Brennstoffkreislauf
Unter dem Begriff Brennstoffkreislauf (Brennstoffzyklus) werden in der Kerntechnik zusammenfassend alle Arbeitsschritte und Prozesse bezeichnet, die der Versorgung und Entsorgung radioaktiver Stoffe dienen. Atomkraftgegner kritisieren den Begriff Kreislauf, da er fälschlich einen geschlossenen Stoffkreislauf suggeriert. Richtig ist vielmehr, dass auch bei Einsatz gegenwärtig verfügbarer Technologien von Wiederaufarbeitung stets radioaktive Abfälle entstehen. Daher verwendet man auch den Begriff Brennstoffkette als Alternative.[1]
Grundprinzipien
Der Betrieb von Kernkraftwerken erfordert eine Infrastruktur, die insbesondere die Versorgung mit Kernbrennstoff (siehe Brennelementefabrik) sowie die Lagerung der radioaktiven Abfälle umfasst.[2] Um eine Versorgung zu gewährleisten, muss unter anderem für den Abbau von Uranerzen, die Gewinnung des Urans aus den Erzen, die Anreicherung und die Herstellung von Brennelementen gesorgt werden. Die Abfallbehandlung umfasst den Abtransport abgebrannter Brennelemente aus Kernkraftwerken, ggf. die Abtrennung von wiederverwertbaren Spaltstoffen durch Wiederaufarbeitung, die Verpackung der radioaktiven Abfälle und deren Endlagerung.
So können folgende Verarbeitungsschritte zum Brennstoffzyklus eines Leichtwasserreaktors gerechnet werden:
- Erzabbau, Mahlen des Gesteins, Extraktion des Urans und Umwandlung in Yellow Cake (siehe Uranabbau)
- Konversion des Yellow Cakes in Uranhexafluorid
- Anreicherung von Uran-235 mittels Gasdiffusion, Ultrazentrifugen oder anderer Verfahren
- Konversion zu Urandioxid, Produktion von Urantabletten und Brennstäben
- Einsatz der Brennelemente im Reaktor
- Zwischenlagerung abgebrannter Brennelemente
- Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennelemente und Endlagerung verglasten hochradioaktiven Abfalls oder direkte Endlagerung abgebrannter Brennelemente
Laut Atomgesetz sind Transporte abgebrannter Brennelemente aus deutschen Kernkraftwerken zu Wiederaufarbeitungsanlagen seit dem 1. Juli 2005 nicht mehr zulässig.[3] Seit diesem Zeitpunkt ist also als Entsorgungsweg für abgebrannte Brennelemente in Deutschland ausschließlich die direkte Endlagerung ohne Wiederaufarbeitung möglich. Dadurch sind die verbrauchte Uranmenge und die anfallende Abfallmenge größer, das Risiko von Wiederaufarbeitung und Transport jedoch reduziert.
Bei Schwerwasserreaktoren fällt der Schritt der Anreicherung aus, da diese mit natürlichem Uran betrieben werden können. Aus einer Wiederverarbeitung von Brennelementen, die in Brutreaktoren verwendet werden sollen, können die Abfallmengen deutlich reduziert werden, da eine größere Anzahl an Isotopen wiederverwendet werden kann.
Weitere Produkte
Als Abfallprodukt bei der Uran-Anreicherung entsteht abgereichertes Uran. Für die Herstellung von 1 kg Uran mit einem Anreicherungsgrad von 5 % werden 11,8 kg natürliches Uran benötigt. Somit fallen 10,8 kg abgereichertes Uran als schwachradioaktiver Abfall an (geringere Radioaktivität als beim Natururan). Auf Grund dieser Tatsachen ist die Herstellung von Uranmunition eine Alternative zu Wolframcarbidmunition.
Proliferation von Kernwaffen
Beim Betrieb von Kernkraftwerken mit Uranbrennstoff entsteht unvermeidlich Plutonium. Dieses kann grundsätzlich für die Herstellung von Atombomben verwendet werden. Dafür geeignetes Plutonium, Waffenplutonium, kann aus dem abgebrannten Brennstoff mancher Kernkraftwerke mit chemischen Mitteln gewonnen werden; dieser Prozess ist unter Umständen weniger aufwändig und kostengünstiger als die Anreicherung von Uran. Ein weiterer Vorteil von Plutonium als Waffenmaterial ist die gegenüber Uran geringere Kritische Masse. Der Betrieb von Kernkraftwerken erhöht auf diese Weise das Risiko der Weiterverbreitung von Kernwaffen. Um dieses zu minimieren, wurden verschiedene internationale Verträge geschlossen. Der wichtigste dieser Verträge ist der Atomwaffensperrvertrag. Als weitere Maßnahmen gibt es Beschränkungen bei der Lieferung entsprechender Technologien in Krisenländer (siehe z. B. Irakisches Atomprogramm).
Siehe auch
Weblinks
- Webseite des Wirtschaftsverbands Kernbrennstoffkreislauf e.V. mit Links zu Unternehmen aus dem Bereich des Brennstoffkreislaufs
Einzelnachweise
- Atomausstieg-sofort: Uranabbau und Uranexport – ein „Kreislauf“ mit Nebenwirkungen (PDF; 950 kB) von Eric Tschöp, abgerufen am 16. Juni 2011.
- Jürgen Grunwald: Das Energierecht der Europäischen Gemeinschaften. 2003, ISBN 978-3-89949-078-7 (Seite 71 in der Google-Buchsuche).
- Gesetz über die friedliche Verwendung der Kernenergie und den Schutz gegen ihre Gefahren (Atomgesetz) § 9a, abgerufen am 7. Juni 2017.