Gabriel Angler
Gabriel Angler (* um 1404 in München; † vor 1483 in München) war ein Tafel- und Freskomaler der Gotik, der in München seit etwa 1430 eine bedeutende Werkstatt führte. Die „Tabula magna“, der um 1444/45 entstandene Choraltar für das Kloster Tegernsee gilt heute als sein (über mehrere Orte verstreutes) Hauptwerk.
Leben
Angler ist urkundlich 1429 in Nördlingen nachweisbar, ohne dass seine damalige Funktion bekannt ist. Ab etwa 1430 war er in München tätig und reiste um 1433 zum Kauf von Farben nach Venedig.[1] 1434 wurde er erster Stadtmaler und malte in den folgenden Jahren den neuen Hauptaltar der Münchener Frauenkirche. Dieser war einer der teuersten Altäre seiner Zeit in Deutschland, der aber seit dem 17. Jahrhundert vollständig verloren ist.
1449 erwarb Angler ein Anwesen an der Nordseite des Marienplatzes in München. Seit 1460 war er in seiner Tätigkeit wahrscheinlich durch ein Augenleiden eingeschränkt; nach 1474 sind keine Werke mehr nachgewiesen.
Anglers Werk bedeutet den Bruch mit der Flächenprojektion der Frühgotik. Es verrät Einflüsse burgundischer Hofkunst, aber es sind auch eindeutig oberitalienische Vorbilder wie Altichiero da Zevio zu erkennen, die er wahrscheinlich auf einer Reise nach Norditalien kennengelernt hat. Zu seinen vermuteten Schülern zählen Gabriel Mälesskircher und Michael Wolgemut.
Nach Angler ist die Anglerstraße im Münchener Stadtteil Schwanthalerhöhe benannt.
Werk
Ihm wird das Schlachtendankbild in der Votivkirche in Hoflach bei Fürstenfeldbruck (1431) zugeschrieben. Diese Zuschreibung wird aktuell eher in Zweifel gezogen.
1434–1437 malte Angler einen monumentalen Retabelaltar für den Vorgängerbau der Münchener Frauenkirche, für den er als Werkmeister die damals enorme Summe von 4.275 rheinischen Gulden erhielt. Eine Tafel (Geburt Christi) in der Gemäldegalerie Berlin wurde damit in Verbindung gebracht. Diese Zuschreibung wird heute angezweifelt.[2]
Aus der Zeit um 1438 stammt vielleicht eine Predella für einen Altar des Freisinger Doms. Angler zugeschrieben wurden unter anderem auch der Marienaltar für das Kloster Kremsmünster zugeschrieben.
Zum relativ gesicherten Werk Anglers gehört heute die sogenannte „Lettnerkreuzigung“ in der Alten Pinakothek, die aus der Klosterkirche Tegernsee stammt. Die Datierung um 1440 wird allgemein akzeptiert, nachdem es in der Vergangenheit auch abweichende Vorschläge gegeben hat.[3]
Die „Tabula magna“ (1444/45) (Teile im Bayerischen Nationalmuseum, im Germanischen Nationalmuseum, in der Kirche von Bad Feilnbach und im Bodemuseum Berlin), für das Kloster Tegernsee geschaffen, gilt heute als Anglers erhaltenes, gesichertes Hauptwerk.
- Tabula Magna: Entkleidung Christi (um 1445)
- Tabula Magna: Christus am Ölberg
- Tabula Magna: Enthauptung des hl. Quirin
- Tabula Magna: Bestattung des hl. Quirin
Einzelnachweise
- Grundlegend zu Leben und Werk nun die neuere Arbeit: Helmut Möhring: Die Tegernseer Altarretabel des Gabriel Angler und die Münchner Malerei von 1430–1450. scaneg Verlag, 1997. Dort Diskussion und Korrektur zahlreicher älterer Ansichten zum Thema.
- Möhring 1997.
- Möhring 1997.
Literatur
- Alois Elsen: Angler, Gabriel. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 294 f. (Digitalisat).
- Matthias Weniger: Kapitel V: Bayern. In: Till-Holger Borchert (Hg.): Van Eyck bis Dürer. Altniederländische Meister und die Malerei in Mitteleuropa. Brügge 2010, S. 345–349.
- Volker Liedke: Die Münchner Tafelmalerei und Schnitzkunst der Spätgotik. Bd. 2. Vom Pestjahr 1430 bis zum Tod Ulrich Neunhausers 1472. Mit einem Restaurierungsbericht von Ernst Buchenrieder (= Ars Bavarica 29/30). München 1982.
- Helmut Möhring: Die Tegernseer Altarretabel des Gabriel Angler und die Münchner Malerei von 1430–1450. scaneg Verlag, 1997, ISBN 978-3-89235-071-2.
- Herbert Schindler: Große bayerische Kunstgeschichte. Band 1. Süddeutscher Verlag, München 1963, S. 257 (Abb. des Kremsmünsterer Altars), S. 301.