Gepard
Der Gepard [ˈgeːpart/geˈpart] (Acinonyx jubatus) ist ein hauptsächlich in Afrika verbreitetes Raubtier, das zur Familie der Katzen gehört. Die in ihrem Jagdverhalten hoch spezialisierten Geparde sind die schnellsten Landtiere der Welt. Damit verbunden gibt es in Gestalt und Körperbau deutliche Unterschiede zu anderen Katzenarten, weshalb dem Gepard traditionell eine Sonderstellung in der Verwandtschaft eingeräumt wurde. Genetische Untersuchungen zeigten jedoch, dass diese entwicklungsgeschichtlich nicht gerechtfertigt ist; die nächsten Verwandten des Gepards sind amerikanische Katzen (Pumas).
Gepard | ||||||||||||
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Gepard (Acinonyx jubatus) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name der Gattung | ||||||||||||
Acinonyx | ||||||||||||
Brookes, 1828 | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Art | ||||||||||||
Acinonyx jubatus | ||||||||||||
(Schreber, 1775) |
Das Wort Gepard stammt über das französische guépard vom italienischen gattopardo ab, das sich aus gatto für ‚Katze‘ und pardo für ‚Panther‘ zusammensetzt.[1] Der Gattungsname Acinonyx wiederum besteht aus den griechischen Wörtern ἀκίνητος akínetos, deutsch ‚unbeweglich‘ und ὄνυξ ónyx, deutsch ‚Kralle‘.
Merkmale
Das Gepardfell hat eine goldgelbe Grundfarbe, wobei die Bauchseite meist deutlich heller ist. Es ist mit schwarzen Flecken übersät, die deutlich kleiner sind als die eines Leoparden und keine Rosetten bilden. Das Gesicht ist dunkler und ungefleckt, trägt aber zwei schwarze Streifen, die von den Augen zu den Mundwinkeln laufen (Tränenstreifen).
In Bezug auf die Fleckung ähnelt der Gepard zwar dem Leoparden, in seiner Gestalt unterscheidet er sich jedoch beträchtlich von ihm wie auch von allen anderen Katzen. Geparde haben extrem lange, dünne Beine und einen sehr schlanken Körper, der dem eines Windhundes sehr ähnelt. Der Kopf ist klein und rund, der Schwanz lang. Die Pfoten tragen dicke, schuppige Sohlen; die Krallen sind nur bedingt einziehbar (daher der Gattungsname). Aufgrund seines Körperbaus ist der Gepard das schnellste Landtier der Welt. Er erreicht im Lauf bis zu 93 km/h[2], kann diese hohe Geschwindigkeit aber nur etwa ein bis zwei Sekunden durchhalten. Die durchschnittliche Spitzengeschwindigkeit des Gepards beim Sprint beträgt mit 53,11 km/h deutlich weniger als die höchste bisher gemessene, dies wird mit dem Erhalten einer möglichst hohen Manövrierfähigkeit erklärt.[3] Die Anatomie des Gepards ist auch in weiteren Punkten auf Schnelligkeit ausgelegt: seine Nasengänge sind erheblich verbreitert, so dass wenig Platz für das Gebiss bleibt, das gegenüber anderen Katzen stark verkleinert und damit eine relativ schwache Waffe ist. Auch Lungen, Bronchien und Nebennieren sind proportional stark vergrößert.
Ein Gepard erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 150 cm, hinzu kommen 70 cm Schwanz. Die Schulterhöhe beträgt 80 cm. Trotz dieser stattlichen Größe bringt er es nur auf ein Gewicht von 60 kg.
Nach neueren Untersuchungen gibt es nur zwei Unterarten oder gar nur zwei Populationen, nämlich den Afrikanischen und den Asiatischen Gepard. Zugleich stellte man eine auffällig niedrige genetische Variabilität mit Inzuchtraten fest, die beinahe denen von Labormäusen entsprechen; demzufolge vermutete man, die Geparde könnten auch gegenüber Krankheiten und Umweltveränderungen anfällig sein. Es ist jedoch noch nicht geklärt, ob diese genetische Einförmigkeit in freier Wildbahn einen wesentlichen Nachteil für die Tiere bedeutet.
Als weitgehend gesichert gilt, dass man ohne Abstoßungsreaktion Gewebe unter Geparden übertragen kann – etwas, das sonst nur bei genetischer Identität für möglich gehalten wurde (→ eineiige Zwillinge). Durch genetische und immunologische Untersuchungen konnte ermittelt werden, dass die heutigen Geparde Süd- und Ostafrikas wahrscheinlich alle von einer sehr kleinen Stammgruppe abstammen (→ genetischer Flaschenhals), die vor etwa 10.000 Jahren gelebt hat.[4][5] Damals starb der Amerikanische Gepard aus, und der Gewöhnliche Gepard entging offenbar nur knapp diesem Schicksal. Er breitete sich danach in den Savannen Afrikas und Asiens wieder aus (→ Purging) und konnte daher bis in unsere Zeit überleben. Diese Untersuchung genießt in Fachkreisen hohes Ansehen und wird mittlerweile als klassisches Beispiel in der Populationsgenetik benutzt.
Verbreitungsgebiet und Lebensraum
Der Gepard war einst über fast ganz Afrika mit Ausnahme der zentralafrikanischen Waldgebiete verbreitet; außerdem waren Vorderasien, die indische Halbinsel und Teile Zentralasiens besiedelt. Heute ist er fast nur noch in Afrika südlich der Sahara anzutreffen. In Asien gibt es winzige Restbestände, die von Ausrottung bedroht sind (siehe Unterarten). Der letzte Gepard wurde in Indien in den Jahren 1967/1968 gesichtet, und die Art galt seitdem als dort ausgestorben. Für November 2021 ist ein Wiederansiedlungsversuch von acht afrikanischen Tieren im Kuno-Nationalpark in Madhya Pradesh geplant.[6]
Geparde sind reine Savannen- und Steppentiere. Sie bevorzugen Bereiche mit hohem, Deckung bietendem Gras und Hügeln als Ausschaupunkten. Zu viele Bäume und Sträucher machen eine Landschaft für Geparde ungeeignet, da sie dort ihre Schnelligkeit nicht ausnutzen können. In Halbwüsten kommen Geparde dagegen gut zurecht, wenn sie genügend Beutetiere finden.
Aktuelle Populationsgröße und Schutzstatus
Man schätzt, dass noch etwa 7500 Geparde[7] in 25 afrikanischen Ländern in freier Wildbahn leben, wobei mit 3500 Individuen im südlichen Afrika die größte Subpopulation vorkommt (Namibia, Botswana, Südafrika). Weitere 60 bis 100 Tiere leben schätzungsweise im Iran (siehe Unterarten). Die meisten befinden sich nicht in Schutzgebieten, was vielfach zu Konflikten mit Viehzüchtern führt. Die Art wird auf der roten Liste der IUCN als „gefährdet“ gelistet, wobei die afrikanischen Unterarten als „gefährdet“ bis „stark gefährdet“, die asiatische Unterart als „vom Aussterben bedroht“ gelten. Zuchtprogramme in Zoos und die Anwendung von künstlicher Befruchtung sind erfolgreich. Die Sterblichkeit ist jedoch hoch. 2015 wurden 216 Geparde geboren. Davon starben 67, bevor sie 6 Monate alt waren (internationales Geparden-Zuchtbuch).
Unterarten
Man unterschied bisher üblicherweise fünf Unterarten des Gepards; von diesen leben vier in Afrika und eine in Asien. Alle Unterarten müssen als gefährdet eingestuft werden; zwei gelten sogar als vom Aussterben bedroht.
- Asiatischer Gepard (A. j. venaticus): Einst von Nordafrika nördlich der Sahara über Zentralasien bis Indien verbreitet; heute nur noch im Iran. Es gibt nach Schätzung der Iranischen Umweltbehörde etwa 60 bis 100 Tiere im Norden des Iran, vor allem im Kawir-Nationalpark, dem Touran-Nationalpark, dem Naybandan-Wildreservat und zwei weiteren Reservaten um die Wüste Dascht-e Kawir. Um den Schutz der stark vom Aussterben bedrohten Unterart zu verbessern, wurden einige Tiere mit GPS-Halsbändern ausgestattet.[8]
- Nordwestafrikanischer Gepard (A. j. hecki): Zu dieser Unterart werden meist alle Geparde des nordwestlichen Afrika gerechnet, bisweilen aber auch nur die westafrikanischen Vorkommen südlich der Sahara. Die Unterart kennzeichnet sich durch ein besonders blasses Fell, besitzt allerdings die typischen Augenstreifen. Der Gesamtbestand dürfte bei unter 250 Tieren liegen. Gesicherte Vorkommen existieren nur noch in den Staaten Algerien, Niger, Benin und Burkina Faso. In Algerien existieren nur noch wenige Tiere in der Zentralsahara im Bereich der Nationalparks Ahaggar und Tassili n’Ajjer. Grobe Schätzungen gehen von 20 bis 40 Tieren in diesem Bereich aus. Im Niger gibt es im Bereich des Aïr und Ténéré Naturreservates noch über 50 Geparde. Im Schutzgebiet wurden in den letzten Jahren regelmäßig ausgewachsene und junge Geparde beobachtet. Etwas südlich davon, um das Termit-Massiv, hält sich noch ein schrumpfender Bestand von etwa 30–40 Tieren. Außerhalb der Sahara existiert im Niger ein weiteres wichtiges Vorkommen im Gebiet des W-Nationalparks. Man geht von mindestens 15–25 Tieren in diesem Bereich aus, mit steigender Tendenz. Im angrenzenden Pendjari-Nationalpark in Benin dürften weitere 5–20 Exemplare leben. Wenige leben in dieser Region auf dem Territorium des Nachbarstaates Burkina Faso.[9]
- Nordostafrikanischer Gepard (A. j. soemmeringii): Nordostafrika, zwischen dem Tschadsee und Somalia. Blass gefärbt.[10] In Ägypten scheint die Unterart im Aussterben begriffen zu sein.[11]
- Ostafrikanischer Gepard (A. j. fearsoni): Östliches Afrika. Dieses Gebiet stellt neben dem Südlichen Afrika einen Populationsschwerpunkt dar. Das Östliche Afrika (Äthiopien, Südsudan, Uganda, Kenia und Tansania) besitzt etwa 2.500 ausgewachsene Geparde. Der wichtigste Reservatskomplex in diesem Bereich liegt im Serengeti-Ökosystem.[11]
- Südafrikanischer Gepard (A. j. jubatus): Südliches Afrika, das die Hochburg der heutigen Gepardpopulation darstellt. Im südlichen Afrika leben insgesamt etwa 4.500 ausgewachsene Tiere. Hier befinden sich mehrere Schutzgebiete, die große Populationen beherbergen, darunter der Kgalagadi-Transfrontier-Nationalpark, Chobe, Nxai-Pan, die Reservate im Okavangodelta, Etosha und Liuwa-Plain. Ein Großteil der Population lebt allerdings, ähnlich wie in Ostafrika, auch hier außerhalb von Schutzgebieten auf Farmland.[11]
Genetischen Analysen zufolge sind Südafrikanische und Ostafrikanische Geparde eng verwandt und nahezu identisch. Die übrigen Unterarten wurden diesbezüglich bisher nicht untersucht:[11] Deshalb erkennt die Cat Specialist Group der IUCN in ihrer im Jahr 2017 veröffentlichten Revision der Katzensystematik nur vier Unterarten an und synonymisiert A. j. fearsoni mit A. j. jubatus.[12]
Als weitere Unterart des Gepards galt lange der Königsgepard – ein Tier, dessen Existenz bis 1975 angezweifelt wurde. Die Flecken sind bei ihm zu Längsstreifen verschmolzen. Inzwischen steht fest, dass es sich hierbei nicht um eine Unterart (A. j. rex), sondern um eine seltene Mutation handelt, die über ein rezessives Gen vererbt wird. In einem Wurf können sich normal gefleckte Geparde zusammen mit Königsgeparden befinden. Königsgeparde sind in ganz Afrika verbreitet, und obwohl sie immer noch große Seltenheit haben, scheint ihre Anzahl in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich zugenommen zu haben. Biologen beobachten diese Entwicklung mit Interesse, da sie auf eine wachsende genetische Diversität bei den Geparden hinweist. Der Zoo Wuppertal beherbergte mit dem Weibchen Helen (auch Marula gerufen) das erste Exemplar eines Königsgepards, das in Europa geboren wurde. Helen stammte aus der Zucht des Tiergartens Nürnberg und verstarb im Frühjahr 2010 an Nierenversagen.
Externe Systematik
Da sich der Gepard morphologisch und anatomisch sehr stark von anderen Katzen unterscheidet, war es bisher üblich, ihn in eine eigene Unterfamilie Acinonychinae zu stellen und weder den Groß- noch den Kleinkatzen zuzuordnen. Man sah in ihm eine Sonderentwicklung der Katzen, die er in konvergenter Evolution zu den Hunden nachvollzogen hatte. Allerdings können Geparde wie alle Kleinkatzen nicht brüllen; im Gegenteil, ihre sehr leisen Laute erinnern stark an die Lautäußerungen von Hauskatzen. Ebenso können Geparde wie alle Kleinkatzen beim Ein- und Ausatmen schnurren, was Großkatzen nicht können.
Neue genetische Untersuchungen haben nun zu der Erkenntnis geführt, dass der Gepard den anderen Katzen doch nicht so fernsteht und seine nächsten lebenden Verwandten mit ziemlicher Sicherheit der Puma und der Jaguarundi sein dürften.
Der Amerikanische Gepard (Miracinonyx) des Pleistozäns wurde bis vor kurzem für einen nahen Verwandten des rezenten Gepards gehalten. Tatsächlich sieht er diesem morphologisch sehr ähnlich. Es scheint sich jedoch vielmehr um eine Schwesterart des Pumas gehandelt zu haben, die sich aufgrund ähnlicher ökologischer Voraussetzungen konvergent zum afrikanisch-asiatischen Gepard entwickelte.[13]
Die ältesten Überreste des modernen Gepards (A. jubatus) stammen aus Afrika, doch wenig später erschien die Art auch in Eurasien. Die europäische Gepardart Acinonyx pardinensis aus dem Pleistozän war um einiges größer als heutige Geparde. Die letzten Funde dieser Art sind 500.000 Jahre alt und stammen aus den Mosbacher Sande bei Wiesbaden.
Katzen |
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Großkatzen |
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Kleinkatzen |
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Verwandtschaftsverhältnisse der Katzen nach O’Brien & Johnson 2008.[14]
Lebensweise
Sozialverhalten
Geparde sind tagaktive Tiere. Dadurch vermeiden sie weitgehend Begegnungen mit den eher nachtaktiven Löwen, Leoparden, Tüpfel-, Streifen- und Schabrackenhyänen, die Geparden leicht die Beute streitig machen können und auch eine große Gefahr für den Nachwuchs darstellen. Sie sind geselliger als die meisten anderen Katzen. Die Weibchen leben meistens allein – mit Ausnahme der Zeit, in der sie Junge führen. Männchen hingegen formen Verbände, in denen sie (meistens Wurfbrüder) zu zweit oder dritt leben. Selten gibt es größere Gepardgruppen von bis zu 15 Individuen. Männchen und Weibchen kommen nur zur Paarung zusammen und trennen sich gleich darauf wieder. Das Revier wird durch Urinmarkierungen abgegrenzt.
Fortpflanzung
Im Alter von etwa drei Jahren ist ein Gepard geschlechtsreif. Die Tragzeit beträgt etwa 95 Tage, ein Wurf besteht zumeist aus einem bis fünf Jungen. Es kommen aber auch Würfe mit bis zu acht Jungtieren vor.[15] Das Weibchen bringt sie in einem Bau zur Welt, in dem sie für etwa acht Wochen bleiben. Dies ist nötig, da Geparde nicht die körperlichen Voraussetzungen besitzen, ihren Nachwuchs erfolgreich gegen die stärkeren Großkatzen – Löwe und Leopard – oder auch Hyänen zu verteidigen. Die Jungen haben auf dem Rücken lange silbrige Haare, die wahrscheinlich der Tarnung dienen und die sie nach etwa drei Monaten rasch verlieren. Trotz dieser natürlichen Schutzvorrichtungen ist die Mortalität während des ersten Lebensjahres hoch; meistens fallen sie Raubfeinden zum Opfer. Haben sie die erste kritische Phase überstanden, können sie ein Lebensalter von 15 Jahren erreichen.
Ernährung und Jagd
Das Spektrum der Beutetiere eines Gepards ist für gewöhnlich nicht besonders breit und er gilt unter den mittelgroßen Katzenarten als am stärksten spezialisierte Art. Seine bevorzugte Beute sind kleinere Huftierarten wie Gazellen und Böckchen und seine Verbreitung ist eng an das Vorkommen dieser Beutetiere gebunden.[16] In Ostafrika ernähren sich Geparde fast ausschließlich von Thomson-Gazellen, Grant-Gazellen und Impalas. Regional, vor allem in der Serengeti und im Kalahari-Gemsbok-Nationalpark, kann der Anteil der Thomson-Gazellen an der Beute mehr als 90 % betragen, im Kruger-Nationalpark und im Transvaal sind Impalas die Hauptbeute.[16] Zudem sind etwa 50 % der Beutetiere Jungtiere oder Heranwachsende.[16] Diese Antilopen sind leicht und sehr viel einfacher zu überwältigen als ausgewachsene Zebras oder Gnus, die für einen Gepard nahezu unbezwingbar sind. Allerdings werden die Jungtiere beider Arten gelegentlich von in der Gruppe jagenden Geparden überwältigt. Normalerweise halten sich die schnellen Jäger jedoch an Beutetiere unter 60 kg Körpergewicht, im Schnitt liegt das Gewicht der Beute bei weniger als 40 kg.[16] In Notzeiten jagt ein Gepard auch Hasen, Kaninchen und Vögel.
Zur Jagd pirschen sich Geparde in der Regel zunächst auf eine erfolgsversprechende Distanz an ihre Beutetiere heran. Teils treten sie dann mit einem lockeren Trab hervor, um in dieser Phase anhand des Verhaltens zu klären, welches Individuum genau die Beute sein soll.[17] Dann erfolgt der Angriff mit einer Geschwindigkeit von etwa 60 km/h. Die Angaben der Höchstgeschwindigkeit sind selbst bei wissenschaftlichen Quellen unterschiedlich und reichen von bis 93 km/h[2] bis 102 km/h.[10] Nahe beim Beutetier bremst der Gepard etwas ab, um besser auf ein etwaiges Hakenschlagen reagieren zu können.[18] Ob erfolgreich oder nicht, die Jagd ist auf jeden Fall nach wenigen hundert Metern bzw. im Schnitt 38 Sekunden beendet. Somit legt der Gepard – wie auch der Löwe – unter den Katzen zwar unüblich lange Strecken dabei zurück, innerhalb der Formen der Hetzjagd handelt es sich dennoch um das Gegenmodell zur ausdauernden Vorgehensweise z. B. von Wölfen und Hyänen. Bei Erreichen versucht der Gepard das Beutetier meist mit einem Prankenschlag ins Straucheln zu bringen und niederzureißen. Dann drückt er ihm mit den Zähnen die Kehle zu. Er zerbeißt also nicht die Nacken- oder Halswirbel, um seine Beute zu töten, sondern erstickt sie. Seine Erfolgsquote von 50 bis 70 % wird von keinem anderen einzeln jagenden Raubtier übertroffen, nur von rudelweise jagenden. Anschließend muss sich der Gepard erst einmal eine ganze Weile von der Anstrengung erholen, bevor er fressen kann. Während dieser Zeit kann es passieren, dass er die Beute an die stärkeren Raubtiere Tüpfelhyäne, Löwe oder Leopard verliert;[19] auch er selbst befindet sich dann in gewisser Gefahr.
Kulturgeschichte
Schon früh hat der Mensch es verstanden, Geparde zu dressieren und als Jagdbegleiter nutzbar zu machen. Deswegen hat man ihn für die Jagd abgerichtet, und er erhielt seinen synonym verwendeten Namen „Jagdleopard“. Sowohl in Mesopotamien als auch im alten Ägypten hat man – seit dem dritten vorchristlichen Jahrtausend – Geparde auf diese Weise verwendet. Im mittelalterlichen Europa war die Jagd mit Geparden ein Luxus, den man sich nur an Königshöfen leisten konnte. Da sich diese Katze aber in Gefangenschaft nicht vermehrte, musste man immer neue Geparde fangen. In den Golfstaaten sind Geparde beliebte Luxushaustiere, obwohl sie als Haustiere nicht geeignet sind. Zu ihrer Dezimierung trug außerdem bei, dass sie wegen ihres Fells getötet wurden.
Literatur
- Matto Barfuss: Leben mit Geparden. Naturbuch Verlag, Augsburg 1998, Goldmann, München 2005, ISBN 3-442-15311-5.
- Fritz Pölking, Norbert Rosing: Geparde. Die schnellsten Katzen der Welt. Tecklenborg, Steinfurt 1993, ISBN 3-924044-11-2.
- P. Leyhausen: Katzen. In: Grzimek’s Enzyklopädie. Band 3: Nagetiere, Raubtiere. Brockhaus – Die Bibliothek. Brockhaus Verlag, Leipzig/Mannheim 1997, ISBN 3-7653-6111-9.
- R. Conniff: Geparden – Die Geister der Savanne. In: National Geographic. Deutsche Ausgabe. Dezember 1999, S. 10. ISSN 0027-9358
- Luke Hunter, D. Hamman: Cheetah. Struik Publishers, Cape Town 2003, ISBN 1-86872-719-X.
- Gus Mills, M. Harvey: African Predators. Struik Publishers, Cape Town 2001, ISBN 1-86872-569-3.
- Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. 6. Auflage. Band 1, Johns Hopkins Univ. Press, Baltimore 1999, ISBN 0-8018-5789-9, S. 834.
- Richard D. Estes: The behaviour guide to African mammals. Chapter 21. Univ. of Calif. Press, Berkeley 1991, ISBN 0-520-05831-3, S. 377.
- Reinhard Künkel: Geparde: Ich nannte sie Tanu, Tatu und Tissa. In: Geo-Magazin. Hamburg 5/1978, S. 60–78. („Einen Monat lang lebte und jagte Reinhard Künkel in der Serengeti mit den schnellsten Landtieren der Erde.“). ISSN 0342-8311
Weblinks
- www.catsg.org: Artenprofil Gepard (Acinonyx jubatus); IUCN/SSC Cat Specialist Group (englisch)
- www.catsg.org: Artenprofil Asiatischer Gepard (Acinonyx jubatus venaticus); IUCN/SSC Cat Specialist Group (englisch)
- Website ausschließlich über Geparde auf Gepardenland.de
- Acinonyx jubatus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2006. Eingestellt von: Cat Specialist Group, 2002. Abgerufen am 11. Mai 2006.
- Sendermarkierung des Asiatischen Gepards im Iran (mit Foto)
- High-Speed-Videoaufnahmen von National Geographic
Einzelnachweise
- Etymologisches Wörterbuch des Deutschen von Wolfgang Pfeifer – Lemma Gepard Zuletzt abgerufen am 19. April 2020.
- Locomotion dynamics of hunting in wild cheetahs in der nature vom 12. Juni 2013
- Collars Reveal Just How Extreme Cheetahs Can Be aus National Geographic vom 12. Juni 2013
- M. Menotti-Raymond, S. J. O’Brien: Dating the genetic bottleneck of the African cheetah. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. 90(8), 1993, S. 3172–3176.
- Modellberechnung der genetischen Drift
- Soutik Biswas: Cheetah: The world's fastest cat is returning to India. BBC News, 7. Juni 2021, abgerufen am 7. Juni 2021 (englisch).
- Weise FJ, Vijay V, Jacobson AP, Schoonover RF, Groom RJ, Horgan J, Keeping D, Klein R, Marnewick K, Maude G, Melzheimer J, Mills G, van der Merwe V, van der Meer E, van Vuuren RJ, Wachter B, Pimm SL.: The Distribution and Numbers of Cheetah (Acinonyx jubatus) in Southern Africa. 2017. doi:10.7717/peerj.4096.
- Wildlife Conservation Society: Rare Cheetahs Get Big-Cat Bling (Memento vom 17. März 2007 im Internet Archive)
- Acinonyx jubatus ssp. hecki in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2012. Eingestellt von: Belbachir, F., 2008. Abgerufen am 10. Oktober 2012.
- M. E. Sunquist, F. C. Sunquist: Family Felidae (Cats). In: Don E. Wilson, Russell A. Mittermeier (Hrsg.): Handbook of the Mammals of the World. Band 1: Carnivores. Lynx Edicions, 2009, ISBN 978-84-96553-49-1, S. 155 f.
- Acinonyx jubatus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2012. Eingestellt von: Durant, S., Marker, L., Purchase, N., Belbachir, F., Hunter, L., Packer, C., Breitenmoser-Wursten, C., Sogbohossou, E. & Bauer, H., 2008. Abgerufen am 10. Oktober 2012.
- A. C. Kitchener, C. Breitenmoser-Würsten, E. Eizirik, A. Gentry, L. Werdelin, A. Wilting, N. Yamaguchi, A. V. Abramov, P. Christiansen, C. Driscoll, J. W. Duckworth, W. Johnson, S.-J. Luo, E. Meijaard, P. O’Donoghue, J. Sanderson, K. Seymour, M. Bruford, C. Groves, M. Hoffmann, K. Nowell, Z. Timmons, S. Tobe: A revised taxonomy of the Felidae. The final report of the Cat Classification Task Force of the IUCN/ SSC Cat Specialist Group. In: Cat News. Special Issue 11, 2017, S. 30–31.
- Ross Barnett, Ian Barnes, Matthew J. Phillips, Larry D. Martin, C. Richard Harington, Jennifer A. Leonard, Alan Cooper: Evolution of the extinct Sabretooths and the American cheetah-like cat. In: Current biology. 2005, Band 15(15), S. R589–R590. (PDF)
- Stephen J. O’Brien, Warren E. Johnson: Der neue Stammbaum der Katzen. In: Spektrum der Wissenschaft. 6/2008, S. 54–61.
- welt-der-katzen
- „Food and Feeding“. In: M.E. Sunquist, F.C. Sunquist: Family Felidae (Cats) In: Don E. Wilson, Russell A. Mittermeier (Hrsg.): Handbook of the Mammals of the World. Volume 1: Carnivores. Lynx Edicions, Barcelona 2009, ISBN 978-84-96553-49-1, S. 83–91; hier S. 86–87.
- http://www.gepardenland.de/jagd3.htm
- Gepard: Geschwindigkeit ist nicht alles. Artikel auf wissenschaft.de vom 4. September 2013.
- D. Scantlebury u. a.: Mammalian energetics. Flexible energetics of cheetah hunting strategies provide resistance against kleptoparasitism. In: Science. B. 346, 2014, S. 79.