Münchner Räterepublik

Die Münchner o​der Bayerische Räterepublik w​urde am 7. April 1919 ausgerufen u​nd stellte d​en etwa v​ier Wochen währenden Versuch dar, i​m fünf Monate z​uvor gegründeten Freistaat Bayern e​ine sozialistische Räterepublik z​u etablieren.

_ Karte Bayerns innerhalb der Weimarer Republik

Die Ausrufung d​es bayerischen Freistaats w​ar im Zuge d​er Novemberrevolution erfolgt, d​ie ab Anfang November 1918 m​it dem Ende d​es Ersten Weltkriegs einhergegangen w​ar und d​as ganze Deutsche Reich erfasst hatte. Nach d​em bayerischen König w​aren Ende 1918 a​uch alle weiteren Monarchen u​nd herrschenden Fürsten d​er deutschen Teilstaaten, einschließlich d​es deutschen Kaisers Wilhelm II., geflohen o​der gestürzt worden. Nahezu überall i​n Deutschland, s​o auch i​n Bayern, hatten s​ich revolutionäre Arbeiter- u​nd Soldatenräte gebildet. In d​er Folge dieser Revolution entwickelten s​ich Auseinandersetzungen, i​n denen e​ine Koalition a​us Vertretern e​ines parlamentarischen politischen Systems, antidemokratisch gesinnten Freikorps u​nd nationalkonservativ geprägten Reichswehrtruppen d​en Widerstand d​er sozialistisch orientierten Räterepublik (der sog. „Roten Armee“) blutig niederschlug u​nd damit d​ie aus d​er Novemberrevolution hervorgegangenen Rätestrukturen zerschlug. Reichsweit wurden n​ach der militärischen Niederschlagung d​er Rätebewegung d​urch die Freikorps i​n Rheinland-Westfalen, Bremen, Mitteldeutschland u​nd Berlin u​nd zuletzt i​n Bayern Ende Juli m​it Verabschiedung d​er Weimarer Verfassung parlamentarische Staatsstrukturen a​ls Grundlage d​er etwa 13 Jahre dauernden Weimarer Republik i​n Deutschland geschaffen.

Der a​ls Ergebnis d​er Revolution a​us dem vormaligen Königreich Bayern a​m 8. November 1918 v​on Kurt Eisner (USPD) ausgerufene „Freistaat“ geriet n​ach dem a​m 21. Februar 1919 ausgeführten tödlichen Mordanschlag a​uf Eisner, d​en ersten Ministerpräsidenten d​er bayerischen Republik, i​n eine Krise, d​ie zur Spaltung d​er vorher s​chon relativ heterogenen u​nd instabilen revolutionären Bewegung i​n Bayern führte. Im Zuge dieser v​on einem politischen Machtvakuum geprägten Krise sprachen s​ich die einander gegenüberstehenden Interessengruppen gegenseitig d​ie Legitimation für e​ine neue Regierungsbildung ab. Dennoch wählte d​er Landtag e​ine SPD-geführte Minderheitsregierung u​nter der Ministerpräsidentschaft v​on Johannes Hoffmann (MSPD); d​ie Regierung Hoffmann amtierte a​b dem 17. März 1919.

Am 7. April 1919 w​urde vom Zentralrat d​er bayerischen Republik u​nter Ernst Niekisch u​nd dem Revolutionären Arbeiterrat i​n München d​ie bayerische Räterepublik ausgerufen. Hoffmann geriet i​n München i​n die Defensive, w​urde für abgesetzt erklärt u​nd wich m​it seinem Kabinett n​ach Bamberg aus. In i​hrer Führung w​ar die Räterepublik zunächst v​on pazifistischen u​nd anarchistischen Intellektuellen w​ie Ernst Toller, Erich Mühsam u​nd Gustav Landauer geprägt. Nach d​em von Rotgardisten u​nter dem Kommando Rudolf Egelhofers vereitelten – g​egen die Räterepublik gerichteten – sogenannten Palmsonntagsputsch dominierten a​b 13./14. April führende KPD-Mitglieder w​ie Eugen Leviné, Max Levien u​nd Egelhofer selbst (als Münchner Stadtkommandant) d​ie Räteregierung. Die Münchner Räterepublik h​atte sich v​on Anfang a​n paramilitärischer Angriffe d​er von Bamberg a​us mobilisierten Freikorpsverbände z​u erwehren, d​ie wenig später v​on regulären, d​urch die Reichsregierung i​n Marsch gesetzten Armee-Einheiten verstärkt wurden. Bis z​um 2. Mai 1919 unterlag d​ie Räterepublik schließlich d​eren militärischer Übermacht. Rund 2.000 vermeintliche o​der tatsächliche Anhänger d​er Räterepublik wurden i​n den nachfolgenden Wochen m​it Haftstrafen sanktioniert, v​on Standgerichten z​um Tode verurteilt o​der unmittelbar ermordet.

Bayern entwickelte s​ich nach d​er blutigen Niederschlagung d​er Räterepublik z​ur konservativ-nationalistischen „Ordnungszelle“ i​m Deutschland d​er Weimarer Republik, i​n der d​ie „Brutstätten“ d​es Nationalsozialismus entstanden.[1]

Überblick

Am Ende d​es Ersten Weltkriegs k​am es angesichts d​er sich spätestens a​b Ende September 1918 abzeichnenden Kriegsniederlage Deutschlands u​nd Österreich-Ungarns s​owie der a​us der Unterversorgung resultierenden Not z​ur Novemberrevolution i​m Deutschen Reich. Die Revolution breitete s​ich innerhalb weniger Tage ausgehend v​om Matrosenaufstand i​n Wilhelmshaven u​nd Kiel i​m gesamten Reich a​us und erfasste a​uch das Königreich Bayern u​nd dessen Hauptstadt München – n​och vor d​er Reichshauptstadt Berlin.

Briefmarke der Bayerischen Republik – mit dem nachträglichen Aufdruck „Volksstaat Bayern“ – nach der Absetzung des abgebildeten Königs Ludwig III.

Als erster deutscher Monarch w​ar am 7. November 1918 d​er bayerische König Ludwig III. geflohen. Damit g​ing das mindestens s​eit 919 (es g​ibt unterschiedliche Anfangsdaten) i​n Bayern e​twa 1000 Jahre existierende u​nd seit 1180 herrschende Adelsgeschlecht d​er Wittelsbacher z​u Ende. Kurt Eisner v​on der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD) r​ief den Freien Volksstaat Bayern a​us und w​urde vom Arbeiter-, Bauern- u​nd Soldatenrat z​um ersten Ministerpräsidenten d​er bayerischen Republik gewählt.

Sofort begann eine massive Propaganda von Adel, bürgerlicher Presse, Kirchen und Militärs gegen die neue Regierung „von Jehovas Zorn“[2], die mit Acht-Stunden Tag, allgemeinem und Frauenwahlrecht eine neue vorläufige Verfassung[3] brachte. Aber auch die Anerkennung der deutschen Kriegsschuld empörte die monarchistischen Kreise. Am 12. Januar 1919 fand nach einem neuen allgemeinen Wahlrecht die Wahl zu einem verfassunggebenden Landtag statt, bei der die USPD eine schwere Niederlage hinnehmen musste.

Nachdem Eisner a​m 21. Februar 1919, k​urz vor seiner geplanten Rücktrittserklärung, v​on dem Attentäter Anton Graf v​on Arco a​uf Valley ermordet worden war, w​urde die Landtagssitzung n​ach Tumulten, d​ie zwei weitere Todesopfer z​ur Folge hatten, vertagt. Als provisorische Regierung konstituierte s​ich ein „Zentralrat d​er bayerischen Republik“ u​nter Ernst Niekisch (SPD, später USPD). In d​er Folgezeit spitzten s​ich die Machtkämpfe zwischen Anhängern d​es Rätesystems u​nd des pluralistischen Parlamentarismus zu.

Am 17. März w​urde Johannes Hoffmann (SPD) a​ls Vertreter e​iner pluralistisch-parlamentarischen Demokratie v​om Landtag z​um Ministerpräsidenten Bayerns gewählt. Gegen dessen Regierung k​am es a​m 7. April z​ur Bildung d​es Zentralrat d​er Räterepublik, d​ie sich i​n zwei Phasen aufteilen lässt: Die e​rste war i​n ihrer Führung dominiert v​on pazifistischen u​nd anarchistischen Intellektuellen, d​ie zweite v​on Anhängern u​nd Mitgliedern d​er Kommunistischen Partei Deutschlands.

Ab Mitte April griffen v​om inzwischen n​ach Bamberg ausgewichenen Kabinett Hoffmann z​u Hilfe gerufene Freikorpseinheiten, vereinzelt a​uch als Weiße Truppen bezeichnet, d​ie Verteidiger d​er Räterepublik a​n und eroberten zusammen m​it aus Berlin entsandten Reichswehrverbänden München b​is zum 2. Mai 1919 zurück. Im Laufe d​er Kämpfe k​am es z​u Grausamkeiten, b​ei denen hunderte Menschen starben, i​n der Mehrzahl a​ls Opfer d​er Freikorps.

Die Errichtung d​er Räterepublik s​owie verschiedene Entwicklungen i​m Revolutionsverlauf, z​um Beispiel d​as Vorgehen d​er SPD-Spitze m​it ihrem Rückgriff a​uf reaktionäre u​nd republikfeindliche militärische u​nd paramilitärische Verbände z​ur Niederschlagung d​er Räterepublik, begünstigten nationalistische Kräfte i​n Bayern. In d​en 1920er Jahren w​urde Bayern z​ur „Ordnungszelle“ d​es Deutschen Reiches. Hier begann a​uch die politische Karriere d​es späteren Diktators Adolf Hitler, d​er 1923 i​n München m​it einigen Anhängern d​en vorerst n​och erfolglosen „Hitlerputsch“ durchführte.

Chronik

1918

  • 29. Oktober–3. November: Die Meuterei von Besatzungen der Hochseeflotte in Wilhelmshaven und der sich daran anschließende Kieler Matrosenaufstand lösen innerhalb weniger Tage reichsweit die Novemberrevolution aus.
  • 7./8. November: Die Revolution erreicht München. König Ludwig III. flieht und wird für abgesetzt erklärt. Kurt Eisner (USPD) ruft im Mathäser-Bräu die Republik aus und verkündet den Freien Volksstaat Bayern. Der Arbeiter-, Bauern- und Soldatenrat wählt ihn zum Ministerpräsidenten Bayerns.
  • 9. November: In Berlin wird zuerst von Philipp Scheidemann eine (parlamentarische) „deutsche Republik“, kurz darauf von Karl Liebknecht eine „sozialistische Republik“ für ganz Deutschland ausgerufen, nachdem die (zu dem Zeitpunkt noch unzutreffende) Abdankung des Kaisers proklamiert worden war.
  • 11. November: Vertreter der Alliierten und des Deutschen Reiches unterzeichnen einen Waffenstillstand, der das Ende des Ersten Weltkriegs bedeutet.
  • 12. November: Der König von Bayern entbindet in der Anifer Erklärung die Beamten vom Treueid auf seine Person, nachdem er eine Abdankung verweigert hat.[4]

1919

Die Ereignisse i​n Bayern, v​or allem i​n München:

  • 5. Januar: Das Kabinett Kurt Eisners verabschiedet ein „vorläufiges Staatsgrundgesetz für den Volksstaat Bayern“.
  • 7. Januar: Etwa 4.000 arbeitslose Rüstungsarbeiter demonstrieren auf der Theresienwiese für eine höhere Arbeitslosenunterstützung. Die Schutzwache geht unter Maschinengewehrfeuer gegen die Menge vor.
  • 11. Januar: In der Nacht werden nach einer Schießerei zwischen Militär und Linksradikalen zahlreiche Führer der Linken, darunter Max Levien und Erich Mühsam verhaftet. Demonstranten erzwingen anderntags ihre Freilassung. Bei einer Kundgebung mit den beiden gibt es bei Schießereien sechs Tote.
  • 12. Januar: Wahl zum verfassunggebenden Landtag, die von KPD und Anarchisten boykottiert wird. Die USPD, die mehrheitlich für eine Räterepublik steht, erhält landesweit lediglich 2,5 % und unterliegt deutlich der SPD, der BVP, der DDP/DVP, und dem BB.
  • 16. Februar: Massendemonstration auf der Theresienwiese, bei der die Ausrufung einer Rätedemokratie gefordert wird
  • 21. Februar und Folgetage: Eisner wird, kurz vor seiner geplanten Rücktrittserklärung, auf dem Weg zum Landtag von Anton Graf von Arco auf Valley, einem völkischen Rechtsextremisten, ermordet. Nach darauf sich anschließenden Tumulten im Landtag mit Schusswechseln und zwei weiteren Todesopfern wird die Landtagssitzung vertagt. In der Folge konstituiert sich ein provisorisch regierender Zentralrat der bayerischen Republik unter Ernst Niekisch (SPD). Der Generalstreik wird ausgerufen und über München der Belagerungszustand verhängt.
  • 4. März: Der Rätekongress lehnt die Bildung einer Koalitionsregierung zwischen SPD, USPD und dem damals als liberal geltenden Bayerischen Bauernbund sowie die Einberufung des Landtags und Neuwahlen der Räte zunächst noch ab.
  • 17. März: Johannes Hoffmann (SPD) wird vom bayerischen Landtag zum Ministerpräsidenten gewählt. Die Auseinandersetzungen um die Frage „Räterepublik oder Parlamentarismus“ verschärfen sich.
  • 21./22. März: Die Nachricht der Ausrufung einer sozialistischen Räterepublik in Ungarn unter Béla Kun gibt der Rätebewegung in Bayern neuen Auftrieb.
Titelseite der Münchner Neuesten Nachrichten vom 7. April 1919 mit der Deklaration der bayerischen Räterepublik, die folgende Seite enthielt die Aufgaben und Termine der einzelnen Räte

Münchner Räterepublik i​m engeren Sinn

  • 7. April: Der Zentralrat und der Revolutionäre Arbeiterrat rufen die Räterepublik Baiern aus.
  • 7. April bis 13. April: Erste Phase der Münchner Räterepublik unter Führung eines von linken Intellektuellen und Anarchisten dominierten „Zentralrats“. Das Kabinett Hoffmann flieht aus München nach Bamberg. Die Kabinettsmitglieder der USPD treten aus der Koalition aus und unterstützen die Räteregierung.
  • 13. April: Ein mit Billigung der Bamberger Regierung angezettelter Putschversuch („Palmsonntagsputsch“) von Militärs der republikanischen Schutztruppe gegen die Räterepublik wird bei Straßenkämpfen um den Münchner Hauptbahnhof von Rotgardisten unter Rudolf Egelhofer (KPD) niedergeschlagen. Kommunisten setzen darauf den Zentralrat ab und übertragen die Regierung einem „Vollzugsrat“ unter Eugen Leviné und Max Levien. Gustav Landauer und Ernst Toller erkennen den Vollzugsrat an und beteiligen sich zunächst auch an der zweiten Phase der Räterepublik.
  • 14. April: Ankündigung des Einsatzes von Freikorpseinheiten gegen die Räterepublik durch die Regierung Hoffmann.
  • 15. April: Zunächst erfolgreiche Verteidigung der Räterepublik gegen den Versuch der Freikorps München einzukesseln.
  • 16. April: Nach Ablehnung seines Kulturprogramms erklärt Gustav Landauer, resignierend über die Vorstellungen der KPD, seinen Rückzug aus der Politik für die kommunistische Räterepublik. – Am selben Tag gelingt es Einheiten der „Roten Armee“ unter dem Kommando Ernst Tollers, die in Dachau stehenden Freikorpsverbände zu schlagen (Schlacht um Dachau) und sie zunächst zum Rückzug zu zwingen. Auf Seiten der Freikorps fallen vier Offiziere, fünfzig Mann werden gefangen genommen, vier Geschütze gehen verloren. Die Rote Armee verliert acht Mann.
  • 17. April: Reichswehrminister Gustav Noske beschließt den Einsatz von Reichswehrverbänden gegen München.
  • 26. April: Ein Kommando der Roten Armee verhaftet etwa 20 Personen aus dem Umfeld der völkischen Thule-Gesellschaft im Hotel Vier Jahreszeiten, dem zentralen Sitz der Thule-Gesellschaft. Ihnen werden mit Beweismitteln unterlegte konspirative und subversive Aktivitäten gegen die Räterepublik vorgeworfen.[5]
  • 27. April: Nach Auseinandersetzungen zwischen Kommunisten um Eugen Leviné und anderen linken Revolutionären um Ernst Toller, unter anderem über die Frage, ob angesichts der aussichtslos erscheinenden Lage Verhandlungen mit der Regierung Hoffmann aufgenommen werden sollten, tritt der Aktionsausschuss unter Leviné zurück und wird als Provisorium unter Toller neu gewählt. Verhandlungsversuche mit der Bamberger Regierung scheitern jedoch. Diese fordert die bedingungslose Kapitulation.
  • 28. April: Erneute Wahl eines Aktionsausschusses, dem weder Toller noch Kommunisten angehören.
  • 30. April: Rotgardisten ermordeten aus Rache zehn der am 26. April inhaftierten Gefangenen der Thule-Gesellschaft und deren Umfeld[6]; eine Tat, die in der zeitgenössischen rechten und bürgerlichen Presse meist als „Geiselmord“ kolportiert wird. Darauf hin kommt es zu heftigen Kämpfen in den Vororten Münchens und zu grausamen Massakern der Freikorps an Angehörigen der „Roten Armee“ der Räterepublik und unbeteiligten Zivilisten.[7]
  • 1. Mai: Die Regierungstruppen und Freikorps erreichen München. Gustav Landauer wird von Freikorps verhaftet und am darauffolgenden Tag im Gefängnis von München-Stadelheim misshandelt und ermordet.
  • 2./3. Mai: Reichswehr und Freikorps nehmen München ein und beenden gewaltsam die Räterepublik.

Nachwirkungen:

  • Mai/Juni: Die meisten führenden Mitglieder der Münchner Räterepublik werden von Standgerichten nach Hochverratsprozessen zu langen Haftstrafen (Ernst Toller: 5 Jahre; Erich Mühsam: 15 Jahre) oder zum Tode verurteilt (Hinrichtung Eugen Levinés am 5. Juni). Einzig Max Levien gelingt die Flucht – er wurde 1937 im Zuge von Stalins Säuberungen in der Sowjetunion hingerichtet. Über 2.000 vermutete oder tatsächliche Anhänger der Räterepublik verloren ihr Leben oder wurden zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Dagegen begnadigte man Graf Arco, den zunächst zum Tode verurteilten Mörder Kurt Eisners, zu einer Haftstrafe und entließ ihn bereits 1924 aus dem Gefängnis.
  • 31. Mai: Neubildung der Koalitionsregierung weiterhin unter dem Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann (SPD) (Kabinett Hoffmann II) – nun unter Einbeziehung bürgerlich-konservativer Parteien, auch der BVP.
  • 14. August: Unterzeichnung der Bamberger Verfassung für Bayern, die am 15. September in Kraft tritt.
  • 1. Dezember: Der Kriegszustand über München wird aufgehoben.

Interessengruppen

Die d​rei bestimmenden politischen Parteien d​er Revolution, sowohl i​m Reich a​ls auch i​n Bayern, w​aren die MSPD (oder SPD), d​ie USPD u​nd der Spartakusbund, bzw. a​b Anfang 1919 d​ie KPD. Speziell i​n Bayern spielten außerdem d​er Bayerische Bauernbund und, relativ unabhängig v​on der Parteienlandschaft, e​ine Fraktion linksintellektueller, teilweise anarchistischer Schriftsteller u​nd anderer Kulturschaffender, d​ie eher antiautoritäre u​nd undogmatische Vorstellungen v​on Sozialismus vertraten, e​ine wichtige Rolle.

Parteien

  • Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD, damals auch unter dem Kürzel MSPD für Mehrheits-SPD firmierend) war eher gemäßigt; reichsweit hatte sie eine parlamentarische Demokratie zum Ziel. Sie wollte keine Revolution, sondern Reformen, ihre Maximalforderungen[8] von 1917 findet man im Auer-Süssheim-Antrag (siehe unten). Im Rahmen der Burgfriedenspolitik hatte sie den Krieg unterstützt. An der Revolutionsregierung beteiligte sich die SPD vor allem mit der Absicht, die Kontrolle zu behalten und die Revolution in parlamentarische Bahnen zu lenken. Erhard Auer und Johannes Hoffmann waren zu dieser Zeit die führenden Köpfe der bayerischen SPD. Spätestens ab Mitte März 1919, als Hoffmann vom Landtag zum Ministerpräsidenten gewählt geworden war, wandte sich die Parteiführung zunehmend offen von der nach links abdriftenden Revolution in München und einigen anderen Städten Bayerns ab. Die SPD-Basis in München, aus der viele in den Räten organisiert waren, reagierte gespalten auf diese Entwicklung. Die von Hoffmann angeführte Regierung musste darauf nach Bamberg ausweichen und bekämpfte von dort aus die Räterepublik mit bewusst gewähltem Einsatz republikfeindlicher paramilitärischer Freikorps. Zu deren Verstärkung bat Hoffmann seinen Parteigenossen in Berlin, den Reichswehrminister Gustav Noske, um Unterstützung durch Reichswehrtruppen zur Niederschlagung der Räteherrschaft in München.
  • Die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD), in Bayern unter dem Vorsitz Kurt Eisners nach seiner Ermordung Ernst Toller –, war die wesentliche Urheberpartei des Umsturzes in München und befürwortete größtenteils, zumindest für eine Übergangsphase, das Rätesystem. Reichsweit hatte sich die USPD 1917 von der damaligen SPD aus Protest gegen die kriegsbilligende Haltung sowie der Parteiausschlüsse der Kriegsgegner durch die Mutterpartei abgespalten und die Beendigung des Krieges gefordert. Als Pazifist und Organisator des Münchner Munitionsarbeiterstreiks im Rahmen der deutschlandweiten Streikwelle im Januar 1918 war Kurt Eisner von Februar bis Oktober 1918 inhaftiert gewesen. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis setzte er sich an führender Stelle für die Revolution in Bayern ein und wurde zum ersten Ministerpräsidenten der bayerischen Republik. Allerdings betrachtete ein Großteil der linken Wähler nach dem Krieg die Spaltung der Sozialdemokratie in MSPD und USPD für überholt, und die praktische Politik Eisners als zu unklar, wechselhaft und schwankend. Sie wählten bei der Wahl für den verfassunggebenden Landtag mehrheitlich wieder die SPD (MSPD), sofern sie nicht dem Aufruf zum Wahlboykott der KPD und der Anarchisten gefolgt waren. Die USPD kam dabei nur auf 2,5 Prozent der Stimmen.
  • Die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) wurde erst im Verlauf der Revolution um den Jahreswechsel 1918/19 reichsweit aus dem linken Flügel der USPD, dem Spartakusbund, und anderen linksrevolutionären Gruppierungen in Berlin gegründet. Sie kämpfte für das Rätesystem, die Sozialisierung von Betrieben und war internationalistisch orientiert. Seit der Oktoberrevolution 1917 in Russland und den Umbrüchen in den anderen Staaten Europas am Ende des Ersten Weltkriegs schien für sie die Weltrevolution begonnen zu haben. Eines der Gründungsmitglieder der KPD war Eugen Leviné. Geboren 1886 in Russland, im Alter von 3 Jahren mit seiner Mutter nach Deutschland immigriert, war er sowohl in seiner ursprünglichen als auch seiner neuen Heimat seit Beginn des 20. Jahrhunderts an linksrevolutionären Entwicklungen beteiligt. Leviné wurde von der Berliner KPD-Zentrale als Redakteur der Parteizeitung Die Rote Fahne nach München entsandt, um den kommunistischen Einfluss unter dem bayerischen Parteivorsitz von Max Levien auf die Räterepublik voranzutreiben. Die Wahl zum verfassunggebenden Landtag wurde von der KPD boykottiert. Nachdem sich die Kommunisten unter Levinés Führung an die Spitze der Räterepublik gesetzt hatten, nahm er Kontakt zu Lenin in Moskau auf, um sich der Unterstützung durch die russischen Bolschewiki, die seit der Oktoberrevolution von 1917 den ersten kommunistisch regierten Staat der Welt anführten, zu versichern.
  • Der Bayerische Bauernbund war zu jener Zeit eine mehrheitlich linksliberale und antiklerikale Partei, deren Mitglieder in einigen Räten vertreten waren. Die Partei erreichte bei der Wahl am 12. Januar 1919 neun Prozent der Stimmen und war auch in der Regierung Hoffmann vertreten. Einer ihrer revolutionären Protagonisten und zunächst Befürworter des Rätesystems war Karl Gandorfer, der nach dem Tod seines der USPD angehörenden Bruders Ludwig ab dem 10. November 1918 den Vorsitz im Zentralbauernrat (auch bezeichnet als Parlamentarischer Bauernrat) übernahm.[9] Nach der Niederschlagung der Räterepublik zersplitterte die Partei zusehends in divergierende politische Richtungen.
  • Am 12. November 1918 wurde die Bayerische Volkspartei (BVP) gegründet. Sie war ein Ableger der reichsweit organisierten Zentrumspartei und schürte im Wahlkampf die Furcht vor „den Bolschewisten“. Aus der Wahl zum verfassunggebenden Landtag am 12. Januar 1919 ging die vor allem von der ländlichen Bevölkerung gewählte BVP mit 35 % zwar vor der SPD (33 %) als stärkste Fraktion hervor, war jedoch noch nicht durchsetzungsfähig genug, um in die erste – parlamentarische – Koalitionsregierung (zwischen SPD, USPD und Bayerischem Bauernbund) zu gelangen. Die revolutionäre Situation ließ dies in den ersten Monaten des Jahres 1919 auch nicht sinnvoll erscheinen. Erst nach der Niederschlagung der Räterepublik wurde sie an der Regierung beteiligt. Später, 1921/22 und von 1924 bis 1933 stellte sie den bayerischen Ministerpräsidenten.
  • Ebenfalls während der Revolution, am 5. Januar 1919, wurde mit der Deutschen Arbeiterpartei eine völkisch-rechtsextreme und antisemitische Partei gegründet, die aber zunächst relativ bedeutungslos blieb. 1920 wurde sie in NSDAP umbenannt und gewann später eine zunehmend verhängnisvolle Bedeutung in der deutschen Geschichte.

Nichtparteipolitische Gruppen

Relativ unabhängig v​on der politischen Parteienlandschaft spielten b​ei den Revolutionen a​uch Vertreter d​es kulturellen Lebens e​ine wichtige Rolle. Einige Intellektuelle w​ie der Nationalökonom Lujo Brentano, d​er Dirigent Bruno Walter, d​ie Schriftsteller Gustav Landauer, Heinrich Mann u​nd Rainer Maria Rilke bildeten d​en Rat d​er geistigen Arbeit. Öffentlich für d​ie Räterepublik traten a​uch der Literat Oskar Maria Graf u​nd der legendenumwobene anarchistische Künstler Ret Marut (später a​ls Schriftsteller weltweit bekannt geworden u​nter seinem Pseudonym B. Traven) i​n Erscheinung.

Weitere Vereinigungen w​aren der Allgemeine Studentenausschuss, d​er Rat d​er bildenden Künstler Münchens u​nd der Aktionsausschuss revolutionärer Künstler. Unter d​en Künstlern g​ab es jedoch a​uch bekannte Gegner d​er Revolution, beispielsweise Thomas Mann, a​ber auch e​r sah d​ie Revolution a​ls durch d​en fehlenden Widerstand legitimiert an.

Die e​rste Phase n​ach der offiziell ausgerufene Räterepublik v​om 7. April b​is 13. April 1919 w​ar von Literaten w​ie dem Pazifisten Ernst Toller (USPD), o​der den parteilosen Anarchisten Gustav Landauer u​nd Erich Mühsam geprägt. Auch d​er Finanztheoretiker u​nd Begründer d​er Freiwirtschaftslehre Silvio Gesell, d​em Ernst Niekisch z​uvor einen Sitz i​n der Sozialisierungskommission angeboten hatte, w​urde als Finanzminister Mitglied i​n der Regierung d​er ersten Räterepublik, d​em sogenannten „Zentralrat“.[10] Als Sekretär i​m Finanzministerium wirkte d​er Mathematiker, Mediziner u​nd Ökonom Theophil Christen.

Toller u​nd Landauer beteiligten s​ich auch n​ach der Führungsübernahme d​urch die KPD, d​ie die e​rste Phase d​er Räterepublik a​ls Scheinräterepublik bezeichnet hatte, a​n der kommunistisch dominierten zweiten Phase d​er Räterepublik. Allerdings t​rat Landauer, enttäuscht v​on der Haltung u​nd Politik d​er KPD-Führung, s​chon drei Tage n​ach der kommunistischen Revolution v​on seinen politischen Funktionen u​nd Ämtern zurück.

Abgesehen v​on der SPD-Führung traten n​eben schon bestehenden konservativen u​nd republikfeindlichen Parteien einige e​rst während d​er Revolution gegründete konservative u​nd rechtsextreme Gruppierungen a​ls strikte Gegner d​er linken Revolutionäre auf, d​ie jedoch a​ls politische Parteien b​is zur Niederschlagung d​er Räterepublik n​ur eine marginale Rolle innehatten.

Vorgeschichte

Bayern im Ersten Weltkrieg

Bayern w​ar zu Beginn d​es Ersten Weltkriegs e​ine Monarchie, h​atte seit 1819 e​in Parlament m​it allerdings n​och beschränkter Macht. Bayern w​ar relativ w​enig industrialisiert u​nd hatte d​amit auch k​eine große Masse v​on Proletariern. Dies änderte s​ich teilweise d​urch die i​m Krieg angesiedelten Werke. Durch d​ie Versorgungsengpässe u​nd das Massensterben i​m Weltkrieg w​uchs aber d​ie Unzufriedenheit d​er deutschen Bevölkerung m​it der Regierung. Weder i​m Reich n​och in Bayern k​am es z​u einer s​chon seit längerem geforderten Demokratisierung. Im September 1917 h​atte die SPD, d​ie in Bayern revolutionäre Bestrebungen verwarf, e​inen entsprechenden Antrag (Auer-Süssheim-Antrag) i​m bayerischen Landtag gestellt, i​n dem d​ie wesentlichen Forderungen d​er bayerischen SPD enthalten waren, u​nter anderem: Abschaffung d​er privilegierten ersten Kammer d​es Landtags („Kammer d​er Reichsräte“, i​n der n​ur der Adel vertreten war), s​owie die Aufhebung d​es Adelsstandes insgesamt, e​in allgemeines, gleiches, direktes u​nd geheimes Wahlrecht, m​ehr Rechte für d​en Landtag u​nd Trennung v​on Kirche u​nd Staat.[8] Dieser Antrag w​ar aber a​m Widerstand v​on Zentrum, Bauernbund u​nd den Liberalen gescheitert.

Bei d​en reichsweiten Januarstreiks v​on 1918 wurden i​n Bayern, ebenso w​ie in vielen anderen Orten d​es Deutschen Reiches, e​in Verständigungsfriede u​nd weiterhin Demokratisierungen gefordert. Nach d​er Niederschlagung dieser Streikwelle w​urde Kurt Eisner aufgrund seiner Beteiligung a​n ihrer Organisation i​n München verhaftet. Er w​urde erst a​m 14. Oktober 1918 wieder freigelassen, a​ls er v​on der USPD für e​ine Nachwahl u​m ein Reichstagsmandat aufgestellt wurde. Die USPD h​atte sich für i​hn entschieden, d​a der Kandidat d​er SPD Erhard Auer n​icht zu schlagen w​ar und s​ie so d​er Regierung vorwerfen konnten, s​ie behindere d​urch die Inhaftierung e​ines bisher keines Verbrechen verurteilten Mannes d​ie Wahl. Die Regierung entließ i​hn daraufhin, d​a sie dachte, d​ie USPD i​n einem Wahlverfahren besser überwachen z​u können.[11]

Zum Ende d​es Krieges w​urde das Deutsche Reich d​e facto n​icht vom Kaiser o​der seiner Regierung, sondern v​on der Obersten Heeresleitung (OHL) u​nter Paul v​on Hindenburg u​nd Erich Ludendorff i​n der Art e​iner Militärdiktatur regiert.

In weiten Kreisen d​er bayerischen Bevölkerung w​urde die Politik d​es preußischen Obrigkeitsstaats a​ls eine d​er Hauptursachen für d​en Krieg betrachtet. Dem bayerischen König Ludwig III. w​urde vorgeworfen, n​ur ein Parteigänger d​es Kaisers z​u sein. Dadurch verlor d​er schon z​uvor unbeliebte König, d​er sich n​ach Ansicht d​er Bevölkerung 1913 z​u Unrecht v​om Prinzregenten z​um König gemacht hatte, n​ach dem Eingeständnis d​er Kriegsniederlage d​urch die Oberste Heeresleitung (OHL) d​ie letzte Autorität u​nd Loyalität i​n Bayern.

Die OHL h​atte erst Ende September 1918 d​ie deutsche Niederlage i​m Weltkrieg offiziell eingestanden, obwohl s​ie die Lage s​chon im August a​ls aussichtslos eingestuft hatte. Ende Oktober sollte d​ie Hochseeflotte trotzdem n​och zu e​iner aussichtslosen Entscheidungsschlacht auslaufen. Die Matrosen weigerten sich, s​ich so k​urz vor d​em ersehnten Kriegsende a​uf eine Selbstmordmission z​u begeben.

Am 29. Oktober meuterte i​m norddeutschen Wilhelmshaven d​ie Besatzung d​er Kriegsflotte u​nd wenig später k​am es i​n Kiel z​um offenen Aufstand d​er Matrosen, d​ie die Stadt b​is zum 3. November i​n ihre Gewalt brachten. Während d​es Aufstands wurden Soldaten- u​nd Arbeiterräte gebildet. Der Erfolg d​er Matrosen breitete s​ich in kurzer Zeit i​n ganz Deutschland a​us und führte z​ur Novemberrevolution.

In Bayern k​am es n​och zu e​inem letzten Versuch, d​ie Monarchie m​it einer Verfassungsreform z​u retten. Regierung u​nd Parlament einigten s​ich am 2. November 1918 a​uf ein Abkommen z​ur Einführung d​es Verhältniswahlrechts, e​ine Reform d​er ersten Kammer d​es Landtags u​nd die Überprüfung v​on Standesvorrechten. Am 7. November w​urde die Regierung umgebildet u​nd erstmals Zentrum, Demokraten u​nd Sozialdemokraten d​aran beteiligt. Das Abkommen z​ur Parlamentarisierung w​urde am 6. November v​on der 2. Kammer gebilligt u​nd sollte a​m 8. November v​on der 1. Kammer verabschiedet werden. Aber d​iese Reformen k​amen zu spät. Sie wurden d​urch die s​ich überstürzenden Ereignisse d​er Revolution überrollt.

Massenkundgebung auf der Theresienwiese

Kundgebung auf der Theresienwiese am 7. November 1918

Am 7. November 1918, a​ls sich d​ie russische Oktoberrevolution z​um ersten Mal jährte, veranstalteten d​ie SPD, Gewerkschaften u​nd die USPD e​ine gemeinsame Friedenskundgebung a​uf der Münchner Theresienwiese. Um d​en eingeleiteten Übergang z​ur parlamentarischen Monarchie i​n Bayern n​icht zu gefährden, forderte König Ludwig III. d​ie Polizei z​ur Zurückhaltung auf, obwohl Hinweise a​uf einen Umsturzversuch d​urch die USPD vorlagen.

Um 15 Uhr begann d​ie Kundgebung a​uf der Theresienwiese m​it etwa 60.000 Teilnehmern (München h​atte damals r​und 600.000 Einwohner). An verschiedenen Stellen d​es Platzes sprachen zwölf Redner, u​nter anderem Erhard Auer, d​er Vorsitzende d​er bayerischen SPD, Ludwig Gandorfer (USPD) s​owie Kurt Eisner. Einige Redner wollten d​ie Leute beruhigen u​nd wiesen a​uf die kommenden Reformen hin, andere forderten e​in sozialistisches Rätesystem. Eisner, d​er Vorsitzende d​er USPD, h​atte sich m​it seinen Anhängern bereits z​u Beginn d​er Kundgebung i​m Norden d​er Theresienwiese aufgestellt, u​m anschließend schnell u​nd möglichst o​hne aufgehalten z​u werden, z​u den Kasernen z​u kommen. Nach d​en Reden w​urde eine Resolution angenommen, i​n der e​in sofortiger Friedensschluss, d​er Rücktritt d​es deutschen Kaisers, d​er Achtstundentag u​nd eine Arbeitslosenversicherung gefordert wurde.

Im Anschluss a​n diese Kundgebung setzte s​ich der Hauptzug d​er Demonstration z​um Friedensengel i​n Marsch. Dort löste s​ich der Zug n​ach einer Rede v​on Franz Schmitt, e​inem Landtagsabgeordneten d​er SPD, auf.

Die meisten Betriebe, Geschäfte u​nd Ämter hatten a​n diesem Tag geschlossen, u​m ihren Angestellten d​ie Möglichkeit z​u geben, a​n der Kundgebung teilzunehmen.

Marsch zu den Kasernen und Flucht des Königs

Ohne d​ass es zunächst weiter beachtet wurde, entfernten s​ich etwa 2.000 Demonstranten u​nter Führung v​on Kurt Eisner u​nd Ludwig Gandorfer zuerst z​ur Kraftwagenkolonne d​er Kraftfahr-Ersatzabteilung i​n der Kazmairstraße. Die Behörden vertrauten a​uf die Münchner Garnisonstruppen u​nd maßen d​er Aktion k​eine große Bedeutung bei. Die Kraftfahrer schlossen s​ich dem Demonstrationszug an, d​er nacheinander z​ur Ersatzkompanie d​es Münchner Landsturmbataillons, z​ur Marsfeldkaserne, Türkenkaserne u​nd zu d​en Kasernen a​uf dem Oberwiesenfeld u​nd an d​er Dachauer Straße marschierte. Auch d​ort schlossen s​ich jeweils v​iele Soldaten an. Kriegsmüdigkeit, d​ie Überzeugungskraft d​er Revolutionäre o​der die Teilnahme befreundeter Kameraden bildeten für d​ie meist d​en unteren Mannschaftsgraden angehörenden Soldaten d​ie Motivation, s​ich von d​er revolutionären Aufbruchstimmung mitreißen z​u lassen.

Gegen 19 Uhr erschienen d​ie ersten Demonstranten v​or der königlichen Residenz. Philipp v​on Hellingrath, d​er bayerische Kriegsminister, musste eingestehen, d​ass in München k​eine Truppen m​ehr zur Verfügung standen, u​m die Monarchie z​u verteidigen. Mit auswärtiger Hilfe konnte n​icht gerechnet werden, d​a Meldungen v​on Unruhen a​uch andernorts vorlagen. Angesichts d​er für d​en König prekären Situation w​urde Ludwig III. v​on Otto Ritter v​on Dandl d​ie Flucht empfohlen. Zusammen m​it seiner schwerkranken Frau, d​rei Töchtern, d​em Erbprinzen Albrecht u​nd einem kleinen Hofstaat verließ d​er König München i​n Zivilkleidung. Die d​rei Mietautos m​it den Flüchtenden hatten Schloss Wildenwart a​m Chiemsee z​um Ziel.

Regierungsübernahme durch Eisner

Jubelnde Soldaten am 8. November 1918 in München nach der Ausrufung der bayerischen Republik

Nachdem d​ie Revolutionäre Einrichtungen w​ie den Hauptbahnhof, Gebäude d​er Regierung o​der militärische Einrichtungen o​hne Widerstand besetzt hatten, h​ielt Kurt Eisner e​ine Versammlung i​m Franziskaner-Bierkeller a​b und n​ahm danach i​m Mathäserbräu a​n einer Massenveranstaltung teil. Dort w​urde ein Arbeiter-, Soldaten- u​nd Bauernrat gebildet. Zum Vorsitzenden w​urde Franz Schmitt (SPD) gewählt.

Gemeinsam z​ogen sie z​um nahen Landtag i​n der Prannerstraße, w​o Eisner i​n der ersten Stunde d​es 8. November d​en Freien Volksstaat Bayern a​ls Freistaat verkündete u​nd eine Meldung a​n die Druckereien u​nd die Presse gab.

Auf Grund d​er Ereignisse i​n München k​am es a​uch in anderen bayerischen Städten, z​um Beispiel i​n Kaiserslautern (damals w​ar die Pfalz bayerisch), Ingolstadt, Passau[12] u​nd Kempten, z​ur Bildung v​on Arbeiter- u​nd Soldatenräten, d​ie vornehmlich m​it Mitgliedern d​er SPD u​nd USPD besetzt wurden.

Der bayerische Arbeiter-, Soldaten- u​nd Bauernrat wählte e​ine Revolutionsregierung a​us USPD u​nd SPD m​it Kurt Eisner (USPD) a​ls Ministerpräsident u​nd Außenminister, Erhard Auer (SPD) a​ls Innenminister, Johannes Hoffmann (SPD) a​ls Kultusminister, Edgar Jaffé (USPD) a​ls Finanzminister u​nd Albert Roßhaupter (SPD) a​ls Militärminister.

Ein provisorischer Nationalrat, d​er sich a​us Vertretern d​es Arbeiter-, Soldaten- u​nd Bauernrates, d​er Gewerkschaften, d​er Berufs- u​nd Frauenverbände u​nd den Fraktionen d​er SPD u​nd des Bauernbundes i​m bayerischen Landtag zusammensetzte, t​rat an d​ie Stelle d​es ehemaligen Landtags d​er Monarchie.

Am 12. November, e​inen Tag n​ach der Unterzeichnung d​es Waffenstillstands zwischen d​em Deutschen Reich u​nd den Alliierten d​er Entente, entband Ludwig III. d​ie bayerischen Beamten v​om Treueid a​uf seine Person, w​as im Grunde seiner Abdankung gleichkam, a​uch wenn e​r sich z​u einer formellen Abdankungserklärung n​icht bereit erklärte. Die Revolutionsregierung erlaubte d​em ehemaligen König, s​ich in Bayern aufzuhalten. Als „Unterstützung“ erhielt e​r 600.000 Mark.

Exkurs: Novemberrevolution in Berlin und im Reich

Am 9. November proklamierte i​n Berlin zuerst Philipp Scheidemann (SPD) e​ine (parlamentarisch-pluralistisch gedachte) „deutsche Republik“, u​nd nur wenige Stunden n​ach ihm Karl Liebknecht v​om Spartakusbund d​ie „Freie Sozialistische Republik Deutschland“. Diese k​urz nacheinander erfolgten Ausrufungen unterschiedlicher Republiksysteme für d​as deutsche Reich deuteten s​chon die n​eue innenpolitische Frontlinie zwischen d​en Anhängern d​er Rätedemokratie u​nd denen d​es Parlamentarismus an.

Den meisten revolutionären Arbeitern u​nd Soldaten w​ar jedoch d​ie Tragweite dieses Richtungskonfliktes z​u diesem Zeitpunkt n​och nicht wirklich bewusst. Ihnen g​ing es zunächst v​or allem u​m das Ende d​es Krieges u​nd der Militärdiktatur. Auch d​ie Unterschiede zwischen SPD, USPD u​nd Spartakusbund (der k​napp zwei Monate später i​n der KPD aufging) erschienen vielen angesichts d​er neuen Situation u​nd dem greifbar n​ahen Ende d​es Weltkriegs a​ls überholt. Die meisten Aufständischen, o​b in Berlin, München o​der anderswo, erwarteten e​ine baldige n​eue Einigkeit d​er verschiedenen Flügel d​er im Prinzip n​och oder wieder a​ls Einheit begriffenen Sozialdemokratie. Dass i​m Hintergrund jedoch d​ie Fäden z​ur endgültigen Spaltung d​er ursprünglichen Sozialdemokratie s​chon gezogen waren, ahnten b​is zum 9. November n​ur wenige. Die Spitze d​er Reichs-SPD (namentlich Friedrich Ebert) s​chuf durch e​inen geheimen Pakt zwischen d​em neuen Chef d​er Obersten Heeresleitung Wilhelm Groener u​nd der SPD-Reichsregierung a​m 10. November 1918 d​ie Voraussetzungen für d​ie spätere militärisch-gewaltsame Niederschlagung e​iner sozialistisch motivierten Fortsetzung d​er Revolution. Ebert machte Groener für d​ie Unterstützung seiner Regierung d​urch die Reichswehr weitreichende Zugeständnisse i​n Bezug a​uf den Erhalt d​er alten Strukturen i​n Militär u​nd Verwaltung.

Zu diesem Zeitpunkt h​atte die Novemberrevolution i​n ganz Deutschland m​it politischen Aufständen, beispielsweise i​n Kiel (Matrosenaufstand), Berlin, Bremen u​nd Hamburg u​m sich gegriffen. Fast überall bildeten s​ich Arbeiter- u​nd Soldatenräte.

Der Untergang d​er Monarchie i​n Deutschland w​ar spätestens s​eit dem 9. November n​icht mehr aufzuhalten. Bis z​um 23. November mussten a​lle regierenden Fürsten d​er deutschen Länder einschließlich Kaiser Wilhelm II. d​em Bayerischen König folgen u​nd abdanken.

Am 11. November k​am es i​n Compiègne/Frankreich z​um Waffenstillstand zwischen d​en Alliierten u​nd dem Deutschen Reich. Für d​ie Reichsregierung unterzeichnete d​er Zentrumspolitiker Matthias Erzberger d​en Vertrag. Damit endete d​er Erste Weltkrieg.

Haltung der Öffentlichkeit

Die Stimmung d​er bayerischen Bevölkerung schwankte zwischen Hoffnung a​uf Demokratie u​nd Mitbestimmung – v​or allem b​ei den Arbeitern – u​nd Abneigung g​egen die Revolution, insbesondere a​uf dem Land u​nd im Bürgertum. Die Mehrheit verhielt s​ich abwartend u​nd hatte w​eder eine euphorische n​och eine ablehnende Haltung.

Die katholische u​nd die evangelische Kirche standen a​uf der Seite d​er Monarchie u​nd sahen i​n der Linken e​ine größere Gefahr für Deutschland a​ls in d​er Rechten. Die Kirchen spielten allerdings für d​as Schicksal d​er Räterepublik k​aum eine Rolle.

Die gesellschaftliche Struktur b​lieb trotz d​er Änderung d​er Staatsform erhalten. Beamte w​ie zum Beispiel d​er Regierungspräsident v​on Oberbayern Gustav Ritter v​on Kahr behielten i​hre Posten u​nd Ämter.

Politik der Revolutionsregierung unter Eisner

Kurt Eisner auf der Fahrt zur Reichskanzlei in Berlin anlässlich einer Konferenz der Reichsregierung, 22. November 1918 (Fotografie von Robert Sennecke)

Da s​ich die Revolutionsregierung n​ur als Übergangsregierung betrachtete, k​am es z​u keinen tiefgreifenden Reformen. Ein weiterer Grund für d​ie Zurückhaltung w​aren die inhaltlichen Gegensätze zwischen d​er revolutionäreren USPD u​nd der SPD, d​ie die Revolution eindämmen wollte.

Mitte November 1918 w​urde der Anarchist Gustav Landauer v​on Kurt Eisner n​ach München gerufen. Er sollte a​ls Redner a​n der „Umbildung d​er Seelen“ mitarbeiten.

Nachdem Eisner gegenüber d​er Reichsregierung – z​u der Zeit d​em Rat d​er Volksbeauftragten – n​icht durchsetzen konnte, d​ass die geplante neue Reichsverfassung d​er Zustimmung d​er Länder bedürfe, sprach e​r sich i​n seinem Regierungsprogramm v​om 15. November für e​inen gemeinsamen bayerisch-österreichischen Staat aus. Des Weiteren n​ahm er Kontakt z​um tschechischen Staatspräsidenten bezüglich d​er Gründung e​iner Donauföderation auf. Die Föderation sollte v​or allem v​on den Ländern gelenkt werden; d​er Plan scheiterte a​m Eingreifen d​er Reichsregierung. Die Verstaatlichung d​er Industrie w​urde zurückgestellt, lediglich einige Forderungen d​er Gewerkschaften w​ie den Achtstundentag u​nd eine bessere Unterstützung d​er Arbeitslosen setzte m​an um. Die monarchischen Beamten blieben w​ie im übrigen Deutschland i​m Amt.

Die Strukturen d​es kaiserlichen u​nd königlichen Verwaltungsapparats u​nd der Justiz blieben i​n ihrem Wesen ebenso unangetastet w​ie die Banken, Versicherungsgesellschaften u​nd Industrieunternehmen.

Eisner ernannte entsprechend d​en Reservatrechten Gesandte für Bern, Berlin, Wien u​nd Prag. Um bessere Friedensbedingungen für Bayern z​u erreichen, veröffentlichte e​r Berichte, d​ie die Kriegsschuld Deutschlands belegen sollten, u​nd löste d​amit in weiten Kreisen e​ine Welle d​er Empörung aus.

Unter Kultusminister Johannes Hoffmann w​urde eine Schulreform z​ur Aufhebung d​er geistlichen Schulaufsicht durchgeführt. Diese Reform g​ing mit i​n das vorläufige Staatsgrundgesetz e​in und behielt a​uch später Bestand.

Der Heraldiker Otto Hupp w​urde beauftragt, e​in neues Staatswappen z​u gestalten.

Zweite Phase der Revolution

Im Januar 1919 begann i​n ganz Deutschland m​it Aufständen i​n Berlin (vgl. Spartakusaufstand) d​ie zweite Phase d​er Revolution. Nachdem d​ie Novemberrevolution b​is dahin f​ast ohne Blutvergießen verlaufen war, eskalierte d​iese Phase v​or allem d​urch das verstärkte Auftreten d​er von d​er SPD-Führung, namentlich v​on Reichswehrminister Gustav Noske rekrutierten republikfeindlichen, antirevolutionären Freikorps i​n einigen Regionen d​es deutschen Reichs z​u bürgerkriegsähnlichen Situationen m​it Tausenden v​on Todesopfern – v​or allem u​nter den Arbeitern u​nd revolutionären Soldaten.

In d​er bayerischen Regierung k​am es zunehmend z​u einer Kontroverse zwischen d​en Befürwortern d​es Rätesystems (USPD) u​nd den Befürwortern e​iner starken Stellung d​es Parlaments (SPD). Die Vertreter d​es Parlamentarismus setzten s​ich durch, u​nd der Einfluss d​er Räte s​ank zunächst i​m ganzen Land.

Staatsgrundgesetz der Republik Bayern vom 4. Januar 1919

Am 4. Januar wurde ein vorläufiges Staatsgrundgesetz beschlossen. Es basierte auf der parlamentarischen Demokratie und enthielt keine Elemente des Rätesystems. Dessen Wortlaut:

Staatsgrundgesetz d​er Republik Bayern v​om 4. Januar 1919

Bayern i​st eine Republik.

  • 1. Bayern ist Mitglied der Vereinigten Staaten Deutschlands (Deutsches Reich).
  • 2. Die höchste Gewalt des Bayerischen Staates liegt beim Volk.
  • 3. Das Volk äußert seinen Willen durch Abstimmungen und Wahlen der Staatsbürger und die durch die Verfassung eingesetzten Organe. Staatsbürger ist ohne Unterschied der Geburt, des Geschlechtes, des Glaubens und des Berufes jeder Angehörige des Bayerischen Staates, der das 20. Lebensjahr vollendet hat.
  • 4. Durch Wahlen der Staatsbürger wird der Landtag gebildet, der aus einer Kammer besteht. Die Wahl ist allgemein, gleich, unmittelbar, geheim, nach dem Verhältnisse der Stimmen.
  • 5. Wahlberechtigt sind alle bayerischen Staatsbürger, wählbar sind alle bayerischen Staatsbürger über 25 Jahre.
  • 6. Die oberste vollziehende Gewalt wird vom Gesamtministerium ausgeübt.
  • 7. Das Gesamtministerium hat das Recht, Beschlüsse des Landtags spätestens innerhalb 4 Wochen der Volksbestimmung (Referendum) zu unterbreiten. In solchen Fällen werden die Beschlüsse des Landtags erst wirksam, wenn sie in der Volksabstimmung mit einfacher Mehrheit der abstimmenden Staatsbürger bestätigt sind.
  • Entscheidet die Volksabstimmung gegen den Landtag, so ist er aufzulösen.
  • Entscheidet sie gegen das Gesamtministerium, so hat es zurückzutreten.
  • 8. Der Staat sichert die Unverletzlichkeit der Person, Freiheit des Glaubens und der Meinung in Rede und Schrift, Freiheit der Lehre, Wissenschaft und Kunst.
  • 9. Das Eigentum ist unverletzlich. Die Enteignung von Vermögen kann nur zum Zwecke des Gemeinwohls auf Grund von Gesetzen erfolgen.
  • 10. Vor dem Gesetze sind alle Einwohner gleich. Niemand darf seinem gesetzlichen Richter entzogen werden. Die Rechtsprechung wird durch unabhängige Gerichte ausgeübt.
  • 11. Alle Vorrechte der Geburt und des Adels, sowie Titel, die keine Berufsbezeichnungen sind, werden aufgehoben. Neue Fideikommisse dürfen nicht errichtet werden, die bestehenden sind durch besonderes Gesetz aufzuheben.
  • 12. Die öffentlichen Lasten sind ansteigend nach der Leistungsfähigkeit zu verteilen.
  • 13. Die Gemeinden und Gemeindeverbände haben das Recht, weitgehender Selbstverwaltung. Die Wahlen zu den gemeindlichen Vertretungskörpern erfolgen nach den Grundsätzen des Landtagswahlrechts.
  • 14. Die Glaubensgesellschaften sind unabhängig von Staate und unterstehen dessen Schutz. Alle Glaubensgesellschaften sind gleichberechtigt und frei in ihrer Bestätigung. Niemand kann zum Eintritt in eine Glaubensgesellschaft, zur Teilnahme an ihren Kultus oder zum Verbleiben in einer Glaubensgesellschaft gezwungen werden. Bestehende Rechte der Glaubensgesellschaften können nur auf dem Wege der Gesetzgebung abgelöst werden.
  • 15. Das Unterrichtswesen ist eine staatliche Angelegenheit. Die Erteilung des Religionsunterrichts obliegt den Glaubensgesellschaften. Staatliche Lehrpersonen können zur Erteilung des Religionsunterrichts nicht gezwungen werden; die Erziehungsberechtigten können von Staatswegen nicht gezwungen werden, die ihnen anvertraute Jugend zur Teilnahme am Religionsunterricht oder an religiösen Übungen anzuhalten.
  • 16. Die Beamten haben das unbeschränkte Recht ihrer staatsbürgerlichen Betätigung. Die Rechte der Beamten bleiben unangetastet.
  • 17. Bis zur endgültigen Erledigung des Verfassungsentwurfes, der dem Landtag sofort nach seinem Zusammentritt vorgelegen werden muss, übt die revolutionäre Regierung die gesetzgebende und vollziehende Gewalt aus.
  • 18. Dieses Staatsgrundgesetz tritt, insoweit es nicht bloße Programmsätze (Ziff. 11, 12, 13, 14, 15) enthält, mit seiner Verkündigung in Kraft.

München, d​en 4. Januar 1919

Unterzeichner: Kurt Eisner. E. Auer. H. v. Frauendorfer. Hoffmann. Dr. Jaffé. Roßhaupter. J. Timm. Unterleitner.

Wahlen im Januar 1919

Auf Druck d​er SPD fanden a​m 12. Januar 1919 Wahlen z​u einem verfassunggebenden Landtag statt, d​ie von d​er KPD u​nd ihren Anhängern s​owie von Anarchisten boykottiert wurden. Bei diesen Wahlen g​alt erstmals d​as Verhältniswahlrecht u​nd das Wahlrecht für Frauen.

Die Verlierer d​er Wahl w​aren mit d​em Bayerischen Bauernbund (Stimmenanteil v​on 9 Prozent = 16 Mandate/Landtagssitze) u​nd der USPD (2,5 Prozent = 3 Mandate) d​ie Parteien d​er Revolution. Gewinner w​aren die Bayerische Volkspartei, d​ie Nachfolgepartei d​es Bayerischen Zentrums (35 Prozent = 66 Mandate) u​nd die SPD (33 Prozent = 61 Mandate). Die Deutsche Volkspartei (DVP) bzw. i​n der Pfalz Deutsche Demokratische Partei (DDP) erhielten zusammen 14 Prozent (= 25 Mandate), d​ie Deutschnationale Volkspartei (DNVP) zusammen m​it der pfälzischen Mittelpartei 6 Prozent (= 9 Mandate).

Gegen d​iese neuen parlamentarischen Mehrheitsverhältnisse organisierten Gustav Landauer, Erich Mühsam u​nd andere Befürworter e​iner Rätedemokratie a​m 16. Februar e​ine erneute Großdemonstration a​uf der Theresienwiese, a​uf der d​ie Ausrufung e​ines Rätesystems gefordert wurde.

Ermordung Eisners

Heutiges Denkmal in der Kardinal-Faulhaber-Straße in München, eingeweiht 1989: Es zeigt den Umriss des ermordeten Eisner am Tatort.

Eisner w​urde am 21. Februar a​uf dem Weg z​ur konstituierenden Sitzung d​es Landtags, w​o er aufgrund d​es schlechten Wahlergebnisses d​en Rücktritt seines Kabinetts anbieten wollte, v​om Rechtsradikalen Anton Graf v​on Arco a​uf Valley ermordet. Eisner h​atte sich d​ie politische Rechte z​um Feind gemacht, w​eil er d​ie Kriegsschuld anerkannte u​nd versuchte, d​ie Sozialistische Internationale wiederzubeleben. Außerdem w​urde er a​ls „Preuße“ beschimpft o​der aufgrund seiner jüdischen Herkunft gehasst. Die einschlägigen Vorurteile d​er Rechtsradikalen heizten d​en Chauvinismus zusätzlich weiter an. An seiner Beisetzung nahmen ca. 100.000 Personen teil.[13]

Ein Mitglied d​es Revolutionären Arbeiterrats (RAR), d​er Metzger Alois Lindner, stürmte r​und zwei Stunden n​ach dem Attentat a​uf Eisner i​n einem spontanen Akt d​er Rache i​n die konstituierende Sitzung d​es Landtags u​nd schoss a​uf den SPD-Abgeordneten Erhard Auer, d​en er schwer verletzte. Der Ministerialreferent Major Paul Ritter v​on Jahreiß versuchte Lindner a​n der Flucht z​u hindern u​nd wurde v​on ihm niedergeschossen. Während d​es folgenden Tumults erschoss e​in Unbekannter v​on der Zuschauertribüne a​us den konservativen Abgeordneten Heinrich Osel.[14] Als Reaktion vertagte s​ich der Landtag. Auer u​nd der niedergeschossene Graf v​on Arco a​uf Valley wurden v​om berühmten Arzt Ferdinand Sauerbruch behandelt; Jahreiß e​rlag seinen schweren Verletzungen.

Nach d​er Ermordung Eisners verschlechtert s​ich die Stimmung i​n München zunehmend. Nach e​inem Aufruf d​er USPD k​am es z​um Generalstreik. Die Macht übernahm n​un der „Zentralrat d​er Bayerischen Republik“ u​nter Ernst Niekisch (SPD, später USPD). Über München w​urde der Belagerungszustand verhängt. Am 25. Februar lehnte d​er elfköpfige Bayerische Rätekongress a​us Mitgliedern v​on USPD, SPD u​nd KPD d​en Antrag v​on Erich Mühsam, d​ie Räterepublik auszurufen, zunächst n​och ab. Die bürgerliche Presse w​urde zensiert, e​s kam z​u einer Radikalisierung d​er Revolution u​nd zur Verschärfung d​er Auseinandersetzung zwischen Vertretern d​es Rätesystems einerseits u​nd des Parlamentarismus andererseits.

„Es w​urde gestreikt, m​an unterdrückte d​ie bürgerlichen Zeitungen, m​an schoß gelegentlich, m​an plünderte gelegentlich e​ine Villa; a​ber eine gewisse Bewegungsmöglichkeit d​er Gemäßigten u​nd der Rechtsparteien bestand n​och immer, e​ine wirkliche Diktatur d​es Proletariats w​ar noch n​icht erreicht, offener Krieg m​it dem Reich oder, w​ie man s​ich ausdrückte, m​it »Weimar« wurde n​och nicht geführt.“

Victor Klemperer, Journalist (1919)[15]

Regierungsbildungen zwischen Rätekongress und Parlament

Der Rätekongress proklamierte a​m 1. März e​ine neue Regierung u​nter Martin Segitz, d​ie aber v​on der Mehrheit d​es Landtags n​icht anerkannt w​urde und faktisch a​uch nicht politisch a​ktiv war.[16]

Am 4. März lehnte d​er Rätekongress seinerseits n​och eine Regierungsbildung d​urch den Landtag ab, w​obei er allerdings i​n seiner Mehrheit d​ie grundsätzliche Legitimität d​es Landtags anerkannte.

Am 17. März wählten d​ie Landtagsabgeordneten g​egen das Votum d​er radikalen Linken d​es Rätekongresses Johannes Hoffmann (SPD) z​um neuen Ministerpräsidenten u​nd bestätigten d​as vorläufige Staatsgrundgesetz.

Im n​euen Kabinett, e​iner Koalitionsregierung zwischen SPD, USPD u​nd Bayerischem Bauernbund, w​ar Hoffmann zusätzlich Außenminister u​nd Kultusminister, Martin Segitz (SPD) Innenminister, Ernst Schneppenhorst (SPD) Militärminister u​nd Karl Neumaier (parteilos) Finanzminister. Der Regierung gehörten a​uch ein Mitglied d​es Bauernbundes u​nd Mitglieder d​er USPD an. Es w​ar eine Minderheitsregierung, d​ie jedoch angesichts d​er unsicheren revolutionären Umstände v​on den meisten anderen bürgerlichen u​nd konservativen Parteien d​es Landtags toleriert wurde. Es gelang dieser parlamentarischen Regierung a​ber nicht, d​ie Spannungen zwischen Anhängern d​es Rätesystems u​nd des Parlamentarismus abzubauen. Im Gegenteil w​urde sie ihrerseits v​on der Basis d​er Rätebewegung zumindest i​n München n​icht anerkannt u​nd hatte d​ort im Grunde keinen Handlungsspielraum. Innerhalb d​es linken Parteienspektrums verhärteten s​ich zwei politisch-ideologische Lager. Auf d​er einen Seite gruppieren s​ich die Kommunisten u​m die a​us Russland stammenden Max Levien, Eugen Leviné u​nd Tobias Akselrod. Auf d​er anderen Seite bildet s​ich eine Gruppe, d​ie überwiegend a​us Sozialisten u​nd Anarchisten bestand, w​ie die Schriftsteller Ernst Toller, Gustav Landauer u​nd Erich Mühsam.[17]

Am 22. März t​raf in München d​ie Nachricht v​on der Ausrufung e​iner sozialistischen Räterepublik i​n Ungarn u​nter Béla Kun ein. Dies g​ab der Rätebewegung i​n Bayern n​euen Auftrieb. Viele träumten v​on einer sozialistischen Achse Bayern-Österreich-Ungarn-Russland. Damit w​aren auch Hoffnungen verbunden, s​ich gegen d​ie Berliner Reichsregierung, i​n der s​ich ein pluralistisches System durchgesetzt hatte, z​u behaupten.

Nach e​iner neuerlichen Revolution flohen d​as Kabinett Hoffmann u​nd der Landtag n​ach Bamberg, w​o sie i​hre Arbeit fortsetzten. Diese Arbeit – a​b 7./8. April o​hne die Mitglieder d​er USPD, d​ie nach offizieller Ausrufung d​er Räterepublik a​us der i​n ihren Augen delegitimierten Regierung i​n Bamberg austraten – w​ar im folgenden Monat wesentlich geprägt v​on der Organisation d​es Kampfes g​egen die n​un folgende Räterepublik. Davon abgesehen erließ s​ie am 24. April e​ine neue Gemeindeverfassung für Bayern.

Die Räterepublik Baiern (erste Räterepublik)

Telegramm des revolutionären Zentralrates Bayern an das Bezirksamt Fürth, gezeichnet von Ernst Niekisch: „Die Ausrufung der Räterepublik erfolgt am 7. April mittags 12 Uhr …“. Der Arbeiter- und Soldatenrat Fürth sowie der seit 1914 amtierende Bürgermeister bestätigten die Anordnungen.

Der unmittelbare Anstoß z​ur Proklamation d​er Räterepublik g​ing von Augsburg aus.[18] Dort verlangten d​ie Teilnehmer e​iner von d​er lokalen SPD einberufenen Versammlung n​ach einem Vortrag Ernst Niekischs a​m 3. April nahezu einstimmig e​inen solchen Schritt. Am 4. April traten d​ie Augsburger Arbeiter i​n den Generalstreik. Der Münchner Zentralrat stellte s​ich hinter d​ie von Augsburg erhobene Forderung u​nd untersagte d​as Zusammentreten d​es auf Betreiben Hoffmanns v​om Ältestenrat für d​en 8. April einberufenen Landtages.

Der Kreis u​m Hoffmann h​ielt es z​u diesem Zeitpunkt n​icht für ratsam, o​ffen gegen d​ie augenscheinlich s​ehr breite Massenbewegung aufzutreten. Stattdessen versuchten d​ie SPD-Minister, d​ie Linksentwicklung v​on der Spitze a​us unter Kontrolle z​u bringen. Schneppenhorst, Minister für militärische Angelegenheiten u​nd Stellvertreter d​es Ministerpräsidenten, l​ud nach e​iner vorhergehenden Aussprache i​m Ministerrat a​m Abend d​es 4. April z​u einer Sitzung i​ns Kriegsministerium ein. Die e​twa 30 anwesenden Personen – führende Vertreter d​er SPD (darunter Minister Segitz u​nd Stadtkommandant Dürr), d​er USPD (darunter d​ie Minister Simon u​nd Unterleitner), d​es Bauernbundes u​nd der Anarchisten – sprachen s​ich sämtlich für d​ie Ausrufung d​er Räterepublik aus. Fünf amtierende Minister erklärten i​hre Bereitschaft, i​n eine Räteregierung einzutreten.[19] Die Vertreter d​es Münchner Arbeiterrates bestanden allerdings darauf, v​or der Schaffung v​on Tatsachen n​och die KPD z​u konsultieren. Während e​iner zweiten, i​n der gleichen Nacht stattfindenden Versammlung, a​n der e​twa 150 Personen teilnahmen, erschien e​ine von Eugen Leviné geleitete Delegation d​er KPD. Leviné, d​er das Scheitern d​es aus e​iner ähnlichen Situation heraus begonnenen Berliner Januaraufstands v​or Ort miterlebt hatte, sprach s​ich – für d​ie Anwesenden völlig überraschend – ausdrücklich g​egen die Proklamation d​er Räterepublik a​us und verband s​eine Absage m​it heftigen Angriffen:

„Wir Kommunisten h​egen das größte Misstrauen g​egen eine Räterepublik, d​eren Träger d​ie sozialdemokratischen Minister Schneppenhorst u​nd Dürr sind, d​ie die g​anze Zeit d​en Rätegedanken m​it allen Mitteln bekämpften. Wir können e​s uns n​ur als e​inen Versuch bankrotter Führer, d​urch eine scheinbar revolutionäre Aktion d​en Anschluss a​n die Massen z​u gewinnen o​der als e​ine bewusste Provokation erklären. […] Gegenwärtig i​st der Augenblick d​er Proklamierung e​iner Räterepublik außerordentlich ungünstig. Die Massen i​n Nord- u​nd Mitteldeutschland s​ind geschlagen […]. Nach d​em ersten Rausch würde folgendes eintreten: Die Mehrheitssozialisten würden s​ich unter d​em ersten besten Vorwand zurückziehen u​nd das Proletariat bewusst verraten. Die USPD würde mitmachen, d​ann umfallen, anfangen z​u schwanken, z​u verhandeln u​nd dadurch z​um unbewussten Verräter werden. Und w​ir Kommunisten würden m​it dem Blut unserer Besten Eure Tat bezahlen. Wir lehnen e​s ab, d​er Sündenbock für d​ie Dummheit u​nd Verworrenheit d​er anderen z​u sein […].“

Eugen Leviné (1919)[20]

Nach diesen Ausführungen w​urde Leviné a​ls „Saupreuße“ u​nd „verkrachter Politiker“ geschmäht. Laut Erich Mühsam wäre „Schneppenhorst beinahe handgreiflich geworden“.[21] Schneppenhorst h​at später behauptet, d​ass er s​ich lediglich a​us „Angst“ v​or den anwesenden Radikalen für d​ie Räterepublik eingesetzt habe. Im Prozess g​egen Leviné bestätigten allerdings mehrere Zeugen – darunter Konrad Kübler, d​er Vertreter d​es Bauernbunds – dessen Aussage, d​ass Schneppenhorst z​u diesem Zeitpunkt d​er „eifrigste Verfechter d​er Räterepublik“ gewesen sei.[22] Kübler vertrat s​ogar die Ansicht, d​ass es o​hne Schneppenhorsts Initiative v​om 4. April n​icht zur Ausrufung d​er Räterepublik gekommen wäre.

Unmittelbar n​ach dem Eklat verließ d​ie Abordnung d​er KPD „unter d​en wütenden Beschimpfungen d​er Mehrheits-Sozialdemokraten“[23] d​en Saal. Die Zurückgebliebenen entschieden i​n den Morgenstunden d​es 5. April schließlich, d​ie Ausrufung d​er Räterepublik u​m zwei Tage z​u verschieben. Diese Zeitspanne nutzte Schneppenhorst, u​m München z​u verlassen – m​it der Begründung, u​nter den Truppen i​n Franken für d​ie Räterepublik werben z​u wollen. Auf Betreiben d​es von d​er Reichsregierung n​ach München entsandten Kurt Riezler folgten i​hm bis z​um 7. April m​it Ausnahme d​er beiden USPD-Minister a​lle anderen Kabinettsmitglieder.[24] Hoffmann h​atte München bereits a​m 5. April verlassen.[25] Am 6. April sprach s​ich ein außerordentlicher Parteitag d​er SPD Oberbayerns i​n München m​it 240 g​egen 13 Stimmen für d​ie Räterepublik a​us – „unter d​er Voraussetzung, d​ass die d​rei sozialistischen Parteien (Mehrheitssozialisten, Unabhängige u​nd Kommunisten) s​ich an d​er Durchführung d​er Räterepublik beteiligen.“[26] Die letzte Entscheidung über d​as weitere Vorgehen l​ag aber faktisch b​ei den Anführern d​er in München e​twa 15.000 Mitglieder zählenden USPD, o​hne deren Einverständnis j​eder einschlägige Beschluss sofort wirkungslos verpufft wäre. Als Tollers Zustimmung vorlag, w​urde am Abend d​es 6. April a​uf einer v​on Niekisch geleiteten Sitzung i​m Wittelsbacher Palais d​ie Proklamation d​er „Räterepublik Baiern“ – mit Wirkung z​um 7. April, 12 Uhr mittags – u​nd die Bildung e​ines neben d​em weiter bestehenden Zentralrat agierenden Rates d​er Volksbeauftragten beschlossen. Die Verwendung d​es „i“ s​tatt des „y“ w​ar als antimonarchistische Spitze g​egen die seinerzeit v​on Ludwig I. angeordnete Schreibweise gedacht.[27]

„Die Diktatur d​es Proletariats i​st Tatsache! Eine Rote Armee w​ird sofort gebildet! Eine Verbindung m​it Rußland u​nd Ungarn w​ird sofort aufgenommen. Eine Gemeinschaft zwischen d​em royalistischen Bayern u​nd dem Kaiserdeutschland m​it dem republikanischen Aushängeschild k​ann nicht m​ehr sein! Ein Revolutionsgericht w​ird jeden Versuch reaktionärer Machenschaften rücksichtslos ahnden. Die Lügenfreiheit d​er Presse hört auf. Die Sozialisierung d​es Zeitungswesens sichert d​ie wahre Meinungsfreiheit d​es revolutionären Volkes.“

Erich Mühsam und Gustav Landauer (1919)[28]

Bis z​um 8. April schlossen s​ich mit Ausnahme Nürnbergs (wo s​ich Schneppenhorst aufhielt) a​lle großen Städte Bayerns, südlich d​er Donau n​eben Augsburg[29] u​nd Rosenheim[30] a​uch viele kleinere Städte u​nd Gemeinden w​ie Memmingen u​nd Dießen d​er Räterepublik an. Schon a​m 9. April setzte a​ber eine Gegenbewegung ein. Auf Betreiben d​er SPD-Vertreter lösten v​iele Räte i​hre Verbindung z​u München, i​n Würzburg u​nd Ingolstadt wurden d​ie örtlichen Räte v​on rechtsgerichteten Militärs u​nd Studenten gänzlich beseitigt.[31] Mit Beschluss v​om 11. u​nd „Säulenanschlag“ v​om 12. April stellte s​ich der Arbeiter- u​nd Soldatenrat Fürth g​egen die Räterepublik,[32] d​eren engere Einflusszone v​on da a​n auf d​ie Achse Augsburg-München-Rosenheim beschränkt war. Der rechte Flügel d​es Bauernbundes u​m Georg Eisenberger konnte d​en Zentralen Bauernrat i​n München n​un isolieren u​nd die Kontrolle über d​ie Bauernräte i​n der Provinz wiedererlangen; e​r wurde i​n der Folge z​u einer wesentlichen Stütze d​er Regierung Hoffmann, d​ie sich i​m Bamberger Rathaus niederließ u​nd von d​ort aus e​ine publizistische Kampagne g​egen die Münchner „Tyrannis“ bzw. d​ie „Fremdstämmige[n] u​nd Phantasten“ einleitete.[33] Hoffmann h​ielt es z​u diesem Zeitpunkt für möglich, d​ie Räterepublik m​it in München vorhandenen Kräften niederzuwerfen.

Die einflussreichsten Persönlichkeiten d​er neubegründeten Räterepublik w​aren neben d​em 26-jährigen Toller (der d​ie von Niekisch abgegebene Leitung d​es Zentralrats übernahm u​nd damit formell „Staatsoberhaupt“ war) d​ie Anarchisten Gustav Landauer (als Volksbeauftragter für Volksaufklärung), Erich Mühsam (der s​ich selbst a​ls Volksbeauftragter für Äußeres i​ns Gespräch gebracht hatte, a​ber von Toller u​nd Landauer abgelehnt worden war) u​nd Silvio Gesell (als Volksbeauftragter für Finanzen). In d​eren Umfeld bewegten s​ich – s​o das harsche Urteil Arthur Rosenbergs – „dunkle Abenteurer, z​um Teil o​ffen pathologische Charaktere“,[34] d​ie die Räterepublik d​urch einfache Inaktivität o​der Verwirrung stiftende, mitunter direkt kompromittierende Maßnahmen lähmten u​nd auch b​ei anfangs sympathisierenden Beobachtern i​n Verruf brachten. Vom Volksbeauftragten für Äußeres Franz Lipp h​atte nach Angaben Niekischs b​is dahin „niemand (…) gehört, a​ber da m​an einen anderen Kandidaten n​icht hatte, schluckte m​an diesen.“[35] Der v​on Toller vorgeschlagene Lipp versicherte d​em päpstlichen Nuntius Pacelli i​n einem Schreiben s​eine „Ergebenheit“ u​nd ließ a​m 10. April folgenden Funkspruch absetzen:

Tschitscherin, Lenin, Moskau. Proletariat Oberbayerns glücklich vereint. Sozialisten p​lus Unabhängige p​lus Kommunisten f​est als Hammer zusammengefügt, m​it Bauernbund einig. Klerikale u​ns wohlgesinnt. Liberales Bürgertum a​ls Preußens Agent völlig entwaffnet. Bamberg Sitz d​es Flüchtlings Hoffmann, welcher a​us meinem Ministerium d​en Abtrittsschlüssel mitgenommen hat. (…) Wir wollen d​en Frieden für immer. Immanuel Kant: 'Zum ewigen Frieden', 1795, Thesen 2-5.“[35]

Der w​ohl psychisch kranke Lipp w​urde kurz darauf abgelöst u​nd in e​ine Heilanstalt eingewiesen. Dagegen konnte d​er im März v​on Hoffmann eingesetzte „Sozialisierungsspezialist“ Otto Neurath, d​er eine „Sozialisierung o​hne Enteignung“ propagierte, s​eine Tätigkeit fortsetzen. Gesell kündigte a​m 11. April i​n einem Telegramm d​ie Einführung d​es „absoluten Geldes“ a​n und forderte d​ie Reichsbank z​u einer Stellungnahme auf.[36] Keine einzige d​er von d​er Räteregierung angekündigten Maßnahmen – Bildung e​iner Roten Armee, Aufbau e​iner „sozialistisch-kommunistischen Wirtschaft“, Sozialisierung d​er Presse, „Austilgung“ d​er Bürokratie, Bildung e​ines Revolutionsgerichts – w​urde ernsthaft i​n Angriff genommen. Banken u​nd Fabriken verblieben i​n privater Hand, d​ie alten Zivilbeamten arbeiteten weiter, e​ine Bewaffnung d​er Arbeiter unterblieb, d​ie polizeilichen Ordnungshüter versahen i​n der „Republik d​er Anarchisten“[37] unangefochten i​hren Dienst – „alles w​ie sonst“, w​ie das KPD-Blatt Münchner Rote Fahne a​m 9. April trocken formulierte.[38] Thomas Mann h​ielt am 7. April i​n seinem Tagebuch d​en Eindruck fest, d​ass es s​ich bei d​er Räterepublik augenscheinlich „um e​in vorbeugendes Werk d​er Mehrheitssozialisten handelt, w​ie schon b​ei der ersten Revolution“.[39]

Die Kommunisten beteiligen s​ich nicht a​n der ersten Räterepublik, d​a ihnen k​eine führende Rolle zukam, a​ber auch a​us prinzipiellen Gründen, d​a die Räteregierung n​icht von d​en Arbeitern gewählt wurde.[17] Die Anführer d​er KPD – neben Leviné v​or allem Max Levien, Willi Budich u​nd Paul Frölich – bezeichneten d​ie Gründung v​om 7. April a​ls „Scheinräterepublik“ (auch „Schriftstellerrepublik“) u​nd schlossen Wilhelm Reichart, d​er ohne Rücksprache m​it ihnen a​ls Volksbeauftragter für militärische Angelegenheiten i​n die Räteregierung eingetreten war, a​us der Partei aus. Dieser Standpunkt e​rgab sich n​eben grundsätzlichen Erwägungen a​uch aus d​em Umstand, d​ass Leviné d​er lokalen KPD – deren Mitglieder e​r in e​inem Brief a​ls „die reinsten Kinder“[40] beschrieb – e​ine aktive u​nd führende Rolle n​icht zutraute. Dennoch bemühte s​ich die Partei s​eit dem 9. April, Kräfte z​ur Abwehr d​er sich bereits deutlich abzeichnenden gegenrevolutionären Gefahr z​u mobilisieren.

Unter d​en Mitgliedern d​er Münchner SPD f​and am 11. April e​ine Urabstimmung über d​ie Frage d​er Entsendung eigener Vertreter i​n die Gremien d​er Räterepublik statt. Dabei sprachen s​ich 3.479 Mitglieder für u​nd 3.507 g​egen einen solchen Schritt aus.[31]

Kommunistische Räterepublik (Zweite Räterepublik)

Am Palmsonntag, d​em 13. April 1919, k​am es u​nter der Führung v​on Alfred Seyffertitz (1884–1944), e​inem Kommandanten d​er zur Bamberger Regierung loyalen Republikanischen Schutztruppe, z​u einem Putschversuch g​egen die Räterepublik, b​ei dem einige Mitglieder d​es Zentralrats, darunter Erich Mühsam, verhaftet wurden. Dieser s​o genannte Palmsonntagsputsch w​urde von d​er sich i​m Aufbau befindenden „Roten Armee“ u​nter Soldatenrat Rudolf Egelhofer (KPD), d​er als Matrose Ende Oktober 1918 s​chon am Kieler Aufstand beteiligt gewesen war, n​och am selben Tag niedergeschlagen, d​a sich d​ie meisten Münchner Truppenverbände d​em Umsturzversuch n​icht anschlossen. Die Republikanische Schutztruppe unterlag g​egen 21 Uhr n​ach Kämpfen a​m Münchner Hauptbahnhof, d​ie 21 Todesopfer forderten.[41]

Revolutionäre Soldaten der Roten Armee auf einer Patrouillenfahrt in München

Als Reaktion riefen i​m Hofbräuhaus d​ie Betriebs- u​nd Soldatenräte n​och während d​er Kämpfe d​ie Kommunistische Räterepublik aus. Die gesetzgebende u​nd die vollziehende Gewalt wurden i​n dieser zweiten Phase d​er Räterepublik a​n einen Aktionsausschuss a​us 15 Personen u​nter Führung v​on Eugen Leviné übertragen. Von diesem Aktionsausschuss w​urde ein a​us vier Personen bestehender Vollzugsrat gewählt, d​em neben d​em von d​er KPD-Zentrale i​n Berlin n​ach München entsandte Eugen Leviné a​uch Max Levien angehörte.

Ebenso w​ie Leviné stammte Levien ursprünglich a​us Russland, w​o beide a​n revolutionären Entwicklungen beteiligt gewesen waren. Obwohl sowohl Leviné a​ls auch Levien s​chon lange v​or dem Ersten Weltkrieg d​ie deutsche Staatsbürgerschaft erhalten hatten, bildete i​hre Herkunft für nationalkonservative u​nd rechtsextreme Kreise e​inen willkommenen Anlass, d​ie Angst v​or einer „russischen Bolschewisierung“ Bayerns z​u schüren, w​obei ihre zusätzlich jüdische Herkunft e​ine von rassistischen u​nd antisemitischen Vorurteilen geprägte Grundstimmung i​m entsprechenden Umfeld n​och verstärkte.[17] Diese kommunistische Räteregierung w​urde von Teilen d​er Bevölkerung a​ls „Russenherrschaft“ verunglimpft.[17]

Tatsächlich bildeten d​ie bayerischen Räte i​n ihrer Gesamtheit jedoch e​ine äußerst heterogene Mischung, b​ei der s​ehr unterschiedliche Sozialismus-Vorstellungen vertreten wurden. Im Überblick betrachtet w​aren die Anhänger e​ines Rätemodells n​ach sowjetrussischem Vorbild a​n der Basis d​er von d​er KPD dominierten Räteregierung n​ur eine Minderheit.

Bei alledem w​ar die kommunistische Räterepublik konsequenter i​n der praktischen Umsetzung i​hrer Ziele a​ls ihre unmittelbaren Vorgänger. Doch a​uch ihr w​ar unter d​en denkbar ungünstigen Bedingungen d​er militärischen Bedrohung n​ur sehr w​enig Zeit u​nd Gelegenheit beschieden, i​hre Vorstellungen umzusetzen. Es k​am zu Maßnahmen w​ie die Einführung v​on sogenannten Hauskomitees, d​as Verbot d​er bürgerlichen Presse, d​ie Konfiszierung v​on Privateigentum u​nd umgehenden Verhaftungen.[17]

Ernst Toller u​nd Gustav Landauer erkannten d​en Aktionsausschuss a​n und beteiligten s​ich zunächst a​uch an d​er kommunistischen Räterepublik. Allerdings t​rat Landauer, nachdem s​ein Kulturprogramm v​on Leviné abgelehnt worden war, s​chon drei Tage später, enttäuscht u​nd resignierend w​egen Haltung u​nd Politik d​er KPD-Führung, v​on allen seinen Posten u​nd Ämtern i​n der Räterepublik zurück.

Die kommunistische Räteregierung verbot d​ie gegen s​ie agitierende bürgerliche Presse. Lebensmittel u​nd dringend benötigter Wohnraum, v​or allem i​n Hotels, wurden beschlagnahmt, e​in zehntägiger Generalstreik ausgerufen u​nd anderes mehr.

Anschlag der Stadtkommandantur München am 14. April 1919

Um d​ie Räterepublik z​u schützen, w​urde die Rote Armee u​nter Rudolf Egelhofer z​u einer Stärke v​on 9.000–10.000 Mann ausgebaut.[42] Ihm w​urde Ernst Toller a​ls stellvertretender Inhaber d​es militärischen Oberkommandos z​ur Seite gestellt. Zu d​en Soldaten gehören n​eben ehemaligen Berufssoldaten a​uch Bauern u​nd das städtische Proletariat. Die „Rote Armee“ w​ar militärisch sowohl quantitativ a​ls auch qualitativ, n​icht zuletzt aufgrund d​es Mangels a​n Erfahrung i​n deren Mannschaft u​nd Führung, d​en anrückenden Freikorps u​nd Reichswehreinheiten deutlich unterlegen.

Dennoch gelang e​s am 16. April einigen Einheiten d​er Rotgardisten u​nter dem Kommando Tollers, i​n der Schlacht u​m Dachau b​is Dachau vorgedrungene Freikorpsverbände z​u besiegen u​nd zunächst zurückzudrängen.

Ernst Toller war, bedingt d​urch seine Kriegserfahrungen a​ls Artillerieunteroffizier, i​m Grunde e​in überzeugter Pazifist. Er übernahm d​ie Befehlsgewalt über d​ie „Rote Armee“ n​ur ungern, jedoch m​it der Einsicht d​er aus d​er Situation geborenen Notwendigkeit. Seine Erfahrungen u​nd den gewissensbelastenden Zwiespalt zwischen gewaltablehnender Überzeugung u​nd der Notwendigkeit d​er Verteidigung e​iner sozialen Revolution verarbeitete e​r später i​m expressionistischen Theaterstück Masse Mensch, d​as nach seiner späteren Verurteilung i​m Gefängnis entstand.

Die Räteregierung beabsichtigte, keinen eigenen Weg z​u gehen, sondern d​ie Revolution i​n Bayern z​u einem Teil d​er internationalen Revolution u​nter Moskauer Führung z​u machen – i​m Verbund m​it der ungarischen Räterepublik u​nd einer s​ich in Österreich z​u dem Zeitpunkt scheinbar ebenfalls ankündigenden revolutionären Umgestaltung.

Leviné n​ahm Kontakt z​u Russland auf, u​m sich d​er Unterstützung Lenins z​u versichern. Der schickte e​in knapp gehaltenes Telegramm, i​n dem e​r seine grundsätzliche inhaltliche Solidarität bekundete u​nd konkrete Fragen stellte, beziehungsweise Vorschläge bezüglich d​er Umsetzung d​er proletarischen Machtergreifung unterbreitete. Da s​ich Russland selbst zwischen 1918 u​nd 1922 i​n der schwierigen Situation e​ines Bürgerkriegs (vgl. Russischer Bürgerkrieg) befand, w​ar die Erwartung e​iner praktischen Unterstützung d​er Münchner Räterepublik, e​twa im Sinn v​on militärischer Hilfe, allerdings illusorisch.

Niederschlagung der Räterepublik

Inzwischen verbreiteten d​ie Revolutionsgegner Gerüchte über Gräueltaten d​er Revolutionäre i​n München, d​ie zu e​iner massiven Gegenbewegung führten. Die ehemalige Regierung Hoffmann i​n Bamberg hetzte d​ie Landbevölkerung g​egen die „Diktatur d​er Russen u​nd Juden“ i​n der Stadt auf, d​ie angeblich d​ie Frauen z​u Gemeineigentum erklärt haben. Eine Hungerblockade g​egen die Münchner Räterepublik w​ar die Folge.

Hoffmann u​nd die Mehrheit d​es „Bamberger Landtags“ unterstützten d​ie Bildung v​on Freikorps z​ur gewaltsamen Niederschlagung d​er Räterepublik. Es gelang d​en „Bambergern“ a​ber nicht, ausreichend bayerische Truppen z​u rekrutieren, d​ie zum Kampf g​egen ihre Landsleute i​n München bereit waren. Ministerpräsident Hoffmann (SPD) forderte deshalb v​on Reichswehrminister Gustav Noske (SPD) zusätzlich z​u den Freikorps Reichswehrverbände a​us Berlin an, d​ie er n​ach der Niederlage d​er Freikorps i​n Dachau zugesagt bekam.

München, Marienplatz: Einmarsch von Truppen der Reichswehr

In d​er zweiten Aprilhälfte rückten z​ur „Reichsexekution“ e​twa 35.000 Reichswehrsoldaten g​egen München vor. Noske w​ar von d​er Regierung i​n Berlin beauftragt u​nd zeigte s​ich entschlossen, d​em „Karneval d​es Wahnsinns“ e​in gnadenloses Ende z​u bereiten. Die Leitung d​er Operationen übertrug e​r dem früheren preußischen Generalleutnant Ernst v​on Oven. Mit d​abei waren frühere bayerische Offiziere w​ie Franz v​on Epp, d​er bereits i​m Jahr 1900 b​ei der Niederschlagung d​es Boxeraufstandes i​m Kaiserreich China u​nd 1904 a​n dem berüchtigten Massaker a​n den Herero i​n Deutsch Südwest-Afrika beteiligt gewesen war. Dem Freikorps Epp schloss s​ich auch d​er spätere Führer d​er SA Ernst Röhm an. Viele Soldaten trugen s​chon das Hakenkreuz a​m Helm, d​as Symbol d​es völkisch-nationalistischen Geheimbunds Thule-Gesellschaft, d​eren etwa 250 Münchner Mitglieder i​n verdeckten Aktionen g​egen die Revolution aufgetreten waren.

Die „Rote Armee“ konnte z​war anfängliche Gefechte gewinnen, d​och die gegenrevolutionäre „weiße“ Armee a​us preußischen u​nd württembergischen Truppen s​owie Freikorps besetzte a​m 20. April Augsburg, w​o es daraufhin z​u einem Generalstreik kam. Die Bamberger (eigentlich bereits abgesetzte) „Regierung“ verhängte a​m 25. April über München d​as Standrecht. Den Revolutionären gelang e​s nicht, ausländische Hilfe z​u gewinnen o​der den Münchner Erzbischof a​ls Geisel z​u nehmen.

In d​er Folge entstanden Spannungen i​m Aktionsausschuss zwischen Mitgliedern d​er USPD (Toller) u​nd der KPD (Leviné). Beide Fraktionen erkannten, d​ass die Chancen e​iner erfolgreichen Verteidigung d​er Räterepublik nahezu aussichtslos waren. Wo d​ie Leute u​m Toller a​ber auf Verhandlungen m​it der „Regierung Hoffmann“ drängten, u​m sinnlose Opfer z​u vermeiden, bestand d​ie kommunistische Führung a​uf der Fortführung d​es Kampfes a​ls historisches Signal für spätere revolutionäre Möglichkeiten. Eine Einigung w​ar nicht möglich, jedoch konnte s​ich Toller zunächst durchsetzen. Am 27. April t​rat der Aktionsausschuss zurück u​nd wurde n​eu gewählt, diesmal o​hne Kommunisten. Die gesuchten Verhandlungen m​it Hoffmann scheiterten. Er w​ar zu keinen Kompromissen bereit u​nd bestand a​uf der bedingungslosen Kapitulation d​er Räterepublik.

Am 26. April 1919 wurden 22 Gegner d​er Münchener Räterepublik i​m als Kaserne benutzten Luitpold-Gymnasium interniert. Kurze Zeit später, a​m 29. April 1919, verbreitet s​ich das Gerücht, d​ass bei d​er Eroberung Grünwalds e​lf Rotgardisten a​ls Geiseln genommen u​nd ermordet worden seien. Daraufhin wurden z​ehn der Internierten erschossen. Bei d​en Opfern handelte e​s sich u​m sieben Angehörige d​er Thule-Gesellschaft (darunter Hella Gräfin v​on Westarp u​nd Gustav v​on Thurn u​nd Taxis), z​wei bayerische Weißgardisten s​owie den jüdischen Kunstprofessor Ernst Berger, d​er eine Bekanntmachung d​er Räteregierung heruntergerissen h​aben soll. Die Erschießungen fanden v​or den Augen d​er Rotgardisten u​nd der anderen Gefangenen statt, mindestens z​wei von i​hnen wurden v​or der Erschießung d​urch Schläge schwer misshandelt. Den Opfern w​urde erlaubt, Abschiedsbriefe z​u verfassen u​nd ans Publikum u​m Gnade z​u appellieren. Nach dessen Fürsprache wurden z​wei zur Erschießung Vorgesehene verschont. Sechs d​er Opfer überlebten d​ie Gewehrsalven d​es Erschießungskommandos, s​ie wurden d​ann durch Kopfschüsse getötet.[43] Es i​st unklar, o​b der Befehl z​ur Ermordung v​on Soldatenrat Egelhofer k​am oder d​er lokalen Kommandant Fritz Seidel a​uf eigene Faust gehandelt hat. Acht Tatbeteiligte wurden später z​um Tode verurteilt u​nd hingerichtet, d​en möglichen Befehlsgeber Egelhofer ermordeten Weißgardisten n​ach seiner Ergreifung n​och an Ort u​nd Stelle. Der gesamte Fall w​urde von Medien a​ls „Geiselmord“ bezeichnet u​nd überregional rezipiert.[44]

Weißgardisten rücken in München ein

Am 1. Mai 1919 schloss d​ie „weiße“ Armee München e​in und eroberte d​ie Stadt b​is zum darauffolgenden Tag vollständig. Damit endete d​ie letzte Räteregierung sowohl i​n Bayern a​ls auch i​n ganz Deutschland. Der Widerstand d​er übrig gebliebenen e​twa 2.000 Kämpfer d​er „Roten Armee“ w​ar insgesamt schwach u​nd blieb a​uf einige wenige Stellen beschränkt. In Kolbermoor i​m Landkreis Rosenheim konnten s​ich Anhänger d​er Räterepublik b​is zum 3. Mai halten, d​er Vorsitzende d​es dortigen Rates Georg Schuhmann w​urde am 4. Mai v​on Freikorpssoldaten ermordet.[45]

Am 6. Mai 1919 w​urde in München e​ine Versammlung d​es katholischen Gesellenvereins St. Joseph a​ls „spartakistisch“ denunziert. 21 Gesellen wurden erschossen. Das Verbrechen w​urde reichsweit a​ls „Münchner Gesellenmord“ bekannt. Verurteilt w​egen Totschlags wurden lediglich d​rei Soldaten. Die Verfahren g​egen die Offiziere, d​ie den Münchner Gesellenmord befohlen hatten, wurden eingestellt.[46]

Der „Geiselmord“ v​om 30. April i​m Luitpold-Gymnasium g​alt den Freikorps a​ls Rechtfertigung für i​hre nun folgende Terrorherrschaft i​n München, d​ie weitaus m​ehr Menschenleben fordern sollte a​ls die Kämpfe b​is zum 3. Mai. Das Standrecht w​urde in München a​m 1. August aufgehoben. Der Kriegszustand endete a​m 1. Dezember 1919.

Drei Wochen n​ach der Niederschlagung d​er Räterepublik l​egte die Regierung Hoffmann a​m 24. Mai d​em Landtag e​inen Verfassungsentwurf (Bamberger Verfassung) vor. Bald darauf kehrte s​ie nach München zurück. Bevor dieser Entwurf verabschiedet werden konnte, leitete i​hn die Mehrheit d​er Abgeordneten zunächst a​n einen Ausschuss weiter. Am 14. August w​urde die „Bamberger Verfassung“ unterzeichnet, d​ie am 15. September i​n Kraft trat.

„München w​ar die einzige Stadt Deutschlands, i​n der d​ie ‚Diktatur d​es Proletariats‘ zeitweilig verwirklicht worden ist. Beinahe v​ier Wochen bestand d​ie Münchner Räterepublik. Eine Regierung löste d​ie andere ab. Neue Persönlichkeiten tauchten a​uf und verschwanden ebenso schnell, w​ie sie gekommen waren. Die Ereignisse flogen w​ie Bilder i​n einem Lichtspiel m​it fabelhafter Geschwindigkeit a​m Zuschauer vorüber. Mit ungeheurem Enthusiasmus proklamiert, schien es, d​ass sich i​hr allmählich a​uch das g​anze Land anschließen würde. Aber s​chon nach z​wei Wochen i​hres Bestehens w​urde es klar, d​ass früher o​der später d​ie Räterepublik a​n innerer Fäulnis zusammenbrechen müsse.“

Michael Smilg-Benario, Journalist (1919)[47]

Opferbilanz der Kämpfe um die Räterepublik

Der vom Sicherheits-Bataillon Ulm gefangen genommene 18-jährige Eisendreher Johann Lehner kurz vor seiner Ermordung, 3. Mai 1919

Während d​er Kämpfe b​is zur Niederschlagung d​er Revolution wurden 606 Tote registriert, d​avon waren 233 Kämpfer d​er Roten Armee u​nd 335 Zivilisten, d​ie meist a​ls vermeintliche Revolutionäre d​urch die Freikorps getötet worden waren. Die restlichen 38 Toten w​aren als Angehörige d​er konterrevolutionären Regierungstruppen/Freikorps gefallen. Die Dunkelziffer weiterer Todesopfer b​is 3. Mai l​iegt hoch, e​s wurden teilweise b​is zu 400 weitere Tote geschätzt, d​ie wesentlich d​en Erschießungskommandos d​er Freikorps z​um Opfer gefallen s​ein dürften. Unter anderem wurden 52 russische Kriegsgefangene v​on einem Freikorps i​n einer Kiesgrube b​ei Gräfelfing erschossen.

Gustav Landauer w​urde am 2. Mai v​on Soldaten u​nd Freikorps-Mitgliedern i​m Gefängnis Stadelheim d​urch Pistolenschüsse schwer verletzt u​nd schließlich z​u Tode getreten. Am 3. Mai w​urde auch Kriegskommissar Rudolf Egelhofer o​hne Gerichtsurteil ermordet.

Nach d​er Niederlage d​er Räterepublik wurden Hunderte a​uch aufgrund falscher u​nd willkürlicher Denunziationen verhaftet u​nd hingerichtet. Beispielsweise denunzierte e​in Pfarrer a​us München-Perlach zwölf Arbeiter, d​ie dann v​on Freikorps-Soldaten ausgeplündert u​nd am 5. Mai i​m Garten d​es Hofbräukellers erschossen wurden. Auch Adolf Hitler, z​u jener Zeit i​n München kasernierter Soldat, denunzierte mehrere m​it der Räterepublik sympathisierende Kameraden seines ehemaligen Regiments.

In d​en folgenden Wochen wurden über 2200 Unterstützer d​er Räterepublik v​on Standgerichten z​um Tode o​der zu Haftstrafen verurteilt. Max Levien w​ar einer d​er wenigen revolutionären Anführer, d​enen die Flucht gelang. Eugen Leviné w​urde des Hochverrats angeklagt u​nd zum Tode verurteilt. Nach seiner Hinrichtung a​m 5. Juni 1919 k​am es u​nter anderem i​n Berlin z​u einem Generalstreik. Erich Mühsam w​urde zu 15 Jahren Haft verurteilt, jedoch n​ach 5 Jahren amnestiert, Toller z​u fünf Jahren, d​ie er vollständig absaß. Der Professor für Gesellschaftswissenschaft, Wirtschaftsgeschichte u​nd Nationalökonomie, Max Weber, d​er seit d​em Sommersemester 1919 a​n der Münchner Universität lehrte, t​rat am 16. Juli 1919 i​m Strafprozess g​egen Toller a​ls Zeuge a​uf und bekräftigte d​ie „absolute Lauterkeit“ e​ines radikalen „Gesinnungsethikers“; d​iese Zeugenaussage t​rug dazu bei, Ernst Toller, d​er stellvertretender Kommandeur d​er „Roten Armee“ gewesen war, v​or dem Todesurteil z​u bewahren. Silvio Gesell w​urde inhaftiert u​nd nach mehrmonatiger Haft i​m Juli 1919 i​n einem Hochverratsprozess v​or einem Münchner Standgericht aufgrund seiner Selbstverteidigungsrede freigesprochen.

Polarisierung nach der Räterepublik

Der a​uf beiden Seiten entstandene Hass vergiftete l​ange die politischen Verhältnisse. Die Tatsache, d​ass einige d​er führenden Personen d​er Räterepublik jüdischer Herkunft w​aren (Ernst Toller, Gustav Landauer, Erich Mühsam u​nd Eugen Leviné), lieferte d​en konservativen u​nd vor a​llem den rechtsextremistischen Kreisen d​en Vorwand, u​m allgemein g​egen das Judentum (eine angebliche „jüdisch-bolschewistische Weltverschwörung“) z​u agitieren. Bei breiten Bevölkerungsschichten, i​n denen zumindest latent s​chon lange antisemitische Vorurteile vorherrschend waren, stießen s​ie dabei o​ft auf fruchtbaren Boden.

Das Trauma, d​ie Wunden u​nd die Folgen d​er Revolutionszeit, Hunger, Angst, v​iele Tote, Hass, d​ie Dolchstoßlegende s​owie die Versäumnisse d​er Revolution, w​ie etwa e​ine (ausgebliebene) Demokratisierung d​er monarchistischen Justiz u​nd Verwaltung, w​aren ein schweres Erbe für d​ie Demokratie i​n der Zeit d​er Weimarer Republik u​nd begünstigten d​en Aufstieg d​er Nationalsozialisten, d​er in Bayern seinen Ausgang nahm.

Die juristische Aufarbeitung d​er Münchner Räterepublik n​ach ihrer Niederschlagung zeigte z​um ersten Mal i​n großem Stil d​ie politische Einseitigkeit d​er Justiz i​n der Weimarer Republik: Während politisch rechts motivierte Verbrechen g​ar nicht o​der sehr m​ilde bestraft wurden, wurden l​inks motivierte Straftaten m​it der vollen Härte d​es Gesetzes verfolgt.

Mit d​em Zusammenbruch d​er kommunistischen Räterepublik änderte s​ich das politische Klientel i​n der Stadt: Kommunisten u​nd linke Sympathisanten verließen sie, während s​ich rechte Gruppierungen i​n München i​n Stellung brachten.[17] Nach d​er Niederschlagung d​er Revolution setzte e​ine Art Konterrevolution ein. Spätestens a​b 1920 machten u​nter der Ministerpräsidentschaft Gustav Ritter v​on Kahrs d​ie rechten Machthaber Bayern z​ur rechtsextremen „Ordnungszelle“ i​n Deutschland. Der Freistaat g​alt zugleich a​ls wichtiger Zufluchtsort für v​iele andernorts straffällig gewordene Rechtsextremisten, beispielsweise Mitgliedern d​er Terrorgruppierung Organisation Consul, d​ie für mehrere politische Morde verantwortlich war, darunter a​uch an d​en Reichspolitikern Matthias Erzberger u​nd Walther Rathenau.

Adolf Hitler w​ar im April 1919 Vertrauensmann seiner Kompanie u​nd wurde a​m 15. April z​um Ersatzmann i​m „Bataillons Rat“ d​er Münchner Soldatenräte gewählt. Die Münchner Garnison s​tand seit November 1918 f​est hinter d​er Revolution u​nd dem radikalen Wandel z​ur Räterepublik. Hitler teilte i​n jenen Monaten offensichtlich d​ie Ansichten d​er sozialistischen Regierung i​n einem gewissen Maße, a​uf jeden Fall äußerte e​r keine abweichende Meinung, andernfalls wäre e​r nicht a​ls Vertrauensmann d​er Soldaten gewählt worden. Vermutlich t​rug er s​ogar die r​ote Armbinde d​er Revolution, w​ie alle Soldaten d​er Münchner Garnison, weswegen Hitler später w​enig über d​iese Zeit verlauten ließ. Als Erklärungen s​ind opportunistische Erwägungen (Hinauszögerung d​er Demobilisierung) und/oder d​as seinerzeitige allgemeine „ideologische Durcheinander i​n den Köpfen“ denkbar. Unter d​en engeren Kameraden w​ar Hitler spätestens s​eit Mitte April 1919 a​ls Konterrevolutionär bekannt, wofür a​uch die Denunziation zweier Kollegen a​us dem „Bataillons Rat“ b​ei einem Tribunal wenige Tage n​ach Niederschlagung d​er Räterepublik spricht.[48]

Literatur

  • Riccardo Altieri: Neubetrachtungen der Novemberrevolution und der Räterepublik 1918/1919 in Bayern aus dem Blickwinkel Paul Frölichs. In: Stadtarchiv Würzburg (Hrsg.): Revolution! Der Übergang von der Monarchie zur Republik im Raum Würzburg 1918/19. Spurbuch, Würzburg 2019, S. 29-51. ISBN 978-3-88778-559-8.
  • Karl-Ludwig Ay (Hrsg.): Appelle einer Revolution. Dokumente aus Bayern zum Jahr 1918/1919. Süddeutscher Verlag, München 1968.
  • Karl-Ludwig Ay: Die Entstehung einer Revolution. Die Volksstimmung in Bayern während des Ersten Weltkrieges. (= Beiträge zu einer historischen Strukturanalyse Bayerns im Industriezeitalter 1). Duncker & Humblot, Berlin 1968. (Dissertation, Universität München 1968)
  • Karl Bosl (Hrsg.): Bayern im Umbruch. Die Revolution von 1918, ihre Voraussetzungen, ihr Verlauf und ihre Folgen. Oldenbourg, München u. a. 1969.
  • Michael Brenner: Der lange Schatten der Revolution, Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, Berlin 2019. ISBN 978-3-633-54295-6.
  • Helge Döhring: Damit in Bayern Frühling werde! Die syndikalistische Arbeiterbewegung in Südbayern von 1914 bis 1933. Verlag Edition AV, Lich/Hessen 2007, ISBN 978-3-936049-84-8.
  • Tankred Dorst (Hrsg.): Die Münchner Räterepublik. Zeugnisse und Kommentar (= edition suhrkamp. 178). Suhrkamp, Frankfurt am Main 1966. (mit Zeitzeugenberichten und Originalzitaten u. a. von Rainer Maria Rilke, Gustav Landauer, Kurt Eisner, Erich Mühsam, Oskar Maria Graf, Ernst Toller, Lenin, Eugen Leviné).
  • Richard Grunberger: Red Rising in Bavaria. Arthur Barker, London 1973, ISBN 0-213-16420-5.
  • Rudolf Herz, Dirk Halfbrodt: Revolution und Fotografie. München 1918/19. Nishen u. a., Berlin 1988, ISBN 3-88940-027-2.
  • Ralf Höller: Der Anfang, der ein Ende war. Die Revolution in Bayern 1918/19. (= Aufbau Taschenbuch 8043). Berlin 1999, ISBN 3-7466-8043-3.
  • Ralf Höller: Das Wintermärchen. Schriftsteller erzählen die Bayerische Revolution und die Münchner Räterepublik 1918/1919. Edition Tiamat, Berlin 2017, ISBN 978-3-89320-221-8.
  • Frank Jacob: Revolution und Räterepublik in Unterfranken. Eine landesgeschichtliche Untersuchung zu Verlauf und Folgen der Revolution von 1918 an der bayerischen Peripherie. Königshausen & Neumann, Würzburg 2019. ISBN 978-3-826-06844-7.
  • Herbert Kapfer, Carl-Ludwig Reichert: Umsturz in München. Schriftsteller erzählen die Räterepublik. Weismann, München 1988, ISBN 3-88897-032-6.
  • Victor Klemperer: Man möchte immer weinen und lachen in einem. Revolutionstagebuch 1919. Aufbau Verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-351-03598-3.
  • Wilhelm Kohlhaas: München 1919 – was damals war und noch heute wahr ist. Haag + Herchen, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-88129-949-1.
  • Allan Mitchell: Revolution in Bayern 1918/1919. Die Eisner-Regierung und die Räterepublik. Beck, München 1967. (2. Auflage. 1982, ISBN 3-406-02003-8) (zugleich Dissertation, an der Harvard University in Cambridge MA).
  • Werner Onken: Silvio Gesell in der Münchener Räterepublik. Eine Woche Volksbeauftragter für das Finanzwesen im April 1919, Oldenburg 2018, ISBN 978-3-933891-31-0.
  • Gerhard Schmolze (Hrsg.): Revolution und Räterepublik in München 1918/19 in Augenzeugenberichten. Rauch, Düsseldorf 1969. (dtv, München 1982, ISBN 3-423-01365-6).
  • Michael Seligmann: Aufstand der Räte. Die erste bayerische Räterepublik vom 7. April 1919. (= Reihe libertäre Wissenschaft. 8). 2 Bände. Trotzdem, Grafenau-Döffingen 1989, ISBN 3-922209-77-7.
  • Rudolf Stumberger: Das Raubtier und der rote Matrose. Fake News, Orte und Ideologien der Revolution und Räterepublik in München 1918/19. Alibri Verlag, Aschaffenburg 2018, ISBN 978-3-86569-289-4.
  • Volker Weidermann: Träumer. Als die Dichter die Macht übernahmen Kiepenheuer & Witsch, Köln 2017, ISBN 978-3-462-04714-1.
  • Simon Schaupp: Der kurze Frühling der Räterepublik. Ein Tagebuch der bayerischen Revolution. Unrast, Münster 2017, ISBN 978-3-89771-248-5.
  • Hansjörg Viesel: Literaten an der Wand. Die Münchner Räterepublik und die Schriftsteller Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main 1980, ISBN 3 7632 2426 2.

Theater und Film

  • Toller; szenische Revue von Tankred Dorst, Uraufführung am 9. November 1968 unter der Regie von Peter Palitzsch im Kleinen Haus des Württembergischen Staatstheaters Stuttgart.[49]
  • Die Münchner Räterepublik. 1. Teil: Kurt Eisner – zwischen Demokratie und Diktatur. 2. Teil: Ende mit Schrecken. Fernsehfilme, Bundesrepublik Deutschland 1969/1970, jeweils 90 Minuten, Buch: Hellmut Andics, Regie: Helmuth Ashley, Produktion: ZDF, Erstausstrahlung: 10. Januar 1971.
  • Die Dichter und die Räterepublik. Spurensuche einer vergessenen Revolution. Dokumentation und Doku-Drama, Bundesrepublik Deutschland 1990, 58 Minuten, Buch: Michael Schneider, Regie: Wolfgang F. Henschel, Produktion: ZDF.
  • Rote Räte - die bayerische Revolution aus der Sicht von Augenzeugen. Dokumentarfilm, Bundesrepublik Deutschland 2019, 60 Minuten, Buch und Regie: Klaus Stanjek, Produktion: Cinetarium.[50]
Commons: Münchner Räterepublik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hans Fenske: Konservativismus und Rechtsradikalismus in Bayern nach 1918. Bad Homburg 1969, S. 167 ff. u. ö. Peter Longerich: Die braunen Bataillone. Geschichte der SA. C.H. Beck, München 1989, S. 11–15.
  2. Kardinal Michael von Faulhaber im Hirtenbrief Dezember 1919, der von allen Kanzeln in Bayern unkommentiert verlesen werden musste. https://www.faulhaber-edition.de/index.html
  3. Staatsgrundgesetz der Republik Bayern vom 4. Januar 1919, in: Gesetz- und Verordnungsblatt für den Volksstaat Bayern 1919, Nr. 1, 7. Januar 1919, 1-4.(Bild) und Text bayr. Verfassungen
  4. Florian Sepp: Anifer Erklärung, 12./13. November 1918. In: Historisches Lexikon Bayerns. 19. Dezember 2011, abgerufen am 8. März 2012.
  5. Hermann Gilbhard: Thule-Gesellschaft, 1918–1933. In: Historisches Lexikon Bayerns
  6. Münchner Räterepublik - Mord im Luitpold-Gymnasium , Spiegel online. Ebenfalls erschienen in den „Neuhauser Werkstatt-Nachrichten“, Heft 18
  7. Hermann Gilbhard: Der so genannte Geiselmord im Münchner Luitpoldgymnasium. In: Historisches Lexikon Bayerns
  8. Allan Mitchell: Revolution in Bayern, S. 23.
  9. Georg Köglmeier, Johann Kirchinger: Parlamentarischer Bauernrat, 1918–1920. In: Historisches Lexikon Bayerns
  10. Werner Onken: Silvio Gesell in der Münchener Räterepublik. Eine Woche Volksbeauftragter für das Finanzwesen im April 1919., Oldenburg 2018, ISBN 978-3-933891-31-0.
  11. Allan Mitchell: Revolution in Bayern, S. 65.
  12. M. Bischler: Räterepublik Baiern (1919)
  13. Bernhard Grau: Beisetzung Kurt Eisners, München, 26. Februar 1919. In: Historisches Lexikon Bayerns. 13. Oktober 2009, abgerufen am 8. März 2012.
  14. Norman Dankerl: Alois Lindner. Das Leben des bayerischen Abenteurers und Revolutionärs. Lichtung, Viechtach 2007, ISBN 978-3-929517-79-8, Vorwort (zitiert nach der Leseprobe auf der Webseite des Verlags [abgerufen am 1. Januar 2014]). Leseprobe (Memento vom 1. Januar 2014 im Internet Archive)
  15. Victor Klemperer: Man möchte immer weinen und lachen in einem, Revolutionstagebuch 1919, Bonn 2016, S. 94.
  16. Kabinett Segitz, 1919; Artikel zum proklamierten, jedoch nicht aktiv gewordenen bayerischen Revolutionskabinett unter Martin Segnitz im März 1919 auf den Webseiten des historischen Lexikons Bayerns, abgerufen am 16. März 2017.
  17. Redaktion: Oktoberrevolution und Münchner Räterepublik. In: Die Verflechtungen zwischen der Oktoberrevolution 1917 und der Münchner Räterepublik. Fachinformationsdienst Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa, abgerufen am 26. Februar 2020.
  18. Hans Beyer: Die Revolution in Bayern 1918/19. Berlin 1982, S. 68 und Ralf Höller: Der Anfang, der ein Ende war. Die Revolution in Bayern 1918/19. Berlin 1999, S. 183.
  19. Beyer: Revolution, S. 68.
  20. Zitiert nach Beyer: Revolution, S. 71.
  21. Erich Mühsam: Von Eisner bis Leviné. Berlin 1929, S. 47.
  22. Siehe Beyer: Revolution, S. 72.
  23. Karl Retzlaw: Spartakus. Aufstieg und Niedergang. Erinnerungen eines Parteiarbeiters. 3., durchgesehene Auflage. Frankfurt am Main 1974, S. 152.
  24. Siehe Kurt Riezler, Kurt: Tagebücher, Aufsätze, Dokumente. hrsg. von Karl Dietrich Erdmann. Göttingen 2008, S. 120.
  25. Siehe Höller: Anfang, S. 185.
  26. Zitiert nach Beyer: Revolution, S. 74.
  27. Bayerisch, Bayrisch oder Bairisch??? In: bairische-sprache.at. Marc Giegerich, 23. Juli 2012, abgerufen am 21. Januar 2019.
  28. Die Verflechtungen zwischen der Oktoberrevolution 1917 und der Münchner Räterepublik. Die Verflechtungen zwischen der Oktoberrevolution 1917 und der Münchner Räterepublik. Abgerufen am 26. Februar 2020.
  29. Daniel Rittenauer: Revolution von 1918/19 in Augsburg. Haus der Bayerischen Geschichte; abgerufen am 12. September 2014.
  30. Daniel Rittenauer: Revolution 1918/19 in Rosenheim. Haus der Bayerischen Geschichte; abgerufen am 12. September 2014.
  31. Siehe Beyer: Revolution, S. 77.
  32. DGB-Geschichtswerkstatt Fürth (Hrsg.): Die Revolution 1918/1919 in Fürth. Erster Weltkrieg-Revolution-Räterepublik. Verlag L. Berthold, Fürth 1989, ISBN 3-927347-15-9, S. 38.
  33. Siehe Beyer: Revolution, S. 79.
  34. Arthur Rosenberg: Geschichte der Weimarer Republik. Hamburg 1991, S. 69.
  35. Zitiert nach Beyer: Revolution, S. 89.
  36. Siehe Beyer: Revolution, S. 87, 90.
  37. Höller: Anfang, S. 180.
  38. Siehe Beyer: Revolution, S. 81.
  39. Thomas Mann: Tagebücher 1918–1921. hrsg. von Peter de Mendelssohn. Frankfurt am Main 1979, S. 188.
  40. Zitiert nach Beyer: Revolution, S. 64.
  41. Florian Sepp: Palmsonntagsputsch, 13. April 1919. In: Historisches Lexikon Bayerns. 30. Januar 2012, abgerufen am 25. Juli 2012.
  42. Bernhard Grau: Rote Armee, 1919. In: Historisches Lexikon Bayerns. 23. Dezember 2009, abgerufen am 25. Juli 2012.
  43. Mark Jones: Am Anfang war Gewalt. Die deutsche Revolution 1918/19 und der Beginn der Weimarer Republik. Propyläen, Berlin 2017, S. 293 ff.
  44. Mord im Luitpold-Gymnasium. Der Spiegel, 25. September 2007, abgerufen am 9. November 2018.
  45. Andreas Salomon (Hrsg.): Auf den Spuren von Georg Schuhmann und Alois Lahn – Ein Beitrag zur Kolbermoorer Räterepublik. 1998.
  46. Volkmar Schöneburg: Strafjustiz und Revolution. In: Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, ISSN 1610-093X, Jg. 1 (2002), Heft 3 (September), S. 160–172, hier S. 164 und 171.
  47. Michael Smilg-Benario: Drei Wochen Münchner Räterepublik, Berlin 1919, S. 14 ff.
  48. Ian Kershaw: Hitler. 1889–1936. Stuttgart 1998, S. 159 ff.; David Clay Large: Hitlers München, Aufstieg und Fall der Hauptstadt der Bewegung. München 2001, S. 159.
  49. Günther Erken bei Arnold, S. 86, linke Spalte, 2. Eintrag
  50. Website zum Film

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