Sapporo
Sapporo (jap. 札幌市, -shi, aus Ainu sat poro (pet), dt. „trockener, großer (Fluss)“[1]) ist mit 1,9 Millionen Einwohnern die größte Stadt von Hokkaidō, der nördlichsten der vier japanischen Hauptinseln.
Sapporo-shi 札幌市 | |||
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Geographische Lage in Japan | |||
Region: | Hokkaidō | ||
Präfektur: | Hokkaidō | ||
Koordinaten: | 43° 4′ N, 141° 21′ O | ||
Basisdaten | |||
Fläche: | 1.121,12 km² | ||
Einwohner: | 1.961.690 (31. Dezember 2020) | ||
Bevölkerungsdichte: | 1750 Einwohner je km² | ||
Gemeindeschlüssel: | 01100-2 | ||
Symbole | |||
Flagge/Wappen: | |||
Baum: | Gemeiner Flieder | ||
Blume: | Maiglöckchen | ||
Vogel: | Kuckuck | ||
Rathaus | |||
Adresse: | Sapporo City Hall 2 Kita-1-jō-nishi Chūō-ku, Sapporo-shi Hokkaidō 060-8611 | ||
Webadresse: | http://www.city.sapporo.jp/ | ||
Lage der Stadt Sapporo in Hokkaidō | |||
Sapporo ist der Verwaltungssitz der Präfektur Hokkaidō sowie der Unterpräfektur Ishikari.
Geschichte
Gründung im 19. Jahrhundert
Sapporo wurde 1869 als Sitz der Kolonialverwaltung Hokkaidōs gegründet, das seit dem 19. Jahrhundert zu Japan gehört. Erst in den 1950er Jahren löste es das nahegelegene und deutlich ältere Otaru als bevölkerungsreichste Stadt Hokkaidōs ab. Die Stadt wurde, ähnlich wie Kyōto oder viele amerikanische Städte, in einem Schachbrettmuster geplant.
Sapporos landwirtschaftliche Universität, die ebenfalls 1869 gegründet wurde und anfangs in Tokio beheimatet war, ist auch durch ihren ersten Präsidenten, William Smith Clark, bekannt geworden. Er wurde von der japanischen Regierung als Berater in Erziehungsfragen eingeladen. Vor allem die Abschiedsworte an seine Studenten, von denen er viele zum Christentum bekehrt hatte, haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen: Boys, be ambitious! (dt. „Jungs, seid ehrgeizig!“).
Ereignisse ab dem 20. Jahrhundert
Sapporo war als Austragungsort der V. Olympischen Winterspiele 1940 vorgesehen. Infolge des Beginns des zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges musste Japan die Spiele am 16. Juli 1938 an das IOC zurückgeben.[2]
Schließlich vergab das IOC die Olympischen Winterspiele 1972 an Sapporo. Das waren die ersten Olympischen Winterspiele in Asien. Seitdem verbindet eine Städtepartnerschaft Sapporo mit München, dem Austragungsort der Olympischen Sommerspiele desselben Jahres.
Anlässlich dieses großen internationalen Sportereignisses führten die Organisatoren das Sapporo-Schneefestival als Bestandteil der Olympischen Sportkultur ein und griffen damit auf eine in der Region verbreitete Veranstaltung zurück. Hier gestalteten eingeladene Künstler aus Schnee und Eis eindrucksvolle Skulpturen. Dieses Festival etablierte sich in der Folge als jährliches Event.
Im Jahr 1978 scheiterte Sapporo bei dem Versuch, 1984 ein zweites Mal nach 1972 Olympische Winterspiele ausrichten zu dürfen, erst in der Stichwahl gegen Sarajewo.[3]
Eine ursprünglich geplante Bewerbung für die Olympischen Sommerspiele 2016 gegen die innerjapanischen Konkurrenten Fukuoka und Tokio gab Bürgermeister Fumio Ueda mit Verweis auf die hohen Kosten 2006 auf.[4] Eine weitere Bewerbung für die Austragung der Olympischen Winterspiele 2026 wurde im Verlauf des Bewerbungsverfahrens ebenfalls zurückgezogen.[5]
- Sapporo, Taisho-Zeit, 1918
- Odori-Park im Jahr 1936
- Das alte Regierungsgebäude in Hokkaido
- Fernsehturm Sapporo (Baujahr 1957)
Geografie
Grünanlagen
Die Stadt Sapporo hat viele Parks. So z. B. den Ōdōri-Park im Zentrum der Stadt, in dem über das Jahr verschiedene jährliche Veranstaltungen und Festivals stattfinden. Zu den größten Parks der Stadt zählt auch der Moerenuma-Park, der nach den Plänen des japanisch-amerikanischen Künstlers und Landschaftsarchitekten Isamu Noguchi errichtet wurde.
Stadtgliederung
Sapporo gliedert sich in 10 Stadtbezirke (ku):
- Atsubetsu-ku (厚別区)
- Chūō-ku (中央区)
- Higashi-ku (東区)
- Kita-ku (北区)
- Kiyota-ku (清田区)
- Minami-ku (南区)
- Nishi-ku (西区)
- Shiroishi-ku (白石区)
- Teine-ku (手稲区)
- Toyohira-ku (豊平区)
Angrenzende Städte und Gemeinden
Klima
Sapporo | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Sapporo
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Politik und Verwaltung
Bürgermeister der Stadt
Ein wie in allen japanischen Gemeinden von den Einwohnern direkt gewählter Bürgermeister führt die Verwaltung und repräsentiert die Stadt nach außen.
- Der ehemalige Mitte-links-Vizebürgermeister Katsuhiro Akimoto ist seit 2015 Bürgermeister von Sapporo (Sapporo-shichō). Bei den Regionalwahlen im April 2019 wurde er mit antikommunistischer Allparteienunterstützung (KDP, DVP, Daichi, LDP, Kōmeitō, SDP) mit Zweidrittelmehrheit gegen den KPJ-gestützten Tatsuo Watanabe für eine zweite Amtszeit wiedergewählt.[6]
Parlamente der Stadt, der Präfektur und der Nation
Ein von den Einwohnern gewähltes Stadtparlament mit insgesamt 68 Abgeordneten bildet die Legislative.
- Im gleichzeitig mit der Bürgermeisterwahl als Teil der einheitlichen Wahlen 2019 neu gewählten 68-köpfigen Stadtrat (Sapporo-shigikai) blieb die Liberaldemokratische Partei mit 26 Sitzen stärkste Kraft.[8]
- Ins ebenfalls gleichzeitig gewählte Präfekturparlament (Hokkai-dōgikai) wählen die zehn Wahlkreise, die die zehn Bezirke der Stadt Sapporo bilden, zusammen 28 der insgesamt 100 Abgeordneten.
- Bei Wahlen zum Abgeordnetenhaus (Shūgiin), dem Unterhaus des nationalen Parlaments, erstreckt sich die Stadt Sapporo in die Wahlkreise Hokkaidō 1 bis 5. Die Wahlkreise 1 bis 3, die ganz in der Stadt Sapporo liegen, wählten 2021 die Konstitutionellen Demokraten Daiki Michishita und Kenkō Matsuki und den Liberaldemokraten Hirohisa Takagi.
Städtepartnerschaften
Im 21. Jahrhundert bestehen folgende Partnerschaften mit Orten aus Europa, Amerika und Asien; in Klammern ist das Jahr des Beginns der Partnerschaft angegeben:[9]
- Im Ōdōri-Park im Stadtzentrum steht als Zeichen der Partnerschaft ein traditioneller bayerischer Maibaum, ein Geschenk der Stadt München. 1991 wurde eine Schrägseilbrücke nach München benannt.[10]
- Shenyang, Volksrepublik China (seit November 1980)
- Nowosibirsk, Russland (seit Juni 1990)
- Daejeon, Republik Korea (seit Oktober 2010)
Kultur
Regelmäßige Veranstaltungen
- Schneefestival
Sapporos größtes Tourismusereignis ist das alljährlich im Februar stattfindende Schneefestival[11] (雪祭り, yuki matsuri), das 1950 seinen Anfang nahm, als Schüler und Studenten im Ōdōri-Park Statuen aus Schnee bauten. Das Fest wurde inzwischen auf eine Woche verlängert, und es werden auf drei verschiedenen Geländen gut ein Dutzend riesige und hunderte kleinere Schnee- und Eisskulpturen errichtet, die hunderttausende Besucher anlocken. Riesig bedeutet dabei: bis zu 10 m hoch und 30 m breit, bestehend aus 1000 und mehr Lastwagenladungen Schnee. Häufigstes Motiv sind mehr oder weniger berühmte Gebäude aus aller Welt, die oft im Maßstab 1:3 oder gar 1:2 mit allen Details nachgebaut werden, nur eben aus Schnee oder Eis.
Die großen Skulpturen werden von Firmen gesponsert, einige werden auch von den japanischen Selbstverteidigungsstreitkräften als Teil des Wintertrainings erbaut. Lokale Vereine errichten die kleineren Schneeskulpturen, wobei die Nachfrage so groß ist. Die verfügbaren Flächen für die Bauten werden unter den Bewerbern verlost. Zudem wird auch ein internationaler Wettbewerb veranstaltet.
siehe auch: Moerenuma-Park
Bauwerke und Parks
Sapporo ist eine verhältnismäßig junge Stadt, deren wenige historische Sehenswürdigkeiten den starken westlichen Einfluss während der Meiji-Restauration verraten:
- der als Wahrzeichen der Stadt geltende Uhrenturm der ehemaligen Versammlungshalle der landwirtschaftlichen Universität (s. o.). Die Charta der Stadt beginnt mit den Worten: Wir sind die Bürger der Stadt Sapporo, wo die Glocke des Uhrenturms läutet.
- das bis in die 1970er Jahre als Amtssitz des Gouverneurs von Hokkaidō dienende Verwaltungsgebäude aus roten Klinkern, heute zum Biermuseum Sapporos umfunktioniert.
- die im gleichen Stil erbauten, mit Efeu bewachsenen Gebäude der alten Sapporo-Brauerei von 1876, die inzwischen zur größten Bierhalle Japans umgestaltet wurden.
- das Erschließungsdorf (北海道開拓の村 開拓の村, kaitaku no mura), ein Freiluftmuseum, in dem restaurierte alte Gebäude aus ganz Hokkaidō zu besichtigen sind.
- der Fernsehturm in Stahlfachwerkbauweise.
- der Hokkaidō-jingū, Hokkaidōs größter Shintō-Schrein.
Sport
- Sportbauten, Sportklubs und Veranstaltungen
- Makomanai-Stadion und Makomanai-Hallenstadion
- Baseball – Sapporo ist die Heimat des Baseballvereins Hokkaidō Nippon Ham Fighters aus der Pacific League, dessen Spiele im Sapporo Dome ausgetragen werden.
- Fußball – Sapporo ist die Heimat des Fußballvereins Consadole Sapporo aus der J. League, dessen Spiele im Sapporo Dome ausgetragen werden. Hier fanden anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft 2002 drei Vorrundenspiele statt.
- Rugby Union – Der Sapporo Dome war einer der Austragungsorte der Rugby-Union-Weltmeisterschaft 2019.
- Sapporo-Halbmarathon und Hokkaidō-Marathon
- Skispringen, Langlauf, Nordische Kombination:
- Olympische Sommerspiele 2020 / Wettbewerbe
Aufgrund des im Vergleich zu Tokio milderen Klimas werden die Geher- und Marathonwettbewerbe der Olympischen Sommerspiele 2020 (durch die COVID-19-Pandemie auf 2021 verschoben) in Sapporo ausgetragen.
Infrastruktur
Verkehr
- Straßenbahn Sapporo – 1909 in Betrieb genommen, drei Linien
- U-Bahn Sapporo – 1971 in Betrieb genommen, drei Linien
- Bahnhof Sapporo auf der JR Hakodate-Hauptlinie
- Flughafen Neu-Chitose
- Straßen:
- Dōō-Autobahn
- Sasson-Autobahn
- Nationalstraße 5
- Nationalstraße 12
- Nationalstraße 36
- Nationalstraßen 230, 231, 274, 275, 337, 453
Universitäten und Colleges
Persönlichkeiten
Sapporo in der Literatur
Im Roman Tanz mit dem Schafsmann lässt Haruki Murakami seinen Protagonisten in einem Hotel in Sapporo eine Begegnung mit dem namensgebenden, rätselhaften Schafsmann haben und hält danach weiter Kontakt mit einer Angestellten des Hotels.
Weblinks
- Sapporo, tabibito.de Japan Almanach (Beschreibung, Anreise, Übernachtungen, mit zahlreichen Abbildungen)
Einzelnachweise
- ふるさとの川史話いっぱい. Stadt Sapporo, abgerufen am 30. Mai 2009 (japanisch).
- Volker Kluge: Olympische Winterspiele. Die Chronik. 3., erw. Auflage. Sportverlag, Berlin 1999, ISBN 3-328-00831-4.
- Japanisches Olympisches Komitee: History of Japan's Bids for the Olympics.
- Sapporo opts out of '16 Games race. In: The Japan Times. 22. Februar 2006, abgerufen am 29. Mai 2009 (englisch).
- Sapporo steigt als dritter Kandidat aus. www.deutschlandfunk.de, 2018, abgerufen am 7. November 2021.
- 統一地方選2019 札幌市長選. In: NHK Senkyo Web. 8. April 2019, abgerufen am 10. November 2019 (japanisch).
- Stadtparlament Sapporo: Fraktionen, abgerufen am 23. Februar 2022.
- 統一地方選2019 札幌市議選 各党議席. In: NHK Senkyo Web. 8. April 2019, abgerufen am 23. Mai 2019 (japanisch).
- Sister Cities / Sister Cities Association. Sapporo International Communication Plaza Foundation, 2014, abgerufen am 18. August 2019 (japanisch, englisch, chinesisch, koreanisch).
- https://structurae.net/de/bauwerke/muenchen-bruecke
- Informationen zum Schneefest (japanisch, englisch)
Informationen zum Schneefestival in Sapporo (deutsch) (Memento vom 4. Februar 2015 im Internet Archive) Informationen zum Schneefestival in Sapporo (deutsch) Japanica.de