Gascogne
Die Gascogne (gaskognisch Gasconha [gasˈkuɲɔ / gasˈkuɲə]) ist eine historische Provinz im Südwesten Frankreichs. Die einheimische Sprache der Gascogne ist das Gaskognische, eine Unterart des Okzitanischen.
Gebiet
Die Gascogne umfasst ungefähr die heutigen Départements Landes, Gers und Hautes-Pyrénées sowie Teile der Départements Lot-et-Garonne, Tarn-et-Garonne, Haute-Garonne, Gironde und Ariège, die zu den Regionen Nouvelle-Aquitaine und Okzitanien gehören. Historisch waren auch die baskischen Provinzen Labourd und Soule (Département Pyrénées-Atlantiques) mit der Gascogne verbunden. Das Val d’Aran in Katalonien gehört sprachlich zur Gascogne, die gascognische Sprache hat dort offiziellen Status.
Wirtschaft
Die wichtigsten Wirtschaftszweige sind:
Städte
Die wichtigsten Städte der Gascogne sind:
- die historische Hauptstadt Auch
- Bayonne (im Labourd)
- Biarritz (im Labourd)
- Dax
- Lourdes
- Bagnères-de-Luchon
- Tarbes
In der historischen Landschaft findet sich der Geburtsort der literarischen Figur D'Artagnan (in Schloss Castelmore bei Lupiac) des Romanciers Alexandre Dumas.
Geschichte der Gascogne
Die Gascogne wurde in der Antike von den Aquitaniern bewohnt, die im Gegensatz zu den übrigen Bewohnern Galliens nicht Keltisch, sondern vermutlich eine mit dem Baskischen verwandte Sprache sprachen.
Bei der römischen Eroberung Galliens wurde die spätere Gascogne noch als Aquitanien vom übrigen Gallien unterschieden. Bei der Einteilung in Provinzen wurde der Name Aquitanien bis an die Loire ausgedehnt, das Gebiet südlich der Garonne später als Provincia Novempopulana davon abgetrennt. Im Zuge der allmählichen Romanisierung des Gebietes entwickelte sich hier die gascognische Sprache, eine stark vom Baskischen beeinflusste Unterart der Okzitanischen Sprache.
Später gehörte die Gascogne zum Tolosanischen Reich der Visigoten (Westgoten). 507, nach der Schlacht von Vouillé, dehnte sich das Frankenreich unter Verdrängung der Westgoten bis an die Pyrenäen aus, gewann aber keine feste Kontrolle über das Gebiet. In der Folgezeit wanderten Basken aus der Gegend südlich der Pyrenäen nach Norden und konnten das weitere Gebirgsvorland bis an die Garonne besiedeln. Das Gebiet bekam nun den Namen Gascogne (von vasco „baskisch“), blieb aber weitgehend bei seiner wenn auch stark baskisch beeinflussten romanischen Sprache.
Nach einer Zeit der Herrschaft fränkischer Herzöge (Bladast 581, Austrowald 587) akzeptierten die Gascogner im Jahr 603 die Oberhoheit der Merowinger. Dennoch musste König Dagobert I. sie 635 mit einer burgundischen Armee erneut unter seine Macht zwingen. Erneut wurde ein fränkischer Herzog ernannt. Das Herzogtum wurde um 660 in das Aquitanien der Herzöge Felix und Lupus eingegliedert.
Nach dem Sieg Karl Martells 732 bei der Schlacht von Tours und Poitiers über die Anfang des 8. Jahrhunderts weit nach Norden vorgedrungenen maurischen Eroberer Spaniens gehörte das Land bis zu den Pyrenäen wieder zum Frankenreich, auch wenn Pippin der Jüngere und Karlmann I. erhebliche Anstrengungen gegen die permanenten Aufstände des Basken unternehmen mussten. Karl der Große unterwarf schließlich 769-770 die Gascogne und überzog das Land mit fränkischen Grafen und Garnisonen – was 778 in der Schlacht von Roncesvalles zu einer empfindlichen fränkischen Niederlage wurde. Karl der Große unterwarf die Gascogner erneut, doch weitere Revolten brachten dann ab 812 die faktische Unabhängigkeit der Gascogne innerhalb des aquitanischen Königreichs. König Pippin I. ernannte 819 einen Grafen, Aznar Sánchez († 836), der eine weitgehend eigenständige Politik betreiben konnte, und zumeist Karl den Kahlen gegen den näher residierenden Pippin unterstützte. Sein Bruder Sancho Sánchez tritt ab 848 als Herzog auf, unterstützte hingegen zeitweise Pippin II., wandte sich dann aber gegen ihn und lieferte ihn 852 an Karl den Kahlen aus.
Im 10. Jahrhundert, unter dem Herzog Garcia Sanchez le Tors, erstreckte sich die Gascogne bis hinauf nach Bordeaux, das nun auch zur Hauptstadt (nach Eauze und ab dem 7. Jahrhundert Auch) wurde, musste aber im Süden nach Navarra auch Aragón aufgeben, und seine Herrschaft über eine ganze Reihe von Grafschaften und Vizegrafschaften entlang der Pyrenäen stark einschränken.
Nach dem Aussterben der alten Herzogsfamilie übernahm Odo von Aquitanien 1032 als Erbe das Herzogtum, ihm folgte 1040 sein Neffe Bernard II. Tumapaler, Graf von Armagnac, der aber 1052 die Macht an Odos Halbbruder Guido Gottfried von Aquitanien abgeben musste, der kein Nachkomme der alten Herzogsfamilie mehr war. Das Schicksal der Gascogne folgte ab nun dem Aquitaniens. Herren des Landes wurden durch die beiden Ehen der Erbin Eleonore von Aquitanien erst Ludwig VII. und dann die Plantagenets. Unter König Johann ohne Land teilte sich das Land in die Unterstützer des ins Land eingefallenen Königs Alfons VIII. von Kastilien einerseits und des gegen die Albigenserkreuzzüge kämpfenden Grafen Raimund VI. von Toulouse. Der Vertrag von Paris (1259) mit Heinrich III. von England überließ die Gascogne den Engländern, was durch den Vertrag von Brétigny (1360) mit Eduard III. von England bestätigt wurde.
Die Politik des schwarzen Prinzen Edward of Woodstock um 1360 entfremdete jedoch das Land den Engländern, so dass es der Armee Karls V. von Frankreich ein Leichtes war, die Gascogne zurückzuerobern, bis sich die Herrschaft der Engländer im Jahr 1380 auf zwei voneinander getrennte Gebiete (Bordeaux, Médoc, Blaye, Castillon, Rions und Buch einerseits, Bayonne, Dax und Saint-Sever andererseits) beschränkte. Bekannt ist auch die Schlacht bei Castillon am 17. Juli 1453. Sie stellte die entscheidende Auseinandersetzung zugunsten Frankreichs am Ende des Hundertjährigen Krieges zwischen Heinrich VI. von England und Karl VII. von Frankreich dar. Der Hundertjährige Krieg dauerte von 1339 bis 1453. Die Siege Karls VII. 1442 und Jean de Dunois’ 1451 brachten die endgültige Vertreibung der Engländer aus der Gascogne.
Vor der Revolution bildete die Gascogne eine eigene Provinz, die aber in einem Gouvernement mit der Guyenne zusammengeschlossen war. Sie zerfiel in Grafschaften und Vizegrafschaften, die teilweise ihre eigenen Ständeversammlungen hatten.
Im Zuge der Bildung der Départements während der Französischen Revolution wurde die Gascogne als politische Einheit aufgelöst und durch die heutigen Départements ersetzt. Mit der Schaffung und zunehmenden Stärkung der Regionen Frankreichs seit 1972 wurde die Gascogne zum Süden der Region Aquitaine bzw. zum Westen der Region Okzitanien.
Bekannte Gascogner
- Guillaume Arrufat des Forges († 1311, Kardinal und Neffe von Papst Clemens V.)
- Charles d’Artagnan de Batz-Castelmore (1611/15-1673, Offizier der Musketiere der Garde und Vorlage für die Hauptfigur des Romans Die drei Musketiere)
- Montesquieu (1689-1755, Philosoph)
- Philippe Douste-Blazy (* 1953, Politiker)
- Jacques Duclos (1896–1975, Politiker)
- Armand Fallières (1841–1931, Politiker, französischer Staatspräsident von 1906 bis 1913)
- Théophile Gautier (1811–1872, Dichter)
- Francis Jammes (1868–1938, Dichter)
- Alain Juppé (* 1945, Politiker)
- Jean Laborde (1805–1878, Industrieller)
- Jean-Luc Lagardère (1928–2003, Industrieller)
- Jean Lannes (1769–1809, General unter Napoléon Bonaparte)
- Pierre de Fermat (1607–1665, Mathematiker)
- Vinzenz von Paul (1581–1660, christlicher Heiliger)
- Bernadette Soubirous (1844–1879, christliche Heilige)
- Étienne de Vignolles genannt La Hire („Herzbube“) (1390–1443, Marschall von Frankreich)
Literatur
- Jean Favier: Dictionnaire de la France médiévale. 1992. Stichwort „Gascogne“