Flughafen München-Riem
Der Flughafen München-Riem war von 1939 bis zu seiner Schließung am 16. Mai 1992 der internationale Flughafen der bayerischen Landeshauptstadt München.
Flughafen München-Riem | |
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Kenndaten | |
ICAO-Code | EDDM wurde neu vergeben an Flughafen München Franz Josef Strauß |
IATA-Code | MUC wurde neu vergeben an Flughafen München Franz Josef Strauß |
Koordinaten | |
Höhe über MSL | 530 m (1.739 ft) |
Verkehrsanbindung | |
Entfernung vom Stadtzentrum | 10 km östlich von München |
Straße | Bundesautobahn 94 |
Nahverkehr | S-Bahn, Bus |
Basisdaten | |
Eröffnung | 1939 |
Schließung | 16. Mai 1992 |
Betreiber | Flughafen München GmbH (FMG) |
Terminals | 2 |
Passagiere | 11.423.838 (1990) |
Luftfracht | 61.221 (1990) |
Flug- bewegungen | 191.856 (1990) |
Kapazität (PAX pro Jahr) | 12 Mio. |
Start- und Landebahnen | |
07R/25L | 2804 m × 60 m Beton |
07L/25R | 814 m × 20 m Beton |
Bereits 1954 wurde erkannt, dass der nur zehn Kilometer von der Münchner Innenstadt gelegene Flughafen an seine Kapazitätsgrenzen stieß und nicht erweitert werden konnte. 1992 wurde der Flughafen Riem daher durch den damals neu gebauten Flughafen München „Franz Josef Strauß“ ersetzt. Die Bauten des ehemaligen Flughafens wurden mit Ausnahme des Towers und der denkmalgeschützten „Wappenhalle“ weitestgehend abgerissen, heute befindet sich auf dem Areal unter anderem die Messestadt Riem mit Wohn- und Geschäftskomplexen, die Neue Messe München und der Riemer Park, der aus der Bundesgartenschau 2005 hervorgegangen ist.
Lage und Verkehrsanbindung
Der Flughafen München-Riem befand sich etwa zehn Kilometer östlich vom Stadtzentrum Münchens im Stadtbezirk Trudering-Riem. Das Flughafengelände wurde tangential durch die Bundesautobahn 94 und die Bundesstraße 471 berührt, zudem führten die Straßen An der Point und Paul-Henri-Spaak-Straße zum Flughafen. Etwa einen Kilometer vom Flughafen entfernt ist der Riemer Bahnhof, der an die S-Bahn München angeschlossen ist.
Geschichte
Eröffnung und erste Jahre
Bereits kurze Zeit nachdem der Flugplatz Oberwiesenfeld seinen Betrieb aufgenommen hatte, wurde offensichtlich, dass dieser nicht für den weiter wachsenden Flugverkehr ausreichen würde, weil Flächen zu seiner Erweiterung fehlten. Im Jahr 1936 wurde als Standort für den neuen Flughafen ein Platz südöstlich von Riem ausgewählt und mit der Planung durch den Architekten Ernst Sagebiel begonnen, der auch für die zeitgleich entstehenden Flughäfen Tempelhof, Dresden und Stuttgart verantwortlich war. Im Jahr 1937 war Baubeginn. Die Eröffnung war für den 1. September 1939 geplant, der Flughafen war zu dieser Zeit einer der modernsten Flughäfen der Welt. Durch den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verzögerte sich die Betriebsaufnahme jedoch noch bis zum 25. Oktober 1939, als mit einer Junkers Ju 52/3m der Lufthansa aus Berlin der erste zivile Flug durchgeführt wurde. Zu den „Besonderen Vorkommnissen“ dieser Zeit gehörte der Abflug Adolf Hitlers in seiner Führermaschine Focke-Wulf Fw 200 am 11. November 1939, also drei Tage nachdem der Attentatsversuch von Georg Elser gescheitert war.[1]
Während des Zweiten Weltkriegs war München-Riem Flugplatz der Luftwaffe und wurde immer wieder Ziel von Bombenangriffen. Der zivile Luftverkehr wurde jedoch weiterhin betrieben, die einzigen am Standort vertretenen Fluggesellschaften waren Swissair und Lufthansa. Der zivile Luftverkehr endete erst am 9. April 1945, als die Flughafenanlagen bei Bombenangriffen fast vollständig zerstört wurden.[1] Nach der Besetzung durch die US-Amerikaner erhielt der Flughafen die alliierte Code-Bezeichnung Airfield R.82.
Nachkriegszeit
Am 9. März 1948 wurde durch das Office of Military Government for Germany und den Freistaat Bayern die Wiederaufnahme des Flugbetriebs in Riem vereinbart, als erstes Verkehrsflugzeug kam eine Douglas DC-3 der Pan American World Airways am 6. April 1948 aus London nach Riem, der damit nach dem Kriegsende der erste wieder vollständig für die zivile Luftfahrt verwendbare Flughafen in Deutschland war. Am 25. Mai 1948 entschied der Münchner Stadtrat, die Betriebsführung zu gewährleisten, worauf am 22. Juni desselben Jahres ein Vertrag mit der Office of Military Government for Germany geschlossen wurde und am 9. November 1948 die Stadt München unter Leitung des US-amerikanischen Flugadministrators Charles D. Daily tatsächlich den Flugbetrieb übernahm. Am 30. Mai 1948 verließ die United States Air Force den Flughafen. Am 6. Mai 1948 nahm nach Pan Am auch die niederländische KLM Royal Dutch Airlines den Flugbetrieb auf und steuerte von hier aus Stuttgart und Amsterdam an. Die Flughafenbetriebsgesellschaft Flughafen München-Riem GmbH wurde am 12. Oktober 1949 durch die gleichberechtigten Anteilseigner Stadt München und Freistaat Bayern gegründet, nachdem zuvor am 1. April desselben Jahres ein Vertrag zwischen der Office of Military Government und den Anteilseignern über den Betrieb des Flughafens geschlossen worden war. Zum Geschäftsführer wurde Wulf-Dieter Graf zu Castell ernannt, der diesen Posten bis 1972 innehatte. Ebenfalls in diesem Jahr nahm man einen Ausbau der Start- und Landebahn auf 1907 Meter Länge und 60 Meter Breite in Angriff, der am 22. November abgeschlossen werden konnte.[2]
Im Jahr 1951 begann mit einem Linienflug der KLM Royal Dutch Airlines nach New York City, der mit einer Lockheed Constellation durchgeführt wurde, das Zeitalter der transatlantischen Flüge, ebenfalls wurde in diesem Jahr am 16. August die neue Empfangshalle in Betrieb genommen. Am 1. Oktober 1953 zogen erste Streitkräfte der Vereinigten Staaten von Amerika von Riem ab. Die Lufthansa nahm am 1. April 1955 den Flugbetrieb mit einem Linienflug von München-Riem nach Hamburg auf.[2]
Der Beginn des Jet-Zeitalters
Im Dezember 1956 war der Flughafen München-Riem Teil einer Luftbrücke. Der Military Air Transport Service (MATS) der US Air Force brachte Flüchtlinge aus Ungarn in die Vereinigten Staaten. Dabei wurde unter anderem eine Lockheed Constellation des US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower benutzt, die auch als Air Force One fungierte. Auf dem BEA-Flug 609 verunglückte am 6. Februar 1958 eine Airspeed AS.57 Ambassador beim Start. Unter den 23 Toten waren auch mehrere Fußballspieler des Vereins Manchester United. Um die Verwendung von Strahlflugzeugen zu ermöglichen, war der Ausbau bzw. die Verlängerung bereits am 4. Oktober 1957 beschlossen worden. Mit dem Bau wurde am 24. März 1958 begonnen; die Betriebsaufnahme fand am 29. Oktober 1958 statt. Noch am selben Tag landete mit einer Sud Aviation Caravelle der Air France das erste Düsenverkehrsflugzeug in München, die erste Linienflugverbindung eines Strahlflugzeugs war die am 16. Mai 1959 aufgenommene Verbindung von Skandinavien über München in den Nahen Osten durch die SAS Scandinavian Airlines, die ebenfalls mit einer Sud Aviation Caravelle durchgeführt wurde. Am 7. Dezember desselben Jahres landete erstmals eine Boeing 707 in Riem.
Der Flugunfall vom 17. Dezember 1960 war der bisher folgenreichste: nach Ausfall eines Motors zwei Minuten nach dem Start streifte eine Convair C-131D Samaritan (Convair CV-340) der US Air Force im dichten Nebel die Spitze des Hauptturms der Paulskirche und stürzte in der Martin-Greif-Straße auf eine vollbesetzte Straßenbahn; alle 20 Personen an Bord und 32 Personen am Boden verloren ihr Leben.[3] Nur zwei Tage zuvor hatte die Stadt München einen neuen Vorstoß unternommen, die gefährlichen An- und Abflüge über das Stadtzentrum zu beenden. Ab März 1962 galten neue An- und Abflugrouten, wodurch das Überfliegen des Stadtkerns nun verboten war.[4]
Im Jahr 1962 wurden zum ersten Mal mehr als eine Million Fluggäste im Laufe eines Jahres abgefertigt.[5] Die „Oechsle-Kommission“ begann 1963 mit der Suche nach einem neuen Standort für den Flughafen, da zum Bau neuer Start- und Landebahnen zusätzlich zu den bestehenden Einrichtungen mehrere Gemeinden im Umfeld komplett hätten umgesiedelt werden müssen. Daneben führten auch mehrere Unfälle zu dem Beschluss, einen neuen Flughafen weiter außerhalb der Stadt zu bauen und Riem zu schließen.
Im Oktober 1965 erfolgte die Inbetriebnahme einer zehn Millionen D-Mark teuren Wartungshalle für Düsenflugzeuge und die Übergabe an die Lufthansa.
Entwicklung
Im Jahr 1969 benannte sich die Flughafen München-Riem GmbH in Flughafen München GmbH um und es erfolgte ein weiterer Ausbau der Start- und Landebahn 07R/25L auf ihre endgültige Länge von 2804 m. Im Jahr 1971 wurde die neue Ankunftshalle in Betrieb genommen und das Fluggastaufkommen überschritt die Vier-Millionen-Grenze.
In seinem letzten kompletten Betriebsjahr 1991 wurden am alten Standort 10,8 Millionen Fluggäste abgefertigt, 1992 wurde am Flughafen München die Marke von 12 Millionen Passagieren (alter und neuer Standort) überschritten. Der Flughafen München-Riem war längst an seiner Kapazitätsgrenze angelangt. Eine Erweiterung des Flughafens und ein effizientes Start- und Landebahnsystem war schon aus Platzgründen nicht möglich; nur durch provisorische Terminalanbauten und eine eigens für die Abfertigung von Charterflügen eingerichtete Halle konnte der Flugbetrieb bewältigt werden.
Am 17. Mai 1992 zog der komplette Flughafenbetrieb über Nacht zum neu erbauten Flughafen München Franz Josef Strauß im Erdinger Moos bei Freising um. Eine Boeing 737 der Deutschen Lufthansa (D-ABJD, „Freising“), die am 16. Mai 1992 gegen 22.55 Uhr mit Ziel Berlin abhob, war das letzte in Riem startende Flugzeug.[6] Der Flughafen München-Riem wurde am 16. Mai 1992 um 24 Uhr stillgelegt, die bisherigen Flughafen-Codes MUC/EDDM wurden auf den neuen Flughafen übertragen.
Nachnutzung
Kulturzentrum
Nach Beendigung des Flugbetriebs übernahmen Wolfgang Nöth und Jürgen Birr, Theatron-Macher und ehemaliger Betreiber des Pulverturm-Clubs auf dem ehemaligen Alabama-Depot-Gelände, das Flughafengelände für die Zwischennutzung als Kulturzentrum.[7] In den Terminalgebäuden wie Zeppelinhalle (Hit FM Hall), Charterhalle, Terminal 1 und Wappensaal wurden zahlreiche Großveranstaltungen wie Konzerte und Raves abgehalten, auf der alten Start- und Landebahn Flohmärkte. Insbesondere in der Techno- und der alternativen Rockszene war der ehemalige Flughafen Riem international bekannt.[8][9]
Vom 27. bis 29. August 1993 fand auf dem ehemaligen Rollfeld das dreitägige Open-Air-Festival Rock over Germany mit vielen Internationalen Stars wie Prince, Tina Turner, Rod Stewart, Chris de Burgh, Foreigner und vielen anderen Künstlern statt. Zu diesem Event kamen trotz schlechten Wetters über 185.000 Fans auf das ehemalige Flughafengelände. Anhaltender Regen hatte die Wiesen abseits der befestigten Flächen derart aufgeweicht, dass die Besucher zum Teil bis zu den Knöcheln im Matsch standen. In München waren am Wochenende Gummistiefel, Regenmäntel, Regenschirme etc. so gut wie ausverkauft.
Am 1. März 1994 fand im ehemaligen Terminal 1 das letzte Konzert der Band Nirvana statt. Am 17. Juni 1994 eröffnete in der ehemaligen Großküche des Flughafens der Techno-Club Ultraschall.[8][9] Ebenfalls im Jahr 1994 fand in den Hallen des Flughafens erstmals in Deutschland der Großrave Universe Rave – Tribal Gathering statt.[10] Im selben Jahr wurde Rock in Riem, das heutige Rock im Park, auf dem Flughafengelände veranstaltet.
Am 4. März 1995 wurden in den Hallen des Flughafens erstmals die Rave City-Veranstaltungen abgehalten. Auf diesem Großrave traten internationale DJs und Live-Acts aus verschiedenen Sparten der Techno- und Housezene auf, wie unter anderem Westbam, Sven Väth, Komakino, Steve Mason, Hardsequenzer, Ravers Nature, Tanith, Mark Spoon, Paul van Dyk, Aural Float, Grooverider, Hype, Ray Keith, David Morales, Armand van Helden.[8][9]
Das Kulturzentrum wurde im Sommer 1996 geschlossen und durch den Kunstpark Ost (später in Kultfabrik umbenannt) ersetzt, da das Gelände für die Messestadt Riem benötigt wurde.
Messestadt Riem
Die Umgestaltung des Flughafengeländes zur Messestadt Riem mit Wohn-, Büro- und Geschäftseinheiten sowie dem neuen Messegelände und Grünanlagen war eines der größten städteplanerischen Projekte der Landeshauptstadt München in den ausgehenden 1990er-Jahren und im beginnenden 21. Jahrhundert.
2005 fand auf dem ehemaligen Flughafengelände die Bundesgartenschau statt.
Verbliebene Einrichtungen
Heute erinnern nur noch das denkmalgeschützte Towergebäude ⊙ sowie die Wappenhalle ⊙ , das ehemalige Terminalgebäude, an den Flughafen. Außerdem existiert am östlichen Ende des Riemer Parks noch ein etwa 65 mal 80 Meter großes Stück der ehemaligen Start- und Landebahn ⊙ sowie im Westen die Tribüne des Flughafens ⊙ und das Abflugschild ⊙ . An den Unfall des BEA-Flugs 609 erinnert heute noch eine Gedenktafel ⊙ . Ein Teil der Inneneinrichtung des Towers wie zum Beispiel Radarschirme ist heute im Deutschen Museum in der Luftfahrtabteilung zu sehen. Auf dem Stammgelände der Technischen Universität München sind zwei Fahrgastbrücken als Gebäudeübergang installiert. Die verbliebenen Teile des alten Flughafens sind über das ganze Areal der heutigen Messestadt verteilt und alle gut erreichbar, wenn auch teilweise schwer zu finden.
Im Mai 2018 wurde bekannt, dass die Verbindungsfugen zwischen dem seit Jahren leerstehenden Kopfbau und der Zuschauertribüne von Schimmel befallen sind.[11]
Der Tower war nach dem Abriss der benachbarten Flughafengebäude etwa zwanzig Jahre lang ein freistehendes, weitgehend ungenutztes Gebäude. Anfang 2015 vereinbarten die Brainlab AG und der Münchner Projektentwickler Wöhr + Bauer die Entwicklung der brach liegenden Fläche inklusive des historischen Towers.[12] Im November 2014 begannen Bauarbeiten sowohl für das rund 25.000qm große Bürogebäude als auch am Tower, der unter strengen Auflagen der Denkmalschutzbehörden ertüchtigt und im Inneren modernisiert und umgestaltet wurde. Seit der Eröffnung des neuen Hauptsitzes der Brainlab AG im Juli 2017 durch die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel werden die verschiedenen Flächen historischer Gemäuer offiziell genutzt.[13] Im Tower befindet sich ein Mitarbeiter-Café, zwei voll funktionsfähige Operationssäle, ein sich über zwei Stockwerke erstreckender Besprechungsraum, ein Yogazimmer, diverse Lounges, ein Nachtclub und eine Dachterrasse im 10. OG.[14] Die Räumlichkeiten werden vornehmlich durch die Mitarbeiter der Brainlab AG selbst genutzt – an wenigen Tagen im Jahr besteht aber auch die Möglichkeit für externe Firmen, die Eventflächen im Tower zu mieten. Der Tower wird unter dem eingetragenen Markennamen The Brainlab Tower vermarktet und ist unter diesem Namen auch als "Ort" in diversen Kartendiensten zu finden.[15]
Der Flughafen Riem ist heute ein Ort des Kulturgeschichtspfades Trudering-Riem.
Zwischenfälle
- Am 22. Dezember 1956 stürzte eine Convair CV-340 der Jugoslovenski Aerotransport (Luftfahrzeugkennzeichen YU-ADA) beim Anflug auf den Flughafen etwa 7 Kilometer östlich davon nahe der Ortschaft Grub ab. Von den 30 Insassen wurden drei getötet.[16]
- Am 6. Februar 1958 verunglückte nach einem Tankstopp in München-Riem eine Airspeed AS.57 Ambassador der British European Airways (G-ALZU), die als Charterflug von Belgrad auf dem Weg nach Manchester war. Die Maschine kam bei ihrem dritten Startversuch von der Startbahn ab und ging in Flammen auf, vermutlich hatte Schneematsch auf der Startbahn das Erreichen der notwendigen Geschwindigkeit verhindert. Dabei starben 23 der 44 Menschen an Bord, darunter acht Fußballspieler von Manchester United (siehe auch British-European-Airways-Flug 609).[17][18]
- Am 17. Dezember 1960 streifte ein US-amerikanisches Militärflugzeug des Typs Convair C-131D Samaritan der United States Air Force (55-0291), das vom Flughafen Riem gestartet war und wegen des Ausfalls eines Motors nicht schnell genug an Höhe gewinnen konnte, die Spitze des Hauptturms der Münchner Paulskirche und stürzte auf eine Straßenbahn. Die 20 Flugzeuginsassen und 32 Menschen am Boden starben (siehe auch Flugzeugunglück am 17. Dezember 1960 in München).
- Am 20. Januar 1968 brach bei einer Douglas DC-7B der Türk Hava Yollari (THY, heute Turkish Airlines) (SE-ERC) während der Landung auf dem Flughafen München-Riem das Bugfahrwerk zusammen. Die von Transair Sweden gemietete Maschine geriet von der Landebahn ab. Alle 38 Insassen (6 Besatzungsmitglieder und 32 Passagiere) blieben unverletzt. Das Flugzeug wurde irreparabel beschädigt.[19]
- Am 9. Februar 1970 kam es an einer De Havilland DH.106 Comet 4C der ägyptischen United Arab Airlines (heute Egypt Air) (SU-ALE) beim Start vom Flughafen München-Riem zum Schütteln der Maschine, wahrscheinlich durch Vereisung. Obwohl das Flugzeug schon höher als 10 Meter in der Luft war, brach der Kapitän den Start wieder ab. Natürlich überrollte das Flugzeug daraufhin das Landebahnende und raste durch einen Zaun und einen Graben. Das Fahrwerk wurde abgerissen, Feuer brach aus. Dennoch überlebten alle 23 Insassen, neun Besatzungsmitglieder und 14 Passagiere, den Unfall. Das Flugzeug wurde zerstört.[20]
- Am 10. Februar 1970 kam es bei der Zwischenlandung eines El-Al-Linienflugs nach London zu einem Angriff palästinensischer Attentäter. Die drei Attentäter drangen in den Transitraum ein, wo sich die Crew und die Passagiere aufhielten, und versuchten die Anwesenden in ihre Gewalt zu bekommen. Dabei kam es zu einem Kampf. Bevor die Attentäter von der Crew und von Passagieren überwältigt werden konnten, zündeten sie zwei Handgranaten. Dabei töteten sie einen israelischen Fluggast, der versucht hatte, mit seinem Körper die anderen vor der Granate zu schützen, und verletzten neun weitere Personen teilweise schwer. Im September wurden die Attentäter, ohne jede gerichtliche Verfolgung in Deutschland, in den arabischen Raum abgeschoben. Die bayerische Landesregierung, auch Weisungsbehörde der zuständigen Staatsanwaltschaft, bestand zu dieser Zeit aus Ministerpräsident Alfons Goppel.[21]
- Am 31. Juli 1982 wurden bei einem Sprengstoffanschlag in einer Vorhalle zur Abfertigung von Reisenden nach Israel sieben Menschen schwer verletzt.
- Am 5. Februar 1987 wurde eine aus Dortmund kommende Swearingen Merlin IV der RFG – Regionalflug (D-IEWK) im Anflug bei schlechtem Wetter deutlich unter die vorgeschriebene Entscheidungshöhe geflogen. Bei dem sehr späten und tiefen Durchstarten kam es zu einer Bauchlandung. Nach etwa 300 m Rutschen kam die Maschine, nachdem das Hauptfahrwerk zusammengebrochen war, in einem schneebedeckten Feld gut 150 m von der Landebahn entfernt zum Stillstand. Alle 16 Insassen überlebten den Totalschaden.[22]
- Am 11. August 1987 stürzte eine Piper PA-31T Cheyenne II (D-ILRA) in der Nähe des Flughafens ab. Bei diesem Unfall starben insgesamt 9 Menschen (siehe auch Flugzeugabsturz in Trudering).
- Am 10. Februar 1991 stürzte eine Partenavia P.68C-TC Victor (D-GANS) während eines Wintergewitters am Flughafen bei dem Versuch ab, während des Landeanflugs durchzustarten. Dabei starben beide Insassen.[23][24]
Verkehrszahlen
Betriebsjahr | Fluggastaufkommen | Luftfracht [t] | Flugbewegungen |
---|---|---|---|
1950 | 69.044 | 1.273 | 5.332 |
1960 | 794.613 | 7.506 | 50.108 |
1970 | 3.550.929 | 31.943 | 102.907 |
1980 | 6.057.997 | 39.091 | 142.032 |
1990 | 11.423.838 | 61.221 | 191.856 |
Flughafenrennen
Anfang der 50er Jahre war der Flughafen München-Riem bekannter Veranstaltungsort für große Motorsportveranstaltungen. Der Flugbetrieb war noch sehr überschaubar und so konnten auf einer mit Strohballen begrenzten Rennstrecke mitten auf dem Vorfeld die „Riemer-Rundstrecken-Rennen für Motorräder und Rennwagen“ ausgetragen werden. 80.000 Zuschauer verfolgten am 2./3. Mai 1951 den über 45 Runden und auf 103,5 km ausgelegten Meisterschaftslauf der „Rennwagen der Klasse Formel II bis 2000 ccm“, bei dem die Rennfahrerlegenden Hans Stuck (Grainau) und Fritz Riess (Nürnberg) mit ihren AFM-Rennwagen um die Wette fuhren.[25]
Literatur
- Ralph D. Hildebrand, Rainer Wallbaum: Der Flughafen München. Ein Jahrhundertwerk. Leo, München 1992, ISBN 3-928935-00-3 (drei Bände).
- Ingo Anspach: Wie im Flug. Die 50jährige Geschichte der Flughafen München GmbH. Piper, München 1999, ISBN 3-492-04071-3.
- Mathias Irlinger: „Stadion der Luftfahrt“. Der Flughafen München-Riem zwischen städtischer Repräsentation und nationalsozialistischer Stadtpolitik, in: Margit Szöllösi-Janze (Hg.): München im Nationalsozialismus. Imagepolitik der „Hauptstadt der Bewegung“. Wallstein, Göttingen 2017, S. 217–240, ISBN 978-3-8353-3090-0.
Weblinks
Einzelnachweise
- Ingo Anspach: Wie im Flug. Piper, München 1999, ISBN 3-492-04071-3, S. 7.
- Ingo Anspach: Wie im Flug. Piper, München 1999, ISBN 3-492-04071-3, S. 32 und 33.
- Flugunfalldaten und -bericht Convair CV-340 55-0291 im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 11. Dezember 2020.
- „Der 17. Dezember ist mein zweiter Geburtstag“. 15. Dezember 2010, abgerufen am 11. Dezember 2020.
- Ingo Anspach: Wie im Flug. Piper, München 1999, ISBN 3-492-04071-3, S. 60 und 61.
- Flughafen München onlinemuseum. Letzter Flug vom Flughafen München Riem
- Wolfgang Nöth – A Hund is er scho SCHO! (PDF-Datei; 485 kB), freshguide 12/2008.
- Mirko Hecktor, Moritz von Uslar, Patti Smith, Andreas Neumeister: Mjunik Disco – von 1949 bis heute. Blumenbar Verlag, München 2008, ISBN 978-3-936738-47-6.
- Anja Schauberger: Club Legenden #4: Raves und Nirvanas letztes Konzert am Flughafen Riem. In: Mit Vergnügen. Februar 2017, abgerufen am 6. Mai 2020.
- 10 legendäre Techno-Partys, die wir vermissen. In: Faze Magazin. 1. November 2019, abgerufen am 5. Juni 2020.
- Carmen Ick-Dietl: Alte Flughafentribüne von Schimmel befallen - hilft ein FCB-Star? „Es gibt Gespräche“. In: www.merkur.de. 22. Mai 2018, abgerufen am 16. Juni 2018.
- Der Tower ist verkauft. Abendzeitung, 25. Februar 2015, abgerufen am 28. Dezember 2015.
- Medizintechnikfirma: Merkel weiht neue Brainlab-Zentrale in München ein. (handelsblatt.com [abgerufen am 21. September 2017]).
- Alfred Dürr: Wo früher Flugzeuge starteten, entsteht jetzt High-Tech. In: sueddeutsche.de. 11. Juli 2017, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 21. September 2017]).
- google.de: The Brainlab Tower
- Unfallbericht CV-340 YU-ADA, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 25. Juni 2016.
- Unfallbericht Airspeed Ambassador G-ALZU, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 25. Juni 2016.
- Link zur Nachrichtensendung vom 14. Februar 1958 zum Flugunfall
- Unfallbericht DC-7B SE-ERC, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 14. März 2019.
- Flugunfalldaten und -bericht Comet 4C SU-ALE im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 3. Januar 2022.
- zum Komplex Wolfgang Kraushaar: „Wann endlich beginnt bei Euch der Kampf gegen die heilige Kuh Israel?“ München 1970: über die antisemitischen Wurzeln des deutschen Terrorismus. Rowohlt, Reinbek 2013 ISBN 3-498-03411-1
- Unfallbericht SWM Merlin IV D-IEWK, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 25. Juni 2016.
- Süddeutsche Zeitung, Druckausgabe 11. Februar 1991:"Sportmaschine über Flughafen abgestürzt - zwei Tote" eingesehen am 1. August 2021 über den Benutzerzugang der Bayerischen Staatsbibliothek
- Unfallbericht Partenavia P.68 D-GANS, Aviation Safety Network WikiBase (englisch), abgerufen am 3. August 2021.
- filmothek.bundesarchiv.de:
*Welt im Film 211/1949 10. Juni 1949: „3b. München: Flugfeldrennen“
*Welt im Film 310/1951 11. Mai 1951: "5a. München Riem: Flugplatzrennen