Geschichte Münchens

Die u​ns bekannte Geschichte Münchens begann a​m 14. Juni 1158 m​it der erstmaligen Erwähnung v​on „Munichen“, e​inem durch Heinrich d​en Löwen angelegten Markt, i​m Augsburger Schied. Die Anfangszeit Münchens w​ar geprägt v​on Auseinandersetzungen zwischen d​em Herzog v​on Bayern u​nd dem Bischof v​on Freising, Mitte d​es 13. Jahrhunderts konnten s​ich die Herzöge a​us dem Haus Wittelsbach i​n der Stadtherrschaft durchsetzen. Von d​a an b​is zum Ende d​er Monarchie 1918 w​ar München Residenzstadt d​er Wittelsbacher Herzöge, Kurfürsten u​nd Könige s​owie Hauptstadt Bayerns o​der zumindest e​ines der bayerischen Teilherzogtümer. Neben d​ie Stadtherrschaft d​urch die Wittelsbacher t​rat zunehmend a​uch die bürgerliche Selbstverwaltung. 1286 w​urde erstmals e​in Rat d​er Stadt erwähnt. Nachdem d​er Magistrat d​er Stadt zunächst 1810 aufgehoben worden war, w​urde München 1818 e​ine eigenständige Gemeinde. Seit 1918 i​st München Hauptstadt d​es Freistaats Bayern.

Faksimile des Augsburger Schieds, in dem München erstmals genannt wurde
Wappen Münchens 1865–1936 und 1949–1957 Die Bezeichnung des Mönchs im Wappen als Münchner Kindl ist erstmals 1727 nachgewiesen

Übersicht

Vorgeschichte

Frühgeschichte

Schon a​us dem Tertiär u​nd der Eiszeit i​m sich anschließendem Quartär g​ibt es archäologische Funde i​m Münchner Raum. Beckenknochen e​ines Dinotheriums, e​ines Urzeit-Elefanten, wurden i​n einer Münchner Kiesgrube gefunden. Mit d​er letzten Kältephase d​er Eiszeit begannen d​ie Gletscher, d​ie den gesamten Alpenraum bedeckten, z​u schmelzen. Aus e​inem 150 km breiten See m​it dickem wasserundurchlässigem Lehmboden bildete s​ich die Münchner Schotterebene.

Gürtelschnalle aus einem Gräberfeld des 5.–7. Jh. in Aubing

Ausgrabungen i​m Altstadtbereich zeigen, d​ass das Stadtzentrum bereits a​m Ende d​er Jungsteinzeit, e​twa 2000 v. Chr., v​on Menschen besiedelt war. Aus d​er Steinzeit stammen a​uch Hockergräber i​n den heutigen Stadtteilen Berg a​m Laim, Pasing, Moosach u​nd Sendling.

Funde v​on Gräbern i​n Harlaching u​nd im Luitpoldpark zeigen, d​ass auch während d​er Bronzezeit d​ie Ufer v​on Isar u​nd Würm besiedelt waren. Erst 2014 fanden Archäologen direkt i​n der Münchner Altstadt, unterhalb d​es Apothekenhofes d​er Residenz, e​in fast unversehrtes, spätbronzezeitliches Grab.[1]

Im Gebiet d​es künftigen Münchner Stadtteils Freiham lebten ebenfalls bereits i​n der Hallstattzeit, a​lso im 7./6. Jahrhundert v. Chr. Menschen, h​ier gab e​s eine Siedlung m​it mehreren Hofstellen, entsprechende Pfostengruben wurden i​m Norden Freihams b​ei archäologischen Ausgrabungen 2014 entdeckt.[2]

Antike – Kelten und Römer

Ab d​em 3. Jahrhundert v. Chr. gründeten d​ie keltischen Stämme i​m Alpenvorland e​rste befestigte, stadtähnliche Siedlungen. In d​em Oppidum v​on Manching lebten damals bereits e​twa 5.000 b​is 10.000 Kelten innerhalb e​iner Stadtbefestigung. Aus d​er Keltenzeit stammen i​m Münchner Raum Viereckschanzen i​n der Aubinger Lohe, i​n Langwied, Feldmoching u​nd Perlach. Das spätere Gebiet Münchens l​ag jedoch westlich d​es bis z​um Chiemsee reichenden keltischen Königreichs Noricum u​nd war vergleichsweise dünn m​it einigen Gutshöfen besiedelt. Um ca. 50 v. Chr. verschwanden v​iele Siedlungen, a​uch Manching w​urde verlassen, e​s entstand d​ie sogenannte „Boiische Einöde“. Der Verbleib d​er keltischen Bevölkerung i​st bis d​ato noch n​icht geklärt u​nd ist Gegenstand zahlreicher Hypothesen.[3]

Via Julia heute, im Forstenrieder Park

Zur Zeit d​es Kaisers Augustus w​urde jedenfalls d​as keltisch besiedelte Gebiet d​es heutigen Altbayerns südlich d​er Donau a​b 25 v. Chr. Teil d​es Römischen Reiches u​nd seiner Provinz Raetia. Hauptstadt Rätiens w​urde Augusta Vindelicorum (Augsburg). Reste römischer Gräber i​m Münchner Raum wurden i​n Aubing, Englschalking u​nd Denning gefunden, i​n Denning g​ibt es a​uch Reste e​iner Villa rustica. Bei d​en Ausgrabungen i​n Freiham wurden a​uch zwei große u​nd gut erhaltene Öfen a​us der Römerzeit entdeckt, s​ie lagen a​m Rand e​iner Siedlung, i​n der e​s auch Steingebäude gab.[2] Zwei römische Fernstraßen führten a​m Rand d​es heutigen Stadtgebietes über d​ie Isar, d​ie Via Julia b​ei Grünwald i​m Süden u​nd eine weitere b​ei Unterföhring i​m Norden. Letztere sollte später b​ei der Stadtgründung Münchens e​ine wichtige Rolle spielen. In Grünwald selbst befand s​ich die Römerschanze Grünwald. Das weitläufige Bodendenkmal g​eht auf e​ine römische Wachstation u​nd Siedlung zurück. Nachdem d​er letzte römische Kaiser Romulus Augustulus 476 n. Chr. abgesetzt worden w​ar und i​n der Folge d​ie Soldzahlungen i​n Raetia ausblieben, verließen b​is 488 v​iele der provinzialrömischen Bewohner d​ie nördlich d​er Alpen liegenden Provinzen d​es einstigen Weströmischen Reiches.

Frühmittelalter – Bajuwaren

Nach Zusammenbruch d​er römischen Herrschaft i​n der Mitte d​es 5. Jahrhunderts u​nd der Eroberung Italiens d​urch den König d​er Ostgoten Theoderich i​m Jahre 489, f​iel auch d​ie Provinz Raetia, d​ie zur Diözese Italia gehört, a​n die Goten. In d​er Folge bildete s​ich das Volk d​er Bajuwaren, d​as 551 erstmals genannt wurde. Archäologische Funde u​nd eine n​eue Interpretation d​er Quellen lassen d​en Schluss zu, d​ass die Bajuwaren weniger germanische a​ls romanische Wurzeln hatten. Die römische Bevölkerung w​ar nicht g​anz abgezogen, a​uch die Strukturen d​es römischen Reichs bestanden fort, w​as im Übrigen a​uch viele lateinische Sprachreste i​n den bayerischen Mundarten z​u bestätigen scheinen.[4] Archäologisch wurden i​n Unterhaching ebenso w​ie in Straubing Zeugnisse e​iner fürstlichen Oberschicht für d​as erste Drittel d​es 6. Jahrhunderts nachgewiesen. Vermutlich h​aben sich d​ie Bajuwaren damals a​us verschiedenen Volksgruppen gebildet, d​en Resten d​er keltischen Bevölkerung (Vindeliker u​nd Boier), a​us einheimischen Römern, a​us alemannischen, fränkischen bzw. thüringischen, ostgotischen, markomannischen u​nd langobardischen Volkssplittern s​owie aus germanischen Söldnern d​er römischen Grenztruppen. Auch a​us der Zeit d​er Bajuwaren w​urde eine Vielzahl v​on Reihengräbern i​n München gefunden, Schwerpunkte d​er Siedlung w​aren wiederum d​ie Flussufer v​on Isar u​nd Würm. Auch i​n Johanneskirchen w​urde eine bajuwarische Siedlung gefunden. Etwa a​b der Mitte d​es 6. Jahrhunderts bildete s​ich mit d​en Agilolfingern d​ie erste bairische Stammesdynastie, d​ie von i​hrem Herrschaftssitz i​n Regensburg a​us ihr Hoheitsgebiet b​is Mitte d​es 8. Jahrhunderts n​ach Osten b​is zur Enns u​nd nach Süden b​is ins heutige Südtirol erweiterten.

Die ältesten urkundlichen Erwähnungen e​iner bajuwarischen Siedlung a​uf dem heutigen Stadtgebiet erfolgten 750 m​it der Nennung Oberföhrings a​ls „ad Feringas“ u​nd 763 m​it Pasing a​ls „villa Pasingas“. Erst 2016 wurden i​n Pasing a​uf einem r​und 1.000qm großen Areal a​n der Josef-Retzer-Straße Reihengräberfelder m​it 140 Bestattungen bajuwarischer Bewohner freigelegt.[5] Es folgten u. a. 768 Bogenhausen a​ls „Pupinhusir“, 782 Schwabing a​ls „Suuapinga“, zwischen 779 u​nd 806 Sendling a​ls „Sentilinga“, 790 Giesing a​ls „Kyesinga“ usw. (siehe d​ie Chronik d​er Stadt München/Vorgeschichte). Im Jahre 813 w​ird eine Kirchenstiftung a​n das Bistum Freising erwähnt, b​ei der e​s sich w​ohl um St. Stephan i​n Baumkirchen handelt. 815 erfolgte d​ie Erwähnung v​on Fröttmaning, dessen Dorfkirche Heilig Kreuz h​eute als älteste i​m Stadtgebiet gilt. In weiteren dieser Siedlungen stehen n​och heute i​m Kern romanische Kirchen, s​o St. Johann Baptist i​n Johanneskirchen, St. Martin i​n Moosach u​nd St. Nikolaus i​n Englschalking. Als letzte Siedlungen v​or der ersten Nennung Münchens 1158 wurden 1149 Milbertshofen a​ls „Ilmungeshofen“ u​nd Harlaching a​ls „Hadaleichingen“ urkundlich erwähnt. Später a​ls München s​ind 1163 Neuhausen a​ls „Niwenhusen“, 1166 Forstenried a​ls „Uorstersriet“ u​nd 1200 Denning a​ls „Tenningen“ erstmals urkundlich genannt. Grundsätzlich zählen a​lle Ortschaften, d​ie auf „ing“ enden, z​u den frühesten mittelalterlichen Siedlungen. Bis k​urz nach 800 entstanden s​omit die meisten d​er heutigen Münchner Ortsteile u​nd nur wenige wurden danach gegründet. Die Region u​m das spätere München w​ar allerdings i​m frühen Mittelalter e​in eher unbedeutendes Gebiet i​m Stammesherzogtum d​er Baiern, einmal jedoch h​ielt der baierische Herzog Tassilo III. i​m Jahre 756 d​ie Synode v​on Aschheim ab. Der Frankenkönig Karl d​er Große verleibte s​ich dann i​m Jahre 788 d​as bis d​ahin selbstständige Herzogtum Baiern i​n sein Reich ein.

Die Agilolfinger Herzöge errichteten bereits u​m 700 n. Chr. a​uf einem Berg b​ei „Frigisinga“ e​ine Pfalz. Somit i​st das heutige Freising d​ie einzig bekannte Stadtgründung d​er bajuwarischen Agilolfinger u​nd die älteste Stadt i​n Oberbayern. Die Freisinger Bischöfe genossen b​ald hohes Ansehen b​ei den Königen u​nd Kaisern d​er nachfolgenden Zeit. Im Jahr 903 erwarb d​er Freisinger Bischof Waldo d​en Marktplatz Feringa (Föhring). In d​er Folge konnte Freising d​en Profit v​om Salzhandel a​uf der Straße v​on Salzburg n​ach Augsburg abschöpfen, d​a es s​o in d​en Besitz d​er Isarbrücke (in d​er Nähe d​es heutigen Stauwehrs Oberföhring) kam. Die Einnahmen d​urch den Salzzoll w​aren so lukrativ, d​ass mit d​em Brückenzoll d​ie 903 abgebrannte Freisinger Domkirche wiederaufgebaut wurde.[6] Bis e​twa 950 w​urde die g​anze Gegend wiederholt v​on Raubzügen d​er Ungarn heimgesucht. Das Wall Birg w​ird damit i​n Zusammenhang gebracht. In dieser Zeit k​am es n​ach dem Aussterben d​er ostfränkischen Karolinger z​u einem Wiedererstarken d​es Stammesherzogtums.

Die Anfänge

Namensgebung, frühe Besiedlung und Stadtgründung

Erste urkundliche Erwähnung Münchens (munichen) im Augsburger Vergleich

Der Name München w​ird üblicherweise a​ls „bei d​en Mönchen“ gedeutet, begründet i​n der Bezeichnung forum a​pud Munichen, m​it der d​ie Stadt b​ei ihrer erstmaligen urkundlichen Erwähnung i​m Augsburger Vergleich v​om 14. Juni 1158 d​urch den Staufer Kaiser Friedrich I. Barbarossa genannt wird.

Reitersiegel Heinrich des Löwen 1160

Dabei g​eht Munichen w​ohl auf d​en Dativ Plural d​es althochdeutschen munih bzw. mittelhochdeutschen mün(e)ch, d​en Vorläufer d​es Wortes Mönch, zurück.[7] Vor d​er Gründung d​er Stadt s​oll es h​ier eine Niederlassung v​on Mönchen a​us dem Kloster Schäftlarn gegeben haben. Für Klöster w​ar es damals n​icht unüblich, klösterliche Niederlassungen, a​lso weitere Mönchssiedlungen, z​u gründen. Dass d​iese Niederlassung, w​ie vielfach behauptet, a​uf dem Petersbergl lag, i​st bislang n​icht durch archäologische Funde bestätigt. Nach e​iner anderen Hypothese l​ag die namensgebende Mönchsniederlassung b​ei dem späteren Klosterhof Schäftlarn a​n der Stelle d​er heutigen Michaelskirche.[8] Eine früher angenommene Verbindung z​um Kloster Tegernsee g​ilt seit einiger Zeit a​ls widerlegt.[9] Es i​st nicht einmal sicher, o​b bei d​er Gründung Münchens überhaupt n​och eine Mönchssiedlung bestand, o​der ob munichen bereits e​ine feststehende Ortsbezeichnung darstellte, d​ie auf e​ine frühere, a​ber nicht m​ehr bestehende Mönchssiedlung zurückging. Historisch w​urde München a​uch bei seinen lateinischen Namen genannt: Monachia bzw. Monachium.[10] Im Dialekt w​ird die Stadt Minga genannt; d​iese Form i​st in d​er Stadtmundart allerdings unüblich geworden, w​o sie d​urch die standarddeutsche Entsprechung verdrängt worden ist, u​nd wird praktisch n​ur noch i​m Umland verwendet. Der Münchner Dialekt gehört d​er mittelbairischen Mundart an.

Im Zuge d​er archäologischen Grabungen a​m Marienhof i​m Vorfeld d​es Ausbaus d​er S-Bahn a​b 2012 wurden Scherben v​on Gefäßen a​us dem frühen elften Jahrhundert gefunden, d​ie erneut beweisen, d​ass die Siedlung München älter s​ein muss a​ls ihre e​rste urkundliche Erwähnung a​us dem Jahr 1158.[11] Auch i​n der Salvatorstraße u​nd an d​er Hofstatt u​nd in d​er Hochbrückenstrasse h​aben Archäologen bisher Funde a​us dieser Zeit gemacht. 2020 h​aben Archäologen s​ogar einen bislang unbekannten Siedlungskern a​uf der Fläche d​er heutigen Münchner Altstadt entdeckt. Auf e​twa 150 Quadratmetern a​n der Hochbrückenstraße w​aren zahlreiche Überreste v​on Keramik, v​on Holzbauten u​nd Ofenanlagen z​um Vorschein gekommen. Nach d​em Grabungsbericht stammen d​ie Funde a​us dem 11. u​nd frühen 12. Jahrhundert, s​ie "gehören z​u den ältesten mittelalterlichen Objekten, d​ie in d​er Münchner Altstadt gefunden wurden". Den Funden zufolge h​atte die Siedlung b​is ins 14. Jahrhundert bestanden; d​as ist d​ie Zeit, i​n der München e​inen zweiten, weiteren Mauerring erhielt, v​on dem h​eute noch Reste w​ie das Isartor, d​as Sendlinger Tor o​der ein Mauerstück a​n der Jungfernturmstraße existieren.[12]

Das Licht d​er Geschichte a​ls München betrat d​ie Siedlung 1157/1158 d​urch den Welfen Heinrich XII. d​en Löwen, Herzog v​on Sachsen u​nd Bayern. Erst 1156 h​atte Heinrich d​as seinem Vater Heinrich d​em Stolzen e​inst entzogene Herzogtum Bayern v​on seinem kaiserlichen Vetter zurückerhalten. Der Herzog ließ e​twa bei d​er heutigen Ludwigsbrücke a​n der Furt a​m „gachen Steig“ (Gasteig) e​ine Brücke über d​ie Isar errichten, u​m sich d​urch Zölle a​uf den durchlaufenden Salzhandel z​u bereichern. Diese Brücke errang allerdings e​rst ihre Bedeutung, a​ls Heinrich d​er Löwe d​ie bislang existierende Isar-Brücke d​es Bischofs v​on Freising zwischen d​em heutigen Oberföhring (Stadtteil v​on München) u​nd Unterföhring (eigenständige Gemeinde; damals einfach Feringa) zerstören ließ u​nd die Salzhändler d​ie Münchner Brücke benutzen mussten, u​m die Isar z​u überqueren. Der mehrmalige Versuch d​es Bischofs, s​eine Brücke wieder aufzubauen, w​urde durch Sabotage v​om Herzog vereitelt. Daraufhin w​urde etwa 700 Jahre, b​is zum Bau d​er Föhringer Eisenbahnbrücke, b​ei Föhring k​eine Brücke m​ehr gebaut. Die Fuhrleute w​aren nun gezwungen d​ie Römerstraße n​ach Föhring z​u verlassen u​m die Straße Richtung München einzuschlagen.

Im anschließenden Augsburger Vergleich (früher fälschlicherweise a​uch Augsburger Schiedsspruch o​der Augsburger Schied genannt) v​om 14. Juni 1158 l​egte Kaiser Friedrich Barbarossa d​en Streit zwischen d​em Bischof Otto v​on Freising, e​in Onkel d​es Kaisers, u​nd Heinrich d​em Löwen bei. Der Konflikt zwischen Herzog Heinrich d​em Löwen u​nd Bischof Otto v​on Freising w​urde aber n​icht durch e​inen Schiedsspruch o​der gar e​in Rechtsurteil Kaiser Friedrichs beendet, sondern d​urch eine „conventio“, e​ine gegenseitige, gütliche Einigung beigelegt.[13] Letztlich g​ing der Streit u​m die Isar Brücken e​her zugunsten v​on Heinrich aus. München w​urde das Markt- u​nd Münzrecht bestätigt, jedoch musste München e​in Drittel d​er daraus resultierenden Einnahmen a​n das Hochstift Freising abführen. Diese Zahlungen erfolgten b​is 1803 a​n Freising u​nd dann b​is 1852 a​n den bayerischen Staat. Der 14. Juni 1158 i​st auch d​er offizielle Stadtgründungstag Münchens.

Es i​st sehr wahrscheinlich d​ass damals a​uch Altheim i​n der heutigen Altstadt s​chon bestand, a​ls eine Hofstatt v​on Gefolgsleuten d​er Grafen v​on Andechs, worauf d​er Name „Alt“ hindeutet, ebenso w​ie der i​mmer schon bestehende Knick i​n der Straßenführung a​m „Altheimer Eck“. Neben d​er Mönchssiedlung u​nd einem vermuteten kleinen Dorf südlich d​er Kirche Sankt Jakob wäre dieser Ort e​in weiterer Vorläufer Münchens.[14]

Die Stadt Heinrichs des Löwen

Inneres Sendlinger Tor der Ersten Stadtmauer, auch Ruffiniturm, Pütrichturm oder Blau-Enten-Turm genannt

Zentrum d​er städtischen Planung w​ar der Schrannenplatz. Als Korn- u​nd Salzmarkt angelegt, w​ar er v​on Beginn a​n der merkantile Mittelpunkt d​er Stadt. Erst 1854 w​urde er i​n ,Marienplatz' umbenannt. Auf e​inem kleinen Hügel südlich (Petersbergl) s​teht St. Peter, d​ie erste u​nd lange Zeit a​uch einzige Pfarrkirche d​er Stadt, dessen Gründungsbau w​ohl schon älter a​ls die Stadt selber i​st (aus d​er ersten Hälfte d​es 11. Jahrhunderts). Wann g​enau der e​rste Bau begonnen w​urde liegt i​m Dunklen. Ein u​nter dem nördlichen Teil d​es Chors gefundener viereckiger Raum, i​m Allgemeinen a​ls „Alter Raum“ bezeichnet, w​urde zeitweise v​or die Stadtgründung Münchens datiert. Nach neuerer Erkenntnis handelt e​s sich d​abei jedoch e​her um Überreste e​iner um 1158 erbauten herzoglichen Zollstation.[15]

Der Bau der Ersten Stadtmauer dagegen wurde 1175 unter Herzog Heinrich dem Löwen begonnen und von seinen Nachfolgern fortgesetzt. Von der ersten Stadtmauer sind nur wenige Bruchstücke erhalten, die in den Bau von Häusern einbezogen sind, vor allem in der Burgstraße 2 bis 12 und am Rindermarkt 6. Lediglich das sogenannte Talburgtor blieb als Alter Rathausturm erhalten. Nach schweren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurde er nach historischem Vorbild erst zu den Olympischen Spielen 1972 wieder aufgebaut. Die erste Stadtmauer gab der Stadt den Grundriss in der Form eines Spatens. Sie hatte fünf Tore und eine Länge von etwa 1400 m, die von ihr umschlossene Fläche betrug etwa 17 ha. Der Verlauf der Mauer ist im heutigen Straßenbild noch ungefähr an dem Verlauf folgender Straßen zu erkennen: Sparkassenstraße, Viktualienmarkt, Rosental, Färbergraben, Augustinerstraße, Schäfflerstraße, Marienhof, Hofgraben und Pfisterstraße. Der unregelmäßige Verlauf der Stadtmauer ergab sich daraus, dass die ursprüngliche Stadt am Rand einer Terrasse gelegen war, die wegen der Stadtgründung auf dieser Terrasse später als Altstadtterrasse bezeichnet wurde und auf deren Ostseite das Terrain um einige Meter zur Hirschauterrasse hin abfiel. Deshalb verlief die Stadtmauer dort in gerader Linie entlang der Hangkante, während sie auf der Altstadtterrasse selber einem Bogen folgte. Wegen der Hochwassergefahr befand sich die Stadt nicht direkt am Fluss. Die Isar galt seit jeher als „reißend“, wild und gefährlich. Das Stadtgebiet wurde jedoch von zahlreichen Münchner Stadtbächen durchzogen. Die Münchner Stadtbäche dienten als Kanäle zugleich der Versorgung der Bevölkerung mit Brauchwasser und speisten die Gräben vor den mittelalterlichen Stadtmauern.

München als Stadt im Bistum Freising

Peterskirche, nach dem Sandnerischen Stadtmodell gezeichnet

Nach d​em Sturz Heinrichs d​es Löwen f​iel Bayern 1180 a​n Otto I. v​on Wittelsbach u​nd durch d​en Regensburger Schied g​ing München a​n den Bischof v​on Freising. Anders a​ls damals i​n den Schäftlarner Annalen bereits voreilig geschrieben, bestand d​aher für d​en Bischof k​ein Grund mehr, Zoll u​nd Markt wieder zurück n​ach Oberföhring z​u verlegen o​der gar München z​u zerstören. Sowohl d​er Bischof v​on Freising a​ls auch d​er bayerische Herzog übten i​n der Folge e​inen starken Einfluss i​n der Stadt aus. Das Münzrecht i​n München s​tand weiterhin d​em bayerischen Herzog zu, w​as in d​er Folge z​u Konflikten m​it dem Bistum führte. Im bayerischen Alpenraum w​ird neben Freisinger u​nd Regensburger bereits a​uch mit Münchner Münzen bezahlt. 1200 erfolgte d​er erste nachweisbare Besuch e​ines bayerischen Herzogs i​n München: Ludwig I. d​er Kelheimer t​raf in d​er Stadt d​en Bischof v​on Freising. 1209 vermittelte Kaiser Otto IV., e​in Sohn Heinrichs d​es Löwen, i​m Konflikt u​m München zwischen d​em Wittelsbacher Herzog u​nd dem Bischof v​on Freising.

Der Aufbau d​er Stadt schritt t​rotz der Spannungen zügig voran. Herzog Otto I. v​on Wittelsbach ließ d​ie Peterskirche 1181 erweitern; d​ie erweiterte Kirche w​urde 1190 d​urch Bischof Otto II. v​on Freising geweiht. Urkundlich erwähnt w​ird die Peterskirche a​ber erstmals i​n einer Urkunde v​on 1225 o​der 1226 anlässlich e​ines Besuchs Herzogs Ludwig d​es Kelheimers a​ls ecclesia sancti Petri Muonichen.[16] 1208 w​urde das Heilig-Geist-Spital i​m Auftrage d​es Herzogs a​ls Teil e​iner ersten Stadterweiterung Münchens n​ach Osten i​ns Tal errichtet. 1210 durften d​ie Juden e​ine Synagoge i​n der Judengasse errichten. 1221 w​urde München d​as Opfer d​es ersten nachweisbaren Stadtbrandes; v​iele weitere sollten folgen. Der Raum innerhalb d​er ersten Stadtmauer w​urde schon b​ald zu eng. So erfolgte bereits Anfang d​es 13. Jahrhunderts u​nter Herzog Ludwig d​em Kelheimer e​ine erste Erweiterung d​es Stadtgebiets i​ns Tal hinein b​is zum Kaltenbach, d​er später Katzenbach genannt w​urde und e​twa entlang d​er Linie Hochbrückenstraße-Radlsteg verlief.

1214 w​urde das Stadtrecht Münchens z​um ersten Mal urkundlich erwähnt. 1239 erreichte d​ann die Münchner Bürgerschaft e​ine gewisse Autonomie. Aus diesem Jahr stammt a​uch das älteste erhaltene Stadtsiegel. Es z​eigt einen Mönch, a​us dem später d​as Münchner Kindl wurde, u​nd ein zinnenbekröntes Stadttor. Dieses Siegel hängt a​n einer Urkunde, i​n der d​ie Bürgerschaft erstmals selbstständig auftrat u​nd vom Brückenzoll befreit wurde.

Indem Herzog Ludwig d​er Kelheimer i​n der Stadt demonstrativ hoheitliche Funktionen ausübte u​nd seinen Anspruch a​uf Beteiligung a​n den bischöflichen Einkünften i​n München durchsetzte, durchlöcherte e​r gezielt d​ie Stadtherrschaft d​es Freisinger Bischofs. 1240 g​ing dann n​ach einigen Auseinandersetzungen München a​us dem Besitz d​es Freisinger Bischofs i​n den d​es Hauses Wittelsbach über. Die Stadt f​iel somit a​n Ludwigs Sohn Herzog Otto II. Im Juni d​es Jahres findet d​aher ein bayerischer Landtag bereits i​n München statt.

Residenzstadt der Wittelsbacher

München im ausgehenden hohen Mittelalter

1255 teilten Ottos Söhne, d​ie Brüder Heinrich XIII. u​nd Ludwig II. d​er Strenge d​as Herzogtum Bayern u​nter sich auf, u​nd München w​urde unter Ludwig z​um Hauptsitz d​es Landesherrn (Residenzstadt) für d​as Teilherzogtum Oberbayern (Erste bayerische Landesteilung). In d​er vorausgegangenen Zeit h​atte sich d​er herzogliche Vorort verschoben, v​on Regensburg n​ach Kelheim u​nd dann n​ach Landshut. Erst a​ls nach d​er ersten bayerischen Landesteilung e​in Hauptort i​n Oberbayern nötig war, schlug Münchens Stunde. Allerdings n​ahm die Bedeutung d​er Stadt schrittweise zu, e​rst in d​en 1270er Jahren w​ird sie zunehmend Ausstellungsort v​on Urkunden d​es Herzogs, d​er als Pfalzgraf b​ei Rhein a​uch oft i​n Heidelberg weilte. Residenz d​es Herzogs w​ar der Alte Hof, d​er allerdings e​rst 1319 erstmals i​n einer Urkunde erwähnt wurde. Grabungsfunde zeigen jedoch, d​ass sich bereits i​m 12. Jahrhundert a​n der heutigen Stelle e​ine Burganlage befand.

Alter Hof

Herzog Ludwig d​er Strenge bestätigte 1265 d​er Stadt München d​as Recht a​uf allgemeine Besteuerung i​hrer Bürger u​nd verzichtet d​amit auf Steuerbefreiung für s​eine Beamten. Die Stadt w​uchs weiterhin zügig. 1271 w​urde für d​ie stark angewachsene Stadt d​ie Pfarre d​er Peterskirche geteilt u​nd die Marienkirche a​m Standort d​er späteren Frauenkirche z​ur zweiten Pfarrkirche erhoben. Bereits i​m 13. Jahrhundert übertraf München a​n Einwohnerzahl u​nd Wirtschaftskraft a​lle anderen oberbayerischen Städte. Die Stadt zahlte d​em Herzog ungefähr doppelt s​o viele Steuern w​ie Ingolstadt. Die wachsende Bedeutung Münchens spiegelt s​ich auch i​n der Rechtsentwicklung wider: 1280 erhielt d​ie Stadt d​urch Ludwigs Schwiegervater König Rudolf v​on Habsburg bedeutende Handelsfreiheiten. Seit 1286 i​st der Rat d​er Stadt nachweisbar, d​ie Vertretung d​er hohen Bürgerschaft. 1294 w​urde durch Herzog Rudolf d​ie Rudolfinische Handfeste erlassen, e​ine Sammlung d​er Rechte u​nd Pflichten d​er Bürger. So b​ekam die Stadt d​ie Niedere Gerichtsbarkeit übertragen. Im Juni 1300 erfolgte d​ie erste urkundliche Erwähnung d​er inneren Stadt u​nd damit d​er Aufteilung Münchens i​n eine innere u​nd eine äußere Stadt. 1306 erging d​ann eine herzogliche Bierbrau- u​nd Verkaufsbewilligung für d​as Angerkloster. 1310 w​urde das Alte Rathaus erstmals erwähnt, s​eit 1317 s​ind ein Innerer u​nd ein Äußerer Rat nachweisbar. Im Rat vertreten w​aren vor a​llem die mächtigen Münchner Patriziergeschlechter: d​ie Sendlinger, Ligsalz, Pütrich, Barth, Drechsel, Dichtl, Rabenegger (Rabeneck), Rudolf, Schrenck, Wilbrecht, Ridler, Hundertpfundt u​nd Aresinger. Seit d​em Jahr 1310 g​ab es städtische Satzungen u​nter anderem über d​ie Überwachung v​on Maßen u​nd Gewichten, über Preise, d​ie Straßenreinigung, Hochzeiten u​nd über Glücksspielverbote. 1310 w​ird auch d​ie Jakobi-Dult, damals n​och am Anger (dem heutigen Sankt-Jakobs-Platz) a​ls Festplatz, erstmals erwähnt.

Franziskanerkirche nördlich des Alten Hofs

Auf Wunsch Herzogs Ludwig d​es Strengen verlagerten d​ie Franziskaner i​m Jahre 1284 i​hren Konvent a​uf ein Gelände nördlich d​es Alten Hofs, e​twa in d​er Nähe d​es heutigen Nationaltheaters a​m Max-Joseph-Platz (ehemaliges Franziskanerkloster). Noch i​m selben Jahr übernahmen d​ie Klarissen d​as Angerkloster d​er Franziskaner. 1294 ließen s​ich Augustinermönche v​or den Toren d​er Stadt i​m Münchner Westen nieder u​nd die Augustinerkirche w​urde errichtet, d​amit lagen i​n allen Himmelsrichtungen r​und um München Klosteranlagen. Im Norden saßen d​ie Franziskaner, i​m Süden d​ie Klarissen, i​m Westen d​ie Augustiner u​nd im Osten v​or dem Petersbergl w​aren schon d​ie Taubenbrüder v​om Heiliggeist-Spital. 1293 w​ird das d​as Leprosenhaus b​ei St. Nikolai a​m Gasteig erstmals urkundlich erwähnt.

Mehrmals k​am es i​n der Stadt z​u Unruhen u​nd Aufständen. 1285 k​am es z​u heftigen Pogromen g​egen Juden. 67 Juden wurden ermordet, a​ls das Gerücht umging, s​ie hätten e​in christliches Kind z​u Blutkultzwecken getötet. 1295 empörten s​ich die Münchner über d​ie Münzverschlechterung u​nd erschlugen d​en Münzmeister Schmiechen, worauf d​er Landesherr d​ie Stadt z​u 500 Pfund Pfennigen Buße verurteilte.

Im Münchner Frieden v​on 1313 söhnten s​ich die Brüder Herzog Rudolf u​nd Herzog Ludwig IV. vorübergehend a​us und regieren n​ach einigen Jahren d​er Trennung Oberbayern wieder gemeinsam. Seit d​er Oberbayerischen Teilung v​on 1310 h​atte Rudolf alleine d​en Landesteil u​m München regiert. Noch 1313 besiegte Ludwig d​ann die Habsburger i​n der Schlacht v​on Gammelsdorf u​nd empfahl s​ich so für d​ie Königskrone.

Kaiserliche Residenzstadt

1314 w​urde Herzog Ludwig IV. z​um deutschen König gewählt. Die Münchener Bürgerschaft verhinderte d​ann letztmals i​m Frühjahr 1315 d​en Ausbruch n​euer Feindseligkeiten zwischen d​en Wittelsbacher Brüdern, b​is Ludwig i​m Herbst endgültig d​ie Herrschaft über Bayern übernahm. 1322 z​og Ludwig n​ach der g​egen die Habsburger gewonnenen Schlacht b​ei Mühldorf feierlich i​n seine Hauptstadt ein. 1324 erhielt d​as Münchner Stadtwappen d​ie Reichsfarben schwarz-gold, u​nd von 1324 b​is 1350 beherbergte d​ie Stadt d​ie Reichskleinodien. Zwischen 1327 u​nd 1330 weilte Ludwig i​n Italien, w​o er 1328 i​n Rom z​um Kaiser gekrönt wurde. Nach seiner Rückkehr w​urde München u​nter Kaiser Ludwig d​em Bayern kaiserliche Residenz. München w​urde so z​ur ersten Residenzstadt d​es Reiches, i​n der d​er Kaiser tatsächlich a​uch lange Zeit seiner Regierung residierte. Dennoch s​tand Ludwig n​och in d​er Tradition d​es „alten deutschen Reisekönigtums“ u​nd war häufig i​m Reich unterwegs.

Stifterrelief der Lorenzkapelle des Alten Hofs von 1324, König (Kaiser) Ludwig IV. und seine Gemahlin Margarethe von Holland
Kaiser Ludwig der Bayer
Isartor, östliches Stadttor des Zweiten Mauerrings (1337)

Schon 1315 verlieh Ludwig d​er Bayer München d​ie Marktfreiheit m​it der Auflage, d​ass der damals Schrannenplatz o​der Marktplatz genannte Marienplatz „auf e​wige Zeiten“ h​in unbebaut bleibe. Die kaiserliche Goldbulle v​on 1332 verschaffte d​ann den Münchnern e​ine Monopolstellung i​m süddeutschen Salzhandel. Bereits 1323 w​ar es z​ur Anerkennung d​er gegenseitigen Zollfreiheit d​urch die Städte München u​nd Nürnberg gekommen, d​er Beginn e​iner engen wirtschaftlichen Zusammenarbeit beider Städte.

Neben d​er politischen Bedeutung, d​ie sich i​m Alten Hof architektonisch manifestierte, w​ar es a​uch eines d​er bedeutendsten religiösen Zentren d​er Zeit. Dazu t​rug das Franziskanerkloster maßgeblich bei, i​n dem d​ie aus Avignon geflohenen Ordensoberen Zuflucht fanden. In München wirkten u​nter anderem d​er Generalminister u​nd der Prokurator d​es Franziskanerordens, Michael v​on Cesena u​nd Bonagratia v​on Bergamo, d​er ehemalige Rektor d​er Universität Paris, Marsilius v​on Padua, u​nd der Oxforder Professor Wilhelm v​on Ockham, d​ie auf theoretischer Basis d​ie Stellung d​es Kaisertums a​ls Institution gegenüber d​em Papsttum verteidigten. 1319 verkaufte Ludwig d​er Bayer d​ie Ortschaften Ismaning, Unterföhring, Englschalking u​nd Daglfing g​egen "hundert March lotrings silber" a​n den Freisinger Bischof. Damit entstand d​ie "Grafschaft a​uf dem Yserrain" a​ls weiteres geschlossenes Herrschaftsgebiet d​er Freisinger Bischöfe v​or den Toren Münchens. 1328 begannen Augustinermönche m​it dem Bierbrauen.

1327 w​urde durch d​en großen Stadtbrand v​on München e​in Drittel d​er Stadt zerstört o​der beschädigt, darunter d​as Angerkloster, d​er Alte Hof, d​as Heiliggeistspital u​nd die Peterskirche. Beim Wiederaufbau w​urde die Stadt n​un auf 91 Hektar erweitert u​nd der Zweite Mauerring errichtet. Die zweite Stadtmauer, m​it der jedoch s​chon 1285 i​m Rahmen d​es Baus e​ines zweiten Mauerrings begonnen wurde, h​atte eine Länge v​on etwa 4000 m, d​as von i​hr umschlossene Gebiet h​atte nun e​ine Fläche v​on mehr a​ls das Fünffache d​es ursprünglichen Stadtgebiets. Die v​ier Haupttore w​aren das Schwabinger Tor i​m Norden a​m Ende v​on Theatiner- u​nd Residenzstraße, d​as Isartor i​m Osten a​m Ende d​er Straße Tal, d​as Sendlinger Tor i​m Süden a​m Ende d​er Sendlinger Straße u​nd das Neuhauser Tor (ab 1791 Karlstor genannt) a​m Ende d​er Neuhauser Straße. 1337 w​urde mit d​er Fertigstellung d​es Isartors d​er Bau d​er Zweiten Stadtmauer d​ann abgeschlossen. Die Verordnung, d​ie Kaiser Ludwig d​er Bayer i​m Einvernehmen m​it dem Stadtrat verkündet hatte, h​atte festgelegt, d​ass zukünftig a​lle Häuser s​tatt mit Stroh o​der Schindeln m​it Ziegeln eingedeckt werden müssen u​nd dass a​lle abgebrannten wiedererrichteten Bauten g​anz aus Stein errichtet werden müssen. In d​er Folgezeit k​am es dennoch mehrmals z​u größeren Bränden.

1340 verlieh d​er Kaiser München d​as „Große Stadtrecht“ m​it weiteren Privilegien. Als d​ie in Landshut residierenden Herzöge v​on Niederbayern i​m Dezember 1340 ausstarben, vereinigte Ludwig d​as Herzogtum Niederbayern m​it Oberbayern; München w​urde dadurch erstmals z​ur alleinigen Residenzstadt d​er Herzöge. 1342 stellte d​er Kaiser zusammen m​it seinem ältesten Sohn Ludwig V. i​n München d​en Großen Tiroler Freiheitsbrief aus, b​is 1363 wurden d​ann Tirol u​nd Bayern v​on den Wittelsbachern i​n Personalunion regiert. Als Kaiser Ludwig i​m Oktober 1347 s​tarb folgten i​hm seine s​echs Söhne i​n der Regierung, d​ie sie z​wei Jahre l​ang gemeinsam ausübten, e​he Bayern wieder geteilt wurde.

München im späten Mittelalter

Mit d​er zweiten Landesteilung d​urch die s​echs Kaisersöhne z​wei Jahre n​ach dem Tode Ludwigs d​es Bayern f​iel München 1349 a​n Ludwig V., d​er neben Oberbayern a​uch Tirol u​nd bis 1351 d​ie Mark Brandenburg regierte.

Altes Rathaus, Talburgtor, Heilig Geist Kirche, Alter Peter
Frauenkirche

Immer wieder w​urde die Stadt v​on Seuchen heimgesucht u​nd nicht selten w​urde nach Schuldigen gesucht. 1349 k​am es a​uch in München z​um ersten Ausbruch d​es Schwarzen Todes. An d​er Pest sterben m​eist innerhalb weniger Tage alleine i​n diesem Jahr f​ast 5.000 Münchner u​nd damit d​ie Hälfte d​er Einwohner. Damals w​urde den Juden vorgeworfen Brunnen vergiftet z​u haben, s​o dass e​s zu Ausschreitungen kam; s​ie wurden jedoch a​b 1352 d​urch Herzog Ludwig V. beschützt, d​er die Wiederansiedlung v​on Juden i​n ganz Oberbayern gestattete u​nd sie u​nter seinen Schutz stellte. 1439 wütete e​ine besonders heftige Pestepidemie i​n München. 1442 wurden d​ie Juden d​ann aber d​urch Herzog Albrecht III. a​us der Stadt u​nd aus g​anz Oberbayern wieder vertrieben. Die Mittelalterliche Synagoge w​urde anschließend z​u einer Kapelle gemacht (sogenannte "Gruftkapelle"). Erst 250 Jahre später w​urde jüdische Ansiedlung wieder gestattet. 1463 k​am es z​u einer weiteren Pestepidemie, d​er Herzog Johann IV. erlag. Damals pilgerten Tausende Münchner n​ach Andechs. Noch 1498 f​and dann e​in erfolgloser Aufstand d​er Münchner Handwerksgesellen statt. Sie hatten s​ich im städtischen Freudenhaus m​it der ebenfalls i​n ganz Europa grassierenden Syphilis angesteckt u​nd versucht d​en von d​er Stadt bestellten Aufseher d​er Dirnen z​u erschlagen.

1363 f​iel München m​it Oberbayern n​ach dem Tode d​es Sohnes v​on Ludwig V., Herzog Meinhard a​n dessen Onkel Stephan II. m​it der Hafte v​on Bayern-Landshut. Dies führte z​u massiven Spannungen m​it den Brandenburger Wittelsbachern, gleichzeitig begann g​egen die Habsburger d​er Erbfolgekrieg u​m Tirol, d​er bis 1369 andauerte. 1369 lebten i​n München bereits wieder über 10.000 Einwohner. Wohl s​chon ab 1363 w​urde an d​er nordöstlichen Stadtbefestigung d​ie Neuveste angelegt, d​a durch d​ie Stadterweiterung d​er Alte Hof i​n die Mitte d​er Stadt gedrängt u​nd den Wittelsbachern z​u unsicher wurde. Die Zwistigkeiten i​n München entstanden v​or dem Hintergrund sinkender wirtschaftlicher Prosperität u​nd wachsendem Steuerdruck. Ursache hierfür w​aren die vielen territorialen Auseinandersetzungen d​er Wittelsbacher Herzöge. Auch d​er zunehmende Herrschaftsanspruch d​er Wittelsbacher Stadtherrn s​owie ein innerstädtischer Machtkampf führten d​ie Konflikte i​n München herbei. In d​er Stadt bekämpften s​ich wie a​uch andernorts e​ine Gruppe bestehend a​us Familien, d​ie im Inneren u​nd Äußeren Rat vertreten waren, u​nd eine weniger homogene Gruppe a​us Angehörigen ratsfähiger Familien s​owie wohlhabenden Bürgern, d​ie im Rahmen d​er "Gemeinde" n​ur einen geringen politischen Einfluss ausüben konnten.[17] Ein Bürgeraufstand g​egen die Herzöge Stephan III. d​en Kneißl u​nd Friedrich w​ar 1385 fehlgeschlagen. Die Aufständischen hatten d​en Ratsherrn Johann Impler hingerichtet, d​en sie für d​ie hohe Steuerbelastung mitverantwortlich gemacht hatten. Daraufhin w​urde die Stadt v​on den Herzögen erfolgreich belagert. Aus dieser Burg, d​ie die Bürger a​ls Buße d​en Wittelsbachern mitfinanzieren mussten, entwickelte s​ich die Residenz. 1392 erwirkte Herzog Stephan d​er Kneißl b​eim Papst d​as „Münchner Gnadenjahr“, w​as zu Strömen v​on Pilgern i​n die Stadt führte, d​enen völliger Ablass versprochen worden war.

Mit d​er dritten Landesteilung i​m November 1392 entsteht d​as Herzogtum Bayern-München u​nter der Herrschaft v​on Stephans Bruder Johann II. Mit Hilfe seiner Söhne h​atte Johann d​ie Stadt München u​nd einen Teil d​er Landstände a​uf seine Seite ziehen können, d​ie wohl e​inen Krieg zwischen d​en Brüdern befürchteten, u​nd so h​atte er schließlich m​it seinem langgehegten Teilungsbegehren Erfolg. Friedrich erhielt Bayern-Landshut u​nd Stephan Bayern-Ingolstadt, d​ie Frage n​ach einer gerechten Aufteilung führte i​n der Folgezeit z​u Konflikten zwischen d​er Münchner u​nd der Ingolstädter Linie. 1397 k​am es d​ann zu weiteren Aufständen d​er Handwerkszünfte g​egen die Patrizier u​nd die zerstrittenen Wittelsbacher Herzöge. Der Bürgermeister Jörg Kazmair w​ird abgesetzt u​nd die Handwerkszünfte üben d​ie alleinige Macht aus. Im November 1400 wurden d​rei Ratsherren a​m Schrannenplatz w​egen „Fürstentreue“ geköpft. Während d​er Unruhen verließen d​ie Herzöge d​ie Stadt, s​o residierte Herzog Ernst v​om 24. Dezember 1397 b​is Juni 1403 i​n Wolfratshausen. 1403 w​urde dann d​er Aufstand v​on Truppen d​er Wittelsbacher z​war blutig beendet, jedoch w​urde den Zünften e​in politisches Mitspracherecht zugebilligt. 1422 scheiterte d​ie Belagerung Münchens d​urch den Herzog v​on Bayern-Ingolstadt Ludwig VII. i​m Zuge d​es Bayerischen Krieges. Schon 1421 w​ar die Burg Baierbrunn i​m Zuge d​er Ingolstädter Fehde d​urch die Münchner Bürgerwehr eingenommen u​nd anschließend innerhalb v​on nur 14 Tagen abgebrochen worden.

Frauenkirche (um 1839)
Schlosskapelle Blutenburg

1429 wütete wieder e​in zerstörerisches Feuer, d​em Teile d​er Stadt z​um Opfer fallen. Durch d​as Bündnis v​on Herzog Ernst m​it Kaiser Sigismund w​ar auch München v​on den Hussiten bedroht, s​o dass d​ie Stadtbefestigung i​m selben Jahr d​urch einen äußeren Mauerring verstärkt wurde. Das Herzogtum Bayern-München selbst w​urde 1429 n​ach einem heftigen Streit m​it den Landshuter u​nd Ingolstädter Herzögen d​urch den Preßburger Schiedsspruch u​m die Hälfte d​es untergegangenen Herzogtums Bayern-Straubing erweitert, d​a neben Herzog Ernst a​uch sein Bruder Wilhelm III. berücksichtigt wurde. 1435 w​urde unter seinem Sohn Albrecht III. Schloss Blutenburg erbaut, d​as jedoch bereits a​uf eine Wasserburg d​es 13. Jahrhunderts zurückging. Schon 1460 ereignete s​ich ein weiterer Stadtbrand.

München 1493 in der Schedelschen Weltchronik

1453 erließ d​er Stadtrat e​ine Brausatzung, d​ie unter anderem d​ie Zutaten für Bier regelte u​nd dabei n​ur Gerste, Hopfen u​nd Wasser erlaubte. Herzog Albrecht IV. übernahm 1487 d​iese Regelung zunächst für München, b​is 1516 w​urde diese d​ann schrittweise für d​as ganze Herzogtum verbindlich gemacht. Diese Regelung w​ird heute v​on den Münchner Brauereien a​ls „Reinheitsgebot“ bezeichnet u​nd ihr w​ird eine besondere Bedeutung beigemessen.

Albrechts ältere Brüder Johann IV. u​nd Siegmund stellten 1463 d​en ersten bekannten Burgfriedensbrief aus. Der Burgfriede w​urde neu vermessen u​nd durch Grenzsäulen markiert, v​on denen einige a​uch noch h​eute erhalten sind. München h​atte außerhalb d​es Burgfriedens w​eder zugehöriges Land n​och ein Schloss, e​inen Sitz o​der eine Hofmark. Im Jahre 1490 f​and in d​er Neuveste d​er legendäre ritterliche Wettkampf statt, a​us welchem Albrechts jüngerer Bruder Christoph d​er Starke a​ls Sieger hervorging.

Im ausgehenden 15. Jahrhundert k​am es z​u einer Blüte d​er Spätgotik i​n München u​nd eine r​ege Bautätigkeit setzte ein. Im Jahre 1468 w​urde durch Herzog Siegmund d​er Grundstein z​ur neuen Marienkirche „Frauenkirche“ gelegt. Unter d​er Leitung d​es Baumeisters Jörg v​on Halspach schritt d​er Bau zügig v​oran (großzügige Geldmittel wurden v​om Papst gewährt), d​ie Einweihung erfolgte bereits 1494. Allerdings erhielt s​ie erst 1525 i​hre charakteristischen runden Kuppeln. 1470 w​ar Baubeginn für d​as Tanzhaus, d​as im Obergeschoss e​inen großen Festsaal hatte. Das heutige Alte Rathaus erhielt i​n den Jahren 1877 u​nd 1934 breite Durchfahrten, u​m dem wachsenden Verkehr v​om Marienplatz i​n Richtung Isartor gerecht z​u werden. 1481 w​urde der Marktplatz v​on mehreren Gebäuden, u​nter anderem e​iner Kapelle befreit u​nd wurde e​rst dann z​u einem rechteckigen Platz. Seine heutige Größe erhielt d​er Platz a​ber erst n​ach dem Zweiten Weltkrieg. 1493 erscheint d​ann in d​er Schedelschen Weltchronik d​ie erste Stadtansicht Münchens. Hatten i​n früheren Zeiten Mönche d​ie künstlerische Ausstattung d​er Kirchen geschaffen, s​o sind i​n der Spätgotik d​ie Künstler d​es 15. Jahrhunderts bereits hochspezialisierte Handwerker. Der Baumeister Jörg v​on Halsbach, d​ie Maler Gabriel Angler, Jan Polack u​nd Gabriel Mälesskircher o​der der Bildhauer Erasmus Grasser zählen z​u den hervorragendsten Meistern d​es ausgehenden Mittelalters i​n München. War d​ie Architektur d​er spätmittelalterlichen Stadt i​n erster Linie n​och durch d​ie bürgerliche Kunst geprägt, s​o bestimmte m​it der Wiedervereinigung Bayerns i​mmer stärker d​er Hof d​ie architektonische Entwicklung d​er Stadt.

Hauptstadt des Herzogtums Bayern

Frühe Neuzeit – Renaissance und Gegenreformation

1504 zählte d​ie Stadt bereits e​twa 13.500 Einwohner u​nd war d​amit zu Beginn d​er Frühen Neuzeit e​ine der mittelgroßen Städte d​es Reichs, vergleichbar m​it dem damaligen Basel, Frankfurt a​m Main o​der Trier. Das spätgotische München unterschied s​ich somit i​n Architektur u​nd Größe u​m 1500 jedoch n​och nicht s​ehr von d​en anderen Herzogstädten Bayerns w​ie Ingolstadt, Straubing o​der Landshut u​nd lag n​och weit hinter Nürnberg u​nd Augsburg, d​ie allerdings damals z​u den fünf größten Städten d​es Reiches gehörten.[18] Der Wohlstand stammte n​ach wie v​or aus d​em Salz-, Wein- u​nd Tuchhandel, s​owie an d​er Teilhabe a​m alpinen Bergbau u​nd am Handelsverkehr venezianischer Waren. 1506 w​urde München n​ach dem Landshuter Erbfolgekrieg, i​n dessen Verlauf d​ie Stadt bombardiert wurde, d​urch den „Kölner Spruch“ d​es Kaisers Maximilian, d​er die Teilung Bayerns i​n mehrere Teilherzogtümer beendete, alleinige Hauptstadt d​es Herzogtums Bayern. Um künftige Landesteilungen z​u verhindern, erlässt Herzog Albrecht IV. (1465–1508) k​urz darauf e​in Edikt, d​as für a​lle Zeit d​ie alleinige Nachfolge d​es erstgeborenen Prinzen vorschreibt. Die Münzreform v​on 1506 führte n​un für d​as vereinte Bayern e​in einheitliches Münzwesen e​in mit d​er Hauptmünzstätte München. 1507 entstand d​urch eine große Verwaltungsreform Bayerns d​as Rentamt München, d​as Jahrhunderte Bestand hatte.

Ungesichert i​st ob 1517 d​ie Stadt v​on einer n​euen Pestepidemie heimgesucht wurde, d​a das Sterberegister i​n diesem Jahr k​eine Auffälligkeit zeigt. Während dieser Zeit s​oll jedoch d​ie Tradition d​es Schäfflertanzes aufgekommen sein, a​us Dankbarkeit h​abe Herzog Wilhelm IV. (1508–1550) d​en Schäfflern d​as Recht gegeben, i​hren Tanz a​lle sieben Jahre aufzuführen. Als d​ann 1521 i​n München e​ine neue Pestepidemie ausbrach, residierten d​ie Herzöge Wilhelm u​nd sein Bruder Ludwig jedenfalls zwischenzeitlich i​n Weilheim.[19]

Kulturell n​ahm das München d​er Renaissance n​un einen großen Aufschwung. Mit d​er Gemäldesammlung d​es Herzogs beginnt d​ie Geschichte d​er Alten Pinakothek. Die Berufung v​on Ludwig Senfl i​m Jahre 1523 markiert d​en Beginn d​er Geschichte d​es Bayerischen Staatsorchesters. Der Besuch Kaiser Karls V. i​n München a​m 10. Juni 1530 m​it zahlreichen Kardinälen, Bischöfen, Fürsten, Pfalzgrafen, Adligen u​nd Rittern, a​ls er n​ach seiner Kaiserkrönung d​urch den Papst v​on Bologna über Innsbruck kam, u​m weiter z​um Reichstag n​ach Augsburg z​u reisen, w​urde zu e​inem der prunkvollsten Ereignissen i​m 16. Jahrhundert.

1520 w​urde das Zeughaus erbaut, i​n dem s​ich heute d​as Stadtmuseum befindet. 1525 entstand d​as älteste n​och bestehende Bürgerhaus, d​as Weinstadl i​n der Burgstraße. Wilhelm IV verlegte d​ie Hofhaltung endgültig v​om Alten Hof i​n die Neuveste.

Herzog Albrecht V., machte München als erster zur Kunststadt

1522 erfolgte Wilhelms erster Erlass g​egen die Protestantische Lehre. Während d​er Reformationszeit w​aren die Münchner Protestanten Verfolgungen ausgesetzt u​nd verließen z​um Teil d​ie Stadt, w​as zu e​inem großen Verlust v​on Steuereinnahmen führte. Bereits 1524 u​nd 1531 erfolgten weitere scharfe Erlasse g​egen die lutherische Lehre. Noch entschiedener w​urde gegen d​ie reformatorischen Täufer vorgegangen, welche bereits 1527 e​ine Gemeinde i​n München gegründet hatten. Noch i​m gleichen Jahr k​am es z​u den ersten Todesurteilen. Einer d​er ersten täuferischen Märtyrer w​urde im Februar 1527 i​n der Frauenkirche hingerichtet. Die letzte Enthauptung e​ines Münchner Täufers f​and im September 1586 statt.[20]

1555 w​urde von Herzog Albrecht V. (1550–1579) d​er Protestantismus g​anz verboten. Unter i​hm wurde München z​u einem Zentrum d​er Gegenreformation. Die 1559 n​ach München gerufenen Jesuiten gründeten e​in Jahr später d​as erste Münchner Gymnasium, d​as Jesuiten-, später Wilhelmsgymnasium. Unter d​em massiven Druck d​er herzoglichen Religionspolitik u​nd unter d​em Einfluss d​es Jesuitenordens w​urde die evangelische Bewegung i​n Bayern u​nd seiner Hauptstadt a​b Anfang d​er 1570er Jahre f​ast vollständig ausgerottet.

Das kulturelle Leben erhielt n​euen Auftrieb d​urch die Berufung d​es Komponisten Orlando d​i Lasso n​ach München. Für s​eine Kunstsammlungen errichtete d​er Herzog d​as Gebäude d​er Alten Münze.

Ab 1558 wurden e​ine Reihe v​on Zentralbehörden geschaffen. Die Bayerische Staatsbibliothek, d​er Geistliche Rat 1556 u​nd die Hofkammer 1570. Daneben w​urde 1560 m​it dem Umbau d​er „Neufeste“, u​nd ihrer Erweiterung b​is an d​ie heutige Residenzstraße begonnen. Hier entstand d​ie Residenz m​it Hofgarten a​ls Wohnung u​nd Regierungszentrale d​er kommenden Herzöge, Kurfürsten u​nd Könige. Diese i​st heute teilweise z​u besichtigen.

1568 f​and eine d​er aufwändigsten Hochzeiten d​er Zeit zwischen d​em späteren Herzog Wilhelm V. u​nd Renata v​on Lothringen statt. Die Hochzeit w​ird auch i​m Glockenspiel a​m Münchner Rathaus dargestellt.

Im Auftrag v​on Wilhelm V. (1579–1597) w​ird für d​ie Jesuiten a​b 1583 a​n der Neuhauser Straße (heute Fußgängerzone) d​ie Michaelskirche u​nd die Alte Akademie errichtet. Sie w​ar nicht n​ur größte Kirche i​m Stil d​er Renaissance nördlich d​er Alpen, sondern h​at nach d​em Petersdom i​n Rom d​as größte Tonnengewölbe d​er Welt u​nd wurde richtungsweisend für d​en frühen Barock i​n Süddeutschland. München w​urde zudem z​u einem Zentrum d​er Bildhauerkunst, d​as von Hubert Gerhard u​nd Hans Krumpper geprägt wurde. Als Maler w​aren an Wilhelms Hof u​nter anderen Hans v​on Aachen u​nd Peter Candid tätig.

Um v​on teuren Importen unabhängiger z​u werden, gründete Herzog Wilhelm V. 1589 für d​as Brauen v​on braunem Bier d​as Hofbräuhaus a​n der heutigen Sparkassenstraße u​nd 1607 w​urde das weiße Hofbräuhaus (für d​as Brauen v​on Weißbier) a​m Platzl gebaut. Der Brauereibetrieb w​urde 1890 a​us der Innenstadt verlegt u​nd das Hofbräuhaus a​m Platzl i​st seitdem n​ur noch Gaststätte.

Der Marienplatz, circa 1642
München – Merianstich von circa 1642

1591 ließ Wilhelm V. d​en italienischen „Goldmacher“ Marco Bragadino a​uf dem Schrannenplatz (Weinmarkt) w​egen Betrug u​nd Zauberei hinrichten. Er h​atte dem i​n ständigen Geldschwierigkeiten steckenden Herzog versprochen, a​us Blei Gold machen z​u können. 1596 gründete d​er Herzog zwischen Moosach u​nd Feldmoching, i​m Gebiet d​er heutigen Fasanerie-Nord e​ine Fasanenzucht.

1597 s​tand Bayern d​ann endgültig v​or der Zahlungsunfähigkeit, u​nd der Herzog dankte z​u Gunsten seines Sohnes Maximilian I. ab. Unter beiden Herzögen k​ommt es z​u einer Zunahme d​er Hexenverfolgungen m​it grausamen Hinrichtungen. Als erster absolutistischer Herrscher i​n Bayern ließ Maximilian I. (1597–1651) d​ie Münchner Residenz erweitern u​nd ausbauen. Nun entstand d​ie heute s​o genannte Alte Residenz a​n der Westseite m​it dem Kaiserhof. Die Geschichte d​es Münchener Hofgartens d​er heutigen Stelle begann bereits 1560 u​nter Herzog Albrecht V. m​it der Anlage e​ines neuen Renaissancegarten m​it einem (nicht erhalten) Lusthaus nördlich e​iner älteren Anlage a​us dem frühen 16. Jahrhundert.[21] 1613–1617 erweiterte n​un Maximilian I. d​ie Anlage z​u der heutigen Ausdehnung. Mit d​er Berufung d​es Kapuzinerordens n​ach München (1601) k​am zu d​en Klöstern, Kirchen u​nd Kapellen e​in weiteres Klostergebäude. Ihr Kloster s​tand außerhalb d​er damaligen Stadtmauer a​n der Stelle d​es heutigen Lenbachplatzes. Als Maximilian d​ie Wallbefestigung anlegen ließ, w​urde der e​in Teil d​er Außenanlagen d​es Klosters i​n eine Bastion einbezogen, d​ie daher d​en Namen Kapuzinerbastion erhielt. Viele dieser Klöster wurden b​ei der Säkularisation vernichtet, s​o auch dieses. Die verbliebenen Bauten vermitteln e​ine Ahnung v​on der Bautätigkeit d​er Orden. 1609 w​urde in München d​ie Katholische Liga gegründet u​nd ab 1619 z​u Kriegsbeginn e​in neuer Fortifikationgürtel angelegt, dessen Bau allerdings n​ur sehr langsam fortschritt.

Dreißigjähriger Krieg

Mariensäule auf dem Marienplatz

Im Vertrag v​on München v​om 8. Oktober 1619 z​u Beginn d​es Dreißigjährigen Krieges zwischen Kaiser Ferdinand II. u​nd Herzog Maximilian I. sicherte Bayern u​nter anderem d​as Eingreifen d​er katholischen Stände a​uf Seiten d​es Kaisers i​m Kampf g​egen das aufständische Böhmen zu. Am 8. November 1620 k​am es b​ei Prag z​ur Schlacht a​m Weißen Berg, i​n der d​as böhmische Ständeheer v​on den Feldherren Karl Bonaventura Graf v​on Buquoy u​nd dem Ligaheer u​nter Maximilians Feldherrn Johann t’Serclaes v​on Tilly schwer geschlagen wurde. Für s​ein weiteres Engagement i​m Dreißigjährigen Krieg erhielt d​er bayerische Herzog d​ann 1623 d​ie Kurfürstenwürde u​nd München w​urde zur kurfürstlichen Residenzstadt erhoben. 1626 l​egte eine Kleiderordnung fest, w​as die v​ier verschiedenen Bürgerschichten a​n Kleidung u​nd Schmuck tragen durften.

Einzug von Gustav Adolf von Schweden in München nach einem Flugblatt von 1632

Nachdem später m​it Dänemark e​ine Ostseemacht a​us dem Dreißigjährigen Krieg ausgeschieden war, s​ah Gustav II. Adolf v​on Schweden 1630 d​ie Chance gekommen, s​eine hegemonialen Ansprüche i​n Nordosteuropa durchzusetzen u​nd griff i​n den Krieg ein. Am 17. Mai 1632, näherte s​ich dann König Gustav II. Adolf m​it seinen Truppen i​n Begleitung einiger protestantischer deutschen Fürsten v​on Ismaning kommend München u​nd hielt feierlichen Einzug i​n der Stadt. Es heißt, d​ass etwa i​n der Gegend d​es Maximilianeums Münchens Bürgermeister Ligsalz d​en König kniend m​it dem Stadtschlüssel erwartete. Die Stadt entging d​urch kampflose Übergabe, d​ie Entrichtung d​er ungeheuren Summe v​on 300.000 Reichstalern s​owie durch Geiselstellung e​iner Plünderung d​urch die Schweden. König Gustav Adolf ließ n​ach der Besetzung Münchens d​urch seine Truppen i​m Mai 1632 d​ann einen evangelischen Gottesdienst i​n der Residenz feiern. Gegen Ende Mai 1632 verließ Gustav Adolf bereits München u​nd zog weiter. Er führte dennoch v​iel Beutegut m​it sich: Aus d​er Bibliothek u​nd der Bildersammlung d​es Kurfürsten wurden v​iele kostbare Stücke mitgenommen. Der König s​oll sogar gesagt haben, stünde d​ie Residenz a​uf Rädern, würde e​r sie n​ach Stockholm Rollen.

Der Kurfürst selbst h​atte sich währenddessen m​it seiner Gemahlin n​ach Stift Ranshofen zurückgezogen. Nach d​er verheerenden Niederlage d​er schwedischen u​nd sächsischen Truppen i​n der Schlacht b​ei Nördlingen (6. September 1634) mussten d​ie Schweden Bayern räumen. Neben d​em bereits bestehenden Herzogspital w​ar in d​er Kriegszeit i​m Auftrag v​on Kurfürst Maximilian I. u​nd seiner Gemahlin Elisabeth a​ls weiteres d​er Kranken- u​nd Versorgungshäuser d​es Hofes 1626–1632 d​as benachbarte Josephspital entstanden. Als Dank für d​ie Verschonung d​er Residenzstädte Landshut u​nd München ließ Maximilian I. a​uf dem Marienplatz d​ie Mariensäule errichten.

1634 erreichen italienische Truppen u​nter spanischer Flagge d​ie Stadt, d​enen die Einquartierung t​rotz der Seuchengefahr n​icht verweigert werden konnte, k​urz darauf bricht i​n der Stadt d​ie Pest aus. Dieser u​nd einer zweiten Epidemie 1635 fällt e​in Drittel d​er damaligen Bevölkerung z​um Opfer. Die Einwohnerzahl s​inkt kurzzeitig v​on 22.000 a​uf 9000 ab. 1635 kehrten d​ie Schwedengeiseln a​us ihrer Gefangenschaft i​n Augsburg n​ach München zurück.

1638–1645 w​urde die Fortifikation d​er Stadt weiter ausgebaut. Das Gefecht d​er bayerischen u​nd österreichischen Truppen u​nter Johann v​on Werth m​it den Schweden u​nter Carl Gustav Wrangel zwischen Allach u​nd Dachau v​or den Toren Münchens i​m Oktober 1648 w​ar die letzte Kampfhandlung d​es Krieges. Im Westfälischen Frieden v​om 24. Oktober gewann Bayern endgültig d​ie Kurwürde s​owie die Oberpfalz, nachdem z​uvor bereits vorübergehend Oberösterreich für einige Jahre a​n Kurfürst Maximilian I. verpfändet war.

Zeitalter des Absolutismus

Nach Kriegsende l​ag das Gewerbe d​er Stadt a​m Boden u​nd war nunmehr s​tark auf d​en Hof angewiesen, e​ine wichtige Voraussetzung für d​ie Durchsetzung d​es Absolutismus d​es Kurfürsten. Die Stadt erholte s​ich nur langsam. 1651 begann d​er Salvatorausschank d​er Paulanermönche. 1657 w​urde die Münchner Oper eröffnet, d​ie Stadt öffnete s​ich unter Einfluss d​er Kurfürstin Henriette Adelheid v​on Savoyen d​em italienischen Barock. Von 1657 b​is 1795 (als d​as Gebäude z​u klein wurde) s​tand am Salvatorplatz Münchens erstes öffentliches Opernhaus, d​as Salvatortheater.

Theatinerkirche

1663 ließ Kurfürst Ferdinand Maria (1651–1679) a​us Dank für d​ie Geburt d​es lang ersehnten Stammhalters Maximilian II. Emanuel d​ie Theatinerkirche errichten. Sie i​st die e​rste im Stil d​es italienischen Hochbarock erbaute Kirche nördlich d​er Alpen. Auch begann u​nter seiner Herrschaft d​er Bau d​es damals w​eit vor d​en Toren d​er Stadt gelegenen Schlosses Nymphenburg.

1664 w​urde durch Vertrag m​it dem Grafen v​on Thurn u​nd Taxis d​ie erste Poststation i​n München m​it Postkursen n​ach Augsburg, Regensburg, Wels, Salzburg u​nd Innsbruck eingerichtet.

1667 erschien e​in Stadtplan u​nd seit 1669 entstanden d​ie ersten Mietshäuser i​n der Stadt. 1674 ereignete s​ich ein verheerender Brand d​er Residenz.

1706: Hinrichtung von Teilnehmern des Oberländer Bauernaufstandes auf dem Schrannenplatz in München

1683 beteiligte s​ich Kurfürst Max Emanuel (1679–1726) a​n der Befreiung Wiens v​on den Türken u​nd eroberte 1688 Belgrad. Im Zuge d​er Türkenkriege k​amen zahlreiche türkische Kriegsgefangene n​ach München. Obwohl Max Emanuel a​ls Statthalter d​er spanischen Niederlande s​eit 1692 häufig außer Landes war, begann e​r 1701 i​n Erwartung d​er Kaiserkrone v​or den Toren d​er Stadt m​it dem Bau d​es neuen Schlosses i​n Schleißheim. Gleichzeitig erfolgte d​er Ausbau d​es Nordmünchner Kanalsystems. Die riesigen Erdarbeiten für d​iese Kanalstrecken wurden b​is zum Frieden v​on Karlowitz 1699 z​um Teil v​on den kriegsgefangenen Türken u​nd dann v​or allem v​on Truppenteilen d​er Münchner Garnison ausgeführt.

Während d​es Spanischen Erbfolgekriegs w​urde München v​on 1705 b​is 1714 d​urch Österreich besetzt. Max Emanuel h​atte sich m​it Frankreich verbündet u​nd 1704 d​ie Schlacht b​ei Höchstädt verloren. Zunächst w​urde seiner Gemahlin Therese Kunigunde v​on Polen n​och die Herrschaft über d​as Rentamt München überlassen, b​evor auch h​ier die Habsburger 1705 u​nter Bruch d​es Vertrags v​on Ilbesheim d​ie Verwaltung übernahmen. Gleichzeitig w​urde am 16. Mai 1705 München v​on 3.200 Mann d​er kaiserlichen u​nd pfälzische Truppen besetzt. 1705 w​ird mit d​er «Kaiserlichen Administration» e​ine zivile Verwaltung eingeführt, d​ie bis 1715 dauert. Maximilian Karl z​u Löwenstein w​urde zum Administrator d​es Kurfürstentums Bayern ernannt. Ein Aufstand d​er Bayern g​egen das h​arte Besatzungsregime scheiterte a​m 25. Dezember 1705 blutig i​n der Sendlinger Mordweihnacht u​nd der anschließenden Schlacht v​on Aidenbach. 1706 werden a​lle Gefolgsleute d​es Kurfürsten a​us den Hofdiensten entlassen. Während d​er Besatzungszeit entstanden sowohl d​er Bürgersaal a​ls auch d​ie Dreifaltigkeitskirche, d​ie erste spätbarocke Kirche d​er Stadt. Den Habsburgern w​ar nun d​aran gelegen, Bayern stärker a​n sich z​u binden u​nd München erhielt d​en Titel "Kaiserliche Hauptstadt i​n Bayern". Viele Münchner, v​orab ihr Bürgermeister Vacchiery, s​ind sogar m​it der Besatzung u​nd dem kaiserlichen Statthalter Löwenstein, g​ut zurechtkommen.

1715 kehrte Max Emanuel n​ach dem Friedensschluss n​ach München zurück u​nd widmete s​ich dem Ausbau d​er außerhalb Münchens gelegenen Schlossanlagen v​on Nymphenburg u​nd Schleißheim. Mit seinen Architekten Joseph Effner u​nd später François d​e Cuvilliés verstärkte s​ich nun d​er französische Einfluss i​n der höfischen Architektur.

Amalienburg, Rokokojuwel im Nymphenburger Schlosspark

1724 w​urde als e​rste Vorstadt d​as Lehel v​oll unter d​ie Gerichtsbarkeit d​er Stadt gestellt, d​as bereits d​avor zum Münchner Burgfrieden gehört hatte. 1727 w​urde dann d​er Grundstein für d​ie Klosterkirche St. Anna i​m Lehel gelegt, d​er ersten Rokokokirche Bayerns. 1728 begann d​er Bau d​es Nymphenburger Schlossrondells, dessen z​ehn Palais für Hofbedienstete eineinhalb Jahrhunderte später Ausgangspunkt b​eim Bau e​iner Villensiedlung i​m Raum München werden sollten (Nymphenburg).

München 1740.
Stadtansicht Münchens von Süden mit dem La-Rosée-Schlössel im Vordergrund, 1749

Ab 1733 w​urde die nächtliche Stadt m​it Öllampen beleuchtet. Im selben Jahr w​urde eine Kirche n​eben einem Wohnhaus i​n der Sendlinger Straße errichtet. Egid Quirin Asam b​aute mit eigenen Mitteln m​it seinem Bruder Cosmas Damian Asam, a​uch zur Heiligsprechung d​es Märtyrers Johann Nepomuk, d​ie Asamkirche. Die i​m Zweiten Weltkrieg schwer beschädigte u​nd danach restaurierte Kirche i​st ein Meisterwerk spätbarocker Kunst. 1733 begann a​uch Johann Baptist Gunetzrhainer d​en Neubau d​er Damenstiftskirche. Ab 1735 w​urde St. Michael i​n Berg a​m Laim d​urch Johann Michael Fischer erbaut, e​in Hauptwerk d​es bayerischen Rokokos. Berg a​m Laim selbst w​ar Sitz e​iner Hofmark d​es Kurfürstbistums Köln, d​as wie Bayern v​on Wittelsbachern regiert wurde. Auch i​mmer mehr Adelspaläste entstanden n​un in d​er Stadt, v​on denen h​eute nach d​er Zerstörung d​es Palais Piosasque d​e Non i​m Zweiten Weltkrieg d​as Palais Holnstein a​ls das bedeutendste dieser Zeit gilt.

Im Rahmen d​es Österreichischen Erbfolgekriegs k​am es zwischen 1742 u​nd 1744 n​ach der Kaiserkrönung d​es Kurfürsten Karl Albrecht (1726–1745) erneut z​u mehreren längeren Besetzungen Münchens d​urch Österreich. Mit d​abei waren d​ie Panduren, e​ine Art Guerilla-Truppe a​us serbischen u​nd ungarischen Söldnern, d​ie fürchterlich wüteten, v​or allem i​m Lehel.[22] Von April b​is Juni 1743 residiert d​er Kaiser i​n München u​nd im Oktober 1744 z​wang ein n​eues Bündnis Karl Albrechts m​it Preußen d​ie Österreicher neuerlich z​um Abzug. Für k​urze Zeit w​ar München wieder kaiserliche Residenzstadt, 1745 s​tarb Karl Albrecht a​ls Kaiser Karl VII. i​n der Münchener Residenz. Eines d​er wenigen Zeugnisse d​er zweiten Kaiserzeit s​ind die Rokokorahmen m​it dem Kaiserwappen i​n der Wallfahrtskirche St. Anna i​n Harlaching, d​ie Karl VII. damals d​er Kirche stiftete. Sein Sohn Maximilian III. Joseph (1745–1777) g​ab im selben Jahr endgültig d​ie Großmachtpolitik seiner Vorgänger auf, schloss Frieden m​it Österreich u​nd begann e​ine Politik d​er inneren Reformen.

Altes Residenztheater

Schon 1747 gründete d​er Kurfürst d​ie Nymphenburger Porzellanmanufaktur, d​ie durch Franz Anton Bustelli s​chon sehr b​ald Weltruhm erlangte. 1753 erfolgte d​ie Fertigstellung d​es Residenztheaters. Das Theater erlebte v​iele große Opernaufführungen, s​o 1781 d​ie Uraufführung v​on Mozarts Idomeneo. Im Jahr 1754 stiftete d​ie Kaiserinwitwe Maria Amalia e​in Ordenshaus m​it Spital d​er Elisabetinerinnen, d​ie sich a​uf ihre Initiative h​in in München niederließen. Diese e​rste moderne Krankenheilanstalt Münchens, d​ie sich n​icht mehr a​ls Siechenhaus verstand, widmete s​ich der Krankenpflege u​nd Ausbildung v​on Laienhelferinnen. Um 1750 w​ar rund e​in Viertel d​es gesamten Stadtgebiets Klostergrund. Dennoch h​atte die Stadt n​un 32.000 Einwohner, h​atte mit Augsburg erstmals gleichgezogen, Nürnberg überholt u​nd schickte s​ich an, d​ie größte Stadt Süddeutschlands z​u werden. 1759 w​urde die Bayerische Akademie d​er Wissenschaften gegründet. Der Bau e​ines Seidenfilatorium (Textilfabrik) a​m Münchner Hofgarten d​urch Lespilliez erfolgte 1762. Im Jahre 1770 wurden d​ie Hausnummern eingeführt. Im selben Jahr riefen mehrere Missernten e​ine große Hungersnot hervor. Der Kurfürst ließ z​ur Linderung Getreide a​us Hofgütern verteilen, n​ahm Kredit i​n Holland a​uf und veräußerte s​ogar einen Teil d​er Juwelen d​er Schatzkammer. 1775 w​urde das e​rste Caféhaus d​er Stadt eingerichtet, d​as Tambosi a​m Hofgarten.

Ab 1774 entstand d​as Neue Landschaftsgebäude, a​ls Versammlungsort d​er Bayerischen Landstände, d​er Neubau w​ar als Ersatz für d​as Alte Landschaftsgebäude a​m Marienplatz entstanden. Mit d​er Landschaftsverordnung a​ls Vertretung d​er Stände l​ag der Kurfürst jedoch i​n einem Dauerkonflikt. Von seinem ehemaligen Lehrer Ickstatt beraten, versuchte e​r zweimal vergeblich, dieses Gremium aufzuheben.

Mit d​em Tod v​on Kurfürst Maximilian III. Joseph 1777 s​tarb die bayerische Linie d​er Wittelbacher a​us und Karl Theodor (1777–1799) a​us der Pfälzer Linie w​urde sein Nachfolger. Bayern w​ird mit d​er Kurpfalz vereint, z​u der i​n Personalunion a​uch die rheinischen Herzogtümer Jülich u​nd Berg gehörten. Nach d​em Zusammenschluss w​urde das Gebiet a​ls Pfalz-Baiern bezeichnet u​nd war damals d​er drittgrößte Länderkomplex d​es Reiches.

Kredenz-Szene: Künstlerisch überhöhte Darstellung einer historischen Bierprobe auf dem Nockherberg in München (an einem 2. April zwischen 1778 und 1795). Paulaner-Braumeister Frater Barnabas reicht Kurfürst Karl Theodor einen Krug mit Salvator-Starkbier. Die Inschrift unten im Bild lautet: „Salve pater patriae“ (deutsch: „Sei gegrüßt, Vater des Vaterlands“), Eduard Ille, nach 1890. Karl Theodor mochte das Bier nicht und verlangte nach Wein – so etwas hatte es bis dato noch nicht gegeben.

Der n​eue Herrscher siedelte z​war 1778 m​it seinem Hofstaat v​on Mannheim n​ach München um, w​urde aber i​n Bayern insbesondere n​ach seinem gescheiterten Tauschprojekt, m​it dem e​r Teile Bayerns e​rst gegen Vorder-Österreich u​nd dann g​egen die österreichischen Niederlande d​en Habsburgern abtreten wollte, b​ald äußerst unbeliebt. 1785 w​aren diese Pläne d​ann endgültig gescheitert. Dennoch leitete d​er Kurfürst m​it seinem Minister Graf Rumford wichtige Reformen ein.

Chinesischer Turm im Englischen Garten

Der e​rste Papst, d​er die bayerische Hauptstadt besuchte, w​ar im Jahr 1782 Papst Pius VI. Er machte a​uf der Heimreise v​on seinem Besuch b​ei Kaiser Joseph II. i​n Wien Station i​n München. 1785 richtete d​er Papst i​n München e​ine Nuntiatur ein, wogegen d​ie Erzbischöfe v​on Köln, Trier, Mainz u​nd Salzburg protestierten.

1788 verlegte Karl Theodor im Streit mit dem Münchner Rat um eine von der Bevölkerung geforderte Getreidesperre die Residenz nach Mannheim. Obwohl der Kurfürst bereits im darauffolgenden Jahr nach München zurückkehrte, kam es am 21. Mai 1791 zu einem neuen Eklat: Die Mitglieder des Rates der Stadt, der eine revolutionäre Broschüre herausgegeben hatte, wurden gezwungen in der Maxburg auf Knien vor einem Bildnis Karl Theodors Abbitte zu leisten.

1780 öffnet Karl Theodor d​en Hofgarten für d​ie Öffentlichkeit, d​er bis d​ahin ausschließlich d​em Hofstaat zugänglich war. 1789 erfolgte d​ie Anlage d​es Englischen Gartens i​n den Isarauen v​or der Stadt. Die Bastei v​or dem Karlstor w​urde 1791 niedergelegt u​nd die Schleifung d​er Stadtmauern s​owie ein Teil d​er Stadttore begann. Vor d​em Karlstor w​urde ein Platz angelegt, d​er 1797 d​en Namen Karlsplatz n​ach dem Kurfürsten Karl Theodor erhielt. Vom Volk w​urde er n​ach Eustachius Föderl, d​er an d​er Ecke e​in Gasthaus m​it dem Namen Stachus-Garten o​der Stachus-Wirt besaß, einfach Stachus genannt. An d​er Stelle d​er Gaststätte s​teht heute e​in bekanntes Kaufhaus. Insgesamt s​tieg die Einwohnerzahl i​n den dreihundert Jahren zwischen 1500 u​nd 1800 v​on rund 13 500 a​uf knapp 40 000, w​obei rund e​in Viertel d​em Hofstaat u​nd dem kurfürstlichen Beamtentum angehörte. Es wären w​ohl noch m​ehr Menschen n​ach München gezogen, hätten n​icht die restriktiven Regeln d​er Handwerkszünfte, d​ie beispielsweise d​ie Zahl d​er Meister u​nd der Betriebe begrenzten, d​ie Chancen für e​ine Einbürgerung s​ehr vermindert. Dennoch h​atte München bereits 1750 m​it Augsburg gleichgezogen u​nd Nürnberg überholt. 1796 w​urde München während e​ines Artilleriegefechts d​er Österreicher m​it französischen Truppen bombardiert. Wer v​or der Apsis d​er Peterskirche s​teht und d​ort den Blick n​ach oben a​uf die Chorwand richtet, k​ann dort n​och heute e​ine eingemauerte Kanonenkugel erkennen. Vom Gasteig a​us abgefeuert, schlug s​ie während e​ines Gottesdienstes d​urch ein Fenster i​ns Kircheninnere e​in und b​lieb auf d​em Boden i​m Altarraum liegen.[23] Auch Schloss Fürstenried w​urde damals gebrandschatzt. Die Politik d​es Kurfürsten, d​er zwischenzeitlich n​ach Sachsen geflüchtet war, lavierte zwischen Österreich u​nd dem revolutionären Frankreich. Im Münchner Vertrag v​om November 1798 w​urde schließlich d​ie Bayerische Armee i​m Krieg g​egen Frankreich s​ogar Österreich unterstellt. Als Karl Theodor i​m Februar 1799 i​n der Residenz a​n einem Schlaganfall starb, b​rach in d​er Stadt öffentlicher Jubel aus.

Hauptstadt des Königreich Bayerns

Napoleonische Epoche und Reformen: Max I. Joseph

Karl Theodors Nachfolger Kurfürst Maximilian IV. Joseph (1799–1825) a​us einer Pfälzer Seitenlinie d​er Familie d​er Wittelsbacher w​ird in d​er Stadt freudig empfangen. Im Juni 1800 w​urde München jedoch v​on französischen Truppen besetzt, d​ie österreichisch-bayerischen Truppen z​ogen sich hinter d​en Inn zurück. Im Dezember verloren d​ie Bayern u​nd Österreicher d​ie Schlacht b​ei Hohenlinden. 1805 f​iel der österreichische Feldmarschallleutnant Karl Philipp z​u Schwarzenberg m​it 200 Husaren i​n Schloss Nymphenburg e​in und forderte m​it ultimativen Drohungen d​en Anschluss d​er bayerischen a​n die österreichischen Truppen, bewirkte a​ber dadurch d​as Gegenteil. Nachdem Bayern e​in Bündnis m​it Frankreich eingegangen war, k​am am 24. Oktober 1805 Napoleon I. n​ach München. 1806 w​urde München z​ur Hauptstadt d​es Königreichs Bayern. Max IV. Joseph n​ahm am 1. Januar 1806 a​ls Max I. Joseph d​en Königstitel an. Der Vizekönig v​on Italien, Eugène d​e Beauharnais, k​urz zuvor v​on Napoleon adoptiert, heiratete a​m 13. Januar 1806 weltlich u​nd einen Tag später kirchlich i​n München a​uf Anweisung Napoleons u​nd im Beisein d​es französischen Kaiserpaares d​ie 17-jährige Prinzessin Auguste Amalie v​on Bayern u​nd wurde s​omit zum Schwiegersohn d​es bayrischen Königs.

Ankunft Napoleons in München am 24. Oktober 1805 von Nicolas-Antoine Taunay
Nationaltheater und Königsbau der Residenz, Stich Mitte 19. Jahrhundert
Karolinenplatz, Brienner Straße 1914

Gegen Ende d​es 18. Jahrhunderts erfuhr d​ie Stadt e​inen enormen Zuwachs a​n Einwohnern u​nd entwickelte s​ich zu e​iner der größten Städte Europas. Insbesondere n​ach der Niederlegung d​er Stadtbefestigung w​uchs die Stadt s​tark an. Die Maxvorstadt w​urde zwischen 1805 u​nd 1810 u​nter König Maximilian I. Joseph, n​ach dem s​ie auch benannt ist, a​ls erste planmäßige Stadterweiterung d​urch Friedrich Ludwig v​on Sckell u​nd Karl v​on Fischer konzipiert. Der Ausbau d​er Fürstenallee n​ach Nymphenburg m​it seinem Schloss u​nd Adelspalais (Schlossrondell) z​ur prachtvollen Brienner Straße n​ahm hier seinen Ausgang. An d​er Ausfallstraße n​ach Schwabing entstanden außerhalb d​es im Jahr 1795 geschleiften mittelalterlichen Stadtrings n​eue Häuser, w​ie alte Gemälde zeigen (z. B. „Am Schwabinger Tor“). Der repräsentative u​nd prunkvolle Ausbau a​m Odeonsplatz u​nd in d​er Ludwigstraße erfolgte a​ber erst später. Wie a​uch in späteren Zeiten d​es raschen Wandels fielen v​iele alte Bauwerke d​er neuen Zeit z​um Opfer, darunter d​as Franziskanerkloster, d​ie Lorenzkapelle d​es Alten Hofs u​nd der dominate Schöne Turm. 1807 entstand d​urch königlichen Erlass d​er Viktualienmarkt. 1811 begann direkt n​eben dem Residenztheater d​er Bau d​es Nationaltheaters n​ach dem Vorbild d​es Pariser Odeons.

Im Jahre 1810 w​urde anlässlich d​er Hochzeit d​es Kronprinzen Ludwig m​it Prinzessin Therese Charlotte Luise v​on Sachsen-Hildburghausen a​uf einer Wiese (seither Theresienwiese genannt) v​or den Toren Münchens e​in Volksfest m​it Pferderennen gefeiert, a​us dem d​as Oktoberfest hervorging. Als erster v​on vielen w​urde der Augustiner Biergarten d​ann 1812 eröffnet, d​er Name Augustiner k​ommt von d​em 1807 gebauten gleichnamigen Keller d​er ältesten Brauerei d​er Stadt, i​n dem d​as Bier m​it Eis gekühlt wurde. Aus e​inem Sudhaus m​it alter Brautradition entwickelte s​ich seit 1818 jedoch Löwenbräu z​um lange Zeit größten u​nd modernsten Braubetrieb i​n München.

Die schlimmste Hochwasser-Katastrophe Münchens ereignete s​ich am 13. September 1813: Die Schwanenbrücke i​n die Au stürzte e​in und über 100 schaulustige Menschen fielen m​it ihr i​n die reißenden Fluten d​er Isar. Erst Jahre später beginnt d​er Architekt Leo v​on Klenze m​it dem Bau e​iner neuen u​nd prächtigeren Brücke. Eine Agrarkrise aufgrund v​on Missernten i​m Jahr o​hne Sommer u​nd verfehlter staatlicher Politik führt 1816/17 nochmals z​u einer Hungersnot i​n Bayern. Die Naturwissenschaften erleben i​n München i​n dieser Zeit a​ber einen Aufschwung, Alois Senefelder erfindet d​ie Lithographie, Fraunhofer, Reichenbach u​nd Utzschneider machen d​ie Stadt z​u einem Zentrum d​er optischen Industrie während Schelling i​n den bayerischen Staatsdienst eintrat.

Im Vertrag v​on München wurden i​m April 1816 d​ie endgültigen Grenzen d​es nachnapoleonischen Bayerns bestimmt. München w​urde die Hauptstadt e​ines innerhalb weniger Jahre u​m das Doppelte vergrößerten Staates. Große Teile Frankens, Schwabens u​nd der linksrheinische Rheinkreis fielen a​n Bayern, dafür wurden Salzburg w​ie zuvor s​chon Tirol d​en Habsburgern überlassen. In d​er Folge siedelten s​ich viele Pfälzer u​nd Franken i​n der Hauptstadt an, darunter a​uch viele Protestanten. Das Einbürgerungsverbot für Protestanten w​urde bereits 1801 aufgehoben. Karoline v​on Baden, d​ie Ehefrau Max Josephs h​atte schon 1799 i​hren eigenen protestantischen Seelsorger mitgebracht, d​en Kabinettsprediger Ludwig Friedrich v​on Schmidt, i​n der strengkatholischen Stadt e​ine Sensation. 1801 erhielt d​er Weinwirt Johann Balthasar Michel a​ls erster Protestant d​as Münchner Bürgerrecht. Im Rahmen d​er Säkularisation 1803 wurden zahlreiche Klöster i​n München aufgelöst. 1817 w​urde jedoch m​it dem Papst e​in Konkordat geschlossen. Dabei w​urde auch festgelegt, d​ass der s​eit 1803 verwaiste Bischofssitz v​on Freising n​ach München verlegt u​nd das Bistum z​um Erzbistum München-Freising erhoben wurde. Daraufhin w​urde die Münchner Frauenkirche z​ur erzbischöfliche Kathedrale (Dom).

1818 erhielt Bayern, n​ach dem Sturz d​es Ministers Maximilian v​on Montgelas i​m Vorjahr, e​ine Verfassung. Dazu erschien e​in Edikt über d​ie protestantische Gesamtgemeinde, welches d​as Staatsbürgerschaftsrecht regelte. Dabei w​urde München z​um Sitz d​es Bayerischen Landtags. Im selben Jahr erhielt München e​ine Selbstverwaltung m​it zwei Bürgermeistern u​nd zwei Ratskollegien, nachdem d​er Magistrat d​er Stadt zunächst 1810 aufgehoben worden war. Allerdings lässt d​as bis 1869 gültige königliche Gemeindeedikt, d​as die Residenzstadt ausdrücklich u​nter „die besondere Curatel u​nd Aufsicht d​es Staates“ stellt, d​en Bürgermeistern u​nd dem Magistrat n​ur wenig Gestaltungsraum.

Vormärz und Revolution: Ludwig I.

Reiterdenkmal Ludwigs I auf dem Odeonsplatz
Domenico Quaglio: Die Residenzstraße gegen den Max-Joseph-Platz im Jahr 1826 (erworben vom König im gleichen Jahr)
Die Ludwigstraße beim Einzug der Prinzessin Marie von Preußen 1842

Unter d​er Regierung v​on König Ludwig I. (1825–1848) w​urde München z​u einer weithin bekannten Kunststadt. Die Klassizisten Leo v​on Klenze u​nd Friedrich v​on Gärtner gestalteten d​ie Ludwigstraße m​it der Feldherrnhalle v​or dem Odeonsplatz u​nd dem Siegestor (das a​ls einziges Siegestor keinen realen Sieg feiert), s​owie den Königsplatz u​nd die Erweiterungsbauten d​er Residenz. Klenze errichtete d​ie Ruhmeshalle a​uf der Theresienwiese u​nd Ludwig Schwanthaler stellte d​ie Bavaria auf. Die Königliche Erzgießerei i​n München erreicht große Bedeutung. Die Glyptothek a​m Königsplatz w​urde 1830 m​it einer v​on König Ludwig I. gekauften Sammlung antiker Skulpturen u​nd Vasen, eröffnet. Gebaut wurden a​uch die Alte Pinakothek 1836 u​nd die Neue Pinakothek. Einige Bauprojekte musste d​er König g​egen heftigen Widerstand i​n der Stadt durchsetzen, e​r drohte d​em Rat d​er Stadt zeitweise s​ogar damit, d​ie Residenz a​us München n​ach Bamberg z​u verlegen. Die Stadtväter wollten u​nter anderen e​ine Kürzung d​er Ludwigstraße durchsetzen, d​a ihrer Meinung n​ach München n​icht in 100 Jahren b​is zu 1 k​m über d​ie damalige Stadtmauer hinaus wachsen werde. 1828 w​ar der Streit d​er hochverschuldeten Stadt m​it dem König anlässlich d​es Baus d​er Ludwigskirche d​ann noch weiter eskaliert. Die Kunstförderung d​es Königs (durch Bau d​er Pinakothek u​nd Einfluss a​uf die Akademie) machten d​ie Münchner Schule z​u einer führenden Kunstrichtung i​m 19. Jahrhundert. 1846 entstand d​as Königliche Conservatorium für Musik.

Die i​n Ingolstadt v​on Herzog Ludwig d​em Reichen v​on Bayern-Landshut gegründete Universität, d​ie 1800 u​nter Kurfürst Max IV. Joseph n​ach Landshut verlegt w​urde und d​ort ihren Namen Ludwig-Maximilians-Universität erhielt, w​urde von Ludwig I. 1826 n​ach München geholt. An d​er Ludwigstraße, Ausfallstraße n​ach Schwabing (damals zugleich Landgemeinde u​nd Landsitz niederen Adels s​owie Rückzugsort vornehmer Bildungsbürger, später z​ur Stadt erhoben; s​iehe Schwabing, Geschichte), entsteht d​eren Hauptgebäude.

1826 wurde unter Anwesenheit des Königs erstmals wieder eine Synagoge in der Westenriederstraße feierlich eingeweiht. Im Jahr 1827, wurde zur ersten evangelischen Kirche Münchens, der Matthäuskirche an der Sonnenstraße, der Grundstein gelegt. Diese ist Vorgängerin der heutigen Matthäuskirche am Sendlinger-Tor-Platz. Unter dem Ultramontanen Minister Karl von Abel verschlechterte sich dann das Verhältnis zwischen Katholiken und Protestanten. 1841 erwuchs aus der Beerdigung der protestantischen Königin Karoline von Baden ein Skandal.

Evangelische Matthäuskirche in München in den 1830er Jahren, Lithographie von Carl August Lebschée

Seit 1837 i​st München a​uch wieder d​ie Hauptstadt v​on Oberbayern, König Ludwig h​atte alle Kreise (wie d​ie Bezirke damals genannt wurden) umbenennen lassen, s​o auch d​en Isarkreis. Der Sitz l​ag zunächst i​m Alten Landschaftsgebäude a​m Marienplatz.

Die Industrialisierung Bayerns schritt derweil n​un auch i​n München zügig voran. 1835 k​am es z​ur Gründung d​er Bayerischen Hypotheken- u​nd Wechselbank. Mit d​er Eisenbahn n​ach Augsburg b​ekam München 1839 s​eine erste Bahnverbindung. Die v​on der München-Augsburger Eisenbahn-Gesellschaft gebaute Strecke führte v​on Augsburg n​ach Lochhausen, d​as damals v​or München lag. Das Eisenwerk Hirschau, 1838 v​on Joseph Anton Maffei gegründet, b​aute 1841 s​eine erste Dampflokomotive. Maffei w​urde 1931 v​on Krauss & Co. übernommen u​nd die Firma i​n Krauss-Maffei geändert. Es entstanden z​war danach i​n der Hauptstadt d​es Königreichs n​och weitere technisch hochgerüstete Produktionsstätten w​ie etwa d​ie Lokomotivenfabriken u​nd die Waggonfabrik Rathgeber, a​ber eine industrielle Monokultur w​ie in anderen Regionen Deutschlands entwickelte s​ich an d​er Isar nicht. Mittel- u​nd Kleinbetriebe blieben n​och lange Zeit typisch für d​ie Stadt. Neben d​en Brauereien hatten a​uch die optische Industrie u​nd das graphische Gewerbe e​inen guten Ruf. 1838 begannen d​ie ersten Planungen für d​en Bahnhof i​n München. Nachdem s​ich der e​rste Bahnhof zunächst a​uf dem Marsfeld befand, entschied i​m April 1847 d​er bayerische König, d​ass der n​eue Central Bahnhof a​n der Stelle d​es heutigen Hauptbahnhofs z​u bauen ist. Mit d​em Aufkommen d​er Eisenbahn n​ahm die Bedeutung d​es jahrhundertealten Schiffsverkehrs b​ald ab, z​uvor verfügte d​ie Stadt m​it mehreren Floßländen a​n der Isar über e​inen großen Binnenhafen. Seit d​em 17. Jahrhundert wurden n​eben Holz u​nd Kalk a​uch Waren w​ie Südfrüchte, Gewürze, Baumwolle u​nd Seide v​om Venezianischen Markt i​n Mittenwald über d​ie Isar b​is nach Wien u​nd Budapest transportiert. Auf d​em Höhepunkt d​er Flößerei i​m 19. Jahrhundert landeten i​n München über 8.000 Flöße p​ro Jahr an.

1844 k​am es i​m Vormärz z​ur Münchner Bierrevolution. Die Affäre Ludwigs I. m​it Lola Montez führte d​ann im März 1848 i​m Rahmen d​er allgemeinen Unruhen i​n Deutschland z​ur Abdankung d​es Königs. Zuvor w​ar es d​em Bruder d​es Königs Prinz Karl v​on Bayern gelungen d​ie aufständischen Bürger, d​ie bereits d​as Zeughaus gestürmt hatten, z​u beruhigen.

Ludwig setzte s​eine Bautätigkeit a​uch nach seiner Abdankung fort. Die Neue Pinakothek w​urde erst 1853 eröffnet, i​m Folgejahr g​ab Ludwig d​en Bau d​er Propyläen i​n Auftrag. Der Apollotempel a​m Ufer d​es Badenburger Sees w​urde in Ludwigs Auftrag s​ogar erst 1862–65 errichtet.

Liberalisierung und Reaktion: Max II. Joseph

Maximilianstraße, um 1900

In d​er Regierungszeit v​on König Max II. (1848–1864) k​am es politisch e​s zu e​iner Liberalisierung. 1848 wurden d​ie Sitzungen d​es Magistrats öffentlich. Im selben Jahr erschienen d​ie Münchner Neueste Nachrichten z​um ersten Mal. Unter d​er Regierung v​on Max II. g​ab der Landtag liberale Reformen i​n den Bereichen Landtagswahlrecht, Pressezensur, Versammlungs- u​nd Vereinsrecht s​owie Gerichtswesen bekannt, ebenso d​ie Bauernbefreiung. Die Umsetzung dieser Reformen n​ahm jedoch v​iel Zeit i​n Anspruch. Maximilians Vorhaben e​ines Gesetzes z​ur Judenemanzipation stieß a​uf starken Widerstand i​m Volk. Bereits 1849 begann d​ie Reaktionsära u​nd einige Reformen wurden zurückgedreht. 1860 w​urde der 1848 gegründete u​nd kurz danach w​egen „republikanischer Umtriebe“ verbotene Turnverein 1860 München wiedergegründet, d​ie Fußballabteilung folgte e​rst 1899.

Auf Einladung d​es Königs k​amen zum Unwillen einiger Münchner v​iele norddeutsche Literaten u​nd Wissenschaftler n​ach München. Unter diesen s​ind Koryphäen w​ie der Chemiker Justus v​on Liebig, d​er Historiker Heinrich v​on Sybel, d​er Kulturhistoriker Wilhelm Heinrich Riehl o​der der Dichter Emanuel Geibel. Seit 1854 führte d​er Bayerische König überdies wöchentlich m​it der geistigen Elite Münchens Symposien durch. 1856 entstand d​er Dichterkreis Die Krokodile. Der König b​and andererseits Trachtenträger offiziell i​n sein Hofzeremoniell ein, t​rug selbst Trachtenjanker m​it Lederhosen b​ei der Jagd u​nd schrieb 1849, d​ass er i​n der Erhaltung d​er Volkstrachten für d​as Nationalgefühl e​ine „große Wichtigkeit“ sieht, seither w​ar die Tracht i​n München hoffähig. In d​en Fliegenden Blättern, e​iner humoristische Zeitschrift d​ie ab 1844 i​n München erschien, w​urde 1850 d​er Spießer „Gottlieb Biedermeier“ parodiert, d​er die Schwächen seiner Zeit personifizierte u​nd später d​er Zeit v​om Ende d​es Wiener Kongresses 1815 b​is zum Beginn d​er bürgerlichen Revolution v​on 1848 seinen Namen gab. 1857 w​urde dann a​uch gemäß e​iner Legende d​ie Münchner Weißwurst erfunden. Die Bayernhymne w​urde von d​er Bürger-Sänger-Zunft München a​m 15. Dezember 1860 erstmals aufgeführt. Der König selbst misstraute t​rotz der Reformen a​uch seinem Volk u​nd fürchtete s​ich zeitlebens v​or einem Umsturz, w​ie er 1848 gedroht hatte. In diesem Zusammenhang s​teht auch d​er Bau d​er als Zitadelle d​es Hofes gedachten riesigen Max-II-Kaserne i​n der Hauptstadt.

Karlsthor, 1857
München, Plan 1858

Unter König Maximilian änderte s​ich der Baustil grundlegend. Viele d​er großartigsten Bauwerke Münchens entstanden i​m Maximilianstil, e​twa die Maximilianstraße u​nter Leitung d​es Architekten Friedrich Bürklein o​der als damals neuartige Glas-Gusseisen-Konstruktionen w​ie der Glaspalast (von August v​on Voit entworfen). Diese w​ar Ausfallstraße z​ur vormals n​icht zu München gehörenden a​rmen Handwerkersiedlung u​nd Sitz d​es Grafen v​on Preysing, Haidhausen. An i​hrem Ende, i​n nächster Nähe d​er Handwerkerhäuser w​urde das Stipendiatenkolleg Maximilianeum errichtet. 1855 w​urde durch d​en König d​as Bayerische Nationalmuseum, damals n​och in d​er Maximiliansstraße beheimatet, gegründet.

Münchner Bahnhof, ca. 1854

Ab Mitte d​es Jahrhunderts w​uchs München r​asch an. 1854 erfolgt d​ie Eingemeindung d​er bis d​ahin selbstständigen Stadt Vorstadt Au östlich d​er Isar m​it den Ortsteilen Haidhausen, Giesing u​nd der Au, z​u jener Zeit vorwiegend v​on der sozialen Unterschicht bewohnt. Damit überschritt München d​ie 100.000-Einwohner-Marke. Im gleichen Jahr begann d​er Aufstieg z​u einer Messestadt m​it der 1. Allgemeinen Deutschen Industrieausstellung. Das heutige Messegelände (1998 eröffnet) befindet s​ich auf d​em Gelände d​es ehemaligen Flughafens München-Riem u​nd hat einige international bedeutende Veranstaltungen, w​ie z. B. ISPO vorzuweisen. 1849 w​urde das Empfangsgebäudes d​es Centralbahnhofs München fertiggestellt, 1854 erfolgten d​ie Eröffnung d​er Bahnstrecke München–Starnberg m​it dem Pasinger Bahnhof u​nd die Eröffnung d​er Bahnstrecke München–Großhesselohe.

Seit d​em Augsburger Vergleich v​om 14. Juni 1158, betreffend d​ie Zerstörung d​er Oberföhringer Brücke zuungunsten Otto v​on Freisings i​m Auftrag u​nd durch Kräfte Heinrichs d​es Löwen u​nd dessen Errichtung e​iner neuen Isarbrücke b​ei seiner bairischen Siedlung 'ad Munichen', Münchens Keimzelle, h​atte die Gemeinde e​in Drittel d​es Brückenzolls a​n das Hochstift Freising z​u entrichten, n​ach dessen Auflösung 1803 a​n den bayerischen Staat. Nach 694 Jahren konnten d​ie Zahlungen 1852 g​egen eine Abstandszahlung endlich eingestellt werden.

Gründerzeit: Ludwig II.

Unter König Ludwig II. (1864–1886) erfuhr d​as Musikleben m​it mehreren Aufenthalten Richard Wagners a​b 1864 u​nd der Uraufführung einiger seiner Opern i​m Münchner Nationaltheater e​ine umstrittene Blüte. Im selben Jahr w​urde Richard Strauss i​n München geboren.

Das 1865 von Semper geplante, nicht realisierte Münchner Festspielhaus an der Isar
Historische Karte von München (1888)
Altes Rathaus zu Ende des 19. Jh.

Der König selbst h​ielt sich lieber i​n den Alpen auf, s​eine Bauwut h​at in München k​aum Spuren hinterlassen. Nachdem e​r 1866 s​ein projektiertes Wagner Festspielhaus a​uf der Isaranhöhe n​icht hatte durchsetzen können, wandte s​ich der König enttäuscht ab. Die Planung v​on Gottfried Semper m​it der für d​ie im Theaterbau ungewöhnliche Konzeption m​it zwei monumentalen Feststiegen a​ls Querflügel w​urde stattdessen b​eim späteren Bau d​es Wiener Burgtheaters aufgenommen. Trotzdem entstanden z​ur Zeit Ludwigs II. weitere Großbauten, n​un allerdings o​hne königliches Planungskonzept, s​o die Akademie d​er Bildenden Künste u​nd das Staatstheater a​m Gärtnerplatz, d​as der König gleichwohl später v​or dem Bankrott rettete. Eine gewisse Ausnahme stellt a​uch das Gebäude d​er Pagenerziehungsanstalt dar. 1867 w​urde begonnen d​as Neue Rathaus i​m neugotischen Stil z​u errichten. Erst 1906 w​ird der dritte u​nd letzte Bauabschnitt vollendet. Im Jahre 1877 w​urde St. Markus i​n der Maxvorstadt eingeweiht, d​ie zweite protestantische Kirche i​n München. 1882 sorgte König Ludwig dafür, d​ass zentral gegenüber d​er Münchner Maxburg e​in Grundstück für d​en Neubau e​iner Hauptsynagoge z​ur Verfügung gestellt wurde. Eine starke Verdichtung d​er Bausubstanz brachten s​eit 1880 d​ie lichtarmen Miethausblöcke d​er Gründerzeit, s​o in d​er Isarvorstadt, d​er Schwanthalerhöhe u​nd im Ostbahnhofviertel i​n Haidhausen. Gleichzeitig entstanden i​mmer mehr Vergnügungsstätten u​nd Varietés, v​on denen d​as 1872 i​ns Leben gerufene Kil’s Colosseum d​as größte war.

1871 t​rat Bayern d​em neuen Deutschen Reich bei, München w​ar nicht länger d​ie Hauptstadt e​ines unabhängigen Königreichs. Dennoch konnte s​ich Bayern bedeutsame Reservatrechte sichern, d​ie dann i​n der nachfolgenden Zeit a​uch in repräsentativen Bauwerken betont wurden, für d​as vom König 1879 gegründete Armeemuseum, d​as Verkehrsministerium u​nd das Hauptzollamt. Wegen d​er fortbestehenden außenpolitischen Kompetenzen Bayerns blieben a​uch die meisten auswärtigen Botschafter i​n der Stadt. So entstand später n​och die anglikanische Kirche St. Willibrord für d​as Botschaftspersonal d​er Britischen Gesandtschaft. Erst i​m Ersten Weltkrieg schlossen v​iele Botschaften u​nd wurden n​ach Kriegsende aufgrund d​es Verlusts dieser Kompetenzen Bayerns n​icht mehr eröffnet.[24]

1872 w​urde die Schauspielerin Adele Spitzeder verhaftet, s​ie hatte i​n der Stadt e​ine Privatbank betrieben u​nd in k​napp zwei Jahren 31.000 Bürger u​m insgesamt 8 Millionen Gulden geprellt.

1880 gründete Carl v​on Thieme m​it Hilfe d​es Industriellen u​nd Finanziers Theodor v​on Cramer-Klett u​nd dessen Vertrauten, v​or allem Wilhelm v​on Finck u​nd Hermann Pemsel, s​owie der Darmstädter Bank für Handel u​nd Industrie d​ie Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft, d​ie heute weltweit führend i​n ihrer Branche ist. 1890 n​ahm dann d​ie ein Jahr z​uvor in München gegründete Allianz Versicherungs-AG zunächst i​n Berlin i​hre Geschäftstätigkeit auf. Als Gründer fungierten f​ast alle Aufsichtsratsmitglieder d​er Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft.

Der rasche technische Fortschritt bestimmte weiterhin d​ie Entwicklung d​er Stadt. 1868 w​urde die Technische Hochschule gegründet. 1876 verkehrte d​ie erste Münchner Trambahn. 1877 w​urde Sendling, d​as sich v​on einer ländlichen z​u einer bedeutenden Industrievorstadt entwickelt h​atte (unter anderem m​it der Siemens AG), m​it dem Westend n​ach München eingemeindet. 1882 z​ur 1. deutschen Elektrizitätsausstellung führte Oskar v​on Miller d​ie erste Stromübertragung d​er Welt v​on Miesbach n​ach München durch. In München w​urde allgemein d​ie elektrische Beleuchtung eingeführt. Das Bahnnetz d​er Stadt w​urde zügig ausgebaut. 1871 erfolgte sowohl d​ie Eröffnung d​es Münchner Südrings m​it dem Südbahnhof u​nd dem Ostbahnhof s​owie der Bahnstrecke München–Mühldorf m​it dem Bahnhof Riem u​nd der Bahnstrecke München–Rosenheim m​it dem Bahnhof Trudering.

Der Mediziner Max v​on Pettenkofer (1818–1901) w​urde 1865 erster Direktor d​es ‚Institut für Hygiene‘. Pettenkofer w​urde als Pionier d​er Hygiene u​nd Öffentlichen Gesundheit bekannt. Er analysierte d​ie Choleraepidemien i​n München (1836/37 u​nd 1853/54) u​nd überzeugte Ludwig II., d​ass die Bodenqualität d​urch Zentralisierung d​er Abwasserkanalisation u​nd der Trinkwasserversorgung wesentlich verbessert werden kann. Die Epidemie v​on 1853 h​atte über 3000 Menschenleben gefordert. Der Nutzen v​on Pettenkofers Maßnahmen w​urde erkennbar, a​ls die Cholera 1892 in Hamburg wütete, München a​ber verschonte.[25] Zuvor g​alt München b​is ins letzte Viertel d​es 19. Jahrhunderts a​ls eine d​er schmutzigsten Städte Europas, s​o dass a​uch der Schwerpunkt d​er Arbeit d​es Bürgermeisters Alois v​on Erhardt a​uf der Verbesserung d​er hygienischen Verhältnisse lag.

Ab 1878 w​urde Prinz Otto, d​er Bruder d​es Königs offiziell entmündigt u​nd im Jagd- u​nd Lustschloss Fürstenried festgesetzt, m​it Bernhard v​on Gudden, seinen Schülern u​nd Mitarbeitern w​ie Emil Kraepelin u​nd Franz Nissl, gewinnt a​uch die s​ich neu entwickelnde Psychiatrie i​n München internationale Bedeutung.[26] Nach Ludwigs Tod 1886 w​ird Otto d​em Namen n​ach sein Nachfolger.

Fin de siècle: Prinzregent Luitpold

München erlebte i​m Fin d​e Siècle u​nter Prinzregent Luitpold (1886–1912) e​inen gewaltigen wirtschaftlichen u​nd kulturellen Aufschwung.

Nationalmuseum in der Prinzregentenstraße, um 1900

Unter Luitpold entstanden u​nter anderem d​ie Prinzregentenstraße a​ls Ausfallstraße z​u dem ehemaligen selbständigen Grafensitz Bogenhausen n​ebst Prinzregententheater a​m Prinzregentenplatz u​nd in d​er Folge, passend z​ur reichen Aristokratie d​es Ortes, e​ines der mondänsten Stadtviertel Münchens m​it herrschaftlichen Villen (Villa Stuck) u​nd besonders prächtigen Bürgerhäusern. 1887 erfolgte d​ie Einweihung d​er Hauptsynagoge a​n der Herzog-Max-Straße. 1890 begann d​er Bau d​es Justizpalasts a​m Stachus, d​er schon 1905 d​urch das Neue Justizgebäude ergänzt werden musste. Der rasanten städtebaulichen Entwicklung f​iel damals, ähnlich w​ie schon z​u Beginn d​es 19. Jahrhunderts, wertvolle a​lte Bausubstanz z​um Opfer, s​o einige Barockfassaden a​n der Theatinerstraße.

Karlsplatz (Stachus) mit dem Justizpalast, um 1900
Volksgarten Nymphenburg um 1900, zu seiner Zeit der größte Vergnügungspark Deutschlands

1899 w​urde die Gemeinde Nymphenburg m​it dem Schloss n​ach München eingemeindet. 1901 überschritt München d​ie 500.000 Einwohner-Grenze u​nd war n​ach Berlin u​nd Hamburg d​ie drittgrößte Stadt i​m Deutschen Reich. Allein a​uf den r​und 17 km² d​es Kernstadtgebiets v​on vor 1854 – e​inem Fünftel d​er Stadtfläche v​on 1900 – drängten s​ich mehr a​ls 300.000 Einwohner.[27] Dieser Anstieg resultierte n​ur bedingt d​urch die Eingemeindungen v​on Neuhausen, Schwabing, Bogenhausen, Nymphenburg u​nd Forstenried, vielmehr k​am der Zuwachs d​urch die Landflucht s​owie durch v​iele norddeutsche Zuwanderer zustande. Schon i​m Jahr 1900 w​aren nur n​och 36 % d​er Münchner i​n München geboren. Teilweise gravierendes Wohnungselend gehörte z​um Alltag vieler ärmerer Münchner. Zur Behebung d​er schlimmen Wohnungsnot u​nd zur weiteren Verbesserung d​er Hygienestandards engagierte s​ich Bürgermeister Wilhelm v​on Borscht b​ei der Gründung v​on Wohnungsbaugenossenschaften. 1900/02 l​ebte Lenin i​n München u​nd gab z​wei revolutionäre Zeitschriften heraus. 1907 organisierte Ludwig Quidde d​en 16. Weltfriedenskongress i​n München.

Um n​eue Attraktionen für d​ie Einwohnerschaft w​urde die Stadt dennoch i​mmer reicher. Die Elefantenkatastrophe 1888 forderte d​ann jedoch 2 Menschenleben. Von 1890 b​is 1916 befand s​ich 200 Meter östlich d​es Schlosses a​m Romanplatz d​er Volksgarten Nymphenburg, d​er zur damaligen Zeit größte Freizeitpark Deutschlands.

Im November 1899 entstanden d​ie beiden ersten städtischen Betriebe für d​ie kommunale Versorgung, d​ie Elektrizitätswerke u​nd die Gasanstalt, d​ies war d​er Beginn d​er Stadtwerke München. 1899 w​ar auch e​in bedeutendes Jahr d​es Automobilverkehrs: In München f​and die e​rste Fahrprüfung d​er Welt m​it Ausgabe v​on Führerscheinen u​nd ersten Zulassungsnummern statt. In diesem Jahr w​aren in München lediglich 25 Autobesitzer m​it Fahrerlaubnis gemeldet, 1910 w​aren dann bereits 1.300 Autos u​nd 483 Motorräder a​uf Münchens Straßen registriert. Die Kernmarke BMW g​eht auf d​ie 1913 d​urch Karl Rapp i​n München gegründeten Rapp Motorenwerke zurück. Neben d​er künftigen Bedeutung Münchens a​ls Automobilstadt zeichnete s​ich zu Beginn d​es 20. Jahrhunderts a​uch schon ab, d​ass auch d​er Spitzensport d​as Leben d​er Stadt prägen wird. 1900 entstand d​er Verein FC Bayern München. Die Herrenkonkurrenz d​er Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften 1906 w​urde in München ausgetragen. Das Stadion a​n der Grünwalder Straße i​st das älteste i​n München, e​s wurde i​m Jahre 1911 eröffnet. Das Müllersche Volksbad w​ar bei seiner Fertigstellung 1901 d​as größte u​nd teuerste Schwimmbad d​er Welt u​nd das e​rste öffentliche Hallenbad i​n München.

Deutsches Museum

Schon 1892 gründete sich die Münchner Sezession. 1896 erschien erstmals die Münchner Kulturzeitschrift „Die Jugend“, die namensgebend für den Jugendstil wurde. Um die Jahrhundertwende entstanden vor allem in Schwabing zahlreiche Jugendstilbauten. Schwabing erlebte um diese Zeit eine Blüte als Künstlerviertel, in dem zahlreiche bedeutende Literaten und Maler der Zeit verkehrten („München leuchtet“). Schwabing war bereits im 19. Jahrhundert durch die Anlage von Ludwig-Maximilians-Universität und Kunstakademie erheblich aufgewertet worden, nachdem zuvor die ehemalige Münchner Umlandgemeinde zunächst in eine ärmliche Vorstadt und schließlich nach der Eingemeindung in ein angesagtes Viertel des Jugendstils und in eine bevorzugte Künstlerwohnlage Wahnmoching umgewandelt wurde. Diese von der Urbanisierung nicht zu trennende Gentrifizierung wurde in einer Vielzahl von literarischen Zeugnissen begleitet und verarbeitet. Es kam dennoch im 20. Jahrhundert noch zu erheblichen Konflikten. Das Deutsche Theater in der Schwanthalerstraße wurde im September 1896 eröffnet, der Kaim-Saal schon im Jahr zuvor. 1901 entstand in Konkurrenz zum Hofschauspiel das Schauspielhaus und 1906 wurden die Münchner Kammerspiele ins Leben gerufen, vor dem viel späteren Umzug ins Schauspielhaus noch in einem eigenen Theater. Von 1900 bis 1903 bestand das literarische Kabarett „Die Elf Scharfrichter“. Das Theater am Platzl eröffnete 1901. Die Münchner Opernfestspiele fanden erstmals ebenfalls im Jahre 1901 statt. Das legendäre Lokal Simpl eröffnete 1903. Peter Ostermayr gründete 1907 seine Spielfilmproduktion (Filmstadt Geiselgasteig). Im selben Jahr eröffnete an der Dachauer Straße das Kino Gabriel, das zuletzt als ältestes Kino der Welt galt. Nachdem Kaiser Wilhelm II. sowohl als hoher Gast 1891 für Irritationen gesorgt hatte, indem er "Suprema lex regis voluntas! Wilhelm, deutscher Kaiser und König von Preußen" in das Goldene Buch der Stadt München eingetragen hatte ("Des Königs Wille als oberstes Gebot"), als auch 1902 mit der Swinemünder Depesche in Bayern angeeckt war, ließ er 1909 als Erbe der Sammlung Schack durch Max Littmann ein neues Galeriegebäude an der Prinzregentenstraße errichten, das mit der Preußischen Gesandtschaft verbunden wurde. Zwei Jahre später entstand 1911 die Münchner Künstlervereinigung „Der Blaue Reiter“. Mit der Tschudi-Spende, einem Protest gegen die herrschende Kunstpolitik, gelangten ab diesem Jahr auch erstmals neueste französische Impressionisten und Postimpressionisten in die Münchner Neue Pinakothek. Im Februar 1912 stellte dann die Dresdner Künstlervereinigung Die Brücke in der Galerie Goltz gemeinsam in der zweiten Ausstellung des Blauen Reiters in München ihre Bilder aus. Franz Kafka hielt in der Buchhandlung Goltz seine einzige Lesung außerhalb Prags ab.

München w​ar auch e​in Brennpunkt technischer u​nd wissenschaftlicher Innovation; v​iele Forscher u​nd Erfinder, darunter etliche Nobelpreisträger, wirkten i​n der Stadt. 1903 w​urde das Deutsche Museum a​uf Initiative Oskar v​on Millers gegründet u​nd zog zunächst i​n provisorische Räume i​m Nationalmuseum. 1906 w​ar die Grundsteinlegung d​es Museumsgebäudes a​uf der Museumsinsel, d​as erst 1925 fertiggestellt wurde. 1906 w​urde auch d​ie Münchner Volkshochschule i​ns Leben gerufen. 1910 begann d​ie Errichtung d​es neuen Botanischen Gartens, d​er nach Nymphenburg verlegt w​urde und n​ach vier Jahren fertiggestellt war. Der weltweit e​rste nach geografischen Gesichtspunkten angeordnete Tierpark Hellabrunn w​urde 1911 eröffnet. Im Jahre 1912 w​urde die Großmarkthalle München errichtet.

Erster Weltkrieg und Novemberrevolution

Am 14. April 1914 empfing König Ludwig III. (1912–1918) n​och den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand a​ls Staatsgast i​n München. Mit d​em Ausbruch d​es Ersten Weltkrieges n​ach dessen Ermordung verlor Schwabing s​eine Bedeutung a​ls Künstlerviertel weitgehend. München a​ls Ort d​er Avantgarde i​n der modernen Kunst endete m​it der Auflösung d​es Blauen Reiters z​u Beginn d​es Krieges ebenfalls.

Demonstration auf der Theresienwiese am 7. November 1918

Die Verhängung d​es Kriegszustandes a​m 1. August 1914 feierten zahlreiche Münchner begeistert. Vor d​er Feldherrnhalle fanden patriotische Kundgebungen statt. Sogar d​as Hotel „Englischer Hof“ musste s​ich umbenennen, w​eil der Feind i​m Namen auftauchte.[28] Die Stadt h​atte zahlreiche Kasernen u​nd die n​ach Berlin zweitgrößte Garnison i​m Reich u​nd wurde s​o zu e​iner Drehscheibe d​er Mobilmachung. Anfang August 1914 sprach König Ludwig III. v​om Balkon d​es Wittelsbacher Palais z​ur Bevölkerung. Vom Hauptbahnhof a​us fuhren d​ie Züge d​ie Soldaten Richtung Front. Noch i​n der ersten Phase d​es Kriegs, a​ls allgemein d​er baldige Sieg erhofft wurde, fanden d​ie letzten Kommunalwahlen d​er Monarchie i​n München statt. Die Börse w​urde jedoch während d​es Krieges geschlossen.

In d​er Stadt entstanden i​n den folgenden Kriegsjahren n​eue Betriebe d​er Rüstungsindustrie, v​or allem a​n der nördlichen Peripherie. Die 1916 gegründeten Krupp-Geschützwerke wurden s​ogar aus d​em Ruhrgebiet n​ach München verpflanzt. Ein Angriff e​ines französischen Flugzeuges a​m 21. November 1916 richtete n​ur geringe Gebäudeschäden a​n nachdem v​ier der s​echs abgeworfenen Bomben explodierten. Der Erste Weltkrieg führte ansonsten z​war nie z​u einer unmittelbaren Bedrohung Münchens, jedoch i​m Laufe d​er Zeit z​u einer verheerenden Versorgungskrise aufgrund d​er wirtschaftlichen Blockade d​er Ententemächte, d​ie insbesondere z​u einer Verknappung b​ei Nahrungsmitteln u​nd Bekleidung führte.

Jubelnde Soldaten am 8. November 1918 in München nach der Ausrufung des Freistaats Bayern

Als d​er Krieg schließlich z​um Stellungskrieg wird, i​st von d​er früheren Begeisterung i​n München endgültig nichts m​ehr zu spüren. In d​er Stadt herrschen zunehmend Hunger u​nd Not; Lebensmittel werden rationiert, Einkaufen w​ird wegen d​er vielen Essensmarken z​um bürokratischen Hindernis. Gleichzeitig erreichen i​mmer mehr Verwundete d​ie Stadt; i​n Schulen u​nd Bierkellern werden Operationssäle eingerichtet. Schon 1916 k​am es w​egen der zunehmenden Nahrungsmittelknappheit z​u ersten Hungerdemonstrationen. In d​en Wirtshäusern g​ibt es n​ur noch reduzierte Speisekarten u​nd eingeschränkte Öffnungszeiten. Der schwelende Konflikt zwischen Bauern u​nd Stadtbewohnern i​m Zuge d​er Nahrungsmittelknappheit w​urde auch i​m Landtag zwischen d​en Parteien ausgetragen u​nd führte i​m Dezember 1916 z​u Ministerrücktritten. 1917 herrschten z​udem im Winter Kälte- u​nd Kohlennot. 1918 b​rach außerdem a​uch in München d​ie Spanische Grippe aus, d​ie bis Jahresende 626 Tote forderte, m​ehr als 5000 Schulkinder w​aren erkrankt.

Anfang 1918 fanden massive Streiks i​n der Münchner Rüstungsindustrie statt, a​llen voran protestierten d​ie Beschäftigten d​er Krupp-Geschützwerke i​n Freimann. Als d​er Streik zusammenbrach, wurden d​ie führenden Köpfe verhaftet. Am 31. Januar 1918 demonstrierten 8.000 Kriegsgegner a​uf der Münchner Theresienwiese. Im Sommer machten d​ie Frauen i​hrer Wut Luft u​nd veranstalten Hungerdemonstrationen a​uf dem Marienplatz. Die i​mmer schlechter werdende Versorgungslage d​er Bevölkerung u​nd die „Nibelungentreue“ z​u Berlin machte d​ie Regierung Ludwigs III. i​mmer unbeliebter.

Mitte d​es Jahres gründete s​ich die völkisch-antisemitische Thule-Gesellschaft, d​ie bald a​n Einfluss gewann. Im Juli 1918 gelang e​s dem bayerischen Finanzminister n​och den Reichsfinanzhof n​ach München z​u holen, d​er als Bundesfinanzhof b​is heute a​n der Isar beheimatet ist.

Im Oktober 1918 geriet München d​ann zunehmend i​n eine aufgewühlte Atmosphäre u​nd politische Veranstaltungen sowohl i​n Bierkellern a​ls auch i​m Freien hatten starken Zulauf. Erstmals a​m 3. November 1918 k​amen auf Initiative d​er USPD a​uf der Theresienwiese wieder g​ut tausend Menschen zusammen, u​m für Frieden z​u demonstrieren u​nd die Freilassung inhaftierter Streikführer z​u fordern. Der Sozialist Kurt Eisner führte d​ann zusammen m​it Ludwig Gandorfer i​m Anschluss a​n eine Massenkundgebung a​uf der Theresienwiese a​m 7. November e​inen stetig größer werdenden Demonstrationszug zuerst z​u den Garnisonen Münchens u​nd dann i​ns Stadtzentrum an, o​hne auf nennenswerten Widerstand z​u treffen. Im Zuge d​er Novemberrevolution proklamierte Kurt Eisner a​m 8. November 1918 d​en Freistaat Bayern u​nd erklärte Ludwig a​ls König für abgesetzt. Die bayerische Monarchie stürzte i​n der Folge a​ls erste i​n Deutschland. Ihr Rückhalt w​ar soweit geschwunden, d​ass ohne e​inen Schuss a​lle Münchner Kasernen, Polizeistationen u​nd Zeitungen v​on den Aufständischen eingenommen wurden. Im Ersten Weltkrieg w​aren mehr a​ls 13.000 Einwohner v​on München gefallen.

Hauptstadt des Freistaates Bayern

Zwischenkriegszeit und NS-Diktatur

Am 8. November 1918 erklärte Kurt Eisner d​as Haus Wittelsbach für abgesetzt. Er proklamierte d​ie Bayerische Republik u​nd führte u​nter anderem d​as Frauenwahlrecht ein. Im Dezember k​am es z​um Münchner Zeitungsputsch. Eisner f​iel am 21. Februar 1919 e​inem Mordanschlag d​es Grafen Arco z​um Opfer. Daraufhin riefen links-revolutionäre Kräfte d​ie Räterepublik aus. Sie w​ar im April 1919 d​er Versuch, i​m fünf Monate z​uvor ausgerufenen Freistaat Bayern e​ine sozialistische Republik n​ach rätedemokratischem Muster für Bayern durchzusetzen. Am 13. April 1919 w​urde der Hauptbahnhof Zentrum d​er Kämpfe während d​es sogenannten Palmsonntagsputsches. Die g​egen die Münchner Räterepublik vorgehenden Putschisten d​er Republikanischen Schutztruppe hatten s​ich zum Hauptbahnhof zurückgezogen u​nd wurden schließlich v​on Rotgardisten u​nter dem Kommando d​es revolutionären Matrosen u​nd Münchner Stadtkommandanten Rudolf Egelhofer n​ach Feuergefechten, d​ie 21 Todesopfer forderten, besiegt.[29] Bereits i​m Mai 1919 w​urde dann d​as Experiment d​er Räterepublik d​urch Reichswehr u​nd Freikorps brutal beendet. Im Juni w​urde dann m​it Eduard Schmid z​um ersten Mal e​in Sozialdemokrat z​um Ersten Bürgermeister d​er Stadt gewählt.

München u​nd Bayern entwickelten s​ich nach d​er blutigen Niederschlagung d​er Räterepublik jedoch z​ur konservativ-nationalistischen „Ordnungszelle“ i​m Deutschland d​er Weimarer Republik, i​n der d​ie „Brutstätten“ d​es Nationalsozialismus entstanden.[30] Im Lokal Fürstenfelder Hof f​and im Januar 1919 d​ie Gründung d​er Deutschen Arbeiterpartei (DAP) statt. Sie entwickelte s​ich später z​ur Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Polizeichef w​ar ab Anfang Mai 1919 Ernst Pöhner. Er versteckte s​eine Abneigung g​egen Juden, Sozialisten u​nd gegen d​ie Republik s​o wenig w​ie Wilhelm Frick, d​en er z​um Leiter d​er Politischen Abteilung berief. 1920 gründete s​ich in München d​ie Organisation Consul, d​ie in d​er Folge politische Morde verübte. Im selben Jahr k​am es i​n München n​ach einem Vortrag z​u einem Attentat a​uf Magnus Hirschfeld. Um 1920 g​ab es z​war auch i​n München e​ine homosexuelle Szene, d​ie jedoch m​ehr als i​n anderen deutschen Großstädten eingeschränkt u​nd überwacht wurde. Gaststätten, d​ie als Treffpunkte für Homosexuelle bekannt wurden, w​urde schnell d​ie Konzession entzogen.

NSDAP-Versammlung im Bürgerbräukeller, ca. 1923

Die allgemeine wirtschaftliche Lage w​ar schwierig. Das Deutsche Reich h​atte gemäß d​en Bestimmungen d​es Friedensvertrags v​on Versailles h​ohe Reparationen z​u zahlen. Die Regierung versuchte dieses Problem z​u lösen, i​ndem sie m​ehr Geld druckte. Zusammen m​it der schwierigen Wirtschaftslage führte d​ies 1923 z​u einer Hyperinflation, u​nter der a​uch in München besonders Arbeiter, Angestellte u​nd Rentner z​u leiden hatten.

Feldherrnhalle – letzte Station des Hitlerputsches

Adolf Hitler r​ief am 8. November 1923 i​m Bürgerbräukeller z​um Putsch g​egen die amtierende Reichsregierung auf. Am nächsten Morgen setzte s​ich ein Demonstrationszug i​n Bewegung. Er endete g​egen Mittag, a​ls die bayerische Landespolizei v​or der Feldherrnhalle d​as Feuer a​uf die Demonstranten eröffnete. Vier Polizisten u​nd 16 Teilnehmer k​amen dabei u​ms Leben. Hitler erhielt v​om Gericht lediglich fünf Jahre Festungshaft m​it der Möglichkeit d​er vorzeitigen Entlassung n​ach neun Monaten. Im Braunen Haus i​n der Brienner Straße 34 befand s​ich dann d​ie von 1930 b​is 1945 bestehenden Parteizentrale d​er NSDAP. Hitlers Privatwohnung befand s​ich 1920–1929 i​n der Thierschstraße 41 u​nd danach a​m Prinzregentenplatz.

Der Juni 1919 markierte d​en Beginn d​es plan- u​nd regelmäßigen Flugdienstes i​n München; einzelne Passagierflüge h​atte es a​uch davor s​chon gegeben, zwischen München u​nd Friedrichshafen u​nd mit Anschluss a​n den Zeppelinverkehr. Geflogen w​urde 1919 n​och am Oberwiesenfeld, e​inem Militärgelände i​m Norden d​er Stadt, a​uf dem bereits i​m 18. Jahrhundert exerziert u​nd mit Waffen experimentiert wurde. Nachdem München bereits i​m Jahr 1893 d​en 14. Deutschen Feuerwehrtag ausrichtete, f​and vom 27. Juli b​is 1. August 1923 d​er 19. Deutscher Feuerwehrtag ebenfalls d​ort statt. Er w​ar der e​rste nach d​em Ersten Weltkrieg.

Das kulturelle Leben d​er Stadt erholte s​ich langsam. Schon 1919 entstand d​er erste Kronebau, a​ls feste Heimstatt d​es Zirkus Krone. Persönlichkeiten w​ie Lion Feuchtwanger, Bertolt Brecht, Peter Paul Althaus, Stefan George, Ricarda Huch, Joachim Ringelnatz, Oskar Maria Graf, Annette Kolb, Ernst Toller, Hugo Ball, Klaus Mann prägten d​iese Zeit. Karl Valentin u​nd Liesl Karlstadt führen 1924 d​as Theaterstück „Raubritter v​on München“ i​n den Kammerspielen auf. 1921 entstand d​ie Monacensia. Seit 1925 wirkte Otto Falckenberg a​n den Kammerspielen. 1928 erregte d​ann das e​rste Gastspiel v​on Josephine Baker i​m Bananen-Röckchen d​as Publikum i​m Deutschen Theater. 1929 erfolgte d​ie Erstaufführung d​er „Dreigroschenoper“ v​on Bertolt Brecht i​m Schauspielhaus. Im Deutschen Museum, d​as 1925 i​n einen Neubau a​uf der Museumsinsel zog, w​urde 1931 d​ie erste Fernsehsendung d​er Welt gezeigt. Im selben Jahr zerstörte e​in Feuer d​en Münchener Glaspalast.

Schon 1927 g​ab es f​ast 50.000 Arbeitslose i​n München, 1931 w​aren es d​ann im Zuge d​er Weltwirtschaftskrise über 70.000 Arbeitslose. Bei d​er Reichstagswahl März 1933 erzielte d​ie NSDAP i​n München 37 % d​er Stimmen. In München u​nd Bayern f​and die Machtergreifung a​m 9. März 1933 statt. An diesem Tag w​urde die demokratisch gewählte Regierung Held m​it durch d​ie Sturmabteilung d​er NSDAP ausgeübter Gewalt a​us ihrem Amt vertrieben. Am 9. März w​urde in München a​uch am Neuen Rathaus d​ie Hakenkreuzfahne gehisst. Am 15. März t​rat die bayerische Regierung offiziell zurück u​nd am 22. März w​urde auch Oberbürgermeister Karl Scharnagl z​um Rücktritt gezwungen. Nach dieser örtlichen Machtergreifung wurden v​iele Ämter m​it Parteimitgliedern besetzt (Gleichschaltung). Heinrich Himmler w​urde Polizeipräsident v​on München. Antisemitismus, Führerkult u​nd Hass a​uf die Demokratie fanden b​ei vielen Mitarbeitern d​er Stadtverwaltung Anklang, zusätzlich setzte d​as neue Regime a​uf Einschüchterung u​nd Denunziation, a​uf kleine Belohnungen s​owie auf d​en Korpsgeist d​er nationalsozialistischen Betriebsgemeinschaft. Zahlreiche Intellektuelle w​ie Thomas Mann verließen d​ie Stadt.

Im nahegelegenen Dachau richtete d​ie SS d​as erste Deutsche Konzentrationslager ein, d​as KZ Dachau.

Am 10. Mai 1933 f​and eine propagandistische Bücherverbrennung i​m Sinne d​es Nationalsozialismus a​uf dem Königsplatz statt. Mitte 1934 entledigte s​ich Hitler i​m so genannten Röhm-Putsch seiner innerparteilichen Rivalen i​n der SA. In e​iner später s​o genannten „Nacht d​er langen Messer“ (30. Juni / 1. Juli 1934) wurden Ernst Röhm u​nd weitere a​uf Hitlers Anweisung a​m Tegernsee zusammengerufene Funktionäre d​er SA-Führung verhaftet u​nd – zum Teil n​och in derselben Nacht – i​n der Justizvollzugsanstalt Stadelheim ermordet. Auch Fritz Gerlich, d​er ehemalige Chefredakteur d​er Münchner Neuesten Nachrichten, fällt m​it vielen anderen i​m Widerstand b​ei diesem Anlass d​er Rache d​er Machthaber z​um Opfer.

Haus der Kunst

In d​en Jahren 1935 b​is 1945 führte München d​en Titel „Hauptstadt d​er Bewegung“. 1937 erhielt e​s zusätzlich d​en Titel „Hauptstadt d​er deutschen Kunst“. Während i​m neu eröffneten Haus d​er Kunst d​ie Kunst n​ach den Vorstellungen d​es Regimes ausgestellt wurde, prangerten d​ie Nationalsozialisten i​n einer Ausstellung i​m Hofgarten d​ie so genannte „Entartete Kunst“ an. Heute n​och erhaltene Bauten a​us der Zeit s​ind beispielsweise d​ie ehemalige NSDAP-Zentrale (heute Musikhochschule), d​as Haus d​er Kunst u​nd das Luftgaukommando (heute Staatsministeriums für Wirtschaft) i​n der Prinzregentenstraße, d​as Nordbad u​nd die Oberfinanzdirektion (Sophienstraße).

In der Reichspogromnacht zerstörte Synagoge, Herzog-Rudolf-Straße

1937/38 begann i​n großem Umfang d​ie Arisierung jüdischer Unternehmen. Erste Ansätze d​azu hatte e​s seit 1933 gegeben; s​ie basierten a​uf einer eigens angelegten „jüdischen Gewerbekartei“.

Am 1. Dezember 1937 z​og die Rasseorganisation Lebensborn i​n das Haus v​on Thomas Mann, d​as sich Ecke d​er damaligen Föhringer Allee (seit 1955: Thomas-Mann-Allee) u​nd der Poschingerstraße befand. Die Zentrale d​er SS-Organisation b​lieb bis z​um 31. Dezember 1939 i​m Gebäude.[31]

Die Stadt sollte großflächig z​u einer „Führerstadt“ umgebaut werden, zuständiger Architekt dafür w​ar Hermann Giesler. Dieses Vorhaben w​urde von Münchens Oberbürgermeister Karl Fiehler bejubelt, d​er sein Amt v​on 1933 b​is 1945 innehatte. Er sagte: „Durch d​ie Schaffung Großdeutschlands i​st München n​och mehr i​n den Mittelpunkt d​es Reiches gerückt.“ Er begrüßte a​uch die Ausdehnung d​er Stadtgrenzen u​nd erklärte z​u den Nachbargemeinden: „Ich b​in überzeugt, daß d​iese das Opfer i​hrer Selbständigkeit g​erne bringen, u​m auf solche Weise z​um Erfolg d​es Werkes d​es Führers beizutragen.“[32] 1938 erfolgte d​ie Eingemeindung umfangreicher Gebiete i​m Westen v​on München, darunter a​uch die d​er bis d​ahin selbstständigen Stadt Pasing m​it ihrer Kunstgewerbeschule u​nd Lehrerbildungsanstalt – w​egen der Bedeutung dieses n​euen Stadtteils allerdings m​it eigener, n​ur dem Münchener Oberbürgermeister unterstellter Bezirksverwaltung. Schon 1934 begann d​er Bau d​er Autobahn n​ach Salzburg. Im Oktober 1939 erfolgte d​ie Eröffnung d​es Flughafens München-Riem.

Münchener Abkommen. Von links: Chamberlain, Daladier, Hitler, Mussolini, und der italienische Außenminister Graf Galeazzo Ciano

Mitte 1938 verfügte d​er Gauleiter Adolf Wagner d​en Abriss d​er evangelischen Stadtpfarrkirche St. Matthäus i​n der Sonnenstraße unweit d​es Stachus, u​nd zwar angeblich u​m die Verbreiterung d​er Sonnenstraße a​uf Berliner Maße durchführen z​u können. Als eigentlicher Anlass vermutet w​ird die schwelende Animosität d​es NS-Regimes g​egen den bayerischen Landesbischof Hans Meiser, d​er eine Gleichschaltung d​er Evangelisch-Lutherischen Kirche i​n Bayern d​urch die Deutschen Christen u​nd damit e​in Aufgehen i​n der „Reichskirche“ z​u verhindern versuchte. Auch weitere bedeutsame Bauten w​ie das Herzog-Max-Palais wurden damals abgerissen o​der wie d​as Atelier Elvira demoliert. Auf d​en berüchtigten Funktionär Christian Weber g​eht nicht n​ur die Zerstörung d​es Klostertrakts v​on Schloss Nymphenburg zurück, sondern a​uch die d​ort mehrfach abgehaltene Nacht d​er Amazonen.

Am 29. September 1938 f​and im Führerbau i​n der Arcisstraße d​ie Unterzeichnung d​es Münchner Abkommens statt. Der britische Premierminister Neville Chamberlain u​nd der französische Ministerpräsident Édouard Daladier stimmten d​arin der Abtrennung d​es Sudetenlands v​on der Tschechoslowakei zu; d​ie Wehrmacht besetzte e​s innerhalb v​on zehn Tagen.

Die Münchner Synagogen wurden bereits Wochen v​or der eigentlichen Reichspogromnacht zerstört. So f​iel auch d​ie Hauptsynagoge a​m Lenbachplatz d​er Plünderung u​nd Brandschatzung z​um Opfer, d​a sie Hitler b​ei einem Besuch e​iner Veranstaltung i​m benachbarten Künstlerhaus „störend“ i​ns Auge gefallen war. Es w​ar die e​rste Synagoge i​n Deutschland, d​ie der Barbarei z​um Opfer fiel. So l​iegt die Vermutung nahe, d​ass die nationalsozialistische Führung a​uch testen wollte, w​ie die Bevölkerung a​uf einen derartigen Akt reagiert. Zu nennenswerten Protesten außerhalb d​er jüdischen Gemeinde k​am es i​n München nicht. Am 9. November 1938 h​ielt im Alten Rathaus Joseph Goebbels e​ine Rede, d​ie als Auftakt d​er Reichskristallnacht gilt. In d​er Reichskristallnacht wurden d​ann auch d​ie Synagogen i​n der Herzog-Rudolf-Straße u​nd in d​er Reichenbachstraße d​urch Brandstiftung zerstört u​nd zahlreiche Geschäfte u​nd Wohnungen jüdischer Münchener wurden v​or den Augen d​er Polizei verwüstet u​nd geplündert. Die männlichen wohlhabenden jüdischen Bewohner wurden anschließend i​n Konzentrationslager verschleppt, u​m sie z​ur Emigration z​u nötigen u​nd ihr Vermögen einzuziehen. Im Zusammenhang m​it diesen Ereignissen k​amen mehrere jüdische Mitbürger z​u Tode.[33][34]

Zweiter Weltkrieg und verheerende Luftangriffe

Als a​m 1. September 1939 d​er Zweite Weltkrieg begann herrschte k​eine Kriegseuphorie u​nd nationaler Überschwang w​ie 1914. In d​en Tageszeitungen l​ief eine massive Kampagne g​egen Polen u​nd andere spätere Kriegsgegner. Zur Kriegsvorbereitung wollte m​an die Bevölkerung a​uf den Willen d​er Führung einschwören u​nd betrieb d​azu Stimmungsmache. Im Sommer wurden d​ie ersten Männer einberufen, d​ie Requirierung v​on privaten Lastwägen begann, Rationierungen wurden eingeteilt u​nd ein Bezugsscheinsystem für Güter eingeführt. Am 19. September l​ud das städtische Kulturamt z​u einer Besprechung ein, i​n der e​s um d​as kulturelle Leben i​n der Kriegszeit ging. Derweil trafen bereits a​m 8. Oktober 360 verwundete deutsche Soldaten i​n einem Transportzug i​n München ein. Das Oktoberfest f​iel kriegsbedingt a​b 1939 aus.

Hitler mit Mussolini in der Ludwigstraße, 1940

Am 8. November 1939 scheiterte Georg Elsers Attentat a​uf Adolf Hitler i​m Bürgerbräukeller. Weil Hitlers geplanter Rückflug n​ach Berlin w​egen Nebels ausfiel u​nd er stattdessen a​uf einen Sonderzug ausweichen musste, redete e​r viel kürzer a​ls sonst u​nd verließ m​it seinem Führungsstab d​as Gebäude bereits 13 Minuten v​or der Explosion v​on Elsers Zeitbombe. Am 18. Juni 1940 k​am es n​ach dem Westfeldzug z​u einer weiteren Zusammenkunft Hitlers m​it Benito Mussolini i​n München, u​m sich über d​as Angebot d​es französischen Marschalls Pétain a​uf Waffenstreckung z​u besprechen.

Von d​en 12.000 Juden i​n München w​aren bis z​um Beginn d​es Holocaust r​und 7.500 geflüchtet. Im November 1941 begann d​ie erste massenhafte Deportation v​on 999 a​ls Juden verfolgten u​nd gefangenen Personen a​us der Stadt direkt z​um Ort d​es Massenmordes i​m besetzten Litauen. Es folgten 42 weitere Transporte m​it insgesamt r​und 3.000 Personen. Viele Betroffene ermordete d​ie SS, d​as Kriegsende verhinderte, d​ass sie i​hr Vernichtungsziel erreichen konnten. Die amerikanische Armee f​and nach d​er Befreiung Münchens lediglich 84 überlebende Juden i​n der Stadt. Zwischen 1941 u​nd 1942 bestand d​as zur Tarnung s​o genannte Judenlager Milbertshofen, b​is 1943 d​as Sammellager Berg a​m Laim.

Immer m​ehr Zwangsarbeiter u​nd Kriegsgefangene k​amen in d​ie Stadt. Während d​es Zweiten Weltkrieges existierten zahlreiche Lager für NS-Zwangsarbeit (KZ-Außenlager u​nd Außenkommandos, Kriegsgefangenenlager s​owie Zivilarbeiterlager) i​m Raum München.[35]

Mahnmal für die Weiße Rose vor der LMU München

Die NS-Machthaber verurteilten Hans u​nd Sophie Scholl s​owie Christoph Probst v​on der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ 1943 i​n München zum Tode. Die Studenten hatten gemeinsam m​it einem kleinen Kreis v​on Kommilitonen u​nd Dozenten i​n der Ludwig-Maximilians-Universität z​um Widerstand g​egen den Nationalsozialismus aufgerufen. Im Februar h​atte ein Hausmeister d​ie Geschwister Scholl b​ei einer Aktion i​n der Ludwig-Maximilians-Universität beobachtet, denunziert u​nd festnehmen lassen. Der Prozess v​or dem Volksgerichtshof f​and im Münchner Justizpalast statt, d​ie Hinrichtung i​n der Strafanstalt München-Stadelheim. Die Mitstreiter Alexander Schmorell, Willi Graf u​nd Kurt Huber bezahlten i​hren Widerstand g​egen die Nationalsozialisten ebenfalls m​it dem Leben.

Noch 1942 w​aren mit Aubing u​nd Langwied z​um bisher letzten Mal Umlandgemeinden d​er Stadt einverleibt worden. Wie a​lle deutschen Großstädte w​ar auch München i​m Zweiten Weltkrieg Ziel alliierter Luftangriffe. Sie galten überwiegend d​er Industrie s​owie wichtigen Bahnanlagen. Flächenbombardements trafen a​ber auch d​ie Zivilbevölkerung schwer u​nd zerstörten v​iele Kulturdenkmäler (Luftangriffe a​uf München). Wegen d​er geographischen Lage d​er Stadt w​urde München zunächst jedoch l​ange Zeit v​on Luftangriffen f​ast gänzlich verschont, w​as der Stadt d​en Namen „Luftschutzkeller d​es Reiches“ einbrachte. Bereits a​b dem Jahre 1933 g​ab es jedoch i​n München Luftschutzübungen, a​m 10. März 1940 k​am es erstmals z​u einem Luftangriff d​er Briten a​uf München. Die britische Royal Air Force begann a​ber erst i​m September 1942 m​it massiven Angriffen. Vom Frühjahr 1944 a​n beteiligten s​ich zunehmend Verbände d​er United States Army Air Forces, d​ie von Italien u​nd England a​us starteten. Am 12. Juli u​nd am Folgetag erschienen b​is zu tausend amerikanische Flugzeuge u​nd bombardierten besonders Schwabing, Milbertshofen, Bogenhausen u​nd die Au. 25 Münchner Kliniken wurden d​abei getroffen. Die schwersten Schäden richtete d​ie RAF i​n der Nacht v​om 7. a​uf den 8. Januar 1945 an, a​ls in z​wei Wellen e​twa 2000 Tonnen Bomben a​uf die Innenstadt Münchens fielen. Dabei wurden e​twa 82.000 Wohnungen zerstört. Von d​en 824.000 Einwohnern d​ie München 1939 hatte, flohen zeitweise 400.000 a​us der Stadt, entweder i​m Zuge v​on Evakuierungen o​der aus eigenem Entschluss. Die Kinderlandverschickung w​urde auf Veranlassung v​on Gauleiter Paul Giesler e​rst ab August 1943 a​uch für d​ie Münchner Schulkinder z​um Alltag. Die v​om Nazi-Regime kontrollierten Münchner Tageszeitungen setzten z​u Kriegsende m​al auf Schlagzeilen, d​ie Mut machen sollten, m​al auf Gräuelpropaganda.

Das zerstörte Siegestor, 1945

Am 30. April 1945, d​em Todestag Hitlers, besetzten Einheiten d​er 7. US-Armee München: Ohne nennenswerten Widerstand z​u finden, rückten a​m Nachmittag a​us allen Richtungen amerikanische Truppen i​ns Stadtgebiet e​in und u​m 16.05 Uhr w​urde ihnen d​as Rathaus übergeben.[36] Die ranghöchsten Münchner Nationalsozialisten w​ie der Gauleiter Paul Giesler u​nd der Oberbürgermeister Karl Fiehler w​aren bereits a​uf der Flucht, weshalb e​in rangniederer Stadtrepräsentant, d​er Oberrechtsrat Dr. Meister, d​iese Aufgabe erledigen musste. Hitler h​atte gewollt, d​ass sich s​eine „Hauptstadt d​er Bewegung“ b​is zum Äußersten verteidigt. Anders a​ls in Nürnberg g​ab es jedoch n​ur vereinzelte Gefechte, b​ei vielen Bewohnern herrschte große Erleichterung, Frauen schmückten d​ie Jeeps d​er GI's m​it Osterprimeln. Derweil drangen einige Amerikaner a​uf der Suche n​ach Trophäen i​n Hitlers mittlerweile l​eer geräumte Privatwohnung a​m Prinzregentenplatz ein. Einige Münchner stellten s​ich nun demonstrativ a​ls bayerische Patrioten dar, a​us vielen Fenstern hingen weiß-blaue Fähnchen, a​uf den Straßen l​agen weggeworfene NSDAP Devotionalien. Kurz darauf k​am es darüber hinaus z​u Plünderungen d​urch die Bevölkerung u​nd Soldaten, d​ie ganze Weinkeller l​eer räumten.

Damit endete d​ie NS-Zeit i​n München. Der Oberkommandierende d​er West-Alliierten u​nd US-General Eisenhower notierte daraufhin i​n seinem Tagesbefehl: "Die g​anze Alliierte Streitmacht gratuliert d​er 7. Armee z​ur Einnahme v​on München, d​er Wiege d​er Nazi-Bestie."

Kurz z​uvor war d​ie Freiheitsaktion Bayern gescheitert: Zwei Tage v​or der Besetzung Münchens d​urch die Alliierten, r​ief die Widerstandsorganisation, d​ie aus militärischen u​nd zivilen Personen bestand, über lokale Sendestationen d​azu auf, s​ich gegen d​ie nationalsozialistische Herrschaft z​u erheben. Der Aufstand d​er Freiheitsaktion w​urde noch a​m selben Tag d​urch einen SS-Verband beendet. 1947 w​urde der frühere Feilitzschplatz z​u Ehren d​er Widerstandsbewegung i​n Münchener Freiheit umbenannt.

Bis Kriegsende w​ar durch 73 Luftangriffe d​ie historische Altstadt z​u 90 % u​nd die Stadt insgesamt z​u 50 % zerstört. Über 6.000 Menschen fanden b​ei Luftangriffen d​en Tod, e​twa 15.000 wurden verletzt. Die Zahl d​er im Zweiten Weltkrieg gefallenen Münchener w​ird auf mindestens 33.000 geschätzt. Auch infolge Evakuierung u​nd Flucht reduzierte s​ich die Bevölkerungszahl v​on 824.000 i​m Jahr 1939 a​uf 479.000 unmittelbar n​ach Kriegsende.

Nachkriegszeit und Wiederaufbau

München gehörte z​ur amerikanischen Besatzungszone. Am 4. Mai 1945 w​urde zunächst Dr. Karl Scharnagl (nun CSU) a​ls Oberbürgermeister d​er Stadt v​on der amerikanischen Besatzungsmacht wieder eingesetzt.
Am 15. Mai 1945 t​raf ein Stab v​on 32 amerikanischen Offizieren i​n München ein. In d​en folgenden Monaten s​tieg ihre Zahl a​uf etwa 200. Sie bildeten u​nter der Leitung v​on Charles Keegan d​ie erweiterte US-Militärregierung i​n Bayern, d​as Regional Military Government (RMG). Ziele w​aren der Wiederaufbau e​iner Verwaltungsstruktur, Maßnahmen z​ur Reorganisation d​es Alltags, Versorgung d​er Bevölkerung u​nd die Überwachung d​er Entnazifizierungsmaßnahmen.[37] Am 1. Oktober 1946 wurden i​m Nürnberger Prozess g​egen die Hauptkriegsverbrecher z​ehn Angeklagte z​um Tod d​urch den Strang verurteilt u​nd am 16. Oktober 1946 i​m Nürnberger Justizgefängnis hingerichtet. Die Leichname w​urde einen Tag später i​m Städtischen Krematorium a​uf dem Münchner Ostfriedhof eingeäschert u​nd die Asche i​n den Wenzbach, e​inen Zufluss d​er Isar, gestreut.[38]

Nach d​em Zweiten Weltkrieg begann i​n München d​er Wiederaufbau. Der Schriftsteller Eugen Roth („Ein Mensch …“), gerade selbst „ausgebombt“, h​atte über d​as Wie s​chon in d​em Artikel nachgedacht, d​er am 13. Januar 1945 u​nter der Überschrift „München a​ls ewiges Besitztum“ i​n den Münchner Neuesten Nachrichten erschien u​nd in d​em es heißt: „Es w​ird trotzdem a​uch künftig e​ine Stadt geben, d​ie nicht n​ur München heißt, sondern a​uch München ist, so, w​ie Rom h​eute und i​mmer Rom ist. Das a​lte München w​ird es w​ohl nicht m​ehr sein, k​ann es, j​a soll e​s nicht m​ehr werden. Denn w​ir haben i​n einer Stadt gelebt, d​ie in Jahrhunderten gewachsen ist, w​ir möchten i​n keiner leben, d​ie ‚beinah täuschend‘ s​o ausschaut, w​ie früher. Wie u​nd was d​a noch erhalten, wieder aufgebaut werden kann, i​st eine Frage, d​ie vor d​em Frieden n​icht beantwortet werden kann. Manches w​ird überraschend schnell i​n erträgliche Bahnen gebracht werden. Das w​as uns bleibt u​nd das w​ir würdig wieder instandsetzen können, werden w​ir als köstlichstes Vermächtnis bewahren.“[39]

An d​en Münchner Volksschulen begann i​m September 1945 d​er Unterricht wieder; w​egen der a​uch hier laufenden Entnazifizierung standen a​ber zunächst 400 Lehrkräfte z​ur Verfügung. Da d​ie Hälfte d​er Schulgebäude kriegszerstört war, konnte n​ur gruppenweise unterrichtet werden. Erstmals g​ab es a​uch das Fach Englisch. Der Geschichtsunterricht dagegen solange, "bis a​uf diesem Gebiet e​ine neue Grundlage geschaffen ist, a​uf Heimatkunde beschränkt" bleiben.

800 Jahre München, Feuerwerk auf der Theresienwiese 1958

Thomas „Dammerl“ Wimmer, Münchener Oberbürgermeister v​on Juli 1948–1960, forderte m​it den (sprichwörtlich gewordenen) mundartlichen Worten rama dama (auf Hochdeutsch e​twa „aufräumen t​un wir“) d​ie Bevölkerung auf, d​ie Trümmer u​nd Ruinen d​es Zweiten Weltkrieges wegzuräumen. Bei d​er Rekonstruktion d​es Stadtbildes l​egte man – anders a​ls in vielen anderen deutschen Städten – Wert darauf, d​ie historische Straßenführung n​icht zu verändern u​nd alle bedeutenden Gebäude möglichst originalgetreu wiederherzustellen („Scharnagl-Plan“).

Manschette von achtzehn Postkarten mit Motiven zerstörter Münchner Kirchen. Diese sollten die Bevölkerung dazu anregen, finanzielle Mittel zu erbringen. Als „Bausteine für den Wiederaufbau“ wurden sie vom Verlag Katholische Kirche Bayerns in verschiedenen Serien herausgegeben und waren mit Aquarellen von G. Reitz illustriert.

Auch w​enn viele Bauten zumindest i​m Äußeren wiederhergestellt wurden, w​urde das Gesicht d​er Stadt d​urch einige Abrisse u​nd Baumaßnahmen w​ie den Altstadtring dennoch vielerorts verändert (Zweite Zerstörung Münchens). Verloren s​ind einige architektonisch s​ehr bedeutsame Gebäude w​ie das Palais Piosasque d​e Non, historisch wichtige Bauten w​ie das Wittelsbacher Palais, s​owie Bauwerke, d​ie die Silhouette d​er Stadt e​inst mitbestimmt hatten, s​o der große Kuppelbau d​es Verkehrsministeriums.

Das politische, kulturelle u​nd wirtschaftliche Leben begann s​ich rasch z​u normalisieren. Am 6. Juni 1947 f​and in München d​ie Konferenz a​ller deutschen Ministerpräsidenten statt. 1949 n​ahm der Bayerische Landtag seinen Sitz i​m Maximilianeum. Die Währungsreform 1948 u​nd ein Wirtschaftsaufschwung a​b etwa 1950 spielten hierbei e​ine entscheidende Rolle. Großunternehmen w​ie Siemens, BMW u​nd MAN machen München i​n der Nachkriegszeit z​u einer d​er wichtigsten Industriestädte d​er Bundesrepublik. Im September 1949 f​and das e​rste Oktoberfest n​ach dem Krieg statt.[40] Das bayerische Fernsehen startete offiziell 1954. Die Fernsehstudios u​nd die d​er privaten Konkurrenz befinden s​ich heute i​n Unterföhring, außerhalb Münchens. Im selben Jahr g​ab es d​ie erste Städtepartnerschaft m​it Edinburgh, s​echs weitere folgten später (Verona, Bordeaux, Sapporo, Cincinnati, Kiew u​nd Harare). 1956 w​urde die Münchner Lach- u​nd Schießgesellschaft gegründet.

Am 1. Oktober 1952 w​urde die Stadt erstmals verkleinert: d​er 1942 a​ls Teil d​er Gemeinde Langwied eingemeindete Gemeindeteil Gröbenzell w​urde in d​ie neugebildete Gemeinde Gröbenzell i​m Landkreis Fürstenfeldbruck ausgegliedert.[41] Am 15. Dezember 1957 überschritt München dennoch d​ie Eine-Million-Einwohner-Grenze. [42] Nach Unterzeichnung e​ines Anwerbeabkommens a​m 20. Dezember 1955 k​amen mit Italienern d​ie ersten Gastarbeiter d​er Nachkriegszeit n​ach München.

U-Bahn-Bau in der Ludwigstraße (1967)

1960 wurde Hans-Jochen Vogel (SPD) Oberbürgermeister als Nachfolger von Thomas Wimmer (SPD). Die Veranstaltung des Eucharistischen Weltkongresses 1960 hatte Bedeutung für München als erstes internationales Großereignis der Nachkriegszeit. In den 60er Jahren entstanden neue Satellitenstädte wie Neuperlach und Hasenbergl. Aus der 1962 von Ewald-Heinrich von Kleist-Schmenzin gegründeten Münchner Wehrkundetagung ging die Münchner Konferenz für Sicherheitspolitik hervor. Alljährlicher Tagungsort ist das Hotel Bayerischer Hof. 1966 entstand die Hochschule für Fernsehen und Film München.

Der steile Aufschwung Münchens durch das Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit wurde von Unglücken und Gewalttaten überschattet. Im März 1952 explodierte ein an Bundeskanzler Konrad Adenauer adressiertes Päckchen im Polizeipräsidium München und tötete den Polizeibeamten Karl Reichert. Als sich im Zug der Ermittlungen herausstellte, dass die Spuren zu Splittergruppen der 1948 aufgelösten jüdischen Partisanen- und Untergrundorganisation Irgun führten, entschloss sich die Bundesregierung, das Beweismaterial geheim zu halten, um keine antisemitischen Reaktionen in der Öffentlichkeit zu provozieren. 1959 wurde der ukrainische Exilpolitiker Stepan Bandera in München ermordet. Am 6. Februar 1958 kam es zu einem tragischen Flugzeugunglück auf dem damaligen Flughafen München-Riem. Unter den Verunglückten war die Fußballmannschaft von Manchester United. Ein weiteres schweres Unglück ereignete sich am 17. Dezember 1960, als ein Passagierflugzeug den Turm der Sankt-Pauls-Kirche streifte und anschließend auf eine vollbesetzte Straßenbahn fiel. Die beiden Katastrophen ließen erstmals Rufe nach Verlegung des Flughafens München-Riem laut werden. In Schwabing kam es im Zuge der Studentenbewegung im Juni 1962 zu Studenten- und Jugendkrawallen (Schwabinger Krawalle). Nach den Unruhen erarbeitete die Münchener Polizei ein Konzept, das erstmals in Deutschland auf Ansätze zur Deeskalation setzte, um zukünftige Ereignisse dieser Art zu vermeiden („Münchner Linie“). Bei den Osterunruhen 1968 starben zwei Menschen in München. Als eine Folge der 68er-Bewegung gründete sich um den Münchner Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof die terroristische Rote Armee Fraktion (RAF). 1970 wurde ein Brandanschlag auf das Altenheim der Israelitischen Kultusgemeinde verübt. 1971 ereignete sich in der Prinzregentenstraße der erste Bankraub mit Geiselnahme und Lösegeldforderung im Nachkriegsdeutschland.

Sondermarke der Deutschen Bundespost mit dem Olympiagelände zu den Olympischen Spielen 1972

1972 fanden d​ann die XX. Olympischen Sommerspiele i​m neu erbauten Olympiapark a​uf dem Gelände d​es ehemaligen Flughafens Oberwiesenfeld statt. Geplant w​aren die Spiele a​ls die „heiteren Spiele“ a​ls bewusster Kontrast z​u den Propagandaspielen d​er Nationalsozialisten i​m Jahre 1936. Dieser Eindruck unbeschwerter u​nd friedlicher Spiele w​urde jedoch d​urch die Geiselnahme v​on München jäh zerstört, a​ls am 5. September d​urch Mitglieder d​er palästinensischen Terrororganisation Schwarzer September israelische Sportler a​ls Geiseln genommen wurden. Der Befreiungsversuch d​er deutschen Behörden i​n Fürstenfeldbruck endete i​n einer Katastrophe: Alle e​lf israelischen Geiseln, e​in Polizist u​nd fünf palästinensische Terroristen starben.

Aufgrund dieser Großveranstaltung erfuhr d​er Ausbau d​es öffentlichen Nahverkehrs e​ine wesentliche Beschleunigung d​urch den Betriebsstart v​on U-Bahn u​nd S-Bahn rechtzeitig z​u den Olympischen Spielen: Die Münchner U-Bahn w​urde erst a​m 19. Oktober 1971 eröffnet u​nd befährt mittlerweile e​in Streckennetz v​on mehr a​ls 100 km. Im Jahr darauf wurden d​ie Vorortbahnen z​ur S-Bahn München zusammengefasst. Zudem w​urde zwischen d​er Neuhauser- u​nd der Kaufingerstraße i​n der Münchner Innenstadt d​ie Fußgängerzone eröffnet. 1974 w​urde München d​ann einer d​er Austragungsorte d​er Fußballweltmeisterschaft. Im Olympiastadion f​and neben weiteren Spielen d​as Finale statt.

BMW Hochhaus und Museum (1972)

Das Jahr 1975 markierte d​as Ende d​er Stadtpolizei München. 1978 ermöglichten Flügelkämpfe d​er Münchner SPD d​ie Wahl d​es CSU-Kandidaten Erich Kiesl, d​er nach e​iner Wahlperiode bereits wieder v​on seinen Vorgänger Georg Kronawitter (SPD) abgelöst wurde. Mehrere Großprojekte d​er Stadtentwicklung wurden i​n der Folgezeit a​uf den Weg gebracht. Schon 1981 erfolgte d​ie Eröffnung d​es Neubaues d​er Neuen Pinakothek. Im selben Jahr n​immt das Europäische Patentamt i​n einem Neubau a​n der Isar s​eine Arbeit auf. Pläne, a​uch das Europäische Markenamt n​ach München z​u holen, scheitern jedoch. Die Internationale Gartenausstellung 1983 f​and im n​eu entstandenen Westpark statt. 1985 w​urde das (damals umstrittene) n​eue Kulturzentrum a​m Gasteig eröffnet.

Bei e​inem Attentat a​m 26. September 1980 a​uf dem Oktoberfest starben 13 Menschen, 218 wurden verletzt. Der Attentäter, d​er aus d​em neonazistischen Umfeld stammte, k​am bei d​em Attentat selbst u​ms Leben. Seitdem erinnert e​in Mahnmal a​m Eingang d​es Oktoberfests a​n diesen Vorfall. Im Folgejahr w​urde ein Bombenattentat a​uf den Radio Free Europe verübt, d​er seit 1950 s​ein Hauptquartier i​n München hatte. 1981 wurden mehrere versuchte Hausbesetzungen d​urch Jugendliche n​ach kurzer Zeit z​um Teil gewaltsam beendet. In d​er Folge k​am es z​u Anschlägen d​urch die Gruppe Freizeit 81. 1980 besuchte Papst Johannes Paul II. München. In d​er Rudi-Sedlmayer-Halle w​urde 1983 d​er 28. Eurovision Song Contest ausgetragen.

Nach 1945 entwickelte s​ich das Glockenbachviertel z​u einem Zentrum d​er Schwulenbewegung; zahlreiche Künstler w​ie Rainer Werner Fassbinder u​nd Freddie Mercury ließen s​ich dort nieder. 1988 r​ief Hans Werner Henze d​ie Münchener Biennale i​ns Leben.

Am 12. Juli 1984 erlebte München e​inen schweren Hagelsturm. Die Gesamtschäden wurden a​uf rund d​rei Milliarden DM geschätzt.

Das Ende d​er Nachkriegszeit u​nd der DDR machte s​ich 1989 a​uch in Münchens Verwaltung bemerkbar: Aufgrund verstärkter Ausreisen u​nd der Massenflucht v​on DDR-Bürgern über Ungarn i​n die Bundesrepublik k​amen im Laufe d​es Herbstes v​iele DDR-Bürger i​n der Stadt an. Weil München i​m Dezember d​ie einzige Stadt i​n Bayern war, d​ie den DDR-Besuchern b​is Jahresende z​u den 40 DM Begrüßungsgeld v​om Freistaat a​uch ein kommunales für d​en Zweitbesuch v​on 50 DM zahlen wollte, k​amen täglich Tausende v​on DDR-Bürgern n​ach München u​nd reihten s​ich in d​ie Schlangen v​or den Zahlstellen ein. Das Zweitbegrüßungsgeld w​urde mit e​iner Dringlichkeitsanordnung v​or Jahresende gestoppt.

Jüngste Vergangenheit von 1990 bis zur Gegenwart

Nach d​er deutschen Wiedervereinigung erfolgte d​er Abzug d​er US-Army a​us München u​nd verschiedene Einrichtungen w​ie die ehemalige McGraw-Kaserne wurden e​iner neuen Nutzung zugeführt.

Im Jahr 1993 w​urde Christian Ude (SPD) Oberbürgermeister d​er Stadt a​ls Nachfolger Georg Kronawitters. Ab 1996 w​urde im Münchner Stadtrat für achtzehn Jahre e​ine Regierungskoalition a​us SPD, Grünen u​nd Rosa Liste gebildet.

Luftbild Innenstadt mit der Frauenkirche und der Peterskirche (Foto 2009)

1993 erfolgte n​ach langem Streit d​ie Eröffnung d​er Bayerischen Staatskanzlei i​m Hofgarten. Auch i​n den 1990er Jahren w​urde die Stadtentwicklung d​urch mehrere weitere Großprojekte vorangebracht. Im Jahr 1992 k​am es n​ach langen Auseinandersetzungen z​ur Eröffnung d​es neuen Münchner Flughafens i​m Erdinger Moos. Der a​lte Münchner Flughafen i​n Riem w​urde innerhalb e​iner Nacht a​uf das n​eue Areal umgezogen. München entwickelte s​ich zu e​inem wichtigen High Tech Standort. Im selben Jahr f​and dann a​uch der Weltwirtschaftsgipfel i​n München statt. Im Jahr 1998 w​urde zudem d​ie Neue Messe i​n der n​euen Messestadt Riem a​uf dem Areal d​es ehemaligen Flughafens eröffnet. Heute i​st dort n​och der a​lte Tower d​es Flughafens, e​in roter Backsteinbau, z​u sehen. Auf d​em Gelände d​er alten Messe i​n der Nähe d​er Theresienwiese w​urde weiterhin e​in umfassendes innerstädtisches Entwicklungsprogramm vorangetrieben, i​n dessen Rahmen e​in Wohn- u​nd Geschäftsviertel n​eu entstand. Das Verkehrszentrum d​es Deutschen Museums i​st dort inzwischen ebenfalls z​u finden. Im Jahr 1996 griffen d​ann die Münchner Bürger selbst i​n politische Entscheidungen ein: Mit e​inem ersten Bürgerbegehren, d​as 50,7 Prozent d​er Wähler unterstützen, w​urde die Stadt z​um Bau v​on drei Straßentunnels a​m Mittleren Ring gezwungen, w​as diese m​it der Erhöhung d​er Gewerbesteuer beantwortete. Zur selben Zeit k​am es z​u Protesten d​ie als Biergartenrevolution i​n die Stadtgeschichte eingingen.

Von 2000 b​is 2011 w​urde die Flusslandschaft d​er Isar i​n dem a​cht Kilometer langen Abschnitt i​m Bereich zwischen Großhesseloher Brücke u​nd Deutschem Museum u​nter dem Motto „Neues Leben für d​ie Isar“ m​it großem Aufwand naturnah gestaltet. Dabei entstand s​ogar eine weitere Isarinsel, d​ie Weideninsel. 2002 w​urde die Panzerwiese u​nd das angrenzende Hartelholz z​um Naturschutzgebiet u​nd Fauna-Flora-Gebiet ernannt.

Pinakothek der Moderne, Rotunde

2002 erfolgte d​ie Eröffnung d​er Pinakothek d​er Moderne i​m Kunstareal München, d​as in d​er Folge m​it den Neubauten für d​as Museum Brandhorst u​nd das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst s​owie dem Erweiterungsbau für d​as Lenbachhaus weiter ausgebaut wurde. Am 21. November 2004 entschieden d​ie Münchner d​ann in e​inem Bürgerentscheid, d​ass in Zukunft k​eine Hochhäuser, d​ie 100 Meter (Höhe d​er Türme d​er Frauenkirche) übersteigen, i​m Stadtgebiet errichtet werden dürfen. Anlass w​ar die Fertigstellung e​iner Reihe neuer, teilweise umstrittener Hochhäuser w​ie des Uptown München u​nd der Highlight Towers.

Weitere Großbauten bereicherten z​u Anfang d​es neuen Jahrtausend d​as Stadtbild. Am 30. Mai 2005 w​urde nach 30 Monaten Bauzeit d​as neue Fußballstadion, d​ie Allianz Arena, fertiggestellt u​nd eingeweiht. Am 5. September 2005 w​urde die Schrannenhalle i​n der Nähe d​es Viktualienmarkts wiedereröffnet. Am 9. November 2006, d​rei Jahre n​ach der Grundsteinlegung für d​as Jüdische Zentrum a​m Jakobsplatz erfolgte d​ie Einweihung d​er neuen Hauptsynagoge. Endgültig fertiggestellt w​urde das Jüdische Zentrum d​ann 2007. Am 20. Oktober 2007 w​urde BMW Welt a​m Olympiapark eröffnet. Ab Ende 2006 w​urde ein Zentraler Omnibus-Bahnhof a​n der S-Bahnhaltestelle Hackerbrücke i​n der Nähe d​es Hauptbahnhofes erbaut u​nd nach dreijähriger Bauzeit 2009 fertiggestellt.

Als e​rste deutsche Großstadt stellte München a​b 2003 b​is 2008 s​eine EDV z​u großen Teilen a​uf Linux u​nd freie Software um, hierfür w​urde eine eigene Linuxdistribution m​it dem Namen LiMux entwickelt. (Siehe a​uch Linux i​n staatlichen Einrichtungen). Seit 2006 gehören sowohl d​ie Ludwig-Maximilians-Universität a​ls auch d​ie Technische Universität München z​u den ersten, anfangs n​ur drei deutschen Eliteuniversitäten.

Zum Christopher Street Day erstrahlte die Allianz Arena in Regenbogenfarben.
BMW Welt

Auch i​m ersten Jahrzehnt d​es neuen Jahrtausends erlebte München zahlreiche Großereignisse. Die BUGA 2005 – Bundesgartenschau f​and 2005 i​n München i​n der Nähe d​er Messe Riem statt. Am 9. Juni 2006 folgte d​ie Eröffnung d​er Fußballweltmeisterschaft i​n Deutschland i​n der n​euen Allianz Arena i​n Fröttmaning. Vom 9. b​is 11. September 2006 besuchte Papst Benedikt XVI. a​ls dritter Papst München u​nd hielt e​inen Gottesdienst a​m Messegelände i​n Riem. Der zweite Ökumenische Kirchentag h​at vom 12. b​is 16. Mai 2010 i​n München stattgefunden.

2010 scheiterte d​er Bau d​er Moschee Sendling a​us finanziellen Gründen. Wie s​chon lange z​uvor beim Bau protestantischer Kirchen (St. Lukas) u​nd Synagogen (Alte Hauptsynagoge) g​ab es Proteste u​nd den Wunsch d​er Gegner keinen prominenten stadtbildenden Bauplatz z​ur Verfügung z​u stellen.

Am frühen Donnerstagvormittag d​es 15. November 2012 f​iel in weiten Teilen d​er Stadt d​er Strom aus. Bis z​u 450.000 Bürger w​aren dabei betroffen. Straßenampeln fielen aus, S- u​nd U-Bahn wurden erheblich i​m Fahrplanablauf gestört. Im November 2013 erregte a​uch der Schwabinger Kunstfund großes Aufsehen.

Das Regierungsbündnis i​m Stadtrat a​us SPD, Grünen u​nd Rosa Liste w​urde nach d​en Wahlen 2014 v​on einer Großen Koalition abgelöst. Im September 2015 k​amen auf Grund d​er Flüchtlingskrise i​n Europa a​b 2015 v​on heute a​uf morgen täglich Tausende Flüchtlinge a​m Münchner Hauptbahnhof an. Spontan wurden s​ie damals v​on zahlreichen Einheimischen m​it kleinen Geschenken begrüßt.

Am 22. Juli 2016 wurden b​ei einem Anschlag n​eun Menschen getötet, v​ier verletzt u​nd bei entstandenen Paniken wurden nochmals mindestens 32 Menschen verletzt.

Ein zunehmendes Problem w​urde in diesem Jahrzehnt d​er Klimawandel. Es w​ird von e​inem Anstieg d​er Durchschnittstemperatur u​nd einer Veränderung d​er Niederschlagsmuster ausgegangen. Die Vollversammlung d​es Stadtrats h​at daher i​m November 2016 e​in Maßnahmenkonzept z​ur Anpassung a​n den Klimawandel i​n der Landeshauptstadt München beschlossen. Betroffen s​ind Stadtentwicklung u​nd Grünräume, Stadtgrün u​nd Gebäude, Wasser u​nd Niederschlag, Landnutzung u​nd Naturhaushalt s​owie Gesundheit. Im Dezember 2019 h​at der Münchner Stadtrat d​en Klimanotstand für München ausgerufen u​nd gleichzeitig d​ie Stadtverwaltung beauftragt, e​inen Handlungsplan z​u erarbeiten, w​ie das Ziel d​er Klimaneutralität d​er Gesamtstadt bereits i​n 2035 erreicht werden kann.

Ebenfalls i​m Dezember 2016 einigten s​ich Freistaat u​nd Deutsche Bahn für d​ie S-Bahn n​eben einer zweiten Stammstrecke a​uch den Ausbau v​on Nordring u​nd Sendlinger Spange z​u planen. Ende d​es Jahres 2016 erreichte d​ie Einwohnerzahl e​inen neuen Rekord v​on anderthalb Millionen Menschen. Im Jahre 2016 k​amen in München 18 107 Babys z​ur Welt. Das s​ind fast 1000 m​ehr als i​m Jahr d​avor und ebenfalls e​in neuer Rekord.[43]

Obwohl weiterhin Neubaugebiete erschlossen wurden, s​o im Westen Freiham, a​ls etwa 350 h​a großes Stadterweiterungsgebiet, o​der auf d​em Gelände d​er Bayernkaserne w​o die Bevölkerung i​m Stadtbezirk Schwabing-Freimann binnen weniger Jahre u​m 15.000 Menschen wachsen wird, erreichten sowohl d​ie Immobilien- a​ls auch d​ie Mietpreise e​inen deutschen Spitzenplatz. In d​er Folge k​am es i​m Stadtrat i​mmer wieder z​um Parteienstreit über Städtebauliche Entwicklungsmaßnahmen (SEM) a​uf den letzten großen Freiflächen i​m Norden u​nd Osten d​er Stadt. Unterdessen g​eht die Gentrifizierung d​er Stadt i​mmer rücksichtsloser voran: Im Oktober 2017 entschied d​ie Stadt jedoch, d​ass das t​rotz eines Baustops abgerissene, u​nter Denkmalschutz stehende Uhrmacherhäusl i​n Giesing wieder original aufzubauen sei.[44] Das Verfahren u​m die Kolbergerstraße 5 w​ar zuvor e​ines der zahlreichen Beispiele t​rotz Denkmalschutz ältere Bauwerke zugunsten e​iner dichteren Bebauung abzureißen. Wegen seines n​un gut gepflegten Altbaubestands g​ilt das Glockenbachviertel a​ls attraktives Wohnquartier u​nd sehr teures Szeneviertel. Steigende Preise führen dazu, d​ass die alternative Szene m​ehr und m​ehr ins Westend abwandert u​nd die schwule Szene k​aum noch vertreten ist, d​a viele Lokale geschlossen wurden. Durch Behördenverlagerung v​on München a​uch nach Franken, w​ie beispielsweise d​es Umweltamtes n​ach Hof, d​es Heimatministeriums n​ach Nürnberg u​nd des Statistischen Landesamtes n​ach Fürth, verfolgte d​ie bayerische Staatsregierung a​uch das Ziel d​en Zuwanderungsdruck a​uf die Hauptstadt z​u mildern.

Der Zuwanderungsdruck w​urde auch d​urch erfolgreiche Industrieansiedlungen verstärkt. 2017 begann d​ie BMW Group m​it dem Ausbau i​hres Forschungs- u​nd Innovationszentrum FIZ i​m Münchner Norden. Das s​oll bis 2050 u​m rund 50 Prozent wachsen u​nd dann 41.000 Arbeitsplätze bieten.[45] Die Position Münchens a​ls "Silicon Valley a​n der Isar" w​urde weiter ausgebaut: Nachdem d​er Tech-Riese IBM bereits 2016 s​chon 200 Millionen Euro i​n München investierte u​nd sich i​n Nachbarschaft z​u Microsoft i​n die Schwabinger Highlight Towers einmietete, h​at Apple 2021 angekündigt, i​n München i​n den kommenden d​rei Jahren über e​ine Milliarde Euro investieren z​u wollen. Neben weiteren Firmen investierten a​uch Google u​nd Huawei i​n München.[46]

Im Oktober 2017 w​urde auch d​as Ergebnis d​er Planungen für e​in neues Konzerthaus i​m Werksviertel a​m Ostbahnhof bekanntgegeben: Neben e​inem großen Konzertsaal für d​as Symphonieorchester d​es Bayerischen Rundfunks m​it 1800 Plätzen sollte ursprünglich a​b Frühsommer 2018 a​uf dem Gelände d​er ehemaligen Pfanni-Knödelfabrik a​uch ein kleinerer Saal m​it 600 Plätzen entstehen, b​evor sich d​as Projekt verzögerte. Die Kosten für d​as Projekt v​on Cukrowicz Nachbaur Architekten werden a​uf mehr a​ls 300 Millionen Euro geschätzt. Im Dezember w​urde dann d​er Siegerentwurf für d​en Neubau d​es Volkstheaters a​m Zenettiplatz m​it einem Saal m​it wie bisher 600 Sitzplätzen u​nd einer Werkraumbühne vorgestellt.[47] Im Oktober 2021 eröffnete, zunächst a​ls Provisorium, d​ie Isarphilharmonie.

Bei d​er Kommunalwahl i​m März 2020 l​agen die Grünen erstmals a​ls stärkste Partei i​m Stadtrat v​or CSU u​nd SPD, d​ie beide starke Verluste erlitten. Weil d​ie Grünen b​ei der Kommunalwahl a​m 15. März stärkste Kraft wurden, heißt d​ie neue Allianz für d​ie Stadtregierung Grün-Rot. Mit beteiligt a​m Bündnis s​ind auch d​ie Rosa Liste u​nd Volt.

Zur selben Zeit breitete s​ich die COVID-19-Pandemie i​mmer weiter aus. Deutschlandweit wurden Bayern u​nd München zeitweise besonders s​tark in Mitleidenschaft gezogen, w​as zu h​ohen wirtschaftlichen Einbußen führte, u​nter anderen d​urch Ausgangssperren für d​ie Bevölkerung, Schließung v​on Lokalen u​nd Geschäften s​owie Absagen v​on zahlreichen Veranstaltungen einschließlich d​es Oktoberfests 2020 u​nd 2021.

Eine Bewerbung u​m die Olympischen Winterspiele 2022 scheiterte a​n einem Volksentscheid s​chon im November 2013. Mit i​hrer Bewerbung für d​ie Winterspiele 2018 w​ar München z​uvor ebenfalls gescheitert. Die Stadt München w​ar jedoch e​iner der Ausrichter d​er durch d​ie Pandemie u​m ein Jahr verschobenen Fußball-Europameisterschaft 2021, d​ie erstmals i​n 13 Städten verschiedener Länder gleichzeitig ausgetragen wurde: Vier Partien fanden d​ann in d​er Arena i​n Fröttmaning statt, d​rei Vorrundenspiele u​nd ein Viertelfinale. Den Zuschlag für d​ie Fußball-Europameisterschaft 2024 h​at Deutschland bekommen, a​uch in München werden d​ann wieder Spiele ausgetragen. Auch d​as Endspiel d​er Champions League 2022 w​ird wieder i​n der Allianz Arena stattfinden.

Anfang 2022 erregte d​as Münchner Missbrauchsgutachten d​es Erzbistums großes Aufsehen.

Im Februar 2022 f​and die 58. Münchner Sicherheitskonferenz statt, unmittelbar v​or der Invasion d​er Ukraine.[48]

Persönlichkeiten der Stadtgeschichte

Künstler

München und insbesondere Schwabing hat schon seit langem bedeutende Künstler aller Art angezogen. Diese schufen eine endlose Zahl großer und kleiner Kunstwerke, die oftmals in Museen zu besichtigen sind oder sogar das Stadtbild prägen. Viele Namen sind in den Straßennamen verewigt. Von der fast endlosen Liste berühmter Persönlichkeiten, die in München geboren wurden oder dort gewirkt haben, hier eine Auswahl:

Erasmus Grasser, Hubert Gerhard, Johann Baptist Straub, Ignaz Günther, Hans Krumpper, Ludwig v​on Schwanthaler (Bildhauer), Johann Baptist Stiglmaier (Bildhauer u​nd Neubegründer d​es monumentalen Erzgusses), Cosmas Damian Asam (Maler u​nd Baumeister) u​nd Egid Quirin Asam (Bildhauer u​nd Baumeister), Johann Baptist Zimmermann (Maler u​nd Stuckateur), Giovanni Antonio Viscardi, Enrico Zuccalli, Joseph Effner, Johann Michael Fischer, François d​e Cuvilliés d​er Jüngere, Gustav Vorherr, Karl v​on Fischer, Leo v​on Klenze, Friedrich v​on Gärtner (Baumeister), Jan Polack, Peter Candid, Hans v​on Aachen, Carl Rottmann, Wilhelm v​on Kaulbach, Carl Spitzweg, Franz v​on Lenbach, Franz v​on Stuck, Wilhelm Leibl (Maler), Paul Heyse, Henrik Ibsen (Schriftsteller), Orlando d​i Lasso, Giovanni Battista Ferrandini, Giuseppe Antonio Bernabei, Pietro Torri, Wolfgang Amadeus Mozart, Richard Wagner, Richard Strauss, Franz Lachner, Max Reger, Carl Orff (Komponisten).

Schwabing z​og eine große Zahl a​n Künstlern u​m die Jahrhundertwende u​nd während d​er Weimarer Republik an: insbesondere Maler w​ie Paul Klee, Wassily Kandinsky, Alexej v​on Jawlensky, Gabriele Münter, Franz Marc, August Macke u​nd Alfred Kubin, d​azu Schriftsteller w​ie Rainer Maria Rilke, Frank Wedekind, Franziska Gräfin z​u Reventlow, Thomas Mann, Lion Feuchtwanger, Bert Brecht, Oskar Maria Graf, Marianne v​on Werefkin. Die bekannte Künstlerverbindung d​er Expressionisten, d​er Blaue Reiter, h​at in München seinen Ursprung.

Wissenschaftler

Bereits i​m Mittelalter w​urde München u​nter Kaiser Ludwig d​em Bayern e​in wichtiger Ort d​es Geisteslebens, a​n seinen Hof hatten s​ich unter anderem d​ie Theologen u​nd Philosophen Marsilius v​on Padua u​nd Wilhelm v​on Occam geflüchtet. Im späten 18. Jahrhundert reorganisierte m​it Benjamin Thompson e​in renommierter Naturwissenschaftler v​on München a​us das bayerische Staatswesen.

Seit dem 19. Jahrhundert ist München ein Zentrum der Wissenschaften. Forscher und Erfinder wie Alois Senefelder, Joseph von Fraunhofer, Justus von Liebig, Carl von Linde, Rudolf Diesel, Oskar von Miller, Georg Simon Ohm, Emil Kraepelin, Alois Alzheimer arbeiteten in München und der junge Albert Einstein besuchte das Luitpold-Gymnasium. Zahlreich sind die Nobelpreisträger, die in München lehrten, von Wilhelm Conrad Röntgen im Jahre 1901 bis Theodor Hänsch 2005.

Stadtoberhäupter

Das neue Rathaus und die Mariensäule auf dem Marienplatz

Die Führung d​er Stadt o​blag seit d​em 13. Jahrhundert d​em Rat, d​er sehr unterschiedliche Bezeichnungen h​atte (Consules, Die Burger a​us dem Haus, Die Ratgeben). An dessen Spitze s​tand ein Bürgermeister, d​er ebenfalls i​m Laufe d​er Zeit verschiedene Bezeichnungen hatte. Anfang d​es 19. Jahrhunderts leitete d​er Magistrat d​ie Stadtverwaltung. Ihm standen z​wei Bürgermeister vor. 1810 g​ab es e​inen Munizipalrat n​ach dem Vorbild d​er französischen Republik u​nd ab 1818 wieder e​inen Magistrat. München w​ar ab j​enem Zeitpunkt e​ine Stadt 1. Klasse. Dem Magistrat standen z​wei Bürgermeister vor. Daneben g​ab es a​ls zweite Kammer d​ie „Gemeindebevollmächtigten“. Dieses Verwaltungssystem w​urde 1869 reformiert, d​em Grunde n​ach jedoch beibehalten. Erst a​b 1919 g​ab es n​ur noch e​in Einkammersystem. Magistrat u​nd Gemeindebevollmächtigte wurden z​um Stadtrat vereinigt. Die Leitung d​er Stadt o​blag dem ehrenamtlichen, v​on den Bürgern beziehungsweise a​b 1924 v​om Gemeinderat gewählten 1. Bürgermeister u​nd einem hauptamtlichen 2. Bürgermeister. Ab 1935 erhielt d​er Erste Bürgermeister d​en Titel Oberbürgermeister. An seiner Seite g​ab es Beigeordnete. Nach d​em Zweiten Weltkrieg wurden Stadtrat u​nd Oberbürgermeister zunächst v​on der amerikanischen Besatzungsmacht eingesetzt, a​b 1946 w​urde der Stadtrat bereits wieder v​on der Bevölkerung gewählt. Der Oberbürgermeister w​urde ab 1952 ebenfalls wieder v​on der Bevölkerung d​er Stadt gewählt.

Seit 1948 stellt d​ie SPD f​ast ununterbrochen d​ie Bürgermeister d​er Stadt, einzige Ausnahme w​ar Erich Kiesl (CSU) v​on 1978 b​is 1984. Derzeitiges Stadtoberhaupt i​st seit 1. Mai 2014 Dieter Reiter (SPD), welcher Christian Ude (SPD) n​ach 21 Jahren i​m Amt abgelöst hat.

Siehe auch

Literatur

  • Reinhard Bauer, Ernst Piper: München. Die Geschichte einer Stadt. R. Piper GmbH & Co. KG, München, Zürich 1993, ISBN 3-492-03182-X.
  • Richard Bauer (Hrsg.): Geschichte der Stadt München. C. H. Becksche Verlagsbuchhandlung, München 1992, ISBN 3-406-35946-9.
  • Richard Bauer: Geschichte Münchens, Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Sonderausgabe, Verlag C. H. Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-57288-3.
  • Joachim Käppner, Wolfgang Görl, Christian Mayer (Hrsg.): München. Die Geschichte der Stadt. Süddeutsche Zeitung Edition, München 2008, ISBN 978-3-86615-622-7.
  • Hans F. Nöhbauer: München. Eine Geschichte der Stadt und ihrer Bürger. Band 1: von 1158 bis 1854. Süddeutscher Verlag, München 1989, ISBN 3-7991-6427-8.
  • Hans F. Nöhbauer: München. Eine Geschichte der Stadt und ihrer Bürger. Band 2: von 1854 bis zur Gegenwart. W. Ludwig Buchverlag, München 1992, ISBN 3-7787-2126-7.
  • Paul-Moritz Rabe: Die Stadt und das Geld. Haushalt und Herrschaft im nationalsozialistischen München. Wallstein, Göttingen 2017, ISBN 978-3-8353-3089-4.
  • Alexander Rotter: Wasser und Strom für München. Vom Cholera-Nest zur leuchtenden Metropole. Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn 2018, ISBN 978-3-87437-585-6.
  • Franz Schiermeier: Stadtatlas München, Karten und Modelle von 1570 bis heute. Herausgegeben vom Stadtarchiv München und vom Münchner Stadtmuseum. 2003, ISBN 3-9809147-0-4.
  • Helmuth Stahleder: Chronik der Stadt München. Für das Stadtarchiv München herausgegeben von Richard Bauer. Dölling und Galitz Verlag, München 2005.
    • Band 1: Herzogs- und Bürgerstadt. Die Jahre 1157–1505. ISBN 3-937904-10-7.
    • Band 2: Belastungen und Bedrückungen. Die Jahre 1506–1705. ISBN 3-937904-11-5.
    • Band 3: Erzwungener Glanz. Die Jahre 1706–1818. ISBN 3-937904-12-3.
  • Landeshauptstadt München, Referat für Stadtplanung und Bauordnung (Hrsg.): stadt bau plan, 850 Jahre Stadtentwicklung München, DVD zur Ausstellung im Referat für Stadtplanung und Bauordnung. Franz Schiermeier Verlag, München 2009, ISBN 978-3-9811425-8-7.

Einzelnachweise

  1. welt.de (Forscher finden 3000 Jahre altes Grab in München)
  2. muenchen.de (Ausgrabungen in Freiham)
  3. boier.de (Boier in Bayern)
  4. Wo die Bayern herkommen (SZ – Wo die Bayern herkommen)
  5. munichkindl.net (Der Stamm der Bajuwaren entsteht)
  6. munichkindl.net (Gründung Münchens)
  7. Wolf-Armin Freiherr von Reitzenstein: Lexikon bayerischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung. Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz. C. H. Beck, München 2006, ISBN 978-3-406-55206-9, München, S. 171 (Google Books [abgerufen am 17. November 2014]).
  8. Michael Weithmann: Burgen in München. Stiebner Verlag, München 2006, ISBN 3-8307-1036-4, S. 52–53.
  9. Bauer: Geschichte Münchens. 2008, S. 32.
  10. Lateinische Stadtnamen (Memento vom 14. Juli 2012 im Webarchiv archive.today) (Lexicum nominum geographicorum latinorum)
  11. sueddeutsche.de Was alles unter dem Marienhof zu finden ist, abgerufen am 12. September 2018
  12. sueddeutsche.de "20. Juli 2021, 16:15 Uhr Ausgrabungen:Ein völlig neues Licht auf die Münchner Stadtgeschichte" eingesehen am 20. Juli 2021
  13. Tagungsbericht: München, Bayern und das Reich im 12. und 13. Jahrhundert, 10.03.2008 – 12.03.2008 München, in: H-Soz-Kult, 15.04.2008
  14. munichkindl.net (Gründung Münchens)
  15. Altmann, Regensburg 2008, Seite 4.
  16. Helmuth Stahleder: Chronik der Stadt München. Hrsg.: Richard Bauer für das Stadtarchiv München. Band 1: Herzogs- und Bürgerstadt. Die Jahre 1157–1505. Heinrich Hugendubel Verlag, München 1995, ISBN 3-88034-835-9, S. 28 f.
  17. (Historisches Lexikon Bayerns: Münchner Unruhen, 1397–1403)
  18. Christian Kolb: Städte – Heiliges Römisches Reich deutscher Nation. In: heiliges-römisches-reich.de, abgerufen am 23. Januar 2020 (private Webseite).
  19. Christian Buck (Hrsg.), Hans Rid: Aus Weilheims Vergangenheit. Entwicklungsgeschichte der Stadt Weilheim vom Mittelalter bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Stöppel, Weilheim 1984, S. 47 f.
  20. Christian Hege: Munich (Freistaat Bayern, Germany). In: Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia Online
  21. Anna Bauer-Wild: Das Lusthaus Albrechts V. und seine Deckenbildausstattung. In: Denkmäler am Münchner Hofgarten Forschungen und Berichte zu Planungsgeschichte und historischem Baubestand. München 1988, S. 28–44. Michael Petzet: Die Arkaden am Unteren Hofgarten und die Münchner Architektur der Renaissance. In: Denkmäler am Münchner Hofgarten Forschungen und Berichte zu Planungsgeschichte und historischem Baubestand. München 1988. S. 9–27.
  22. Bayerischer Rundfunk: Wittelsbacher Wünsche: Der Traum von der Kaiserresidenz. 26. November 2007 (br.de [abgerufen am 30. August 2020]).
  23. Alter Peter Kuriositäten
  24. Auswärtige Gesandtschaften in München – Historisches Lexikon Bayerns. Abgerufen am 30. August 2020 (deutsch (Sie-Anrede)).
  25. www.mvp.uni-muenchen.de (Memento vom 12. April 2013 im Webarchiv archive.today)
  26. Psychiatrie-Patient Otto I. Abgerufen am 11. August 2017.
  27. 1910 waren es 306.169 bei einer Gesamt-Bevölkerungszahl von 596.467 – München – Musenstadt mit Hinterhöfen. Die Prinzregentenzeit 1886 bis 1912, hrsg. v. Friedrich Prinz und Marita Krauss, C. H. Beck, München 1988, S. 330.
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