Damenstiftskirche (München)
Die römisch-katholische Damenstiftskirche St. Anna ist eine Filialkirche der Katholischen Stadtpfarrkirche St. Peter („Alter Peter“) in München. Die Damenstiftskirche (Damenstiftstraße 1) befindet sich im Hackenviertel der historischen Altstadt am Altheimer Eck.
Geschichte
1440 errichtete Herzog Albrecht III. von Bayern-München eine Kapelle beim Haus der Indersdorfer Klostergemeinschaft in Altheim, damals noch ein selbständiges Dorf im Bereich der heutigen Straße „Altheimer Eck“. Diese Kapelle musste einem gotischen Neubau weichen, der nach Plänen von Lukas Rottaler errichtet und 1496 eingeweiht wurde.
Das St. Anna geweihte Kloster wurde 1671 durch Adelheid Henriette von Savoyen, Frau des Kurfürsten Ferdinand Maria von Bayern gegründet.
Nachdem 1732 mit der Errichtung eines Neubaus für diese gotische Kirche begonnen wurde, ließ Kurfürst Karl Albrecht, der spätere Kaiser Karl VII., 1733 den Grundstein für die neue Klosterkirche der Salesianerinnen legen, die dort ein Kloster in der Rechtsform eines Damenstiftes einrichten. Der Kurfürst ließ aus Dankbarkeit für die Geburt eines Erbprinzen ab 1727 allen drei Annenkirchen in München besondere Förderung zukommen, so auch den beiden anderen St. Anna Kirchen im Lehel und in Harlaching.
Architekt der spätbarocken Kirche war Johann Baptist Gunetzrhainer, die Ausstattung übernahmen die Brüder Asam. 1735 wurde die Kirche eingeweiht.
Die Damenstiftskirche wurde im Zweiten Weltkrieg bis auf die Außenmauern zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte 1980 unter Erwin Schleich.[1] Aufgrund der Tatsache, dass es nur Schwarzweißfotos als Vorlage gab, entschied man sich für ein Deckengemälde in Sepiatönen, da man für das Fresko keine falsche Farbe verwenden und auch gar nicht den Eindruck erwecken wollte, dass es sich um ein Original handelt. Ähnlich wurden die drei großen Altarblätter umgesetzt. Unüblich in Bayern ist die figürliche Darstellung des Abendmahles.
Das ehemalige Damenstift, das von Kurfürstin Maria Anna für Adlige gegründet wurde, ist heute eine Realschule. Die Anzahl der Stiftsdamen war auf zehn adlige Fräulein festgelegt. Ein Alter von 15 Jahren und ein Nachweis von 16 Ahnen war Voraussetzung für die Aufnahme in das eigens errichtete Stiftungs- und Wohngebäude. Der Maria Anna in Dankbarkeit für ihr Engagement im Bayerischen Erbfolgekrieg sehr verbundene Kurfürst Maximilian IV. Joseph änderte am 18. Februar 1802[2] die Statuten und die Damenzahl von zehn auf 18. Bis zur Verheiratung waren ihnen und der Äbtissin finanzielle Zuwendungen, die gestaffelt waren, zugesichert. Inzwischen bayerischer König, legte Maximilian IV. Joseph am 6. Mai 1809[2] fest, dass nun durch Tapferkeit ausgezeichnete Damen und gefallene Offiziere berücksichtigt werden sollten. Dadurch wurden die Zuwendungen niedriger und das Eintrittsalter wurde auf zwölf Jahre gesenkt. Später war die Damenzahl auf 25 (große Zuwendung) und 48 (kleine Zuwendung) erhöht.[2] Das Stift wurde bereits 1803 mit dem gleichnamigen Würzburger Damenstift vereinigt. In den Münchner Stiftsgebäuden wurden Wohnungen untergebracht. Die 1944 schwer beschädigten Gebäude wurden nach dem Krieg wieder aufgebaut.
Architektur und Programm
Die helle Fassade mit einem hohen Fenster über dem Portal im Mittelteil, das beidseitig von farbigen Pilastern eingerahmt wurde, ist zurückhaltend in Gunetzrhainers klassizierendem Régencestil gegliedert.
Die Damenstiftskirche ist eine Addition dreier Einzelräume: Einem Eingangsjoch und Vorhalle mit Empore, danach der Zentralraum mit kurzen Seitenarmen und dahinter noch der rechteckige Chorraum, die jeweils von flachen Kuppeln überwölbt werden. Damit wirkt der Kirchenraum auf der einen Seite geschlossen, auf der anderen Seite wird die gewünschte Trennung zwischen Laien und Ordensfrauen erreicht, die in Ruhe und Abgeschiedenheit ihre Gottesdienste feiern wollten.
Die Kirche verfügt über drei Altäre, der Hauptaltar zeigte ein Bildnis der Anna Selbdritt von Joseph Ruffini sowie Figuren zu beiden Seiten. Die beiden Seitenaltären wurden mit Altarbildern von Balthasar Augustin Albrecht (Franz von Sales) und George Desmarées (Mariä Heimsuchung) ausgestattet.
Orgel
1974 wurde die Orgel von der Orgelbaufirma Carl Schuster eingebaut. Das Instrument hat 18 Register, die auf zwei Manuale und Pedal verteilt sind. Die Spiel- und Registertraktur ist mechanisch. Die Disposition lautet:[3]
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- Koppeln: II/I, I/P, II/P
Besondere Werke
- Altarbild der „Hl. Anna selbdritt“ (Joseph Ruffini)
- Fresko Huldigung der Engel (Eingangsjoch) (Cosmas Damian Asam)
- Glorie des apokalyptischen Lammes (Kuppelfresko) (Cosmas Damian Asam)
- Engelskonzert (Fresko im Chorraum) (Cosmas Damian Asam)
- Verherrlichung des Hl. Franz von Sales (Balthasar Augustin Albrecht)
Besonderheit
Am 1. September 2014 hat die Priesterbruderschaft St. Petrus im Auftrag der Erzdiözese München und Freising die Seelsorge der an der Damenstiftskirche bestehenden Gottesdienstgemeinde übernommen. Seither wird täglich eine Messfeier in der außerordentlichen Form des römischen Ritus angeboten.
Klostergebäude
Südlich der Kirche schließt sich das Klostergebäude des Damenstifts an, das 1739 von Gunetzrhainer errichtet wurde. Der frühklassizistische Stuck stammt von Franz Xaver Feuchtmayer dem Jüngeren.
Literatur
- Karin Hösch: München – Damenstiftskirche St. Anna. Peda-Kunstführer Nr. 809, Passau 2011.
- Klaus Gallas: München. Von der welfischen Gründung Heinrichs des Löwen bis zur Gegenwart: Kunst, Kultur, Geschichte. DuMont, Köln 1979, ISBN 3-7701-1094-3 (DuMont-Dokumente: DuMont-Kunst-Reiseführer).
- Alexander Langheiter: Die schönsten Münchner Kirchen entdecken. J. Berg, München 2009, ISBN 978-3765842146.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Deutschlandspiegel 71/1960
- Beschreibung sämmtlicher Orden, deren Abbildungen in dem Farbendruck-Werk: "Die Orden, Wappen und Flaggen aller Regenten und Staaten", enthalten sind., Verfasser: ? , Leipzig, 1883–1887.
- Informationen zur Orgel auf Organindex