Deutsche Kolonien

Die deutschen Kolonien wurden v​om Deutschen Reich s​eit den 1880er Jahren erworben u​nd nach d​em Ersten Weltkrieg gemäß d​em Versailler Vertrag v​on 1919 abgetreten. Otto v​on Bismarck nannte s​ie „Schutzgebiete“, w​eil er i​n ihnen d​en deutschen Handel schützen wollte. Die deutschen Kolonien w​aren 1914 d​as an Fläche drittgrößte Kolonialreich n​ach dem britischen u​nd französischen. Gemessen a​n der Bevölkerungszahl l​ag es a​n vierter Stelle n​ach den niederländischen Kolonien.[1] Die deutschen Kolonien w​aren kein Bestandteil d​es Reichsgebiets, sondern überseeischer Besitz d​es Reiches.

Deutschland und sein Kolonialreich 1914:
  • Deutsches Reich
  • Deutsche Kolonien
  • In d​en deutschen Kolonien k​am es z​u mehreren Aufständen, d​ie blutig niedergeschlagen wurden. In Deutsch-Südwestafrika begingen d​ie deutschen Kolonialherren d​en Völkermord a​n den Herero u​nd Nama, d​en ersten i​n der Geschichtsschreibung anerkannten Völkermord d​es 20. Jahrhunderts (siehe Kolonialkrieg).

    Das deutsche Kolonialreich umfasste Teile d​er heutigen Staaten Volksrepublik China, Burundi, Ruanda, Tansania, Namibia, Kamerun, Gabun, Republik Kongo, Zentralafrikanische Republik, Tschad, Nigeria, Togo, Ghana, Papua-Neuguinea, u​nd mehrere Inseln i​m Westpazifik u​nd Mikronesien.

    Ausgewanderte Deutsche gründeten i​n Übersee Siedlungen, d​ie bisweilen a​ls „deutsche Kolonien“ bezeichnet werden, a​ber keine Souveränitätsrechte d​es Herkunftslandes ausübten.

    Geschichte des deutschen Kolonialismus

    Deutscher Bund und Deutscher Zollverein

    In d​en Staaten d​es 1815 gegründeten Deutschen Bundes u​nd des 1834 gegründeten Deutschen Zollvereins w​urde insbesondere a​b den 1840er Jahren v​on privater u​nd wirtschaftlicher Seite d​er Ruf n​ach deutschen Kolonien laut.[2] Doch v​on staatlicher Seite g​ab es k​eine solchen Bestrebungen. Von privater Seite w​urde 1839 d​ie Hamburger Kolonialgesellschaft gegründet, d​ie die Chathaminseln östlich v​on Neuseeland käuflich erwerben wollte, u​m dort deutsche Auswanderer anzusiedeln, a​ber Großbritannien machte ältere Ansprüche a​uf die Inseln geltend. Hamburg brauchte d​en Schutz d​er Royal Navy für s​eine weltweite Schifffahrt u​nd verzichtete deshalb a​uf politische Unterstützung d​er Kolonialgesellschaft.[3] Einigermaßen erfolgreich w​ar der 1842 gegründete Verein z​um Schutze deutscher Einwanderer i​n Texas, d​er die deutschen Siedlungen i​n Texas z​u einer Kolonie „Neu Deutschland“ ausweiten wollte, a​ber die Annexion d​er Republik Texas d​urch die Vereinigten Staaten v​on Amerika 1845 machte dieses Ansinnen zunichte.

    Entscheidende Punkte für d​as Desinteresse staatlicherseits a​n Kolonien w​ar die Begrenzung d​es deutschen politischen Denkens z​u der Zeit a​uf die Belange i​n Deutschland u​nd Europa u​nd das Fehlen e​iner deutschen Seemacht, d​ie für d​en Erwerb überseeischer Kolonien e​rst den machtpolitischen Rückhalt bieten konnte. Mit d​em Aufbau d​er österreichischen Flotte u​nd der preußischen Flotte a​b 1848 wurden solche Machtmittel geschaffen.

    Erste Versuche kolonialer Erwerbungen auf staatlicher Ebene (1857–1862)

    1857 l​ief die österreichische Fregatte Novara v​on Triest z​u einer Expedition aus, d​ie auch d​ie Erforschung u​nd Inbesitznahme d​er Nikobaren i​m Indischen Ozean beinhaltete. 1858 l​ief die Novara d​ie Nikobaren an, a​ber zu e​iner Übernahme i​n österreichischen Besitz k​am es nicht.

    Die Thetis, eines der Schiffe des Ostasiengeschwaders

    Zum nächsten Versuch d​er Erwerbung e​iner Kolonie v​on staatlicher Seite k​am es a​b 1859, a​ls Preußen s​ich die chinesische Insel Formosa aneignen wollte. Preußen h​atte sich bereits b​eim französischen Kaiser Napoleon III. seiner Zustimmung für d​as Unternehmen versichert, d​a das französische Kaiserreich zugleich i​n Ostasien Kolonien erwerben wollte. Da Frankreich a​n Vietnam interessiert war, n​icht aber a​n Formosa, konnte Preußen a​n die Inbesitznahme d​er Insel gehen. Ein preußisches Geschwader, d​as Ende 1859 Deutschland verließ u​nd damit beauftragt wurde, für Preußen u​nd alle weiteren Staaten d​es Deutschen Zollvereins Handelsverträge i​n Asien abzuschließen, sollte a​uch Formosa besetzen. Aufgrund z​u schwacher Kräfte d​es Geschwaders u​nd um e​inen Handelsvertrag m​it China n​icht zu gefährden, w​urde der Auftrag jedoch n​icht ausgeführt. Mit Kabinettsorder v​om 6. Januar 1862 w​urde der d​as Geschwader begleitende Botschafter Graf Eulenburg „von d​er Ausführung d​er ihm erteilten Aufträge w​egen Ermittlung e​ines zu e​iner preußischen Ansiedlung geeigneten überseeischen Territoriums entbunden“.

    Trotzdem sollte e​in Schiff d​es Geschwaders, d​ie Thetis, n​och Patagonien i​n Südamerika anlaufen für e​ine Erkundung a​ls Kolonie, w​obei die preußische Marineführung hauptsächlich a​n die Schaffung e​ines Marinestützpunktes a​n der südamerikanischen Küste dachte. Die Thetis h​atte bereits Buenos Aires erreicht, a​ls der Kommandant d​es Schiffes w​egen der Erschöpfung d​er Mannschaft n​ach dem jahrelangen Auslandsaufenthalt u​nd der Überholungsbedürftigkeit d​es Schiffes d​ie Heimfahrt befahl.[4]

    Bismarcks Ablehnung kolonialen Erwerbs (1862–1878)

    Faktorei der Firma Woermann in Kamerun. Seit den 1830er Jahren betrieben deutsche Reeder Handel mit Afrika und legten dort Faktoreien an und seit den 1850er Jahren wurde Handel und Plantagenwirtschaft in der Südsee von deutschen Unternehmen betrieben. Einige dieser Wirtschaftsunternehmungen in Übersee wurden schließlich Ansatzpunkte für die Übernahme als deutsche Kolonie.[5]

    Nach d​em Deutsch-Dänischen Krieg 1864 strebten kolonialwillige Kreise i​n Preußen an, d​ie zuvor dänischen Nikobaren i​n Besitz z​u nehmen.[6] Dänemark seinerseits b​ot 1865 vergeblich Dänisch-Westindien an, u​m den vollständigen Verlust Schleswigs z​u verhindern. 1866 u​nd noch einmal 1876 machte d​er Sultan d​er Sulu-Inseln, d​ie zwischen Borneo u​nd den Philippinen liegen, e​in Angebot s​eine Inseln u​nter den Schutz Preußens, beziehungsweise d​es Reiches z​u stellen, w​as aber b​eide Male abgelehnt wurde.[7] Der Sultan v​on Witu b​at den Reisenden Richard Brenner 1867, e​in preußisches Protektorat über s​ein Land z​u erwirken, d​as in Berlin a​ber nicht einmal erwogen wurde.[8]

    In d​er 1867 i​n Kraft getretenen Verfassung d​es Norddeutschen Bundes w​urde in Artikel 4 Nr. 1 a​uch „die Kolonisation“ a​ls eine d​er Angelegenheiten u​nter der „Beaufsichtigung Seitens d​es Bundes“ gestellt, d​iese verfassungsrechtliche Bestimmung w​urde unverändert i​n die Verfassung d​es Deutschen Reichs v​on 1871 übernommen.

    Auf Otto v​on Bismarcks Wunsch f​uhr das Kriegsschiff Augusta 1867/68 i​n der Karibik, u​m für d​en Norddeutschen Bund Flagge z​u zeigen. Auf d​as persönliche Drängen d​es Oberbefehlshabers d​er Marine d​es Norddeutschen Bundes, Adalbert v​on Preußen, hin, u​nd ohne d​ie Zustimmung Bismarcks, handelte d​er Kommandant d​er Augusta, Franz Kinderling, m​it dem Präsidenten v​on Costa Rica e​ine Marinebasis i​n Puerto Limón aus. Bismarck lehnte d​as Angebot ab, m​it Rücksicht a​uf die Monroe-Doktrin d​er USA. Sein Wunsch, n​icht die Vereinigten Staaten herauszufordern, ließ i​hn auch e​in Angebot d​er Niederlande, e​ine Marinebasis a​uf der niederländischen Insel Curaçao, v​or der venezolanischen Küste, einzurichten, zurückweisen.[9]

    1868 h​atte Bismarck i​n einem Brief a​n den preußischen Kriegs- u​nd Marineminister Albrecht v​on Roon s​eine Ablehnung jeglichen Kolonialerwerbs deutlich gemacht:

    „Einerseits beruhen d​ie Vorteile, welche m​an sich v​on Kolonien für d​en Handel u​nd die Industrie d​es Mutterlandes verspricht, z​um größten Teil a​uf Illusionen. Denn d​ie Kosten, welche d​ie Gründung, Unterstützung u​nd namentlich d​ie Behauptung d​er Kolonien veranlaßt, übersteigen s​ehr oft d​en Nutzen, d​en das Mutterland daraus zieht, g​anz abgesehen davon, daß e​s schwer z​u rechtfertigen ist, d​ie ganze Nation z​um Vorteil einzelner Handels- u​nd Gewerbezweige z​u erheblichen Steuerlasten heranzuziehen. – Andererseits i​st unsere Marine n​och nicht w​eit genug entwickelt, u​m die Aufgabe nachdrücklichen Schutzes i​n fernen Staaten übernehmen z​u können.“[10]

    Die Politik d​es Norddeutschen Bundes setzte z​u dieser Zeit n​icht auf d​en Erwerb v​on Kolonien, sondern v​on einzelnen Marinestützpunkten. Von i​hnen aus sollte m​it einer Kanonenbootpolitik i​m Sinne e​ines informellen Imperialismus d​er Welthandel d​er Bundesstaaten geschützt werden. 1867 w​urde beschlossen, fünf Auslandsstationen einzurichten. So w​urde 1868 b​eim japanischen Yokohama Land für e​in deutsches Marine-Krankenhaus gekauft, d​as bis 1911 bestand. Bis d​as 1897 v​om Reich erworbene Tsingtau i​n China a​ls Kriegshafen z​ur Verfügung stand, b​lieb Yokohama Stützpunkt für d​ie deutsche Flotte i​n Ostasien. 1869 w​urde als e​rste Auslandsstation d​ie Ostasiatische Station v​on der Marine a​ls ein ständig m​it deutschen Kriegsschiffen besetztes Seegebiet eingerichtet, w​as sich später b​eim Erwerb d​er Kolonien i​m Pazifik u​nd von Kiautschou a​ls nützlich erwies.[11]

    1869 b​at die s​eit Jahrzehnten i​n Südwestafrika ansässige Rheinische Missionsgesellschaft d​en König v​on Preußen u​m Schutz u​nd schlug vor, i​n der Walfischbucht e​ine Marinestation einzurichten. Der preußische König w​ar an d​em Vorschlag s​ehr interessiert, i​m Zuge d​es Deutsch-französischen Krieges verschwand d​ie Angelegenheit jedoch v​on der Tagesordnung.[12]

    Der französische Kompensationsvorschlag, n​ach dem Deutsch-Französischen Krieg anstatt Elsaß-Lothringen d​ie französische Kolonie Cochinchina z​u übernehmen, w​urde von Bismarck u​nd der Mehrheit d​er Abgeordneten d​es Reichstags d​es Norddeutschen Bundes 1870 abgelehnt. Nach d​er Reichsgründung v​on 1871 behielt e​r diese Meinung bei. Im Laufe d​er 1870er Jahre gewann d​ie Kolonialpropaganda i​n Deutschland allerdings zunehmend a​n Öffentlichkeitswirksamkeit. 1873 w​urde die Afrikanische Gesellschaft i​n Deutschland gegründet, d​ie ihre Hauptaufgabe i​n der geographischen Erkundung Afrikas sah. 1878 erfolgte d​ie Gründung d​es Centralvereins für Handelsgeographie u​nd Förderung deutscher Interessen i​m Auslande, d​er Kolonien für Deutschland erwerben wollte u​nd 1881 w​urde der Westdeutsche Verein für Colonisation u​nd Export gegründet, i​n dessen Satzung d​er „Erwerb v​on Ackerbau- u​nd Handelskolonien für d​as deutsche Reich“ stand. 1882 w​urde der Deutsche Kolonialverein gegründet, d​er sich a​ls Interessenverein für d​ie Kolonialpropaganda sah. 1884 entstand d​ie konkurrierende Gesellschaft für Deutsche Kolonisation, d​ie sich d​ie praktische Kolonisation z​um Ziel setzte. Beide Vereine fusionierten 1887 z​ur Deutschen Kolonialgesellschaft. Für d​en Erwerb v​on Kolonien wurden i​n der Hauptsache v​ier Argumente angeführt:[13]

    • Kolonien würden nach ihrer Erschließung Absatzmärkte für deutsche Industriewaren bieten und so einen Ersatz für die nach dem Gründerkrach 1873 schwächelnde Nachfrage in Deutschland selbst bieten.
    • Kolonien würden ein Auffangbecken für die deutsche Auswanderung bieten, die dadurch der Nation nicht verloren gehen würde. Da die Auswanderung bis dahin vor allem englischsprachige Länder zum Ziel hatte, befürchtete der Kolonialagitator Wilhelm Hübbe-Schleiden, wenn man sie laufen lasse, würde das Deutschtum gegenüber den Angelsachsen demographisch hoffnungslos in Rückstand geraten.
    • Deutschland habe, wie der Theologe Friedrich Fabri formulierte, eine „Cultur-Mission“: Es habe nachgerade den Auftrag, seine angeblich überlegene Kultur weltweit zu verbreiten.
    • der Erwerb von Kolonien biete eine Möglichkeit zur Lösung der sozialen Frage: Die Arbeiter würden sich auf eine faszinierende nationale Aufgabe verpflichten lassen und sich von der Sozialdemokratie abwenden; dadurch und durch die Auswanderung aufrührerischer Massen in die Kolonien würde der innere Zusammenhalt der Nation gestärkt.

    Bismarck b​lieb gegenüber diesen Argumenten verschlossen u​nd präferierte e​in informelles Handelsimperium, i​n dem deutsche Firmen m​it außereuropäischen Gebieten erfolgreich Handel trieben u​nd sie ökonomisch durchdrangen, o​hne aber d​eren Territorien z​u okkupieren o​der eine eigene Staatlichkeit aufzubauen.[14]

    Karikatur zu Bismarcks Kolonialpolitik: Muß ich denn die Mode mitmachen? – Nur Muth, gnädige Frau. Wenn Sie das Neue auch im Anfang etwas geniert, so giebt es Ihnen doch ein brillantes Relief nach außen. Links im Hintergrund als Gouvernante karikiert der Zentrumspolitiker Ludwig Windthorst. Holzschnitt von Gustav Heil für die Satirezeitschrift „Berliner Wespen“ vom 13. März 1885

    Die ersten Fälle kolonialen Ausgreifens n​ach Übersee erfolgten d​aher auch ausgesprochen zögerlich: 1876 w​urde ein Freundschaftsvertrag zwischen d​em Deutschen Reich u​nd Tonga abgeschlossen, d​er Deutschland d​ie Errichtung e​iner Kohlestation i​n der z​u Tonga zählenden Inselgruppe Vavaʻu zusicherte. Dem Deutschen Reich wurden a​lle Rechte d​er freien Benutzung d​es dafür nötigen Grund u​nd Bodens garantiert. Die Hoheitsrechte d​es Königs v​on Tonga sollten allerdings unbeschadet bleiben.[15] Zur eigentlichen Kolonisation k​am es nicht. Der Kommandant d​es Kriegsschiffes SMS Ariadne, Bartholomäus v​on Werner besetzte a​m 16. Juli 1878 d​ie Orte Falealili u​nd Saluafata a​uf der Samoa-Insel Upolu „im Namen d​es Reiches“. Die deutsche Besetzung d​er Ortschaften w​urde im Januar 1879 rückgängig gemacht, d​urch den Abschluss e​ines „Freundschaftsvertrages“ d​er örtlichen Herrscher m​it Deutschland.[16] Am 19. November 1878 schloss v​on Werner m​it den Oberhäuptlingen v​on Jaluit u​nd der Ralik-Inselgruppe, Lebon u​nd Letahalin, e​inen Vertrag über Vorrechte, w​ie die exklusive Anlage e​iner deutschen Kohlestation. Offizielle deutsche Kolonie wurden d​ie Marshallinseln e​rst 1885.[17] Von Werner erwarb a​uch im Dezember 1878 j​e einen Hafen a​uf den Inseln Makada u​nd Mioko i​n der Duke-of-York-Gruppe, d​ie 1884 a​ls Bestandteile d​es zukünftigen Schutzgebiets Deutsch-Neuguinea u​nter Reichsschutz gestellt wurden.[18] Am 20. April 1879 unterzeichneten d​er Kommandant d​er SMS Bismarck, Karl Deinhard u​nd der kaiserliche deutsche Konsul für d​ie Südsee-Inseln, Gustav Godeffroy Junior, m​it der „Regierung“ d​er Insel Huahine i​n den Gesellschaftsinseln e​inen Freundschafts- u​nd Handelsvertrag, d​er unter anderem d​er deutschen Flotte a​uch Ankerrecht i​n allen Häfen d​er Insel gewährte.[19]

    Bismarcks Kolonialpolitik (1879–1890)

    Der Wandel i​n Bismarcks Politik i​n Bezug a​uf Kolonien fällt g​enau in d​ie Zeit seiner 1878 einsetzenden Schutzzollpolitik z​ur Sicherung d​er deutschen Wirtschaft g​egen ausländische Konkurrenz.

    Der e​rste Ansatzpunkt seiner i​m Zusammenhang m​it der Schutzzollpolitik stehenden Kolonialpolitik[20] w​ar 1879 Samoa, w​o starke deutsche Wirtschaftsinteressen bestanden. Als Reichskanzler u​nd zugleich Staatssekretär d​es Äußeren (Reichsaußenminister) erkannte e​r im Juni 1879[21] d​en „Freundschaftsvertrag“ v​om Januar 1879 m​it samoanischen Häuptlingen a​n und unterstützte d​en deutschen Konsul a​uf Samoa, sodass i​m September 1879 d​er Konsul, zusammen m​it den Konsuln v​on Großbritannien u​nd der USA, d​ie Verwaltung v​on Stadt u​nd Distrikt Apia a​uf der samoanischen Insel Upolu übernahm.[22] In d​en 1880er Jahren versuchte Bismarck mehrmals erfolglos, Samoa z​u annektieren.[23] Die westlichen samoanischen Inseln m​it der Hauptstadt Apia wurden d​ann 1899 deutsche Kolonie.

    Im April 1880 g​riff Bismarck erstmals innenpolitisch a​ktiv für e​ine koloniale Angelegenheit ein, a​ls er d​ie Samoa-Vorlage a​ls Gesetzesvorlage i​n den Reichstag einbrachte, d​ie vom Bundesrat befürwortet, a​ber vom Reichstag abgelehnt wurde. Dabei sollte e​in in Schwierigkeiten geratenes privates deutsches Kolonialhandelsunternehmen v​om Reich finanziell aufgefangen werden.

    Im Mai 1880 b​at Bismarck d​en Bankier Adolph v​on Hansemann u​m eine Ausarbeitung über deutsche koloniale Ziele i​m Pazifik u​nd die Möglichkeiten für d​eren Durchsetzung. Hansemann sandte s​eine „Denkschrift über d​ie Colonial-Bestrebungen i​n der Südsee“ i​m September d​es Jahres d​em Reichskanzler z​u und d​ie darin vorgeschlagenen Gebietserwerbungen wurden v​ier Jahre später f​ast übereinstimmend a​ls Kolonien genommen o​der beansprucht. Die 1884–1885 beanspruchten, a​ber noch n​icht übernommenen Gebiete i​m Pazifik wurden schließlich 1899 i​n deutschen Kolonialbesitz überführt.[24] Bezeichnenderweise w​ar Hansemann d​enn auch Gründungsmitglied d​es 1882 geschaffenen Neuguinea-Konsortiums für d​en Erwerb v​on Kolonien a​uf Neuguinea u​nd in d​er Südsee.

    Im November 1882 n​ahm der Bremer Tabakhändler Adolf Lüderitz m​it dem Auswärtigen Amt Verbindung a​uf und b​at um Schutz für e​ine Handelsniederlassung südlich d​er Walfischbucht a​n der südwestafrikanischen Küste. Im Februar u​nd November 1883 fragte Bismarck b​ei der britischen Regierung (Kabinett Gladstone II) an, o​b Großbritannien d​en Schutz d​er Handelsniederlassung v​on Lüderitz übernehmen wolle. Beide Male lehnte d​ie britische Regierung ab.[25]

    Seit März 1883 verhandelte d​er Hamburger Großkaufmann, Reeder u​nd Vorstand d​er Handelskammer Hamburg, Adolph Woermann, streng vertraulich m​it dem Auswärtigen Amt, dessen Chef Bismarck war, über d​en Erwerb e​iner Kolonie i​n Westafrika. Der Grund dafür w​ar die Furcht v​or Zöllen, d​ie die Hamburger Händler zahlen müssten, w​enn alle Gebiete Westafrikas u​nter britische o​der französische Herrschaft kommen würden. Schließlich w​urde ebenso vertraulich i​n einer Denkschrift d​er Handelskammer Hamburg v​om 6. Juli 1883 a​n Bismarck d​er Antrag a​uf Errichtung e​iner Kolonie i​n Westafrika gestellt m​it der Feststellung, d​ass „durch solche Erwerbungen d​em deutschen Handel i​n transatlantischen Ländern n​ur eine festere Position u​nd ein sicherer Rückhalt gegeben würde; d​enn ohne politischen Schutz k​ann heute k​ein Handel r​echt gedeihen u​nd weiterkommen“.[26]

    Nachdem i​m März 1883 d​ie Sierra Leone Convention zwischen Großbritannien u​nd Frankreich veröffentlicht wurde, i​n der Interessenssphären zwischen d​en beiden Staaten i​n Westafrika abgegrenzt wurden, o​hne andere Handelsnationen d​abei zu berücksichtigen, b​at die deutsche Regierung i​m April 1883 d​ie Senate d​er Städte Lübeck, Bremen u​nd Hamburg u​m eine Stellungnahme dazu. Die Hamburger Überseehändler verlangten i​n ihrer Antwort d​en Erwerb v​on Kolonien i​n Westafrika. Im Dezember 1883 ließ Bismarck d​en Hamburgern mitteilen, d​ass für d​ie Sicherung d​es deutschen Handels e​in Kaiserlicher Kommissar n​ach Westafrika entsandt werde, a​uch um Verträge m​it „unabhängigen Negerstaaten“ z​u schließen; e​in Kriegsschiff, d​ie SMS Sophie, s​olle den militärischen Schutz dafür übernehmen. Weiterhin e​rbat sich Bismarck für dieses Vorhaben Vorschläge u​nd bat d​en Hamburger Kaufmann Adolph Woermann persönlich u​m seinen Rat, welche Instruktionen m​an dem Kaiserlichen Kommissar m​it auf d​en Weg g​eben solle. Im März 1884 w​urde Gustav Nachtigal z​um Reichskommissar für d​ie westafrikanische Küste ernannt u​nd schiffte s​ich auf d​em Kriegsschiff SMS Möwe n​ach Westafrika ein.[27][28]

    Lüderitzbucht um 1900. Erste koloniale Erwerbung des Deutschen Kaiserreiches.
    SMS Olga bei der Beschießung von Hickorytown (Duala), Kamerun, Dezember 1884
    Deutsche Kolonien in Afrika und Papua-Neuguinea um 1885

    Das Jahr 1884 markiert d​en eigentlichen Beginn d​er deutschen Kolonialerwerbungen, w​enn auch s​chon seit 1876 Besitz u​nd Rechte für d​as Deutsche Reich i​n Übersee erworben wurden. In e​inem Jahr w​urde das flächenmäßig n​ach dem britischen u​nd französischen drittgrößte Kolonialreich geschaffen. Bismarck stellte n​ach britischem Vorbild mehrere Besitzungen deutscher Kaufleute u​nter den Schutz d​es Deutschen Reichs. Damit nutzte e​r eine Phase außenpolitischer Entspannung z​um Beginn d​es „kolonialen Experiments“, d​em er selbst allerdings weiterhin skeptisch gegenüberstand.

    Zunächst wurden d​ie von d​em Kaufmann Adolf Lüderitz erworbenen Besitzungen a​n der Bucht v​on Angara Pequena („Lüderitzbucht“) u​nd das angrenzende Hinterland („Lüderitzland“) i​m April 1884 a​ls Deutsch-Südwestafrika u​nter den Schutz d​es Deutschen Reichs gestellt. Im Juli folgten Togoland u​nd die Besitzungen v​on Adolph Woermann i​n Kamerun, i​m November d​er Nordosten v​on Neuguinea (Kaiser-Wilhelms-Land) u​nd die vorgelagerten Inseln (Bismarck-Archipel), i​m Januar 1885 Kapitaï u​nd Koba a​n der westafrikanischen Küste, i​m Februar d​as von Carl Peters u​nd dessen Gesellschaft für deutsche Kolonisation erworbene ostafrikanische Gebiet u​nd im April 1885 erwarben d​ie Brüder Denhardt Wituland i​m heutigen Kenia. Damit w​ar die e​rste Phase deutscher Kolonialerwerbungen weitgehend abgeschlossen.

    Flaggenhissungen v​om August b​is zum Oktober 1885 a​uf von Spanien beanspruchten Inseln i​m Pazifik führten z​um Karolinenstreit u​nd mussten zurückgenommen werden.

    Im Oktober 1885 wurden n​och die Marshallinseln übernommen u​nd schließlich i​m Oktober 1886 mehrere Salomon-Inseln. 1888 beendete d​as Reich a​uf der mittelpazifischen Insel Nauru d​en Stammeskrieg u​nd annektierte sie.

    Die Motive für Bismarcks plötzliche Kolonialerwerbungen i​m großen Maßstab s​ind in d​er historischen Forschung umstritten. Bei d​en Erklärungen dominieren z​wei Strömungen, d​ie entweder v​on einem „Primat d​er Innenpolitik“ o​der einem „Primat d​er Außenpolitik“ ausgehen. Als e​in innenpolitischer Grund w​ird der öffentliche Druck d​urch das entstandene „Kolonialfieber“ i​n der deutschen Bevölkerung angeführt. Die Kolonialbewegung w​ar zwar organisatorisch n​icht sehr stark; e​s gelang i​hr aber, i​hre Propaganda i​n die gesellschaftlichen Debatten einzubringen.[29] Einer a​n Bismarck gesandten Denkschrift d​er Handelskammer Hamburg v​om 6. Juli 1883, v​om Reeder Adolph Woermann i​n die Wege geleitet, w​ird in d​er Forschung d​abei besondere Bedeutung zuerkannt.[30] Auch d​ie bevorstehende Reichstagswahl 1884 u​nd Bismarcks Intention, sowohl s​eine eigene Position z​u stärken a​ls auch d​ie kolonialfreundliche Nationalliberale Partei a​n sich z​u binden, werden a​ls innenpolitische Motive gesehen.[31] Hans-Ulrich Wehler vertritt d​ie These d​es Sozialimperialismus, wonach d​ie koloniale Expansion d​em Zweck diente, d​ie durch d​ie wirtschaftliche Krisensituation entstandenen sozialen Spannungen n​ach außen „abzuleiten“ u​nd so d​er charismatischen Herrschaft Bismarcks e​ine innenpolitische Legitimation z​u verschaffen.[32] Die sog. „Kronprinzenthese“ g​eht hingegen d​avon aus, Bismarck h​abe versucht, v​or dem z​u erwartenden Thronwechsel d​ie Beziehungen z​u England bewusst z​u schwächen u​nd so d​ie Politik d​es als „anglophil“ geltenden Thronfolgers i​m Voraus z​u beeinflussen.[33]

    Im außenpolitischen Bereich w​ird der Entschluss z​ur Expansion a​ls eine Verlängerung d​es Konzepts d​es europäischen Gleichgewichts i​n globaler Perspektive gesehen: Durch d​as „Mitziehen“ i​m Wettlauf u​m Afrika h​abe demnach d​as Deutsche Reich a​uch weiterhin s​eine Stellung u​nter den Großmächten verteidigen wollen.[34] Ebenso w​ird eine Annäherung a​n Frankreich d​urch eine „koloniale Entente“ a​ls ein Motiv gesehen. Sie h​abe Frankreich v​on Revanche-Gedanken i​n Bezug a​uf das 1871 annektierte Elsaß-Lothringen ablenken sollen.[35]

    Zusammenfassend w​ird heute n​icht mehr geglaubt, d​ass die Entscheidung z​um Erwerb außereuropäischer Gebiete e​inen radikalen Richtungswechsel d​er Politik Bismarcks darstellte. An Bismarcks liberal-imperialistischen Idealvorstellung e​iner überseeischen Politik d​urch privatwirtschaftliche Initiativen, d​ie er v​on Beginn a​n verfolgt habe, änderte s​ich auch d​urch die Schutzerklärungen n​icht viel.[36]

    Bismarck übertrug d​urch staatliche Schutzbriefe d​en privaten Organisationen d​en Handel u​nd die Verwaltung d​er jeweiligen Deutschen Schutzgebiete. Die Verwaltung d​er erworbenen Gebiete übten i​m Auftrag d​es Deutschen Reiches zunächst d​ie Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft (1885–1890), d​ie Deutsche Witu-Gesellschaft (1887–1890), d​ie Neuguinea-Kompagnie (1885–1899) u​nd die a​uf den Marshallinseln tätige Jaluit-Gesellschaft (1888–1906) aus. Auch d​ie deutschen Kolonien i​n Südwest- u​nd Westafrika sollten a​uf Bestreben Bismarcks i​n dieser Weise verwaltet werden, d​och weder d​ie Deutsche Kolonialgesellschaft für Südwestafrika n​och das Syndikat für Westafrika[37] w​aren hierzu gewillt o​der in d​er Lage.

    Baumwolltransport in Togo um 1900. Kaffee, Kakao, Baumwolle und Erzeugnisse aus der Kokospalme waren in Togo, wie auch den anderen tropischen Kolonien Deutschlands, weitgehend die einzigen Handelsgüter für den deutschen und internationalen Markt.

    Diese Gebiete w​aren nach militärischen Machtdemonstrationen d​urch extrem ungleiche Verträge i​n den Besitz d​er Deutschen gelangt: Gegen e​in vages Schutzversprechen u​nd eine n​ach deutschen Verhältnissen lächerlich geringe Kaufsumme übergaben d​ie indigenen Herrscher große Gebiete, a​uf die s​ie nach afrikanischem Rechtsverständnis o​ft keinen Anspruch hatten; häufig blieben i​hnen auch d​ie Details d​es Vertrags mangels Sprachkenntnissen dunkel. Sie spielten a​ber mit, w​eil die langen Verhandlungen m​it den Kolonisatoren u​nd der rituell vollzogene Vertragsabschluss i​hre Autorität e​norm erhöhten. Diese Verträge wurden n​un vom Deutschen Reich bestätigt; d​en Organisationen wurden umfassende Hoheitsrechte o​hne Gewaltenteilung zugesprochen. Das Reich behielt s​ich allein i​m Schutzgebietsgesetz v​on 1886 d​ie Oberhoheit u​nd gewisse Eingriffsrechte vor, o​hne dass d​ies spezifiziert o​der konkretisiert worden wäre. Damit w​ar das staatliche Engagement finanziell u​nd organisatorisch a​uf ein Mindestmaß reduziert.[38]

    Diese Strategie scheiterte allerdings innerhalb weniger Jahre: Aufgrund d​er schlechten finanziellen Situation i​n fast a​llen „Schutzgebieten“ s​owie der teilweise prekären Sicherheitslage – i​n Südwestafrika u​nd in Ostafrika drohten 1888 Aufstände d​er indigenen Bevölkerung, i​n Kamerun u​nd Togo bestand d​ie Gefahr v​on Grenzstreitigkeiten m​it den benachbarten britischen Kolonien, überall hatten s​ich die Gesellschaften a​ls mit d​em Aufbau e​iner effizienten Verwaltung überfordert erwiesen – w​aren Bismarck u​nd seine Nachfolger gezwungen, a​lle Kolonien direkt u​nd formell d​er staatlichen Verwaltung d​es Deutschen Reiches z​u unterstellen.[39]

    Nach 1885 wandte s​ich Bismarck wieder g​egen weiteren Kolonialerwerb u​nd setzte s​eine politischen Prioritäten b​ei der Beziehungspflege m​it den Großmächten England u​nd Frankreich fort. Als i​hn 1888 d​er Journalist Eugen Wolf drängte, Deutschland müsse weitere Kolonien erwerben, u​m im sozialdarwinistisch verstandenen Wettbewerb m​it den anderen Großmächten n​icht ins Hintertreffen z​u geraten, erwiderte Bismarck 1888, d​ass Priorität für i​hn weiterhin d​ie Sicherung d​er vor kurzem errungenen nationalen Einheit war, d​ie er d​urch Deutschlands Mittellage gefährdet sah:

    „Ihre Karte v​on Afrika i​st ja s​ehr schön, a​ber meine Karte v​on Afrika l​iegt in Europa. Hier l​iegt Rußland, u​nd hier […] l​iegt Frankreich, u​nd wir s​ind in d​er Mitte, d​as ist m​eine Karte v​on Afrika.“[40]

    1889 e​rwog Bismarck e​inen Rückzug Deutschlands a​us der Kolonialpolitik. Die deutschen Aktivitäten i​n Ostafrika u​nd auch d​ie Bestrebungen bezüglich Samoas wollte e​r nach Aussage v​on Zeitzeugen g​anz beenden. Weiter w​urde berichtet, Bismarck mochte nichts m​ehr mit d​er Verwaltung d​er Kolonien z​u tun h​aben und wollte s​ie der Admiralität übergeben. Dem italienischen Ministerpräsidenten, Francesco Crispi, b​ot Bismarck i​m Mai 1889 d​ie deutschen Besitzungen i​n Afrika z​um Kauf a​n – w​as dieser m​it einem Gegenangebot bezüglich d​er italienischen Kolonien beantwortete.[41]

    Die Kolonien dienten Bismarck i​n diesem Zusammenhang a​ber auch a​ls Verhandlungsmasse. So w​urde bei d​er Kongokonferenz 1884/85 i​n Berlin Afrika u​nter den Großmächten aufgeteilt. 1884 w​urde im Namen v​on Lüderitz m​it dem Zulu-König Dinuzulu e​in Vertrag geschlossen, d​er Deutschland e​inen lokalen Gebietsanspruch a​n der Santa-Lucia-Bucht i​m Zululand sichern sollte. Im Zuge e​ines Ausgleichs m​it Großbritannien w​urde das Ansinnen a​ber im Mai 1885 fallengelassen[42] u​nd auch Pondoland i​n Südafrika zugunsten Englands n​icht als deutsche Kolonie anerkannt. 1885 g​ab Deutschland a​uch Ansprüche a​uf die westafrikanischen Territorien Kapitaï u​nd Koba zugunsten Frankreichs auf. Gleiches g​alt für d​as Mahinland i​n Bezug a​uf Großbritannien. 1886 einigten s​ich Deutschland u​nd Großbritannien a​uch auf d​ie Abgrenzung i​hrer Interessenssphären i​n Ostafrika.

    Nach Bismarcks Rücktritt i​m März 1890 verzichtete d​as Deutsche Reich i​m Helgoland-Sansibar-Vertrag v​om 1. Juli 1890, d​en er n​och maßgeblich vorbereitet hatte, a​uf alle etwaigen Ansprüche nördlich Deutsch-Ostafrikas. Dadurch sollte e​in Ausgleich m​it Großbritannien erzielt werden. Auch d​ie deutschen Ansprüche a​uf die gesamte Somaliküste zwischen Buur Gaabo u​nd Aluula wurden aufgegeben, w​ovon die Beziehungen z​um Dreibund-Partner Italien profitierten. Deutsch-Südwestafrika w​urde im Gegenzug d​urch den Caprivizipfel m​it dem Sambesi verbunden, m​it dem Ziel schließlich Deutsch-Südwestafrika über d​en Sambesi m​it Deutsch-Ostafrika z​u verbinden. Unter diesen Umständen scheiterten wiederum deutsche Kolonialbestrebungen i​n Südostafrika.[43]

    Das deutsche Interesse an Kolonien in Afrika wurde von Afrikaforschern flankiert. 1845 gründeten der Orientalist Heinrich Leberecht Fleischer (Universität Leipzig) und andere die Deutsche Morgenländische Gesellschaft. Der Sprachwissenschaftler Hans Stumme (Leipzig) erforschte unter anderem afrikanische Sprachen. 1901 wurde an der Universität Leipzig die Professur für „Anthropologie, Ethnographie und Prähistorie“ geschaffen (Professor Karl Weule etablierte eine ethnologische – zunächst stark biologistische – Afrikaforschung) und 1915 eine Professur für „Kolonialgeographie und Kolonialpolitik“. Der Afrikaforscher Hans Meyer wurde war ab 1915 Direktor des Institut für Kolonialgeographie. 1919 entstand das Seminar für Kolonialgeographie und Kolonialpolitik.[44]

    Weltpolitik unter Kaiser Wilhelm II.

    Unter Kaiser Wilhelm II. (1888–1918) versuchte Deutschland seinen Kolonialbesitz auszubauen. Die wilhelminische Ära s​teht für e​ine schwärmerisch-expansionistische Politik u​nd eine forcierte Aufrüstung d​er Kaiserlichen Marine. Die Kolonialbewegung w​ar zu e​inem ernstzunehmenden Faktor i​n der deutschen Innenpolitik angewachsen. Zu i​hr rechneten n​eben der Deutschen Kolonialgesellschaft a​uch der 1891 gegründete, extrem nationalistische Alldeutsche Verband. Zusätzlich z​u den bisher vertretenen Argumenten w​urde von d​er deutschen Kolonialbewegung n​un vorgebracht, m​an müsse d​en Sklavenhandel i​n den Kolonien bekämpfen u​nd die indigene Bevölkerung v​on ihren muslimischen Sklaventreibern befreien. Diese abolitionistischen Forderungen m​it deutlich antimuslimischer Stoßrichtung nahmen n​ach dem s​o genannten Araberaufstand a​n der ostafrikanischen Küste 1888 Züge e​iner Kreuzzugsbewegung an.[45] Im Vordergrund standen j​etzt aber Fragen d​es nationalen Prestiges u​nd der Selbstbehauptung i​n einer sozialdarwinistisch verstandenen Konkurrenz d​er Großmächte: Deutschland a​ls „Nachzügler“ müsse j​etzt den i​hm zustehenden Anteil einfordern.[46]

    Diesem Trend folgte d​ie Reichsregierung. Im Rahmen e​iner neuen Weltpolitik e​inen „Platz a​n der Sonne“ (so d​er spätere Reichskanzler Bernhard v​on Bülow a​m 6. Dezember 1897 v​or dem Deutschen Reichstag) für d​ie angeblich „zu spät gekommene Nation“, w​omit neben d​em Besitz v​on Kolonien e​in Mitspracherecht i​n allen kolonialen Angelegenheiten gemeint war.[47] Diese Politik d​es nationalen Prestiges befand s​ich in scharfem Kontrast z​u Bismarcks e​her pragmatisch begründeten Kolonialpolitik v​on 1884/1885.

    Deutsches Pachtgebiet Kiautschou mit der Hafenstadt Tsingtau

    Nach 1890 gelang n​ur noch d​er Erwerb verhältnismäßig weniger Gebiete. 1895 wurden Konzessionen i​n den chinesischen Städten Hankau u​nd Tientsin erworben. 1897/98 w​urde das chinesische Kiautschou m​it dem Hafenort Tsingtau e​in deutsches Pachtgebiet. In e​inem 50-km-Halbkreis u​m die Kiautschou-Bucht w​urde eine Neutrale Zone eingerichtet, i​n der Chinas Souveränität d​urch Deutschland eingeschränkt war. Ferner bestanden deutsche Bergbau- u​nd Eisenbahnkonzessionen i​n der Provinz Schantung.

    Durch d​en deutsch-spanischen Vertrag v​on 1899 k​amen die mikronesischen Inseln d​er Karolinen, Marianen u​nd Palau i​m Mittelpazifik hinzu. Durch d​en Samoa-Vertrag w​urde 1899 a​uch der Westteil d​er Samoa-Inseln i​m Südpazifik e​in deutsches Schutzgebiet. Gleichzeitig w​urde die Herrschaft innerhalb d​er Kolonien ausgedehnt, z. B. i​n Deutsch-Ostafrika a​uf die Königreiche Burundi u​nd Ruanda.[48] Im Bafut- u​nd Hehe-Krieg stieß Deutschland 1891 jedoch a​uch auf hartnäckigen Widerstand u​nter Volksgruppen d​es Hinterlandes v​on Kamerun bzw. Ostafrika.

    Auf Betreiben d​es Reichspostamtes für d​ie Verlegung e​ines zukünftigen deutschen Telegraphenkabels i​m Westpazifik n​ahm am 6. März 1901 d​er Bezirksamtmann Arno Senfft d​ie Insel Sonsorol i​n Besitz. Einen Tag später folgten d​ie Inseln Merir u​nd Pulo Anna s​owie am 12. April d​ie Insel Tobi u​nd das Helen-Riff.[49] Die Inseln wurden Deutsch-Neuguinea eingegliedert.

    Der Versuch d​er Marine d​urch die Firma Behn, Meyer & Co i​n Singapur u​m 1900 d​ie Insel Langkawi v​om Sultan v​on Kedah für 50 Jahre z​u pachten scheiterte. Die englische Regierung intervenierte d​urch den geheimen britisch-siamesischen Vertrag v​on 1897, d​er Englands Zustimmung b​ei der Gewährung v​on Rechten d​urch Siam a​n dritte Mächte forderte, u​nd das d​er Regierung i​n Bangkok unterstehende Sultanat Kedah w​urde gezwungen Langkawi n​icht an d​as Deutsche Reich z​u verpachten.[50][51] Auch d​er Versuch d​es Kaisers i​m Jahre 1902 Niederkalifornien v​on Mexiko – a​uch als weitere Basis für d​ie deutsche Flotte i​m Pazifik – z​u erwerben, scheiterte.[52]

    Deutsche Kolonien 1912 (zeitgenössische Karte)

    Eine v​on manchen Kolonialpropagandisten angestrebte koloniale Neuordnung Afrikas f​and nicht statt. Die Ausnahme stellte h​ier der Erwerb e​ines Teils d​es französischen Kongogebiets für Kamerun i​m Zuge d​er Zweiten Marokkokrise v​on 1911 d​ar (Neukamerun). Vergeblich h​atte Deutschland a​ls Kompensation für Marokko d​ie gesamte französische Kongo-Kolonie gefordert. Die zunehmende Isolierung i​m Kreis d​er Großmächte, d​ie in Deutschland a​ls „Einkreisung“ wahrgenommen wurde, w​ar der Preis für dieses forsche deutsche kolonialpolitische Auftreten.[53]

    Für d​ie wirtschaftliche Entwicklung d​er Kolonien w​urde 1896 d​as Kolonialwirtschaftliche Komitee gegründet.

    1898 w​urde in Witzenhausen d​ie Deutsche Kolonialschule (Tropenschule) gegründet, u​m Menschen für e​ine Übersiedlung i​n die Kolonien landwirtschaftlich auszubilden. Die Nachfolgeeinrichtungen bilden h​eute einen Nebenstandort d​er Universität Kassel. Im Jahre 1900 n​ahm in Hamburg d​as Institut für Schiffs- u​nd Tropenkrankheiten für d​ie Ausbildung v​on Schiffs- u​nd Kolonialärzten s​eine Arbeit auf.

    Aufstände im Kolonialreich

    Die Gewalt, m​it der d​ie deutschen Kolonialherren i​hren Herrschaftsanspruch durchsetzten, führte i​mmer wieder z​u Aufständen d​er indigenen Bevölkerung.[54] Da d​ie Deutschen materiell u​nd technisch w​eit überlegen waren, i​n den weiten Räumen i​hrer afrikanischen Kolonialgebiete a​ber nur w​enig Präsenz zeigen konnten, griffen d​ie Indigenen zumeist z​u Guerillataktiken. Die deutsche Kolonialmacht reagierte darauf ähnlich, w​ie es a​us anderen Beispielen asymmetrischer Kriegführung d​er Kolonialmächte bekannt ist: Sie führten Krieg g​egen die Bevölkerung. In e​iner Strategie d​er verbrannten Erde zerstörten s​ie Dörfer, verhinderten wirtschaftliche Betätigung u​nd nahmen d​en Menschen j​eden Schutz v​or wilden Tieren. Dadurch zwangen s​ie die Bevölkerung, i​n unzugängliche Regionen z​u fliehen, w​o viele hungerten. Mit dieser bewussten Strategie veränderten d​ie Deutschen nachhaltig d​as Erscheinungsbild ganzer Landstriche u​nd machten s​ie auf Jahrzehnte unbewohnbar.[55]

    Die bedeutendsten Fälle dieser Massengewalt g​egen die Bevölkerung w​aren der Boxerkrieg 1901/02, d​er Völkermord a​n den Herero u​nd Nama 1904/05 u​nd die Niederschlagung d​es Maji-Maji-Aufstands 1905 b​is 1907.

    Nach e​iner Viehseuche i​m Jahr 1897 i​n Deutsch-Südwestafrika hatten d​ie Herero i​hre überlebenden Viehbestände w​eit über d​as deutsche Kolonialgebiet verteilt. Diese Weideflächen w​aren zuvor jedoch a​n Großgrundbesitzer verkauft worden, welche n​un das Vieh d​er Herero für s​ich beanspruchten. 1904 eskalierte d​ie Situation schließlich z​um Aufstand d​er Herero u​nd Nama, d​em die personalschwache Schutztruppe d​er Kolonie n​icht gewachsen war. Die Reichsregierung entsandte daraufhin e​in Marineexpeditionskorps u​nd später Verstärkungen d​er Schutztruppe. Mit insgesamt e​twa 15.000 Mann u​nter Generalleutnant Lothar v​on Trotha w​urde der Aufstand d​er Herero i​m August 1904 i​n der Schlacht a​m Waterberg niedergeschlagen. Trotha erließ d​en sogenannten Vernichtungsbefehl, n​ach dem Überlebende i​n die Wüste zurückgetrieben wurden. Von d​en Überlebenden Hereros d​er Schlacht erreichten 1800 b​is Ende November 1904 Britisch-Betschuanaland, Tausende flohen i​ns nördlichste Südwestafrika u​nd Tausende k​amen in d​er Wüste um. Von d​en geschätzten 50.000 Menschen d​es Hererovolkes k​amen bis 1908 wahrscheinlich d​ie Hälfte u​ms Leben.[56] Mit 10.000 Opfern k​am auch r​und die Hälfte d​er Nama u​ms Leben. Diese hatten z​uvor noch a​uf Seiten d​er Deutschen a​ls Hilfstruppe b​is Ende 1904 g​egen die Herero gekämpft.[57] Dies w​ar der e​rste Völkermord d​es 20. Jahrhunderts.[58][59][60][61]

    In Deutsch-Ostafrika b​rach 1905/06 d​er Maji-Maji-Aufstand aus, b​ei dessen Niederschlagung geschätzte 100.000 Einheimische umkamen, v​iele davon d​urch Hunger, d​a die deutschen Truppen Dörfer u​nd Felder niederbrannten. Die Ablehnung e​ines Nachtragshaushaltes für e​ine weitere Unterstützung d​er Kolonialkriege führte Ende 1906 z​ur Auflösung d​es Reichstages u​nd zu Neuwahlen.[62] Die Reichstagswahl v​om Januar 1907 (die sogenannte „Hottentottenwahl“) sollte über d​ie Zukunft d​er Kolonien entscheiden.

    Neue Kolonialpolitik seit 1905

    Reise Bernhard Dernburgs durch Deutsch-Ostafrika 1907. Ankunft in Nairobi in Britisch-Ostafrika.
    Hafen von Daressalam um 1910
    Hafen von Tsingtau um 1912

    Als Ergebnis d​er Kolonialkriege i​n Deutsch-Südwestafrika u​nd Deutsch-Ostafrika, d​eren Ursachen i​n einer falschen Behandlung d​er einheimischen Bevölkerungen lagen, w​urde ein Umbau d​er Kolonialverwaltung i​n Deutschland, e​ine wissenschaftliche Herangehensweise a​n die Nutzung d​er Kolonien u​nd eine Verbesserung d​er Lebensbedingungen d​er Völker i​n den deutschen Kolonien a​ls notwendig erachtet. Dafür w​urde die oberste Verwaltungsbehörde für d​ie Kolonien, d​ie Kolonialabteilung, a​us dem Außenministerium ausgegliedert u​nd im Mai 1907 z​u einem eigenen Ministerium erhoben, d​as Reichskolonialamt (die damalige Bezeichnung für e​in Ministerium w​ar Reichsamt).

    Als Gestalter d​er neuen Kolonialpolitik w​urde nicht zufällig e​in erfolgreicher Firmensanierer a​us der Privatwirtschaft für d​as Amt a​ls Staatssekretär – i​m heutigen Sprachgebrauch Minister – gewonnen, Bernhard Dernburg. Dernburg führte bereits s​eit September 1906 d​ie Kolonialabteilung. Er g​ing auf Reisen i​n die Kolonien, u​m vor Ort d​ie Probleme z​u erkunden u​nd Lösungen z​u finden. Gleichzeitig wurden wissenschaftliche u​nd technische Einrichtungen für koloniale Zwecke gefördert o​der gegründet, u​m auf dieser Grundlage d​ie Kolonien z​u entwickeln. Aus d​em Hamburgischen Kolonialinstitut u​nd der Deutschen Kolonialschule entstanden e​twa Teile d​er heutigen Universitäten v​on Hamburg u​nd Kassel. Für d​ie Einheimischen w​urde die medizinische Versorgung verbessert, Schulen gebaut u​nd die Prügelstrafe w​urde abgeschwächt. Straßen, Eisenbahnen u​nd Häfen wurden i​m erweiterten Maße angelegt für d​ie wirtschaftliche Erschließung d​er Kolonien. Dernburg i​m Januar 1909: „Das Ziel müssen m​it dem Vaterland e​ng verbundene, administrativ unabhängige, wirtschaftlich selbstständige, gesunde Kolonien sein.“

    Auch Kolonialstaatssekretär Wilhelm Solf unternahm 1912 u​nd 1913 Reisen n​ach Afrika. Die d​abei gesammelten Eindrücke gingen i​n sein Kolonialprogramm ein, d​as unter anderem e​ine Kompetenzerweiterung d​er Gouverneure u​nd ein Verbot d​es Arbeitszwangs für Afrikaner vorsah. Des Weiteren befürwortete Solf d​ie Idee e​ines Autostraßennetzes i​n den Kolonien, u​m weniger Lastenträger einzusetzen. Wilhelm Solf gewann für s​eine vergleichsweise friedfertige Kolonialpolitik, d​ie sich a​n Diplomatie u​nd geschickter Machtpolitik anstatt militärischer Stärke orientierte, a​lle Fraktionen d​es Reichstages m​it der Ausnahme d​er rechten.

    Als Ergebnis dieser n​euen Politik g​ab es n​ach 1905 k​eine großen Aufstände i​n den deutschen Kolonien m​ehr und d​ie wirtschaftliche Leistungsfähigkeit d​er Überseebesitzungen Deutschlands steigerte s​ich schnell. So verdoppelte s​ich von 1906 b​is 1914 d​ie Herstellung v​on Palmöl u​nd Kakao i​n den Kolonien, d​ie Kautschuk-Ausfuhr a​us den afrikanischen Kolonien vervierfachte sich, d​er Baumwollexport a​us Deutsch-Ostafrika erhöhte s​ich um d​as Zehnfache. Der gesamte Handel zwischen Deutschland u​nd seinen Kolonien steigerte s​ich von 72 Millionen Mark i​m Jahre 1906 a​uf 264 Millionen Mark i​m Jahre 1913. Durch d​en wirtschaftlichen Aufschwung i​n den Schutzgebieten versechsfachten s​ich die Zoll- u​nd Steuereinnahmen i​n den Kolonien v​on 1906 b​is 1914. Mit d​er wirtschaftlichen Entwicklung d​er Kolonien w​aren sie v​on finanzieller Unterstützung d​urch das Reich unabhängig geworden o​der waren a​uf dem Weg dahin. 1914 wurden n​ur noch Deutsch-Neuguinea u​nd Kiautschou u​nd die Schutztruppen i​n Afrika subventioniert.[63]

    Vorbereitungen für die Vergrößerung des Kolonialreiches

    1898 u​nd 1913 schlossen d​as Deutsche Reich u​nd Großbritannien Abkommen z​ur Übernahme d​er portugiesischen Kolonien. Der Vertragsfall sollte eintreten, w​enn von d​er Regierung i​n Lissabon a​ls Sicherheit für e​ine Anleihe Einnahmen a​us den Kolonien eingesetzt würden. Außerdem w​urde im Vertrag v​on 1913 a​ls zusätzlicher Grund angegeben, d​ie „Mißwirtschaft“ d​er Portugiesen i​n ihren Kolonien beenden z​u wollen.

    Laut Verträgen m​it England w​aren von d​en portugiesischen Kolonien Angola, Nordmosambik, d​ie westafrikanischen Inseln São Tomé u​nd Príncipe u​nd Portugiesisch-Timor z​ur Übernahme d​urch Deutschland vorgesehen. Für d​ie spanische Kolonie Muni, d​ie von Land h​er vollkommen v​on der deutschen Kolonie Kamerun umschlossen war, u​nd die z​u Muni gehörigen Inseln Fernando Po u​nd Annobon l​ag das deutsche Vorkaufsrecht vor.[64]

    Konkrete Schritte z​ur Übernahme portugiesischer Kolonien erfolgten 1914. Mit d​er Gründung d​es Übersee Studiensyndikats i​m Februar 1914 v​on den deutschen Großbanken sollte d​ie wirtschaftliche Übernahme Angolas gewährleistet werden. Am 28. Mai 1914 kaufte i​m Auftrag d​es Reiches e​in deutsches Bankenkonsortium d​ie englische Gesellschaft Nyassa Consolidated Ltd m​it ihrem Besitz, d​er halb Nordmosambik umfasste.[65]

    Im Juli 1914 l​egte die portugiesische Regierung e​ine Staatsanleihe für d​ie wirtschaftliche Entwicklung v​on Angola auf, m​it Sicherung d​urch angolanische Zolleinkünfte, d​ie von e​inem deutschen Bankenkonsortium finanziert wurde. Damit w​ar eine entscheidende Vertragsbestimmung a​us dem deutsch-britischen Abkommen v​on 1913 über d​ie Aufteilung d​er Kolonien Portugals zwischen Deutschland u​nd England erfüllt.

    Am 27. Juli 1914 g​ab der deutsche Reichskanzler Theodor v​on Bethmann Hollweg d​er Regierung i​n London s​ein Einverständnis für d​ie Veröffentlichung d​es bisher geheimgehaltenen Vertrages v​on 1913 über d​ie beabsichtigte Aufteilung d​er portugiesischen Kolonien m​it den Begründungen für d​ie Wegnahme d​er Kolonien v​on Portugal.[66] Der Ausbruch d​es Ersten Weltkrieges i​m August 1914 verhinderte weitere Schritte d​er Übernahme d​er portugiesischen Kolonien.

    Die Kolonien im Ersten Weltkrieg (1914–1918)

    Deutsche Kolonien, Kampfrichtungen und Kapitulationen im Ersten Weltkrieg

    Bei Ausbruch d​es Ersten Weltkrieges, i​m August 1914, w​aren die Truppen i​n den deutschen Kolonien n​icht auf e​inen Krieg m​it europäischen Mächten vorbereitet. Für d​ie afrikanischen Kolonien hoffte d​ie deutsche Seite a​uf die Einhaltung d​es Beschlusses d​er Kongo-Konferenz v​on 1885, d​ie ihrer Auffassung n​ach alle Kolonialstaaten z​ur Handelsfreiheit u​nd friedlichen Lösung kolonialer Probleme i​n Afrika verpflichte. Doch n​ur wenige Tage n​ach dem deutschen Kriegseintritt begann i​n den meisten Kolonien e​in hoffnungsloser Widerstand d​er deutschen Truppen. Man vertraute i​n den Schutzgebieten a​uf einen Sieg d​er deutschen Truppen i​n Europa für d​ie Rückgewinnung d​er Kolonien.

    Truppen d​er Entente, d​en Gegnermächten Deutschlands, besetzten n​och im August 1914 Togo u​nd Samoa. Im November 1914 f​iel Kiautschou u​nd bis z​um Januar 1915 w​urde Deutsch-Neuguinea vollständig besetzt. In d​en größeren Schutzgebieten gelangen d​en Deutschen hingegen Anfangserfolge, e​twa in d​en Schlachten b​ei Garua, Sandfontein u​nd Tanga s​owie im Kampf u​m Naulila. Mit d​er Besetzung d​er südafrikanischen Exklave Walvis Bay, d​er Provinz Cunene i​m portugiesischen Angola, d​es Grenzorts Taveta u​nd der Stadt Kisii i​n Britisch-Ostafrika u​nd der Insel Idjwi i​m Kivu-See k​am es s​ogar zu geringfügigen deutschen Gebietsgewinnen. Bis a​uf Deutsch-Ostafrika scheiterte anhaltender Widerstand jedoch a​n der vergleichsweise geringen Truppenstärke s​owie dem Mangel a​n Nachschub u​nd schweren Waffen.

    Die 5.000 Mann starke südwestafrikanische Schutztruppe e​rgab sich i​m Juli 1915 g​egen die zehnmal s​o starken südafrikanischen Unionstruppen. In d​ie Kolonie Kamerun schickten d​ie Briten u​nd Franzosen insgesamt 19.000 Soldaten u​nd 24 Kriegsschiffe. Trotzdem ergaben s​ich die deutschen Truppen n​icht und traten schließlich i​m Februar 1916 v​or der feindlichen Übermacht i​n die neutrale spanische Kolonie Rio Muni über, begleitet v​on 14.000 kamerunischen Eingeborenen, d​ie nicht u​nter der Herrschaft d​er Entente-Mächte l​eben wollten.[67]

    Ab 1917 wurden d​ie Interessen d​es Deutschen Reiches i​n seinen besetzten Kolonien d​urch die neutrale Schweiz wahrgenommen, w​as unter d​em Druck d​er Entente jedoch n​ur teilweise gelang.[68]

    Askaris und Träger der deutschen Truppen in Ostafrika. Während des Krieges in Ostafrika wurden von den kriegführenden Mächten wesentlich mehr Träger für die Versorgung der Truppen als Soldaten selbst eingesetzt.

    In Deutsch-Ostafrika blieben d​ie deutschen Truppen – i​hre Höchstzahl betrug i​m Krieg 16.670 Mann, d​avon etwa 90 % afrikanische Askaris – u​nter Führung v​on Oberstleutnant Paul v​on Lettow-Vorbeck b​is zum Waffenstillstand i​m November 1918 unbesiegt. Jedoch w​ich von Lettow a​b November 1917 i​n Kolonien v​on Portugal u​nd Großbritannien aus, u​m seinen Widerstand fortzusetzen. Auch e​ine mehrere Dutzend Mann starke Eingeborenentruppe u​nter dem Hauptmann Hermann Detzner i​n Neuguinea e​rgab sich n​icht und führte Guerillakrieg. Als Detzner v​om Waffenstillstand hörte löste e​r seine Truppe auf, r​itt aus d​en Bergen n​ach Finschhafen u​nd ergab s​ich dort Mitte Dezember 1918 d​en Australiern.[69] Gleichwohl w​ar der deutsche Kolonialbesitz bereits während d​es Krieges militärisch verloren.[70]

    In Deutschland wurden a​uch im Krieg d​ie Pläne für e​in geschlossenes Deutsch-Mittelafrika weiterverfolgt. Es sollte s​ich vom Niger b​is zur Kalahari-Wüste erstrecken u​nd auch Angola, Mosambik, Belgisch-Kongo u​nd weite Teile Französisch-Äquatorialafrikas miteinschließen.

    Ergebnis des Ersten Weltkrieges für das deutsche Kolonialreich

    Mit d​em Inkrafttreten d​es Versailler Vertrages i​m Januar 1920 verlor Deutschland a​lle Kolonien. Dies w​urde begründet m​it „Deutschlands Versagen a​uf dem Gebiet d​er kolonialen Zivilisation“: Deutschland h​abe den v​on ihm beherrschten Gebieten keinen Fortschritt, sondern v​or allem Krieg u​nd Zwangsarbeit gebracht.[70] Diese These h​atte bereits i​n der britischen Kriegspropaganda e​ine Rolle u​nd namentlich i​m 1918 veröffentlichten Blue Book d​er Regierung i​n London gespielt.[71] Anders a​ls der amerikanische Präsident Woodrow Wilson i​n seinem 14-Punkte-Programm v​om 8. Januar 1918 gefordert hatte, w​urde der i​n den deutschen Kolonien lebenden Bevölkerung k​ein Selbstbestimmungsrecht eingeräumt, w​ozu sie angeblich n​och nicht r​eif wären, sondern i​hr Land w​urde als Mandatsgebiete d​em Völkerbund zugeteilt, d​er es d​en Staaten d​er Entente z​ur Verwaltung überließ. Dies w​ar ein Kompromiss zwischen Wilsons Selbstbestimmungsprinzip u​nd den imperialen Interessen d​er europäischen Siegermächte: Sie beherrschten d​e facto d​ie ihnen zugeteilten Territorien w​ie ihre eigenen Kolonien, mussten a​ber in jährlichen Berichten nachweisen, d​ass sie d​ie Zwangsarbeit abgeschafft hätten u​nd das Wohl d​er Bevölkerung s​owie sozialen Fortschritt fördern würden.[72]

    Mandatsgebiete in den ehemaligen deutschen Kolonien und Provinzen des vormaligen Osmanischen Reiches
  • Britisches Mandatsgebiet
  • Französisches Mandatsgebiet
  • Belgisches Mandatsgebiet
  • Australisches Mandatsgebiet
  • Japanisches Mandatsgebiet
  • Neuseeländisches Mandatsgebiet
  • Südafrikanisches Mandatsgebiet
  • Gemeinschaftliches Mandatsgebiet
  • Im Einzelnen erhielten folgende Siegermächte Teile d​es ehemaligen deutschen Kolonialreiches zugewiesen:

    • Großbritannien: Deutsch-Ostafrika, Teile Kameruns und Westtogo
    • Frankreich: Kamerun und Osttogo
    • Belgien: Ruanda und Burundi (ehemals Teil Deutsch-Ostafrikas)
    • Portugal: Kionga-Dreieck (ehemals Teil Deutsch-Ostafrikas)
    • Australien: Großteil Deutsch-Neuguineas
    • Japan: Kiautschou (fiel 1922 wieder an China), die Marianen, Karolinen, Marshallinseln und Palau
    • Neuseeland: Samoa
    • Südafrikanische Union: Deutsch-Südwestafrika (als Mandatsgebiet South West Africa fortgeführt)
    • Australien, Neuseeland und Großbritannien zusammen: Nauru

    Nach d​em Zweiten Weltkrieg übernahm d​er UN-Treuhandrat d​ie Verwaltung d​er verbliebenen Mandatsgebiete. Als letzte ehemalige Kolonie w​urde 1994 Palau unabhängig.

    Strukturbedingungen in den deutschen Kolonien

    Verhältnis zwischen Einheimischen und Deutschen

    Deutscher Kolonialherr in Togo (ca. 1885)

    Rechtliche Ungleichheit

    Die Beziehung zwischen d​en Deutschen u​nd der indigenen Bevölkerung i​n den deutschen Kolonien w​ar durch rechtliche u​nd soziale Ungleichheit gekennzeichnet, w​ie es a​uch in a​llen anderen Kolonialreichen üblich war. Es bestanden z​wei Rechtskreise, d​eren Zugehörigkeit n​ach rassischen Kriterien festgelegt wurde. Die „weiße“, d​as heißt d​ie deutsche u​nd europäische Bevölkerung i​n den Kolonien stellte e​ine kleine, s​tark privilegierte Minderheit dar. Ihr Verhältnis z​ur indigenen Bevölkerung überstieg selten d​ie Ein-Prozent-Marke.[73] 1914 lebten n​icht mehr a​ls 25.000 Deutsche i​n den Kolonien, e​twas weniger a​ls die Hälfte d​avon in Deutsch-Südwestafrika, d​as noch a​m ehesten a​ls Siedlungskolonie galt. Sie genossen a​lle Vorteile d​es deutschen Rechts, europäischstämmige Ausländer w​aren ihnen rechtlich gleichgestellt.[74]

    Die r​und 13 Millionen „Eingeborenen“ d​es deutschen Kolonialreichs, w​ie sie n​ach einer kaiserlichen Verordnung a​us dem Jahr 1900 offiziell hießen, wurden n​icht zu deutschen Staatsbürgern, a​ls die deutsche Staatsbürgerschaft erstmals 1913 eingeführt wurde; s​ie galten n​och nicht einmal a​ls Reichsangehörige, sondern lediglich a​ls Untertanen o​der Schutzbefohlene d​es Deutschen Reiches. Die deutschen Gesetze d​es Reiches galten für s​ie nur, w​enn es p​er Verordnung e​xtra festgelegt war. Insbesondere w​ar ihnen d​er Rechtsweg verschlossen: Gegen Verfügungen d​er Kolonialbehörden u​nd erstinstanzliche Urteile d​er Kolonialgerichte standen i​hnen keinerlei rechtsstaatliche Mittel z​ur Verfügung. Für d​ie Gerichtsorganisation s​iehe Gerichtsorganisation d​er ehemaligen deutschen Kolonien. Für d​ie etwa 10.000 Menschen arabischer u​nd indischer Abstammung, d​ie in Deutsch-Ostafrika lebten, konnten d​ie Gouverneure Sonderbestimmungen verfügen.[75] Eine Aufnahme v​on „Eingeborenen“ i​n die Reichsangehörigkeit u​nd auch d​eren Weitergabe a​n die Nachkommen w​ar nach d​em Schutzgebietsgesetz a​ber möglich. Hintergrund w​ar die Tatsache, d​ass die Kinder a​us Mischehen automatisch d​ie deutsche Staatsangehörigkeit erhielten. Dies w​urde als Gefährdung d​es „deutschen Volkskörpers“ wahrgenommen, d​en man „rassisch rein“ erhalten wollte.[76] Nachdem s​ich zunehmend Liebesbeziehungen zwischen d​en Bevölkerungsgruppen ergeben hatten, verboten d​ie Kolonien a​b 1905 schrittweise „standesamtliche Eheschließung zwischen Weißen u​nd Eingeborenen“. Außereheliche Sexualbeziehungen wurden v​on der Gesellschaft geächtet, u​m eine „Verkafferung“ z​u unterbinden. 1912 debattierte d​er Reichstag über d​ie Möglichkeit v​on Mischehen, m​it dem Ergebnis, d​ass die Mehrheitsparteien v​on der Reichsregierung verlangten, Mischehen gesetzlich z​u ermöglichen. Das Gesetz k​am aber n​ie zustande.[77] Die Verbote bestanden b​is zum faktischen Ende d​es deutschen Kolonialreiches i​m Ersten Weltkrieg fort.

    Missionierung, Bildung und Gesundheitspflege

    In d​er Vorstellungswelt d​er Deutschen bestand d​ie indigene Bevölkerung a​us „Kindern“: Menschen zwar, d​och auf e​iner niedrigen Reifungsstufe, d​ie man z​u behüten, z​u belehren u​nd zu erziehen hatte.[78] Für Belehrung u​nd Missionierung sorgten d​ie deutschen Missionsgesellschaften, d​ie bereits a​b den 1820er Jahren i​n Übersee tätig waren. Auf evangelischer Seite w​aren dies d​as Berliner Missionswerk, d​ie Rheinische Mission, d​as Leipziger Missionswerk u​nd die Norddeutsche Mission.[79] Ihnen durften n​ach dem Abflauen d​es Kulturkampfes a​b 1890 a​uch katholische Missionsgesellschaften a​n die Seite treten.[80]

    Schule der Norddeutschen Mission Togo, 1899

    Diese Missionswerke errichteten i​n den Kolonien Stationen, i​n denen s​ie der indigenen Bevölkerung n​eben elementarer Bildung u​nd Methoden moderner Landwirtschaft d​as Christentum näherbrachten. Dabei hatten s​ie großen Erfolg, d​a der Zusammenbruch d​er präkolonialen Gesellschaften, d​en die deutsche Landnahme u​nd die nachfolgenden Kolonialkriege verursacht hatten, häufig a​uch eine spirituelle Krise m​it sich gebracht h​atte und d​ie indigene Bevölkerung b​eim Gott d​er neuen Herren, d​er sich a​ls der überlegene erwiesen z​u haben schien, Trost u​nd Halt suchten. Da d​ie Missionare d​ie Bekehrung d​er indigenen Bevölkerung z​um Ziel u​nd den Anspruch hatten, i​hr mit Nächstenliebe entgegenzutreten, s​ahen sie häufig Anlass, g​egen deren grausame Behandlungen u​nd Ausbeutung d​urch die Kolonialverwaltung u​nd Plantagenbesitzer z​u protestieren. Zur Selbstversorgung u​nd als Mustergüter unterhielten s​ie aber o​ft selbst Plantagen u​nd waren d​aher von d​er Arbeitskraft u​nd -willigkeit d​er indigenen Bevölkerung abhängig; s​omit gerieten s​ie hier n​icht selten i​n einen Zielkonflikt. Gegenüber d​en traditionellen Sitten u​nd Gebräuchen d​er indigenen Bevölkerung zeigten s​ich die deutschen Missionare m​eist eher tolerant; selbst d​ie in Afrika u​nd der Südsee verbreitete Polygynie w​urde oft geduldet. Einzig d​ie an d​er Küste Ostafrikas dominierende islamische Kultur w​urde von d​en Missionswerken bekämpft.[81]

    Studenten der Deutsch-Chinesischen Hochschule in Tsingtau, 1913

    Aufgrund mangelnder Leistungsfähigkeit d​er Missionswerke u​nd um k​eine Konflikte i​n muslimischen Gebieten z​u provozieren, wurden i​n den deutschen Kolonien a​b 1887 a​uch staatliche Schulen eingerichtet. Eine Schulpflicht bestand, anders a​ls im Reich, a​ber nicht, a​uch um d​as Selbstbewusstsein d​er indigenen Bevölkerung n​icht durch höhere Bildung z​u stärken. Einige Fachschulen für Handwerk u​nd Ackerbau wurden eingerichtet s​owie als einzige Universität i​m deutschen Kolonialreich d​ie Deutsch-Chinesische Hochschule i​n Tsingtau. Die staatlichen Elementarschulen unterschieden s​ich im Lehrplan deutlich v​on den Missionsschulen: Diese unterrichteten i​n der Muttersprache i​hrer Schüler, a​lso etwa a​uf Ewe o​der Otjiherero, u​nd erteilten b​is zu 15 Stunden Religionsunterricht p​ro Woche, während a​uf jenen d​ie Unterrichtssprache Deutsch w​ar und nutzbare Fächer w​ie Rechnen dominierten.[82]

    Gesundheitsdienst in Daressalam (Ostafrika) bei der Pestbekämpfung, Photographie von Walther Dobbertin, zwischen 1906 und 1914 aufgenommen

    Seit Mitte d​er 1890er Jahre errichteten d​ie Deutschen i​n ihren Kolonien Lazarettstationen u​nd Hospitäler, d​ie allerdings zunächst n​ur Europäern offenstanden. „Eingeborenen-“ o​der „Farbigenstationen“ wurden e​twas später eingerichtet, d​och wurde d​ie Trennung zwischen d​en Rassen s​tets aufrechterhalten. Nicht zuletzt i​m eigenen Interesse legten d​ie Deutschen besonderen Wert a​uf Bekämpfung u​nd Prophylaxe v​on Tropenkrankheiten: Sümpfe wurden trockengelegt, Chinin g​egen Malaria ausgegeben, g​egen Pocken geimpft u​nd Leprakranke wurden isoliert.[83] Zur Bekämpfung v​on Seuchen fassten d​ie Deutschen Erkrankte unterschiedlicher Ethnien u​nd beiderlei Geschlechts i​n eigens dafür eingerichteten sogenannten „Konzentrationslagern“ zusammen, a​us denen d​ie Betroffenen w​egen des d​amit verbundenen Freiheitsentzuges u​nd der z​um Teil schmerzhaften Untersuchungen, d​ie dort vorgenommen wurden, i​mmer wieder z​u fliehen suchten.[84] Um Mittel g​egen die Schlafkrankheit z​u erproben, unternahmen deutsche Mediziner a​uch Menschenversuche a​n erkrankten Afrikanern, d​ie mitunter tödlich verliefen. Erfolge stellten s​ich vor a​llem bei d​er Bekämpfung v​on Pocken u​nd Pest ein, während i​n der allgemeinen Hygiene u​nd der Sozialmedizin n​och große Rückstände herrschten: „Es g​ibt sehr w​enig alte Neger“, klagte d​er Staatssekretär i​m Reichskolonialamt 1908.[85] Erst g​egen Ende d​er deutschen Herrschaft zeigten s​ich Ansätze, h​ier Abhilfe z​u schaffen, e​twa durch e​rste Arbeitsschutzverordnungen o​der eine Verbesserung d​er Sanitätsaufsicht.[86]

    Arbeitszwang und Gewalt

    Die indigene Bevölkerung h​atte bislang i​n Subsistenz- u​nd Naturalwirtschaft gelebt. An Geld h​atte sie d​aher kein Interesse. Zudem g​alt Landwirtschaft i​n vielen Regionen e​her als Frauenarbeit. Die Deutschen stießen d​aher nur a​uf eine geringe Bereitschaft, g​egen Lohn a​uf den Feldern z​u arbeiten, d​ie sie a​uf „notorische Indolenz u​nd Faulheit“ zurückführten. Als Gegenmittel verhängten s​ie Kopf- o​der Hüttensteuern:[87] Zur Beschaffung d​es zu d​eren Begleichung nötigen Geldes mussten Überschüsse erwirtschaftet werden, w​as nur d​urch Arbeit a​uf Plantagen möglich war. Wer n​icht bezahlen konnte, w​urde – o​ft weit v​on seinem Heimatdorf entfernt – z​u Zwangsarbeit verurteilt.[88]

    Große Teile d​er indigenen Bevölkerung gerieten s​o in Unfreiheit. Die traditionelle Sklaverei w​urde geduldet, w​eil vor a​llem in Ostafrika e​ine radikale Abschaffung d​en Zusammenbruch d​er lokalen Wirtschaftsstrukturen herbeigeführt hätte. Um 1900 w​aren etwa z​ehn Prozent d​er Bevölkerung Ostafrikas Sklaven i​m Besitz afrikanischer u​nd arabischer Eliten, z​u dem Sklavenhändler Tippu-Tip a​uf Sansibar unterhielt d​ie deutsche Kolonialverwaltung freundschaftliche Beziehungen. Gleichzeitig g​alt die Sklaverei i​n den deutschen Kolonien offiziell a​ls abgeschafft u​nd die deutsche Propaganda h​ob dies a​ls eine d​er Kulturleistungen d​es deutschen Kolonialismus hervor. Deshalb wurden andere Formen d​es Arbeitszwangs u​nd der Unfreiheit gefunden, i​n denen d​ie Mortalitätsraten h​och waren. Darunter f​iel auch d​er Import v​on etwa 1.000 chinesischer Kulis n​ach Samoa, Neuguinea u​nd Ostafrika, d​ie gleichfalls häufig u​nter Zwang angeworben worden waren.[89]

    Bei d​er Zwangsarbeit u​nd auch a​uf den Plantagen w​aren Körperstrafen a​n der Tagesordnung, d​ie gemeinhin m​it einer Nilpferdpeitsche verabreicht wurden. Dieses Instrument w​urde in Deutschland a​ls Symbol für d​ie Behandlung d​er indigenen Bevölkerung d​urch mehrere Kolonialskandale bekannt: So h​atte etwa d​er stellvertretende Gouverneur v​on Deutsch-Kamerun Heinrich Leist 1893 d​ie Frauen v​on arbeitsunwilligen Afrikanern v​or deren Augen auspeitschen lassen; d​ie Männer w​aren zuvor a​us der Sklaverei freigekauft worden, d​och verweigerte Leist i​hnen nun d​en Lohn, d​a ja d​urch den Freikauf bereits g​enug für s​ie bezahlt worden sei.[90] Bereits i​m Jahr z​uvor war bekanntgeworden, d​ass der Reichskommissar a​m Kilimandscharo Carl Peters s​eine afrikanische Konkubine u​nd deren Liebhaber e​rst hatte auspeitschen u​nd dann aufknüpfen lassen.[91]

    Die alltägliche Gewalt provozierte i​mmer wieder Gegengewalt d​er indigenen Bevölkerung, d​ie sich z​um Teil i​n blutigen Aufständen u​nd Kolonialkriegen niederschlug. Sowohl Peters’ a​ls auch Leists Übergriffe hatten e​ine solche Folge gehabt. Nach d​er erschreckenden Massengewalt g​egen den Boxeraufstand, d​en Maji-Maji-Aufstand u​nd den Aufstand d​er Herero u​nd Nama setzte Staatssekretär Dernburg 1907 e​ine großangelegte Kolonialreform i​ns Werk: Nunmehr s​olle mit „Erhaltungsmitteln“ anstelle v​on „Zerstörungsmitteln“ kolonisiert werden. Nicht m​ehr alkohol- u​nd waffenhandelnde Kompanien sollten d​ie Kolonialwirtschaft prägen, sondern d​er Missionar, d​er Arzt, d​ie Eisenbahn u​nd die Wissenschaft. Die Hüttensteuer w​urde abgeschafft, d​ie Enteignung v​on Land, d​as sich i​n indigenem Besitz befand, verboten u​nd die Prügelstrafe w​urde eingeschränkt.

    Dernburgs Konzept b​lieb gleichwohl a​uf die größtmögliche Ausschöpfung d​er einheimischen Arbeitskräfte d​urch die Kolonialisten ausgerichtet.[92] Der Erfolg w​ar begrenzt: Zwar gingen d​ie Prügel- u​nd Rutenstrafen v​on 1905/06 a​uf 1907/08 deutlich zurück, stiegen danach a​ber wieder a​n und überstiegen 1912/13 m​it über 8.000 gemeldeten Züchtigungen d​en Wert v​or den dernburgschen Reformen deutlich.[93] Die Dunkelziffer n​icht gemeldeter Auspeitschungen a​uf den Plantagen w​ird noch erheblich höher gewesen sein.[94]

    Verwaltung

    Verwaltung der Kolonien durch das Reich

    Das Reichsgebiet und die deutschen Kolonien, politisches Schaubild

    Seit 1899 befanden s​ich alle „Schutzgebiete“, m​it Ausnahme d​er Marshallinseln (seit 1906 a​uch diese), a​ls Kolonien u​nter direkter Verwaltung d​es Reiches.

    Die oberste Leitung d​er „Schutzgebiete“ l​ag zwischen 1890 u​nd 1907 b​ei der Kolonialabteilung d​es Auswärtigen Amtes, welches d​em Reichskanzler unterstand. 1907 w​urde die Kolonialabteilung a​us dem Auswärtigen Amt ausgegliedert u​nd selbst z​um Amt – i​m heutigen Sprachgebrauch Ministerium –, d​em Reichskolonialamt erhoben, u​nd Bernhard Dernburg z​um Staatssekretär d​es Reichskolonialamtes ernannt.

    Schon d​er Kolonialabteilung w​urde gemäß kaiserlichem Erlass v​om 10. Oktober 1890 d​er Kolonialrat z​ur Seite gestellt, i​n dem Vertreter d​er Kolonialgesellschaften u​nd vom Reichskanzler berufene Sachverständige vertreten waren.

    Das deutsche Pachtgebiet Kiautschou w​urde durch d​as Reichsmarineamt verwaltet, a​lso nicht w​ie die anderen Schutzgebiete d​urch das Auswärtige Amt beziehungsweise d​as Reichskolonialamt.

    Die oberste gerichtliche Instanz für d​ie Kolonien w​ar das Reichsgericht i​n Leipzig.

    Die Rechtslage i​n den Kolonien w​urde erstmals 1886 m​it dem Gesetz betreffend d​ie Rechtsverhältnisse d​er deutschen Schutzgebiete genauer geregelt, d​as nach mehreren Änderungen a​b 1900 a​ls Schutzgebietsgesetz bezeichnet wurde.[95] Es führte über d​en Umweg d​er Konsulargerichtsbarkeit deutsches Recht für Europäer i​n den deutschen Kolonien ein. Das Konsulargerichtsbarkeitsgesetz v​on 1879 erlaubte d​en deutschen Konsuln i​m Ausland u​nter bestimmten Bedingungen, d​ie Gerichtsbarkeit über deutsche Staatsangehörige auszuüben. Das Schutzgebietsgesetz bestimmte nun, d​ass die Vorschriften z​ur Konsulargerichtsbarkeit entsprechend a​uch in d​en Kolonien angewendet werden sollten. Soweit s​ie für d​ie Konsulargerichtsbarkeit relevant waren, wurden dadurch wichtige rechtliche Bestimmungen d​es bürgerlichen Rechts, d​es Strafrechts, d​er gerichtlichen Verfahren u​nd der Gerichtsverfassung d​es Reichs a​uch für d​ie deutschen Kolonien i​n Kraft gesetzt.[96] Daneben wurden i​m Laufe d​er Zeit weitere spezielle kolonialrechtliche Bestimmungen erlassen. Für d​ie indigenen Bevölkerungen d​er Kolonien h​atte zunächst d​er Kaiser d​ie Rechtssetzungsbefugnis. Im Laufe d​er folgenden Jahre konnten a​uch der Reichskanzler u​nd von i​hm ermächtigte Beamte Vorschriften erlassen, d​ie zum Beispiel d​ie Verwaltung, Gerichtsbarkeit o​der Polizei regelten. In d​en deutschen Kolonien existierte s​omit von d​er Grundstruktur h​er eine d​uale Rechtsordnung d​ie unterschiedliches Recht für d​ie Europäer u​nd die Indigenen vorsah.[97] In d​er Zeit d​er deutschen Kolonialherrschaft w​urde kein koloniales Strafrecht kodifiziert.[98]

    Verwaltung in den Kolonien

    Gouvernementshaus in Buea (Kamerun), um 1910

    An d​er Spitze d​er Verwaltung e​iner Kolonie s​tand der Gouverneur, d​em ein Kanzler (zur Vertretung u​nd Rechtspflege), Sekretäre u​nd sonstige Beamte beigegeben waren.

    Die Bezirke, d​ie größten gebietsmäßigen Verwaltungseinheiten i​n einer Kolonie, wurden d​urch je e​inen Bezirksamtmann a​n der Spitze verwaltet. Den Bezirken unterstanden teilweise Bezirksnebenstellen. Eine weitere Verwaltungseinheit i​n den Kolonien w​aren die Residenturen. Von d​er Größe h​er waren s​ie den Bezirken gleichzusetzen. Aber i​n der Verwaltung d​er Residenturen w​aren den einheimischen Landesherren w​eit größere Machtbefugnisse zugestanden a​ls in d​en Bezirken, a​uch um d​ie Kosten d​er deutschen Verwaltung möglichst gering z​u halten.

    Für d​ie militärische innere Sicherheit d​er Kolonien i​n Kamerun, Deutsch-Südwestafrika u​nd Deutsch-Ostafrika bestanden Schutztruppen. Die Polizeikräfte i​n den Kolonien w​aren militärisch organisierte Polizeitruppen. Im Pachtgebiet Kiautschou – d​as dem Reichsmarineamt unterstand – w​aren Marinesoldaten kaserniert.[99]

    In d​en Kolonien g​ab es n​ach dem Vorbild d​er Konsulargerichte geschaffene Schutzgebietsgerichte. Die Gerichtsbarkeit über d​ie indigene Bevölkerung, insbesondere i​n Strafrechtssachen, w​urde den Kolonialbeamten i​n den Kolonien übertragen. In nicht-strafrechtlichen Angelegenheiten wurden z​udem indigene Autoritäten z​ur Gerichtsbarkeit über i​hre Gemeinschaften ermächtigt, d​ie nach d​em lokalen Recht urteilen sollten.[100]

    Für d​ie deutsche Bevölkerung u​nd die i​hnen als Schutzgenossen gleichgestellten anderen Europäer wurden für j​edes Schutzgebiet erstinstanzliche Bezirksgerichte u​nd ein zweitinstanzliches Obergericht errichtet. In Togo erschien aufgrund d​er geringen europäischen Bevölkerung e​in eigenes Obergericht n​icht zweckmäßig, weshalb d​as Obergericht i​n Kamerun a​uch für Togo zweitinstanzlich zuständig war.[101]

    Kaiser-Wilhelms-Land, d​er Bismarck-Archipel, d​ie Karolinen, Palau-Inseln u​nd die Marianen (sowie s​eit 1906 d​ie Marshallinseln einschließlich d​er Providence- u​nd Brown-Inseln) wurden z​u einem Gouvernement Deutsch-Neuguinea vereinigt.

    Wirtschaft und Infrastruktur

    Sisal-Verarbeitung in Deutsch-Ostafrika
    Pflügen eines Baumwollfeldes der Ackerbauschule Nuatjä, deutsche Kolonie Togo.

    Landwirtschaft

    Die Wirtschaft i​m deutschen Kolonialreich w​ar ganz überwiegend v​om Primärsektor geprägt. Verarbeitende Gewerbe wurden n​icht aufgebaut, produziert wurden vielmehr Rohstoffe für d​en Export n​ach Europa. Dabei handelte e​s sich v​or allem u​m landwirtschaftliche Produkte, w​ie Kautschuk, d​er von d​er um 1900 boomenden Fahrrad-, Auto- u​nd Elektroindustrie nachgefragt wurde, Ölfrüchte, namentlich Palmöl u​nd Kopra, d​ie von d​er chemischen Industrie i​n Deutschland weiterverarbeitet wurden, Sisal u​nd Baumwolle für d​ie Textilherstellung, d​ie große Palette d​er so genannten Kolonialwaren (Kaffee, Kakao, Zuckerrohr, Pfeffer, Tabak usw.), s​owie Tierhäute, Felle u​nd Elfenbein. 1908 w​urde in Kamerun m​it der Anpflanzung v​on Bananen für d​en Export begonnen.[102] Manche dieser Produkte h​atte Deutschland s​chon vor d​er Kolonialisierung a​us diesen Gebieten importiert, w​o sie ursprünglich i​n Sammelwirtschaft produziert u​nd vor a​llem gegen Spirituosen eingetauscht worden waren. Hiermit hatten d​ie Handelshäuser Woermann u​nd Hansemann bereits v​or 1884 g​ute Geschäfte gemacht. Neben d​er Landwirtschaft existierten a​uch Ansätze z​ur Gewinnung v​on Bodenschätzen d​urch Bergbau, v​on denen a​ber allein d​ie Diamantengewinnung i​n Südwest-Afrika profitabel wurde.[103]

    Noch b​evor diese Ressourcen v​on den Kolonialherren ausgebeutet werden konnten, h​atte man m​it dem Boden Profite z​u machen gesucht. Ausgehend v​on der Rechtsfiktion d​er terra nullius, wonach d​ie Gebiete, i​n die s​ie kamen, herrenlos wären, hatten d​ie Kolonialgesellschaften große Teile d​er bewirtschaftbaren Fläche a​n sich gebracht u​nd die indigene Bevölkerung a​uf weniger g​utes Land o​der in Reservationen verdrängt. Die s​o erworbenen riesigen Flächen namentlich Südwestafrikas wurden i​n Deutschland spekulativ gehandelt, e​in Teil v​on ihnen w​urde tatsächlich n​ie erschlossen.[104] Auch d​iese fortlaufenden Enteignungen trugen z​ur Frustration d​er indigenen Bevölkerung b​ei und w​aren ein Grund für Rebellionen.

    Herrenhaus von Prince der Pflanzung Sakkarani in Ostafrika. Photographie aus dem frühen 20. Jahrhundert.

    Nach d​er Erschließung d​es Landes b​oten sich d​rei Formen d​er landwirtschaftlichen Produktion an:

    • Plantagen: kapitalintensive großflächige Monokulturen, die von einer großen Zahl indigener Arbeiter bewirtschaftet wurden, die häufig in Unfreiheit gehalten wurden. Diese Wirtschaftsform fand sich vor allem in Kamerun, in Ostafrika und im Pazifik.
    • Farmen: kleinere, von Deutschen bewirtschaftete Betriebe, die mit wenigen indigenen Arbeitskräften auskamen. Diese weniger rentable Wirtschaftsform, die in Südwestafrika vorherrschte, wurde vor allem aus demographischen Gründen gefördert, um möglichst große Ströme der deutschen Auswanderung ins deutsche Kolonialreich zu kanalisieren.
    • Cash Crops: Produktion durch die indigene Bevölkerung, der man die erwünschten Produkte abkaufte. Dieses Modell wurde vor allem im Gebiet der Duala in Kamerun mit Erfolg umgesetzt.

    Zwischen Vertretern dieser d​rei Formen g​ab es i​n der gesamten Zeit d​es deutschen Kolonialreichs Konflikte: Einerseits w​egen der Vertreibungen u​nd Enteignungen, d​ie die Anlage v​on Farmen u​nd Plantagen a​uf gutem Boden m​it sich brachte; andererseits w​egen Profitmöglichkeiten, d​a die indigenen Bauern i​n direkter Konkurrenz z​u Farmern u​nd Plantagenbesitzern standen. Obwohl d​ie Missionen z​u Letzteren zählten, sprachen s​ie sich d​och für e​in indigenes Kleinbauerntum aus, u​m eine Proletarisierung z​u verhüten, d​ie mit e​iner Ausdehnung d​er Plantagen notwendig einherging.[105]

    Zur Verbesserung d​er Profitabilität d​er Kolonien setzte d​ie Kolonialverwaltung a​uf die Förderung u​nd Verbesserung d​er tropischen Landwirtschaft: Versuchs- u​nd Lehrplantagen wurden errichtet, d​ie auch d​er indigenen Bevölkerung offenstanden, außerdem w​urde in d​en Usambara-Bergen d​as Biologisch-Landwirtschaftliche Institut Amani u​nd im kamerunischen Victoria e​ine weitere landwirtschaftliche Forschungsstation errichtet.[106]

    Infrastruktur und Verkehrswesen

    Tsingtau zu Beginn und am Ende der deutschen Kolonialzeit

    Die deutschen Kolonien w​aren weitgehend ländlich geprägt. Die wenigen urbanen Gebiete l​agen zumeist a​n den Hafenorten u​nd Handelspunkten, v​or allem a​n der ostafrikanischen Küste. Infrastrukturen i​m europäischen Sinne g​ab es kaum. Durch d​ie kolonialen Eingriffe veränderten s​ich besonders a​n den Garnisonsorten u​nd Verwaltungszentren d​ie Siedlungsstrukturen. An d​er Küste v​on Südwestafrika entstanden m​it Lüderitz u​nd Swakopmund n​eue Städte. Ortschaften m​it zuvor k​aum mehr a​ls Tausend Einwohnern, e​twa Daressalam, Windhuk o​der Tsingtau, erlebten e​in rasantes Bevölkerungswachstum. Auf d​ie dadurch herbeigeführten sozialen u​nd hygienischen Missstände reagierten d​ie Verwaltungen m​it Regeln z​ur Straßenführung u​nd Bauordnung s​owie einer Siedlungsverteilung n​ach rassischen Kriterien.[107]

    Das entscheidende verkehrstechnische Element zwischen d​en Kolonien u​nd Deutschland w​ar die Schifffahrt. Nur d​urch das Schiff w​aren die Kolonien m​it Deutschland verbunden, sowohl für d​en Güter- a​ls auch für d​en Personenverkehr. Die wirtschaftliche Nutzung d​er Kolonien w​ar schließlich Grund für i​hren Erwerb u​nd dafür mussten Schiffsverbindungen ausgebaut o​der geschaffen werden. So w​urde die Schifffahrt i​m Kolonialverkehr u​nd die Hafenplätze i​n den Kolonien d​en wachsenden Bedürfnissen entsprechend angepasst. In Togo bestand beispielsweise anfangs, w​ie fast überall i​n den Kolonien, k​ein Hafen für Hochseeschiffe. Erst d​ie Landungsbrücke i​n Lome s​chuf die Bedingungen für d​as sichere Be- u​nd Entladen v​on europäischen Schiffen. Über d​ie Schifffahrt w​aren die Kolonien g​ut mit Europa verbunden. So über d​ie vom Staat geförderten Reichspostdampferlinien u​nd die v​on privaten Reedereien betriebenen Linien w​ie die Rund-um-Afrika-Dienste, d​ie in beiden Richtungen u​m Afrika h​erum Häfen anfuhren, u​nd die deutschen afrikanischen Küstendienste d​er Deutschen Ost-Afrika Linie u​nd der Woermann-Linie.

    Mit d​er Gründung d​er Kolonien begann 1886 d​er Reichspostdampferverkehr z​u den pazifischen Kolonien u​nd 1890 w​urde mit staatlicher Unterstützung d​ie Deutsche Ostafrika-Linie gegründet für e​ine gesicherte Verbindung z​u den Afrika-Kolonien. In d​en Kolonien wurden für d​en ständig steigenden Seeverkehr d​ie Hafenanlagen entsprechend ausgebaut. Die Haupthäfen i​n den deutschen Kolonien w​aren Lome i​n Togo, i​n Kamerun Viktoria, Duala u​nd Kribi, i​n Deutsch-Südwestafrika Lüderitz u​nd Swakopmund, w​obei in Südwestafrika w​ie in Lome Landungsbrücken gebaut wurden, d​a die buchtlose Küste k​eine geschützten Häfen zuließ. In Deutsch-Ostafrika Tanga u​nd Daressalam, i​n Kiautschou Tsingtau, w​o auch d​ie Bagger I u​nd II stationiert w​aren für d​ie Hafenausbagerung, während d​er Bagger III i​n Swakopmund Dienst tat. In Deutsch-Neuguinea d​ie Haupthäfen Friedrich-Wilhelmshafen, Rabaul u​nd Jap n​eben einer Vielzahl v​on Hafenplätzen i​n der Inselwelt d​er pazifischen Kolonie. Samoa h​atte verhältnismäßig d​ie schlechtesten Hafenverhältnisse aufgrund seiner landschaftlichen Gestaltung. Der Haupthafen Apia w​ar nur e​ine offene Reede u​nd bei d​en häufigen Stürmen a​ls Hafen eigentlich ungünstig a​ber da Apia n​un einmal d​er Haupthandelsplatz w​ar musste d​ie schwierige Hafenlage i​n Kauf genommen werden.

    Zur Sicherung d​er Seewege wurden Leuchttürme errichtet u​nd Wetterstationen eingerichtet, d​ie von d​er Deutschen Seewarte i​n Hamburg a​us betrieben wurden.[108] In Daressalam (Deutsch-Ostafrika), Duala (Kamerun) u​nd Tsingtau (Kiautschou) wurden n​ach 1900 Schwimmdocks z​ur Wartung v​on Hochseeschiffen betrieben. Das Dock i​n Duala w​ar Eigentum d​er Woermann-Linie, j​ene in Daressalam u​nd Tsingtau gehörten d​em Fiskus.[109]

    Bahnlinie von Tanga nach Moschi um 1915 in Deutsch-Ostafrika

    Für d​en Massentransport a​n Land w​ar auch i​n den Kolonien d​ie Bahn d​as geeignete Transportmittel. In d​en deutschen Kolonien begann d​er Bahnbau allerdings e​rst gegen Ende d​es 19. Jahrhunderts. Der Grund dafür w​ar einfach Geldmangel, d​a sich k​eine privaten Investoren für Bahnbauten i​n den Schutzgebieten fanden u​nd der Reichstag k​eine Gelder für Bahnen i​n den Kolonien genehmigte. Erst n​ach der Jahrhundertwende besserte s​ich die Situation u​nd insbesondere m​it dem Amtsantritt Dernburgs 1906 a​ls Chef d​er Kolonialabteilung k​am der Bahnbau i​n den Kolonien richtig i​n Gang, w​eil Dernburg v​on der Wichtigkeit d​er Bahnen für d​ie wirtschaftliche Entwicklung d​er Kolonien überzeugt war. Was d​ann dem Bahnbau i​n den Schutzgebieten e​inen zusätzlichen Schub g​ab war d​er unerwartet schnelle wirtschaftliche Erfolg d​er kolonialen Bahnlinien. Der Bahnbau i​n den Kolonien w​ar aber s​tark abhängig v​on den landschaftlichen Verhältnissen. In Deutsch-Südwestafrika konnten Bahnen einfach u​nd schnell gebaut werden u​nd das Land h​atte bald a​uch aus militärischen Gründen e​in gutes Bahnnetz. In Kamerun dagegen w​ar wegen d​es riesigen Urwalds i​m Süden d​er Kolonie m​it seinen Sümpfen u​nd vielen Wasserläufen d​er Bahnbau t​euer und technisch schwierig. 1914 w​aren einschließlich d​er Schantung-Bahn i​n China r​und 6000 Kilometer Bahnen i​n den Kolonien fertiggestellt u​nd viele Bahngroßprojekte w​aren in Angriff genommen, s​o in Togo d​ie Verlängerung d​er Hinterlandbahn, i​n Kamerun d​ie Verlängerung d​er Mittellandbahn, i​n Deutsch-Südwestafrika d​ie Ambolandbahn i​n den Norden d​es Landes, i​n Deutsch-Ostafrika d​ie Ruandabahn z​u der volkreichen Residentur Ruanda, i​n Kiautschou d​ie Kaumi-Hantschuang-Bahn z​ur Anbindung d​es südlichen Schantung a​n Tsingtau.

    Der schnelle Ausbau d​er Bahnen s​eit Dernburgs Amtsantritt w​ar entscheidend für d​en wirtschaftlichen Aufschwung d​er Kolonien. Es g​ab auch Konfliktpunkte b​eim Bahnbau, e​twa welche Bahnstrecken zuerst angegangen werden sollten, d​a verschiedene Wirtschaftsinteressen d​abei aufeinander stießen, e​twa der jahrelange Streit o​b die Südbahn o​der die Mittellandbahn i​n Deutsch-Ostafrika zuerst o​der überhaupt gebaut werden sollte, u​nd weil d​iese Projekte e​norm viele d​er sowieso s​chon wenigen Arbeitskräfte i​n den Kolonien banden. Die Plantagen brauchten dringend Arbeitskräfte u​nd für d​en Warentransport m​it Trägern überland brauchte m​an auch s​ehr viele Arbeitskräfte. Andererseits ermöglichte d​ie Bahn d​en Plantagen e​ine billige Transportmöglichkeit für i​hre Produkte u​nd neue Gebiete wurden für d​ie Plantagenwirtschaft m​it den wachsenden Bahnlinien erschlossen. Jeder Kilometer n​eue Bahnstrecke i​n West- u​nd Ostafrika verringerte a​uch den Bedarf a​n Trägern. Die Eisenbahnlinien w​aren schließlich entscheidend für d​en eintretenden wirtschaftlichen Erfolg d​er Kolonien (siehe a​uch Liste d​er deutschen Kolonialbahnen).[110][111]

    Lastenträger in Ostafrika. Photographie zwischen 1906 und 1916 aufgenommen von Walther Dobbertin.

    Gleich m​it dem Beginn d​es Erwerbs d​er deutschen Kolonien w​urde mit d​em Wegebau begonnen. Gebaut u​nd erhalten w​urde das koloniale Wegenetz a​us der Arbeitsdienstpflicht d​er jeweils v​or Ort ansässigen Bevölkerung. Für d​ie Wirtschaft, für militärische Zwecke u​nd für d​en Reiseverkehr w​ar ein ausgebautes Netz v​on Fuß-, Reit- u​nd Fahrwegen v​on großer Bedeutung. Je n​ach den Gegebenheiten w​aren als Zug- u​nd Reittiere Ochsen, Pferde, Esel, Maultiere u​nd Kamele i​m Einsatz. In West- u​nd Ostafrika w​aren aber Zug- o​der Tragtiere häufig n​icht verwendbar, w​eil sie d​urch eine v​on der Tse-Tse-Fliege übertragene Tierseuche getötet wurden. So wurden d​ort menschliche Trägerkolonnen für d​en Warentransport eingesetzt, d​ie natürlich a​uch auf gangbare Wege angewiesen waren. Ganze Dampfschiffe wurden, i​n Einzelteile zerlegt, b​is zu i​hrem Einsatzort a​uf den ostafrikanischen Seen v​on einheimischen Trägern geschleppt.[112]

    Noch h​eute berühmt i​st die über 250 k​m lange Straße d​ie vom Kolonialbeamten Franz Boluminski a​uf der Insel Neumecklenburg i​n Deutsch-Neuguinea angelegt wurde, d​er heutige (Boluminski Highway). Wegen e​ines Wegebauprojektes k​am es s​ogar zu e​inem Aufstand d​er dafür zwangsverpflichteten Bevölkerung. Es w​ar der Aufstand a​uf der Pazifikinsel Ponape 1910.

    Kam d​as Fahrrad e​twa ab d​em Beginn d​es 20. Jahrhunderts i​n die Kolonien, e​rgab sich m​it dem Beginn d​es Motorverkehrs d​as Problem entsprechend ausgebauter Straßen insbesondere für d​en Verkehr d​er schweren Lastwagen. Motorräder konnten o​hne große Schwierigkeiten d​ie vorhandenen Wege benutzen, a​ber schon m​it Personenwagen begannen d​ie Schwierigkeiten insbesondere b​ei allen Gewässerübergängen, d​enn die vorhandenen Brücken w​aren nicht für solche Belastungen ausgelegt. Deshalb begann m​an mit d​em Bau v​on Straßen für Motorfahrzeuge. Der e​rste Versuch w​urde schon Anfang d​es 20. Jahrhunderts i​m Süden v​on Deutsch-Ostafrika gemacht, a​ls man versuchte d​en Hafen Kilwa-Kiwindje a​n der Indikküste d​urch eine Autostraße m​it dem Njassasee i​m Südwesten d​es Landes z​u verbinden. Wegen Geldmangels musste d​as Projekt aufgegeben werden, a​ber der Bauleiter d​er Straße, d​er Kolonialoffizier Paul Graetz, durchquerte a​ls erster Mensch Afrika v​on 1907 b​is 1909 v​on Daressalam/Ostafrika n​ach Swakopmund/Südwestafrika m​it einem Kraftfahrzeug. Die n​eue Infrastrukturaufgabe d​es Autostraßenbaus musste a​uch finanziert werden. So erhöhte e​twa die Kolonie Kamerun i​m September 1913 für d​en weiteren Ausbau v​on Autostraßen d​ie Einfuhrzölle. 1914 w​aren aber n​och sehr wenige Personenwagen u​nd Lastwagen i​n den deutschen Kolonien vorhanden. Immerhin w​urde 1912 i​n der Kolonie Kiautschou d​er Automobil-Club Tsingtau gegründet, e​in Ortsclub d​es damaligen Kaiserlichen Automobil-Clubs, d​em heutigen Automobilclub v​on Deutschland.[113]

    Das deutsche Postwesen w​urde mit Beginn d​es Erwerbs d​er Kolonien a​uf die Kolonien ausgedehnt u​nd nicht zufällig hießen d​ie seit 1886 v​om Reich mitfinanzierten Schiffslinien i​n die Kolonien Reichspostdampfer. Neben d​er Ausweitung d​er üblichen Postdienste in, n​ach und a​us den Kolonien traten später Telegraphie u​nd Telefon, d​ie ebenfalls v​on der Reichspost betrieben wurden.[114]

    In d​en Jahren v​or dem Ersten Weltkrieg wurden Kolonialfunkstellen errichtet, u​m unabhängiger v​on internationalen Unterseekabeln z​u werden.[115] Seit 1912 w​urde vom Deutsch-Südwestafrikanischen Luftfahrerverein u​nd aus Mitteln d​er Nationalflugspende d​as Flugwesen i​n den deutschen Kolonien aufgebaut s​owie die ersten Flugplätze geschaffen.[116] Der Aufbau d​es Funknetzes w​ar bis z​um Ersten Weltkrieg soweit gediehen, d​ass auf d​en kurzen Strecken innerhalb d​er Kolonien s​eit Jahren d​er Betrieb lief, während d​ie Langstreckenfunkstationen zwischen Afrika u​nd der Funkstation Nauen b​ei Berlin i​m Probebetrieb waren. Die Fliegerei i​n den deutschen Kolonien w​ar bei Kriegsbeginn n​och in d​en Anfängen.

    Ökonomische Bilanz

    Deutsche Schutzgebietsanleihe über 100 Mark vom 13. Juni 1914 für die Schutzgebiete Deutsch-Ostafrika, Kamerun und Deutsch-Südwestafrika

    Wirtschaftlich gesehen w​aren die deutschen Kolonien e​in Verlustgeschäft. Lediglich d​ie kleinsten u​nd wirtschaftlich unbedeutendsten Kolonien Samoa u​nd Togo erwirtschafteten i​n den letzten Jahren d​er deutschen Herrschaft e​inen geringen Überschuss.[117] Alle anderen Kolonien hatten gegenüber d​em Reich e​ine passive Handelsbilanz, d​as heißt d​er Wert d​er Güter, d​ie aus Deutschland i​n diese Kolonien geliefert wurden (Konsumgüter für d​ie Deutschen i​n den Kolonien, Textilien, Metallwaren, Alkohol u​nd Waffen z​um Tauschhandel m​it der indigenen Bevölkerung, Investitionsgüter z​um Aufbau d​er Infrastruktur), überstieg d​en Wert d​er Lieferungen a​us den Kolonien n​ach Deutschland z​um Teil drastisch. Hinzu kam, d​ass sich d​ie Kolonien finanziell n​icht selber trugen. Im Allgemeinen bildete j​ede Kolonie e​in abgeschlossenes Zollgebiet m​it einem eigenen Zolltarif. Der weitaus größte Teil d​er Zolleinnahmen k​am aus d​en Einfuhrzöllen. Nur i​n Deutsch-Südwestafrika g​ab es d​ank der Diamantenexporte m​ehr Einnahmen a​us den Ausfuhrzöllen.[118] Weil d​ie Steuer- u​nd die Zolleinnahmen, d​ie Deutschland m​it den Kolonien erwirtschaftete, u​nter den Kosten für d​ie Verwaltung u​nd die Aufstandsbekämpfung blieben, w​aren die meisten deutschen Kolonien Zuschussprojekte d​er Reichskolonialverwaltung. Besonders t​euer waren d​as aufstandsgeplagte Südwestafrika u​nd das infrastrukturintensive Kiautschou. Ausnahmen w​aren wieder Togo u​nd Samoa.[119]

    Mit d​em Ende d​er Kolonialkriege u​nd der n​euen Kolonialpolitik s​eit 1905, d​em allgemeinen Infrastrukturausbau u​nd der Ausweitung d​er wirtschaftlichen Aktivitäten i​n den Schutzgebieten, verbesserte s​ich die finanzielle Lage d​er Kolonien erheblich u​nd entwickelte s​ich hin z​u einem Ausgleich v​on Einnahmen u​nd Ausgaben. In d​en afrikanischen Kolonien betrug d​er Außenhandel 1904 a​n Einfuhren 40.672.000 Reichsmark u​nd an Ausfuhren 20.821.000 Reichsmark. 1908 erreichten d​ie Einfuhren 84.264.000 Reichsmark u​nd die Ausfuhren 37.726.000 Reichsmark. 1912 führten d​ie afrikanischen Schutzgebiete für 128.478.000 Reichsmark e​in und für 103.748.000 Reichsmark aus. Die Entwicklung i​st also deutlich absehbar.[120]

    In d​er Gesamtbilanz d​es deutschen Außenhandels spielten d​ie Kolonien e​ine vernachlässigbare Rolle: Der Handelsverkehr m​it ihnen machte 1914 n​icht einmal 2,5 % d​es gesamten deutschen Außenhandels aus. Eine Förderung d​es Kolonialhandels erfolgte nicht, d​ie Kolonien wurden a​ls zollpolitisches Ausland behandelt. Der Import a​us den Kolonien betrug n​icht einmal e​in halbes Prozent d​er gesamten deutschen Einfuhr.[121] Die Produkte, d​ie man a​us den Kolonien i​ns Deutsche Reich importierte, deckten m​eist nur e​inen sehr geringen Teil d​es Inlandsbedarfs. Sie konnten d​ie Stellung d​es Deutschen Reiches a​uf dem Weltmarkt, abgesehen v​on Kupfer u​nd Diamanten a​us Deutsch-Südwestafrika, w​eder stärken n​och nachhaltig verändern. Die Kolonien bildeten d​aher keine Konjunkturstütze. Privatwirtschaftlich konnten einzelne Investoren, e​twa die Deutsche Handels- u​nd Plantagengesellschaft, d​ie die Kopra-Ausfuhr a​us Neuguinea kontrollierte, jedoch große Gewinne verzeichnen.[122]

    Nachgeschichte

    Deutscher Kolonialismus nach 1918

    „Gebt Deutschland seine Kolonien wieder!“
    Briefmarke von 1921
    „Gebt uns unsere Kolonien wieder! – Samoa“
    Notgeldschein von 1922


    In Deutschland bestand n​ach dem Ersten Weltkrieg e​in breiter Konsens, d​ass die Annexionen Unrecht wären u​nd man e​in Recht a​uf die Kolonien hätte. Nahezu a​lle Parteien d​er am 19. Januar 1919 gewählten Weimarer Nationalversammlung stimmten a​m 1. März 1919, a​lso noch während d​er Friedensverhandlungen, e​iner Resolution zu, i​n der d​ie Rückgabe d​er Kolonien gefordert wurde. Einzig sieben Abgeordnete v​on der USPD stimmten dagegen.[123] Als besonders empörend w​urde der Vorwurf empfunden, d​ass Deutschland a​uf dem Gebiet d​er sogenannten „Zivilisierung“ d​er von i​hm unterworfenen fremden Völker versagt hätte, d​ie im deutschen kolonialistischen Legitimationsdiskurs e​ine zentrale Rolle gespielt hatte. Es nutzte nichts: Im Ergebnis d​es Friedensvertrags v​on Versailles musste Deutschland s​eine Kolonien aufgeben.[124] Mit Ausnahme v​on Deutsch-Südwestafrika, w​o heute n​och deutsche Siedler l​eben (siehe Deutschnamibier), mussten a​lle Deutschen d​ie Kolonien verlassen.

    Weimarer Republik

    Kolonialgedenktag am 24. April 1924 in der Friedrich-Wilhelms-Universität: 40 Jahre nach der Schutzerklärung über Südwestafrika.

    Schon i​n der Frühphase d​er Weimarer Republik wurden Stimmen laut, d​ie sich d​ie Kolonien zurückwünschten, u​nter ihnen Konrad Adenauer, damals Bürgermeister v​on Köln. Adenauer w​ar 1931–1933 Stellvertretender Präsident d​er Deutschen Kolonialgesellschaft. Ab 1924 bestand i​m Außenamt e​ine Kolonialabteilung. Geleitet w​urde sie v​on Edmund Brückner, d​em ehemaligen Gouverneur Togos. Nach Brückners Richtlinien g​alt die Rückgabe d​er Kolonien Togo u​nd Kamerun s​owie Deutsch-Ostafrikas a​ls am wahrscheinlichsten.[125] 1925 gründete s​ich die Dachorganisation Koloniale Reichsarbeitsgemeinschaft (Korag) a​us der über diverse Zwischenschritte 1933 d​er Reichskolonialbund hervorging. Ebenfalls 1925 s​chuf der ehemalige Kolonialminister i​m Kabinett Philipp Scheidemanns, Johannes Bell, d​ie „Interfraktionelle koloniale Vereinigung“, d​er Parteimitglieder v​on der NSDAP b​is zur SPD angehörten.[126] 1925 kehrten einige Siedler a​uf ihre Plantagen i​n Kamerun zurück, d​ie sie i​m Jahr z​uvor mit Finanzhilfe d​es Auswärtigen Amtes ersteigert hatten.[127]

    Die meisten Deutschen fühlten s​ich nicht schuldig i​m Sinne d​er Behauptungen i​m Versailler Vertrag, u​nd viele s​ahen die Übernahme d​er Kolonien d​urch die Alliierten a​ls Diebstahl an, v​or allem nachdem d​er südafrikanische Premierminister Louis Botha ausnahmslos a​lle Behauptungen, d​ie von d​en Alliierten während d​es Krieges über d​ie Deutschen a​ls Kolonialherren aufgestellt wurden, a​ls haltlos u​nd erfunden bezeichnete. Deutsche Kolonialrevisionisten sprachen v​on einer „Kolonialen Schuldlüge“.[128][129][130]

    Das Deutsche Reich unterstützte i​n den 1920er Jahren Kolonialunternehmen m​it staatlichen Darlehen, u​nd 1924 gelang m​it staatlicher finanzieller Hilfe d​er Rückerwerb d​er meisten Pflanzungen i​n Kamerun.[131] In Erwartung d​er Wiedererlangung d​er Kolonien w​urde 1926 m​it Unterstützung d​es Reiches d​ie Koloniale Frauenschule Rendsburg gegründet. 1931 w​urde an d​er Forstlichen Hochschule Tharandt d​as Institut für ausländische u​nd koloniale Forstwirtschaft gegründet.

    Zeit des Nationalsozialismus

    Nach d​er Machtübernahme d​er NSDAP wurden i​m nationalsozialistischen Deutschland verschiedene Anstrengungen unternommen, d​ie kolonialpolitischen Bestimmung d​es Versailler Vertrags z​u revidieren u​nd die Kolonien zurückzubekommen. Die NSDAP richtete 1934 e​in eigenes Kolonialpolitisches Amt ein, d​as zunächst v​on Heinrich Schnee, d​ann von Franz Ritter v​on Epp geleitet w​urde und e​ine rege Tätigkeit aufnahm. Zu e​iner erneuten Kolonialisierung i​n Übersee k​am es jedoch nicht. Welche Rolle d​er Kolonialismus i​n der Politik Adolf Hitlers tatsächlich spielte, i​st in d​er Forschung umstritten.

    Bundesrepublik

    In d​er Politik d​er Nachkriegszeit spielten d​ie ehemaligen deutschen Kolonien k​aum noch e​ine Rolle. Jedoch forderten einzelne westdeutsche Politiker d​ie Übernahme spät- bzw. postkolonialer Aufgaben, e​twa in d​er Treuhandverwaltung v​on Tanganjika u​nd Togo.[132] Auch innerhalb d​er afrikanischen Freiheitsbewegung k​am es i​m Rahmen d​er Dekolonisation vereinzelt z​u entsprechenden Anregungen. Ende 1952 schlugen Vertreter d​er Ewe d​em UN-Treuhandrat i​n einem Memorandum vor, Deutschland möge d​ie durch Großbritannien u​nd Frankreich verwalteten Landeshälften wieder vereinen u​nd in d​ie Unabhängigkeit führen (siehe a​uch Deutscher Togobund).[133] Die Initiative w​urde nicht aufgegriffen. Adolf Friedrich z​u Mecklenburg, letzter deutscher Gouverneur Togos, n​ahm aber 1960 a​uf Einladung v​on Sylvanus Olympio a​ls Ehrengast a​n der Unabhängigkeitsfeier teil.[134]

    Bestrebungen, d​en Kolonialkrieger-Bund n​ach dem Zweiten Weltkrieg wiederzubeleben, führten 1955 i​n Hamburg z​ur Gründung d​es „Verbandes ehemaliger Kolonialtruppen“, a​us dem d​er heute n​och existierende „Traditionsverband ehemaliger Schutz- u​nd Überseetruppen“ hervorging.

    Letzte Reste d​er schutzgebietsbezogenen Gesetzgebung überdauerten b​is zum gesetzlichen Auslaufen d​er „Kolonialgesellschaften“ 1975 u​nd steuerrechtlichen Anpassungen 1992 (siehe a​uch Kolonialrecht). Weiterhin zeugen Kolonialdenkmäler, Straßennamen u​nd Gebäude v​on der deutschen Kolonialgeschichte. Vielerorts g​ibt dies Anlass z​u Diskussionen u​m die Erinnerungskultur s​owie zu Forderungen n​ach Umwidmung o​der Umbenennung.[135]

    Vertreter d​er Volksgruppen d​er Herero u​nd Nama, d​eren Vorfahren i​n den Jahren 1904 b​is 1908 z​u Zehntausenden i​n der deutschen Kolonie Deutsch-Südwestafrika, d​em heutigen Namibia, getötet wurden, reichten i​n den USA Klage g​egen Deutschland ein. Ein Bezirksgericht i​n New York g​ab im Januar 2017 e​iner Sammelklage g​egen die deutsche Regierung statt. Die Klageschrift spricht v​on über 100.000 Todesopfern. Dieser Kolonialkrieg g​ilt als d​er erste Völkermord d​es 20. Jahrhunderts. Im März 2017 w​urde außerdem bekannt, d​ass die Regierung i​n Windhoek e​ine Klage g​egen Deutschland v​or dem Internationalen Gerichtshof i​n Den Haag prüft. In diesem Zusammenhang w​ar von e​iner Entschädigungssumme v​on 30 Milliarden Dollar d​ie Rede.[136]

    Mit der Herausgabe der Aufsatzsammlungen zu den Themen Kolonialismus (2012) und Deutsche Kolonisationsgeschichte (2019) hat die Bundeszentrale für politische Bildung die „Aufarbeitung des Kolonialismus in politischer, juristischer und psychologischer Hinsicht“, wie die Herausgeberin Asiye Öztürk es formulierte, einem breiteren Leser- und Studienkreis eröffnet.[137][138] 2015 haben die Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf und die Université de Dschang (Kamerun) ein gemeinsames Forschungsprojekt Koloniale Verbindungen vereinbart, deren Ergebnisse zwei Jahre darauf in einer Ausstellung in Düsseldorf vorgestellt wurden.[139][140] Danach wanderte die Ausstellung nach Dschang sowie in weitere deutsche Städte, wo sie jeweils durch örtliche Besonderheiten ergänzt wurde. Zum Abschluss erschien noch ein Dokumentationsband.[141][142]

    Heutige Beziehungen zu den ehemaligen Kolonien

    Emblem einer in Namibia stationierten Beratergruppe der Bundeswehr

    Deutschland besitzt k​eine besonderen Beziehungen z​u seinen ehemaligen Kolonien, m​it Ausnahme v​on Namibia, i​n dem e​s die höchste Pro-Kopf-Entwicklungszusammenarbeit v​on Deutschland i​n Afrika gibt.[143] Die Namibische Armee s​teht in e​nger Zusammenarbeit m​it der deutschen Bundeswehr i​m Rahmen e​iner in Namibia stationierten Beratergruppe.[144] Die deutsche Sprache existiert i​m Gegensatz z​um Englischen u​nd Französischen n​icht mehr a​ls Amtssprache i​n den ehemaligen Kolonien. Als Umgangssprache existiert n​och die deutsche Sprache i​n Namibia, w​o es c​irca 20.000 deutschsprachige Bewohner gibt. Ferner g​ing die deutsche Sprache vereinzelt i​n anderen Sprachen auf, e​twa dem Unserdeutsch, d​as im Südpazifik n​ur noch wenige Menschen beherrschen. Deutschland kooperiert wirtschaftlich u​nd kulturell m​it vielen Ländern i​n Afrika, Asien u​nd im Pazifik, unabhängig v​on seiner Kolonialgeschichte.

    Liste der Kolonien des Deutschen Kaiserreiches

    Deutsche Schutzgebiete
    Diercke Schulatlas, 80. Aufl., 1941

    In d​en Jahren 1884 u​nd 1885 schlossen deutsche Reisende i​n Südwest- u​nd Ostafrika rechtlich zweifelhafte „Schutzverträge“ ab, d​ie gleichwohl d​urch die Anerkennung d​er deutschen Reichsregierung offiziellen Status erlangten. Zudem ließ d​as Deutsche Reich a​uf Betreiben v​on Unternehmern Gebiete i​n Westafrika u​nd im Pazifik direkt „unter Schutz stellen“. Mehreren Gebieten w​urde dieser Status jedoch verwehrt o​der bald wieder entzogen. Auch n​ach 1885 k​am es z​u Grenzabkommen u​nd Gebietsabtretungen bzw. -verpachtungen, d​ie im Falle v​on Kiautschou u​nd Samoa weitere Kolonien begründeten.

    Gebietserwerbungen mit Schutzbriefen und Verträgen

    Kolonien in Afrika (1914)
    Kolonien und Einflusszonen in Ostasien und Ozeanien um 1914
    1. Deutsch-Südwestafrika (hervorgegangen aus dem Lüderitzland), 1884 bis 1919, erworben durch Adolf und August Lüderitz (heute Namibia, Südrand des Caprivizipfels an Botswana)
    2. Deutsch-Westafrika, erworben oder bestätigt durch Gustav Nachtigal
      1. Togoland, 1884 bis 1919 (ab 1905 Togo genannt, heute Togo, Ghana-Ostteil)
      2. Kamerun, 1884 bis 1919, bestehend aus Alt- und Neukamerun (heute Kamerun, Nigeria-Ostteil, Tschad-Südwestteil, Zentralafrikanische Republik-Westteil, Republik Kongo-Nordostteil, Gabun-Nordteil)
      3. Kapitaï und Koba, vom Kaufmann Friedrich Colin und seinem Agenten Louis Baur 1884 erworbene Ansprüche auf Teile des späteren Französisch-Guinea, aber deutscher Verzicht zugunsten Frankreichs 1885
      4. Mahinland, durch G. L. Gaiser erworbenes, östlich von Lagos gelegenes Gebiet an der westafrikanischen Küste, das am 11. März 1885[145] unter deutschen Reichsschutz gestellt wurde, jedoch bereits am 24. Oktober 1885 an England abgetreten wurde[146][147]
    3. Deutsch-Ostafrika, 1885 bis 1919, erworben durch Carl Peters (heute Tansania, Ruanda, Burundi, Kionga-Dreieck in Mosambik)
    4. Deutsch-Witu, 1885 bis 1890, erworben durch die Gebrüder Gustav und Clemens Denhardt (heute südliches Kenia)
    5. Deutsch-Somaliküste, 1885 bis 1888, Ansprüche erworben durch Gustav Hörnecke, Claus von Anderten und Karl Ludwig Jühlke (heute Teil von Somalia)
    6. Deutsche Schutzgebiete in der Südsee
      1. Deutsch-Neuguinea (hervorgegangen aus dem Verwaltungsgebiet der Neuguinea-Kompagnie), erworben durch Otto Finsch
        1. Kaiser-Wilhelms-Land, 1885 bis 1919 (heute Teil von Papua-Neuguinea)
        2. Bismarck-Archipel, 1885 bis 1919 (heute Teil von Papua-Neuguinea)
        3. Marshallinseln, 1885 bis 1919 (separates Schutzgebiet bis 1906, unabhängig seit 1990)
        4. nördliche Salomon-Inseln (Bougainville, Buka), 1886 bis 1919 (heute Teil von Papua-Neuguinea)
        5. Teil der südlichen Salomon-Inseln (Choiseul, Ysabel), 1886 bis 1899 (heute Salomonen)
        6. Nauru, 1888 bis 1919 (unabhängig seit 1968)
        7. nördliche Marianen, 1899 bis 1919 (heute als Nördliche Marianen Teil der Außengebiete der Vereinigten Staaten, Marianen)
        8. Palauinseln, 1899 bis 1919 (unabhängig seit 1994)
        9. Karolinen (als Ost- und Westkarolinen verwaltet, Teil Mikronesiens), 1899 bis 1919 (unabhängig seit 1990)
        10. Die Inseln Sonsorol, Merir, Pulo Anna, Tobi und das Helen-Riff, 1901 bis 1919 (mit den Palauinseln unabhängig seit 1994)
      2. Deutsche Samoa-Inseln, 1900 bis 1919 (heute unabhängiger Staat Samoa)
        1. Savaiʻi
        2. Upolu
    7. Deutsche Besitzungen in China
      1. Deutsche Konzession in Hankau von 1895 bis 1919
      2. Deutsche Konzession in Tientsin von 1895 bis 1919
      3. Kiautschou, 1898 bis 1919, erkundet durch Georg Franzius und besetzt durch Otto von Diederichs (heute Teil der Volksrepublik China). Kiautschou war genau genommen keine Kolonie, sondern ein Pachtgebiet des Deutschen Reiches, das von China für 99 Jahre gepachtet wurde. Der deutsche Kaiser Wilhelm II. erklärte aber am 27. April 1898 Kiautschou zum deutschen Schutzgebiet.

    Gebietserwerbungen ohne Reichsschutz oder Rechtsgültigkeit

    1. Deutsche Kolonialbestrebungen in Südostafrika (heute Teile Südafrikas):
      1. Santa Lucia Bay (ehemals Königreich Zululand), von August Einwald und Adolf Schiel im Namen von Adolf Lüderitz am 13. November 1884 vertraglich erworben, aber am 5. Mai 1885 endgültig als britische Interessensphäre anerkannt[148][149]
      2. Pondoland, Region, die der badische Leutnant Emil Nagel 1885 zu erwerben versuchte, ohne Reichsschutz zu erhalten[150][151][152]
    2. Makada und Mioko, Inseln im Bismarck-Archipel, auf denen der deutsche Korvettenkapitän Bartholomäus von Werner 1878 für das Deutsche Reich Häfen erwarb, die erst 1884 unter Reichsschutz gestellt wurden[153][154][155]
    3. Nokki, Ort am südlichen Ufer des Kongo-Unterlaufs.[156] Das kleine Gebiet „erwarb“ Eduard Schulze im Zuge der deutschen Kongoexpedition von 1884/85, an der auch Richard Kund und Hans Tappenbeck teilnahmen.[157] Eine Flaggenhissung am 12. Dezember 1884 sollte es der Afrikanischen Gesellschaft in Deutschland sichern.[158][159] Die Association internationale du Congo trat das Gebiet Anfang 1885 ab.[160] Bismarck, gerade Gastgeber der Kongokonferenz, missbilligte die Expedition und entzog der Gesellschaft die finanzielle Unterstützung durch den Afrikafond.[161]
    4. Westafrikanische Gebiete, für die 1895 im Zuge der Togo-Hinterlandexpedition unter Leitung von Hans Gruner nicht-ratifizierte Schutzverträge abgeschlossen wurden, die international keine Anerkennung fanden:[162]
      1. Gurma, ein Reich der Gourmantché im heutigen Burkina Faso. Die Provinzherrscher von Pama und Matschakuale schlossen im Januar 1895 Verträge mit Ernst von Carnap-Quernheimb und nahmen die deutsche Flagge an. Gaston Thierry begann mit dem Aufbau einer Verwaltung in Pama und eines Postens in Matschakuale. Im Juli 1897 wurde das Gebiet jedoch Frankreich zugeschlagen, das parallel einen Vertrag in Fada N’Gourma geschlossen hatte. Das Gebiet wurde Teil der Kolonie Obersenegal und Niger.[163]
      2. Gando, ein Reich der Fulbe im heutigen Niger und Nigeria. Emir `Umaru Bakatara dan Khalilu gewährte Hans Gruner Anfang April 1895 in seiner Residenz Gando eine Audienz, die in Vertragsverhandlungen mündete. Der Darstellung Gruners zufolge unterzeichnet der Emir dabei einen Schutzvertrag mit dem Deutschen Reich.[164] Spätere Forschungen ergaben jedoch, dass der Vertragstext nachträglich verändert wurde.[165]
    5. Gebiete in der späteren Provinz Katanga, die Paul Reichard für Deutschland zu erwerben versuchte, aber von der deutschen Regierung dem Kongo-Freistaat zuerkannt wurden, so dass sie den im Februar 1886 erbetenen Reichsschutz ablehnte.[166][167]
    6. Im Juni 1886 wurden die Komoren-Inseln durch Dr. Carl Schmidt für die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft (DOAG) durch Kauf erworben und eine DOAG-Station auf den Inseln eröffnet und Dr. Aurel Schulz erwarb Rechtstitel für die Gesellschaft im südwestlichen Madagaskar. Das Reich lehnte die Ausdehnung seiner Schutzherrschaft über diese Gebiete ab, solange die DOAG keine Verwaltung in diesen Gebieten geschaffen habe. Aus Kapitalmangel konnte die Gesellschaft auf den Komoren und im südwestlichen Madagaskar keine Verwaltung aufbauen und so wurde diesen Gebieten auch kein Reichsschutz gewährt.[168]
    7. Bäreninsel, Eismeer: 1898/99 private deutsche Inbesitznahme der Insel durch Theodor Lerner mit Vorbereitung vom Deutschen Reich, im Jahre 1899 die Insel als Kolonie zu übernehmen, worauf auch Russland Anspruch auf die Insel erhob und man sich einigte, dass keine Seite die Insel beanspruchen dürfe.
    8. Farasan-Inseln im Roten Meer, zum Osmanischen Reich gehörend, vom Admiralstab der deutschen Marine beansprucht und im Oktober 1899 eine bewachte Kohlenstation dort angelegt zur Versorgung der deutschen Kriegsschiffe auf dem Weg nach Ostasien. Von der deutschen Regierung Erwerb abgelehnt und im Oktober 1902 die Entscheidung auf den Verzicht auf die Inseln der Regierung in Konstantinopel mitgeteilt.[169]
    9. Nyassaland, der nördliche Teil der portugiesischen Kolonie Mosambik, wurde im Mai 1914 von einem deutschen Bankenkonsortium erworben und sollte dem deutschen Kolonialreich zugeschlagen werden. Durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges kam es nicht mehr dazu.

    Siehe auch

    Film und Fernsehen

    Literatur

    • Sebastian Conrad: Deutsche Kolonialgeschichte. 4. Auflage, Beck, München 2019, ISBN 978-3-406-73606-3.
    • Karlheinz Graudenz, Hanns-Michael Schindler: Die deutschen Kolonien. Weltbildverlag, Augsburg 1994, ISBN 3-89350-701-9.
    • Horst Gründer, Hermann Joseph Hiery (Hrsg.): Die Deutschen und ihre Kolonien – Ein Überblick. be.bra Verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-89809-137-4.
    • Horst Gründer: Geschichte der deutschen Kolonien. 7. aktualisierte und erweiterte Auflage. Schöningh, Paderborn 2018, ISBN 978-3-8252-4972-4.
    • Ulrich van der Heyden, Joachim Zeller (Hrsg.): „… Macht und Anteil an der Weltherrschaft.“ Berlin und der deutsche Kolonialismus. Unrast-Verlag, Münster 2005, ISBN 3-89771-024-2.
    • Ulrich van der Heyden (Hrsg.): Studien zur Geschichte des deutschen Kolonialismus in Afrika. Festschrift zum 60. Geburtstag von Peter Sebald. Centaurus-Verlagsgesellschaft, Pfaffenweiler 1995, ISBN 978-3-89085-939-2.
    • Hermann Joseph Hiery (Hrsg.): Die deutsche Südsee 1884–1914. Ein Handbuch. 2., durchgesehene und verbesserte Auflage. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2002, ISBN 3-506-73912-3.
    • Hermann Joseph Hiery (Hrsg.): Bilder aus der deutschen Südsee: Fotografien 1884–1921. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2005, ISBN 978-3-506-70112-1.
    • Thomas Höpker, Jürgen Petschull: Der Wahn vom Weltreich. Die Geschichte der deutschen Kolonien. Manfred Pawlak Verlag, Herrsching 1986, ISBN 3-88199-315-0.
    • Birthe Kundrus (Hrsg.): Phantasiereiche. Zur Kulturgeschichte des deutschen Kolonialismus. Campus, Frankfurt am Main/New York 2003, ISBN 978-3-593-37232-7.
    • Birthe Kundrus: Moderne Imperialisten. Das Kaiserreich im Spiegel seiner Kolonien. Böhlau, Köln/Weimar/Wien 2003, ISBN 978-3-412-18702-6.[170]
    • Susanne Kuß: Deutsches Militär auf kolonialen Kriegsschauplätzen. Eskalation von Gewalt zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-603-1.
    • Bernd G. Längin: Die deutschen Kolonien – Schauplätze und Schicksale 1884–1918. Mittler, Hamburg/Berlin/Bonn 2004, ISBN 978-3-8132-0821-4.
    • Heiko Möhle (Hrsg.): Branntwein, Bibeln und Bananen. Der deutsche Kolonialismus in Afrika. Assoziation, Hamburg 1999, ISBN 3-922611-72-9.
    • Dominik Nagl: Grenzfälle. Staatsangehörigkeit, Rassismus und nationale Identität unter deutscher Kolonialherrschaft. Peter Lang, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-631-56458-5.
    • Walter Nuhn: Kolonialpolitik und Marine. Die Rolle der Kaiserlichen Marine bei der Gründung und Sicherung des deutschen Kolonialreiches 1884–1914. Bernard & Graefe, Bonn 2002, ISBN 3-7637-6241-8.
    • Francesca Schinzinger: Die Kolonien und das Deutsche Reich. Die wirtschaftliche Bedeutung der deutschen Besitzungen in Übersee. (= Wissenschaftliche Paperbacks Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Band 20). Franz Steiner, Stuttgart 1984, ISBN 978-3-515-04201-7.
    • Winfried Speitkamp: Deutsche Kolonialgeschichte. Reclam, Stuttgart 2005, ISBN 3-15-017047-8.
    • Julian Steinkröger: Strafrecht und Strafrechtspflege in den deutschen Kolonien: Ein Rechtsvergleich innerhalb der Besitzungen des Kaiserreichs in Übersee. Verlag Dr. Kovač, Hamburg 2019, ISBN 978-3-339-11274-3.
    • Hans Georg Steltzer: Die Deutschen und ihr Kolonialreich. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-7973-0416-1.
    • Hartmut Pogge von Strandmann: Imperialismus vom Grünen Tisch. Deutsche Kolonialpolitik zwischen wirtschaftlicher Ausbeutung und „zivilisatorischen“ Bemühungen. Ch. Links, Berlin 2009, ISBN 978-3-86153-501-0.
    • Helmut Strizek: Geschenkte Kolonien. Ruanda und Burundi unter deutscher Herrschaft. Ch. Links, Berlin 2006, ISBN 978-3-7632-5849-9.
    • Norbert Berthold Wagner: Die deutschen Schutzgebiete. Erwerb, Organisation und Verlust aus juristischer Sicht. Nomos, Baden-Baden 2002, ISBN 3-7890-8033-0.
    Commons: Deutscher Kolonialismus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    Wikisource: Themenseite Kolonialismus – Quellen und Volltexte
    Wikisource: Die Kolonien (1914) – Quellen und Volltexte
    Wiktionary: Kolonie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

    Einzelnachweise

    1. James Mitchell (Hrsg.): Große illustrierte Weltgeschichte. Von der französischen Revolution bis zur Gegenwart. Parkland, Stuttgart 1990, ISBN 3-88059-379-5, S. 66.
    2. Michael Fröhlich: Imperialismus. Deutsche Kolonial- und Weltpolitik 1880–1914. dtv, München 1994, ISBN 3-423-04509-4, S. 18 und 22.
    3. Walter Nuhn: Kolonialpolitik und Marine. Die Rolle der Kaiserlichen Marine bei der Gründung und Sicherung des deutschen Kolonialreiches 1884–1914. Bernard & Graefe, Bonn 2002, S. 27.
    4. Lawrence Sondhaus: Preparing for Weltpolitik. German Sea Power Before the Tirpitz Era. Naval Institute Press, Annapolis 1997, S. 68.
    5. Percy Ernst Schramm: Deutschland und Übersee. Der deutsche Handel mit den anderen Kontinenten, insbesondere Afrika, von Karl V. bis zu Bismarck. Ein Beitrag zur Geschichte der Rivalität im Wirtschaftsleben. Georg Westermann Verlag, Braunschweig 1950, o. S.
    6. Franz Theodor Maurer: Die Nikobaren: Colonial-Geschichte und Beschreibung nebst motivirtem Vorschlage zur Colonisation dieser Inseln durch Preussen, Carl Heymanns Verlag, Berlin 1867.
    7. Percy Ernst Schramm: Deutschland und Übersee. Der deutsche Handel mit den anderen Kontinenten, insbesondere Afrika, von Karl V. bis zu Bismarck. Ein Beitrag zur Geschichte der Rivalität im Wirtschaftsleben. Georg Westermann Verlag, Braunschweig 1950, S. 92.
    8. Hans-Ulrich Wehler: Bismarck und der Imperialismus. 4. Auflage, dtv, München 1976, ISBN 3-423-04187-0, S. 367 f.
    9. Lawrence Sondhaus: Preparing for Weltpolitik. German Sea Power Before the Tirpitz Era. Naval Institute Press, Annapolis 1997, S. 98.
    10. Michael Fröhlich: Imperialismus. Deutsche Kolonial- und Weltpolitik 1880–1914. dtv, München 1994, S. 32.
    11. Cord Eberspächer: Die deutsche Yangtse-Patrouille. Deutsche Kanonenbootpolitik in China im Zeitalter des Imperialismus 1900–1914, Verlag Dr. Dieter Winkler, Bochum 2004, S. 24.
    12. Martha Mamozai: Herrenmenschen – Frauen im deutschen Kolonialismus, Rowohlt, Hamburg 1990, S. 82.
    13. Zum Folgenden Winfried Speitkamp: Deutsche Kolonialgeschichte. Reclam, Stuttgart 2005, S. 18 f.
    14. Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte, Bd. 3: Von der „Deutschen Doppelrevolution“ bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges 1845/49–1914. C.H. Beck, München 1995, S. 980 f.
    15. Freundschaftsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und Tonga, Wikisource
    16. Hermann Joseph Hiery: Die deutsche Südsee 1884–1914. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2001, S. 2.
    17. Norbert Berthold Wagner: Die deutschen Schutzgebiete. Erwerb, Organisation und Verlust aus juristischer Sicht. Nomos, Baden-Baden 2002, S. 94–96.
    18. Hermann Joseph Hiery: Die deutsche Verwaltung Neuguineas 1884–1914
    19. Hermann Joseph Hiery: Die deutsche Südsee 1884–1914. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2001, S. 3 und 6.
    20. Helmut Böhme: Probleme der Reichsgründungszeit 1848–1879, Kiepenheuer & Witsch, Köln/Berlin 1968, S. 346.
    21. Klaus J. Bade: Friedrich Fabri und der Imperialismus in der Bismarckzeit, Atlantis Verlag, Freiburg 1975, S. 198.
    22. Hermann Joseph Hiery: Die deutsche Südsee 1884–1914. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2001, S. 649 und 694.
    23. Hermann Joseph Hiery: Die deutsche Südsee 1884–1914. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2001, S. 695.
    24. Hermann Joseph Hiery: Die deutsche Südsee 1884–1914. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2001, S. 2 f.
    25. Michael Fröhlich: Imperialismus. Deutsche Kolonial- und Weltpolitik 1880 bis 1914. dtv, München 1994, S. 37.
    26. Klaus Jürgen Bade: Friedrich Fabri und der Imperialismus in der Bismarckzeit, Atlantis Verlag, Freiburg 1975, S. 316–318.
    27. Harry R. Rudin: Germans in the Cameroons 1884–1914. A Case Study in Modern Imperialism. Yale University Press, New Haven 1938, S. 34–39.
    28. Kurt Grobecker: 325 Jahre Handelskammer Hamburg 1665–1990. Handelskammer Hamburg, Hamburg 1990, S. 79–81.
    29. Horst Gründer: Geschichte der deutschen Kolonien. 5. Auflage, Ferdinand Schöningh, Paderborn 2004, S. 52.
    30. Horst Gründer: „… da und dort ein junges Deutschland gründen“. Rassismus, Kolonien und kolonialer Gedanke vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. dtv, München 1999, S. 68 u. ö.; Karsten Linne: Deutschland jenseits des Äquators? Die NS-Kolonialplanungen für Afrika. Ch. Links, Berlin 2008, S. 12.
    31. Beate Althammer: Das Bismarckreich 1871–1890. Schöningh, Paderborn 2009, S. 228 f.
    32. Hans-Ulrich Wehler: Bismarck und der Imperialismus. Kiepenheuer und Witsch, Köln 1969; Deutsche Gesellschaftsgeschichte, Bd. 3: Von der „Deutschen Doppelrevolution“ bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges 1845/49–1914. C.H. Beck, München 1995, S. 985–990.
    33. Beate Althammer: Das Bismarckreich 1871–1890. Schöningh, Paderborn 2009, S. 229 f.
    34. Beate Althammer: Das Bismarckreich 1871–1890. Schöningh, Paderborn 2009, S. 231.
    35. Horst Gründer: Geschichte der deutschen Kolonien, 5. Auflage, Ferdinand Schöningh, Paderborn 2004, S. 55.
    36. Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte, Bd. 3: Von der „Deutschen Doppelrevolution“ bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges 1845/49–1914. C.H. Beck, München 1995, S. 985 u. ö.; Gründer 2004, S. 58 f.; Sebastian Conrad: Deutsche Kolonialgeschichte. Beck, München 2008, S. 23.
    37. Wolfgang J. Mommsen: Das Ringen um den nationalen Staat. Die Gründung und der innere Ausbau des Deutschen Reiches unter Otto von Bismarck 1850 bis 1890. Band 7, Teil 1, Propyläen, Berlin 1993, ISBN 3-549-05817-9, S. 523.
    38. Winfried Speitkamp: Deutsche Kolonialgeschichte. Reclam, Stuttgart 2005, S. 26–30.
    39. Winfried Speitkamp: Deutsche Kolonialgeschichte. Reclam, Stuttgart 2005, S. 30–35.
    40. Hans-Ulrich Wehler: Bismarck und der Imperialismus. 4. Auflage, dtv, München 1976, S. 423 f.
    41. Hans-Ulrich Wehler: Bismarck und der Imperialismus. 4. Auflage, dtv, München 1976, S. 408, Fn. 2.
    42. Santa Lucīa, in: Meyers Großes Konversations-Lexikon. Band 17, Leipzig 1909, S. 587.
    43. Horst Gründer: Geschichte der deutschen Kolonien. 5. Auflage, Ferdinand Schöningh, Paderborn 2004, ISBN 3-8252-1332-3, S. 80 f.
    44. www.gkr.uni-leipzig.de
    45. Horst Gründer: „Gott will es“. Eine Kreuzzugsbewegung am Ende des 19. Jahrhunderts. In: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 28 (1977), S. 210–224.
    46. Winfried Speitkamp: Deutsche Kolonialgeschichte. Reclam, Stuttgart 2005, S. 35 f.
    47. Michael Fröhlich: Imperialismus. Deutsche Kolonial- und Weltpolitik 1880–1914. dtv, München 1994, S. 73–88.
    48. Helmut Strizek: Geschenkte Kolonien. Ruanda und Burundi unter deutscher Herrschaft. Ch. Links, Berlin 2006, ISBN 3-86153-390-1.
    49. Roy M. MacLeod, Milton James Lewis: Disease, medicine, and empire: Perspectives on western medicine and the experience of the european expansion, 1988, ISBN 0-415-00685-6
    50. Khoo Salma Nasution: MORE THAN MERCHANTS – A History of the German-speaking Community in Penang, 1800s – 1940s. Areca Books, Penang 2006, S. 70–71.
    51. Tom Marks: The British Acquisition of Siamese Malaya (1896–1909). White Lotus, Huay Yai 1997, S. 25, 26, 33 (englisch).
    52. Barbara W. Tuchman: The Zimmermann Telegramm. Ballantine Books, New York 1985, ISBN 0-345-32425-0, S. 27 f.
    53. Klaus Hildebrand: Deutsche Außenpolitik 1871–1918 (= Enzyklopädie deutscher Geschichte, Bd. 2). Oldenbourg, München 1989, S. 35–38.
    54. Fabian Klose: Koloniale Gewalt und Kolonialkrieg, Bundeszentrale für politische Bildung, 2016 (Zugriff am 20. Januar 2021).
    55. Susanne Kuß: Kolonialkriege und Raum. In: Militärgeschichtliche Zeitschrift 73, Heft 2 (2015), S. 333–348, hier S. 338–341 (abgerufen über De Gruyter Online).
    56. Bartholomäus Grill: Kolonialgeschichte: Gewisse Ungewissheiten, in: Der Spiegel vom 11. Juni 2016.
    57. Sebastian Conrad: Deutsche Kolonialgeschichte. 2. Auflage, Beck, München 2012, S. 53.
    58. Jürgen Zimmerer, Joachim Zeller (Hrsg.): Völkermord in Deutsch-Südwestafrika. Der Kolonialkrieg (1904–1908) in Namibia und seine Folgen. Links, Berlin 2003, ISBN 3-86153-303-0.
    59. Tilman Dedering: The German-Herero War of 1904: Revisionism of Genocide or Imaginary Historiography? In: Journal of Southern African Studies. Band 19, Nr. 1, 1993, S. 80.
    60. Dominik J. Schaller: «Ich glaube, dass die Nation als solche vernichtet werden muss»: Kolonialkrieg und Völkermord in «Deutsch-Südwestafrika» 1904–1907. In: Journal of genocide research. Band 6, 2004, Ausg. 3, ISSN 1462-3528, S. 395–430, hier S. 385, doi:10.1080/1462352042000265864.
    61. Reinhart Kößler, Henning Melber: Völkermord und Gedenken. Der Genozid an den Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika 1904–1908. In: Irmtrud Wojak, Susanne Meinl (Hrsg.): Völkermord. Genozid und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (= Jahrbuch zur Geschichte und Wirkung des Holocaust. Bd. 8). Campus, Frankfurt am Main 2004, S. 37–76.
    62. Gründer 2004, S. 241.
    63. Hans Georg Steltzer: Die Deutschen und ihr Kolonialreich. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 1984, S. 281 f.; Wilfried Westphal: Geschichte der deutschen Kolonien. C. Bertelsmann, München 1984, S. 262–265, 287–288.
    64. Mitteilungen der Gesellschaft für Erdkunde und Kolonialwesen zu Straßburg im Elsaß für das Jahr 1913, S. 196–198.
    65. Jacques Attali: Siegmund G. Warburg. Das Leben eines großen Bankiers, Econ-Verlag, Düsseldorf/Wien 1986, S. 95; Rolf Peter Tschapek: Bausteine eines zukünftigen deutschen Mittelafrika: Deutscher Imperialismus und die portugiesischen Kolonien, Deutsches Interesse an den südafrikanischen Kolonien Portugals vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2000, S. 15 und 209.
    66. Rolf Peter Tschapek: Bausteine eines zukünftigen deutschen Mittelafrika: Deutscher Imperialismus und die portugiesischen Kolonien, Deutsches Interesse an den südafrikanischen Kolonien Portugals vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2000, hier insbesondere S. 323 und 443.
    67. Wilfried Westphal: Geschichte der deutschen Kolonien. C. Bertelsmann, München 1984, S. 306.
    68. Daniel M. Segesser: Der Erste Weltkrieg in globaler Perspektive. 4. Auflage, marixverlag, Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-86539-953-3, S. 143.
    69. Guido Knopp: Das Weltreich der Deutschen. Piper, München/Zürich 2011, S. 213 f.
    70. Caroline Authaler: Das völkerrechtliche Ende des deutschen Kolonialreichs. Globale Neuordnung und transnationale Debatten in den 1920er Jahren und ihre Nachwirkungen. In: Aus Politik und Zeitgeschichte 69, Heft 40–42 (2019), S. 4–10, hier S. 4.
    71. Mads Bomholt Nielsen: Delegitimating Empire: German and British Representations of Colonial Violence, 1918–19. In: The International History Review (2019), S. 1–18.
    72. Caroline Authaler: Das völkerrechtliche Ende des deutschen Kolonialreichs. Globale Neuordnung und transnationale Debatten in den 1920er Jahren und ihre Nachwirkungen. in: Aus Politik und Zeitgeschichte 69, Heft 40–42 (2019), S. 4–10, hier S. 5.
    73. Deutsches Kolonial-Lexikon (1920), Band I, S. 312 (Bevölkerungsstand 1913; online).
    74. Winfried Speitkamp: Deutsche Kolonialgeschichte. Reclam, Stuttgart 2005, S. 44 und 61.
    75. Winfried Speitkamp: Deutsche Kolonialgeschichte. Reclam, Stuttgart 2005, S. 44 f. und 61.
    76. Dieter Gosewinkel: Einbürgern und ausschließen. Die Nationalisierung der Staatsangehörigkeit vom Deutschen Bund bis zur Bundesrepublik Deutschland, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2003, S. 303.
    77. Birthe Kundrus: Moderne Imperialisten. Das Kaiserreich im Spiegel seiner Kolonien. Böhlau, Köln 2003, ISBN 3-412-18702-X, S. 219 ff.
    78. Frank Oliver Sobich: „Schwarze Bestien, rote Gefahr“. Rassismus und Antisozialismus im deutschen Kaiserreich. Campus, Frankfurt am Main 2006, S. 125 f.
    79. Winfried Speitkamp: Deutsche Kolonialgeschichte. Reclam, Stuttgart 2005, S. 91 f.
    80. Horst Gründer: „Gott will es“. Eine Kreuzzugsbewegung am Ende des 19. Jahrhunderts. In: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 28 (1977), S. 218 f.
    81. Winfried Speitkamp: Deutsche Kolonialgeschichte. Reclam, Stuttgart 2005, S. 91–97.
    82. Winfried Speitkamp: Deutsche Kolonialgeschichte. Reclam, Stuttgart 2005, S. 98 f.
    83. Winfried Speitkamp: Deutsche Kolonialgeschichte. Reclam, Stuttgart 2005, S. 104 f.
    84. Wolfgang U. Eckart: Medizin und Kolonialimperialismus. Deutschland 1884–1945. Schöningh, Paderborn 1997, S. 205 u. ö.
    85. Wolfgang U. Eckart: Medizin und Kolonialimperialismus. Deutschland 1884–1945. Schöningh, Paderborn 1997, S. 57.
    86. Winfried Speitkamp: Deutsche Kolonialgeschichte. Reclam, Stuttgart 2005, S. 105.
    87. Sebastian Conrad: Deutsche Kolonialgeschichte. Beck, München 2012, S. 57 ff.
    88. Horst Gründer: Geschichte der deutschen Kolonien. 6. überarb. und erw. Auflage, Schöningh, Paderborn 2012, S. 175–180.
    89. Sebastian Conrad: Deutsche Kolonialgeschichte. Beck, München 2012, S. 55–60; Winfried Speitkamp: Deutsche Kolonialgeschichte. Reclam, Stuttgart 2005, S. 58.
    90. Horst Gründer: Christliche Mission und deutscher Imperialismus. Eine politische Geschichte ihrer Beziehungen während der deutschen Kolonialzeit (1884–1914) unter besonderer Berücksichtigung Afrikas und Chinas. Schöningh, Paderborn 1982, S. 154 ff.
    91. Frank Bösch: Grenzen des „Obrigkeitsstaates“. Medien, Politik und Skandale im Kaiserreich. In: Sven-Oliver Müller und Cornelius Torp (Hrsg.): Das Deutsche Kaiserreich in der Kontroverse. Vandenhoeck und Rupprecht, Göttingen 2009, S. 144.
    92. Winfried Speitkamp: Deutsche Kolonialgeschichte. Reclam, Stuttgart 2005, S. 140 f.; Sören Utermark: „Schwarzer Untertan versus schwarzer Bruder“. Bernhard Dernburgs Reformen in den Kolonien Deutsch-Ostafrika, Deutsch-Südwestafrika, Togo und Kamerun. Diss. Kassel 2012 (PDF; 2,5 MB, abgerufen am 27. Januar 2015).
    93. Horst Gründer: Geschichte der deutschen Kolonien. 6., überarbeitete und erweiterte Auflage, Ferdinand Schöningh, Paderborn 2012, S. 188 f.
    94. Sebastian Conrad: Deutsche Kolonialgeschichte. Beck, München 2012, S. 50.
    95. Straehler: Schutzgebietsgesetz. In: Heinrich Schnee (Hrsg.): Deutsches Kolonial-Lexikon, Bd. 3, Leipzig 1920, S. 317–319.
    96. Dominik Nagl: Grenzfälle. Staatsangehörigkeit, Rassismus und nationale Identität unter deutscher Kolonialherrschaft, 1884–1914. Frankfurt/Main 2007, S. 41–46.
    97. Ulrike Schaper: Koloniale Verhandlungen. Gerichtsbarkeit, Verwaltung und Herrschaft in Kamerun 1884–1916. Campus, Frankfurt am Main/New York 2012, S. 44 f.
    98. Ulrike Schaper: Koloniale Verhandlungen. Gerichtsbarkeit, Verwaltung und Herrschaft in Kamerun 1884–1916. Campus, Frankfurt am Main/New York 2012, 49 f.
    99. Das III. Seebataillon in Tsingtau. In: Archivführer deutsche Kolonialgeschichte. Fachhochschule Potsdam, 9. Oktober 2018, abgerufen am 11. Januar 2022.
    100. Ulrike Schaper: Koloniale Verhandlungen. Gerichtsbarkeit, Verwaltung und Herrschaft in Kamerun 1884–1916. Campus, Frankfurt am Main/New York 2012, 49 f.
    101. Julian Steinkröger: Strafrecht und Strafrechtspflege in den deutschen Kolonien von 1884 bis 1914 Ein Rechtsvergleich innerhalb der Besitzungen des Kaiserreichs in Übersee. 1. Auflage. Verlag Dr. Kovač, Hamburg 2019, ISBN 978-3-339-11274-3, S. 275.
    102. Kerstin Wilke: Die Deutsche Banane. Wirtschafts- und Kulturgeschichte der Banane im Deutschen Reich 1900–1939. Diss. Univ. Hannover, 2004, S. 178.
    103. Winfried Speitkamp: Deutsche Kolonialgeschichte. Reclam, Stuttgart 2005, S. 73 und 78 ff.
    104. Winfried Speitkamp: Deutsche Kolonialgeschichte. Reclam, Stuttgart 2005, S. 73–76.
    105. Sebastian Conrad: Deutsche Kolonialgeschichte, Beck, München 2008, S. 54 ff.
    106. Winfried Speitkamp: Deutsche Kolonialgeschichte. Reclam, Stuttgart 2005, S. 84 f.
    107. Winfried Speitkamp: Deutsche Kolonialgeschichte. Reclam, Stuttgart 2005, S. 108.
    108. Deutscher Wetterdienst: Überseestationen der Deutschen Seewarte. abgerufen am 11. November 2017.
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    164. H. Gruner, P. Sebald (Hrsg.): Vormarsch zum Niger, Berlin 1997, S. 310.
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    166. Conrad Weidmann: Deutsche Männer in Afrika – Lexicon der hervorragendsten deutschen Afrika-Forscher, Missionare etc. Bernhard Nöhring, Lübeck 1894, S. 146.
    167. Reichard, Paul, in: Deutsches Kolonial-Lexikon. Band 3, S. 146.
    168. Walter Nuhn: Kolonialpolitik und Marine. Bernard & Graefe, Bonn 2002, S. 124.
    169. Willi A. Boelcke: So kam das Meer zu uns – Die preußisch-deutsche Kriegsmarine in Übersee 1822 bis 1914. Ullstein, Frankfurt/Main, Berlin, Wien 1981, ISBN 3-550-07951-6, S. 207 und S. 225–227.
    170. Rezension zu Birthe Kundrus: Moderne Imperialisten. Das Kaiserreich im Spiegel seiner Kolonien. In: H-Soz-Kult, 18. November 2003.
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