Urmia
Urmia (persisch ارومیه Orūmīyeh; aserbaidschanisch Urmu, Urumiyə; türkisch Urmiye; kurdisch ورمێ Wurmê, Urmê; syrisch ܐܘܪܡܝܐ), zwischenzeitlich auch Rezaieh (رضائیه Rezaiyeh) genannt, ist eine Stadt im Nordwesten Irans. Die Hauptstadt der Provinz West-Aserbaidschan liegt am Westufer des Urmiasees rund 800 Kilometer nordwestlich der Landeshauptstadt Teheran.
Urmia | |||
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Basisdaten | |||
Staat: | Iran | ||
Provinz: | West-Aserbaidschan | ||
Koordinaten: | 37° 33′ N, 45° 4′ O | ||
Höhe: | 1324 m | ||
Einwohner: | 736.224[1] (2016) | ||
Vorwahl: | 441 | ||
Zeitzone: | UTC+3:30 | ||
Bei der Volkszählung 1996 hatte Urmia 435.200 Einwohner. Im Jahr 2006 wurde die Zahl der Einwohner auf 623.143 geschätzt und 2016 bei 736.224 wiedergegeben.[2] Die Bevölkerung betrachtet sich mehrheitlich als Aserbaidschaner.[3][4] Daneben gibt es noch Kurden, Perser und christliche Armenier sowie Chaldo-Assyrer (auch Aramäer genannt), die zu verschiedenen syrischen Kirchen gehören, vor allem zur chaldäisch-katholischen Kirche und zur Assyrischen Kirche des Ostens.
Der Name Urmia leitet sich von den syrisch-aramäischen Wörtern ur ‚Stadt‘ und mia ‚Wasser‘ ab und bedeutet ‚Stadt am Wasser‘.
Urmia ist ein Hochschulstandort der Islamischen Azad-Universität, deren Institut für Landwirtschaft international bekannt ist. Die Stadt liegt in einer fruchtbaren Gegend, in der Obst wie Äpfel oder Tabak angebaut werden. 15 Kilometer nördlich liegt der Flughafen Urmia.
Geschichte
Der Geburtsort von Zarathustra, dem Begründer der altpersischen zoroastrischen Religion, lag nach manchen Berichten in der Nähe von Urmia; aber das ist umstritten.[4]
Viele Jahrhunderte gehörte Urmia den verschiedenen iranischen Dynastien, bis die Oghusen im 11. Jahrhundert die Gegend eroberten. 1184 eroberten die Seldschuken die Stadt. Die Osmanen kontrollierten die Stadt auch mehrmals.
Spätestens seit dem 12. Jahrhundert ist Urmia Sitz christlicher (Erz-)Bischöfe der „Kirche des Ostens“.
Später etablierte sich ein 'Khanat Urmia'. 1759 griff das Khanat Urmia unter Khan Fatali das Khanat Karabach an. Mit seiner 30.000 Mann starken Armee konnte er die armenische Fürsten von Jraberd und Talysch unterwerfen. Nach sechsmonatiger Belagerung von Panahabad zog sich Fatali wieder zurück.
1835 wurde eine christlich-protestantische Mission von Amerikanern eingerichtet, später eine katholische der Lazaristen. Mit ihrer Hilfe wurde der regionale neu-syrische Dialekt zur Schriftsprache.
Die Stadt wurde 1880 vom kurdischen Führer Scheich Ubeydallah angegriffen.
Die Christen verschiedener Konfessionen (hauptsächlich Assyrer und Armenier) machten 1900 mehr als 40 % der Bevölkerung in den Dörfern der Gegend um Urmia aus.[5] Die ostsyrischen Nichtkatholiken besaßen 1913 im Distrikt drei Bischöfe: Eliya von Tergawar (in Gemeinschaft mit der Russischen Orthodoxen Kirche), Dinkha von Tis und Ephrem von Urmia.
Im Laufe des Ersten Weltkrieges begingen Truppen aus dem Osmanischen Reich mit kurdischer und iranischer Unterstützung Massaker an der christlichen Zivilbevölkerung – den Völkermord an den Assyrern und Aramäern. Der für die von Rom unabhängige „Kirche des Ostens“ in Urmia tätige Bischof Mar Dinkha von Tis verlor sein Leben am 23. Februar 1915. Im Juli 1918 wurden der katholische Chaldäer-Erzbischof von Urmia, Thomas Audo, der päpstliche Delegat Jacques-Emile Sontag und viele weitere getötet, entführt oder zur Flucht gezwungen. Nur wenige kehrten zurück oder kamen hinzu, so dass die Christen heute eine religiöse Minderheit bilden.
Das Erzbistum Urmia-Salamas der Chaldäisch-katholischen Kirche mit seiner Kathedrale der Heiligen Muttergottes besteht bis zur Gegenwart (ca. 4500 Gläubige). Der Bischofssitz Urmia der mit der Russischen Orthodoxen Kirche unierten Assyrer ging mit den Verfolgungen 1918 unter.[6] Es steht aber noch die vor dem 7. Jahrhundert erbaute und Anfang der 1960er Jahre erneuerte Kirche Nane Maryam der Assyrischen Kirche des Ostens. 2012 gab es in der Stadt eine Restgemeinde von etwa 5000 assyrischen Christen.[7] Die Armenier der Stadt wiederum konnten 2002 die rekonstruierte St.-Stephanus-Kirche wiedereröffnen.[8]
Verkehr
Die Stadt soll noch 2016 an die Bahnstrecke Maragha–Urmia angeschlossen werden, die in Maragha von der Bahnstrecke Teheran–Täbris abzweigt. Die neue Strecke wurde zwischen Maragha und Mahabad bereits 2015 in Betrieb genommen.
Klimatabelle
Urmia | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Urmia
Quelle: wetterkontor.de |
Söhne und Töchter der Stadt
- Abdul Rahman Ghassemlou (1930–1989), Vorsitzender der Demokratischen Partei Kurdistan-Iran von 1973 bis 1989
- Saeid Marouf (* 1985), iranischer Volleyballnationalspieler
Literatur
- Jean Maurice Fiey: Pour un Oriens Christianus Novus. Répertoire des diocèses syriaques orientaux et occidentaux. Steiner, Stuttgart 1993, ISBN 3-515-05718-8, S. 141 f. (französisch).
- H. L. Murre-van den Berg: From a Spoken to a Written Language. The Introduction and Development of Literary Urmia Aramaic in the Nineteenth Century (= Publication of the „De Goeje Fund“. Band 28). NINO, Leiden 1999 (englisch).
- Wilhelm Baum, Dietmar W. Winkler: Die Apostolische Kirche des Ostens. Geschichte der sogenannten „Nestorianer“. Klagenfurt 2000 (englisch: The Church of the East. A concice history. London/New York 2000.).
- James Farwell Coakley: Manuscripts for sale: Urmia, 1890-2. In: Journal of Assyrian Academic Studies. Band 20, Nr. 2, 2006, S. 3–17 (englisch).
- Martin Tamcke: Ein Brief des Lazarus Jaure aus Frühjahr 1916 zu den Geschehnissen in Urmia. In: Martin Tamcke, Andreas Heinz (Hrsg.): Die Suroye und ihre Umwelt. Lit-Verlag, Münster 2005, S. 59–72.
Weblinks
Einzelnachweise
- Bevölkerungsdaten der Großstädte Irans (2010) (Memento des Originals vom 2. Oktober 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (MS Excel; 125 kB) Tabelle auf Website der Provinzverwaltung Süd-Khorassan (persisch)
- Iran: Größere Städte - Einwohnerzahlen in Karten und Tabellen. Abgerufen am 22. Januar 2018.
- britannica.com
- Orumiyeh. In: LookLex Encyclopaedia (englisch)
- Arianne Ishaya: From Contributions to Diaspora: Assyrians in the History of Urmia, Iran, nineveh.com
- Iran Semitic Language Groups
- Agnes Tandler: Im Iran gibt es immer weniger Christen – Das größte Problem ist die Auswanderung. Domradio, 10. Dezember 2012.
- Ուրմիայում օծվել է Ս.Ստեփանոս վերակառուցված եկեղեցին [Die rekonstruierte St.-Stepanos-Kirche wurde in Urmia geweiht]. Armenpress, 9. September 2002.