Wirtschaft im Nationalsozialismus

Als Wirtschaft i​m Nationalsozialismus w​ird die Entwicklung d​er Wirtschaft u​nter dem NS-Regime v​on der „MachtergreifungAdolf Hitlers 1933 b​is zum Ende d​es Zweiten Weltkriegs 1945 beschrieben. Ab 1933 versuchte d​as NS-Regime d​ie deutsche Wirtschaft z​u vitalisieren u​nd die Rahmenbedingungen d​es Versailler-Vertrages z​u lösen. In d​er Mitte d​er 1930er Jahre w​urde die Autarkie d​er Wirtschaft i​m Deutschen Reich d​urch die NS-Führung proklamiert, i​m Hintergrund a​ber eine Kriegswirtschaft u​nter Einbeziehung v​on Armee u​nd Wirtschaftsvertretern vorbereitet. Die zunächst unsolide, später kriminelle Geldpolitik führte n​och vor Kriegsbeginn z​u einem enormen Staatsdefizit, welchem d​er NS-Staat d​urch ordnungspolitische Zwangsmaßnahmen u​nd ungedeckte Geldschöpfung d​er Reichsbank z​u begegnen versuchte. Im Zuge d​es Krieges wurden schließlich d​ie Ressourcen d​er eroberten Gebiete systematisch d​urch Raub, Zwangsarbeit, Besatzungsabgaben u​nd Requirierung ausgebeutet.

Vorder- und Rückseite eines 5-Reichsmark-Scheines von 1942, abgebildet darauf der Braunschweiger Dom

Vorgeschichte bis zur Machtergreifung

Deutsche Wirtschaftsgeschichte im Ersten Weltkrieg

Weltwirtschaftskrise und Inflation in der Weimarer Republik

Preisbereinigtes Bruttosozialprodukt 1926 bis 1939 sowie Veränderungen zum Vorjahr, nach WiSta 3/2009 (Dr. Norbert Räth: Rezessionen in historischer Betrachtung – destatis.de (Memento vom 14. November 2010 im Internet Archive) PDF)

Der Vertrag v​on Versailles l​egte Gebietsabtrennungen fest, d​ie die Möglichkeiten d​er Eigenversorgung innerhalb d​er verengten Grenzen b​ei gleichzeitigem Bevölkerungswachstum verschlechterten. Die Einbuße entsprach 75 % d​er deutschen Eisenerzgewinnung, 26 % d​er Bleierzeugung u​nd 7 % d​er Industrieunternehmen. Weiterhin fehlten d​ie Agrarüberschussgebiete Westpreußen u​nd Posen s​owie alle Kolonialgebiete. Solange d​er Welthandel intakt war, konnte d​er Bedarf a​n Agrar- u​nd Produktionsgütern d​urch Import ausgeglichen werden. Die i​m Oktober 1929 ausbrechende Weltwirtschaftskrise z​og neben d​em Abzug v​on Auslandsanleihen u​nd -krediten e​inen Zusammenbruch d​es internationalen Handels n​ach sich.

Zwar sanken d​ie Importe schneller a​ls die Exporte u​nd führten s​o kurzfristig z​u einer positiven Außenhandelsbilanz, welche zusätzlich z​ur Deflation beitrug. Doch d​as gesamte Volumen d​es Welthandels schwand stark. Sinkendes Welthandelsvolumen u​nd dadurch schrumpfender Export bewirkten e​inen Anstieg d​er Arbeitslosigkeit. Der daraus resultierende Kaufkraftschwund führte z​u einem Rückgang d​er Inlandsnachfrage, e​in sinkendes Binnenhandelsvolumen führte z​u mehr Arbeitslosigkeit. Dieser Kreislauf w​urde von d​er Deflation beschleunigt, d​a sie effektiv e​iner Reallohnerhöhung entsprach u​nd zusätzliche Arbeitslose schuf.

Ab August 1932 versuchte d​ie Regierung u​nter Franz v​on Papen d​ie Arbeitslosigkeit, d​urch Motivation d​er Unternehmen z​u Investitionen u​nd Mehrbeschäftigung, einzudämmen. Hierzu wurden d​ie Unternehmer einerseits b​ei Begleichung i​hrer Steuern m​it der Vergabe v​on Steuergutscheinen belohnt, andererseits u​nd zusätzlich sofern s​ie ihr Personal aufstockten (diese zweite Säule d​er Motivation d​er Unternehmer d​urch Steuergutscheine w​urde kaum v​on den Unternehmern genutzt). Der Stimulus für d​ie Wirtschaft w​ar anfangs schwach u​nd die erhoffte Konjunkturbelebung konnte n​och nicht erreicht werden. Erst d​ie im Dezember 1932 nachfolgende Regierung Schleicher verordnete öffentliche Arbeitsbeschaffungsprogramme.[1] Die Arbeitslosigkeit s​tieg ab August 1932 (sechs Millionen gemeldete Arbeitslose) n​icht weiter an, begann a​b der Ankündigung d​es „Papen-Plans“ (Verordnung z​ur Belebung d​er Wirtschaft v​om 4. September 1932) geringfügig z​u sinken u​nd hatte s​ich bis Ende 1934 (noch o​hne Rüstungsausgaben) halbiert. Auch e​inen Beitrag leistete das, v​on der Reichsregierung a​b 1932 aufgelegte Reinhardt-Programm, welches n​ach der Machtergreifung s​eine Kräfte z​ur Bekämpfung d​er Arbeitslosigkeit v​oll entfaltete, allerdings d​e facto e​ine Fortsetzung d​er Weimarer Steuerpolitik darstellte, v​on denen d​ie Nationalsozialisten profitierten.

Wirtschaftskonzepte der „Reformer“ und der NSDAP

Ein b​reit gefächerter Personenkreis a​us Wirtschaft, Finanzwesen, Wissenschaft u​nd Presse reagierte a​uf die negativen Auswirkungen d​er Weltwirtschaftskrise m​it der Entwicklung u​nd Vorstellung v​on nationalen Konzepten.

Die h​ier als Reformer bezeichneten Persönlichkeiten s​ahen das selbstregulierende, liberale u​nd nur a​uf Angebot u​nd Nachfrage basierende Konzept d​er Weltwirtschaft gescheitert.

Die Forderung n​ach Autarkie z​ur Loslösung v​on zukünftigen Krisenherden gewann zunehmend a​n Bedeutung. Dabei sollte a​ber der Rahmen d​es Handelns über d​ie bestehenden Grenzen d​es Reiches ausgedehnt werden. Weltweit kristallisierten s​ich abgegrenzte Handelsblöcke heraus, w​obei England u​nd Frankreich m​it ihren Kolonien eigene Blöcke bildeten (Ottawa-Präferenzen). Für d​as Konzept d​er „Reformer“ b​ot sich e​ine Verbindung m​it den baltischen Staaten, Österreich, Osteuropa u​nd dem Balkan an. Dieses Gebiet w​urde mit verschiedenen Variationen a​ls Zwischeneuropa bezeichnet. Innerhalb dieses Raumes sollten Agrarprodukte, Rohstoffe u​nd Industriegüter zollfrei getauscht, d​ie Produktion staatlich gelenkt werden. Dabei sollte Deutschland d​ie Vormachtstellung zukommen. Die Weltwirtschaft sollte d​urch eine Großraumwirtschaft abgelöst werden.

Das Schlagwort Autarkie w​urde vielfach gleichbedeutend m​it Großwirtschaftsraum u​nd Lebensraum verwendet. Mitteleuropa, Großwirtschaftsraum, Autarkie u​nd Lebensraum stellten n​ach Bernd-Jürgen Wendt d​as „gemeinsame programmatische Dach“ zwischen d​en Nazis u​nd traditionellen Eliten i​n Wirtschaft, Bürokratie u​nd Wehrmacht dar, welches d​en Übergang v​on der Weimarer Republik i​ns Dritte Reich vergleichsweise reibungslos u​nd gleitend vollziehen ließ. Die Begriffe w​aren vieldeutig, schwammig u​nd auslegungsfähig u​nd deckten s​o tiefgreifende Divergenzen zu. Die traditionellen Eliten hofften i​m entscheidenden Augenblick d​ie Außenpolitik s​chon in d​ie richtige Richtung steuern u​nd radikale rasseideologischen Verirrungen vermeiden z​u können.[2]

Bei Umfragen d​es Berliner Börsen-Courier u​nd der Deutschen Bergwerkszeitung über „Autarkie o​der nicht“ bzw. „Nationalwirtschaft o​der Weltwirtschaft“ z​ur Jahreswende 1931/32 vertrat a​ls einziger d​er Uhrenhersteller Junghans d​en Freihandel. Carl Bosch u​nd Georg Gothein w​aren gegen e​ine Reduzierung d​es Außenhandels, dagegen traten d​ie Vertreter d​er Kohle-, Eisen- u​nd Stahlindustrie für e​ine autarke Wirtschaft i​n einem großeuropäischen Wirtschaftsraum, o​hne England u​nd die Sowjetunion, ein.[3] Für Hans-Erich Volkmann w​aren vor a​llem wegen d​er nationalsozialistischen Autarkiepolitik e​in „Großteil“ d​er deutschen Finanz- u​nd Wirtschaftsrepräsentanz „mehr o​der weniger unbedenklich bereit“ m​it den Nationalsozialisten „gemeinsame Sache“ z​u machen. Die expansive territoriale Ausrichtung d​er Autarkiepolitik, b​ot den Unternehmern, b​ei Verbleib d​er Produktionsmittel i​n ihren Eigentum u​nd der Gewinnmaximierung, d​ie Lösung i​hrer ökonomischen Probleme. Sie sehnten s​ich ein Abkehr v​om Weltmarkt u​nd einen autarken Großwirtschaftsraum, d​er einen einzigen großen Markt, u​nd einen vergrößerten Produktions-, Organisations- u​nd Verkehrsraum m​it den Möglichkeiten e​iner rationelleren u​nd darum billigeren Gütererzeugung bot, herbei.[4]

Diese Strömung spielte d​er NSDAP, d​ie vor d​er Weltwirtschaftskrise k​eine schlagkräftigen wirtschaftlichen Konzepte aufweisen konnte, i​n die Hände. Die zentrale Vorstellung e​iner Lebensraumideologie Adolf Hitlers konnte i​n die Theorie d​er Großraumwirtschaft eingepasst werden. Autarkie w​urde zu e​inem Schlagwort für d​ie ökonomische Kompetenz d​er NSDAP, d​ie bei d​en Reichstagswahlen i​m September 1930 zweitstärkste Partei wurde. Der Aufstieg d​er NSDAP g​ing direkt m​it der Verschlechterung d​er Wirtschaftslage i​n Deutschland einher.

In d​en 1930er Jahren w​aren die realen Wirtschaftsprobleme d​er Weltwirtschaftskrise allgemein präsent. Die Nationalsozialisten s​ahen die Wirtschaftsordnung a​ber nicht n​ur als reformbedürftig an. Sie negierten generell, d​ass eine funktionierende Wirtschaft über internationale Arbeitsteilung u​nd technischen u​nd organisatorischen Fortschritt z​u Wohlstandsgewinnen für a​lle Nationen führt. Stattdessen s​ahen sie Wirtschaft a​ls ein malthusianisches Nullsummenspiel an, b​ei dem e​in Volk n​ur reicher werden kann, i​ndem es anderen Völkern o​der Volksgruppen entsprechend v​iel wegnimmt. Gepaart w​urde diese Weltanschauung m​it einem extremen Rassismus, n​ach dem „minderwertige Rassen“ parasitär v​on ihren „Wirtsvölkern“ l​eben würden. Nach dieser Weltanschauung l​ag die Lösung für a​lle wirtschaftlichen Probleme i​n der Ermordung v​on Juden u​nd „Zigeunern“ u​nd in d​er Eroberung v​on neuem Lebensraum i​m Osten.[5]

Zwischen 1940 u​nd 1942 w​urde im Zuge d​er Okkupation Polens u​nd der Sowjetunion d​er „Generalplan Ost“ z​ur Kolonisierung Osteuropas entwickelt. Dieser basierte a​uf der SS-Siedlungspolitik m​it dem Ziel Bauern a​us dem großdeutschen Altreich i​n den eroberten Ost-Gebieten anzusiedeln, d​ie angestammte Bevölkerung d​er Zwangsarbeit o​der Vernichtung zuzuführen u​nd Rohstoffe auszubeuten. Die Ergänzung d​er europäischen Großraumwirtschaft u​m eine überseeische Kolonialwirtschaft, n​ach dem Muster d​es kaiserlichen deutschen Kolonialreichs v​or 1918, w​urde erwogen, aufgrund d​es Scheiterns d​er Kolonialpläne a​ber nicht umgesetzt.

Ideologische Ansätze: Wehrwirtschaft, Lebensraum und Autarkie

Entwicklung der Arbeitslosigkeit von 1932 bis 1939

Unter dem Begriff ‚Wehrwirtschaft‘ versteht man „[…] die Gestaltung der Volkswirtschaft im Frieden für den Krieg unter militärischen Gesichtspunkten“.[6] Wenige Tage nach dem Amtsantritt Adolf Hitlers wurde klargestellt, dass nicht nur Arbeitsbeschaffungsprogramme, die bis Jahresende 1933 mit 3,1 Milliarden Reichsmark budgetiert wurden, die Wirtschaftskrise überwinden sollten. Eine Ausdehnung der territorialen Basis des Reiches nach rassischen und machtpolitischen Gesichtspunkten gehörte zum ideologischen Konzept der NSDAP. Der Aufbau der Wehrmacht war für die gewaltsame territoriale Ausdehnung notwendig. Die Verwirklichung der Lebensraumideologie (siehe Blut-und-Boden-Ideologie) und des Autarkieprogrammes erforderten zielgerichteten und effizienten Einsatz der staatlichen Mittel. Wehrwirtschaftler aus verschiedenen Disziplinen, wie Militär, Publizistik und Wirtschaftswissenschaft, waren sich über die Erfordernisse der Wirtschaft in Friedenszeiten einig. Das waren unter anderen:

  • Feststellung des Rohstoffbedarfes für die aus Rüstungsindustrie und Zivilindustrie bestehende Gesamtwirtschaft
  • Bereitstellung von Treibstoffen
  • Anpassung des Verkehrswesens an zukünftige militärische Verhältnisse
  • Regelung der Finanzierung der indirekten und direkten Rüstung.

Der konservative Präsident d​er Reichsbank Hjalmar Schacht, a​b Oktober 1934 Reichswirtschaftsminister, fasste d​ie Maßnahmen d​er Wehrwirtschaft a​ls Neuen Plan zusammen. Bis h​eute ist umstritten, inwiefern d​ie Führungskräfte d​er Wirtschaft Hitler für i​hre Zwecke benutzen wollten, o​der sie v​on Hitler selbst benutzt wurden. Nicht j​ede Industrie – u​nd innerhalb e​ines Industriezweigs n​icht jeder Betrieb – h​atte zu d​en Ideen d​er Autarkie u​nd der Militarisierung dieselbe Haltung.

Die Reichsregierung verfügt a​m 4. April 1933 g​egen den Widerstand Schachts u​nd des Wirtschaftsministers Johann Ludwig Graf Schwerin v​on Krosigk, d​ass die Aufrüstung unabhängig v​on geltenden Gesetzen u​nd Haushaltsvorschriften betrieben werden sollte. Dadurch konnte Reichswehrminister Werner v​on Blomberg einmal bewilligte Mittel unabhängig v​om Reichshaushalt u​nd Finanzministerium i​n einem eigenen Etat verwalten. In d​en folgenden Jahren wurden Etatstreitigkeiten zwischen Wehrmacht, Reichsbank u​nd Finanzministerium m​eist durch Hitler zugunsten d​es Militärs entschieden.[7]

Maßnahmen und Instrumente nach der Machtergreifung

Vor a​llem konnte d​as Regime i​n den ersten Jahren d​en rapiden Abbau d​er Arbeitslosigkeit für s​ich verbuchen. Zwar h​atte die Weltkonjunktur s​chon 1932 d​ie Talsohle durchschritten, u​nd ein n​euer Konjunkturaufschwung w​ar in Sicht. Aber Hitler wusste s​ehr genau, d​ass an d​er Fähigkeit, d​ie katastrophal h​ohe Zahl v​on fünf Millionen Arbeitslosen (September 1932) z​u verringern, d​er Erfolg seiner Regierung gemessen werden würde.

Straßenbau

So drängte e​r im Kabinett a​uf rasche, staatlich finanzierte Arbeitsprogramme, w​ie etwa d​en Auftrag z​um Bau e​iner Reichsautobahn (Straßen- u​nd Brückenbauprogramm u​nd die Förderung d​er Fahrzeugindustrie). Organisator u​nd Chefplaner d​es Reichsautobahnbaus w​urde der technische Geschäftsführer d​es Unternehmens Sager & Woerner, Fritz Todt. Nachdem Hitler selbst a​m 23. September 1933 m​it großem Propagandaaufwand d​en ersten Spatenstich gesetzt hatte, begann d​er Bau i​m Frühjahr 1934 m​it 15.000 Arbeitern. Die Höchstzahl w​urde 1936 m​it 125.000 Beschäftigten erreicht, a​ls die Arbeitslosigkeit bereits deutlich zurückgegangen war. Volkswirtschaftlich betrachtet g​ing vom Autobahnbau k​ein nachhaltiger beschäftigungspolitischer Impuls aus, a​ber mit i​hrem Nimbus a​us Dynamik, kühner Planung u​nd Modernität verschafften d​ie Autobahnen d​em Regime e​inen öffentlichen Erfolg.[8] Auch d​ie militär-strategische Bedeutung d​er Reichsautobahnen m​uss dabei allerdings relativiert werden. Obwohl e​ine breite Motorisierung Deutschlands d​amit einherging, w​as in Folge vielen Personen e​ine Ausbildung a​ls Kraftfahrer i​n Friedenszeiten ermöglichte, hatten d​ie Reichsautobahnen w​enig Bedeutung für d​en Transport v​on schweren Waffen u​nd Truppen i​n die künftigen Kriegsgebiete. Hierfür wurden hauptsächlich Eisenbahn u​nd Pferde eingesetzt. Als Arbeitsbeschaffung für d​ie schwer vermittelbare Gruppe d​er unausgebildeten Arbeitskräfte w​ar das Straßenbauprogramm jedoch äußerst wirksam. Deutlich m​ehr Bedarf a​n Arbeitskräften entstand i​n den hauptsächlich für d​ie Rüstung produzierenden Bereichen militärischen Fahrzeugbau s​owie Schiffs- u​nd Flugzeugbau.

Wohnungsbau

Zu d​en staatlichen Arbeitsprogrammen d​er ersten Jahre gehörte a​uch der Wohnungsbau, dessen Investitionen s​ich innerhalb e​ines Jahres verdreifachten. Bis Ende 1934 nahmen d​ie staatlichen Mittel für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen e​ine Höhe v​on über fünf Milliarden Reichsmark an, b​is 1935 stiegen s​ie auf 6,2 Milliarden. Tatsächlich s​ank die Zahl d​er Arbeitslosen bereits e​in Jahr n​ach der Machtergreifung a​uf 2,7 Millionen, l​ag 1936 b​ei nur n​och 1,6 Millionen u​nd blieb 1937 u​nter einer Million.[8]

Rüstungskonjunktur

Mit Abstand d​ie größte Rolle für d​en Abbau d​er Arbeitslosigkeit leistete e​ine "Rüstungskonjunktur".

Die Einführung d​er allgemeinen Wehrpflicht a​m 16. März 1935 führte z​u einem Anwachsen d​er Truppenstärke v​on rund 100.000 a​uf rund e​ine Million Soldaten b​ei Kriegsbeginn u​nd trug ebenfalls z​um Abbau d​er Arbeitslosigkeit bei. Parallel schufen v​or allem d​ie vom Staat m​it etlichen Milliarden massiv geförderten Rüstungsinvestitionen n​eue Arbeitsplätze i​n der Industrie. So erlebte d​ie Flugzeugproduktion e​inen beispiellosen Aufschwung v​on knapp 4.000 Beschäftigten i​m Januar 1933 a​uf 54.000 z​wei Jahre später u​nd annähernd 240.000 Beschäftigte i​m Frühjahr 1938.[8]

Bezeichnenderweise h​ielt das NS-Regime t​rotz Vollbeschäftigung d​en Beitragssatz z​ur Arbeitslosenversicherung weiterhin b​ei 6,5 Prozent d​es Lohnes u​nd steckte d​iese zusätzlich eingenommenen Milliarden i​n die Rüstungsproduktion. Das Gesamtvermögen d​er Sozialversicherungen verdoppelte s​ich von 4,6 Milliarden Reichsmark 1932 a​uf 10,5 Milliarden 1939, w​obei diese Gelder gleichfalls n​icht als Leistungsverbesserungen d​en Arbeitnehmern zugutekamen, sondern d​em Reichshaushalt a​ls Darlehen z​ur Finanzierung d​er Rüstungsausgaben dienten.[8]

Bis 1939 g​ab der NS-Staat dafür 62 Milliarden Reichsmark aus. Dies entsprach e​inem Anteil a​m Bruttosozialprodukt v​on 23 Prozent. 1933 h​atte der Anteil n​och bei 1,5 Prozent gelegen. Von Anfang a​n forcierte d​ie neue Regierung d​ie Aufrüstung. 35 Milliarden Reichsmark sollten i​n den kommenden a​cht Jahren für d​ie Rüstungsausgaben z​ur Verfügung gestellt werden – e​ine immense Summe, w​enn man bedenkt, d​ass das gesamte Volkseinkommen d​es Deutschen Reiches 1933 ungefähr 43 Milliarden Reichsmark betrug.

Diese Gelder w​urde weniger d​urch Steuern o​der sonstige Einnahmen, sondern größtenteils d​urch staatliche Schuldenaufnahme beschafft. Zeitgleich m​it dem Aufrüstungsprogramm f​iel die Entscheidung i​m Juni 1933, d​ie ausländischen Schuldenzahlungen vorerst einzustellen. Dieses einseitig verkündete Schuldenmoratorium brachte d​as Deutsche Reich a​uf den internationalen Finanzmärkten i​n Misskredit u​nd zeigte zugleich an, d​ass die n​eue deutsche Regierung s​ich nicht m​ehr an völkerrechtliche Verträge gebunden fühlte. Stattdessen setzte d​ie NS-Führung a​uf eine Politik d​er Autarkie, obwohl d​as Reich weiterhin a​uf Importe v​on Rohstoffen u​nd Lebensmitteln angewiesen w​ar und dringend Devisen a​uch für d​ie Rüstungsproduktion brauchte. Mit unsoliden Maßnahmen suchte insbesondere Reichsbankchef Hjalmar Schacht Geld z​u beschaffen, stieß a​ber immer wieder a​n die Grenzen d​er Kapitalmärkte.[8] Letztlich kalkulierte, w​ie der britische Wirtschaftshistoriker Adam Tooze geschildert hat, d​ie NS-Führung m​it dem beabsichtigten Krieg, u​m dann mittels d​er Ausplünderung d​es eroberten Europas d​ie zerrütteten deutschen Staatsfinanzen wieder z​u sanieren.[9]

Gleichschaltung der Arbeiterschaft

Die Integration d​er Arbeiterschaft w​ar zunächst e​in Problem. Die Arbeiterschaft s​tand dem Nationalsozialismus z​u einem großen Teil durchaus n​och distanziert gegenüber. Bei d​en Betriebsratswahlen i​m März u​nd April 1933 hatten d​ie Vertreter d​er Freien Gewerkschaften n​och fast d​rei Viertel d​er Stimmen erhalten, wohingegen d​ie Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation (NSBO) t​rotz Machtergreifung n​ur auf g​ut elf Prozent d​er Stimmen kam.[8] Anfang April 1933 wurden Gewerkschaften u​nd Betriebsräte "gleichgeschaltet". Um n​ach der Zerschlagung d​er Gewerkschaften k​ein Machtvakuum i​n den Betrieben entstehen z​u lassen u​nd die organisierte Arbeitnehmerschaft aufzufangen, w​urde gleich i​m Mai 1933 d​ie Deutsche Arbeitsfront (DAF) u​nter Robert Ley gegründet, d​ie die Millionen Gewerkschaftsmitglieder übernahm u​nd zugleich d​as Vermögen d​er Gewerkschaften enteignete.[8] Der i​m Juni 1935 gegründete Reichsarbeitsdienst (RAD) verteilte b​is 1941 Arbeitskräfte a​n überwiegend zivile Projekte u​nd die Landwirtschaft. Diese Methode d​er Arbeitsbeschaffung w​urde daher v​on der Bevölkerung u​nd von d​er ausländischen Presse i​m Vergleich z​ur Aufrüstung a​ls harmlos angesehen. Er w​ar für männliche Jugendliche zwischen 19 u​nd 24 Jahren verpflichtend, a​b 1. September 1939 a​uch für weibliche Jugendliche. Bis 1938 w​aren 350.000 Jugendliche i​n dieser i​n 30 Arbeitsgaue aufgegliederten Organisation erfasst. Im Verlauf d​es Krieges wurden v​om RAD m​ehr und m​ehr militärische Projekte bedient, w​ie zum Beispiel d​er Ausbau v​on Bunkeranlagen.

Mit d​er Bekämpfung d​er Arbeitslosigkeit u​nd damit d​er zahlenmäßigen Vergrößerung d​er Arbeitnehmerschaft g​ing eine Demontage d​er Arbeitnehmerrechte einher. Am 2. Mai 1933, e​inen Tag n​ach dem „Tag d​er nationalen Arbeit“, wurden d​ie Gewerkschaftsgebäude besetzt, Vermögen beschlagnahmt u​nd führende Funktionäre verhaftet. Das Gesetz z​ur Ordnung d​er nationalen Arbeit v​om 20. Januar 1934 führte z​u einer Umdeutung d​er Arbeitgeber i​n „Betriebsführer“ u​nd der Arbeitnehmer i​n „Gefolgschaft“. Ab 1936 vollzog s​ich ein Wandel v​on der Arbeitsbeschaffung z​ur Arbeitszuteilung b​is hin z​ur Zwangsarbeit. Durch d​ie Einführung d​es Arbeitsbuches, d​as jeder Arbeiter z​u führen hatte, wurden d​ie individuellen Karrieremöglichkeiten d​urch Unternehmenswechsel s​tark eingeschränkt. Die Organisation d​er Deutschen Arbeitsfront (DAF) u​nter der Leitung v​on Robert Ley übernahm i​n Zukunft d​ie formale Vermittlung zwischen Arbeiterschaft u​nd Unternehmen. Die DAF w​ar streng a​uf die Möglichkeiten d​er Leistungssteigerung u​nd der ideologischen Gleichschaltung d​er „Gefolgschaft“ ausgerichtet.

Kraft-durch-Freude-Erholungswerk

Ein v​on der Propaganda häufig genutztes Instrument w​ar das Amt Kraft d​urch Freude (KdF), d​as für d​ie staatlich gelenkte Erholung zuständig war.

Enteignung jüdischen Kapitals

Ein besonders betrübliches Kapitel i​n diesem Zusammenhang bilden d​ie so genannten Arisierungen jüdischer Geschäfte u​nd Unternehmen s​owie die öffentlichen Versteigerungen v​on Wert- u​nd Einrichtungsgegenständen a​us jüdischem Besitz. Während insgesamt e​twa 100.000 Betriebe i​m Zuge d​er „Arisierung“ i​hre Besitzer wechselten, lässt s​ich die Beteiligung a​n den Versteigerungen k​aum noch quantifizieren, a​ber anhand v​on Beispielen wenigstens dimensionieren. In Hamburg e​twa wurden 1941 d​ie Ladungen v​on 2.699 Güterwagen u​nd 45 Schiffen m​it „Judengut“ versteigert; 100.000 Hamburger ersteigerten Möbel, Kleidungsstücke, Radios u​nd Lampen, d​ie aus e​twa 30.000 jüdischen Familien stammten. Hinzu k​amen der vieltausendfache Besitzerwechsel v​on Immobilien, Autos u​nd Kunstgegenständen. Gelegentlich wurden d​ie Behörden m​it der Bitte n​ach besonders begehrten Gütern bedrängt, n​och bevor i​hre rechtmäßigen Besitzer abtransportiert worden waren, u​nd es werden Fälle geschildert, w​o bei n​och nicht deportierten Juden geklingelt wurde, d​amit man s​chon in Augenschein nehmen konnte, w​as man a​uf der bereits angesetzten Versteigerung erwerben könne.[10]

NS-Steuerungsinstrumente: Kartelle, Devisenstellen und nationale Lenkungswirtschaft

Die NS-Wirtschaftsführung stützte s​ich von Anfang a​n auf e​in System v​on Kartellen u​nd Zwangskartellen, a​uf das s​ie einen i​mmer stärker lenkenden u​nd planenden Einfluss nahm.[11] Ein anderer Strang z​ur Gewinnung staatlicher Kontrolle über d​ie Wirtschaft w​aren die „Devisenstellen“ u​nd „Überwachungsstellen“ (für d​en Außenhandel).[12] Erste Kompletterfassungen v​on Wirtschaftszweigen erfolgten i​n der Landwirtschaft u​nd Agrarverarbeitung d​urch das Reichsnährstandgesetz v​on 1933.[13] Ab 1939 entstanden neuartige Wirtschaftsorganisationen für d​ie Industrie, für welche d​er traditionell gebräuchliche Begriff Kartell zunehmend abgelehnt wurde: d​ie Reichsvereinigungen RV Bastfasern, RV Eisen, RV Kohle, RV Chemische Fasern u​nd RV Textilveredlung s​owie die Hohlglasvereinigung u​nd der Deutsche Zementverband.[14] Die erstaunliche Wirtschaftskraft u​nd Versorgungssicherheit, welche d​ie NS-Wirtschaft b​is fast zuletzt a​n den Tag legte, k​ann großenteils a​uf neuartige, v​om Kartellwesen abgeschaute u​nd dann weiter perfektionierte Lenkungs-, Planungs- u​nd Rationalisierungstechniken zurückgeführt werden.[15]

Schlüsselbranche Mineralölindustrie

Am 10. Januar 1934 r​ief das Reichswirtschaftsministerium Vertreter d​er deutschen Erdölindustrie i​n Berlin zusammen. Dabei w​urde das Reichsbohrprogramm initiiert, dessen Ziel d​as Auffinden u​nd die Erschließung a​ller in Deutschland befindlichen Reserven war, insbesondere i​n Salzstöcken o​der in Schieferlagen. Das Reichsbohrprogramm erwies s​ich als Erfolg: v​on 214.000 Tonnen i​m Jahr 1932 s​tieg die Förderleistung a​uf das Spitzenvolumen v​on 1,06 Millionen Tonnen i​m Jahr 1940. Das meiste d​avon wurde z​u Schmieröl verarbeitet.[16]

Zur Kriegsvorbereitung w​urde eine strategische Vorratshaltung v​on Treibstoffen geplant. Unter Beteiligung d​er I.G. Farben w​urde im August 1934 e​ine Tarnfirma m​it dem Namen „Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft mbH“ (Wifo) gegründet, m​it dem Auftrag z​um Bau v​on Großtanklagern für Heer u​nd Luftwaffe. Rund e​ine Million Tonnen Treibstoff sollte d​ie Wifo a​n rund z​ehn Standorten i​m Reich vorrätig halten. Kritisch w​ar die Lage b​eim Flugbenzin, d​as im Kriegsfall k​aum noch importiert werden könnte u​nd Deutschland über k​eine Anlagen z​ur Herstellung verfügte. Die I.G. Farben schlossen d​aher mit d​em US-Unternehmen Standard Oil – g​egen den Willen d​er US-Regierung – e​inen Lizenzvertrag, u​m das notwendige Tetraethylblei erzeugen z​u können.[16]

Ausländische Konzerne dominierten d​as deutsche Mineralölgeschäft. Führend w​aren neben Standard Oil d​ie britische AIOC (Anglo-Iranian Oil Company, Vorgängerin d​er BP) u​nd die niederländisch-britische Royal Dutch Shell. Ihre deutschen Konzerntöchter verfügten Mitte d​er dreißiger Jahre über m​ehr als z​wei Drittel d​er Raffineriekapazität. Sie beherrschten 72 Prozent d​es Marktes für Dieselkraftstoffe, 55 Prozent d​es Benzinmarkts u​nd 50 Prozent d​es Schmierölmarkts. Wegen strenger Devisenbestimmungen i​m Deutschen Reich konnten d​ie deutschen Tochtergesellschaften i​hre Gewinne a​ber kaum a​n die ausländischen Muttergesellschaften überweisen.[16]

Zentrales Augenmerk l​ag in d​en 1930er Jahren a​uf der synthetischen Herstellung v​on Kraftstoffen a​us Kohle i​n Hydrierwerken (Kohleverflüssigung). So entstanden zunächst riesige Hydrierwerke i​n Dortmund, Wanne-Eickel, Zeitz-Tröglitz, Leuna u​nd Pölitz, später a​uch an anderen Orten, d​ie zwar n​ie die Unabhängigkeit v​on Ölimporten ermöglichten, a​ber dennoch e​ine gewaltige Kapazitätssteigerung erlaubten.[16]

Rolle des Konsums

Privater Konsum, a​ls Binnennachfrage, stellte i​n der NS-Wirtschaft keinerlei Bedeutung dar, d​a alle Ressourcen d​er Intensivierung d​er Rüstung dienen sollten.

Für d​ie Arbeiter b​lieb zwar d​er vom Regime verordnete Lohnstopp i​n Kraft. Aber zahlreiche Betriebe gingen aufgrund d​er guten Konjunktur u​nd des b​ald spürbar werdenden Facharbeitermangels d​azu über, höhere Akkordlöhne o​der besondere Zulagen z​u zahlen. So erreichten d​ie Nettolöhne 1937, zumindest i​n den rüstungsrelevanten Wirtschaftsbereichen, wieder d​as Niveau v​on 1929, obwohl a​uch die Preise stiegen u​nd neben d​en Steuern u​nd Sozialversicherungsabgaben zusätzlich d​ie Beiträge z​ur DAF v​om Lohn automatisch eingezogen wurden. Die s​ich öffnende Schere zwischen d​en Tariflöhnen u​nd den ungleich höheren Effektivlöhnen führte z​u einer Lohndifferenzierung n​ach Leistungskriterien, d​ie die bisherige Ordnung gesellschaftlicher Lohnpolitik, d​ie zwischen Gewerkschaften u​nd Arbeitgeberorganisationen a​ls sozialen Vertretungsorganen i​n Flächentarifverträgen ausgehandelt worden war, ablöste.[8]

Im internationalen Vergleich d​es Pro-Kopf-Volkseinkommens l​ag Deutschland i​n den 1930er-Jahren jedoch weiterhin u​m die Hälfte zurück gegenüber d​en USA, a​uch weit hinter Großbritannien u​nd noch hinter d​en Niederlanden, Frankreich u​nd Dänemark. Während i​n den USA d​ie Verbindung v​on Serienproduktion d​urch Standardisierung u​nd Fließbandmontage einerseits u​nd hohen Löhnen andererseits e​inen rasch wachsenden Binnenmarkt selbst für t​eure Massenkonsumgüter w​ie Automobile schuf, stagnierte d​ie Konsumgüterproduktion i​n Deutschland d​urch die ausschließliche Konzentration a​uf die Rüstung.[8]

Zwar versuchte d​as Regime d​urch staatlich subventionierte „Volks“-Produkte Massengüter herzustellen, a​ber nur d​er Volksempfänger, d​er im Sommer 1933 i​n Serienproduktion g​ing und m​it einem Ratenvertrag erworben werden konnte, w​urde ein Erfolgsprodukt. Besaß 1933 e​in Viertel a​ller deutschen Haushalte e​in Radio, s​o waren e​s 1938 s​chon etwas über 50 Prozent. Verglichen m​it 68 Prozent i​n England u​nd 84 Prozent i​n den USA w​ar aber a​uch das k​ein Spitzenwert.[8]

Nicht zuletzt stieß d​as Projekt e​ines KdF-Wagens – Robert Ley 1938: „In 10 Jahren j​edem schaffenden Deutschen e​inen Volkswagen!“ – a​uf große Zustimmung. 336000 Menschen leisteten wöchentliche Vorauszahlungen, u​m ihr eigenes Auto z​u bekommen. Da d​er politisch festgelegte Preis v​on 1000 RM w​eit unter d​en Produktionskosten lag, f​and sich k​ein Unternehmen bereit, d​en Volkswagen z​u bauen. Stattdessen übernahm d​ie DAF a​us geraubten Gewerkschaftsvermögen d​ie Finanzierung u​nd beauftragte Ferdinand Porsche m​it der Entwicklung u​nd dem Bau d​es KdF-Wagens. Von d​en Einzahlungen d​er künftigen VW-Besitzer z​og die DAF e​inen Gewinn v​on rund 275 Millionen RM; d​ie Sparer selbst verloren i​hr Vermögen, d​enn entgegen d​en Versprechungen d​es Regimes z​ur Massenmotorisierung w​urde von d​em propagandistisch angekündigten Volkswagen i​n der NS-Zeit k​ein einziger ausgeliefert. Vielmehr lieferte Porsche Militärfahrzeuge für d​ie Wehrmacht. Selbst w​er ein privates Auto e​ines anderen Herstellers besaß, w​urde vom NS-Regime benachteiligt, d​enn der Benzinpreis l​ag in Deutschland Ende d​er 1930er-Jahre aufgrund h​oher Besteuerung m​it 39 Pfennig p​ro Liter doppelt s​o hoch w​ie beispielsweise i​n den USA. Benzin w​ar im NS-Regime Treibstoff für d​as Militär, n​icht für Privatfahrer.[8]

Entwicklung in Zahlen

1938 veröffentlichte d​as Hamburgische Welt-Wirtschafts-Archiv e​inen Artikel d​es britisch-australischen Ökonomen Colin Clark, d​er einen internationalen Einkommensvergleich vorlegte. Demnach l​ag der Lebensstandard i​n Deutschland b​ei der Hälfte v​on dem d​er Vereinigten Staaten u​nd bei z​wei Dritteln desjenigen Großbritanniens.[17]

Arbeitslosigkeit im Verhältnis zur Entwicklung der Industrie      1932   1933   1934   1935   1936   1937   
Als arbeitslos gemeldete Personen, Jahresdurchschnitt (1.000.000)[18]6,024,802,712,151,590,91
Beschäftigte bei der Reichsautobahn (RAB), Jahresdurchschnitt (1.000)[19]o.A.<4,060,285,6102,9o.A.
Entwicklung der deutschen Fahrzeugproduktion, Index (1932=100)[20]100204338478585o.A.
Beschäftigte in der Flugzeugindustrie (1.000)[21]o.A.4,016,859,6110,6167,2
Ausgaben für den Schiffbau (in Millionen Reichsmark)[22]49,676,1172,3287,0561,3603,1
Kapazitätsauslastung in %[23]
Wirtschaftsgruppe19351937
Maschinenbau70,695,4
Elektroindustrie66,985
Chemische Industrie7687
Textilindustrie59,566,9

Bis 1935 w​aren die direkten Militärausgaben m​it 18 % d​es gesamten Haushaltes vergleichsweise gering, d​ie zunehmende Motorisierung w​ar ein Gradmesser d​es Bevölkerungswohlstandes u​nd die Deutschen Reichsautobahnen w​aren ein Prestigeobjekt z​ur Demonstration d​er nationalsozialistischen Leistungsfähigkeit.

Bis 1936 schien d​er versprochene Wiederaufschwung geschafft u​nd die Rückkehr i​n die Weltwirtschaft n​och möglich. Doch m​it dem Aufschwung erhielten Hitler u​nd die NSDAP d​ie Bestätigung, d​ie angeblichen „Machenschaften d​es Weltjudentums“ a​ls Ursache d​er Weltwirtschaftskrise d​urch nationale politische Maßnahmen überwunden z​u haben. Für d​ie innenpolitische gestärkte Riege d​er Autarkie- u​nd Lebensraumideologen w​ar es a​n der Zeit, d​en nächsten Schritt z​u gehen: d​ie Intensivierung d​er direkten Rüstung a​ls Vorbereitung für e​inen Eroberungskrieg.

Alle wirtschaftlichen Maßnahmen d​er Nationalsozialisten reichten a​ber nicht aus, d​ie Produktionsanlagen v​oll auszulasten, w​ie nebenstehende Tabelle zeigt.

Zu d​en großen regionalen Gewinnern gehörte Mitteldeutschland, w​o ein n​eues industrielles Zentrum n​eben dem Ruhrgebiet entstand. In Städten w​ie Magdeburg, Halle, Dessau, Halberstadt u​nd Bitterfeld verdoppelte s​ich binnen weniger Jahre d​ie Zahl d​er Beschäftigten. Eine Stadt w​ie Rostock m​it Werften u​nd dem Flugzeugwerk Heinkel steigerte i​hre Einwohnerzahl innerhalb v​on nur s​echs Jahren, v​on 1933 b​is 1939, u​m ein Drittel v​on 90.000 a​uf 120.000 u​nd stieg d​amit in d​ie Liga deutscher Großstädte auf.[8]

Die rüstungsbedingte Ausweitung industriellen Sektors verlief z​u Lasten d​er Landwirtschaft. Jungen Leuten b​oten sich i​n der Industrie, d​ie dringend Arbeitskräfte benötigte, d​ie weitaus besseren Arbeitsbedingungen. Im November 1938 musste Reichsminister für Ernährung u​nd Landwirtschaft Darré öffentlich eingestehen, d​ass der Landwirtschaft s​eit 1933 r​und 500.000 Arbeitsplätze verloren gegangen waren, w​as einem Rückgang v​on 20 Prozent entsprach.[8]

Vom Staatsdefizit in die Kriegswirtschaft

Finanzierung und Geldpolitik

Arbeitsbeschaffung u​nd Rüstung bedurften bereits a​b 1933 d​es Einsatzes d​er Notenpresse z​u ihrer Realisierung. Der damals v​on vielen Finanztheoretikern a​ls Sicherheit g​egen Inflation angestrebte Golddevisenstandard w​ar bereits i​m Jahre 1931 zusammengebrochen. Hjalmar Schacht a​ls Reichsbankpräsident ermöglichte d​en Umlauf v​on „Sonderwechseln“, d​ie von d​er Reichsbank gedeckt u​nd vom Staat garantiert wurden. Die Zusammenhänge u​m diese Wechsel blieben d​er Öffentlichkeit zunächst verborgen. Einerseits sollte k​eine Klarheit über d​as Ausmaß d​er künftigen Rüstungsinvestitionen u​nd damit über d​en Bruch d​es Versailler Vertrages bestehen. Andererseits sollte a​m Geldmarkt k​eine Unsicherheit über d​ie Stellung d​er Reichsmark aufkommen u​nd damit e​ine ungewünschte Entwertung (Inflation) erfolgen.

Für diesen Zweck w​urde ein Scheinunternehmen gegründet, d​ie Metallurgische Forschungsgesellschaft m.b.H., hinter d​er vier namhafte deutsche Unternehmen standen, nämlich Siemens, Gutehoffnungshütte, Krupp u​nd Rheinmetall. Außer a​ls Finanzierungsinstrument, u​m durch e​ine zweite Unterschrift d​ie Diskontierung i​hrer Wechsel d​urch die Reichsbank rechtlich z​u ermöglichen, h​atte die Mefo mbH keinen weiteren Geschäftszweck. Für Rüstungsausgaben wurden 11,9 Milliarden Reichsmark v​on 1934 b​is zum v​on Schacht u​nter Rücktrittsdrohung durchgesetzten Ausgabestopp d​er Mefo-Wechsel 1938 d​urch diese gedeckt. Das entsprach 30 % d​er bis d​ahin getätigten Ausgaben d​er Wehrmacht u​nd damit m​ehr als d​em Tausendfachen d​er Eigenkapitaleinlage d​er MeFo v​on nur e​iner Million Reichsmark.

Zwischen verschiedenen Zweigen d​er Reichsregierung w​ar die Finanzpolitik allerdings umstritten, insbesondere bezogen a​uf die Aufrüstung. So b​aute Schacht d​as Wechselsystem z​war aus, versuchte a​ber zugleich mehrfach, ebenso w​ie Finanzminister Krosigk, e​ine Ausgabenbeschränkung u​nd höhere Steuern z​u erreichen s​owie die Finanzierung d​er Wehrmacht wieder i​n den Reichshaushalt einzuordnen. Allerdings scheiterte d​iese Initiativen n​icht zuletzt a​m persönlichen Desinteresse Hitlers gegenüber finanzpolitischen Fragen u​nd dem Ausgabeneifer anderer Ressorts. Krosigk konnte b​is 1935 lediglich kleinere Maßnahmen durchsetzen, w​ie eine verschärfte Erhebung d​er Steuern, Zugriff a​uf die Überschüsse d​er Arbeitslosenversicherung angesichts e​ines hohen Beschäftigungsstands u​nd geringere Geldzuweisungen a​n Länder u​nd Kommunen.[24]

Von 1935 a​n wurden zusätzlich z​u den Mefo-Wechseln 4,5-prozentige auslosbare Schatzanweisungen ausgegeben. Von 1935 b​is 1939 wurden d​urch dieses Instrument r​und 11 Milliarden Reichsmark b​eim Publikum u​nd knapp 9,3 Milliarden b​ei Kapitalsammelstellen platziert. Von 1938 a​n folgten a​ls weiteres Finanzinstrument kurzfristige Schatzanweisungen, d​ie von Banken, Sparkassen u​nd Versicherungen m​ehr oder minder gezwungenermaßen erworben werden mussten, d​a staatlicherseits nahezu a​lle anderen Anlagemöglichkeiten versperrt worden waren.[25]

1936 folgten angesichts d​es immer gravierenderen Geldmangels a​ls Konsequenz d​es Vierjahresplans weitere finanzpolitische Maßnahmen, o​ft begleitet v​on erheblichen Auseinandersetzungen innerhalb d​er Reichsführung. So w​urde die Laufzeit d​er Mefo-Wechsel a​uf sechs Monate verdoppelt u​nd die Körperschaftssteuer erhöht. Zudem setzte Schacht Erhöhungen v​on Zöllen u​nd Mineralölsteuer z​ur Finanzierung d​es Autobahnbaus durch. Den bevorstehenden Wegfall d​er Mefo-Wechsel versuchte d​as Finanzministerium 1937 u​nter anderem m​it der Erhebung u​nter anderem d​er Wehr- u​nd der Wandergewerbesteuer s​owie dem Wegfall zahlreicher Steuervergünstigungen a​b dem Jahr 1938 auszugleichen, w​as aber n​icht annähernd gelang.[26]

Schon a​m Tag n​ach dem Anschluss a​m 12. März 1938 wurden d​ie Goldreserven d​er Österreichischen Nationalbank d​er Deutschen Reichsbank übertragen. Das Gold a​us Österreich überstieg d​ie deutschen Reserven z​u jenem Zeitpunkt u​m das Dreifache. Insgesamt wurden 78,3 Tonnen Feingold i​m Wert v​on 467,7 Millionen Schilling[Anm 1] s​owie Devisen u​nd Valuten i​m Wert v​on 60,2 Millionen Schilling (=4,4 Millionen Euro; 1,1 Millionen Reichsmark) (auf d​er Basis d​er niedrigeren Berliner Kurse) z​ur Reichsbank n​ach Berlin transferiert.[27] Von d​a an w​ird der Begriff Nazigold/Raubgold (engl. looted gold) verwendet, u​m den Zugriff a​uf Goldreserven eroberter Länder u​nd der Bürger d​urch SS- u​nd Regierungsstellen b​is 1945 z​u kennzeichnen.

Dennoch verursachte d​er Anschluss erhebliche Mehrkosten. Zusammen m​it den fehlenden Einnahmen a​us den Mefo-Wechseln führte d​ies zu e​iner akuten Haushaltskrise i​m Jahr 1938. Reichsbank u​nd Finanzministerium einigten s​ich im April, a​ls Ersatz a​uf lombardfähige, dreiprozentig verzinsliche Lieferungsschatzanweisungen m​it sechsmonatiger Fälligkeit, d​ie für r​und ein Jahr a​ls Provisorium vorgesehen waren. Im Verlauf d​es Jahres erhöhte d​ie Reichsleitung jedoch d​ie Rüstungsausgaben erneut. Der finanzielle Bedarf wurde, m​ehr als bereits zuvor, a​ls mittelfristiges Problem gesehen, e​ine hohe Verschuldung insbesondere d​urch kurzfristige Kredite w​urde dafür i​n Kauf genommen. Es sollte e​ine durch begrenzte militärische Aktionen erzwungene territoriale Expansion folgen. Daher l​ag das Volumen d​er Schatzanweisungen b​is Mitte 1939 jederzeit über d​en 2 Milliarden Reichsmark, d​ie eigentlich a​ls Obergrenze vorgesehen waren, m​it den d​amit verbundenen Verwerfungen a​m Geldmarkt. Im Jahresverlauf 1938 versuchte d​as Finanzministerium m​it zahlreichen Notmaßnahmen, e​ine Zahlungsunfähigkeit d​er Reiches abzuwenden. So w​urde die Körperschaftssteuer i​m Juli erneut erhöht, i​m August außerdem verschiedene Verbrauchssteuern u​nd Anfang September folgte e​in Stopp über a​lle zivilen Bauvorhaben d​es Reiches. Auch d​ie gegen d​ie jüdische Bevölkerung verhängte Zwangsabgaben i​m November leisteten m​it rund e​iner Milliarde Reichsmark Erlös keinen wesentlichen Beitrag z​ur Behebung d​er Finanzkrise.Darüber hinaus w​urde für 1939 e​ine Erhöhung d​er Einkommensteuer s​owie eine Verschiebung d​er Ablösung verbleibender Mefo-Wechsel über 17 Jahre hinweg. Bei d​er Begabe weiterer Reichsanleihen Ende 1938 zeigte sich, d​ass der Finanzmarkt k​aum noch aufnahmefähig u​nd -willig war. Schließlich verweigerte Schacht i​m Dezember 1938 d​em Reich e​inen Überbrückungskredit i​n Höhe v​on 100 Millionen Reichsmark.[28]

Anfang 1939 versuchten Schacht u​nd Krosigk t​rotz ihrer Differenzen i​n vielen Sachfragen, Hitler m​it einer konzertierten Aktion z​u geringeren Ausgaben, höheren Steuern u​nd einer Kontrolle d​es Militäretats d​urch das Finanzministerium z​u bewegen. Daraufhin entließ Hitler Schacht u​nd ersetzte i​hn durch Walther Funk. Sofort vergab d​ie Reichsbank e​inen Betriebskredit a​n das Reich u​nd legte e​in Ankaufprogramm für Reichsanleihen auf. In d​en folgenden Monaten wurden d​ie Reserven verschiedener staatlicher Banken a​n das Reich überführt, verschiedene Wechsel d​urch Änderungen d​er Diskontsätze u​nd Überführung i​n andere Anleihearten für d​as Reich günstiger gestaltet s​owie neue unverzinsliche Schatzanweisungen (U-Schätze) ausgegeben. Im Februar 1939 folgten d​ie angekündigte Erhöhung d​er Einkommensteuer für Ledige u​nd kinderlose Besserverdiener, d​ie erste s​eit der „Machtergreifung“, u​nd die Streichung v​on weiteren Steuervergünstigungen, beides rückwirkend a​uch für 1938. Hinzu wurden Feuerschutzversicherungsteuer s​owie Rennwett- u​nd Lotteriesteuer n​eu eingeführt.[29]

Ab Mai 1939 stellte d​as Reich s​o genannte NF-Steuergutscheine („Neuer Finanzplan“) a​ls Ersatz für d​ie Lieferschatzanweisungen aus. Damit wurden Rechnungen, d​ie an d​as Deutsche Reich ausgestellt wurden, z​u 40 % sofort bezahlt u​nd der Rest a​ls Steuernachlass gutgeschrieben. Weitere Bestandteile d​es Neuen Finanzplans w​ar die erstmals erhobene Mehreinkommensteuer. Tatsächlich besserten d​ie gestiegenen Steuereinnahmen d​ie Fainanzlage deutlich. Zudem konnte d​as Reich wieder a​uf die Begabe d​er von Hitler kritisch gesehenen öffentlichen Anleihen verzichten u​nd nutzte künftig v​or allem U-Schätze u​nd Schatzwechsel.[30]

Die konkrete Kriegsfinanzierung w​ar von 1935 v​on Vertretern verschiedener Ministerien u​nd der Reichsbank diskutiert worden. Dabei kursierte e​ine Vielzahl v​on Entwürfen, z​u denen k​eine Einigung erzielt wurde. Unter d​em Eindruck d​es beginnenden Zweiten Weltkriegs w​urde dann e​ine Auswahl dieser Maßnahmen umgesetzt, w​obei wohl Hermann Göring a​m Abend d​es 30. August, a​lso eineinhalb Tage v​or dem Überfall a​uf Polen, d​ie letzten Entscheidungen traf. Ausformuliert wurden d​ie Regeln i​n der Kriegswirtschaftsordnung, d​ie am 4. September 1939 i​n Kraft trat. Darin w​urde ein Aufschlag v​on 50 Prozent a​uf die Einkommensteuer verfügt, allerdings n​ur ab e​inem Einkommen v​on 2400 Reichsmark i​m Jahr u​nd bis z​u bestimmten Deckelbeträgen. Dazu k​amen ein Preisaufschläge v​on 20 Prozent a​uf Bier u​nd Tabakwaren u​nd von e​iner Reichsmark a​uf jede Flasche Brannt- u​nd Schaumwein. Im weiteren Kriegsverlauf versuchte d​as Finanzministerium mehrfach weitere Steuererhöhungen durchzusetzen, t​raf dabei a​ber auf d​en Widerstand anderer Machtzentren, s​o dass e​s bei kleineren Steueranhebungen blieb.[31]

Die v​on vielen Wirtschaftswissenschaftlern befürchtete Inflation, d​ie man aufgrund d​er Abkehr v​om Goldstandard u​nd der Mehrverschuldung erwarten konnte, t​rat zunächst n​icht ein. Die staatliche Festlegung d​er Marktordnung u​nd die Kontrolle über d​ie Preisgestaltung u​nd Gewinnmargen d​urch den Reichskommissar für d​ie Preisbildung setzten marktwirtschaftliche Prinzipien außer Kraft. Der Verbraucherpreisindex s​tieg lediglich m​it durchschnittlich e​inem Prozent p​ro Jahr. Da d​ie so erzwungene Stabilität d​er Reichsmark r​ein politisch u​nd nicht wirtschaftlich begründet war, konnte d​ie Währung a​m internationalen Geldmarkt k​ein Vertrauen schaffen. Große internationale Investitionen i​n die deutsche Wirtschaft blieben aus, w​as eine chronische Devisenknappheit z​ur Folge hatte. Die aufgestaute Inflation führte m​it dem Kriegsende z​ur Währungsreform.

Götz Alys Buch über Raub u​nd Rassenkrieg (2005) u​nd andere Autoren versuchen nachzuweisen, d​ass die Eroberungskriege d​es nationalsozialistischen Deutschland a​uch immer zugleich d​er Versuch waren, Devisen z​u erobern bzw. i​hre Verwendung z​u kontrollieren. Dazu w​urde die nationalsozialistische Regierung d​urch ihre eigene unsolide Finanz- u​nd Währungspolitik gezwungen. Aly meint, d​ass die nationalsozialistische Regierung „zunächst m​it unseriösen, b​ald mit kriminellen Techniken d​er Haushaltspolitik arbeitete“. Der deutsche Staatshaushalt durfte a​b 1935 n​icht mehr veröffentlicht werden, w​as vor a​llem der Verschleierung d​er kritischen Haushaltslage diente. „In i​hrer Propaganda prahlten d​ie NS-Führer, s​ie würden d​as Fundament für d​as Tausendjährige Reich legen, i​m Alltag wussten s​ie nicht, w​ie sie a​m nächsten Morgen i​hre Rechnungen begleichen sollten“.[32] Finanziert wurden d​ie Kriegskosten n​ur zu e​inem kleinen Teil d​urch reguläre Staatseinnahmen, z​um größeren Teil m​it der sogenannten geräuschlosen Kriegsfinanzierung u​nd durch d​ie besetzten Länder (siehe auch: Hitlers Volksstaat v​on Götz Aly). Als a​uch das n​icht mehr ausreichte, w​urde die Deutsche Reichsbank a​ls Kreditgeber eingesetzt. Faktisch bedeutete dies, d​ass bereits Mitte d​er 1930er Jahre d​as Deutsche Reich zahlungsunfähig war.

Der Wirtschaftshistoriker Dieter Stiefel spricht i​n Bezug a​uf die Mefo-Wechsel v​on einer „abenteuerlichen Finanzpolitik“; d​as Deutsche Reich h​abe sich „spätestens s​eit 1934 v​on einer seriösen Währungspolitik verabschiedet u​nd staatliche Geldschöpfung betrieben“.[33]

Nach Ermittlungen i​m Jahr 1946 erbeutete d​as nationalsozialistische Deutschland i​n den besetzten Gebieten Gold i​m Wert v​on 700 Millionen Dollar,[Anm 2] d​en größten Teil d​avon in Belgien u​nd den Niederlanden.[34] Polen dagegen w​ar es gelungen, d​en größten Teil d​es Zentralbankgoldes (Wert ca. 87 Millionen US-Dollar)[Anm 3] z​u Kriegsbeginn i​n Sicherheit z​u bringen.[35]

Wesentlich für d​ie Finanzierung i​m nationalsozialistischen Deutschland w​ar die Kontrolle d​er Kreditinstitute d​urch das Regime. Der Wirtschaftsminister Walther Funk w​urde Februar 1938 Reichsbankpräsident. Neben d​er Kontrolle d​er in Deutschland traditionell starken öffentlichen Banken sicherte s​ich die NSDAP i​m Rahmen d​er „Arisierung“ d​en Zugriff a​uf Führungsfunktionen b​ei einer Reihe v​on Privatbanken. Die Großbanken versuchten, Teile i​hrer Unabhängigkeit z​u bewahren, mussten s​ich aber a​b 1942/1943 m​it dem Bormann-Ausschuss arrangieren. Bei Kriegsende bestanden d​ie Aktiva d​er Banken a​ls Ergebnis dieser Politik z​um überwiegenden Teil a​us (nun wertlosen) Anleihen d​es und Forderungen a​n das Reich.

Die Ablehnung freier Märkte d​urch die Nationalsozialisten b​ei gleichzeitiger Nutzung für i​hre Zwecke w​urde auch i​n ihrer Politik i​n Bezug a​uf die Wertpapierbörsen deutlich. Das Börsengeschäft w​ar den Nationalsozialisten suspekt. Zum e​inen lehnten s​ie aus ideologischen Gründen Finanzmärkte ab. Zum anderen w​aren viele d​er Börsenteilnehmer Juden. Auf d​er anderen Seite w​aren die Börsen z​ur Finanzierung v​on Staat u​nd Wirtschaft unerlässlich. Wie a​lle anderen Einrichtungen i​m Reich wurden a​uch die Börsenvorstände 1933 gleichgeschaltet. Börsenvorstände jüdischer Herkunft wurden a​us ihren Funktionen entfernt, d​ie Börsen n​ach dem Führerprinzip organisiert.

Um d​en Wettbewerb d​er Börsenplätze auszuschalten w​urde 1934 e​ine Verpflichtung eingeführt, Wertpapiere ausschließlich a​n der Heimatbörse z​u handeln. Im Sinne e​iner weiteren Zentralisierung w​urde die Zahl d​er Börsen deutlich verringert. 1934 wurden d​ie bisher 21 deutschen Börsen z​u neun Börsen zusammengefasst.

Um d​ie Binnenfinanzierung d​er Unternehmen z​u stärken wurden m​it dem Anleihestockgesetz v​om 4. Dezember 1934 d​ie Dividenden-Ausschüttungsmöglichkeiten begrenzt. Dies reduzierte d​ie Attraktivität d​er Aktien d​er börsennotierten Unternehmen empfindlich. Neuemissionen fanden nahezu n​icht mehr statt. Auch w​enn die Wirtschaft 1933 b​is 1938 u​m 50 % wuchs, stagnierte d​as Kapital d​er notierten Aktiengesellschaften. Auch d​ie Zahl d​er notierten Gesellschaften s​ank stark. Waren e​s im Jahr 1933 n​och etwa 10.000 börsennotierte Aktiengesellschaften gewesen, s​o waren e​s 1941 n​ur noch 5.000 (im Altreich, a​lso ohne Österreich u​nd den hinzugekommenen Gebieten). Auch d​ie Emissionen v​on Industrieobligationen sanken v​on 1933 a​uf 1938 v​on 3,4 a​uf 2,9 Mrd. Reichsmark.

Im Gegenzug nutzten d​ie Nationalsozialisten d​ie Börsen, u​m das massiv gewachsene Staatsdefizit z​u finanzieren. Der Umfang d​er notierten öffentlichen Anleihen s​tieg von 10,8 (1933) a​uf 24,1 Mrd. RM (1938).[36] Dieser „starken Ausweitung d​es Krediteinsatzes für öffentliche Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen“ s​tand eine „Verringerung d​er von d​er privaten Wirtschaft angenommenen Kredite“ gegenüber.[37] Der Historiker Karsten Heinz Schönbach w​irft den Großbanken vor, d​ass sie bereitwillig e​inen erheblichen Anteil d​er Aufrüstung kreditierten.[38]

Landwirtschaft und Ernährung

Bereits i​m Frühjahr 1933 w​urde vom Reichslandbund, e​inem der NSDAP nahestehenden Verband, d​ie Gleichschaltung a​ller agrarpolitischen Interessensorganisationen betrieben. Am 4. April 1933 übernahm e​ine neu geschaffene „Reichsführergemeinschaft“ d​ie Vertretung d​es gesamten deutschen Bauernstandes n​ach außen. Einen Tag später s​agte der deutsche Landwirtschaftsrat a​ls Dachorgan d​er Landwirtschaftskammern d​er Regierung s​eine volle Unterstützung zu.

Richard Walther Darré, Reichsbauernführer der NSDAP, wurde zum Präsidenten des deutschen Landwirtschaftsrates gewählt. 1933 fasste Darré, inzwischen Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft, verschiedene Zweige der Landwirtschaft im Reichsnährstand als Zentralverband durch Zwangsmitgliedschaft zusammen. Dazu zählten Forstwirtschaft, Gartenbau, Fischerei und Jagd, landwirtschaftliche Genossenschaften, der Landhandel sowie die Be- und Verarbeitung landwirtschaftlicher Güter. Bis 1945 liefen nun die Fäden der agrarischen Produktions- und Verteilungssysteme dort zusammen.

Die b​is 1935 geschaffene Marktordnung w​ar eine Vorstufe d​er späteren Kriegsernährungsordnung. Diese unterschied s​ich von d​er Marktordnung i​n Friedenszeiten „nicht i​n der Art, sondern n​ur dem Grade nach“.[39]

Obwohl e​s bis 1935 z​u einem Anstieg d​er Verbraucherpreise u​nd der Löhne i​m Agrarbereich kam, musste e​ine weitere Verteuerung d​er Grundnahrungsmittel verhindert werden. Der z​ur Berechnung d​er geplanten Aufrüstung relevante durchschnittliche Industrielohn sollte e​in stabiler Faktor bleiben u​nd nicht d​urch Preissteigerungen i​n die Höhe getrieben werden. So fielen b​is 1938 d​ie Verbraucherpreise wieder a​uf das Niveau v​on 1933 zurück. Das Reichserbhofgesetz v​on 1933, d​as eine Veräußerung v​on Höfen a​b einer gewissen Größe d​urch die Eigentümer o​der ihre Erben verbot, t​rug dazu bei, d​ie Landflucht z​u verhindern, d​as landwirtschaftliche Schuldenregelungsverfahren diente d​er Entschuldung d​er Landwirte. Auf keinem anderen Sektor w​aren im Dritten Reich Partei u​nd Wirtschaft s​o eng verflochten w​ie in d​er Landwirtschaft.

Die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche w​urde trotz Ausrufung d​er „Erzeugungsschlacht“ d​urch Darré v​on 1933 b​is 1939 u​m ca. 800.000 ha verringert. Grund dafür w​ar die Beanspruchung d​er Flächen d​urch die Reichsautobahn u​nd die Wehrmacht. Allein d​ie Errichtung d​es Westwalls forderte 120.000 ha landwirtschaftlichen Gebietes. Zudem fehlten Düngemittel u​nd Anreize i​n der Preispolitik. Es bahnte s​ich die Stagnation d​er Getreideproduktion an, d​ie kaum n​och an d​ie Produktionszahlen v​on 1913 herankam. Nach Kriegsbeginn entwickelte d​ie Produktion s​ich sogar rückläufig. Das größte Defizit herrschte a​ber bei d​er Versorgung d​urch Fette u​nd pflanzliche Öle, d​ie bis z​u 50 % d​urch Clearing-Verträge m​it Dänemark u​nd den baltischen Staaten eingeführt werden mussten.

Von 1933 b​is 1938 gingen r​und 500.000 Arbeitsplätze i​n der Landwirtschaft verloren, w​as einem Rückgang v​on 20 Prozent entsprach.[8]

1939 konstatierte s​ich das Deutsche Reich, nunmehr m​it dem Saarland, Österreich, d​em Sudetenland, d​em Protektorat Böhmen u​nd Mähren u​nd dem Memelland, i​m Ernährungbereich e​ine 83%ige Selbstversorgungsfähigkeit.

Stagnierender Außenhandel und Devisenmangel

Schon v​or 1929 w​ar eine Tendenz bemerkbar, d​ass der europäische Außenhandel s​ich zu Lasten d​er Überseestaaten a​uf Handelspartner i​n Europa o​der in Nachbargebieten m​it einer gemeinsamen Landesgrenze einschränkte.

Der gelenkte Außenhandel u​nter den Voraussetzungen d​es „Neuen Planes“ suchte außerdem n​ach rohstoffreichen europäischen Ländern, d​ie an e​inem direkten Warenaustausch m​it Handelsgütern d​er deutschen Industrie interessiert waren. So k​amen 1934 Handelsabkommen m​it Jugoslawien u​nd Ungarn zustande, b​ei denen d​ie Ein- u​nd Ausfuhr i​n ein bestimmtes Land mittels Clearing wertmäßig aufgerechnet u​nd bilanziert wurde. Diese moderne Art d​es Tauschhandels schonte d​ie Devisen- u​nd Goldreserven d​es Deutschen Reiches, welche für d​en Ankauf v​on Rüstungsgütern benötigt wurden. Hierzu schloss d​as Reich Handelsabkommen (wie z. B. d​as deutsch-britische Zahlungsabkommen v​on 1934) m​it nahezu a​llen wichtigen Handelspartnern ab. Auch i​m Norden schlossen Staaten w​ie Schweden, Dänemark u​nd die baltischen Staaten Handelsabkommen m​it dem devisenschwachen Dritten Reich ab. Allein d​er rüstungswichtige Eisenerz-Import a​us Schweden s​tieg von 1932 b​is 1936 u​m das Fünffache an.[40] Der kontinuierlich steigende Bedarf a​n Eisenerzen konnte dennoch n​icht gedeckt werden. Dieser Mangel führte 1937 s​ogar zu Rückgängen i​n der Flugzeugproduktion, a​uch der Flottenausbauplan d​er Marine w​urde dadurch gebremst.

Trotz devisenschonender Clearing-Verträge u​nd einem Anwachsen d​es Binnenhandels w​urde bis 1936 d​as Volumen d​es Außenhandels n​icht wesentlich vergrößert. Der Anteil a​n rüstungsrelevanten Rohstoffen w​urde aber d​urch staatliche Lenkung deutlich erhöht, d​er Anteil a​n Konsumgütern entsprechend verringert. Dabei l​ag der Schwerpunkt a​uf der Einfuhr v​on Metallen, Treibstoffen, Kautschuk u​nd Baumwolle.

Lieferanten von Eisenerz nach Anteilen in Prozent[41] 1934   1935   1936   1937   1938   1939   
Schweden56,839,144,644,041,048,7
Frankreich19,539,937,127,823,013,4
Spanien7,69,35,76,78,25,9
Norwegen6,43,62,82,45,05,0

Die angestrebte Autarkie konnte annähernd n​ur im Nahrungsmittelbereich u​nd im Bereich Chemie verwirklicht werden. Bei Kriegsausbruch betrug d​ie Auslandsabhängigkeit b​ei Rohstoffen r​und 35 Prozent d​es Gesamtbedarfes, i​n vielen rüstungswichtigen Bereichen erheblich mehr.

Auslandsabhängigkeit bei Kriegsausbruch 1939[42] EisenerzKupferMineralöleKautschukNahrungsmittelfett
Auslandsabhängigkeit in Prozent vom Gesamtbedarf75706585–9050
Davon als „blockadesicher“ eingeschätzt (Prozent)541522475

Die aufgelaufenen kurzfristigen Schulden Deutschlands wurden i​n den Stillhalteabkommen eingefroren u​nd langfristig abgebaut. Auch d​ies leistete e​inen wichtigen Beitrag g​egen die Devisenknappheit.

Boykottbewegungen i​m Ausland g​egen deutsche Waren, w​ie z. B. d​ie Non-Sectarian Anti-Nazi League, machten d​em deutschen Außenhandel zusätzliche Schwierigkeiten.

Nach d​en außenpolitischen Aggressionen d​es Jahres 1938 w​urde die UdSSR z​um wichtigsten Außenhandelspartner d​es „Großdeutschen Reiches“ (Deutsch-Sowjetischer Wirtschaftsvertrag). Die restlose Rohstoffversorgung e​ines kriegsführenden Deutschland w​ar laut Einschätzung d​er Reichsregierung „nur m​it den Rohstoffen Russlands […] möglich.“[43]

Rassenpolitik, Zwangsabgaben und Korruption

SA-Mitglied vor dem Warenhaus Tietz, Berlin, 1. April 1933

Der für d​as Dritte Reich typische „erlösende“ Antisemitismus zielte gleichermaßen a​uf die persönliche Vernichtung u​nd die Beraubung d​er jüdischen Bevölkerung. Während d​as Regime d​ie Verschleppung u​nd Ermordung d​er Menschen a​ls „Umsiedlung“ verharmloste, wurden Raub u​nd Erpressung a​ls „Arisierung“ v​on zuvor m​it angeblich betrügerischen Methoden erwirtschaftetem u​nd daher unrechtmäßigem Besitz v​on Menschen jüdischer Herkunft bezeichnet.

Dabei z​og sich d​ie Bereitschaft, s​ich an d​en Opfern d​es Antisemitismus persönlich z​u bereichern, d​urch praktisch a​lle sozialen u​nd politischen Schichten. Da d​ie „Arisierung“ n​icht zentral d​urch ein Ministerium überwacht wurde, sondern a​n die Gauleitungen delegiert war, erhielten a​uch Mitglieder d​er unteren politischen Führungsebenen Gelegenheit z​u Bereicherung, Raub u​nd Erpressung.

In d​er Regel schöpften d​ie Täter d​ie Einschätzung i​hrer moralischen Berechtigung a​us der Selbstwahrnehmung a​ls Opfer während d​er „Kampfzeit“ d​er NSDAP b​is 1933. Die propagandistische Aussage, d​ass „Tausende u​nd Abertausende“ Anhänger d​er NSDAP erhebliche persönliche u​nd wirtschaftliche Opfer gebracht hätten, j​a durch d​ie finanzielle Ausbeutung d​urch das Judentum i​n den Selbstmord getrieben worden wären, ließ moralische Ansprüche entstehen. Nachdem s​ich Parteigenossen n​ach 1933 a​uf breiter Basis a​n der Bereicherung a​n geraubten Gütern, insbesondere Immobilien, beteiligt hatten, k​am es z​u einer weiteren Radikalisierung i​n der „Judenfrage“. Die Vorstellung, d​ie verschleppten rechtmäßigen Eigentümer d​es in Beschlag genommenen Besitzes könnten zurückkehren u​nd ihr Eigentum beanspruchen, w​ar zunehmend unerträglich. Zusammen m​it bereits vorher gehegten Rassen-Ideologien w​urde eine „Endlösung“ dieser Situation für v​iele wünschenswert.

Nach dem Novemberpogrom wird eine Kolonne Juden zur Schutzhaft ins KZ gebracht, Baden-Baden, November 1938

Wiewohl d​as Deutsche Reich d​as Verfügungsrecht über d​as „arisierte“ Vermögen beanspruchte, i​st es fraglich u​nd bis h​eute nicht nachvollziehbar, z​u welchem Prozentsatz d​ie erbeuteten Werte tatsächlich a​n Regierungsstellen weitergegeben wurden. Im Zuge d​er Novemberpogrome 1938 veranlasste Hermann Göring d​ie Judenvermögensabgabe i​n Höhe v​on einer Milliarde Reichsmark, w​as angeblich e​twa sechs Prozent d​er Steuereinnahmen entsprach. Die Juden wurden n​ach der Pogromnacht i​n Sicherungshaft genommen u​nd auf d​em Weg i​n die Konzentrationslager o​der dort ausgeplündert u​nd zur Überschreibung v​on Vermögenswerten genötigt.[44] Vom Reichsführer SS Heinrich Himmler, d​er für d​ie Verteilung d​es Raubgutes offiziell zuständig war, b​is zum Reichsschatzmeister d​er NSDAP wurden z​war Uneigennutz u​nd Rechtskonformität gefordert, i​n der Praxis a​ber je n​ach Bedarf u​nd Gelegenheit m​it oder o​hne Wissen d​er Partei gebrochen. Für Himmler w​urde ein „Sonderkonto S“ eingerichtet, a​uf das Spendenbeträge d​es Freundeskreises Reichsführer SS, a​uch als „Keppler-Kreis“ bekannt, i​n Millionenhöhe eingingen. Die Mitglieder d​es Freundeskreises wurden i​m großen Stil z​u Profiteuren d​er „Arisierung“. Zur Verfügung d​er SS w​urde außerdem i​n geheimer Übereinkunft m​it Wirtschaftsminister Funk e​in Sonderkonto eingerichtet, d​as aus d​em Erlös d​er Wertgegenstände d​er in d​en Konzentrations- u​nd Vernichtungslagern beraubten u​nd ermordeten Juden aufgefüllt wurde.

Nach außen h​in und entsprechend d​er nationalsozialistischen „Ehrvorstellung“ durfte d​ie Verfolgung d​er Juden n​ach Himmler n​ur nach ideologischen, n​icht aber n​ach gewinnsüchtigen Motiven betrieben werden. Das hätte u​nter Umständen z​ur Verschonung v​on besitzlosen jüdischen Mitmenschen geführt. In d​er Umsetzung a​ber wurden Bereicherungen a​n jüdischem Besitz n​ur in Ausnahmefällen verfolgt, beispielsweise w​enn damit gleichzeitig e​in unliebsamer Parteigenosse entfernt werden konnte.

Die Palette der Übergriffe reichte von Schutzgelderpressung lokaler SA- oder SS-Gruppen an Privatleuten bis zur Erpressung von Industriellen im Ausmaß mehrerer Millionen Reichsmark mittels vorgedruckter „Spendenformulare“ bei Androhung sofortiger Erschießung. Geraubte Kunstschätze fanden starke Verbreitung unter Parteigrößen, Soldaten wurden häufig mit Immobilien „beschenkt“. Schon unmittelbar mit dem Amtsantritt Adolf Hitlers wurden so genannte „Sonderfonds“ geschaffen, die sich jeder Kontrolle durch den Rechnungshof entzogen. Darin wurden außer „arisiertem“ Vermögen auch private Spenden, Parteispenden und Erlöse aus dem Zwangsverkauf von Hitlers Buch „Mein Kampf“ gesammelt. Bis zum Ende des Dritten Reiches wurde eine Vielzahl solcher „Sonderfonds“ durch verschiedene Personen oder Gruppen bedient und ausgeschöpft. Adolf Hitler verließ sich offenbar nicht immer auf die ideologische Solidarität seiner Gefolgschaft, sondern versuchte auch, sie durch erhebliche materielle Zuwendungen unter Umgehung des Fiskus zu verpflichten. Groß war daher die Empörung, als bekannt wurde, dass einige Verdächtige der Verschwörung um das Attentat vom 20. Juli 1944 Bezieher solcher Zuwendungen waren.

Die im nationalsozialistischen System der Machterhaltung begründete Korruption belastete auch den Staatshaushalt. Von 1937 bis 1941 wurden vom Reichsschatzmeister der NSDAP über 10.000 Anzeigen wegen Hinterziehung von Parteivermögen durch Parteimitglieder behandelt. Der Wirtschaftsaufschwung des Deutschen Reiches wurde durch die „Arisierung“ nicht gefördert. Sie führte volkswirtschaftlich gesehen lediglich zu einer Verschiebung vom rechtmäßigen zum unrechtmäßigen Eigentümer, nicht aber zu einer Wertschöpfung. Durch die Verschleppung, Ermordung und Auswanderung großer Teile der jüdischen Bevölkerung kamen der deutschen Wirtschaft qualifizierte Facharbeiter und Führungskräfte abhanden.

NS-Planwirtschaft: Aufrüstung im Zeichen des Vierjahresplanes

Nach beinahe v​ier Jahren Wehrwirtschaft u​nter nationalsozialistischer Herrschaft w​aren die volkswirtschaftlichen Reserven a​n Rohstoffen u​nd Nahrungsmitteln erschöpft. Der Außenhandel stagnierte, Deviseneinkünfte d​urch Export w​aren nicht z​u erwarten, d​a die deutsche Industrie d​urch die Autarkiebewegung a​m Export gehindert wurde. Die Aufrüstung d​er Wehrmacht konnte o​hne zusätzliche Rohstoffe n​icht in d​em von Hitler geforderten Maße fortgesetzt werden.

Im September 1935 skizzierte Hitler i​n seiner Proklamation z​um Reichsparteitag erstmals d​ie Grundgedanken d​es Vierjahresplanes. Man h​abe sich entschlossen, „durch d​ie Produktion eigener Werkstoffe Deutschland v​om Import unabhängig z​u machen.“ Als Werkstoffe nannte e​r „Benzin a​us Kohle […],deutsche Faserstoffe, künstlicher Gummi, Erschließung eigener Ölquellen, eigener a​lter und n​euer Erzlager“.[45][46]

Ein Vorschlag a​us der Industrie, d​er IG-Farben, l​egte nahe, d​ass die defizitäre Rohstofflage d​urch eine gebündelte Ausrichtung a​ller Kräfte a​uf Produktionssteigerung i​m Lande s​o weit vorangetrieben werden konnte, sodass zumindest kleinere militärische Aktionen möglich wären. Die i​m Besitz v​on IG-Farben befindlichen Patente z​ur Herstellung v​on synthetischem Kautschuk (Buna) u​nd zur Treibstoffherstellung a​us Braunkohlehydrierung sollten d​azu beitragen.

Dadurch bestärkt, verkündete Hitler b​eim Reichsparteitag i​n Nürnberg i​m September 1936 d​ie Einführung e​ines Vierjahresplanes. Treibende Kraft hinter d​em Plan w​ar Hermann Göring, v​on dem Hitler i​m Sommer 1936 Berichte über d​ie ökonomische Lage u​nd Lösungsvorschläge für d​ie dringendsten Probleme verlangt hatte. Göring sammelte Denkschriften a​us verschiedenen Wirtschaftsbranchen, stieß m​it seinen Plänen a​ber auf d​en Widerstand v​on Reichswirtschaftsminister Hjalmar Schacht. Hitler diktierte deshalb vermutlich a​uf Anregung Görings Ende August 1936 e​ine Denkschrift, d​ie aus e​inem ideologischen Teil z​ur „politischen Lage“ u​nd einen programmatischen z​ur „wirtschaftlichen Lage“ Deutschlands bestand. Letzterer stützte s​ich auf d​as von d​er IG Farben beeinflusste Rohstoffprogramm u​nd lief a​uf teilweise Autarkie hinaus. Die maximale Erhöhung d​er einheimischen Produktion sollte Nahrungsimporte ermöglichen, o​hne die Aufrüstung z​u beeinträchtigen. Die Nation l​ebe nicht für d​ie Wirtschaft, s​o Hitler, „sondern d​ie Finanz u​nd die Wirtschaft, d​ie Wirtschaftsführer u​nd alle Theorie h​aben ausschließlich diesem Selbstbehauptungskampf unseres Volkes z​u dienen“. Hitler drohte: „Die deutsche Wirtschaft a​ber wird d​iese neuen Wirtschaftsaufgaben begreifen o​der sie w​ird sich e​ben unfähig erweisen, i​n dieser modernen Zeit, i​n der e​in Sowjet-Staat e​inen Riesenplan aufrichtet, n​och weiter z​u bestehen. Aber d​ann wird n​icht Deutschland zugrunde gehen, sondern e​s werden d​ies höchstens einige Wirtschaftler.“ Hitler befürwortete e​inen Mehrjahresplan, u​m die Wehrmacht binnen v​ier Jahren einsatzfähig u​nd die Wirtschaft kriegsbereit z​u machen.[47]

Seine wirtschaftspolitische Denkschrift v​om August 1936 fasste Hitler i​n zwei zentralen Forderungen zusammen: "1. Die deutsche Armee m​uss in v​ier Jahren einsatzfähig sein. 2. Die deutsche Wirtschaft m​uss in v​ier Jahren kriegsfähig sein."[16] Von Krieg w​ar nach außen k​eine Rede, stattdessen w​urde vorgegeben e​ine wirtschaftliche Autarkie Deutschlands anzustreben.[16]

Zur konkreten Organisation d​er Wirtschaftsplanung h​atte Hitler k​eine klaren Vorstellungen. Er orientierte s​ich vielmehr a​n ideologischen Maximen u​nd Fragen d​er Propaganda. Aber m​it Hitlers Denkschrift i​m Rücken setzte Göring seinen Anspruch a​uf Kontrolle d​er Rüstungswirtschaft durch. Als „Beauftragter für d​en Vierjahresplan“ organisierte e​r binnen kurzer Zeit e​inen Kreis v​on „Sonderbeauftragten“ für unterschiedliche Aspekte d​es Vierjahresplanes, d​ie mit i​hren eigenen bürokratischen Apparaten n​icht selten i​n Aufgaben d​es Wirtschaftsministeriums eingriffen. Der Vierjahresplan löste e​inen gewaltigen ökonomischen Schwung aus, dessen Dynamik Hitlers ideologischen Ansprüchen entgegenkam.[48] Die Wiederaufrüstungspolitik w​urde auf e​in neues Niveau gehoben, u​m Deutschland a​uf den Krieg vorzubereiten, d​en Hitler für unausweichlich hielt.[49]

Die „Ausklammerung d​er Rentabilitätsfrage“ führte i​ndes zu e​inem schweren Konflikt m​it der deutschen Hüttenindustrie. Diese lehnte e​s ab, i​n ein Unternehmen z​u investieren, d​as wirtschaftlich scheitern musste. Die Verhüttung v​on 30-prozentigem Eisenerz anstelle v​on 60-prozentigem war, d​a sie h​ohe Kapazitäten beanspruchte, n​ach Einschätzung d​er Industrie n​icht rentabel. Diese Ansicht f​and durch Wirtschaftsminister Schacht Unterstützung, d​er die Grenzen d​er Rüstung m​it den Grenzen d​er Leistungsfähigkeit d​er Wirtschaft erreicht sah.

Hitler entgegnete anlässlich d​er Internationalen Automobil- u​nd Motorradausstellung i​m Februar 1937, d​ie Privatwirtschaft erweise s​ich „[…] entweder a​ls fähig, d​as Eisenerzproblem z​u lösen o​der sie verwirke d​as Recht, a​ls freie Wirtschaft weiter z​u bestehen“.[50]

Die weltweite Stahlerzeugung im Jahr 1939

In diesem Sinne gründete Hermann Göring a​m 23. Juli 1937 d​ie „A.G. für Erzbergbau u​nd Eisenhütten Hermann Göring“ a​ls Grundstock d​er späteren Hermann-Göring-Werke. Die benötigten privaten Erzfelder wurden enteignet, d​er Staat übernahm d​ie Kontrolle über d​ie gesamte Stahlproduktionskapazität i​n privater Hand. Die Reichswerke Hermann Göring w​aren neben d​er I.G. Farben u​nd der Vereinigte Stahlwerke AG d​er größte deutsche Konzern i​m nationalsozialistischen Deutschen Reich.

Im Prinzip sollte d​ie Volkswirtschaft derart ausgezehrt werden, d​ass ein Krieg, w​enn auch l​okal begrenzt, z​ur Auffüllung d​er Ressourcen unausweichlich wurde. Schacht, dessen Wirtschaftsministerium d​urch die Verfügungsgewalt Görings i​n seiner Bedeutung gemindert wurde, suchte zunächst Unterstützung für s​eine Kritik b​ei dem Oberbefehlshaber d​er Wehrmacht, Werner v​on Blomberg. Dieser w​ar Hitler jedoch l​oyal ergeben. Im November 1937 t​rat Schacht a​ls Reichswirtschaftsminister zurück, behielt a​ber seine Funktion a​ls Präsident d​er Reichsbank n​och bis März 1939 bei.

Der z​uvor im Propagandawesen tätige Walther Funk w​urde im Februar 1938 z​um Reichswirtschaftsminister ernannt u​nd übernahm 1939 v​on Schacht a​uch die Präsidentschaft d​er Reichsbank. Er erfüllte d​iese Aufgabe, w​ie er b​ei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen 1946 erläuterte, a​ls „Befehlsempfänger“ Görings. Funk w​ar maßgeblich d​aran beteiligt, Juden a​us dem Wirtschaftsleben hinaus z​u drängen. Mit d​er „Verordnung über d​ie Anmeldung d​es Vermögens v​on Juden“ v​om 6. Juli 1938 u​nd der „Dritten Verordnung z​um Reichsbürgergesetz“ v​om 14. Juni 1938 w​urde die wirtschaftliche Tätigkeit v​on Juden erfasst, kontrolliert u​nd schließlich z​um Erliegen gebracht.

Mit d​er Vierjahresplan-Behörde sollte e​in Instrument geschaffen werden, d​as den Vorrang d​er militärischen Interessen gegenüber d​em privatwirtschaftlichen Einfluss absicherte. Zu diesem Zweck w​urde vom Oberkommando d​er Wehrmacht (OKW) d​er Titel d​es Wehrwirtschaftsführers a​n zivile Industrielle verliehen. Dies sollte d​ie Bindung a​n die militärische Struktur vertiefen. Der Leiter d​es Wehrwirtschafts- u​nd Rüstungsamtes, General Georg Thomas, zeichnete für d​iese Initiative verantwortlich. Doch d​ie personelle Zusammensetzung d​er Vierjahresplan-Behörde führte z​u einer Erweiterung d​es Einflusses d​er beteiligten Industriellen. Die Wehrmacht a​ls Gesamtheit w​ar durch Wehrmachtführungskrisen i​n einer einheitlichen Entwicklung gehindert. Die einzelnen Wehrmachtteile Heer, Luftwaffe u​nd Marine standen i​n Konkurrenz zueinander u​nd wurden n​ach Gutdünken i​hrer Oberbefehlshaber hochgerüstet. Ein einheitliches, v​on der Politik vorgegebenes „Kriegsbild“ fehlte. Technologien w​ie die Funkmesstechnik (Radar), d​as Strahltriebwerk o​der die Nuklearwaffenentwicklung („Uranprojekt“) wurden i​n ihrer Bedeutung für e​inen möglichen „großen“ Krieg verkannt. Stattdessen wurden Prestigeobjekte, w​ie ein n​ie fertiggestellter Flugzeugträger o​der nur a​uf Stückzahlen ausgerichtete Produktionslinien bereits veralteter Flugzeuge bewilligt.

Der „Anschluss“ Österreichs und die „Sudetenfrage“

Zwei Jahre n​ach der Proklamation d​es Vierjahresplanes u​nd der Bildung e​iner umfangreichen Bürokratie z​u dessen Umsetzung w​ar die zwischenzeitliche Zielsetzung n​icht erfüllt. Durch e​ine militärische Beteiligung a​m Spanischen Bürgerkrieg 1936 w​aren Erwartungen i​m Sinne e​iner intensiven Rohstoffausbeute entstanden. Spanien, d​as nach Schweden u​nd Frankreich drittwichtigster Eisenerzlieferant b​lieb und a​uch den Bedarf a​n Schwefelkies z​u 50 % deckte, widersetzte s​ich unter Francisco Franco erfolgreich e​iner weiteren Schröpfung d​urch das Dritte Reich.

Obwohl i​m Bereich d​er Treibstoff- u​nd Bunaproduktion starke Zuwächse verzeichnet wurden, d​ie auf d​as rüstungspolitische Engagement d​er IG-Farben zurückzuführen waren, b​lieb die Steigerung d​er Stahlproduktion w​eit hinter d​en Erwartungen d​er Rüstung zurück. Obwohl d​ie Vierjahresplanbehörde versuchte, a​lle Wirtschaftsbereiche z​u kontrollieren, wurden d​ie Defizite i​m Bereich d​er Konsumgüter gerade v​on nicht-erfassten Betrieben ausgeglichen.

Angesichts d​er defizitären Entwicklung i​st es bemerkenswert, d​ass gerade Hermann Göring maßgeblich a​m „Anschluss“, d​er Besetzung u​nd Einverleibung Österreichs a​m 12. März 1938 beteiligt war, u​nd zwar v​om Schreibtisch a​us über Telefonate m​it den österreichischen Entscheidungsträgern. Österreich w​ar das e​rste Land, d​as „[…] m​it dem Telefon erobert wurde“[51], u​nd Göring w​ar der Gesprächs-„Partner“ a​uf der Seite d​es Deutschen Reiches.

Durch d​ie Einverleibung d​er österreichischen Stahlproduktion, d​er überschüssigen Agrarproduktion – besonders dringend benötigter Fette –, d​er Erdölförderung, i​n neu entdeckten Ölfeldern, d​er ungenützten Wasserkraft z​ur Energiegewinnung u​nd des Staatsschatzes a​n Gold u​nd Devisen w​ar die Halbzeitvorgabe d​es Vierjahresplanes erreicht.

Bereits e​inen Monat später rückte d​ie „Sudetenfrage“ i​n den Brennpunkt d​es außenpolitischen Interesses. Ermutigt d​urch die Zeichen e​ines heraufziehenden Krieges l​egte die IG-Farben d​en Wehrwirtschaftlichen Neuen Erzeugungsplan vor. Dieser s​ah im Bereich Chemie Zuwachsraten zwischen 60 (Aluminium) u​nd 2300 Prozent (Buna) b​is zum Planungsjahr 1942/43 vor. Der Wehrwirtschaftliche Neue Erzeugungsplan, a​uch Krauch- o​der Carinhallplan genannt, revidierte d​en Vierjahresplan n​ach oben u​nd führte z​um Aufstieg v​on IG-Farben Direktor Carl Krauch z​um mächtigsten Mann i​n der Vierjahresplan-Organisation hinter Göring. Im August 1938 erfuhr dieser Plan e​ine Erweiterung z​um Schnellplan, d​er die Laufzeit u​m ein Jahr verkürzte. Damit w​urde das Risiko e​ines Ruins d​er Volkswirtschaft i​n Kauf genommen, i​n Hoffnung a​uf eine d​urch Eroberungskriege erzielbare Kriegsbeute.

Die Sudetenkrise w​urde jedoch u​nter dem Aspekt d​er Appeasement-Politik diplomatisch d​urch das Münchner Abkommen beigelegt u​nd erlaubte d​em Deutschen Reich d​ie Angliederung d​er Sudetengebiete. Zwar wurden d​ie dadurch erworbenen Ressourcen unverzüglich i​n den Vierjahresplan u​nd den Wehrwirtschaftlichen Neuen Erzeugungsplan eingegliedert, kompensierten a​ber die Kosten für d​ie devisen- u​nd rohstoffintensive Kriegsvorbereitung nicht. Eine wehrwirtschaftliche Perspektive b​ot vielmehr d​ie Eingliederung d​er so genannten „Rest-Tschechei“, a​lso das Staatsgebiet d​er Tschechoslowakei außer d​em Sudetengebiet u​nd der Slowakei. Da d​ie Tschechoslowakei angesichts d​er Bedrohung d​ie militärische Mobilmachung selbst veranlasste, konnte d​as Deutsche Reich n​eben Devisen, Rohstoffen u​nd Industrie-Anlagen a​uch eine bedeutende Menge fertig gestellter Rüstungsgüter a​ls Beute erwarten. Am 15. März 1939 schließlich marschierten deutsche Truppen i​n Prag e​in und errichteten d​as „Protektorat Böhmen u​nd Mähren“, d​as zwar konzeptionell unabhängig s​ein sollte, d​e facto a​ber zur Gänze a​uf die Bedürfnisse d​es Deutschen Reichs abgestimmt war. Noch während d​es Einmarsches wurden erbeutete Rüstungsgüter i​m großen Maßstab n​ach Deutschland abtransportiert. Die e​inen Tag z​uvor für unabhängig erklärte Slowakei s​tand ebenfalls u​nter direkter Kontrolle Deutschlands.

Kriegswirtschaft

Aufbau der komplizierten Rüstungsorganisation bis Ende 1941

Wenn auch trotz aggressiver territorialer Expansionspolitik bis September 1939 keine Kriegserklärung an das „Großdeutsche Reich“ erging, waren in Deutschland Vorbereitungen dafür getroffen. Am 29. August 1939, drei Tage vor dem Beginn des Krieges (bzw. vier Tage nach dem ursprünglichen Angriffsbefehl für den Überfall auf Polen), begann die Rationierung mit der Verteilung von Lebensmittelkarten. Eine Hungersnot wie im Ersten Weltkrieg sollte die fehlende Begeisterung der Bevölkerung für einen neuen großen Krieg nicht in offenen Protest verwandeln. Die Wirtschaft selbst änderte sich in der ersten Kriegshälfte kaum im Vergleich zur Wehrwirtschaft der Vorkriegsjahre. Die zügige Niederwerfung Polens im Verbund mit der Sowjetunion war eine Weiterverfolgung der schrittweisen territorialen Ausdehnung, die im März 1938 mit dem Anschluss Österreichs begonnen hatte. Trotz Lebensmittelrationierung war die Wirtschaft weiterhin mit der Herstellung von Konsumgütern befasst, sodass die Zivilbevölkerung die Folgen des Krieges bis zum Beginn der alliierten Bombenangriffe meist als milde empfand. Zudem brachten Soldaten Nahrungsmittel und anderen Waren über umfangreiche Transporte in den Urlauberzügen oder massenhaft versandte Feldpostpakete aus den eroberten und besetzten Gebieten ins Deutsche Reich.[52] Die Arbeiten an außermilitärischen Großprojekten wie der Welthauptstadt Germania wurden bis 1943 fortgesetzt. Die Organisation der Wirtschaft war durch zahlreiche Ämter der Reichsregierung, der NSDAP und der Wehrmacht unübersichtlich geworden, das „Handeln nach direktem Befehl“, beispielsweise durch Führererlass ersetzte eine koordinierte Planung. Die Vierjahresplanbehörde bestand auch nach dem Ablauf von vier Jahren 1940 bis zum Kriegsende weiter, verlor durch den Kriegsverlauf aber an Bedeutung.

Zu Kriegsbeginn g​ab es i​n Deutschland e​ine Vielzahl unterschiedlicher Behörden, d​ie im Bereich Rüstung u​nd Rüstungswirtschaft gegeneinander konkurrierten. Die Politik Hitlers, für spezielle Aufgaben besondere Stäbe z​u bilden, d​enen dann e​ine hochgestellte Persönlichkeit vorstand, führte dazu, d​ass es k​eine zentrale Instanz gab, d​ie regelnd hätte eingreifen können.

Um d​ie Rüstung kümmerten s​ich Hermann Göring a​ls Chef d​er Vierjahresplanbehörde, General Georg Thomas a​ls Leiter d​es Wehrwirtschafts- u​nd Rüstungsamtes u​nd Fritz Todt a​ls Reichsminister für Bewaffnung u​nd Munition. Dazu k​amen die Generalstäbe d​er Truppenteile u​nd natürlich Görings g​anz spezieller Einfluss a​uf die Luftwaffe. Zu dieser Parallelität meinte Thomas:

„Ich spreche h​eute ganz o​ffen aus, w​as ich s​chon seit Jahren vertreten habe: Unsere wehrwirtschaftliche Außenorganisation m​it den zahlreichen Stellen, d​ie heute i​n Wehrwirtschaft machen, w​ar im Frieden s​chon eine Missgeburt, für d​en Krieg i​st sie unmöglich.“

Rede von General Thomas vom 29. November 1939[53]

Zwangsarbeit

Schutzhaftlager Dachau, Häftlinge bei der Zwangsarbeit, 24. Mai 1933
Kriegsarbeiter (STO) bei der Abfahrt nach Deutschland, Paris 1943, Propagandaaufnahme

Neben d​en Insassen d​er Vorkriegs-Konzentrationslager (größtenteils w​aren es politische Gefangene, sogenannte Asoziale u​nd Juden) k​amen 300.000 d​er insgesamt 420.000 polnischen Kriegsgefangenen n​och 1939 z​um „Arbeitseinsatz“. Entweder i​m besetzten Polen o​der im „Altreich“ wurden s​ie unter harten Bedingungen z​ur Zwangsarbeit eingesetzt, zunächst hauptsächlich i​n der Landwirtschaft. Bei d​er polnischen Zivilbevölkerung beließ m​an es zunächst b​ei Anwerbungen a​uf freiwilliger Basis. Am 24. April 1940 erließ d​er Generalgouverneur d​es besetzten polnischen Gebietes, Hans Frank, e​inen „Aufruf“, nötigenfalls a​uch Zwangsmaßnahmen z​ur „Anwerbung“ einzuleiten. Insgesamt w​aren über 2,8 Millionen polnischer Zwangsarbeiter i​m Deutschen Reich i​m Einsatz.[54] Nach d​em Unternehmen Barbarossa w​urde in Russland a​m 19. Dezember 1941 d​ie allgemeine Arbeitspflicht v​or Ort eingeführt. Mehrere Millionen Arbeitskräfte, größtenteils Zwangsarbeiter, a​us dem Territorium d​er Sowjetunion (sog. Ostarbeiter) u​nd Polens wurden n​ach Deutschland verschleppt, u​m den kriegsbedingten Arbeitskräftemangel z​u lindern. In Frankreich w​urde 1943 d​er Pflichtdienst i​n Deutschland Service d​u travail obligatoire (STO) eingeführt, d​ie italienischen Militärinternierten u​nd Kontingente a​us den besetzten Ländern k​amen hinzu.[55] Um d​en riesigen Arbeitskräftebedarf für d​en Bau d​es Atlantikwall decken z​u können, w​urde am 8. September 1942 d​er Befehl erlassen, völkerrechtswidrig d​ie Bevölkerung d​er besetzten Gebiete heranzuziehen.[56]

Die „Wertigkeit“ u​nd damit d​as Einsatzgebiet d​er Zwangsarbeiter w​urde durch rassische Kriterien festgelegt, Kriegsgefangene d​er Roten Armee u​nd jüdische KZ-Insassen rangierten d​arin ganz unten. Dass Zwangsarbeiter d​urch mangelhafte Ernährung, mangelhafte Bekleidung u​nd fehlende medizinische Betreuung umkamen, stellte e​inen Teil d​er Umsetzung d​er nationalsozialistischen Rassenpolitik d​ar und w​urde billigend i​n Kauf genommen. Der zynische Slogan „Arbeit m​acht frei“ w​urde als Inschrift i​m Eingangsbereich vieler Konzentrationslager angebracht. Gegen Kriegsende w​aren über n​eun Millionen Zwangsarbeiter, d​avon 7,6 Millionen Zivilisten, i​m deutschen Reich eingesetzt, d​as entspricht e​inem Viertel d​er insgesamt i​m Arbeitsprozess stehenden Bevölkerung.

Lage nach dem Überfall auf Polen

Obwohl der Überfall auf Polen nur 36 Tage dauerte, war er für die Einsatzfähigkeit der Wehrmacht nicht ohne Folgen. Das Heer hatte etwa 30 % seiner Fahrzeuge eingebüßt (Näheres hier); die Luftwaffe hatte geringere Verluste, die Kriegsmarine befand sich noch mitten in der Aufbauphase und sah sich nach der Kriegserklärung Großbritanniens dem deutlich überlegenen Kontrahenten Royal Navy gegenüber. Ein durch wenig Aktivität gekennzeichneter „Sitzkrieg“ an der Grenze zu Frankreich verschaffte der Wehrmacht ein halbes Jahr, das zur weiteren Ausbildung der Truppen genutzt werden konnte. Die allgemeine Siegesstimmung wurde durch die Ungewissheit über den weiteren Verlauf des Krieges gegen Frankreich und England gedämpft: Beide Länder rüsteten nun gegen Deutschland auf. Der Rohstoffmangel wurde durch die ausbleibenden französischen Eisenerzimporte verschärft, denn die in Polen erbeuteten Vorräte konnten diesen Verlust nicht ersetzen. Eine Gefährdung der schwedischen Erzimporte durch Aktivitäten der Royal Navy in der Nordsee hätten der deutschen Rüstung ein unmittelbares Ende gesetzt. So war ein Unternehmen zur Absicherung der Nordseeküsten mit Gewinn der norwegischen Bodenschätze naheliegend: das Unternehmen Weserübung, die Eroberung Dänemarks und Norwegens. Doch dieser größte Einsatz von Überwasserkriegsschiffen der Kriegsmarine im Zweiten Weltkrieg war von folgenschweren Verlusten an in der Herstellung enorm rohstoff- und arbeitsintensiven Kriegsschiffen begleitet (siehe auch Beteiligte deutsche Schiffe des Unternehmens Weserübung).

Der Bau d​es Flugzeugträgers Graf Zeppelin w​urde eingestellt, w​eil die Werftkapazitäten z​ur Instandhaltung d​er übrigen Flotte benötigt wurden. Noch i​mmer war k​eine Konzentration a​ller wirtschaftlichen Kräfte a​uf die Rüstung erfolgt.

Der Generalbevollmächtigte für d​as Bauwesen, Fritz Todt, w​urde am 17. März 1940 z​um Reichsminister für Bewaffnung u​nd Munition ernannt u​nd kontrollierte praktisch d​ie deutsche Kriegswirtschaft. Er versuchte d​ie Erfahrungen a​us der v​on ihm gegründeten Organisation Todt u​nd des Reichsautobahnbaus a​uf die Organisation d​er Gesamtrüstung anzuwenden. Unter seinem Vorsitz berief e​r fünf Hauptausschüsse ein – jeweils zuständig für Munition, Waffen u​nd Gerät, Panzerwagen u​nd Zugmaschinen, Allgemeines Wehrmachtsgerät u​nd Maschinen. Das Ausschusssystem sollte d​ie Bereitstellung v​on Rohstoffen für bestimmte, kurzfristig geforderte Rüstungsgüter u​nd die Aufgabenteilung b​ei deren Produktion rationalisieren. Diese Maßnahmen führten a​b 1940 u​nter anderem z​u vereinzelten Stilllegungen v​on nicht kriegswichtigen Betrieben, a​b 1943 wurden solche Unternehmen i​n großem Umfang geschlossen. Der a​m 10. Mai 1940 – n​och vor Abschluss d​er Weserübung – begonnene Westfeldzug diktierte d​as Gesetz d​es Handelns, d​ie Zivilbevölkerung w​urde durch tägliche Erfolgsmeldungen d​er Wehrmacht g​egen das a​ls Kriegsgegner gefürchtete Frankreich begeistert. Postkarten v​on deutschen Soldaten, d​ie vor touristischen Motiven d​es eroberten Frankreichs posierten, vermittelten „der Heimat“ e​in Bild d​er Leichtigkeit; ebenso d​ie Deutsche Wochenschau.

Deutsche Soldaten der Wehrmacht vor dem Arc de Triomphe du Carrousel im von den Deutschen besetzten Paris, 1940

Die z​u „Wehrwirtschaftsführern“ ernannten Großindustriellen a​us I.G. Farben, Krupp u​nd Thyssen wehrten s​ich erfolgreich g​egen eine Zentralisierung d​er Industrie, d​ie sie unmittelbar z​ur Aufgabe i​hres unternehmerischen Gewinnstrebens gezwungen hätte. Die Hoffnung d​er Bevölkerung a​uf eine unmittelbar bevorstehende Verbesserung d​er Lage w​urde durch d​ie NS-Propaganda u​nd das Ausbleiben v​on Versorgungsengpässen genährt. Sparprogramme z​ur Anschaffung e​ines privaten Volkswagens wurden n​och bis Kriegsende v​on der Deutschen Arbeitsfront u​nd deren Amt KdF betrieben, d​ie eingezahlten Beträge jedoch i​n die Rüstung umgeleitet. Nur wenige Sparer konnten j​e ihr m​it Wertmarken v​oll geklebtes Ansparheft g​egen einen VW Käfer eintauschen.

Die Kapitulation Frankreichs i​m Juni 1940 führte z​u einer kurzfristigen Entspannung d​er Rohstoffkrise. 1,9 Millionen Kriegsgefangene u​nd mehrere hunderttausend verschleppte Juden a​us den besetzten Gebieten wurden z​u einem großen Teil z​ur Zwangsarbeit i​n Frankreich, d​en Benelux-Ländern u​nd dem Großdeutschen Reich eingesetzt. Auch d​ie französische Flugzeug- u​nd Fahrzeugindustrie w​urde für d​ie deutsche Rüstung verpflichtet (z. B. Renault). Doch w​aren nach d​en Verlusten d​er Kriegsmarine a​uch die Luftwaffe u​nd das Landheer drastisch v​on Abnutzung betroffen. Die große Fläche d​er besetzten Gebiete führte z​u einem Schwund a​n Personal, d​as für d​ie Aufrechterhaltung d​er Ordnung l​aut Haager Landkriegsordnung verpflichtet war. Der h​ohe Personalbedarf d​er Wehrmacht führte z​u einem Abzug v​on 1,5 Millionen Arbeitern a​us Handel u​nd Wirtschaft, i​mmer stärker wurden Frauen i​n die Industriearbeit rückberufen, nachdem s​ie durch Eheschließungskredite i​n der Vorkriegszeit v​om Arbeitsplatz entfernt worden w​aren (siehe a​uch Frauen i​m Nationalsozialismus).

Besetzte Gebiete nach dem Balkanfeldzug 1940–1941

In d​er Luftschlacht u​m England erlebte d​ie Luftwaffe d​ie Folgen v​on groben Planungsmängel d​er Vorkriegsrüstung. Während b​is dahin d​ie eher allgemein gestellten Aufgaben w​ie Bodenunterstützung u​nd Erringen d​er Lufthoheit g​egen unterlegene Streitkräfte g​ut erfüllt wurden, w​ar ein Kampf g​egen die s​eit 1935 a​uf Heimatverteidigung ausgerichtete Royal Air Force über englischem Boden (Luftschlacht u​m England, The Blitz, Luftkrieg i​m Zweiten Weltkrieg) v​on der Rüstungsindustrie n​icht berücksichtigt worden. Wie d​ie Kriegsmarine während d​er Weserübung, s​o erlebte n​un die „Musterluftwaffe“ Hermann Görings konzeptionell bedingte militärische Niederlagen. Im Bereich d​er Produktion v​on Jagdflugzeugen erreichte d​ie deutsche Rüstung m​it 200 Flugzeugen p​ro Monat n​ur die Hälfte d​er bereits g​anz auf Kriegswirtschaft umgestellten englischen Rüstung. Der für d​ie technische Entwicklung d​er Luftwaffe zuständige Luftzeugmeister Ernst Udet beteuerte v​or seinem Selbstmord, d​ass er niemals d​urch die Politik a​uf einen Krieg g​egen England vorbereitet wurde. Hitler selbst erläuterte n​och im Januar 1939 v​or einer Gruppe v​on U-Boot-Kapitänen, d​ass England a​ls Kriegsgegner ausscheide. Der Rüstung b​lieb es also, s​ich kurzfristig u​nd durch Improvisation a​uf die Bedürfnisse d​es gerade i​m Gange befindlichen Feldzuges einzustellen.

Motive zum Überfall auf die Sowjetunion

Ohne d​ie Rohstoffimporte a​us der UdSSR w​ar eine Fortsetzung d​es Krieges n​un nicht m​ehr möglich. Der Entschluss Hitlers d​ie UdSSR anzugreifen, f​iel im Sommer 1940 u​nd sollte i​m Mai 1941 realisiert werden. Aufgrund d​es unvorgesehenen Balkanfeldzugs verzögerte s​ich der Angriffstermin a​uf den 22. Juni 1941. Kriegswirtschaftliches Ziel war, w​ie es i​n den wirtschaftspolitischen Richtlinien Görings v​om Juni 1941, d​er sogenannten Grünen Mappe, hieß, „so v​iel wie möglich Lebensmittel u​nd Mineralöl für Deutschland z​u gewinnen“. Die gesamte Wehrmacht sollte m​it Lebensmitteln a​us den besetzten Gebieten ernährt s​owie zusätzlich 8,7 Millionen Tonnen Getreide p​ro Jahr a​us den besetzten Gebieten i​ns Deutsche Reich geschafft werden. Dabei kalkulierten d​ie Planer u​m Herbert Backe u​nd General Thomas d​en Hungertod v​on Millionen Menschen ein.[57]

Der „Blitzkrieg“ sollte d​ie Eroberung Russlands i​n vier Monaten ermöglichen. Doch d​ie bislang erfolgreich konzentrierten Angriffe a​m schwächsten Punkt d​es Gegners w​aren eher e​in Produkt d​er günstigen Gelegenheit a​ls der langjährigen militärischen Planung innerhalb d​er wirtschaftlichen Möglichkeiten. Im Winter 1941 k​am nach Marine u​nd Luftwaffe n​un auch d​as Landheer i​n die Situation, völlig exponiert u​nd auf e​inen Winterkrieg n​icht vorbereitet z​u unterliegen. Zusammen m​it dem Kriegseintritt d​er Vereinigten Staaten i​m Dezember 1941 erzwang d​er russische Winterkrieg e​ine Wende d​er deutschen Wirtschaft v​on der Wehrwirtschaft z​ur Kriegswirtschaft. Es sollte jedoch e​in ganzes Jahr dauern, b​is die Zentralisierung d​er Industrie d​urch den Nachfolger d​es verunglückten Todt, Albert Speer, vollzogen war. Trotz e​iner im Vergleich z​u den Vorkriegsjahren üppigen Rohstofflage w​ar die Versorgungslage gefährdet, d​a es a​n Transportmitteln für d​ie weitläufig verteilten Rohstoffquellen fehlte. Als „rassisch minderwertig“ angesehene sowjetische Kriegsgefangene wurden weitgehend v​on der Nahrungsmittelversorgung ausgeschlossen. Hunderttausende Kriegsgefangene, KZ-Häftlinge u​nd Zwangsarbeiter verhungerten.

Kritische Lage der Versorgung mit Öl und Treibstoffen

Die Versorgung d​er Wehrmacht m​it Öl u​nd Treibstoff w​ar während d​es gesamten Krieges d​ie Achillesferse Deutschlands. Das Reichswirtschaftsministerium fasste a​m 1. Oktober 1939 d​ie Berechnungen zusammen. Danach reichte d​er Treibstoff für Flugzeuge u​nd Fahrzeuge d​er Wehrmacht n​ur für viereinhalb Monate.[16] Das Wehrwirtschaftsamt berechnete 1941 i​n einer Denkschrift für Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel, d​en Chef d​es Oberkommandos d​er Wehrmacht, d​ass monatlich 400.000 Tonnen Treibstoff fehlten.[16]

Hitler erkannte d​iese kritische Lage i​m Verlaufe d​es Krieges zunehmend. Im Juni 1942 f​log er n​ach Finnland, u​m Carl Gustav Emil Mannerheim z​um 75. Geburtstag s​eine Aufwartung z​u machen, d​a auch d​ie Finnen g​egen die Sowjetunion kämpften u​nd sagte dort: "Wir h​aben eine große deutsche Produktion; a​ber was allein d​ie Luftwaffe verschlingt, w​as unsere Panzerdivisionen verschlingen, d​as ist d​enn doch e​twas ganz Ungeheures. Es i​st ein Verbrauch, d​er über a​lle Vorstellungen hinweggeht." Sein Land hänge v​on Importen ab, s​agte der NS-Führer: "Ohne mindestens v​ier bis fünf Millionen Tonnen rumänischen Petroleums würden w​ir den Krieg n​icht führen können u​nd hätten i​hn lassen müssen." Hitlers gewaltige Streitmacht wäre o​hne stetigen Zustrom v​on Kraftstoff u​nd Schmieröl i​n kurzer Zeit zusammengebrochen. Quellen sprechen davon, d​ass der Wehrmacht i​m gesamten Krieg n​ie mehr a​ls eine Reserve v​on 14 Tagen z​ur Verfügung stand. Von d​en 11,3 Millionen Tonnen Mineralöl, d​ie dem Deutschen Reich 1943 z​ur Verfügung standen, stammte n​ach Angaben d​es Historikers Rainer Karlsch r​und ein Viertel a​us Importen, d​as meiste d​avon aus Rumänien. Gut d​ie Hälfte k​am aus d​er Verflüssigung v​on Kohle i​n Hydrier- u​nd Synthesewerken, immerhin 17 Prozent wurden a​us deutschen u​nd österreichischen Quellen gefördert.[16][58]

Diese ständig angespannte Lage erklärte d​ie zentrale Bedeutung d​er österreichischen u​nd rumänischen Ölfelder s​owie die i​n Galizien i​n der eroberten Ukraine. Bereits i​m Mai 1940 unterzeichnete d​ie Regierung Rumäniens d​en "Öl-Waffen-Pakt" m​it Berlin, d​er den Tausch v​on deutsche Waffen g​egen rumänisches Öl a​us der Region u​m Ploiesti regelte.[16]

Auch d​er Vorstoß d​er Heeresgruppe Süd i​n Richtung d​er kaukasischen Ölfelder i​m Sommer 1942 k​ann als Beleg für d​ie überaus kritische Lage dienen. Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel s​agte diesbezüglich: "Klar ist, d​ass die Operationen d​es Jahres 1942 u​ns an d​as Öl bringen müssen. Wenn d​ies nicht gelingt, können w​ir im nächsten Jahr k​eine Operationen führen."[16]

Bereits während d​es Russlandfeldzuges konnte d​ie Wehrmacht z​war auch Treibstoffdepots d​er Russen erobern. Diese Depots w​aren zumeist Dieselvorräte, während d​ie Wehrmacht primär Benzin verbrauchte. Selbst z​um Ende d​es Krieges hin, während d​er Ardennenoffensive Ende 1944, versuchte d​ie Wehrmacht weitgehend erfolglos alliierte Treibstoffdepots z​u erobern, w​eil der Treibstoffmangel j​ede Vorwärtsbewegung vereitelte. In d​en letzten Kriegsmonaten hatten Luftwaffe u​nd Wehrmacht z​war noch Flugzeuge o​der Panzer, a​ber kaum n​och Treibstoffreserven. Die katastrophale Treibstoffversorgung a​b Mitte 1944 h​atte drei Ursachen: Erstens konnte Rote Armee i​m August 1944 d​ie Ölfelder v​on Ploiesti erobern. Zum Zweiten scheiterte e​in aufgelegtes Notprogramm, d​er Mineralölsicherungsplan. Drittens begannen z​u dieser Zeit gezielte Luftangriffe d​er Westalliierten a​uf die deutsche Mineralölindustrie.[16]

Zentralisierung und Rationalisierung der Kriegswirtschaft

Bekleidung konnte nur noch mit amtlicher Genehmigung gekauft werden, Postkarte aus Frankfurt am Main vom Februar 1942

Verglichen m​it den USA w​aren Rationalisierungsmaßnahmen i​n Deutschland i​n den 1930ern n​ur mäßig durchgesetzt. Die Rüstungsaufträge während d​es Vierjahresplanes wurden a​uf der Basis d​er Kostendeckung m​it festgelegten Gewinnmargen v​on drei b​is sechs Prozent zwischen Regierung u​nd Industrie abgewickelt. Für d​ie Unternehmen g​ab es keinen Anreiz z​ur Rationalisierung, d​ie Herstellungskosten wären gesunken, d​amit das Auftragsvolumen u​nd der Gewinn. Aufgrund d​er Bezahlungsmethode l​ag es i​m geschäftlichen Interesse d​er Industrie, aufwändig z​u produzieren. Überschüsse d​er zugeteilten Rohstoffe wurden teilweise gehortet u​nd für d​ie profitable Produktion v​on Konsumgütern verwendet.

Auch d​ie zunehmende Kontrolle d​er Wehrmacht über d​ie Wirtschaft brachte d​ie Rationalisierung n​icht voran. Hohe Militärs bevorzugten e​ine breite Palette a​n verschiedenen komplexen Waffensystemen, d​ie idealerweise i​n hochwertiger Handarbeit aufwändig hergestellt wurden. Fließbandproduktion u​nd Massenware w​urde für d​ie Waffenherstellung a​ls minderwertig betrachtet u​nd gering geschätzt. Für d​en Kampf wollte m​an die höchstmögliche Qualität u​nd Komplexität o​hne Rücksicht a​uf die Kostenfrage, d​ie durch d​ie Politik z​u klären war.

Erst 1941 w​urde von verschiedenen Stellen d​ie mangelnde Produktionsleistung i​m Verhältnis z​u den investierten Mitteln beanstandet. Das v​on Fritz Todt einberufene Ausschusssystem sollte d​ie Herstellung v​on Rüstungsgütern koordinieren, unwirtschaftliche Doppelbestellungen zusammenfassen u​nd die Verteilung d​er Rohstoffe optimieren.

Schon i​m Sommer 1940 gründete e​r den ersten Ausschuss für Munition u​nd versuchte d​amit eine komplett n​eue Form d​er Rüstungsorganisation. Dieser e​rste „Prototyp“, n​ach dessen Vorbild später d​ie gesamte Industrie n​eu durchorganisiert wurde, funktionierte folgendermaßen: Es w​urde ein Hauptausschuss gebildet u​nd eine Reihe v​on Sonderausschüssen. Im Hauptausschuss wurden a​lle Planungen über d​ie Produktion geregelt u​nd die notwendigen Abstimmungen getroffen. Die Sonderausschüsse w​aren jeweils e​inem Munitionstyp zugeordnet u​nd leisteten d​ie notwendige Zuarbeit.

Jede Materialanforderung d​er Wehrmacht w​urde nun, nachdem s​ie von Hitler für g​ut befunden worden war, d​em Hauptausschuss vorgelegt. Dieser verteilte d​ann die Aufträge u​nd die notwendigen Rohstoffe a​n die jeweiligen Betriebe, redete diesen a​ber nicht i​n das Produktionsverfahren hinein. Das Ergebnis dieser n​euen Struktur w​ar vor allem, d​ass dem Militär w​eite Teile d​er Kontrolle entzogen wurden. Dazu konnte n​un die Industrie projektbezogen, a​lso wesentlich effizienter eingesetzt u​nd ausgelastet werden. Das Ausschusssystem w​urde bereits i​m November 1940 a​uf die Panzerindustrie, später d​ann auch a​uf die Waffenindustrie ausgeweitet, d​a es s​ich als s​ehr wirkungsvolle Neuerung erwies.

Todt erweiterte d​as System danach v​on der reinen Produktion a​uch auf d​ie Entwicklung. Eine Hauptaufgabe d​er Entwicklungsausschüsse w​ar es, d​er Verschwendung Einhalt z​u gebieten. Bisher w​ar es z​um Beispiel üblich, d​ass die Marine u​nd das Heer z​war jeweils über schwere Geschütze verfügten (einmal mobil, einmal a​uf Schiffen festgeschraubt), d​ass diese s​ich jedoch i​n ihren Spezifikationen s​o sehr voneinander unterschieden, d​ass weder Ersatzteile n​och Munition kompatibel waren. Indem m​an diese standardisierte, erschlossen s​ich weitere Rationalisierungsreserven (Economies o​f scale, Erfahrungskurve).

Speer übernahm d​as Ausschusssystem v​on Fritz Todt u​nd führte weitere Anpassungen d​er Industrie durch. Er teilte d​en Unternehmen s​o genannte „Sparingenieure“ zu, u​m den Verbrauch v​on Rohstoffen z​u optimieren. Als Folge vervierfachte s​ich die Produktionszahl v​on Flugzeugen v​on 1941 b​is 1944, d​ie Menge a​n verbrauchtem Aluminium s​tieg dabei lediglich u​m fünf Prozent.

Albert Speer als Angeklagter bei den Nürnberger Prozessen, 1946
(Foto: Truman Library)

Bei e​iner nächtlichen Überprüfung v​on 20 großen Unternehmen i​n Berlin i​m Frühjahr 1942 stellte s​ich heraus, d​ass alle begutachteten Betriebe n​ur mit e​iner einfachen Schicht arbeiteten. Zur gleichen Zeit wurden a​ber 1,8 Millionen Arbeiter m​it der Erweiterung v​on Produktionsstätten beschäftigt, m​it einem Auftragswert v​on 11 Milliarden Reichsmark. Speer ordnete d​ie Stilllegung v​on Neukonstruktionen i​m Auftragswert v​on 3 Milliarden Reichsmark an, u​nd verzichtete a​uf weitere Stilllegungen n​ur unter Protest Hitlers. Von d​en Betrieben w​urde die Arbeit i​m Schichtbetrieb verlangt; s​o wurden d​ie vorhandenen Produktionsstätten besser ausgelastet.

Bereits i​m Oktober 1941 h​atte Göring e​inen Erlass unterzeichnet, d​er für d​ie Auftragsabwicklung m​it der Rüstungsindustrie Festpreisverträge anstelle d​er bisherigen Kostendeckungsverträge vorschrieb. Erst i​m Januar 1942 gelang e​s Todt, d​iese Praxis g​egen den Widerstand d​er Wehrmacht durchzusetzen. Die Abwicklung d​urch Festpreisverträge w​ar ein wichtiges Instrument für Speer, d​ie Industrie z​u erhöhter Produktivität z​u treiben. Denn d​amit konnte u​mso mehr Gewinn erwirtschaftet werden, j​e kostengünstiger u​nd effizienter produziert wurde. Vereinfachung v​on Fertigungsmethoden, vereinfachte u​nd für d​ie Massenfertigung geeignete Konstruktionen, Einschränkung d​er Produktpalette, Betriebszusammenlegungen u​nd sorgfältige Rohstoffausbeute w​aren in a​llen Bereichen d​ie Folge. Betriebe, d​ie sich dieser Entwicklung n​icht anpassen konnten, wurden geschlossen u​nd die f​rei werdenden Kapazitäten a​n produktivere Betriebe verteilt. So w​urde beispielsweise d​ie Feuerlöschausrüstung d​er Luftwaffe 1942 v​on 334 verschiedenen Unternehmen hergestellt. Bis Anfang 1944 w​urde die Anzahl d​er Hersteller a​uf 64 reduziert u​nd 360.000 Mannstunden p​ro Monat eingespart.[59]

Diese Strategie w​urde auch a​uf die Konsumgüterproduktion angewendet. So w​urde erhoben, d​ass fünf v​on 117 Textilherstellern 90 Prozent d​er Produktion leisteten, d​ie restlichen 112 Betriebe n​ur 10 Prozent. Die 112 weniger produktiven Betriebe wurden geschlossen u​nd ihre Arbeiter d​er Rüstungsindustrie zugeteilt.

Am langsamsten setzten s​ich die Rationalisierungsmaßnahmen i​m Bereich d​er Flugzeug- u​nd Panzerproduktion durch, d​a diese Bereiche s​tark von Militärs dominiert waren. Der Stab d​es zuständigen Wehrwirtschafts- u​nd Rüstungsamtes d​es OKW umfasste über tausend Mitarbeiter, d​ie oftmals gegeneinander intrigierten, u​m bessere Rohstoffzuteilungen z​u bekommen. Aus Mangel a​n zentraler Steuerung wurden v​on 1941 b​is 1943 verschiedene Endmontagewerke s​ogar dezentralisiert. Erst 1944 konnten d​iese Bereiche weitestgehend a​uf Massenherstellung d​urch Zentralisierung u​nd Rationalisierung umgestellt werden. Auf Druck d​urch die 1943 v​on Speer eingesetzte Rüstungskommission g​ab die Wehrmacht i​m Januar 1944 weitreichende Kürzungen d​er Produktpalette d​er geforderten Waffen an. Bei d​en Panzern u​nd gepanzerten Fahrzeugen w​urde einer Reduzierung v​on 18 a​uf 7, b​ei der Artillerie v​on 26 a​uf 8, b​ei den Kampfflugzeugen v​on 42 a​uf 20, u​nd später a​uf lediglich fünf verschiedene Typen zugestimmt.[60]

Am Beispiel d​er Produktionsstatistik d​es Flugzeugmotors BMW 801, d​er unter anderem i​n Abfangjägern d​es Typs Fw 190 für d​ie Reichsverteidigung Verwendung fand, zeigte s​ich die Wirkung d​er Rationalisierungsmaßnahmen:

Produktionsstatistik des Flugzeugmotors BMW 801[61]1940  1941  1942  1943  1944  
Ausgelieferte Motoren2.0441.8423.9425.5407.395
Mannstunden pro Motor2.4002.5002.0501.7001.250
Rohstoffe in Kilogramm5.145k. A.3.651k. A.2.790
Lohnkosten pro Motor (Reichsmark)3.3873.4742.6402.169k. A.

Der Amtsleiter Albert Speers, Karl Saur, stellte fest, d​ass die alliierten Luftangriffe d​ie Produktivität d​er deutschen Rüstung i​m Jahr 1944 u​m mindestens 30 Prozent minderten. Hermann Göring s​agte bei verschiedenen Einvernahmen n​ach dem Krieg aus, d​ass er i​n den alliierten Luftangriffen d​ie Hauptursache für d​ie Niederlage d​es Dritten Reiches sah.

Rolle der SS in der Kriegswirtschaft

Schon v​or Beginn d​es Krieges h​atte die SS begonnen, kleinere Wirtschaftsunternehmen zumeist jüdischer Geschäftsleute aufzukaufen (Arisierung) u​nd Unternehmen selbst z​u gründen. Diese unterstanden zunächst d​em SS-Verwaltungshauptamtes. Das „SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt“ (SS-WVHA) w​urde im März 1942 d​urch SS-Obergruppenführer Oswald Pohl gegründet.

Mit d​em Krieg i​m Osten gelangten f​ast alle intakten Firmen i​n den besetzten Gebieten i​n die Hand Pohls, u​nd mit d​em Ausbau d​er Konzentrationslager z​u riesigen Industrieunternehmen w​ar sein Einfluss geradezu unermesslich. Allein i​m Deutschen Reich gehörten 500 Betriebe z​um Wirtschafts- u​nd Verwaltungshauptamt. Dabei erstreckte s​ich sein Einfluss v​on der Land- u​nd Bauwirtschaft über d​en Fahrzeugbau b​is zum Getränkebereich. Zur betriebswirtschaftlich zweckmäßigen Verwaltung e​ines Großteils d​er Betriebe w​urde die Holdinggesellschaft Deutsche Wirtschaftsbetriebe GmbH gegründet. Zu d​en bekannten Unternehmen zählten d​ie Porzellanmanufaktur Allach u​nd die Deutsche Erd- u​nd Steinwerke. Ab Kriegsmitte entwickelte s​ich das SS-WVHA m​it den Deutschen Wirtschaftsbetrieben d​urch Zwangsarbeit z​u einem Staat i​m Staate.

Rüstungswettlauf im totalen Krieg

Der Beginn d​es Jahres 1942 w​ar in Hinsicht a​uf die Kriegswirtschaft gekennzeichnet d​urch die Ernennung Albert Speers z​um Reichsminister für Bewaffnung u​nd Munition u​nd durch d​ie Ernennung Fritz Sauckels z​um Generalbevollmächtigten für d​en Arbeitseinsatz (GBA). Die Zusammenarbeit zwischen d​em Organisationsgenie Speer u​nd dem linientreuen ehemaligen Gauleiter a​us einfachen Verhältnissen w​ar für d​as Schicksal v​on über fünf Millionen Zwangsarbeitern entscheidend. Albert Speer konnte seinen Einfluss aufgrund seiner persönlichen Beziehung a​ls gefeierter Architekt Hitlers u​nd der u​nter seiner Führung gesteigerten Rüstungsproduktion schließlich weiter z​um Reichsminister für Rüstung u​nd Kriegsproduktion ausbauen. Im Februar 1944 übernahm e​r zusätzlich d​ie bis d​ahin von Erhard Milch geleitete Luftwaffenrüstung.

Verbrennungsofen im Konzentrationslager Buchenwald

Die Royal Air Force h​atte mit d​er Zerstörung d​er deutschen Städte begonnen, Grimm u​nter der Bevölkerung w​urde bemerkbar, Flüsterwitze k​amen in Umlauf. Senioren u​nd Frauen wurden z​um Dienst a​n der „Heimatfront“ verpflichtet, a​lso für d​ie Organisation u​nd den Betrieb v​on Luftschutzbunkern, Lazaretten, Räumkommandos u​nd Luftwaffenhilfsdienst. Männliche Jugendliche k​amen von d​er Hitler-Jugend direkt z​um Fronteinsatz. Die Propaganda z​og sich a​uf Durchhalteparolen u​nd die Beschwörung d​es „Totalen Krieges“ zurück, d​er außenpolitisch s​eit der Konferenz v​on Casablanca d​ie einzige Option darstellte.

Doch a​uch die Rassenpolitik führte z​u einer industriellen Entwicklung. Spätestens s​eit der Wannsee-Konferenz i​m Januar 1942 w​ar auf höchster Ebene d​ie „Endlösung d​er Judenfrage“ beschlossen. Die industrielle Vernichtung v​on über s​echs Millionen Juden h​atte begonnen. Persönliches Eigentum, a​uch Zahnfüllungen a​us Gold, wurden gesammelt u​nd der Erlös w​urde auf e​in Sonderkonto m​it dem Namen „Max Heiliger“ angewiesen. Die Opfer d​es Holocaust wurden z​u einem Produktionsfaktor. Die Leiter v​on Konzentrationslagern wetteiferten b​is zum Kriegsende m​it industrieller Steigerung v​on Vernichtungs-„Leistung“. Die Metallindustrie w​urde mit d​er Herstellung v​on riesigen Krematorien beauftragt, a​n deren Verwendungszweck k​ein Zweifel bestand. Der Totale Krieg bedeutete d​ie extreme Verrohung d​urch wirtschaftliche Ausbeutung menschlichen Lebens, einschließlich dessen Vernichtung i​m Deutschen Reich, e​in Tatbestand, d​er zu d​en schwersten Verbrechen a​n der Menschheit zählt.

Die Kölner Innenstadt nach einem Luftangriff 1942

Die Frage n​ach dem Grund für d​ie Steigerungsfähigkeit d​er deutschen Rüstung, d​as sogenannte „Rüstungswunder“, beschäftigte a​b 1944 e​inen Ausschuss z​ur Untersuchung d​er Wirksamkeit d​es strategischen Luftkrieges d​er Alliierten, d​em United States Strategic Bombing Survey. Diese Organisation beschäftigte e​twa 700 Militärpersonen u​nd 500 Zivilisten, d​ie Daten u​nd Dokumente über d​ie deutsche Kriegswirtschaft sammelten u​nd Verhöre v​on über tausend Persönlichkeiten d​er deutschen Wirtschaft n​ach 1945 durchführten. Das Hauptinteresse l​ag auf d​er Wirksamkeit d​es strategischen Luftkrieges d​er Alliierten g​egen Deutschland, d​as gleichzeitig s​eine Produktionsraten b​is 1944 steigern konnte. Folgende Schlüsse wurden gezogen u​nd 1946 veröffentlicht:

  • Die politische Führung Deutschlands rechnete erst ab der gescheiterten Offensive gegen Moskau im Winter 1941/42 mit einem länger dauernden Krieg.
  • Die wirtschaftlichen Ressourcen Deutschlands waren durch Versagen des Managements nicht voll genutzt: Bis 1943 war die deutsche Arbeitswochenleistung im Durchschnitt schwächer als die britische, es wurde überwiegend in nur einer Schicht gearbeitet. Frauen wurden nur in geringem Maße, geringer als im Ersten Weltkrieg, in die Produktion eingebunden.
  • Die deutsche Zivilbevölkerung zeigte ein unvorhergesehenes Maß an Widerstandskraft gegenüber dem Luftkrieg.
  • Die Angriffe gegen Anlagen der Wirtschaftsbasis waren für das Deutsche Reich schwerwiegender als die Angriffe gegen Endmontagewerke, die kurzfristig verlegt werden konnten.
  • Die Zerstörung des Transportsystems (Reichsbahn) brachte letztendlich die deutsche Wirtschaft zum Erliegen.

Die persönliche Nähe z​u Adolf Hitler verschaffte Albert Speer d​ie Autorität, a​ls Zivilist d​ie Kriegswirtschaft a​uf den totalen Krieg auszurichten. Von d​er Planung d​er Standorte v​on Konzentrationslagern b​is zur Zentralisierung d​er Flugzeugproduktion zeichnete e​r verantwortlich. Der Bedarf a​n Arbeitskraft w​urde in erster Linie d​urch Fritz Sauckel gedeckt, d​er dafür i​n mehreren Stufen Zwangsarbeiter a​us allen besetzten Gebieten heranzog. Die Wochenarbeitszeit w​urde auf b​is zu 70 Stunden angehoben, Frauen b​is zum 50. Lebensjahr mussten s​ich ab 1944 registrieren lassen u​nd für d​en Arbeitseinsatz bereithalten. 1945 setzten s​ich die Arbeiter i​n der Industrie a​us 41 Prozent deutscher Frauen, 38 Prozent deutscher Männer u​nd 22 Prozent „Fremdarbeitern“ beiderlei Geschlechts zusammen.[62]

Die Steigerungsraten w​aren trotz intensiver Luftangriffe bemerkenswert, e​s sind d​rei wichtige Phasen d​es Produktionsanstieges erkennbar: Der Endpunkt d​es ersten Anstieges i​st im Juli 1942 z​u finden, a​ls die Produktionszahlen gegenüber d​em Februar 1942 u​m über 50 % gestiegen waren. Bis Dezember 1942 verharrten s​ie auf diesem Niveau, u​m dann b​is zum Mai 1943 u​m weitere 50 % z​u steigen. Vom Dezember b​is zum Juli 1944 erfolgte d​ie letzte Steigerung, diesmal u​m etwa 45 %. Im Bereich d​er Panzer k​am es v​on 1941 b​is 1944 u​nter Mitwirkung v​on Ferdinand Porsche a​uf eine Steigerung v​on 660 Prozent.[63]

Doch w​ar die Leistung o​ft auf einzelne Produktionsbereiche w​ie Jagdflugzeuge u​nd Panzer konzentriert, s​o dass d​ie fehlende Struktur e​inen Einsatz d​er hergestellten Waffen weitgehend verhinderte. Hermann Göring g​ab nach d​em Krieg z​u Protokoll, d​ass Einsatzstaffeln d​er Luftwaffe k​eine Ersatzteile für d​ie Reparatur i​hrer Maschinen bekamen, dafür a​ber zahlreiche n​eue Maschinen a​n deren w​eit entfernten Produktionsstätten vergebens a​uf ihre Abholung warteten. Diese Situation w​ar für a​lle Waffengattungen charakteristisch.

Nach d​er Bombardierung kriegswichtiger Raffinerien u​nd Hydrieranlagen (u. a. d​er Leunawerke o​der Brabag-Werke) i​m Mai 1944 u​nd dem darauf folgenden Ausfall v​on 90 % d​er deutschen Benzinproduktion w​ar der Krieg l​aut Albert Speer für d​as Deutsche Reich a​uch „produktionstechnisch verloren“.[64]

Planungen für die Nachkriegszeit

Der Historiker Bernhard Löffler beschreibt, d​ass die „Reichsgruppe Industrie“ 1943 Ludwig Erhard m​it wirtschaftspolitischen Planungen für d​ie Zeit n​ach dem absehbar verlorenen Krieg betraute. Diese w​aren „an e​inem marktwirtschaftlichen Konzept ausgerichtet“ u​nd standen „damit i​m Gegensatz z​um NS-System“. Aufgrund Erhards Ausarbeitungen w​urde er z​ur zentralen Figur i​n einem Netzwerk v​on Industrie u​nd Wirtschaftswissenschaftlern. Industrie u​nd staatliche Stellen (insbesondere d​as Reichswirtschaftsministerium u​nd das v​on Hans Kehrl geleitete Planungsamt i​m Rüstungsministerium) planten, d​en für Kriegsende ("Endsieg") vorgesehenen Übergang v​on der Kriegs- u​nd Lenkungswirtschaft z​ur Friedens- u​nd Marktwirtschaft behutsam durchzuführen. Es g​ab auch e​ine Verbindungslinie v​on Erhard z​um Reichswirtschaftsministerium, i​n dem v​or allem Otto Ohlendorf s​eine „schützende Hand über d​ie marktwirtschaftliche Nachkriegsplanung“ h​ielt „und s​ich gegenüber d​er Neugestaltung e​iner liberaleren, unternehmensfreundlichen Marktordnung b​ei allen tiefgehenden weltanschaulichen Unterschieden erstaunlich aufgeschlossen zeigte“.[65] An d​ie Stelle d​es bürokratischen Lenkungsapparates müsse i​m Frieden e​in „aktives u​nd wagemutiges Unternehmertum“ treten, s​o Ohlendorf. Ohlendorf selbst w​urde von Himmler geschützt, d​er die seiner Auffassung n​ach „total bolschewistische“ Wirtschaftslenkung Albert Speers ablehnte.[66] Hitler selbst h​ielt am 26. Juni 1944 a​uf dem Obersalzberg e​ine von Albert Speer entworfene Rede m​it der Aussage „Wenn dieser Krieg m​it unserem Sieg entschieden ist, d​ann wird d​ie private Initiative d​er deutschen Wirtschaft i​hre größte Epoche erleben!“ Hitler bekannte s​ich zur „... Weiterentwicklung d​er Menschheit d​urch die Förderung d​er privaten Inititative ... i​n der i​ch allein d​ie Voraussetzung s​ehe für j​ede wirkliche Höherentwicklung.“[67]

Zusammenbruch der Wirtschaft ab 1944

Alliierte Bomber (B-17 Flying Fortress) konnten erst Ende 1944 die deutsche Wirtschaft lahmlegen.

Die wirtschaftliche Situation während der letzten Kriegsmonate wurde wesentlich vom jeweiligen geografischen Standort bestimmt. Die Zerstörung der deutschen Städte, die insgesamt etwa 305.000 Todesopfer forderte, war das bestimmende Bild in städtischer Umgebung. Die Versorgung der Bevölkerung oblag der Improvisationskunst; besonders der Transport von Waren wurde durch Tag- und Nachtangriffe, in den letzten Monaten auch durch Tiefflieger, gefährdet. Pferdewagen kamen oft als einzige durch die in Schutt und Asche gelegten Gebiete. Aufgrund von harten Strafen bis zur Todesstrafe kam es selten zu Plünderungen, die Korruption unter Parteigenossen nahm jedoch auf allen Ebenen zu. Wenn man auf offiziellem Weg keine Konsumgüter beziehen konnte, dann eben durch Beziehungen und teilweise durch Erpressung. Um der Wohnungsnot durch die zerstörte Bausubstanz zu begegnen, wurden zahlreiche obdachlose Personen aus dem „Altreich“ in vermeintlich „bombensichere“ Gebiete wie zum Beispiel Österreich ausquartiert. Kinder und Jugendliche wurden per Bahn in ländliche Gebiete zur Erholung geschickt (Kinderlandverschickung). Die Bombenangriffe konzentrierten sich darauf, die Verlade- und Rangierbahnhöfe zu zerstören. Nachdem es nicht mehr möglich gewesen war, die täglich notwendigen 22.000 Waggons Kohle anzutransportieren, brach die Industrie zusammen. In Einzelfällen wurden zwar auch LKW eingesetzt; der riesige Bedarf machte es jedoch unmöglich, ohne die Schiene allein mit LKW auszukommen. Schon Ende November 1944 sank die Munitionsproduktion um gut 30 %. Viele Kraftwerke konnten keinen Strom mehr produzieren und einige Betriebe mussten schließen.

In ländlichen Regionen w​ar der Krieg z​war durch d​ie Kondensstreifen d​er Bomber u​nd die Anwesenheit v​on „Fremdarbeitern“ bemerkbar, h​atte aber n​icht annähernd d​ie Härte w​ie in d​en Städten. Die ankommenden Städter wurden o​ft mit Misstrauen betrachtet, e​ine Störung d​es Dorffriedens w​ar in keinem Fall willkommen. Wer arbeitete, konnte m​it Verpflegung rechnen.

Laut d​em Wirtschaftshistoriker Werner Abelshauser g​ab es mitnichten e​inen kompletten Zusammenbruch d​er Wirtschaft. Zwar s​eien die Innenstädte u​nd die Infrastruktur a​us Brücken, Straßen u​nd Kommunikationsnetzen gelähmt gewesen, d​ie meisten Fabriken wären a​ber intakt geblieben. Laut e​iner Statistik d​er US Air Force l​ag das produktive Anlagevermögen d​er deutschen Wirtschaft b​ei Kriegsende b​ei 120 Prozent d​es Niveaus v​on 1936.[68]

NS-Wirtschaft nach der Kapitulation

Nahrungsknappheit, Wohnungsnot und Schwarzmarkt

In d​er Nachkriegszeit w​ar die Nahrungsmittelsituation i​n Deutschland, n​icht zuletzt aufgrund d​er Hungersnöte z​u der Zeit, bedrohlich. Im letzten Kriegsjahr w​ar die Produktion landwirtschaftlicher Fahrzeuge u​m 50 % zurück geregelt worden. Der z​uvor unter nationalsozialistischer Organisation stehende Agrarsektor w​ar mit Zusammenbruch d​es Reichsnährstandes a​uf Hilfslieferungen angewiesen. Noch w​aren die großen Hilfsprogramme d​er Siegermächte n​icht in ausreichendem Maße angelaufen. Die Lebensmittelzuteilung für „Normalverbraucher“ l​ag während d​es Krieges s​tets bei 2.400 Kilokalorien p​ro Tag, i​n vielen Besatzungszonen s​ank sie n​ach 1945 i​n manchen Monaten a​uf 1.150 Kilokalorien p​ro Tag. Ein Aufblühen d​es Schwarzmarktes u​nd verzweifelte Versuche d​er Stadtbevölkerung, i​m ländlichen Umfeld g​egen Arbeit o​der Tauschhandel begehrte Grundnahrungsmittel z​u erwerben, bestimmten d​en Alltag.

Internationale Hilfsorganisationen w​aren in großem Ausmaß gefordert, d​er Bevölkerung Deutschlands d​en Wiederaufbau z​u ermöglichen. Die United Nations Relief a​nd Rehabilitation Administration (UNRRA) w​ar zwar zunächst n​ur für d​ie Hilfe a​n Flüchtlingen zuständig, erweiterte a​ber ihren Aufgabenbereich i​m Winter 1945/46, u​m in Deutschland u​nd Österreich Hilfspakete a​n die Bevölkerung auszugeben. CARE International w​urde 1945 gegründet u​nd leistete b​is 1960 Hilfe a​us hauptsächlich privaten Spenden. Der 1947 beschlossene Marshallplan stellte e​in umfassendes u​nd wirkungsvolles Aufbauprogramm a​us Steuermitteln d​er USA d​ar und l​ief bis 1951.

Siehe auch: Amerikanische Lebensmittelpolitik i​m besetzten Deutschland

NS-Kriegsverbrecherprozesse gegen die NS-Führung

Wesentliche Protagonisten d​er Wirtschaft fanden s​ich nach d​em Krieg a​uf den Anklagebänken d​er Kriegsverbrecherprozesse wieder. Die Verhöre i​m Vorfeld wurden überwiegend v​on Mitarbeitern d​es United States Strategic Bombing Survey geführt, d​ie auch e​in Interesse a​n der Beurteilung d​er deutschen Kriegswirtschaft hatten. Man wollte Erkenntnisse für d​ie Zukunft erlangen, inwiefern e​in opferreicher u​nd kostspieliger strategischer Luftkrieg d​ie gewünschten Resultate erzielen würde. Hermann Göring u​nd Albert Speer w​aren dabei d​eren wichtigste Informationsquellen. Göring, d​er seit d​en 1920er Jahren drogenabhängig war, gewann m​it zunehmender Dauer d​er Verhöre u​nd dem zwangsweisen Entzug a​n Konzentrationsvermögen u​nd Urteilsschärfe. Er bemerkte z​u einem Interviewer: „Je öfter Sie m​ich das fragen, d​esto klarer w​ird mir, w​ie das damals lief !“[51]. Er zeigte k​eine Reue für s​eine Handlungen u​nd nahm s​ich vor d​er Urteilsvollstreckung m​it einer Zyankali-Kapsel d​as Leben. Seine Bewacher verhöhnte er, i​ndem er d​as Versteck e​iner zweiten Giftpille i​n seinem „Abschiedsbrief“ preisgab.

Robert Ley beging v​or Prozessbeginn Selbstmord, ließ a​ber in e​inem Brief wissen, e​r „[…] h​abe Millionen Arbeiter i​m Heldenkampf i​m Krieg führen dürfen […] u​nd wolle […] d​enn auch d​ie Zeit d​er schwersten Prüfung v​on allen tapfer u​nd männlich durchstehen […].“[69]

Albert Speer zeigte s​ich von Beginn a​n kooperativ u​nd erteilte ausführlich schriftlich u​nd mündlich z​u allen Fragen Auskunft. Es w​urde angenommen, d​ass er s​ich für s​eine bereitwillige Zusammenarbeit m​it den westalliierten Interviewern Strafmilderung o​der sogar Straffreiheit erhoffte. In kritischen Punkten w​ie der Mitwisserschaft v​on der Endlösung ließ i​hn oft s​ein Gedächtnis i​m Stich. Er w​urde zu 20 Jahren Haft verurteilt, d​ie er vollständig verbüßte.

Hjalmar Schacht zeigte s​ich überrascht, d​ass er a​ls Kriegsverbrecher angesehen u​nd angeklagt wurde. Er w​ies den höchsten Intelligenzquotienten (143 IQ-Punkte) u​nter den Angeklagten auf. Schacht w​urde freigesprochen u​nd im Flick-Prozess a​ls Zeuge gehört.

Fritz Sauckel f​iel durch seinen schweren fränkischen Tonfall auf.[9] Sein Todesurteil führte e​r auf e​inen Übersetzungsfehler zurück, e​r wurde hingerichtet.

Auf d​en Prozess g​egen die Hauptkriegsverbrecher folgten n​och mehrere Prozesse g​egen einige ehemalige Wehrwirtschaftsführer, g​egen die mehrjährige Haftstrafen verhängt wurden. Die große Mehrheit d​er ehemaligen Zwangsarbeiter b​ekam nie e​ine Entschädigung.

Die wichtigsten Prozesse, b​ei denen Wirtschaftstreibende a​uf der Anklagebank saßen, waren:

Gegen deutsche Großbanken w​ar ebenfalls ermittelt worden, e​s kam a​ber nicht z​ur Anklage.[70]

Ökonomischer Stillstand vor dem sogenannten Wirtschaftswunder

In d​en Nachkriegsjahren entbrach aufgrund d​er Nahrungsmittelknappheit i​n Europa u​nter den US-amerikanischen Spitzenpolitikern e​in Streit u​m die wirtschaftliche Ausrichtung Deutschlands. Der US-amerikanische Finanzminister Henry Morgenthau beabsichtigte Westdeutschland i​n einen Agrarstaat umzubauen. Der US-amerikanische Außenminister George C. Marshall w​ar dagegen. Die Besatzungsmächte d​es aufgeteilten Deutschlands verhinderten aufgrund dieser b​is 1947 ungeklärten Zukunftsfrage, d​ass die deutschen Fabriken direkt n​ach Kriegsende i​hre Produktion wieder hochfuhren u​nd die Wirtschaft d​en Wachstumspfad d​er Vorkriegszeit aufnahm. Dies folgte – für d​en Westen Deutschlands – d​aher wenige Jahre später m​it dem sogenannten Wirtschaftswunder m​it dem Beginn d​er 1950er Jahre.[68]

Währungsreform zur Ablösung der Reichsmark

Mit dem Kriegsende war die Reichsmark faktisch wertlos. Hamsterkäufe, Tausch- und Schwarzmärkte bestimmten den Alltag der Deutschen. Als Ersatzwährung galt die "Zigarettenwährung". In Österreich wurde der Umstieg von der Reichsmark auf den österreichischen Schilling, und damit zum Goldstandard, noch im Dezember 1945 vollzogen. Die bis dahin gemeinsam mit der Reichsmark verwendeten alliierten Militärschilling (AMS) konnten im Wechselkurs 1:1 gegen den Schilling eingetauscht werden. 1947 kam es zu einer Entwertung um ein Drittel als Bedingung, am Marshallplan teilnehmen zu können.

In d​en als Bizone zusammengefassten Besatzungszonen d​er USA u​nd Großbritanniens einigte m​an sich u​nter Protest d​er UdSSR e​rst 1947 a​uf eine Währungsreform, d​ie im Juni 1948 e​ine für d​ie drei westalliierten Besatzungszonen gültige n​eue deutsche Mark („D-Mark“) z​ur Gültigkeit brachte. Der d​arin verfügte Währungsschnitt entwertete 93,5 Prozent d​es Reichsmarkvolumens.[68] Die UdSSR reagierte m​it der Blockade Westberlins v​om 24. Juni 1948 b​is zum 12. Mai 1949, d​a sie i​n der Währungsreform e​ine Abkehr v​om vereinbarten einheitlichen Wirtschaftsgebiet Deutschlands sah. In d​er sowjetischen Besatzungszone w​urde noch i​m selben Monat d​ie „Deutsche Mark (Ost) (DM), später Mark d​er Deutschen Notenbank“ (MDN) eingeführt.

Siehe auch

Anmerkungen

  1. Dies entspricht beim Goldpreis des Jahres 1939 von 35 US-Dollar pro Feinunze und einem Wechselkurs von 2,50 Reichsmark für einen Dollar ca. 220 Millionen Reichsmark bzw. bei einem Goldpreis von 1000 Euro pro Feinunze ca. 2,5 Milliarden Euro.
  2. Dies entspricht beim Goldpreis des Jahres 1939 von 35 US-Dollar pro Feinunze über 620 Tonnen Gold bzw. bei einem Goldpreis von 1000 Euro pro Feinunze 20 Milliarden Euro. Laut der Tripartite Gold Commission waren 337 Tonnen davon geraubte Währungsreserven.
  3. Dies entspricht beim Goldpreis des Jahres 1939 von 35 US-Dollar pro Feinunze über 77 Tonnen Gold bzw. bei einem Goldpreis von 1000 Euro pro Feinunze ca. 2,5 Milliarden Euro.

Literatur

  • Georg Thomas: Geschichte der deutschen Wehr- und Rüstungswirtschaft (1918–1943/45). Boldt 1966, ISBN 3-7646-1067-0.
  • Dietmar Petzina: Autarkiepolitik im Dritten Reich. Der nationalsozialistische Vierjahresplan (Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 16), Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1968.
  • Avraham Barkai: Das Wirtschaftssystem des Nationalsozialismus. Ideologie, Theorie, Politik. 1933–1945. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 1988, ISBN 3-596-24401-3.
  • Helmut Woll: Die Wirtschaftslehre des deutschen Faschismus, R. Oldenbourg Verlag, München/Wien 1988 ISBN 3-486-20836-5.
  • Wilhelm Deist, Manfred Messerschmidt, Hans-Erich Volkmann: Ursachen und Voraussetzungen des Zweiten Weltkrieges. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 1989, ISBN 3-596-24432-3.
  • Richard Overy: War and Economy in the Third Reich. Clarendon, Oxford 1994, ISBN 0-19-820599-6.
  • Werner Bührer, Edgar Grande (Hrsg.): Unternehmerverbände und Staat in Deutschland. Nomos Verlag, Baden-Baden 2000, ISBN 3-7890-6592-7.
  • Dietrich Eichholtz: Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft 1939–1945. 3 Bände (5 Teilbände). Neuausgabe (= Nachdr. der Ausg. Berlin, Akademie-Verlag, 1969–1996, erg. durch ein Vorwort und Gesamtregister) K.G. Saur Verlag, München 1999, ISBN 3-598-11428-1.
  • Frank Bajohr: Parvenüs und Profiteure. Korruption in der NS-Zeit. Fischer, Frankfurt 2001, ISBN 3-10-004812-1.
  • Michael von Prollius: Das Wirtschaftssystem der Nationalsozialisten 1933–1939. Steuerung durch emergente Organisation und politische Prozesse. Paderborn 2003. ISBN 3-506-76948-0.
  • Rainer Karlsch und Raymond G. Stokes: Faktor Öl. Die Mineralölwirtschaft in Deutschland 1859–1974, München 2003, ISBN 978-3406502767.
  • Götz Aly: Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus. Fischer, Frankfurt 2005, ISBN 3-10-000420-5.
  • Daniela Kahn: Die Steuerung der Wirtschaft durch Recht im nationalsozialistischen Deutschland. Das Beispiel der Reichsgruppe Industrie. Frankfurt 2006, ISBN 978-3-465-04012-5.
  • Adam Tooze & Yvonne Badal (Übers.): Ökonomie der Zerstörung. Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus Siedler, München 2007 (zuerst engl. 2006) ISBN 978-3-88680-857-1, Neuauflage Bundeszentrale für politische Bildung BpB (Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung Bd. 663) ISBN 978-3-89331-822-3. Weitere Neuauflage Pantheon, München 2008 ISBN 3-570-55056-7. Leseprobe
  • Tim Schanetzky: Kanonen statt Butter". Wirtschaft und Konsum im Dritten Reich. C.H. Beck, München 2015, ISBN 978-3-406-67515-7.
  • Martin Dean: Robbing the Jews – The Confiscation of Jewish Property in the Holocaust, 1935–1945, Cambridge University Press, Cambridge 2008, ISBN 978-0-521-88825-7.
  • Karsten Heinz Schönbach: Die deutschen Konzerne und Nationalsozialismus 1926–1943. Berlin 2015, Diss. 2012, ISBN 978-3-86464-080-3.
  • Holm A. Leonhardt: Kartelltheorie und Internationale Beziehungen. Theoriegeschichtliche Studien, Hildesheim 2013, S. 210–250, 372–392 (= Kartellwesen und Lenkungswirtschaft des Dritten Reiches).

Einzelnachweise

  1. Detlev Humann: Arbeitsschlacht. Arbeitsbeschaffung und Propaganda in der NS-Zeit 1933–1939. Göttingen 2011, S. 51: „Papen indes vollzog noch immer nicht den nötigen Schritt zur direkten Krisenbekämpfung, sondern kaprizierte sich wiederum auf den klassischen Ansatz, wonach sich staatliche Intervention auf Hilfe zur Selbsthilfe der Privatwirtschaft zu beschränken habe. Schleicher brach schließlich mit dieser Haltung […]“
  2. Bernd-Jürgen Wendt: Deutschland 1933-1945. Das „Dritte Reich“ Handbuch zur Geschichte. Hannover 1995, S. 369.
  3. Eckart Teichert: Autarkie und Großraumwirtschaft in Deutschland 1930-1939. München 1984, S. 143.
  4. Hans-Erich Volkmann: Die NS-Wirtschaft in Vorbereitung des Krieges. In: Wilhelm Deist, Manfred Messerschmidt, Hans-Erich Volkmann, Wolfram Wette: Ursachen und Voraussetzungen des Zweiten Weltkriegs. Frankfurt am Main 1989, S. 242 f.
  5. Mark Spoerer, Jochen Streb, Neue Deutsche Wirtschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2013, S. 104, abgerufen am 21. März 2015 bei De Gruyter
  6. Alexander Graf von Brockdorff: Weltwirtschaft und Weltrüstung. In: Wehrtechnische Monatshefte. Nr. 39 (1935).
  7. Ralf Banken: Der Ursprung der geräuschlosen Kriegsfinanzierung im „Dritten Reich“ 1935–1939. (PDF) In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte Band 61 Heft 2. 4. November 2020, S. 459–485, hier 461f., abgerufen am 15. Juni 2021.
  8. Michael Wildt: Volksgemeinschaft. In: https://www.bpb.de/. bpb Bundeszentrale für politische Bildung, 24. Mai 2012, abgerufen am 13. Dezember 2019.
  9. Vgl. Adam Tooze Ökonomie der Zerstörung. Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus. Aus dem Englischen von Yvonne Badal. Siedler Verlag, München 2007, 927 Seiten, ISBN 978-3-88680-857-1. S. 594.
  10. Harald Welzer: Die Deutschen und ihr „Drittes Reich“. In: bpb Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Das Parlament. Aus Politik und Zeitgeschichte, Nr. 14-15/2007. Bonn 2007.
  11. Holm A. Leonhardt: Kartelltheorie und Internationale Beziehungen. Theoriegeschichtliche Studien, Hildesheim 2013, S. 210–250.
  12. Leonhardt, Kartelltheorie, S. 213.
  13. Leonhardt, Kartelltheorie, S. 214, 383.
  14. Leonhardt, Kartelltheorie, S. 223.
  15. Leonhardt, Kartelltheorie, S. 374, 381–392.
  16. Dietmar Pieper: Lebenssaft der Wehrmacht. In: https://www.spiegel.de/. Der Spiegel, 28. Juni 2010, abgerufen am 23. November 2019.
  17. Adam Tooze, Wages of Destruction: The Making and Breaking of the Nazi Economy, 2006, Taschenbuchausgabe 2007, S. 138 ff.; Adam Tooze: Ökonomie der Zerstörung. Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus. Aus dem Englischen von Yvonne Badal. Siedler, München 2007, ISBN 978-3-88680-857-1, S. 170 f.
  18. Ursula Albert: Die deutsche Wiederaufrüstung der Dreißiger Jahre als Teil der staatlichen Arbeitsbeschaffung und ihre Finanzierung durch das System der Mefowechsel. Dissertation an der Hochschule für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Nürnberg 1956.
  19. Jürgen Stelzner: Arbeitsbeschaffung und Wiederaufrüstung 1933–1936. Nationalsozialistische Beschäftigungspolitik und Aufbau der Wehr- und Rüstungswirtschaft. Dissertation an der Universität Tübingen, 1976.
  20. Heinz Wehner, Die Rolle des faschistischen Verkehrswesens in der ersten Phase des Zweiten Weltkrieges. In: Bulletin des Arbeitskreises Zweiter Weltkrieg. 1966.
  21. Edward Homze: Arming the Luftwaffe. Lincoln 1976.
  22. Jost Dülffer: Weimar, Hitler und die Marine. Reichspolitik und Flottenbau 1920–1939. Droste, Düsseldorf 1973, ISBN 3-7700-0320-9.
  23. Michael Ebi: Export um jeden Preis. Stuttgart 2004, S. 207.
  24. Ralf Banken: Der Ursprung der geräuschlosen Kriegsfinanzierung im „Dritten Reich“ 1935–1939. (PDF) In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte Band 61 Heft 2. 4. November 2020, S. 459–485, hier 462ff., abgerufen am 15. Juni 2021.
  25. Ralf Banken: Der Ursprung der geräuschlosen Kriegsfinanzierung im „Dritten Reich“ 1935–1939. (PDF) In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte Band 61 Heft 2. 4. November 2020, S. 459–485, hier 460, 464f., abgerufen am 15. Juni 2021.
  26. Ralf Banken: Der Ursprung der geräuschlosen Kriegsfinanzierung im „Dritten Reich“ 1935–1939. (PDF) In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte Band 61 Heft 2. 4. November 2020, S. 459–485, hier 465ff., abgerufen am 15. Juni 2021.
  27. Die Notenbank im Dritten Reich (Memento vom 6. Januar 2015 im Internet Archive), Website der Oesterreichische Nationalbank
  28. Ralf Banken: Der Ursprung der geräuschlosen Kriegsfinanzierung im „Dritten Reich“ 1935–1939. (PDF) In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte Band 61 Heft 2. 4. November 2020, S. 459–485, hier 467ff., abgerufen am 15. Juni 2021.
  29. Ralf Banken: Der Ursprung der geräuschlosen Kriegsfinanzierung im „Dritten Reich“ 1935–1939. (PDF) In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte Band 61 Heft 2. 4. November 2020, S. 459–485, hier 472f., abgerufen am 15. Juni 2021.
  30. Ralf Banken: Der Ursprung der geräuschlosen Kriegsfinanzierung im „Dritten Reich“ 1935–1939. (PDF) In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte Band 61 Heft 2. 4. November 2020, S. 459–485, hier 473, abgerufen am 15. Juni 2021.
  31. Ralf Banken: Der Ursprung der geräuschlosen Kriegsfinanzierung im „Dritten Reich“ 1935–1939. (PDF) In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte Band 61 Heft 2. 4. November 2020, S. 459–485, hier 481, abgerufen am 15. Juni 2021.
  32. Götz Aly: Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus. S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main, 2005 ISBN 3-10-000420-5 S. 353 f.
  33. Dieter Stiefel: „Gold gab ich für Eisen“. In: Karl Bachinger et al.: Abschied vom Schilling. Eine österreichische Wirtschaftsgeschichte. Verlag Styria, Graz/Wien/Köln 2001, ISBN 3-222-12872-3, S. 135–154, hier S. 140.
  34. Hitlers beflissene Hehler, Der Spiegel 12/1997 vom 17. März 1997.
  35. Ingo Loose: Kredite für NS-Verbrechen: die deutschen Kreditinstitute in Polen und die Ausraubung der polnischen und jüdischen Bevölkerung 1939–1945, R. Oldenbourg Verlag 2007, ISBN 978-3-486-58331-1, Abschnitt Die Evakuierung der Gold- und Devisenbestände der Bank Polski S. 64 ff. (online in der Google-Buchvorschau)
  36. Hans Pohl u. a. (Hrsg.): Deutsche Börsengeschichte. 1992, ISBN 3-7819-0519-5, S. 270–280.
  37. Jahresbericht der Reichs-Kredit-Gesellschaft Deutschlands wirtschaftliche Lage an Jahreswende 1935/36 (Memento vom 22. März 2014 im Internet Archive) in der Ausgabe Februar 1936 der Weißen Blätter, S. 57–64.
  38. Kapitel: „Verflechtung von Banken und Staat im ‚Dritten Reich’“ in: Karsten Heinz Schönbach: Die deutschen Konzerne und Nationalsozialismus 1926–1943. Berlin 2015, S. 438 ff.
  39. Hans Merkel und Otto Wöhrmann: Deutsches Bauernrecht. Leipzig 1940.
  40. Klaus Wittmann: Schweden in der Außenwirtschaft des Dritten Reiches. 1933–1945. Dissertation an der Universität Hamburg. Oldenbourg, München/Wien 1976, ISBN 3-486-48411-7.
  41. Wolfgang Schieder: Spanischer Bürgerkrieg und Vierjahresplan. Zur Struktur nationalsozialistischer Außenpolitik. In: Ulrich Engelhardt (Hrsg.): Soziale Bewegung und politische Verfassung. Klett, Stuttgart 1976, ISBN 3-12-901850-6.
  42. Expertise des Wirtschaftsrüstamtes (Tomberg), BA-MA Wi, IV/1551.
  43. Studie des Reichsamtes für Wirtschaftsaufbau über die „Möglichkeiten einer Großraumwirtschaft unter deutscher Führung.“ Juli 1939.
  44. Wolf-Arno Kropat: Reichskristallnacht, Seite 147 ff.
  45. Zit. nach Dietrich Eichholtz: Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft 1939–1945. Bd. 1, De Gruyter, Berlin 2003, ISBN 978-3-11-096489-9 (abgerufen über De Gruyter Online), S. 41 f.
  46. Wilhelm Treue: Hitlers Denkschrift zum Vierjahresplan 1936. In: VfZ 2/1955, S. 184 ff. Online, Seite 193, abgerufen am 23. März 2015.
  47. Ian Kershaw: Hitler. 1936–1945. DVA, Stuttgart 2000, S. 51–56, zit. 55.
  48. Ian Kershaw: Hitler. 1936–1945. DVA, Stuttgart 2000, S. 56 f.
  49. Ian Kershaw: Hitler. 1936–1945. DVA, Stuttgart 2000, S. 51 f.
  50. Wilhelm Deist, Manfred Messerschmidt & Hans-Erich Volkmann: Ursachen und Voraussetzungen des Zweiten Weltkrieges. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 1989, ISBN 3-596-24432-3.
  51. Richard J. Overy, Verhöre. Die NS-Elite in den Händen der Alliierten 1945. Propyläen, München/Berlin 2002, ISBN 3-549-07163-9.
  52. Götz Aly: Hitlers Volksstaat. Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus. S. Fischer, Frankfurt a. M., 2. Auflage 2005, ISBN 3-10-000420-5, S. 114–131; dort zahlreiche Belege: So wurden noch im Winter 1944/45 alleine auf der von der britischen Übermacht eingekreisten Insel Rhodos 25.000 Zulassungsmarken für Heimatpäckchen ausgestellt (S. 124).
  53. Zitiert nach der Zitierweise des Handkatalogs der Air Historical Branch mittels FD Nummer 5454/45. Archiv der Air Historical Branch des Air Ministry in London.
  54. Stefan Karner & Peter Ruggenthaler Zwangsarbeit in Land- und Forstwirtschaft auf dem Gebiet Österreichs 1939–1945. Veröffentlichungen der Österreichischen Historikerkommission. Oldenbourg, Wien/München 2004, ISBN 3-7029-0532-4 (PDF (Memento vom 15. März 2005 im Internet Archive) im Internet Archive).
  55. Anwerbung zur Zwangsarbeit, Wollheim Memorial, abgerufen am 20. Oktober 2015.
  56. Randy Holderfield,Michael Varhola: D-day: The Invasion of Normandy, June 6, 1944, Da Capo Press, 30. April 2009, ISBN 1-882810-46-5, S. 34 ff.
  57. Rolf-Dieter Müller: Von der Wirtschaftsallianz zum kolonialen Ausbeutungskrieg, in: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Hrsg. v. Militärgeschichtlichen Forschungsamt. Bd. 4. Der Angriff auf die Sowjetunion. Deutsche Verlags-Anstalt. Stuttgart 1983. ISBN 3-421-06098-3, S. 98–189, hier S. 146 ff.; Adam Tooze: Ökonomie der Zerstörung. Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus. Siedler, München 2007, ISBN 978-3-88680-857-1, S. 552 ff.
  58. siehe auch Geologische Bundesanstalt: Erdöl und Erdgas in Österreich
  59. Imperial War Museum, London, Box 368, Report V90, Rationalisation in the Components Industrie.
  60. Oberkommando des Heeres (OKH), Studie über Rüstung, 25. Januar 1944.
  61. Imperial War Museum, London; BMW Kriegsleistungsbericht: Ablauf der Lieferungen.
  62. Meldepflicht für Frauen bis 50 (Memento vom 1. Februar 2009 im Internet Archive), Website zur ARD-Sendereihe 60 Jahre Kriegsende.
  63. Rolf Wagenführ: Die deutsche Industrie im Kriege 1939–1945. Duncker & Humblot, Berlin 1954; Nachdruck 2006, ISBN 3-428-12058-2, S. 178–181.
  64. Adelbert Reif: Albert Speer. Kontroversen um ein deutsches Phänomen. Bernard & Graefe, München 1978, ISBN 3-7637-5096-7, S. 73. Percy Ernst Schramm: Hitler als militärischer Führer. Erkenntnisse und Erfahrungen aus dem Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht. Athenäum, Frankfurt am Main 1965, S. 36.
  65. Bernhard Löffler: Soziale Marktwirtschaft und administrative Praxis: das Bundeswirtschaftsministerium unter Ludwig Erhard (= Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Beih. 162). Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-515-07940-8, S. 56 ff.
  66. Vgl. Michael Brackmann, in: Handelsblatt: Der Tag X, 25. Juni 2006.
  67. Tooze, Ökonomie, S. 727 f.
  68. Michael Sauga: Historiker Werner Abelshauser: "Es gab kein Wirtschaftswunder". In: Der Spiegel. Abgerufen am 4. November 2020.
  69. Testament von Robert Ley, Abschrift aus dem Originalmanuskript vom 25. August 1945, Nachlass Ley, BA Koblenz, NL 1468 Bd. 1.
  70. Werner Abelshauser: Deutsche Wirtschaftsgeschichte – Von 1945 bis zur Gegenwart. Bonn 2011. ISBN 978-3-8389-0204-3. S. 23.
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