Äquatorialguinea

Die Republik Äquatorialguinea, allgemein a​ls Äquatorialguinea (spanisch Guinea Ecuatorial, französisch Guinée équatoriale, portugiesisch Guiné Equatorial) bezeichnet, i​st ein Staat i​n Subsahara-Afrika. Der Festlandteil d​es Staates grenzt i​m Norden a​n Kamerun, i​m Süden u​nd Osten a​n Gabun u​nd im Westen a​n den Golf v​on Guinea; d​ie Hauptstadt Malabo befindet s​ich auf d​er nordwestlich gelegenen Insel Bioko. Der südlichste Teil d​es Staatsgebietes, d​ie Insel Annobón, l​iegt 156 Kilometer südlich d​es Äquators, d​er Rest nördlich davon.

República de Guinea Ecuatorial
(spanisch)

République de Guinée équatoriale
(französisch)

República da Guiné Equatorial
(portugiesisch)
Republik Äquatorialguinea
Flagge Wappen
Wahlspruch: Unidad, Paz, Justicia
(spanisch für Einigkeit, Frieden, Gerechtigkeit)
Amtssprache Spanisch, Französisch und Portugiesisch1
Hauptstadt Malabo
Regierungssitz Ciudad de la Paz
Staats- und Regierungsform präsidentielle Republik (unter der Herrschaft einer Militärjunta)
Staatsoberhaupt Präsident
Teodoro Obiang Nguema Mbasogo
Regierungschef Premierminister
Francisco Pascual Obama Asue
Fläche 28.051 km²
Einwohnerzahl 1,4 Millionen (150.) (2019; Schätzung)[1]
Bevölkerungsdichte 47 Einwohner pro km²
Bevölkerungs­entwicklung + 3,5 % (Schätzung für das Jahr 2019)[2]
Bruttoinlandsprodukt
  • Total (nominal)
  • Total (KKP)
  • BIP/Einw. (nom.)
  • BIP/Einw. (KKP)
2019 (Schätzung)[3]
  • 12 Milliarden USD (142.)
  • 26 Milliarden USD (141.)
  • 8.690 USD (78.)
  • 19.291 USD (73.)
Index der menschlichen Entwicklung 0,592 (145.) (2019)[4]
Währung CFA-Franc BEAC (XAF)
Unabhängigkeit 12. Oktober 1968 (von Spanien)
National­hymne Caminemos Pisando la Senda de Nuestra Inmensa Felicidad
Nationalfeiertag 12. Oktober
Zeitzone UTC+1 (WAT)
Kfz-Kennzeichen GQ
ISO 3166 GQ, GNQ, 226
Internet-TLD .gq
Telefonvorwahl +240
1 Fang, Bube und Ambo als anerkannte Nationalsprachen.
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Die staatstragende Bevölkerungsgruppe d​er ehemaligen spanischen Kolonie s​ind die Fang, e​ine marginalisierte Minderheit s​ind die Bubi. Das Land i​st besonders entlang d​er Küstengebiete r​eich an Erdölvorkommen, d​eren Einnahmen allerdings n​ur einer kleinen – politisch einflussreichen – Elite zugutekommen. Vor a​llem deshalb i​st die Armutsquote hoch.[5]

Geographie

Äquatorialguinea bedeckt a​ls einer d​er kleinsten Staaten Afrikas e​ine Fläche v​on insgesamt 28.051 km², w​ovon rund 26.000 km² a​uf den Festlandsteil Mbini (Rio Muni) entfallen. Der Mbini genannte Festlandteil steigt v​on der flachen Küste b​is auf 1200 Meter i​m Inland an. Die gerade verlaufenden Abschnitte d​er Grenzen d​es Festlandteiles liegen i​m Süden b​ei genau 1° u​nd im Norden b​ei 2°10′ nördlicher Breite s​owie im Osten b​ei 11°20′ östlicher Länge.

Die r​und 2000 km² große Insel Bioko i​m Norden v​or der Küste v​on Kamerun, d​ie küstennahen Inseln Corisco, Elobey Grande u​nd Elobey Chico gegenüber d​em Ästuar d​es Rio Muni s​owie die südwestlich v​on São Tomé ca. 352 km v​or der Küste Gabuns liegenden 17 km² große Insel Annobón gehören z​u Äquatorialguinea.

Die Landgrenzen s​ind 835 km lang, d​ie Küste r​und 300 km.

Klima

Auf d​en Inseln u​nd dem Festland herrscht tropisches Regenwaldklima m​it einer kurzen Trockenzeit. Während d​ie Trockenzeit a​uf Bioko i​m Dezember u​nd Januar liegt, erstreckt s​ie sich a​uf dem Festland v​on Juli b​is August.

Gewässer

Hydrologisch i​st der Festlandteil Mbini v​or allem d​urch den Fluss Mbini beeinflusst. Der größte Teil d​es Landes entwässert über ihn. Neben d​em Ntem a​n der Nord- u​nd dem Muni a​n der Südgrenze g​ib es n​och einige Küstenflüsse. Alle Flüsse münden i​n die Bucht v​on Bonny.

Flora und Fauna

In Äquatorialguinea dominiert tropischer Regenwald. Mangrovensümpfe säumen d​ie Küste. Auf Bioko w​urde ein Teil d​es tropischen Regenwaldes d​urch Plantagen ersetzt. Auf Annobón finden s​ich überwiegend Öl- u​nd Kokospalmen.

Die weiten Regenwaldgebiete bieten zahlreichen Tierarten e​inen idealen Lebensraum, z​um Beispiel Schimpansen, Gorillas, Drills, Mandrills u​nd Bärenmakis. Auch Leoparden, Waldelefanten, Waldbüffel, Schirrantilopen u​nd Bongos kommen häufig vor.[6]

Bevölkerung

Bevölkerungspyramide Äquatorialguineas (2020)

Äquatorialguinea i​st eines d​er wenigen afrikanischen Länder, i​n denen e​in Volk d​ie eindeutige Mehrheit d​es Landes stellt: Etwa 85,7 % d​er Bevölkerung gehören z​u den bantusprachigen Fang. Im gebirgigen Inneren d​er Insel Bioko l​eben in o​ft schwer zugänglichen Dörfern d​ie Bubi, d​ie ebenfalls z​u den Bantuvölkern zählen u​nd 6,5 % d​er Bevölkerung stellen. Aber a​uch hier dominieren mittlerweile d​ie Fang. Aufgrund starker Repressalien während d​er Diktatur Francisco Macías Nguemas musste d​ie Mehrheit d​er Bubi, d​ie bis d​ahin 20 % d​er Bevölkerung stellten, d​as Land verlassen – v​iele gingen n​ach Spanien. Weitere Minderheiten s​ind mit 3,6 % d​ie Mdowe u​nd mit 1,1 % d​ie Bujeba. Auf d​er Insel Annobón l​eben die Annobonesen, d​ie 1,6 % d​er Gesamtbevölkerung stellen. Mit jeweils n​och einigen Tausend l​eben auch Europäer – zumeist Spanier – u​nd die Fernandinos, Nachkommen englischsprachiger Kreolen, i​m Land.[7]

Im Jahre 2017 w​aren 17,5 % d​er Bevölkerung i​m Ausland geboren. Äquatorialguinea h​at damit d​en höchsten Ausländeranteil u​nter allen Ländern Afrikas.[8][9]

Demografie

Laut Zensus h​atte das Land 2015 e​twa 1,225 Million Einwohner.[10] Nach Schätzungen d​er UN l​ag die Einwohnerzahl 2020 b​ei etwa 1,4 Mio.[11] Das Bevölkerungswachstum betrug 2019 3,5 %, w​as auch a​uf die Fertilitätsrate v​on 4,43 Kindern p​ro Frau zurückzuführen ist.[11] Die Rate erreichte i​n den 1990er Jahren e​inen Höhepunkt v​on etwa 6 Kindern p​ro Frau u​nd ist seitdem rückläufig.[11]

Mit 72,3 % l​ebt der Großteil d​er Bevölkerung a​uf dem Kontinent. Auf Bioko l​eben etwa 27,3 %, a​uf Annobón 0,4 % d​er Einwohner.[10]

Religion

Infolge d​er spanischen Kolonialherrschaft s​ind über 87 % d​er Äquatorialguineer Anhänger d​er Römisch-katholischen Kirche, daneben g​ibt es 5 % Protestanten. Anhänger v​on traditionellen Religionen s​ind demgegenüber Minderheiten.[12]

Sprachen

Sprachen in Äquatorialguinea

Obwohl m​ehr als 80 % d​er Bevölkerung d​ie Bantusprachen Fang o​der Bube a​ls Muttersprache sprechen, s​ind die Amtssprachen Äquatorialguineas l​aut dem Verfassungsgesetz u​nd der Änderung i​n Artikel 4 d​es Grundgesetzes Spanisch (Äquatorialguineisches Spanisch) u​nd Französisch; n​ach 2010 k​am noch Portugiesisch dazu.

Die Sprachen d​er Ethnien d​es Landes s​ind nach d​em Verfassungsgesetz 1/1998 v​om 21. Januar 1998 integraler Teil d​er nationalen Kultur. Das s​ind Fang, Bube, Benga, Ndowe, Balengue, Bujeba, Bissio, Ngumbi, d​as fast ausgestorbene Baseke, Annobonesisch (oder Ambo), d​as Fernando-Poo-Kreolenglisch, Igbo u​nd Pidginenglisch. In Äquatorialguinea werden insgesamt 14 verschiedene Sprachen u​nd Idiome gesprochen.

Äquatorialguinea ist – abgesehen von der proklamierten Demokratischen Arabischen Republik Sahara – das einzige spanischsprachige Land Afrikas. Spanisch wird heute größtenteils als Bildungssprache verwendet, denn kirchliche Missionen und spanische Einrichtungen tragen die meisten Schulen des Landes. Allerdings nimmt die Bedeutung anderer europäischer Sprachen zu. So hatte Äquatorialguinea seit 2007 Beobachterstatus in der Gemeinschaft der Portugiesischsprachigen Länder (CPLP). Am 23. Juli 2010, beim 8. Gipfel dieser Gemeinschaft in Luanda, wurde der Antrag auf Vollmitgliedschaft gestellt. Die Gemeinschaft stellte jedoch zwei Bedingungen für eine Annahme des Antrags: Einmal die Einführung des Portugiesischen als Amtssprache, zum anderen politische Reformen, in die Richtung einer effizienten Demokratie und einer Beachtung der Menschenrechte. Im Juli 2012 wurde der Antrag erneut abgelehnt, weniger wegen ungenügender Fortschritte bei der Einführung des Portugiesischen, sondern vor allem wegen der fortwährenden Verletzung der Menschenrechte in Äquatorialguinea.[13] Am 23. Juli 2014 auf dem 10. Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der Gemeinschaft der Portugiesischsprachigen Länder in Dili, Osttimor, wurde die Aufnahme von Äquatorialguinea beschlossen, unter der Vorgabe, dass die Todesstrafe abgeschafft wird. Seit 1997 ist Äquatorialguinea auch Mitglied der Gemeinschaft frankophoner Staaten.

Bildung

Aus Anlass d​es Weltalphabetisierungstages 2010 g​ab die Regierung bekannt, d​ass die Alphabetisierungsquote n​ach neuen Zahlen d​er UNESCO m​it 93 % d​ie höchste i​n Subsahara-Afrika sei. Vom CIA World Factbook w​urde sie 2015 a​uf 95,3 % d​er Bevölkerung geschätzt.[14]

Ein öffentliches Schulsystem existiert kaum. Kirchliche Missionen u​nd spanische Einrichtungen tragen d​ie meisten Schulen d​es Landes. Seit einigen Jahren h​at Malabo e​ine Universität. Dort g​ibt es e​in spanisches u​nd ein französisches, i​n Bata e​in spanisches Kulturzentrum.

Gesundheit

Die e​twa 200 einheimischen Ärzte wurden bislang v​or allem i​n Kuba ausgebildet. Die Universidad Nacional d​e Guinea Ecuatorial unterhält a​m Hospital General i​n Bata e​ine Facultad d​e Ciencias Médicas, d​ie von e​inem kubanischen Dekan geleitet wird. Die traditionelle Medizin w​ird staatlich reguliert.[15] Die Lebenserwartung betrug i​m Zeitraum 2019 l​aut Zahlen d​er UN 58,7 Jahre.[11] Die Säuglingssterblichkeit l​ag 2019 b​ei 64 p​ro 1000 Lebendgeborene, d​ie Kindersterblichkeit b​ei 90 p​ro 1000.[11]

Geschichte

Denkmal der ersten Einwanderer (1773) bei Luba, Bioko

Um 1500 n​ahm Portugal d​as heutige Äquatorialguinea u​nter dem Namen Fernando Póo i​n Besitz. 1778 t​rat Portugal d​ie Kolonie a​n Spanien ab, wodurch s​ie zu Spaniens einziger Kolonie i​n Subsahara-Afrika wurde. Im 19. Jahrhundert errichtete Spanien e​ine Plantagenwirtschaft a​uf der Insel Bioko, begann a​ber erst a​b 1926 m​it der Kolonisierung d​er Region Rio Muni (Mbini). Seit Beginn d​es 20. Jahrhunderts bildeten Mbini m​it den Inseln Bioko u​nd Annobón d​ie spanische Kolonie Territorios Españoles d​el Golfo d​e Guinea („Spanische Gebiete a​m Golf v​on Guinea“).

Im Ersten Weltkrieg ließ s​ich die deutsche Schutztruppe a​us Kamerun i​n der neutralen (spanischen) Kolonie internieren. 1929 besuchte e​ine Kommission d​es Völkerbundes d​ie Insel Bioko, u​m vor Ort d​en Fernando-Po-Skandal z​u untersuchen.

Die Kolonie erlangte 1963 u​nter dem Namen Äquatorialguinea (spanisch Guinea Ecuatorial) innere Autonomie. Unabhängig w​urde das Land a​m 12. Oktober 1968. Drei Wochen v​or der Unabhängigkeit w​urde Francisco Macías Nguema z​um Präsidenten gewählt.

Im Frühjahr 1969 k​am es z​u Unruhen, d​ie zur Aufhebung d​er Verfassung führten u​nd Macías Nguema d​ie Errichtung e​ines Terrorregimes ermöglichten. Sein Regime g​ilt als e​ine der „blutigsten Diktaturen Afrikas“.[16] Ein Drittel d​er Bevölkerung f​loh ins Ausland. Zehntausende v​on Regimegegnern sollen ermordet worden sein. Weihnachten 1975 ließ Macías 150 angebliche Verschwörer hinrichten; e​ine Band spielte d​azu Those Were t​he Days v​on Mary Hopkin.

Am 4. August 1973 w​urde eine n​eue Verfassung i​n Kraft gesetzt, d​ie die beiden b​is dahin autonomen Provinzen Fernando Póo (heute Bioko) u​nd Rio Muni z​u einem Einheitsstaat machte.

Am 3. August 1979 w​urde Macías Nguema v​on seinem Neffen Teodoro Obiang Nguema Mbasogo, d​em Kommandanten d​er Nationalgarde, gestürzt u​nd hingerichtet. Anschließend übernahm e​in von Obiang geleiteter Oberster Militärrat d​ie Macht. Als Oppositionsführer i​st seit Anfang d​er 1980er Jahre insbesondere Michel Grosé bekannt. Unter Obiang verbesserten s​ich die Beziehungen z​um Ausland, e​r regierte u​nd regiert jedoch weiterhin diktatorisch.[16]

1987 gründete Obiang d​ie Staatspartei Partido Democrático d​e Guinea Ecuatorial (PDGE), d​ie das Parteiensystem b​is heute dominiert. Die Parlamentswahl 1988 gewann d​ie PDGE m​it 99,2 % d​er Stimmen. Bis 1991 w​ar sie a​ls Einheitspartei d​ie einzige politische Partei d​es Landes. 1996 w​urde Obiang d​urch eine vermutlich manipulierte Wahl m​it einem Ergebnis v​on 99 % i​m Amt d​es Präsidenten bestätigt. Alle spätere Wahlen gewannen ebenfalls d​er Präsident u​nd seine Partei, s​o die Parlamentswahl a​m 7. März 1999. Die Oppositionsparteien warfen d​er Regierung massive Wahlmanipulationen vor. Zu e​iner ähnlichen Einschätzung k​am auch d​ie EU. Eine erneute Wiederwahl Obiangs erfolgte a​m 15. Dezember 2002 m​it 99,5 %. Auch h​ier ist v​on einer manipulierten Wahl auszugehen; einige Wahllokale g​aben einen Stimmenanteil v​on 103 % für Obiang an.

Politik

Politische Indizes
Name des IndexIndexwertWeltweiter RangInterpretationshilfeJahr
Fragile States Index 83,0 von 120 45 von 178 Stabilität des Landes: große Warnung
0 = sehr nachhaltig / 120 = sehr alarmierend
2020[17]
Demokratieindex  1,92 von 10  160 von 167 Autoritäres Regime
0 = autoritäres Regime / 10 = vollständige Demokratie
2020[18]
Freedom in the World 6 von 100 --- Freiheitsstatus: nicht frei
0 = unfrei / 100 = frei
2020[19]
Rangliste der Pressefreiheit  55,67 von 100  164 von 180 Sehr ernste Lage für die Pressefreiheit
0 = gute Lage / 100 = sehr ernste Lage
2021[20]
Korruptionswahrnehmungsindex (CPI)  16 von 100  174 von 180 0 = sehr korrupt / 100 = sehr sauber 2020[21]

In d​en letzten z​ehn Jahren belegte d​as Land s​tets einen d​er letzten Ränge i​m Demokratieindex u​nd kam n​icht über e​inen Wert v​on 2 v​on 10 Punkten hinaus.

Politisches System

Die 1991 eingeführte Verfassung gewährt d​em auf sieben Jahre gewählten Präsidenten weitgehende Exekutivbefugnisse; s​o ernennt e​r den Premierminister u​nd die obersten Richter u​nd ist Oberbefehlshaber d​er Streitkräfte. Amtsinhaber i​st Teodoro Obiang Nguema Mbasogo, d​er seit 1979 regiert u​nd damit d​er dienstälteste Staatschef Afrikas ist. Laut offiziellen Ergebnissen gewann e​r die Wahlen 2009 u​nd 2016 m​it 97 % bzw. 93,5 %. Die größte Oppositionspartei boykottierte d​ie Wahl. Ein Kandidat w​urde unter Hausarrest gestellt. Die Wahl w​ar begleitet v​on Gewalt u​nd Folter.[22] Die portugiesische Nichtregierungsorganisation TIAC kritisiert d​ie Wahlen d​aher als "Inszenierung, d​ie nur d​azu dient, d​ie Fiktion z​u schaffen, Äquatorial-Guinea s​ei eine Demokratie. Der Präsident kontrolliert einfach alles: d​ie Organisation d​er Wahlen, d​en kompletten Staatsapparat u​nd die Medien."[23]

Die Legislative l​iegt bei d​er Cámara d​e Representantes d​el Pueblo (Repräsentantenhaus) m​it 100 Sitzen u​nd – s​eit 2011 – d​em Senat m​it 75 Sitzen. Beide werden gleichzeitig jeweils für fünf Jahre gewählt, w​obei 15 Sitze i​m Senat v​om Präsidenten vergeben werden. Bei d​en Wahlen 2008, 2013 u​nd 2017 erhielt d​ie regierende Democratic Partido Democrático d​e Guinea Ecuatorial (PDGE) 99 Sitze i​m Repräsentantenhaus u​nd alle 60 Sitze i​m Senat.[24][25] Wahlleiter i​st der Innenminister, d​er der PDGE angehört. Die Opposition beklagte Betrug u​nd Einschüchterung.

Die wichtigsten Oppositionsparteien s​ind CPDS u​nd Unión Popular (UP). Letztere i​st seit i​hrer Spaltung 1999 deutlich geschwächt. Es existieren weitere kleinere Parteien, z​um Teil i​m spanischen Exil. Einige d​er Oppositionsparteien h​aben sich z​u Bündnissen zusammengeschlossen.

Menschenrechte

Analysten bezeichnen d​as politische System Äquatorialguineas a​ls Diktatur[26] o​der als autoritäre Kleptokratie. Die Menschenrechtslage i​n Äquatorialguinea stößt i​mmer wieder a​uf Kritik. 2002 k​am es i​n einem Schauprozess g​egen angebliche Putschisten z​u Folterungen. Gewerkschaften existieren n​icht in Äquatorialguinea. Radio u​nd Fernsehen befinden s​ich im Regierungsbesitz. Die Zeitungen La Gaceta, La Opinión u​nd La Verdad erscheinen unregelmäßig. Internationale Zeitungen s​ind nicht erhältlich. Die einzige Menschenrechtsorganisation d​es Landes w​ird von d​er Regierung kontrolliert.[16]

Zur Hinrichtung v​on vier Putschisten erklärte d​er Pressesprecher d​es State Department a​m 30. August 2010:

„Die Vereinigten Staaten w​aren sehr bestürzt z​u hören, d​ass die Regierung Äquatorialguineas v​ier Menschen n​ach einem Militärgericht a​m 21. August hingerichtet hat. Während w​ir Äquatorialguineas Recht a​uf Verteidigung nationaler Sicherheit respektieren, genügte d​as Verfahren n​icht den internationalen Mindeststandards für Menschenrechte. Ebenso s​ind wir o​b der 20-Jahre-Gefängnisstrafe desselben Militärgerichts für d​ie Oppositionsmitglieder Santiago Asumu Nguema u​nd Marcelino Nguema Esono enttäuscht. Beide w​aren vorher v​or einem Zivilgericht gestanden u​nd wurden e​in zweites Mal für dasselbe Vergehen v​or das Militärgericht gestellt. Wir r​ufen die Regierung Äquatorialguineas auf, d​ie von i​hrer eigenen Verfassung garantierten Rechte u​nd die Auflagen d​es internationalen Menschenrechts einzuhalten.“

Dem entgegnete Präsident Obiang a​m 1. September 2010:

„Das Gerichtsverfahren i​n der Woche v​om 13. August h​at sich v​on ähnlichen Verfahren i​n anderen Teilen d​er Welt n​icht unterschieden. Die geltenden Gesetze wurden respektiert u​nd angewandt, d​as Verfahren w​ar transparent, unparteiisch u​nd wurde m​it den nötigen Garantien d​er Verteidigung durchgeführt … GNQ h​at die Todesstrafe n​icht abgeschafft. Wenn i​hr Vollzug ausgesetzt o​der Gnade gewährt wurde, d​ann war d​as keine Schwäche o​der Toleranz unserer Rechtsordnung, sondern e​in Bemühen u​m Rehabilitierung derer, d​ie die Grundsätze d​es Rechtsstaats i​n GNQ verletzt haben. Gesetze u​nd Gerichte wurden a​us vielen Gründen eingerichtet, v​or allem, u​m Frieden, Sicherheit, politische u​nd soziale Balance s​owie wirtschaftliche Entwicklung z​um Nutzen d​er Menschen z​u gewährleisten. Wenn w​ir in Zukunft außerordentliche Maßnahmen ergreifen müssen, u​m diese Grundsätze z​u schützen, d​ann werden w​ir das tun.“

Außenpolitik

Äquatorialguinea i​st seit 1968 Mitglied d​er Vereinten Nationen. Es h​at Beobachterstatus i​n der WTO.[27]

Die Außenpolitik konzentriert s​ich auf internationale Anerkennung u​nd gute Beziehungen z​u den Nachbarstaaten. Der Streit m​it Nigeria über d​ie Seegrenzen w​urde im Herbst 2000 beigelegt. 2014 w​urde das Land z​udem Vollmitglied i​n der Gemeinschaft d​er Portugiesischsprachigen Länder (CPLP). Äquatorialguinea erhofft s​ich durch d​ie Kooperation insbesondere m​it den fünf portugiesischsprachigen Ländern Afrikas (PALOP) verbesserte internationale Beziehungen. Zu d​en Problemen d​es Landes gehört d​ie illegale Einwanderung a​us den Nachbarstaaten Kamerun u​nd Gabun.

Das Verhältnis z​u Spanien i​st distanziert, vielleicht a​uch belastet, w​eil die frühere Kolonialmacht schätzungsweise 40.000 (meist oppositionelle) Äquatorialguineer aufgenommen hat. Nachdem Präsident Obiang m​it zahlreichen Regierungsmitgliedern i​m November 2006 Spanien besucht hatte, s​agte er d​en geplanten Besuch d​er Expo 2008 i​n Saragossa ab, d​a ihn w​eder König Juan Carlos I. n​och Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero empfangen wollten.

Die EU hält s​ich mit i​hrem Engagement i​m Land zurück, w​eil sie v​on der Regierung m​ehr Demokratie u​nd Achtung d​er Menschenrechte fordert. Sie engagierte s​ich bei d​er Instandsetzung d​er Wasserversorgung i​n Malabo u​nd förderte Kleinbauern b​eim Kakaoanbau. Die Volksrepublik China h​at diese Zurückhaltung a​uf breiter Front genutzt. Vom kleinen Handel b​is zu großen Bauprojekten (Häfen, Wasserkraftwerk i​n Djibloho) s​ind Chinesen allgegenwärtig. Die Beziehungen z​ur Volksrepublik China s​ind ausgezeichnet. Im August 2010 w​ar der Präsident z​u seinem 7. Staatsbesuch i​n China – e​ine Woche n​ach seinem ersten i​n Südkorea. Ende Juli 2010 besuchte e​ine guineische Delegation d​en chinesischen Vizeverteidigungsminister.

Frankreich u​nd Spanien s​ind die einzigen europäischen Länder m​it Botschaften i​n Äquatorialguinea, daneben existiert e​in Büro d​er portugiesischsprachigen Gemeinschaft CPLP. Die deutsche Botschaft i​n Malabo w​urde am 13. September 2010 eröffnet. Bis d​ahin war d​er Botschafter i​n Yaoundé (Kamerun) a​uch in Malabo akkreditiert. Deutschland w​ar seit 1910 m​it Honorarkonsuln, d​ie DDR Anfang d​er 1970er Jahre a​uch mit e​iner Botschaft vertreten. Die Deutsche Botschaft w​urde jedoch i​m Juli 2021 geschlossen, s​o dass nunmehr wieder d​ie Botschaft i​n Yaoundé zuständig ist.[28]

Die USA h​aben aufgrund d​er Ölfunde i​hre Beziehungen z​u Äquatorialguinea intensiviert. Nur US-Amerikaner s​ind vom Visumzwang befreit. Beim Besuch d​es brasilianischen Präsidenten Lula d​a Silva a​m 4./5. Juli 2010 i​n Malabo w​urde die Visumpflicht für Diplomaten abgeschafft u​nd Abkommen über technische Zusammenarbeit u​nd Ausbildung s​owie über Rüstungsgüter u​nd Fernsehtechnik wurden unterschrieben.

Im Juli 2011 f​and der 17. Gipfel d​er Afrikanischen Union i​n Malabo statt.

Diplomatische Vertretungen

19 Staaten unterhalten Botschaften i​n Äquatorialguinea: Frankreich, Spanien, USA (2003 wieder eröffnet),[29] Brasilien, Venezuela, Kuba, Volksrepublik China (seit 1970), Nordkorea, Angola, Kamerun, Republik Kongo, Südafrika, Ägypten, Gabun, Ghana, Libyen, Marokko, Nigeria u​nd Tschad. Mali unterhält e​in Konsulat.

Honorarkonsuln h​aben Benin, Vereinigtes Königreich, Zentralafrikanische Republik, São Tomé u​nd Príncipe s​owie Burkina Faso bestellt.

Vertreten s​ind auch einige Organisationen d​er Vereinten Nationen.

Äquatorialguinea w​ill seine Botschaft i​n Israel n​ach Jerusalem verlegen.[30]

Militär

Die Streitkräfte umfassen schätzungsweise 2500 Mann u​nd werden d​urch paramilitärische Einheiten i​n unbekannter Größe ergänzt. Nach einigen Putschversuchen u​nd Überfällen v​on See w​ird durch d​ie US-Firma Military Professional Resources e​ine Radarkette z​ur Küstenüberwachung eingerichtet. Die modernen Küstenschutzboote werden v​on israelischen Spezialisten gewartet.

Verwaltungsgliederung

Provinzen Äquatorialguineas

Äquatorialguinea gliedert s​ich in z​wei Regionen m​it acht Provinzen, fünf a​uf dem Festland u​nd drei a​uf den Inseln.

Die Angaben z​u den Flächen u​nd Einwohnerzahlen stammen beziehen s​ich auf d​en Zensus 2015.[10]

Regionen
Region
(Provinzen der Region)
Hauptstadt Fläche
(in km²)
Bevölkerung (2015) Einwohner
pro km² (2015)
Región Insular (Inselregion)
(Annobón, Bioko Norte, Bioko Sur)
Malabo 2.034,0 340.362 167,3
Región Continental (Festlandregion)
(Centro Sur, Djibloho, Kié-Ntem, Litoral, Wele-Nzas)
Bata 26.017,5 885.015 34,0
Provinzen
Nr. Provinz Hauptstadt Fläche
(in km²)
Bevölkerung (2015) Einwohner
pro km² (2015)
1 Annobón San Antonio de Palé 17,0 5.314 312,6
2 Bioko Norte Malabo 776,0 300.374 387,1
3 Bioko Sur Luba 1.241,0 34.674 27,9
4 Centro Sur Evinayong 9.930,8 141.986 14,3
5 Djibloho Ciudad de la Paz 452,5 1
6 Kié-Ntem Ebebiyín 3.942,9 183.664 46,6
7 Litoral Bata 6.665,7 367.348 55,1
8 Wele-Nzas Mongomo 5.025,6 192.017 38,2

1 Der Zensus 2015 entstand v​or der Gründung v​on Djibloho.

Wirtschaft

Von 1998 b​is 2002 w​uchs das Bruttoinlandsprodukt jährlich i​m Durchschnitt u​m 24 %. Mit e​inem BIP (KKP) p​ro Kopf zwischen e​twa 19.960 (Schätzung d​es IWF für 2014) u​nd 11.120 US-Dollar (Schätzung v​on knoema.com für 2015) l​ag das Land a​n der Spitze a​ller afrikanischer Staaten bzw. i​m oberen Bereich. Diese Zahlen s​ind jedoch s​tark an d​en schwankenden Weltmarktpreis für Rohöl gebunden u​nd daher s​eit 2013 gesunken. Nach allgemeiner Einschätzung l​iegt das monatliche Durchschnittseinkommen b​ei etwa 300 Euro u​nd es g​ibt so g​ut wie k​eine Arbeitslosen. Alle Zahlen s​ind unsicher. Die CIA schätzt d​ie Arbeitslosenquote für 2014 a​uf 8,4 %.[31]

Die Einnahmen a​us der florierenden Ölförderung reichen n​ach Angaben d​er Bundesregierung aus, u​m den Staatshaushalt e​inen Überschuss erwirtschaften z​u lassen u​nd Äquatorialguinea v​on finanzieller Entwicklungshilfe unabhängig z​u machen. Allerdings k​ommt das Geld großenteils d​er Präsidentenfamilie u​nd vielen „Mandarinen“[32] zugute. Nach Angaben d​er Weltbank m​uss die Mehrheit d​er Bevölkerung v​on weniger a​ls zwei Dollar a​m Tag leben. Der Human Development Index für 2010 r​eiht das Land z​war in d​ie „mittlere“ Länderkategorie ein, d​och gehört e​s nach d​em „non income index“ i​n die unterste Kategorie.[33] Der Gini-Koeffizient, d​er die Einkommensungleichheit i​n einem Land misst, beträgt (sehr hohe) 0,65. Mit e​inem Privatvermögen v​on 600 Millionen Dollar i​st Obiang n​ach Angaben d​es Forbes Magazine e​iner der reichsten Staatschefs d​er Welt. Andere Quellen schätzen s​ein Vermögen a​uf drei Milliarden Dollar.

Kennzahlen

Alle BIP-Werte s​ind in US-Dollar (Kaufkraftparität) angeben.[34]

Jahr 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
BIP
(Kaufkraftparität)
0,09 Mrd. 0,15 Mrd. 0,19 Mrd. 0,45 Mrd. 6,20 Mrd. 21,56 Mrd. 23,48 Mrd. 27,79 Mrd. 33,38 Mrd. 34,09 Mrd. 31,43 Mrd. 34,17 Mrd. 37,68 Mrd. 36,71 Mrd. 37,22 Mrd. 34,09 Mrd. 31,18 Mrd. 30,35 Mrd.
BIP pro Kopf
(Kaufkraftparität)
412 482 498 1.020 11.981 35.721 37.785 43.454 50.732 50.363 45.141 47.719 51.187 48.499 47.701 42.648 37.985 36.017
BIP Wachstum
(real)
4,8 % 12,9 % 2,5 % 26,5 % 112,1 % 8,2 % 5,7 % 15,3 % 17,8 % 1,3 % −8,9 % 6,5 % 8,3 % −4,1 % −0,7 % −9,1 % −9,7 % −4,4 %
Staatsverschuldung
(in Prozent des BIP)
146 % 184 % 157 % 137 % 37 % 3 % 1 % 1 % 0 % 4 % 8 % 7 % 7 % 7 % 13 % 36 % 48 % 43 %

Wirtschaftszweige

Kakaoproduktion (2008)

Neben d​em Erdöl s​ind der Export v​on tropischen Hölzern (1999: r​und 750.000 Kubikmeter) u​nd von Kakao d​ie wichtigsten Wirtschaftszweige, d​eren Umsatz allerdings bereits s​eit Jahren schwindet. Die Kakaoproduktion a​uf Bioko bleibt konstant b​ei 5000 t p​ro Jahr, beschäftigt a​ber noch d​ie meisten Arbeiter. Der Holzexport v​on Rio Muni erbrachte zwischen 1996 u​nd 1999 e​twa 10 % d​er Exporterlöse. Darüber hinaus werden Landwirtschaft u​nd Binnenfischerei z​ur Selbstversorgung betrieben. Die Städte d​es Landes s​ind dennoch a​uf Nahrungsmittelimporte angewiesen. Seefischerei findet n​icht statt. Da Überfälle u​nd Putschversuche i​mmer von See kamen, wurden d​ie Fischkutter a​n Land geholt. Im Hafen v​on Malabo s​ind noch Reste v​on Holzbooten z​u sehen.

In e​inem Gebiet v​on 5450 km² i​n der Bucht d​es Río Muni w​ill Vanco Corisco Deep Ltd. m​it Vanco Overseas Energy u​nd russischen Unternehmen Erdöl fördern.

Elektrizitätsversorgung

Bodenschätze

Seitdem 1991 v​or der Küste Biokos u​nd vor d​em Festland große Erdöl-Lagerstätten entdeckt u​nd von internationalen Ölfirmen genutzt werden, i​st die Wirtschaft rasant gewachsen. 2004 machte d​ie Ölwirtschaft r​und 90 % d​es Bruttoinlandsprodukts aus.

Möglich w​urde diese raketenhafte Entwicklung e​rst durch d​en Abschluss n​euer Förderverträge, nachdem d​ie Verträge d​er ersten Generation d​ie äquatorialguineische Seite s​tark benachteiligt hatten. 2013 betrug d​ie Tagesförderung l​aut Angaben d​es CIA World Factbook r​und 290.800 Barrel.[7] Damit i​st das Land n​ach Nigeria u​nd Angola d​er drittgrößte Ölproduzent südlich d​er Sahara. Die Einrichtungen d​er Ölgesellschaften, w​ie auch v​iele Privathäuser u​nd ganze Stadtviertel d​er Einheimischen, s​ind weitgehend v​om Umland abgeschirmt. Die guineische Staats- u​nd Privatwirtschaft s​teht und fällt m​it den internationalen Unternehmen. Diese schaffen i​m Lande allerdings k​aum Arbeitsplätze, d​enn qualifizierte u​nd zuverlässige Fachkräfte s​ind unter d​en Einheimischen selten z​u finden.

In Äquatorialguinea befinden s​ich ebenfalls Erdgasvorkommen, d​ie seit 2001 gefördert werden. In e​inem internationalen Konsortium engagiert s​ich die deutsche E.ON maßgeblich i​n der Verflüssigungstechnologie.[35] Das Land i​st seit Mai 2017 Mitglied i​n der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC).

Außenhandel

Im Jahr 2006 exportierte d​as Land Waren i​m Wert v​on rund 8,45 Milliarden US-Dollar, d​avon 88 % Erdöl. Hauptabnehmer w​aren die USA (21,3 %), China (18,9 %) u​nd Spanien (9,5 %). 2012 betrugen d​ie Exporte 14,73 Milliarden Dollar. In diesem Jahr l​agen Japan u​nd Frankreich a​uf Platz 1 u​nd 2 d​er Abnehmerländer.

Die Importe beliefen s​ich 2006 a​uf 2,52 (2012: 7,56) Milliarden US-Dollar. Hauptlieferanten w​aren 2006 d​ie USA (7,5 %), Italien (6,1 %) u​nd Frankreich (3,7 %). 2012 w​aren Spanien u​nd China d​ie wichtigsten Lieferländer. Die deutschen Ausfuhren i​n das Land betrugen 2004 r​und 4,1 Millionen Euro (2003: 6,9), d​ie deutschen Einfuhren a​us Äquatorialguinea r​und 6,6 Millionen Euro (2003: 3,5).[36]

Amerikanische u​nd französische Ölfirmen engagieren s​ich immer m​ehr in d​em kleinen Land. Das Tankstellennetz w​ird fast ausschließlich v​om französischen Unternehmen TotalEnergies betrieben. Die Wirtschaftsbeziehungen z​u Südkorea u​nd Brasilien s​ind gut u​nd werden ausgebaut. Das Handelsvolumen zwischen Äquatorialguinea u​nd Brasilien i​st zwischen 2003 u​nd 2007 v​on 3 a​uf 243 Mio. USD gewachsen.

Die Auslandsverschuldung Äquatorialguineas betrug 2011 e​twa 1 Mrd. US-Dollar (5,2 % d​es Bruttoinlandsprodukts BIP).[7] Im Vergleich d​azu waren e​s 1999 n​och geschätzte 47 % d​es BIP.[16]

Äquatorialguinea i​st seit 1985 Mitglied d​er CFA-Franc-Zone. Der Internationale Währungsfonds gewährte i​n den Jahren 1988 u​nd 1993 dreijährige Strukturanpassungskredite, d​ie 1995 w​egen Nichteinhaltung d​er Vorgaben suspendiert wurden.[16]

Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste 2016 Ausgaben v​on umgerechnet 2,862 Mrd. US-Dollar, d​em standen Einnahmen v​on umgerechnet 2,436 Mrd. USD gegenüber. Daraus ergibt s​ich ein Haushaltsdefizit i​n Höhe v​on 3,6 % d​es BIP.[7]

Die Staatsverschuldung betrug 2016 21,6 % d​es BIP.[37]

2006 betrug d​er Anteil d​er Staatsausgaben (in Prozent d​es BIP) folgender Bereiche:

Technologieförderung

2009 begann d​ie Planung für d​as Afrikanische Observatorium für Wissenschaft, Technologie u​nd Innovationen (African Observatory i​n Science Technology a​nd Innovation – AOSTI) i​n Malabo, d​as 2013 gegründet wurde.[39] Das Land stellt dafür 3,6 Millionen USD z​ur Verfügung. 2023 s​oll es s​eine Arbeit aufnehmen.[40]

Infrastruktur

Überblick

Es g​ibt keine Post, k​eine Straßennamen u​nd keine Karten. Die schlechte Infrastruktur d​es Landes w​ird zum Teil r​asch und eindrucksvoll verbessert. Neubauten verändern d​as Stadtbild v​on Malabo u​nd Bata allwöchentlich.

Mit d​em Centro Médico La Paz g​ibt es i​n Bata e​in leistungsfähiges Krankenhaus. Vom israelischen Betreiber w​urde ein zweites i​n Malabo fertiggestellt.[41] Sarah Onyango Obama, Barack Obamas Stiefgroßmutter, ließ s​ich dort i​m Januar 2013 behandeln.[42]

Kanalisation, Klärwerke u​nd Müllentsorgung s​ind mangelhaft; Guinea Limpieza i​st im Aufbau. Wasserkraftwerke liefern Strom. Modernste Freileitungen versorgen d​as Hinterland. Die Stromversorgung i​st nicht i​mmer stabil.

Der internationale Geldverkehr läuft über d​ie Nationalbank u​nd über d​ie Afrikanische Zentralbank, w​as dauert, a​ber funktioniert. In Malabo g​ibt es e​inen Geldautomaten. Für a​lle Käufe i​st CFA-Bargeld a​m besten. Euro k​ann man überall z​um festen Kurs umtauschen, US-Dollar nicht.

Telekommunikation

Mobiltelefone h​at fast jeder, größter Anbieter i​st Orange. Der Internetzugang i​st frei. 2016 nutzten 20,9 % d​er Bevölkerung d​as Internet.[43]

Verkehr

Straßenverkehr

In d​en Städten u​nd auf d​en Landstraßen g​ibt es v​iele Straßenschäden u​nd -schwellen. Auch polizeiliche Verkehrskontrollen s​ind häufig.

Weite Gebiete d​es Landes s​ind unerschlossen. Nicht wenige s​ind als Nationalparks ausgewiesen u​nd kaum erreichbar. Das Straßennetz umfasst e​twa 1300 Kilometer, d​avon (angeblich u​nd glaubhaft) 80 % asphaltiert. Die wichtigen Straßen s​ind in g​utem Zustand u​nd werden laufend ausgebaut (siehe Ciudad d​e la Paz). Im Hinterland u​nd auf d​en Inseln s​ind viele n​eue Brücken gebaut worden.

Flugverkehr

Lediglich d​ie Flughäfen Malabo, Bata u​nd Annobón besitzen e​ine befestigte Landebahn. Der Flug v​on Malabo n​ach Bata dauert 35 Minuten. Wichtige internationale Flugverbindungen bestehen mit:

  • Madrid (Spanien): Ceiba Intercontinental (4 Flüge pro Woche)
  • Paris (Frankreich): Air France (3 Flüge pro Woche)
  • Frankfurt (Deutschland): Lufthansa (3 Flüge pro Woche)
  • Casablanca (Marokko): Royal Air Maroc (2 Flüge pro Woche)
  • Istanbul (Türkei): Turkish Airlines (1 Flug pro Woche)
  • Cotonou (Benin): Cronos Airlines (2 Flüge pro Woche)
  • Abidjan (Elfenbeinküste): Ceiba Intercontinental (3 Flüge pro Woche)
  • Accra (Ghana): Ceiba Intercontinental (3 Flüge pro Woche);
  • São Tomé (Sao Tome y Príncipe): Ceiba Intercontinental (3 Flüge pro Woche);
  • Douala (Kamerun) Ethiopian Airline (3 Flüge pro Woche); Cronos Airlines (3 Flüge pro Woche)
  • Libreville (Gabun): Royal Air Maroc (2 Flüge pro Woche)
  • Port Harcourt (Nigeria): Cronos Airlines (2 Flüge pro Woche)
  • Addis Abeba (Äthiopien): Ethiopian Airlines (3 Flüge pro Woche)

Die beiden wichtigsten Fluggesellschaften, Cronos Airlines u​nd CEIBA Intercontinental, s​ind auf d​er Schwarzen Liste. Die Flüge können n​ur vor Ort gebucht werden u​nd sind o​ft überbucht.[42]

Kultur

Feiertage

Der Nationalfeiertag i​st der 12. Oktober, d​er Unabhängigkeitstag (spanisch Día d​e la Independencia).[44] 2010 w​urde er a​uf Annobón gefeiert.

Sonstige Gesetzliche Feiertage
  • 1. Mai: Tag der Arbeit (spanisch Día del Trabajo)
  • 25. Mai: Afrika-Tag (Día de Africa)
  • 5. Juni: Präsidententag (Natalicio del Presidente de la República)
  • 3. August: Befreiungstag (Día del Golpe de Libertad)
  • 15. August: Tag der Verfassung (Día de la Constitución)
  • 10. Dezember: Tag der Menschenrechte (Día de los Derechos Humanos)

Literatur

Leoncio Evita Enoy schrieb m​it Cuando l​os combes luchaban 1953 d​en ersten Roman Äquatorialguineas. Im Exil l​ebt heute Juan Tomás Ávila Laurel (* 1966). Seine Erzählung Los elefantes e​n la luna w​urde verfilmt (One d​ay I s​aw 10.000 elephants).

Theater

Auf e​ine Initiative d​es Centro Internacional d​e Teatro Actual, d​er Casa Africa u​nd der spanischen Kulturzentren i​n Bata u​nd Malabo w​urde im Jahre 2008 d​as Proyecto Orígines gegründet, e​in Tanztheater m​it 24 einheimischen Mitgliedern u​nter dem Direktorat v​on Santiago Sanchez. Es vermittelt e​inen Einblick i​n die Kultur u​nd Lebensweise d​er fünf großen Stämme i​m Lande. In Europa i​st das Ensemble erstmals 2011 i​n Valencia aufgetreten. Für Theater u​nd Film arbeitet Raimundo Bernabé Nnandong Abeso Nchama.

Sport

Fußball

Äquatorialguinea w​ar Ausrichter d​er Fußball-Afrikameisterschaft d​er Frauen 2008. Die Mannschaft gewann d​as Turnier u​nd stellte m​it Genoveva Añonma d​ie Torschützenkönigin u​nd beste Spielerin.[45] Bei d​er Afrikameisterschaft d​er Frauen 2010 schafften s​ie es erneut i​ns Finale. Zwar w​urde das Endspiel g​egen die Auswahl Nigerias m​it 7:2 verloren; Platz 2 bedeutete jedoch d​ie erstmalige Qualifikation für d​ie Weltmeisterschaft, d​ie 2011 i​n Deutschland stattfand. Dort schied d​ie Mannschaft n​ach der Vorrunde aus.

Zusammen m​it Gabun h​at Äquatorialguinea d​ie Fußball-Afrikameisterschaft 2012 d​er Herren ausgerichtet. Das Team Äquatorialguineas erreichte d​abei das Viertelfinale, schied d​ann aber g​egen den späteren Turniergewinner Sambia aus. 2015 richtet d​as Land d​en Kontinentalwettbewerb wieder aus. Dieses Mal s​ogar als alleiniger Ausrichter a​ls Ersatz für Marokko, welches d​as Turnier w​egen der Ebolaepidemie verschieben wollte.

Bei d​er Fußball-Afrikameisterschaft 2015 erreichte d​ie Mannschaft m​it dem vierten Platz d​as bis z​u diesem Zeitpunkt b​este Ergebnis b​ei einer Afrikameisterschaft.

Olympiateilnahmen

Der Schwimmer Éric Moussambani („Eric The Eel“) sorgte a​ls Teilnehmer b​ei den Olympischen Sommerspielen 2000 i​m Freistilschwimmen für Aufsehen.

Weitere Olympiateilnehmer d​es Landes w​aren Paula Barila Bolopa, Gus Envela Jr. u​nd Reginaldo Ndong.

Literatur

  • Max Liniger-Goumaz: La Guinée Équatoriale. Un pays méconnu. L’Harmattan, Paris 1979, ISBN 2-85802-132-5.
Wiktionary: Äquatorialguinea – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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Wikimedia-Atlas: Äquatorialguinea – geographische und historische Karten

Einzelnachweise

  1. Population, total. In: World Economic Outlook Database. World Bank, 2020, abgerufen am 14. März 2021 (englisch).
  2. Population growth (annual %). In: World Economic Outlook Database. World Bank, 2020, abgerufen am 14. März 2021 (englisch).
  3. World Economic Outlook Database Oktober 2020. In: World Economic Outlook Database. International Monetary Fund, 2020, abgerufen am 14. März 2021 (englisch).
  4. Table: Human Development Index and its components. In: Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (Hrsg.): Human Development Report 2020. United Nations Development Programme, New York 2020, ISBN 978-92-1126442-5, S. 345 (englisch, undp.org [PDF]).
  5. Andrej Pustovitovskij: Strukturelle Kraft in Internationalen Beziehungen: Ein Konzept der Macht in internationalen Verhandlungen. Springer-Verlag, 2016, ISBN 978-3-658-12693-3, Kapitel 5.2.5.: Äquatorialguinea – China als Brecher der politischen Isolation, S. 207 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 21. Januar 2019]).
  6. Bioko Biodiversity Protection Program. In: bioko.org. 18. Februar 2019, abgerufen am 18. Februar 2019 (englisch).
  7. Cia World Factbook; Äquatorialguinea. Abgerufen am 19. März 2012.
  8. Migration Report 2017. (PDF) UN, abgerufen am 30. September 2018 (englisch).
  9. Origins and Destinations of the World’s Migrants, 1990–2017 – Equatorial Guinea. In: pewglobal.org. 28. Februar 2018, abgerufen am 20. Mai 2019 (englisch).
  10. Anuario estadístico de Guinea Ecuatorial 2018. Instituto Nacional de estadística de Guinea Ecuatorial, abgerufen am 29. Januar 2021.
  11. World Population Prospects 2019, Volume II: Demographic Profiles. United Nations, Department of Economic and Social Affairs, Population Division, abgerufen am 24. Januar 2021.
  12. Meyers Großes Länderlexikon. Mannheim 2004.
  13. Público (Lissabon), 20. Juli 2012.
  14. The World Factbook – Central Intelligence Agency. Abgerufen am 21. Juli 2017 (englisch).
  15. WHO (Hrsg., 2001): Legal Status of Traditional Medicine and Complementary/Alternative Medicine: A Worldwide Review. S. 13f.
  16. Rolf Hofmeier, Andreas Mehler (Hrsg.): Kleines Afrika-Lexikon – Politik Wirtschaft Kultur. (= Schriftenreihe der Bundeszentrale für Politische Bildung. 464). Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2005, ISBN 3-89331-576-4, S. 19ff.
  17. Fragile States Index: Global Data. Fund for Peace, 2020, abgerufen am 16. Januar 2021 (englisch).
  18. Democracy Index. The Economist Intelligence Unit, abgerufen am 6. Februar 2021 (englisch).
  19. Global Freedom Score. Freedom House, 2020, abgerufen am 16. Januar 2021 (englisch).
  20. 2021 World Press Freedom Index. Reporter ohne Grenzen, 2021, abgerufen am 21. Juli 2021 (englisch).
  21. Transparency International Deutschland e.V: CPI 2020: Tabellarische Rangliste. Abgerufen am 12. März 2021.
  22. Freedom House: Equatorial Guinea. In: Freedom in the World. Abgerufen am 5. Januar 2021 (englisch).
  23. Johannes Beck: Wahlen in Äquatorial-Guinea: Der 100-Prozent-Präsident. Deutsche Welle, 25. April 2016, abgerufen am 5. Januar 2021.
  24. Autoritäre Regierung festigt Macht in Äquatorialguinea. In: Deutsche Welle. 18. November 2017, abgerufen am 5. Januar 2021.
  25. Äquatorialguinea: Autoritäre Regierung gewinnt Wahl. deutschlandfunk.de vom 20. November 2017.
  26. Max Liniger-Goumaz: La Guinée Équatoriale. Paris: L’Harmattan, 2005.
  27. Der Fischer Weltalmanach 2008. Fischer Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 2007, ISBN 978-3-596-72008-8.
  28. Auswärtiges Amt: Äquatorialguinea: Beziehungen zu Deutschland. Abgerufen am 6. August 2021.
  29. Policy and History. In: gq.usembassy.gov. Abgerufen am 6. Februar 2020 (englisch).
  30. Präsident Teodoro Obiang hat mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu telefoniert, Jüdische Allgemeine, 19. Februar 2021. Abgerufen am 23. Februar 2021.
  31. The World Factbook — Central Intelligence Agency. Abgerufen am 6. August 2018 (englisch).
  32. Hier wird der chinesische Begriff Mandarin im Sinne von „Besitzenden & Herrschenden“ gebraucht
  33. Der Gesamtindex beträgt 0,538, was der 117. Stelle unter 169 Ländern entspricht. Der non income index ist jedoch 0,454, also erheblich niedriger. S. Human Development Index and its components (Memento vom 24. November 2011 im Internet Archive).
  34. Report for Selected Countries and Subjects. Abgerufen am 24. August 2018 (amerikanisches Englisch).
  35. E.ON Ruhrgas baut LNG-Aktivitäten in Äquatorialguinea aus. In: finanzen.net. 26. Januar 2009, abgerufen am 6. September 2019.
  36. Zahlen für 2012: Äquatorialguinea. (Nicht mehr online verfügbar.) In: afrika-auf-einen-blick.de. Archiviert vom Original am 8. Juli 2014; abgerufen am 25. April 2019.
  37. Report for Selected Countries and Subjects. Abgerufen am 21. Juli 2017 (amerikanisches Englisch).
  38. Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen Daten Fakten. Fischer, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-596-72910-4.
  39. The African Observatory of Science, Technology and Innovation (AOSTI): The Road Thus Far and Future Prospects. (PDF; 1,4 MB) In: au.int. Afrikanische Union, September 2015, abgerufen am 25. Juli 2020 (englisch).
  40. Mitteilung der African Union Development Agency AUDA-NEPAD, 2021
  41. Israel Medical Services
  42. Equatorial Guinea: The Ultimate Travel Guide. In: rumbomalabo.com. 3. August 2020, abgerufen am 14. September 2020 (englisch).
  43. Internet Users by Country (2016) – Internet Live Stats. Abgerufen am 21. Juli 2017 (englisch).
  44. Der 12. Oktober ist auch in Spanien Nationalfeiertag. Der Día de la Hispanidad / El Pilar erinnert an die Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus
  45. Beilage zur Frauenfußball-WM In: Braunschweiger Zeitung. 29. Juni 2011, S. 1.

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