1999 wurde Guilherme Posser da Costa zum Ministerpräsidenten ernannt. Allerdings brachten Korruptionsskandale, in denen gefälschte Schatzbriefe im Wert von 500 Mio. US-Dollar die Hauptrolle spielten, die Regierung schnell in Bedrängnis. Im März 1999 traten der Finanzminister sowie der Präsident der Zentralbank zurück.
Im August 2001 wurde Fradique de Menezes zum Präsidenten gewählt.
Am 16. Juli 2003 kam es zu einem Militärputsch unter Führung von Major Fernando Pereira. Der Präsident Fradique de Menezes befand sich zu dieser Zeit auf Staatsbesuch in Nigeria, daher wurden von den Putschisten nur die Premierministerin sowie einige andere Minister festgenommen. Schon am nächsten Tag kündigten die Putschisten eine Übergangsregierung und Neuwahlen an. Als Grund für den Putsch wurde die unsichere politische Lage auf der Insel angegeben, die durch Ölfunde einige Jahre zuvor und die daraus resultierenden Streitereien entstanden war. Nach acht Tagen wurde der Militärputsch auf Druck der internationalen Gemeinschaft unblutig beendet. In einem „Memorandum of Understanding“ wurde eine stärkere Beteiligung der Bevölkerung an wichtigen Regierungsentscheidungen zugestanden. Es kam zu einer Regierungsumbildung unter Verbleib der Premierministerin, aber Auswechslung von sieben Ministern.
Im September 2004 kam es erneut zu einer Regierungsumbildung nach einem Bestechungsskandal, in den die Premierministerin Maria das Neves und weitere Minister verwickelt waren. Im Juli 2006 wurde Präsident de Menezes wiedergewählt.[18]
Die Präsidentschaftswahlen des Jahres 2011 gewann Manuel Pinto da Costa in der Stichwahl vom 7. August 2011. Er übernahm sein neues Amt am 3. September 2011. Pinto da Costa diente bereits früher als Staatspräsident. Er trat zur Stichwahl der nächsten Wahl am 7. August 2016 nicht an, wodurch Evaristo Carvalho als verbliebener Kandidat gewann.
Politik
Name des Index | Indexwert | Weltweiter Rang | Interpretationshilfe | Jahr |
---|---|---|---|---|
Fragile States Index | 70,3 von 120 | 83 von 178 | Stabilität des Landes: erhöhte Warnung 0 = sehr nachhaltig / 120 = sehr alarmierend |
2020[19] |
Demokratieindex | --- von 10 | --- von 167 | --- 0 = autoritäres Regime / 10 = vollständige Demokratie |
2019[20] |
Freedom in the World | 84 von 100 | --- | Freiheitsstatus: frei 0 = unfrei / 100 = frei |
2020[21] |
Rangliste der Pressefreiheit | --- von 100 | --- von 180 | Lage der Pressefreiheit unbekannt 0 = gute Lage / 100 = sehr ernste Lage |
--- |
Korruptionswahrnehmungsindex (CPI) | 47 von 100 | 63 von 180 | 0 = sehr korrupt / 100 = sehr sauber | 2020[22] |
Politisches System
Die parlamentarische Republik besteht seit der Unabhängigkeit 1975 mit einer Verfassung von 1990.
Staatsoberhaupt ist der Präsident, der alle fünf Jahre direkt gewählt wird und einmal wiedergewählt werden darf. Bei den Wahlen am 7. August 2016 setzte sich Evaristo Carvalho von der Partei ADI gegen den Amtsinhaber Manuel Pinto da Costa durch. Carvalho führte bereits im ersten Wahlgang mit großem Vorsprung gegen den Amtsinhaber. Dieser boykottierte dann den zweiten Wahlgang, womit Carvalho ohne Gegenkandidat antrat.
Der Präsident ernennt den Premierminister unter Berücksichtigung der Mehrheiten im Parlament, d. h. der Nationalversammlung (Assembléia Nacional). Dieses hat 55 Mitglieder und wird nach dem Verhältniswahlrecht alle vier Jahre gewählt. Wahlberechtigt ist jeder Bürger ab 18 Jahren.
Die Wahlen vom 7. Oktober 2018 ergaben folgende Sitzverteilung im Parlament:
- ADI (Acção Democrática Independente) – 25 Sitze
- MLSTP-PSD (Movimento de Libertação – Partido Social Democrata) – 23 Sitze
- PCD-GR (Partido de Convergência Democrática – Grupa de Reflexão) und MDFM–UDD (Movimento Democrático das Forças da Mudança und União dos Democratas para Cidadania e Desenvolvimento) – 5 Sitze
- MCISTP (Movement of Independent Citizens of São Tomé and Príncipe) – 2 Sitze
Die ADI verpasste knapp die absolute Mehrheit und ging daher eine Koalition mit dem kleinen Parteienbündnis PCD-MDFM-UDD ein sowie der fast gleich starken MLSTP-PSD unter Führung Jorge Bom Jesus, der dann zum Premierminister ernannt wurde. Damit gehören 53 von 55 Abgeordneten Regierungsfraktionen an und nur zwei der Opposition.
Verwaltungsgliederung
São Tomé und Príncipe besteht aus sieben Distrikten, wobei der Distrikt Pagué deckungsgleich mit der Autonomen Region Príncipe ist. Die übrigen sechs Distrikte liegen auf der Insel São Tomé.[23]
Lage | Verwaltungseinheit | Fläche | Einwohner (Projektion 2020)[24] |
Hauptstadt | Anmerkungen |
---|---|---|---|---|---|
Distrikt Água Grande | 16,9 km² | 80.900 | São Tomé | Água Grande ist der kleinste, jedoch der bevölkerungsreichste der sieben Distrikte. | |
Distrikt Cantagalo | 119,0 km² | 20.200 | Santana | ||
Distrikt Caué | 267,0 km² | 7.500 | São João dos Angolares | Der Distrikt Caué ist größtenteils von Wald bedeckt und nur schwer zugänglich. | |
Distrikt Lembá | 229,5 km² | 16.900 | Neves | In Lembá befindet sich der höchste são-toméische Berg, der 2024 m hohe Pico de São Tomé. | |
Distrikt Lobata | 105,0 km² | 22.900 | Guadalupe | ||
Distrikt Mé-Zóchi | 122,0 km² | 53.000 | Trindade | ||
Autonome Region Príncipe/ Distrikt Pagué |
142,0 km² | 8.800 | Santo António | ||
São Tomé und Príncipe | 1.001,4 km² | 210.200 | São Tomé |
Außenpolitik
São Tomé und Príncipe gehört einer Reihe multilateraler Organisationen an. Neben den Vereinten Nationen und der Afrikanischen Union sind dies vor allem die Gemeinschaft der Portugiesischsprachigen Länder und insbesondere die afrikanischen Länder mit Landessprache Portugiesisch, außerdem gehört das Land der Lateinischen Union an.
Das Land unterhält Vertretungen in weltweit 19 Staaten, darunter sieben eigene Botschaften (Äquatorialguinea, Angola, Gabun, Nigeria, Belgien/EU, Portugal, USA), der Rest sind Honorarkonsulate.
Zur ehemaligen Kolonialmacht Portugal bestehen gute und enge Beziehungen. Auch die Beziehungen zu den Nachbarn im Golf von Guinea, Nigeria und Äquatorialguinea sind gut. Von besonderer Bedeutung sind dabei Fragen der Nutzung der Öl- und Gasreserven. Mit Nigeria besteht eine gemeinsame Wirtschaftszone zur Erschließung der Rohstoffvorkommen im Seegebiet zwischen beiden Ländern.
São Tomé und Príncipe war einer der wenigen Staaten, die nicht die Volksrepublik China, sondern die Republik China auf Taiwan völkerrechtlich anerkannten.[25]
Militär
Die Forças Armadas de São Tomé e Príncipe sind das Militär der Demokratischen Republik São Tomé und Príncipe.
Wirtschaft und Infrastruktur
Allgemein
Im Jahr 2000 bezogen 15,3 % der Haushalte ihr Einkommen aus der Landwirtschaft, 36,5 % aus Industrie, Handel und Dienstleistungen sowie 11,5 % im öffentlichen Sektor.
Der heute noch wirtschaftlich unbedeutende Inselstaat exportiert fast nur Kakao (Anteil 2009: 95 %). Diese wirtschaftliche Ausrichtung stammt noch aus der Kolonialzeit. Natürliche Ressourcen von Bedeutung sind außerdem weitere landwirtschaftliche Produkte, die Fischerei und Erdölvorkommen, die derzeit noch nicht gefördert werden.
- Die Landwirtschaft erwirtschaftete 14 % (neben Kakao ist die Erzeugung von Kokosnüssen, Kopra, Zimt, Pfeffer, Kaffee, Bananen, Bohnen, Vanille und Geflügel) des Bruttoinlandsprodukts. Die gesamte bewirtschaftete Fläche erstreckt sich über 484 Quadratkilometer.
- Der Anteil der Industrie am Bruttoinlandsprodukt betrug im Jahr 2009 15 %. Produziert bzw. verarbeitet werden u. a. Hemden, Seife, Bier, Fische und Krabben sowie Palmöl.
- Auf Dienstleistungen, vor allem den Tourismus, entfielen im Jahr 2009 71 % des Bruttoinlandsprodukts. In den letzten Jahren unterstützt São Tomé und Príncipe verstärkt private Initiativen, den Tourismus zu entwickeln.[26]
Exporten im Wert von 14,0 Millionen Euro standen 2009 Importe im Wert von 93 Millionen Euro gegenüber. Importiert werden, unter anderem aus Portugal (43 %), Frankreich (16 %) und Großbritannien (14 %) Nahrungsmittel und lebende Tiere, Brennstoffe sowie Kapitalgüter. Wichtigste Exportländer sind Portugal, die Niederlande, Spanien, Deutschland und die Volksrepublik China.
São Tomé und Príncipe wies im Jahr 2009 per Saldo keine Verschuldung gegenüber dem Ausland auf (siehe dazu weiter unten: Erdöl), nachdem die Auslandsverschuldung 2002 noch 318 Mio. US-Dollar betragen hatte. São Tomé und Príncipes Bruttoinlandsprodukt gehört zu den kleinsten der Welt und betrug 2016 ca. 350 Mio. US-Dollar; das Bruttoinlandsprodukt 2016 pro Einwohner lag bei etwa 1800 US-Dollar. Die Inflationsrate belief sich 2009 auf 17 %.
Erdöl
Durch den Verkauf von Offshore-Erdölbohrkonzessionen in der mit Nigeria gemeinsam verwalteten Joint Development Zone (JDZ) erzielen São Tomé und Príncipe 40 % der Einkünfte, während Nigeria 60 % erhält.
In den 1990er Jahren vermuteten Geologen ca. elf Milliarden Barrel Öl[27] unter und um die Inseln. Für Journalisten und Wissenschaftler – so Bartholomäus Grill in Die Zeit im Jahre 2003 – gilt der Inselstaat als „schwarzes Brunei“ oder „zweites Kuwait“ und verfügt über vier Milliarden Barrel Ölreserven.[28] Laut German Institute of Global and Area Studies wurde bis 2006 in der Tiefsee von São Tomé und Príncipes Erdöl von bis zu einer Milliarde Barrel nachgewiesen.[29]
2003 bot der Konzern Chevron einen Vorschuss von 49,2 Millionen Dollar, um die Explorationsblöcke zu untersuchen. Auch der Ölkonzern Total meldete Rechte für den ersten von neun Explorationsblöcken an. Dennoch wurden keine Testbohrungen durchgeführt, da der Konzern an dem Erfolg zweifelte.
Für die Zukunft wird Off-Shore-Förderung von Erdöl und Erdgas erwartet. Die geostrategische Lage in Westafrika, das als Zukunft der Bohrstätten gilt, hat u. U. zum ersten ölpolitischen Wettrennen zwischen der Volksrepublik China und den USA geführt. Beide bemühen sich zurzeit verstärkt diplomatisch um Explorations- und Bohrrechte für nahestehende Firmen. In diesem Zusammenhang scheinen die USA daran interessiert, auf São Tomé einen Marinestützpunkt zu errichten.
São Tomé und Príncipe ist kein Mitglied der Welthandelsorganisation (WTO), verfügt aber über einen Beobachterstatus und hat einen Beitrittsantrag gestellt.[30]
Staatshaushalt
Der Staatshaushalt umfasste 2016 Ausgaben von umgerechnet 127 Millionen US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 109 Millionen US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 5 % des BIP.[6]
Flugverkehr
São Tomé verfügt über einen internationalen Flughafen, Aeroporto International de São Tomé, der aus dem Ausland nur von portugiesischen, gabunischen und angolanischen Fluggesellschaften angeflogen wird und Verbindungen nach Libreville, Luanda, Lissabon, Malabo und Accra anbietet. Die kleine Staatslinie STP-São Tomé Airways verfügt nur über ein Flugzeug und verbindet flugtechnisch die beiden Inseln miteinander. Die wenigen Auslandsflüge übernehmen portugiesische Partner.
Kultur
Literatur
Bis heute ist die Literaturlandschaft in São Tomé und Príncipe von schwierigen Bedingungen geprägt. Verlage sind rar, zudem existieren in der Republik selbst keine Buchdruckereien. So werden die Autoren häufig in anderen portugiesischsprachigen Ländern wie Portugal und Angola verlegt.
Seit dem 19. Jahrhundert entwickelte sich die Literatur in São Tomé und Príncipe, insbesondere mit der Lyrik des Caetano da Costa Alegre (1864–1890).
Francisco Stockler (Fâchiku Stockler, 1834–1881) verwendete das são-tomesische Kreolisch (forro) in der Lyrik; es setzte sich jedoch nicht als Schriftsprache durch.
Der von der Insel Príncipe stammende Landbesitzer Marcelo da Veiga (1892–1976) nahm in seinem Werk als erster regelmäßig Bezug auf seine schwarze Hautfarbe und auf São Tomés und Príncipes Situation als Kolonie und Insel. Diese ersten Anzeichen eines Nationalbewusstseins auf São Tomé und Príncipe kamen später im neorealistisch geprägten Werk von Francisco José Tenreiro (1921–1963) zur vollen Blüte. Von Bedeutung für die Manifestation einer são-toméischen Literatur, als Zeichen eines erwachten Nationalbewusstseins, wurde insbesondere die 1963 von der Casa dos Estudantes do Império in Lissabon veröffentlichte Anthologie Poetas de São Tomé e Príncipe. Die Dichterinnen Maria Manuela Margarido (1925–2007) und Alda Espírito Santo (1926–2010) gehörten neben Tenreiro zu den bedeutendsten Namen dieser Phase.
Erster Roman aus São Tomé war 1937 Maiá Poçon von Viana de Almeida (1903–?). Als bedeutendster Romanautor São Tomé und Príncipes gilt jedoch der neorealistisch geprägte Sum Marky (1921–2003), seit seinem Roman O Vale das Ilusões von 1956. In No Altar da Lei (1960) und in Vila Flogá (1963) etwa thematisierte er das Massaker von Batepá im Jahr 1953, als Gutsbesitzer staatliche Repressionen aufgriffen und eine Welle der Gewalt gegen die schwarze Bevölkerungsmehrheit in São Tomé und Príncipe auslösten. Das Thema der kolonialen Unterdrückung nahm er auch in seinem letzten Roman Crónicas de uma Guerra Iventada (2001) wieder auf.
Die Zeit nach der Unabhängigkeit 1975 zeichnete sich durch wenig literarische Aktivität in São Tomé und Príncipe aus. Nach zwei politisch-soziologisch motivierten, literarisch wenig ambitionierten Gedichtsammlungen in den Jahren 1977, und dem 1979 veröffentlichten, literarisch ebenfalls wenig relevanten Band É Nosso o Solo Sagradao da Terra von Alda Espírito Santo erschienen erst zum Ende der 1980er wieder nennenswerte Werke. Lyriker wie Fernando de Macedo, Maria Olinda Beja oder Francisco Costa Alegre sind darunter zu nennen. Während Sacramento Neto als produktivster Romanautor der Inselrepublik gilt, zeichnet sich das Werk von Aíto Bonfim (Ângelo de Jesus Bonfim) vor allem durch seine Vielfalt an Themen und Formen aus.[31]
Auch der portugiesische Autor Ruy Cinatti (1915–1986) schrieb häufig über são-toméische Themen. Der junge Lyriker Tome Nicolau ist in den sozialen Netzwerken wie Facebook oder Youtube mit seiner Lyrik tätig und trat in Portugal auf Poetry-Slams auf.
Film
Seit 2011 entwickelt sich das são-toméische Kino. International bekannteste Person der são-toméischen Filmschaffenden ist der Schauspieler Ângelo Torres (* 1968), der insbesondere als Schauspieler des Portugiesischen Kinos bekannt ist. Teilweise werden auch internationale Produktionen in São Tomé gedreht, so z. B. 2015 Vor der Morgenröte[32].
Weblinks
- Länderinformationen des Auswärtigen Amtes zu São Tomé und Príncipe
- Datenbank inhaltlich erschlossener Literatur zur gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Situation in São Tomé und Príncipe
- Länderinformation über São Tomé und Príncipe im CIA Factbook (englisch)
- Claus-Peter Lieckfeld: „Einmal Regenwald tanken“ – Reisereportage in: Die Zeit Nr. 16, 10. April 2008
- Cape Verde & São Tome Principe: Commonalities & Differences of Two Lusophone Countries – Vortrag von Dr. Gerhard Seibert
- Offizielle Internetpräsenz der Regierung (portugiesisch)
- Offizielle Internetpräsenz der Nationalversammlung (portugiesisch)
- www.saotome.st – Allgemeine Informationen (englisch)
- Andreas Lesti: „Inseln der Illusionen“ – auf: Spiegel Online, 17. Oktober 2008
- www.stp-gov.com – Allgemeine Informationen Verbindungsbüro Dr. Stephan Welk (deutsch / englisch)
Einzelnachweise
- Nationales Statistikinstitut
- Population growth (annual %). In: World Economic Outlook Database. World Bank, 2020, abgerufen am 20. März 2021 (englisch).
- World Economic Outlook Database Oktober 2020. In: World Economic Outlook Database. International Monetary Fund, 2020, abgerufen am 20. März 2021 (englisch).
- Table: Human Development Index and its components. In: Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (Hrsg.): Human Development Report 2020. United Nations Development Programme, New York 2020, ISBN 978-92-1126442-5, S. 345 (englisch, undp.org [PDF]).
- São Tomé und Príncipe. In: Laender-Lexikon.de. Abgerufen am 29. Mai 2017.
- The World Factbook
- São Tomé und Príncipe | Länder-Lexikon.de. Abgerufen am 29. Mai 2017.
- Länderinformationen des Auswärtigen Amtes zu São Tomé und Príncipe
- World Population Prospects – Population Division – United Nations. Abgerufen am 9. Januar 2021.
- São Tomé and Príncipe: Districts, Cities & Urban Localities – Population Statistics in Maps and Charts. Abgerufen am 9. Januar 2021 (englisch).
- CountryProfile. Abgerufen am 15. Dezember 2017.
- UNDP — São Tome and Principe, Country profile of human development indicators (Memento vom 19. Januar 2013 im Internet Archive) (englisch), abgerufen am 8. August 2011
- UNDP – International human development indicators (Memento vom 19. Januar 2013 im Internet Archive), abgerufen am 8. August 2011
- Die Kinder von São Tomé und Principe | Humanium – Gemeinsam für Kinderrechte. Abgerufen am 29. Mai 2017 (amerikanisches Englisch).
- Isabel Castro Henriques: São Tomé e Príncipe: A invenção de uma sociedade, Lissabon: Vega 2000
- Michael Fröhlich: Imperialismus – Deutsche Kolonial- und Weltpolitik 1880-1914, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1994, ISBN 3-423-04509-4, Seite 123
- Tony Hodges & Malyn Newitt, São Tomé e Príncipe: From plantation colony to microstate, London: Westview, 1988
- Die wichtigste Quelle für die ersten nachkolonialen Jahrzehnte ist Gerhard Seibert, Comrades, Clients and Cousins: Colonialism, Socialism and Democratization in São Tomé and Príncipe, Leiden: Brill, 2006
- Fragile States Index: Global Data. Fund for Peace, 2020, abgerufen am 9. Januar 2021 (englisch).
- Democracy Index. The Economist Intelligence Unit, abgerufen am 10. Januar 2010 (englisch).
- Countries and Territories. Freedom House, 2020, abgerufen am 9. Januar 2021 (englisch).
- Transparency International (Hrsg.): Corruption Perceptions Index. Transparency International, Berlin 2020, ISBN 978-3-96076-134-1 (englisch, transparencycdn.org [PDF]).
- Carlos Nunes Silva (Hrsg.): Governing Urban Africa, Palgrave Macmillan/Springer Nature 2016, S. 35–36
- São Tomé and Príncipe. Abgerufen am 9. Januar 2021.
- Taiwan loses another friend as Sao Tome and Principe severs diplomatic ties: Shanghaiist
- Siehe Brígida Rocha Brito und andere, Turismo em Meio Insular Africano: Potencialidades, constrangimentos e impactos, Lissabon: Gerpress, 2010
- Mathieu von Rohr: Das verheißene Paradies. In: Der Spiegel. Nr. 16, 2008, S. 126–130 (online).
- Der Schatz von São Tomé DIE ZEIT, 2003, abgerufen am 11. November 2014
- Neue Erdölfunde in Afrika: Können Konflikte vermieden werden? Nummer 7, GIGA 2007, abgerufen am 11. November 2014
- WTO ¦ Members and Observers. Abgerufen am 15. Dezember 2017 (englisch).
- Fernando Cristóvão (Hrsg.): Dicionário Temático da Lusofonia. Texto Editores, Lissabon/Luanda/Praia/Maputo 2006, S. 641ff (ISBN 972-47-2935-4)
- https://www.imdb.com/title/tt3397160/locations?ref_=tt_ql_dt_5