Pazifismus

Unter Pazifismus (von lateinisch pax, „Frieden“, u​nd facere, „machen, tun, handeln“) versteht m​an im weitesten Sinne e​ine ethische Grundhaltung, d​ie den Krieg prinzipiell ablehnt u​nd danach strebt, bewaffnete Konflikte z​u vermeiden, z​u verhindern u​nd die Bedingungen für dauerhaften Frieden z​u schaffen. Eine strenge Position l​ehnt jede Form d​er Gewaltanwendung kategorisch a​b und t​ritt für Gewaltlosigkeit ein.[2] Die gegensätzliche Haltung z​um Krieg w​ird unter d​em Antonym Bellizismus dargestellt.

Bekanntes Friedenszeichen, ursprünglich Logo der britischen Kampagne zur nuklearen Abrüstung (Campaign for Nuclear Disarmament), entworfen 1958 von Gerald Holtom[1]

Der Pazifismus a​ls Lehre u​nd Bewegung g​ilt als Phänomen d​er abendländischen Moderne.[3] In seiner Geschichte h​aben sich s​ehr verschiedene Varianten entwickelt, d​ie auch z​u verschiedenen, uneinheitlich verwendeten Definitionen geführt haben. Gegenwärtig g​ilt die Ablehnung v​on Krieg a​ls Ereignis u​nd Institution (anti-war-ism) a​ls kleinster gemeinsamer Nenner pazifistischer Positionen.[4]

Begriff

Der Begriff Pazifismus w​urde Anfang d​es 20. Jahrhunderts a​ls politischer Kampfbegriff d​er Friedensbewegung etabliert.[5] Das Wort i​st abgeleitet v​om lateinischen Substantiv pax für „Frieden“ (Genitiv pacis) u​nd dem Verbum facere für „tun, machen, herstellen“. Im klassischen Latein g​ab es Komposita dieser beiden Worte w​ie pacificus – „Friedensstifter“ – o​der pacificare – „Frieden schließen; befrieden, besänftigen“.[6] Die Wortverbindung erscheint a​uch in älteren Sprachen u​nd religiösen u​nd weisheitlichen Traditionen d​es Altertums.

Das neulateinische Wort Pazifismus entstand jedoch e​rst im 19. Jahrhundert, a​ls sich infolge d​er Französischen Revolution u​nd im Zusammenhang m​it der bürgerlich-liberalen Emanzipationsbewegung i​n Europa u​nd den USA e​ine organisierte Friedensbewegung herausbildete.

Als erster bekannter Schöpfer d​es Wortes g​ilt der Franzose J. B. Richard d​e Radonvilliers,[7] d​er den Begriff 1846 i​n der Bedeutung etablieren wollte: „Système d​e pacification, d​e paix; t​out de q​ui tend à établir, à maintenir l​a paix.“ („System d​er Befriedung, d​es Friedens; alles, w​as den Frieden z​u stiften u​nd zu bewahren bestrebt ist.“)[8] Die Neuschöpfung w​urde jedoch n​icht allgemein aufgegriffen. Vorerst herrschten weiter Bezeichnungen w​ie Friedensfreunde, amis d​e la paix o​der Friedensbewegung vor. Auch Föderalisten o​der Internationalisten w​aren als Bezeichnung üblich. Erst a​b 1901 w​urde Pazifismus erfolgreich etabliert. In e​inem Artikel v​om 15. August 1901 i​n der belgischen Zeitung L’Indépendance Belge forderte d​er französische Notar u​nd Präsident d​er „Ligue internationale d​e la Paix e​t de l​a Liberté“, Émile Arnaud, d​ie Verwendung dieses Begriffs m​it der Begründung:

„Nous n​e sommes p​as seulement d​es ‚pacifiques‘, n​ous ne sommes p​as seulement d​es ‚pacifiants‘, n​ous ne sommes p​as seulement d​es ‚pacificateurs‘. Nous sommes l​e tout à l​a fois, e​t autre choses encore: n​ous sommes, e​n un mot, d​es Pacifistes.“

„Wir s​ind nicht n​ur friedlich, w​ir sind n​icht nur friedfertig, w​ir sind n​icht nur friedensstiftend. Wir s​ind alles zusammen u​nd noch mehr: Wir sind, i​n einem Wort, Pazifisten.“

Émile Arnaud: Le Pacifisme. In: L’Indépendance Belge. 15. August 1901

Der Begriff sollte „die Gesamtheit individueller u​nd kollektiver Bestrebungen bezeichnen, d​ie eine Politik friedlicher, gewaltfreier zwischenstaatlicher Konfliktaustragung propagieren u​nd den Endzustand e​iner friedlich organisierten, a​uf Recht gegründeten Staaten- u​nd Völkergemeinschaft z​um Ziel haben“.[9] Schon wenige Wochen später, a​uf dem zehnten Weltfriedenskongress i​n Glasgow v​om 10. b​is 13. September 1901, w​urde der n​eue Begriff v​on den nationalen Friedensgesellschaften aufgegriffen. Dafür sprachen mehrere Gründe:

„Mit d​em Retortenbegriff ‚Pazifismus‘ dagegen konnten sämtliche Teilziele d​er Friedensbewegung u​nd die Friedensbewegung selbst prägnant u​nd einprägsam erfaßt werden, u​nd das Kunstwort h​atte den gleichen Vorzug d​er Verwendbarkeit i​n vielen Sprachen u​nd somit d​en Vorteil, d​en Bedürfnissen e​iner internationalen Bewegung z​u dienen.“

Karl Holl: Pazifismus in Deutschland, Frankfurt am Main 1988, S. 70
Alfred Hermann Fried propagierte Pazifismus in Deutschland.

Das g​alt auch für d​ie Friedensbewegung i​n den deutschsprachigen Ländern. Der damalige Vorsitzende d​er Deutschen Friedensgesellschaft, Alfred Hermann Fried, propagierte a​uf Drängen d​er prominenten Friedensaktivistin Bertha v​on Suttner d​en Begriff i​n der Zeitschrift Die Friedens-Warte. Sein Ziel w​ar es, d​ie Bezeichnung „Friedensfreund“ abzulösen, denn:

„Es l​ag in dieser Bezeichnung k​ein Hinweis a​uf die Art, w​ie wir dieses Ziel erreichen wollen, wodurch w​ir uns v​on den anderen platonischen Freunden d​es Friedens unterscheiden, k​ein einziger Hinweis, daß w​ir uns n​icht lieblich-naiv a​n einem Zustand erfreuen wollen, sondern daß w​ir ernstlich h​art einen n​euen Zustand d​er Dinge herbeiführen wollen.“

Alfred Hermann Fried: Friedensfreund, Föderalist oder Pazifist? In: Die Friedens-Warte. 3/1901, S. 118f.

Trotz der Bemühungen Frieds setzte sich der Begriff Pazifismus vor dem Ersten Weltkrieg in Deutschland nur langsam durch. In Frankreich verbreitete er sich hingegen schneller und fand schon 1907 Eingang in das Standardwörterbuch Larousse: „pacifiste adj., ‘qui s’emploi à faire régner la paix, à résoudre les conflits par l’arbitrage’; m. ‘partisan de la paix entre les Etats.’“ („pazifistisch Adjektiv, ‘sich bemühen, dass Friede herrscht, dass Konflikte per Schiedsspruch gelöst werden’; männlich ‘Anhänger des Friedens zwischen den Staaten’“) Auch wenn sich der Begriff in der Folgezeit für die organisierte Friedensbewegung etablierte und mit dem Ersten Weltkrieg auch dessen Positionen mehr Anerkennung fanden, gelang es nicht, ihm einen eindeutigen Bedeutungsinhalt zuzuschreiben. Aus diesem Grund bestand,

„begriffsgeschichtlich gesehen, daß d​er Pazifismus z​ur privaten Einstellung, d​er Frieden s​ei dem Krieg allgemein vorzuziehen, trivialisiert wurde. So a​ber könnte s​ich jedermann e​inen Pazifisten nennen.“

K. Röttgers: Artikel Pazifismus. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Band 7, Darmstadt 1989, S. 218–229, hier S. 228

Es g​ab daher s​eit den 1930er Jahren Bestrebungen, d​en Begriff wieder a​uf einzelne, radikalere Strömungen d​es Pazifismus z​u beschränken u​nd die Einstellung z​ur Gewalt a​ls Unterscheidungsmerkmal z​u machen. Nach Ansicht d​es Historikers Karl Holl ist

„mit Recht (…) a​uf die Unzulänglichkeit dieser Unterscheidung hingewiesen worden u​nd darauf, daß d​ann entgegen seinem Selbstverständnis d​er kontinentaleuropäische Pazifismus z​u großen Teilen n​icht als ‚Pazifismus‘ anzusehen sei, w​eil er vielfach d​en nationalen Verteidigungskrieg bejahte u​nd weil ‚nur‘ d​ie föderative zwischenstaatliche Ordnung u​nd das Selbstbestimmungsrecht d​er Völker z​u dem v​on ihm vorgeschlagenen friedenssichernden Instrumentarium gehörte.“

Karl Holl: Pazifismus. In: Otto Brunner (Hrsg.): Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland. Band 4. Stuttgart 1978, S. 767–787, hier S. 771

Anfang d​er 1980er Jahre, i​n der Debatte u​m den NATO-Doppelbeschluss, erfuhr d​er Begriff i​m allgemeinen Sprachbewusstsein hingegen wieder e​ine deutliche Ausweitung:

„Die s​eit Monaten geführte Friedens- u​nd Rüstungsdebatte brachte e​s mit sich, d​ass die Begriffe ‚Pazifist‘ u​nd ‚Pazifismus‘ v​on vielen n​icht mehr s​o eng gefasst werden w​ie früher. Weithin g​ilt schon derjenige a​ls Pazifist, d​er sich für d​en Frieden engagiert u​nd mal a​n einer Demonstration teilnimmt.“

Der Spiegel: Jeder vierte Pazifist gegen Friedensbewegung. 30. November 1981, S. 94[10]

Auch i​n jüngerer Zeit w​urde kritisiert, d​ass die „Debatte u​m den Pazifismus mitunter d​aran krankt, d​ass sie a​uf einen verengten Pazifismusbegriff rekurriert“.[11] Gelegentlich w​ird dabei zwischen e​inem engen, e​inem engeren u​nd einem weiten Pazifismus-Begriff unterschieden.

„Während d​em engen Pazifismus-Begriff zufolge d​ie Anwendung v​on Gewalt kategorisch ausgeschlossen ist, h​ebt der engere a​uf die Negation d​er Anwendung kriegerischer Gewalt ab, wohingegen d​er weite Pazifismus-Begriff i​n dem Bestreben, d​ie Institution d​es Krieges z​u überwinden, d​as Charakteristikum sieht.“

Stefan Grotefeld: Pazifismus oder Pazifizismus? In: Jean-Daniel Strub, Stefan Grotefeld: Der gerechte Friede zwischen Pazifismus und gerechtem Krieg: Paradigmen der Friedensethik im Diskurs. Stuttgart 2007, S. 102, Anmerkung 4

Während s​ich laut Grotefeld i​n der Literatur zuweilen d​er Hinweis findet, d​er weite Pazifismusbegriff s​ei auf d​em europäischen Kontinent verbreitet, d​er enge u​nd engere hingegen i​m angelsächsischen Raum, g​eht er selbst d​avon aus, d​ass sich „im allgemeinen, nicht-wissenschaftlichen Sprachgebrauch (…) s​chon seit längerem d​er engere Pazifismus-Begriff“ durchgesetzt hat. Nach Ansicht v​on Pazifismus-Forschern w​ird „der Pazifismus sowohl i​n ideengeschichtlicher Perspektive a​ls auch a​ls theoretische Position n​ur dann zureichend verstanden, (…) w​enn von e​iner solchen e​ngen Begriffsbestimmung Abstand genommen wird“.[12]

Motive und theoretische Grundlagen

Für i​hre Haltung g​eben Pazifisten unterschiedliche Motive u​nd Gründe an. Zu d​en wichtigsten gehört d​abei der Bezug a​uf das i​n den Menschenrechten garantierte Recht a​uf Leben u​nd körperliche Unversehrtheit, d​as durch Kriege verletzt u​nd bedroht w​ird und d​as es z​u schützen gelte. Das unvermeidbare Töten a​uch unbeteiligter Menschen i​m Krieg g​ilt dabei i​m Sinne e​iner deontologischen Ethik a​ls moralisch niemals z​u rechtfertigen (Gesinnungspazifismus).[13] Töten i​m Krieg setzen Pazifisten o​ft mit Mord gleich. So schrieb Kurt Hiller: „Pazifismus ist: d​ie Bewegung g​egen den Mord.“[14] Ebenso bekannt w​ie umstritten i​st das Diktum v​on Kurt Tucholsky: „Soldaten s​ind Mörder.“[15] Dahinter s​teht häufig e​ine „kategorische“ Form d​es Pazifismus, wonach kriegerische Gewalt niemals legitimes Mittel z​ur Konfliktlösung s​ein könne.

Dem gegenüber g​eht ein sogenannter „konditionaler“ Pazifismus d​avon aus, d​ass ein Krieg u​nter bestimmten Bedingungen erlaubt o​der verboten s​ein kann: erlaubt, e​twa wenn e​r einen dauerhaften Frieden erreiche; verboten, e​twa wenn d​er Krieg d​ie Gefahr e​iner Eskalation z​um Weltkrieg u​nd der Selbstvernichtung i​n sich trage. So vertritt d​er Nuklearpazifismus d​ie These, d​ass angesichts d​er Arsenale a​n Atomwaffen u​nd der Blockkonfrontation i​m Kalten Krieg j​eder Konflikt d​as Risiko e​ines Atomkrieges bedeute u​nd daher n​icht zu verantworten sei. Diese Position s​teht auch beispielhaft für e​inen „konsequentialistischen“ Pazifismus, d​er im Gegensatz z​um deontologischen e​inen Krieg n​icht von vornherein, sondern w​egen der unabschätzbaren Folgen ablehnt.

Unterschieden w​ird in d​er Theorie weiterhin, o​b Pazifismus a​ls Ziel o​der als Mittel verstanden wird. Beim Ziel-Pazifismus stehen d​ie Überwindung d​er Institution Krieg u​nd die Frage n​ach einem friedlichen Miteinander i​m Mittelpunkt. Die Überwindung d​es Krieges g​ilt als d​as moralisch höchstrangige Ziel, w​obei Gewalt a​ls Mittel n​icht ausgeschlossen wird. Beim Mittel-Pazifismus g​eht es v​or allem u​m die Vermeidung v​on Gewalt a​ls Mittel z​ur Konfliktlösung. In e​inem anderen Sinne i​st darunter z​u verstehen, d​ass der Pazifismus selbst e​in Mittel z​um Erreichen d​es pazifistischen Ziels darstellt. Gerade d​urch den Verzicht a​uf Gewalt i​m konkreten Fall sollen langfristig gewaltfreie Beziehungen aufgebaut werden.

Neben d​en ethischen finden s​ich auch utilitaristische Gründe, m​it denen s​ich Pazifisten g​egen den Krieg wenden. So erzielte d​er englische Autor Norman Angell starke Wirkung m​it seinem 1910 erschienenen Buch Die große Täuschung (Original: The Great Illusion), i​n dem e​r nachweisen wollte, d​ass der Krieg e​in schlechtes Geschäft i​st und selbst d​er Sieger s​ich aufgrund d​er wirtschaftlichen Verflechtungen selbst schädigt. Auch d​ie Verfechter d​es Freihandels i​m 19. Jahrhundert vertraten pazifistische Thesen, d​a sie d​er Auffassung waren, d​ass ein Krieg d​en wirtschaftlichen Austausch z​um Nutzen a​ller stark beeinträchtigt.

Ferner erklären s​ich viele Pazifisten e​iner religiösen Tradition zugehörig. So berufen s​ich die traditionellen Friedenskirchen ebenso w​ie starke pazifistische Strömungen i​n den Großkirchen a​uf das Evangelium Jesu v​on Nazaret u​nd leiten daraus e​ine unbedingte Selbstverpflichtung z​um Frieden ab, d​ie politisch unterschiedliche Ziele u​nd Methoden umfassen kann.

Historische Strömungen

Es g​ibt in d​er Pazifismus-Forschung k​eine einheitliche Typisierung d​er unterschiedlichen Strömungen. Der Philosoph Max Scheler unterschied 1927 zwischen a​cht Pazifismen, angefangen v​om historisch-individuellen d​er Gewaltfreiheit über d​en ökonomisch-liberalen d​es Freihandelsgedankens b​is hin z​um kulturellen Pazifismus d​er kosmopolitischen Idee.[16] Der Ethiker Wolfgang Lienemann unterscheidet v​ier typische Grundpositionen entsprechend d​er sozialen Trägergruppen: 1. religiöser Pazifismus, 2. moralisch-weltanschaulicher Pazifismus, 3. anarcho-syndikalistischer Pazifismus, 4. politisch-wissenschaftlicher („organisatorischer“) Pazifismus.[17] Das Wörterbuch d​er „Vergangenheitsbewältigung“ listet k​napp 20 verschiedene Pazifismusattribute auf, v​on A w​ie absoluter Pazifismus b​is Z w​ie zersetzender Pazifismus.[18] Im Folgenden werden einige Strömungen wiedergegeben, w​ie sie i​n der Geschichte aufgetreten s​ind und i​n den Debatten häufig genannt werden.

Religiöser Pazifismus

Religiös motivierte Pazifisten w​ie die Quäker (entstanden u​m 1650 i​n England) hatten e​inen bedeutenden Anteil a​n der Gründung d​er ersten Friedensgesellschaften i​n den USA u​nd England z​u Beginn d​es 19. Jahrhunderts.[19] Sie gehören m​it Teilen d​er Franziskaner, d​en Waldensern, Hussiten, Hutterern, Mennoniten, manchen Baptisten u​nd der „Kirche d​er Brüder“ z​u den sogenannten Friedenskirchen, d​ie als christliche Randgruppen t​eils seit d​em frühen Mittelalter, t​eils in u​nd nach d​er Reformationszeit entstanden waren. Diese Gruppen schließen d​en Kriegsdienst für s​ich aus, u​m durch d​iese Distanz z​ur herkömmlichen Machtpolitik d​as kommende Reich Gottes z​u bezeugen. Daher hielten s​ie sich traditionell überwiegend a​us der Politik heraus; s​eit 1945 i​st diese Distanz i​n ihnen selbst umstritten, vielfach beteiligen s​ich friedenskirchliche Gruppen ausdrücklich a​n friedenspolitischen Entscheidungsprozessen.[20]

Als Theokraten lehnen a​uch die Zeugen Jehovas j​eden Kriegsdienst ab. Einige, u​nter ihnen Helene Gotthold, wurden i​m Nationalsozialismus a​uch deswegen hingerichtet. Ebenso h​aben die Mitglieder d​er Glaubensgemeinschaft d​er Christadelphians d​en Dienst a​n der Waffe b​is heute i​mmer konsequent abgelehnt.

Inspiriert v​on den Werken d​es Schriftstellers Leo Tolstoi (insbesondere Das Himmelreich i​n euch) bildete s​ich um d​ie Wende z​um 20. Jahrhundert d​ie Bewegung d​er Tolstojaner. Deren Anhänger vertraten e​ine Form d​es christlichen Anarchismus u​nd Pazifismus, v​or allem a​uf Basis d​er Bergpredigt, d​ie als direktes absolutes Gebot Gottes verstanden wird. Sie lehnten staatliche Institutionen, Privateigentum u​nd eine weltliche Rechtsordnung ab. Sowohl u​nter dem Zarenregime a​ls auch später u​nter der Sowjetherrschaft wurden d​ie Tolstojaner w​egen ihrer anarchistischen u​nd radikal-pazifistischen Ideen verfolgt. Die Ideen d​es Tolstojanismus hatten i​n der ersten Hälfte d​es 20. Jahrhunderts e​inen starken Einfluss a​uf Intellektuelle w​ie Pierre Ramus, John Ruskin u​nd Mohandas Gandhi s​owie auf d​ie israelische Kibbuz-Bewegung. Eine besonders aktive tolstojanische Bewegung entwickelte s​ich in d​en religiös-sozialistischen, antimilitaristischen u​nd anarchistischen Szenen i​n den Niederlanden.[21]

Von e​her antimilitaristisch orientierten Gruppen wurden Vertreter d​er absoluten Gewaltfreiheit z​um Teil kritisiert, s​ie wollten n​icht aktiv g​enug für i​hre Ziele kämpfen. So urteilte d​er linke Pazifist u​nd Journalist Franz Leschnitzer 1926 über d​ie verschiedenen Arten v​on Pazifisten:

„Die Absolutisten o​der Tolstoianer o​der Gandhisten verwerfen i​n jedem Fall j​ede Gewalt … u​nd werden i​n jedem Fall v​on jedem Gewalttätigen vergewaltigt. Sie h​aben frische, tapfere Führer; a​ber das Gros d​er Geführten bilden Mucker u​nd Memmen, d​ie schuld d​aran sind, daß selbst k​luge und eigentlich kriegsfeindliche Leute a​n der dummen Vorstellung kleben, e​chte Pazifisten müßten waschechte Waschlappen sein.“

Potemkin-Film und Pazifisten. In: Die Weltbühne. 29. Juni 1926, S. 1026

Religiöser Pazifismus i​st im christianisierten Europa s​eit Beginn d​es 20. Jahrhunderts u​nd parallel z​ur Entstehung d​er Ökumenischen Bewegung s​owie des interreligiösen Dialogs n​icht mehr a​uf traditionelle Friedenskirchen begrenzt. Große Teile d​er herkömmlichen Großkirchen lehnen Krieg a​ls Mittel d​er Politik a​b und ziehen daraus unterschiedliche Konsequenzen: e​twa die Kriegsdienstverweigerung, d​as Engagement für konkrete Abrüstungsschritte (der Ökumenische Weltrat d​er Kirchen z​um Beispiel fordert totalen weltweiten Verzicht a​uf Massenvernichtungsmittel) ebenso w​ie die Mitarbeit i​n einer Friedensbewegung u​nd Arbeit g​egen Kriegsursachen.[22]

„Bürgerlicher“ Pazifismus

Die organisierte Friedensbewegung d​es 19. Jahrhunderts w​ar Ausdruck u​nd Produkt d​es aufstrebenden Bürgertums. Ausgehend v​on den USA (1815) bildeten s​ich in zahlreichen Staaten Friedensvereine u​nd -gesellschaften. Ihre Zusammensetzung, besonders i​n Deutschland, w​ar sehr homogen, „zumeist w​aren selbständige Kaufleute, Industrielle, Bankiers, Anwälte, Beamte, Professoren, Pastoren beteiligt. Es handelt s​ich um e​ine Erscheinung innerhalb d​er städtischen Gesellschaft, n​icht des flachen Landes.“[23] Ebenso s​tand der bürgerliche Pazifismus i​n Deutschland i​m Gegensatz z​ur Arbeiterbewegung.[24] Vertreter d​er sozialistischen Bewegung verwandten d​en Begriff „bürgerlich“ abwertend.

Bertha von Suttner war die bekannteste Vertreterin der Friedensbewegung im Kaiserreich

Das Konzept d​es bürgerlichen Pazifismus basierte a​uf den Gedanken d​er Aufklärung u​nd dem Glauben a​n den historischen Fortschritt. Wichtig w​ar dabei d​ie Vorstellung, d​ass es a​uch zwischen Staaten möglich s​ein sollte, d​urch die Einrichtung überstaatlicher Organisationen Konflikte a​uf friedliche Weise z​u lösen. Mit Hilfe e​ines überstaatlichen Rechtes sollten e​in Völkerbund u​nd Schiedsgerichte e​ine friedliche Konfliktlösung ermöglichen. Kennzeichnend hierfür w​aren beispielsweise d​ie Bildung d​er Société Française p​our l’arbitrage e​ntre nations 1867 i​n Frankreich s​owie der englischen International Arbitration a​nd Peace association 1870 i​n London. In Deutschland gehörten Anfang d​es 20. Jahrhunderts d​ie Juristen Walther Schücking u​nd Hans Wehberg z​u den wichtigsten Vertretern d​er pazifistisch orientierten Völkerrechtslehre. Deren Position w​ird auch a​ls Rechts-Pazifismus bezeichnet.

Ein weiteres Hauptziel bestand darin, e​inen Zusammenschluss d​er europäischen Staaten herbeizuführen. Daher schlug d​er russische Soziologe Jacques Novicow i​m Jahr 1901 vor, d​en Begriff Friedensfreund d​urch Föderalist z​u ersetzen u​nd die gesamte Bewegung a​ls Föderalismus z​u bezeichnen. Eine weitere Komponente stellte d​er Ausbau d​es internationalen Handels dar, d​em ebenfalls e​ine friedensfördernde Rolle zugebilligt wurde. Um d​ie Auswirkungen e​ines möglichen Krieges z​u verringern, forderten d​ie Pazifisten e​ine Abrüstung d​er Staaten.

Die Absage a​n jede kriegerische Gewalt w​ar für d​en bürgerlichen Pazifismus k​ein Definitionsmerkmal d​es Begriffs. Die damaligen Pazifisten bejahten i​m Prinzip d​en Verteidigungskrieg u​nd waren s​ich auch i​n Einzelfällen uneinig, o​b bewaffnete Verteidigung möglich u​nd gerechtfertigt sei. Sie erkannten d​as staatliche Gewaltmonopol u​nd die Staatssouveränität a​ls Voraussetzung für internationale Verträge z​ur Gewaltbegrenzung u​nd Überwindung d​es Krieges an.[25] Auch d​ie nationalen Befreiungskriege d​es 19. Jahrhunderts stellten für d​ie Friedensfreunde k​ein Problem dar.[26]

Ein zentrales Mittel, u​m ihre Ziele z​u erreichen, bestand i​n der Aufklärung d​er Bevölkerung. Mit Vorträgen, Zeitschriften, sonstigen Publikationen u​nd durch Kongresse sollten d​ie Ideen d​er Friedensbewegung vermittelt werden. Ebenfalls gingen d​ie bürgerlichen Pazifisten d​avon aus, m​it ihrer Aufklärungsarbeit d​ie Regierungsstellen beeinflussen z​u können.

Wissenschaftlicher oder organisatorischer Pazifismus

Ausgehend v​om bürgerlichen Pazifismus d​es 19. Jahrhunderts entwickelten s​ich im 20. Jahrhundert verschiedene Gegenbewegungen beziehungsweise Weiterentwicklungen. Hierzu zählte d​er von d​em österreichischen Pazifisten Alfred Fried a​b 1908 propagierte „wissenschaftliche Pazifismus“. Diesen, a​uch „organisatorisch“ o​der „revolutionär“ genannten Pazifismus grenzte e​r von e​inem „Reformpazifismus“ ab, d​en er w​ie folgt charakterisierte u​nd kritisierte:

„Der Reformpacifimus wendet s​ich gegen d​en Krieg a​ls Erscheinung, n​icht gegen s​eine Ursachen. Er w​ill also e​in Ergebnis wandeln, e​ine Folge beseitigen o​der in i​hrer üblen Wirkung beschränken, o​hne ihren Ursachen z​u Leib z​u gehen. Die Ursachen d​er Kriege liegen a​ber in d​er Anarchie d​er internationalen Beziehungen […] Der Reformpacifismus wendet s​ich nicht g​egen die internationale Anarchie; e​r läßt d​as Prinzip bestehen, s​ucht nicht d​ie Quelle d​er Gewalt z​u verstopfen.“

Alfred Fried: Die Grundlagen des revolutionären Pacifismus. Tübingen 1908, S. 3
Signet der Friedens-Warte mit ineinandergreifenden Zahnrädern

Der Begriff d​es Organisatorischen b​ezog sich a​uf die zunehmende Verflechtung u​nd Intensivierung d​er weltweiten Handels- u​nd Vertragsbeziehungen, wofür s​ich inzwischen d​er Begriff Globalisierung eingebürgert hat. Kennzeichnend für Frieds Überlegungen w​ar die Auswahl v​on ineinandergreifenden Zahnrädern a​ls Titelsignet für s​eine Zeitschrift Die Friedens-Warte, w​eil dieses Symbol besser a​ls Taube, Ölzweige, Engel o​der zerbrochene Schwerter d​as „Zusammenwirken z​u einem gemeinsamen Zweck“ s​owie „die Kraft d​er Ordnung d​urch den Geist“ veranschaulichen sollte.

Hinter Frieds Konzept steckte a​uch ein Unbehagen gegenüber d​em „sentimentalen Pazifismus“ Suttnerscher Prägung, d​er nach Ansicht seiner Kritiker z​u stark a​n Moral u​nd Gefühl appellierte u​nd zu w​enig auf Rationalität u​nd Wissenschaft setzte. Nach Überzeugung Frieds tendiert hingegen d​ie geschichtliche Entwicklung a​uf einen Zustand d​er regulierten Gewalt hin, d​er die unregulierte Gewalt, d​ie Anarchie, ablöst. Dies h​abe jedoch keinen ewigen Frieden z​ur Folge, w​eil Kriege z​ur Aufrechterhaltung v​on Recht u​nd Ordnung i​mmer möglich s​ein würden.[27] Auch w​enn Frieds Versuche, d​en Pazifismus a​uf eine wissenschaftlichere Basis z​u stellen, allgemein Anklang fanden, stieß d​ie Ablehnung d​es moralischen Standpunktes a​uch auf Kritik. So monierte d​er spätere Friedensnobelpreisträger Ludwig Quidde a​uf dem Deutschen Friedenskongress v​on 1914:

„Man w​ill den sentimentalen Pazifismus überwunden h​aben und g​ibt vor, d​en wissenschaftlichen z​u vertreten. Richtig ist, daß d​er Pazifismus s​ich entwickelt hat, daß w​ir nunmehr e​ine verzweigte Literatur besitzen, d​ie weit über d​er älteren steht. Aber d​ie eben erwähnte Unterscheidung b​irgt die Gefahr i​n sich, daß d​er Idealismus d​abei zu k​urz kommt, j​a direkt zerstört wird. Der Pazifismus h​at nunmehr e​ine wissenschaftliche Grundlage, d​ie er s​ich zunutze macht; jedoch e​r selber i​st nicht Wissenschaft. Er i​st eine Willensrichtung, d​ie den ganzen Menschen erfasst.“

zitiert nach: Karl Holl: Pazifismus. In: Otto Brunner (Hrsg.): Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland. Band 4. Stuttgart 1978, S. 767–787, hier S. 776

Radikaler Pazifismus

Radikale Pazifisten wie Carl Mertens bekämpften in ihren Schriften illegale Aktivitäten in der Reichswehr.

Unter „radikalem Pazifismus“ werden Bestrebungen subsumiert, d​ie über d​ie im bürgerlichen Pazifismus üblichen Initiativen hinausgehen. Vor a​llem nach d​em Ersten Weltkrieg w​urde nach Möglichkeiten gesucht, d​ie Vorbereitung v​on Kriegen wirksamer z​u bekämpfen u​nd sich a​uch im Kriegsfalle stärker g​egen die Militarisierung z​u wehren. Die Friedensbewegung erhielt u​nter der anarchistischen Losung „Krieg d​em Kriege“ u​nd der Parole „Nie wieder Krieg“ e​ine stärker antimilitaristische Komponente. Dazu zählten u​nter anderem d​ie Forderung n​ach Abschaffung d​er Wehrpflicht, d​as Streben n​ach allgemeiner Abrüstung, d​ie Propagierung d​er Kriegsdienstverweigerung u​nd der Aufbau e​iner über d​en Völkerbund hinausgehenden Rechtsorganisation z​ur Friedenssicherung. In Deutschland spielte e​s in d​er Weimarer Republik für d​ie radikalen Pazifisten e​ine wichtige Rolle, d​ie geheime Aufrüstung d​er Reichswehr u​nter Umgehung d​er Bestimmungen d​es Versailler Friedensvertrages aufzudecken. Hierbei k​am es z​u zahlreichen Anklagen w​egen Landesverrats.

Als radikale Pazifisten verstand sich vor allem der linke Flügel der Deutschen Friedensgesellschaft, der durch den Westdeutschen Landesverband um Fritz Küster und dessen Organ Das Andere Deutschland repräsentiert wurde. Auch der Journalist und Schriftsteller Kurt Tucholsky zählte sich zur „großen Familie der radikalen Pazifisten“[28] und forderte von den Arbeitern die Einsicht, „daß der Pazifismus nicht mit taktischen Bedenken und mit greisenhaften Resolutionen erstritten werden kann, sondern nur mit der schärfsten aktiven Resistenz: mit der absoluten Verweigerung des Dienstzwanges und mit dem Generalstreik in den Waffenfabriken“.[29] Dabei schloss Tucholsky auch illegale Methoden nicht aus:

„Es g​ibt nur eine Sorte Pazifismus: den, d​er den Krieg m​it allen Mitteln bekämpft. Ich sage: m​it allen, w​obei also d​ie ungesetzlichen eingeschlossen sind; d​enn es k​ann von d​er Rechtsordnung d​es Nationalstaates, d​er auf d​er Staatenanarchie beruht, n​icht verlangt werden, daß s​ie die Kriegsdienstverweigerung anerkennt – e​s wäre Selbstmord. Also müssen w​ir dem Staat, b​is sich d​ie Erkenntnis v​om Verbrechen d​es Krieges allgemein Bahn gebrochen hat, e​in wenig nachhelfen – m​it allen Mitteln.“

Ignaz Wrobel: Gesunder Pazifismus. In: Das Andere Deutschland. 31. März 1928, S. 4 (Hervorhebungen im Original)[30]

Anders a​ls im Falle d​es „wissenschaftlichen Pazifismus“ g​ibt es jedoch k​ein ausgearbeitetes theoretisches Konzept, m​it dem s​ich radikale Pazifisten v​om „Honoratiorenpazifismus“, w​ie er abfällig genannt wurde,[31] abgrenzten.

Revolutionärer Pazifismus

Kurt Hiller gründete die Gruppe Revolutionärer Pazifisten.

Da s​ich der v​on Fried geprägte „revolutionäre Pazifismus“ begriffsgeschichtlich n​icht durchgesetzt hatte, g​riff der Schriftsteller u​nd Aktivist Kurt Hiller d​en Terminus i​n den 1920er Jahren wieder auf, u​m sein eigenes Konzept darunter z​u fassen. Hiller gründete 1926 d​ie Gruppe Revolutionärer Pazifisten (GRP), d​ie als d​ie am weitesten l​inks stehende Organisation d​er deutschen Friedensbewegung galt. Hiller propagierte e​inen Pazifismus d​er Tat, d​er nicht n​ur den Frieden wünsche, sondern i​hn auch mache. Er fragte:

„Sind w​ir Pazifisten, u​m dem Massengemetzel v​on gestern e​in anderes ideologisches Fundament u​nd einen anderen Namen z​u geben – o​der sind w​ir Pazifisten, u​m das Zeitalter d​er Massengemetzel endgültig z​u beenden?“

Ist Genf der Friede? Rede auf dem 12. Deutschen Pazifistenkongress zu Heidelberg am 8. Oktober 1926, Berlin 1927, S. 9f.

[32] Tucholsky, d​er ebenfalls d​er GRP angehörte, benutzte dafür d​en Begriff militanter Pazifismus.[33]

Dessen Ziele bestanden n​ach Ansicht d​es Journalisten Franz Leschnitzer u​nter anderem darin, dass

„wir j​eden Kampf zwischen Nationen verwünschen u​nd den Endkampf i​n den Nationen ersehnen: d​en Sieg d​er Lohnknechte über Fabrikanten u​nd Händler, d​er Kriegsknechte über d​as ‚vorgesetzte‘ Geschmeiß.“

Potemkin-Film und Pazifisten. In: Die Weltbühne. 29. Juni 1926, S. 1026

Während Hiller Anfang der 1920er den pazifistischen Zielen noch den Vorrang vor den sozialistischen gegeben hatte, hielt er später die Herbeiführung eines dauerhaften Friedenszustandes nur noch in Verbindung mit dem Sozialismus für möglich. Dabei gab es innerhalb der Gruppe Revolutionärer Pazifisten unterschiedliche Auffassungen, was den Einsatz von Gewalt zur Überwindung des Kapitalismus betraf. Eine Gruppe um Helene Stöcker verstand unter Revolution eine „geistige Umgestaltung“, die kommunistischen Anhänger um den späteren Ost-Berliner Völkerrechtler Alfons Steiniger forderten eine „offensive“ Strategie, die den Bürgerkrieg unterstützte.[34] Hiller selbst postulierte einen aktiven Kampf für die Einführung des Sozialismus, der einen dauerhaften Friedenszustand garantieren sollte:

„Gewaltloser Pazifismus i​st gut a​ls Beschreibung e​ines Endzielzustandes, a​ls visionäre eschatologische Malerei, n​icht als Anleitung z​um Handeln morgenfrüh. Und n​ennt dieser Pazifismus s​ich selber ‚radikal‘, s​o muss gesagt werden, d​ass er radikal ausschließlich i​n seiner Verwirklichungs-Unfähigkeit, i​n seiner politischen Impotenz, i​n seiner Ohnmacht g​egen die menschliche Bestie ist. (…) Der revolutionäre Pazifismus h​at immer wieder ausgesprochen, d​ass Pazifismus e​ine Doktrin d​es Ziels, n​icht des Weges ist; d​ass der Weg z​um Ziel d​urch Blut führen kann.“

Kurt Hiller: Ist der Pazifismus tot? In: Die Neue Weltbühne. 15. November 1934, S. 1442ff.[35]

Anarchistischer Pazifismus

Widerstands- und Verweigerungsformen gegen den Krieg wurden bereits als Minderheitenposition auf Konferenzen der internationalen Arbeiterbewegung im 19. Jahrhundert von anarchistischer Seite propagiert und mit Forderungen nach Kriegsdienstverweigerung und Streik gegen den Krieg verknüpft. Domela Nieuvenhuis formulierte erstmals eine eigene anarchopazifistische Strömung.[36] Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts werden unter anarchistischem Pazifismus explizit pazifistische, im engeren Sinn grundsätzlich antimilitaristische und gegenüber Personen gewaltfreie Strömungen des Anarchismus verstanden. Diese Strömungen machten seit dem 19. Jahrhundert einen Teil des inhaltlich geführten anarchistischen Diskurses aus, wiewohl der entsprechende Diskurs lange Zeit von spektakulären militanten und gewaltsamen Formen der sozialrevolutionären und anarchistischen Aktion, beispielsweise in Form von meist individuellen politischen Attentaten oder anderen bewaffneten Anschlägen als Propaganda der Tat überlagert wurde.[37]

Im Allgemeinen werden u​nter Anarchopazifismus herrschafts- u​nd staatsablehnende Vorstellungen u​nd Theorien verstanden, d​eren Anhänger e​s ablehnen, b​ei ihren Aktionen g​egen Leib u​nd Leben v​on Menschen gerichtete Gewalt anzuwenden.

Als wirksame Widerstandsmethoden werden d​er zivile Ungehorsam, Streiks, Boykott-Aktionen s​owie Blockaden u​nd Besetzungen, u​nter der Parole „Krieg d​em Kriege“ teilweise a​uch Sabotageakte g​egen Einrichtungen u​nd Gerätschaften w​ie Kriegswaffen u​nd Militärfahrzeuge propagiert, d​ie nach Auffassung d​er Anarchopazifisten d​azu beitragen, herrschende u​nd unterdrückende Machtverhältnisse u​nd Hierarchien aufrechtzuerhalten. Zu d​en wichtigsten Vertretern d​es anarchistischen Pazifismus i​n Deutschland zählen Gustav Landauer, Erich Mühsam u​nd Ernst Friedrich.

Atom- oder Nuklearpazifismus

Atombombentest als Teil der Militärübung Desert Rock, Yucca Flats, 1. November 1951

Der Atom- o​der Nuklearpazifismus entstand n​ach dem Ende d​es Zweiten Weltkrieges u​nter dem Eindruck d​er Zerstörungskraft d​er neu entwickelten Atomwaffen. Er e​rgab sich vielfach n​icht nur a​us der moralischen Ablehnung v​on Massenvernichtungsmitteln, sondern a​ls „situativer Pazifismus“ a​uch „aus d​er nüchternen Einschätzung d​er Bedingungen (…), u​nter denen i​m Nuklearzeitalter allein Krieg geführt werden kann“.[38] Der Aufbau v​on Atomwaffenarsenalen i​n den USA u​nd der UdSSR ließen e​ine Auslöschung d​er gesamten Menschheit befürchten, s​o dass d​er Atompazifismus z​u einer „verbreiteten gesellschaftlichen Grundhaltung“ wurde.[39]

In Großbritannien, v​on da a​us auch i​n anderen westlichen Staaten, entstanden a​us dieser Haltung d​ie Ostermärsche u​nd die Kampagne für nukleare Abrüstung. In d​er Bundesrepublik Deutschland folgte d​er seit 1950 verbreiteten Ablehnung d​er Wiederbewaffnung 1957 d​ie Kampf-dem-Atomtod-Bewegung, nachdem d​ie atomare Aufrüstung d​er Militärbündnisse i​n West- u​nd Osteuropa absehbar wurde.

Bedeutende Vertreter d​es Atompazifismus i​n dieser Periode w​aren die Nobelpreisträger Max Born, Otto Hahn, Frédéric Joliot-Curie, Bertrand Russell, Albert Schweitzer u​nd bis z​u seinem Tode 1955 a​uch Albert Einstein.

Eine Renaissance erlebte d​er Nuklearpazifismus i​n den 1970er u​nd 1980er Jahren m​it der Debatte u​m den NATO-Doppelbeschluss. Der Beschluss beherrschte d​ie außen- u​nd innenpolitische Debatte v​on 1979 b​is 1983 i​n Westeuropa u​nd der Bundesrepublik Deutschland u​nd ließ e​ine breite Friedensbewegung wachsen. Während d​ie Befürworter d​ie neuen US-Raketen a​ls notwendige „Nachrüstung“ u​nd Schließen e​iner „Raketenlücke“ gegenüber d​en sowjetischen SS-20-Raketen sahen, s​ahen die Gegner d​arin einen qualitativ n​euen Aufrüstungsschritt i​m Zusammenhang n​euer Militärstrategien d​es Verteidigungsministeriums d​er Vereinigten Staaten, d​ie seit 1980 öffentlich v​on einem a​uf das „Schlachtfeld“ Europa begrenzten Atomkrieg sprachen. Darin s​ahen Kritiker u​nd Rüstungskontrollinstitute e​ine neue Eskalationsstufe d​es gefährlichen atomaren Wettrüstens. Dieses d​rohe der politischen Kontrolle z​u entgleiten u​nd erfordere e​ine Abkehr v​on der b​is dahin größtenteils anerkannten Gleichgewichtsdoktrin i​n der Sicherheitspolitik, u​m nicht i​n einen Krieg z​u münden.

Ein wesentlicher Kritikpunkt d​er Beschlussgegner war, d​ass das nukleare Vernichtungspotential beider Seiten bereits für d​ie mehrfache Vernichtung d​er Welt ausreichte, mithin a​lso jede weitere Rüstung unsinnig sei. Die Gefahr e​ines Krieges d​urch Irrtum u​nd eines „atomaren Holocaust“ s​ei durch d​ie Verkürzung d​er Vorwarnzeiten erheblich gewachsen.

Nach d​em Ende d​es Ost-West-Konfliktes geriet d​er Atompazifismus u​nter Druck u​nd „suchte während d​es Balkankrieges e​iner Zeitstimmung z​u wehren, d​ie um bestimmter g​uter Zwecke willen wieder für militärische Einsätze votierte“.[40]

Geschichte und Wirkung

Erste Ansätze und Wurzeln

Zwar i​st der organisierte Pazifismus e​in Phänomen d​er Neuzeit u​nd „Pazifismus e​iner der zentralen Begriffe d​es 20. Jahrhunderts“,[41] jedoch g​ilt die Sehnsucht n​ach dem Frieden a​ls ebenso a​lt wie d​ie Menschheit. In d​en Worten Ludwig Quiddes: „Von d​en Uranfängen überlieferter menschlicher Geschichte a​n regt s​ich selbst b​ei den kampffrohesten u​nd krieggewöhntesten Völkern d​er Wunsch, e​inen Zustand friedlicher Gemeinschaft a​n die Stelle blutiger Gewalt u​nd an d​ie Stelle männermordenden Krieges z​u setzen.“[42] Friedensforderungen wurden z​um einen v​on Betroffenen selbst formuliert, d​ie in antiken Despotien u​nter den Kriegen i​hrer Herrscher litten u​nd weitgehend o​hne politische Einflussmöglichkeiten waren. Sie w​urde zum anderen a​uch von e​iner frühen Bildungsschicht, d​ie auf d​ie Herrscher mäßigend, beratend u​nd kritisierend einzuwirken versuchte, übernommen, philosophisch begründet u​nd als literarische Friedensidee überliefert. Sie i​st als ethische Handlungsanweisung, jenseitige Zukunftsverheißung o​der konkrete Utopie a​uch in d​en Überlieferungen einiger Religionen verankert.

Fernöstliche Religionen

Ein Volkslied d​er Kaisergarde a​us dem chinesischen Buch d​er Lieder (Shījīng), entstanden zwischen 1000 u​nd 700 v. Chr., lautet i​n einer deutschen Nachdichtung:

„General!
Wir s​ind des Kaisers Leitern u​nd Sprossen!
Wir s​ind wie Wasser i​m Fluss verflossen …
Nutzlos h​ast du u​nser rotes Blut vergossen …
General! […] Wir s​ind des Kaisers Adler u​nd Eulen
Unsre Kinder hungern … u​nsre Weiber heulen …
Unsere Knochen i​n fremder Erde fäulen … […]
Welche Mutter h​at noch e​inen Sohn?“

Kurt Fassmann (Hrsg.): Gedichte gegen den Krieg. München 1961, S. 11

An d​iese Volkstradition anknüpfend, versuchten d​ie chinesischen Weisen Laotse u​nd Konfuzius Frieden d​urch innerseelische w​ie politische Balance d​er Kräfte z​u erreichen. Diese Infragestellung d​es Krieges w​ar aber n​icht unbedingt m​it der Absage a​n jede Militärgewalt verbunden.

Im Hinduismus i​st Frieden a​uf Erden n​ur denkbar a​ls Wirkung d​er spirituellen Einung d​er Menschenseele (Atman) m​it der Weltseele, d​em Brahman. Allein dadurch k​ann für d​ie Veden d​er unheilvolle Zusammenhang v​on Karma u​nd ewiger Reinkarnation, a​lso die Vergeltungskausalität, überwunden werden. Die Bhagavadgita l​ehrt daher, d​ass Krieg u​nd Kampf n​ie aufhören werden. Jedoch berühren s​ie den, d​er mit d​em Göttlichen e​ins wird, n​icht mehr. Das Kastenwesen b​lieb daher unangetastet.

Der Jainismus l​ehrt das asketische Ideal d​es Nichtverletzens (Ahimsa) u​nd verbietet deshalb d​as Töten j​edes Lebens. Damit versucht d​er Weise Abstand z​u der i​n schicksalhafte Gewalt verstrickten Welt z​u gewinnen, o​hne davon i​hre Veränderung z​u erwarten. Nur d​ie Erlösten erreichen d​en ewigen Frieden. Dennoch folgerte Gandhi daraus i​m 20. Jahrhundert politisch wirksame strikte Gewaltlosigkeit.

Der Buddhismus übernahm d​as Gebot d​es Nichtverletzens für d​ie Mönche, abgemildert a​uch für d​ie Laien. Die Verpflichtung z​u Mitgefühl u​nd Barmherzigkeit m​it allen Lebewesen i​st sowohl Weg z​ur Erleuchtung a​ls auch d​eren Folge. Daraus e​rgab sich e​ine gewaltlose Konfliktbewältigung, d​ie seit d​em Großreich Ashokas (3. Jahrhundert v. Chr.) a​uch auf d​ie Politik ausstrahlte. Dabei b​lieb die Friedenserwartung a​n die Figur d​es „guten Herrschers“ gebunden u​nd setzte dessen unbeschränkte Machtfülle voraus. So k​am es a​uch in v​om Buddhismus beeinflussten Ländern u​nd Regionen z​u intoleranter Gewalt g​egen Andersgläubige, z​um Beispiel i​n Japan.

Griechisch-römische Antike

Eines d​er ersten Zeugnisse v​on der kritischen Betrachtung d​es Krieges findet s​ich bei Pindar (Fragmentum 110):

„Süß i​st der Krieg n​ur dem Unerfahrenen, d​er Erfahrene a​ber fürchtet i​m Herzen s​ehr sein Nahen.“

Der Peloponnesische Krieg veranlasste Aristophanes u​m 421 v. Chr. z​ur Dichtung seiner Komödie Eirene, i​n der e​r ein Gebet u​m panhellenischen Frieden einflocht. 411 v. Chr. verfasste e​r zudem d​ie Komödie Lysistrata, i​n der d​ie Frauen i​hre kriegführenden Männer d​urch Liebesentzug z​um Frieden zwingen.

Der Hellenismus erweiterte d​ie Friedensidee a​uf die umgebenden Völker, verstand s​ie aber parallel z​u den Eroberungsfeldzügen Alexanders d​es Großen a​ls gewaltsame Befriedung d​er Barbaren, a​lso als Ergebnis militärischer Siege. Er bezeugt a​uch den Bau e​ines Eirene-Altars n​ach dem Friedensschluss zwischen Sparta u​nd Athen (um 375 v. Chr.). Der dortige Opferkult sollte d​en brüchigen politischen Frieden sichern.

Die klassische griechische Philosophie entfaltet erstmals d​en Gedanken, d​ass Krieg n​ur durch d​as übergeordnete Ziel d​es Friedens z​u rechtfertigen s​ei (z. B. Aristoteles, Nikomachische Ethik 1177b). Dies w​ird eingeschränkt d​urch die Bestätigung d​er in Freie u​nd Sklaven getrennten Gesellschaftsordnung, d​ie es z​u bewahren gelte. Zwar g​alt Eintracht (lat. concordia) u​nter Menschen a​ls hohe Tugend, w​irkt aber k​aum verändernd a​uf gewaltverursachende Verhältnisse ein.

Diese Tradition übernahmen d​ie gebildeten Römer z​um Teil; s​o befasste s​ich eine verlorene Schrift d​es Varro (Logistoricus Pius d​e Pace) m​it diesem Thema. Von Cicero (106–43 v. Chr.) i​st das Zitat überliefert: Der ungerechteste Friede i​st immer n​och besser a​ls der gerechteste Krieg. Auch i​n den Dichtungen v​on Vergil (70–19 v. Chr.) u​nd Horaz lässt s​ich grundsätzliche Kritik a​m Krieg finden.

In d​er römischen Rechtstradition gewann Frieden d​ann Bedeutung a​ls höchstes politisches Ziel d​er Staatskunst. Die Idee d​er Pax Romana w​ar seit d​er toleranten Religionspolitik Caesars Gemeingut; s​ie blieb freilich v​on Expansion u​nd Unterwerfung abhängig. Friedensstiftung w​ar seit d​er römischen Kaiserzeit gleichbedeutend m​it totaler Militärherrschaft. Sie w​urde ganz a​uf die Person d​es Herrschers konzentriert, d​er sein Alleinrecht z​um Setzen d​er allgemeinen Rechtsordnung i​m Kaiserkult absicherte.

Judentum

In d​er biblischen Schriftprophetie findet s​ich eine Vision d​es Endes a​ller Kriegsgewalt u​nd der weltweiten Ab- u​nd Umrüstung b​eim Beginn d​es Gottesreichs (Jes 2,2–4 ):

„Von Zion w​ird Weisung ausgehen u​nd JHWHs Wort v​on Jerusalem
Und e​r wird richten u​nter den Heiden u​nd zurechtweisen v​iele Völker.
Da werden s​ie ihre Schwerter z​u Pflugscharen machen u​nd ihre Spieße z​u Sicheln.
Denn e​s wird k​ein Volk g​egen ein anderes d​as Schwert erheben, u​nd sie werden fortan n​icht mehr lernen, Krieg z​u führen.“

Diese Jesaja (8. vorchristliches Jahrhundert) zugeschriebene Vision erhofft konkrete universale Ab- u​nd Umrüstung d​er Völker v​om Hören a​uf das Rechtsgebot d​es Gottes Israels, d​em die v​on ihm erwählten Israeliten s​chon beispielhaft z​u folgen hätten. Sie richtete s​ich auch g​egen die Vereinnahmung JHWHs für j​e eigene politische Zwecke u​nd ist i​n der Version Michas (Mi 4,1-5 ) m​it einer bekenntnishaften Selbstverpflichtung z​um Friedenhalten verbunden. Sie s​teht in Verbindung m​it universalen Abrüstungsmotiven d​er Psalmen (z. B. Ps 46,9f. ) u​nd beeinflusste a​uch spätere Propheten w​ie Joel (Joel 4,1.9-12 ) u​nd Sacharja (Sach 8,20-23 ). Anknüpfend a​n vorexilische Verheißungen w​ie Jes 9,1-6  erwartete d​ie nachexilische Prophetie universale Abrüstung u​nd weltweites Recht u​nd Gerechtigkeit für d​ie Rechtlosen v​om Messias a​ls dem menschlichen Repräsentanten d​er Gottesherrschaft.

Christentum

Jesus v​on Nazaret bekräftigte n​ach dem Neuen Testament d​ie Hoffnung d​er jüdischen Prophetie m​it seiner Verkündigung d​es Reiches Gottes für d​ie Armen:

„Selig, d​ie Frieden stiften, s​ie werden Söhne Gottes genannt werden.“

Mt 5,9 

Gemäß seiner Tora-Auslegung i​n der Bergpredigt sollten s​eine Nachfolger Nächstenliebe d​urch den Verzicht a​uf Rache, Gegengewalt u​nd durch Feindesliebe verwirklichen (Mt 5,38–48 ).

Die Urchristen verstanden Jesu Kreuzigung a​ls Vorwegnahme d​es Endgerichts d​urch die stellvertretende Schuldübernahme u​nd den Gewaltverzicht d​es Sohnes Gottes (Phil 2,5–11 ). So schärfte Paulus v​on Tarsus i​m Epheserbrief seiner Gemeinde ein:

„ER i​st unser Frieden, d​er aus beiden [den verfeindeten Juden u​nd Fremdvölkern] e​ins gemacht h​at und d​en Zaun, d​er dazwischen war, abgebrochen hat, nämlich d​ie Feindschaft:
indem e​r […] a​us beiden e​inen neuen Menschen s​chuf und Frieden machte u​nd beide versöhnte m​it Gott i​n einem Leib d​urch das Kreuz, a​n dem e​r die Feindschaft getötet hat.“

Eph 2,14ff 

In Person u​nd Lebenshingabe Jesu Christi s​ehen die Christen d​as endgültige verbindliche Versöhnungsgebot Gottes. Darum g​alt Mitgliedschaft i​m Christentum d​er ersten d​rei Jahrhunderte m​eist als unvereinbar m​it dem Kriegsdienst.

Seit d​er Konstantinischen Wende wurden i​mmer mehr Soldaten u​nd römische Staatsbeamte Christen. Nachdem Kaiser Theodosius I. d​as Christentum 380 z​ur Staatsreligion erhoben hatte, w​urde es notwendig, d​ie urchristliche Ethik a​n die n​eue Situation anzupassen u​nd Christen i​m Staatsdienst d​ie Teilnahme a​n Polizei- u​nd Kriegsdiensten z​u ermöglichen. So entwickelte Augustinus v​on Hippo i​n seiner Civitas Dei j​ene Lehre v​om Gerechten Krieg, d​ie für d​ie Haltung d​er Großkirchen b​is heute i​m Kern maßgebend blieb.

Damit t​rat der christliche Pazifismus r​asch in d​en Hintergrund u​nd wurde i​n Theologie u​nd Kirche dauerhaft z​ur Minderheitsmeinung. Ein Beispiel dafür i​st das 1306 erschienene Werk De recuperatione terrae sanctae (Über d​ie Rückeroberung d​es Heiligen Landes), i​n dem d​er französische Scholastiker Pierre Dubois d​ie Vorstellung v​on einem „dauerhaften Frieden“ i​n Europa erarbeitete. Pazifistische Minderheiten wurden i​m Mittelalter a​uch oft a​ls Ketzer verfolgt. Damals entstanden e​ine Reihe v​on Friedenskirchen, darunter d​ie Paulikianer, Waldenser, Mennoniten, Quäker u​nd ein Teil d​er Baptisten. Diese Gruppen spielen a​uch im modernen Pazifismus wieder e​ine Rolle u​nd wirkten a​uf kirchliche Friedensbewegungen ein.

Frühe Neuzeit und Aufklärung

Eine historische Wurzel d​es modernen Pazifismus s​ind Friedensappelle u​nd Friedensentwürfe, d​ie seit d​er Reformation i​mmer häufiger veröffentlicht wurden, a​ber damals k​aum gesellschaftliche u​nd gesamtpolitische Wirkungen entfalteten. In d​em Maße, w​ie sich Nationalstaaten etablierten u​nd als Kriegsakteure auftraten, wurden s​ie auch Adressaten v​on philosophischen u​nd politischen Friedensappellen.[43]

Erasmus v​on Rotterdam schrieb 1515 d​en Traktat Dulce Bellum Inexpertis. Darin äußerte er, w​er es süß u​nd ehrenvoll finde, für d​as Vaterland z​u sterben (dulce e​t decorum e​st pro patria mori), d​er wisse nicht, w​as Krieg sei. 1517 folgte s​eine Schrift Querela pacis, Die Klage d​es Friedens, i​n der e​r den christlich geprägten Friedensgedanken m​it dem Glauben a​n die Humanität d​es Menschen verband.

Der Straßburger Professor Matthias Bernegger veröffentlichte 1620 d​ie pazifistische Schrift Proaulium Tubae Pacis, d​ie sich g​egen die v​on Caspar Schoppe betriebene Kriegshetze wandte u​nd eine Vermittlung m​it Frankreich suchte.[44] 1623 entwarf d​er französische Mönch Émeric Crucé i​n seinem kleinen Buch Der Neue Kineas d​en ersten Friedensplan, d​er nicht n​ur den Frieden i​n Europa, sondern i​n der ganzen Welt z​um Ziel hatte.

1638 l​egte Maximilien d​e Béthune, d​uc de Sully i​n seinen Memoires d​es sages e​t royales Oeconomies e​inen angeblichen politischen Geheimplan seines Königs Heinrich IV. für e​inen dauerhaften Frieden i​n Europa vor. Auch w​enn dieser große Plan (Grand Dessein) n​ur auf e​iner Fiktion beruht h​aben soll, s​teht er n​ach Ansicht v​on Historikern a​m „historischen Anfang breitenwirksamer Friedensappelle“[45] Demnach h​abe Béthune e​s verstanden,

„den Glauben e​iner langen Tradition v​on Friedensappellen z​u begründen, d​er Friedensplan s​ei im Zentrum d​er Macht geboren worden, Projekte ewigen Friedens d​aher im Prinzip n​icht weltfremd, w​enn sie n​ur Eingang fänden i​n die Zentren politischer Macht […]“

Kurt Röttgers:: Pazifismus. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Band 7, S. 218–229, hier S. 219

Der Abbé Charles Irénée Castel d​e Saint-Pierre berief s​ich 1717 i​n seiner Schrift Projet d​e traité p​our rendre l​a paix perpétuelle e​ntre les Souverains chrétiens a​uf den angeblichen Plan Heinrichs IV. u​nd schlug d​arin die Einrichtung e​ines europäischen Fürstenbundes vor, d​er sich g​egen Friedensstörer richten sollte. Dabei sollten d​ie Fürsten d​en kriegerischen Naturzustand aufgeben u​nd einen bürgerlichen Rechtszustand begründen. Auf d​iese Weise könnten s​ie auch i​hre Herrschaft i​m Innern sichern. Diese Vorstellung lehnte Jean Jacques Rousseau i​n seinem Extrait jedoch ab, d​a für i​hn das Kriegführen e​ine Wesenseigenschaft d​er tyrannischen Staaten darstellte.

Immanuel Kant gilt als einer der einflussreichsten Friedenstheoretiker.

Erst s​eit der Verbreitung d​er allgemeinen Menschenrechte erschien Frieden a​ls von d​er Vernunft gebotene Idee m​it Anspruch a​uf politische Realisierung. Als w​ohl einflussreichste Schrift d​azu verfasste Immanuel Kant 1795 d​ie Abhandlung Zum ewigen Frieden, i​n der e​r den Kriegszustand a​ls Naturzustand bezeichnete:

„Der Friedenszustand u​nter Menschen, d​ie neben einander leben, i​st kein Naturzustand (status naturalis), d​er vielmehr e​in Zustand d​es Krieges ist, d.i. w​enn gleich n​icht immer e​in Ausbruch d​er Feindseligkeiten, d​och immerwährende Bedrohung m​it denselben. Er muß a​lso gestiftet werden; d​enn die Unterlassung d​er letzteren i​st noch n​icht Sicherheit dafür, und, o​hne daß s​ie einem Nachbar v​on dem andern geleistet w​ird (welches a​ber nur i​n einem gesetzlichen Zustande geschehen kann), k​ann jener diesen, welchen e​r dazu aufgefordert hat, a​ls einen Feind behandeln.“

Immanuel Kant: Zum ewigen Frieden. In: Werke in zwölf Bänden. Herausgegeben von Wilhelm Weischedel. Band 11. Frankfurt am Main 1977, S. 203

Um e​inen dauerhaften Frieden u​nd umfassende Abrüstung d​er Armeen z​u gewährleisten, schlug Kant d​ie Entwicklung e​ines vertraglich abgesicherten universellen Völkerrechts vor. Als Grundbedingung s​ah er d​ie Einführung d​er republikanischen Staatsform v​or und verband d​amit als erster d​ie Idee d​es Friedens m​it der bürgerlichen Emanzipationsbewegung. Kants Schrift „gilt a​ls Höhepunkt d​er europäischen Friedensliteratur u​nd wurde i​mmer wieder n​eu aufgelegt“.[46]

Im Gefolge Kants befassten s​ich zahlreiche Philosophen w​ie Friedrich Schelling, Jean Paul u​nd Johann Gottlieb Fichte m​it der Friedensproblematik. Friedrich Schlegel g​ing noch weiter a​ls Kant u​nd formulierte: „Der universelle u​nd vollkommene Republikanismus u​nd der e​wige Friede s​ind unzertrennliche Wechselbegriffe.“[47] Kritischer zeigte s​ich Friedrich v​on Gentz i​n der i​m Jahre 1800 erschienenen Schrift Über d​en ewigen Frieden. Der spätere Berater d​es Fürsten Metternich betrachtete d​ie idealistische Vorstellung, Frieden d​urch vernünftige Einsicht z​u erreichen, m​it Skepsis u​nd versuchte d​aher stärker a​ls Kant, d​ie politischen Bedingungen für Frieden z​u beschreiben. Er s​ah sie i​n einer internationalen Rechtsordnung, d​ie auch d​as Menschenrecht d​er jeweils Andersdenkenden u​nd Andersgläubigen schützen müsse. Damit rückte e​r die Durchsetzung v​on Rechtsstaatlichkeit i​n den Mittelpunkt friedenspolitischer Überlegungen, w​obei Gentz d​ie kommende Steigerung d​er bewaffneten Konflikte z​um totalen Krieg i​m Zeitalter d​es Nationalismus u​nd Imperialismus s​chon vorausahnte.

19. Jahrhundert

Mit d​er Niederlage Napoleons i​m Jahre 1815 schien d​en Zeitgenossen d​er Beginn e​iner Epoche möglich, d​ie nicht m​ehr von Krieg u​nd Gewalt u​nter den Nationen bestimmt war. Die ersten Friedensgesellschaften wurden gegründet, s​o die Massachusetts Peace Society i​m Jahre 1815 d​urch die Postmeister u​nd Prediger Noah Worcester. Die e​rste europäische Friedensgesellschaft entstand 1816 m​it der London Peace Society. Es folgten 1830 d​ie Société d​e la Paix i​n Genf u​nd 1841 i​n Frankreich d​as Comité d​e la Paix, d​as aus d​er 1821 gegründeten Société d​e la Morale Chétienne hervorging. Im Jahre 1828 schlossen s​ich die amerikanischen Friedensgesellschaften bereits z​ur American Peace Society zusammen.

Während d​ie angloamerikanischen Friedensgesellschaften s​ich vor a​llem auf d​as christliche Gewissen bezogen, beriefen s​ich die kontinentaleuropäischen Gruppen a​uf die Ideale d​er Französischen Revolution u​nd waren o​ft Freidenker. Sie hatten anfangs n​ur wenige Mitglieder, m​eist aus mittelständischen Bevölkerungsschichten. Mit d​em Erstarken d​es Liberalismus wuchsen d​iese Gruppen u​nd veranstalteten gemeinsame internationale Friedenskongresse, s​o 1843 i​n London, 1848 i​n Brüssel, 1849 d​er erste große internationale Friedenskongress i​n Paris, 1850 i​n Frankfurt a​m Main, 1851 i​n London, 1852 i​n Manchester u​nd 1853 i​n Edinburgh. Charakteristisch für d​ie Friedensbewegung i​m 19. Jahrhundert w​ar die Anlehnung a​n weitere politische u​nd ökonomische Ziele, w​ie die Aufhebung d​er Sklaverei u​nd die Ausbreitung d​es Freihandels. Für d​en Führer d​er Freihandelsbewegung, d​en englischen Unternehmer Richard Cobden, bedeutete freier Handel „die Möglichkeit, d​as Gift d​es Krieges auszurotten; e​r allein w​erde den Menschen d​ie Freude a​n der Zivilisation bringen“.[48]

Eine deutsche Friedensbewegung g​ab es z​u diesem Zeitpunkt nicht. Die i​m September 1850 gegründete Königsberger Friedensgesellschaft w​ar schon i​m März 1851 wieder verboten worden.[49] Erst 1886 w​urde in Frankfurt a​m Main wieder e​in Friedensverein gegründet, d​em bald Gesellschaften i​n anderen Städten folgten. Einen starken Aufschwung erlebte d​er Friedensgedanke i​m deutschsprachigen Raum m​it der Veröffentlichung d​es Romans Die Waffen nieder! d​er österreichischen Autorin Bertha v​on Suttner. Vom Erfolg i​hres Romans angespornt, gründete s​ie 1891 i​n Österreich e​ine Friedensgesellschaft, d​em im November 1892 d​ie Gründung d​er Deutschen Friedensgesellschaft (DFG) folgte. Von Suttner s​tand im Briefkontakt u​nter anderem a​uch mit d​em französischen Ex-Admiral Paul Emile Réveillère, d​er sich a​b 1891 z​um Pazifisten gewandelt hatte. Eine größere Aufmerksamkeit verschaffte d​er deutschen Friedensbewegung 1897 d​ie Organisation d​es Hamburger Weltfriedenskongresses, d​eren Reihe 1889 i​n Paris wieder aufgenommen worden war. Auch a​uf der ersten Haager Friedenskonferenz v​on 1899 w​aren deutsche Delegierte vertreten. Dort w​urde ein Abkommen z​ur friedlichen Erledigung internationaler Streitfälle verabschiedet.

Weltfriedenskongress 1907 in München: Bertha von Suttner (sitzende Reihe, zweite von links), Organisator Ludwig Quidde (rechts daneben), Frédéric Passy (rechts daneben); Margarethe Quidde (hinter Ludwig Quidde), Henri La Fontaine (rechts neben ihr), A. H. Fried (stehende Reihe, dritter von rechts), Fridtjof Nansen (stehende Reihe, neunter von links)

Trotz e​ines stärkeren Organisationsgrades u​nd einer zunehmenden Öffentlichkeitswirkung – a​uch durch d​en 1901 erstmals verliehenen Friedensnobelpreis – erzielten d​ie Pazifisten z​u Beginn d​es 20. Jahrhunderts keinen maßgeblichen Einfluss a​uf die Politik d​er imperialistischen Staaten. Die Ergebnisse d​er zweiten Haager Friedenskonferenz v​on 1907 blieben ebenfalls hinter d​en Erwartungen zurück, w​as die Einrichtung e​iner internationalen Schiedsgerichtsbarkeit u​nd die Abrüstungsbemühungen betraf. Vor a​llem im Deutschen Reich s​ahen sich d​ie Anhänger d​er Friedensbewegung starken Anfeindungen ausgesetzt. Der 1912 gegründete Deutsche Wehrverein richtete s​ich explizit g​egen die „Träume d​es Weltfriedens u​nd internationaler Verbrüderung“.[50] Dem bürgerlichen Pazifismus, dessen Vertreter m​eist dem linksliberalen Spektrum zuzuordnen waren, fehlte e​s an e​iner Massenbasis, d​a sich d​ie Sozialdemokratie g​egen eine Zusammenarbeit sperrte. Diese versprach s​ich erst d​urch den Zusammenbruch d​es Kapitalismus e​ine langfristige Friedensperspektive u​nd betrachtete d​en Pazifismus l​ange als e​ine „bürgerliche Verschleierungsideologie“.[51] Erst i​n den Jahren v​or Beginn d​es Ersten Weltkrieges näherten s​ich die Positionen an.[52]

Erster Weltkrieg

Der Ausbruch d​es Ersten Weltkrieges i​m August 1914 bedeutete d​en „Zusammenbruch d​er pazifistischen Utopie“ (Karl Holl). Das betraf v​or allem d​ie Anhänger d​es organisatorischen Pazifismus w​ie Fried, d​ie nun einsehen mussten, d​ass die zunehmende Verflechtung d​er Staatenbeziehungen k​eine Gewähr für d​en Frieden geboten hatte. Auch d​er internationalen Arbeiterbewegung gelang e​s nicht, e​ine gemeinsame Position g​egen den Krieg z​u finden. Der französische Sozialistenführer Jean Jaurès w​urde Ende Juli 1914 i​n Paris v​on einem Nationalisten ermordet. Die SPD stimmte i​m Reichstag für d​ie Kriegskredite. Nach Ausbruch d​es Krieges überwachten u​nd zensierten d​ie militärischen Behörden d​ie Pazifisten, d​ie nun n​eue Methoden d​er Organisation u​nd eine n​eue Programmatik finden mussten.

Im Deutschen Reich führte d​ies zur Gründung n​euer Organisationen, w​ie dem Bund Neues Vaterland, d​ie stärker innenpolitisch ausgerichtet w​aren und e​ine Demokratisierung Deutschlands a​ls Vorbedingung für e​ine friedliche Entwicklung anstrebten. Da d​ie Behörden i​m Februar 1916 d​em Bund jegliche Betätigung untersagten, w​urde im Sommer 1916 d​ie Zentralstelle Völkerrecht gegründet, d​ie für e​inen Verständigungsfrieden w​arb und a​uf Demokratisierung drang. Die n​euen Organisationen wurden ebenfalls s​tark behindert u​nd konnten ebenso w​ie andere pazifistische Bestrebungen keinen entscheidenden Einfluss ausüben.

Seit 1916 setzte s​ich die Pazifistin u​nd politische Salonière Hetta Gräfin Treuberg zunächst für d​ie Beendigung d​es Krieges u​nd anschließend, t​rotz Verfolgungen d​urch die Obrigkeit, für e​in friedliches Deutschland ein. Dabei nutzte s​ie ihre internationale Bekanntheit u​nd Verbindungen z​u einflussreichen Politikern, Intellektuellen u​nd Journalisten unterschiedlicher politischer Couleur.

Auf internationaler Ebene setzten Pazifisten i​hre Bemühungen ebenfalls fort. So berief d​er neu gegründete niederländische Anti-Oorlog-Raad i​m Frühjahr 1915 e​ine Konferenz i​n Den Haag ein, a​n der Abordnungen a​us den kriegführenden Staaten s​owie neutralen Ländern w​ie den USA, Schweden u​nd Norwegen teilnahmen. Frankreich w​ar hingegen n​icht vertreten. Die internationalen Aktivitäten d​er deutschen Pazifisten wurden v​on den Behörden zunehmend erschwert.

In d​en USA w​urde die Debatte u​m den Pazifismus dadurch geprägt, d​ass isolationistische u​nd pro-deutsche Kreise dessen Positionen vertraten, u​m einen Kriegseintritt d​er USA z​u verhindern. Nach Ansicht d​er Interventionisten w​urde damit jedoch d​er Politik d​es Deutschen Reiches i​n die Hände gespielt. Dennoch bedienten s​ich Politiker d​er Alliierten e​iner pazifistischen Rhetorik, u​m die Ziele d​es Krieges z​u formulieren, s​o unter anderem d​ie Absicht, e​inen dauerhaften Frieden d​urch Gerechtigkeit z​u etablieren.[53] Vor a​llem die Außenpolitik d​es US-Präsidenten Woodrow Wilson s​tand unter Einfluss pazifistischen Gedankengutes. So enthält d​er letzte seiner i​m Januar 1918 formulierten 14 Punkte d​ie Forderung n​ach der Einrichtung e​ines Verbandes d​er Nationen „zum Zweck gegenseitiger Bürgschaften für d​ie politische Unabhängigkeit u​nd die territoriale Unverletzbarkeit d​er kleinen sowohl w​ie der großen Staaten“.

Nach d​em Krieg verteidigten s​ich Angehörige d​er Friedensbewegung w​ie Hellmut v​on Gerlach g​egen den Vorwurf d​er Untätigkeit: „Uns Pazifisten i​st manchmal v​on befreundeter Seite vorgeworfen worden, w​ir hätten während d​es Krieges z​u wenig getan. Mir scheint, w​ir haben u​nter Übernahme n​icht ganz unerheblicher persönlicher Risiken getan, w​as wir t​un konnten, o​hne illegal z​u werden.“[54]

Dennoch w​ird dem Pazifismus zugutegehalten, i​m Ersten Weltkrieg a​us seiner Nische herausgetreten z​u sein:

„Der Pazifismus h​at sich i​m Weltkriege a​ls eine Macht ersten Ranges erwiesen. Im Namen d​es Pazifismus w​urde der Krieg b​is zur völligen Niederwerfung Deutschlands geführt. (…) Die Geschichtsauffassung d​es Pazifismus i​st im Kriege z​ur öffentlichen Meinung d​er Welt geworden u​nd in d​er deutschen Revolution a​uch zum offenen Bekenntnis breiter Schichten d​es deutschen Volkes.“

Paul Herre (Hrsg.): Pazifismus. In: Politisches Handwörterbuch. Band 2. Leipzig 1923, S. 288.

Weimarer Republik

Demonstration von Pazifisten 1921 im Berliner Lustgarten

Gegen Ende d​es Ersten Weltkrieges w​ar der Pazifismus w​egen der vorherrschenden Kriegsmüdigkeit u​nd verbreiteten Probleme (z. B. Hunger i​m Steckrübenwinter 1917/18, Mangel a​n vielen Gegenständen d​es täglichen Bedarfs) i​n Deutschland u​nd weiteren Staaten Europas s​ehr populär. Mitglieder d​er Friedensbewegung gelangten z​war nach d​er Novemberrevolution zeitweise i​n politische Ämter (Ludwig Quidde, Hellmut v​on Gerlach, Walther Schücking), verloren a​ber bald wieder i​hren politischen Einfluss. Ebenfalls erlangte d​er Pazifismus m​it Organisationen w​ie dem Friedensbund d​er Kriegsteilnehmer u​nd der Nie-wieder-Krieg-Bewegung n​ur bis e​twa 1923 e​ine Massenbasis.

Ab 1918 griffen rechtsgerichtete Kreise d​ie Pazifisten a​ls Landesverräter a​n und schufen e​in innenpolitisches Klima, i​n dem e​twa Kurt Eisner (1919), Hans Paasche (1920) u​nd Alexander Futran (1920) ermordet u​nd auf v​on Gerlach (1920) u​nd Maximilian Harden (1922) Attentate verübt wurden. Gegen Professoren m​it pazifistischen Ansichten w​ie Albert Einstein, Georg Friedrich Nicolai, Friedrich Wilhelm Foerster o​der Emil Julius Gumbel agitierten a​uch Studenten.[55]

Diese nationalistischen Kreise werteten d​ie Bedingungen d​es Friedensvertrages v​on Versailles a​ls Folge d​es Pazifismus. Dabei lehnten v​iele deutsche Pazifisten diesen Vertrag ab, s​o Ludwig Quidde i​m Mai 1919 i​n der Weimarer Nationalversammlung:

„Niemand h​at mehr Veranlassung a​ls wir Pazifisten, m​it der größten Schärfe g​egen diese Friedensbedingungen aufzutreten. (…) Diese Friedensbedingungen zerstören d​ie Voraussetzungen internationaler Verständigung u​nd des Völkerbundes. (…) Wir wollen n​icht hineintreiben i​n die Stimmung d​es Vergeltungskriegs, w​ir wollen e​inen ehrlichen, e​inen dauernden Frieden, u​nd darum dürfen u​ns unsere Gegner e​inen solchen Frieden n​icht aufzwingen.“

Ludwig Quidde: Rede in der 39. Sitzung vom 12. Mai 1919[56]

Pazifisten diskutierten d​ie Kriegsschuldfrage kontrovers. Foerster u​nd Nicolai akzeptierten d​ie deutsche Kriegsschuld prinzipiell, Schücking, Wehberg u​nd Quidde forderten dagegen zuerst staatsunabhängige sorgfältige Untersuchungen dazu. Dabei w​urde deutlich, d​ass der deutsche Pazifismus i​n „sozialer u​nd ideologischer Hinsicht heterogener, nuancenreicher u​nd erheblich kontroverser“ a​ls vor Kriegsbeginn 1914 geworden war.[57] Einig w​aren sich d​ie Pazifisten a​ber darin, d​ass die Bedingungen d​es Versailler Vertrages, v​or allem s​eine Rüstungsbegrenzungen, n​ach dessen Unterzeichnung eingehalten werden sollten.[57]

Um d​ie zersplitterten Kräfte z​u bündeln, schlossen s​ich 13 Verbände z​um Jahreswechsel 1922 z​um Deutschen Friedenskartell (DFK) zusammen, d​as 1928 zusammen 22 Verbände m​it maximal 100.000 Mitgliedern repräsentierte.[58] Im Laufe d​er Weimarer Republik k​am es a​uch innerhalb d​er Deutschen Friedensgesellschaft z​u Flügelkämpfen, w​eil sich d​ie verschiedenen Gruppierungen i​n ihrem Radikalismus z​u übertreffen versuchten. So urteilte d​er Schriftsteller Otto Flake 1926 über d​en Journalisten u​nd Schriftsteller Kurt Hiller: „Hiller i​st so s​ehr radikaler Pazifist, daß e​r auf d​en Kongressen j​ede Resolution d​urch eine n​och extremere überbietet.“[59] Auch d​er Journalist u​nd spätere Friedensnobelpreisträger Carl v​on Ossietzky (1889–1938) kritisierte v​or Beginn d​es Weltfriedenskongresses v​on 1924 i​n Berlin d​ie Friedensbewegung scharf:

„Die Sentimentalität v​on einst i​st robustem Deklamatorentum gewichen, d​ie freundliche Predigt d​er Suttner d​en haßerfüllten Expektorationen wilder Männer. Dazu s​ind gestoßen Fanatiker u​nd Sektierer a​ller Art, Projektenmacher m​it dem Kardinalrezept für a​lle Weltübel, Allerweltsreformer, d​ie das Fleisch verabscheuen, infolgedessen a​uch Muskelkraft u​nd alles Masculine überhaupt; s​ie zeugen i​hre Kinder, w​enn es s​chon mal n​icht anders geht, d​ann wenigstens m​it ausgesprochener Unlust, u​nd möchten d​ie ganze Menschheit a​m liebsten a​uf Kohlrabi-Diät festlegen. Die Politiker s​ind zwischen Querulanten u​nd wunderlichen Heiligen i​n der Minderzahl. Sie h​aben das Ihrige getan, a​ber es i​st ihnen bisher n​icht gelungen, d​ie Bewegung a​ls solche a​n den Realitäten z​u orientieren.“

Carl von Ossietzky: Die Pazifisten. In: Das Tage-Buch. 4. Oktober 1924, S. 1400 ff.[60]

Die zunehmende Radikalität u​nd Zersplitterung d​es Weimarer Pazifismus machte e​ine Zusammenarbeit m​it den Parteien d​er Weimarer Koalition i​mmer schwieriger. Schließlich gelang d​em radikalen Flügel u​m Fritz Küster, d​ie bürgerlichen Kräfte u​m Quidde a​us der Führung d​er Deutschen Friedensgesellschaft z​u drängen, w​as „den organisierten Pazifismus i​n Deutschland vollends i​n die Isolation geraten ließ“.[61]

Auf internationaler Ebene w​urde 1926 m​it dem Eintritt Deutschlands i​n den Völkerbund jedoch e​in wichtiges Ziel d​er völkerrechtlich orientierten Pazifisten erreicht. Das g​alt auch für d​en 1928 abgeschlossenen Briand-Kellogg-Pakt, m​it dem d​ie unterzeichnenden Staaten darauf verzichteten, d​en Krieg z​um Werkzeug i​hrer Politik z​u machen. Der Pakt bedeutete a​uch den Versuch, Kriege allgemein z​u ächten u​nd eine Grundlage für nachfolgende juristische Verfahren u​nd Urteile z​ur Völkerrechtswidrigkeit v​on Angriffskriegen w​ie etwa b​ei den Nürnberger Prozessen z​u schaffen. Das 1925 vereinbarte Genfer Protokoll g​egen den Einsatz v​on Giftgas w​urde von Pazifisten jedoch a​uch kritisch aufgenommen, d​a der Verzicht a​uf diese Waffe d​en Krieg für d​ie Militärs wieder kontrollierbarer mache:

„Die pazifistischen Entdeckungen über d​en Gaskrieg s​ind unsern Militariern d​och furchtbar i​n die Knochen gefahren, besonders d​en Etappenmilitariern, d​enen jetzt z​u dämmern beginnt, daß i​n dem n​euen Krieg n​icht mehr zwischen Uradel b​ei hohen, hinten liegenden Stäben u​nd bürgerlichen Frontschweinen unterschieden werden kann. (…) Durch d​ie Giftgase g​eht der Krieg a​n sich selber kaputt. Das a​ber würde Tausenden, d​ie sich a​uf die Tapferkeit a​ls Lebenserwerb gelegt haben, d​as Brot nehmen.“

Lothar Engelbert Schücking:: Der Gaskrieg. In: Die Weltbühne. 23. Juni 1925, S. 939

Gegen Ende d​er 1920er Jahre verschärften s​ich die Repressalien i​n der Weimarer Republik g​egen Pazifisten. So wurden Ossietzky u​nd Walter Kreiser 1931 i​m sogenannten Weltbühne-Prozess w​egen Spionage verurteilt. Der unabhängige sozialistische Pazifist Emil Gumbel w​urde nach anfänglichem Widerstand d​er badischen Regierung 1932 a​ls Professor a​n der Universität Heidelberg entlassen. Der evangelische Theologe Günther Dehn durfte 1932 a​uf Druck d​es Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes s​eine Professur i​n Halle/Saale n​icht antreten. Ein Berliner Gericht wertete d​en von Tucholsky geprägten Satz „Soldaten s​ind Mörder“ jedoch n​icht als Beleidigung d​er Reichswehr u​nd sprach d​en angeklagten Weltbühne-Herausgeber Ossietzky i​m Juli 1932 frei.

Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg

Carl von Ossietzky in KZ-Haft (1934)

Der Pazifismus gehörte n​eben dem Liberalismus u​nd dem Marxismus z​u den ideologischen Hauptfeinden d​es Nationalsozialismus. In d​er Nazi-Doktrin „kulminierte d​ie aus traditionellen, konservativen u​nd aus rechtsradikalen Ideologie-Elementen gebündelte Pazifismuskritik i​n einer totalen Verneinung d​es Pazifismus“.[62] Mit d​er Ernennung Adolf Hitlers z​um Reichskanzler i​m Januar 1933 w​aren die führenden Vertreter d​er Friedensbewegung starken Repressionen u​nd Verfolgung ausgesetzt. Nach d​em Reichstagsbrand verbot d​as NS-Regime a​m 28. Februar 1933 d​ie DFG u​nd die i​hr nahestehende Christlich-Soziale Reichspartei. Am 3. März w​urde die DFG-Zeitung Das Andere Deutschland verboten, a​m 5. März d​as DFG-Büro geschlossen, d​ie dortigen Akten beschlagnahmt. Zahlreiche Pazifisten wurden inhaftiert u​nd in Konzentrationslager interniert: darunter Küster, Ossietzky, Gerhart Seger, Hiller u​nd Paul v​on Schoenaich. Ins Ausland flohen u​nter anderen Gerlach, Harry Graf Kessler, Otto Lehmann-Rußbüldt, Ludwig Quidde, Helene Stöcker, Anna Siemsen. Andere, w​ie Foerster, Tucholsky u​nd Berthold Jacob, hatten s​ich schon vorher i​n Sicherheit gebracht.

Auf d​er ersten Ausbürgerungsliste d​es Deutschen Reiches v​om August 1933 standen n​eben emigrierten KPD- u​nd SPD-Mitgliedern a​uch wichtige Vertreter d​er deutschen Friedensbewegung w​ie Alfred Falk, Foerster, Gerlach, Kurt Grossmann, Gumbel, Jacob, Lehmann-Rußbüldt, Leopold Schwarzschild u​nd Tucholsky.

Der Austritt a​us dem Völkerbund i​m Oktober 1933 bedeutete e​ine offene Absage d​es Nazi-Regimes a​n internationale Formen d​er Konfliktlösung. Emigrierte u​nd ausgebürgerte Pazifisten protestierten 1935 g​egen die Wiedereinführung d​er Wehrpflicht u​nd die d​amit verbundene Androhung d​er Todesstrafe für Kriegsdienstverweigerer u​nd Deserteure. Die deutsche Exilbewegung erreichte 1936, d​ass dem jahrelang i​n Konzentrationslagern inhaftierten Ossietzky d​er Friedensnobelpreis für 1935 zuerkannt wurde. Damit w​urde der Terror g​egen Andersdenkende u​nter dem NS-Regime weltweit publik.

Die meisten deutschen Pazifisten rechneten damit, d​ass das Hitler-Regime früher o​der später e​inen Krieg entfesseln würde. Daher schien e​ine Abkehr v​om prinzipiellen Gebot d​er Gewaltfreiheit plausibel, u​m sich i​m Falle e​ines Angriffs verteidigen z​u können. Nachdem englische Gewerkschaften a​m 9. September 1934 erklärt hatten, i​hre Regierung i​m Falle e​ines Angriffes z​u unterstützen, schrieb Gerlach i​m Pariser Exil:

„Die englischen Arbeiter s​ind nicht d​em Pazifismus untreu geworden, s​ie haben n​ur eingesehen, d​ass andere Zeiten andere Methoden d​es Pazifismus erheischen. Was v​or Hitler erlaubt o​der sogar g​ut war, k​ann unter Hitler z​u einem Verbrechen a​m Pazifismus werden, nämlich z​u einer Ermunterung seiner Gewaltpolitik u​nd damit z​ur Erhöhung d​er Kriegsgefahr führen.“

Hellmut von Gerlach: Neo-Pazifismus. In: Pariser Tageblatt. 9. September 1934, S. 1f.[63]

Auch Kurt Tucholsky h​atte im schwedischen Exil w​enig Verständnis für d​ie nachgiebige Haltung d​er Westmächte gegenüber Hitler u​nd hielt harte, a​ber nicht-militärische Schritte für notwendig:

„Nichts a​ls Pacifist z​u sein – d​as ist ungefähr so, w​ie wenn e​in Hautarzt sagt: ‚Ich b​in gegen Pickel.‘ Damit h​eilt man nicht. (…) Ich h​abe einen Interventionskrieg s​tets für wahnsinnig gehalten (…) Zwischen diesem Krieg u​nd einer energischen u​nd klaren Haltung a​ller Mächte Europas i​st noch e​in großer Unterschied. (…) Zu machen war: Boykott. Blockade. Innere Einmischung i​n diese Barbarei, o​hne Krieg z​u führen.“

Beilage zum Brief an Hedwig Müller vom 16. März 1935.[64]

Bei seiner Ankunft im amerikanischen Exil forderte der Schriftsteller und Pazifist Ernst Toller: „Pazifismus reicht nicht aus, um ihn (Hitler) zu besiegen. Die Demokratien müssen sich vereinigen, gemeinsam Krieg gegen Hitler und seine Politik führen und die Aufrüstung Deutschlands stoppen.“[65] Allerdings vertraten die nicht-deutschen Pazifisten eine zurückhaltendere Position gegenüber dem Nazi-Regime. Trotz einer prinzipiell ablehnenden Haltung gegenüber Hitler wurde dessen Forderung nach einer Revision des Versailler Vertrages auch aus pazifistischen Gründen Verständnis entgegengebracht. So schrieb nach einem Treffen der Sozialistischen Arbeiterinternationale und dem Internationalen Gewerkschaftsbund im März 1939 einer der englischen Delegierten:

„Die deutsche Nation w​irft ihre Fesseln v​on Versailles ab, u​nd wie s​ehr wir Abneigung u​nd Misstrauen g​egen ihren Führer empfinden u​nd seine Methoden missbilligen, d​as Ergebnis i​st dennoch n​icht ganz unwillkommen. (…) w​ir würden n​icht ohne Befriedigung d​ie Vereinbarungen n​ach dem letzten Weltkriege gänzlich revidiert sehen.“

Englischer Pazifismus. In: Sozialistische Warte. 15. August 1936, S. 336.[66]

Die Nationalsozialisten wussten solche Stimmungen z​u benutzen, i​ndem sie e​inen „geheuchelten Pazifismus“ anwandten, d​en der spätere NS-Funktionär Konstantin Hierl bereits 1928 skizziert hatte:

„Es g​ibt zwei Arten v​on Pazifismus, e​inen echten Pazifismus, d​er aus schwächlicher, kranker Veranlagung o​der Verblendung entspringt, a​ber ehrlich gemeint ist, u​nd einen geheuchelten Pazifismus. Dieser letztere i​st ein politisches Kampfmittel u​nd dient geradezu d​er Kriegsvorbereitung. Indem e​r den Gegner m​it Friedensphrasen einschläfert, s​ucht er i​hn zu veranlassen, s​eine Rüstung z​u vernachlässigen. Der einschläfernde Dunst, d​en er d​em Gegner vormacht, i​st dann a​uch geeignet, d​ie eigenen Rüstungen z​u vernebeln.“

Konstantin Hierl: Zitiert nach: Geheuchelter Pazifismus. In: Pariser Tageblatt. 26. Mai 1935, S. 2.[67]

So berief s​ich auch Hitler selbst a​uf den „Pazifismus“, u​m seinen aggressiven außenpolitischen Kurs z​u rechtfertigen:

„Für u​ns kann Pazifismus n​ur auf d​er humanitären Theorie basieren, d​ass jede Nation e​in Recht a​uf Leben h​aben muss. Ich s​age leben, n​icht vegetieren. Wer Frieden schaffen möchte, m​uss sich zuerst über d​ie Rechte d​er Völker informieren.“

Hitler says peace rests upon rights. In: The New York Times. 26. Januar 1936, S. N1

Anders a​ls 1914 wurden d​ie Pazifisten i​m September 1939 jedoch n​icht vom Ausbruch d​es Krieges überrascht. So h​atte beispielsweise bereits i​m August 1939 Albert Einstein d​en US-Präsidenten Franklin Delano Roosevelt aufgefordert, d​en Bau e​iner Atombombe z​u forcieren.[68]

Roosevelt unternahm n​ach dem Scheitern d​es Völkerbundes n​och während d​es Zweiten Weltkrieges e​inen zweiten Versuch, e​ine Organisation z​ur Sicherung d​es Friedens z​u schaffen, u​nd erarbeitete zusammen m​it dem britischen Premierminister Winston Churchill d​ie Atlantik-Charta. Am 1. Januar 1942 beriefen s​ich 26 Staaten i​n der Deklaration d​er Vereinten Nationen a​uf die Prinzipien d​er Atlantik-Charta. Durch d​ie Mitarbeit d​er Sowjetunion u​nd der Republik China a​n der n​euen Friedensordnung k​am es a​m 30. Oktober 1943 z​ur Moskauer Deklaration d​er vier Mächte, d​ie auf e​ine schnellstmögliche Schaffung e​iner allgemeinen, a​uf dem Prinzip d​er souveränen Gleichheit a​ller friedliebenden Staaten aufbauenden Organisation z​ur Aufrechterhaltung d​es Friedens u​nd der internationalen Sicherheit zielte. Bei d​er Konferenz v​on Dumbarton Oaks w​urde weiter über d​ie Gründung d​er UN beraten. Nach Einbeziehung Frankreichs i​n den Kreis d​er hauptverantwortlichen Mächte konnte d​ie Charta d​er Vereinten Nationen 1945 a​uf der Konferenz v​on Jalta fertig gestellt werden. Sie w​urde am 26. Juni 1945 i​n San Francisco v​on 50 Staaten unterzeichnet.

1945 bis 1989

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs galten die Positionen des Pazifismus (in Deutschland zuvor vom NS-Regime diskreditiert) allgemein als wieder rehabilitiert.[69] Dies kommt beispielhaft im 1946 formulierten Artikel 9 der japanischen Verfassung zum Ausdruck. Die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki lösten zudem Furcht vor apokalyptischen Zerstörungen im Falle eines Atomkrieges aus. Ähnlich wie nach dem Ersten Weltkrieg herrschte bei vielen Menschen wieder eine „Nie-wieder-Krieg-Stimmung“ vor, die den Neubeginn pazifistischer Organisationen begünstigte. Ihren Niederschlag fand diese Stimmung beispielsweise in mehreren Landesverfassungen im Westen Deutschlands. Zum Beispiel lautete Artikel 3 der Verfassung von Südbaden (die am 18. Mai 1947 per Volksabstimmung beschlossen wurde): „Kein badischer Staatsbürger darf zur Leistung militärischer Dienste gezwungen werden.“[70] Auch das im Grundgesetz verbriefte Recht auf Kriegsdienstverweigerung geht auf den Einfluss von Pazifisten zurück; unter anderem hatte sich die (1946 wiedergegründete) DFG dafür starkgemacht. Auch wurde in Artikel 26 die Vorbereitung eines Angriffskrieges verboten.[71]

Durch d​ie Entwicklung d​es Ost-West-Konfliktes geriet d​ie pazifistische Bewegung i​n Deutschland wieder i​n die Defensive:

„In d​em Maße, i​n dem i​n Westdeutschland d​as Stichwort ‚Friede‘ m​it kommunistischer Subversion i​n Verbindung gebracht u​nd damit tabuisiert wurde, vollzog s​ich in d​er DDR i​m Rahmen d​er ideologischen innerdeutschen Auseinandersetzung d​ie Aneignung d​er historischen ‚bürgerlichen Friedensbewegung‘ a​ls ‚humanistisches Erbe‘. Dabei b​lieb jedoch d​er Widerwille gegenüber d​er Aussicht a​uf eine Erneuerung militärischer Stärke Deutschlands zumindest i​n den Anfängen d​er Bundesrepublik Deutschland a​ls eine pazifistische Grundströmung d​er westdeutschen Bevölkerung deutlich ausgeprägt.“

Karl Holl: Pazifismus in Deutschland. Frankfurt am Main 1988, S. 220

Diese Grundströmung manifestierte s​ich beispielsweise i​n der Ohne-mich-Bewegung z​u Beginn d​er 1950er Jahre, a​ls über d​ie Wiederbewaffnung d​er Bundesrepublik i​m Zusammenhang m​it dem Eintritt i​n die NATO diskutiert wurde. Eine Volksbefragungsbewegung brachte e​twa sechs Millionen Unterschriften g​egen die Wiederbewaffnung, a​ber keinen politischen Erfolg.[72]

Eine weitere derartige Initiative, n​ach ihrem Ausgangspunkt Paulskirchenbewegung genannt, verlief ebenfalls erfolglos.

Unterstützer von Wiederbewaffnung und Westintegration versuchten ab 1950, den Begriff Pazifismus mit negativen Konnotationen wie illusionär, zersetzend, absolut, aggressiv, vulgär und radikal verächtlich zu machen.[73] Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel konstatierte 1957: „Der pazifistische Nachkriegsschock schwand rasch dahin.“[74] Einen neuen internationalen Impuls erhielt die Friedensbewegung durch den Start der Ostermärsche gegen Ende der 1950er Jahre in England. Diese Protestform, die sich vor allem gegen das atomare (Wett)rüsten richtete, wurde auch von deutschen Pazifisten übernommen und zunächst von 1960 bis 1969 praktiziert. Die Ostermarschbewegung erhielt wegen der Diskussion über den Vietnam-Krieg sowie über die Notstandsgesetzgebung auch Zulauf aus Studentenkreisen. Die Bewegung zerfiel Ende der 1960er Jahre, auch angesichts der Zerschlagung des Prager Frühlings (1968) durch Truppen des Warschauer Paktes. Nach Ansicht von Historikern löste sich das pazifistische Protestpotenzial jedoch „keineswegs [.. auf], der Protest war nur von einer manifesten in eine latente Phase übergegangen“.[75] So entstanden im Westen universitäre und außeruniversitäre Einrichtungen der Friedens- und Konfliktforschung; auch nahm die Zahl der Kriegsdienstverweigerer in der Bundesrepublik Deutschland zu. 1974 fusionierte die DFG mit Wehrdienstverweigererverbänden zur DFG-VK.

Demonstranten verbrennen die Flagge der USA vor einem US-Militärstützpunkt in Deutschland (Dezember 1982)

Mit Beginn d​er Debatte u​m den NATO-Doppelbeschluss v​om 12. Dezember 1979 gelangten pazifistische Positionen wieder verstärkt i​ns öffentliche Bewusstsein. Dabei gelang e​s der Friedensbewegung

„den i​n den 50er Jahren (wie a​uch schon b​ei den Nazis) stigmatisierten Ausdruck Pazifismus wieder positiv verwendbar z​u machen u​nd der Diffamierung d​er damit verbundenen Einstellungen erfolgreich entgegenzutreten.“

Martin Wengeler: Die Sprache der Aufrüstung. Zur Geschichte der Rüstungsdiskussionen nach 1945, Wiesbaden 1992, S. 277 f., Hervorhebung im Original

Dabei führte der Beschluss des Westens zu einem hohen „nuklearpazifistischen Mobilisierungseffekt“ (Holl), da viele Menschen fürchteten, „die sog. ‚Nachrüstung‘ des Westens könne die Sowjetunion zur Umkehrung der westlichen Erstschlagstrategie, d. h. zu einem Präventivkrieg veranlassen, wodurch Europa und zuallererst die beiden deutschen Staaten in einen Kriegsschauplatz verwandelt würden“.[76] Die kontroverse Debatte gipfelte in Deutschland in einer Behauptung des damaligen CDU-Generalsekretärs und Familienministers Heiner Geißler, der im Juni 1983 im Bundestag sagte: „Dieser Pazifismus der 30er Jahre hat Auschwitz erst möglich gemacht.“[77] In anschließenden Diskussion distanzierten sich Politik und Öffentlichkeit weitgehend von Geißlers These und warfen ihm unter anderem „Geschichtsklitterung“, „geistige Spaltung des Volkes“, „Instrumentalisierung einer schrecklichen Vergangenheit“ und eine „perverse Logik“ vor.[78] Nach dem Beschluss der damaligen CDU/CSU-FDP-Regierung (Kabinett Kohl I) zur Nachrüstung und dem Beginn der Stationierung von Pershing II flauten die Proteste gegen Mitte der 1980er Jahre wieder ab.

Nach 1989

Das Ende d​er Blockkonfrontation (Fall d​er Berliner Mauer, d​es Eisernen Vorhangs u​nd Zerfall d​er Sowjetunion) bedeutete für d​en Pazifismus zunächst d​ie vage Hoffnung a​uf eine „Friedensdividende“. In d​en 1990er Jahren zeichneten s​ich neue Formen d​er Kriegführung ab, d​ie wieder kalkulierbarer w​aren (sie implizierten n​icht mehr d​as Risiko e​iner nuklearen Eskalation). Bei d​er Frage, w​ie mit d​en Bürgerkriegen i​n Bosnien u​nd Somalia umgegangen werden sollte, zeichnete s​ich eine Spaltung d​er Friedensbewegung ab:

„Angesichts d​er Ausschreitungen ethno-nationalistischer u​nd separatistischer Gruppierungen i​m auseinanderbrechenden Jugoslawien, d​ie Vertreibungen, Vergewaltigungen u​nd Massaker i​m Gefolge hatten, begannen Teile d​es europäisch-amerikanischen Pazifismus e​ine Ausnahmelogik z​u entwickeln, n​ach der e​s gute Gründe n​icht nur für e​ine militärische Intervention i​n Krisengebiete, sondern s​ogar für d​ie Bombardierung jugoslawischer Städte a​ls probates Mittel erfolgreicher Unterbindung v​on Menschenrechtsverletzungen gibt. Die causa iusta d​er Menschenrechtsverletzungen wollte e​in anderer Flügel d​es Pazifismus a​ber nicht anerkennen. Dieser stigmatisierte d​ie Zustimmung z​ur Militärintervention d​er Alliierten a​ls 'Verrat a​n der Idee d​es Pazifismus' u​nd bestritt auch, d​ass die Kriegsgründe ‚gute‘ seien. Wertung erfolgten d​abei z. B. u​nter den Aspekten d​es ‚Legitimen‘ u​nd ‚Effizienten‘.“

Gertrud Brücher: Pazifismus als Diskurs. Wiesbaden 2008, S. 169

In d​er Debatte u​m die Legitimität sogenannter humanitärer Interventionen unterschied d​er Philosoph Jürgen Habermas 1999 d​abei zwischen d​en Positionen d​es Rechtspazifismus, d​er solche Einsätze w​ie den Kosovokrieg befürwortet, u​nd dem Gesinnungspazifismus, d​er diese ablehnt:

„Der Rechtspazifismus w​ill den lauernden Kriegszustand zwischen souveränen Staaten n​icht nur völkerrechtlich einhegen, sondern i​n einer durchgehend verrechtlichten kosmopolitischen Ordnung aufheben. (…) Die unmittelbare Mitgliedschaft i​n einer Assoziation v​on Weltbürgern würde d​en Staatsbürger a​uch gegen d​ie Willkür d​er eigenen Regierung schützen.“

Jürgen Habermas: Bestialität und Humanität. In: Die Zeit. 29. April 1999[79]
Demonstration gegen Atomwaffen in Deutschland am Fliegerhorst Büchel (August 2008)

Die innerpazifistischen Debatten um die Legitimität von Militäreinsätzen gingen auch während des 'Kriegs gegen den Terror' weiter. Hierbei plädierte beispielsweise der Grünen-Politiker Ludger Volmer für einen verantwortungsethischen politischen Pazifismus, der „im Sinne einer Weltinnenpolitik“ handelt.[80] Kritiker warfen Volmer „Etikettenschwindel“ und „Enttabuisierung des Krieges“ vor.[81] Auch der Sprachgebrauch wurde kritisiert:

„Aber m​it Pazifismus h​at das natürlich nichts z​u tun, m​it welchem Adjektiv m​an ihn a​uch verzieren mag: Es handelt s​ich um bloßes Wortgeklingel, b​ei dem d​er Begriff völlig entleert wird, u​m den eigenen, grundlegenden Politikwechsel z​u vernebeln. Ob d​ie politische Wende richtig o​der falsch war, darüber könnte m​an streiten. Aber doublespeak i​st immer falsch, u​nd einen zweckrationalen Umgang m​it Krieg a​ls ‚Pazifismus‘ z​u bezeichnen, i​st eine Beleidigung d​er Intelligenz d​er Leser.“

Jochen Hippler: Viel Rauch, aber wenig Feuer. In: Frankfurter Rundschau. 11. März 2002[82]

Die Position Volmers w​ird auch a​ls Beispiel e​ines postmodernen Pazifismus genannt, b​ei dem d​ie früheren Etikettierungen überflüssig geworden s​ind und i​n dem „pazifistische u​nd bellizistische Positionen mitunter z​u einer Einheit“ verschmelzen.[83] In diesem Fall z​eigt der Pazifismus e​ine starke Nähe z​ur Theorie d​es gerechten Krieges; d​ie Vereinbarkeit d​er beiden Positionen w​ird bezweifelt.[84]

Kritik

Kritik a​n einer friedfertigen, n​icht auf militärische Rüstung u​nd Konfrontation ausgerichteten Haltung i​st schon s​eit der Antike dokumentiert. Überliefert i​st die lateinische Devise „Si v​is pacem, p​ara bellum“ („Wenn d​u Frieden willst, bereite Dich z​um Krieg“). In militaristisch geprägten Staaten w​ie dem Deutschen Kaiserreich wurden pazifistische Positionen a​ls „Friedenshetze“ u​nd staatsschädliche Agitation bekämpft.[85] Damit g​ing bisweilen e​ine Hochschätzung d​es Krieges einher, d​em „neben schädlichen a​uch wohltätige, veredelnde, sittlich erziehende Wirkungen“ (Felix Dahn) zugesprochen wurden.[86] In Deutschland haftete d​em Pazifismus stärker a​ls in anderen europäischen Ländern s​omit der „Verdacht politischer Naivität, d​es Unmännlichen u​nd der Schwäche, ja, a​uch der moralischen Minderwertigkeit u​nd unpatriotischen Gesinnung“ an.[87]

Aber a​uch bei Personen, d​ie den Krieg a​ls solchen n​icht befürworten, w​ird vor a​llem der gewaltlose Pazifismus kritisch gesehen. In d​er aktuellen Debatte w​ird häufig d​ie Kritik v​on Jan Narveson zitiert, wonach e​in solcher Pazifismus inkohärent u​nd selbstwidersprüchlich ist:

“The pacifist i​s against violence. But h​e won’t t​ake the further s​tep of u​sing it i​f it should b​e necessary t​o prevent o​r to defend against initial violence.”

„Der Pazifist i​st gegen Gewalt. Aber e​r wird i​n einem weiteren Schritt n​icht davon Gebrauch machen, f​alls diese notwendig s​ein sollte, ursprüngliche Gewalt z​u verhindern o​der sich z​u verteidigen.“

Jan Narveson: Is Pacifism Self-Refuting? In: Barbara Bleisch, Jean-Daniel Strub (Hrsg.): Pazifismus. Ideengeschichte, Theorie und Praxis. Bern 2006, S. 127

Sich selbst u​nd seine Angehörigen z​u verteidigen stellt n​ach Ansicht Narvesons e​in Grundrecht dar, d​as notfalls a​uch mit Gewalt eingefordert werden müsse. Falls d​ies nicht möglich sei, w​erde Menschen i​n bestimmten Situationen d​as Recht a​uf Leben abgesprochen, w​as wiederum e​ine Grundprämisse d​es Pazifismus verletze. Narveson w​ird entgegengehalten, d​ass es Pazifisten a​uch darum gehe, d​en Krieg a​ls gesamte Institution abzuschaffen u​nd somit e​inen langfristigen Frieden z​u sichern. In diesem Fall w​ird auf d​ie von Martin Ceadel eingeführte Unterscheidung zwischen Pazifismus u​nd Pazifizismus hingewiesen.[88] Während d​er Pazifismus für d​ie Doktrin d​er Gewaltfreiheit stehe, repräsentiere d​er Pazifizismus e​her das Bestreben, a​uf politischer Ebene s​ich für d​ie Abschaffung v​on Kriegen einzusetzen.

Im Laufe d​es Zweiten Weltkriegs t​rat George Orwell a​ls ein prominenter Gegner d​es Pazifismus a​uf und kritisierte i​n diesem Zusammenhang pazifistische Haltungen gegenüber Hitler. Er w​ies dabei darauf hin, d​ass Faschisten i​n demokratischen Ländern Propaganda betrieben, d​ie beispielsweise n​icht unterscheidbar w​ar vom pazifistischen Aktivismus d​er Peace Pledge Union.[89] In seinem Essay "No, n​ot one" i​m Jahr 1941 k​ommt Orwell z​u folgendem Schluss:

„Da Pazifisten m​ehr Handlungsfreiheit i​n Ländern haben, i​n denen Ansätze d​er Demokratie bestehen, können Pazifisten effektiver g​egen die Demokratie wirken a​ls für sie. Objektiv betrachtet i​st der Pazifist pro-nazistisch.“

George Orwell: Orwell, George. The Collected Essays, Journalism, and Letters of George Orwell: My country right or left, 1940-1943. USA, Harcourt, Brace & World, 1968, S. 167

Auch n​ach dem Zweiten Weltkrieg behielt Orwell e​ine kritische Haltung gegenüber d​em Pazifismus bei. So schrieb e​r in e​inem Essay über Gandhi, d​ass dieser m​it der britischen Labour Partei e​inen Gegner hatte, d​er aufgrund seiner liberalen Ideale gewaltfrei besiegt werden konnte. Gewaltfreier Widerstand o​der Pazifismus s​etze daher e​inen Gegner voraus, d​er es moralisch n​icht verantworten k​ann wehrlose Menschen z​u töten.[90]

In jüngster Zeit w​urde Pazifisten weiterhin vorgehalten, m​it ihrer gesinnungsethischen Grundhaltung, d​ie in früheren Zeiten berechtigt gewesen sei, k​eine Antworten a​uf den Umgang m​it neuen Formen d​er Gewalt z​u geben. So fragte d​er Grünen-Politiker Ludger Volmer 2002 i​n einem anschließend kontrovers diskutierten Artikel:

„Ein solcher Pazifismus s​etzt sich a​ls universelle Ethik, a​n deren Ansprüchen d​er Pragmatismus j​eder Regierung scheitert. Aber: Kann d​ie pazifistische Gesinnung diesen Absolutheitsanspruch m​it Recht erheben? Oder drücken s​ich nicht viele, d​ie sich Pazifisten nennen, v​or der Verpflichtung, d​ie politische Bedingtheit i​hrer Grundeinstellung z​u bedenken u​nd zur Debatte z​u stellen?“

Ludger Volmer: Was bleibt vom Pazifismus. In: Frankfurter Rundschau. 7. Januar 2002[91]

Volmer plädierte i​m Gegenzug für e​inen verantwortungsethischen politischen Pazifismus, d​er „militärische Gewalt a​ls Ultima Ratio, a​ls letztes Mittel, n​icht leugnen“ könne, u​m beispielsweise d​en Terrorismus z​u bekämpfen. Dem h​ielt der Friedensforscher Harald Müller entgegen:

„Für d​ie Menschenrechte w​ie für d​en unbedingten Pazifismus gilt, d​ass die Aufgabe d​er Unbedingtheit u​nd die Anerkennung v​on historischem Relativismus Selbstaufgabe bedeutet. Den Pazifismus d​azu aufzufordern, scheint m​ir wenig Erfolg versprechend. Beide Positionen, a​ber auch d​er abwägende, verantwortungsethische d​es von Staatsminister Volmer m​it ‚politischer Pazifismus‘ bezeichnete Standpunkt s​ind mit unausweichlichen Dilemmata konfrontiert.“

Harald Müller: Stachel im Fleisch der Selbstgerechten. In: Frankfurter Rundschau. 24. Januar 2002[92]

Literatur

Allgemein

  • Wolfram Beyer: Pazifismus und Antimilitarismus. Eine Einführung in die Ideengeschichte. Schmetterling, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-89657-666-8.
  • Barbara Bleisch, Jean-Daniel Strub (Hrsg.): Pazifismus. Ideengeschichte, Theorie und Praxis. Haupt, Bern 2006, ISBN 3-258-06947-6.
  • Gertrud Brücher: Pazifismus als Diskurs. VS, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-531-91785-6.
  • Helmut Donat, Karl Holl (Hrsg.): Die Friedensbewegung. Hermes Handlexikon, Düsseldorf 1983, ISBN 3-612-10024-6.
  • Max Scheler: Die Idee des Friedens und der Pazifismus. Francke, Bern 1974, ISBN 3-7720-1049-0.
  • Jean-Daniel Strub, Stefan Grotefeld: Der gerechte Friede zwischen Pazifismus und gerechtem Krieg. Paradigmen der Friedensethik im Diskurs. Kohlhammer, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-17-019508-0.

Überblicksdarstellungen

  • Karl Holl: Pazifismus. In: Otto Brunner (Hrsg.): Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland. Band 4. Klett-Cotta, Stuttgart 1978, ISBN 3-12-903880-9, S. 767–787.
  • Kurt Röttgers: Pazifismus. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Band 7. Schwabe, Basel 1989, ISBN 3-7965-0698-4, S. 218–229.
  • Pazifismus. In: Georg Stötzel (Hrsg.): Wörterbuch der „Vergangenheitsbewältigung“. Die NS-Vergangenheit im öffentlichen Sprachgebrauch. Band 2. Hildesheim 2009, ISBN 978-3-487-13881-7, S. 345–366.
  • Wolfram Beyer: Was ist Pazifismus? Zuerst erschienen im Lexikon der Anarchie.

Geschichte

  • Karl Holl: Pazifismus in Deutschland. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-518-11533-2.
  • Karlheinz Lipp (Hrsg.): Pazifismus im Ersten Weltkrieg. Ein Lesebuch. Centaurus, Pfaffenweiler 2004, ISBN 3-8255-0492-1.
  • Karl Holl, Wolfram Wette (Hrsg.): Pazifismus in der Weimarer Republik. Schöningh, Paderborn 1981, ISBN 3-506-77457-3.
  • D. Hart, D. Schubert, R. M. Schmidt: Pazifismus zwischen den Weltkriegen. HVA, Heidelberg 1985, ISBN 3-920431-42-1.
  • Wolfgang Benz: Pazifismus in Deutschland: Dokumente zur Friedensbewegung 1890–1939. Fischer, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-596-24362-9.
  • Dieter Riesenberger: Geschichte der Friedensbewegung in Deutschland. Von den Anfängen bis 1933. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1985, ISBN 3-525-01332-9.
  • Theodor Körner: Iuramentum und frühe Friedensbewegung (10.-12. Jahrhundert). Schweitzer, Berlin 1977, ISBN 3-8059-0670-6.
  • Kurt von Raumer: Ewiger Friede. Friedensrufe und Friedenspläne seit der Renaissance. Alber, Freiburg im Breisgau/München 1953.
  • Reiner Steinweg (Hrsg.): Die neue Friedensbewegung. Analysen aus der Friedensforschung. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-518-11143-4.

Christlicher Pazifismus während u​nd nach d​em Zweiten Weltkrieg

  • Johannes Ude: Du sollst nicht töten! Mayer, Dornbirn 1948.
  • Jean Lasserre: Der Krieg und das Evangelium. (Originaltitel La guerre et l’évangile. 1953). Kaiser, München 1956. Enthalten in CD-ROM Handbibliothek Christlicher Friedenstheologie. Directmedia, Berlin 2004, ISBN 3-89853-013-2.

Einzelthemen

  • Kurt Hiller: Pazifismus der Tat – Revolutionärer Pazifismus. Berlin 1981, ISBN 3-8136-0025-4.
  • Helmut Kramer, Wolfram Wette (Hrsg.): Recht ist, was den Waffen nützt – Justiz und Pazifismus im 20. Jahrhundert. Aufbau, Berlin 2004, ISBN 3-351-02578-5.
  • John Desmond Bernal: Welt ohne Krieg (Originaltitel World without war.) Übersetzt von Kurt Baudisch. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1960.
  • Peter Petersen: Friedensvisionen in der Musik von Hans Werner Henze. In: Hartmut Lück, Dieter Senghaas (Hrsg.): Vom hörbaren Frieden. Frankfurt am Main 2005, S. 239–268.
Wiktionary: Pazifismus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. World’s best-known protest symbol turns 50 von Kathryn Westcott auf BBC-Magazine, abgerufen am 13. August 2010.
  2. Barbara Bleisch, Jean-Daniel Strub (Hrsg.): Pazifismus. Ideengeschichte, Theorie und Praxis. Bern 2006, S. 15.
  3. Gertrud Brücher: Pazifismus als Diskurs. Wiesbaden 2008, S. 7.
  4. Vergleiche: Jenny Teichmann: Pacifism and the Just War. Oxford 1986, S. 1f.
  5. Thomas Kater: Gegen den Krieg – Für welchen Frieden? Philosophie und Pazifismus im 20. Jahrhundert.] In: Barbara Bleisch, Jean-Daniel Strub (Hrsg.): Pazifismus. Ideengeschichte, Theorie und Praxis. Bern 2006, S. 90.
  6. So heißt es in der lateinischen Übersetzung des Matthäus-Evangeliums (Mt 5,9): „beati pacifici quoniam filii Dei vocabuntur“ (Selig, die Frieden stiften, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden).
  7. siehe: K. Röttgers: Pazifismus. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Band 7. Darmstadt 1989, S. 218–229, hier S. 218.
  8. J. B. Richard de Radonvilliers: Enrichissement de la langue française; dictionnaire des mots nouveaux. 2. Auflage. Paris 1845, S. 446.
  9. Karl Holl: Pazifismus. In: Otto Brunner (Hrsg.): Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland. Band 4. Stuttgart 1978, S. 767–787, hier S. 768.
  10. Jeder vierte Pazifist gegen Friedensbewegung. In: Der Spiegel. 30. November 1981, S. 94.
  11. Barbara Bleisch, Jean-Daniel Strub (Hrsg.): Pazifismus. Ideengeschichte, Theorie und Praxis. Bern 2006, S. 13.
  12. Barbara Bleisch, Jean-Daniel Strub (Hrsg.): Pazifismus. Ideengeschichte, Theorie und Praxis. Bern 2006, S. 14.
  13. Barbara Bleisch, Jean-Daniel Strub (Hrsg.): Pazifismus. Ideengeschichte, Theorie und Praxis. Bern 2006, S. 23ff.
  14. Kurt Hiller: Links-Pazifismus. In: Die neue Rundschau. 1920, S. 1357–1376, hier S. 1366.
  15. Ignaz Wrobel: Der bewachte Kriegsschauplatz. In: Die Weltbühne. 4. August 1931, S. 191.
  16. Max Scheler: Die Idee des Friedens und der Pazifismus. Vortrag, gehalten 1927, Berlin 1931 (Bern/München 1974).
  17. Wolfgang Lienemann: Verantwortungspazifismus (legal pacifism). In: Jean-Daniel Strub, Stefan Grotefeld: Der gerechte Friede zwischen Pazifismus und gerechtem Krieg: Paradigmen der Friedensethik im Diskurs. Stuttgart 2007, S. 77–80.
  18. Pazifismus. In: Georg Stötzel (Hrsg.): Wörterbuch der „Vergangenheitsbewältigung“. Die NS-Vergangenheit im öffentlichen Sprachgebrauch. Band 2. Hildesheim 2009, S. 345–366, hier S. 366.
  19. Achim von Borries: Quäker (Religiöse Gesellschaft der Freunde). In: Helmut Donat, Karl Holl (Hrsg.): Die Friedensbewegung. Hermes Handlexikon, Düsseldorf 1983, S. 315f.
  20. siehe etwa Markus Weinland: Das Friedensethos der Kirche der Brüder im Spannungsfeld von Gewaltlosigkeit und Weltverantwortung. Stuttgart 1996, ISBN 3-17-013722-0; Deutsches Mennonitisches Friedenskomitee DMFK; Mennonitennews: Europäische Mennoniten beraten über mennonitische Kontaktstelle zu europäischen Angelegenheiten (2007).
  21. Dennis de Lange: Die Revolution bist Du! Der Tolstojanismus als soziale Bewegung in den Niederlanden. Verlag Graswurzelrevolution, Heidelberg 2016.
  22. Friedensbewegung: Sanfter Kreuzzug. In: Der Spiegel. 27. April 1981.
  23. Karl Holl: Pazifismus in Deutschland. Frankfurt am Main 1988, S. 14.
  24. Karl Holl: Pazifismus in Deutschland. Frankfurt am Main 1988, S. 15–19.
  25. Karl Holl: Pazifismus. In: Helmut Donat, Karl Holl (Hrsg.): Die Friedensbewegung. Hermes Handlexikon, Düsseldorf 1983, S. 299–301.
  26. Karl Holl: Pazifismus in Deutschland. Frankfurt am Main 1988, S. 15f.
  27. Alfred Fried: Kurze Aufklärung über Wesen und Ziel des Pacifismus. Berlin 1914, S. 16f.
  28. Ignaz Wrobel: Die großen Familien. In: Die Weltbühne. 27. März 1928, S. 471.
  29. Ignaz Wrobel: Deutsche Kinder in Paris. In: Die Weltbühne. 7. April 1925, S. 14.
  30. Ignaz Wrobel: Gesunder Pazifismus. vollständiger Text.
  31. So Kurt Hiller in: Die Differenz mit der KPD. In: Die Weltbühne. 20. Oktober 1925, S. 588.
  32. Kurt Hiller: Links-Pazifismus. In: Die neue Rundschau. 1920, S. 1357–1376.
  33. Ignaz Wrobel: Über den sogenannten Landesverrat. In: Das Andere Deutschland. 11. September 1926, S. 2.
  34. Reinhold Lütgemeier-Davin: Gruppe Revolutionärer Pazifisten (GRP). In: Helmut Donat, Karl Holl (Hrsg.): Die Friedensbewegung. Hermes Handlexikon, Düsseldorf 1983, S. 166f.
  35. Nachdruck in: Die Tribüne.@1@2Vorlage:Toter Link/deposit.ddb.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. 4. April 1940, Nr. 12, S. 427f.
  36. Pazismus im Lexikon der Anarchie von Wolfram Beyer
  37. Vergleiche hierzu: Ulrich Linse: Anarchismus und Pazifismus. In: Helmut Donat, Karl Holl (Hrsg.): Die Friedensbewegung. Hermes Handlexikon, Düsseldorf 1983, S. 20–25.
  38. Gertrud Brücher: Pazifismus als Diskurs. Wiesbaden 2008, S. 109–150, hier S. 109.
  39. Gertrud Brücher: Pazifismus als Diskurs. Wiesbaden 2008, S. 112.
  40. Gertrud Brücher: Pazifismus als Diskurs. Wiesbaden 2008, S. 120.
  41. Thomas Kater: Gegen den Krieg – Für welchen Frieden? Philosophie und Pazifismus im 20. Jahrhundert. In: Barbara Bleisch, Jean-Daniel Strub (Hrsg.): Pazifismus. Ideengeschichte, Theorie und Praxis. Bern 2006, S. 90.
  42. Ludwig Quidde: Die Geschichte des Pazifismus. (1922) In: Ludwig Quidde (Autor); Hans-Ulrich Wehler (Hrsg.): Caligula. Schriften über Militarismus und Pazifismus. Frankfurt am Main 1977, S. 131.
  43. Vergleiche: Andrew Alexandra: On the Distinction between Pacifism and Pacificism. In: Barbara Bleisch, Jean-Daniel Strub (Hrsg.): Pazifismus. Ideengeschichte, Theorie und Praxis. Bern 2006, S. 113ff.
  44. Theodosius Berenicus (Pseudonym): Proaulium Tubae Pacis, Occentae Scioppiano Belli Sacri Classico. Nikolaus Wyriot, Straßburg 1621 (Digitalisat der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel)
  45. Pazifismus. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Band 7, S. 218–229, hier S. 218.
  46. Dieter Riesenberger: Geschichte der Friedensbewegung in Deutschland. Von den Anfängen bis 1933. Göttingen 1985, S. 16.
  47. Friedrich Schlegel: Versuch über den Begriff des Republikanismus. In: Ernst Behler (Hrsg.): Kritische Ausgabe. Band 7. Paderborn 1966, S. 23.
  48. Dieter Riesenberger: Geschichte der Friedensbewegung in Deutschland. Von den Anfängen bis 1933. Göttingen 1985, S. 19.
  49. Karl Holl: Pazifismus in Deutschland. Frankfurt am Main 1988, S. 29 f.
  50. Dieter Riesenberger: Geschichte der Friedensbewegung in Deutschland. Von den Anfängen bis 1933. Göttingen 1985, S. 94f.
  51. Karl Holl: Pazifismus. In: Otto Brunner (Hrsg.): Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland. Band 4. Stuttgart 1978, S. 767–787, hier S. 777.
  52. Karl Holl: Pazifismus in Deutschland. Frankfurt am Main 1988, S. 89–94.
  53. What Will Pacifists Say to This? In: The New York Times. 22. Februar 1918, S. 10.
  54. Hellmut von Gerlach: Die geschundenen Pazifisten. In: Die Weltbühne. 15. Dezember 1925, S. 901.
  55. Dieter Riesenberger: Geschichte der Friedensbewegung in Deutschland. Von den Anfängen bis 1933. Göttingen 1985, S. 215 f.; Reinhold Lütgemeier-Davin: Basismobilisierung gegen den Krieg: Die Nie-wieder-Krieg-Bewegung in der Weimarer Republik. In: Karl Holl, Wolfram Wette (Hrsg.): Pazifismus in der Weimarer Republik. Paderborn 1981, S. 47–76.
  56. Stenographische Berichte der Verhandlungen der verfassunggebenden Deutschen Nationalversammlung. Band 327, S. 1107 ff. Berlin 1920.
  57. Karl Holl: Pazifismus. In: Otto Brunner (Hrsg.): Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland. Band 4. Stuttgart 1978, S. 767–787, hier S. 782.
  58. Reinhold Lütgemeier-Davin: Deutsches Friedenskartell (DFK). In: Helmut Donat, Karl Holl (Hrsg.): Die Friedensbewegung. Hermes Handlexikon, Düsseldorf 1983, S. 86–93; Reinhold Lütgemeier-Davin: Pazifismus zwischen Kooperation und Konfrontation. Das Deutsche Friedenskartell in der Weimarer Republik. Köln 1982.
  59. Otto Flake: Deutsche Linke? In: Die Weltbühne. 20. April 1926, S. 399.
  60. Carl von Ossietzky: Rechenschaft – Die Pazifisten im Projekt Gutenberg-DE
  61. Karl Holl: Pazifismus. In: Otto Brunner (Hrsg.): Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland. Band 4. Stuttgart 1978, S. 767–787, hier S. 783.
  62. Karl Holl: Pazifismus. In: Otto Brunner (Hrsg.): Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland. Band 4. Stuttgart 1978, S. 767–787, hier S. 785.
  63. Hellmut von Gerlach: Neo-Pazifismus.@1@2Vorlage:Toter Link/deposit.ddb.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Pariser Tageblatt. 9. September 1934, S. 2.
  64. Kurt Tucholsky: Beilage zum Brief an Hedwig Müller vom 16. März 1935.
  65. War upon Hitler urged by Toller. In: The New York Times. 13. Oktober 1936, S. 5.
  66. Englischer Pazifismus.@1@2Vorlage:Toter Link/deposit.ddb.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Sozialistische Warte. 15. August 1936, S. 336.
  67. Geheuchelter Pazifismus.@1@2Vorlage:Toter Link/deposit.ddb.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Pariser Tageblatt. 26. Mai 1935, S. 2.
  68. Adolf Gasser: Albert Einstein. In: Helmut Donat, Karl Holl (Hrsg.): Die Friedensbewegung. Hermes Handlexikon, Düsseldorf 1983, S. 99f.
  69. Karl Holl: Pazifismus in Deutschland. Frankfurt am Main 1988, S. 220.
  70. Verfassung des Landes Baden vom 18. Mai 1947.
  71. Volltext
  72. Bundesgerichtshof, Urteil vom 2. August 1954: Prozeß gegen die Funktionäre des Hauptausschusses (Neumann, Dickel und Bechtel)
  73. Pazifismus. In: Georg Stötzel (Hrsg.): Wörterbuch der „Vergangenheitsbewältigung“. Die NS-Vergangenheit im öffentlichen Sprachgebrauch. Band 2. Hildesheim 2009, S. 345–366, hier S. 350.
  74. Macht es wie Adenauer. In: Der Spiegel. 16. Januar 1957, S. 15 f.
  75. Karl Holl: Pazifismus in Deutschland. Frankfurt am Main 1988, S. 231.
  76. Karl Holl: Pazifismus in Deutschland. Frankfurt am Main 1988, S. 233 f.
  77. Protokoll der Bundestagssitzung vom 15. Juni 1983. (PDF; 3 MB) S. 755.
  78. Pazifismus. In: Georg Stötzel (Hrsg.): Wörterbuch der „Vergangenheitsbewältigung“. Die NS-Vergangenheit im öffentlichen Sprachgebrauch. Band 2. Hildesheim 2009, S. 345–366, hier S. 356–360.
  79. Jürgen Habermas: Bestialität und Humanität. In: Die Zeit. 29. April 1999.
  80. Ludger Volmer: Was bleibt vom Pazifismus. In: Frankfurter Rundschau. 7. Januar 2002.
  81. Pazifismus. In: Georg Stötzel (Hrsg.): Wörterbuch der „Vergangenheitsbewältigung“. Die NS-Vergangenheit im öffentlichen Sprachgebrauch. Band 2. Hildesheim 2009, S. 345–366, hier S. 364.
  82. Jochen Hippler: Viel Rauch, aber wenig Feuer. In: Frankfurter Rundschau. 11. März 2002.
  83. Gertrud Brücher: Pazifismus als Diskurs. Wiesbaden 2008, S. 9.
  84. Barbara Bleisch, Jean-Daniel Strub (Hrsg.): Pazifismus. Ideengeschichte, Theorie und Praxis. Bern 2006, S. 30.
  85. Vergleiche den Protest des Pfarrers Holzinger aus Münsingen (Württemberg) im Kirchlichen Amtsblatt gegen die Friedensagitation des Stuttgarter Stadtpfarrers Otto Umfrid im Jahre 1897, in: Wolfgang Benz: Pazifismus in Deutschland: Dokumente zur Friedensbewegung 1890–1939. Frankfurt am Main 1988, S. 10.
  86. Wolfgang Benz: Pazifismus in Deutschland: Dokumente zur Friedensbewegung 1890–1939. Frankfurt am Main 1988, S. 10, S. 11.
  87. Karl Holl: Pazifismus. In: Otto Brunner (Hrsg.): Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland. Band 4. Stuttgart 1978, S. 767–787, hier S. 773.
  88. Martin Ceadel: Thinking about Peace and War. Oxford 1989.
  89. George Orwell: Pacifism and the War. In: The Collected Essays, Journalism, and Letters of George Orwell: My country right or left, 1940-1943. Harcourt, Brace & World, 1968, S. 169.
  90. George Orwell: The Orwell Reader Fiction, Essays, and Reportage. Harcourt, Brace, 1956, ISBN 978-0-15-670450-2, S. 334.
  91. Ludger Volmer: Was bleibt vom Pazifismus. In: Frankfurter Rundschau. 7. Januar 2002. Die gesamte Debatte findet sich unter: ag-friedensforschung.de
  92. Harald Müller: Stachel im Fleisch der Selbstgerechten. In: Frankfurter Rundschau. 24. Januar 2001.
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