Zeittafel zur Verstaatlichung der iranischen Ölindustrie

Die Verstaatlichung d​er iranischen Ölindustrie i​st ein bedeutendes Ereignis i​n der iranischen Geschichte. Sie erfolgte a​m 15. März 1951 u​nter Premierminister Hossein Ala d​urch das v​om iranischen Parlament verabschiedete Ein-Paragraph-Gesetz. Vorausgegangen w​aren umfangreiche Verhandlungen zwischen Vertretern d​er britischen AIOC u​nd der iranischen Regierung, d​eren Ergebnis a​ber im iranischen Parlament k​eine Zustimmung fand. Die Verstaatlichung d​er auf d​em Hoheitsgebiet d​es Irans gelegenen Ölförder- u​nd Verarbeitungsanlagen d​er Anglo-Iranian Oil Company (AIOC) führte z​u einer nationalen Krise i​m Iran u​nd zu e​iner internationalen Krise, d​ie als Abadan-Krise i​n die Geschichte eingegangen ist. Die Krise endete 1954 m​it der Unterzeichnung e​ines Rahmenabkommens zwischen d​er iranischen Regierung u​nter Premierminister Fazlollah Zahedi u​nd einem internationalen Konsortium v​on Ölgesellschaften, dessen Laufzeit i​m Jahr 1979 endete.

Gesetz zur Nationalisierung der Ölindustrie im Iran, 15. März 1951

Zeittafel

Premierminister Mohammad Sa'ed Maraghei

DatumEreignis
17. Juli 1949Die AIOC arbeitet im Iran auf der Grundlage einer Konzessionsvereinbarung, die am 29. Mai 1933 in Kraft getreten war, nachdem sie am 28. Mai 1933 vom iranischen Parlament bestätigt worden war. 1948 beginnen Verhandlungen zwischen der AIOC und der iranischen Regierung über eine Revision der Konditionen der Konzession von 1933. Der Finanzminister Golshayan des Premierministers Mohammad Sa'ed Maraghei und Gass als Vertreter der AIOC unterzeichnen nach längeren Verhandlungen ein Zusatzabkommen zu dieser Konzession von 1933 (Gass-Golshayan-Abkommen), das dem iranischen Staat eine Gewinnbeteiligung von 25–50 % in Abhängigkeit von der Produktionsmenge und dem erzielten Gewinn zusichert. Die Vereinbarung soll dem iranischen Parlament zur Ratifizierung vorgelegt werden. Das Parlament beschließt, die Diskussion bis nach den Neuwahlen zu vertagen.
9. Februar 1950Die 16. Sitzungsperiode des iranischen Parlaments wird eröffnet. Das von Mohammad Mossadegh und Mozaffar Baqai angeführte Parteienbündnis Nationale Front hat bei der Parlamentswahl 8 von 136 zu vergebenden Mandaten gewonnen. Im Laufe der parlamentarischen Diskussion zeichnet sich ab, dass das Gass-Golshayan-Abkommen zunächst keine Mehrheit finden wird. Premierminister Mohammad Sa'ed Maraghei erklärt am 22. März 1950 seinen Rücktritt.

Premierminister Radschab Ali Mansur

Ölkommission des iranischen Parlaments, Allahyar Saleh (Mitte); rechts von Saleh: Abdollah Moazami, Hassibi, Dr. Shayegan, Oberster Richter Sorouri, Hossein Makki; links von Saleh: Dr. Matin-Daftari, Dr. Reza-zadeh Shafagh, Abol Qassem Nadschm, Senator Naghavi.
DatumEreignis
13. April 1950Radschab Ali Mansur wird neuer Premierminister. Mansur vertagt die Diskussion über das weitere Vorgehen in den Verhandlungen mit der AIOC.
25. April 1950Mohammad Mossadegh tritt sein Abgeordnetenmandat an.
20. Juni 1950Das Parlament beschließt gegen die Stimmen Mossadegh, Baqai, Makki, Ghashghaii, Saleh, Shaygan, Ashtiyanizadeh, Keshavarz-Sadr, Seyyed-Ali Behbahani, Nariman die Einrichtung eines 18-köpfigen Ausschusses für Ölfragen. Der Ausschuss soll eine Stellungnahme zu dem Gass-Golshayan-Abkommen ausarbeiten.[1] Am 22. Juni werden die Ausschussmitglieder gewählt.[2] Am 26. Juni 1950 konstituiert sich der Ausschuss und wählt mit einer Gegenstimme Mossadegh zu seinem Vorsitzenden.[3]
26. Juni 1950Premierminister Mansur tritt zurück.

Premierminister Hadsch Ali Razmara

DatumEreignis
27. Juni 1950Ali Razmara wird neuer Premierminister. Die Vertreter der AIOC lehnen eine Neuverhandlung des Gass-Golshayan-Abkommens ab, so lange das iranische Parlament keine abschließende Entscheidung getroffen hat.
26. Dezember 1950Razmara zieht das Zusatzabkommen aus dem parlamentarischen Abstimmungsprozess zurück, nachdem der Ausschuss für Ölfragen dem Parlament seinen Bericht vorgelegt hat, in dem er die Ablehnung des Zusatzabkommens empfiehlt. Im Parlament wird der Bericht des Ausschusses kontrovers diskutiert. Viele Abgeordnete kritisieren, dass der Ausschuss seiner Aufgabe, das Gass-Golshayan-Abkommen inhaltlich zu analysieren und zu bewerten, nicht nachgekommen sei. Der Bericht enthält lediglich einen einzigen Satz zu dem Gass-Golshayan-Abkommen, in dem festgehalten wird, dass das Abkommen für Iran nicht vorteilhaft sei. Statt einer Analyse des Abkommens enthält der Bericht eine Stellungnahme zur iranischen Ölpolitik seit der Vergabe der Konzession an William Knox D’Arcy.[4]
11. Januar 1951Das Parlament beauftragt den Ausschuss, einen Vorschlag für das weitere Vorgehen auszuarbeiten.
1. Februar 1951Razmara beantragt eine gemeinsame Kommission aus drei Senatoren und drei Abgeordneten des Parlaments, die das Gass-Golshayan-Abkommen analysieren und bewerten sollen. Der Senat lehnt den Antrag mehrheitlich ab, da er sich für nicht zuständig hält.
19. Februar 1951Hossein Makki legt dem Ausschuss für Ölfragen ein Memorandum vor, in dem die Verstaatlichung der iranischen Ölindustrie vorgeschlagen wird. Der Ausschuss fordert Razmara auf, die Machbarkeit einer Verstaatlichung zu prüfen. Razmara beauftragt eine Gruppe iranischer Fachleute mit der Prüfung der Möglichkeit einer Verstaatlichung der Ölindustrie.
3. März 1951Razmara legt dem Ausschuss den Bericht der Expertengruppe vor. Die Expertengruppe hält die Verstaatlichung zum gegenwärtigen Zeitpunkt weder für technisch machbar noch für rechtlich legal.
7. März 1951Razmara legt dem Parlament den Bericht der Expertengruppe vor. In der Parlamentsdebatte wird er von Mohammad Mossadegh persönlich bedroht, wenn er sich einer Verstaatlichung widersetze.[5] Nach dem Verlassen des Parlaments wird Razmara von Chalil Tahmasbi, einem Mitglied der Fedajin-e Islam, erschossen.
„Ein-Paragraph-Gesetz“ vom 15. März 1951

Premierminister Hossein Ala

DatumEreignis
12. März 1951Hossein Ala wird neuer Premierminister.
15. März 1951Das iranische Parlament beschließt mit dem Ein-Paragraph-Gesetz die Verstaatlichung der Ölindustrie. Die britische Regierung unterrichtet die iranische Regierung, dass sie die Verstaatlichung für rechtswidrig erachtet. In Teheran kommt es zu gewalttätigen anti-britischen Demonstrationen, bei denen acht iranische und drei britische Staatsbürger zu Tode kommen. In den Ölfeldern beginnt ein Streik der Ölarbeiter um höhere Löhne.
20. März 1951Das Gesetz zur Verstaatlichung der Ölindustrie wird vom Senat bestätigt und von Schah Mohammad Reza Pahlavi mit seiner Unterschrift in Kraft gesetzt. Den Ölarbeitern wird eine Bonuszahlung und eine Gehaltserhöhung zugesagt, worauf hin die Ölarbeiter ihren Streik beenden. Der 20. März wird zum Tag des Öls (ruz-e naft) erklärt.
27. April 1951Hossein Ala stellt dem Parlament sein Regierungsprogramm zur Abstimmung. In der parlamentarischen Debatte kommt es zu heftigen persönlichen Angriffen gegen den Premierminister, der daraufhin seinen Rücktritt erklärt.

Premierminister Mohammad Mossadegh

Ölverstaatlichungsgesetz vom 1. Mai 1951
Direktoren der NIOC erklären in einer Rede vor den iranischen Arbeitern der AIOC die iranische Ölindustrie für verstaatlicht, 10. Juni 1951
Korrespondenz und Dokumente zur Nationalisierung der Ölindustrie im Iran, 1951
DatumEreignis
28. April 1951Mohammad Mossadegh wird von Schah Mohammad Reza Pahlavi zum neuen Premierminister ernannt.
30. April 1951Das Ausführungsgesetz zur Verstaatlichung der Ölindustrie wird vom iranischen Parlament verabschiedet. Die National Iranian Oil Company (NIOC) wird gegründet.
1. Mai 1951Der iranische Senat stimmt dem Ausführungsgesetz zu. Einen Tag später unterschreibt Schah Mohammad Reza Pahlavi das Ausführungsgesetz zur Verstaatlichung der iranischen Ölindustrie. Der britische Außenminister Herbert Stanley Morrison richtet an Premierminister Mossadegh eine persönliche Nachricht, in der er die iranische Regierung auffordert, von einseitigen Maßnahmen abzusehen. Er schlägt vor, die anstehenden Fragen auf dem Verhandlungswege zu lösen. Mossadegh beruft sich auf die iranische Gesetzeslage und nimmt zu dem britischen Vorschlag, Verhandlungen aufzunehmen nicht weiter Stellung. Die Anglo-Iranian Oil Company (AIOC) unterrichtet die iranische Regierung, dass sie ein Schlichtungsverfahren nach Artikel 23 und 26 des bestehenden Konzessionsvertrages beantragt. Lord Radcliffe wird als Schlichter vorgeschlagen.
6. Mai 1951Mossadegh gewinnt die Vertrauensabstimmung als Premierminister.
15. Mai 1951Die britische Regierung versetzt eine Fallschirmjägereinheit in Alarmbereitschaft, um im Notfall „britisches Leben und Eigentum zu beschützen“.
19. Mai 1951Der britische Botschafter in Teheran übergibt der iranischen Regierung ein Memorandum, in dem der britische Rechtsstandpunkt dargelegt wird. Die britische Regierung behält sich das Recht vor den Ständigen Schiedshof in Den Haag anzurufen. Am folgenden Tag unterrichtet der iranische Finanzminister Varasteh das Management der AIOC, dass sie die Schlichtung ablehne. Vertreter der AIOC werden vor den für Fragen der Ölpolitik zuständigen Parlamentsausschuss geladen.
24. Mai 1951Dem Management der AIOC wird von der iranischen Regierung eine Frist von sechs Tagen gesetzt, sich vor dem Parlamentsausschuss für Ölfragen zu präsentieren, um über die praktische Umsetzung der Verstaatlichung zu sprechen. Als Antwort teilt das Management der AIOC der iranischen Regierung mit, dass man sich an den Schiedshof in Den Haag wenden wolle. Britische Fallschirmjäger werden nach Zypern verlegt. Außenminister Morrison erklärt, eine Delegation nach Teheran entsenden zu wollen.
11. Juni 1951Eine britische Delegation unter Leitung von Basil Jackson trifft in Teheran ein. Jackson erklärt in einer Pressekonferenz in Teheran, dass man sich mit der Verstaatlichung der Industrieanlagen der AIOC auf iranischem Boden grundsätzlich einverstanden erkläre, wenn von der iranischen Regierung eine entsprechende Entschädigung gezahlt würde. Er schlägt ferner vor, dass die AIOC die iranischen Ölgeschäfte weiterführe und der Gewinn der AIOC im Verhältnis 50 zu 50 geteilt würde. Der iranische Parlamentsausschuss für Finanzfragen fordert eine umgehende Abführung von 75 % aller Einnahmen der AIOC an das iranische Parlament und eine treuhänderische Verwaltung von 25 % der Einnahmen durch die AIOC, um ihre Kosten abzudecken. Die entstandenen Kosten sollen dann jährlich abgerechnet werden. Vertreter der neu gegründete staatlichen National Iranian Oil Company (NIOC) bieten allen AIOC-Kunden neue, mit der NIOC abzuschließende Lieferverträge an.
14. Juni 1951Zum ersten Mal treffen sich Vertreter der AIOC und des iranischen Parlaments. Die britische Delegation lehnt den Vorschlag ab, 75 % aller Einnahmen an das iranische Parlament zu überweisen und bietet eine Gewinnbeteiligung von 50 % an.
20. Juni 1951Die iranische Regierung beschließt die vollständige Übernahme der Anlagen der AIOC. AIOC-Schilder werden sowohl in Teheran als auch in den Provinzen abmontiert und durch NIOC-Schilder ersetzt. Das AIOC-Verwaltungsgebäude in Abadan wird von einer Delegation der NIOC übernommen. Die Delegation besteht aus Hossein Makki, Nasergholi Ardalan, Mohammad Bayat, Abdolhossein Aliabadi und Mehdi Bāzargān.
22. Juni 1951Die britische Delegation unter Leitung von Basil Jackson kehrt nach London zurück. Am selben Tag beantragt die britische Regierung „vorläufige Schutzmaßnahmen“ beim Schiedsgericht in Den Haag. Der Direktor der AIOC Drake wird von Vertretern der NIOC angewiesen, Quittungen von den Kapitänen der Öltanker unterzeichnen zu lassen, die von der NIOC gedruckt worden waren, und die die NIOC als Verkäufer des Öls ausweist. Drake lehnt ab und wird daraufhin der Sabotage bezichtigt.
26. Juni 1951Die Kapitäne der in Abadan liegenden Tanker werden von Drake angewiesen, das bereits geladene Öl wieder zu entladen und ohne Öl den Hafen von Abadan zu verlassen. Iranische Zollbeamte schließen die Ölpipeline von Abadan in den Irak. Der britische Kreuzer Mauritius nimmt Kurs auf Abadan. Die AIOC fährt die Produktion um die Hälfte zurück, da kein Öl mehr auf Schiffe verladen wird. Die iranische Regierung bietet den britischen Angestellten der AIOC neue Arbeitsverträge mit der NIOC an. Die britischen Angestellten der AIOC lehnen es ab, für die NIOC zu arbeiten.
5. Juli 1951Der Schiedshof in Den Haag schlägt vor, dass sich beide Parteien auf eine Zwischenlösung verständigen sollen, die die Interessen beider Parteien berücksichtigt, bis die endgültige Entscheidung des Gerichts ergeht.
9. Juli 1951US-Präsident Harry S. Truman wendet sich mit einem Brief an Premierminister Mossadegh, den Vorschlag des Schiedshofes umzusetzen. Er kündigt an, Wirtschaftsminister Averell Harriman nach Teheran zu entsenden.
10. Juli 1951Die Raffinerie in Abadan legt alle Raffinerieeinheiten bis auf eine einzige Einheit still. Die Ölproduktion auf den Ölfeldern in Kuwait, Irak, Saudi-Arabien und den USA wird hochgefahren, um die Ausfälle aus Abadan zu kompensieren. Die Weltölproduktion bleibt trotz der Schließung der Raffinerie in Abadan weitgehend konstant.
16. Juli 1951Der iranische Außenminister wendet sich in einem Brief an den Generalsekretär der Vereinten Nationen und teilt mit, dass der Iran die Gerichtsbarkeit des Schiedshofes nicht anerkenne. Die Ankunft von Averell Harriman in Teheran wird von gewalttätigen Demonstrationen der kommunistischen Tudeh-Partei begleitet. Bei den Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften kommt es zu Schusswechseln. Zwanzig Demonstranten werden getötet, dreihundert zum Teil schwer verletzt. In Teheran wird der Ausnahmezustand verkündet. Mossadegh legt dem Parlament ein Gesetz vor, in dem er eine Kreditaufnahme von 2 Mrd. Rial beantragt, um die zu erwartenden Einnahmeausfälle durch den Stopp des Ölverkaufs zu kompensieren. Das Parlament stimmt dem Gesetz zu.
22. Juli 1951Der Ausnahmezustand in Teheran wird aufgehoben.
27. Juli 1951Nach Konsultationen mit Vertretern der iranischen Regierung fliegt Averell Harriman nach London, um sich mit Vertretern der britischen Regierung zu treffen. Die Briten erkennen die Verstaatlichung im Grundsatz an, wollen aber erst weiteren Verhandlungen zustimmen, wenn die „Spannungen in Südiran“ abgeebbt sind.
31. Juli 1951Averell Harriman kehrt nach Teheran zurück. Mossadegh verneint, dass es Spannungen gibt. Weitere britische Kriegsschiffe werden am Schatt al Arab gesichtet.
4. August 1951Eine britische Delegation unter Leitung von Lordsiegelbewahrer Richard Stokes trifft in Teheran ein und nimmt Verhandlungen mit dem iranischen Finanzminister Varasteh auf.
9. August 1951Mossadegh legt dem Parlament ein Gesetz vor, das die Aufnahme eines Darlehens von $ 25 Mio. in den USA erlaubt. Das Parlament stimmt dem Gesetz zu.
13. August 1951Stokes legt einen ersten Entwurf eines Abkommens vor, der von Premierminister Mossadegh abgelehnt wird. Mossadegh legt einen Gegenentwurf vor.
23. August 1951Stokes kehrt nach London zurück, ohne den Vertragsentwurf von Mossadegh zur Kenntnis zu nehmen. Er beschuldigt die iranische Regierung, seinen Vertragsentwurf nicht ernsthaft geprüft zu haben. Das britische Außenministerium erklärt, dass es eine Entscheidung des Schiedshofes in Den Haag suchen wolle.
24. August 1951Averell Harriman kehrt ohne Verhandlungsergebnis nach Washington zurück.
5. September 1951Mossadegh erklärt, dass die Aufenthaltsgenehmigung aller britischen AIOC-Mitarbeiter annulliert würde, wenn die Verhandlungen nicht wieder aufgenommen würden.
6. September 1951Die AIOC erklärt, dass sie gegen jedermann rechtliche Schritte einleiten werde, der Öl von der iranischen Regierung kauft.
15. September 1951Mossadegh kündigt den Abschluss eines Handelsabkommen mit der UdSSR an.
18. September 1951Die iranische Regierung beschließt mehrheitlich, dass der Tausch von iranischen Rial in Fremdwährungen eingeschränkt und ausschließlich der Bank Melli übertragen wird. Finanzminister Varasteh tritt daraufhin zurück.
20. September 1951Mossadegh erklärt, dass alle britischen Mitarbeiter der AIOC innerhalb von zwei Wochen das Land verlassen müssen.
27. September 1951Iranische Truppen besetzen die Raffinerie in Abadan. Die Truppen erhalten Anweisung, die Anlagen zu sprengen, wenn ausländische Truppen einen Landungsversuch unternähmen.
28. September 1951Die britische Regierung beantragt eine Entscheidung des UN-Sicherheitsrates.
1. Oktober 1951Sämtliche britischen Mitarbeiter der AIOC haben den Iran verlassen. Mossadegh reist mit einer iranischen Delegation in die USA.
15.–19. Oktober 1951Debatte im Sicherheitsrat. Die Entscheidung wird vertagt, bis der Schiedshof in Den Haag seine Entscheidung verkündet hat.
20.–13. November 1951Mossadegh reist mit der iranischen Delegation von New York nach Washington. Die Gespräche mit Vertretern der amerikanischen Regierung enden ohne Ergebnis.
26. November 1951Mossadegh erhält im Parlament eine Mehrheit für seinen Vorschlag, umgehend Neuwahlen abzuhalten.
6. Dezember 1951Angeführt von Mitgliedern der kommunistischen Tudeh-Partei, kommt es zu Anti-Mossadegh-Demonstrationen. Bei den gewaltsamen Auseinandersetzungen werden fünf Menschen getötet und mehr als zweihundert verletzt.
12. Dezember 1951Die iranische Regierung setzt den früheren Kunden der AIOC ein Ultimatum. Die lehnen es jedoch ab, Öl von der iranischen Regierung zu kaufen. Der Ölverkauf ist völlig zum Erliegen gekommen.
18. Dezember 1951Die Wahlen zum Parlament werden zunächst nur in den Nordprovinzen Irans abgehalten. Die Wahlen dauern wegen der anhaltenden Demonstrationen bis in den Januar 1952 an.
23. Dezember 1951Eine Delegation der Internationalen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung trifft in Teheran ein, um die Bedingungen für ein Darlehen der Weltbank an den Iran abzuklären. Die Delegation wird am 23. März 1952 den Iran verlassen und ohne Darlehenszusage nach New York zurückkehren, nachdem Premierminister Mossadegh erklärt hat, dass er in keinem einzigen Punkt mit den Vorschlägen der Delegation übereinstimme.
12. Januar 1952Mossadegh ordnet die Schließung aller britischen Konsulate im Iran an.
27. April 1952Das neue Parlament tritt zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Zur Enttäuschung von Mossadegh konnte die von ihm geführte Nationale Front nur wenige Abgeordnetensitze erringen. Der Innenminister Amir Teymur Kalali, der für die Durchführung der Wahlen verantwortlich war, wird von Mossadegh persönlich angegriffen, worauf hin dieser seinen Rücktritt erklärt. Mossadegh, der vor den Wahlen erklärt hatte, dass diese Wahlen die ersten freien Wahlen in der Geschichte Irans seien, erklärt nun, dass das Wahlergebnis gefälscht und manipuliert worden sei.[6]
9.–23. Juni 1952Der Schiedshof in Den Haag verhandelt die britischen und iranischen Eingaben.
6. Juli 1952Das neu gewählte Parlament bestätigt Mossadegh als Premierminister.
16. Juli 1952Mossadegh tritt als Premierminister zurück. Er hatte vom Parlament eine Ermächtigung gefordert, per Dekret ohne parlamentarische Entscheidung Gesetze erlassen und somit ohne jede parlamentarische Kontrolle regieren zu können. Die Mehrheit der Abgeordneten lehnt ein solches Ermächtigungsgesetz ab.

Premierminister Qavam

DatumEreignis
17. Juli 1952Ahmad Qavam wird neuer Premierminister. Es kommt zu anhaltenden Protesten und gewaltsamen Demonstrationen gegen Qavam, angeführt von der kommunistischen Tudeh-Partei und der von Mossadegh geleiteten Nationalen Front. Qavam ruft die Armee zu Hilfe. Sechsunddreißig Demonstranten werden bei den gewaltsamen Auseinandersetzungen getötet.
21. Juli 1952Ahmad Qavam tritt von seinem Amt des Premierministers wegen der anhaltenden Demonstrationen zurück.
22. Juli 1952Der Schiedshof in Den Haag erklärt sich in dem von den Briten beantragten Schiedsverfahren für nicht zuständig.

Premierminister Mossadegh

DatumEreignis
23. Juli 1952Mossadegh wird vom Schah erneut zum Premierminister ernannt.
3. August 1952Das iranische Parlament stimmt einem Ermächtigungsgesetz zu. Premierminister Mossadegh kann von nun an für sechs Monate per Dekret regieren.
27. August 1952US-Präsident Harry S. Truman und der britische Premierminister Winston Churchill unterbreiten der iranischen Regierung einen neuen Einigungsvorschlag, der von Mossadegh umgehend abgelehnt wird.
21. Oktober 1952Premierminister Mossadegh erlässt per Dekret ein neues Sicherheitsgesetz, aufgrund dessen jedermann verhaftet werden kann, der streikt, zum Streik aufruft oder in sonstiger Weise den normalen Arbeitsfluss stört. Der Abgeordnete Mozaffar Baqai, der Vorsitzende der Arbeiterpartei und Mitglied der Nationalen Front, erklärt daraufhin, dass seine Partei Premierminister Mossadegh nicht mehr unterstützt.
22. Oktober 1952Die iranische Regierung bricht die diplomatischen Beziehungen zu Großbritannien ab.
6. Januar 1953Mossadegh beantragt im Parlament eine Verlängerung der Gültigkeit des Ermächtigungsgesetzes um ein weiteres Jahr. Nach kontroverser Diskussion stimmt die Mehrheit des Parlaments dem Antrag von Premierminister Mossadegh zu. Parlamentspräsident Kaschani erklärt, Mossadegh trotz des Parlamentsbeschlusses nicht weiter zu unterstützen. Mozaffar Baquai erklärt seinen Austritt aus der Nationalen Front. Hossein Makki, einer der Architekten der Verstaatlichung der Ölindustrie, erklärt, dass die Verlängerung der Vollmachten Mossadeghs gegen die Verfassung verstoßen und illegal seien.
20. Februar 1953Der neu gewählte US-Präsident Dwight D. Eisenhower und der britische Premierminister Churchill unterbreiten Mossadegh ein weiteres Angebot zur Lösung der anstehenden Fragen. Mossadegh lehnt auch diesen Vorschlag ab.
4. April 1953CIA-Direktor Allen Dulles genehmigt ein Budget von $ 1 Mio. für das CIA-Büro in Teheran, „um Mossadegh zu stürzen.“ Die Planung der Operation Ajax beginnt.
2. Mai 1953Die Abgeordneten Mozaffar Baquai und Fazlollah Zahedi werden von der Regierung beschuldigt, in ein Mordkomplott verwickelt zu sein. Zahedi erhält von Parlamentspräsident Abol-Ghasem Kaschani Asyl im Parlamentsgebäude, um ihn vor der drohenden Verhaftung zu bewahren. Der Japaner Idemitsu Sazō nutzt die Krise aus, um Öl 30 % unter dem Weltmarktpreis zu erwerben.
10. Juni 1953Vertreter der iranischen und der sowjetischen Regierung unterzeichnen ein neues Handelsabkommen. Mossadegh kündigt ein Referendum zur Auflösung des Parlaments an. Die Abhaltung eines Referendums wird im Parlament kontrovers diskutiert, da die iranische Verfassung kein Referendum kennt.
20. Juli 1953Mit einer möglichen Auflösung des Parlaments verlöre Zahedi seine Immunität als Abgeordneter. Er verlässt daher das Parlamentsgebäude und begibt sich in den Untergrund.
3. August 1953Das Referendum zur Auflösung des Parlaments wird in Teheran abgehalten. Am 10. August wird in den Provinzen abgestimmt. Der Parlamentspräsident tritt zurück. Das Referendum ergibt eine Zustimmung zur Frage der Auflösung des Parlaments.
11. August 1953Schah Mohammad Reza Pahlavi begibt sich in seine Sommerresidenz nach Kalardascht am kaspischen Meer.
12. August 1953Mossadegh ordnet die Verhaftung politischer Gegner an.
13. August 1953Mossadegh informiert Schah Mohammad Reza Pahlavi vom Ausgang des Referendums und fordert die Auflösung des Parlaments. Der Schah unterzeichnet zwei Dekrete. Mit dem einen Dekret entlässt er Premierminister Mossadegh. Mit dem zweiten Dekret ernennt er Fazlollah Zahedi zum neuen Premierminister.
14. August 1953Premierminister Mossadegh hält eine Rundfunkansprache und gibt das Abstimmungsergebnis des Referendums bekannt. Er fordert, das Parlament umgehend aufzulösen.

Premierminister Fazlollah Zahedi

DatumEreignis
15. August 1953Der Schah antwortet nicht. Stattdessen überbringt Oberst Nasiri Mossadegh das Entlassungsdekret des Schahs. Mossadegh lässt Nasiri verhaften. Der vom Schah ernannte neue Premierminister Zahedi hält sich im Haus von Hassan Kaschanian in der Pessianstrasse in Schemiran in Nordteheran versteckt.
16. August 1953Mossadegh erklärt das Parlament für aufgelöst. Die iranische Regierung lässt verlautbaren, dass die Imperial Guard einen Putschversuch unternommen hätte, der allerdings fehlgeschlagen sei. Auf die Ergreifung von Fazlollah Zahedi wird ein Kopfgeld ausgesetzt. Außenminister Fatemi weist die iranischen Botschafter im Ausland an, „den abgesetzten Schah nicht zu empfangen.“ in Teheran und einigen Provinzstädten werden Statuen von Reza Schah und Schah Mohammad Reza Pahlavi vom Sockel gerissen. Tudeh-Aktivisten beginnen in Teheran mit der Umbenennung von Straßennamen. Schah Mohammad Reza Pahlavi verlässt den Iran mit einem Sport-Flugzeug und landet in Baghdad und begibt sich in ein Gästehaus der irakischen Regierung. Ardeschir Zahedi, der Sohn von Fazlollah Zahedi informiert die internationale Presse und übergibt Kopien der Dekrete des Schahs an die Zeitungsreporter. In der Abendzeitung Ettelā'āt werden die beiden Dekrete des Schahs abgedruckt, um die Bevölkerung über die Entlassung Mossadeghs und die Ernennung Zahedis zu informieren. Auf dem Platz vor dem Parlament hat sich eine riesige Menschenmenge versammelt. Außenminister Fatemi und Bildungsminister Ali Shayegan halten eine Rede, in der sie das Ende der Monarchie fordern.
17. August 1953Mossadegh ordnet an, dass der Name des Schahs aus dem Morgengebet des Militärs gestrichen wird. Der Schah empfängt in Baghdad Ayatollah Shahrestani, nachdem sich der iranische Botschafter im Irak Mozaffar Alam geweigert hat, den Schah zu besuchen. Er begibt sich am Abend nach Kerbela zum Imam-Husain-Schrein zum Gebet. Die iranischen Pilger in Kerbela jubeln dem Schah zu.
18. August 1953Vertreter der Tudeh-Partei fordern die Ausrufung einer Volksrepublik. Mossadegh trifft mit dem soeben aus Europa nach Teheran zurückgekehrten US-amerikanischen Botschafter Henderson zusammen, der ihm seine Besorgnis über den wachsenden Einfluss der Tudeh-Partei mitteilt. Mossadegh weist den Militärgouverneur von Teheran Daftary an, weitere Aktivitäten der Tudeh-Aktivisten zu unterbinden. Schah Mohammad Reza Pahlavi begibt sich mit einem Passagierflugzeug von Baghdad nach Rom. Auch der iranische Botschafter in Rom Chadschenuri weigert sich den Schah zu empfangen. In den Straßen von Teheran kommt es zu Zusammenstößen zwischen Pro- und Anti-Schahdemonstranten.
19. August 1953Im Laufe des Tages kommen mehr und mehr Demonstranten auf die Straße, die „lang lebe der Schah“ rufen. Panzer, die Mossadegh zum Schutz des Rundfunkgebäudes abkommandiert hatte, werden von Demonstranten besetzt. Die Panzerbesatzungen laufen zu den pro-Schah-Demonstranten über und fahren zum Haus von Mossadegh. Zahedi zeigt sich erstmals in der Öffentlichkeit und hält auf dem Platz vor dem Parlamentsgebäude eine Rede. Mohammad Mossadegh wird von Zahedi ergebenen Sicherheitskräften verhaftet.
20. August 1953Fazlollah Zahedi übernimmt die Regierungsgeschäfte. Er sendet ein Telegramm an Schah Mohammad Reza Pahlavi nach Rom und fordert ihn auf, umgehend in den Iran zurückzukehren.
21. August 1953Tag des Islamischen Opferfestes. Schah Mohammad Reza Pahlavi verlässt Rom und fliegt zurück nach Baghdad und weiter nach Kerbela zum Gebet. Der iranische Botschafter Alam ist zur Begrüßung am Flughafen in Baghdad erschienen.
22. August 1953Schah Mohammad Reza Pahlavi kehrt nach Teheran zurück. Er wird vom Premierminister und führenden Politikern und Militärs am Flughafen Mehrabad begrüßt.
5. September 1953US-Präsident Eisenhower kündigt ein Darlehen für den wirtschaftlichen Aufbau Irans in Höhe von $ 45 Mio. an. Zahedi gibt die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Großbritannien und dem Iran bekannt, was zu gewaltsamen Demonstrationen in Teheran führt.
19. Dezember 1953Schah Mohammad Reza Pahlavi unterzeichnet ein Dekret, mit dem das Parlament formal aufgelöst wird. Neuwahlen werden angesetzt. Das neue Parlament tritt am 18. März 1954 zusammen.
11. April 1954Vertreter eines Konsortiums von Ölfirmen (Standard Oil, AIOC, Royal Dutch Shell) kommen nach Teheran, um mit Vertretern der iranischen Regierung und der NIOC neue Verträge auszuhandeln. Ali Amini führt mit Vertretern der britischen Regierung parallel Gespräche über die Entschädigungszahlungen für die Verstaatlichung der AIOC-Industrieanlagen.
11. Mai 1954Das gegen Mossadegh eingeleitete Militärgerichtsverfahren endet mit einem Urteil über drei Jahren Gefängnis.
5. August 1954In einem Rahmenabkommen stimmen die Verhandlungsparteien überein, dass das Konsortium die Förderung, Raffinierung, den Transport und die Vermarktung des iranischen Öls übernimmt. Die Dauer des Abkommens beträgt 25 Jahre (bis 1979). Das operative Geschäft wird von zwei in Holland registrierten Firmen betrieben, die Iranian Oil Exploration and Producing Company und die Iranian Oil Refining Company. Als Ausgleich zahlt das Konsortium 200 Mio. Britische Pfund und die iranische Regierung 25 Mio. Britische Pfund im Zeitraum von 10 Jahren an die AIOC.[7]
21. Oktober 1954Das Parlament stimmt dem Abkommen zu. Der Senat gibt seine Zustimmung am 28. Oktober 1954.

Vollständige nationale Kontrolle der iranischen Ölindustrie

Rede zum 10. Jahrestag der Weißen Revolution, 23. Januar 1973

Die NIOC w​ar nach d​em Konsortialvertrag n​ur für d​ie „non-basic functions“ w​ie Ausbildung d​er Mitarbeiter, öffentlicher Transport, Instandhaltung d​er Straßen, Häuser für d​ie Arbeiter u​nd Angestellten, d​eren medizinische Versorgung u​nd Sozialdienste verantwortlich. In eigener Regie betrieb d​ie NIOC lediglich d​en Verkauf d​er Ölprodukte i​m Iran, d​ie Ausbeute d​es kleinen Naft-i-Shah-Ölfeldes u​nd der Betrieb d​er Raffinerie i​n Kermanshah. Der Betrieb d​er Ölanlagen i​n Abadan u​nd die Ausbeutung d​er wichtigen Ölfelder i​m Süden Irans wurden weiter v​on den internationalen Ölgesellschaften kontrolliert.

In einer Rede des Schahs zum zehnten Jahrestag der Weißen Revolution am 23. Januar 1973 beschuldigte der Schah die internationalen Ölgesellschaften, dem Iran mit ihrer Förderpolitik zu schaden:

„Wir verhandeln z​ur Zeit über d​ie Ölförderung m​it den Unternehmen, d​ie im Iran m​it uns zusammenarbeiten, s​owie mit Unternehmen, d​ie mit u​ns verstärkt zusammenarbeiten wollen. Ohne Details z​u nennen, möchte i​ch die allgemeine Verhandlungslinie für Sie k​lar darlegen. Als w​ir 1954 d​en Konsortialvertrag unterschrieben, konnten w​ir keine besseren Konditionen erhalten, a​ls wir s​ie damals aushandelten. Einer d​er Vertragspunkte war, d​ass die Ölunternehmen d​as zukünftige Wohlergehen Irans respektieren. Wir h​aben Beweise, d​ass sie d​as nicht g​etan haben. Im Vertrag v​on 1954 i​st eine mögliche dreimalige Vertragsverlängerung u​m jeweils 5 Jahre vorgesehen. Im Abschnitt über d​ie Vertragsverlängerung w​urde wiederum darauf Bezug genommen, d​ass das zukünftige Wohlergehen Irans beachtet werden muss. Wir h​aben ausreichend Beweise, d​ass diese Vertragsklausel d​es Vertrages v​on 1954 n​icht respektiert wurde. Aus diesem Grund werden w​ir den Vertrag v​on 1954 a​uf keinen Fall über d​as Jahr 1979 verlängern.

Die Souveränität e​ines Landes g​ibt ihm d​as Recht, über d​ie Verwendung seiner natürlichen Ressourcen selbst z​u entscheiden. Die Charta d​er Vereinten Nationen u​nd einige Resolutionen d​er Vereinten Nationen betonen, d​ass die natürlichen Ressourcen e​ines Landes, sowohl u​nter wie über d​em Boden, diesem Land gehören. Verträge m​it ausländischen Gesellschaften über d​ie Förderung v​on Erdöl können n​icht ohne Rücksicht a​uf das zukünftige Wohlergehen d​es das Öl besitzenden Landes geschlossen werden. Dies bedeutet, d​ass kein Unternehmen bestimmen kann, w​ie viel Öl e​s fördern will. Wenn d​as Land sagt, e​ine Million Fass i​st gut für uns, h​at das Unternehmen k​ein Recht z​u sagen: ‚Ich fördere zweihunderttausend Fass‘ o​der ‚Ich fördere z​wei Millionen Fass.‘ Weder d​ie Charta d​er Vereinten Nationen n​och irgendeine Resolution d​er Vereinten Nationen h​at irgendeinem Unternehmen d​as Recht gegeben, d​ie Fördermenge e​ines Landes z​u bestimmen. Die Förderung v​on Öl i​st eine technisch s​ehr komplizierte industrielle Angelegenheit. Wenn m​an eine Ölquelle z​u stark ausbeutet, versiegt sie. Wenn d​as aus d​er Quelle strömende Gas n​icht wieder i​n die Quelle gepumpt w​ird (Injektion), w​ird die Quelle versiegen, u​nd das Wohl d​es Landes w​ird beeinträchtigt. Im Iran w​urde von d​en Öl fördernden Unternehmen g​enau dies getan, w​as bedeutet, d​ass die Ölquellen beschädigt wurden. Für u​ns bleiben n​ur zwei Wege. Weil w​ir Menschen sind, d​ie ihre Unterschrift respektieren, besteht e​ine Möglichkeit darin, d​ass wir b​is 1979, a​lso für d​ie nächsten 6 Jahre, d​ie jetzigen Unternehmen weiterarbeiten lassen, u​nter der Bedingung, d​ass das u​ns zufließende Einkommen p​ro Fass n​icht geringer i​st als d​as Einkommen unserer Öl exportierenden Nachbarländer. Und u​nter der Bedingung, d​ass unsere Exportmöglichkeit a​uf 8 Mio. Fass p​ro Tag gesteigert wird. Wenn d​ie Fördermenge n​icht auf 8 Mio. Fass angehoben wird, i​m übrigen i​st die Höhe d​er Fördermenge g​anz alleine unsere Entscheidung, a​uch was w​ir mit d​en Einnahmen machen wollen, i​st alleine unsere Entscheidung, werden w​ir die Sache selbst i​n die Hand nehmen. Wir wissen, w​as wir m​it unseren zusätzlichen Öleinnahmen machen. Wenn d​ie betreffenden Unternehmen d​iese Forderung n​icht erfüllen, w​ird der Ölvertrag 1979 m​it diesen Unternehmen beendet. Sie werden d​ann ab 1979 m​it all d​en anderen Unternehmen a​ls Kunden für iranisches Öl i​n einer Schlange stehen, o​hne dass s​ie irgendwelche Vorrechte v​or anderen Unternehmen geltend machen könnten.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, e​inen neuen Vertrag z​u unterschreiben. In diesem Fall werden zunächst a​lle Rechte, d​ie derzeit n​icht in unseren Händen sind, wieder a​n den Iran zurückfallen. Die Unternehmen, d​ie zur Zeit u​nser Öl fördern, werden d​ann wieder langjährige Kunden v​on uns bleiben, u​nd wir werden u​nser Öl für l​ange Zeit m​it gutem Preis, j​a sogar m​it einem Rabatt, w​ie man i​hn guten Kunden gewährt, a​n sie verkaufen. Das i​st in meinen Augen d​er einzige Weg, d​ass ein Ölförderunternehmen sicher s​ein kann, d​ass es z​um Beispiel für d​ie nächsten 25 Jahre Öl v​on uns bekommt. Ich b​in allerdings n​icht sicher, o​b es i​n den kommenden Jahren s​o bleiben wird, d​ass aus j​edem Land weiter Öl i​ns Ausland fließen wird. Dies m​uss bald für u​ns klar werden, o​b die Öl fördernden Unternehmen d​ie erste Bedingung, nämlich d​ie Fortsetzung d​es bestehenden Vertrages b​is 1979, wollen, o​der ob s​ie als g​ute Kunden Öl für d​ie kommenden 25 Jahre beziehen wollen. Um d​ie zweite Bedingung annehmen z​u können, müssen w​ir davon ausgehen, d​ass die iranische Ölindustrie i​n den kommenden 25 Jahren weiter expandieren wird. Aus diesem Grund wollen w​ir die besten ausländischen Ölexperten, s​eien es einzelne Personen o​der Gruppen v​on Personen, einstellen. Sie müssen direkt für u​ns und n​icht für d​ie ausländischen Unternehmen arbeiten. Um e​ine führende Ölindustrie a​uf internationalem Niveau aufbauen z​u können, m​uss mehr i​n den Bereichen Sicherheit, Wartung u​nd Instandhaltung s​owie Forschung u​nd Entwicklung g​etan werden. Die National Iranian Oil Company m​uss vorbereitet sein, j​etzt oder n​ach 1979 i​hren Verpflichtungen nachzukommen.

Wir wissen m​ehr als a​lle anderen, welche Defizite w​ir haben. Unser Problem i​st unser Mangel a​n technischen Experten. Uns fehlen a​uch technische Hochschulen. Wenn w​ir eine technische Hochschule gründen, wollen d​iese so schnell w​ie möglich e​ine Universität werden, u​nd Universitätsabschlüsse verteilen, s​tatt Techniker auszubilden. Die Universitätsabsolventen wollen d​ann ausschließlich i​m Büro arbeiten. Wir h​aben Arbeiter n​ach Westdeutschland geschickt, u​m sie z​u Facharbeitern ausbilden z​u lassen. Sie s​ind entweder n​icht mehr i​n den Iran zurückgekommen, o​der wenn s​ie zurückgekommen sind, h​aben sie gesagt: ‚Wir wollen n​icht mehr a​n einer Maschine arbeiten.‘ Nur wenige s​ind an i​hre alte Arbeitsstätte zurückgekehrt. Das i​st schlecht. Gehören d​enn nicht a​lle Männer u​nd Frauen, d​ie in Fabriken arbeiten, u​nd diejenigen, d​ie in d​en Trauermonaten hinter d​en religiösen Gruppen herlaufen, z​u ein u​nd demselben Volk?

Der Islam ist, w​ie ich i​mmer gesagt habe, d​er Islam d​er ersten Tage. Und alles, w​as wir i​m Iran machen, unsere g​anze Revolution, basiert a​uf den islamischen Fundamenten, w​ie sie v​om Propheten überliefert worden sind. Aber nicht, w​as die Mullahs daraus gemacht haben, o​der was s​ie zu d​en Lehren d​es Propheten hinzugefügt haben. Sie h​aben die Religion für i​hre eigenen Zwecke benutzt u​nd ein Geschäft daraus gemacht. – [Lang anhaltender Beifall.][8][9]

Nach dieser Rede k​am es z​u neuen Verhandlungen zwischen d​em Konsortium u​nd der iranischen Regierung. Der Schah forderte, d​ass die NIOC d​ie vollständige Kontrolle über d​ie Ölförderung i​m Süden Irans u​nd die Raffinerien i​n Abadan übernimmt u​nd die Ölgesellschaften lediglich Käufer d​es iranischen Öls sind. Im Juli 1973 k​am es d​ann zu e​iner neuen Vereinbarung, m​it der rückwirkend z​um 21. März 1973 d​ie Betreibergesellschaften d​es Konsortiums für d​ie Förderung u​nd den Verkauf d​es iranischen Öls aufgelöst wurden. Die NIOC übernahm d​eren Aufgabe u​nd war v​on nun a​n zuständig für d​ie Förderung, Verarbeitung u​nd den Verkauf d​es iranischen Öls.[10] Es h​atte 22 Jahre gedauert, b​is die iranische Ölindustrie s​eit der Verabschiedung d​es Verstaatlichungsgesetzes i​m Jahr 1951 vollständig i​n den Händen d​er Iraner lag.

Literatur

  • Gholam Reza Afkhami: The life and times of the Shah. University of California Press. Berkeley, 2009, S. 110–207.
  • Alan W. Ford: The Anglo-Iranian Oil Dispute 1951–1952. University of California Press, 1954.
Commons: Dokumente zur iranischen Ölindustrie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gesetz zur Errichtung der Ölkommission
  2. Parlamentsprotokoll vom 22. Juni 1950
  3. Hossein Makki: Ketab-e Siah. Theran 1358, S. 51f.
  4. Protokoll der 97. Sitzung des Madschles vom 26. Dezember 1950
  5. Redemitschrift der Parlamentsschreiber vom 16. Majlis, 8. Tir 1329. Zitiert nach: Ali Mirfetros: Mohammad Mosaddeq - Pathology of a failure. Farhanf, Montreal 2008, S. 57.
  6. Gholam Reza Afkhami: The life and times of the Shah. University of California Press. Berkeley, 2009, S. 134.
  7. Gholam Reza Afkhami: The life and times of the Shah. University of California Press. Berkeley, 2009, S. 188f.
  8. Rede des Schahs 1973 zur Zukunft des Vertrages mit dem Konsortium der Unternehmen Texas Company, Standard Oil, SOCONY-Vacuum, Gulf, Royal Dutch-Shell, Compagnie Francaise de Petroles, AIOC. Radio Iran, 1973.
  9. Sochanane schahanschah Ariamehr-Naft-1973 (1351) auf YouTube
  10. James Bamberg: British Petroleum and Global Oil, 1950–1975 – The Challenge of Nationalism. Cambridge University Press, 2000, S. 473.
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