Schlacht bei Castillon
Die Schlacht bei Castillon am 17. Juli 1453 war eine entscheidende Auseinandersetzung zugunsten Frankreichs am Ende des Hundertjährigen Krieges zwischen Heinrich VI. von England und Karl VII. von Frankreich.
Ausgangslage
Auch nach dem Tod der französischen Nationalheldin Jeanne d’Arc blieben die Franzosen im letzten Abschnitt des Hundertjährigen Krieges auf dem Vormarsch. Die Krönung des englischen Königs Heinrich VI. am 16. Dezember 1431 in der Kathedrale Nôtre-Dame in Paris zum König von Frankreich konnte dies nicht mehr ändern, hatte doch die Krönung Karls VII. in Reims ein Jahr zuvor eine viel spürbarere Wirkung auf das französische Volk.
So eroberten die Franzosen zwischen 1436 und 1441 die gesamte Île-de-France zurück und 1437 zog Karl VII. in Paris ein. Es folgten französische Eroberungen in Südwestfrankreich (1442) und in der Normandie (1443), die nach dem Waffenstillstand von 1444 in den Jahren 1449/50 von den Engländern endgültig an Frankreich verloren ging. Die um ihren südwestlichen Brückenkopf besorgten Engländer starteten daraufhin 1453 bei Bordeaux mit ihrem Befehlshaber John Talbot, 1. Earl of Shrewsbury eine Gegenoffensive, die bei Castillon in eine Entscheidungsschlacht mündete.
Verlauf
Der englische Befehlshaber Talbot erhielt für die Aufgabe, den Brückenkopf im Südwesten zu sichern, zusätzliche 3.000 Mann Verstärkung. Seine Armee bestand jedoch auch aus einer unzureichend bewaffneten Anzahl von Gascognern. Als die Engländer die Stadt Castillon belagerten, befahl der französische Kommandeur Jean Bureau, das Quartier der Engländer mit Gräben und anderen Hindernissen einzukreisen. Zudem ließ er einen Wall mit ungefähr 300 Kanonen errichten. Die Franzosen waren mit etwa 10.000 Mann und schwerer Ausrüstung in der besseren Ausgangsposition. Die Chance der Engländer, die Stadt zu erobern, war gering.
Am 17. Juli 1453 näherte sich Talbot mit 1.300 Rittern, die der Hauptarmee voreilten, dem französischen Hauptlager. Mit diesem Trupp konnte er der französischen Bogenschützeneinheit zunächst schwere Verluste zufügen. Nach weiteren kleineren Scharmützeln erfuhr die englische Hauptarmee von einem Boten aus der Stadt, dass die Franzosen sich zurückziehen würden (tatsächlich waren es jedoch nur die Angehörigen der französischen Kämpfer, die das Lager verließen). Talbot handelte rasch, zog seine Armee komplett zusammen und rückte weiter in Richtung des französischen Lagers vor. Dort angekommen, fand er die komplette französische Streitmacht vor. Obwohl er damit einer etwa doppelt so starken Übermacht gegenüber stand, befahl er den Angriff auf die befestigte Stellung der Franzosen. Die englischen Fußtruppen erlitten während ihres Vorgehens große Verluste durch gegnerischen Beschuss, konnten aber zunächst nicht entscheidend geschwächt werden. Die Entscheidung zugunsten der Franzosen fiel nach rund einer Stunde zähen Ringens, als die Kavallerie des bretonischen Herzogs Peter II. das Schlachtfeld erreichte und die rechte Flanke der Engländer durchbrach. Die Engländer wurden nun umfasst, Talbot und sein Sohn starben im folgenden Getümmel. Die genauen Todesumstände sind nicht bekannt, aber es wird angenommen, dass Talbots Pferd durch ein Geschoss starb und im Fallen den fast Siebzigjährigen teilweise unter sich begrub. Ein in der Nähe stehender Franzose habe Talbot erkannt und ihn daraufhin mit einer Axt erschlagen. Nach dem Tod ihres Anführers flohen die Engländer vom Schlachtfeld.
Folgen der Schlacht
Die Engländer verloren nach ihrer entscheidenden Niederlage alle territorialen Besitztümer auf dem Festland außer der Stadt Calais, die erst 1559 an Frankreich zurückfiel. Nach dem Ende des Hundertjährigen Krieges sorgten die drei Dekaden andauernden Rosenkriege in England für Chaos. Dennoch gaben die englischen Könige ihren Anspruch auf die französische Krone erst während der Koalitionskriege gegen das revolutionäre Frankreich Anfang des 19. Jahrhunderts auf.
Castillon-Schwerter
Um 1974 wurde ein Hortfund von rund 80 mittelalterlichen Schwertern gemacht, die mit der Schlacht von Castillon in Verbindung gebracht werden. Die Fundumstände sind unklar und wurden geheimgehalten; möglicherweise wurden die Schwerter bei Baggerarbeiten gefunden. In unterschiedlichen Publikationen ist zunächst von einem Fund in einer Kiste, dann in Fässern und schließlich einem Kahn in der Dordogne (bzw. einer deren Furten) bei Castillon die Rede. Die Schwerter wurden Stück für Stück an private Sammler und Museen veräußert und erzielten auf Auktionen hohe Preise. Sie werden einer Reihe ganz unterschiedlicher Typen zugeordnet und wurden von dem britischen Waffenspezialisten Ewart Oakeshott näher untersucht, der darüber auch veröffentlichte[1] und sie in sein Kategorisierungssystem mittelalterlicher Schwerter einordnete. Exemplare sind zum Beispiel im Musée de l’Armée in Paris und in den Royal Armouries Collections ausgestellt.[2]
Literatur
- David Nicolle, Angus McBride, Paul Knight, Graham Turner: Die Armeen des 100-jährigen Krieges 1337–1453. Siegler, Sankt Augustin 2005, ISBN 3-87748-645-2.
Weblinks
- Herwig Katzer: 17.07.1453 - Schlacht von Castillon WDR ZeitZeichen vom 17. Juli 2018; u. a. mit Ellen Widder. (Podcast)
Einzelnachweise
- Zum Beispiel Oakeshott: Records of the medieval sword. Boydell Press, 2007
- Sword (1430-1450) - Royal Armouries collections. In: collections.royalarmouries.org. Abgerufen am 9. Mai 2019.