Humides Klima
Humides Klima (von französisch humide, in gleicher Bedeutung wie lateinisch umidus: "feucht, nass, wässerig") bezeichnet feuchte und nasse Klimate, in denen die Summe der jährlichen Niederschläge im 30-jährigen Mittel größer ist als die gesamte mögliche Verdunstung über unbelebte Flächen und die Pflanzenoberflächen (Evapotranspiration). Dies hat eine Erhöhung der Luftfeuchtigkeit zur Folge. Das Gegenteil ist das Aride Klima. Zudem richtet sich die Einteilung in Humidität und Aridität nach dem Ariditätsindex (auch: Trockenheitsindex).[1] Ist der Zahlenwert des Monatsniederschlags mehr als zweimal so groß wie die Monatsmitteltemperatur, ist der Wasserhaushalt humid.
Nach Walter und Lieth
Vereinfacht sind humide Monate in einem Klimadiagramm nach Walter und Lieth durch eine Niederschlagskurve, die oberhalb der Temperaturkurve liegt, gekennzeichnet. Es wird außerdem unterschieden zwischen:
- semihumidem Klima: Niederschlag > Verdunstung gilt für 6 bis 9 Monate im Jahr
- vollhumidem (panhumiden) Klima: Niederschlag > Verdunstung gilt für 10 bis 12 Monate im Jahr
Es ist das Gegenteil des ariden Klimas. Der Unterschied zwischen humiden und ariden Klimazonen kann leicht verdeutlicht werden: Stellt man einen halbvollen Eimer Wasser nach draußen, so wird der Eimer in einem ariden Klima bald leer sein, das Wasser ist verdunstet. Im humiden Klima dagegen wird der Eimer irgendwann überlaufen.
Europa ist bis auf den semiariden Mittelmeerraum als humid anzusehen.
Nach Köppen und Geiger (effektive Klimaklassifikation)
In der effektiven Klimaklassifikation nach Köppen/Geiger bildet der vollhumide Klimatyp eine Spezifizierung anderer Grundklimata. Sie wird mit f an zweiter Stelle gekennzeichnet. Hierbei wird nicht zwischen voll- und semiarid, sondern die nicht vollhumiden Typen nach sommertrocken (s) und wintertrocken (w) klassifiziert, sowie die Unterform des Monsunklimas (m) ausgeschieden.
Im vollhumiden Klimatyp sind alle Monate feucht; der trockenste Monat im A-Klima (tropisches Regenklima) hat mindestens 60 mm Niederschlagsmenge.
Auch nach diesem Schema zählt fast ganz Europa zum vollhumiden Typ (Cfb im Westen, Dfb im Osten, Dfc im Norden, Dfa im äußersten Osten), außer dem Mittelmeerraum, der als sommertrocken (Csa, Csb) eingestuft ist.
Nach Lauer, Rafiqpoor und Frankenberg (ökophysiologische Klimaklassifikation)
Die ökophysiologische Klimaklassifikation definiert die Humidität bzw. Aridität nach der Dauer der hygrischen Vegetationszeit in Monaten.
Lauer und Frankenberg definieren folgende Klassen:
- subhumid: 5 bis 6 humide Monate
- humid: 7 bis 9 humide Monate
- perhumid: 10 bis 12 humide Monate
Nach Lang
Der Geologe Richard Lang definierte 1915 den Regenfaktor, bei dem er die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge mit der Durchschnittstemperatur in Beziehung setzte und damit einen Indikator für die Aridität/Humidität einer Region und ihren Effekt auf die Bodenbildung zu haben. Er legte folgende Faktoren fest:[2]
- semihumid: 60 bis 100 (ergibt z. B. bei einer Jahresmitteltemperatur von 15 °C Niederschläge von 900 bis 1500 mm/Jahr)
- humid: 100 bis 160 (ergibt z. B. bei 10 °C Niederschlagsmengen von 1000 bis 1600 mm/Jahr)
- perhumid: über 160 (ergibt z. B. bei 20 °C Jahresniederschläge über 3200 mm)
Siehe auch
- Seeklima
- Kontinentalklima
- Klimaklassifikation – ein Überblick
Weblinks
- Arid oder humid? bei eskp.de
Einzelnachweise
- Glaser, R., Ch. Hauter, D. Faust, R. Glawion, H. Saurer, A. Schulte & D. Sudhaus (2010): Physische Geographie kompakt. Heidelberg: Spektrum. ISBN 978-3-8274-2059-6.
- Paul Schaufelberger: Klimasystematik Caldas-Lang-Vilensky in Klima, Klimaboden und Klimavegetationstypen, Tab. 5, S. 41, pdf-Version, vermutlich 1958, abgerufen am 17. Oktober 2020.