Weltfriedenskongress
Der Weltfriedenskongress ist eine regelmäßige internationale Veranstaltung von Pazifisten.
Nach dem Ende der Napoleonischen Kriege gewannen pazifistische Gedanken insbesondere in Großbritannien an Bedeutung. Teilweise knüpften sie an älteres religiöses Gedankengut (Quäker, Mennoniten) an. Um 1830 bildeten sich in verschiedenen Ländern Friedensgesellschaften. Ein erster Friedenskongress fand 1843 in London statt. Dieser fand über den angelsächsischen Raum hinaus allerdings kaum Beachtung. Es folgten weitere Kongresse in Brüssel (1848), Paris (1849), Frankfurt am Main (1850), London (1851), Manchester (1852) und Edinburgh (1853). Die internationale Beteiligung war groß, aber es dominierten die englischen und amerikanischen Friedensgesellschaften.
Auftrieb gaben der Bewegung die Kriege seit dem Krimkrieg von 1853, der Amerikanische Bürgerkrieg und die deutschen Einigungskriege der 1860er/70er Jahre. Im Jahr 1867 tagte in Genf ein erster internationaler Friedenskongress.
Aber erst 1889 begann sich mit dem Kongress in Paris eine breitere Bewegung zu entwickeln, die von nun an regelmäßig Kongresse abhielt. Auf dem ersten Weltfriedenskongress waren 310 Personen versammelt. In den folgenden Jahrzehnten folgten 23 Kongresse so etwa 1890 in London, 1896 in Budapest, 1906 in Luzern und 1907 in München. Die internationale Friedensbewegung erreichte in den 1890er Jahren den Höhepunkt ihrer Bedeutung. Träger waren etwa 3000 Aktivisten. Die Haager Friedenskonferenzen auf Ebene der Regierungen standen nicht in direkter Tradition der Weltfriedenskongresse. Der Kongress 1914 hätte im September in Wien stattfinden sollen, fand aber durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges nicht mehr statt.
Für den Pariser Weltfriedenskongress 1949 gestaltete Picasso das Zeichen der Friedenstaube[1][2], das zu den bekanntesten Beispielen der Friedensbewegung zählt. Die niederländische Jiddisch-Sängerin Lin Jaldati nahm in diesem Jahr ebenfalls daran teil.[3]
Esperanto
Bertha von Suttner sah in dem Pazifismus und der Friedensbewegung zwei verwandte Bestrebungen. Bereits auf dem ersten internationalen Weltfriedenskongress in Paris sprach man sich, allerdings noch nicht an Esperanto denkend, für eine Förderung zur Einführung einer Hilfssprache aus. Da jedoch zu jener Zeit ein Eintreten für diese neue Utopie einer Weltsprache als ein Rückfall bewertet wurde, stieß dieses auf massiven Widerstand und wurde abgelehnt. Die Idee wurde jedoch nicht vergessen und beständig vor allem von Gaston Moch in Erinnerung gerufen. Obwohl er sich auf dem 9. Weltfriedenskongress 1897 viele Unterstützer hinter sich hatte, wurde sein Antrag, neben den vier seinerzeit geltenden Hauptsprachen auch das Esperanto als Kongresssprache einzuführen, fast einstimmig abgelehnt.
Das Berner Friedensbüro begann jedoch damit, sich mit der Frage der Hilfssprache zu beschäftigen. Es erwählte Moch zu seinem Referenten hierfür und entsandte ihn zum 14. Kongress nach Luzern. Als von Moch dort gestellte Antrag wieder abgelehnt wurde, startete Moch eine Petition zur Zulassung des Esperanto als Kongresssprache der Weltfriedenskongresse und erhielt eine positive Resonanz von über 1200 Postkarten aus 27 Ländern. Die Friedenspresse begann sich nun für die Vorteile von nur einer Hilfssprache zu interessieren und nationale Friedenskongresse fassten entsprechende Beschlüsse.
Zum Weltfriedenskongress 1907 in München hatte sich die Stimmung gewandelt. Neben Vertretern des Esperanto waren hier diesmal auch solche zweier weiterer Plansprachen, dem Universal und dem Idiom Neutral, zugegen. Aufgrund seiner anhaltend schlechten Erfahrungen war Moch inzwischen derart entmutigt, dass er hier keinen erneuten Antrag stellen wollte. Dem Eintreten Wilhelm Foersters, ein Gelehrter aus Berlin, war es zu verdanken, dass das die Möglichkeit der Einführung einer weiteren Kongresssprache für den nächsten in London stattfindenden Kongress zur Sprache kam und hierfür das Esperanto beschlossen wurde. Als Kacumi Kuroita, japanischer Historiker und Vater der japanischen Esperanto-Bewegung, in London als Erster die neue Sprache verwendet, erwähnte er auch, dass nur der in München gefasste Entschluss ihm die Teilnahme ermöglicht hätte.[4]
Weblinks
Notizen
- Pablo Picasso: Die Taube, 1949. In: ART|DATES. Abgerufen am 14. August 2019 (deutsch).
- Kunstsammlung :: ARTIFACT. Abgerufen am 14. August 2019.
- Jüdische Zeitung, (Memento vom 20. Februar 2009 im Internet Archive) Dezember 2008.
- Heinrich Arnhold: Esperanto und die Friedensbewegung. In: Albin Möbusz: Das Esperanto – ein Kulturfaktor, Bd. 1, S. 131–136