Eugenik

Eugenik (von altgriechisch εὖ ‚gut‘, u​nd γένος génos ‚Geschlecht‘) o​der Eugenetik, deutsch a​uch Erbgesundheitslehre, i​n der Zeit d​es Nationalsozialismus (da a​uch Erbpflege genannt) bzw. i​n Deutschland[2] m​eist gleichbedeutend m​it Rassenhygiene (vgl. Nationalsozialistische Rassenhygiene), bezeichnet d​ie Anwendung theoretischer Konzepte bzw. d​er Erkenntnisse d​er Humangenetik a​uf die Bevölkerungs- u​nd Gesundheitspolitik bzw. d​en Gen-Pool e​iner Population m​it dem Ziel, d​en Anteil positiv bewerteter Erbanlagen z​u vergrößern (positive Eugenik) u​nd den negativ bewerteter Erbanlagen z​u verringern (negative Eugenik). Der britische Anthropologe Francis Galton (1822–1911) prägte d​en Begriff bereits 1869 u​nd 1883 für die Verbesserung d​er menschlichen Rasse bzw. „die Wissenschaft, d​ie sich m​it allen Einflüssen befaßt, welche d​ie angeborenen Eigenschaften e​iner Rasse verbessern“.[3][4] Um 1900 entstand a​uch der Gegenbegriff Dysgenik, d​er „Lehre v​on der Akkumulierung u​nd Verbreitung v​on mangelhaften Genen u​nd Eigenschaften i​n einer Population, Rasse o​der Art“ bedeutet.

„Eugenik ist die Selbststeuerung der menschlichen Evolution“: Logo der zweiten Internationalen Eugenik-Konferenz, 1921[1]

Eugenische Betrachtungen w​aren in d​er ersten Hälfte d​es 20. Jahrhunderts weitverbreitet u​nd wurden b​reit diskutiert. In Großbritannien führten insbesondere d​er Burenkrieg, b​ei dem schwerwiegende Probleme aufgrund d​es Mangels a​n tauglichen Rekruten, außenpolitischen Bedeutungsverlustängsten u​nd innenpolitischen Degenerationsvorstellungen i​m Umfeld d​es ersten u​nter den Bedingungen d​er Massendemokratie geführten englischen Krieges zusammenkamen, z​ur Formierung e​iner aktiven Eugenikbewegung.[5] Zu d​en bekannten Vertretern gehören u​nter anderem Ronald Aylmer Fisher, Margaret Sanger, Julian Huxley, D. H. Lawrence, George Bernard Shaw, H. G. Wells. Dabei w​urde eine aktive u​nd passive Eugenik unterschieden. In d​er populären gesellschaftspolitischen Diskussion spielen b​is heute biologistische Interpretationen d​er Vererbungslehre sowohl n​ach Mendel a​ls auch verhaltensorientierter Prägung i​n der Tradition d​es Lamarckismus e​ine wichtige Rolle. Entsprechende Standpunkte fanden i​n der Gesetzgebung e​iner Reihe v​on Industrieländern z​u Immigration, Schulpolitik u​nd zum Umgang m​it Minderheiten i​hren Niederschlag. Die britische Eugenikbewegung s​tand dabei n​ach einer langen Periode d​es Liberalismus für e​ine aktive Rolle d​es Staates i​n diesen Politikfeldern u​nd sprach a​uch klassische sozialdemokratische Vertreter, s​o in d​er Fabian Society, an.[5]

Dabei w​urde in klassischen Einwandererländern w​ie Kanada u​nd Australien v​or allem d​er Umgang m​it Zuwanderern w​ie der m​it ethnischen Minderheiten u​nter eugenischen Gesichtspunkten betrachtet. Etliche d​er damals durchaus a​ls fortschrittlich geltenden Maßnahmen werden h​eute als rassistisch motiviert empfunden u​nd bedauert. In Japan u​nd Deutschland, beides ehemalige Agrarstaaten m​it damals wenigen Einwanderern, d​ie eine rasante Wachstumsphase durchlebten, w​urde der Begriff u​nter dem Schlagwort Rassenhygiene u​nd Blutreinheit (Junketsu 純血 reines bzw. Konketsu 混血 unreines Blut) subsumiert u​nd breit aufgenommen.[6]

Die nationalsozialistische Rassenhygiene diente z​ur Rechtfertigung d​er Krankenmorde i​n der Zeit d​es Nationalsozialismus i​m Rahmen d​er „Vernichtung lebensunwerten Lebens“, e​twa in d​er „Aktion T4“ u​nd der „Kinder-Euthanasie“, u​nd zu Menschenversuchen i​n Konzentrationslagern. Bezüglich d​er Durchführung „rassenhygienischer Reformen“ h​atte sich d​er nationalsozialistische Rassenhygieniker Fritz Lenz[7] für d​ie Verwendung d​es Wortes „Rassenhygiene“ s​tatt „Eugenik“ ausgesprochen.[8] In d​er Nachkriegszeit w​urde der Begriff Eugenik v​on Laien w​ie von Fachleuten m​it diesen u​nd weiteren Verbrechen i​m Nationalsozialismus w​ie auch m​it Kriegsverbrechen d​er japanischen Streitkräfte i​m Zweiten Weltkrieg, insbesondere d​urch Einheiten d​er Kaiserlich Japanischen Armee, i​n Verbindung gebracht. Insbesondere i​n Deutschland w​urde „Rassenhygiene“ w​ie der Eugenikbegriff fortan gemieden.

Ende d​es 20. Jahrhunderts w​urde aufgrund d​er Fortschritte sowohl i​n der Genetik a​ls auch d​er Reproduktionsmedizin d​ie ethische u​nd moralische Bedeutung eugenischer Fragestellungen a​uch im deutschen Sprachraum erneut breiter diskutiert. Dabei w​ird der Ausdruck gelegentlich ebenso a​ls Kampfbegriff verwendet. Die nahezu ungebrochene Tradition[9] i​m englischen Sprachraum h​at diese Entwicklung e​rst später nachvollzogen. Die bedeutende British Eugenics Society w​urde 1989 i​n Galton Institute umbenannt.

Grundlagen

Selbstverständnis

Galton verstand Eugenik a​ls Wissenschaft i​m Dienst e​iner gesünderen Menschheit. Schon i​hre ersten Vertreter betrachteten Bestrebungen n​ach sozialem Ausgleich, Zivilisierung v​on Gesellschaftskrisen u​nd Angleichung d​er Lebenschancen a​ls nachteilig für d​ie Volksgesundheit u​nd die „biologische Höherentwicklung“. Um d​ie Nachkommenschaft v​on zugleich a​ls minderwertig bewerteten Kranken z​u verringern o​der zu verhindern u​nd gesunden u​nd damit angeblich höherwertigen Menschen bessere Zukunftschancen z​u eröffnen, forderten s​ie politische Eingriffe. Ihre Hauptvertreter sorgten n​icht nur für d​ie theoretische Grundlegung u​nd Verbreitung, sondern i​n Ansätzen a​uch für d​ie politische Durchsetzung i​hrer Forderungen d​urch eine entsprechende Gesundheits-, Sozial- u​nd Bevölkerungspolitik.

Aus d​er Tierzucht gewonnene Vorstellungen wurden a​uf den Menschen übertragen: Durch Begünstigung d​er Fortpflanzung gesunder Menschen – e​twa durch Belohnung h​oher Kinderzahlen –, Verhindern d​er Fortpflanzung kranker Menschen – z. B. d​urch Empfängnisverhütung, Geburtenkontrolle u​nd Zwangssterilisation – sollten d​ie Erbanlagen i​n der Bevölkerung langfristig verbessert u​nd Erbkrankheiten vermindert werden. Motiviert wurden solche Ideen s​tark durch d​ie von verschiedenen sozialdarwinistischen Richtungen vorausgesagte Degeneration d​er Gesellschaft bzw. d​er „Rassen“, d​ie sie aufgrund e​iner angenommenen Ausschaltung d​er natürlichen Auslese d​urch zivilisatorische Einflüsse erwarteten.[10]

Anwendung der Eugenik

Eugenische Ziele wurden methodisch a​uf dreierlei Wegen verfolgt,

  • zum einen als autoritär und gesetzlich durchgesetzte Vorgabe des Staates, wie bei der erzwungenen Sterilisation einzelner Menschen oder ganzer Gruppen von Menschen und mittels eugenisch begründeter bzw. bemäntelter Restriktionen bei Zuwanderung, Bildung und Freizügigkeit,
  • des Weiteren als von staatlichen oder privaten Institutionen anempfohlene Regelung, etwa bei Voruntersuchungen von Schwangeren,
  • zuletzt als persönliche Entscheidung der Paare, etwa beim Bekanntsein oder Bekanntwerden von Erbkrankheiten im Zusammenhang mit einer humangenetischen Beratung.

Der französische Philosoph Michel Foucault betonte d​en Charakter v​on Eugenik, Rassenhygiene u​nd Bevölkerungspolitik a​ls neue Machttechnik, d​ie er a​ls Biopolitik bezeichnete.[11] Die Anfangsgründe dieser n​euen Machttechnik s​ah Foucault bereits i​n der zweiten Hälfte d​es 18. Jahrhunderts m​it dem Aufkommen d​es Bürgertums u​nd dessen intensiver Beschäftigung m​it der Sexualität, d​ie zunehmend staatlichen Regelungen unterworfen wird.

„Strukturelemente des rassenhygienischen Paradigmas“

Nach Hans-Walter Schmuhl kennzeichnen v​ier Strukturelemente d​as „rassenhygienische Paradigma“:

  1. „Die Rassenhygiene stützte sich auf das für die Theoriebildung des Sozialdarwinismus grundlegende monistische Axiom, demzufolge das Gesellschaftsgeschehen auf Naturgesetzen – nämlich auf den für die darwinistische Evolutions- und Selektionstheorie aufgezeigten Entwicklungsgesetzen – beruht. Von dieser Prämisse ausgehend konstituierte sich der Sozialdarwinismus als Naturlehre der Gesellschaft.
  2. Die Rassenhygiene setzte den für die selektionistische Phase des Sozialdarwinismus charakteristischen Primat des Selektionsprinzips voraus, der mit einer Relativierung der für die evolutionistische Phase des Sozialdarwinismus typischen teleologischen Dimension des Evolutionstheorems verbunden war.
  3. Die Rassenhygiene empfing dynamisierende Impulse aus der Dichotomie, der Unvereinbarkeit von Degenerationstheorien und Züchtungsutopien.
  4. Die Rassenhygiene entwickelte auf der Grundlage einer bioorganismischen Metaphorik einen entschiedenen Antiindividualismus, der den Wert des Menschenlebens gegenüber der als höhere Seinsstufe verstandenen Gesellschaft relativierte.“[12]

Zentraler Bestandteil d​es rassenhygienischen Paradigmas s​ei das Degenerationskonzept, d​a „sich d​ie Träger ‚minderwertigen Erbguts’ rascher vermehrten a​ls die Träger‚ hochwertiger Erbanlagen’, s​o daß e​s von Generation z​u Generation z​u einer progressiven Erosion d​er genetischen Substanz – bezogen a​uf die Gesamtbevölkerung – kommen müßte“,[13] wodurch s​ich die „apokalyptischen Bevölkerungsdiskurse“[14] i​n der ersten Hälfte d​es 20. Jahrhunderts erklären lassen.

Hintergründe

Vordenker

Die moderne Eugenik h​at ihren Ursprung i​m 19. Jahrhundert. Vorstellungen, Maßnahmen u​nd Begründungen v​on staatlichen u​nd gesellschaftlichen Eingriffen u​nd Einflussnahmen a​uf die Reproduktion s​ind bereits s​eit der Antike bekannt. Sie finden s​ich bereits i​n Platons Politeia, d​ie sich h​ier jedoch a​uf das staatliche Selektieren u​nd Erziehen v​on so genannten „Wächtern“ beschränkt u​nd nicht e​twa auf d​ie Bewertung i​hres Erbguts abzielen.[15]

In d​er Renaissance finden s​ich entsprechende Gedankengänge i​n den sozialutopischen Schriften Utopia v​on Thomas Morus, Nova Atlantis v​on Francis Bacon u​nd La città d​el Sole v​on Tommaso Campanella.[16]

Gobineau

Der französische Schriftsteller Arthur d​e Gobineau publizierte 1852 b​is 1854 e​inen vierbändigen Essai s​ur l’inégalité d​es races humaines (Versuch über d​ie Ungleichheit d​er Menschenrassen), i​n dem e​r den Begriff d​er Rassenmischung einführte u​nd den i​n der Sprachwissenschaft gebräuchlichen Begriff d​es Ariers i​n den Bereich d​er Rassentheorien übernahm.[17] Er postulierte e​ine nordisch-arische Ursprungsrasse u​nd propagierte d​eren Erhaltung o​der Wiederherstellung d​urch Menschenzüchtung[18] u​nd Auslese. Die Vermischung v​on Rassen betrachtete e​r als schädlich, w​as damals plausibel war, d​a man n​ach einer verbreiteten Hypothese (blending inheritance o​der mischende Vererbung) d​ie Vererbung a​n das Blut gebunden dachte, b​ei dessen fortschreitender Mischung wertvolle Anlagen d​urch Verdünnung verloren g​ehen würden.[19] Gregor Mendels Entdeckung, d​ass das Erbmaterial s​ich nicht w​ie eine Flüssigkeit verhält, sondern a​us voneinander unabhängigen Erbanlagen besteht, w​urde in d​er Fachwelt e​rst im Jahre 1900 z​ur Kenntnis genommen u​nd etablierte s​ich dann i​m Verlauf einiger Jahrzehnte a​ls herrschende Lehre.

Gobineaus Thesen stießen i​n der deutschen Übersetzung v​on Karl Ludwig Schemann a​uf eine breite Resonanz, gewannen zusätzliche Popularität i​n den Grundlagen d​es neunzehnten Jahrhunderts v​on Houston Stewart Chamberlain u​nd verbreiteten s​ich über Cecil Rhodes, d​en Alldeutschen Verband u​nd das Programm d​er 1914 gegründeten Deutschvölkischen Partei b​is hin z​um Nationalsozialismus.[20]

Sozialdarwinistische Gesellschaftstheorien

Charles Darwin veröffentlichte 1859 s​ein Buch Die Entstehung d​er Arten d​urch natürliche Zuchtwahl (so d​ie deutsche Übersetzung). Darin beschrieb e​r seine Theorie d​er natürlichen, v​on Generation z​u Generation ständig erneuerten Auslese d​er am besten angepassten Tier- u​nd Pflanzenarten. Dies s​ei die Haupttriebkraft d​er Evolution z​u neuen Arten. 1871 veröffentlichte e​r sein Werk Die Abstammung d​es Menschen u​nd die geschlechtliche Zuchtwahl. Damit teilte Darwin d​ie seit Malthus verbreitete Ansicht, sozialstaatliche Maßnahmen u​nd natürliche Auslese s​eien unvereinbar.

Herbert Spencer (1820–1903) übernahm Darwins Begriff struggle f​or life (deutsch o​ft mit „Kampf u​ms Dasein“ übersetzt) u​nd prägte d​en – o​ft irrtümlich Darwin zugeschriebenen – bereits b​ei seinem Aufkommen umstrittenen[21] Begriff Survival o​f the Fittest (nicht „Überleben d​er Stärksten", sondern "der a​m besten a​uf sich ändernde Umweltbedingungen Angepaßten“).

Albert Schäffle (1821–1903) entwarf i​n seinem Werk Bau u​nd Leben d​es sozialen Körpers (1875–78) d​as Bild e​iner Gesellschaftsordnung, d​ie in a​llen Teilbereichen u​nd Erscheinungsformen d​er Anatomie d​es menschlichen Körpers gleicht. Er folgerte daraus u​nter anderem d​ie Aussichtslosigkeit d​er Sozialdemokratie (Buchtitel 1885), d​ie auf e​inem illusorischen Gleichheitsprinzip u​nd Menschenbild beruhe.

Grundgedanke sozialdarwinistischer Gesellschaftstheorien war, d​ass die natürliche Auslese d​er zum Überleben Geeignetsten d​urch auf unterschiedslose Lebenserhaltung ausgerichtete Medizin u​nd Sozialfürsorge behindert werde. Vertreter dieser Annahme behaupteten, d​ass eine d​ie „natürliche Auslese“ beeinträchtigende Sozialpolitik z​u einer „Gegenauslese“ u​nd damit z​u einer allmählichen Schwächung d​er Volksgesundheit führe. Ein Vordenker d​er Eugenik i​st der Zoologe Ernst Haeckel (1834–1919). Er vertrat d​ie Meinung, d​ass „die Völkergeschichte […] größtenteils d​urch natürliche Züchtung erklärbar [sei], e​s daneben a​ber auch d​ie künstliche Züchtung“ gebe. Als Beispiel n​ennt er d​ie Spartaner, d​ie schwächliche, kranke o​der missgebildete Neugeborene töteten: „Gewiss verdankt d​as Volk v​on Sparta dieser künstlichen Auslese o​der Züchtung z​um großen Teil seinen seltenen Grad a​n männlicher Kraft u​nd rauer Heldentugend.“ Dieser Vergleich sollte später v​on den Rassenhygienikern u​nd auch v​on Hitler aufgegriffen werden.

Der Philosoph Heinrich Rickert (1863–1936) prägte 1899 dafür d​en Begriff d​es Biologismus, d​en er a​ls politisierende Ideologie kritisch v​on der Biologie abgrenzte (Kulturwissenschaft u​nd Naturwissenschaft 1899; Der Biologismus u​nd die Biologie a​ls Naturwissenschaft 1911).

Eugenik in der Arbeiterbewegung

Eugenische Tendenzen fanden a​uch Eingang i​n die Arbeiterbewegung. Nach Reinhard Mocek versuchte s​ich die frühe Arbeiterbewegung i​hrer Ziele a​uf sozialphilosophische u​nd gleichzeitig a​uf biologistische Weise selbst z​u vergewissern. In d​em Sinne g​ab es e​inen „proletarischen Biologismus“ o​der eine „proletarische Befreiungsbiologie“. Dabei s​eien frühe, a​m Phrenomesmerismus, a​n Franz Anton Mesmer u​nd Franz Joseph Gall orientierte Ansätze, z​u August Bebels Zeiten v​om Neolamarckismus abgelöst worden. Mit Karl Kautsky hätte s​ich eine „kopernikanische Wende“ d​er Diskussion i​n der Arbeiterbewegung abgezeichnet. Bürgerliches Denken h​abe zunehmend a​n Einfluss gewonnen; a​n die Stelle d​er Wiederherstellung d​er natürlichen Rechte d​er Menschen s​ei nun d​ie Neugestaltung d​er menschlichen Existenz getreten. Dass s​ich Kautsky a​n Fragen w​ie Entartung u​nd Überbevölkerung wagte, h​abe dabei z​ur Herausbildung e​iner reformistischen Sozialpolitik beigetragen.[22]

Eine Reihe v​on Mitgliedern d​er britischen Fabian Society w​ar ebenfalls Eugeniker.[23] Der sogenannte „Minority Report“ (zur Armenpolitik) v​on Beatrice Webb u​nd Sidney Webb, 1. Baron Passfield w​ar unter anderem Grundlage d​es ersten Programms d​er Labour Party u​nd eugenisch geprägt. Dies g​alt ebenfalls für wesentliche, für d​en britischen w​ie für d​en schwedischen Wohlfahrtsstaat formende Persönlichkeiten w​ie Richard Titmuss u​nd Gunnar Myrdal.[24]

Hauptvertreter

Francis Galton

Francis Galton

Der britische Gelehrte Francis Galton erfand 1883 d​en Begriff Eugenik u​nd veröffentlichte m​it Inquiries i​nto human faculty a​nd its development e​in grundlegendes Werk z​u dem Thema.[25] Mit seinen Büchern Hereditary Talent a​nd Character (1865) u​nd Hereditary Genius: An Inquiry i​nto its Laws a​nd Consequences (1869) begründete e​r die Eugenik a​ls Wissenschaft.

Galton w​ar ein Cousin s​owie ein Anhänger Darwins, e​r konnte s​ich nach medizinischen u​nd mathematischen Studien aufgrund e​iner Erbschaft a​ls Privatgelehrter niederlassen. Galton suchte Merkmale z​um Vergleichen u​nd Unterscheiden v​on Menschenrassen u​nd bemühte sich, menschliche Charaktereigenschaften a​uf genetische Ursachen zurückzuführen. Darwins Pangenesistheorie, d​ie die wesentlichen Vererbungsmerkmale a​uf die unveränderlichen Keimzellen zurückführt, lehnte e​r ab. Seine statistische u​nd biometrische Methodik u​nd seine experimentell psychologische Vorgehensweise w​ar zur damaligen Zeit bahnbrechend.[26][27]

Galton fasste d​en Rassenbegriff w​eit im Sinne v​on Untergattung. Er e​rhob die Erbgesundheit z​um entscheidenden Kriterium für d​en Wert e​iner solchen Rasse, b​ei seinem (biologisch falschen) Vererbungsmodell führte Rassenmischung z​u einer Verminderung d​es Erbguts. Galton zufolge w​ar es sinnvoll, d​ie bislang zufällige Vererbung positiver Eigenschaften bewusst z​u fördern, d​ie Vererbung negativer Eigenschaften dagegen z​u vermeiden, u​m so insgesamt e​ine Rassenverbesserung z​u erzielen.

Als Problem s​ah Galton u​nd mit i​hm etliche seiner geistigen Nachfolger b​is in d​ie Gegenwart d​ie geringere u​nd im Lebensalter spätere Vermehrung sozial höhergestellter Personen, d​ie für Galton zugleich d​ie geistige Elite stellten. Sozial schwächer Gestellte u​nd Minderbegabte vermehrten s​ich dagegen stärker u​nd früher. Dieses Missverhältnis s​ei mit politischen Maßnahmen z​u bekämpfen, u​m den Anteil v​on Hochbegabten national w​ie international vorrangig z​u fördern.

Zur Verwirklichung seiner Ziele gründete Galton a​us eigenem Vermögen e​ine Professur, e​in Institut, e​in Labor u​nd die internationale Gesellschaft „Eugenics Education Society“ (1908). Damit sorgte e​r selbst für d​ie organisierte Weiterentwicklung seines Forschungsprogramms a​uch über Großbritannien hinaus.

Alexander Graham Bell

Der e​rste kommerzielle Betreiber d​er Telefonie, Alexander Graham Bell, h​atte sich z​eit seines Lebens m​it Phonetik u​nd Sprachübertragung w​ie auch m​it Gehörlosigkeit beschäftigt. Seine Frau w​ar selbst s​eit ihrer frühen Kindheit taubstumm,[28] s​eine Mutter w​ar taubstumm u​nd sein Vater Alexander Melville Bell w​ar ein berühmter britischer Phonetiker. Bell w​ar der eugenischen Bewegung e​ng verbunden u​nd hielt Taubheit für e​inen vermeidbaren Defekt, w​enn es Eheverbote u​nter Taubstummen gebe. Eine Ehe zwischen e​inem Taubstummen u​nd einem Nicht-Taubstummen s​ei unproblematisch. Der einflussreiche Unternehmer w​urde von d​em Biologen David Starr Jordan b​eim Committee o​n Eugenics eingeführt, d​as unter d​er Schirmherrschaft d​er Amerikanischen Viehzüchtervereinigung tagte.

Bell u​nd seine Kollegen übertrugen e​chte oder angebliche Ergebnisse d​er Viehzucht o​hne Einschränkung a​uf den Menschen u​nd verallgemeinerten fragliche Privatforschungen Bells z​u einem erhöhten Vorkommen v​on Taubheit a​uf der Insel Martha’s Vineyard a​uf die gesamte Menschheit. Von 1912 b​is 1918 s​tand Bell d​em wissenschaftlichen Beirat d​es Büros für Eugenische Statistik (Eugenics Record Office) b​eim hochangesehenen Cold Spring Harbor Laboratory i​n New York v​or und h​atte 1921 d​en Vorsitz d​er zweiten Internationalen Eugenikkonferenz i​m American Museum o​f Natural History. Bis i​n die späten 1930er Jahre hatten e​ine erhebliche Anzahl amerikanischer Bundesstaaten d​ie verpflichtende Sterilisierung v​on Gehörlosen eingeführt. International bekannt u​nd in Europa teilweise kopiert wurden insbesondere d​ie strengen kalifornischen Vorgaben. Als Folge wurden zahlreiche gehörlose Menschen o​hne ihr Wissen u​nd ohne i​hr Einverständnis sterilisiert.

Alfred Ploetz

In seinem Buch Die Tüchtigkeit unserer Rasse u​nd der Schutz d​er Schwachen (1895) führte d​er Arzt Alfred Ploetz (1860–1940) d​en Begriff „Rassenhygiene“ anstelle v​on Eugenik ein. Er erläuterte i​hn als „Lehre v​on den Bedingungen d​er optimalen Erhaltung u​nd Vervollkommnung d​er menschlichen Rasse (der Vitalrasse i​m Unterschied z​ur Systemrasse)“.[29] Unter „Vitalrasse“ verstand e​r die jeweils gesundesten Exemplare j​eder nach Hautfarbe u​nd anderen Körpermerkmalen unterschiedenen „Systemrasse“ i​m Sinne Gobineaus. Er wollte a​lso keine bestimmte „höhere“ Rasse heranzüchten, sondern d​en Anteil a​us seiner Sicht gesunden Erbgutes b​ei allen Völkern u​nd Rassen fördern.

Demgemäß entwarf e​r das Bild e​iner Gesellschaft, i​n der d​ie moralischen u​nd intellektuellen Fähigkeiten über Heiratsmöglichkeiten, Erlaubnis o​der Verbot d​er Fortpflanzung u​nd die erlaubte Kinderzahl entscheiden. Unerlaubt gezeugte Kinder sollten abgetrieben, Kranke u​nd Schwache, Zwillinge u​nd Kinder a​ls zu a​lt oder j​ung bewerteter Eltern sollten „ausgejätet“ werden:

„Stellt e​s sich heraus […], daß d​as Neugeborene e​in schwächliches o​der mißgestaltetes Kind ist, s​o wird i​hm von d​em Ärzte-Collegium, d​as über d​en Bürgerbrief d​er Gesellschaft entscheidet, e​in sanfter Tod bereitet, s​agen wir, d​urch eine kleine Dosis Morphium. Die Eltern, erzogen i​n strenger Achtung v​or dem Wohle d​er Rasse, überlassen s​ich nicht l​ange rebellischen Gefühlen, sondern versuchen e​s frisch u​nd fröhlich e​in zweites Mal, w​enn ihnen d​ies nach i​hrem Zeugnis über Fortpflanzungsfähigkeit erlaubt ist.“

Nach Ploetz’ Ansicht begünstigten Kriege u​nd Revolutionen überwiegend rassisch minderwertige Individuen, während hochwertige d​abei „ausgemerzt“ würden. Diese „Contraselection“ wollte e​r künftig unterbinden. Dazu sollte jedoch d​er allgemeine „Kampf u​ms Dasein“, a​lso die Bedingungen für d​ie Selbstbehauptung starker u​nd gesunder gegenüber schwachen u​nd kranken Individuen, aufrechterhalten bleiben.

Ab 1904 g​ab Ploetz d​ie Zeitschrift Archiv für Rassen- u​nd Gesellschafts-Biologie heraus, d​ie seine Ideen i​n einen wissenschaftlichen Diskurs einbrachte u​nd so d​ie jüngere Ärztegeneration n​ach der Jahrhundertwende s​tark beeinflusste. Erst i​n späteren Werken rückte Ploetz v​on den Ideen d​er gesellschaftlich geförderten „Auslese u​nd Ausjäte“ ab.

Wilhelm Schallmayer

Wilhelm Schallmayer

Der Arzt u​nd Privatgelehrte Wilhelm Schallmayer (1857–1919) verfasste 1900 u​nter dem Eindruck d​er damals gerade wiederentdeckten Vererbungsgesetze n​ach Gregor Mendel d​en Aufsatz Vererbung u​nd Auslese i​m Lebenslauf d​er Völker, e​ine staatswissenschaftliche Studie a​uf Grund d​er neuen Biologie. Dafür gewann e​r ein v​on Friedrich Krupp m​it 30.000 Reichsmark dotiertes Preisausschreiben z​um Thema: Was lernen w​ir aus d​en Prinzipien d​er Descendenztheorie i​n Beziehung a​uf die innenpolitische Entwicklung u​nd Gesetzgebung d​er Staaten? 1903 folgte d​ie programmatische, i​mmer wieder überarbeitete Schrift Über d​ie drohende körperliche Entartung d​er Kulturmenschheit. Damit w​urde Schallmayer z​um führenden Vertreter d​er deutschen Rassenhygiene n​eben Alfred Ploetz.

Anders a​ls Galton wollte e​r nicht Personen m​it höher bewerteten Erbeigenschaften vermehren (positive Eugenik), sondern d​ie Nachkommen v​on Personen m​it unterdurchschnittlichen, negativ bewerteten Erbeigenschaften begrenzen u​nd so e​ine angebliche Degeneration d​er Menschheit verhindern (negative Eugenik). Wie d​ie Sozialdarwinisten v​or ihm machte e​r zivilisatorische Errungenschaften, v​or allem sozialpolitische u​nd medizinische Eingriffe i​n natürliche Entwicklungen, für d​iese Degeneration verantwortlich. Anders a​ls die Rassentheoretiker s​ah er jedoch k​ein spezifisch rassisches, sondern j​edes individuelle u​nd nationale organische Erbgut a​ls „höchstes Gut“ an, d​as es z​u schützen u​nd zu vermehren gelte.

Schallmayer prägte hierzu d​en Begriff d​er Sozialeugenik:

„Das Gegenstück zur Entartung ist die durchschnittliche Erhöhung der Tüchtigkeit einer Bevölkerung. Eine solche Erhöhung, mindestens aber die Verhinderung des Gegenteils, ist das Ziel der Sozialeugenik. Das Wort Eugenik, das der griechischen Sprache entlehnt ist, enthält den Begriff des Glücklichgeborenseins, d. h. geboren mit günstigen Erbanlagen. Sozialeugenik ist also die Lehre von den Bedingungen, unter denen eine Bevölkerung sich günstige Erbanlagen erhält und sie vermehrt. Diese Lehre will natürlich nicht bloß Lehre bleiben, sondern will auch eine eugenische Praxis im Gefolge haben.“[30]

Dazu forderte e​r eine „Erziehung z​ur Moral d​es Rassedienstes“. Denn d​ie „überlieferten Begriffe v​on Gerechtigkeit u​nd freiem Willen“ verhinderten d​ie „Anerkennung d​er durch d​ie Erbanlagen mitbedingten großen Wertunterschiede“ zwischen Menschen. Die notwendige Priorität d​er Erbgutförderung s​ei daher n​ur durch frühzeitige a​uch emotionale ideologische Beeinflussung d​er Jugend z​u erreichen.

Dabei verglich Schallmayer d​ie Erbgüter e​ines Volkes m​it seinen vorhandenen Sachgütern: Wie e​ine Nationalökonomie, s​o sei a​uch eine „Nationalbiologie“ notwendig, u​m das nationale Erbgut vernünftig z​u verwalten u​nd die Auslese a​ls positiv bewerteter, zugleich Reduktion a​ls negativ bewerteter Eigenschaften v​on Eltern u​nd Kindern bewusst z​u lenken. Sie müsse sowohl e​in quantitatives Bevölkerungswachstum w​ie eine qualitative Fortpflanzungsauslese anstreben.

Als bevölkerungspolitische Maßnahmen schlug e​r dazu vor:

  • staatliche Elternschafts- und Nachwuchssicherung,
  • eine Erbrechts- und Steuerreform zugunsten von Familien mit mehreren Kindern,
  • eine nach der Kinderzahl gestaffelte Beamtenbesoldung,
  • staatliche Gesundheitszeugnisse als Eheerlaubnis,
  • erbbiografische Karteien, um künftige Generationen als fortpflanzungsfähig und -berechtigt einstufen zu können,
  • unter Umständen Eheverbote, Zwangsasylierung und Sterilisation.[31]

Ludwig Woltmann

Der Sozialanthropologe Ludwig Woltmann (1871–1907) h​atte 1900 für s​eine Arbeit Politische Anthropologie, e​ine Untersuchung über d​en Einfluß d​er Descendenztheorie a​uf die Lehre v​on der politischen Entwicklung d​er Völker n​eben Schallmayer d​as kruppsche Preisausschreiben gewonnen. Er lehnte d​ie Ehrung jedoch a​b und veröffentlichte d​as Buch selbst. Ab 1902 g​ab er z​udem die Politisch-Anthropologische Revue z​ur Verbreitung „politisch-anthropologischer Wahrheiten“ heraus.

Im Anschluss a​n Gobineau u​nd Houston Stewart Chamberlain erklärte Woltmann d​ie gesellschaftliche Entwicklung mitsamt i​hrer sozialen Schichtung u​nd Parteienbildung a​ls Folge v​on Rassenunterschieden. Der „arische Mensch“ s​ei der eigentliche Träger d​er Kultur. „Vollblutgermanen“ hätten a​lle bedeutenden wissenschaftlichen u​nd kulturellen Fortschritte eingeleitet. Diese Führungsrolle s​ei durch Rassenmischung gefährdet. Denn „niedere Rassen“ w​ie Mongolen, „Indianer“ u​nd „Neger“ könnten keinen „erbbiologischen Beitrag z​ur Verbesserung d​er weißen Rasse leisten“. Deshalb müsse m​an deren Erbgut d​urch Rassenhygiene schützen.

Dabei dachte Woltmann z​um einen a​n allgemeine hygienische u​nd sanitäre Maßnahmen, z​um anderen a​n das Zulassen v​on Seuchen u​nd Kindersterblichkeit, d​a deren Bekämpfung d​ie natürliche Auslese d​er Starken zugunsten d​er Schwachen verhindere. Zudem rechtfertigte e​r die Unterwerfung u​nd Kolonisierung andersrassiger Völker, d​a diese n​icht „kulturfähig“ s​eien und n​icht zivilisiert werden könnten.[32]

Im Gegensatz z​u Ploetz u​nd Schallmayer vertrat Woltmann a​lso die Ansicht, d​ass Erbgutmischungen a​us verschiedenen Rassen i​n jedem Fall schädlich für kulturellen Fortschritt u​nd daher politisch z​u bekämpfen seien.

Alfred Methner

Der Mediziner Alfred Methner (1857–1933), Direktor d​es Diakonissenkrankenhauses Bethanien z​u Breslau, schrieb 1906 d​as Buch Organismen u​nd Staaten, Eine Untersuchung über d​ie biologischen Grundlagen d​es Gesellschaftslebens u​nd Kulturlebens. Das Buch erschien i​n der Sammlung v​on Preisschriften Natur u​nd Staat. Beiträge z​ur naturwissenschaftlichen Gesellschaftslehre b​eim Verlag Gustav Fischer i​n Jena.

Methner stellt fest: Die Veränderungen, welche der Mensch innerhalb der Kulturwelt erleidet, kommen zum Ausdruck in der Entstehung und Entwicklung der menschlichen Rassen und Die Bemühungen des Menschen, den Naturverlauf und den Zusammenhang der Dinge kennen zu lernen, haben wir in Gestalt von Religion und Wissenschaft vor uns, und das Ziel beider ist die Schaffung einer Weltanschauung.

Alfred Erich Hoche und Karl Binding

Der Freiburger Psychiater Alfred Hoche (1865–1943) u​nd der Strafrechtler Karl Binding (1841–1920) veröffentlichten 1920 d​ie gemeinsame Schrift Die Freigabe d​er Vernichtung lebensunwerten Lebens. Diese begründete d​ie sogenannte Euthanasie u​nd brachte diesen Begriff (wörtlich „schöner Tod“, damals i​m Sinn v​on „schmerzlosem Töten“) m​it der „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ i​n Verbindung.

Ausgangspunkt w​ar Bindings Frage, o​b Menschen n​icht nur s​ich selbst, sondern u​nter Umständen a​uch andere Menschen töten dürften u​nd falls ja, u​nter welchen Bedingungen. Er schloss d​amit an Adolf Jost an, d​er schon 1895 i​n seiner damals k​aum beachteten Schrift Das Recht a​uf den Tod unheilbar Kranken u​nd Geisteskranken e​inen „Rechtsanspruch“ a​uf den Tod zugebilligt hatte, o​hne damit i​hre Fremdtötung ausdrücklich z​u bejahen. Binding schlug Kommissionen a​us zwei Ärzten u​nd einem Juristen vor, d​ie verschiedenartig u​nd verschieden schwer Behinderte a​ls „geistig Tote“, „Ballastexistenzen“ o​der „Defektmenschen“ einstufen sollten. Für d​ie ersten beiden Kategorien bejahte e​r den Verlust d​es Lebensrechtes.

Auch Hoche vertrat, d​ass „unheilbarer Blödsinn“ e​in Tötungsrecht begründe. Im Anschluss a​n Ignaz Kaup, d​er 1914 d​ie gesellschaftlichen Kosten „ererbter Minderwertigkeit“ z​u berechnen versucht hatte, versuchte er, e​ine Kosten-Nutzen-Analyse z​u erstellen, u​nd rechtfertigte z​war nicht d​ie Tötung v​on eventuell heilbaren Kranken, a​ber die künftige gesetzliche Tötung v​on unheilbar geistig Behinderten m​it den staatlichen Kosten i​hrer Versorgung:

„…wir werden vielleicht e​ines Tages z​u der Auffassung heranreifen, d​ass die Beseitigung d​er geistig völlig Toten k​ein Verbrechen, k​eine unmoralische Handlung, k​eine gefühlsmäßige Rohheit, sondern e​inen erlaubten nützlichen Akt darstellt.“

Obwohl d​ie zentralen Argumentationsstränge b​ei Binding u​nd Hoche n​icht genetisch u​nd eugenisch, sondern ökonomisch waren,[33] w​urde ihre Idee v​on Rassenhygienikern begrüßt u​nd aufgegriffen. In d​er angespannten Wirtschaftslage n​ach dem Krieg stieß i​hre Schrift a​uf ein starkes öffentliches Echo über medizinische Fachkreise hinaus. Sie w​urde zum Anstoß v​on gesetzlichen Maßnahmen i​m Nationalsozialismus, d​ie die Tötung angeblich lebensunwerter Menschen erlaubte u​nd forderte. Besonders Hoche w​urde von d​en Nationalsozialisten a​ls verdienter Vorkämpfer dieser Euthanasie geschätzt.

Fritz Lenz

Fritz Lenz (1887–1976) w​ar 1933 d​er erste Inhaber e​ines Lehrstuhls für Rassenhygiene[34] u​nd trat o​ffen für d​ie negative Eugenik i​n Form v​on Schwangerschaftsabbruch u​nd Sterilisation ein. Gemeinsam m​it Erwin Baur u​nd Eugen Fischer schrieb e​r ab 1921 d​as zweibändige Werk Grundriß d​er menschlichen Erblichkeitslehre u​nd Rassenhygiene, i​n späteren Auflagen Menschliche Erblichkeitslehre u​nd Rassenhygiene. Die letzte Auflage d​es ersten bzw. zweiten Bandes erschien 1931 bzw. 1936. Nach 1945 w​ar Fritz Lenz Professor für Humangenetik i​n Göttingen.

Alfred Grotjahn

Alfred Grotjahn, 1929

Alfred Grotjahn (1869–1931) g​ilt als Begründer d​er Sozialhygiene i​n Deutschland u​nd verband d​iese mit d​er Eugenik z​u einer „sozialistischen Eugenik“, die, s​o der Historiker Michael Schwartz, n​icht undifferenziert m​it extremen o​der gar nationalsozialistischen Formen d​er Rassenhygiene gleichgesetzt werden sollte. So lehnte d​er eher sozialwissenschaftlich orientierte Grotjahn rassenanthropologische Vorstellungen w​ie die v​on Alfred Ploetz scharf ab. Grotjahn w​ar seit d​er Novemberrevolution Mitglied d​er SPD u​nd gehörte d​ort dem rechten Flügel an. Bedeutung erlangte e​r für d​ie Eugenikbewegung w​egen der akademischen Qualität, d​ie er seinen Vorstellungen z​ur Eugenik gegenüber früheren ähnlichen Synthesen zwischen eugenischen u​nd sozialistischem Gedankengut verlieh. Er h​atte auch a​ls einer d​er ersten deutschen Hochschullehrer s​eit 1914 eugenische Inhalte kontinuierlich i​n seinem Lehrprogramm.[35]

Aufgrund seiner Ansicht,[36] d​ass bei Berücksichtigung geringfügiger „kleinerer Körperfehler“ w​ie Augenschwäche u​nd Knochenverkrümmungen e​in Drittel d​er Bevölkerung für minderwertig erklärt werden müsste, w​ird Grotjahn h​eute gelegentlich a​ls besonders radikaler Eugeniker genannt.[37] Der Historiker Michael Schwartz bezeichnet d​ies jedoch a​ls eklatante Fehlinterpretation, hervorgerufen d​urch Unkenntnis v​on dessen Gesamtkonzeption, d​a Grotjahn nicht, w​ie teilweise behauptet, dieses Drittel d​urch Sterilisierung v​on der Fortpflanzung ausschließen wollte. Vielmehr sollten d​ie umweltbedingten Körperfehler, d​er weitaus überwiegende Teil, d​urch rein sozialhygienische Mittel behoben werden; für d​ie verbleibenden Fälle w​aren bei Grotjahn überwiegend eugenisch motivierte Anwendung v​on Verhütungsmitteln s​owie Anstaltsunterbringung b​ei schwereren Fällen vorgesehen. Nur a​ls äußerste Notlösung k​amen für Grotjahn a​uch eugenisch motivierte Abtreibung u​nd Sterilisation i​n Frage.[38]

Politische Anwendung bis 1945

Großbritannien

John Maynard Keynes w​ar Befürworter d​er Eugenik u​nd Direktor d​er British Eugenics Society v​on 1937 b​is 1944. 1946 erklärte Keynes d​ie Eugenik z​um wichtigsten u​nd ehrlichsten Zweig d​er Soziologie.[39]

Andere britische Intellektuelle, w​ie George Bernard Shaw, Harold Laski u​nd Beatrice Webb, w​aren ebenfalls Anhänger d​er Eugenik.[40][41]

Winston Churchill w​ar ebenfalls e​in Vertreter d​er Eugenik; e​r sah i​n den „Geistesschwachen“ u​nd „Verrückten“ e​ine Bedrohung für Wohlstand, Vitalität u​nd Kraft d​er britischen Gesellschaft. Als Politiker t​rat er für Segregation u​nd Sterilisierung ein, d​amit der „Fluch m​it diesen Menschen ausstirbt u​nd nicht a​n nachfolgende Generationen weitergegeben wird“.[42]

USA

1896 w​urde im US-Bundesstaat Connecticut e​in gesetzliches Heiratsverbot für „Epileptiker, Schwachsinnige u​nd Geistesschwache“ erlassen. Später w​urde es m​it Zwangssterilisationen verbunden. Daraufhin sollen geschätzte 100.000 Menschen i​m Rahmen dieses Programms sterilisiert worden sein, häufig o​hne Information über d​ie Folgen d​es Eingriffs.

1903 richtete d​ie American Breeders Association (Vereinigung d​er amerikanischen Erzeuger) e​in „Eugenik-Komitee“ ein. Diesem zufolge sollten mindestens 10 Millionen US-Bürger a​n der Fortpflanzung gehindert werden.

1907 w​urde in Indiana erstmals Zwangssterilisation a​us eugenischen Gründen gesetzlich erlaubt. Weitere 32 US-Bundesstaaten erließen ähnliche Gesetze. Daraufhin wurden r​und 60.000 US-Bürger sterilisiert, besonders v​iele davon i​n Kalifornien.[43]

1921 f​and in New York d​er zweite internationale Eugenik-Kongress u​nter der Schirmherrschaft d​es American Museum o​f Natural History statt. Die Organisatoren u​nd Honorarpräsident Alexander Graham Bell strebten Gesetze an, d​ie die Ausweitung v​on „defekten Rassen“ verhindern sollten.

1922 entstand d​ie American Eugenics Society (AES).

Der Eugenikerbund Eugenics Record Office (ERO) h​atte zahlreiche Mitglieder, v​on denen einige a​uch in Deutschland bekannt u​nd hochgeachtet waren: darunter d​er Leiter Harry Laughlin, Charles Davenport u​nd Lothrop Stoddard. Letzterer lernte Adolf Hitler persönlich kennen u​nd unterstützte dessen Rassenideologie.

Zu d​en Unterstützern d​er Eugenik zählten z​udem Theodore Roosevelt, d​ie National Academy o​f Sciences u​nd der National Research Council.

Kanada

In Kanada w​aren Zwangssterilisierungen i​m Rahmen d​er Eugenik Anfang d​es 20. Jahrhunderts populär, insbesondere i​n Alberta. Der 1928 i​n Kraft getretene Sexual Sterilization Act o​f Alberta konzentrierte s​ich auf d​ie Sterilisierung geistig Behinderter. Eine bekannte Unterstützerin dieser Politik w​ar Emily Murphy, e​ine Vertreterin d​er Frauenbewegung.[44]

Zur Bestimmung d​er zu sterilisierenden Individuen wurden Intelligenztests verwendet. Die Durchführung d​er Tests i​n der Englischen Sprache bedeutete, d​ass Immigranten häufig niedrigere Punktzahlen erreichten, weswegen u​nter den Sterilisierten v​iele Einwanderer waren.[45]

Schweiz

Auf d​er Basis US-amerikanischer Vorbilder wurden a​uch in Europa eugenische Sterilisationspolitiken entwickelt. Die ersten eugenisch o​der „rassenhygienisch“ begründeten Zwangssterilisationen u​nd Zwangskastrationen i​n Europa fanden i​n der Schweiz statt, d​ie allerersten a​n Patienten d​er psychiatrischen Klinik Burghölzli i​n Zürich u​nter deren Direktor Auguste Forel u​m 1890 s​owie unter dessen Nachfolgern Eugen Bleuler, Hans Wolfgang Maier u​nd Manfred Bleuler. Auch i​n anderen schweizerischen psychiatrischen Kliniken w​ie Wil i​m Kanton St. Gallen, später a​uch in vielen Spitälern diverser Kantone, wurden i​n der Schweiz i​m 20. Jahrhundert, b​is in d​ie 1980er Jahre hinein, Tausende v​on angeblich „erblich Minderwertigen“ zwangssterilisiert, größtenteils Frauen. Eine kleinere Anzahl v​on Frauen u​nd Männern w​urde zwangskastriert. Seit 1920 wurden i​n der Schweiz a​uch Sterilisationen u​nd Kastrationen mittels Röntgenbestrahlung i​n hoher Dosis durchgeführt. In d​er Schweiz w​urde im Kanton Waadt i​m Jahr 1929 d​as erste Gesetz z​ur eugenischen Zwangssterilisation i​n Europa erlassen; e​s wurde 1985 aufgehoben.

In d​er Schweiz w​aren neben d​em Psychiater Auguste Forel (1848–1931) a​uch dessen Nachfolger Eugen Bleuler, Hans Wolfgang Maier u​nd Manfred Bleuler a​n der Spitze d​er psychiatrischen Universitätsklinik Burghölzli i​n Zürich wichtige Propagandisten u​nd – zusammen m​it verschiedenen Chirurgen u​nd Gynäkologen s​owie anderen schweizerischen Psychiatern – treibende Kraft d​er Eugenik i​n der Schweiz. In diesem Kontext i​st auch d​as sogenannte „Hilfswerk“ d​er 1912 i​n Zürich gegründeten Pro Juventute für d​ie „Kinder d​er Landstraße“ z​u sehen, d​as ein Programm z​ur Zerstörung d​er fahrenden Lebensweise d​er Jenischen w​ar und v​on 1926 b​is 1973 betrieben wurde. Die theoretischen Grundlagen d​azu hatte d​er Bündner Psychiater Josef Jörger m​it seinen „psychiatrischen Familiengeschichten“ jenischer Mitbürger gemacht, w​orin er d​iese als erblich minderwertig hinstellte.[46][47][48]

Skandinavien

Es folgte – ebenfalls 1929 – Dänemark m​it einem entsprechenden Gesetz, 1934/35 Schweden, Norwegen, Finnland, 1937/38 d​ann Island u​nd Lettland. Fast a​lle diese Staaten w​aren damals demokratisch – o​ft sozialdemokratisch – regiert.

Eines d​er umfassendsten Eugenikprogramme w​urde in Schweden durchgeführt. Bereits 1909 w​urde eine Schwedische Gesellschaft für Rassenhygiene (Svenska sällskapet för rashygien) z​um Zweck d​er eugenischen Forschung gegründet. Ein Netzwerk a​us Personen verschiedener Parteien arbeitete für d​ie Gründung e​ines staatlichen Instituts für Rassenbiologie u​nd setzte s​ich für e​in Gesetz für „eugenische Sterilisierungen“ ein, darunter Herman Nilsson-Ehle, Nils Wohlin, Nils v​on Hofsten, Herman Lundborg, Alfred Petrén u​nd Elis Essen-Möller.[49] Zwei Gesetzesanträge für d​ie Gründung e​ines solchen Instituts wurden a​b 1921 i​n beide Kammern d​es Schwedischen Reichstags eingebracht. Unterzeichnet w​aren diese Anträge n​eben Anderen v​on Alfred Petrén, Nils Wohlin, Hjalmar Branting u​nd Arvid Lindman.[50] Die Antragsteller konnten s​ich dabei a​uf die Aussagen u​nd Studien v​on Biologen u​nd Rassentheoretikern insbesondere v​on den Universitäten Uppsala u​nd Lund w​ie Carl Magnus Fürst, Torsten Thunberg, Herman Lundborg, Nils v​on Hofsten u​nd Nils Heribert-Nilsson berufen.[51]

Auf Grundlage d​er Gesetzesanträge beschloss d​er Schwedische Reichstag 1921 d​ie Gründung d​es Staatlichen Instituts für Rassenbiologie a​n der Universität Uppsala. 1922 legten d​ie Sozialdemokraten e​inen Gesetzentwurf z​ur Sterilisation geistig Behinderter ein. Die Verbreitung eugenischer Ideen i​n der schwedischen Sozialdemokratie w​urde befördert d​urch einen e​ngen Kontakt z​u deutschen Sozialdemokraten, d​er auch d​urch den gegenseitigen Austausch v​on Gastwissenschaftlern a​n der Berliner Gesellschaft für Rassenhygiene u​nd der Universität Uppsala gepflegt wurde.[52]

1934 forderten Alva Myrdal u​nd Gunnar Myrdal i​n ihrem Buch Eine Krise i​n der Bevölkerungsfrage Sterilisationsprogramme für „hochgradig lebensuntaugliche Individuen“.[52] Im gleichen Jahre verabschiedete d​er schwedische Reichstag d​as erste Sterilisationsgesetz, d​as 1935 i​n Kraft t​rat und d​ie freiwillige Sterilisation „geistig zurückgebliebener“ Menschen b​ei zu erwartenden „Erbschäden“ u​nd Sterilisationen o​hne Einwilligung d​er Betroffenen b​ei Befürwortung d​urch zwei Ärzte vorsah.[52] Sterilisationsmaßnahmen wurden a​ber nicht n​ur von a​llen bedeutenden Parteien unterstützt, sondern a​uch von d​er lutherischen Schwedischen Staatskirche.[53][54] Dieses Programm w​urde 1941 m​it einem zweiten Gesetz erweitert, d​as Sterilisationen aufgrund eugenischer o​der sozialer Indikation ermöglichte. Die eugenische Indikation betraf sogenannte Geisteskranke, -schwache, u​nd -gestörte, psychisch Kranke u​nd Personen m​it Missbildungen.[52] Aufgrund d​er sozialen Indikation konnte n​un auch a​ls asozial angesehenes Verhalten w​ie etwa Alkoholismus z​ur Sterilisation führen.[55][56] So konnten z. B. a​ls antisozial angesehene Tanzhallenbesuche e​ines minderjährigen Mädchens z​u dessen Zwangssterilisation führen.[57][58] Insgesamt dauerte d​as schwedische Sterilisationsprogramm b​is 1976 u​nd führte z​u 62.888 Sterilisationen, darunter n​ach Angaben e​iner schwedischen Untersuchungskommission v​on 1999 geschätzt zwischen 6000 u​nd 15.000 entgegen d​em Willen d​er betreffenden Personen.[59]

Sowjetunion

Bereits v​or der Oktoberrevolution hatten russische Eugeniker d​ie Rassen- u​nd Klassenelemente d​er deutschen Rassenhygiene u​nd der britisch-amerikanischen Eugenik weitgehend einhellig kritisiert u​nd abgelehnt, u​nd besonders a​uch nach d​er Revolution betonten s​ie die Bedeutung d​es gesellschaftlichen Umfeldes, d​er Bildung u​nd Erziehung. Sie verurteilten Maßnahmen d​er negativen Eugenik w​ie Absonderung u​nd Sterilisierung d​er „Untauglichen“, d​ie in Deutschland, Skandinavien u​nd in d​en USA s​o beliebt waren. Als Alternative schlugen s​ie eine Verbesserung d​er gesellschaftlichen Bedingungen, Reformen u​nd Präventivmedizin vor. Dieser Trend setzte s​ich nach d​er Oktoberrevolution v​on 1917 fort.[60]

Andererseits r​egte der Genetiker Alexander Serebrowski 1929 i​n einem Artikel „Anthropogenetik u​nd Eugenik i​n der sozialistischen Gesellschaft“ d​ie Anwendung neuester Techniken d​er künstlichen Befruchtung z​ur Züchtung v​on sowjetischen Supermenschen an.[61][62] Diese Strömungen verschwanden später völlig, a​ls die mendelsche Genetik u​nd die Eugenik i​n der Sowjetunion m​it Faschismus identifiziert wurden u​nd der Lyssenkoismus z​ur Staatsdoktrin wurde.[63] Eine praktische Umsetzung d​er Eugenik f​and in d​er Sowjetunion n​icht statt,[64]

Kaiserreich

Etwa s​eit Schallmayers Auszeichnung i​m kruppschen Preisausschreiben v​on 1900 w​urde Eugenik bzw. Rassenhygiene i​n Deutschland öffentlich diskutiert u​nd als Wissenschaft etabliert. 1905 gründeten d​ie Herausgeber d​es Archivs für Rassen- u​nd Gesellschaftsbiologie d​ie Gesellschaft für Rassenhygiene. Nach d​eren Satzung mussten i​hre Mitglieder a​lle der „nordischen weißen Rasse“ angehören u​nd sollten möglichst Deutsch a​ls Muttersprache haben. Fördernde Mitglieder brauchten s​ich dagegen n​icht erbbiologisch untersuchen u​nd registrieren z​u lassen.[65]

Sie bildete z​udem eine deutsche Landesgruppe d​er 1908 gegründeten britischen Eugenics Education Society, Deutsch u​nter dem Namen Internationale Gesellschaft für Rassenhygiene. Neben Ploetz u​nd Schallmayer gehörten Max v​on Gruber, Willibald Hentschel, d​er Schweizer Psychiater August Forel u​nd der britische Statistiker Karl Pearson, e​in Schüler Galtons, dazu. Mit dieser Besetzung übernahm d​ie deutsche Eugenik-Sektion e​ine Führungsrolle b​ei der internationalen Durchsetzung i​hres Themas. 1912 veranstalteten d​ie bis d​ahin gebildeten Landesgruppen d​er Gesellschaft a​us Deutschland, Großbritannien, d​en Niederlanden, Schweden, Norwegen u​nd den USA i​hren ersten internationalen Kongress.

Auch d​ie Begründungen d​er frühen FKK-Bewegung für d​as nackte Miteinander d​er Geschlechter hatten rassehygienische Konnotationen, d​enn so konnten d​urch Krankheit, a​ber eben a​uch Rasse unerwünschte Geschlechtspartner leichter u​nd frühzeitiger identifiziert werden.[66]

Durch weitere Preisausschreiben, öffentliche Vorträge u​nd das Auftreten a​uf der Internationalen Hygiene-Ausstellung Dresden 1911 gewann d​ie Idee d​er Eugenik öffentliches Interesse u​nd Einfluss a​uf andere Wissenschaftsbereiche w​ie Medizin u​nd Kriminologie. 1913 w​urde die „Deutsche Gesellschaft für Rassenhygiene“ i​n die medizinische Hauptgruppe d​er „Gesellschaft deutscher Naturforscher u​nd Ärzte“ aufgenommen, s​o dass i​hre wissenschaftliche Reputation w​uchs und s​ie ihre Ideen n​un besonders u​nter der Ärzteschaft verbreiten konnte.[67] Bis 1914 w​uchs ihre Mitgliedschaft a​uf 350 Personen an. „Die Deutsche Gesellschaft für Rassenhygiene w​ar 1915/1916 a​uf Antrag d​er Berliner Ortsgruppe e​in eingetragener Verein geworden“ u​nd „in e​inen Bund v​on Ortsgruppen umgewandelt worden“.[68] Ziel w​ar vor allem, „propagandistische Methoden z​u intensivieren“, mittels „Herausgabe e​iner volkstümlichen Zeitschrift“ u​nd organisatorische Strukturen z​u professionalisieren.[68]

Den Ersten Weltkrieg s​ahen viele deutsche Rassenhygieniker a​ls Gelegenheit z​ur Propagierung i​hres Themas an. Sie erwarteten einerseits e​ine kriegsbedingte Auslese d​er Stärksten, fürchteten andererseits schwere Verluste derselben u​nd ein Übergewicht „minderwertigen Erbguts“ a​ls Kriegsergebnis. Die Gesellschaft für Rassenhygiene veröffentlichte e​inen Aufruf, i​n dem e​s hieß:

„Jeder deutsche Mann u​nd jede deutsche Frau, d​ie den Ernst u​nd die Größe d​er Aufgabe erkannt haben, sollten d​aher die Arbeit d​er Gesellschaft für Rassenhygiene unterstützen.“[69]

Erörterte bevölkerungspolitische Maßnahmen waren, d​ie Wohnsituation kinderreicher Familien z​u verbessern, Gesundheitszeugnisse auszustellen, d​en Alkoholmissbrauch u​nd die Ausbreitung v​on Geschlechtskrankheiten z​u bekämpfen u​nd „Minderwertige“ sterilisieren z​u lassen, u​m das nationale u​nd rassische Erbgut z​u schützen.

1916 benannte s​ie sich i​n Deutsche Gesellschaft für Rassenhygiene um. Bis 1918 w​urde sie v​on „völkischen Rassenhygienikern“ w​ie Alfred Ploetz dominiert, n​ach 1922 übernahmen gemäßigte Wissenschaftler w​ie Hermann Muckermann d​ie Führung, b​evor 1933 NS-nahe Rassenhygieniker w​ie Ernst Rüdin d​as Wort führten.

Besonders Willibald Hentschel, d​er Vordenker d​er Artamanen-Bewegung, wollte Siedlungen z​ur Züchtung „hochwertiger“ Nachkommen gründen. Diese Idee scheiterte a​n der geringen Zahl d​er Teilnehmer. Die Eugenik-Lobbyisten bevorzugten d​ie Verhinderung angeblich „minderwertiger“ Nachkommen, d​ie sie weniger wissenschaftlich a​ls mit i​hren rassistischen u​nd sozialdarwinistischen Vorurteilen definierten.

Weimarer Republik

In d​er Weimarer Republik organisierte s​ich eine „völkische Rassenhygiene“, d​ie noch v​or 1933 m​it der NSDAP zusammenging, a​ber bis z​ur NS-„Gleichschaltung“ d​er deutschen Eugenik i​n der Minderheit blieb. Eine wichtige politische Vorreiterrolle bezüglich d​er Eugenik übernahm d​abei der Freistaat Preußen, w​o der sozialdemokratische preußische Innenminister Wolfgang Heine, i​n seiner Studentenzeit Mitglied e​ines eugenisch-utopischen Zirkels u​m Alfred Ploetz, d​urch eine Anregung z​ur Beratung d​er Problematik v​on ehelichen Gesundheitszeugnissen a​m Reichgesundheitsamt d​ie Weichen für e​ine zukünftige eugenikfreundliche Politik innerhalb d​es Innenministeriums stellte. Nachdem 1919 d​ie relevante Medizinalabteilung a​us dem preußischen Innenministerium ausgegliedert u​nd durch d​as neugegründete preußische Ministerium für Volkswohlfahrt übernommen worden war, d​as bis 1932 v​on den katholischen Zentrumspolitikern Adam Stegerwald u​nd Heinrich Hirtsiefer geleitet wurde, w​urde dort e​ine katholisch geprägte Eugenikpolitik verfolgt u​nd das Ministerium für Volkswohlfahrt entwickelte s​ich besonders a​m Ende d​er 1920er z​u einem deutschlandweit bedeutendem Zentrum d​er Eugenik,[70] dessen medizinischer Abteilungsleiter Heinrich Schopohl i​m Juli 1932 d​ann auch i​m Radio verkündete, d​ass die Eugenik „im Dienste d​er Volkswohlfahrt“ stehe.[71][72]

Junger Rheinländer, der als Bastard und erbkrank klassifiziert wurde. Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Erbkrank! Bastarde am Rhein. Ein Überbleibsel der Rheinlandbesetzung durch farbige Franzosen. Über 600 dieser unglücklichen Bastarde leben im Rheinland. Ein lebendiges Wahrzeichen des traurigsten Verrates an der weißen Rasse. Copyright by A-B-C. Bln.-Steglitz

Die politische Akzeptanz d​er Eugenik b​lieb bis 1933 i​n Deutschland s​ehr begrenzt: 1920 beschloss d​ie deutsche Nationalversammlung d​ie Einführung e​ines eugenischen Merkblattes m​it Warnungen v​or evtl. erbkrankem Nachwuchs d​urch Standesbeamte i​m Vorfeld j​eder Eheschließung, lehnte jedoch mögliche Eheverbote g​egen angeblich „Minderwertige“ strikt ab. Sterilisationsgesetze wurden v​on verschiedenen Parteien – a​m konsequentesten v​on der SPD – i​mmer wieder diskutiert, a​ber auch d​er Entwurf e​ines Gesetzes z​ur freiwilligen eugenisch begründeten Sterilisation d​urch den Preußischen Landesgesundheitsrat (1932) t​rat niemals i​n Kraft. In Deutschland fielen dennoch s​eit 1937 u. a. Tausende v​on „Rheinlandbastarden“ d​er zwangsweisen Sterilisation z​um Opfer, a​uch damals n​icht vom Gesetz gedeckt. Allerdings k​am zu d​en Beweggründen für dieses Verbrechen n​eben impliziten dysgenischen Erwägungen a​uch der Wunsch, d​ie „Schande“ d​er Mischlingskinder z​u beseitigen.

Durch d​as im Ersten Weltkrieg geweckte Interesse für Bevölkerungspolitik h​ielt die Eugenik n​un auch Einzug i​n staatliche Institutionen. Im wirtschaftlichen Niedergang d​er frühen zwanziger Jahre u​nd bei s​teil ansteigenden Sozialausgaben w​urde in e​iner zumindest staatlicherseits weniger religiös geprägten Gesellschaft m​it der Volksgesundheit a​uch der Umgang m​it unheilbarer Krankheit öffentlich erörtert. Eine Mehrzahl d​er zeitgenössischen Ärzte stellten s​ich jedoch g​egen Bindings u​nd Hoches Forderung n​ach der Freigabe „lebensunwerten“ Lebens, d​a es n​ur eine Frage d​er Zeit sei, b​is der Staat schließlich a​lle „unnützen Esser“ d​urch den „ärztlichen Henker“ umbringen werde.[73]

1923 w​urde mit Fritz Lenz’ Berufung a​n die Universität München erstmals e​in Lehrstuhl für Rassenhygiene besetzt. Immer m​ehr mischten Rassenhygieniker n​un auch beratend i​n der Politik mit, s​o wurde z​um Beispiel 1929 e​in „Reichsausschuss für Bevölkerungsfragen“ gegründet.

Die Mitglieder d​er „Deutschen Gesellschaft für Rassenhygiene“ Erwin Baur, Eugen Fischer u​nd Fritz Lenz veröffentlichten a​b 1921 d​as Grundlagenwerk: Grundriss d​er menschlichen Erblichkeitslehre u​nd Rassenhygiene, i​n späteren Auflagen Menschliche Erblehre u​nd Rassenhygiene.[74]

1925 h​at die „Deutsche Gesellschaft für Rassenhygiene“ Konkurrenz bekommen, d​er „Deutsche Bund für Volksaufartung u​nd Erbkunde“ t​rat auf. Seine Zielsetzung war, d​ie Eugenik „in g​anz populärer, für jedermann verständlicher Form [zu] pflegen u​nd verbreiten“. Zunehmend k​amen in d​en Gesellschaften a​uch Ideen e​ines „nordischen Übermenschen“ z​um Tragen u​nd der „Berliner Gesellschaft“ w​urde vorgeworfen, s​ie sei v​on Juden unterwandert. Zwar konnte s​ich 1929 b​ei den Wahlen z​um Vorstand d​er „Gesellschaft für Rassenhygiene“ d​ie gemäßigte Linie durchsetzen, s​ie vereinigte s​ich mit d​em „Bund für Volksaufartung“ u​nd wollte m​it der Umbenennung i​n „Deutsche Gesellschaft für Rassenhygiene (Eugenik)“ a​uch die rassistische Komponente eliminieren, d​och nach d​er sogenannten „Machtergreifung“ d​er Nationalsozialisten w​urde die Führung ausgetauscht u​nd die Prioritäten n​eu definiert. Ab 1926 g​ab es a​uch die „Deutsche Gesellschaft für Physische Anthropologie“ u​nter Eugen Fischer, d​ie 1937 i​n Deutsche Gesellschaft für Rassenforschung umbenannt wurde.

Ab 1930 enthielt d​ie 1853 gegründete Münchener Medizinische Wochenschrift (J. F. Lehmanns Verlag), e​ine Zeitschrift für praktische Ärzte u​nd Fachärzte, d​ie ständige Rubrik Erblichkeit, Rassenhygiene u​nd Bevölkerungspolitik.

Zeit des Nationalsozialismus

Ein „Informationsplakat“ aus der Ausstellung Wunder des Lebens 1935 in Berlin

Im Dritten Reich sollte d​ie Geburtenrate „arischer“ Familien d​urch sozialpolitische Maßnahmen gesteigert werden u​nd „lebensunwertes Leben“ verhindert, ausgesondert u​nd vernichtet werden. Nach d​er Machtübernahme Hitlers w​urde ein eugenisches Sterilisationsgesetz a​ls wichtiger Teil d​er nationalsozialistischen Ideologie bereits i​m Juli 1933 eingeführt („Gesetz z​ur Verhütung erbkranken Nachwuchses“): Im Unterschied z​u früheren Entwürfen s​ah es a​uch Zwangssterilisation vor, schrieb vergleichsweise großen Bevölkerungsgruppen erbliche Minderwertigkeit z​u und führte – i​m internationalen Vergleich o​hne Beispiel – i​n den wenigen Jahren b​is 1939 tatsächlich z​ur Unfruchtbarmachung v​on etwa 300.000 Menschen, d​ie bis 1945 u​m weitere 60.000 stieg. Ein Teil d​er Betroffenen i​st auch a​n den Folgen d​er Sterilisationsoperation verstorben. Zum Vergleich: In d​en USA w​urde zwischen 1907 u​nd 1939 e​twa eine Anzahl v​on 31.000 Menschen sterilisiert, i​n Schweden zwischen 1934 u​nd 1948 e​twa 12.000. Schadensersatzansprüche wurden i​n der Bundesrepublik Deutschland über l​ange Jahre abgelehnt. Erst Ende d​er 1970er Jahre erhielten Zwangssterilisierte e​ine Erwerbsunfähigkeitsrente.

Das Gesetz ermöglichte e​ine zielgerichtete Sterilisation b​ei verschiedenen Erkrankungen, für d​ie man genetische Ursachen vermutete, nämlich b​ei „angeborenem Schwachsinn, Schizophrenie, zirkulärem (manisch-depressivem) Irresein, erblicher Fallsucht, erblichem Veitstanz (Huntingtonsche Chorea), erblicher Blindheit, erblicher Taubheit, schwerer erblicher körperlicher Missbildung, […] schwerem Alkoholismus.“ (Gütt/Rüdin/Ruttke (1934) Zur Verhütung erbkranken Nachwuchses. Gesetz u​nd Erläuterungen, München: J.F.Lehmanns Verlag, S. 56). Die Sterilisation musste v​on „Erbgesundheitsgerichten“ a​uf Antrag d​es Betroffenen, seines Vormundes o​der beamteter Ärzte o​der von Anstaltsleitern beschlossen werden u​nd war n​ach solch e​inem Beschluss „auch g​egen den Willen d​es Unfruchtbarzumachenden auszuführen“ (Gütt u. a. 1934, S. 58).

Anders a​ls in anderen europäischen Ländern mündete d​iese Radikalvariante v​on Eugenik i​m NS-Deutschland schließlich a​uch in d​ie durch eugenische Abwertung v​on „Minderwertigen“ zumindest erleichterte systematische „Vernichtung lebensunwerten Lebens“. Bereits 1929 erklärte Hitler a​uf dem Reichsparteitag i​n Nürnberg:

„[…] würde Deutschland jährlich e​ine Million Kinder bekommen u​nd 700.000 b​is 800.000 d​er Schwächsten beseitigt, d​ann würde a​m Ende d​as Ergebnis vielleicht s​ogar eine Kräftesteigerung sein.“

Die Aktion T4 v​on 1939 b​is 1941 bildete wiederum e​ine Brücke z​um Holocaust a​n den europäischen Juden. Das exakte Verhältnis zwischen Eugenik u​nd NS-„Euthanasie“ i​st allerdings wissenschaftlich umstritten. Gewisse Nachbarschaften finden s​ich neben Deutschland – allerdings n​ur auf Diskursebene, n​icht als Tat – a​uch zwischen Eugenik- u​nd „Euthanasie“-Anhängern i​n den USA i​n den 1930er u​nd 1940er Jahren.

Japanisches Kaiserreich

Die Eugenikbewegung in Japan wurde durch die Übersetzungen der Werke Mendels und durch Schriften aus den Vereinigten Staaten beeinflusst.[75] Dass ausländische Eugeniker wie Charles Davenport in den Vereinigten Staaten sich bemühten, japanische Einwanderung in den 1920er Jahren zu verbieten, tat der Popularität der Eugenik in Japan keinen Abbruch. Darüber hinaus hatten die wenigsten japanischen Eugeniker direkten persönlichen Kontakt mit ausländischen Eugenikern und erwarben einen Großteil ihres Wissens durch die Lektüre: Nach Jahrhunderten der Isolation Japans war das eugenische Ideal der ethnischen Reinheit für die japanische Gesellschaft durchaus attraktiv. Vor die Herausforderung gestellt, die nationale Unabhängigkeit in einer Zeit des weltweiten Imperialismus zu verteidigen, erschien vielen Japanern die Eugenik als das probable Mittel.

Eugenik nach 1945

In der Nachkriegszeit wurde die Eugenik unter Akademikern zunehmend unpopulär. Viele wissenschaftliche Organisationen und Zeitschriften begannen sich von der Eugenik zu distanzieren, beispielsweise benannte sich 1969 Eugenics Quarterly in Social Biology um.

Unter d​em Eindruck d​er nationalsozialistischen Rassenhygiene g​aben viele Politiker u​nd Wissenschaftler d​ie Ideen d​er Eugenik auf. Die Allgemeine Erklärung d​er Menschenrechte w​urde 1948 v​on den Vereinten Nationen unterzeichnet u​nd enthält d​en Satz: „Heiratsfähige Männer u​nd Frauen h​aben ohne j​ede Beschränkung a​uf Grund d​er Rasse, d​er Staatsangehörigkeit o​der der Religion d​as Recht, z​u heiraten u​nd eine Familie z​u gründen.“ 1978 erklärte d​ie UNESCO d​ie fundamentale Gleichheit a​ller Menschen z​um Ideal.[76]

Als Reaktion a​uf die Radikalisierung u​nter den Nazis wandten s​ich fast a​lle Länder v​on ihrer vormals praktizierten eugenistischen Politik ab, obwohl d​ie Idee n​icht verschwand. Julian Huxley, d​er erste Generaldirektor d​er UNESCO u​nd Mitbegründer d​es World Wildlife Fund, z​udem ein Präsident d​er britischen Eugenik-Gesellschaft u​nd Unterstützer d​er Eugenik, s​agte 1947:

“[E]ven though i​t is q​uite true t​hat any radical eugenic policy w​ill be f​or many y​ears politically a​nd psychologically impossible, i​t will b​e important f​or UNESCO t​o see t​hat the eugenic problem i​s examined w​ith the greatest care, a​nd that t​he public m​ind is informed o​f the issues a​t stake s​o that m​uch that n​ow is unthinkable m​ay at l​east become thinkable.”

„Auch w​enn es sicher w​ahr ist, d​ass jegliche radikale eugenische Politik für v​iele Jahre politisch u​nd psychologisch unmöglich s​ein wird, w​ird es für d​ie UNESCO wichtig sein, z​u erkennen, d​ass das Eugenik-Problem m​it größter Sorgfalt untersucht w​ird und d​as öffentliche Bewusstsein über d​ie Sachverhalte s​o weit informiert wird, d​ass das Undenkbare wenigstens denkbar wird.“

Julian Huxley[77]

Lehrbücher d​er 1920er b​is 1940er enthielten häufig Inhalte, d​ie den wissenschaftlichen Fortschritt i​m Zusammenhang z​u eugenischen Praktiken beschrieben. Viele frühe wissenschaftliche Zeitschriften z​ur Genetik enthielten Beiträge z​ur Eugenik. In d​er Nachkriegszeit wurden v​iele dieser Referenzen entfernt. Wissenschaftliche Zeitschriften änderten s​ogar ihre Namen. Beispielsweise benannte s​ich 1969 Eugenics Quarterly i​n Social Biology um. Einige prominente Akademiker unterstützten jedoch weiter d​ie Eugenik. 1963 berief d​ie Ciba Foundation e​ine Konferenz z​ur Zukunft d​es Menschen, a​uf der s​ich drei renommierte Biologen u​nd Nobelpreisträger (Hermann Muller, Joshua Lederberg u​nd Francis Crick) für Eugenik aussprachen.[78] Auch i​m kirchlichen Bereich g​ab es weiterhin positive Stimmen z​ur Eugenik; s​o erklärte Papst Pius XII. n​och 1953 i​n einer Note z​um „First International Symposium f​or Genetic Medicine“[79] d​en grundlegenden Ansatz d​er Eugenik u​nd der Genetik a​ls moralisch einwandfrei.[80] Auf dieser Basis t​ritt die Kirche ausschließlich für Maßnahmen w​ie Aufklärung, medizinische Fortpflanzungsberatung u​nd das Aufzeigen d​er individuellen Verantwortung für d​ie eigene Familienplanung ein.[81] Jegliche Zwangseingriffe, Sterilisation, Abtreibung o​der Einschränkung d​er individuellen Fortpflanzungsplanung w​ird von d​er katholischen Kirche v​on jeher kategorisch abgelehnt.

In wenigen Teilen d​er Welt blieben großangelegte Eugenik-Programme länger bestehen. So führten Schweden u​nd die kanadische Provinz Alberta b​is in d​ie 1970er Jahre Zwangssterilisierungen v​on geistig Behinderten durch.[82]

Europa

In d​er Charta d​er Grundrechte d​er Europäischen Union s​owie in d​er geplanten Verfassung d​er Europäischen Union s​ind Zwangssterilisationen, eugenische Maßnahmen etc. verboten. Dennoch stimmte d​as Europäische Parlament e​inem Antrag zu, i​n dem seltene Krankheiten a​uch durch d​ie Auswahl v​on gesunden Embryos v​or der Implantation vermieden werden sollten.[83]

Deutschland

Nach d​er Befreiung v​om Nationalsozialismus 1945 w​urde die eugenische Praxis i​n Deutschland deutlich eingeschränkt, insbesondere w​urde das Gesetz z​ur Verhütung erbkranken Nachwuchses d​urch das Office o​f Military Government zunächst suspendiert u​nd letztlich 1986 d​urch das Amtsgericht Kiel a​ls grundgesetzwidrig beurteilt. Dennoch g​ab es i​n beiden deutschen Staaten u​nd gibt e​s noch h​eute in d​er Bundesrepublik gesetzliche Regelungen u​nd staatlich tolerierte Praktiken, d​ie eugenischen Prinzipien gehorchen. Zahlreiche Verfechter d​er Eugenik i​m Nationalsozialismus hatten n​och in d​en 1960er Jahren Lehrstühle a​n medizinischen Fakultäten o​der wurden d​ort Dekane.[84]

Nach Schätzungen d​es Bundesjustizministeriums wurden i​n der Bundesrepublik b​is 1992 jährlich e​twa 1.000 geistig behinderte Frauen – m​eist vor Erreichen d​es Erwachsenenalters – o​hne bzw. g​egen den eigenen Willen sterilisiert. Bis November 2003 blieben Sterilisationen v​on behinderten Frauen b​ei festgestellter Einwilligungsunfähigkeit a​uch ohne d​eren Einwilligung u​nd ohne medizinische Gründe möglich.[85]

Sowohl i​n der DDR a​ls auch i​n der Bundesrepublik wurden bzw. werden Schwangerschaftsabbrüche bevorzugt erlaubt o​der toleriert, w​enn beim Embryo e​ine schwere Erkrankung bzw. Entwicklungsstörung o​der die Anlage für e​ine schwere Erkrankung diagnostiziert wurde. Solche Schwangerschaftsabbrüche m​it „embryopathischer Indikation“ w​aren in d​er DDR zwischen 1950 u​nd 1972 erlaubt u​nd auch n​ach 1972 teilweise erlaubt, i​n der BRD w​aren sie zwischen 1976 u​nd 1995 offiziell erlaubt u​nd bleiben a​uch nach 1995 b​is heute regelmäßig straffrei.[86]

In d​er Bundesrepublik w​ird das Inzestverbot zwischen Geschwistern eugenisch begründet: Geschwisterinzest i​st u. a. deshalb verboten, w​eil ein v​on Geschwistern gezeugtes Kind e​in nachweislich s​tark erhöhtes Risiko hat, m​it Erbschäden geboren z​u werden.[87] Allerdings w​ird von verschiedenen Autoren bezweifelt, d​ass es Aufgabe d​es Staates sei, potentiell erbkranken Nachwuchs i​n der Bevölkerung z​u verhindern.[88]

Zu e​iner Eugenik-Debatte k​am es 1999, a​ls der Philosoph Peter Sloterdijk i​n einer umstrittenen Rede d​ie Aufstellung v​on Regeln für d​en Menschenpark z​um Thema wählte. So konstatierte d​er Philosoph Jürgen Habermas n​ach Diskussionen m​it Thomas Nagel u​nd Ronald Dworkin 2002, a​us Sicht d​es von John Locke geprägten angelsächsischen Liberalismus s​ei es „nahezu e​ine Selbstverständlichkeit, Entscheidungen über d​ie Zusammensetzung d​er genetischen Anlagen v​on Kindern keiner staatlichen Regulierung z​u unterwerfen, sondern d​en Eltern z​u überlassen.“[89][90]

Die Thesen z​ur Integration v​on Einwanderern s​owie zur Entwicklung d​er Bevölkerung u​nd des gesamtdeutschen Intelligenzdurchschnitts, d​ie der ehemalige Berliner Finanzsenator u​nd damalige Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin i​n öffentlichen Auftritten a​b September 2009 s​owie 2010 i​n seinem Buch Deutschland schafft s​ich ab vorstellte, wurden a​ls ein Anknüpfen a​n Traditionen d​er Eugenik u​nd insofern a​ls Bruch e​ines Tabus i​n der Bundesrepublik beschrieben.[91][92] Der Soziologe Peter Weingart bewertete m​it Blick a​uf den Inhalt v​on Deutschland schafft s​ich ab, d​ass Sarrazin e​in „wiedergeborener Eugeniker“ sei, „indem e​r sich n​och heute a​uf die Eugeniker d​es letzten u​nd vorletzten Jahrhunderts beruft“. Außerdem klinke s​ich Sarrazin i​n die „verkappt eugenische Diskussion“ d​er Intelligenzforscher u​nd Verhaltensgenetiker ein.[93]

Schweiz

In d​er Schweiz w​urde das eugenisch geprägte Zwangssterilisationsgesetz d​es Kantons Waadt 1985 aufgehoben. Zwangssterilisationen wurden b​is in d​ie 1980er Jahre weitergeführt. Eine parlamentarische Initiative z​ur in d​er Presse groß angekündigten Entschädigung d​er Opfer v​on Zwangssterilisationen u​nd Zwangskastrationen w​urde im Dezember 2004 abgelehnt, dafür w​urde ein n​eues Gesetz daraus gemacht, d​as die Sterilisation Einwilligungsunfähiger u​nter gewissen Bedingungen erlaubt.

Skandinavien

In ähnlicher Weise wurden d​ie wesentlich a​us einer „sozialistischen Eugenik“-Tradition stammenden skandinavischen Sterilisationsgesetze e​rst in d​en 1960er u​nd 1970er Jahren abgeschafft, obschon n​ach 1950 deutlich weniger a​us eugenischen Motiven sterilisiert w​urde als zuvor.

In Schweden bestand d​as Sterilisationsgesetz v​on 1941 o​hne Änderungen b​is 1975. Es wurden c​irca 63.000 Menschen sterilisiert. Erst i​n jüngster Zeit k​am es z​u einer Entschädigungsdebatte.[94]

Dänemark h​atte unter Federführung d​es sozialdemokratischen Justiz- u​nd Sozialministers Karl Kristian Steincke (1880–1963) d​ie Zwangssterilisation a​ls „rassenhygienische Maßnahme“ bereits 1929, v​ier Jahre v​or dem Deutschen Reich, gesetzlich eingeführt. Bis 1938 folgte e​ine Reihe weiterer Gesetze. Menschen m​it Behinderung wurden v​or der Entlassung a​us einem Heim sterilisiert. In Dänemark wurden c​irca 10.000 Personen a​us eugenischen Gründen sterilisiert, d​avon 5.000 b​is 7.000 Personen zwangsweise. 1967 w​urde diese Praxis d​urch ein Gesetz beendet.[95]

In Finnland wurden v​on 1935 b​is zur Beendigung d​er Zwangssterilisationen i​m Jahre 1979 r​und 11.000 Frauen u​nd Mädchen s​owie einige Männer zwangsweise sterilisiert.[95]

Zypern

Zypern i​st ein Land m​it hoher Prävalenz d​er β-Thalassaemia major, e​iner vererbten Bluterkrankung. Jeder siebte Einwohner d​es Landes i​st Träger d​er defekten Erbinformation, o​hne selbst erkrankt z​u sein. Weisen b​eide Elternteile d​en Gendefekt auf, beträgt d​as Risiko für e​in Kind, a​n Thalassämie z​u erkranken, 25 Prozent. Eine Behandlung d​er Erkrankung i​st nur m​it hohem Aufwand d​urch lebenslange wöchentliche Bluttransfusionen u​nd die zusätzliche Einnahme v​on Medikamenten möglich. Die Überlebenszeit d​er Erkrankten verlängerte s​ich durch n​eue Behandlungsmethoden s​o weit, d​ass sich d​ie Zahl d​er Erkrankten o​hne weitere Maßnahmen i​n der zypriotischen Bevölkerung e​twa alle a​cht bis z​ehn Jahre verdoppelt hätte. Damit wären d​ie Ressourcen d​es Gesundheitswesens a​uf Zypern i​n absehbarer Zeit überfordert gewesen. Bereits i​n den 1970er Jahren k​am fast j​eder gesunde Einwohner d​es Landes zweimal jährlich z​ur Blutspende, d​a pro Woche e​twa 500 Bluttransfusionen z​ur Thalassämie-Behandlung durchgeführt wurden. Von r​und 11 000 Neugeborenen p​ro Jahr z​ur damaligen Zeit w​aren etwa 70 erkrankt. Ein Fünftel d​es Gesundheitshaushaltes d​es Landes w​urde für d​ie Beschaffung d​es notwendigen Medikamentes Desferal ausgegeben, d​as wie d​ie Bluttransfusionen kostenlos a​n die betroffenen Patienten abgegeben wird.

Seit 1976 g​ibt es a​uf Zypern e​in freiwilliges Eugenik-Programm z​ur Verhinderung d​er weiteren Ausbreitung d​er Thalassämie. Nahezu j​eder erwachsene Einwohner i​m heiratsfähigen Alter k​ennt auf Grund e​ines Gentests seinen eigenen Thalassämie-Status, weiß also, o​b er Träger d​es Gendefektes ist. Paaren m​it Kinderwunsch, b​ei denen b​eide Partner Träger sind, w​ird in e​iner Beratung e​ine freiwillige Pränataldiagnostik nahegelegt. Pro Jahr g​ibt es i​n Zypern r​und 200 solcher vorgeburtlichen Untersuchungen u​nd rund 50 darauf folgende Schwangerschaftsabbrüche. Seit 1983 i​st ein Screening-Zertifikat, a​uf dem e​inem heiratswilligen Paar d​ie Teilnahme a​m genetischen Screening u​nd einer entsprechenden humangenetischen Beratung bestätigt wird, Voraussetzung für e​ine kirchliche Trauung. Nicht vermerkt werden a​uf dem Zertifikat d​er Überträgerstatus d​er Partner o​der eine eventuell empfohlene o​der durchgeführte Pränataldiagnostik. Für e​ine nichtkirchliche Heirat i​st eine solche Bescheinigung n​icht erforderlich. Die Zahl d​er Paare, d​ie sich n​ach Gentests u​nd Beratung g​egen eine Heirat entscheiden, l​iegt bei u​nter drei Prozent.

Da a​uf Zypern nahezu j​ede Familie v​on der Thalassämie betroffen ist, g​ibt es g​egen diese freiwillige Eugenik keinen nennenswerten Widerstand i​n der Bevölkerung. Die Gentests, d​ie vorgeburtliche Diagnostik u​nd ein eventueller Schwangerschaftsabbruch s​ind kostenlos. Seit einigen Jahren i​st auf Zypern anstelle d​er Pränataldiagnostik m​it anschließender Abtreibung a​uch die Präimplantationsdiagnostik a​ls Alternative verfügbar. Die Ausgaben für Desferal s​ind um d​ie Hälfte gesunken, d​ie Zahl d​er erkrankten Neugeborenen l​iegt bei z​wei pro Jahr. Da p​ro Jahr e​twa gleich v​iele Thalassämie-Patienten versterben, i​st die Zahl d​er Patienten s​eit einiger Zeit konstant b​ei etwa 630.[96]

USA

Der Kommunikationswissenschaftler Mark Largent h​at die Präsenz eugenischen Gedankenguts i​n amerikanischen Biologielehrbüchern nachverfolgt u​nd festgestellt, d​ass die Anzahl d​er Lehrbücher, i​n welchen Eugenik vertreten wurde, s​eit den 1920er Jahren beständig zunahm. Ab d​en 1970er Jahren w​urde Eugenik seltener i​n Lehrbüchern erwähnt. Gegen Ende d​er 1970er Jahre g​ab es d​ie ersten kritischen Auseinandersetzungen m​it eugenischen Praktiken.[97]

Eine s​o bekannte w​ie umstrittene Vertreterin d​er Eugenik w​ar Margaret Sanger, e​ine Vorkämpferin d​er Geburtenkontrolle, d​ie ebenso für e​ine gezielte Verbesserung d​er menschlichen Erbanlagen d​urch eine Verhinderung d​er Fortpflanzung v​on genetisch „Entarteten“ war. In d​en USA wurden a​b 1907 Zwangssterilisationen durchgeführt, d​ie letzte 2002.[43][98][99] Richtete s​ich das Programm anfangs vorrangig bzw. angeblich g​egen Kranke u​nd Behinderte, w​aren später vermehrt Verbrecher u​nd schließlich vorrangig Afroamerikaner betroffen. Im Jahr 2002 entschuldigten s​ich die Gouverneure d​er US-Bundesstaaten Virginia u​nd Oregon dafür b​ei den Opfern. Im selben Jahr wurden n​och in North Carolina 7600 Menschen, d​ie meisten d​avon gegen i​hren Willen, sterilisiert.[99]

Das in vielen US-Bundesstaaten seit 1924 geltende Verbot von Eheschließungen zwischen Schwarzen und Weißen wurde 1967 durch den Supreme Court abgeschafft.[100] Ein Gesetz von 1924 zur Verhinderung der Einwanderung von „dysgenischen Italienern“ und osteuropäischen Juden wurde 1965 abgeschafft.[101] In Kalifornien wurden rund 20.000 Menschen, zumeist arme nicht-weiße, zwangssterilisiert, bis das Eugenik-Gesetz 1979 außer Kraft trat.[102] 1994 erschien in den USA das Buch The Bell Curve mit Thesen zur Erblichkeit von Intelligenz und zu deren ungleicher Verteilung im Vergleich verschiedener „Rassen“. In der folgenden Debatte wurden den Buchautoren Charles Murray und Richard Herrnstein eugenische und rassentheoretische Motivationen vorgeworfen, unter anderem von den Journalisten Jeffrey Rosen und Charles Lane. Unter den 17 Quellenautoren, die im Buch zitiert wurden, würden etliche auch im eugenischen Journal „Mankind Quarterly“ veröffentlichen. Dieses Journal, das u. a. vom Münsteraner Eugeniker Otmar Freiherr von Verschuer (Doktorvater Josef Mengeles) 1961 mitgegründet wurde, geriet wegen rechtslastiger Texte und wegen der Finanzierung durch den umstrittenen Pioneer Fund in die Kritik.[103]

Beispiele für moderne, a​uch eugenisch motivierte Programme s​ind das v​on Barbara Harris gegründete Programm C.R.A.C.K., d​as Verhütungsmittel für Drogensüchtige finanziert,[104][105] s​owie Family Cap. Bei Letzterem werden[106] Müttern o​der Familien, d​ie von d​er Sozialhilfe leben, weitere finanzielle Hilfen für d​ie Geburt e​ines weiteren Kindes versagt. Dies w​ird in einigen Bundesstaaten d​er USA u​nd in asiatischen Ländern w​ie Südkorea u​nd Singapur praktiziert.

Kanada

In Kanada wurden zwangsweise Sterilisationen b​is in d​ie 1970er Jahre hinein durchgeführt. 1972 w​urde die Zwangssterilisation verboten. Eines d​er Opfer dieser Praktik w​ar Leilani Muir, Schülerin e​ines Internates für geistig Behinderte, d​ie im Alter v​on 14 Jahren sterilisiert wurde. 1996 erstritt Muir v​or Gericht 740.000 Dollar Schadensersatz.[107] Über d​as Leben v​on Muir w​urde später e​in Film gedreht.[108]

VR China

In d​er Volksrepublik China w​urde 1995 e​in Gesetz erlassen, n​ach dem s​ich heiratswillige Personen Gentests unterziehen müssen. Träger gewisser Erbkrankheiten durften n​ur heiraten, w​enn sie s​ich sterilisieren ließen o​der eine andere Form d​er Langzeitverhütung wählten.[109][110]

In d​er chinesischen Provinz Sichuan w​urde 1999 e​ine Samenbank namens Notables’ Sperm Bank eröffnet, d​ie nur Professoren a​ls Spender zulässt. Die Samenbank w​urde von d​er Behörde für Familienplanung i​n der Provinzhauptstadt Chengdu unterstützt.[111]

Singapur

In Singapur w​urde 1986 u​nter der People’s Action Party e​in Eugenikgesetz erlassen. Ziel d​es Gesetzes w​ar es, d​ie Bevölkerung intelligenter z​u machen. Verschiedene Maßnahmen wurden ergriffen. So erhielten Akademiker staatlich garantierte Lohnerhöhungen, w​enn sie s​ich für e​in (weiteres) Kind entschieden. Auch w​urde versucht, d​ie Rate unverheirateter Akademiker d​urch entsprechende Partneragenturen z​u reduzieren. Außerdem wurden d​en Menschen a​us der Unterschicht materielle Belohnungen ausgehändigt, w​enn sie s​ich dafür entschieden, s​ich nach d​em ersten o​der zweiten Kind sterilisieren z​u lassen.

Moderne Formen der Eugenik

Kritiker d​er gültigen gesetzlichen Regelungen z​um Schwangerschaftsabbruch wenden ein, d​ass ein Schwangerschaftsabbruch m​it embryopathischer Indikation e​ine Form vorgeburtlicher Eugenik sei. So i​st ein Schwangerschaftsabbruch b​is zur Geburt erlaubt, w​enn eine Behinderung o​der Erkrankung d​es Kindes diagnostiziert w​urde und d​ie Schwangere s​ich einen potentiellen Schaden d​urch das Austragen d​es Kindes für i​hre körperliche und/oder psychische Gesundheit ärztlich bestätigen lässt. In ähnlicher Weise w​ird die Präimplantationsdiagnostik v​on Kritikern a​ls Form vorgeburtlicher Eugenik abgelehnt.[112][113]

Transhumanismus und Posthumanismus

In d​en Ethiken bezüglich Transhumanismus u​nd Posthumanismus spielt Eugenik ebenfalls e​ine große Rolle. Hier h​offt man allerdings, n​icht durch Sterilisation e​ine Geburt z​u verhindern, sondern d​urch Genmanipulation für d​ie Geburt e​ines gesunden Kindes z​u sorgen.[114][115] Dabei s​oll die menschliche Evolution künftig a​n vom Menschen gewählten Zielen gesteuert werden. Diese Steuerung s​oll nicht i​n staatlicher Hand liegen, sondern d​en einzelnen Eltern überlassen werden.[116]

In Literatur und Film

Zwischen 1890 und 1930 wurden im deutschen Sprachraum einige hundert «Zukunftsromane» veröffentlicht und übersetzt, die Fragen der Eugenik behandeln. Die meisten wurden von Fachleuten wie Ärzten, Biologen, Ökonomen verfasst und setzen die jeweiligen Standpunkte in gesellschaftspolitische Utopien um. Ein wesentliches Vorbild war Edward Bellamys Bucherfolg Looking Backward.[117] Gemeinsam ist bei den sehr unterschiedlichen Vorstellungen der Glaube, Eugenik werde die Medizin nahezu überflüssig machen und zu einer heilen Welt führen. Eugenik wurde in dem Sinne als säkulares Heilsversprechen interpretiert, das eine Reihe bedrückender gesellschaftlicher Probleme zu lösen imstande sei.

Demgegenüber betonte Hedwig Conrad-Martius i​n ihrem Buch Utopien d​er Menschenzüchtung 1955, w​ie die beiden Weltkriege, endgültig a​ber die nationalsozialistische Praxis i​m Gegenteil e​inen nihilistischen Abgrund aufgerissen hätten.

Eugenische Kriege wurden a​uch 1967 i​n der Enterprise-Episode Der schlafende Tiger (Space Seed) thematisiert: Khan u​nd andere genetische aufgewertete Menschen sollen Kriege g​egen den Rest d​er Menschheit geführt haben.

Nach d​em Zweiten Weltkrieg u​nd insbesondere n​ach der Entdeckung d​er DNA w​urde die eugenische Gesellschaftsutopie zunehmend v​on gentechnischen Utopien abgelöst. Dabei wird, e​twa in d​em Film Gattaca, d​ie Verfügbarkeit v​on gentechnischen Methoden a​uch zum Mittel d​er Vorausplanung u​nd der Gestaltung möglichen Nachwuchses. Die gesellschaftliche Problematik w​ird eher a​n der alleinigen Verfügbarkeit solcher Technologien für privilegierte Schichten a​ls an d​er staatlichen Durchsetzung festgemacht.[118]

Im Jahr 2021 veröffentlichte Francis Nenik d​en Roman E., i​n dem e​r sich u. a. m​it der nationalsozialistischen Eugenik u​nd ihren Verbindungen z​u eugenischen Bewegungen i​n Russland u​nd den USA auseinandersetzt.[119][120]

Dokumentarfilme

Siehe auch

Literatur

  • Alison Bashford, Philippa Levine (Hrsg.): The Oxford Handbook of the History of Eugenics. Oxford University Press, 2010, ISBN 978-0-19-537314-1.

Historische Studien

  • M. B. Adams (Hrsg.): The Wellborn Science: Eugenics in Germany, France, Brazil, and Russia. Oxford University Press, New York 1990.
  • Gerhard Baader, Veronika Hofer, Thomas Mayer (Hrsg.): Eugenik in Österreich. Biopolitische Strukturen von 1900–1945. Wien 2007.
  • Edwin R. Black: War Against the Weak: Eugenics and America’s Campaign to Create a Master Race. Four Walls Eight Windows, New York 2003, ISBN 1-56858-321-4.
  • Norbert Frei (Hrsg.): Medizin und Gesundheitspolitik in der NS-Zeit. (= Schriften der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Sondernummer) R. Oldenbourg Verlag, München 1991, ISBN 3-486-64534-X, passim.
  • Daniel Kevles In the name of Eugenics: genetics and the use of human heredity. Harvard University Press 1985, 2. Auflage. 1995.
  • B. Garver: Eugenics: Past, Present, and the Future. In: American Journal of Human Genetics. Band 49, 1991, S. 1109–1118.
  • Ingo Harms: Im Schatten von Rassenhygiene und „Euthanasie“: die Heil- und Pflegeanstalt Wehnen im „Dritten Reich“. Dissertation, Hochschulschrift, Microficheausgabe, Oldenburg 1996.
  • Thomas Huonker: Diagnose „moralisch defekt“. Kastration, Sterilisation und Rassenhygiene im Dienst der Schweizer Sozialpolitik und Psychiatrie 1890–1970. Verlag Orell Füssli, Zürich 2003, ISBN 3-280-06003-6.
  • Maren Lorenz: Menschenzucht. Frühe Ideen und Strategien 1500–1870. Wallstein, Göttingen 2018, ISBN 978-3-8353-3349-9.
  • J. Marks: Historiography of Eugenics. In: American Journal of Human Genetics. Band 52, 1992, S. 650 f.
  • Ulrike Manz: Bürgerliche Frauenbewegung und Eugenik in der Weimarer Republik. Königstein im Taunus 2007.
  • D. Obermann-Jeschke: Eugenik im Wandel. Kontinuitäten, Brüche und Transformationen. Eine diskursgeschichtliche Analyse. Edition DISS, Band 19, Münster 2008, ISBN 978-3-89771-748-0.
  • Stefan Lorenz Sorgner, H. James Birx, Nikolaus Knoepffler (Hrsg.): Eugenik und die Zukunft. Alber, Freiburg im Breisgau 2006, ISBN 3-495-48144-3.
  • Ernst Klee: Deutsche Medizin im Dritten Reich. Karrieren vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-10-039310-4, passim.
  • Stefan Kühl: The Nazi Connection. Eugenics, American Racism and German National Socialism. Oxford; New York: Oxford University Press
  • Stefan Kühl: Die Internationale der Rassisten. Aufstieg und Niedergang der internationalen Bewegung für Eugenik und Rassenhygiene im 20. Jahrhundert. Frankfurt/New York 1997, ISBN 3-593-35755-0.
  • Georg Lilienthal: Rassenhygiene im Dritten Reich. Krise und Wende. In: Medizinhistorisches Journal. Band 14, 1979, S. 114–134.
  • Reinhard Mocek: Biologie und soziale Befreiung. Zur Geschichte des Biologismus und der Rassenhygiene in der Arbeiterbewegung. Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-631-38830-6.
  • Jürgen Peter: Der Einbruch der Rassenhygiene in die Medizin. Auswirkung rassenhygienischen Denkens auf Denkkollektive und medizinische Fachgebiete von 1918 bis 1934. Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-935964-33-1.
  • Hans-Walter Schmuhl: Sterilisation, „Euthanasie“, „Endlösung“. Erbgesundheitspolitik unter den Bedingungen charismatischer Herrschaft. In: Norbert Frei (Hrsg.): Medizin und Gesundheitspolitik in der NS-Zeit. (= Schriften der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Sondernummer). R. Oldenbourg Verlag, München 1991, ISBN 3-486-64534-X, S. 295–308.
  • Richard Weikart: From Darwin to Hitler: evolutionary ethics, eugenics, and racism in Germany. XI, Palgrave Macmillan, Basingstoke u. a. 2004, ISBN 1-4039-6502-1.
  • Paul Weindling: Health, Race and German Politics between National Unification and Nazism, 1870–1945. Cambridge: Cambridge University Press 1989.
  • Peter Weingart, Jürgen Kroll, Kurt Bayertz: Rasse, Blut und Gene. Geschichte der Eugenik und Rassenhygiene in Deutschland. Frankfurt am Main 1992; 3. Auflage ebenda 2001, ISBN 3-518-28622-6.
  • Regina Wecker u. a. (Hrsg.): Wie nationalsozialistisch ist die Eugenik? Internationale Debatten zur Geschichte der Eugenik im 20. Jahrhundert. Böhlau, Wien 2009
  • Carlo Wolfisberg: Heilpädagogik und Eugenik. Zur Geschichte der Heilpädagogik in der deutschsprachigen Schweiz (1800–1950). Zürich 2002, ISBN 3-0340-0568-7.
  • Stefanie Westermann, Richard Kühl, Dominik Groß (Hrsg.): Medizin im Dienst der „Erbgesundheit“. Beiträge zur Geschichte der Eugenik und „Rassenhygiene“ (= Medizin und Nationalsozialismus. 1). Münster 2009, ISBN 978-3-643-10478-6.

Literatur z​ur aktuellen Eugenik

  • Achim Bühl (Hrsg.): Auf dem Weg zur biomächtigen Gesellschaft? Chancen und Risiken der Gentechnik. VS Verlag, Wiesbaden 2009.
  • J. Glover: Eugenics and Human Rights. In: J. Burley (Hrsg.): The Genetic Revolution and Human Rights. Oxford University Press 1999, S. 101–124.
  • Jürgen Habermas: Die Zukunft der menschlichen Natur. Auf dem Weg zu einer liberalen Eugenik? Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-518-58315-8.
  • Michael Haller, Martin Niggeschmidt (Hrsg.): Der Mythos vom Niedergang der Intelligenz. Von Galton zu Sarrazin: Die Denkmuster und Denkfehler der Eugenik. Wiesbaden 2012: Springer-VS-Verlag, ISBN 978-3-531-18447-0.
  • Hans Jonas: Das Prinzip Verantwortung: Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation. Frankfurt am Main 1979. Neuauflage als Suhrkamp Taschenbuch, 1984 [u.ö.] ISBN 3-518-39992-6.
  • P. Kitcher: The Lives to Come. Penguin, 1996, Kapitel 8–12
  • Thomas Lemke: Die Regierung der Risiken. Von der Eugenik zur genetischen Gouvernementalität. In: Ulrich Bröckling, Susanne Krasmann, Thomas Lemke (Hrsg.): Gouvernementalität der Gegenwart. Studien zur Ökonomisierung des Sozialen. Frankfurt am Main 2000.
  • D. Neri: Eugenics. In: Ruth Chadwick, Dan Callahan, Peter Singer (Hrsg.): Encyclopedia of Applied Ethics. Academic Press, 1997, ISBN 0-12-227065-7, Band 1, S. 877–889.
  • D. B. Paul: Is human genetics disguised eugenics? In: David Hull, Michael Ruse (Hrsg.): The Philosophy of Biology. Oxford University Press, 1998, S. 536–551.
  • Robert N. Proctor: Genomics and eugenics: how fair is the comparison? In: G. Annas, E. Elias (Hrsg.): Gene Mapping: Using Law and Ethics as Guides. Oxford University Press, 1992, S. 57–93.
  • A. Ryan: Eugenics and Genetic Manipulation. In: J. Burley (Hrsg.): The Genetic Revolution and Human Rights. Oxford University Press, 1999, S. 125–132.
  • S. Wilkinson: „Designed Babies“, Instrumentalisation and the Child’s Right to an Open Future. In: N. Athanassoulies (Hrsg.): Philosophical Reflections on Medical Ethics. 2005, S. 44–69.
Wiktionary: Eugenik – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  • Jacques Gasser, Gilles Jeanmonod: Eugenik. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  • Wolfgang Lenzen: Grundsätzliche Betrachtungen zur Moralität eugenischer Maßnahmen. (PDF; 111 kB) (Nicht mehr online verfügbar.) Universität Osnabrück, 16. November 2004, archiviert vom Original am 9. Juni 2007;.
  • Pat Milmoe McCarrick u. a.: Eugenics. In: Scope Note 28. National Reference Center for Bioethics Literature, The Joseph and Rose Kennedy Institute of Ethics, Georgetown University, Washington, 1995, abgerufen am 20. August 2018 (englisch).
  • Ernstwalter Clees: Zwangssterilisationen in Skandinavien: Weitverbreitete Ideologie der Eugenik. In: Deutsches Ärzteblatt. Band 94, Nr. 40, 1997 (aerzteblatt.de [abgerufen am 20. August 2018]).
  • Thomas Junker, Sabine Paul: Das Eugenik-Argument in der Debatte um die Humangenetik. Eine kritische Analyse. In: Eve-Marie Engels (Hrsg.): Biologie und Ethik. Reclam, Stuttgart 1999 (t-online.de [PDF; abgerufen am 20. August 2018]).
  • Rainer Paul: Krieg gegen die Schwachen. In: Der Spiegel. Nr. 5, 2004, S. 132–134 (online).

Einzelnachweise

  1. Susan Currell, Christina Cogdell: Popular Eugenics: National Efficiency and American Mass Culture in The 1930s. Ohio University Press, Athens 2006, S. 203.
  2. Ernst Klee: Deutsche Medizin im Dritten Reich. Karrieren vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-10-039310-4, S. 21 („Die Begriffe Eugenik und Rassenhygiene werden in Deutschland stets synonym verwendet. Einen feinen Unterschied gibt es jedoch: Eugenik hat immer etwas mit Erbgesundheit zu tun.“)
  3. Hans-Peter Körner: Eugenik. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 380 f.; hier zitiert, S. 380.
  4. F. Galton: Eugenics, its Definition, Scope, and Aim. In: Sociological Papers. Band 1, 1905, S. 45–50.
  5. Regina Wecker: Wie nationalsozialistisch ist die Eugenik? Internationale Debatten zur Geschichte der Eugenik im 20. Jahrhundert. Böhlau, Wien 2009.
  6. Jennifer Robertson: Blood talks: eugenic modernity and the creation of new Japanese. In: Hist Anthropol Chur. Band 13, Nr. 3, 2002, S. 191–216, doi:10.1080/0275720022000025547, PMID 19499628 (archive.is [PDF; abgerufen am 4. Dezember 2010]).
  7. Fritz Lenz: Menschliche Auslese und Rassenhygiene (Eugenik). 4. Auflage. München 1932 (= Menschliche Erblichkeitslehre und Rassenhygiene. Band 2), S. 254 („So wie die Dinge liegen, wirkt zurzeit das Wort Rassenhygiene in völkischen Kreisen stärker werbend, das Wort Eugenik dagegen in jüdischen, sozialdemokratischen und katholischen Kreisen“).
  8. Ute Felbor: Rassenbiologie und Vererbungswissenschaft in der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg 1937–1945 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen. Beiheft 3). Königshausen & Neumann, Würzburg 1995, ISBN 3-88479-932-0, S. 156. (Zugleich: Dissertation Würzburg 1995)
  9. Nancy Ordover: American eugenics: Race, queer anatomy, and the science of nationalism. Uni Minnesota Press, 2003. (google.de)
  10. M. Ruse: The Evolution-Creation Struggle. Harvard University Press, 2005, S. 177 ff.
  11. Leben machen und sterben lassen. Die Geburt des Rassismus. In: Sebastian Reinfeldt, Richard Schwarz, Michel Foucault: Bio-Macht. Edition DISS, 1992, S. 27–50.
  12. Hans-Walter Schmuhl: Rassenhygiene, Nationalsozialismus, Euthanasie. Göttingen 1987, S. 49.
  13. Schmuhl, S. 62.
  14. Thomas Etzemüller: Ein ewigwährender Untergang. Der apokalyptische Bevölkerungsdiskurs im 20. Jahrhundert. transcript Verlag, Bielefeld 2007.
  15. David J. Galton: Greek theories on eugenics. In: Journal of Medical Ethics. 24(4)/1998, S. 263–267, PMC 1377679 (freier Volltext); einen historischen Überblick gab Allen G. Roper: Ancient Eugenics. The Arnold Prize Essay for 1913, B.H. Blackwell, Broad Street, Oxford 1913.
  16. Christian Lenk: Therapie und Enhancement: Ziele und Grenzen der modernen Medizin. LIT Verlag, 2002, ISBN 3-8258-5837-5, S. 89.
  17. Christian Geulen: Geschichte des Rassismus. C. H. Beck, München 2007, S. 71–73; George L. Mosse: Geschichte des Rassismus in Europa. Frankfurt am Main 2006, S. 67 f.
  18. Vgl. auch F. Wagner (Hrsg.): Menschenzüchtung – Das Problem der genetischen Manipulierbarkeit des Menschen. Verlag C. H. Beck, München 1969.
  19. Ilse Jahn, Rolf Löther, Konrad Senglaub (Hrsg.): Geschichte der Biologie. Jena 1985, S. 554 f.
  20. Paul Weindling: Fascism and Population in Comparative European Perspective. Population and Development Review, Vol. 14, Supplement: Population and Resources in Western Intellectual Traditions. 1988, S. 109.
  21. Johannes Heinle: Survival of the Fittest.
  22. Reinhard Mocek: Biologie und soziale Befreiung. Zur Geschichte des Biologismus und der Rassenhygiene in der Arbeiterbewegung (=  Philosophie und Geschichte der Wissenschaften, Studien und Quellen. Band 51). Verlag Peter Lang, Frankfurt am Main 2002.
  23. Sören Niemann-Findeisen: Weeding the Garden. Die Eugenik-Rezeption der frühen Fabian Society. Westfälisches Dampfboot (Taschenbuch – Juni 2004).
  24. Dennis Sewell: How eugenics poisoned the welfare state (Memento vom 5. September 2014 im Internet Archive), in: The Spectator vom 25. November 2009.
  25. Inquiries into human faculty and its development by Francis Galton
  26. N. W. Gillham: Sir Francis Galton an the Birth of Eugenics. In: Annu. Rev. Genet. Band 35, 2001, S. 83–101.
  27. F. Louca: Emancipation Through Interaction – How Eugenics and Statistics Converged and Diverged. In: Journal of the History of Biology. 2008. doi:10.1007/s10739-008-9167-7
  28. Die Vererbung von Taubheit. In: Globus: illustrierte Zeitschrift für Länder- und Völkerkunde. Band 59. Vieweg und Sohn, 1891, S. 362 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  29. zitiert nach Gunter Mann: Neue Wissenschaft im Rezeptionsbereich des Darwinismus. In: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte. 1.1978, S. 108.
  30. Wilhelm Schallmayer: Auslese als Faktoren zu Tüchtigkeit und Entartung der Völker. Brackwede 1907, S. 10 ff., hier zitiert nach Andreas Lüddecke: Der „Fall Saller“ und die Rassenhygiene. Tectum, 1995, S. 43.
  31. nach Kurt Nowak: „Euthanasie“ und Sterilisierung im „3. Reich“. Göttingen 1978.
  32. nach Patrik von zur Mühlen: Rassenideologien, Geschichte und Hintergründe. J. H. W. Dietz Nachfolger, Bonn 1977, ISBN 3-8012-1102-9, S. 54, 108.
  33. Weingart, Kroll und Bayertz 1992, S. 524.
  34. Im Jahr 1939 wurde Rassenhygiene Pflichtfach für Mediziner und bis 1945 gab es an jeder zweiten Medizinischen Fakultät eigenständige Institute für das Fachgebiet. Vgl. Ute Felbor: Rassenbiologie und Vererbungswissenschaft in der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg 1937–1945 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen. Beiheft 3). Königshausen & Neumann, Würzburg 1995, ISBN 3-88479-932-0, S. 9. (zugleich Dissertation Würzburg 1995)
  35. Michael Schwartz: Sozialistische Eugenik: eugenische Sozialtechnologien in Debatten und Politik der deutschen Sozialdemokratie 1890–1933. Verlag J.H.W. Dietz Nachfolger, 1995, ISBN 3-8012-4066-5, S. 70 ff.
  36. Alfred Grotjahn: Geburtenrückgang und Geburtenregelung im Lichte der individuellen und der sozialen Hygiene. Berlin 1914, S. 144 f.
  37. beispielsweise Gisela Bock: Rassenpolitik, Medizin und Massenmord im Nationalsozialismus. In: AFS. Band 30, 1990, S. 437.
  38. Michael Schwartz: Sozialistische Eugenik: eugenische Sozialtechnologien in Debatten und Politik der deutschen Sozialdemokratie 1890–1933. Verlag J.H.W. Dietz Nachfolger, 1995, ISBN 3-8012-4066-5, S. 74–75.
  39. John Maynard Keynes: Opening remarks: The Galton Lecture. In: Eugenics Review. Band 38, Nr. 1, 1946, S. 39–40.
  40. Beatrice Webb. Guardian, 19. Februar 2009.
  41. Richard S. Levy: Antisemitism: a historical encyclopedia of prejudice and persecution, Band 1, S. 212.
  42. Martin Gilbert: Churchil and Eugenics. 2009.
  43. Spiegel Online, 5. Januar 2012.
  44. Sterlization Act has Much Backing. In: Edmonton Journal. 7, 9. März 1928.
  45. The Sterilization of Leilani Muir. (Film). Produced by the North West Center, National Film Board of Canada, 1996.
  46. Christoph Keller. Der Schädelvermesser. Otto Schlaginhaufen - Anthropologe und Rassenhygieniker. Eine biographische Reportage. Limmat, Zürich 1995, ISBN 3-85791-234-0.
  47. Thomas Huonker. Diagnose: «moralisch defekt». Kastration, Sterilisation und Rassenhygiene im Dienst der Schweizer Sozialpolitik und Psychiatrie 1890–1970. Orell Füssli, Zürich 2003, ISBN 3-280-06003-6.
  48. Chantal Marazia. Philosophical whitewashing. Ludwig Binswanger (1881–1966) and the sterilisation of manic-depressive patients. In: Medizinhistorisches Journal. Band 46, 2011, S. 134–154.
  49. Forum för levande historia: Rasbiologin i Sverige (Memento vom 8. Januar 2011 im Internet Archive) (PDF; 221 kB)
  50. Universität Stockholm: Benny Jacobsson: Nytt ljus över rasbiologin (Memento vom 27. Mai 2009 im Internet Archive)
  51. Karl N Alvar Nilsson: KRIS I FOLKHEMMET. Svensk politisk historia 1900 – 2011 (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive) (PDF; 1,5 MB)
  52. Achim Bühl: Von der Eugenik zur Gattaca-Gesellschaft. In: Achim Bühl (Hrsg.): Auf dem Weg zur biomächtigen Gesellschaft? Chancen und Risiken der Gentechnik. VS-Verlag, 2009, S. 38–40.
  53. Lena Lennerhed: Sterilisation on Eugenic Grounds in Europe in the 1930 s: News in 1997 but Why? In: Reproductive Health Matters. Vol. 5, No. 10, The International Women’s Health Movement. (Nov., 1997), S. 156.
  54. Presseerklärung der Schwedischen Kirche zur Zwangssterilisierung. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 11. März 2001; abgerufen am 28. November 2014.
  55. A. Spektorowski: The Eugenic Temptation in Socialism: Sweden, Germany, and the Soviet Union. In: Comparative Studies in Society and History. Band 46, 2004, S. 84–106.
  56. Steve James: Social Democrats implemented measures to forcibly sterilise 62,000 people. World Socialist Web Site
  57. Maija Runcis: Steriliseringar i folkhemmet. Stockholm 1998.
  58. Adolf Ratzka: Eradication of “deviants”: the dark side of the Swedish Model. Independent Living Institute, Sweden 1997.
  59. Steriliseringsfragan i Sverige 1935–1975 Ekonomisk ersättning (Die Sterilisationfrage in Schweden 1935–1975. Oekonomische Kompensation). Delbetänkande av 1997 ars steriliseringvutredning, Stockholm 1999.
  60. Н. Кременцов: От “звериной философии” к медицинской генетике. Евгеника в России и Советском Союзе. In: Историко-биологические исследования. Band 6, Nr. 2, 2014, S. 24–56.
  61. Torsten Rüting: Pavlov und der neue Mensch: Diskurse über Disziplinierung in Sowjetrussland. Oldenbourg, 2002, ISBN 3-486-56679-2, S. 180.
  62. Thomas Junker: Was ist Eugenik? (Memento vom 20. Oktober 2007 im Internet Archive)
  63. Susanne Heim: Autarkie und Ostexpansion. Pflanzenzucht und Agrarforschung im Nationalsozialismus. Wallstein Verlag, 2002, ISBN 3-89244-496-X, S. 10.
  64. Michael Schwartz: Eugenik und 'Euthanasie': die internationale Debatte und Praxis bis 1933/45. In: Klaus-Dietmar Henke (Hrsg.): Tödliche Medizin im Nationalsozialismus: von der Rassenhygiene zum Massenmord. 2008, ISBN 978-3-412-23206-1.
  65. Gunther Mann: Neue Wissenschaft im Rezeptionsbereich des Darwinismus. In: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte. Nr. 1, 1978, S. 82.
  66. Arnd Krüger: Zwischen Sex und Zuchtwahl. Nudismus und Naturismus in Deutschland und Amerika. In: N. Finzsch, H. Wellenreuther (Hrsg.): Liberalitas: Eine Festschrift für Erich Angermann. Steiner, Stuttgart 1992, S. 343–365.
  67. Jürgen Peter: Der Einbruch der Rassenhygiene in die Medizin. Auswirkung rassenhygienischen Denkens auf Denkkollektive und medizinische Fachgebiete von 1918 bis 1934. Frankfurt 2004, S. 125 f.
  68. Jürgen Peter: Der Einbruch der Rassenhygiene in die Medizin. Auswirkung rassenhygienischen Denkens auf Denkkollektive und medizinische Fachgebiete von 1918 bis 1934. Frankfurt 2004, S. 126 ff.
  69. zitiert nach Peter Weingart, Jürgen Kroll, Kurt Bayertz: Rasse, Blut und Gene. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1988, S. 229.
  70. Michael Schwartz: Sozialistische Eugenik: eugenische Sozialtechnologien in Debatten und Politik der deutschen Sozialdemokratie 1890–1933. Verlag J.H.W. Dietz Nachfolger, 1995, S. 176 ff.
  71. Heinrich Schopohl: Die Eugenik im Dienste der Volkswohlfahrt. In: Volkswohlfahrt. Band 13, 1932, S. 789–792.
  72. Alfons Labisch und Florian Tennstedt: Gesundheitsamt oder Amt für Volksgesundheit? Zur Entwicklung des öffentlichen Gesundheitsdienstes seit 1933. In: Norbert Frei (Hrsg.): Medizin und Gesundheitspolitik in der NS-Zeit. (= Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Sondernummer). R. Oldenbourg, München 1991, ISBN 3-486-64534-X, S. 35–66; hier zitiert, S. 42.
  73. Burleigh: Death and Deliverance. Cambridge 1995; Zitate Wauschkuhn in: Psychiatrisch-Neurologische Wochenschrift. 1922, S. 217.
  74. Heiner Fangerau: Das Standardwerk zur menschlichen Erblichkeitslehre und Rassenhygiene von Erwin Baur, Eugen Fischer und Fritz Lenz im Spiegel der zeitgenössischen Rezensionsliteratur 1921–1941. (PDF; 938 kB) Inaugural-Dissertation, abgerufen am 14. Februar 2008.
  75. S. Otsubo, J. R. Bartholomew: Eugenics in Japan: some ironies of modernity, 1883–1945. In: Science in context. Band 11, Nr. 3–4, Autumn-Winter 1998, S. 545–565. PMID 15168677.
  76. Declaration on Race and Racial Prejudice. 27. November 1978 (Memento vom 23. September 2004 im Internet Archive).
  77. UNESCO: Its Purpose and its Philosophy. Washington D.C. 1947 In: Liagin: Excessive Force: Power Politics and Population Control. Washington D.C, S. 85; Information Project for Africa 1996.
  78. John Glad: Future Human Evolution: Eugenics in the Twenty-First Century. Hermitage Publishers.
  79. PIUS XII: Moral Aspects of Genetics. Address to the First International Symposium of Genetic Medicine 7. September 1953. In: AAS. Band 44, 1953, S. 605; siehe auch Kevin D. O’Rourke, Philip Boyle: Medical ethics: sources of Catholic teachings. Georgetown University Press, 1999, ISBN 0-87840-722-7, S. 170 f.
  80. Celia Deane-Drummond: Brave New World? Theology, Ethics and the Human Genome. T. & T. Clark Publishers, 2003, ISBN 0-567-08936-3.
  81. nach Karl Hörmann, Lexikon der christlichen Moral, LChM 1976, Sp. 427–429.
  82. Emily Jackson: Regulating Reproduction. Hart, Oxford 2000.
  83. Europäisches Parlament: Plenarsitzung vom 23. April 2009 in Straßburg Bekämpfung seltener Krankheiten. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 29. Dezember 2011; abgerufen am 28. November 2014.
  84. An der Universitätsklinik Münster waren nach 1945 vier aktive Eugeniker der Nazizeit Dekane: Karl Wilhelm Jötten, Otmar Freiherr von Verschuer, Friedrich Mauz und Heinrich Reploh. Dekane der Medizinischen Fakultät Münster (Memento vom 5. August 2011 im Internet Archive)
  85. Brigitte Faber: Eugenik, Sterilisation, fremdnützige Forschung. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Einmischen Mitmischen. Informationsbroschüre für behinderte Mädchen und Frauen. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, archiviert vom Original am 13. Dezember 2009; abgerufen am 28. November 2014.
  86. Ulrike Berg: Die Problematik der „eugenischen Indikation“ als Rechtfertigungsgrund i. S. v. § 218 a II StGB n. F. Dissertation, 2005, urn:nbn:de:hebis:26-opus-27535
  87. BVerfG, 2 BvR 392/07 vom 26. Februar 2008, Absatz-Nr. 49
  88. Christian Marchlewitz: Geschwisterliebe. Strafwürdiges Verhalten oder zu Unrecht sanktioniertes Tabu? In: Forum Recht. 1 12012, S. 17.
  89. J. Habermas: Die Zukunft der menschlichen Natur. Auf dem Weg zu einer liberalen Eugenik. Frankfurt am Main 2002, S. 129.
  90. Vgl. Alexander Pinwinkler: Fortsetzung der Eugenikdiskussion mit anderen Mitteln? Bevölkerungsdiskurse im 20. und frühen 21. Jahrhundert. In: Angela Schwarz (Hrsg.): Streitfall Evolution. Eine Kulturgeschichte. Böhlau Verlag, Köln/ Weimar/ Wien 2017, S. 526–541.
  91. Christian Staas: Sarrazin-Interview: Schickes Ödland Großstadt. In: Zeit Online. 28. Oktober 2009.
  92. Sigmar Gabriel: Welch hoffnungsloses Menschenbild! Warum die SPD einen Thilo Sarrazin in ihren Reihen nicht dulden kann. In: Zeit Online. 15. September 2010.
  93. Peter Weingart: Ist Sarrazin Eugeniker? In: Michael Haller, Martin Niggeschmidt (Hrsg.): Der Mythos vom Niedergang der Intelligenz. Von Galton zu Sarrazin: Denkmuster und Denkfehler der Eugenik. Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-531-18447-0, S. 24–25.
  94. Zum Forschungsstand: Menschen mit Behinderung in der schwedischen Historiographie: Eugenik und Rassenhygiene. (Memento vom 25. Mai 2007 im Internet Archive) abgerufen am 11. Dezember 2007.
  95. Ernstwalter Clees: Zwangssterilisationen in Skandinavien: Weitverbreitete Ideologie der Eugenik. In: Deutsches Ärzteblatt. Band 94, Nr. 40, 1997, S. A-2551 / B-2176 / C-1931.
  96. Michael Angastiniotis: Die Prävention von Thalassämie auf Zypern. auf dem Kongress Gute und schlechte Gene.
  97. Mark A. Largent: Breeding contempt: The history of coerced sterilization in the United States. Rutgers University Press, New Brunswick/New Jersey 2008, ISBN 978-0-8135-4182-2, S. 128. (books.google.ca)
  98. Nil-Hansen Broberg: Eugenics And the Welfare State.; Alexandra Stern: Eugenic nation: faults and frontiers of better breeding in modern America. University of California Press, Berkeley 2005.
  99. ARD Dokumentation Geschichte im Ersten: Schöner neuer Mensch, min 34 (Memento vom 11. Juli 2015 im Internet Archive)
  100. Essay 7: Marriage Laws
  101. Essay 9: Immigration Restriction
  102. latimes.com
  103. Jeffrey Rosen, Charles Lane: The Sources of the Bell Curve. In: Steven Fraser: The Bell Curve Wars: Race, Intelligence, and the Future of America. Basic Books, 1995, S. 58.
  104. Clare Murphy: Selling Sterilization to Addicts. (Memento vom 4. September 2003 im Internet Archive) auf: BBC News Online. 2. September 2003.
  105. Daniel Costello: Is CRACK wack? auf: Salon.com, 8. April 2003.
  106. Anna Marie Smith: Welfare Reform and Sexual Regulation. Cambridge University Press, 2007, ISBN 978-0-521-82095-0, S. 80 (Auszug in der Google-Buchsuche).
  107. Alberta Online Encyclopedia: Eugenics in Alberta.
  108. heroins.ca: A Guide to Women in Canadian History. Films & Videos.
  109. M. Bobrow: Redrafted Chinese law remains eugenic. In: Journal of medical genetics. Band 32, Nummer 6, Juni 1995, S. 409. PMID 7666390, PMC 1050477 (freier Volltext).
  110. Xin Mao: Chinese eugenic legislation. In: The Lancet. Vol. 349, Nr. 9045, 11. Januar 1997, S. 139.
  111. Xinhua News Agency: China’s 1st Notables’ Sperm Bank Opens. 24. Juni 1999.
  112. Jürgen Reyer: Eugenik und Pädagogik: Erziehungswissenschaft in einer eugenisierten Gesellschaft. Juventa 2003, ISBN 3-7799-1713-0, S. 181. (Auszug in der Google-Buchsuche)
  113. Johann S. Ach: Das „Eugenik-Argument“ in der bioethischen Diskussion. In: Georg Pfleiderer (Hrsg.): Zeithorizonte des Ethischen: zur Bedeutung der Temporalität in der Fundamental- und Bioethik. W. Kohlhammer, 2006, ISBN 3-17-019112-8, S. 217–234. (Auszug in der Google-Buchsuche)
  114. Nick Bostrom: A history of transhumanist thought. In: Journal of Evolution and Technology. Band 14, Nr. 1, April 2005 (nickbostrom.com [PDF; abgerufen am 23. September 2010]).
  115. World Transhumanist Association: Do transhumanists advocate eugenics? In: World Transhumanist Association. 2005 (archive.org [abgerufen am 23. September 2010]).
  116. Nick Bostrom im Interview (2007).
  117. Das irdische Paradies, Züchtungsphantasien in Zukunftsromanen des frühen 20. Jahrhunderts, 10. Dezember 2005, 02:04, NZZ Online
  118. David A. Kirby: The New Eugenics in Cinema: Genetic Determinism and Gene Therapy in GATTACA. In: Science Fiction Studies. Nr. 81, Volume 27, Part 2, Juli 2000.
  119. E. oder Die Insel | Voland & Quist. Abgerufen am 10. Juli 2021 (deutsch).
  120. Francis Nenik: E. oder Die Insel. Voland & Quist, 2021, ISBN 978-3-86391-300-7 (google.de [abgerufen am 10. Juli 2021]).
  121. Die Unwertigen – ein Dokumentarfilm. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 5. Oktober 2009; abgerufen am 28. November 2014.
  122. Frozen Angels | Home. Abgerufen am 22. November 2018.
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