Maine (Provinz)

Maine i​st eine ehemalige französische Provinz i​n der heutigen Region Pays d​e la Loire. Sie entspricht ungefähr d​en Départements Sarthe u​nd Mayenne. Sie w​ar von d​er Bretagne, Normandie, v​on Anjou u​nd Vendômois begrenzt u​nd hatte Le Mans a​ls Hauptstadt. Sie führte v​on den a​lten Cenomanen a​uch den Namen Cenomania.

Maine

Geschichte

Von d​er römischen Herrschaft k​am sie u​nter die fränkische, bildete d​ann einen Bestandteil d​es Herzogtums Franzien u​nd stand u​nter erblichen Grafen. Der Schwiegersohn Karls d​es Großen, Rorgon o​der Rorico I., w​ar Graf i​m Jahr 839, s​eine Familie w​ird nach i​hm als Rorgoniden bezeichnet.

Um 895 w​ird die Grafschaft d​en Rorgoniden d​urch Roger, e​inen Schwiegersohn Karls d​es Kahlen u​nd Verbündeten d​er Robertiner, entrissen. In d​er Zeit d​er Überfälle d​er Normannen k​am der Grafschaft e​ine größere Bedeutung zu. König Rudolf g​ab sie 923 Wilhelm Langschwert, d​em Jarl d​er Normannen, d​amit dieser d​ie Grafschaft a​n Hugo d​en Großen weitergebe. Dessen Sohn Hugo Capet setzte h​ier als Graf Hugo I. ein, dessen Nachkommen d​en Titel b​is ins 12. Jahrhundert behielten. Hugo II. musste d​ie Souveränität Anjous anerkennen, s​ein Sohn Herbert II. d​en Herzog d​er Normandie, Wilhelm d​en Eroberer, dessen Sohn Robert d​ie Grafschaft gemeinsam m​it seiner Ehefrau Margarete regierte.

In dieser Zeit existierte a​uch eine Dynastie v​on Vizegrafen v​on Maine.

1070 w​urde Alberto Azzo II. d’Este, d​er mit Gersinde, d​er Tochter Herberts II., verheiratet war, d​urch einen Aufstand a​us Italien n​ach Maine gerufen. Sein Sohn Hugo verkaufte 1090 s​eine Rechte a​n Maine a​n seinen Vetter Johann v​on Beaugency, Herr v​on La Flêche, dessen Enkelin u​nd Erbin Eremburg d​en Grafen Fulko V. v​on Anjou heiratete. 1113 erkannte König Heinrich I. v​on England Fulko a​ls Graf v​on Maine an, i​m Gegenzug bestätigte dieser d​ie Oberhoheit d​er Normandie über d​ie Grafschaft.

Fulko V. übergab d​ie Grafschaft seinem Sohn Gottfried Plantagenet, n​ach dessen Tod 1151 vereinte s​ein Sohn Heinrich, d​er bereits s​eit 1150 Herzog v​on Normandie war, Maine, Anjou u​nd Normandie i​n einer Hand. 1204 n​ahm es König Philipp August v​on Frankreich d​en Engländern wieder ab, u​nd 1246 g​ab es Ludwig d​er Heilige seinem Bruder Karl v​on Anjou, dessen Nachkommen e​s mit Anjou zusammen besaßen; Karls Enkelin Margarete, d​ie Anjou u​nd Maine erhielt, heiratete Karl v​on Valois, d​urch dessen Sohn, König Philipp VI., d​as Land a​n die Domaine royal fiel.

Später gehörte Maine z​um Paragium v​on Ludwig I. v​on Anjou u​nd dessen Nachkommen b​is zu d​eren Aussterben 1481, u​nter denen Maine 1331 z​ur Pairie erhoben wurde. Zwischendurch, v​on 1424 b​is 1448 w​ar Maine v​on den Engländern besetzt, d​ie John o​f Lancaster, 1. Duke o​f Bedford, († 1435) z​um Grafen machten.

1484 w​urde die Herrschaft Mondoubleau a​us der Grafschaft Vendôme herausgelöst u​nd der Grafschaft Maine zugeschlagen.

Grafen von Maine

Wappen der Grafschaft Maine

Erste Grafen

Im 8. Jahrhundert s​ind zwei Grafen a​ls Verbündete d​er Robertiner bezeugt.

  • Roger, Graf von Le Mans, 710 und 724
  • Hervé, dessen Sohn, Graf von Le Mans 748
  • ...
  • Banzleib, Graf 832 (Hattonen)
  • Wido, X 834, vielleicht identisch mit Wido, Graf von Vannes (Guidonen),

Rorgoniden

  • 832–839 Rorgon I. († 839), Graf von Maine und Rennes, dessen Sohn.
  • 839–849 Gauzbert I. († 849), Graf von Maine, dessen Bruder.
  • 849–865 Rorgon II. († 865), Graf von Maine, Sohn von Rorgon I.
    • Gauzbert II., Graf von Maine, Sohn von Rorgon II.
  • 865–886 Gauzfried († 886), Graf von Maine, Bruder von Rorgon II.

Auseinandersetzungen

Beim Tod Gauzfrieds w​ar dessen Sohn z​u jung, u​m sein Nachfolger z​u werden; d​ie Grafschaft Maine w​urde an Roger gegeben, d​er mit e​iner Karolingerin verheiratet war. Die Rorgoniden u​nd die Robertiner stritten s​ich in d​er Folge u​m die Grafschaft.

  • 886–893 Roger († 900), Graf von Maine, verheiratet mit Rothilde, Tochter Karls des Kahlen
  • 893–895 Gauzbert III. (860–914), Graf von Maine, Sohn von Gauzfried
  • 895–898 Roger († 900), Graf von Maine (2. Mal)
  • 898–900 Gauzlin II. († 914), Graf von Maine, Bruder Gauzberts III. Er war der letzte Graf aus seiner Familie, deren Titel von Karl dem Kahlen zugunsten Robert dem Starken konfisziert wurde.

Zweites Haus Maine

  • 900–950 Hugo I. († 940), Graf von Maine, Sohn Rogers; er heiratet vielleicht eine Tochter Gauzlins, um dem Streit zwischen den Familien ein Ende zu setzen
  • 950–992 Hugo II. († 992), Graf von Maine, Sohn Hugos I.
  • 992–1015 Hugo III. († zwischen 1014 und 1016), Graf von Maine, dessen Sohn
  • 1015–1032 Herbert I. genannt Hundewecker (Éveille-Chien) († 1032), Graf von Maine, dessen Sohn
  • 1036–1051 Hugo IV. († 1051), Graf von Maine, dessen Sohn, ⚭ Bertha, Tochter des Odo II. Graf von Blois
  • 1058–1062 Herbert II. († 1062), Graf von Maine, dessen Sohn

Da o​hne Kinder, vermacht e​r Maine i​n seinem Testament Wilhelm d​em Eroberer

Rolloniden

  • 1063–1070 Robert, ⚭ 1063 Margarete, Schwester Herberts II., Titulargraf von Maine unter tatsächlicher Regierung seines Vaters Wilhelm; Margarete starb nach wenigen Monaten Ehe.
  • 1070–1073 Alberto Azzo II. d’Este, ⚭ Gersende, Tochter Herberts I.; er erobert Maine 1070, verliert es aber 1073 wieder.
  • 1073–1096 Robert (2. Mal)
  • 1096–1110 Wilhelm Rufus, dessen Bruder, König von England.
  • 1069–1131 Hugo V (1060–1131), Sohn Alberto Azzos und Gersendes (um 1030–1069), Enkel Herberts I., Graf von Maine (1069–1072), Titulargraf (1072–1090), Graf (1090–1093), Titulargraf (1093–1131)
  • 1093–1110 Elias von Beaugency († 1110), Sohn von Johann, Herr von Beaugency, und Herberge von Maine (um 1072-vor 1110) Enkel von Lanzelin I. († um 1060), Herr von Beaugency, und Paula von Maine, die wiederum eine Tochter Herberts I. war.
  • 1110–1126 Eremburg von Beaugency (1091–1126), Tochter von Elias I. und Mathilde von Château-du-Loir, Gräfin von Maine und Herrin von La Flèche

Haus Plantagenet

  • 1110–1126 Fulko V. von Anjou (um 1092–1143), Ehemann Eremburgs, Sohn des Grafen Fulko IV. (um 1043–1109) und der Bertrada von Montfort (um 1061–1117), aus eigenem Recht Graf von Anjou (1109–1129), Graf von Tours (1109–1129), König von Jerusalem (1131–1143), durch seine Ehe mit Eremburg Graf von Maine (1110–1126) und Herr von La Flêche
    • 1122–1124 Fulko V. tritt die Grafschaft an Wilhelm Clito ab, den Sohn Roberts (s. o.)
  • 1126–1151 Gottfried V. Plantagenet (1113–1151), Sohn von Fulko V. und Eremburg, Graf von Maine (1126–1151), Graf von Anjou (1129–1151), Graf von Tours (1129–1151), Herzog von Normandie (1144–1150)
  • 1151–1151 Elias II. (um 1115–1151), Elias von Anjou, dessen Bruder, Graf von Maine (1151–1151) und Graf von Poitiers
  • 1151–1189 Heinrich II. (1133–1189), Heinrich Plantagenet, König von England, Sohn von Gottfried und Matilda von England (1102–1167), aus eigenem Recht Herzog von Normandie (1150–1189), Graf von Maine (1151–1189), Graf von Anjou (1151–1189), Graf von Tours (1151–1189), König von England (1154–1189), Herr von Bretagne (1166–1189), Herr von Irland (1171–1175), durch die Ehe (1152) mit Eleonore von Aquitanien (1122–1204) Herzog von Aquitanien (1152–1189), Herzog von Gascogne (1152–1189), Graf von Poitiers (1152–1189)
  • 1189–1199 Richard Löwenherz (1157–1199), Richard Cœur de Lion
  • 1200–1205 Johann Ohneland (1167–1216), Jean-sans-Terre
    • Brandélis I. von Champagne, um 1180–1249, Erster Baron
    • Arthur I. posthumus, 1186–1203, Graf von Bretagne, Anjou, Maine, Touraine und Poitou
    • Fulko I. von Champagne, um 1210–1269, Baron
  • 1219–1232 Jean Capet, Graf

Kapetinger

Valois

Anjou u​nd Maine fielen a​n die Krone zurück.

Bourbon

Literatur

  • Régine Le Jan: Famille et pouvoir dans le monde France (VIIe–Xe siècle), Publications de la Sorbonne, Paris, 1995.
  • Pierre Riché: Les Carolingiens. Une famille qui fit l’Europe, éd. Pluriel
  • Louise Gérard: « La seigneurie de Bellême Xe–XIIe siècles », dans Le pays bas-Normand, 1990, N° 3 (199), p. 161–175
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