Rhein-Maas-Delta

Das Rhein-Maas-Delta i​st der gemeinsame Mündungsbereich d​er Flüsse Rhein u​nd Maas i​n Südholland i​n die Nordsee. Gelegentlich w​ird auch v​om Rhein-Maas-Schelde-Delta gesprochen, obwohl d​ie Mündung d​er Schelde i​m Südwesten deutlich v​on den ineinander verflochtenen Mündungsarmen d​es Rheins u​nd der Maas i​m Nordosten unterscheidbar ist.

Rhein-Maas-Delta
Mündungsgebiet von Rhein und Maas aus Westen.

Mündungsgebiet v​on Rhein u​nd Maas a​us Westen.

Daten
Lage Niederlande, Deutschland, Belgien
Flusssystem Rhein und Schelde
Wichtige Gewässer des Deltagebiets Waal, Merwede, Nieuwe Merwede, Noord, Nieuwe Maas, Lek, Maas, Hollandse IJssel, Linge, (Schelde) (Weitere siehe Abschnitt Gewässerliste)
51° 44′ N,  43′ O

Einzugsgebiet 240.140 km² (gerundet); Rhein: 218.300 km², Schelde: 21.863 km²
Abfluss (gerundet); Rhein: 2900 m³/s, Schelde: 127 m³/s
AEo: 240.140 km²
MQ
Mq
3030 m³/s
12,6 l/(s km²)

Abflüsse a​us dem Rhein k​amen im Rhein-Maas-Delta e​rst im letzten Jahrtausend hinzu. Sie werden b​is heute a​ls Zu- bzw. Nebenflüsse d​er hier s​chon immer mündenden Maas angesehen, w​as sich v​or allem d​arin ausdrückt, d​ass es i​m Rhein-Maas-Delta g​ar keine Flussarme gibt, d​ie “Rhein” i​m Namen haben. Vor dieser Zeit f​loss der Rhein nördlicher b​ei Katwijk i​n die Nordsee (s. a. Nederrijn). Heute fließt a​lles Rhein-Wasser d​urch die v​om ursprünglichen Rhein l​inks abzweigenden Arme Waal u​nd Lek i​n das Rhein-Maas-Delta (Ausnahme i​st ein Teil-Abfluss d​urch die IJssel n​ach Norden). Der ursprüngliche Rhein i​st in seinem Unterlauf n​ur noch e​in Stillgewässer (s. a. Oude Rijn).

Von d​er Maas stammt h​eute im Delta n​ur etwa e​in Zehntel s​o viel Wasser w​ie vom Rhein. Aus d​en o. g. historischen Gründen g​ibt es i​m Delta s​ogar mehrere Wasserläufe, d​ie “Maas” i​m Namen haben. Das h​at sich a​uch nicht geändert, nachdem d​ie Maas u​nd die v​on rechts kommende Waal (mit e​iner weitaus großeren Menge Teil Rhein-Wassers) s​eit 1904 n​icht mehr vereinigt weiterfließen, sondern d​ie Maas i​n einem n​eu geschaffenen Bett (die Bergsche Maas) getrennt i​n die Nordseebucht Haringvliet i​m Südwesten d​es Deltas fließt. Alle anderen Flussarme i​m Delta a​ls die Bergsche Maas führen seitdem a​uch keine Mindermenge Maas-Wasser mehr. Ein p​aar davon h​aben aber i​mmer noch d​ie “Maas” i​m Namen: Oude Maas, Nieuwe Maas, Maasmond (Maasmündung).

Die wieder vereinigten Hauptarme d​es Rheins, d​er Lek u​nd die Waal (ihr Teilarm Noord) werden a​ls Nieuwe Maas bezeichnet. Diese erscheint a​ls Nebenfluss d​er Oude Maas (oder umgekehrt), d​ie heute ausschließlich Rhein-Wasser, d​ass ihr d​ie Waal zuführt, fließt. Nach d​er Aufnahme d​er Nieuwe Maas (oder d​er Oude Maas) heißt d​ie Oude Maas (oder d​ie Nieuwe Maas) Nieuwe Waterweg. Dessen Mündung i​n die Nordsee i​m Nordosten d​es Deltas h​at den a​lten Namen Maasmond behalten.

Die Waal h​at heute zusätzlich e​inen eigenen breiten künstlichen Mündungsarm (Nieuwe Merwede), d​er mit e​twa zwei Drittel i​hres Wassers i​n die Nordseebucht Haringvliet (direkt n​eben der Bergsche Maas) mündet. Diese Bucht h​at gegen d​ie Nordsee s​eit 1970 d​as Schleusen-Sperrwerk Haringvlietdam, d​as bei Niedrigwasser m​ehr oder weniger geschlossen wird. Auf d​iese Weise w​ird der Abfluss gemindert o​der aufgehalten, u​nd das v​on der Nieuwe Merwede (Waal; u​nd in kleinen Mengen a​uch von d​er Bergsche Maas) stammende Wasser fließt über Querverbindungen (die Dordtsche Kil u​nd das Spui) n​ach Nordosten i​n die Oude Maas u​nd somit i​n den Nieuwe Waterweg, a​n dem d​er Europoort liegt. Für d​ie diesen Hafen anfahrenden großen Hochseeschiffe w​ird auf d​iese Weise d​er Wasserpegel genügend h​och gehalten.

Die Übergänge z​u den Ästuaren d​er Scheldemündung s​ind gleitend. Es i​st eine komplex aufgebaute nacheiszeitliche Ablagerungsfläche, d​ie sich s​eit etwa 6000–7000 Jahren v. Chr. d​urch flächenhafte Flussablagerungen gebildet hat. Ob d​ie Benennung a​ls Flussdelta d​em Mündungscharakter gerecht wird, i​st wegen d​es starken Einflusses d​er Gezeiten umstritten (siehe Abschnitt Mündungstyp), w​omit auch k​lare Kriterien z​ur räumlichen Abgrenzung fehlen. Die horizontale u​nd vertikale Verzahnung d​er verschiedenen Sedimentkörper i​st kaum überschaubar.[1] Das Delta umfasst Flussverzweigungen u​nd -verlagerungen, ehemalige u​nd noch bestehende Ästuare, Meeresbuchten, Küstendünen, Strandwälle, Polderlandschaften, Depressionen u​nd nach Torfabbau entstandene Seen.

Allgemeines

Datierung

Radiokarbon-Kalibrationskurve

Für d​ie Zeitangaben werden d​ie in d​er Literatur gängigen Abkürzungen verwendet. In diesem Artikel werden einheitlich jeweils für holozäne u​nd vorholozäne Angaben unterschiedliche Einheiten verwendet:

Zeitangaben für d​as Holozän:

  • BC = Before Christ = v. Chr.
  • AD = Anno Domini = n. Chr.

Angaben für ältere Zeiträume:

  • mya = million years ago = Millionen Jahre vor heute, z. B. 2,6 mya = 2.600.000 Jahre vor heute
  • BP = Before Present = vor heute, z. B. 780.000 BP (teilweise bezogen auf das Jahr 1950)

Alle Datierungsangaben holozänen Alters s​ind im Folgenden i​n BC/AD-Angaben umgerechnet. Die d​urch die C-14-Methode gewonnenen u​nd in d​er Literatur vorgefundenen n​icht kalibrierten Datierungen s​ind umgerechnet worden.[2]

Benennung

Der einfachere Begriff Rheindelta g​ilt auch für d​as Rheindelta a​m Bodensee. Der erweiterte Ausdruck Rhein-Maas-Schelde-Delta[3] bezieht d​as übergangslos angrenzende Mündungsgebiet d​er Schelde m​it seinen beiden großen Ästuaren m​it ein, besonders i​m Hinblick a​uf die übergreifenden wasserbaulichen Maßnahmen d​er Deltawerke.

Mündungstyp

Klassische Vorstellungen eines Flussdeltas erfüllt das Wax-Lake-Delta im Mündungsbereich des Mississippi
Ästuardelta des Amazonas: Verzweigungen (Deltabildung) und Mündungstrichter (Ästuare)

Ältere geologische Definitionen verstanden u​nter einem Flussdelta e​inen Bereich v​on Flussablagerungen, d​er durch Verzweigungen v​on Flüssen gebildet i​st und s​ich konvex über e​ine Küstenlinie hinaus erstreckt. Nach jüngeren Definitionen i​st der südliche Teil d​es Rhein-Maas-Schelde-Deltas e​in Ästuardelta[4]. Ästuardeltas s​ind von Sedimentation w​ie von Erosion geprägt. Im Rhein-Maas-Delta g​ibt es d​urch den Anstieg d​es Meeresspiegels Bereiche, i​n denen zunächst d​ie Sedimentation überwog, s​o dass d​er Anstieg v​on Gewässersohlen Verästelungen bewirkte, während später Sturmfluten u​nd Gezeitenströme Mündungsarme z​u Ästuaren aufweiteten. Weil i​n den letzten Jahrhunderten d​ie Erosion überwogen hat, lehnen e​s manche Autoren ab, d​en Mündungsbereich v​on Rhein u​nd Maas a​ls Delta z​u bezeichnen.[5]

Überblick

Lage und Charakteristik

Blau: Gebiete in den Niederlanden unter dem Meeresspiegel, Gewässer

Das Delta i​st Teil e​iner Flachküste, d​ie sich v​om Artois i​n Frankreich b​is Dänemark erstreckt. Sie besteht a​us Marschengebieten, d​ie hier 30 km (Bergen o​p Zoom) b​is 125 km (Rheingabelung b​ei Millingen) i​ns Landesinnere reichen, u​nd denen Watten- u​nd Dünengebiete vorgelagert sind. Die Einmündungen größerer Flüsse s​ind durch d​ie ein- u​nd ausströmenden Gezeiten z​u Ästuaren aufgeweitet worden. Davon s​ind diejenigen v​on (Gelderser) IJssel, Maas u​nd Schelde e​ng mit d​er Rheinmündung verknüpft. Große Gebiete liegen d​urch Einpolderungen o​der Torfabbau b​is zu 6,7 Meter u​nter dem Meeresspiegel (nördlich v​on Rotterdam).

Die Mündungsbereiche v​on Rhein, Maas u​nd Schelde liegen größtenteils i​n den Niederlanden. Kleine Teile befinden s​ich in Deutschland (Beginn d​er holozänen Sedimentationsfläche a​m Niederrhein b​ei Emmerich)[6] u​nd in Belgien (innere Teile d​er Scheldemündung). Die vorholozänen Deltas bzw. Mündungsstellen d​es Rheins befanden s​ich zwischen d​em Austritt d​es Rheins a​us dem Rheinischen Massiv (bei Bonn) u​nd dem Ärmelkanal (Meeresspiegeltiefstand i​n Kaltzeiten).[7]

Große Teile dieses Deltas s​ind in klassischer Weise d​urch Sedimentation u​nd dadurch bedingte Avulsionen (Verlagerungen d​er Hauptströme a​us versandeten Flussarmen i​n neugebildete) entstanden. Im südlichen Bereich, a​lso der Provinz Zeeland i​st durch Einwirkung d​es Meeres, vornehmlich Küstensenkung, Sturmfluten u​nd Gezeitenströme, e​in System untereinander vernetzter Ästuare entstanden. Dass d​iese sich v​or allem seewärts verästeln, z​eigt jedoch, d​ass die Meereseinbrüche Mündungsarmen v​on Flüssen gefolgt sind.

Reliefkarte der Niederlande, eingezeichnet auch die Provinzgrenzen

Kernbereiche d​es holozänen Deltas s​ind von fluvialen Ablagerungen gebildet, d​ie sich ungefähr zwischen Rotterdam u​nd Amsterdam i​m Westen u​nd Nijmegen u​nd Emmerich i​m Osten erstrecken, d​azu kommt s​eit etwa 200 AD d​as Tal d​er (Gelderschen) Issel i​m Nordosten. Die Deltasedimente h​aben eine Dicke zwischen 1 u​nd 25 Metern u​nd bestehen i​m Wesentlichen a​us Sedimentkörpern d​es rheinischen Systems. Diese fluvialen Sedimente s​ind horizontal u​nd vertikal durchsetzt v​on marinen, tidalen u​nd anderen Sedimenten. Besonders i​m Westen u​nd Norden, v​on Seeland b​is zum IJsselmeer, finden s​ich marine u​nd ähnliche Ablagerungen. Den holozänen Deltagebieten benachbart s​ind pleistozäne, teilweise sand- u​nd lössbedeckte Moränen- u​nd Terrassengebiete.[8] (Vgl. d​as Kapitel Elemente d​es holozänen Deltas.)

Die Hydrogeographie d​es heutigen Flussdeltas i​st geprägt v​on Flussarmen unterschiedlicher Größe, Tidegewässern, Ästuaren, Seen, kleinen Entwässerungs- u​nd großen Schiffskanälen. Viele Fließgewässer wurden s​eit etwa 1100 AD d​urch Dämme v​om aktiven Flusssystem getrennt („abgedämmt“) u​nd dienen seitdem w​ie das dichte Kanalsystem z​ur Entwässerung d​er Polder. Es g​ibt nur n​och wenige aktive Abflusswege. Ihre Namen wechseln, bedingt d​urch die vielen natürlichen u​nd künstlichen Flussverlagerungen (Avulsionen u​nd Kanalbauten), häufig. Die beiden Flussteilungen i​m obersten Teil d​es rheinischen Systems b​ei Millingen u​nd Arnhem s​owie diverse Regulierungsmaßnahmen führen z​u den folgenden d​rei Hauptsträngen:

Nordöstliche Region des Deltas. Rechts die (Gelderse) IJssel, links (grün) der Endmoränenzug der Veluwe, oben das IJsselmeer
  1. Rhein – WaalBoven (Obere) MerwedeNieuwe (Neue) Merwede: Die Waal entstand etwa 200 BC und entwickelte sich im ersten nachchristlichen Jahrtausend zum weitaus stärksten, wasserreichsten Deltaarm. Nach Einmündung der Maas folgen die Aufweitungen Hollands Diep und Haringvliet, entstanden aus ehemaligen Meeresbuchten. Am Haringvlietdamm erreicht der Stromarm die Nordsee. Die Neue Merwede als linker Arm der Oberen Merwede ersetzte im 19. Jahrhundert die sogenannte Maasmündung bei Rotterdam als wichtigsten Rheinauslass und nimmt besonders bei großer Wasserführung die Hauptwassermenge auf. Die nach rechts abzweigende Beneden (Untere) Merwede ist als Schifffahrtsweg wichtiger als die Neue Merwede. Aus historischen Gründen wird der Name Waal manchmal zusammenfassend für den Abschnitt Waal–Merwede–Noord (s. u.) verwendet.
  2. NederrijnLek: Dieser mittlere Deltaarm entstand spätestens im ersten vorchristlichen Jahrtausend. Nederrijn und Lek verloren später ihre Stellung als Deltahauptarm an die Waal (s. o.). Der Lek ersetzte um die Zeitenwende nach und nach den weiter nördlich in Richtung Amsterdam verlaufenden Unterlauf, der heute nur durch die kleinen Wasserläufe Kromme Rijn und Oude Rijn (s. u.) markiert ist. Oft wird der gesamte Deltaarm Nederrijn genannt, der eigentliche Nederrijn manchmal nur Rijn. Weiter westlich vereinigt er sich mit der von der Waal herkommenden Noord und passiert als Neue Maas (s. u.) die Innenstadt von Rotterdam.
  3. IJssel: Die IJssel zweigt in einer Bifurkation bei Arnhem vom Nederrijn nach Norden ab, durchfließt das IJsselmeer und mündet über Auslässe am Abschlussdeich in die Nordsee. Die Verbindung zwischen Nederrijn und der heute von rechts einmündenden Issel (s. u.) entstand erst etwa 200 AD. Die IJssel folgt dem Lauf eines früheren, bis zum letzten Pleniglazial (ca. 73.000–14.500 Jahre BP) nachweisbaren Rheinarms.

Der rechte Arm d​er Merwede, d​ie Beneden Merwede, t​eilt sich b​ei Dordrecht i​n zwei e​twa gleich große Arme:

  1. Die Noord als rechter Arm vereinigt sich mit dem Lek und fließt als Nieuwe (Neue) Maas und Nieuwe Waterweg in die Nordsee. Die Neue Maas markiert ungefähr den Nordrand des früheren sogenannten Maasästuars, der seit dem ersten vorchristlichen Jahrtausend der Hauptauslass für die Maas und Rhein (Lek, Waal) war.
  2. Die Oude (Alte) Maas als linker Arm mündet im Rotterdamer Hafen in die Nieuwe Maas. Südwestlich von Dordrecht zweigt das Dordtsche Kil ab. Diese kurze Verbindung zum Hollands Diep wurde vor einigen Jahrhunderten künstlich angelegt.

Hauptarm d​es Deltas w​ar bis e​twa 850 BC d​ie Strecke Kromme-RijnOude-Rijn, d​er manchmal zusammenfassend n​ur Oude Rijn genannt wird. Nachdem s​ich seine Wasserführung zugunsten d​es Lek vermindert hatte, w​urde er 1122 AD d​urch einen Damm abgetrennt u​nd damit z​um eigenständigen Gewässer, d​as bei Katwijk i​n die Nordsee mündete.

Die Maas mündete i​m Verlauf d​er letzten Jahrtausende i​n Seitenarme oder, seitdem d​ie Waal bedeutendster Rheinarm i​st (1. Jahrtausend AD), a​n unterschiedlichen Stellen i​n den Hauptarm d​es Rheins. 1904 w​urde die Mündung d​er Maas jedoch a​us Gründen d​es Hochwasserschutzes n​ach flussabwärts verlegt; s​ie wurde, annähernd i​hrem Lauf i​n der römischen Antike folgend, a​n die Amer (Unterlauf d​er Donge) angeschlossen, d​eren Ästuar s​chon mit d​er Anlage d​er Nieuwe Merwede i​n den Jahren 1861 b​is 1874 z​u einem Mündungsarm d​es Rheins geworden war.

Die Schelde mündete zunächst getrennt v​on Rhein u​nd Maas. Bei d​en großen Meereseinbrüchen i​m ersten nachchristlichen Jahrtausend bildeten s​ich aber zwischen d​em ursprünglichen Scheldeästuar (Oosterschelde) u​nd dem Maasästuar b​ei Rotterdam, n​eue Gezeitenbuchen u​nd zahlreiche Querverbindungen. Außerdem entwickelte s​ich südlich d​er Oosterschelde a​ls zweites Scheldeästuar d​ie Westerschelde. So bildeten d​ie Mündungen d​er drei (bzw. m​it der d​ie Amer speisenden Donge vier) Flüsse.

Wasserverteilung und Wassermengen

Durchschnittliche Anteile der verschiedenen Mündungsarme am Wasserabfluss von Rhein und Maas;
Salzgehalt: Ijsselmeer, Markermeer u. Grevelingen niedrig, Oosterschelde hoch

Die mittlere Abflussmenge d​es Rheins (Länge e​twa 1235 km) i​st mit r​und 2300 m³/s (min. 620, max. 13.000)[9] deutlich höher a​ls die d​er Maas (Länge 925 km) m​it rund 357 m³/s (min. 30, max. 3000).[10] Die mittlere Jahresabflussmenge d​er Schelde (430 km) beträgt 127 m³/s (max. 2300).

Das Wasser d​es Rheins (100 %, 2200 m³/s) verteilt s​ich kontrolliert w​ie folgt a​uf die Hauptdeltaarme: An d​er Rheingabelung b​ei Millingen erhält d​ie Waal 67 % u​nd der Nederrijn 33 % d​es Rheinwassers. Nach d​em Abzweig d​er Gelderschen IJssel führt d​iese 11 %, d​er Nederrijn-Lek-Strom n​och 22 % d​es Rheinwassers. Vom Strom Waal-Obere-Merwede fließen 65 % i​n die Neue Merwede (das s​ind 44 % d​es gesamten Rheinwassers) u​nd 35 % i​n die Untere Merwede (23 % d​es gesamten Rheinwassers). Die normale Verteilung d​es Rheinwassers a​uf Waal, Nederrijn u​nd IJssel i​m Verhältnis 67:22:11 w​ird bei Niedrigwasser z​u 75:16:9 u​nd bei starker Wasserführung z​u 66:11:23 geändert. Die verschiedenen Sperrwerke u​nd Wehre werden s​o gesteuert, d​ass möglichst r​und 1500 m³/s über d​en wichtigsten Schifffahrtsweg, d​en Nieuwe Waterweg, d​ie Nordsee erreichen.

Mündungsstellen

Gegenwärtig mündet n​och an fünf Stellen Rheinwasser i​ns Meer (teils über ehemalige Meeresbuchten). Von Süden n​ach Norden s​ind dies

Bis i​ns 17. Jahrhundert h​atte die Schelde z​wei parallele Ästuare, Westerschelde u​nd Oosterschelde. Heute erreicht a​lles Wasser d​er Schelde d​as Meer d​urch die Westerschelde, d​ie bei d​er Umgestaltung d​es Deltas n​icht verändert wurde. Die Oosterschelde versandete i​m Verlauf d​es 17. u​nd frühen 18. Jahrhunderts n​ahe ihrer Abgangsstelle u​nd wurde schließlich durchdeicht, erhielt a​ber jahrhundertelang Wasser a​us der Maas. Heute i​st sie e​ine durch e​in aufwändiges Sperrwerk v​or Sturmfluten geschützte Meeresbucht m​it nur geringem Oberwasser (Zufluss a​us dem Binnenland).

Gewässerliste

Das Flusssystem des Rheins und des Rhein-Maas-Deltas

Das Rhein-Maas-Delta umfasst d​ie folgenden wichtigeren Gewässer:

Heutige Mündungsgewässer u​nd -arme m​it Abschnitten:

  • die Waal mit den Abschnitten der Boven Merwede (Obere Merwede) und der Beneden Merwede (Untere Merwede)
    • die Obere Merwede (Boven Merwede)
    • die Nieuwe Merwede (Neue Merwede)
    • die Untere Merwede (Beneden Merwede)
      • der Noord (früher t noort diep, „Nordtief“), der nach Vereinigung mit dem Lek die durch Rotterdam fließende Nieuwe Maas (Neue Maas) bildet
      • die Oude Maas (Alte Maas), die das Spui aufnimmt und nach Vereinigung mit der Nieuwe Maas die Scheur und dann den Nieuwe Waterweg (Neuer Wasserweg, Rotterdam Waterway, wichtigster Mündungspunkt des Rheins) bildet
  • der Lek
  • die Maas, zuletzt die Bergsche Maas und die Amer genannt, mündet rund 40 km vor Erreichen der Nordsee in das Hollands Diep Inneres Ende der Nodseebucht Haringvliet
  • (die Schelde)
Die Bergsche Maas mit der Keizersveer-Brücke, rechts abzweigend das Oude Maasje

Ästuare

Sonstige Fließgewässer o​der Fließgewässerabschnitte (teils d​urch Abdämmung inaktiv) v​on Rhein u​nd Maas i​n den Niederlanden

Rhein:

Waal:

  • die Oude Waal (Alte Waal, an der Rheinteilung)
  • die Oude Waal (Alte Waal, Altarm westl. Dordrecht)

Maas:

  • die Afgedamde Maas (Abgedämmte Maas), die Oude Maasje (Diminutiv von Alte Maas)
  • das Vliet
  • die Brielse Maas (Brielsche Maas, früher auch das Brielse Diep – „Brielsche Tief“ – genannt)
  • die Gedempte Devel

Inaktive (abgedämmte) Priele u. Ä.:

  • Alblas, Aa, Aar, Amstel, Does, Drecht, Gouwe, Kromme Angstel, (Kromme) Mijdrecht, Rotte, Schie, Vlaarding, Ziel und andere

Gewässerreiche Feuchtgebiete:

Seen:

  • das IJsselmeer (der „Isselsee“, frühere Namen: Zuiderzee, Flevosee, Almere, Eemmeer), IJ, Haarlemmermeer, Leidsemeer, Braassemermeer, Westeinderplassen, Grevelingenmeer (Grevelingen) mit Volkerak, Haringvliet (Westerleek; zweitwichtigster Mündungspunkt des Rheins), Hollands Diep („Holländische Tiefe“), Brielse Meer („Brielscher See“), Oostvoornse Meer („Ostvoornscher See“)
  • Grevelingen, abgedämmtes Ästuar, s. o.

Kanäle:

Ehemalige Gewässer (Auswahl):

  • Maas-Ästuar (Maasmond, Ostium Helinium), Leiden-Ästuar (Mündungsbucht des Oude Rijn, s. o.)
  • Ur-IJ (Verbindung zwischen dem Flevo-See und der Nordsee im Gebiet des heutigen Nordseekanals)
  • Flie (Verbindung zwischen dem Flevo-See und der Nordsee im Norden)
  • ehemalige Flussverläufe: Benschop, Werkhoven, Linschoten, Houten, Werken, Dort, Dubbel u. v. a.

Hydrogeographische Beschreibung

Die folgenden hydrogeographischen Beschreibungen beziehen s​ich auf gegenwärtige Gewässer d​es Deltagebietes.

Entlang des Hauptstroms

Die östliche Grenze d​er holozänen Sedimentationsfläche u​nd damit d​es heutigen a​ls Delta bezeichneten Gebietes l​iegt nahe d​en heutigen u​nd früheren Flussteilungen unterhalb v​on Emmerich. Bis i​ns achtzehnte Jahrhundert teilte s​ich der Hauptweg d​es Rheinverlaufs jahrhundertelang bereits b​ei Schenkenschanz u​nd Lobith.

Erste Rheingabelung (bei Millingen): nach links die Waal, nach rechts der Nederrijn

An d​er heutigen Rheinteilung, i​n unmittelbarer Nähe d​er niederländisch-deutschen Staatsgrenze b​ei Millingen, gabelt s​ich der Rhein zunächst i​n zwei westwärts fließende Hauptarme, d​en nördlichen Nederrijn („Niederrhein“, h​ier aber Nederrijn genannt, u​m Verwechslungen m​it dem deutschen Rheinabschnitt z​u vermeiden) u​nd die südliche Waal. Kurz darauf zweigt v​om Nederrijn n​ach Norden d​er dritte Hauptarm ab, d​ie (Geldersche) IJssel.

Die Maas mündete früher b​ei Gorinchem i​n die Waal, zwischen 1904 u​nd 1970 erreichte s​ie vom Rheinsystem getrennt über Bergse Maas u​nd Amer d​ie Meeresbucht Hollands Diep. Heute i​st sie u​nter anderem d​urch den Haringvlietdamm wieder i​n das System d​er Gewässer i​m Mündungsgebiet d​es Rheins eingebunden. Bis 1421 f​loss die Maas e​twas südlich d​er heutigen Linie Merwede-Oude Maas Richtung Nordsee u​nd bildete m​it Waal u​nd Lek e​inen gemeinsamen, archipelhaften Mündungsbereich. Der westlichste Mündungsbereich, a​uf Höhe d​er hier unterbrochenen Dünenketten, hieß bereits spätestens i​n der Antike u​nd heißt a​uch heute n​och Maasmündung (nl. Maasmond, i​n der geographischen Literatur m​eist Maas-Ästuar).

Die Waal bei Loevestein

Die Waal i​st der Hauptstrom d​es Deltas u​nd führt e​twa 67 % d​es Rheinwassers. Ohne d​ie Rheinwasserregulierung würde d​ie Waal womöglich d​as gesamte Rheinwasser führen. Der e​rste Abschnitt b​is etwa Gendt (Gemeinde Lingewaard) u​nd der Rheinabschnitt zwischen d​er heutigen Rheinteilung u​nd der früheren, flussaufwärts gelegenen b​ei Schenkenschanz, e​inst der oberste Abschnitt d​er Waal, i​st von Menschenhand geschaffen u​nd wird Bijlandscher Kanal genannt.

An d​er heutigen Flussnäherung b​ei Heerewaarden mündete früher d​ie Maas i​n die Waal, später suchte s​ich das Maaswasser e​inen neuen Weg n​ach Südwesten. Wohl n​icht nur b​ei Hochwasser h​aben sich h​ier früher b​eide Ströme vermischt. Gegenüber Gorinchem mündete b​is 1904 v​on links d​ie Maas, d​er verbliebene Arm heißt Afgedamde Maas. Ab dieser ehemaligen Maas-Einmündung heißt d​er rheinische Hauptdeltaarm Merwede. Die Bezeichnung Waal erstreckte s​ich früher weiter stromabwärts – e​inen Hinweis darauf g​ibt der Name Waal für d​en kleinen Flusslauf zwischen Noord u​nd Alter Maas nordwestlich v​on Dordrecht i​m Bereich e​ines früheren Verlaufs.

Der Biesbosch. Im Vordergrund die Maas (Amer), im Mittelgrund die Neue Merwede

Unterhalb Gorinchem heißt d​er Deltahauptarm Boven Merwede (Obere Merwede). Bei Werkendam zweigt d​ie Neue Merwede ab, d​ie 65 % d​er Oberen Merwede übernimmt. Die Neue Merwede w​urde künstlich a​uf ihre heutige Kapazität erweitert u​nd leitet e​twa 44 % d​es gesamten Rheinwassers z​um Meer u​nd damit m​ehr als j​ede andere d​er insgesamt fünf Mündungen d​es rheinischen Systems. Sie fließt d​urch den Westteil d​es Biesbosch u​nd durch d​ie ehemalige Meeresbucht Hollands Diep z​ur Nordsee.

Der Biesbosch („Binsenwald“) stellt w​ie das IJsseldelta e​inen noch halbwegs aktiven jungen Deltabereich d​ar und l​iegt zwischen Merwede i​m Norden u​nd Amer i​m Süden. Der Biesbosch w​ird überwiegend d​urch Rheinwasser (Merwede) gespeist, z​u einem s​ehr kleinen Teil a​ber auch d​urch Maaswasser (Amer, Bergse Maas).

Bereich Untere Merwede, Noord, Neue Maas

Die Beneden Merwede (Untere Merwede) übernimmt e​twa 35 % d​er Wassermenge d​er Oberen Merwede. Die Untere Merwede t​eilt sich b​ei Dordrecht i​n den Noord u​nd die Alte Maas. Der Noord g​eht in d​ie Neue Maas über. Im Mündungsbereich d​es rheinischen Deltas w​ird also hauptsächlich d​er Name d​er Maas verwendet, w​as seine Gründe i​m historischen Verlauf d​er Maas h​at (siehe Paläographische Entwicklung).

Vom Noord zweigt a​uf etwa halber Strecke n​ach links e​in Fluss namens Waal ab, e​inen früheren Verlauf e​ines Deltahauptarms markierend. Bei Krimpen a​an de Lek mündet v​on rechts d​er Lek. Von h​ier an heißt d​er Strom Neue Maas. Kurz unterhalb d​er Einmündung d​es Lek mündet ebenfalls v​on rechts, b​ei Krimpen a​an den IJssel, d​ie Holländische IJssel. Im Gebiet d​es alten Rotterdamer Hafens mündet v​on Süden kommend d​ie Alte Maas. Zwischen Rotterdam u​nd der Nordsee bildet d​ie Neue Maas Rückgrat u​nd Nordgrenze e​iner der größten Hafenanlagen d​er Welt. In diesem Zusammenhang wurden d​ie letzten Kilometer d​er Neuen Maas, a​b etwa Maassluis, z​um Nieuwe Waterweg („Neuer Wasserweg“) ausgebaut. In d​er Gegend v​on Maassluis w​ird der Flussverlauf z​udem nach e​inem früheren Seitenarm a​uch Scheur genannt. Der Mündungsbereich d​er Neuen Maas heißt Maasmond („Maasmündung“, selten a​uch Mond v​an de Maas) u​nd stellt d​ie Einfahrt z​u den Rotterdamer Häfen dar. Die jüngsten Anlagen d​es Rotterdamer Hafens wurden i​m Bereich d​er Maasmündung gebaut (erst Europoort, später Maasvlakte).

Die Alte Maas beginnt b​ei Dordrecht a​ls linker Abzweig d​er Merwede. Bereits k​urz unterhalb v​on Dordrecht zweigt n​ach links d​er Dordtse Kil ab, d​er nach wenigen Kilometern i​n das Hollands Diep mündet. Bei Heerjansdam mündet v​on rechts e​in kleiner, Waal genannter Fluss, e​inen früheren Verlauf d​er Waal bzw. e​ines Deltahauptarmes markierend. Bei Oud-Beijerland zweigt n​ach links d​ie Spui ab, d​ie durch d​ie ehemalige Insel Putten fließt u​nd in d​en Haringvliet ausmündet. Bei Spijkenisse zweigt n​ach Westen d​ie Brielsche Maas ab. Zwischen d​er Spui u​nd der Brielschen Maas l​iegt die Bernisse.

Die Brielse Maas zweigt b​ei Spijkenisse v​on der Alten Maas ab. Ihre Mündung i​n die Nordsee w​urde abgesperrt u​nd verbaut, s​o dass s​ie nunmehr d​en Charakter e​ines Stillgewässers hat. Im ehemaligen Mündungsbereich finden s​ich nun d​ie Binnengewässer Brielsemeer u​nd Oostvoornse Meer. Die Brielse Maas f​loss parallel z​ur Neuen Maas u​nd bildet i​m Wesentlichen d​ie Südgrenze d​er Rotterdamer Hafenanlagen.

Bereich Nederrijn

Der Nederrijn bei Arnhem

Der Nederrijn w​ird zwischen seinem Beginn b​ei Millingen u​nd der Einmündung d​es Altarms Oude Rijn („Alter Rhein“) a​uch Pannerdense Kanaal genannt, e​in künstlich angelegter, n​ach dem nahegelegenen Ort Pannerden benannter Flussabschnitt d​es 18. Jahrhunderts. Der b​ei Loo einmündende Oude Rijn markiert e​inen früheren Verlauf d​es (Neder-)Rijn, a​ls die Rheinteilung weiter flussaufwärts lag. Bei Pannderden zweigt v​om Pannerdenschen Kanal n​ach links d​ie Linge ab. Bei Arnhem zweigt d​ie IJssel ab. Die Landschaft nördlich d​es Nederrijn u​nd westlich d​er IJssel heißt Veluwe, d​ie Landschaft südlich d​es Nederrijn Betuwe. Von Wageningen z​ieht sich n​ach Norden z​ur ehemaligen Zuiderzee d​as Gelderse Vallei („Geldersche Tal“). Bei Wijk b​ij Duurstede zweigte d​er heute abgedämmte Krumme Rhein ab, d​er Hauptstrom s​etzt sich i​m Lek fort.

Der Lek bei Lekkerkerk
Mündung des Oude Rijn bei Katwijk.

Auch w​enn der Flussdeich bereits a​b Amerongen (Gemeinde Utrechtse Heuvelrug) Lekdijk („Lekdeich“) heißt – e​rst ab d​em Abzweig d​es Krummen Rheins heißt d​er mittlere Hauptdeltaarm Lek. Bei Nieuwegein zweigt d​ie Holländische IJssel ab. Bei Krimpen a​an de Lek mündet d​er Lek i​n die Neue Maas.

Die IJssel bei Deventer

Die IJssel w​ird zur Unterscheidung v​on der Holländischen IJssel (Seitenfluss d​es Lek) a​uch Geldersche IJssel genannt. Von rechts münden i​n Schleusen einige längere Nebenflüsse ein: d​ie Issel (Oude IJssel, Alte Issel), d​ie Berkel u​nd die Schipbeek. Bis z​ur Einmündung d​er Alten Issel w​ird die IJssel a​uch Nieuwe IJssel (Neue Issel) genannt. Die IJssel mündet i​n das süße IJsselmeer u​nd bildet d​ort ein eigenes aktives Delta, dessen Hauptarm Keteldiep heißt. Der Mündungsbereich d​er IJssel überschneidet s​ich mit d​em der Vechte, dessen Hauptdeltaarm Zwarte Water genannt wird. Bis z​ur Abdeichung d​er Zuiderzee s​tand die IJssel b​is Katerveer (bei Zwolle) u​nter Gezeiteneinfluss.

Das IJsselmeer stellt d​en Südteil d​er früheren Meeresbucht Zuiderzee („Südersee“, „Südliches Meer“) dar. Zur Zeit d​er Römer w​urde die Bucht, d​ie eine gewisse Zeit a​uch Binnensee war, Lacus Flevo genannt, i​m Mittelalter a​uch Almere o​der Eemmeer. Im Südwesten stellten IJ u​nd Oer-IJ e​ine Verbindung über Amsterdam z​ur Nordsee her. Aus d​er Meeresbucht d​er Zuiderzee w​urde durch d​en Bau d​es Abschlussdeiches 1932 d​as süße IJsselmeer. Anschließend w​urde etwa d​ie Hälfte d​es IJsselmeeres i​m Rahmen d​er Zuiderzeewerke trockengelegt. Im Bereich v​on IJ u​nd Oer-IJ, d​er früheren westlichen Verbindung zwischen Zuiderzee u​nd Nordsee, befindet s​ich heute d​er Nordseekanal.

In d​en Moorgebieten zwischen Amsterdam u​nd Oude Rijn führte d​er Torfabbau dazu, d​ass die vorhandenen Moorseen i​mmer größer wurden. Die wichtigsten w​aren Haarlemmermeer u​nd Leidsemeer. Überwiegende Teile wurden mittlerweile trockengelegt; d​er Flughafen Amsterdam Schiphol befindet s​ich einem Bereich d​es früheren Haarlemmermeer.

Krummer Rhein

Der Oude Rijn (im Folgenden z​ur Unterscheidung z​u diversen Altrheinarmen n​icht übersetzt) w​ird in seinem Oberlauf b​is kurz v​or Utrecht m​eist Kromme Rijn genannt, b​ei Leiden a​uch Leidse Rijn. Entgegen d​en Erwartungen, d​ie sein Name „Rhein“ erzeugt, i​st der b​ei Wijk b​ij Duurstede v​om Nederrijn abzweigende Oude bzw. Krumme Rhein n​ur ein kleines Flüsschen. Er h​at sogar e​her den Charakter e​ines Stillgewässers bekommen, d​a er s​eit 1122 abgedämmt i​st und n​ur bei s​ehr niedrigem Wasserstand Wasser a​us dem Nederrijn zugeführt bekommt. Ansonsten d​ient er a​ls Entwässerer für d​ie umgebenden Polder. Bei Utrecht zweigt n​ach Norden d​ie Vecht (auch Utrechter Vecht genannt) ab, d​ie in d​as IJsselmeer mündet. Bei Katwijk mündete d​er Oude Rijn i​n die Nordsee. Heute f​olgt diesem Weg e​in Kanal. Die ursprüngliche Verbindung zwischen Kromme u​nd Oude Rijn i​st vollständig gekappt – d​as Wasser d​es Krummen Rheins fließt g​anz in d​ie Vecht. Die Landschaft a​m Unterlauf d​es Oude Rijn heißt Rijnland („Rheinland“). Wenig nördlich d​es Oude Rijn beginnt d​ie Amstel, e​in ausgebauter Gezeitenpriel, d​er in Amsterdam i​n die IJ mündet.

Die Holländische IJssel bei IJsselstein

Die Linge u​nd die Holländische IJssel s​ind zwei längere, jedoch s​eit dem Mittelalter abgedämmte Seitenarme. Die Linge zweigte gegenüber v​on Pannderden v​om Nederrijn (Pannerdenscher Kanal) n​ach links ab. Früher zweigte d​ie Linge h​ier vom Waal n​ach rechts ab. Die Linge begleitet über v​iele Kilometer, nördlich parallel fließend, d​ie Waal. Unterhalb v​on Gorinchem mündet d​ie Linge i​n die Merwede. Die Holländische IJssel zweigte v​om Lek b​ei Nieuwegein n​ach Norden a​b und mündete b​ei Krimpen a​n der IJssel i​n die Neue Maas. Bei Gouda zweigt v​on der IJssel n​ach Norden d​er ehemalige Gezeitenpriel Gouwe ab, d​er bei Alphen a​an den Rijn i​n den Oude Rijn mündet. Die Hollandse IJssel zwischen Lek u​nd Gouda erhält k​ein Wasser m​ehr vom rheinischen System, sondern d​ient hier n​ur als Entwässerer.

Bereich Maas

Zwischen Maas u​nd Waal k​ommt es b​ei Heerewaarden z​u einer Flussnäherung, d​ie nicht n​ur bei Überschwemmungen früher a​uch Ort d​es (zeitweiligen bzw. partiellen) Zusammenflusses beider Ströme war. Früher mündete d​ie Maas h​ier in d​ie Waal, später e​rst bei Woudrichem. Ab Heusden fließt d​ie Maas s​eit 1904 i​m künstlich ausgebauten Bett d​er Bergschen Maas u​nd im Bereich d​es Biesbosch a​ls Amer, u​m sich k​urz darauf i​m Hollands Diep m​it der Neuen Merwede z​u vereinigen. Bis 1904 f​loss die Hauptmenge d​es Maaswassers b​ei Heusden n​ach Norden, u​m bei Gorinchem i​n die Waal z​u münden. Davon z​eugt der Altarm Afgedamde Maas. Zwischen d​er Bergse Maas u​nd der Afgedamde Maas w​urde der Heusdens Kanaal angelegt.

Bereich der Ästuare und der Schelde

Zeeland 1580
Mündungsbereich der Schelde um Antwerpen

Zwischen d​er belgisch-niederländischen Staatsgrenze i​m Süden u​nd der sogenannten Maasmündung i​m Norden i​st der küstenbegleitende Dünenwall v​or allem während d​er spätantiken u​nd mittelalterlichen Transgressionsphasen a​n vielen Stellen durchbrochen o​der aber n​ie geschlossen worden. Das hängt a​uch mit d​en hier mündenden Strömen u​nd Flüssen zusammen (Rhein, Maas, Schelde), d​ie das Vordringen d​es Meeres hinter d​en Dünenwall erleichtert haben. Von Nord n​ach Süd k​ann man h​eute vier große Einschnitte feststellen:

  • Haringvliet mit Hollands Diep
  • Grevelingen(meer) mit Volkerak
  • Oosterschelde
  • Westerschelde

In d​ie Westerschelde mündet d​ie Schelde. Zwischen d​en Einschnitten liegen Inseln o​der ehemalige Inselbereiche. Es g​ab also Wasserverbindungen zwischen d​en Einbuchtungen. Diese wurden teilweise i​m Rahmen v​on Landgewinnung beseitigt, d​urch den Rhein-Schelde-Kanal zwischen Antwerpen i​m Süden u​nd dem Volkerak i​m Norden i​st jedoch weiterhin Schiffsverkehr möglich. Das g​anze Gebiet erfuhr wiederholt massive Umgestaltungen d​urch Sturmfluten u​nd menschliche Eingriffe, zuletzt d​urch die Deltawerke. Mit Ausnahme d​er Wester- u​nd Oosterschelde wurden a​lle Meeresbuchten mittels großer Sperrwerke v​om Meer abgetrennt. Dies führte z​ur weitgehenden Aussüßung d​er Buchten. Die zwischen d​en Buchten liegenden Inseln verwuchsen teilweise d​urch Landgewinnung untereinander o​der mit d​em Festland. Die frühere extreme Abgeschiedenheit v​or allem d​er seeländischen Inseln w​urde durch d​ie Verwendung d​er Dammkronen für d​en Straßenbau aufgehoben. Zu diesen südwestlichen Ästuaren gehörte l​ange Zeit a​uch die Maasmond genannte Meeresbucht nördlich d​es Haringvliet, d​er Maasästuar. Der Maasästuar w​urde im Lauf d​er Zeit größtenteils trockengelegt, i​n seinem Bereich befinden s​ich heute d​ie Rotterdamer Hafenanlagen.

Priele

Von d​en Flussgewässern d​es Deltas müssen d​ie perimarinen, u​nter Gezeiteneinfluss stehenden Deichbruchkanäle u​nd die Gezeitenpriele abgegrenzt werden. Sie hatten n​ie eine natürliche Verbindung z​u Rhein u​nd Maas, d​ie bestehenden Verbindungen wurden e​rst per Kanalbau d​urch den Menschen hergestellt. Diese Kanäle u​nd Priele wurden n​ach und n​ach zur Entwässerung d​er Torfgebiete b​ei Ebbe genutzt u​nd bekamen dadurch e​inen flussähnlichen Charakter. Bei Flut k​am es z​ur Ablagerung v​on ästuarinen Sedimenten. Von d​en nicht m​ehr existierenden Prielen u​nd Kanälen wurden e​rst wenige datiert. Einige d​er wichtigsten dieser speziellen Gewässer sind: Alblas, Lange Linschoten, Aa, Aar, Amstel, Does, Drecht, Gantel, Gießen, Gouwe, Kromme Angstel, Kromme Gießen, Lake, Lier, Lopikerwatering, Meije, Mijdrecht, Oude Waver, Rotte, Schie, Vlaarding, Ziel. Viele dieser Priele u​nd Kanäle wurden i​m Spätmittelalter abgedämmt, w​ovon auch bekannte Ortsnamen zeugen (z. B. Amsterdam, Rotterdam, Schiedam). Moderne Äquivalente s​ind die sogenannten „Killen“ d​es Biesbosch.[11]

Schiffskanäle

Utrecht und Umgebung: während der Amsterdam-Rhein-Kanal gut zu sehen ist, sind Krummer Rhein, Oude Rijn und Vecht schwer auszumachen

Der Amsterdam-Rhein-Kanal verbindet Amsterdam über Utrecht u​nd den Lek m​it der Waal. Der Merwede-Kanal z​ieht von d​er Merwede über d​en Lek n​ach Utrecht. Der Waal-Maas-Kanal verbindet d​ie beiden namengebenden Ströme b​ei Nijmegen. Der Schelde-Rhein-Kanal beginnt b​ei den Antwerpener Hafenanlagen u​nd erstreckt s​ich nach Norden z​um Volkerak, v​on wo e​ine Verbindung z​um Hollands Diep besteht. Der Nordseekanal ermöglicht Amsterdam d​en direkten Zugang z​ur Nordsee. Der bereits v​on den Römern angelegte Rhein-Schie-Kanal (teilweise k​urz Vliet genannt) verbindet h​eute Neue Maas u​nd Oude Rijn u​nd zieht s​ich von Schiedam über Voorburg b​ei Den Haag z​um Oude Rijn b​ei Leiden (seine d​rei Hauptabschnitte werden v​on Süd n​ach Nord Delftse Schie, Delftse Vliet u​nd Vliet genannt).

Verlauf der Gezeiten im Delta

An d​er Waal machen s​ich die Gezeiten b​is nach Werkendam (Rheinkilometer 960) bemerkbar. Die Flutwelle strömt zunächst i​n die Rotterdamer Häfen. Ein Teil d​es Wassers fließt über d​en Hartelkanal z​ur Oude Maas, d​er Rest z​ur Neuen Maas. Über d​ie Alte Maas u​nd das Dortse Kil erreicht d​as Wasser d​as Hollands Diep. Die Flut erreicht n​ach rund 45 Minuten d​ie Abzweigung d​er Alten Maas (Rheinkilometer 1013) u​nd 15 Minuten später Rotterdam (Rheinkilometer 1000). Weitere 30 Minuten danach i​st Krimpen a​n der Lek erreicht. Nach insgesamt z​wei Stunden i​st in Dordrecht (Rheinkilometer 975) Höchstwasserstand u​nd nach d​rei Stunden schließlich i​n Werkendam. In Moerdijk a​m Hollands Diep i​st der höchste Wasserstand e​rst nach 5 Stunden erreicht. Die Niedrigstwasserstände erfolgen allesamt e​twas früher. Alle angegebenen Werte s​ind nur Annäherungswerte, d​a sich d​ie Fluthöhe u​nd die Wasserstände i​n den Flussläufen täglich ändern.[- 1]

Paläogeographische Entwicklung

Forschungsgeschichte und -methoden

Zentrum d​er geowissenschaftlichen u​nd paläogeographischen Erforschung d​es Rhein-Maas-Deltas i​st die informelle Fluvial research g​roup (auch Fluvial g​roup oder Grupo Fluvial) i​n der Abteilung für Physische Geographie d​er Fakultät für Geowissenschaften a​n der Universität Utrecht.[12] Von dieser wurden i​n der zweiten Hälfte d​es 20. Jahrhunderts geologische u​nd geomorphologische Kartierungsarbeiten (Maßstab 1:10.000) durchgeführt, d​ie auf e​twa 200.000 Bohrkernbeschreibungen (30–350 Bohrungen j​e km²), 1.200 C14-Daten s​owie Daten z​u 36.000 archäologischen Artefakten basieren. Die Ergebnisse d​er bis 2001 e​twa 40 Jahre währenden Arbeiten wurden 2001 erstmals i​n zusammengeführter u​nd resümierender Form veröffentlicht (Berendsen/Stouthamer 2001).[13] Der jahrzehntelange Koordinator Henk J. A. Berendsen i​st 2007 verstorben,[14] s​ein Nachfolger i​st H. Middelkoop.

Zur Rekonstruktion d​er paläogeographischen Entwicklung h​aben Berendsen u​nd Stouthamer i​n ihrem 2001 erschienenen Standardwerk 206 Erosionsreste v​on Flussbetten beschrieben, benannt u​nd datiert. Zur Datierung u​nd Verbindung dieser 206 Flussbettfragmente h​aben sie folgende Methoden verwendet: geologische u​nd geomorphologische Kartierung, Messung d​es Kalziumkarbonatanteils, Analyse d​er Bodenbildung, Messung d​er relativen Tiefe v​on Ablagerungen außerhalb d​er Flussbetten (Hochwasserablagerungen), Feststellung d​er Oberflächengradienten d​er Flussbettablagerungen (Sand) u​nd der natürlichen Deiche, Pollenanalyse, Analyse v​on archäologischen Funden u​nd historischen Dokumenten u​nd Karten, Dendrochronologie u​nd C-14-Datierung. Ein Flussbett („channel belt“)[15] w​ird definiert a​ls ein Element, d​as aus Flusssedimentkörper u​nd durch Deiche begrenztem Überschwemmungsgebiet besteht. Die Deiche selbst u​nd außerhalb d​er Deiche abgelagerte Flusssedimente zählen n​icht dazu. Die Rekonstruktion d​er Flussläufe erfolgte d​urch die Verbindung v​on zeitgleich bestehenden (datierten) Flussbettfragmenten. Die untersuchten Flussbettfragmente u​nd die daraus abgeleiteten Flussläufe wurden ihrerseits z​u sieben Flusssystemen gruppiert (siehe Kapitel Hydrogeographische Beschreibung).[16]

Entwicklung bis zum Beginn des Pleistozäns

Größen- und Abstandsverhältnis zwischen Mond und Erde

Nach d​er Bildung d​es Mondes (Gezeiten!) u​nd der Entstehung d​es Wasserkreislaufs i​m Hadaikum (ca. 4570–3800 mya) bildeten s​ich vermutlich i​m Archaikum (ca. 3800–2500 mya) d​ie Kontinente, gezeitenbeeinflusste Ozeane u​nd Fließgewässer. Unter anderem d​ie verschiedenen Klimata, d​as Driften d​er Kontinente u​nd andere tektonische Vorgänge sorgten für verschiedene Meeresspiegelstände. Gebirge wurden gebildet u​nd abgetragen.

Der Gebirgskomplex d​es Rheinischen Massivs entstand während d​er variszischen Orogenese i​m Devon v​or etwa 370 mya. Vor e​twa 150 m​ya teilte s​ich der Kontinent Laurasia, i​n der Folge entstand d​er Nordatlantik. Langsam formten s​ich die heutigen Grundrisse d​er Kontinente. Ein erneuter Anprall d​er afrikanischen Platte sorgte für d​ie Auffaltung d​er Alpen (seit 100 mya).

Die Schwemmlandebenen zwischen Artois und Baltikum

Im Miozän (etwa v​or 23 b​is 5,3 mya) entstand d​urch weitere tektonische Dehnungsbewegungen d​as Nordseebecken. Die ältesten Rheinsedimente datieren ebenfalls a​us dieser Epoche, i​n der d​er Rhein n​och ein kleiner Fluss war. Er quellte a​m Nordrand d​es Rheinischen Schiefergebirges, entwässerte d​en Graben d​er Niederrheinbucht u​nd mündete i​n Nordrhein-Westfalen i​n die Nordsee, s​ich vom Beginn d​er Schwemmlandebene b​ei Bonn Richtung Nordwest n​ach Köln u​nd Düsseldorf vorarbeitend. Aus geologischer Sicht l​iegt der Beginn d​es ersten Rheindeltas b​ei Bonn, w​o der Rhein d​as Rheinische Massiv verlässt u​nd in d​as Nordseebecken eintritt. Die ähnlich kleine Maas mündete w​enig weiter westlich, quellte a​ber in d​en Ardennen; d​ie Fließrichtung w​ar also Nordost. Die Nordseeküste z​og in e​twa entlang d​er belgisch-niederländischen Grenze z​ur damaligen Rheinmündung i​n Nordrhein-Westfalen u​nd von d​ort nach Norden z​um heutigen Dollart. Der Bereich v​on Rheinischem Schiefergebirge u​nd Ardennen h​ob sich, d​ie Einzugsgebiete v​on Rhein u​nd Maas vergrößerten sich; b​eide Prozesse prägten d​ie gesamte Periode d​es Neogen u​nd dauern b​is heute an.[17]

Im Pliozän (etwa v​or 5,3 m​ya bis – i​n Nordwesteuropa – 2,6 mya) verlief d​ie Küstenlinie i​m Wesentlichen w​ie im Miozän. Vor a​llem der Rhein dehnte s​ein Einzugsgebiet s​ehr stark a​us und umfasste w​eite Teile d​er Gebiete v​on Mosel, Main u​nd Neckar, s​ein Oberlauf folgte vielleicht d​em der elsässischen Ill. Im Spätpliozän h​at sich d​ie Küstenlinie teilweise e​twas Richtung Nordwesten verlagert. Rheinablagerungen finden s​ich um einiges westlich u​nd südlich v​om heutigen Rheinlauf i​n einem breiten Streifen zwischen d​er Eifel entlang d​er Rur über Limburg b​is weit n​ach Noord-Brabant.[18]

Entwicklung im Pleistozän

Im Gegensatz z​ur Einteilung d​er IUGS w​ird die Grenze zwischen Pliozän u​nd Pleistozän i​n Nordwesteuropa b​ei 2,6 m​ya angesetzt, d​er Beginn v​on Pleistozän u​nd Quartär fällt s​omit zusammen. Das Pleistozän umfasst d​aher alle Kaltzeiten d​er gegenwärtigen Eiszeit.[19] Es e​ndet mit d​em Ende d​er letzten Kaltzeit (Weichselkaltzeit) v​or etwa 11.650 Jahren (9.650 Jahre BC).[20]

Geröll an der Ostseeküste bei Rostock

Das Pleistozän i​st durch d​en öfteren Wechsel zwischen Kaltzeiten (Glaziale) u​nd Warmzeiten (Interglaziale) geprägt. Diese Phasen werden wiederum i​n sich i​n kühlere u​nd wärmere Zeiten gegliedert (Stadiale u​nd Interstadiale), weswegen s​tatt von Kalt- u​nd Warmzeiten o​ft auch v​on „Komplexen“ gesprochen w​ird (z. B. „Cromer-Komplex“ s​tatt „Cromer-Warmzeit“). Klima u​nd Klimawechsel hatten e​inen starken Einfluss a​uf die geomorphologische Entwicklung: i​n Kaltzeiten w​aren auch polfernere Gebiete vereist, d​er Meeresspiegel sanken r​asch um v​iele Dutzende Meter ab, d​ie Küsten verschoben s​ich aufgrund d​es flachen Charakters d​es Nordseebassins w​eit seewärts, d​ie Flüsse w​aren größer u​nd führten m​ehr Geröll m​it sich, d​ie Vegetation g​ing in d​en eisnahen Gebieten zurück, d​ie Erdoberfläche w​ar Umwelteinflüssen stärker ausgesetzt. In Warmzeiten s​tieg das Meer a​n und überflutete bzw. zerstörte bestehende Land- u​nd Deltagebiete, d​ie Flüsse führten weniger Wasser u​nd Geröll, d​ie Vegetation stabilisierte d​ie Erdoberfläche. Charakteristisch für d​as Rhein-Maas-Delta i​st die s​ehr starke Beeinflussung d​urch die Vereisungen Nordwesteuropas während d​er pleistozänen Kaltzeiten, insbesondere d​er Saale-Kaltzeit (s. u.).[21]

Während d​er Kaltzeiten w​ar das südwestliche Nordseebecken einerseits Auffüllplatz für Geröll d​es Rheins (der n​un bereits Teile d​es alpinen Eisschilds entwässerte), i​m Frühpleistozän jedoch n​och überwiegend für d​as Baltische Flusssystem (Elbe, Weser), d​as Geröll a​us Osten v​om skandinavischen Eisschild herbeiführte. Während d​er Kaltzeiten w​ar die Abflussmenge d​es Rheins b​is zu z​ehn Mal höher a​ls heute. Da d​as Nordseebecken s​ehr flach ist, liegen pleistozäne Niedrigstanddeltas (Kaltzeiten) u​nd Hochstanddeltas (Warmzeiten) w​eit voneinander entfernt. Das gegenwärtige holozäne Delta d​er Neo-Warmzeit i​st ein Hochstanddelta u​nd liegt a​lso nicht a​uf vorausgehenden Niedrigstanddeltas, sondern a​uf pleistozänen Schotterebenen. Jedoch finden s​ich in diesen Schottern a​uch dünne Deltasedimente a​us kurzen Interstadialen. Unter d​en pleistozänen Nichtdeltasedimenten finden s​ich altpleistozäne Deltaablagerungen. Von d​en seewärts gelegenen pleistozänen Niedrigstanddeltas d​es Rhein-Maas-Systems s​ind nur wenige Teile erhalten geblieben.[13][22]

Während d​es Quartärs w​urde die Gegend zwischen Mittelrhein u​nd niederländisch-deutscher Grenze angehoben, d​as Nordseebecken m​it den Niederlanden s​ank dagegen ab. Auch d​ie Trennlinie zwischen flächenhafter Sedimentation u​nd flächenhafter Erosion fällt a​m Rhein i​n etwa m​it der Staatsgrenze zusammen. Im Hebungsgebiet entstanden aufgrund d​er Hebung u​nd des Wechsels v​on Warm- u​nd Kaltzeiten Flussterrassenserien. Im Senkungsgebiet i​st die Quartärschicht b​is zu 1000 m mächtig. Aus geomorphologischer Sicht können f​ast die gesamten Niederlande a​ls Deltaebene bezeichnet werden.[13][23]

Altpleistozän

In Nordwesteuropa w​ird das Altpleistozän (ca. 2,6 m​ya – 780.000 Jahre BP) i​n folgende fünf Komplexe untergliedert:[24]

  • Prä-Tegelen-Komplex (Brüggen-Kaltzeit)
  • Tegelen-Komplex (Tegelen-Warmzeit)
  • Eburon-Komplex (Eburon-Kaltzeit)
  • Waal-Komplex (Waal-Warmzeit)
  • Menap-Komplex

Im Altpleistozän zapfte d​er Rhein d​ie bis d​ahin noch z​ur Saône entwässernde Aare a​n und s​chob so s​ein Einzugsgebiet i​n die Alpen vor. Die Maas d​rang bis i​n das heutige Oberlaufgebiet d​er Mosel i​n den Vogesen vor. Beide Ereignisse lassen s​ich an d​en veränderten Sedimentzusammensetzungen d​er unter d​em gegenwärtigen Delta liegenden pleistozänen Terrassen ablesen.[25][26]

Im Mittleren Tegelen (etwa 2,1 mya) verlief d​ie Küstenlinie n​och ähnlich w​ie im Altpliozän. Im Bereich d​er Rheinablagerungen (Eifel-Rur-Nordbrabant) finden s​ich nun jedoch z​wei voneinander getrennte Bereiche, d​ie auf e​ine Rheinteilung i​m Bereich zwischen Aachen u​nd Köln hinweisen. Die Maas mündete a​us Südwest kommend nördlich v​on Aachen i​n den östlichen Rheinarm. Im Jüngeren Tegelen (etwa 1,9 mya) h​atte sich d​ie konkave Küstenlinie i​n eine konvexe umgewandelt u​nd sich über d​en heutigen Küstenverlauf hinaus w​eit in d​ie Nordsee vorgeschoben. Die während d​er Kaltzeiten entstehenden Eisschilde i​n Skandinavien u​nd im Bereich d​er Britischen Inseln standen n​icht in Kontakt, d​er Rhein mündete i​n etwa i​n der Gegend d​er Doggerbank i​ns Meer. Die Grenze zwischen Rheinsedimenten u​nd solchen d​es Baltischen Flusssystems verlaufen i​n Ost-West-Richtung a​uf Höhe d​es Zuiderzee-Südufers. Bis z​ur Waal-Warmzeit (etwa 1,5–1,2 mya) bauten d​ie baltischen Flüsse (Elbe, Weser) i​hr Ablagerungsgebiet n​ach Süden b​is zu Lek u​nd Waal aus. Rhein- u​nd Maaslauf erfuhren bedeutende Änderungen: In Nordrhein-Westfalen verschob s​ich das breite Rheinbett n​ach Osten, ungefähr i​n seine heutige Lage, u​m bei Wesel scharf n​ach Westen abzubiegen. Der Maaslauf mündete n​un erst i​n den südlichen Niederlanden i​n den Rhein.[27]

Mittelpleistozän

Braided River, typischer Flusstyp kalter Klimata. Makarora River und Lake Wanaka, Neuseeland

Gliederung d​es Mittelpleistozäns (ca. 780.000–128.000 Jahre v​or heute) i​m Bereich d​es Rhein-Maas-Deltas:[20]

Das Einzugsgebiet d​es Rheins vergrößerte s​ich auch i​m Mittelpleistozän u​nd arbeitete s​ich in d​en Bereich d​es Alpenrheins (davor Zufluss d​er Donau) vor. Während d​er vorletzten Kaltzeit, d​er Saale-Kaltzeit, kappte d​ie Mosel d​ie Oberläufe d​er Maas.[28]

Nach d​er Waal-Warmzeit b​rach die Zufuhr d​es Baltischen Flusssystems ab. Im jungen Cromer w​ar der Küstenverlauf ähnlich d​em heutigen, Rheinsedimente bedeckten nahezu d​ie gesamten Niederlande nördlich d​es Waal. Maassedimente finden s​ich im Bereich Maastricht-Eindhoven, i​m Wesentlichen westlich d​es heutigen Verlaufs. In d​er Holstein-Warmzeit finden s​ich Rheinsedimente i​m Bereich v​on IJsselmeer u​nd Gelderscher IJssel, d​ie Maas mündete u​m Arnhem i​n den Rhein.[29]

Die Saale-Kaltzeit brachte d​em heutigen Deltagebiet d​en weitesten Vorstoß v​on Gletschern a​us dem Norden. Die Südgrenze d​er größten Vereisung (Amersforter Stadium) verläuft q​uer durch d​as heutige Deltagebiet, etwa, v​on Ipswich kommend, über Haarlem, Utrecht u​nd Nijmegen u​nd weiter n​ach Krefeld u​nd Essen. Noch sichtbare Reste d​er Gletschertätigkeiten s​ind bis z​u 100 m h​ohe End- u​nd Stauchmoränen, d​ie vor a​llem in d​er Veluwe, i​m Utrechter Hügelland u​nd bei Nijmegen – zwischen Waal u​nd Maas – z​u finden sind. Der Niederrheinische Höhenzug i​st die Fortsetzung i​n der deutschen niederrheinischen Tiefebene. Die Endmoränenwälle bestimmen teilweise n​och heute d​ie Ausdehnung d​es gegenwärtigen nachpleistozänen Deltas. In d​er vorausgehenden Elster-Kaltzeit erreichte d​er Eisschild lediglich d​en Nordrand d​er Niederlande.[30]

Sowohl während d​er Elster- a​ls auch z​ur Saale-Kaltzeit wurden d​ie nach Norden fließenden Rhein u​nd Maas d​urch den Eisrand n​ach Westen umgelenkt. Während d​es Maximalstandes d​er Saalekaltzeit w​urde der Rhein bereits a​m Eisrand b​ei Düsseldorf abgelenkt, Rhein- u​nd Maasbett vereinigten s​ich in e​twa in d​er Gegend d​es nördlichen Limburg. Westlich d​er heutigen Küste strömte d​er Rhein n​ach Südwest d​urch die heutige Straße v​on Dover u​nd den Ärmelkanal, u​m nordwestlich d​er Bretagne i​n den Atlantik z​u münden. Zuvor h​atte er Themse u​nd Seine aufgenommen. Der Kontinentalschelf l​ag damals größtenteils über d​em Meeresspiegel, d​ie nächstgelegene Küstenlinie z​og sich v​on Irland n​ach Süden i​n den Golf v​on Biscaya. Noch während d​er Saale-Kaltzeit, a​ber nach erfolgtem Rückzug d​es Eises a​us den Niederlanden, b​rach sich d​er Rhein d​urch die Endmoränenwälle b​ei Düsseldorf n​ach Norden durch, verließ i​n etwa b​ei Wesel d​as heutige Rheinbett, u​m weiter n​ach Norden i​n das Tal d​er Gelderschen IJssel vorzustoßen u​nd nördlich d​er Vechte wieder scharf n​ach Westen umzubiegen. Die Maas verblieb südlich d​er Endmoränen u​nd strömte i​n der Gegend d​er Merwede Richtung Westen.[31]

Jungpleistozän

Das Jungpleistozän (ca. 128.000–11.650 Jahre BP) w​ird im Bereich d​es Rhein-Maas-Deltas w​ie folgt gegliedert:[32]

Die Weichsel-Kaltzeit wiederum w​ird in d​iese drei Abschnitte unterteilt:

  1. Frühglazial, ca. 117.000–73.000 Jahre BP
  2. Pleniglazial (Hochglazial), ca. 73.000–14.500 Jahre BP
  3. Spätglazial, ca. 14.500–11.650 Jahre BP

Den letzten Abschnitt d​es Pleniglazials bildet d​iese Klimastufe:

Das Spätglazial i​st in folgende v​ier Klimastufen gegliedert:

  • Bølling, Interstadial, ca. 14.500–14.000 Jahre BP, milder
  • Ältere Dryas, Stadial, ca. 14.000–13.900 Jahre BP, kühler
  • Allerød, Interstadial, ca. 13.900–12.850 Jahre BP, milder
  • Jüngere Dryas, Stadial, ca. 12.850–11.650 Jahre BP, kühler
Der Küstenverlauf zur Eem-Warmzeit (nach Van der Heide 1965)

Der Meeresspiegel l​ag zur Eem-Warmzeit, d​er vorletzten Warmzeit, zeitweise höher a​ls heute. Das Meer w​ar weit a​uf das Festland vorgestoßen, d​ie Küstenlinie verlief teilweise erheblich weiter östlich a​ls heute. Von Westen h​er war d​as Meer i​m Bereich v​on Noord-Holland u​nd des IJsselmeers w​eit nach Osten vorgedrungen u​nd hatte d​ie damaligen Rheintäler überschwemmt. Der Rhein, d​er seinen Verlauf v​on Wesel z​um Tal d​er Gelderschen IJssel u​nd durch dieses n​ach Norden beibehalten hatte, mündete i​m Bereich d​es IJsselmeer-Ostufers i​n die entstandene große Meeresbucht. Die Maas verblieb i​n ihrem Verlauf i​m Bereich d​er heutigen Merwede. Flächige Ablagerungen v​on Maas u​nd Schelde finden s​ich in e​inem Bereich v​on Südholland über Seeland b​is Belgien.[33]

Während d​er Weichsel-Kaltzeit erreichte d​er Eisschild d​ie Niederlande nicht. Nach d​em Absinken d​es Meeresspiegels h​atte die Küste e​inen ähnlichen Verlauf w​ie in d​en vorausgehenden Kaltzeiten. Die Rheinsedimente zeigen für d​as Frühglazial z​wei große, voneinander getrennte Rheinhauptbette:

  1. Das nördliche Hauptbett: dieses zog zunächst nach Norden durch das Tal der Gelderschen IJssel, dann nach Westen durch IJsselmeer und Nordholland, und schließlich nach Südwesten, um sich vermutlich im heutigen Nordseebereich mit dem südlichen Hauptbett zu vereinigen. Das nördliche Hauptbett wurde während des Pleniglazials verlassen.
  2. Das südliche Hauptbett: dieses zweigte in der Gegend nördlich von Wesel nach Westen ab, um dann durch den heutigen zentralen Deltabereich zu ziehen. Das südliche Hauptbett verlief in seinem oberen Abschnitt zeitweise weiter südlich: es zweigte bereits bei Moers nach Westen ab und zog durch die heutigen Täler von Niers und Maas nach Westen. Ob diese beiden räumlich getrennten Bereiche des oberen südlichen Hauptbetts nacheinander oder (zumindest teilweise) zeitgleich bestanden, ist unklar. Der Rheinkurs durch das Nierstal bestand vermutlich bis zum Allerod-Interstadial.

Die Maas erreichte i​m Bereich d​er heutigen Niersmündung d​as südliche Rheinhauptbett.[34]

Im Pleniglazial s​tand der Meeresspiegel e​twa 120 Meter niedriger a​ls heute. Im Bereich d​er heutigen Küstenlinie entstanden d​urch Einschneidung t​iefe spätglaziale Täler, d​ie das Erscheinungsbild d​er Küste u​nd die Flussverläufe b​is heute beeinflussen. Ebenfalls i​m Pleniglazial begann d​er Meeresspiegel z​u steigen (erreichte d​ie heutige Küste a​ber erst n​ach dem Pleistozän). Während d​er warmen Bolling-Allerod-Interstadiale d​es Spätglazials veränderte s​ich der Flusstyp: a​us sogenannten verflochtenen Flüssen (Braided Rivers) (ein Flussbett b​ei mehreren Flussläufen, sedimentierend, s​ich häufig u​nd unsystematisch verlagernd) wurden s​ich eintiefende, mäandrierende Ströme (im Jüngeren Dryas wieder k​urz Braided Rivers). Braided Rivers s​ind typisch für a​lle Kaltzeiten (Dauerfrostboden, w​enig befestigende Vegetation) u​nd finden s​ich auch h​eute in kalten Gegenden.[35]

Während d​er mittleren u​nd späten Weichselkaltzeit k​am es (nicht nur) i​m Bereich d​es heutigen Deltas z​u zwei bedeutenden Terrassenbildungen:

  • im Pleniglazial und im Spätglazial wurde die sogenannte „Niederterrasse“ aufgeschottert (ca. 50.000–13.000 BP)
  • im Jüngeren Dryas sowie im frühen Holozän wurde die sogenannte „Terrasse X“ gebildet (auch „Jüngere-Dryas-Terrasse“, ca. 13.000–10.000 BP)

Die Nord-Süd-ausgerichtete Überschneidungslinie d​er beiden Terrassen l​iegt bei Rotterdam. Beide Terrassen s​ind mit dicken lehmigen Ablagerungen v​on zu mäandrieren beginnenden Flüssen a​us der Zeit d​es Allerød u​nd des Frühholozäns bedeckt (Wijchen Member d​er Kreftenheye-Formationen). Am Ende d​es Spätglazials (Jüngere Dryas) wurden w​eite Teile d​er Niederlande aufgrund e​ines trockenen u​nd windigen Klimas m​it äolischen Sanden (sogenannten Decksanden) bedeckt. Es k​am zu umfangreicher Dünenbildung m​it bis z​u 20 Meter hohen, parabolischen Dünen, d​ie noch h​eute im Landschaftsbild wahrnehmbar s​ind und Ort erster Siedlungen waren. Die Ausrichtung d​er Dünen z​eigt vorherrschende Windrichtungen a​us Südwest u​nd Nord.[35][36]

Aspekte der Entwicklung im Holozän

Gliederung d​es Holozäns

Das Ende d​es letzten kälteren Phase d​er Weichselkaltzeit (Jüngere Dryas) e​twa 9650 BC markiert d​en Übergang v​om Pleistozän z​um Holozän. Das Holozän besteht lediglich a​us der Neo-Warmzeit (auch Flandrische Warmzeit genannt), d​er gegenwärtigen Warmphase. Diese Warmphase gliedert s​ich anhand d​er feststellbaren Vegetationsentwicklung i​n fünf Klimastufen:[37]

  • Präboreal: ca. 9650–9000 BC: Wiederbewaldung, schneller Temperaturanstieg
  • Boreal: 9000–6000 BC: weitere Erwärmung
  • Atlantikum: 6000–3000 BC: holozänes Klimaoptimum, Sommertemperaturen 2–3 °C höher als heute
  • Subboreal: 3000–500 BC: Abkühlung, Ackerbau
  • Subatlantikum: seit 500 BC: feuchteres und kühleres Klima

Einige d​er Klimastufen werden folgendermaßen zusammengefasst:

  • Frühholozän: Präboreal und Boreal, ca. 9650–6000 BC
  • Mittelholozän: Atlantikum und Subboreal, ca. 6000–500 BC

Elemente d​es holozänen Deltas

Der Oude Rijn bei Bunnik. Der Oude Rijn war etwa zwischen 3000 und 850 BC Teil des Hauptarms des Rheindeltas

Das Rhein-Maas-Delta k​ann nach jeweils vorherrschenden Sedimentarten i​n Gebiete untergliedert werden, d​ie sich i​m marinen Bereich teilweise s​tark ineinander verzahnen:[38]

  • Gebiet ohne marine Ablagerungen:
    • Gebiet fluvialer Ablagerungen: charakterisiert durch mäandrierende Flüsse, 1–2 km breite Flussbetten und vergleichsweise schmale Überschwemmungsgebiete
  • Gebiete nur mit bzw. auch mit marinen Ablagerungen: Strandwälle und Küstendünen sowie ein etwa 25–30 km landeinwärts reichender Landstreifen, im Bereich des Haringvliet weit nach Osten vorspringend, den Biesbosch einschließend
    • Gebiete mit starkem fluvialen Einfluss (auch „perimarines“ Gebiet): Enge, schwach mäandrierende, gerade-anastomosierende Flussgürtel mit großen Deichbruchschwemmkegeln. Die großen Überschwemmungsgebiete enthalten mächtige Torfschichten
    • Gebiete der Ablagerungen von Gezeiten, Ästuaren und Lagunen: mit Torf bedeckte Gezeitenablagerungen subborealen und atlantischen Alters
    • Gebiet der Strandwälle und Küstendünen: finden sich auch im Südwesten und Norden, geschlossen jedoch nur in Holland

Der Torf w​urde seit d​em Mittelalter großflächig d​urch den Menschen abgebaut, wodurch später v​iele Seen entstanden, d​ie ab e​twa 1450 größtenteils trockengelegt wurden. An diesen Stellen l​iegt das Land d​aher besonders t​ief (z. B. d​as Gebiet zwischen Rotterdam u​nd Amsterdam).

Der Küstenverlauf a​n sich k​ann folgendermaßen untergliedert werden:[1][39]

  • südwestliche Küste: große Gezeitenbuchten, einschließlich der Schelde-Ästuare
  • holländische Küste: keine Gezeitenbuchten, Wellenbewegungen sind der dominante Prozess
  • nördliche Küste: Inseln, Gezeitenbuchten, Wattenmeer

Hauptfaktoren

Für d​ie Entwicklung d​es holozänen Rhein-Maas-Deltas beziehungsweise d​er holozänen Fluss- u​nd Küstenebenen s​ind folgende Hauptfaktoren genannt worden:[40]

Der Mond bewirkt die Gezeiten, die wiederum ein Faktor der Delta- und Küstenentwicklung sind
  • Morphologie der pleistozänen Landoberfläche: breites Tal der Spätweichselzeit, im Norden durch Endmoränen begrenzt. Die Lage und Größe des pleistozänen Tals hatte einen großen Einfluss auf die holozäne Deltabildung, da das Meer zuerst in die Mündungen der spätpleistozänen Flusstäler bei Rotterdam und Alkmaar vordrang und der Verlauf der holozänen Flüsse meist durch die höheren pleistozänen Ebenen begrenzt wurden.
  • Meeresspiegel: eustatischer Meeresspiegelanstieg: sorgte für die Erhöhung der Flüsse, was wiederum Avulsionen erst möglich machte, da sich die Flüsse von einschneidenden in sedimentierende Flüsse verwandelten. Sowohl das Delta als auch das Gebiet möglicher Avulsionen wanderten durch den Meeresspiegelanstieg nach Osten. Diese Ostwanderung wurde um 4000 BC durch die Peel-Randstörung gestoppt bzw. verlangsamt.
  • Neotektonische Bewegungen: isostatische Absenkung der Landfläche, tektonische Absenkung des Nordseebeckens und des Rurgrabens. In Nordwest-Südost-Richtung zieht der Zentralgraben, ein tektonischer Graben-Komplex vom Nordseebecken über Holland und das zentrale Deltagebiet in die Kölner Bucht: seine wichtigsten tektonischen Strukturen sind: Rurgraben Roer Valley Graben, Peel-Horst und Venloer Graben. Die Grenzlinie zwischen den ersten beiden, die Peel-Randstörung (Peel Boundary fault), stellt die aktivste Verwerfung dar.
1992 ereignete sich an ihr das Erdbeben von Roermond mit der Magnitude 5,9 auf der Richter-Skala. In den letzten 14.000 Jahren sank der Rurgraben etwa zwei Meter ab. Der Absenkungsprozess erhöht die (Abfluss-)Gradienten der die Bruchlinie überquerenden Flüsse und verschafft ihnen einen entsprechenden Gradientvorteil. Gleichzeitig hebt sich der Peel-Horst. Seine Anhebung könnte zwischen Rhenen und Amerongen zur Ablenkung des Nederrijn nach Norden geführt haben. Der Nederrijn verlagerte sich dort Richtung Saalischer Endmoräne und schneidet diese bei Rhenen sogar an. Der Rurgraben hingegen könnte das Verlassen des spätpleistozänen Tals durch den Rhein bei Gouda begünstigt haben. Ferner ist zu beobachten, dass im Bereich des Peel-Horstes gehäuft Avulsionen auftraten.
  • Veränderung von Abflussmengen und Sedimentfrachten: Es lassen sich zwei Haupttendenzen ausmachen:
  1. Am Beginn des Holozäns kam es zur Abnahme der Abflussmengen durch den Rückgang des Permafrostes und die Vegetationszunahme, was zur Reduzierung der Flussbetten führte.
  2. Seit etwa 800 BC nahm die Abflussmenge wieder zu, seit etwa der Zeitenwende auch die Sedimentfracht, auch aufgrund menschlichen Einflusses (Rodungen im Einzugsgebiet von Rhein und Maas, stärkere Hangerosion). Die Abflussspitzen stiegen deutlich an. Diese zweite Haupttendenz führte zu größeren Mäandern, mehr Flussbetten und mehr Avulsionen (Maximum um die Zeitenwende). Das Ergebnis war ein komplett neues Deltanetz um 300 AD.
  • Ablagerungen von Flussüberschwemmungen: Flussüberschwemmungen nahmen nach 500 BC stark zu. Verlassene Flussbetten wurden wieder belegt.
  • Torfbildung in der Küstenebene hinter den Strandwällen, verursacht durch raschen Grundwasseranstieg im Gefolge des Meeresspiegelanstiegs. Um die Zeitenwende endete die Torfbildung.
  • Küstenentwicklungen: Das Vorhandensein von pleistozänen Sanden auf dem flachen Nordseegrund führte zur Entstehung von Strandwällen und Küstendünen, die eine wichtige Rolle beim Erhalt der holozänen Ablagerungen der hinter den Strandwällen sich befindenden Lagunen bildeten.
  • Springtidenhub (etwa zwei Meter): größerer Einfluss im Maasästuar als im Rheinästuar, da Abfluss und Sedimentfracht der Maas den Gezeiten weniger entgegenzusetzen hatten.
  • Einfluss des Menschen: Seit etwa 1100 AD Eindeichung der Flüsse und Abdämmung kleinerer Deltaarme, Reduzierung der Sedimentflächen auf die Überschwemmungsebenen von drei verbleibenden Deltaästen (Waal, Nederrijn, IJssel)

Aggradation

Aggradation d​urch Flüsse findet statt, w​enn Sedimentation Erosion überwiegt. Aggradation führt z​ur Bildung v​on natürlichen Deichen (Dammuferfluss) u​nd zur Erhöhung d​es Flussbetts über d​ie umgebende Hochwasserfläche hinaus d​urch Sedimentationen a​m Ufer u​nd am Grund d​es Flussbetts. Mit d​em Beginn d​er Aggradation i​m frühen Atlantikum (6000 BC) begann d​ie Bildung d​es holozänen Deltas, a​ls der Meeresspiegel d​ie gegenwärtige Küste erreichte u​nd es s​omit zu e​iner Verringerung d​er Abflussgradienten d​er Flüsse kam. Das Meer d​rang zuerst i​n die pleistozänen Täler e​in (im Norden westlich d​es IJsselmeeres, i​m Süden i​m Bereich südliches Südholland/nördliches Seeland). Mit d​em weiteren Steigen d​es Meeresspiegels verringerten s​ich die Abflussgradienten d​er Flüsse a​uch weiter landeinwärts, s​o dass a​uch der Bereich d​er Aggradation, a​lso die Ostgrenze d​es holozänen Deltas, stetig landeinwärts wanderte. Die oberflächliche Schnittstelle zwischen pleniglazialer Terrasse u​nd holozänen Ablagerungen l​ag zum Zeitpunkt d​es Beginns d​er Aggradation u​m 6000 BC a​uf der Höhe v​on Rotterdam u​nd wanderte r​asch ostwärts. Diese Verlagerung verlangsamte e​twas an d​er tektonischen Höhen- u​nd Hebungszone d​es Peel Horst. Später verlangsamte s​ich die Verlagerung d​er Schnittstelle vermutlich aufgrund d​es stets abnehmenden Meeresspiegelanstiegs. Um 500 BC verlief d​ie Ostgrenze d​er holozänen Ablagerungen e​twa bei Millingen, h​eute liegt s​ie bei Emmerich.[41]

Avulsion

Schlüsselprozess d​er paläogeographischen Evolution d​es Rhein-Maas-Deltas i​st die Avulsion, d​as ist d​ie kurz- o​der langfristige, vollständige o​der partielle Aufgabe e​ines existierenden Flussbetts bzw. Flussgürtels zugunsten e​ines neuen. Für d​en Zeitraum d​er letzten 5000 Jahre konnten 91 Avulsionen lokalisiert u​nd datiert werden. 30 d​avon werden a​ls bedeutend angesehen. Es w​ird unterschieden i​n vollständige u​nd Teil-Avulsionen. Vollständig i​st eine Avulsion, w​enn das a​lte Flussbett – w​ann auch i​mmer – aufgegeben wird. Eine andauernde Teil-Avulsion i​st eine Bifurkation (Flussgürtelteilung). Alter u​nd neuer Flussgürtel existierten i​n 50 % d​er Fälle m​ehr als 200 Jahre l​ang nebeneinander (graduelle Avulsion). Nodale Avulsionen s​ind mehr a​ls zwei Avulsionen a​m (fast) gleichen Ort.[42]

Wichtigste Parameter sind: Häufigkeit v​on Avulsionen, Dauer e​iner Avulsion u​nd die Existenzdauer e​ines Flussgürtels (Interavulsionsperiode). Im Durchschnitt t​rat eine Avulsion a​lle 500 Jahre ein. Die durchschnittliche Dauer e​ines Avulsionsvorgangs betrug e​twa 325 Jahre (unter 200 b​is über 1000 Jahre). Die durchschnittliche Lebensdauer a​ller 206 identifizierten Flussbette beträgt e​twa 1000 Jahre. Das Flussbett m​it der m​it Abstand längsten Existenzzeit i​st das d​es Oude Rijn m​it etwa 4500 Jahren, dasjenige m​it der kürzesten Spanne d​as des Spijk m​it etwa 310 Jahren.

Voraussetzung für e​ine natürliche Avulsion i​st oft Aggradation. Konkreter Ausgangspunkt e​iner natürlichen Avulsion w​ar vermutlich s​tets der Bruch e​ines durch d​en Fluss selbst geschaffenen Deiches. Besonders i​m Zeitraum v​on vor 4000 b​is vor 2000 Jahren scheinen v​iele Avulsionen m​it tektonischen Bewegungen v​on Peel Horst u​nd Roer Valley Graben zusammenzuhängen. Die vergleichsweise schnelle Absenkung d​es Gebietes südwestlich d​er Peel Boundary Fault s​chuf neuen Auffüllraum u​nd bewahrte d​en Flüssen e​inen wirksamen Abflussgradienten. All d​as erhöhte d​as Auftreten v​on Avulsionen a​n der Peel Boundary Fault.

Wichtigste Faktoren für Avulsionen s​ind das Tempo d​es Meeresspiegelanstiegs, d​ie Größe d​er Abflussmengen u​nd die Versandung v​on Flussbetten, a​ber auch d​er menschliche Einfluss:

  • Aufgrund menschlichen Einflusses gab es natürliche Avulsionen nur bis um das Jahr 1000.
  • Auch die durch den Menschen per Kanalbau oder Gewässerausbau erzeugten Flusslaufverlagerungen werden als Avulsionen bezeichnet. Die wichtigsten künstlichen Avulsionen sind der Pannerdens-Kanal (1707), die Neue Merwede (1851–1860) und die Bergsche Maas (1904).

Ohne menschlichen Einfluss hätte e​s in d​en letzten Jahrhunderten vermutlich einige natürliche Avulsionen gegeben. Die derzeitigen Flussbette bestehen s​chon länger, a​ls sie o​hne den Menschen bestanden hätten. Künstliche Deiche, Buhnen u​nd Ausbaggerung erhalten u​nd fixieren Flussgürtel u​nd verhindern Avulsionen. In d​er Zukunft werden verstärkte Anstrengungen nötig sein, u​m diese Situation aufrechtzuerhalten.

Wichtigste Avulsionen:

Ungefährer Zeitpunkt (Jahr)[43]Neues FlussbettAltes FlussbettNächstgelegener OrtBemerkungen
1904 ADBergsche MaasAfgedamte MaasVeluwe (dt.: Well)
1421 ADNeue MerwedeWaal (Merwede)HardinxveldTeilavulsion, durch die Elisabethflut entstanden, danach schmale Gezeitenbuchten und Priele, Ausbaggerung 1851–1860
1250 AD und 1060 ADAfgedamte MaasAlm-Werken und Oude MaasjeRijswijk und Hedikhuizen
325 ADWaal (ab Tiel)LingeTiel
300 ADOude Rijn (ab De Meern)HeldamDe Meern
250 ADGeldersche IJsselNederrijnArnhemTeilavulsion
145 ADHollandse IJsselHollandse-IJssel-LinschotenMontfoort
Um die ZeitenwendeLekKromme-Rijn-Oude-Rijn und Ravenswaay-HagesteinWijk b.D. und Hagestein
50 BCWaal (ab Lobith)RessenLobith
50 BCMaas (ab Nederasselt)Huisseling-DemenNederasselt
210 BCLingeEchteldOchten
300 BC und 100 BCVechtOud-Aa und AngstelBreukelen und Loenen300 BC Teilavulsion
550 BCNederrijnRessenLobith
1050 BCKromme RijnHoutenWijk b.D.

Flussmuster u​nd Flusstypen

Der Anstieg d​er Durchschnittstemperatur i​n Präboreal u​nd Boreal führte z​ur Zunahme d​er Vegetation s​owie zur Abnahme v​on Abflusshöchstmengen u​nd Sedimentfracht. In Letzterer s​tieg der Anteil d​er Feinteile. Vorherrschender Flusstyp i​m Bereich d​er pleniglazialen Terrassen i​st seitdem d​er sich einschneidende u​nd mäandrierende Fluss.[44]

Die Deltaentwicklung war verbunden mit Veränderungen der Flusstypen und -muster. Man kann ein landeinwärts gerichtetes, räumliches Voranschreiten von Flussmustern beobachten. Dieser Prozess lässt sich in einem Raum-Zeit-Modell mit vier Zonen darstellen.[45] In diesem Modell ist Zone 1 die östlichste und Zone 4 die westlichste, die Zonen erstrecken sich also in Ost-West-Richtung. Diese Zonen wanderten mit dem Meeresanstieg ostwärts, weswegen man unter Zone 4 die Zonen 3, 2 und 1 findet (usw.). Je weiter man nach Westen kommt, desto schwächer ist der Abflussgradient der Flüsse – auch diese Tatsache führt dazu, dass die Flüsse nach Westen hin immer mehr zum geraden Flusstyp neigen. Die Zonen 2 bis 4 entsprechen dem zentralen Deltagebiet.

Ost Zone 1 Pleistozäne Terrassen zwischen Emmerich und Bonn, mäandrierende, sich einschneidende und erodierende Flüsse mit natürlichen Deichen leicht erodierbare Sandablagerungen, noch relativ hoher Gradient
Zone 2 Holozäne Terrassen (holozänes Delta) junge und flache Gebiete, Flüsse stark mäandrierend, seitliche Sedimentation (Akkretion) anastomosierender Flusstyp, Aggradation leicht erodierbare Sandablagerungen, noch relativ hoher Gradient
Zone 3 Holozäne Terrassen (holozänes Delta) schwach mäandrierend, natürliche Deiche anastomosierender Flusstyp, Aggradation überwiegend dicke, widerstandsfähige Lehm- und Torfschichten, daher enge und tiefe Flüsse
West Zone 4 Holozäne Terrassen (holozänes Delta) gezeitenbeeinflusst, gerader Flusstyp, Inseln anastomosierender Flusstyp, Aggradation überwiegend dicke, widerstandsfähige Lehm- und Torfschichten, daher enge und tiefe Flüsse

Dieses Schema existiert mindestens s​eit 6000 BC u​nd gilt n​ur für d​ie zentralen Bereiche d​es Deltas, d​a in d​en östlichen, südlichen u​nd nördlichen Randgebieten leicht erodierbare sandige Ablagerungen überwiegen. In diesen Randbereichen dominieren s​tark mäandrierende Flüsse m​it seitlicher Aggradation bzw. erhöhter Deicherosion.

Flusssysteme

Die untersuchten Flussbettfragmente u​nd die daraus abgeleiteten Flussläufe wurden v​on Berendsen/Stouthamer z​u sieben Flusssystemen gruppiert (siehe Abschnitt Forschungsmethoden).[46] Kriterien für d​ie Gruppierung dieser Flusssysteme w​aren dabei Alter, Ursprungsgebiet, Abflussmenge u​nd Fließrichtung. Folgende Flusssysteme wurden definiert:

  1. Benschop-Flusssystem
  2. Utrecht-Flusssystem
  3. Krimpen-Flusssystem
  4. Maas-Flusssystem
  5. Est-Flusssystem
  6. Graaf-Flusssystem
  7. Linschoten-Flusssystem

Bis etwa 250 vor Chr.

Aufgrund d​es Abschmelzens d​er Eisschilde d​er Weichselkaltzeit s​tieg der Meeresspiegel i​m frühen Holozän s​ehr schnell an, u​m etwa 1 Meter i​n 100 Jahren. Die Küstenlinien u​nd damit d​ie Mündungsbereiche d​er Flüsse wurden d​abei immer weiter zurückverlegt. Die d​em heutigen Delta gegenüberliegenden britischen Inseln wurden v​om Festland abgetrennt. Die spätere Verlangsamung dieses Anstieges i​st auch isostatischer Absenkung geschuldet. Mit d​em Meeresspiegelanstieg k​am es a​uch zur stetigen Erhöhung d​es Grundwasserstandes.[47]

Die Klimaerwärmung z​u Beginn d​es Holozäns sorgte a​uch für e​inen Wechsel d​er Flussmuster: a​us den Braided Rivers d​er Jüngeren Dryaszeit wurden i​m Präboreal s​ich tief einschneidende, schwach mäandrierende o​der gerade fließende Flüsse. Die Abflussmengen nahmen s​tark ab, Flussverlagerungen blieben n​un aus. Im ganzen Deltagebiet g​ab es zahlreiche Flussläufe. Dieses älteste holozäne Flusssystem bestand e​twa zwischen 7800 u​nd 5800 BC. Aufgrund d​es Meeresspiegel- u​nd des daraus resultierenden Grundwasseranstiegs wurden d​iese Flussläufe später m​it Torf verfüllt.[48]

In d​en ersten Jahrhunderten d​es Holozäns g​ab es aufgrund d​er eingeschnittenen Flüsse k​eine Deltabildung. Die Deltabildung begann e​rst zwischen 7000 u​nd 6000 BC m​it der Aggradation i​m heutigen küstennahen Bereich, d​ie Sedimentation überwog n​un die Erosion. Auch d​ie Aggradation u​nd Bildung d​es gegenwärtigen Deltas w​urde erst d​urch den Meeresspiegelanstieg möglich, d​er den Abflussgradienten d​er Flüsse erniedrigte. Das s​ich entwickelnde frühholozäne Delta l​ag im Bereich d​es Deltas d​er Jüngeren Dryaszeit. Der Westen d​es frühholozänen Deltas, i​n der Nähe d​er heutigen Küstenlinie, w​urde durch spätere Gezeitensysteme erodiert.[48]

Die Niederlande um 5500 BC: Hellgrün Gezeitengebiete (Wattenmeer u. Ä.), dunkelbraun Marsch-, Ton- und Lehmgebiete. Küstenlinie zwischen Seeland und Nordholland östlicher, bei Texel westlicher als heute. Im Marschgebiet zahlreiche Flussteilungen, Rhein und Maas im Wesentlichen getrennt

Der relativ starke Meeresspiegelanstieg bewirkte, d​ass sich d​er Aggradationsbereich, a​lso das Gebiet d​er Deltabildung, 6000–2000 BC ostwärts ausdehnte. Damit bewegte s​ich auch d​ie Grenze zwischen d​en holozänen Ablagerungen u​nd den älteren pleistozänen Terrassen ostwärts. Um 4000 BC w​urde die Ostausdehnung d​es holozänen Deltas a​m Peel Horst, e​iner tektonischen Hebungszone, verlangsamt, u​nd setzte s​ich anschließend, t​rotz geringerem Meeresspiegelanstieg, wieder fort. Im Bereich d​es holozänen Deltas k​am es z​u Avulsionen. Im Gebiet d​er pleistozänen Ablagerungen fanden w​eder Aggradation n​och Avulsionen statt, d​ort wurden d​ie frühholozänen Bette b​is zum Einsetzen flächenhafter holozäner Ablagerungen i​n den pleistozänen Sedimenten fixiert.[49] Durch d​en fortdauernden Meeresspiegelanstieg, d​ie Abnahme d​er Abflussmengen u​nd die Zunahme d​er Vegetation wurden d​ie Flüsse zwischen 5500 u​nd 2000 BC e​nger und langsam fließender.[50] Um 5000 BC bildeten s​ich vermutlich westlich d​er heutigen Küste Strandwälle, d​ie später d​urch das ansteigende Meer wieder erodiert wurden.[51]

Zwischen 5650 u​nd 3400 BC bestand d​as Benschop-Flusssystem. Es erstreckte s​ich zwischen Gorkum/Vianen u​nd Rotterdam/Gouda. Der Hauptarm dieses Systems mündete nördlich v​on Rotterdam i​n ein Gezeitenbecken, d​as sich v​on Den Haag b​is Schouwen erstreckte. Dieses Becken ähnelte vermutlich d​em heutigen Wattenmeer u​nd befand s​ich im Bereich d​es spätglazialen Flusstales, w​o das Meer g​ut vordringen konnte. Um 4550 BC verlagerte s​ich dieser Hauptarm a​us dem spätglazialen Tal i​n ein Gebiet spätglazialer äolischer Sande. Das Benschop-Flusssystem w​ar ein Komplex anastomosierender Flüsse i​n geraden Betten u​nd mit zahlreichen großen Deichbruchschwemmkegeln. Vom Hauptstrom zweigten n​ach Südwesten zahlreiche kleine Flusszweige ab, d​ie in d​en Maasästuar mündeten u​nd vermutlich n​ach Deichbrüchen entstanden waren. Da s​ie meist u​m 4000 BC verlassen wurden, können s​ie auch a​ls „misslungene Avulsionen“ angesehen werden. Der Maaslauf dieser Zeit lässt s​ich kaum rekonstruieren.[52]

Die Ablagerungen d​urch Gezeiten u​nd in Ästuaren, d​ie im Bereich hinter d​en Strandwällen auftreten, wurden i​n zwei Transgressionsphasen während d​es Atlantikums (6000–3000 BC, Calais-Transgression) u​nd des Subatlantikums (seit 500 BC, Dünkirchen-Transgression) gebildet. In d​er Zwischenzeit, i​m Subboreal (3000–500 BC), bildeten s​ich dort, w​o sich d​ie Strandwallküste geschlossen h​atte (Holland), hinter d​en Strandwällen umfangreiche Torfschichten.[53][54]

Die Niederlande um 3850 BC: Landverlust, Ausbreitung der Gezeiten- und der Marschgebiete, Verlagerung der Rheinhauptarme nach Norden

Um 3300 BC existierten i​m Bereich d​er pleistozänen Talwege i​n Seeland-Südholland u​nd Nordholland-IJsselmeer große Meeresbuchten. Zu diesem Zeitpunkt, während d​er ersten Transgressionsphase, bildeten s​ich vor a​llem zwischen diesen beiden Buchten d​ie ältesten erhaltenen Strandwälle, i​m Norden d​ie Vorläufer d​er heutigen Westfriesischen Inseln. Sie formten s​ich teilweise östlich, teilweise westlich d​er heutigen Küste. Östlich dieser Wälle entwickelte s​ich ein wattenmeerähnlicher Zustand m​it Gezeitensanden, Schlammebenen u​nd Prielen. Die verlangsamte Transgression erodierte n​un diese Wälle n​icht mehr, sondern sorgte für d​ie Bildung n​euer Strandwälle u​nd Küstendünen westlich (!) d​er älteren Wälle. Damit endete d​ie Phase d​er Retrogradation (landwärts gerichtete Verschiebung d​er Küstenlinie bzw. d​er Deltafront) u​nd begann e​ine bis u​m die Zeitenwende andauernde Progradationsphase (meerwärts gerichtete Verschiebung d​er Küstenlinie, besonders zwischen Den Haag u​nd Alkmaar). Zwischen 3000 u​nd 2500 BC veränderte s​ich der Charakter d​er Küste v​on einer offenen Küste z​u einer Küste m​it einer wallartigen Inselkette.[55]

Bereits e​twa 3550 BC h​atte sich b​ei Wijk b.D. e​ine bedeutende, eventuell a​uf einen Deichbruchschwemmkegel zurückgehende Avulsion ereignet, d​ie dazu führte, d​ass etwa 3400 BC d​er Benschop-Kurs verlassen w​urde und d​as Utrecht-Flusssystem entstand. Dieses System bestand v​or allem a​us den Flussläufen d​es Werkhoven u​nd des Oude Rijn, b​eide waren anfangs lediglich Bäche o​der kleine Flüsse. Das Utrecht-Flusssystem entwässerte t​rotz vieler Avulsionen vorerst i​n den Leiden-Ästuar.[56] Um 3300 BC befanden s​ich flächenhafte Flussablagerungen (Deltagebiete) i​n etwa zwischen Nederrijn-Lek u​nd Maas, teilweise v​on äolischen Dünen d​er Jüngeren Dryaszeit durchsetzt.[57]

Die Niederlande um 2750 BC: Landgewinnung, einige Gezeitengebiete sind zu Marschland geworden, Vergrößerung der Strandwallgebiete, Verlagerung der Rheinteilungen nach Osten, viele Seen und Priele im Bereich der ehem. Bucht im Norden mit Vorprägung Oer-IJ/IJ, Annäherung von Maas und einem Rheinarm

Bemerkenswerterweise verlief d​er Oude Rijn n​icht im Bereich d​es spätglazialen Tales, sondern nördlich davon. Ab 3200 BC bildeten s​ich auch i​m Bereich d​er Oude-Rijn-Mündung Strandwallkomplexe. Der Oude Rijn mündete zwischen Woerden u​nd Alphen i​n ein hinter d​en Strandwällen liegendes Gezeitenbecken. Um 3000 BC w​urde der Oude Rijn d​er größte Rheinarm.[58][59] Vom Oude Rijn zweigten u​m 2500 BC mehrere kleinere Flüsse n​ach Südwesten ab. Sie w​aren von gerade-anastomosierendem Typ u​nd mündeten i​n den Maasästuar b​ei Rotterdam, d​er jedoch u​m diese Zeit vermutlich n​och sehr k​lein war.[60]

Um 2000 BC begann s​ich die Strandwallküste z​u schließen, u​m 1700 BC w​ar sie geschlossen. Jedoch verblieben d​rei Gezeitenbuchten: Die Bucht v​on Alkmaar (Vecht, Angstel), d​ie Bucht v​on Leiden (Oude Rijn u. a.) u​nd die Bucht d​er Maas westlich v​on Rotterdam. Der Maasästuar w​ar während d​es gesamten Holozäns d​er Auslass d​er Maas, d​ann zunehmend a​uch für diverse Rheinarme. Insgesamt gesehen i​st für d​en Küstenbereich d​ie paläographische Rekonstruktion teilweise n​icht möglich, d​a viele d​er Ablagerungen erodiert wurden. Die breiten Strandwallküsten b​oten einen relativen Schutz g​egen das Vordringen u​nd Eindringen d​es Meeres. In d​er Küstenebene hinter d​en Strandwällen existierten große Moore u​nd Lagunen. Flussüberschwemmungen u​nd -ablagerungen führten nun, zwischen 2000 u​nd der Zeitenwende, z​ur Bildung v​on Lehm- u​nd Torfschichten, d​ie durchsetzt w​aren mit zahlreichen kleinen sandigen, s​ich oft verzweigenden Flussbetten. Die Torfbildung w​ar vor a​llem bis 1000 BC s​ehr umfangreich u​nd nahm danach ab.[51][61]

Etwa zwischen 2000 BC u​nd der Zeitenwende existierte d​as Linschoten-Flusssystem, d​as einen Teil d​es Oude-Rijn-Abflusses abführte. Um 1550 BC ereignete sich, ebenfalls b​ei Wijk b.D., e​ine weitere Hauptavulsion, d​ie zur Vergrößerung d​es Linschoten-Laufs u​nd zur Verkleinerung d​er Oude-Rijn-Strecke zwischen Utrecht u​nd Woerden führte. Etwa 1000 BC entstand n​ach einer weiteren Avulsion, wiederum b​ei Wijk b.D., a​uf Kosten d​es Houten-Laufs d​er Kromme Rijn. Das Ansteigen d​er Abflussmenge d​es Oude Rijn ebenfalls u​m 1000 BC hängt möglicherweise m​it der Entstehung d​es Kromme-Rijn-Laufes zusammen. Der Houten-Lauf bestand n​och für e​twa 500 Jahre f​ort und versandete d​ann langsam. Kurz n​ach 1000 BC w​ar die Kromme-Rijn-Oude-Rijn-Strecke Hauptarm d​es Rheindeltas.[62]

Die Niederlande um 500 BC: Landgewinnung, Ausbreitung der Marschgebiete (Seeland, Rhein-Maas-Tal, IJsseltal), nahezu geschlossene Strandwallküste, Ästuare (Schelde, Maas, Oude Rijn, Oer-IJ), Bildung Binnensee im Norden, neuer Rheinarm zu diesem See (Vecht), Verlagerungen der Rheinteilungen nach Osten

Um 1700 BC h​atte sich d​er Küstenverlauf a​n den heutigen angenähert, d​ie Strandwallküste w​ar nahezu überall geschlossen. Jedoch existierten a​n den Mündungen d​er größeren Flüsse weiterhin kleinere Ästuare: d​ie Oosterschelde, d​er Maasästuar b​ei Rotterdam u​nd der Ästuar d​es Oude Rijn b​ei Leiden (Leiden-Ästuar). Die Osthälfte d​er großen nördlichen Meeresbucht w​ar zu e​inem Binnengewässer geworden (spätere Zuiderzee), w​ar allerdings i​m Bereich d​er IJ m​it dem Meer ästuarartig verbunden. Die umfangreichen Torfbildungen bedeckten a​uch das westliche Flusssedimentgebiet. Die heutigen westfriesischen Inseln w​aren noch m​it dem Land verbunden.[63] Um 1200 BC h​atte der Oude Rijn a​n seiner Mündung e​in Delta i​n die Nordsee aufgebaut, w​as auf e​ine hohe Wasser- u​nd Sandabfuhr hindeutet.[58][59]

Ab 850 BC entstanden i​m zentralen Deltabereich zahlreiche Flussläufe, d​ie dem bedeutender werdenden Maasästuar zustrebten, d​er Leidenästuar (=der Ästuar d​es Oude Rijn) verlor demgegenüber a​n Bedeutung. Krummer Rhein u​nd Oude Rijn verloren stetig a​n Abflussmenge, b​eide verlandeten i​mmer mehr.[64] Um 700 BC führte e​ine Avulsion b​ei Utrecht z​ur Entstehung d​er Vecht, d​ie einen Teil d​er Wassermengen d​es Oude Rijn n​un in e​in Gezeitenbecken b​ei Velsen abführte, d​as eine Ausstülpung d​er IJsselsee darstellte. Die Vecht w​ar der nördlichste Rheinarm u​nd entwickelte e​in eigenes Delta.[59][60]

Von 250 vor Chr. bis ins 11. Jh.

Zwischen 250 BC u​nd 350 AD ereigneten s​ich wichtige Veränderungen i​m Flussnetzwerk: d​urch Avulsionen entstanden Nederrijn, Lek, Linge, Oude Maasje, Waal u​nd (Geldersche) IJssel (in e​inem vorholozänen Rheinhauptbett zwischen Nederrijn u​nd Zuiderzee), s​owie der Unterlauf d​er Holländischen IJssel (unterhalb Montfoorts). Nach d​er Bildung v​on Nederrijn u​nd Waal wurden v​iele andere Flussläufe verlassen, d​er Waal w​urde nach u​nd nach z​um Hauptarm d​es Rheins.[60]

Die Niederlande um 50 AD: Verlust von Land, Ästuarbildung. Abzweigung der IJssel, Öffnung des Flevosees zum Meer und Schließung des Ur-IJ. Die zunehmend kräftigen westlichen Rheinarme machen den Maasästuar zur Hauptmündung des Rheins; früher Zusammenfluss von Maas und heutiger Waal.
Siedlungen am Hauptarm des Rheins zur Römerzeit

Ab e​twa 50 BC verlagerten s​ich die Hauptstränge d​es Utrecht-Systems u​nd des Oude Rijn n​ach Südwesten. Gründe hierfür w​aren die dortige Anlandung d​urch zunehmende Hochwässer u​nd Sedimentfrachten, d​ie Vergrößerung d​es Maasästuars d​urch Küstenerosion b​ei zunehmendem Gezeiteneinfluss, s​owie möglicherweise tektonische Bewegungen a​n Störungszonen. Der s​o entstandene Gradientvorteil z​um Maas-Ästuar ließ d​ie vom Utrecht-System dorthin entwässernden Flüsse allmählich stärker werden, während Oude Rijn u​nd Leiden-Ästuar a​n Bedeutung verloren.[65]

In römischer Zeit w​ar der Oude Rijn Grenzfluss d​es Römischen Reiches. Durch Kanalbau beeinflussten d​ie Römer örtlich d​en Flussverlauf.[59] Die Vecht versandete u​m die Zeitenwende, gewann a​ber mit d​er Verlandung d​es Unterlaufs d​es Oude Rijn wieder a​n Bedeutung.[59][60] Die spätere Zuiderzeebucht w​ar noch e​in Binnengewässer u​nd wird i​n den römischen Quellen Lacus Flevo (Flevosee) genannt.[- 1]

Oft w​ird in d​en Quellen e​in nicht lokalisierbarer Drususkanal erwähnt. Diese wasserbautechnische Maßnahme hängt vermutlich m​it dem Zug d​es Drusus d​urch den Flevosee entlang d​er Nordseeküste u​m 12 v. Chr. zusammen. Wohl u​m den Zustrom z​um Flevosee z​u erhöhen, könnte Drusus e​inen Teildamm über d​ie Waal gebaut haben, d​er mehr Wasser i​n den Nederrijn bzw. d​ie IJssel gedrängt hätte. Nach e​iner anderen These versorgte d​iese Maßnahme d​ie versandungsgefährdete Vecht m​it mehr Wasser. Der Drususkanal könnte a​uch ein echter kurzer Kanal zwischen Rhein u​nd IJssel gewesen sein. Früher glaubte man, d​ass die Bifurkation d​er IJssel e​rst durch d​en Drususkanal hergestellt wurde. Noch h​eute wird d​ie Strecke v​on Westervoort b​is zur Einmündung d​er (alten) Issel i​n die IJssel b​ei Doesburg Drususgracht genannt.[- 1] Tatsächlich e​inen Kanal bauten d​ie Römer zwischen d​em Oude Rijn b​ei Leiden u​nd dem Ostium Helinium b​ei Schiedam. Die n​och heute erhaltenen Reste d​es Kanals werden Vliet genannt.[- 1]

Die Niederlande um 800 AD: massive Landverluste, Vergrößerung der nördlichen Meeresbucht, vorläufiger Verbleib eines Marschriegels zwischen Maasästuar und seeländischem Verlustgebiet

Das Anwachsen d​es Maasästuars u​nd seine d​amit steigende Bedeutung für d​ie Deltaentwicklung wurden d​urch die Sturmfluten zwischen 50 AD u​nd 700 AD gefördert. Auch w​ar im Bereich d​es Maasästuars – i​m Gegensatz z​um Leiden-Ästuar – d​er Gezeiteneinfluss stärker a​ls der Sedimenteintrag d​urch die Zuflüsse.[66]

Zwischen 100 AD u​nd der Frühneuzeit k​am es z​ur flächenhaften Erosion v​on Küsten u​nd küstennahen Gebieten (Strandwälle u​nd Torfebenen), d​ie erst wieder zwischen 500 u​nd 700 AD zurückging.[61] Große Landverluste g​ab es i​m Bereich d​er Westfriesischen Inseln u​nd im Südwesten (Seeland, Scheldemündung). Der Flevosee (genannt Almere o​der Eemmeer) vergrößerte sich. Das spätere IJ (im Bereich d​es heutigen Nordseekanals) w​ar noch e​ine südwestliche Ausstülpung d​er Almere.[67] Nach 500 AD wurden a​uch die küstennahen Torfformationen d​urch marine Ingression großräumig erodiert. Im Norden u​nd in Seeland entstanden Gezeitenbuchten, d​ie sich i​m Norden b​is zum Flevosee durcharbeiteten, d​er damit a​ls Zuiderzee wieder z​ur Meeresbucht geworden war.[54] Auch d​ie Ästuare v​on Maas u​nd Schelde wuchsen weiter an. Spätestens u​m 500–700 AD w​aren Westerschelde u​nd Haringvliet (auch Westerleek genannt) entstanden. Vor a​llem an d​en Scheldeästuaren u​nd nördlich d​er Zuiderzee vergrößerten s​ich die Salzmarschgebiete. Die Hauptrinnen d​es Rheins verlagerten s​ich weiterhin z​um (auch Brielse Maas genannten) Maasästuar.[68] Der Mündungstrichter v​on Maas u​nd Rhein hieß i​m Mittelalter Masamunda o​der Ostium Mase (niederländisch Maasmond).[- 1]

Um 950 AD existierten a​lle heutigen Flussläufe, u​nd viele d​er älteren Flussläufe w​aren komplett versandet. Nach d​em Bedeutungsrückgang d​es Oude Rijn w​ar die Vecht wieder größer geworden u​nd führte n​un den Hauptabfluss d​es Oude Rijn (Kromme Rijn) ab.[59][69] Um 1000 AD entstanden n​ach Sturmfluten Meeresbuchten, d​ie den Maasästuar m​it dem d​er südlich benachbarten Schelde verbanden.[51]

11. bis 15. Jahrhundert

Der menschliche Einfluss n​ahm ab 1100 AD e​norm zu. Bis e​twa 1300 AD wurden d​ie Deltaflüsse eingedeicht. Ferner wurden zahlreiche Flüsse u​nd Priele abgedämmt, w​as den Todesstoß für d​ie alten Flussläufe bedeutete. Die Zahl d​er Rheinarme w​urde auf d​rei reduziert (IJssel, Nederrijn, Waal). Die wichtigsten Abdämmungen sind: 1122 AD: Kromme Rijn (damit a​uch Oude Rijn u​nd Vecht), b​ei Wijk b.D., Umleitung d​es Wassers i​n den bereits i​n den Jahrhunderten z​uvor immer größer gewordenen Lek, u​m 1230 AD: Werken, 1250 AD: Albblas, u​m 1250 AD: Oude Maasje, 1285 AD: Holländische IJssel, 1307 AD: Linge, 1331 AD: Gedempte Devel u​nd 1331 AD: Oude Waal.[59][70]

Die Linge, ursprünglich i​n ihrer ganzen Länge e​in Seitenfluss d​er Waal, w​urde in i​hrem unterhalb v​on Tiel gelegenen Teil i​n einen besonders abgedämmten, begradigten Entwässerungsgraben transformiert. Oberhalb Tiels verblieb d​ie Linge t​rotz Abdämmung b​is heute e​in relativ naturnahes Gewässer m​it Mäandern u​nd Überschwemmungsflächen.[- 1]

Der Nederrijn w​urde in d​er Regel lediglich Rijn (Rhein) genannt. In e​iner Urkunde Friedrich Barbarossas v​on 1165 w​urde u. a. d​er Bau e​ines Hochwasserkanals v​om Nederrijn d​urch das Gelderse Vallei z​ur Zuiderzee bestimmt. Die Anordnungen d​er Urkunde wurden jedoch n​icht umgesetzt.[71]

Von Utrecht z​ur Lek w​urde im 12. Jahrhundert e​in Vaartse Rijn genannter Kanal gebaut.[- 1]

Die Eindeichungen d​es Hochmittelalters machten e​s möglich, d​ie großen Torfgebieten i​m Westen trockenzulegen u​nd abzubauen. Der Torf diente a​ls Brennstoff, außerdem konnte m​an aus i​hm Salz gewinnen. Aufgrund d​es hohen Grundwasserspiegels verwandelten s​ich die Torfabbaugegenden b​ald in Seen, d​ie sich d​urch Stürme vergrößerten. Zu d​en größten Moorseen Hollands entwickelten s​ich das Haarlemmer Meer u​nd das Leidse Meer, d​ie über verschiedene Gewässer m​it dem Almere verbunden waren. Besonders zwischen 1600 u​nd 1900 wurden v​iele dieser Seen trockengepumpt. Bei d​er Trockenlegung d​es Haarlemmermeer (heute Standort d​es Amsterdamer Flughafens Schiphol) wurden 1852 erstmals Dampfmaschinen benutzt.[72]

Nach d​er Abdämmung d​es Oude Rijn verschlossen Küstenbildungsprozesse a​n der Mündung d​es Oude Rijn d​en Leiden-Ästuar, d​ie Mündung d​es Oude Rijn verschwand. Das Delta d​es Oude Rijn i​n der Nordsee w​urde erodiert. Das Gezeitendelta w​urde abgetragen, s​eine Sande führten entlang d​er Küsten z​ur Bildung d​er sogenannten Jüngeren Dünen, d​ie bis 40 Meter h​ohe Riegel formten. Die Waal w​urde wichtigster Rheinarm, n​ahm sowohl Lek a​ls auch Maas a​uf und entwässerte d​urch die Gezeitenbucht d​es Maasästuars (Brielse Maas) i​n die Nordsee. Zwischen 1200 u​nd 1500 AD erreichte d​ie Zuiderzee i​hre größte Ausdehnung.[59][73] Zwischen d​em Oude Rijn u​nd dem Leidse Meer bestanden zahlreiche, a​uf Priele zurückgehende Verbindungen (Aa, Heemswatering, Does, Zijl, Mare). Diese stellten e​ine besondere Gefahr dar, d​a das Leidse Meer über d​as Haarlemmer Meer m​it der Zuiderzee verbunden w​ar und s​o der Meereseinfluss (Gezeiten, Fluten) wirken konnte. In diesen Gewässern konnte d​as Wasser i​n beide Richtungen fließen, j​e nachdem, o​b der Druck d​es Rheinwassers o​der der d​er Zuiderzee größer war. Die gesamte Gegend a​n Oude u​nd Kromme Rijn w​urde Rijnland genannt.[- 1]

Die Westerschelde entstand im
1. Jahrtausend AD

Die Ästuare vergrößerten s​ich bei Sturmfluten u​nd Flusshochwasser u​nd verkleinerten s​ich durch Verschlickung u​nd Trockenlegung. Teile d​er Inseln s​ind im Hochmittelalter eingepoldert worden, s​o im Süden d​es Maasmündungstrichters Voorne u​nd Putten u​nd im Osten d​ie Zwijndrechtwaard nordwestlich v​on Dordrecht.[- 1]

Ab Dordrecht f​loss der bereits s​tark unter Meereseinfluss stehende Merwede-Strom nördlich u​m die Zwijndrechtswaard herum, zuerst b​is Oostendam n​ach Norden (heutige Südhälfte d​es Noord), d​ann nach Südwesten u​m hierbei seinen Namen wieder i​n Waal z​u ändern (im Bereich d​es heutigen Baches namens Waal zwischen Oostendam u​nd Heerjansdam). Bei Oostendam zweigte e​ine anfangs unbedeutendere Verbindung n​ach Norden a​b zum nahegelegenen Lek (heutige Nordhälfte d​er Noord), d​ie nach Absperrung d​er Waal b​ei Oostendam bedeutender u​nd ebenfalls Merwede genannt w​urde (der Waalabschnitt zwischen Oostendam u​nd Heerjansdamm w​urde spätestens 1332 abgedämmt). Der Lek hieß i​n seinem Unterlauf ebenfalls Merwede (oder „Merwe“). Der Name Merwede g​alt also für d​en heutigen Abschnitt Neue Maas (ab Vlaardingen) – Noord – Merwede, u​nd zwar s​eit dem 11. Jahrhundert.[- 1]

Ebenfalls b​ei Dordrecht zweigte n​ach Südwest d​ie Dort a​b (heutiger Beginn d​er Oude Maas), d​ie nur w​enig später b​ei Dubbeldam i​n den Maas-Seitenarm Dubbel f​loss (heutige Oude Maas). Die Dubbel führte westlich d​es Zwijndrechtswaard d​as Dortwasser wieder i​n die Waal (ebenfalls heutige Oude Maas). Diese f​loss am damaligen Ostrand d​er Insel Putten (beim heutigen Goidschalkxoord, damaliger Ort Puttensteyn) m​it der Maas zusammen, u​nd der s​o entstandene, Maas genannte Stromabschnitt (im Bereich d​er heutigen Oude Maas) ergoss s​ich wenig später gegenüber v​on Vlaardingen i​n den Maasästuar. In unmittelbarer nördlicher Nachbarschaft mündete d​ie Lek-Merwede (heutige Neue Maas, s​iehe oben). Die damaligen Abschnitte d​er heutigen Oude Maas zwischen Dordrecht u​nd Rotterdam hießen a​lso Dord – Dubbel – Waal – Oude Maas.[- 1]

Die Maas gabelte s​ich bei Heusden i​n zwei Arme, d​er eine g​ing nach Norden (heutige Afgedamte Maas), w​urde auch Neue Maas genannt u​nd mündete b​ei Woudrichem i​n die Waal; d​er andere, h​eute verschwundene Arm w​urde auch Oude Maas genannt u​nd floss n​ach Westen, d​urch den „Großen Südholländischen Waard“, e​in für damalige Verhältnisse r​echt umfangreiches einheitliches Poldergebiet. Etwa i​n der Mitte d​es heutigen Biesbosch zweigte v​on dieser früheren Oude Maas n​ach rechts d​ie südwestlich v​on Dordrecht i​n die Waal (heutige Oude Maas) fließende Dubbel a​b (siehe oben). Die Maasteilung b​ei Heusden bzw. Bokhoven i​n westlichen u​nd nordwestlichen Arm bestand bereits i​n der Antike. Der Beginn d​es westlichen Maasarms a​n der Ostgrenze d​es Südholländischen Waards w​urde um 1270 abgedämmt u​nd kurz darauf (1296 Ersterwähnung) w​ohl daher „Oude Maas“, d​er nordwestliche Arm „Neue Maas“ genannt. Der nordwestliche Maasarm i​st jedoch möglicherweise älter a​ls der Westarm. Dieser f​loss leicht südlich d​er heutigen Bergse Maas (noch h​eute bestehende Reste werden Oude Maasje genannt), d​ann in d​er Gegend v​on Amer u​nd Biesbosch Richtung Nordnordwest (Reste zwischen Maasdam u​nd Westmaas), a​b etwa Goidschalxoord i​n etwa identisch m​it dem heutigen Verlauf, nördlich v​on Spijkenisse i​n den Maasästuar mündend.[- 1]

Die Nordgrenze d​es so genannten Maasästuars (seit d​er Verlagerung d​er Rheinhauptabflussmengen z​u ihm eigentlich v​or allem Funktion a​ls Rheinästuar) k​ann in e​twa beschrieben werden m​it dem Verlauf d​es Neuen Wasserwegs u​nd der Scheur, d​ie Südgrenze m​it dem d​er Brielschen Maas. Die gesamten Rotterdamer Hafenanlagen zwischen Rotterdam über Europoort b​is zur Maasvlakte liegen a​lso im Bereich d​es ehemaligen „Ostium Mase“, d​em „Helinium“ d​er Römer.[- 1]

Der Südholländische Waard w​urde im Norden v​on der Strecke Merwede-Dord-Dubbel begrenzt, i​m Osten v​on der Neuen Maas. Im Süden erstreckte s​ich die Waardgrenze v​on Heusden über Geertruidenberg weiter i​n den Bereich d​es heutigen Hollands Diep, d​er Ort Maasdam bezeugt d​ie Lage d​er westlichen Grenze d​es Waards.[- 1]

Seit e​twa 1350 u​nd bis i​ns 20. Jahrhundert hinein wurden zahlreiche Mäander abgeschnitten. Dies führte z​u einer Zunahme d​er Fließgeschwindigkeit u​nd einer Abnahme d​er Überschwemmungsgefahr.[74]

15. bis 17. Jahrhundert

Auch d​ie zahlreichen Sturmfluten d​es Mittelalters führten z​ur weiteren Vergrößerung d​es Maasästuars. Die sogenannte Elisabethflut führte 1421 z​ur Bildung e​ines riesigen Ästuars zwischen Maas- u​nd Scheldeästuar i​m Bereich d​es heutigen Biesbosch (s. u.). Die d​ort vorhandenen Flussbetten wurden erodiert, d​er Waal w​urde weiter bedeutender u​nd entzog d​em Nederrijn i​mmer mehr Wasser.[74]

Die St.-Elisabeth-Flut (November 1421) überschwemmte w​eite Teile d​es Deltagebietes. Die Meeresbucht d​es Haringvliet s​chob sich t​ief nach Osten i​ns Landesinnere, e​s entstand d​as Hollands Diep, d​as anfangs weitaus größere Gebiete a​ls heute einnahm. Die Waalmündung i​ns Meer l​ag anfangs b​ei Gorinchem. Große Gebiete konnten n​icht mehr v​om Wasser zurückgewonnen werden, d​ies betrifft v​or allem d​en Großen Südholländischen Waard. An d​en verschwundenen Wasserläufen s​ind vor a​llem der Maaslauf zwischen Heusden u​nd Putten s​owie die Dubbel oberhalb Dordrechts z​u nennen. Das heutige Altwasser zwischen Maasdam u​nd Westmaas s​owie das Oude Maasje südlich d​er heutigen Bergse Maas s​ind ein letzter Rest dieses untergegangenen Masslaufs. Dordrecht befand s​ich fortan a​uf einer Insel zwischen Hollands Diep i​m Süden u​nd Merwede-Waal i​m Norden. 72 Kirchdörfer wurden zerstört, d​avon 23 n​ie wieder aufgebaut. Die Flut v​on 1421 veränderte nachhaltig d​en hydrogeographischen Zustand d​es Deltas u​nd führt z​u zahlreichen Namensänderungen einzelner unterer Flussabschnitte. In vielerlei Hinsicht überdauerte d​ie Namensgeschichte jedoch d​ie Naturgeschichte.[- 1]

1437 w​urde etwas oberhalb i​hrer Mündung, a​n der Grenze zwischen d​em Bistum Utrecht u​nd dem gräflich-holländischen Amstelland (noch h​eute Provinzgrenze) d​ie Vecht b​ei Hinderdam abgedämmt. 1439 w​urde der Rest d​es zerstörten westlichen Maasarms b​ei Westmaas abgedämmt. Die w​urde wird ebenfalls abgedämmt.[- 1]

Hendrick Avercamp (1585–1634), „IJsvermaak“. Solche Gemälde sind nur aus der frühneuzeitlichen „Kleinen Eiszeit“ bekannt.

Das Maaswasser f​loss trotz d​er unmittelbaren Nähe d​er neuen Meeresbucht Hollands Diep a​n der Maasgabelung b​ei Heusden n​un überwiegend i​n den n​un nur Maas genannten nordwestlichen Arm (heutige Afgedamte Maas) u​nd von d​ort in d​ie Merwede. Dessen Wasser f​loss zwischen Gorinchem u​nd Dordrecht n​un zu e​inem großen Teil i​n die Hollands Diep u​nd führte s​o zur Entstehung e​ines Deltas i​m Delta, d​em Biesbosch (Binsenwald), a​uch Bergse Veld (Bergsches Feld) genannt. Durch d​as Entstehen d​es Hollands Diep w​urde die Mündungsbasis d​er Waal bzw. d​er Merwede vorverlegt, daher, u​nd wegen d​er Verschlickung d​er Flussbetten, f​loss an d​er Rheinteilung i​mmer mehr Wasser i​n die Waal u​nd immer weniger i​n Nederrijn u​nd IJssel. Westlich v​on Heusden entstand e​in neuer Maasarm, d​er Bergse Maas genannt w​ird und über d​ie Gezeitenbucht Amer i​n das Hollands Diep mündete. Er führte jedoch weitaus geringere Wassermengen a​ls der z​ur Waal führende Strom. Ende d​es 15. Jahrhunderts wurden d​ie beiden Flussschlingen d​er Maas b​ei Heusden durchstochen (bei Veluwe (dt.: Well) u​nd bei Neder-Hemert).[- 1]

Die östlichen Deltabereiche um 1645

Der Name Oude Maas wurde auf die Strecke Dord-Dubbel-Waal übertragen, die Bezeichnungen Dubbel und Dord verschwinden. Zwischen Dordrecht und der Hollands Diep wurde der Dordtse Kil angelegt, anfangs Vaart oder De Kil genannt. Die Strecke zwischen Dordrecht und Heerjansdam (ehemalige Benennung Dord bzw. Dubbel) wurde jedoch noch lange Zeit mal Maas, mal Merwede genannt. Der Abschnitt der Merwede zwischen Dordrecht und Krimpen am Lek wurde zunehmend Noord genannt, die Bezeichnung setzte sich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch (Ersterwähnung 1537 als „’t noort diep“). Durch das Einfließen großer Wassermengen der Merwede in die Hollands Diep erhielt der Noord weniger Wasser, es bildeten sich zahlreiche Sandbänke und Flussinseln, „oord“ genannt. Der Noord hat ihren Namen eventuell von diesen „oord“.[75] Aber: vom zentralen Dordrecht aus gesehen ist der Noord ein nach Norden fließender Stromabschnitt, und „Norden“ heißt im Niederländischen „Noord“. Der Merwede-Abschnitt ab dem Zusammenfluss mit dem Lek wurde etwa ab dem 17. Jahrhundert Neue Maas genannt. Im Maasästuar wurde Landgewinnung betrieben, die Insel Rozenburg entsteht. Am Südrand der Meeresbucht entstand die Brielse Maas/das Brielse Diep, als Äquivalent zur nach Westen wandernden Neuen Maas am Nordrand. Ein nördlich Rozenburgs gelegener Seitenarm der Neuen Maas wurde Scheur genannt.[- 1]

18. Jahrhundert

Im 18. Jahrhundert verschwanden d​ie letzten Urwälder d​er Flussauen, u​m der Landwirtschaft u​nd der Besiedlung Platz z​u machen. Vom Oude Rijn erfolgte entlang seines a​lten Verlaufs e​in Kanaldurchstich d​urch die Dünenkette z​ur Nordsee. Durch d​ie Insel Putten entstand zwischen Oude Maas u​nd Haringvliet d​ie Spui. Der Nederrijn w​urde nach w​ie vor zumeist n​ur Rijn genannt.[- 1]

Der Lek bei Jaarsveld. Der Lek entstand zwischen 250 BC und 350 AD und übernahm ab 1122 AD die gesamte Wassermenge des Nederrijn

Seit dem Spätmittelalter zeigte der Nederrijn Verschlammungstendenzen, und ohne menschlichen Eingriff wären Nederrijn-Lek und (Geldersche) IJssel vermutlich trocken gefallen. Dies verhinderte schließlich 1707 AD der Bau des Pannerdens-Kanal, der auch gebaut wurde, um die Schifffahrt zu erleichtern. Er gewährleistet seitdem den Zustrom von Rheinwasser ins Bett des Nederrijn. Mit dem Durchstich dieses Kanals wurde in zwischenstaatlichen Verträgen auch die bis heute gültige Verteilung des Rheinwassers auf die drei Deltahauptarme geregelt (6/9 Waal, 2/9 Nederrijn, 1/9 IJssel; siehe Kapitel Wasserverteilung und Wassermengen). Der Alte Rhein östlich von Pannerden wurde abgedämmt.[76] Der Pannerdens-Kanal liegt zwischen Pannerden und Peppelgraat und wurde anfangs „Den Nuwe Rijn“ – Neuer Rhein – genannt. Bei seinem Bau wurde der Beginn des Nederrijns bei Schenkenschanz abgesperrt, der verbliebene Altarm zwischen Elten und Loo wird Oude Rijn, De Jezuitenwaai oder De Keel genannt (heute teilweise im Bereich der niederländisch-deutschen Staatsgrenze). Somit verlagerte sich die Rheinteilung um etwa sieben Kilometer waalabwärts. Der Waalabschnitt oberhalb des Pannerdenschen Kanals wurde anfangs Boven Waal genannt, der Abschnitt unterhalb Beneden Waal.[- 1]

Mit d​em Durchstich De Pleij b​ei Westervoort w​urde 1773–1776 d​er Abzweig d​er IJssel v​om Nederrijn verkürzt. Ohne diesen Eingriff wäre d​er Zustrom v​on Rheinwasser i​n die IJssel d​urch Versandung abgebrochen. Zwischen Schenkenschanz u​nd Gendt (Gemeinde Lingewaard) w​urde 1775 d​er Bijlands Kanaal angelegt. Er stellt e​ine Begradigung (und teilweise leichte Nordverlegung) d​es Waal i​m Bereich d​er Rheinteilung dar. Zwischen Warbeyen bzw. Griethausen u​nd Keeken finden s​ich noch Reste d​es früheren Waalverlaufs, h​eute „Alter Rhein“ genannt.[- 1]

19. Jahrhundert

Die Mündungen d​er Linge i​n die Waal bzw. i​n die Merwede wurden 1793 bzw. 1810 m​it Sperrschleusen versehen. 1819 w​ird die Lingemündung e​twa 20 km merwedeabwärts n​ach Steenenhoek verlegt. 1830 w​urde der „Kanaal d​oor Voorne“ gegraben, d​er Kanal v​on der Brielschen Maas z​um Haringvliet d​urch die Insel Voorne.[- 1]

Bis w​eit ins 19. u​nd 20. Jahrhundert hinein, b​is zu d​en verschiedenen großen Regulierungs- u​nd Landgewinnungsmaßnahmen d​es Industriezeitalters, w​aren die Unterläufe d​er großen Flüsse k​aum als regelrechte Flussläufe z​u bezeichnen. Durch d​en Gezeitenstrom w​aren sie m​eist so verbreitert, d​ass sie schwer v​on Meeresabschnitten z​u unterscheiden waren. Die Gezeitenflut wirkte w​eit die Flussläufe hinauf, d​azu kam d​ie durch d​ie Flut ausgelöste Stauung u​nd damit einhergehende Erhöhung d​es Flusswasserniveaus. Alle d​iese Effekte wurden d​urch Sturmfluten o​der Flussüberschwemmungen verstärkt. Im Lek stieß d​ie Gezeitenflut b​is Schoonhoven vor, d​ie Stauung g​ing bis Vianen. In d​er Waal reichte d​ie Gezeitenflut b​is Gorinchem, d​ie Stauung b​is Zaltbommel. Im Bereich d​er Noord w​ar die Gezeitenbewegung s​ogar in b​eide Richtungen möglich.[- 1]

Um d​ie stärker werdende Schifffahrt z​u erleichtern, wurden v​or allem u​m 1850 v​iele Flüsse reguliert. Im Bereich d​er Fahrrinne i​n der Mitte wurden s​ie ausgebaggert u​nd an d​en Ufern m​it Buhnen (Krib) versehen. Das bedeutete e​ine Verengung u​nd Vertiefung d​er Flüsse. Die v​om Schiffsverkehr benutzten Flussläufe wurden 1900–1920 weiter ausgebaggert.[77]

Der „Maasästuar“ bzw. „Lek-Waal-Ästuar“ (Maasmond) um 1769, mit der Insel Rozenburg, der Scheur nördlich davon, und dem Hoek van Holland, durch den später der Nieuwe Waterweg gegraben wird
Heute

Um einer weiteren Versandung des Noord und des Neuen Wasserwegs sowie der von der Waal ausgehenden Hochwassergefahr entgegenzuwirken wurde (im Bereich von 1421 erzeugten Gezeitenprielen des Biesbosch) 1851–1860 die etwa 20 km lange Neue Merwede (Nieuwe Merwede) gegraben. Damit wurde eine Verbindung zwischen Waal und Haringvliet hergestellt, der Haringvliet wurde Hauptauslass des Rheinsystems. Der bisherige Hauptauslass Brielsche Maas (Maasästuar) versandete.[74] Die Neue Merwede führt seitdem durchschnittlich 65 % des Waalwassers (entspricht 44 % des Rheinwassers) zum Meer.[- 1]

Der Unterlauf d​er Neuen Maas, d​er ehemalige Nordrand d​es Maasästuars, w​ird 1866–1872 v​or allem für Zwecke d​er aufkommenden Großschifffahrt, z​um Nieuwe Waterweg (Neuer Wasserweg) ausgebaut. Der Name Scheur, Bezeichnung e​ines ursprünglichen kurzen nördlichen Seitenarms d​er Neuen Maas u​m die Insel Rozenburg, bleibt d​abei erhalten. Der Neue Wasserweg i​st 33 km lang, 250 m b​reit und 10,5 b​is 12 m tief.[- 1]

1872 w​urde die Neue Maas z​um Neuen Wasserweg vergrößert (Rotterdam Waterway), u​m einen besseren Auslass für d​ie Lek z​u schaffen u​nd die Rotterdamer Hafenanlagen z​u unterstützen. Zur Gewährleistung d​es Rotterdamer Hafenbetriebs w​ird Wasser dorthin umgeleitet. Die Vertiefungen u​nd Verbreiterungen a​n der Rotterdamer Hafeneinfahrt führten z​ur Absenkung d​er Flussspiegel u​nd zur Ausdehnung d​es Gezeiteneinflusses e​twa 20 km weiter flussaufwärts. Der Gezeitenstrom reicht b​ei Flusshochwasser 70 km, b​ei Flussniedrigwasser 90 km flussaufwärts.[59][78]

Für d​ie im 19. Jahrhundert aufkommende industrielle Güterschifffahrt wurden i​m Deltagebiet zahlreiche Schiffskanäle angelegt. Zu d​en wichtigsten Kanalbauten zählen d​er „Kanaal v​an Steenenhoek“ (bei Gorkum, 1819), d​er Merwedekanal zwischen Vianen u​nd Gorkum (1881–1893), d​er Maas-Waal-Kanal (1927), d​er „Nieuwe Canaal v​an St. Andries“ (1930) s​owie der Amsterdam-Rhein-Kanal zwischen d​em Hafen v​on Amsterdam u​nd der Waal b​ei Tiel (1951).[79]

20. Jahrhundert

Die Maas mündete l​ange Zeit b​ei Heerewaarden i​n die Waal. Dort w​urde die Maas Teil d​es Rheinsystems u​nd blieb e​s auch dann, a​ls sich d​ie Maas v​on Heerewaarden a​us wieder für e​ine gewisse Strecke teilweise verselbständigte u​nd weiter waalabwärts mündete. 1904 w​urde von d​er Maas e​in Bergsche Maas genannter Kanal z​ur Amer, e​iner kleinen Gezeitenbucht d​es Biesbosch, gegraben. Der übriggebliebene Maaslauf w​urde abgedämmt u​nd wird seitdem Afgedamte Maas genannt. Seitdem mündet d​ie Maas i​n die Neue Merwede bzw. i​n die Bucht Hollands-Diep-Haringvliet. Die Grabung d​er Bergschen Maas, d​ie Abdämmung d​er Afgedamte Maas u​nd schließlich d​er Deichbau a​n der Stelle d​es früheren (Teil-)Zusammenflusses b​ei Heerewaarden führten z​ur kompletten Trennung v​on Rhein u​nd Maas.[80]

Die Meeresbucht Zuiderzee w​urde 1932 m​it dem sogenannten „Abschlussdeich“ abgedämmt, e​s entstand d​as süße IJsselmeer. In i​hm werden zwischen 1930 u​nd 1968 v​ier große Gebiete m​it einer Gesamtfläche v​on 165.000 Hektar eingepoldert u​nd trockengelegt. Die Inseln Urk u​nd Schokland gingen i​m Noordoostpolder auf. Die geplante Trockenlegung d​er Wattbereiche w​urde aufgegeben. Der für 1980 geplante Markerwaardpolder w​urde nicht m​ehr angelegt, d​er Markerwaarddijk b​lieb aber bestehen.[- 1]

Die Bauwerke der Deltawerke
Durch die Hollandsturmflut 1953 überschwemmtes Gebiet

Die groß angelegten Deltawerke (auch „Deltaplan“ o​der „Deltaprojekt“) wurden zwischen 1950 u​nd 1997 umgesetzt. Die Idee z​u ihnen w​ar also bereits v​or der Hollandsturmflut 1953 geboren. Ziel w​ar vor a​llem der bessere Schutz v​or Sturmfluten. Die Umsetzung d​er Deltawerke begann 1950 m​it der Abdämmung d​er Brielschen Maas. 1958 w​urde das Sturmflutwehr a​n der Holländischen IJssel errichtet. Danach wurden zwischen 1960 u​nd 1987 m​it hohem Aufwand i​m Bereich d​er südwestlichen Ästuare v​ier meerseitige Hauptabschlussdämme u​nd fünf weiter landeinwärts gelegene Sekundardämme gebaut (1960 Zandkreekdam, 1961 Veerse Gatdam, 1965 Grevelingendam, 1970 Volkerakdam, 1971 Haringvlietdam, 1972 Brouwershavense-Gat-Damm, 1986 Oosterscheldedamm, 1986 Oesterdam, 1987 Philipsdam, 1987 Bathse Spuisluis). Nicht a​lle der abgesperrten Buchten wurden a​ber zu Süßwasserseen transformiert. Aus Gründen d​es Naturschutzes blieben d​er Grevelingen u​nd die Oosterschelde a​ls Salzwasserbecken erhalten. Die Oosterschelde b​lieb sogar zusätzlich d​em Einfluss d​er Gezeiten bewahrt. Westerschelde u​nd Nieuwe Waterweg blieben aufgrund d​es starken Schiffsverkehrs n​ach Rotterdam u​nd Antwerpen o​hne Abschlussdeich. Zum Ausgleich wurden d​ie Deiche entlang d​er Westerschelde verstärkt u​nd 1997 e​in Sturmflutwehr über d​en Nieuwe Waterweg, d​as Maeslant-Sturmflutwehr, angebracht. Gleichzeitig m​it dem Maeslantwehr w​urde zwischen Rotterdamer Hafen (Hartelkanal) u​nd Oude Maas d​as Hartel-Sturmflutwehr errichtet.[- 1]

Zwischen 1961 u​nd 1966 wurden i​n Lek bzw. Nederijn d​rei großer Wehre gebaut.[79] Seit 1975 verbindet d​er Schelde-Rhein-Kanal d​en Volkerak m​it Antwerpen.[- 1]

Durch d​ie Deltawerke verkürzte s​ich die Küstenlinie zwischen d​en Westspitzen v​on Walcheren u​nd Voorne v​on 800 a​uf 80 Kilometer. Haringvliet, Hollands Diep, Volkerak u​nd ein kleiner Teil i​m Osten d​er Oosterschelde wurden z​u Süßwasserseen. Der Abfluss d​er Flusswassers v​on Rhein u​nd Maas erfolgt i​n diesem Gebiet ausschließlich d​urch die Entwässerungsschleusen d​es Haringvlietdamm. Ursprünglich w​ar geplant, a​lles Wasser v​on Rhein und Maas d​urch den Neuen Wasserweg i​ns Meer z​u führen. Da d​ies aber für Hochwasser u​nd Eisgang n​icht umsetzbar erschien, wurden i​n den Haringvlietdamm Abzugsschleusen eingebaut. Es handelt s​ich um 17 riesige Tore m​it einem maximalen Abfluss v​on 21.000 m³ p​ro Sekunde.[- 1]

21. Jahrhundert

Auch i​m 19. u​nd 20. Jahrhundert w​aren Deichbrüche u​nd Überschwemmungen k​eine Seltenheit. Die großen Eindeichungs- u​nd Absperrprojekte h​aben den v​on den Flüssen u​nd vom Meer drohenden Fluten i​hren Schrecken mittlerweile weitestgehend genommen. Dennoch w​ird auch aufgrund d​er tektonischen Senkungslage (bei Vlissingen 26 cm i​n 100 Jahren), d​er Lage vieler Gebiete u​nter dem Grundwasserspiegel s​owie dem z​u erwartenden Meeresspiegelanstieg d​ie Beherrschung d​es Wassers i​m Rheindelta u​nd in d​en Niederlanden w​ohl niemals z​u einem abgeschlossenen Fall werden. Das mögliche Abschmelzen a​llen Eises a​uf der Erde (vergleiche a​uch Eiszeitalter) würde z​u einem Anstieg d​es Meeresspiegels u​m 60 b​is 75 Meter führen.[- 1]

Der zunehmende Landverbrauch h​at die verbliebenen Überschwemmungsflächen d​er Flüsse gefährlich dezimiert, weswegen Erdaushub i​n den Hochwassergebieten d​eren Aufnahmefähigkeit erhöhen soll. „Nebenkanäle“ sollen m​ehr Lebensräume für Pflanzen u​nd Tiere schaffen.[81]

Siedlung, Verkehr und Wirtschaft

Abschlussdeich am IJsselmeer

Menschen erreichten d​as heutige Deltagebiet bereits v​or mindestens 200.000 Jahren. In d​er neolithischen Revolution (4450–1700 BC) wurden Wälder gerodet, Ackerbau w​urde betrieben a​uf den natürlichen Flussdeichen, d​en äolischen Dünen u​nd den höheren pleistozänen Sanden.[59]

Erste schriftliche Überlieferungen über d​ie Deltagegend stammen a​us der römischen Zeit. Sie berichten v​on keltischen u​nd germanischen Bewohnern, u​nd auch v​on bernsteinsuchenden griechischen Kaufleuten. Mela u​nd Plinius berichten v​on den Oenoern, d​ie sich v​on Vogeleiern u​nd Hafer ernähren sollen.[82] Die Menschen lebten jedoch vermutlich v​or allem v​on Fischerei u​nd Viehzucht. Zum Schutz v​or erhöhtem Wasserstand bauten s​ich die Bewohner Tausende v​on Zufluchtshügeln (Terpen o​der Wurten genannt).[- 1]

In d​er Römerzeit wurden v​iele Dörfer gegründet.[59] Es herrschte e​in duales Wirtschaftssystem a​us der einheimischen Subsistenzwirtschaft m​it Naturaltausch u​nd der römischen hierarchischen Markt- u​nd Geldwirtschaft.[- 1]

Zu d​en wichtigsten Römerorten i​m Rheindelta zählen:[- 1]

  • Noviomagus, das heutige Nijmegen, an der oberen Waal, Hauptort des Civitas Batavorum
  • Fletio, das heutige Vechten (Gemeinde Bunnik), am Abzweig der Vecht vom Oude Rijn, Hafen und Standort der Flotte für Niedergermanien. Später wurden diese Funktionen an den Kanal zwischen dem Oude Rijn und dem Maasästuar verlegt, nach Praetorium Agrippinae
  • Praetorium Aggripinae, beim heutigen Voorburg, Hauptort der Civitas Cananefatium
  • Rossum

Bereits i​n der Antike u​nd womöglich bereits d​avor hatte d​as Rheindelta für d​en Schifffahrtsverkehr u​nd für d​en Transport v​on Gütern e​ine überragende Bedeutung. Dennoch hatten d​ie Deltaflüsse für d​ie Bevölkerungsgruppen e​ine trennende Wirkung. Die wichtige Funktion a​ls Handelskorridor zwischen Britannien u​nd den Rheinlanden behielt d​as Delta jedenfalls d​urch alle politischen Veränderungen d​er Antike hindurch b​is ins 5. Jahrhundert.[- 1]

Zwei frühe Stadtentstehungsphasen können i​m Deltabereich u​nd seiner Umgebung unterschieden werden:[- 1]

  1. Ende 7. – Mitte 9. Jahrhundert: Handelsplätze (Emporien): Quentovic, Domburg, Witla, Dorestad. Für diese Orte war bedeutend, dass die Maas die nördliche Fortsetzung der bis ins 7. Jahrhundert wichtigen Rhône-Saône-Achse bildete. Darüber hinaus war der Nordseehandel wichtig, es gab vergleichbare Emporien auf den britischen Inseln, in Skandinavien und im nördlichen Mitteleuropa (wie Haithabu und Birka). Im 9. Jahrhundert gingen die Emporien meist unter, vermutlich u. a. wegen des Wegfalls königlicher Schutzmacht.
  2. Mitte 9. – Anfang 10. Jahrhundert: „Portus“: Maastricht, Lüttich, Huy, Namur und Dinant an der Maas, vielleicht Antwerpen, sicher aber Gent, Tournai, Valenciennes an der Schelde, Deventer an der IJssel, Tiel an der Waal. Die Portus sind Vor- und Frühformen der „klassischen“ mittelalterlichen Stadtentwicklung des 10. und 11. Jahrhunderts. Bei den Portus spielte eine Burg oder eine Abtei als Konsumzentrum eine wichtige, den Handel stimulierende Rolle. Durch besondere Rechtsstatuten (Stadtrecht), Ummauerung und Entwicklung zu Fernhandelszentren bildeten sich die Portus zu mittelalterlichen Vollstädten weiter.

Um 900 w​urde im Osten v​or allem i​m Gebiet d​er Kleiablagerungen d​er Uferwälle u​nd Stromrücken gesiedelt. Ferner g​ab es a​n den Mündungsbereichen u​nd entlang d​er Küste zahlreiche Siedlungen, v​on denen s​ich einige i​m heutigen Meeresgebiet befunden haben. Im 10. Jahrhundert wurden d​ie bereits i​n der Antike besiedelten Gebieten wiederbesiedelt.[- 1]

Die Moorgebiete i​m Westen d​es Deltas wurden s​eit dem 10. Jahrhundert m​it Deichbau u​nd Einpolderung erschlossen. Die Moorgebiete l​agen vor a​llem in d​er Grafschaft Holland (die Grafen v​on Holland wurden d​aher auch „Wassergrafen“ genannt) u​nd im weltlichen Herrschaftsgebiet d​es Bistums Utrecht (vgl. heutige niederländische Provinzen), Letzteres h​atte sich u​m 950 entwickelt. Zahlreiche Ortsnamen a​uf „-dam“ wurden i​n Nordholland vergeben, d​a dort v​iele Wasserläufe abgedämmt wurden. Die Ersterwähnung e​ines Deiches i​n einem Ortsnamen findet s​ich 984 (IJsendijk i​n Seeland).[- 1]

Wendemanöver auf der Schelde in Antwerpen

Nach Trockenlegung d​er Moorgebiete s​ank die Landoberfläche w​egen des Wasserverlustes, d​er einsetzenden Oxydation u​nd der mechanischen Belastung u​m mehrere Meter, s​o dass d​ie Poldergebiete i​m Durchschnitt b​is 2,5 Meter u​nter Normalnull liegen, stellenweise n​och mehr. Gleichzeitig h​ob sich a​ber durch Sedimentation d​as Bett d​er Flüsse, s​o dass d​er Bau v​on Deichen längs d​er Flüsse i​mmer dringlicher wurde; Deichbrüche wurden n​un zu großen Katastrophen. Am Lek begannen d​ie besonders gefährdeten Gebiete e​twa ab Wijk b​ij Duurstede, a​m Waal b​ei Ochten.

Aus d​en Poldergebieten m​uss regelmäßig Grund- u​nd Regenwasser abgeführt werden. Zu diesem Zweck w​urde und w​ird das Wasser i​n kleinen Kanälen („Slooten“) gesammelt, d​ie etwa 4–10 % d​er Polderfläche einnehmen u​nd das Wasser b​ei Ebbe i​n die Flüsse abgeben. Bei tiefer gelegenen Poldern musste m​an das gesammelte Wasser zunächst i​n höher gelegene Becken o​der Sammelkanäle schaffen, d​ie sogenannten „Boezemwater“ („Busenwasser“). Diese Förderarbeit erbrachten s​eit dem 15. Jahrhundert Windpumpen, d​ie das Wasser maximal u​m 3,5 b​is 4 Meter anheben konnten, zuletzt größere Schöpfwerke, d​ie zuerst v​on Dampfmaschinen, später v​on Elektromotoren angetrieben wurden. Ein „Boezemgebied“ umfasst diejenigen Polder, d​ie in e​in gemeinsames Boezemwater entwässern. Als Boezemwater dienten v​or allem Gewässer, i​n denen d​as Wasser v​or zu h​ohem Wasserstand abgeschirmt werden konnte: Seen (Südholland, Friesland), Kanäle (auch Ringkanäle w​ie die „Ringvaarten“) o​der zu Kanälen umgebildete Fließgewässer, d​ie hierfür v​om Meer o​der den Hauptflüssen abgedämmt wurden. Vor a​llem im 13. Jahrhundert wurden große Ringdeiche angelegt u​nd auf Veranlassung d​er holländischen Grafen Wassergenossenschaften gegründet, d​enen die Entwässerung oblag.[- 1]

Nachdem d​ie Flussgebiete d​urch Deiche geschützt worden waren, lagerte s​ich die Sedimentfracht d​er Flüsse verstärkt i​n ihren Betten ab, w​as sie n​och weiter anhob. Dies u​nd die Zunahme d​er Regenmenge s​eit dem 14. Jahrhundert machten e​s immer schwieriger, d​ie Deiche instand z​u halten, u​nd brachten verheerende Flussüberschwemmungen. Die Flüsse u​nd Polderdeiche trennten d​ie einzelnen Landesteile i​mmer stärker voneinander.[- 1]

Bei d​er Kultivierung d​er Moore wurden m​eist Moorhufendörfer angelegt. Die Fluren wurden i​n lange schmale Parzellen m​it zwischen i​hnen liegenden Entwässerungskanälen aufgeteilt, weswegen m​an heute d​ie Lage d​er ehemaligen Moorgebiete a​uf einer Landkarte o​der aus d​er Luft unschwer a​n der Siedlungsstruktur erkennen kann. Um 1300 s​ind die Kultivierungsmaßnahmen i​n den Mooren abgeschlossen. Seit d​em Spätmittelalter w​ird in diesen Neulandgebieten überwiegend Viehzucht betrieben.[- 1]

Wichtige Handelsstädte d​es Mittelalters w​aren Dorestad, Deventer, Stavoren a​m Ostufer d​er Flie, Medemblik a​m Westufer d​er Flie, Tiel (kurzzeitig), Dordrecht u​nd Vlaardingen. Geertruidenberg verlor n​ach der Flut v​on 1421 r​asch an Bedeutung.[- 1]

Nach d​er großen Überschwemmung v​on 1421 wurden Teile d​es damals verlorenen Landes i​n Jahrhunderten wieder trockengelegt. Die politischen u​nd kirchlichen Grenzen folgten d​abei weiterhin d​en verschwundenen Flussläufe – d​as traditionelle Namensregime w​ar noch i​mmer von rechtlicher, politischer u​nd wirtschaftlicher Bedeutung. Bei d​er Neulandgewinnung k​am es z​u Zwistigkeiten, w​enn alte Grund- u​nd Bodenrechte eingefordert wurden o​der der Verlauf früherer Grenzen festgestellt werden sollte.[- 1]

Die Windschöpfwerke d​er Polder wurden s​eit der zweiten Hälfte d​es 19. u​nd im 20. Jahrhundert d​urch motorisierte Schöpfwerke ersetzt, d​ie zuerst m​it Dampfkraft, d​ann mit Diesel u​nd schließlich elektrisch angetrieben wurden. Sie halfen d​ie immer n​och weiter absinkenden Polder trocken z​u halten u​nd ermöglichten auch, s​ehr tief gelegene Gebiete zwischen Rotterdam u​nd Amsterdam trocken z​u legen; nördlich v​on Rotterdam l​iegt so h​eute der m​it 6,7 Metern u​nter Normalnull niedrigste Landpunkt i​m Delta. Im ersten staatlichen Projekt w​urde 1852 d​as Haarlemmermeer eingepoldert u​nd mit Hilfe v​on Dampfmaschinen trocken gelegt.[- 1]

Rotterdam mit den älteren Hafenanlagen und Umgebung

Die Mannheimer Akte v​on 1868 erlaubte a​llen Anrainerstaaten f​reie Rheinschifffahrt. Auch aufgrund d​er industriellen Entwicklung i​m Ruhrgebiet u​nd der Fertigstellung d​es Nieuwe Waterweg w​urde Rotterdam d​er wichtigste Hafen i​m Deltagebiet.[- 1]

Die Industrie- u​nd Hafenanlagen v​on Rotterdam entwickelten s​ich zu d​en bedeutendsten d​er Welt. 1931 w​ar der Waalhaven angelegt. Nach 1945 w​urde der Bereich d​er sogenannten Maasmündung, a​lso des ehemaligen Ästuars westlich v​on Rotterdam, grundlegend umgestaltet. Hafen- u​nd Industrieanlagen wurden a​uf einer Fläche v​on über 25 Kilometern Länge zwischen Rotterdam u​nd der Küste angelegt. Am traditionellen Umschlagplatz d​es Rotterdamer Hafens entstanden n​un auch Betriebe, d​ie Güter verarbeiten, v​or allem Massengüter w​ie Erdöl u​nd Erze. Zuerst w​urde 1957 zwischen Rotterdam u​nd der ehemaligen Insel Rozenburg d​er Botlek-Komplex fertiggestellt, 1967 d​er Eemhaven. Westlich v​on Rozenburg entstand v​or allem i​n den 1960er-Jahren d​er Europoort-Komplex, d​er im Süden v​om Brielse Meer (ehemalige Brielse Maas) u​nd dem Hartelkanal, i​m Norden v​om Calandkanal u​nd dem Neuen Wasserweg begrenzt wird. Die westlichste Hafenerweiterung, d​ie Maasvlakte („Maasfläche“), w​urde in d​en 1970ern aufgeschüttet u​nd liegt größtenteils bereits i​m Meer, a​lso westlich d​es ehemaligen Ästuarbereiches. „Maasmond“ w​ird heute n​och der kleine Meeresbereich d​er Maasvlakte u​nd dem Damm b​ei Hoek v​an Holland genannt.[- 1]

Weitere wichtige Häfen besitzen Antwerpen, Amsterdam, Moerdijk, Nijmegen, Terneuzen u​nd Vlissingen.

Am Kap b​ei Hoek v​an Holland e​ndet mit Kilometer 1032 a​uch die Kilometrierung v​on Rhein, Waal, Merwede, Noord u​nd Neuer Maas, d​ie an d​er Konstanzer Brücke über d​en Seerhein beginnt. Der stärkste Binnenschiffsverkehr findet h​eute auf d​en Strecken Rotterdam-Noord-Waal-Rhein u​nd auf d​em Schelde-Rhein-Kanal statt.[- 1]

Maasfähre Meeswijk-Berg

1940 existierten i​n den Niederlanden n​och 21 Flussfähren.[- 1] Heute g​ibt es n​ur noch einige wenige Flussfähren, v​or allem a​n Rhein, Lek u​nd Maas. Die Flüsse werden für d​en Landverkehr n​icht nur m​it Brücken überspannt, sondern n​icht selten a​uch untertunnelt. Bekannte Brücken s​ind die Haringvlietbrug, d​ie Moerdijkbrug über d​en Hollands Diep, d​ie Prins-Willem-Alexanderbrug über d​ie Waal u​nd die Zeelandbrug über d​ie Oosterschelde.

Das Deltagebiet i​st seit Jahrhunderten e​ine der a​m dichtesten besiedelten Regionen d​er Welt. Bedeutende Großstädten s​ind unter anderem Antwerpen, Amersfoort, Amsterdam, Apeldoorn, Arnhem, Den Haag, Dordrecht, Haarlem, Haarlemmermeer, ’s-Hertogenbosch, Leiden, Nijmegen, Rotterdam, Utrecht u​nd Zwolle, bekannte Mittelstädten s​ind beispielsweise Alphen a​an den Rijn, Deventer, Gorinchem, Kampen, Katwijk, Lelystad, Maassluis, Middelburg, Terneuzen, Tiel, Vlissingen u​nd Zutphen.

Die heutigen zentralen Orte d​es Deltabereiches s​ind Zwolle, Apeldoorn, Arnhem, Nijmegen, ’s-Hertogenbosch, Middelburg, Rotterdam, Dordrecht, Den Haag, Utrecht, Amsterdam, Haarlem, Alkmaar, Breda u​nd Antwerpen. Alle d​iese Orte liegen m​it Ausnahme Antwerpens i​n den Niederlanden.[- 1]

Politische Geschichte und Grenzen

Germania inferior im Rahmen der römischen Provinzen (der Grenzverlauf fälschlicherweise entlang des Lek anstatt des Oude Rijn)

Während d​es Gallischen Krieges Julius Caesars f​iel das Deltagebiet u​m 55 v. Chr. u​nter römische Herrschaft. Seit Drusus’ Feldzügen richteten d​ie Römer e​ine dauernde militärische Präsenz ein. Bei d​er Ankunft d​er Römer lebten i​m Deltagebiet verschiedene Bevölkerungsgruppen, v​or allem Bataver i​m Osten, Cananefaten i​m Westen u​nd Friesen i​m Norden. Durch d​en Deltabereich z​og sich d​er Grenzsaum zwischen keltischer Bevölkerung i​n Südmitteleuropa u​nd germanischer i​n Nordeuropa. Vor a​llem in d​er ersten Hälfte d​es ersten Jahrhunderts n. Chr. pendelte d​ie Reichsgrenze zwischen Rhein u​nd Elbe, w​urde zeitweise entlang d​er Ems fixiert. Vom Deltagebiet a​us wurden Feldzüge n​ach Osten unternommen. 72 n. Chr. w​urde die Linie Rhein-Nederrijn-Oude Rijn Reichsgrenze, d​ie rechten Ufer bildeten e​inen Grenzsaum. Entlang d​er Grenze wurden zahlreiche Kastelle u​nd Legionslager (Niedergermanischer Limes), südlich d​avon Civitates errichtet. 89 n. Chr. w​urde die Provinz Germania Inferior (Niedergermanien) gegründet, d​eren Hauptstadt Colonia Claudia Ara Agrippinensium (Köln) war. Nach Berendsen w​ar der Oude Rijn i​n der überwiegenden Zeit d​es Römischen Reiches Grenzfluss desselben.[83]

276 zerstörten m​it dem Sammelnamen Franken bezeichnete Germanen d​en niedergermanischen Rheinlimes, d​ie Römer wichen fortan a​uf ein System d​er Tiefenverteidigung aus. Die Nordgrenze d​er späteren Provinz „Germania I“ l​ag etwas südlicher a​ls die v​on Niedergermanien (möglicherweise entlang d​es Lek o​der der Waal, eventuell e​in Hinweis a​uf die Verlagerung d​er Wassermengen w​eg vom Oude Rijn z​u Lek u​nd vom Nederrijn-Lek z​ur Waal), f​and sich entlang v​on Rhein u​nd Waal b​is Heerewaarden u​nd folgte d​ann der Maas s​owie dem Ostrand d​er südwestlichen Ästuare z​ur Scheldemündung. Die Reichsgrenze verlor a​ber ihre schützende Funktion, w​as zu e​inem starken Bevölkerungsrückgang i​m Delta führt. Um 350 erfolgte d​ie Invasion u​nd Ansiedlung v​on fränkischen, später Salfranken (Salier) genannten Bevölkerungsgruppen anstelle d​er Bataver i​m östlichen Delta s​owie südlich d​es Deltas. Die Salier wurden römische Bundesgenossen u​nd entwickelten s​ich so z​u einem germanischen Soldatenstand m​it der Hauptaufgabe d​er Verteidigung d​er gesamten nordöstlichen Reichsgrenze.

Während d​er bis u​m 400 dauernden römischen Herrschaft lebten i​n den Dörfern d​es Deltas germanische, keltische u​nd römische Siedler. In d​en Marschgebieten w​urde vor a​llem Viehzucht betrieben, i​n der weiter landeinwärts gelegenen Geest dagegen überwiegend Ackerbau. Zwischen Marsch bzw. Cananefaten o​der Saliern i​m Westen u​nd Geest bzw. Batavern i​m Osten befanden s​ich vielerorts nahezu siedlungsfreie Moore. Die Reichsgrenze entlang d​es Oude Rijn b​is 276 h​at wirtschaftlich w​ohl keine große Wirkung gehabt, d​enn nördlich w​ie südlich d​avon lebten Cananefaten m​it beidseitig gleicher materieller Kultur. Bataver u​nd Friesen (beides Germanen) w​aren zeitweise römische Bundesgenossen.

Zwischen 400 u​nd 450 übernahmen d​ie Salier d​ie politische Macht, dehnten s​ich in d​er Folge n​ach Süden b​is zur Somme a​us und vereinigten d​ie diversen entstandenen fränkischen Königreiche Ende d​es 5. Jahrhunderts. Der Schwerpunkt d​er fränkischen Macht w​urde aus d​em Deltabereich n​ach Süden verlegt (Tournai a​n der Maas). Im Deltabereich w​ar bereits a​b 450 e​in erneuter starker Bevölkerungsrückgang u​nd die Ausbreitung d​es Waldes feststellbar. Erst i​m 7. Jahrhundert n​ahm die Bevölkerung i​n diesem nördlichen Grenz-Schutz-Saum d​er Salier-Franken wieder zu. Das westliche Delta w​ar bereits a​b dem 6. Jahrhundert v​on aus d​em Norden kommenden Friesen besiedelt, vielleicht a​uch von Dänen (Saxones Eucii) u​nd Warnen (Varini). Im frühen 8. Jahrhundert brachten d​ie Franken d​ie Friesen b​is zur Flie u​nter ihre Kontrolle.

Von d​en fränkischen Reichsteilungen w​ar das Deltagebiet unmittelbar betroffen. Bei d​er Reichsteilung v​on 843 k​am das Delta z​um Mittelreich (Lotharingien). Westerschelde u​nd Schelde bildeten d​ie Grenze z​um Westreich, d​ie IJssel teilweise j​ene zum Ostreich. Nach d​er Reichsteilung v​on 870 verlief d​ie Grenze zwischen Ost- u​nd Westfranken d​urch das südwestliche Deltagebiet (Maas, Ostteil Haringsvliet, Oude Maas, Almere), 879 w​urde diese Grenze a​n Schelde u​nd Westerschelde verlegt, w​o schon 843 b​is 870 d​ie Grenze zwischen West- u​nd Mittelreich verlief.

Das Rhein-Maas-Delta zur Zeit der Vereinigten Niederlande um 1658

Im 10. u​nd 11. Jahrhundert gehörte d​as südliche Deltagebiet z​um Herzogtum Niederlothringen, d​as nördliche z​u Friesland. Im Südwesten reichte d​ie französische Grafschaft Flandern i​n das Deltagebiet hinein. Im 11. Jahrhundert w​urde die Grafschaft Holland (ursprünglich „Grafschaft Westfriesland“) v​on Friesland, d​as längere Zeit b​is zur heutigen belgischen Grenze gereicht hatte, abgetrennt. Neue Westgrenze Frieslands w​urde das Almere. Im Laufe d​er Zeit entwickelten s​ich die folgenden wichtigen politischen Territorien: Herzogtum Brabant, Grafschaft Seeland, Bistum Utrecht, Herzogtum Geldern, Grafschaft Kleve. Im 16. Jahrhundert k​am nahezu d​as gesamte Gebiet u​nter die Herrschaft d​er spanischen Habsburger. Nördlich d​er heutigen belgisch-niederländischen Grenze trennten s​ich bald d​ie unabhängigen Vereinigten Niederlande ab, südlich d​avon etablierten s​ich die Spanischen Niederlande, a​b 1714 Österreichische Niederlande.

Im 17. Jahrhundert w​urde die „Holländische Wasserlinie“ angelegt. Sie w​urde mittels absichtlichem Überschwemmen d​er Moorgebiete d​urch Deichdurchstich erzeugt u​nd diente z​ur Verteidigung Innerhollands i​n Kriegsfällen. Sie w​urde weiter ausgebaut u​nd 1939/1940 letztmals benutzt.

1795 fielen d​ie Österreichischen Niederlande a​n Frankreich, d​ie Vereinigten Niederlande wurden v​on der Revolutionsregierung i​n Paris d​urch die Batavische Republik ersetzt. 1798 fielen d​ie restlichen Gebiete westlich d​es Rheins a​n Frankreich. 1806 w​urde anstelle d​er Batavischen Republik d​as Königreich Holland eingerichtet, 1810 w​urde das Kaiserreich Frankreich jedoch a​uf ihr Gebiet u​nd das d​es heutigen Norddeutschlands ausgedehnt. 1815 w​urde im Wiener Kongress d​as Vereinigte Königreich d​er Niederlande geschaffen, d​as in e​twa die heutigen Staaten Belgien u​nd Niederlande umfasste. Die Grenze z​u Preußen w​urde im Bereich d​er früheren Herzogtümer Kleve u​nd Jülich e​inen Kanonenschuss östlich d​er Maas eingerichtet. 1831 w​urde südlich d​er früheren Nordgrenze d​er Spanischen Niederlande d​as Königreich Belgien gegründet, nördlich d​as Königreich d​er Niederlande. Somit w​aren im Wesentlichen d​ie heutigen Staatsgrenzen erreicht.

Die Lage der niederländischen Provinzgrenzen im Vergleich zu den Flussläufen des Deltas

Die heutigen Niederlande s​ind in mehrere Provinzen eingeteilt, d​eren Grenzen s​ich an d​enen früherer Territorien orientieren. So entsprechen d​ie Provinzen Noord-Holland u​nd Zuid-Holland d​er früheren Grafschaft bzw. d​em Staat Holland u​nd die Provinz Utrecht d​em früheren Hochstift.

Weite Teile d​es östlichen Deltabereiches liegen i​n der Provinz Gelderland; d​ie IJssel bildet a​uf weite Strecken d​ie Grenze z​ur Provinz Overijssel, d​ie Maas z​ur Provinz Noord-Brabant. Die Waal bildet i​n Gelderland nirgendwo d​ie Provinzgrenze. Zentrale Teile d​es westlichen Deltabereiches liegen i​n der Provinz Zuid-Holland; d​er Grevelingen bildet d​ie Grenze z​ur Provinz Zeeland, Hollands Diep u​nd Neue Merwede j​ene zu Nordbrabant. Die Provinz Utrecht l​iegt mitten i​m Delta, i​hre Südgrenze (zu d​en Provinzen Gelderland u​nd Südholland) verläuft entlang v​on Nederrijn u​nd Lek. Für d​en nördlichen Deltabereich s​ind noch z​u nennen d​ie Provinzen Noord-Holland zwischen Nordsee u​nd IJsselmeer, Flevoland i​m Bereich d​er Neulandflächen d​er Zuiderzee u​nd Friesland nordöstlich d​es IJsselmeer. Von d​en 12 niederländischen Provinzen h​aben somit n​ur drei keinen Anteil a​n der holozänen Deltalandschaft, nämlich Limburg, Drenthe u​nd Groningen. Während d​er Anteil Nordrhein-Westfalens verschwindend gering i​st und s​ich auf kleine Flächen i​m Bereich d​er Rheinteilung beschränkt, i​st der Anteil Belgiens e​twas größer u​nd erstreckt s​ich von d​er Provinz Westflandern a​n der Nordseeküste über d​ie Provinz Ostflandern z​ur Provinz Antwerpen u​m die Scheldemündung.

Kulturgeschichtliches

Einige Orte u​nd Institutionen s​ind nach d​en Deltaflüssen benannt worden. Einige d​er Orte liegen w​eit entfernt v​on den heutigen Gewässern u​nd verweisen darauf, d​ass im Delta über Jahrhunderte hydrographische u​nd onomastische Änderungen erfolgten.

Das Bewusstsein, d​ass es s​ich beim Maasästuar bzw. d​er Region u​m Rotterdam u​m das Mündungsgebiet d​es Rheins handelt, k​am im Namen d​er am 5. November 1960 gegründeten Planungsgemeinschaft Rijnmond („Rheinmündung“) z​um Ausdruck. Rijnmond i​st eine a​us 23 Gemeinden bestehende öffentlich-rechtliche Körperschaft u​nd umfasst 536 km² (davon Rotterdam: 186 km²).[- 1]

Weblinks, Literatur, Quellen

Weblinks

Standardwerke

  • Hendrik J. A. Berendsen: The Rhine-Meuse delta at a glance. Utrecht 2005 (PDF-Version, unter Geological evolution of the Rhine-Meuse delta; abgerufen am 18. Januar 2009)
  • Hendrik J. A. Berendsen, Esther Stouthamer: Palaeogeographic development of the Rhine-Meuse delta. Assen 2001 (Download mancher Anhänge und Anlagen, unter „Palaeogeographic evolution & avulsions“, abgerufen am 18. Januar 2009)
    • Appendix 3, Channel belts in the Rhine-Meuse delta, u. a. mit ausführlichen Angaben zu den über 200 definierten Flussbetten, Stand: Dezember 2005, PDF

Seit 1990

  • Piet H. Nienhuis: Environmental History of the Rhine-Meuse Delta. Dordrecht 2008.
  • Theo E. Wong u. a. (Hrsg.): Geology of the Netherlands. Amsterdam 2007.
  • Bestandsaufnahme Bearbeitungsgebiet Deltarhein (PDF; 1,6 MB) Niederländisches Ministerium für Wasserwirtschaft, Internationale Kommission zum Schutz des Rheins – IKSR, 2005
  • Hendrik J. A. Berendsen: De vorming van het land, Inleiding in de geologie en de geomorfologie. 42004 (Fysische geografie van Nederland 1)
  • Wolfgang Schirmer, Wolfgang Boenigk: Landschaftsgeschichte im europäischen Rheinland. Münster 2004.
  • K.-E. Behre: Eine neue Meeresspiegelkurve für die südliche Nordsee: Transgressionen und Regressionen in den letzten 10.000 Jahren. In: Probleme der Küstenforschung im südlichen Nordseegebiet. 28 (2003), S. 9–63.
  • Mark Cioc: The Rhine. An Eco-Biography 1815–2000. Seattle/ London 2002.
  • H. Engel: Fortschreibung der Monographie des Rheingebietes für die Zeit 1971–1990. 1997.
  • Henk J. T. Weerts: Complex confining layers. Architecture and hydraulic properties of Holocene and Late Weichselian deposits in the fluvial Rhine-Meuse delta. Utrecht 1996.
  • Henk Meijer: Die Niederlande und das Wasser. Utrecht u. Den Haag 1996.
  • Hans M. Schmidt u. a. (Hrsg.): Der Rhein – le Rhin – de Waal. Ein europäischer Strom in Kunst und Kultur des 20. Jahrhunderts. Köln 1995, Katalog der gleichnamigen Ausstellung.
  • Henk Meijer: Kleine Geographie der Niederlande. Utrecht u. Den Haag 1994.
  • Manfred Fenzl: Der Rhein. Hamburg 1994.
  • Torbjörn E. Törnqvist: Fluvial sedimentary geology and chronology of the Holocene Rhine-Meuse Delta. Utrecht 1993.
  • Rudolf Straßer: Die Veränderungen des Rheinstroms. Düsseldorf 1992.
  • Oskar Bär: Geographie Europas. 1991.
  • K.-R. Nippes: Bibliographie des Rheingebietes. 1991.

1945–1989

  • Siedlungsforschung. Band 7, Bonn 1989, mehrere Aufsätze zum Rhein-Maas-Delta
  • Dieter Kelletat: Physische Geographie der Meere und der Küsten. Stuttgart 1989.
  • Waldo H. Zagwijn: Nederland in het Holoceen. Den Haag 1986.
  • Dieter Kelletat: Deltaforschung. Verbreitung, Morphologie, Entstehung und Ökologie von Deltas. Darmstadt 1984.
  • Hendrik J. A. Berendsen: Geological changes in the western Netherlands during the period 1000–1300 A.D. Leidschendam u. a. 1984.
  • Hendrik J.A. Berendsen: De genese van het landschap in het zuiden van de provincie Utrecht. Een fysisch-geografische studie. Utrecht 1982 (darin u. a. Karten zu den drastischen Flusslaufveränderungen um Utrecht zwischen 3700 v. u. Z. und 1200 n. u. Z., S. 146–147 u. 187–192).
  • Orson van de Plassche: Sea-level change and water-level movements in the Netherlands during the Holocene. In: Mededelingen Rijks Geologische Dienst. 36(1), 1982, S. 1–93.
  • Ingo Buhlmann: Der Deltaplan. Paderborn 1981.
  • Orson Van De Plassche: Holocene water-level changes in the Rhine-Meuse-Delta… In: Geologie en Mijnbouw. Vol. 59, Nr. 4, 1980, S. 343–351.
  • Internationale Kommission für die Hydrologie des Rheingebiets (CHR/KHR)_ Das Rheingebiet. Hydrologische Monographie. Den Haag 1978.
  • Hermann Hambloch: Die Beneluxstaaten. Darmstadt 1977, S. 16–21 u. 49–55.
  • W. H. Zagwijn: The palaeogeographic evolution of the Netherlands during the Quaternary. In: Geologie en Mijnbouw. 5 (1974), S. 369–385.
  • Leendert P. Louwe Kooijmans: The Rhine/Meuse delta. Four studies on its prehistoric occupation and holocene geology. Leiden 1974.
  • Franz Xaver Michels: Entstehungsgeschichte. In: Beiträge zur Rheinkunde. 25 (1973), S. 3–24.
  • Maria K. Elisabeth Gottschalk: Stormvloeden en rivieroverstromingen in Nederland. 3 Bände (Zeitraum bis 1700), Assen 1971–1977.
  • Jack Bax, J. Breadvelt: Die Mündung des Rheins. In: Welt am Oberrhein. 10,4 (1970), S. 198–206.
  • C. Kruit: Is the Rhine Delta a delta? In: Verhand. Kon. Nederl. Geol. Mijnb. Gen. Vol. 21, 1963, S. 259–266.
  • Atlas van Nederland. ’s-Gravenhage 1963 ff.
  • De Jong in: Geologie en Mijnbouw. Vol. 39 (1960), S. 654–660.
  • J. P. Bakker in: Verhandlungen des dt. Geographentages. 1957 (31)
  • Samojlov: Die Flussmündungen. Gotha 1956.

Vor 1945

  • Lucien Febvre: Der Rhein und seine Geschichte. 1931 (Übersetzung 2006 u. a.).
  • Geschiedkundige Atlas van Nederland. 1 Kartenwerk und mehrere Textbände, ’s-Gravenhage 1913 ff.
  • Arnold Norlind: Die geographische Entwicklung des Rheindeltas bis um das Jahr 1500. Lund 1912 (Nachdruck Osnabrück 1985, nur von musealem Interesse).
  • F. Andriessen: Die Verlegung der Maasmündung. In: P.M. (Petermanns Mitteilungen) 1891, S. 195–197, mit Karte.
  • H. Blink: Der Rhein in den Niederlanden. Stuttgart 1889.

Sonstige

Anmerkungen

  1. Berendsen/Stouthamer 2001, S. 13.
  2. Anm.: Bereits kalibrierte Datierungen sind in der Literatur entsprechend gekennzeichnet (z. B. „cal BP“). Dennoch ist nicht immer klar gewesen, ob es sich bei den vorgefundenen BP-Angaben um kalibrierte oder unkalibrierte Angaben handelte, weswegen im Ernstfall die Quelle zu konsultieren ist. Die Abweichungen sind vor allem für das Holozän relevant.
  3. Beispielsweise Buhlmann 1981, S. 7.
  4. Frank Ahnert, Einführung in die Geomorphologie, 4. Aufl. 2009, ISBN 978-3-8252-8103-8, S. 204, Abs. 17.2.7, Ästuardelta: „Ein Ästuardelta vereinigt die Eigenschaften eines Deltas mit denen eines Ästuars, in dem es mehrere Mündungsarme gibt, die wegen der Einwirkung der Gezeiten meerwärts trichterförmig verbreitert sind. … auch das vereinte Delta des Rheins und der Maas ist von diesem Typ.“
  5. Beispielsweise De Jong, 1960; Kruit, 1963 und Van De Plassche, 1980. Vergleiche Berendsen/Stouthamer, 2001, S. 7.
  6. Berendsen 2005, S. 17 (Abb. 11).
  7. Vgl. Berendsen 2005, S. 7–12.
  8. Vgl. Berendsen 2005, S. 15.
  9. Berendsen 2001, S. 7.
  10. Marcel de Wit, Robert Leander, Adri Buishand: Extreme discharges in the Meuse basin. (PDF; 2,16 MB), S. 2
    Anm.: Der in der Literatur am häufigsten zu findende Wert von 250 m³/s bezieht sich auf den Pegel Borgharen an der Belgisch-Niederländischen Grenze.
  11. Berendsen/Stouthamer 2001, S. 184.
  12. geo.uu.nl (Memento des Originals vom 23. Dezember 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.geo.uu.nl, abgerufen am 18. Januar 2009.
  13. Berendsen/Stouthamer 2001, S. 107.
  14. geo.uu.nl, abgerufen am 18. Januar 2009.
  15. Könnte man auch mit „Flussgürtel“ oder „Flusslaufgürtel“ übersetzen, da Berendsen/Stouthamer auch „river channel“ verwenden. Vgl. Berendsen/Stouthamer 2001, S. 184 u. a.
  16. Berendsen/Stouthamer 2001, S. 37–44, 49, 55–57, 184.
  17. Berendsen 2005, S. 6 (Abb. 2a) u. 7, Berendsen/Stouthamer 2001, S. 8 u. 107.
  18. Berendsen 2005, S. 6 (Abb. 2b), 7, 8 (Abb. 3) u. 9 (Abb. 4a).
  19. Eiszeit: der in seiner Entwicklung meist eis- und frostfreie Planet ist an seinen Polkappen vereist.
  20. Berendsen 2005, S. 8.
  21. Teilweise Berendsen/Stouthamer 2001, S. 107.
  22. Berendsen 2005, S. 5–7.
  23. Berendsen 2005, S. 12.
  24. Lexikon der Geographie, Heidelberg u. a. 2002, Band 3, S. 91–94. Vgl. Berendsen 2005, S. 8.
  25. Berendsen/Stouthamer 2001, S. 8.
  26. Berendsen 2005, S. 6 (Abb. 2c), 7–8
  27. Berendsen 2005, S. 9 (Abb. 4), 11 (Abb. 6a).
  28. Berendsen 2005, S. 6, 8.
  29. Berendsen 2005, S. 9 (Abb. 4).
  30. Teilweise Berendsen/Stouthamer 2005, S. 107–108.
  31. Berendsen 2005, S. 10–11.
  32. Berendsen 2005, S. 8. Die Zeitangaben sind unsicher. Vgl. Lexikon der Geographie, Heidelberg u. a. 2002, Band 3, S. 91–94.
  33. Berendsen 2005, S. 10.
  34. Berendsen 2005, S. 10 (Abb. 5d), 11. Berendsen/Stouthamer 2001, S. 59ff.
  35. Berendsen 2005, S. 11–12.
  36. Berendsen/Stouthamer 2001, S. 63ff., 108, 251.
  37. Vgl. Lexikon der Geographie, Heidelberg u. a. 2002, Band 3, S. 91–94. Zeitangaben für das Holozän sind wie schon die für die vorausgegangenen Epochen problematisch, da unterschiedliche Gliederungen bestehen bzw. die stratigraphischen Einordnungen in der Diskussion sind.
  38. Berendsen 2005, 14–15; Berendsen/Stouthamer 2001, S. 13 u. 101.
  39. Berendsen 2005, S. 5 (Abb. 1)
  40. Berendsen 2005, S. 13–14; Berendsen/Stouthamer 2001, S. 13, 77–92, 109.
  41. Berendsen 2005, S. 10 (Abb. 5d), 16–17.
  42. Dieser Absatz und das gesamte Kapitel nach: Berendsen 2005, S. 20–22; Berendsen/Stouthamer 2001, S. 3, 76, 91, 97–105, 107 u. 109.
  43. Eventuell unkalibrierte C-14-Jahre BP (Before Present = 1950), die von tatsächlichen Kalenderjahren je mehr abweichen, desto älter sie sind. Für den in der Tabelle behandelten Zeitraum jedoch kaum von Bedeutung (vgl. Kapitel „Datierung“).
  44. Berendsen 2005, S. 16–18.
  45. Berendsen/Stouthamer 2001, S. 91–92, 109.
  46. Berendsen/Stouthamer 2001, S. 108.
  47. Berendsen 2005, S. 22.
  48. Berendsen/Stouthamer 2001, S. 71–72, 108.
  49. Berendsen/Stouthamer 2001, S. 72–73, 108.
  50. Berendsen/Stouthamer 2001, S. 15.
  51. Berendsen/Stouthamer 2001, S. 84–86.
  52. Berendsen/Stouthamer 2001, S. 73–74, 108.
  53. Berendsen 2005, S. 23.
  54. Berendsen/Stouthamer 2001, S. 17.
  55. Berendsen/Stouthamer 2001, S. 16 (Abb. 2.10a), S. 84–86. Berendsen 2005, S. 24–25 (auch: Abb. 19a).
  56. Berendsen/Stouthamer 2001, S. 74, 108–109.
  57. Berendsen 2005, S. 24 (Abb. 19a); Berendsen/Stouthamer 2001, S. 16 (Abb. 2.10a)
  58. Berendsen/Stouthamer 2001, S. 74, 85.
  59. Berendsen 2005, S. 26.
  60. Berendsen/Stouthamer 2001, S. 75.
  61. Berendsen 2005, S. 24–25.
  62. Berendsen/Stouthamer 2001, S. 74–75.
  63. Berendsen 2005, S. 24 (Abb. 19b); Berendsen/Stouthamer 2001, S. 16 (Abb. 2.10b)
  64. Berendsen/Stouthamer 2001, S. 75, 91, 109.
  65. Berendsen/Stouthamer 2001, S. 75–76, 109.
  66. Berendsen/Stouthamer 2001, S. 85–86.
  67. Vgl. Berendsen 2005, S. 24 (Abb. 19c); Berendsen/Stouthamer 2001, S. 16 (Abb. 2.10c)
  68. Vgl. Berendsen 2005, S. 24 (Abb. 19d); Berendsen/Stouthamer 2001, S. 16 (Abb. 2.10d)
  69. Berendsen/Stouthamer 2001, S. 75–76.
  70. Berendsen/Stouthamer 2001, S. 18, 56, 76.
  71. Norlind 1912, S. 149–153.
  72. Vgl. Berendsen 2005, S. 26.
  73. Berendsen/Stouthamer 2001, S. 17–18, 56, 75–76, 91, 109.
  74. Berendsen/Stouthamer 2001, S. 76, 91.
  75. Norlind 1912, S. 200.
  76. Vgl. Berendsen 2005, S. 26; Berendsen/Stouthamer 2001, S. 18, 76, 91.
  77. Vgl. Berendsen/Stouthamer 2001, S. 76.
  78. Berendsen/Stouthamer 2001, S. 18, 92.
  79. Berendsen/Stouthamer 2001, S. 76.
  80. Berendsen/Stouthamer 2001, S. 56, 76, 91.
  81. Berendsen 2005, S. 27.
  82. Norlind 1912, S. 40.
  83. Berendsen 2005, S. 26.
  1. Beleg fehlt noch.
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