Präsidentschaftswahl in Frankreich 1965

Die Präsidentschaftswahl i​n Frankreich 1965 f​and am 5. Dezember u​nd 19. Dezember 1965 s​tatt und w​ar die zweite Präsidentschaftswahl i​n der Fünften Republik. Erstmals w​aren dabei d​ie französischen Staatsbürgerinnen u​nd Staatsbürger aufgerufen, gemäß e​iner 1962 p​er Referendum durchgesetzten Verfassungsänderung d​en neuen Präsidenten direkt z​u wählen. Bei d​er ersten Präsidentschaftswahl 1958 w​urde der Präsident n​och durch e​in Wahlmännergremium a​us Repräsentanten verschiedener Ebenen d​es französischen Staats u​nd seiner Kolonialgebiete gewählt. Sieger d​er Französischen Präsidentschaftswahl 1965 w​ar Amtsinhaber Charles d​e Gaulle, d​er im ersten Wahlgang a​m 5. Dezember d​ie erforderliche absolute Mehrheit verfehlte u​nd erst i​m zweiten Wahlgang a​m 19. Dezember gewählt wurde.

Präsidentenwahl 1965 – Erster Wahlgang
de Gaulle (UNR-UDT)
 
44,7 %
Mitterrand (CIR)
 
31,7 %

Lecanuet (MRP)
 
15,6 %
Tixier-Vignancour (CTV)
 
5,2 %
Andere
 
2,9 %
Präsidentenwahl 1965 – Zweiter Wahlgang
de Gaulle (UNR-UDT)
 
55,2 %

Mitterrand (CIR)
 
44,8 %

Wahlmodus

Am 5. Dezember 1965 f​and der e​rste Wahlgang statt. Zum Präsidenten gewählt w​ar derjenige Kandidat, d​er die absolute Mehrheit d​er gültigen Stimmen erreicht. Sollte k​ein Kandidat d​ie absolute Mehrheit erreichen, würden d​ie beiden stimmenstärksten Kandidaten d​es ersten Wahlgangs z​wei Wochen später i​n einer Stichwahl gegeneinander antreten, b​ei der d​er Kandidat m​it den meisten Stimmen z​um Präsidenten gewählt ist.

Erster Wahlgang

Kandidaten

  • Charles de Gaulle, Amtsinhaber, ging als hoher Favorit in die Wahl. Er trat für die weitere Etablierung der maßgeblich von ihm begründeten Fünften Republik ein. Er sah sich – in Abgrenzung zu den Verhältnissen der Vierten Republik – als über den Parteien stehende Persönlichkeit. Seine Union pour la nouvelle République – Union démocratique du travail, auf die er sich stützte, war wenig mehr als ein Wahlbündnis zur Unterstützung seiner Person und seiner Politik. Auch um sich so lange wie möglich aus dem Wahlkampfgetümmel herauszuhalten, kündigte er seine Kandidatur erst relativ spät, gut einen Monat vor dem ersten Wahlgang, offiziell an.
  • François Mitterrand, Vorsitzender der kleinen Linkspartei Convention des institutions républicaines (CIR), war es gelungen, die Unterstützung der sozialistischen Partei SFIO, der kommunistischen PCF sowie einiger kleinerer Linksparteien zu gewinnen und trat damit als gemeinsamer Kandidat der französischen Linken an. Als solcher führte er einen kraftvollen Oppositionswahlkampf gegen de Gaulle.
  • Jean Lecanuet trat als Kandidat der zentristischen Parteien an. Im politischen Spektrum ähnlich verortet wie de Gaulle, präsentierte sich der damals 45-Jährige als moderne Alternative zum dreißig Jahre älteren General. Zu Beginn des Wahlkampfes noch relativ wenig bekannt, setzte er unter dem Eindruck des amerikanischen Präsidentschaftswahlkampfs Kennedy-Nixon 1960 verstärkt auf moderne Wahlkampfmittel wie Fernsehauftritte, PR-Beratung und Meinungsumfragen.
  • Jean-Louis Tixier-Vignancour war unabhängiger Kandidat der extremen Rechten sowie der nach dem Algerienkrieg ins Mutterland geflüchteten, weitgehend antigaullistisch eingestellten Algerienfranzosen.
  • Pierre Marcilhacy, Parti libéral européen
  • Marcel Barbu, unabhängiger Kandidat

Wahlkampf

De Gaulles Wiederwahl erschien während des gesamten Wahlkampfs als sehr wahrscheinlich; fraglich war in erster Linie, ob er bereits im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erringen konnte. Folglich versuchte er sein Image als Präsident aller Franzosen über die Wahl hinaus aufrechtzuerhalten und hielt sich persönlich vom Wahlkampf lange weitgehend fern. Er lehnte es zunächst sogar ab, seine ihm wie den anderen Kandidaten zugewiesene Redezeit im Fernsehen wahrzunehmen, bis er sich aufgrund schlechter Umfragewerte kurz vor der Wahl doch noch dazu entschloss.
Als wichtiger neuer Faktor in diesem Wahlkampf erwies sich das Fernsehen, was in Frankreich mit über sechs Millionen Empfangsgeräten bereits relativ verbreitet war. Jean Lecanuet setzte stark auf dieses neue Medium und erreichte ein zweistelliges Ergebnis. Der Rechtsaußen Tixier-Vignancour, bekannt als guter öffentlicher Redner, konnte auf dem Bildschirm weniger gut überzeugen.

Ergebnis

KandidatStimmenzahlin %
Charles de Gaulle10 828 52144,65 %
François Mitterrand7 694 00531,72 %
Jean Lecanuet3 777 12015,57 %
Jean-Louis Tixier-Vignancour1 260 2085,20 %
Pierre Marcilhacy415 0171,71 %
Marcel Barbu279 6851,15 %

De Gaulle verfehlte a​lso deutlich d​ie absolute Mehrheit u​nd musste i​n die Stichwahl g​egen François Mitterrand.

Zweiter Wahlgang

Ergebnis

KandidatStimmenzahlin %
Charles de Gaulle13 083 69955,20 %
François Mitterrand10 619 73544,80 %

Mithin w​urde Charles d​e Gaulle für e​in Mandat v​on weiteren sieben Jahren i​m Amt bestätigt. Allerdings h​atte sich gezeigt, d​ass auch e​r angreifbar war. François Mitterrand w​urde durch s​ein gutes Ergebnis z​u einem d​er führenden Politiker d​er französischen Linken.

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