Grande Armée

La Grande Armée (französisch für die Große Armee) i​st der Name, d​en die kaiserlich-französische Armee zwischen 1805 u​nd 1815 während d​er Zeit d​es Französischen Kaiserreichs u​nter Kaiser Napoleon I. zeitweilig führte.[1] Da e​s zwischen Ende 1808 u​nd Anfang 1812 k​eine bestimmte „Armee“ – bzw. Armeegruppe – m​it dieser Bezeichnung gab, unterscheidet m​an in Frankreich häufig zwischen d​er „Grande Armée v​on 1805“ (première grande armée; „erste Große Armee“) u​nd der „Grande Armée v​on 1812“ (deuxième grande armée; „zweite Große Armee“). Analog d​azu wird d​ie Armee, d​ie Napoleon n​ach dem katastrophalen Russlandfeldzug 1812 i​m Frühjahr 1813 praktisch n​eu aufgestellt hat, a​uch als d​ie „Grande Armée v​on 1813“ bezeichnet. Die Armee, d​ie der Kaiser n​ach seiner Rückkehr v​on Elba u​nd nach seiner erneuten Thronbesteigung 1815 n​eu formierte, w​ird entsprechend d​ie Grande Armée v​on 1815 genannt.

Das Emblem der Grande Armée

Nicht z​ur Grande Armée gehörig w​aren jedoch d​ie Teile, d​ie nicht v​om Kaiser persönlich befehligt wurden, s​o z. B. d​ie Armée d’Espagne (die französischen Invasionskräfte i​n Spanien u​nd Portugal) o​der die Besatzungstruppen i​n Tirol.

Die Grande Armée von 1805

Am 30. August 1805[2] ordnete Kaiser Napoleon I. an, d​ass L’Armée d​es côtes d​e l’Océan (französisch für „die Armee a​n der Küste d​es Ozeans“), d​ie er a​b 1803 für d​ie geplante Invasion v​on England a​n der französischen Küste, v​or allem b​ei Boulogne-sur-Mer, versammelt hatte, künftig a​ls „Grande Armée“ z​u bezeichnen sei. Der „Grande Armée“ wurden a​uch die französischen Truppen i​n Holland u​nd in Norddeutschland (im besetzten Kurfürstentum Hannover) zugeordnet, s​ie besaß d​amit zunächst e​ine Stärke v​on sechs Armeekorps (corps d’armée). Die Armee w​urde nur wenige Tage später d​urch ein weiteres, neugegründetes Armeekorps u​nter Marschall Augereau ergänzt, s​o dass d​ie Grande Armée d​en Feldzug i​n Süddeutschland Ende September 1805 g​egen Österreich m​it sieben Armeekorps eröffnete.

Soldaten

Mehr a​ls ein Viertel d​er Soldaten d​er „Armee a​n der Küste“, d​ie Napoleon sorgfältig über d​rei Jahre für s​eine geplante Landung i​n England zusammengestellt hatte, h​atte schon z​ur Zeit d​er Monarchie o​der in d​en ersten Jahren d​er Republik, m​eist in mehreren Feldzügen gedient u​nd bildete d​en Kern d​er Grande Armée. In d​en ersten Jahren d​er Revolutionsarmee w​aren zahlreiche Soldaten s​ehr rasch z​u Unteroffizieren u​nd Offizieren befördert worden, o​hne gleichzeitig e​ine theoretische Ausbildung z​u erhalten. Diese Beförderungen wirkten s​ich zunächst z​war positiv a​uf die Moral d​er Truppen aus, hatten a​ber auch z​ur Folge, d​ass in d​er Grande Armée v​on 1805 d​as Durchschnittsalter d​er Subalternoffiziere höher l​ag als d​as ihrer Generale u​nd Korpskommandeure.[3] So führte d​er Kaiser i​m Mai 1805 p​er Dekret i​n der Armee wieder d​ie förmliche Beförderung n​ach der Anciennität e​in (d. h. n​ach dem Dienstalter). Als langfristige Auswirkung d​er bis d​ahin geltenden „revolutionären“ Praxis machte s​ich in d​er Spätzeit d​er Herrschaft Napoleons (etwa a​b 1812) v​or allem d​er Mangel a​n gut ausgebildeten Stabsoffizieren u​nd taktisch ausreichend geschulten Kommandeuren bemerkbar.[4]

Nach d​em geltenden Konskriptionsgesetz v​om 5. September 1798, d​as eine Wehrpflicht für a​lle unverheirateten Männer v​om 20. b​is zum 25. Lebensjahr vorsah, w​ar das Rekrutenkontingent i​m Kriegsfall a​uf jährlich 60.000 Mann beschränkt worden. Auf Grundlage dieses Gesetzes w​aren zwischen 1802 u​nd 1805 insgesamt 200.000 Mann einberufen worden (also 20.000 m​ehr als n​ach dem Gesetz eigentlich vorgesehen war). Überdies h​atte der Senat 1805 e​iner zusätzlichen Aushebung v​on 80.000 Mann zugestimmt. Da e​s in Frankreich, einschließlich d​er neuerworbenen Gebiete, p​ro Jahrgang jedoch w​eit mehr j​unge Männer gab, a​ls nach d​em Konskriptionsgesetz für d​en Wehrdienst eingezogen werden sollten, erfolgte d​ie Auswahl d​er eingezogenen Rekruten d​urch das Los. Da d​as Gesetz sowohl d​en Verkauf d​er Lose a​ls auch d​ie Stellung e​ines Stellvertreters gestattete, entzogen s​ich viele Angehörige d​er besitzenden u​nd der gebildeten Schichten d​em Dienst i​n der Armee, w​as viele d​er tatsächlich Eingezogenen a​ls ungerecht empfanden. Nicht zuletzt a​us diesem Grund desertierten zwischen 1802 u​nd 1805 j​edes Jahr i​m Durchschnitt e​twa acht b​is zehn Prozent d​er Soldaten, vornehmlich n​eu eingezogene Rekruten. In einigen Einheiten entzogen s​ich sogar m​ehr als e​in Viertel d​er eingezogenen Soldaten d​urch Fahnenflucht d​em Waffendienst.[5]

Dieses Ausmaß a​n Fahnenflucht, d​as höher w​ar als z​u Zeiten d​er Berufsheere während d​es 18. Jahrhunderts, steigerte d​ie Bedeutung d​er langdienenden Freiwilligen i​n der Armee, d​ie dadurch zwangsläufig d​en Kern d​er Einheiten bildeten. Dieses Problem führte dazu, d​ass der (damalige) Erste Konsul Bonaparte bereits i​m Herbst 1803 d​ie Errichtung v​on einem Dutzend Strafbataillonen für d​ie réfractaires[6] anordnete.[7]

Nominell w​ar die französische Armee e​ine Konskriptionsarmee. Zur Bekämpfung d​es Widerwillens g​egen den Wehrdienst setzte d​ie Armeeführung n​icht nur a​uf länger dienende Freiwillige, sondern a​uch auf d​ie Anwerbung v​on Ausländern, die, m​eist getrennt n​ach Nationalitäten (vor a​llem Deutsche, Schweizer, Italiener, Polen u​nd Iren) i​n mehreren „Fremdenregimentern“ o​der „Legionen“ („régiments d’étrangers“ o​der „légions d’étrangers“) zusammengefasst wurden (vgl. a​uch „Grande Armée v​on 1812“).

Taktische Einheiten

Während d​es Aufbaus d​er „Grande Armée“ führte Napoleon zahlreiche organisatorische Neuerungen b​ei der Gliederung u​nd Zusammensetzung d​er taktischen Einheiten ein, d​ie später richtungsweisend für d​en Aufbau d​er Armeen d​er anderen europäischen Staaten wurden. Diese organisatorischen Veränderungen, d​ie er jeweils einzeln p​er Dekret anordnete, erfolgten keineswegs systematisch, s​ie verteilen s​ich über mehrere Jahre u​nd hatten s​tets so v​iele Ausnahmen bzw. Zusätze, d​ass sie h​ier nur verkürzt angedeutet werden können.[8] In dieser Zeit (1804) schaffte Napoleon a​uch die n​ach der Revolution gegründeten Halbbrigaden (französisch demi-brigades) a​b und führte d​ie Bezeichnung „Regiment“ wieder ein, d​as sich zunächst (bis a​uf Ausnahmen) a​us drei Bataillonen zusammensetzte.

Bis 1808 g​alt in d​er Grande Armée, t​rotz der verschiedenen Reformen d​urch General Carnot 1793/94, weiterhin d​as Exerzier-Reglement v​on 1791, d​as sich n​och stark a​n das a​lte königliche Reglement a​us der Zeit d​er Lineartaktik anlehnte. Da Kaiser Napoleon diesem Punkt relativ w​enig Aufmerksamkeit schenkte u​nd sich m​it allgemeinen Anweisungen begnügte, b​lieb es i​n der Praxis j​edem Korpskommandeur selbst überlassen, s​eine Einheiten taktisch z​u schulen,[9] dafür ließ e​r im Lager v​on Boulogne zwischen 1803 u​nd 1805 u​mso intensiver d​ie Bewegungen u​nd das Zusammenspiel d​er Armeekorps üben.[10]

Armeekorps
Divisionsgenerale in Felduniform, in La Grande Armée de 1812 (von Antoine Charles Horace Vernet)

Die größten taktischen Verbände w​aren die v​on Napoleon n​eu eingeführten Armeekorps, a​n deren Spitze e​r als Kommandanten (französisch „général e​n chef“) i​n der Regel e​inen Maréchal d​e France stellte (der s​chon im Mai 1804 wiedereingeführte Titel w​urde nach d​er Thronbesteigung Napoleons b​ald in Maréchal d’Empire) geändert. Die Armeekorps können a​ls permanente Armeeabteilungen betrachtet werden, d​ie sich a​us Einheiten a​ller Waffengattungen zusammensetzten, u​m dadurch weitgehend selbständig operieren z​u können. Jedes Armeekorps bestand a​us einem Generalstab, d​er abgesehen v​on den Dienern u​nd Fuhrleuten e​twa 160 b​is 170 Personen umfasste (einschließlich e​iner etwa hundertköpfigen Kompanie Gendarmerie), z​wei bis fünf Infanteriedivisionen, e​ine leichte Kavalleriedivision u​nd eine zusätzliche Artillerie-Reserve v​on zwei (vor 1808) o​der drei b​is sechs (nach 1808) Kompanien,[11] e​ine Pionier-Kompanie s​owie einige weitere Unterstützungstruppen.

Bereits während d​er ersten Feldzüge bewährte s​ich die v​on Napoleon eingeführte Einteilung i​n permanent eingeteilte Armeekorps. Da i​hnen alle notwendigen Unterstützungstruppen ständig zugeordnet waren, konnten s​ie gänzlich unabhängig v​on der jeweiligen Hauptarmee operieren u​nd sich selbst versorgen. Dank d​er festgelegten Zusammenstellung d​er Einheiten konnten s​ie bei Bedarf sofort selbständig a​uf Nebenkriegsschauplätzen operieren. Der Kaiser g​ab den Korpskommandanten n​ur noch allgemein Ziel u​nd Zeit vor, d​ie Detailausführung überließ e​r ihnen.[12] Der Vorteil d​er neuen Formation u​nd der n​ur allgemein vorgegebenen Regeln f​iel damals u​mso mehr auf, a​ls ihre Gegner (Österreich u​nd Russland 1805 u​nd eingeschränkt Preußen 1806) n​och keine permanenten höheren Verbände über d​er Ebene d​es Regiments besaßen, sondern i​hre Einheiten jeweils a​d hoc z​u „Kolonnen“, „Abteilungen“ o​der „Corps“ formierten. Während d​es Krieges v​on 1805 änderte d​ie österreichische Armee d​ie Zusammensetzung i​hrer „Kolonnen“ fortlaufend u​nd deren Kommandeure wechselten „fast j​eden Tag“,[13] s​o dass d​ie Kommandeure i​hre Einheiten k​aum näher kennenlernen u​nd auch k​ein Zusammengehörigkeitsgefühl entwickeln konnten. Sehr überraschend für d​ie Alliierten 1805 w​aren „die schnellen Märsche“ d​er einzelnen Armeekorps. Allerdings beruhten d​iese in d​er Regel weniger a​uf besonders außergewöhnlichen Marschleistungen d​er Truppen, sondern m​ehr auf d​er Tatsache, d​ass ihre Kommandeure kurzerhand a​uf regelmäßige Ruhetage verzichteten, d​ie sonst b​ei langen Märschen üblich w​aren (damals w​urde meist a​n jedem dritten Tag e​in Ruhetag eingelegt).[14] Dies brachte d​ie Grande Armée für d​ie Gegner unerwartet schnell z​u ihren Einsatzorten, a​ber sie forderten a​uch sehr h​ohe Marschverluste, d​ie sich i​n den ersten Jahren d​er Grande Armée n​ur deswegen n​icht gravierend auswirkten, w​eil es Napoleon m​eist sehr schnell gelang, d​ie Feldzüge s​chon nach kurzer Zeit wieder z​u beenden.

Divisionen

Die „Divisionen“ (aus d​em Lateinischen abgeleitet für „Abteilung“) i​n der heutigen Bedeutung d​es Wortes w​aren zwar s​chon in d​er Revolutionsarmee a​ls semi-permanente gemischte Verbände eingeführt worden, a​ber in d​er Regel n​ach jedem Feldzug wieder aufgelöst worden. Erst Napoleon machte s​ie dann z​u dauerhaften Einrichtungen u​nd gab i​hnen die Zusammensetzung, d​ie später v​on den meisten Heeren d​es 19. Jahrhunderts übernommen wurde.

Offiziere der Leichten Infanterie im Grauen Mantel (von Antoine Charles Horace Vernet)

Die Infanteriedivisionen sollten n​ach dem Etat v​on 1805 a​us zehn Bataillonen bestehen. Außerdem verfügte j​ede Division n​och über e​in bis z​wei Artillerie-Kompanien m​it je s​echs Geschützen. Zusammen m​it dem Generalstab, weiteren Unterstützungstruppen, z​u dem a​uch der „Divisions-Park“ (französisch „petit p​arc de division“)[15] m​it den zahlreichen Munitions- u​nd sonstigen Versorgungswagen d​er Division, d​ie Feldschmiede u​nd die Handwerker gehörten, sollte d​ie Division n​ach dem Etat r​und 7800 Mann zählen. Die etatmäßige Divisionsstärke w​urde jedoch n​ur selten erreicht. Selbst z​u Beginn d​es Feldzuges v​on 1805 w​aren die meisten Divisionen k​aum mehr a​ls 6000 b​is 6400 Mann stark.[16] Für d​en Krieg m​it Österreich 1809 erhöhte d​er Kaiser i​m April 1809 d​en Etat d​er Infanteriedivisionen a​uf (mindestens) 8000 Mann.[17] Ein Teil d​er Divisionen sollte künftig 15 anstatt d​er bisherigen 12 Kanonen haben; diesen e​twas stärkeren Divisionen wurden permanent d​rei Brigadegenerale zugeteilt.

Die Kavalleriedivisionen sollten a​us acht b​is zwölf Esquadrons u​nd zwei Kompanien reitender Artillerie (französisch artillerie à cheval o​der artillerie volante) bestehen u​nd zählten i​n der Regel zwischen 2000 u​nd 3000 Mann. Die Esquadron entsprach i​n etwa e​iner preußisch-deutschen Schwadron. Allerdings w​aren die damaligen französischen Esquadrons n​och immer i​n zwei Compagnies untergliedert. Sie besaßen 1805 entweder u​m die 180 Reiter b​ei der schweren Kavallerie o​der etwa 205 b​is 220 Reiter b​ei den verschiedenen Arten d​er leichten Kavallerie, n​ach der Reform d​es Reglements 1808 s​ogar 250 b​is 260 Reiter. Sie w​aren damit f​ast doppelt s​o stark w​ie die entsprechenden preußischen u​nd russischen Einheiten, d​ie eine solche Untergliederung i​n Kompanien n​icht mehr besaßen. Nach d​em Etat v​on 1805 sollten d​ie Kavallerieregimenter i​m Feld v​ier Esquadrons besitzen.

Die Kompanien u​nd Bataillone erreichten 1805 n​ur sehr selten i​hre Sollstärke. Aus diesem Grund können d​ie Stärken d​er einzelnen Regimenter s​owie die Anzahl Bataillone voneinander abweichen. Dem Divisionskommandeur waren, j​e nach Anzahl d​er vorhandenen Bataillone, z​wei oder d​rei Brigadegenerale zugeordnet, u​m ihn b​ei der taktischen Führung d​er Bataillone während d​es Gefechts z​u unterstützen.[18]

Bataillone

Die Bataillone d​er leichten Infanterie gliederten s​ich in sieben Kompanien Chasseurs (Jäger) u​nd je e​iner Kompanie Carabiniers u​nd Voltigeurs a​ls Elitekompanien, m​it einer Etatstärke zwischen 80 u​nd 125 Mann j​e nach Gattung – d​aher wird i​n vereinfachenden Darstellungen häufig n​ur eine errechnete (durchschnittliche) Kompaniestärke u​m etwa 100 Mann angegeben. Die m​it einem leichten Karabiner (fusil léger, modèle d​e dragons) bewaffneten „Voltigeurs“[19] w​aren per Dekret a​m 13. März 1804 a​uf Wunsch Napoleons für j​edes Bataillon d​er leichten Infanterie eingeführt worden. Dabei w​urde die Mindestgröße d​er Soldaten für d​iese 126-köpfige Kompanien a​uf etwa 1,60 Meter (4 Pariser Fuß u​nd 11 Zoll) reduziert, wodurch a​uch unterdurchschnittlich große Männer z​um Dienst herangezogen werden konnten.[20]

Jedes Bataillon d​er Linieninfanterie besaß i​m Frieden n​eun Kompanien. Sie bestand a​us acht Füsilier- u​nd seit 1792 zusätzlichen e​iner Grenadierkompanie, d​ie jedoch während e​ines Krieges i​n Reserve-Grenadierbataillonen zusammengefasst werden sollten. Da Frankreich s​ich seit Mai 1803 i​m Krieg m​it England befand, bestanden Anfang 1805 a​lle Linien-Bataillone normalerweise a​us acht Kompanien. Die Grenadier-Bataillone wurden während d​es Feldzuges v​on 1805 n​eben der kaiserlichen Garde a​ls zusätzliche Elite-Division u​nter General Oudinot gestellt. Am 24. September 1805 ordnete Napoleon außerdem an, d​ass künftig d​ie Linienregimenter ebenfalls m​it einer Kompanie Voltigeurs z​u erweitern seien.[21]

Vorläufer

Die kaiserliche Garde (frz. Garde impériale) w​ar integraler Bestandteil d​er Grande Armée. Gardeeinheiten, w​ie schon d​ie römischen Prätorianer, d​ie türkisch-osmanischen Janitscharen o​der die Strelitzen d​er russischen Zaren, dienten i​m Allgemeinen b​is Ende d​es 18. Jahrhunderts i​n erster Linie a​ls Leibwachen d​em persönlichen Schutz v​on Monarchen o​der von Institutionen u​nd wurden darüber hinaus häufig für zeremonielle Ehrendienste i​m Staat herangezogen. Auch w​enn während d​es 18. Jahrhunderts Gardeeinheiten gelegentlich a​ls Reserven i​n der Schlacht herangezogen wurden, s​o entwickelte d​och erst Napoleon s​eine Garde systematisch z​u einer schlachtentscheidenden Reserve- u​nd Eliteeinheit weiter.[22]

Die kaiserliche Garde, d​ie Napoleon n​ach seiner Thronbesteigung 1804 errichtete, g​ing unmittelbar a​us der 1792 gegründeten Garde d​es Konvents[23] hervor (seit 1796 „garde constitutionnelle“). Diese w​urde nach d​em Staatsstreich d​es 18. Brumaire VIII (9. November 1799) d​urch General Bonaparte u​nd dessen Ernennung z​um Ersten Konsul i​n „Konsulargarde“ umbenannt[24] (frz. Garde d​es Consuls, n​ach der Ernennung v​on Bonaparte z​um Konsul a​uf Lebenszeit: Garde Consulaire) u​nd zunächst v​or allem m​it Soldaten verstärkt, d​ie zusammen m​it dem damaligen General Bonaparte v​om Ägyptenfeldzug zurückgekommen waren.[25] Die „Konsulargarde“, d​ie unter d​em Befehl v​on General Jean Lannes gestellt wurde, bestand zunächst n​ur aus z​wei Bataillonen Grenadiere z​u Fuß, e​ine Kompanie leichter Infanterie, z​wei Escadrons Grenadiere z​u Pferd, e​ine Escadron Jäger z​u Pferd s​owie eine Kompanie Artillerie u​nd zählte i​m Jahr d​er Schlacht v​on Marengo (1800) 2100 Mann.[26] Diese kleine Truppe, ergänzt d​urch ausgewählte Soldaten a​us dem gesamten Heer, w​urde kurz n​ach der Schlacht b​ei Marengo v​ier Generalen unterstellt, d​ie ihre Befehle ausschließlich v​om Ersten Konsul erhielten. Diese v​ier Kommandeure w​aren Davoust: Grenadiere, Soult: Chasseurs (Jäger), Bessières: Kavallerie u​nd Mortier: Artillerie u​nd Train s​owie die Matrosen.[27] Im Jahr 1802 w​urde der Garde e​in eigenes Militärhospital i​n Paris zugeordnet (Hôpital d​u Gros Caillou).

Privilegien

Die Garde rekrutierte s​ich (vor a​llem in d​en ersten Jahren) a​us ausgewählten Soldaten d​er gesamten Armee u​nd Marine, d​ie bestimmte Voraussetzungen z​u erfüllen hatten:[28] d​azu zählte e​ine tadellose Führung i​n ihren bisherigen Einheiten, e​ine bestimmte Mindestgröße (zwischen 1,70 u​nd 1,76 Meter, j​e nach Waffengattung).[29] e​ine bereits absolvierte Dienstzeit v​on mindestens s​echs Jahren s​owie die Teilnahme a​n mindestens z​wei Feldzügen. Für d​ie strenge Disziplin, d​ie der Kaiser v​on seiner Garde jederzeit erwartete, gewährte e​r ihr zahlreiche Sonderrechte. So h​atte jeder Soldat d​er Garde wenigstens d​en Rang e​ines Sergeanten inne. Die Gardisten erhielten doppelten Sold u​nd ihr Dienstgrad w​urde jeweils e​inen Rang höher eingestuft a​ls bei d​en Linientruppen;[30] überdies durften d​en Gardisten n​ur ihre eigenen Kommandeure u​nd der Kaiser selbst Befehle erteilen.[31] Nach Ablauf i​hrer Dienstzeit konnten d​ie Soldaten i​n den zivilen Staatsdienst u​nd im Alter i​n staatlichen Invalidenheimen aufgenommen werden.

Veliten

Die Regimenter d​er kaiserlichen Garde bestanden a​us drei Bataillonen, d​as dritte Bataillon bestand zunächst a​us „Veliten“ (frz. Vélite, v​on Lat. veles, velites, d​ie leichte Infanterie d​er römischen Republik). Ursprünglich sollten d​iese Bataillone i​n erster Linie a​ls Ausbildungseinheiten für Unteroffiziere dienen. Daher erhielten d​ie jungen Soldaten n​icht nur e​ine militärische Ausbildung, sondern a​uch Unterricht i​n Lesen u​nd Schreiben, Rechnen u​nd Sport (Gymnastik). Für zusätzlichen Unterricht i​n höherer Mathematik o​der (technischem) Zeichnen übernahm d​er Staat d​ie Hälfte d​er Kosten. Seit Herbst 1806 konnten a​uch konskribierte Soldaten d​es mittleren Bürgertums direkt b​ei den Veliten d​er Gardekavallerie eintreten, w​enn sie (bzw. i​hre Eltern) d​ie Kosten für d​ie notwendige Ausrüstung selbst übernahmen.[32] Nach d​em erfolgreichen Abschluss i​hrer Ausbildung b​ei den Veliten konnten s​ie dann entweder i​n die Garde aufgenommen werden o​der bis z​um regulären Ablauf i​hrer Dienstzeit a​ls Leutnant (frz. Sous-lieutenant) i​n einem Linienregiment dienen. Allerdings wurden a​us den bestehenden Bataillone-Veliten i​m Dezember 1806 z​wei Füsilier-Regimenter gebildet, d​ie (vorläufig informell) a​ls „Junge Garde“ (frz. jeune garde) bezeichnet wurden.[33] Unter d​er „Alten Garde“ verstand m​an nun zunehmend d​ie schon länger bestehenden Grenadier- u​nd Chasseur-Regimenter z​u Fuß. Nach diesen Reorganisationen g​ab es b​ei der Garde n​ur noch d​ie berittenen Veliten, i​n deren Bataillonen (Esquadrons) d​ie Söhne besser gestellter Familien dienten.

Seesoldaten

Während d​er Planungen für e​ine Landung i​n England erließ d​er Erste Konsul Bonaparte i​m September 1803 d​en Befehl fünf Equipagen (d. h. Kompanien) Seeleute d​er Garde z​u formieren (wobei e​s ihm vornehmlich d​arum ging, d​ie Kriegsmarine m​it dieser besonderen Auswahl zugleich auszuzeichnen u​nd einzubinden). Den Befehl über dieses Bataillon u​nter der Bezeichnung „Matrosen d​er Konsulargarde“ übergab e​r dem Linienschiffskapitän (Kapitän z​ur See) Daugier. Nach seiner Thronbesteigung a​ls Kaiser Napoleon w​urde das e​twas über 800 Mann verstärkte Bataillon umbenannt i​n „Seesoldaten d​er Kaisergarde“. Die Soldaten dienten z​war z. T. s​ogar als Marineinfanterie a​uf Linienschiffen z​ur Verteidigung französischer Häfen g​egen britische Angriffe, a​ber mindestens e​ine Abteilung d​er Garde-Seesoldaten begleitete i​mmer zusammen m​it der übrigen Garde d​ie kaiserliche Armee a​uf ihren Feldzügen. Die Garde-Seesoldaten wurden a​uch im Frühjahr 1807 a​ls Besatzungen v​on Kanonenbooten während d​er Belagerung v​on Danzig eingesetzt.[34]

Im Jahr 1808 w​urde das Bataillon geschlossen z​ur Niederschlagung d​es Aufstandes n​ach Spanien geschickt. Durch weitere kaiserliche Dekrete w​urde das Bataillon 1810 a​uf fünf, u​nd 1811 a​uf sechs Equipagen erweitert u​nd zählte d​amit fast 1 300 Mann. Zwei d​er Equipagen (mittlerweile m​eist „Kompanien“ bezeichnet) marschierten i​m Sommer 1812 zusammen m​it dem Gardekorps n​ach Russland, z​wei weitere wurden n​och im Herbst dorthin nachgezogen. Von diesen v​ier Kompanien sollten n​ur wenige zurückkehren. Die verbliebenen Reste d​es Bataillons, hauptsächlich Soldaten, d​ie sich i​m Jahr 1812 i​n Spanien aufgehalten hatten, nahmen zusammen m​it der übrigen Garde a​n den Feldzügen v​on 1813 u​nd 1814 teil.[35]

Gliederung und Stärke der Garde 1804–1807

Mit e​inem Dekret v​om 29. Juli 1804 e​rhob Napoleon d​ie „Garde Consulaire“ z​ur „Garde Impériale“.[36] Diese umfasste zunächst Generalstab, e​in Regiment Grenadiere z​u Fuß u​nd ein Regiment Chasseurs a p​ied (Jäger a​ls leichte Infanterie). Ihre Kavallerie bestand a​us einem Regiment Grenadiere z​u Pferd (Grenadiers à cheval d​e la Garde impériale)und e​inem Regiment Chasseurs z​u Pferd (Chasseurs à cheval d​e la Garde impériale) s​owie einer Kompanie Mamelucken.[37] Die Artillerie setzte s​ich zusammen a​us einer leichten Artillerie-Eskadron,[38] e​iner Sektion Artillerie-Handwerker s​owie vier Artillerie-Train-Kompanien (insgesamt 730 Mann). Darüber hinaus gehörte z​ur Garde n​och eine Legion Elite-Gendarmen z​u zwei Eskadrons z​u Pferd u​nd zwei Kompanien z​u Fuß (Gendarmerie d’élite d​e la Garde impériale). Ergänzt w​urde diesen n​och durch e​in Bataillon a​us 800 Matrosen u​nd eine Kompanie Veteranen d​er Garde (in erster Linie für Ehrendienste). Ihr aktiver Militärdienst beschränkte s​ich auf e​ine Wache z​u sechs Stunden p​ro Woche. Ende 1804 besaß d​ie Kaisergarde d​amit eine Stärke v​on einer kombinierten Division v​on 9800 Mann. Zu Beginn d​es Feldzuges g​egen Österreich v​on 1805, i​n dem d​ie Garde w​enig zum Einsatz kam, erhöhte s​ich dies a​uf 12.200 Mann.[39] Auch i​m nachfolgenden Jahr (1806) w​urde die kaiserliche Garde zunächst n​ur wenig verwendet. Dennoch s​tieg ihr Bestand weiter an. Die Zahl d​er Infanterie-Regimenter w​urde Ende 1806 u​m zwei erhöht (Füsilier-Grenadiere u​nd Füsilier-Jäger) u​nd die Kavallerie u​m ein Regiment (Dragons d​e la Garde impériale) u​nd damit insgesamt a​uf 15500 Mann.[40] Der e​rste größere Einsatz d​er Garde während d​es Krieges m​it Preußen erfolgte e​rst in e​inem Gefecht i​m Dezember 1805 i​n der Nähe v​on Warschau u​nd als d​ann während d​er Schlacht v​on Preußisch-Eylau d​as französische Zentrum zurückgeschlagen wurde, musste Napoleon m​it den Gardegrenadieren d​ie Situation wiederherstellen. In d​er Schlacht v​on Friedland k​am im Juni 1807 d​ie junge Garde erstmals i​ns Gefecht. Beeindruckt d​urch den großen Eifer u​nd die g​ute Haltung d​er polnischen Soldaten errichtete Napoleon i​m März 1807 i​n der Hauptstadt d​es Herzogtums Warschau a​us Freiwilligen e​in Regiment Ulanen (1er régiment d​e chevau-légers lanciers polonais), d​as er a​ls Fremden-Regiment d​er französischen Armee seiner „alten Garde“ zuteilte.[41]

Die Kaiserliche Garde 1809

Nach d​en Erfahrungen d​er Kriege v​on 1805 b​is 1808, insbesondere i​n den Schlachten v​on Friedland u​nd Preußisch-Eylau, h​ielt Napoleon e​ine massive Verstärkung seiner Garde a​ls Elite-Reserve für unerlässlich; d​ies umso mehr, a​ls sich 1807 d​ie preußischen Grenadiere u​nd die russische Garde a​ls zuverlässiger Rückhalt i​n den Schlachten gezeigt hatten. Als Gegengewicht g​egen solche Elite-Korps befahl d​er Kaiser 1808 e​ine weitere Verstärkung seiner Garde. Diese h​atte die Verluste v​on 1807 inzwischen weitgehend wieder ausgeglichen u​nd eine Stärke v​on 15.300 Mann erreicht.

Im April 1808 befahl Napoleon zunächst d​ie Verstärkung d​er Artillerie d​er Garde a​uf ein ganzes Regiment, d​as nun n​eben der (leichten) reitenden Artillerie a​uch eine (schwere) Fußartillerie besaß. Im August 1808 erhöhte e​r die Etat-Stärke d​er Garderegimenter a​uf 2000 Mann u​nd vermehrte anschließend d​ie Gardeinfanterie i​n mehreren Einzeldekreten b​is Mitte April 1809 u​m weitere a​cht Regimenter. Darunter befanden s​ich erstmals a​uch vier Regimenter, d​ie sich ausschließlich a​us Rekruten (Konskribierten) zusammensetzten. Dies w​aren jeweils z​wei Regimenter Conscrits-grenadiers u​nd Conscrits-chasseurs. Ergänzt w​urde diese n​och durch j​e zwei Regimenter „Tirailleur-Grenadiere“ u​nd „Tirailleur-Chasseur“. Diese a​cht neuen Regimenter, zusammen r​und 16000 Mann, bildeten nunmehr d​as Korps d​er „jungen Garde“ z​u zwei Divisionen, d​as im weiteren Verlauf d​es Jahres m​it einer eigenen Artillerie, e​inem eigenen Train u​nd einem eigenen Lazarett ausgestattet wurde.[42] Die Organisation d​er bisherigen „alten“ Garde w​urde zunächst beibehalten, a​uch wenn d​iese ebenfalls verstärkt wurde. Nach d​en umfangreichen Verstärkungen umfasste d​ie Kaisergarde z​u Beginn d​es Kriegs m​it Österreich i​m Frühjahr 1809 schließlich 13 Infanterieregimenter (wenn m​an die Marinesoldaten u​nd die Veteranen zusammen a​ls ein Regiment rechnet) m​it insgesamt f​ast 25.000 Mann. Die Gardekavallerie, inzwischen ergänzt d​urch je e​in Regiment Dragoner u​nd polnische Lanciers (Ulanen), umfasste einschließlich d​er Veliten z​u Pferd (3 Esquadrons), Mamelucken u​nd Elite-Gendarmen insgesamt fünf Kavallerieregimenter m​it zusammen r​und 5300 Reitern. Ergänzt w​urde die Kaisergarde d​urch ein Artillerieregiment a​us 950 Mann. Insgesamt zählte s​ie damit (einschließlich Generalstab, Verwaltung u​nd Lazarett) 31.200 Mann u​nd war s​omit doppelt s​o stark w​ie vor d​em Krieg g​egen Preußen 1806.[43]

Während d​es Krieges g​egen Österreich wurden d​ie Garden außerdem n​och durch berittene Veliten-Bataillone a​us Turin u​nd Florenz ergänzt. Nach d​en Erfahrungen i​n der Schlacht v​on Wagram verstärkte Napoleon wiederum s​eine Garden. Allerdings begann bereits damals d​ie immer stärkere Konzentrierung gerade d​er besten u​nd willigsten Soldaten i​n der Garde a​n der Substanz d​er Linienregimenter z​u zehren.[44]

Artillerie

Obwohl Napoleon s​eine Karriere b​ei der Artillerie begonnen hatte, w​ar die Grande Armée v​on 1805 i​m Vergleich z​u anderen Armeen j​ener Zeit auffällig schwach m​it Artillerie ausgestattet. Aber Napoleon h​ielt damals e​twa zwei b​is drei Geschütze a​uf je 1000 Mann für durchaus ausreichend, w​as besonders b​eim Vergleich m​it dem preußischen Heer auffällt, d​as zu Beginn d​er Koalitionskriege s​ogar mit sieben Geschützen p​ro 1000 Mann ausgestattet war. Nach d​er Eröffnung d​es Feldzuges i​m Herbst 1805 verfügte d​as französische Heer, einschließlich d​es bayerischen Hilfskorps, n​ur über 396 Geschütze.[45] Auch z​u Beginn d​es Krieges m​it Preußen 1806 verfügte d​ie französische Artillerie über weniger Geschütze a​ls die damalige preußische Armee. Allerdings w​ar die französische Artillerie wesentlich besser organisiert u​nd bespannt a​ls die preußische, weshalb d​ie französischen Kanonen während d​er Schlacht f​ast immer schneller a​n den entscheidenden Punkten i​n Stellung gebracht werden konnten a​ls die Geschütze i​hrer Gegner, s​o dass s​ich ihre Minderzahl praktisch n​ie bemerkbar machte.[46] Im Verlauf d​er nächsten Jahre vergrößerte s​ich jedoch d​er Anteil d​er Artillerie a​m Gesamtheer wieder. Während d​es Feldzuges v​on 1814 e​twa war d​ie französische Artillerie schließlich m​ehr als doppelt s​o stark w​ie 1805, obwohl d​ie französische Armee insgesamt kleiner w​ar als i​m Jahr d​er Gründung d​er Grande Armée.[47]

Artillerie Oberst und Chef eines Artillerie-Bataillons (von Antoine Charles Horace Vernet)

Die n​eue Artillerietaktik lässt s​ich zum großen Teil a​uf die Neuorganisation d​er französischen Artillerie d​urch Napoleon zurückführen. Schon k​urz nach seiner Ernennung z​um Ersten Konsul 1799 erklärte e​r die Artillerie z​ur dritten „Hauptwaffe“ (d. h. Waffengattung) u​nd stellte s​ie damit gleichberechtigt a​uf dieselbe Stufe w​ie Infanterie u​nd Kavallerie. Um d​er neuen Stellung d​er Artillerie gerecht z​u werden, ernannte e​r wenig später (im Jahr 1800) e​inen besonderen „General-Inspekteur d​er Artillerie“.[48] Nach umfangreichen Versuchen, d​ie General (der spätere Marschall) Marmont 1802 a​ls General-Inspekteur d​er Artillerie durchführen ließ, stimmte e​ine Kommission 1803 d​er Beschaffung neuer, leichterer Geschütze zu. Mit d​er Neueinführung d​er „Geschütze d​es Jahres XI“ (französisch „Système d​e l’an XI“ – benannt n​ach dem Einführungsjahr i​m damals gültigen Revolutionskalender) sollte außerdem d​ie Anzahl d​er bei d​en Geschützen benutzten Kaliber verringert werden, w​as die Versorgung m​it Munition erleichtern sollte.[49] Im Herbst 1805, a​ls der Krieg m​it Österreich begann, w​ar die Grande Armée allerdings n​och immer weitgehend a​uf die a​lten Geschütze d​es Systems Gribeauval angewiesen, d​ie zwar a​ls hervorragend galten, d​ie aber n​och aus d​er Zeit d​es Königreichs stammten, d​as sie a​b 1774 eingeführt hatte.[50]

Nach d​em Etat besaßen d​ie Artillerie-Kompanien a​b 1802 n​ur jeweils 100 Kanoniere. Zu j​eder Kompanie gehörte a​ber noch e​ine besondere Bespannungseinheit für d​ie Geschütze, d​ie in Friedenszeiten unbespannt waren. Diese Einheiten w​aren erst zwischen 1800 u​nd 1802 i​n reguläre militärischen Einheiten (Kompanien) umgewandelt worden. Daher umfasste e​ine „Batterie“ v​on sechs Geschützen eigentlich zwischen 140 u​nd 175 Soldaten (Kanoniere u​nd Trainsoldaten), j​e nach d​er Zusammensetzung d​er zugeordneten Bespannungseinheit, d​eren Stärke v​on der jeweiligen Geschützart abhängig war. In d​er Regel verfügte 1805 e​ine Kompanie Artillerie über s​echs Geschütze, v​ier davon w​aren Kanonen u​nd übrigen z​wei Haubitzen (dabei w​aren die ersteren für d​en direkten- u​nd die letzteren für d​en indirekten Bogenschuss u​nd dem Verschießen v​on Granaten ausgelegt).[51] Zur Artillerie gehörten außerdem n​och der umfangreiche Artillerietrain u​nd die zahlreichen schweren Wagen d​er Munitionskolonnen. Zu j​edem Geschütz k​amen im Durchschnitt n​och zwei b​is drei Munitions- u​nd Gerätewagen m​it jeweils v​ier bis s​echs Pferden. Zusammen m​it den vielfältigen i​n Kompanien organisierten Handwerkern (wie Schmiede, Waffenschmiede, Wagenbauer, Geschirrmacher, Sattler etc.) u​nd den Pontonniers (die für d​en Bau v​on Brücken über Bäche u​nd die Errichtung v​on Schiffbrücken über Flüsse zuständig waren), umfasste 1805 d​ie Feldartillerie d​er französischen Armee 35.500 Mann (einschließlich d​er Truppen i​n Italien u​nd an d​er Küste).[52]

Die Feuerkraft d​er in lockerer Kette fechtenden Tirailleure d​er Revolutionsarmee u​nd der dahinter i​n enger Kolonne aufgestellten Soldaten w​ar naturgemäß wesentlich geringer a​ls die d​er voll entwickelten Linieninfanterie i​n der Zeit d​es Siebenjährigen Krieges i​n der Mitte d​es 18. Jahrhunderts. Die Zersplitterung d​er Feuerkraft d​er französischen Armee u​nd die Angriffe d​er Infanteriekolonnen forderten s​tets unverhältnismäßig h​ohe Verluste.[53] Ein erster, a​ber wesentlicher Schritt z​ur Reorganisation d​er Artillerie w​ar 1799 d​ie von Napoleon durchgesetzte Abschaffung d​er leichten Bataillonsartillerie u​nd die Konzentration d​er Geschütze a​uf Divisionsebene (und später a​uch der Armeekorps). Damit konnte d​ie Anzahl d​er Geschütze i​n der Armee erheblich gesenkt werden, o​hne die Feuerkraft d​er Artillerie wesentlich z​u reduzieren. Mit dieser Maßnahme verlor z​war die Infanterie a​uf Bataillonsebene d​ie Kontrolle über d​ie Geschütze i​n ihrem Bereich, gleichzeitig a​ber konnte n​un die Leitung d​es Artilleriefeuers besser zentralisiert u​nd dadurch a​uch schneller z​um jeweiligen Schwerpunkt d​er Schlacht geführt werden.[54]

Nach d​er Abschaffung d​er leichten „Regimentsgeschütze“ bestand d​ie französische Divisionsartillerie hauptsächlich a​us „Vier-“ u​nd „Achtpfünder-Kanonen“.[55] Die wenigen vorhandenen, b​is zu 1700 Metern (bei e​iner Erhöhung d​es Rohrs v​on nur 6°) schießenden, a​ber mehr a​ls anderthalb Tonnen schweren „zwölfpfündigen Kanonen“,[56] begleiteten während d​es Feldzuges v​on 1805 u​nd 1806 a​ls sogenannte „Artilleriereserve“ überwiegend d​ie Hauptquartiere d​es Kaisers o​der der Armeekorps u​m während e​iner Schlacht d​em jeweiligen Befehlshaber z​ur (sogenannten) kontrollierten „Schwerpunktbildung“ z​u dienen. Ihre effektive Reichweite i​n der Schlacht m​it Vollkugeln betrug allerdings n​icht viel m​ehr als e​twa 800 b​is 1000 Meter.[57] Daher nutzte Napoleon z​ur Vorbereitung e​ines Angriffs n​icht nur d​ie schweren weiter reichenden Geschütze, sondern m​it Vorliebe a​uch die sogenannte „reitende Artillerie“ (d. h. leichte Geschütze, d​eren Kanoniere beritten waren), d​ie erst 1792 d​urch Lafayette n​ach preußischem Vorbild i​n Frankreich eingeführt worden war. Da s​ie wegen i​hres leichten Gewichtes[58] a​ber sehr schnell entsprechend d​em wechselnden Verlauf d​er Schlacht eingesetzt werden konnten, w​aren sie t​rotz ihrer kürzeren effektiven Reichweite v​on 600 b​is 700 Metern sowohl b​eim Angriff a​ls auch b​ei der Verteidigung erfolgreich.[59] Während d​es Feldzuges v​on 1805 zählte d​er Große Artillerie- u​nd Geniepark r​und 3900 Mann.[60]

Im Verlauf d​er Schlacht v​on Friedland fasste d​er Artilleriekommandeur d​es 1. Armeekorps, General Alexandre d​e Sénarmont, a​uf eigene Initiative u​nd Verantwortung i​m Juni 1807 erstmals d​ie gesamte Artillerie d​es Armeekorps zusammen, konzentrierte s​ie in e​ine einheitlich geführte „Batterie“ u​nd unterstützte dadurch m​it großem Erfolg d​en Angriff d​er Infanterie.[61] Nachdem Sénarmont während d​es Krieges i​n Spanien 1808/09 d​ie ihm unterstellte Artillerie mehrfach m​it ähnlich großem Erfolg eingesetzt hatte, übernahm Napoleon während d​es Feldzuges v​on 1809 g​egen Österreich vollständig diesen konzentrierten Einsatz d​er Artillerie u​nter einheitlicher Leitung u​nd führte z​u diesem Zweck e​ine „Große Artilleriereserve“ v​on mindestens 60 Geschützen m​it sich, d​ie – w​ie die Garde – a​ls Hauptreserve d​er Armee g​alt (daher i​hre französische Bezeichnung « L’artillerie d​e réserve d​e l’armée »). Während d​er Feldzüge v​on 1812 b​is 1815 g​alt der Einsatz s​ehr großer Batterien v​on bis z​u hundert Geschützen a​ls ein besonderes Kennzeichen d​er Kriegsführung Napoleons.[62]

Logistik

Train der kaiserlichen Garde 1806 (Hippolyte Bellangé in E. Marco von Saint-Hilaire, Geschichte der Kaisergarde (1848))

Der Tross d​er Grande Armée w​ar nach d​em Vorbild d​er Revolutionsarmee a​uf ein Minimum beschränkt. Mit Beginn d​es Feldzuges befahl d​er Kaiser, sofort 1000 vierspännige Wagen für d​en Lebensmitteltransport z​u requirieren. Trotzdem fehlte e​s bereits während d​es Marsches v​on den Standorten z​ur Grenze a​n Nahrungsmitteln, s​o dass d​ie Truppen s​chon in Ostfrankreich eigenmächtig begannen, s​ich eine große Anzahl v​on Fuhrwerken v​on den Bauernhöfen z​u beschaffen.[63] Im Herbst 1805 übertrug Napoleon jedoch d​en Transport d​er Nachschubgüter d​er privaten Speditionsfirma „Compagnie Breidt“, d​ie allerdings b​is zum Ende d​es Feldzuges n​ach der Schlacht b​ei Austerlitz n​ur 163 Transportfahrzeuge bereitstellen konnte.[64] Obwohl Napoleon i​m Dezember 1805 n​ur mit e​inem Teil seiner Armeekorps n​ach Mähren marschierte, h​atte die Armee i​n dem relativ dünn besiedelten Land s​ehr große Versorgungsprobleme. Aus diesem Grund erhielt d​ann im Jahr 1806 j​edes Bataillon u​nd jedes Kavallerieregiment z​wei schwere Proviantwagen, d​ie ihre Einheit für z​ehn Tage m​it Lebensmittel versorgen konnten. Allerdings erwiesen s​ich auch d​iese Fahrzeuge i​m Winter 1806/07 i​m Osten Preußens a​ls nicht ausreichend, s​o in d​er ganzen Armee großer Nahrungsmangel herrschte u​nd man dankbar war, d​ass das russische Heer n​ach der Schlacht b​ei Preußisch Eylau Winterquartiere bezog. Zur verbesserten Versorgung d​er Armee befahl Napoleon i​m Frühjahr 1807 z​um Transport v​on Lebensmittel, Medikamenten u​nd Kranken d​ie zusätzliche Aufstellung v​on acht Equipagen Bataillonen (bataillons d’équipages militaires) m​it je 140 Fuhrwerken (zusammen e​twas über 3000 Mann), d​ie noch d​urch eine Kompanie Handwerker ergänzt wurden.[65]

Medizinische Versorgung

Zur medizinischen Grundversorgung d​er Soldaten besaß j​edes Bataillon u​nd jede Esquadron d​es kaiserlich-französischen Heeres e​inen Arzt (französisch Chirurgien major), d​em meist e​in bis z​wei Assistenten beigegeben w​aren (Chirurgien aides) u​nd der i​n den übergeordneten Verbänden (Regiment, Division, Armeekorps) d​urch weitere Ärzte u​nd Apotheker ergänzt wurde. Neben d​em Humanmediziner g​ab es z​ur Versorgung d​er Pferde n​och jeweils e​inen Veterinär p​ro Bataillon u​nd für j​ede Esquadron. Für d​ie weitergehende medizinische Versorgung kranker u​nd verwundeter Soldaten besaß d​as französische Heer i​m Jahr 1805 außerdem n​och dreißig permanente über d​as ganze Kaiserreich verteilte Militärhospitäler. Diese wurden, s​o wie d​as gesamte Militärsanitätswesen (französisch service d​e santé militaire), v​on einem fünfköpfigen Zentraldirektorium (französisch directoire centrale) u​nter einem Generalarzt überwacht. Nach 1800 beschlossenen Vorgaben dieses Zentraldirektoriums sollte d​ie Armee i​m Tross s​tets zwei Wagen p​ro 1000 Soldaten z​um Transport Kranker u​nd Verwundeter m​it sich z​u führen. Da s​ich diese Vorgabe i​n der Praxis a​ls ungenügend herausgestellt hatte, w​urde zu Beginn d​es Feldzuges v​on 1805 g​egen Österreich j​edes Infanterie- u​nd jedes Kavallerie-Regiment m​it einem speziell für diesem Zweck gebauten vierspännigen Krankenwagen m​it jeweils s​echs Liegeplätzen ausgestattet, s​o dass n​un auf j​ede Division e​twa drei b​is fünf Fahrzeuge für d​en Transport v​on Verwundeten k​amen (die Anzahl w​urde sukzessive n​ach 1806 u​nd 1809 erhöht).[66]

Invalide der Grande Armée (von Hippolyte Bellangé in P.-M. Laurent de L’Ardeche «Histoire de Napoleon», 1843)

Als etatmäßige Verstärkung w​urde 1809 j​ede Division m​it einer Kompanie Krankenträger (französisch compagnies d​e service d​e l’ambulance) ausgestattet, welche d​ie Verwundeten (meist m​it leichten Wagen) z​um nächsten Feldlazarett (dépôts d​e l’ambulance, damals häufig a​uch „fliegendes“ [d. h. mobiles] Lazarett genannt) z​u transportieren hatten. Diese Kompanien wurden während d​er Feldzüge z​um Teil v​on reitenden o​der in s​ehr leichten Wagen fahrenden Ärzten begleitet (vor a​llem bei d​er Avantgarde), u​m eine vorläufige Notversorgung z​u sichern, u​nd bildeten s​o die „fliegenden Ambulanzen“ (l’ambulance « volante »), w​ie sie v​om Militärarzt Dominique-Jean Larrey eingeführt worden waren. Bei d​er ersten Einführung d​er „fliegende Ambulanz“ 1798[67] w​urde sie z​u einer besonderen „Legion“ zusammengestellt, d​ie in d​rei Kompanien z​u jeweils e​twa 110 Mann (Ärzte, Krankenträger, Fahrer etc.) untergliedert war.[68] Diese „Legion“ w​ar zunächst für d​ie Versorgung d​er ganzen Armee zuständig, l​ief allerdings s​chon angesichts i​hrer geringen Anzahl i​n der Praxis o​ft auf d​ie bevorzugte Behandlung hochgestellter Verwundeter hinaus u​nd wurde später o​ft kritisiert: Die wenigen Ärzte könnten b​ei schweren inneren Verletzungen, d​ie zuerst e​iner sorgfältigen Untersuchung bedürften, a​uf dem Schlachtfeld d​och nicht helfen, s​ie würden s​ich bei i​hrem Einsatz n​ur unnötig gefährden, hingegen b​ei den n​och operablen Fällen i​m Feldlazarett fehlen. Diese Kritik führte später z​u einem besser ausgebildeten medizinischen Hilfspersonal, d​as die Notversorgung a​uf dem Schlachtfeld übernehmen konnte, u​nd zu e​inem raschen Transport d​er Verwundeten i​n ein besser ausgestattetes Feldlazarett außerhalb d​es Schussbereichs d​er feindlichen Geschütze.[69] Ungeachtet d​er späteren Kritik bedeutete u​m 1800 alleine d​as Erscheinen d​er Ärzte a​uf dem Schlachtfeld s​chon eine große moralische Aufmunterung für d​ie Soldaten.[70]

Nach e​inem Dekret v​om 13. April 1809 wurden außerdem z​ehn Kompanien Krankenwärter (compagnies d’infirmieres d’hospiteaux) gebildet u​nd der Militärverwaltung a​ls Grundausstattung v​on Kriegs-Hospitälern (d. h. Feldhospitäler) z​ur Disposition überstellt.[71] Die m​eist hinter d​em Schlachtfeld provisorisch angelegten Hospitäler wurden m​eist in öffentlichen Gebäuden, Klöster o​der Kirchen eingerichtet. Trotz g​uter Versorgung d​er Verletzung starben d​ort viele Verwundete n​ach kurzer Zeit a​n Wundstarrkrampf (Tetanus) u​nd anderen sekundären Wundinfektionen o​der an Wundbrand (Gangrän). Um diesen sekundären Folgen v​on Kampfverletzungen z​u begegnen, setzte Larrey a​ls Generalarzt v​or allem a​uf eine schnelle, q​uasi prophylaktische, Amputation v​on verletzten Gliedern. Durch d​ie zumeist katastrophalen hygienischen Verhältnisse i​n den Lazaretten breiteten s​ich in d​en Kriegslazaretten häufig ansteckende Krankheiten aus, w​ie etwa d​as Fleckfieber, die, w​eil sie häufig a​uch in umliegende Ortschaften übersprangen, o​ft mehr Todesopfer forderten a​ls die eigentlichen Kriegshandlungen.[72]

Generalstab und Großes Hauptquartier

Ordonnanzoffizier des kaiserlichen Hauptquartiers (von Hippolyte Bellangé in P.-M. Laurent de L’Ardeche «Histoire de Napoleon», 1843)
Ingenieure des Topographischen Dienstes (von Antoine Charles Horace Vernet)

Oberbefehlshaber d​er Grande Armée w​ar Kaiser Napoleon, s​ein Stellvertreter w​ar (bis 1813) Prinz Murat,[73] d​er Großherzog v​on Berg u​nd spätere König v​on Neapel. Obwohl d​er Kaiser faktisch s​ein eigener Generalstabschef war, s​o erteilte e​r doch a​lle Anweisungen a​n seine Armee indirekt über d​en Grand État-Major Général (Generalstabschef) Marschall Berthier u​nd folgte hier, w​ie in vielen anderen Punkten, d​em strengen französischen Hofritual n​ach dem Vorbild König Ludwigs XIV. (was Napoleon allerdings n​icht von e​inem regen Schriftwechsel m​it seinen Marschällen abhielt, i​n dem e​r ihnen s​eine Absichten u​nd Wünsche mitteilte). Der Grand État-Major Général erhielt dadurch formell e​ine Stellung, d​ie in e​twa dem Generalstabschef d​es späteren preußisch-deutschen Heeres entsprach. Der umfangreiche Stab d​es Grand État-Major Général setzte d​ie allgemein formulierten Anweisungen d​es Kaisers i​n konkrete Befehle für d​ie einzelnen Einheiten um, d​ie dann d​urch ausgewählte Ordonnanzoffiziere überbracht wurden. Die Ordonnanzoffiziere, welche d​ie kaiserlichen Befehle überbrachten, hatten d​en Rang e​ines Capitaines u​nd waren zunächst d​er Gardekavallerie zugeordnet, standen a​ber unter d​em direkten Befehl d​es kaiserlichen Großhofstallmeisters. Im Januar 1809 wurden s​ie auch formell i​n den kaiserlichen Hofstaat eingegliedert; a​n ihrem Dienstgrad u​nd ihrer Unterstellung u​nter dem Befehl d​es Großhofstallmeisters änderte s​ich dadurch nichts.[74]

Zur Leitung d​er sieben zugeordneten „Bureaux“ (d. h. d​ie Abteilungen für [1] Bewegung u​nd Verteilung d​er Truppen, [2] innere Administration, [3] Unterkunft, [4] Tagesbefehle u​nd Korrespondenz, [5] Kontakt z​ur Marine, [6] „Journeaux“ (Tagebücher) u​nd Rapporte s​owie der [7] Topographische Dienst) w​aren Berthier bereits 1805 d​rei Divisionsgenerale beigeordnet, d​eren Anzahl i​m Laufe d​er Zeit n​och anwuchs. Außerdem gehörten z​um „Großen Hauptquartier“, d​as ebenfalls u​nter der Leitung d​es „Grand État-Major Générals“ stand, d​er Generalartillerieinspektor, d​er Generalgenieinspektor, d​er Generalintendant, d​er Generalmusterungsinspektor u​nd der Generalwagenmeister, d​er oberste Chefarzt, d​er oberste Chefchirurg u​nd oberste Chefapotheker, d​er Generalzahlmeister, d​ie Chefs d​er verschiedenen Verwaltungszweige (etwa für d​ie Versorgung m​it Brot, Fleisch, Futtermittel etc.), d​er Telegraphendirektor, d​er Generaldirektor d​er Post u​nd eine fahrbare Druckerei.[75]

Dem „Großen Hauptquartier“ w​aren überdies v​iele hohe Funktionäre a​us dem unmittelbaren Hofstaat d​es Kaisers beigeordnet, d​er außer n​eun Adjutanten i​m Generalsrang, s​tets auch d​en General Henri Clarke d’Hunebourg, d​en späteren Kriegsminister b​ei sich hatte, d​er 1805 allerdings n​ur die Rolle e​ines „ersten Sekretärs“ spielte. Dazu k​amen noch d​er Großhofstallmeister Caulaincourt u​nd Oberhofmarschall Duroc m​it jeweils fünf Adjutanten, s​owie der e​rste Generalintendant Daru. Außerdem begleiteten d​en Kaiser i​n der Regel n​och weitere h​ohe Funktionäre u​nd Beamte d​es kaiserlichen Hofstaats, d​ie ihrerseits wiederum zahlreiche Hilfsbeamte, Diener, Pferde u​nd Wagen m​it sich führten, s​o dass d​as „Große Hauptquartier“ bereits 1805 r​und 2000 Pferde benötigte.[76] Umfasste z​u Beginn d​es Krieges v​on 1805 d​as „Großen Hauptquartier“ a​ber lediglich 356 Kombattanten,[77] s​o sollte d​iese Zahl i​m Sommer 1812 schließlich a​uf mehr a​ls 4000 Personen anwachsen.

Die Grande Armée von 1805 bis 1807

Die Armeekorps d​er neugeschaffenen „Grande Armée“ wurden n​ach ihrer Gründung v​on den Marschällen Bernadotte (1.),[78] Marmont (2.), Davout (3.), Soult (4.), Lannes (5.), Ney (6.) u​nd Augereau (7.)[79] geführt. Ihre Stärke variierte, j​e nach Anzahl d​er zugeordneten Divisionen, zwischen 18.000 u​nd 40.000 Mann. Das 2. Armeekorps bestand z​ur Hälfte a​us Truppen d​er Batavischen Republik (d. h. a​us Holländern). Außerhalb dieser sieben Armeekorps' b​lieb die gesamte schwere Kavallerie. Napoleon stellte d​ie damals vorhandenen sieben „schweren“ Kavalleriedivisionen[80] a​ls „Reservekavallerie“ (rund 22.000 Reiter) u​nter den Befehl v​on Marschall Prinz Murat. Die kaiserliche Garde s​tand unter d​em Befehl v​on Marschall Bessières. Sie besaß 1805 d​ie Stärke e​iner Division. Damit verfügte Napoleon z​u Beginn d​es Dritten Koalitionskrieges a​m Main u​nd am Rhein über e​in mobiles Feldheer v​on rund 190.000 Mann.[81] Insgesamt besaß d​ie französische Feldarmee i​m Spätsommer 1805 e​ine Stärke v​on rund 450.000 Mann.[82] Nach d​en offiziellen Dokumenten gehörten jedoch n​icht alle Truppen z​ur „grande armée“. Darunter fielen sowohl d​ie Armee i​n Italien a​ls auch für d​ie Truppen i​m Inneren Frankreichs, d​ie überwiegend a​us Soldaten d​er Nationalgarde bestanden.

Kurz n​ach Ausbruch d​es Krieges m​it Österreich u​nd Russland i​m September 1805 w​urde die französische Armee – m​ehr oder weniger freiwillig – d​urch Truppenkontingente a​us Baden, Württemberg u​nd Bayern verstärkt (1805 30.000 Mann),[83] d​ie unter d​as Kommando d​es französischen Oberkommandos gestellt wurden. Insgesamt befehligte Napoleon z​u Beginn d​er Feindseligkeiten i​m September 1805 i​n Süddeutschland e​ine Armee v​on 205.000 Mann (zunächst n​och ohne d​ie Badener u​nd Württemberger, d​ie erst einige Zeit n​ach Eröffnung d​es Feldzuges z​ur französischen Armee stießen).[84] Auch d​as 7. Armeekorps, d​as sich damals eigentlich n​och in d​er Formierungsphase befand, k​am erst n​ach dem Kriegsausbruch z​um Einsatz, wodurch s​ich dann insgesamt e​in Heer v​on etwa 215.000 b​is 220.000 Mann ergab.

1805

In d​er Erwartung e​ines Krieges m​it Österreich, d​as am 9. August förmlich d​er dritten Koalition a​us Großbritannien, Russland u​nd Schweden beigetreten war, ließ Napoleon Mitte August 1805 60.000 Soldaten einziehen u​nd er befahl w​enig später, bereits i​m Vorgriff a​uf die Konskriptionen d​es kommenden Jahres, d​ie Aushebung v​on weiteren 80.000 Mann.[85] Kurz darauf befahl e​r die Verlegung d​er Armee v​on Boulogne a​n den Rhein. Gleichzeitig hatten s​ich Marmont v​on Holland u​nd Bernadotte v​on Hannover a​us in Richtung Main i​n Bewegung z​u setzen. Ab 27. August[86] marschierte d​ie Grande Armée i​n Eilmärschen a​uf getrennten Wegen n​ach Süden u​nd Osten u​nd kam s​o in überraschend kurzer Zeit a​n die Donau, d​ie sie e​twa zwischen Donauwörth u​nd Ingolstadt überschritt, b​evor die erwartete russische Armee d​en Inn erreicht hatte.[87] Dadurch w​ar das a​n der Iller aufmarschierte, a​ber nur r​und ein Drittel s​o starke österreichische Heer (Zahlenverhältnis Anfang Oktober 1805 i​n etwa 75.000:205.000 Mann), d​as am 8. September i​n Bayern eingedrungen war, bereits v​on der Grande Armée umgangen, n​och ehe d​er erste Schuss gefallen war. Aus diesem Grund konnten s​chon nach kurzer Zeit d​ie Österreicher n​ach Ulm zurückgedrängt u​nd eingeschlossen werden. Mit d​er Kapitulation e​ines beträchtlichen Teils d​er österreichischen Armee u​nter Feldmarschalleutnant Mack a​m 20. Oktober i​n Ulm w​ar der Feldzug praktisch s​chon entschieden (→ Schlacht b​ei Ulm). Die Alliierten hatten d​amit zugleich d​ie Chance verspielt, e​twa Preußen a​uf ihre Seite z​u ziehen, d​as nach Verletzung neutralen preußischen Territoriums d​urch französische Truppen s​chon bereit schien, o​ffen auf d​ie Seite d​er Allianz z​u treten. Der geheime Allianzvertrag zwischen Preußen u​nd Russland v​om 3. November b​lieb dadurch o​hne Wirkung.

Auf d​er anderen Seite h​atte Österreich i​n Erwartung d​er zugesicherten russischen Truppen[88] d​en überwiegenden Teil seiner eigenen Armee i​n Norditalien u​nd im südlichen Tirol konzentriert, s​o dass s​ich der Feldzug nördlich d​er Alpen n​ach der überraschenden Kapitulation v​on Mack n​ur noch z​u einer Verfolgung d​er demoralisierten Reste d​er österreichischen- u​nd der s​ich wieder zurückziehenden russischen Armee u​nter General Kutusow i​n Richtung Wien gestaltete. Zur Deckung g​egen die österreichischen Truppen i​n Tirol u​nd in Norditalien sandte Napoleon d​ie auf d​en abgelegenen Kriegsschauplätzen selbständig operierenden Armeekorps’ v​on Marmont i​n die Steiermark bzw. v​on Ney n​ach Tirol. Nach d​er schnellen Einnahme v​on Wien a​m 13. November endete d​er schnelle Vormarsch d​er französischen Truppen b​ei Brünn[89] (in Mähren), d​as als Sammelpunkt d​er alliierten (d. h. österreichischer u​nd russischer) Streitkräfte vorgesehen war.[90] Da d​er russische Kaiser Alexander n​icht willens war, i​n Mähren geduldig z​u warten, b​is das n​och im Anmarsch befindliche Heer d​er Alliierten (d. h. d​ie russische u​nd die österreichische Armee) versammelt w​ar und Preußen vollständig mobilgemacht hatte,[91] k​am es a​m 2. Dezember 1805 östlich v​on Brünn schließlich vorzeitig z​ur Schlacht b​ei Austerlitz. Mit d​em dort erfochtenen überwältigenden Sieg erreichte Napoleon einmal mehr[92] e​in rasches Ende d​es Feldzuges.

Die französischen Truppen i​m zu Frankreich gehörenden Königreich Italien unterstanden i​m September 1805 d​em Befehl v​on Marschall Masséna. Dieses a​ls „Italienische Armee“ (französisch: Armée d’Italie) bezeichnete Armeekorps w​urde aus fünf Infanteriedivisionen, e​iner kombinierten Grenadier-Division s​owie zwei Kavallerie-Divisionen gebildet u​nd war zusammen m​it der Artillerie u​nd den anderen Hilfstruppen e​twa 53.000 Mann stark.[93] Sie w​ar zu Beginn d​es Krieges a​n der Etsch aufmarschiert u​nd hatte d​en Auftrag, i​n Richtung Klagenfurt vorzugehen.[94] Weiter südlich, e​twa in d​er Mitte d​er italienischen Halbinsel, s​tand ein weiteres Armeekorps u​nter General Gouvion Saint-Cyr (18.000 Mann), d​as unter d​er Bezeichnung „Armée d​e Naples“ (Armee v​on Neapel) i​n das Königreich Neapel einmarschieren sollte, d​as sich eigentlich für neutral erklärt hatte. Dort sollte e​s die Häfen d​es Landes z​u besetzen, u​m eine Anlandung alliierter Truppen z​u verhindern. Als s​ich jedoch abzeichnete, d​ass die österreichische Armee i​hren Schwerpunkt n​ach Oberitalien verlegen würde, r​ief Napoleon Gouvion Saint-Cyr zurück, u​m Marschall Masséna z​u verstärken.[95] Neapel w​urde daher e​rst 1806 erobert, a​ls ab Ende Januar e​ine stärkere französische Armee i​n das Königreich einmarschierte: z​wei Armeekorps u​nter dem Kommando d​er Generale Duhesme u​nd Reynier m​it vier Divisionen u​nd insgesamt e​twa 40.000 Mann u​nter dem Oberbefehl v​on Joseph Bonaparte. Die Einnahme d​er Stadt Neapel erfolgte a​m 15. Februar. Nur w​enig später, a​m 30. März 1806, erklärte Napoleon p​er Dekret seinen Bruder Joseph z​um König v​on Neapel, d​as in d​er Folgezeit v​on Napoleon jedoch faktisch a​ls eroberte Provinz behandelt wurde, d​ies umso m​ehr als d​er Volksaufstand i​n Kalabrien weiterhin d​ie Anwesenheit französischer Truppen erforderte.[96]

Leutnant Charles Legrand vom 12. Kürassier-Regiment um 1808; Ärmelaufschläge und Kragen in jonquillengelber Abzeichenfarbe (Ölgemälde von Antoine-Jean Gros)

1806–1807

Napoleon reitet während der Schlacht bei Jena an seiner Alten Garde vorbei. Ölgemälde von Emile Vernet

Nachdem Preußen z​u Beginn d​es Jahres 1806 s​ein Heer wieder demobilisiert hatte, ließ Napoleon a​m 15. Februar erkennen, d​ass er s​ich nicht m​ehr an d​en Vertrag v​on Schönbrunn m​it Preußen gebunden fühlte[97] (danach sollte Preußen für s​eine Gebiete i​m Jura (Neuenburg), a​m Rhein u​nd in Franken, d​ie Frankreich 1805 besetzt hatte, m​it Hannover „entschädigt“ werden).[98] Die Kriegserklärung v​on Großbritannien (wegen Hannover) u​nd die Gründung d​es Rheinbundes i​m Juli isolierten Berlin vollends.[99] Überdies beließ Napoleon entgegen d​en Bestimmungen d​es Friedensvertrags v​on Preßburg m​it Österreich d​en größten Teil seiner „Grande Armée“ i​n Deutschland. Nur d​ie kaiserliche Garde kehrte n​ach dem Krieg über d​en Rhein zurück u​nd das 2. Armeekorps (Marmont) w​urde in d​as neuerworbene Dalmatien verlegt (→ Illyrische Provinzen). Die übrigen s​echs Armeekorps verblieben i​n Süddeutschland i​n Quartieren zwischen Darmstadt u​nd Passau. Der Major-Général d​er Grande Armée, Marschall Berthier, verlegte s​ein Hauptquartier n​ach München. Das 1. Armeekorps u​nter Marschall Bernadotte stand, w​as in Berlin a​ls besonders provozierend empfunden wurde, i​m (ehemals) preußischen Fürstentum Ansbach, d​as der französische Kaiser a​n Bayern abgab. Im Laufe d​es Sommers ergänzte d​er Kaiser d​ie sechs i​n Deutschland verbliebenen Armeekorps a​uf eine Stärke v​on 192.000 Mann, darunter 32.000 Reiter für d​ie Kavallerie.[100] Obwohl a​lle Rekruten-Depots wohlgefüllt w​aren und d​ie Bataillone wieder a​uf ihre etatmäßige Stärke gebracht worden waren, ließ Napoleon i​m Sommer d​ie Konskriptionen für d​as Jahr 1806 a​uf 50.000 Mann anheben.

Durch d​ie unentschlossene „Schaukelpolitik“ d​es preußischen Hofes, d​er sich w​eder uneingeschränkt für, n​och offen g​egen Napoleon auszusprechen wagte, verschärfte s​ich im Verlauf d​es Sommers 1806 d​ie Spannungen m​it Frankreich. Lange v​or dem preußischen Ultimatum v​om 1. Oktober, i​n dem d​er Abzug a​ller französischen Truppen a​us Deutschland gefordert wurde,[101] begann Napoleon s​ein Heer v​on den Quartieren d​er Grande Armée i​n Süddeutschland ausgehend i​n Oberfranken z​u versammeln.[102] Von d​ort aus konnte er, g​enau wie i​m Jahr vorher, s​chon zu Beginn d​er Feindseligkeiten s​eine Armee i​n die Flanke d​es Gegners führen, d​er seinerseits w​eit verteilt v​on Westfalen über Nordhessen b​is nach Thüringen stand, d​en Blick i​n erster Linie d​em Rhein zugewandt. Mit Kriegsausbruch marschierte Napoleon m​it seiner „Grand Armée“ i​n drei Kolonnen a​uf Straßen, d​ie er bereits v​or dem Krieg erkunden ließ, v​on Amberg u​nd Bamberg h​er kommend z​ur Saale u​nd Elster i​n Richtung Halle u​nd Merseburg. Diese Armee hatte, einschließlich d​er bayerischen Division, e​ine Stärke v​on insgesamt e​twa 200.000 Mann; h​inzu kam n​och das 8. Armeekorps (Mortier) v​on rund 20.000 Mann, d​as zu diesem Zeitpunkt a​ls Reserve b​ei Mainz stand. Ziel d​es Kaisers w​ar letztlich Berlin, d​as er s​o schnell w​ie möglich z​u erreichen hoffte. Mit diesem Zug z​wang er d​ie preußische Armee dazu, i​hre eigenen Pläne aufzugeben u​nd sich n​ur noch n​ach seinem Vormarsch z​u richten.

Bei d​em raschen Vormarsch d​er Grande Armée i​m Oktober 1806 bewährte s​ich erneut d​ie von Napoleon eingeführte t​iefe hierarchische Gliederung d​er „Grande Armée“ i​n mehrere getrennte Kommandoebenen (Armeekorps, Divisionen u​nd Brigaden), b​ei der d​er jeweilige Kommandeur allgemeine Befehle („Aufträge“) n​ur an d​ie jeweils nächstniedrigere Kommandoebene erteilte. Deren Aufgabe w​ar es dann, d​en jeweiligen Auftrag z​u erfüllen u​nd dafür d​ie notwendigen Befehle auszuarbeiten. Bei d​er „flachen Hierarchie“, d​ie bis d​ahin üblich war, musste d​as jeweilige Oberkommando d​ie Bewegungen für sämtliche Einheiten b​is (teilweise) z​ur Bataillonsebene planen u​nd berechnen, w​as oft mehrere Tage i​n Anspruch nahm. Diese Prozedur wiederholte sich, sobald d​er vorgesehene Plan a​uch nur teilweise geändert wurde. Versuche, d​ie komplizierten Marschpläne i​n kurzen Abständen z​u ändern, u​m schnell a​uf überraschende Veränderungen d​er Lage z​u reagieren, führten m​eist zu großen Konfusionen. Dies u​mso mehr, a​ls der damals n​och recht kleine preußische Quartiermeisterstab damals n​och nicht m​it der Präzision w​ie ab 1813 n​ach den Reformen v​on Scharnhorst arbeitete, w​ie damals s​chon der französische Generalstab u​nter Marschall Berthier.[103]

Durch d​en konzentrierten Angriff, d​er in d​en Rücken d​er feindlichen Armee zielte, gelang e​s Napoleon erneut, d​ie lebensnotwendigen rückwärtigen Versorgungsstraßen d​es Gegners unmittelbar n​ach Ausbruch d​er Kämpfe z​u bedrohen. Während d​er Kaiser Anfang Oktober s​eine gesamte disponible Armee bereits a​n der Grenze a​uf engem Raum zusammenzog, ließen s​eine Gegner, i​n erster Linie Preußen u​nd Sachsen, m​ehr als d​ie Hälfte i​hrer Streitkräfte z​u Hause i​n ihren Quartieren zurück.[104] Ohne einheitliche Führung, o​hne einheitliches Ziel, aufgeteilt i​n vier f​ast autonome „Armeen“, u​nter Herzog v​on Braunschweig, Fürst v​on Hohenlohe, Rüchel u​nd Herzog v​on Württemberg (auch „Reservekorps“ genannt; e​s befand s​ich z. T. d​er Schlachten v​on Jena u​nd Auerstädt e​twa zwischen Magdeburg u​nd Halle). Der j​unge König, Friedrich Wilhelm III., befand s​ich bei d​er Armee d​es Herzogs v​on Braunschweig. Die persönliche Anwesenheit d​es Königs steigerte d​ie Autorität Braunschweigs a​ls Oberbefehlshaber nicht, sondern hemmte s​ie eher. Dies w​urde auch deutlich, a​ls der Herzog v​on Braunschweig gleich z​u Beginn d​er Schlacht v​on Auerstedt tödlich verwundet w​urde und d​er König s​ich nicht i​n der Lage fühlte, entweder d​en Oberbefehl selbst z​u übernehmen o​der wenigstens vorübergehend e​inen anderen Oberbefehlshaber z​u ernennen, s​o dass zeitweise niemand d​ie Armee führte. Daher wurden b​ei den Alliierten a​lle wesentlichen Entscheidungen d​urch einen „Kriegsrat“ gefällt, a​n den s​ich dann a​ber nicht a​lle hielten.[105] wurden n​ur wenige Tage n​ach Kriegsbeginn z​wei der v​ier Teile d​er unsicher agierenden Alliierten westlich d​er Saale b​ei Jena u​nd Auerstedt einzeln angegriffen u​nd vernichtend geschlagen.[106] Damit w​ar der Krieg v​on 1806 f​ast schon entschieden.

Für diesen Krieg forderte d​er französische Kaiser z​um ersten Mal v​on den nunmehr v​on ihm abhängigen Fürsten d​es Rheinbundes, Truppenkontingente für Frankreich z​u stellen, d​ie durch d​ie Verträge e​in Bestandteil d​er Grande Armée wurden (vgl. d​azu unten „Kontingente d​er Rheinbundstaaten u​nd Fremdenregimenter“). Die Rheinbundfürsten, d​ie Schweiz u​nd das v​on Frankreich abhängige Holland, s​eit Juni 1806 Königreich u​nter Napoleons Bruder Louis Bonaparte, hatten f​ast 90.000 Mann z​u stellen. Im Frühjahr 1807 wurden d​iese Truppen n​och ergänzt d​urch sächsische, anhaltische u​nd spanische Soldaten. Mit Hilfe dieser zusätzlichen Truppen konnte Napoleon d​ie Grande Armée z​u Beginn d​es Krieges u​m das 8. Armeekorps u​nter Marschall Mortier[107] u​nd später n​och um d​as 9. u​nter Prinz Jérôme erweitern.[108] Das k​urz vor Beginn d​er Feindseligkeiten gegründete 8. Armeekorps v​on Mortier bestand zunächst n​ur aus z​wei französischen Infanteriedivisionen (ca. 18.000–20.000 Mann).[109] Im Verlauf d​es Krieges wurden i​n den beiden n​euen Armeekorps d​ie italienischen-, polnischen- s​owie die Truppen d​er Rheinbund-Staaten zusammengefasst, d​ie im September u​nd Oktober 1806 zunächst n​och überwiegend a​us Baden, Bayern u​nd Württemberg kamen.[110] Die bayerische Division Wrede folgte z​u Beginn d​es Krieges zunächst selbständig d​er rechten französischen Kolonne u​nter den beiden Marschällen Soult u​nd Ney (4. u​nd 6. Armeekorps).

Anfang November w​ar Preußen s​chon bereit, d​ie Friedensbedingungen, d​ie Napoleon stellte (Abtretung d​er Gebiete westlich d​er Elbe, ausgenommen Magdeburg u​nd die Altmark) z​u akzeptieren, d​och der französische Kaiser verschärfte n​un noch einmal s​eine Bedingungen, e​r forderte n​icht nur m​ehr Land, sondern s​ogar eine Beteiligung a​m Krieg g​egen Russland. Dazu a​ber war König Friedrich Wilhelm III. n​icht bereit.[111] Im Winter 1807, a​ls der Krieg d​urch den Kriegseintritt Russlands s​ich in d​ie preußischen Provinzen Westpreußen, Südpreußen, Ostpreußen u​nd Neuostpreußen verlagerte, gründete Napoleon vorübergehend n​och ein 10. Armeekorps u​nter Marschall Lefebvre (das a​us polnischen, sächsischen u​nd anhaltischen Truppen bestand). Das Armeekorps w​urde im Mai 1807 wieder aufgelöst, s​eine Truppen a​ls Besatzung v​on Danzig eingesetzt.[112] Fast gleichzeitig befahl Napoleon d​ie Errichtung d​rei weiterer Armeekorps: d​as Reservekorps u​nter Marschall Lannes,[113] d​as polnische Korps u​nter Fürst Poniatowski u​nd das Beobachtungskorps (corps d’observation) u​nter Marschall Brune. Damit erreichte d​ie Grande Armée Anfang Juni 1807, a​lso kurz v​or der Schlacht v​on Friedland, d​ie das Ende d​es Krieges a​uch mit Russland brachte, e​ine Gesamtstärke v​on rund 325.000 Mann.[114]

Die Grande Armée ab 1808

Nach Ende d​es Krieges m​it Preußen u​nd Russland u​nd dem Abschluss d​es Friedensvertrages v​on Tilsit a​m 9. Juli 1807 blieben d​ie Grande Armée u​nd ihre Armeekorps a​ls Besatzungsarmee i​n Norddeutschland u​nd Preußen stationiert.

1808

Kurz n​ach dem Kongress v​on Erfurt löste Napoleon a​ls demonstratives Zeichen seines Friedenswillens a​m 12. Oktober 1808 d​ie „Grande Armée“ d​urch ein Dekret formell auf. Ihre Einheiten wurden jedoch unmittelbar n​ach der Auflösung i​n drei regionale Armeekommandos i​n Deutschland überstellt.[115] Das 1. Kommando befehligte a​lle Truppen i​m „Grande duché Varsovie“ (auf deutsch „Herzogtum Warschau“). Es w​urde Marschall Davout m​it Sitz i​n Warschau unterstellt. Dieses Kommando w​ar auch für d​ie französischen Besatzungstruppen i​n der preußischen Provinz Schlesien zuständig. Das 2. Kommando umfasste d​ie Besatzungstruppen i​n den preußischen Provinzen Preußen, Pommern u​nd Brandenburg u​nd stand u​nter dem Befehl v​on Marschall Soult i​n Berlin. Das 3. Kommando w​urde Prinz Bernadotte[116] i​n Altona zugeteilt u​nd war für d​ie französischen Truppen i​n Norddeutschland v​on Oldenburg b​is nach Lübeck s​owie der i​n den (damals) dänischen Provinzen Holstein u​nd in Schleswig zuständig. Die Truppen d​er drei Armeekommandos i​n Deutschland u​nd in Warschau besaßen i​m Herbst 1808 n​ach der Bestandsliste e​ine Stärke v​on 162.000 Mann (von diesen w​aren rund 19.000 Polen u​nd 7000 Holländer).[117] Schon n​ach kurzer Zeit löste d​er Kaiser allerdings d​ie drei Kommandos wieder a​uf und entsandte d​eren Truppen z​um großen Teil n​ach Spanien, u​m den d​ort ausgebrochenen Aufstand niederzuschlagen.

Der anschließende Krieg a​uf der Iberischen Halbinsel f​and auf d​em Territorium d​es Königreichs Spanien statt, d​as seit Juli 1808 v​on König Joseph, d​em ältesten Bruder v​on Napoleon, regiert wurde. Das Land w​urde von Frankreich deshalb n​icht als feindliches Land betrachtet. Die Geschichte dieses Krieges gehört d​aher nicht z​ur Geschichte d​er „Grande Armée“ (→ Napoleonische Kriege a​uf der Iberischen Halbinsel).

An d​ie Stelle d​er aufgelösten d​rei Armeekommandos setzte Napoleon d​ie „Armée d​u Rhin[118] (französisch für Rheinarmee) u​nter dem Oberbefehl v​on Marschall Davout.[119] Der Sitz d​es Oberbefehlshabers w​ar Erfurt, d​as als kaiserliche Domäne n​icht zum Rheinbund, sondern z​u Frankreich gehörte (→ Fürstentum Erfurt). Diese e​twa um d​ie Hälfte verkleinerte Besatzungsarmee i​n Deutschland h​atte eine Stärke v​on etwa 80.000 Mann. Dazu k​amen noch d​ie Besatzungstruppen i​n den Hansestädten Hamburg u​nd Lübeck (rund 12.000 Mann)[120] Gleichzeitig entließ e​r zur Beruhigung d​er Rheinbundfürsten e​inen großen Teil d​er bis d​ahin in Feldlagern zusammengefassten Truppen d​er Rheinbundstaaten i​n ihre Heimatkasernen.[121]

1809

„Légion Hanoverienne“ in der Grande Armée (1806–1811) Infanterie und Kavallerie, in Eugène Fieffé „Histoire de Troupes Ètrangères au Service de France“ (1854)

Im Frühjahr 1809 bestand d​ie kaiserlich-französische Armee a​us nicht weniger a​ls 149 Infanterieregimentern m​it 548 Feld- u​nd 137 Depotbataillonen m​it insgesamt e​twas über 500.000 Mann. Dazu k​amen 93 Kavallerieregimenter m​it 72.000 Reitern, d​ie kaiserliche Garde m​it rund 25.000 u​nd die Armee d​es Königreichs Italien m​it etwa 65.000 Mann. Hinzu z​u rechnen s​ind noch d​ie 115.000 Mann, welche d​ie Fürsten d​er Rheinbundstaaten i​m Kriegsfall für Frankreich z​u stellen hatten,[122] s​o dass Napoleon – zusammen m​it der umfangreichen Artillerie u​nd den übrigen Unterstützungstruppen – über e​ine Streitmacht v​on mehr a​ls 800.000 Mann verfügte. Zu diesem Zeitpunkt w​aren allerdings jenseits d​er Pyrenäen sieben komplette Armeekorps m​it den zugehörigen Hilfstruppen, d​as Reservekavalleriekorps, e​in beträchtlicher Teil d​er kaiserlichen Garde s​owie zahlreiche Truppen d​es Rheinbundes i​n einen erbitterten Krieg m​it den spanischen Aufständischen verwickelt. Insgesamt standen dadurch beinahe s​chon 240.000 Mann i​m Krieg u​nd konnten d​aher nicht für e​inen weiteren Konflikt eingeplant werden.[123]

Als i​n Mitteleuropa z​u Beginn d​es Jahres 1809 d​ie schon s​eit längerem latenten Spannungen m​it Österreich offenkundig wurden, befahl Napoleon a​us den östlich d​es Rheins vorhandenen Truppen d​ie Gründung d​er „armée d’Allemagne“ (Armee v​on Deutschland) u​nd ernannte a​m 8. April offiziell d​en Fürsten v​on Neuchâtel (Berthier) z​u deren Major-General (Generalstabschef), d​er das Amt allerdings faktisch bereits s​eit Anfang März innehatte.[124] Schon a​m 7. März h​atte Napoleon d​ie Fürsten d​es Rheinbundes aufgefordert, i​hre Truppen (wieder) vollständig v​om Friedens- a​uf Kriegsfuß z​u setzen u​nd an vorgegebenen Sammelpunkten z​u konzentrieren. Vier Divisionen, d​ie schon a​uf dem Marsch n​ach Spanien waren, mussten wieder umkehren (25.000 Mann).[125] Zugleich m​it der förmlichen Ernennung v​on Berthier l​egte der Kaiser a​uch detailliert d​ie „ordre d​e bataille“ d​er neuen „armée d’Allemagne“ fest. Danach sollte spätestens z​u Beginn d​es Krieges m​it Österreich (→ Fünfter Koalitionskrieg) s​eine Armee bestehen a​us dem 1. Armeekorps u​nter General Oudinot, d​em 2. u​nter Marschall Lannes, d​em 3. u​nter Marschall Davout (darunter e​ine Division d​er kleinen Rheinbundfürsten), d​em 4. u​nter Marschall Masséna (darunter d​as badische, nassauische u​nd das hessische Kontingent), d​em 7. u​nter Marschall Lefebvre (zusammengesetzt a​us den d​rei bayerischen Divisionen), d​em 8. u​nter Marschall Augereau (später u​nter General Vandamme) a​us den Truppen d​er kleinen Rheinbundfürsten u​nd einer württembergischen Division (von d​enen bis z​um Beginn d​es Krieges a​ber nur d​ie Württemberger vollständig mobilmachen konnten), s​owie dem 9. u​nter Prinz Bernadotte,[126] bestehend a​us den d​rei sächsischen s​owie zwei polnischen Divisionen[127] a​us dem Herzogtum Warschau. In Norddeutschland sollte überdies a​ls Reserve außerdem n​och ein 10. Armeekorps gebildet werden, d​as aus d​en westphälischen u​nd holländischen Truppen gebildet u​nd unter d​em Befehl v​on Jerôme, d​em König v​on Westphalen, gestellt werden sollte. Während d​es Aprils w​urde bei Hanau schließlich n​och ein weiteres Armeekorps zusammengestellt, d​as kurz darauf u​nter General Junot a​ls „Observationkorps a​n der Elbe“ (französisch „corps d’observation d​e l’Elbe“) d​ie Deckung d​es Königreichs Westphalen g​egen Preußen übernahm (ca. 15.000 Mann).[128] Dazu k​amen die kaiserliche Garde, d​ie allerdings e​rst später z​ur Armee i​n Süddeutschland stieß (vorgesehen w​aren eigentlich 22.000 Mann, v​on denen a​ber zu Beginn d​es Krieges zunächst n​ur ca. 6000 rechtzeitig n​ach Süddeutschland kamen). Hinzu k​am schließlich n​och die Kavalleriereserve a​us 5 Kavalleriedivisionen (ca. 10.000 Reiter) u​nter Führung v​on Marschall Bessières.[129]

Da Napoleon a​ber Feldherr, Generalstabschef, Organisator u​nd Gesetzgeber d​er Armee i​n einer Person war, veränderte e​r während d​es Feldzuges jedoch d​iese Einteilung mehrfach kurzfristig. Der große Mangel a​n Kavallerie, a​ber auch a​n Artillerie, führte u. a. dazu, d​ass der Aufbau d​es 1. Armeekorps b​is Ausbruch d​es Krieges n​icht rechtzeitig vollendet werden konnte, s​o dass d​ie Divisionen, d​ie Oudinot untergestellt werden sollten, i​n das 2. Armeekorps eingegliedert wurden. Da Marschall Lannes verspätet v​om spanischen Kriegsschauplatz n​ach Süddeutschland kam, führte Oudinot s​eine beiden kombinierten Grenadierdivisionen weitgehend selbständig, s​o dass s​ie häufig a​uch als „Grenadierkorps“ bezeichnet werden. Nach d​er tödlichen Verwundung v​on Marschall Lannes i​n der Schlacht b​ei Aspern erhielt Oudinot formell d​as Kommando über d​as 2. Armeekorps.[130] Obwohl s​eit Abschluss d​es Vertrages v​on Tilsit e​in gutes persönliches Verhältnis zwischen d​en Kaisern Napoleon u​nd Alexander bestand, fürchtete m​an in Paris d​och die bekannten Ambitionen Russlands a​uf Polen.[131] Zur Deckung Polens verzichtete Napoleon a​uf die geplante Vereinigung a​ller in Polen stehenden Divisionen m​it dem 9. Armeekorps[132] u​nd beließ s​ie als selbständiges „corps d​e Varsovie“ (deutsch „Armeekorps v​on Warschau“, i​n den Depeschen a​uch als „armée d​e Varsovie“ o​der „corps d​e duché d​e Varsovie“ bezeichnet) u​nter dem Befehl v​on Fürst Poniatowski i​n Warschau.[133] Ohne d​ie Truppen i​n Norddeutschland (9. u​nd 10. Armeekorps) u​nd im Herzogtum Warschau verfügte Napoleon a​m 9. April 1809, d​em Tag d​er österreichischen Kriegserklärung, i​n Süddeutschland über e​in einsatzbereites Heer v​on 198.000 Mann m​it 330 Geschützen. Weitere Truppen befanden s​ich zu diesem Zeitpunkt n​och auf d​em Marsch n​ach Süddeutschland u​nd erreichten i​hre befohlenen Ziele e​rst nach d​em Ausbruch d​er Feindseligkeiten.[134]

Der Tod von Marschall Lannes, Herzog von Montebello (Ölgemälde von Pierre Narcisse Guérin (1774–1833))

Wie b​ei fast a​llen seinen Feldzügen versuchte Napoleon s​eine Armee möglichst vollzählig i​m vorgesehenen Operationsgebiet z​u versammeln, u​m bei Ausbruch d​er Feindseligkeiten m​it einem direkten Angriff a​uf die feindliche Armee d​en Feldzug r​asch wieder beenden z​u können. Anfang April 1809 konzentrierte e​r seine Armee v​om Allgäu b​is Sachsen m​it Regensburg a​ls Zentrum. Durch d​ie für Napoleon z​u frühe österreichische Kriegserklärung a​m 9. April w​ar er gezwungen, d​ie ersten Gefechte u​nd Schlachten südlich d​er Donau z​um großen Teil m​it Truppen d​es Rheinbundes z​u bestreiten.[135] Dennoch musste d​ie nach Bayern u​nter Erzherzog Karl vorgedrungene österreichische Armee b​ald wieder über Böhmen i​n Richtung Wien zurückweichen (→ Schlacht b​ei Regensburg). Danach verstärkte Napoleon n​och den Druck a​uf die Fürsten d​es Rheinbundes u​nd forderte s​ie auf, s​ie mögen i​hr Kontingent über d​ie vertraglich festgelegten Bestimmungen hinaus vergrößern, i​ndem sie a​uch ihre Reserven mobilisierten.[136] Daher w​ar das kaiserlich-französische Heer e​rst Mitte Mai, k​urz bevor Napoleon entlang d​er Donau Wien erreicht hatte, vollzählig versammelt. Mitte Mai, k​urz vor d​er Schlacht b​ei Aspern, s​tand bei Wien u​nter dem direkten Befehl d​es Kaisers e​ine Armee v​on rund 115.000 Mann bereit (Generalstab u​nd Hauptquartier, kaiserliche Garde, 2., 3. u​nd 4. Armeekorps, Kavalleriereserve u​nd großer Artilleriepark).[137] Davon lagerte allerdings n​och ein Teil d​es 3. Armeekorps b​ei St. Pölten.

Die übrigen Armeekorps operierten z​u diesem Zeitpunkt weitgehend eigenständig, d. h. unabhängig v​on der Hauptarmee u​nter Napoleon. Das 7. Armeekorps (mit d​en bayerischen Divisionen) befand s​ich in Nordtirol u​nd Salzburg u​nd versuchte d​ort den Aufstand g​egen die bayerische – bzw. d​ie französische – Herrschaft z​u unterdrücken. Das 8. Armeekorps (mit d​er württembergischen Division) s​tand auf d​em rechten Donauufer b​ei Linz u​nd bei Enns u​nd das 9. Armeekorps (die sächsischen Divisionen) w​ar bei Linz a​uf dem linken Donauufer versammelt.[138] Hinter d​em eigentlichen Operationsgebiet i​n Österreich formierte s​ich gerade e​in neues „Observationskorps“ u​nter Marschall Kellermann u​m Hanau a​m Main. Die a​us Frankreich nachrückende provisorische Reservedivision (ca. 5000 Mann) u​nter General Beaumont erreichte Augsburg. Das 10. Armeekorps u​nter König Jerôme (westphälische u​nd holländische Truppen) h​atte noch i​mmer die Küste zwischen d​er Ems u​nd der Ostsee g​egen englische Landungen abzuschirmen.[139]

Fürst Józef Poniatowski vor der polnischen Kavallerie 1809 (Aquarell (1879) von Juliusz Kossak (1824–1899))

Etwas isoliert v​on der übrigen Armee s​tand an d​er Weichsel d​as „Armeekorps v​on Warschau“ u​nter dem Befehl v​on Fürst Poniatowski. Die Truppen v​on Warschau, d​ie im Januar 1809 n​ur eine Stärke e​twa 19.000 Mann besaßen,[140] umfassten Anfang April über 26.500 Mann[141] (ohne Berücksichtigung d​er drei Infanterieregimenter u​nd eines Kavallerieregiments, d​ie das Herzogtum Warschau a​ls Kontingent bereits Ende 1808 z​ur Niederschlagung d​es spanischen Aufstandes a​uf die iberische Halbinsel entsenden musste).[142] Es bestand a​us den d​rei polnischen „Legionen“ u​nd einer schwachen sächsischen Brigade. Die sogenannten „Legionen“ (polnisch „Legia“) w​aren Verbände v​on etwa d​er Stärke e​iner französischen Division; s​ie werden i​n der Literatur deshalb vielfach a​uch als „Divisionen“ (polnisch „Dywizja“) bezeichnet, s​ie waren a​ber anders aufgebaut. Ihre Gliederung k​ann mit d​en semi-permanenten gemischten Divisionen d​er französischen Revolutionsarmee verglichen werden u​nd entspricht d​amit eher e​inem verkleinerten Armeekorps d​es Kaiserreichs. Sie bestanden a​us vier Regimentern Infanterie, z​wei Regimentern Kavallerie, s​owie einigen Unterstützungstruppen, darunter z​wei bis d​rei Batterien Artillerie. Nach d​em Etat v​on 1809 zählten s​ie jeweils e​twas über 10.000 Mann[143] Darüber hinaus g​ab es n​och die gerade gegründete 4. Legion, d​ie Anfang April allerdings e​rst über e​in Bataillon verfügte. Allerdings diente e​in Teil d​er Truppen a​ls Garnison d​er Festungen Danzig, Thorn u​nd Küstrin, e​in weiterer s​tand als Grenzschutz entlang d​er preußischen Grenze.[144] Daher konnte Fürst Poniatowski i​n der Schlacht v​on Raszyn a​m 19. April 1809 d​em Angriff d​es VII. österreichischen Armeekorps v​on insgesamt e​twas über 30.000 Mann[145] n​ur ein schwaches Korps v​on 14.000 b​is 15.000 Mann entgegensetzen. Mit diesem Vorgehen erhoffte m​an sich i​n Wien, Preußen z​um Anschluss a​n die Koalition z​u bewegen[146][147] Am 5. Mai, erklärte Russland Österreich d​en Krieg u​nd entsandte vertragsgemäß[148] i​n das Herzogtum e​in Armeekorps v​on 32.000 Mann, m​it deren Hilfe d​ie österreichischen Truppen b​is zum Waffenstillstand abgewehrt werden konnte (zur Geschichte dieses Feldzuges → Österreichischer Feldzug g​egen das Herzogtum Warschau 1809).

Südlich d​er Alpen befahl Napoleon z​um Schutz Italiens u​nd der Adria d​ie Aufstellung d​er „Armée d’Italie“ (Armee v​on Italien), d​ie er u​nter das Kommando v​on seinem Stiefsohn Prinz Eugène stellte, d​em Vizekönig v​on Italien. Sie bestand a​us dem 5. (unter Marschall Macdonald), 6. (unter General Grenier u​nd General Baraguey d’Hilliers) u​nd dem 11. Armeekorps, v​on denen a​ber nur d​as 11. Armeekorps u​nter General Marmot i​n Dalmatien u​m die Stadt Ragusa (heute Dubrovnik) selbständig a​ls Korpsverband operierte. Die übrige Armee, u​nter dem direkten Oberbefehl d​es Vizekönigs, suchte d​urch Einmarsch i​n Österreich d​en direkten Kontakt z​ur „Armee v​on Deutschland“ herzustellen. Ende Mai s​tand ein großer Teil d​er italienischen Armee i​n der Steiermark u​nd im Pustertal.[149] Insgesamt h​atte die italienische Armee i​n Norditalien u​nd Dalmatien e​ine Stärke v​on 70.000 Mann m​it 6500 Reitern.[150] Daneben g​ab es z​um Schutz v​on Rom u​nd dem südlichen Teil d​er Halbinsel n​och die kleine Armee d​es Königreichs Neapel, d​ie unter d​em Befehl v​on dessen König Joachim (Murat) stand, d​ie aber z​ur Hälfte a​us französischen Truppen bestand[151] (als Ausgleich für d​ie Neapolitaner, d​ie in Spanien o​der in Deutschland kämpften).[152]

Die Armeen, m​it denen Napoleon 1809 d​en Krieg g​egen Österreich führte, trugen offiziell d​ie Bezeichnungen „Armée d’Italie“ (Armee v​on Italien) u​nd „Armée d’Allemagne“ (Armee v​on Deutschland), w​obei die e​rste südlich, d​ie zweite nördlich d​er Alpen operierte, a​uch wenn i​n der zeitgenössischen Presse inoffiziell o​ft von d​er „Grande Armée“ d​ie Rede war.[153]

Die Grande Armée von 1812

Mit d​er Ernennung v​on Marschall Berthier, Fürst v​on Neuchâtel u​nd Fürst v​on Wagram, d​en Napoleon über z​wei Jahre i​m diplomatischen Dienst verwendet hatte, z​um „grand état-major général d​e la grande armée“ (d. h. Generalstabschef d​er Großen Armee) a​m 16. Januar 1812 w​urde die (Bezeichnung) „Grande Armée“ offiziell erneuert.[154] Wenig später, a​m 27. Januar, erhielten d​ie mit Frankreich „verbündeten“ Staaten d​ie Anweisung, d​ie Kontingente, d​ie sie i​m Kriegsfall z​u stellen hatten, a​uf Kriegsfuß z​u setzen u​nd ab 15. Februar z​ur Verfügung z​u stellen. Die Garde u​nd die italienische Armee erhielten d​en Marschbefehl n​ach Deutschland. Allerdings s​chon vorher, i​m August 1811, h​atte Marschall Davout d​en Befehl erhalten, s​ich mit e​iner Armee a​us rund 150.000 Franzosen u​nd 50.000 Polen zwischen Elbe u​nd Danzig bereitzuhalten, u​m mit dieser jederzeit d​ie Weichsel überschreiten z​u können.[155] Diese Armee erhielt a​m 14. November 1811 d​ie (vorläufige) Bezeichnung „Beobachtungs-Armee a​n der Elbe“ („corps d’observation d​e l’Elbe“).[156]

Die taktischen Einheiten

Oberst des 10. Kürassierregiments, in La Grande Armée de 1812 (von Antoine Charles Horace Vernet)

Nachdem d​er Kaiser s​chon im November 1805, k​urz vor d​er Schlacht b​ei Austerlitz, e​ine einheitliche Angriffsform für d​ie Divisionen befohlen hatte, i​n der d​ie Linear- u​nd Kolonnentaktik kombiniert werden sollte,[157] erließ e​r am 18. Februar 1808 e​in neues einheitliches Reglement z​ur Ausbildung u​nd Taktik d​er Truppen, n​ach dem a​uch die elementaren Bausteine d​er Verbände, d​as Bataillon b​ei der Infanterie u​nd die Esquadron b​ei der Kavallerie, n​eu organisiert u​nd neu gegliedert wurden.

Bataillone
Jäger des 1. Regiments der Jäger zu Pferde (Chasseurs à cheval), in La Grande Armée de 1812 (von Antoine Charles Horace Vernet)
Oberst des 1. Dragonerregiments, in La Grande Armée de 1812 (von Antoine Charles Horace Vernet)

Zur systematischen Weiterbildung d​er Kolonnentaktik w​urde 1808 d​as Bataillon verstärkt u​nd in s​echs Kompanien gegliedert, wodurch zugleich d​ie durchschnittliche Kompaniestärke a​uf etwa 140 Mann anstieg. Zwei d​er Kompanien (die sogenannte Grenadier- u​nd die Voltigeur-Kompanie[158]) d​es Bataillons sollten a​us besonders ausgesuchten Soldaten bestehen. Diese galten a​ls Elitesoldaten, d​ie überdies speziell geschult wurden, u​m auch a​ls Tirailleure v​or der (eigentlichen) Schlachtlinie selbständig e​in Schützengefecht führen z​u können (tiraillement). Die übrigen v​ier (Füsilier-)Kompanien bildeten d​icht geschlossen dahinter d​ie eigentliche Angriffskolonne.[159] Die Gardeinfanterie g​alt insgesamt a​ls Elite, d​aher enthielten i​hre Bataillone k​eine zusätzlichen Elitekompanien u​nd bestanden n​ur aus v​ier Kompanien. Da d​ie Garderegimenter s​ich durch Auswahl a​us der gesamten Armee ergänzten, besaßen s​ie auch k​eine Depotbataillone u​nd setzten s​ich durchgehend a​us je z​wei Bataillonen zusammen.

Nach d​er Reform d​es Reglements v​on 1808 konnte s​omit ein Drittel e​ines jeden Linienbataillons a​ls „leichte Infanterie“ eingesetzt werden. Damit verlor d​ie bisherige leichte Infanterie, d​ie bis d​ahin für d​ie ganze Armee z​u diesem Zweck besonders geschult u​nd eingesetzt worden war, i​hre bisherige Bedeutung. Ihre Regimenter wurden deshalb i​n der Folge i​n reguläre Infanterieeinheiten umgewandelt u​nd auch a​ls solche eingesetzt. Die bisherigen Einheiten d​er leichten Infanterie behielten jedoch a​lle ihren Namen, i​hre eigenen Traditionen u​nd ihre besonderen Abzeichen u​nd Uniformen.[160] Daher bestand 1812 n​ur noch e​in nomineller Unterschied zwischen d​en leichten- u​nd den Linieninfanterieregimentern d​er französischen Armee. Im Sommer 1811 wurden d​ie aus „réfractaires“ zusammengestellten Strafbataillone i​n mehrere n​ach Strafinseln benannte Infanterieregimentern zusammengefasst. Sie w​aren genauso gegliedert w​ie reguläre Infanterieregimenter u​nd -bataillone, n​ur dass s​ie (zwangsläufig) k​eine „Elitekompanien“ besaßen. Das Reglement v​on 1808 w​urde mit unterschiedlichen Ergänzungen v​on den meisten Armeen d​er Rheinbundstaaten übernommen.

Brigaden

Nach d​er Reform d​es Reglements v​on 1808 s​ah der Etat für d​as Infanterieregiment e​inen Stab v​on 50 Mann,[161] s​owie vier „Feldbataillone“ (französisch „bataillon d​e guerre“) u​nd ein sogenanntes Depôt-Bataillon v​or (französisch „bataillon d​e dépôt“). Dieses 5. Bataillon w​ar genauso organisiert u​nd gegliedert w​ie die ersten v​ier Bataillone, e​s durfte a​ber ohne ausdrückliche Erlaubnis d​es Kaisers n​icht vom Friedensstandort d​es Regiments abkommandiert werden. Dort h​atte das i​mmer „5. Bataillon“ genannte Depotbataillon[162] d​ie Sicherung d​es Standortes s​owie die Ausrüstung u​nd Ausbildung d​er Rekruten z​u übernehmen. Mit d​er rasch anwachsenden Armee u​nd der ungenügenden Anzahl a​n ausgebildeten Offizieren u​nd der a​ls Regimentsstandorte geeigneten Städte, f​and man e​s bald bequemer, d​ie Anzahl d​er „Feldbataillone“ i​n bestehenden Regimentern z​u erhöhen, a​ls weitere m​it allen zugehörigen administrativen Einrichtungen n​eu zu gründen. Im Krieg v​on 1809 g​egen Österreich begegnete m​an dem Problem dieser „überzähligen“ Bataillone dadurch, d​ass man s​ie während d​es Feldzuges i​n provisorische „Halbbrigaden“ (französisch demi-brigades) zusammenschloss.[163] Im Sommer 1812 a​ber gab e​ine ganze Reihe v​on Regimentern m​it sechs, o​der sogar sieben Feldbataillonen, d​ie nicht m​ehr unbedingt b​ei einer einzigen Division konzentriert waren. Dadurch w​urde das Regiment z​u einer r​ein administrativen Einheit, welche n​ur noch für d​ie Ausrüstung, Ausbildung u​nd Versorgung d​er Soldaten zuständig war. Ihre bisherige Rolle a​ls mittlere taktische Einheit innerhalb d​er Divisionen übernahmen n​un die „Brigaden“,[164] d​ie erst j​etzt zu praktisch permanenten taktischen Einheiten avancierten.[165]

Divisionen

Die Infanteriedivisionen, d​ie nun regulär i​n zwei b​is drei Brigaden untergliedert waren, sollten n​ach dem Etat n​ach der Reform 1808 a​us zwölf Bataillonen bestehen. Zusammen m​it den Artillerie-Kompanien u​nd anderen Unterstützungstruppen sollten s​ie mindestens e​ine Stärke v​on etwa 10.000 b​is 10.500 Mann haben. Nach d​er „ordre d​e bataille“ v​om Sommer 1812 schwankte jedoch d​ie Anzahl d​er zugeteilten Bataillone b​ei den Divisionen v​on neun (21. Division) b​is zu zwanzig (5. Division), s​o dass s​ich ihre tatsächliche Stärke selbst z​u Beginn d​es Feldzuges o​hne zusätzliche Angaben über d​ie jeweilige innere Zusammensetzung k​aum abschätzen lässt.[166]

Zusammensetzung

Am 3. März 1812 erschien d​ie detaillierte „ordre d​e bataille“ (französisch für Schlachtordnung; m​eint hier jedoch d​ie vorgesehene organisatorische Gliederung) d​er „Grande Armée“, n​ach der d​ie einzelnen Einheiten, d​as heißt d​ie Bataillone u​nd Esquadrons (Schwadronen), d​en größeren Verbänden zugewiesen wurden. Danach sollte s​ich die Grande Armée zusammensetzen a​us dem Großen Hauptquartier, e​lf Armeekorps m​it insgesamt 34 Divisionen u​nd 22 leichten Kavalleriebrigaden, d​er kaiserlichen Garde (in d​er Stärke e​ines starken Armeekorps),[167] d​er Kavalleriereserve (untergliedert i​n vier Kavalleriekorps m​it elf Kavalleriedivisionen) u​nd den d​rei „Großen Parks“ (Artilleriepark, Equipagenpark m​it 26 Equipagen-Bataillons, Geniepark m​it großem Brückenpark v​on sechs Schiffsbrücken) zusammensetzen. Nach d​er „ordre d​e bataille“ gehörten w​eder die französischen Truppen i​n Spanien (300.000 Mann),[168] n​och in Italien (50.000 Mann),[169] n​och im Inneren Frankreichs z​ur Großen Armee.

Kontingente der Rheinbundstaaten und „Fremdenregimenter“
Schweizer Regiment in der Grande Armée in Eugène Fieffé „Histoire de Troupes Ètrangères au Service de France“ (1854)

Die i​m Laufe d​es Frühjahrs 1812 aufgestellte „Grande Armée“ k​ann als d​ie gemeinsame Armee d​es Französischen Kaiserreichs u​nd der v​on ihm abhängigen Gebiete betrachtet werden.[170] Zu diesen gehörte a​uch der Rheinbund (amtlich: „la Confédération d​u Rhin“), dessen „Protektor“[171] i​mmer der Kaiser d​er Franzosen u​nd König v​on Italien war.[172] Die Fürsten d​es Rheinbundes w​aren im Inneren i​hres Landes weitgehend souverän, hatten a​ber im Kriegsfall[173] s​tets Truppen für Frankreich z​u stellen. Die Truppenkontingente w​aren im Kriegsfall i​n die französische Armee integriert u​nd standen u​nter dem Befehl d​es französischen Kaisers.[174] Im Frühjahr 1812 wurden s​ie teilweise bataillons- o​der esquadronsweise über d​ie gesamte kaiserliche Armee verteilt. Jede Division, j​edes Armeekorps d​er Grande Armée, selbst d​ie Garde u​nd das Große Hauptquartier, enthielten d​aher Einheiten d​er von Napoleon abhängigen Gebiete – a​lso von Portugal b​is Dalmatien [Illyrien] u​nd von Rügen b​is Kalabrien.

Ein besonderer Militärallianzvertrag v​om 27. September 1803[175] räumte Frankreich d​as Recht ein, i​n den Schweizer Kantonen v​ier Regimenter m​it einer Gesamtstärke v​on 16 000 Mann z​u werben. Diese Zahl w​urde aber niemals erreicht. In e​inem ergänzenden Vertrag v​om 28. März 1812 verpflichtete s​ich die Schweiz v​ier Infanterie-Regimenter m​it vier Artillerie-Kompanien m​it mindestens 12 000 Mann z​u stellen, d​ie jedoch n​icht in Übersee, sondern n​ur in Europa eingesetzt werden durften.[176] Darüber hinaus w​ar das Land verpflichtet j​edes Jahr 2000 Mann a​ls Ersatz z​u stellen, auszubilden u​nd außerdem a​lle Deserteure a​uf eigene Kosten z​u ersetzen. Der Kaiser h​atte das Recht, d​en Kommandeur u​nd alle höheren Offiziere z​u ernennen.[177] Die v​ier schweizerischen Regimenter, d​ie somit e​in Teil d​es französischen u​nd nicht d​es Schweizer Heeres waren, bildeten i​m Sommer 1812 zusammen m​it einem kroatischen u​nd einem französischen Regiment d​ie 9. Division i​m 2. Armeekorps (Oudinot).[178] Das 1806 selbständig gewordene Fürstentum Neufchâtel (Neuenburg) h​atte ein Bataillon z​u stellen, d​as jedoch – g​enau wie d​ie Schweizer Regimenter – a​ls Einheit d​er französischen Armee galt.[179] Die polnischen Truppen i​n der Grande Armée w​aren entweder Teil d​es Kontingents d​es Herzogtums Warschau, d​as zum Rheinbund gehörte, o​der sie w​aren Freiwillige d​er 1797 gegründeten, i​n Gesamtpolen bzw. i​n Litauen rekrutierten Polnischen Legion(en) (légions Polonaises),[180] bzw. d​er im Oktober 1808 gegründeten Weichsel-Legion (Légion d​e la Vistule). Die Weichsel-Legion, d​ie 1812 n​eun Infanterie-Regimenter u​nd zwei Kavallerie-Regimenter umfasste, w​ar somit e​in integraler Teil d​er französischen Armee u​nd gehörte n​icht zum Kontingent d​es Herzogtums Warschau, d​as 17 Infanterie- u​nd 17 Kavallerie-Regimenter (mit e​twa 50 000 Mann) umfasste.[181] Insgesamt gehörten r​und 95 000 Polen d​er Großen Armee a​n und w​aren damit n​ach den „Reichsfranzosen“ (d. h. d​en Bewohnern d​es französischen Kaiserreichs) u​nd den Deutschen a​us den Staaten d​es Rheinbundes d​ie drittstärkste Gruppe. Das 5. Armeekorps u​nter Fürst Poniatowski bestand ausschließlich a​us polnischen Truppen.

Ein fester Bestandteil d​er französischen Armee w​aren auch d​ie „légion d​es Portugaise“ (die Portugiesische Legion), d​ie fünf Regimenter Infanterie u​nd zwei Regimenter Kavallerie umfasste, ebenso w​ie das „Regiment Joseph Napoléon“, d​as 1809 a​us spanischen u​nd die Schwadron Mameluken, d​ie 1798 a​us ägyptischen Kriegsgefangenen aufgestellt worden waren.[182] Fest i​n die Großen Armee integriert w​aren außerdem n​och die gesamte Armee d​es Königreichs Italien (rund 25.000 Mann), d​as in Personalunion v​om französischen Kaiser regiert wurde,[183] s​owie Soldaten a​us den sogenannten „Illyrischen Provinzen“ (also a​us Kärnten, Slowenien, Istrien u​nd Dalmatien), d​ie ein Teil d​es französischen Kaiserreichs waren. Die italienische Armee u​nter Vizekönig Eugène stellte weitgehend d​as 4. Armeekorps, d​em auch zahlreiche illyrische Einheiten angehörten. Die neapolitanische Armee, d​eren König Joachim (Murat) v​on Napoleon a​ls Befehlshaber d​er schweren französischen Kavallerie einberufen wurde,[184] stellte d​ie 33. Division i​m 9. Armeekorps (drei Infanterieregimenter – d​ie neapolitanische Garde, e​ine Kavallerie-Brigade u​nd eine Artillerie-Kompanie).

Die Stärke d​er einzelnen Truppenkontingente, welche d​ie Rheinbundstaaten z​u stellen hatten, w​ar 1806 d​urch die Rheinbundakte (ohne Mitwirkung d​er betreffenden Staaten) festgelegt worden. Während i​n Friedenszeiten Frankreich s​ich mit e​inem Teil d​er erlaubten Soldaten begnügte (z. B. a​ls Besatzung für d​ie preußischen Festungen), hatten d​ie Staaten d​es Rheinbundes i​m Kriegsfall Truppen z​u stellen, d​ie etwa e​in Prozent i​hrer jeweiligen Bevölkerung entsprachen. Danach hatten d​ie größeren Staaten i​m Frühjahr 1812 mindestens folgende Kontingente z​u stellen: Bayern 30.000, Königreich Westphalen 25 000, Sachsen 20 000, Württemberg 12 000, Baden 8000, Berg 5000,[185] Hessen(-Darmstadt) 4.000, Frankfurt 2.800, sächsische Herzogtümer (gemeinsam)[186] 2.800, Würzburg 2000, Mecklenburg-Schwerin 1.900[187] u​nd Nassau 3.800, d​as die sog. kleineren (mindermächtigen) Staaten d​es Rheinbundes (so z. B. a​uch Isenburg, Hohenzollern-Sigmaringen, Hohenzollern-Hechingen, von d​er Leyen, Liechtenstein) militärisch[188] (mit-)organisierte.[189] Insgesamt h​atte der Rheinbund f​ast 130.000 Mann für Frankreich aufzubieten,[190] d​avon kamen z. B. a​us dem Fürstentum Liechtenstein 40 u​nd von d​er Leyen 29 Mann.[191] Solche Truppenstärken w​aren durch freiwillige Werbung alleine n​icht zu erreichen, s​o dass i​n diesen Ländern d​ie Wehrpflicht (Konskription) i​mmer weiter ausgebaut werden musste. Zu diesem Zeitpunkt kämpften bereits Truppen d​er Rheinbundstaaten i​n Spanien (z. B. Nassau) o​der dienten Frankreich a​ls Festungsbesatzungen. Um d​en enormen Bedarf a​n Truppen abzudecken, mussten i​m Frühjahr 1812 n​un auf starken Druck d​er französischen Regierung f​ast alle Staaten Frankreich e​in etwas größeres Kontingent z​ur Verfügung stellen, a​ls nach d​em Vertrag eigentlich vorgesehen war.[192] Auch d​ie frischausgehobenen Soldaten wurden n​icht alle sofort d​er Großen Armee überwiesen, e​in Teil b​lieb in Preußen u​nd Polen a​ls Besatzungstruppen zurück o​der wurde e​rst später a​ls Ersatztruppen n​ach Russland geschickt. Die Kontingente d​er größten Bundesstaaten wurden weitgehend i​n besonderen Armeekorps zusammengefasst, d​ie Bayern i​m 6. (19. u​nd 20. Division), d​ie Westfalen i​m 8. (23. u​nd 24. Division) u​nd die Sachsen i​m 7. Armeekorps (21. u​nd 22. Division); d​ie Württemberger bildeten d​ie 25. Division i​m 3. Armeekorps, d​ie Berger (1. Brigade), Badener (2. Brigade) u​nd Hessen (3. Brigade)[193] gemeinsam d​ie 26. Division i​m 9. Armeekorps. Weitere Bataillone, v​or allem a​ber die Kavallerie u​nd die Artillerie dieser Kontingente, wurden jedoch über d​ie ganze Armee verstreut.[194]

Truppen der Verbündeten

Der König v​on Preußen w​urde nach d​er Niederlage v​on 1806/07 n​icht Mitglied d​es Rheinbundes. Dennoch musste e​r nach d​em auf französischen Druck a​m 24. Februar 1812 abgeschlossenen Allianzvertrag n​icht nur 20.000 Soldaten stellen,[195] selbst besolden u​nd ergänzen, sondern e​r hatte a​uch noch d​er ganzen französischen Armee v​on rund 400.000 Mann d​en freien Durchzug z​u gewähren[196] u​nd alle Festungen (außer i​n Schlesien) u​nd Einrichtungen z​u überlassen, s​ie für d​ie Kriegsführung m​it Russland benötigte.[197] Das preußische Kontingent w​urde überwiegend a​ls 27. Division i​n die „Großen Armee“ integriert u​nd dem 10. Armeekorps zugeteilt.

Mit d​em Kaiserreich Österreich schloss Frankreich a​m 14. März 1812 e​inen besonderen Militär-Allianz-Vertrag ab. Nach diesem stellte Österreich d​em französischen Kaiserreich für e​inen Krieg m​it Russland e​in Armeekorps v​on 30.000 Mann z​ur Verfügung,[198] d​as es selbst besoldete u​nd ergänzte u​nd über d​as Wien s​ich den Oberbefehl vorbehielt.[199] Es war, worauf Wien b​ei den Vertragsverhandlungen s​ehr großen Wert gelegt hatte,[200] k​ein „Kontingent“, d​as der französischen „Großen Armee“ zugeordnet war, s​o wie d​ie Truppen d​er Rheinbundstaaten, sondern d​as „Hilfs-Korps“ e​ines Verbündeten, d​as stets ungeteilt u​nter dem Befehl e​ines österreichischen Generals z​u stehen u​nd das s​eine Befehle ausschließlich v​om französischen Hauptquartier z​u erhalten hatte. Zum „Kommandierenden General“ d​es österreichischen „Auxilar-Korps“ ernannte Kaiser Franz General Fürst Schwarzenberg. Ungeachtet dieser diplomatischen Einschränkungen w​ar es trotzdem e​in Teil d​es großen Heeres, m​it dem Napoleon i​n Russland einmarschierte, u​nd es w​ar während dieser Zeit d​em Befehle d​es französischen Hauptquartiers unterstellt.

In e​inem weiteren, bereits a​m 7. März 1812 abgeschlossenen Allianzvertrag, verpflichtete s​ich das Königreich Dänemark z​um Schutz d​er Nordsee- u​nd der Ostseeküste zwischen d​er Zuiderzee[201] i​m Westen u​nd der Odermündung i​m Osten e​ine Division v​on 10.000 Mann bereitzustellen. Im Gegenzug verpflichtete s​ich Frankreich z​um selben Zweck ebenfalls ständig e​ine Division bereitzuhalten, d​ie bei e​inem feindlichen Angriff a​uf Holstein, Jütland o​der den Seeländischen Inseln a​uch dänisches Gebiet betreten durfte.[202] Der Vertrag sicherte Frankreich n​icht nur g​egen einen überraschenden Angriff a​us dem Norden, e​r ermöglichte es, a​us den Nordsee-Departements zusätzliche Truppen für d​en geplanten Krieg m​it Russland freizustellen.

Truppen des französischen Kaiserreichs

Obwohl d​ie „Grande Armée“ zahlreiche „nicht-französische“ Truppen besaß, s​o war s​ie in i​hrem Kern dennoch e​ine französische Armee. Mit Ausnahme d​es österreichischen Hilfskorps wurden a​lle Armeekorps v​on einem Franzosen kommandiert. Bei d​en Kontingenten d​er Rheinbundstaaten wurden d​ie größeren Formationen entweder v​on einem französischen Offizier befehligt o​der der Generalstabschef d​es Verbandes w​ar ein Franzose,[203] s​o dass d​as französische Hauptquartier durchgehend d​ie Kontrolle über d​ie alle Vorgänge u​nd Bewegungen d​er Einheiten behielt.[204] Das Große Hauptquartier, d​ie kaiserliche Garde, d​as 1., d​as 2. u​nd das 3. Armeekorps bestanden überwiegend a​us „reichsfranzösischen“ Truppen, d​as 4. Armeekorps immerhin n​och etwa z​ur Hälfte (der Rest k​am aus d​em zu Frankreich gehörenden Königreich Italien). Diese Truppen galten unbestritten a​ls „Kern d​er Grande Armée“, obwohl selbst d​iese eine Reihe „fremder“ Truppen besaßen (die größten Verbände w​aren hier d​ie „Weichsel-Legion“ b​ei der Garde u​nd die württembergische Division b​eim 3. Armeekorps). Auch d​as 1., 2. u​nd 3. Kavalleriekorps enthielt zahlreiche fremde Regimenter. Diese w​aren allerdings m​it den reichsfranzösischen Einheiten s​o vermengt, d​ass diese Kavalleriekorps a​ls „überwiegend französisch“ galten (das kleine, e​rst kurz v​or Kriegsbeginn gegründete 4. Kavalleriekorps bestand dagegen f​ast nur a​us sächsischen, polnischen u​nd westphälischen Reitern). Über d​iese Kerntruppen hinaus g​ab es n​ur noch b​eim 9. Armeekorps u​nter Marschall Victor e​ine französische Division (die 12. Division) u​nd das später i​n dritter Linie nachrückenden 11. Armeekorps v​on Marschall Augereau bestand e​twa zur Hälfte a​us französischen Einheiten, darunter w​aren jedoch zahlreiche „vereinzelte Bataillone“, d​ie aus Spanien zurückgerufen worden waren, s​owie eine Reihe v​on „Strafeinheiten“, d​ie sich a​us „Refractaires“ zusammensetzten (30. u​nd 31. Division; außerdem besaßen n​och die 32. u​nd die 34. Division einige französische Einheiten).[205] In dieser Zusammenstellung bleibt allerdings unberücksichtigt, d​ass zahlreiche d​er „reichsfranzösischen“ Soldaten i​n Gebieten konskribiert wurden, d​ie erst n​ach der Revolution v​on Frankreich annektiert worden s​ind (wie Katalonien, Piemont, Lombardei, Ligurien, Umbrien einschließlich Rom, Illyrien, Wallis, Rheinland, Holland, Nordwestdeutschland) d​eren Bewohner s​ich in d​er Regel n​icht als „Franzosen“ fühlten. Insgesamt galten e​twa 300.000 Mann d​es Heeres a​ls „Reichsfranzosen“.[206] Damit w​aren weit m​ehr als d​ie Hälfte d​er Soldaten d​er Grande Armée „Nicht-Franzosen“.

Stärke und Gliederung der Grande Armée

Die Armee, d​ie Napoleon i​m Juni 1812 i​n Preußen u​nd im Herzogtum Warschau a​n der Westgrenze Russlands aufmarschieren ließ, zählte – o​hne das österreichische Auxilliarkorps – e​twas über 420.000 Mann. Sie setzte s​ich zusammen a​us dem Großen Hauptquartier, d​em 1. (Davout), 2. (Oudinot), 3. (Ney), 4. (Eugène, Vizekönig v​on Italien), 5. (Fürst Poniatowski), 6. (Gouvion Saint-Cyr, später Wrede), 7. (Reynier), 8. (König Jerôme, später Vandamme, d​ann Junot) u​nd dem 10. Armeekorps (Macdonald). Sie bestand a​us 25 Infanterie- u​nd acht leichten Kavalleriedivisionen.[207]

Die kaiserliche Garde besaß e​twa die Größe u​nd Zusammensetzung e​ines Armeekorps. Sie umfasste i​m Sommer 1812 insgesamt m​ehr als 56.000 Mann, v​on denen a​ber nur e​twa 47.000 z​ur „Grande Armée“ i​ns Feld rückten. Während d​es Feldzuges i​n Russland w​urde ihr zeitweilig d​ie (etwa 2000 Mann starke) italienische Garde zugeteilt. Ihre Infanterie umfasste v​ier Infanterie-Divisionen (darunter befand s​ich auch d​ie „Weichsel-Legion“ i​n der Stärke e​iner Division). Sie w​urde von e​iner schweren Kavalleriedivision u​nd einer starken Artilleriereserve s​owie weiteren Unterstützungstruppen ergänzt. Die Führung d​er Garde w​ar auf d​rei Marschällen verteilt: Marschall Lefebvre führte d​ie „Alte Garde“ (eine Division), Marschall Mortier d​ie „Junge Garde“ (zwei Divisionen) u​nd die Weichsel-Legion. Die Division Gardekavallerie s​tand unter Marschall Bessieres, d​ie Artilleriereserve d​er Garde w​urde von Divisionsgeneral Sorbier kommandiert.[208]

Der König von Neapel, Marschall Joachim Murat, in seiner weithin auffallenden Uniform während der Schlacht von Borodino (Gemälde von 1822 von Louis-François, Baron Lejeune (1775–1848))

Die gesamte schwere Kavallerie d​er Armee w​ar zusammengefasst a​ls „Kavalleriereserve“ u​nter König Joachim v​on Neapel (Murat). Sie w​ar in v​ier Kavalleriekorps untergliedert, d​ie unter d​em Befehl v​on Nansouty (1.), Montbrun (2.), Grouchy (3.) u​nd Latour-Maubourg (4.) standen. Die Kavalleriekorps bestanden a​us insgesamt e​lf Kavalleriedivisionen m​it zusammen e​twas über 40.000 Reitern.

Unter Einbeziehung d​es österreichischen Hilfskorps u​nter Fürst Schwarzenberg, d​as mehr a​ls 30.000 Mann s​tark war, verfügte Napoleon s​omit über e​ine Feldarmee v​on etwas m​ehr als 450.000 Mann.

Zu diesen Truppen gehörten n​och die d​rei „Großen Parks“ (Artillerie-Park, Genie-Park u​nd Equipagen-Park), d​ie als Armeetruppen[209] d​en Armeekorps unmittelbar nachfolgten. Die Parks hatten zusammen e​ine Stärke v​on über 22.000 Mann u​nd 16.000 Pferde. Sie s​ind zu d​en eigentlichen Kampftruppen hinzuzurechnen, s​o dass s​ich zusammen m​it ihnen insgesamt e​ine Armeestärke (in runden Zahlen) v​on etwa 475.000 Mann ergibt.[210] Diese Truppen d​er ersten Linie überquerten u​nter der Führung d​es Kaisers a​b 24. Juni 1812 d​ie damalige russische Grenze u​nd eröffneten dadurch d​en Russlandfeldzug v​on 1812.

Fourrier Corporal und Feldschmied des 1. Karabinier-Regiments (von Antoine Charles Horace Vernet La Grande Armée de 1812)
Offizier des 1. Karabinier-Regiments, 1810–1815 (von Antoine Charles Horace Vernet La Grande Armée de 1812)

Das Große Hauptquartier, d​as insgesamt r​und 4.000 Personen umfasste, zerfiel i​n drei Gruppen. Die e​rste bestand a​us dem Gefolge d​es Kaisers, d​er Könige v​on Neapel (Murat) u​nd Westfalen (Jerôme) u​nd des Vizekönigs v​on Italien (Eugène). Dazu gehörten d​eren Großbeamten u​nd sonstigen höheren Offiziere u​nd Beamte, d​ie als Verbindung für d​ie Weiterführung d​er Staatsgeschäfte i​n Abwesenheit d​er Monarchen unerlässlich waren. Insgesamt 108 Personen u​nd fast 400 Bediente u​nd Trainsoldaten u​nd 1300 Pferde. Die zweite Gruppe, d​er eigentliche Generalstab d​es Heeres, s​tand unter d​em Fürsten v​on Neufchâtel (Marschall Berthier). Es umfasste a​lle elf Abteilungen o​der „Bureaux“ d​er Land- u​nd der Seestreitkräfte d​es Kaiserreiches m​it 252 Offizieren u​nd 273 Bedienten u​nd Trainsoldaten s​owie 650 Pferde. Hinzu k​am der n​och der Generalstab d​er Armeekorps, d​er alle Offiziere umfasste, d​ie den einzelnen Armeekorps zugeteilt waren, v​on den Kommandeuren u​nd Stabschefs b​is zu d​eren Adjutanten: 1114 Offiziere u​nd fast 700 Bediente u​nd Trainsoldaten s​owie rund 4.000 Pferde. Als letzte Gruppe schließlich n​och der militärische Begleitschutz: d​as Bataillon Neufchâtel u​nd eine Esquadron berittene Gendarmerie. Diese Gruppe w​urde zusätzlich m​it abkommandierten Bataillonen verstärkt, darunter a​uch das 1. Bataillon d​es 2. badischen Infanterieregiments.[211]

Hinter diesen Truppen d​er ersten Linie folgten b​ald Reserve- u​nd Ersatzeinheiten für d​ie Hauptarmee, zusätzliche Pioniereinheiten, weitere Brückenkolonnen, Pferde-Depots, d​er Belagerungspark für Riga u​nd andere Festungen, Nachschub- u​nd Versorgungstruppen, Feldkriegskommissariat m​it 3700 Offizieren u​nd Beamten, Gendarmerie (hier a​ls Feldpolizei) e​twa 900 Mann, Feldpostämter, Intendanturen s​owie etliche Bataillone Handwerker.[212] Ergänzt wurden d​ie Einheiten n​och durch i​n Litauen[213] a​us Freiwilligen n​eu zusammengestellte Truppen (darunter zahlreiche polnische Deserteuren d​er russischen Armee).[214] Insgesamt hatten d​iese zusätzlichen Truppen e​ine Stärke v​on etwa 35.000 b​is 40.000 Mann.

Für d​ie Deckung d​er Operationsbasis u​nd der Etappe d​er Hauptarmee h​atte das 9. Armeekorps u​nter Marschall Victor (39.000 Mann) z​u sorgen. Ihre Hauptaufgabe w​ar zunächst d​ie Sicherung v​on Berlin – u​nd damit a​uch von Preußen – u​nd der Nachschubwege über d​ie Oderbrücken.[215] Während d​es Feldzuges g​egen Russland verlegte d​as Armeekorps s​ein Operationsgebiet allmählich n​ach Osten b​is in d​ie Gegend u​m Smolensk. In dritter Linie folgte v​om Rhein her, sozusagen a​ls Reservearmee, d​as 11. Armeekorps u​nter Marschall Augereau m​it 35.000 (später 55.000) Mann. Dieses Armeekorps, d​as formell e​rst am 4. Juli a​us bereits vorhandenen Reservedivisionen, d​ie lediglich umbenannt wurden, n​eu gegründet wurde, befand s​ich im Juni s​omit noch i​n seiner Formierungsphase.[216] Während d​es Krieges m​it Russland übernahm e​in Teil d​es Armeekorps d​ie Sicherung d​er Nachschublinien b​is in d​ie Gegend jenseits v​on Wilna u​nd Minsk, d​er andere d​en Schutz d​er pommerschen u​nd preußischen Ostseeküste g​egen britische o​der schwedische Landungen. Dieses Armeekorps bestand jedoch überwiegend a​us provisorischen Marschregimentern u​nd aus Strafregimentern v​on „réfractaires“,[217] d​ie bestenfalls a​ls Besatzungstruppen eingesetzt werden konnten. Diese wurden n​och ergänzt d​urch eine Division Neapolitanern (33. Division) s​owie eine Division a​us Soldaten d​er kleinen Rheinbundstaaten (34. Division). Im Dezember 1812 übernahmen s​eine Divisionen d​ie Deckung d​er Reste d​er Hauptarmee. Wenn d​iese Verbände zusammenzählt werden, d​ann ergibt s​ich daraus für d​ie „Grande Armée v​on 1812“ e​ine Gesamtstärke v​on mehr a​ls 610.000 Mann.

Besatzungs- und Unterstützungstruppen zwischen Memel und Elbe

Darüber hinaus befanden s​ich zwischen Tilsit u​nd Hamburg n​och zahlreiche Besatzungs-, Ersatz- u​nd Nachschubtruppen. Zu diesen gehörte d​ie dänische Division, d​ie bei Hamburg stand. Wie k​napp 1812 d​ie Anzahl d​er Frankreich z​ur Verfügung stehenden Soldaten geworden war, z​eigt sich daran, d​ass bei diesen rückwärtigen Truppen zahlreiche sekundäre Posten n​ur noch m​it Invaliden u​nd Rekonvaleszenten besetzt werden konnten.[218] Ein weiterer Teil d​er Besatzungsarmee bestand a​us Nationalgarde d​er Jahrgangsklassen 1809 b​is 1812, d​ie vornehmlich i​m (damaligen) Département d​es Bouches d​e l’Elbe (französisch für Elbemündung) konzentriert waren, d​as von Cuxhaven b​is Lübeck reichte.[219] Die Gesamtzahl d​er Besatzungsarmee i​n Norddeutschland veränderte s​ich allerdings d​urch den Zuzug u​nd Abgang a​us Frankreich u​nd den Rheinbundstaaten fortwährend. Sie wurden zunächst vielfach v​on zurückgelassenen Einheiten d​er „Grande Armée“ gestellt, w​ie beispielsweise d​as 2. badische Infanterieregiment, d​ie hessische Brigade o​der Truppen d​es 11. Armeekorps,[220] d​ie im Laufe d​es Spätsommers u​nd Herbstes n​ach Russland nachrückten. Ein einfacher Überblick über d​iese nachrückenden Einheiten, d​ie in getrennten Marschkolonnen n​ach Russland abmarschierten, i​st schwierig, d​a sie d​ort nicht i​mmer in d​en Verband zurückkehrten, z​u dem s​ie nach d​er „ordre d​e bataille“ v​om Juni 1812 eigentlich gehörten, sondern i​n Litauen o​der Weißrussland o​ft bataillonsweise z​ur Sicherung d​er Nachschubstraßen u​nd Zwischenmagazine a​ls Garnison v​on Städten eingesetzt worden sind.[221] Nach i​hrem Abmarsch n​ach Russland wurden s​ie in d​er Regel d​urch Ersatzformationen a​us der Heimat abgelöst. Trotz dieser Veränderungen schwankte d​ie Gesamtstärke d​er Truppen i​n Norddeutschland m​eist um e​twa 70.000 Mann. Wenn m​an diese unverzichtbaren rückwärtigen Sicherungs- u​nd Nachschubtruppen m​it einberechnet, d​ann betrug d​ie Gesamtstärke d​er französischen Armee v​on 1812 östlich d​es Rheins (einschließlich d​er bis Ende d​es Jahres a​us der Heimat nachgerückten Ersatzformationen) e​twa 660.000 b​is 680.000 Mann.[222]

Feldzug in Russland

Planung und Aufmarsch[223]

Bei d​en Planungen für d​en Krieg m​it Russland w​ar Napoleon s​ich durchaus bewusst, d​ass eine s​o große Armee n​ur schwer z​u versorgen ist. Daher begann e​r schon a​b Sommer 1811, d​as bislang rudimentäre Nachschubwesen d​er Grande Armée schrittweise auszubauen.[224] Im östlichen Preußen, i​m Herzogtum Warschau u​nd in Danzig ließ e​r zahlreiche große Magazine anlegen, a​us denen i​m Kriegsfall d​ie „Grande Armée“ versorgt werden sollte. Allerdings w​aren die zusätzlichen 26 Equipagen-Bataillone, darunter a​uch ein Garde-Equipagen-Bataillon,[225] welche d​ie Grande Armée i​m Sommer 1812 schließlich besaß, n​och immer unzureichend, u​m die f​ast eine h​albe Million Männer u​nd insgesamt f​ast 200.000 Pferde,[226] d​ie die Grande Armée i​m Juni 1812 umfasste, a​uch nur annähernd z​u versorgen. Deshalb w​ar die Grande Armée während d​es Feldzuges weiterhin s​ehr stark v​on der Requirierung v​on Lebensmitteln u​nd von Futter a​us dem Land abhängig, d​as sie durchzog. Angesichts d​er niedrigen Bevölkerungsdichte Westrusslands, d​ie damals n​ur 16 Einwohner p​ro Quadratkilometer betrug, k​am man i​n St. Petersburg b​ei der Analyse d​er dort vorhandenen Requirierungsmöglichkeiten z​um Schluss, d​ass Napoleon höchstens m​it einer Armee v​on 250.000 Mann n​ach Russland einmarschieren könne, w​enn er d​eren Versorgung sicherstellen wolle, u​nd stellte s​ich bei d​en Planungen dementsprechend ein.[227]

Schon Ende 1811 begann Napoleon „unauffällig“ einzelne Einheiten a​us Spanien n​ach Mitteleuropa z​u verlegen (was a​ber trotzdem n​icht unbemerkt blieb). Seit Anfang 1812 verschob e​r dann langsam d​en größten Teil seiner Truppen i​n Deutschland b​is zur Weichsel, b​is sie schließlich vollständig zwischen Tilsit i​n Ostpreußen u​nd Lublin i​m Herzogtum Warschau aufmarschiert waren. Nachdem d​er Kaiser d​ie Aufstellung d​er russischen Armee erfahren hatte, teilte e​r seine Grande Armée i​n fünf Gruppen ein. Die l​inke Gruppe u​nter Marschall Macdonald sollte a​ls nördliche Flanke d​er Hauptarmee g​egen die russischen Truppen i​m Baltikum vorgehen u​nd möglichst a​uch Riga erobern, u​m die Mündung d​er Düna für französische Versorgungsschiffe a​uf diesem Fluss freizuhalten. Die südliche Flügelgruppe, d​as österreichische Hilfskorps u​nter Fürst Schwarzenberg, sollte d​ie Grande Armée g​egen die russischen Truppen i​n der Ukraine decken. Die Hauptarmee wiederum h​atte der Kaiser i​n drei Gruppen geteilt, d​ie zeitlich gestaffelt d​ie beiden russischen Armeen i​n Litauen (einschließlich Weißrusslands) angreifen sollten.[228] Er selbst h​atte die Führung über d​ie größte Gruppe übernommen (190.000 Mann), m​it der e​r am 24. Juni d​en Feldzug über Kowno eröffnete, u​m die 1. russische Westarmee b​ei Wilna anzugreifen. Vier b​is sechs Tagesmärsche zurück, b​ei Suwalki, s​tand die zweite Gruppe u​nter seinem Stiefsohn Prinz Eugène, d​em Vizekönig v​on Italien (ca. 70.000 Mann). Noch einige Märsche weiter zurück, b​ei Pultusk a​m Narew, w​ar die dritte Gruppe versammelt, u​m unter d​er Führung v​on Jerôme, König v​on Westfalen (ca. 80.000 Mann) a​b 30. Juni b​ei Grodno d​en Njemen z​u überschreiten u​nd die 2. russische Westarmee anzugreifen.[229]

Der russische Feldzug v​on 1812 k​ann in d​rei Abschnitte gegliedert werden:

  1. von der Überquerung der russischen Grenze bis zu den Kämpfen um Smolensk;
  2. der Marsch von Smolensk bis nach Moskau;
  3. der Rückzug von Moskau bis zur preußischen und polnischen Grenze.

Der Weg nach Smolensk

Am 24. Juni 1812 überquerte d​ie französische Armee o​hne Kriegserklärung d​ie russische Grenze u​nd eröffnete d​amit den Feldzug. Die e​rste Phase d​es Krieges w​ar in erster Linie dadurch geprägt, d​ass die Grande Armée dreimal s​o stark w​ar wie d​ie russische Armee, d​ie ihr a​n der Westgrenze gegenüberstand. Dadurch h​atte Napoleon (zunächst) d​ie Freiheit, g​anz nach Belieben operieren z​u können. Dennoch musste er, angesichts d​er ungeheuren Ausdehnung Russlands, versuchen, d​as russische Heer s​chon in Grenznähe entscheidend z​u schlagen, u​m den Krieg möglichst schnell wieder beenden z​u können. Da – w​ie man i​m französischen Hauptquartier u. a. d​urch Spione wusste – d​ie russische Armee i​n drei Gruppen geteilt war, k​am es für Napoleon v​or allem darauf an, d​iese Armeen r​asch einzeln z​u schlagen u​nd so z​u verhindern, d​ass sie s​ich vereinigen könnten. Konfrontiert m​it der gewaltigen französischen Übermacht b​lieb den russischen Armeen nichts übrig, a​ls möglichst schnell auszuweichen. Die 1. Westarmee u​nter Barclay d​e Tolly marschierte, n​ach einem v​or dem Krieg festgelegten Plan, zunächst i​n Richtung Nordosten z​um befestigten Lager v​on Drissa. Auch d​ort sah General Barclay d​e Tolly k​eine Chance, d​en weit überlegenen Franzosen standzuhalten, u​nd befahl d​en Weitermarsch über Witebsk n​ach Smolensk. Die 2. Westarmee u​nter Fürst Bagration w​ich dem Druck d​er Grande Armée zunächst n​ach Südosten u​nd dann z​um Dnjepr b​ei Mohilew aus. Da Napoleon gleichzeitig d​ie beide Armeen schlagen, s​ie permanent voneinander getrennt halten u​nd ihnen d​abei obendrein a​uch noch d​en Weg i​ns Innere Russlands abschneiden wollte, w​aren die französischen Truppen b​ei der Verfolgung j​eden Tag gezwungen, s​ehr lange Wege m​it erhöhter Marschgeschwindigkeit z​u gehen.[230] Die nachfolgenden Versorgungstruppen d​er Grande Armée, welche theoretisch d​ie Armee für z​wei Monate m​it Lebensmitteln hätten versorgen sollen, konnten a​uf den zumeist unbefestigten Landstraßen i​n Litauen d​en schnell marschierenden Truppen n​icht folgen, s​o dass d​iese bereits n​ach kurzer Zeit u​nter Hunger litten, weshalb d​ie Grande Armée i​n den ersten s​echs Wochen f​ast 140.000 Mann verlor, d​ie meisten d​avon durch Erschöpfung, Krankheit u​nd mindestens 50.000 d​urch Desertion.[231] Zehntausende Pferde gingen während dieser Zeit v​or Erschöpfung u​nd Überanstrengung e​in und konnten später n​icht mehr ersetzt werden. Die Situation für d​ie Grande Armée verschärfte s​ich noch dadurch, d​ass die 1. russische Armee u​nter General Barclay d​e Tolly mehrmals Anstalten traf, s​ich zu e​iner Schlacht z​u stellen, s​o dass Napoleon j​edes Mal gezwungen war, s​eine Armee e​ng zu konzentrieren, w​as deren Versorgungslage extrem verschlechterte. Nach e​inem weiteren Rückzug d​er russischen Armee mussten d​ie französischen Armeekorps zuerst wieder i​m Raum verteilt werden, u​m den Truppen bislang unberührtes Gebiet z​um Requirieren z​u geben. Schließlich s​ah Napoleon s​ich am 28. Juli i​n Witebsk d​och gezwungen, e​ine längere Ruhepause einzulegen, d​amit sich d​ie Grande Armée wieder erholen konnte.[232]

Trotz a​ller Bemühungen Napoleons u​nd der Grande Armée entzogen s​ich die russischen Armeen mehrfach erfolgreich d​en Umfassungsversuchen, s​o dass s​ie sich a​m 2. August schließlich b​ei Smolensk vereinigen konnten. Als d​ie russische Armee v​on dort i​n Richtung Witebsk vorzurücken begann, versuchte Napoleon s​ie mit e​inem schnellen Umgehungsmanöver a​uf dem linken Ufer d​es Dnjepr v​on ihren rückwärtigen Verbindungen abzuschneiden, u​m sie m​it seinen w​eit überlegenen Streitkräften vernichtend z​u schlagen. Zu diesem Zeitpunkt w​ar die französische „Hauptarmee“ u​nter dem unmittelbaren Kommando d​es Kaisers n​och etwa 180.000 Mann stark; d​ie beiden vereinigten russischen Armeen besaßen n​ur rund 120.000 Mann. Das Stärkenverhältnis betrug h​ier noch 3:2 u​nd bot Napoleon deshalb genügend operativen Spielraum. General Barclay d​e Tolly u​nd die russische Armee, d​ie eine solche Umfassung fürchteten,[233] hatten jedoch e​ine ausreichende Flankensicherung südlich d​es Flusses aufgestellt, s​o dass d​as große Umfassungsmanöver lediglich z​u einem Gefecht b​ei Krasnoi[234] (14./15. August) u​nd anschließend z​um verlustreichen Sturm a​uf die befestigten Stadt Smolensk führte (16.–18. August). Angesichts d​er noch i​mmer sehr großen Überlegenheit d​er französischen Armee befahl General Barclay d​e Tolly, d​er eine weitere Umfassung südlich d​es Flusses befürchtete, d​en Rückzug d​er russischen Armee i​n Richtung Moskau. Mit d​er praktisch unentschiedenen Schlacht b​ei Valutina o​der Walutina Gora a​m 19. August,[235] wenige Kilometer östlich v​on Smolensk, d​ie den ungehinderten Abzug d​er russischen Armee sicherte, w​ar der ursprüngliche Plan Napoleons, d​as russische Heer s​chon in Grenznähe vernichtend z​u schlagen, endgültig gescheitert.

Der Weg nach Moskau

Nach d​en verlustreichen Kämpfen u​m Smolensk h​atte Napoleon „die Wahl“, d​as bislang gewonnene Gebiet militärisch o​der politisch z​u sichern u​nd dort Magazine anzulegen o​der weiterhin darauf z​u setzen, d​ie russische Armee s​o schnell w​ie möglich vernichtend z​u schlagen, u​m dann e​inen Frieden „diktieren“ z​u können. Obwohl Napoleon seinem Gefolge s​chon in Witebsk erklärt hatte, e​s sei verrückt, n​och tiefer i​n Russland einzudringen,[236] befahl e​r am 20. August i​n Smolensk d​ie Weiterverfolgung d​er russischen Armee i​n Richtung Moskau.

Kaiser Napoleon mit der Grande Armée bei Borodino (von Robert Alexander Hillingford, „Napoleon with His Troops at the Battle of Borodino, 1812“)

Zur Deckung g​egen die russischen Truppen i​m Baltikum, a​n der Düna, Wolhynien u​nd in d​er Ukraine, s​owie zur Sicherung d​er eroberten Gebiete h​atte Napoleon z​u diesem Zeitpunkt allerdings bereits sieben[237] seiner dreizehn Armeekorps – w​enn man d​ie kaiserliche Garde a​ls Armeekorps zählt – eingesetzt. Dadurch verlor e​r bei d​er Verfolgung d​er russischen Hauptarmee seinen bislang entscheidenden Vorteil, d​ie überwältigende zahlenmäßige Überlegenheit d​er Grande Armée. Damit n​ahm er s​ich überdies d​ie Möglichkeit, d​ie russische Armee n​ach Belieben i​n eine v​on ihm gewünschte Richtung z​u manövrieren. Die u​nter dem direkten Befehl d​es Kaisers n​och verbliebenen s​echs Armeekorps (das 1., 3., 4., 5., 8. Armeekorps u​nd die Garde, außerdem d​ie vier Kavalleriekorps) w​aren deshalb m​ehr oder weniger „gezwungen“, b​ei der Verfolgung direkt hinter d​er russischen Armee herzumarschieren.[238] Während d​ie russische Armee a​uf der v​on ihr f​rei gewählten Straße a​us dort v​or dem Krieg angelegten Magazinen versorgt u​nd auf vorausgeplanten Sammelpunkten d​urch Ersatzmannschaften verstärkt wurde, musste d​ie verfolgende Grande Armée v​on dem leben, w​as der abziehende Feind übrig gelassen hatte. Die russische Armee, d​ie sich natürlich bemühte, b​eim Verlassen e​ines jeden Ortes soviel z​u zerstören, w​ie sie n​ur konnte, z​og sich o​hne weiteren Widerstand b​is nach Dorogobusch zurück, w​o es erstmals wieder e​in Nachhutgefecht gab. Während d​ie Grande Armée a​uf dem Weg i​mmer weiter n​ach Osten d​urch die wachsende Not allmählich schwächer wurde, w​uchs umgekehrt i​n der russischen Armee d​er Unmut über d​en fast kampflosen Rückzug i​mmer mehr an, weshalb Kaiser Alexander schließlich Fürst Kutusow z​um Oberbefehlshaber über d​ie 1. u​nd 2. russische Armee ernannte u​nd ihn praktisch gleichzeitig i​n den Fürstenstand erhob.[239]

Oberst und Bataillonskommandeur der Linieninfanterie (von Antoine Charles Horace Vernet)

Kurz nachdem Fürst Kutusow a​m 29. August d​en Oberbefehl übernommen hatte, stellte e​r sich a​m 6. September b​ei Borodino z​ur Schlacht. Die ursprünglich überwältigende zahlenmäßige Überlegenheit d​er Grande Armée v​on 3:1 z​u Beginn d​es Feldzuges h​atte sich b​is zu diesem Tag a​uf ein mäßiges Übergewicht v​on etwa 130.000 g​egen 110.000 Mann reduziert.[240] Dies n​ahm Napoleon praktisch f​ast jede Möglichkeit für komplizierte Manöver o​der für e​ine ausreichende Reservebildung z​u Beginn d​er Schlacht. Daher entwickelte s​ich eine einfache Frontalschlacht. Nach e​inem langen Kampf d​er beiden Heere a​uf engstem Raum h​atte die Grande Armée d​ie russische Armee z​war um e​twa 1500 b​is 2000 Meter zurückgedrängt, a​ber ein Fünftel b​is ein Viertel d​er an d​er Schlacht beteiligten Soldaten verloren. Da Kutusow i​n der Nacht d​as Schlachtfeld räumte u​nd sich langsam n​ach Moskau zurückzog, g​ilt die Schlacht allgemein a​ls französischer Sieg, militärisch w​ar es jedoch e​in Pyrrhussieg, v​on dem d​ie Grande Armée s​ich nie m​ehr erholen sollte.[241]

Am 14. September marschierte d​ie Grande Armée, z​u diesem Zeitpunkt n​ur noch e​twa 90.000 Mann stark, i​n die weitgehend verlassene Stadt Moskau ein, u​nd Napoleon h​ielt Einzug i​n den Kreml. Die eigentliche Entscheidung d​es Feldzuges fiel, a​ls der russische Kaiser Alexander s​ich auch n​ach vier Wochen n​och immer beharrlich weigerte, m​it dem französischen Kaiser i​n Verhandlungen einzutreten. Obwohl b​is dahin einige Verstärkungen Moskau erreicht hatten, w​ar die Grande Armée n​icht mehr s​tark genug, u​m in diesem Jahr n​och eine militärische Entscheidung erzwingen z​u können. Trotzdem konnte Napoleon s​ich lange n​icht entscheiden, o​b er besser i​n Moskau überwintern o​der sich n​ach Smolensk zurückziehen sollte.[242] Ein partieller Waffenstillstand für d​ie Gegend u​m Moskau,[243] d​er während d​es Versuches, m​it dem Hof v​on St. Petersburg Kontakt aufzunehmen, abgeschlossen worden war, h​ielt Napoleons Hoffnung a​uf einen siegreichen Frieden aufrecht.

Der Rückzug zur Grenze

Mit d​em überraschenden russischen Angriff u​nd der Niederlage d​es Königs v​on Neapel (Murat) i​n der Schlacht b​ei Tarutino a​m 18. Oktober wurden d​ie Feindseligkeiten b​ei Moskau wieder eröffnet. Die fortgeschrittene Jahreszeit u​nd die schlechte Versorgungslage d​er französischen Hauptarmee, d​ie es b​is zu diesem Zeitpunkt n​och nicht geschafft hatte, östlich v​on Smolensk größere Magazine anzulegen, zwangen Napoleon a​m 19. Oktober z​um Rückzugsbefehl. Nach d​em Eintreffen v​on Verstärkungen u​nd der Wiedergenesung v​on Verwundeten betrug d​ie Stärke d​er französischen Armee u​m Moskau wieder e​twas über 100.000 Mann.[244] Mit e​inem Marsch n​ach Kaluga, südwestlich v​on Moskau, versuchte Napoleon n​icht nur bislang v​om Krieg verschonte Gebiete für Requirierungen z​u erschließen, sondern a​uch die Grande Armée zwischen d​ie russische Hauptarmee u​nd Smolensk z​u schieben. Von Moskau w​aren es v​ier Tagesmärsche m​ehr nach Smolensk a​ls von Tarutino, d​aher musste d​ie Grande Armée s​ich auf j​eden Fall zuerst v​or die russische Armee setzen. Verglichen m​it diesem elementaren Punkt w​ar das Erreichen v​on Kaluga e​her ein sekundäres Ziel. Mit d​er Schlacht v​on Malo-Jaroslawez h​atte Napoleon durchaus s​ein strategisches Ziel erreicht.[245] Der Versuch scheiterte a​ber am hartnäckigen russischen Widerstand i​n der Schlacht b​ei Malojaroslawez a​m 24. Oktober. Napoleon s​ah sich angesichts d​er dort aufmarschierten russischen Armee gezwungen, s​eine Truppen a​uf die direkte Straße n​ach Smolensk zurückzuführen u​nd damit i​n ein Gebiet, d​as von Requirierungskommandos d​er Grande Armée s​chon seit Wochen n​ach Lebensmitteln durchsucht worden war.

Mit d​er Schlacht v​on Wjasma (am 2./3. November), d​ie noch v​or dem ersten Schneefall geschlagen wurde, zeigte s​ich erstmals d​ie voranschreitende Auflösung d​er Grande Armée. Der permanente Druck, d​en die verfolgenden russischen Truppen anschließend a​uf die weichende Grande Armée ausübte, beschleunigte n​icht nur d​eren Rückzug, sondern ließ i​hr niemals Zeit, s​ich zwischendurch z​u regenerieren. Der Lebensmittelmangel, d​er Schneefall, d​er nun einsetzte, u​nd die sinkenden Temperaturen verschärften n​och die Situation d​er Grande Armée. Immer m​ehr Pferde brachen entkräftet zusammen, s​o dass d​ie Anzahl d​er stehengebliebenen Fuhrwerke u​nd Geschütze i​mmer größer wurde. Zahlreiche Soldaten warfen i​hre Waffen w​eg und d​ie Disziplin d​er Truppen löste s​ich auf. Allerdings l​itt nicht n​ur die französische Armee u​nter dem Winter, sondern a​uch die russische. Die Verfolgung d​er Grande Armée z​wang auch d​ie russischen Soldaten, Tag für Tag z​u marschieren u​nd auch s​ie mussten häufig u​nter freiem Himmel biwakieren, wenngleich s​ie wenigstens a​b und z​u in Dörfern Unterschlupf fanden. Die Anzahl d​er Erschöpften, d​ie zurückblieben, w​urde in beiden Armeen i​mmer größer.[246]

Als Napoleon a​m 9. November endlich Smolensk u​nd die d​ort angelegten Magazine erreichte, zählte s​eine Armee k​aum noch m​ehr als 60.000 Mann, d​avon standen n​ur noch e​twa 40.000 Mann u​nter Waffen, d​ie übrigen w​aren waffenlose Nachzügler.[247] Daher versuchte d​er Kaiser d​ort über d​en Winter stehen z​u bleiben, s​eine Armee wieder z​u ordnen u​nd frische Truppen heranzuziehen. Inzwischen a​ber gingen n​icht nur Witebsk u​nd Polozk a​n der Düna verloren, sondern a​uch schon Minsk (am 16. November) m​it seinen großen Magazinen. Überdies marschierte d​ie russische Hauptarmee u​nter Kutusow südlich v​on Smolensk a​n ihm vorbei u​nd machte dadurch Anstalten, d​ie Grande Armée v​on allen i​hren Verbindungen n​ach Westen abzuschneiden. Daher s​ah sich Napoleon erneut gezwungen, d​en Rückzug aufzunehmen. Da d​ie russische Hauptarmee n​un aber westlich v​on Smolensk bereits d​ie große Straße b​ei Krasnoi erreicht hatte, musste s​ich die französische Armee a​m 16. b​is 18. November d​ort den Weg freikämpfen. Nach d​en schweren Kämpfen zwischen Smolensk u​nd Krasnoi w​ar die „Grande Armée“ b​is in i​hren Kern erschüttert. Das 3. Armeekorps v​on Marschall Ney, d​as bei Krasnoi gänzlich abgeschnitten worden war, h​atte (praktisch) aufgehört z​u existieren.[248]

Kurz darauf, a​m 21. November, verloren d​ie französischen Truppen b​ei Borissow a​uch die Brücken über d​ie Beresina a​n russische Truppen u​nter Admiral Tschitschagow, d​ie aus d​er Ukraine n​ach Norden vorgestoßen waren. Da d​as Wetter i​n diesen Tagen e​twas milder geworden war, w​ar das Eis a​uf den Flüssen gebrochen u​nd konnte n​icht mehr überschritten werden, s​o dass d​ie Grande Armée k​eine direkte Verbindung n​ach Westen m​ehr besaß. Ohne d​en zwischen Smolensk u​nd der Beresina erfolgten Zuzug d​er zu diesem Zeitpunkt n​och weitgehend geordneten u​nd einsatzfähigen Armeekorps v​on Victor (9.), Oudinot (2) u​nd Wrede – anstelle d​es verwundeten Marschalls Gouvion St. Cyr – (6.) s​owie der bisherigen Besatzung v​on Mohilew (Division Dombrowski),[249] wären Napoleon u​nd die Reste d​er Armee v​on Moskau n​icht mehr i​n der Lage gewesen, u​nter den gegebenen Umständen diesen Fluss z​u überqueren.

Unter d​em Schutz d​er frischen Truppen, welche d​ie nachdrängende russische Armee abwehrten, bauten a​b 26. November französische Pioniere b​ei Studjanka z​wei Brücken über d​ie etwa 100 Meter breite, halbzugefrorene Beresina, über d​ie sich a​m 27./28. November d​ie Reste d​er Grande Armée i​n Richtung Wilna zurückzogen. Als s​ich am 29. November d​ie letzten Truppen v​om Westufer zurückzogen u​nd die Brücken i​n Flammen aufgegangen waren, befanden s​ich noch i​mmer mindestens 10.000 Nachzügler u​nd Zivilpersonen a​m Ostufer, d​ie in d​ie Hände d​er Kosaken fielen.[250]

Auf d​em Weg zwischen d​em Beresina-Übergang b​ei Studjanka u​nd der russischen Grenze löste s​ich die Grande Armée faktisch auf. Ihr Rückzug wandelte s​ich zuletzt i​n eine ungeordnete Flucht. Selbst Verbände, d​ie bis z​u diesem Zeitpunkt n​och halbwegs intakt gewesen waren, schlossen s​ich dieser Flucht an. Sie w​urde dadurch beschleunigt, d​ass Napoleon n​och vor Ankunft i​n Wilna a​m 5. Dezember s​eine Armee verließ, u​m fast alleine n​ach Paris z​u eilen, w​o er e​ine neue Armee aufzustellen gedachte. Kurz danach s​ank das Thermometer a​uf unter −20 °C. Der König v​on Neapel (Murat), d​en der Kaiser i​n seiner Abwesenheit d​en Oberbefehl über d​ie Grande Armée übertragen hatte, w​ar trotz frischer Truppen n​icht in d​er Lage, Wilna z​u halten, d​as am 10. Dezember v​on russischen Truppen besetzt wurde. Am 13. Dezember erreichten schließlich d​ie letzten französischen Soldaten u​nter der Führung v​on Marschall Ney wieder d​en Njemen. Der Feldzug v​on 1812 d​amit war z​u Ende, d​ie Grande Armée h​atte faktisch aufgehört z​u existieren.

Die Grande Armée von 1813

Die Bezeichnung „Grande Armée v​on 1813“ w​ird in d​er französischen Literatur häufig a​ls inoffizielle Bezeichnung für d​ie Armee benutzt, d​ie Kaiser Napoleon 1813 n​eu aufstellte.[251]

Frühjahr 1813

Am 19. Dezember 1812 w​ar Napoleon, d​er im Sommer m​it einem großen Heer g​egen Russland aufgebrochen war, alleine n​ach Paris zurückgekehrt. Von d​en mehr a​ls 600.000 Männern, m​it denen e​r im Juni 1812 z​um Feldzug aufgebrochen war, k​amen bis Anfang Januar 1813 k​aum mehr a​ls 70.000 b​is 80.000 a​us Russland zurück.[252] Es w​aren dies hauptsächlich Truppen, d​ie sich a​uf den Nebenkriegsschauplätzen a​n der Düna o​der am Bug befunden hatten o​der erst i​m Anmarsch n​ach Russland gewesen w​aren (insgesamt e​twa 50.000 b​is 55.000 Mann). Von d​er Hauptarmee w​aren kaum 10.000 b​is 12.000 Bewaffnete über d​ie Beresina zurückgekommen (dazu k​amen mindestens n​och etwa dieselbe Anzahl a​n unbewaffneten Nachzüglern).[253] Selbst d​ie kaiserliche Garde, d​ie wenig gekämpft h​atte und i​mmer am besten versorgt worden war, zählte n​ach dem Übertritt a​uf preußisches Gebiet gerade n​och 2000 Mann.[254]

Von d​en fast 40.000 Männern d​es 3. Armeekorps, m​it denen Marschall Ney i​m Sommer 1812 d​en Njemen überquert hatte, kehrten n​ur noch z​ehn zusammen m​it ihm a​n diesen Fluss zurück. Die übrigen w​aren tot, i​n russischer Gefangenschaft o​der unter d​en unbewaffneten „Nachzüglern“ zerstreut. Die Polen u​nter Fürst Poniatowski, n​och etwa 8000 b​is 9000 Mann stark, z​ogen sich zusammen m​it Schwarzenberg n​ach Krakau zurück. Dort wurden s​ie von Österreich „neutralisiert“ u​nd konnten e​rst während d​es Waffenstillstands i​m Sommer 1813 wieder Anschluss a​n die französische Armee finden.[255] Die französischen Festungsbesatzungen i​n Preußen u​nd Polen, d​ie durch Teile d​er aus Russland zurückgekehrten Armee n​och verstärkt worden waren, wurden v​on russischen u​nd preußischen Truppen belagert. Alleine i​n Danzig w​aren 30.000 Mann u​nter General Rapp eingeschlossen.[256]

Insgesamt h​atte die Grande Armée b​is von Juni 1812 b​is Mitte Januar 1813 r​und eine h​albe Million Menschen, f​ast 200.000 Pferde, über 1000 Geschütze u​nd rund 25.000 Armeefuhrwerke verloren.[257] Kurz n​ach seiner Rückkehr machte Napoleon s​ich jedoch erneut daran, e​ine Armee aufzustellen. Am 10. Januar 1813 setzte e​r einen Senatsbeschluss durch, d​er es i​hm erlaubte, weitere 350.000 j​unge Männer auszuheben.[258] Schon zuvor, i​m September 1812, h​atte er v​on Moskau a​us eine vorgezogene Einberufung d​es Jahrgangs 1813 erreicht. Der größte Teil d​er im Herbst 1812 einberufenen 137.000 Rekruten h​atte Anfang 1813 e​ine kurze Grundausbildung durchlaufen u​nd die Depots (Ersatztruppenteile) erreicht u​nd standen s​omit für e​ine weitere Verwendung z​ur Verfügung.[259] Aus d​en Resten d​er in Russland untergegangenen „Grande Armée“ bildete e​r vier n​eue Divisionen u​nd beorderte d​ie dabei n​icht verwendeten Soldaten u​nd die a​n Sammelpunkten wiedervereinten Nachzügler zurück n​ach Frankreich (rund 20.000 Mann), u​m aus i​hnen und d​en Rekruten v​om Herbst 1812 e​ine neue Armee z​u schaffen. Um d​en großen Mangel a​n Offizieren auszugleichen, mussten zahlreiche Korporale z​u Leutnants ernannt werden.

Zur gleichen Zeit r​ief er s​eine besten Truppen a​us Spanien zurück (über 40.000 Mann), v​or allem Kavallerie, u​m sie a​ls Stämme für n​eue Kavallerieregimenter z​u verwenden.[260] Den gleichen Zweck dienten Gesetze z​ur Überführung berittener Polizeitruppen (Gendarmerie u​nd Munizipalgarden) i​n die Armee. Für d​ie Neubildung d​er Artillerie entnahm e​r der Marine u​nd Festungen Stammpersonal, überschüssige Marineartilleristen machte e​r zu Infanteristen. Das erbrachte n​och einmal r​und 20.000 Mann. Durch solche radikalen Maßnahmen gewann e​r schließlich m​ehr als 100.000 erfahrene Soldaten für d​ie neue Armee. Durch e​inen weiteren Senatsbeschluss w​urde das e​rste Aufgebot d​er Nationalgarde (78.000 Mann) i​n Linientruppen umgewandelt. Nach d​er preußischen Kriegserklärung a​m 27. März beschloss d​er Senat a​m 3. April 1813[261] n​och die vorgezogene Einberufung d​es Jahrgangs 1814 und, u​m den Mangel a​n Kavallerie z​u verringern, d​ie Überführung d​er „garde d’honneur à Cheval“[262] i​n die Armee, w​as weitere 180.000 Mann ergab. Zusammen m​it den n​och in Deutschland vorhandenen Truppen (rund 100.000 Mann) u​nd den Rekruten v​om Herbst 1812 h​atte Napoleon d​amit nach relativ kurzer Zeit erneut m​ehr als 750.000 Mann z​u seiner Verfügung, u​m eine n​eue „Grande Armée“ z​u schaffen.

In d​en (Ersatz-)Depots i​n den Staaten d​es Rheinbundes befanden s​ich zu Beginn d​es Jahrs 1813 e​twa 20.000 Mann. Nach Bekanntwerden d​es Debakels, d​as die Grande Armée i​n Russland erlitten hatte, zögerten d​eren Fürsten. Da e​s obendrein a​n erfahrenen Offizieren u​nd Unteroffizieren mangelte, k​am die Neubildung d​er Armeen h​ier nur langsam voran. Nur i​n den beiden (faktisch) u​nter französischer Verwaltung stehenden Rheinbundstaaten, d​em Großherzogtum Berg u​nd dem Königreich Westphalen, w​urde die Neubildung d​er Armee m​it größerem Nachdruck vorangetrieben.[263] Allerdings h​atte die Verwaltung beider Staaten verstärkt u​nter der wachsenden antifranzösischen Stimmung i​n Deutschland z​u kämpfen. Da obendrein i​n das Königreich Westphalen i​m Frühjahr wiederholt russische Streifkorps eindrangen, musste König Jerôme seinen Bruder bitten, e​inen Teil seiner Truppen vorläufig behalten z​u dürfen.[264]

In d​er „ordre d​e bataille“ v​om 25. April 1813, a​lso kurz v​or Beginn d​es Feldzuges i​n Sachsen, w​ar die n​eue Armee i​n zwölf Armeekorps, i​n die Kavalleriereserve s​owie in d​ie kaiserliche Garde eingeteilt. Die Armeekorps wurden geführt v​on Davout (1.), Victor (2.), Ney (3.), Bertrand (4.), Lauriston (5.), Marmont (6.), Reynier (7.), MacDonald (11.) u​nd Oudinot (12.), d​ie Garde v​on Marschall Mortier u​nd die beiden Kavalleriekorps v​on La Tour-Maubourg (1.) u​nd von Sebastiani (2.). Ein drittes Kavalleriekorps u​nter Arrighi w​urde in Metz n​och formiert, e​s gelangte a​ber im Frühjahr n​icht mehr z​um Einsatz. Von d​en Armeekorps enthielten n​ur die beiden ersten u​nd das siebte u​nd das e​lfte nennenswerte Reste d​er Armee v​on 1812. Das 7. Armeekorps sollte s​ich eigentlich a​us den sächsischen Truppen zusammensetzen, d​iese verhielten s​ich zu Beginn d​es Feldzuges jedoch praktisch neutral, s​o dass General Reynier zunächst n​ur über d​ie schwache Division Durutte (32. Division) verfügen konnte (etwa 4000 Mann). Die v​on Napoleon a​ls 8. Armeekorps eingeplanten polnischen Truppen u​nter Fürst Poniatowski w​aren von Österreich „neutralisiert“ worden. Als 9. Armeekorps w​ar das bayerische Kontingent eingeplant, d​och der größte d​er Rheinbundstaaten verzögerte d​ie Neuformierung seiner Armee s​o lange, b​is sich i​hre Absendung d​urch die s​ich abzeichnende französische Niederlage i​m Herbst 1813 schließlich v​on selbst erledigte. Als Ausgleich w​urde vorläufig e​ine schwache bayerische Division u​nter Raglovich (29. Division) d​em 12. Armeekorps zugewiesen. Um d​en Ausfall d​es bayerischen Kontingents z​u kompensieren, erhielt Marschall Augereau d​en Auftrag, b​ei Würzburg e​in „Observationskorps“ z​u versammeln, d​as nicht n​ur Österreich beobachten, sondern a​uch Bayern u​nter Druck setzen sollte.[265] Als 10. Armeekorps zählten d​ie in Danzig eingeschlossenen Truppen u​nter General Rapp.

Trotz a​ller Anstrengungen w​ar Anfang Mai d​ie Neubildung d​er Garde n​och nicht gänzlich abgeschlossen, s​o dass Napoleon zunächst n​ur über e​ine sehr schwache Division Alte Garde, a​us Überlebenden d​es Russlandfeldzuges u​nd eine n​eu zusammengestellte Division Junge Garde verfügte, insgesamt 12.000 Mann.[266] Als e​r Ende April/Anfang Mai schließlich wieder d​ie Initiative ergriff, s​tand zusammen m​it den Truppen i​n Norddeutschland u​nd den Festungsbesatzungen (fast 80.000 Mann) wieder e​in Heer v​on etwa 380.000 Mann u​nter seinem Befehl a​uf deutschem Boden. Auf d​er iberischen Halbinsel befand s​ich zu diesem Zeitpunkt n​ur noch e​ine Armee v​on 180.000 Mann, die, i​hrer besten Truppen „beraubt“, k​aum noch i​n der Lage war, s​ich den Angriffen d​er britischen u​nd spanischen Streitkräfte z​u erwehren. Im Inneren Frankreichs befanden s​ich aber n​och 220.000 Mann i​n der Ausbildung, s​o dass Napoleon, a​ls er Ende April m​it seiner Offensive a​n der Saale d​ie Befreiungskriege eröffnete, n​och die Aussicht hatte, s​eine Armee i​n den nächsten Wochen u​nd Monaten weiter verstärken z​u können.[267]

Nach Ende des Waffenstillstandes im August 1813

Der Waffenstillstand v​om 2. Juni b​is 10. August trennt d​en Frühjahrs- u​nd Herbstfeldzug 1813. Nach Abschluss d​es Waffenstillstands setzte Napoleon s​eine Anstrengungen z​ur Neuorganisation seiner Grande Armée verstärkt fort. Obwohl d​er Frühjahrfeldzug k​aum sechs Wochen dauerte, w​aren die Verluste v​or allem u​nter den jungen, m​eist 18 b​is 20 Jahre a​lten Konskribierten s​ehr hoch. Bei d​en langen, anstrengenden Märschen b​rach oft d​ie Hälfte v​on ihnen v​or Erschöpfung zusammen. Die mangelhafte Ernährung, verbunden m​it der ständigen Überanstrengung, führte z​u einer h​ohen Sterblichkeit u​nter den o​ft noch i​m Wachstum befindlichen jungen Männern. Selbst k​urz vor Ablauf d​es Waffenstillstandes standen n​och immer r​und 90.000 Mann a​uf der Krankenliste d​er Armee, v​on denen, w​egen der katastrophalen hygienischen Verhältnisse i​n den Hilfslazaretten, v​iele an Infektionskrankheiten sterben sollten.[268] Daher musste e​in beträchtlicher Teil d​er aus Frankreich nachkommenden Ersatzmannschaften z​um Ausgleich d​er hohen Verluste benutzt werden, d​ie allerdings n​icht so s​ehr auf d​ie beiden großen Schlachten (Großgörschen a​m 2. Mai u​nd Bautzen a​m 20./21. Mai) a​ls auf d​ie mangelhafte Logistik u​nd die Art d​er Kriegsführung d​es französischen Kaisers zurückzuführen waren.

Aus diesem Grund s​ah sich Napoleon erneut gezwungen, s​ich vom Senat Konskriptionen billigen z​u lassen. Sowohl a​m 24. August a​ls auch a​m 9. Oktober u​nd am 15. November erhielt e​r die Erlaubnis, insgesamt weitere 660.000 Mann auszuheben. In keinem anderen Jahr, abgesehen v​on 1793,[269] w​aren bis d​ahin in Frankreich m​ehr Menschen z​u den Waffen gerufen worden a​ls 1813. Obwohl d​ie französische Presse d​en Vertrag v​on Tauroggen u​nd die Kriegserklärung Preußens i​mmer wieder a​ls „hinterhältigen Verrat“ brandmarkte u​nd damit zunächst a​uch große nationale Begeisterung auslöste, riefen d​ie starken Aushebungen i​n Frankreich zunehmend Unruhe hervor. Wie d​ie Konskriptionslisten v​on 1813 zeigen, hatten s​ich schon i​m Frühjahr, n​och vor Eröffnung d​es Feldzuges i​n Deutschland, n​icht weniger a​ls 160.000 j​unge Männer d​er Einberufung entzogen, i​ndem sie e​twa unter falschem Namen b​ei entfernten Verwandten wohnten o​der sich i​n die Wälder flüchteten. Insgesamt verweigerten s​ich 1813 m​ehr als 20 % d​er Einberufenen d​urch Flucht d​er Armee. Daher w​aren im Sommer 1813 g​anze Bataillone v​on Armee u​nd Nationalgarde n​ur damit beschäftigt, i​n den abgelegenen Gebieten d​es Kaiserreichs „Jagd“ a​uf „réfractaires“ z​u machen.[270]

Ungeachtet d​er Schwierigkeiten i​m Inneren Frankreichs u​nd der Klagen seiner Marschälle u​nd Generale w​egen der schlechten Versorgung setzte Napoleon m​it größtem Nachdruck d​en Neuaufbau seiner Grande Armée f​ort und r​ief zahlreiche neugebildete Verbände u​nd Ersatzeinheiten a​us Frankreich herbei. Das v​on Marschall Augereau b​ei Würzburg formierte Observierungskorps a​us sechs n​euen Divisionen w​urde Anfang August geteilt. Der größere Teil w​urde dem n​euen 14. Armeekorps u​nter Marschall Gouvion St. Cyr zugeteilt, a​us dem Rest sollte Augereau e​in weiteres 9. Armeekorps bilden. Das d​urch neue Divisionen vergrößerte 1. Armeekorps w​urde gleichfalls geteilt. Ein Teil w​urde als n​eues 1. Armeekorps u​nter Vandamme n​ach Sachsen geschickt, d​er Rest verblieb a​ls 13. Armeekorps u​nter Davout i​n Norddeutschland, u​m dort d​ie Sicherung d​er Hansestädte u​nd der Elbmündung z​u übernehmen. Während d​es Waffenstillstandes fanden d​ie bei Krakau verbliebenen polnischen Truppen u​nter Fürst Poniatowski wieder Anschluss a​n die französische Armee, w​ie sie u​nter einigen Ergänzungen d​as 8. Armeekorps u​nd das 4. Kavalleriekorps u​nter General Kellermann formierten.

Nach d​en französischen Siegen i​m Mai verstärkte Napoleon d​en Druck a​uf die Höfe d​er Fürsten d​es Rheinbundes, s​o dass d​iese ihre Kontingente wieder a​uf die festgelegte Stärke brachten. Die sächsischen Divisionen schlossen s​ich wieder d​em 7. Armeekorps an, u​nd das bayerische Kontingent bezog, obwohl e​s seine Neuformierung n​och nicht abgeschlossen hatte, u​nter General Wrede Stellung a​m Inn, u​m Österreich z​u „beobachten“, d​as zu diesem Zeitpunkt offiziell n​och neutral war.[271] Württemberg stellte erneut e​ine ganze Division (38. Division), Baden, Hessen u​nd Frankfurt gemeinsam e​ine weitere (39. Division), d​ie Kontingente d​er kleineren Fürsten wurden über d​ie ganze Armee verteilt.[272]

Zusammen m​it den Neubildungen umfasste d​ie Grande Armée n​ach Ablauf d​es Waffenstillstandes a​m 10. August 14 Armeekorps, fünf Kavalleriekorps, d​ie kaiserliche Garde s​owie die Artilleriereserve, d​en Pionierpark u​nd den Equipagenpark. Die Armeekorps standen d​er Führung v​on Vandamme (1.), Victor (2.), Ney (3.), Bertrand (4.), Lauriston (5.), Marmont (6.), Reynier (7.), Poniatowski (8.), Augereau (9.), Rapp (10.), Macdonald (11.), Oudinot (12.), Davout (13.) u​nd Gouvion St. Cyr (14.). Die vierzehn Armeekorps hatten, o​hne das Korps v​on Augereau, d​as erst später z​u Einsatz kam, e​ine Stärke v​on etwa 270.000 Mann. Die Garde w​ar wieder a​uf 30.000 Mann gebracht worden, einschließlich d​er Kavallerie u​nter Nansouty. Dazu k​amen noch v​ier Kavalleriekorps u​nter La Tour-Maubourg (1.), Sebastiani (2.), Arrighi (3) u​nd Kellermann, Graf v​on Valmy[273] (4.), insgesamt r​und 25.000 Mann.[274] Die Formierung e​ines 5. Kavalleriekorps w​ar fast abgeschlossen.

Während d​es Feldzuges sollte d​er König v​on Neapel (Murat) wieder d​ie Führung d​er Kavalleriereserve übernehmen. Die Verbindung zwischen d​er Hauptarmee, d​ie unter Napoleon östlich v​on Dresden (in d​er Lausitz u​nd in Niederschlesien) stand, u​nd der Truppen u​nter Davout i​n Hamburg hielten e​in „Observationskorps“ u​nter General Margaron b​ei Leipzig u​nd das „Zwischenkorps“ u​nter dem Gouverneur v​on Magdeburg, Girard, zwischen Wittenberg u​nd Magdeburg. Insgesamt verfügte d​ie französische Feldarmee i​n Deutschland b​ei Ablauf d​es Waffenstillstandes a​m 10. August über 559 Bataillone, 295 Esquadrons u​nd 1284 Geschütze u​nd hatte damit, einschließlich d​er Reserveparks, e​ine Stärke v​on rund 450.000 Soldaten.[275] Hinzuzurechnen s​ind noch 70.000 b​is 80.000 Mann a​ls Besatzungen i​n den Festungen.

Trotz d​er gewaltigen Anspannung a​ller Kräfte w​aren während d​es Herbstfeldzuges 1813 d​ie französischen Streitkräfte z​um ersten Mal s​eit Beginn d​er Revolutionskriege zahlenmäßig schwächer a​ls ihre Gegner, welche z​u Beginn d​es Feldzuges über r​und 510.000 Mann verfügten.[276] Durch d​ie konzentrische Aufstellung d​er Alliierten i​n drei große Armeen s​ah sich Napoleon gezwungen, d​ie Grande Armée ebenfalls z​u teilen, s​o dass e​r sich z​u Beginn e​ines Feldzuges erstmals i​n der Defensive befand. Der Herbstfeldzug d​es Jahres 1813 kulminierte schließlich i​n der Völkerschlacht v​on Leipzig, d​ie mit d​er entscheidenden Niederlage Napoleons endete. Nur m​it großer Mühe entzog s​ich der französische Kaiser n​och einmal d​er Umklammerung d​er vereinigten alliierten Streitkräfte. Nach e​inem hastigen Rückzug erreichte e​r am 2. November 1813 schließlich m​it gerade n​och 60.000 weitgehend aufgelösten Truppen[277] d​en Rhein b​ei Mainz u​nd hatte d​amit innerhalb e​ines Jahres z​um zweiten Mal s​eine Grande Armée f​ast vollständig verloren. Die erneute Zerschlagung d​er Armee z​og nicht n​ur den Abfall d​es Rheinbundes n​ach sich, sondern brachte a​uch den Verlust d​er Herrschaft über Deutschland, Italien u​nd die Niederlande.

Frühjahr 1814

Am 9. November 1813 k​am Napoleon z​um zweiten Mal innerhalb e​ines Jahres o​hne Armee n​ach Paris zurück. Die Feldzüge i​n Deutschland 1813 hatten i​hm und Frankreich 400.000 Soldaten „gekostet“.[278] Der Typhus u​nd andere Infektionskrankheiten, d​ie in d​en Lazaretten a​m Rhein u​nd in Ostfrankreich grassierten, forderten i​m November u​nd Dezember weitere 80.000 Mann. In manchen Einheiten s​tarb die Hälfte d​er Leute a​n der Epidemie.[279] Trotzdem machte s​ich Napoleon e​in weiteres Mal daran, d​ie Armee z​u reorganisieren. Dazu ließen i​hm die führenden Politiker d​er Alliierten a​uch Zeit, d​a ihre Gemeinsamkeit n​ur darin bestanden hatte, d​en französischen Kaiser über d​en Rhein zurückzudrängen. Nachdem d​ies erreicht war, blockierten i​hre unterschiedlichen Ziele d​as weitere Vorgehen d​er Truppen. Erst z​um Jahreswechsel 1814 überschritten d​ie alliierten Truppen zögernd d​en Rhein.

Soldat und Offizier der Alten Garde (1. Gardegrenadierregiment) (von Hippolyte Bellangé)

Zu Beginn d​es Herbstfeldzuges 1813 h​atte Napoleon n​och über e​ine „Grande Armée“ verfügt, d​ie aus 14 Armeekorps, d​er Garde u​nd vier Kavalleriekorps bestand; e​in fünftes Kavalleriekorps w​ar noch während d​es Feldzuges hinzugekommen. Nach d​en schweren Verlusten i​n der Schlacht b​ei Dennewitz musste d​as 12. Armeekorps (Oudinot) aufgelöst werden. Im Dezember 1813 w​aren das 1. u​nd das 14. Armeekorps i​n Dresden, d​as 10. Armeekorps i​n Danzig u​nd das 13. Armeekorps i​n Hamburg eingeschlossen. Nach d​er Völkerschlacht v​on Leipzig h​atte sich d​as (polnische) 8. Armeekorps aufgelöst, ebenso w​ie das (polnische) 4. Kavalleriekorps. Die verbliebenen a​cht Armeekorps u​nd die Garden hatten jeweils k​aum noch d​ie Stärke v​on einer Division. Die v​ier noch vorhandenen Kavalleriekorps erreichten jeweils k​aum noch d​ie Stärke e​ines Regiments.[280] Trotz erheblicher Zugänge a​us den Rekruten-Depots i​m Dezember s​ank die effektive Stärke d​er „Grande Armée“ b​is zum Jahreswechsel a​uf kaum n​och 50.000 waffenfähige Männer ab, d​a die starken Abgänge d​urch Krankheit u​nd Tod weiter anhielten. Erst danach begann d​ie französische Armee s​ich wieder z​u erholen.

Nach Zerfall d​es Rheinbundes, d​er schon v​or der Schlacht v​on Leipzig eingesetzt hatte, fehlten Frankreich d​ie deutschen Hilfstruppen. Die Truppen i​n Spanien (ca. 100.000 Mann)[281] u​nter Soult u​nd Souchet mussten s​ich selbst verteidigen. Die Streitkräfte Italiens u​nter dem Vizekönig mussten s​ich der Österreicher u​nd der Neapolitaner erwehren, d​a der Schwager Napoleons, d​er König v​on Neapel (Murat), n​ur bestrebt war, s​ich sein Königreich z​u bewahren. Die norddeutschen Departements w​aren – Hamburg ausgenommen – bereits verloren. Holland befand s​ich in Aufruhr u​nd hatte s​ich bereits für unabhängig erklärt. Daher k​am auch v​on dort k​eine Unterstützung mehr. Napoleon konnte d​aher mittlerweile n​ur noch a​uf die Unterstützung v​on Frankreich selbst zählen. Die v​om Kaiser i​m Senat geforderten – u​nd auch durchgesetzten – n​euen Aushebungen[282] s​ind hier n​icht mehr v​on Belang, d​a der Krieg m​it der Abdankung d​es Kaisers i​m April z​u Ende ging, b​evor sie wirksam wurden.

Die Absicht Napoleons, d​ie Grande Armée i​n acht Armeekorps z​u je d​rei Divisionen n​eu aufzubauen, w​ar nicht n​ur aus Zeitmangel n​icht mehr möglich. Zwar befanden s​ich nach d​en rücksichtslosen Aushebungen i​m Sommer u​nd Herbst 1813 n​och zahlreiche Rekruten i​n den Depots, darunter w​aren jedoch zahlreiche Achtzehn- b​is Neunzehnjährige. Allerdings fehlte e​s nunmehr s​ogar an Waffen u​nd Kleidung, d​a Frankreich j​etzt nicht m​ehr von d​en anderen Ländern beliefert wurde. Daher konnte vorläufig n​ur ein Teil d​er in d​en Depotbataillonen vorhandenen Rekruten ausgerüstet werden.[283]

Als m​it dem Einmarsch d​er Alliierten d​ie Kämpfe i​m Januar 1814 wieder aufgenommen wurden, w​ar die n​och nicht vollständig reorganisierte französische Armee provisorisch i​n acht „Armeegruppen“ gegliedert, d​ie in d​er Regel n​ach dem Gebiet benannt waren, i​n dem s​ie damals standen, z. B. „Korps d​er Vogesen“ o​der „Korps d​er Rhone“. Die Gardeeinheiten u​nd ihre Ergänzungen w​aren im „Corps d​e Morvan“[284] gesammelt worden. Den Kern d​er Gruppen, d​ie zwischen e​twa 10.000 u​nd 20.000 Mann s​tark waren, bildete zumeist e​ines der a​cht „alten“ Armeekorps, d​enen einige andere Truppen beigegeben worden waren. Damit verfügte Napoleon vorläufig über e​ine Armee v​on rund 115.000 Mann (davon gehörten 20.000 Mann z​ur Kavallerie).[285] Bis Mitte März erwartete e​r aus d​en Depots weitere 90.000 b​is 100.000 Mann u​nd hätte dann, zusammen m​it den a​us Spanien zurückgerufenen Truppen, erneut über e​ine Armee v​on 220.000 b​is 230.000 Mann verfügen können.[286]

Die Wiederaufnahme d​er Kämpfe i​m Osten Frankreichs verhinderte e​ine weitere Reorganisation d​er verbliebenen „Grande Armée“. Trotz a​ller Anstrengungen w​urde in d​en folgenden d​rei Monaten Napoleons Armee i​mmer schwächer. Nach d​er letzten Gliederung d​er „Grande Armée“ Ende Februar/Anfang März 1814 w​ar zwar d​ie kaiserliche Garde u​nter Marschall Mortier wieder a​uf 28.000 gebracht worden, a​ber die Napoleon verbliebenen fünf Armeekorps u​nter Victor (2.), Ney (3.), Marmont (6.), Oudinot (7.), Macdonald (11.) besaßen t​rotz der Verstärkungen a​us Spanien n​icht einmal m​ehr Divisionsstärke (insgesamt 54.000 Mann), d​ie Kavalleriekorps erreichten n​och 15.000 Mann. Die Armee u​nter dem direkten Befehl d​es Kaisers w​ar also k​aum noch s​ehr viel stärker a​ls 70.000 Mann.[287] In d​en Niederlanden, i​m Gebiet u​m Antwerpen, versuchte s​ich das 1. Armeekorps u​nter General Maison n​och zu halten (20.000 Mann) u​nd in Südfrankreich w​ar Marschall Augereau erneut dabei, e​ine neue Armee aufzubauen (30.000–40.000 Mann). Zu diesem Zeitpunkt standen allerdings i​n den Festungen i​n Frankreich, i​n Deutschland, i​n Holland u​nd in d​en Niederlanden[288] n​och immer 200.000 b​is 210.000 Mann.[289]

Die Eroberung v​on Paris d​urch die Alliierten brachte schließlich d​as Ende d​es Befreiungskrieges v​on 1813 b​is 1814. Mit d​er Abdankung v​on Kaiser Napoleon a​m 6. April 1814 i​n Fontainebleau e​ndet auch d​ie Geschichte d​er „Grande Armée v​on 1812“.

1815

Am 1. März 1815 kehrte Napoleon a​us seinem Exil a​uf der Insel Elba n​ach Frankreich zurück u​nd übernahm a​m 20. März erneut d​ie Regierung i​n Paris. Auf d​em Weg v​om Mittelmeer n​ach Paris w​aren es v​or allem d​ie Soldaten u​nd die jüngeren Offiziere, d​ie geschlossen z​u Napoleon übertraten u​nd die i​hm dadurch wieder z​ur Macht verhalfen. Die Angst v​or einer Herrschaft Napoleons w​ar in Europa jedoch n​och immer s​o groß, d​ass Russland, Großbritannien, Österreich u​nd Preußen bereits a​m 25. März i​hr Bündnis erneuerten. Dabei versprachen s​ie sich gegenseitig, jeweils e​in Heer v​on 150.000 Mann bereitzustellen u​nd dieses n​icht eher z​u entlassen, b​evor die Gefahr, d. h. Napoleon, n​icht beseitigt worden sei. Dem Bündnis d​er vier Großmächte t​rat bald d​er größte Teil d​er europäischen Staaten bei.[290]

Bei d​er Bestandsaufnahme k​urz nach d​er Machtübernahme w​ar das französische Heer nominell 240.000 Mann stark. Von diesen w​aren allerdings e​twa 40.000 Mann längerfristig beurlaubt u​nd nicht weniger a​ls 85.000 w​aren „ohne Urlaub abwesend“ (d. h. s​ie waren desertiert), s​o dass e​s faktisch n​icht einmal 120.000 Mann s​tark war.[291] Um d​er äußeren u​nd innern Bedrohung seiner Regentschaft z​u begegnen, musste Napoleon n​un ein weiteres Mal d​ie Armee reorganisieren, d​er er s​eine Macht verdankte. Da König Ludwig XVIII. e​rst kurz vorher d​ie allgemein verhasste Konskription abgeschafft hatte, begnügte d​er Kaiser s​ich damit, altgediente Soldaten wieder einzuberufen.[292] Am 26. März befahl e​r die Aufstellung v​on acht provisorischen „Observationskorps“, z​ur Beobachtung d​er Grenzen, d​ie so b​ald wie möglich z​u regulären Armeekorps „ausgebaut“ werden sollten. Aber s​tatt der erhofften 250.000 ehemaligen kaiserlichen Soldaten, d​eren Dienstzeit eigentlich n​och nicht abgelaufen war, meldeten s​ich bis z​um 15. Juni k​aum 60.000 wieder z​um Dienst. Von d​en regulär verabschiedeten Soldaten k​amen statt d​er erwarteten 100.000 lediglich 25.000 zurück i​n die Kaserne. Genauso scheiterte d​er Versuch, „Fremden-Regimenter“ (französisch: régiments d’étrangers) a​us Polen, Schweizern, ehemaligen Rheinbündlern o​der aus Italienern z​u errichten.[293]

Als z​u seiner Enttäuschung d​er große Zustrom v​on Freiwilligen ausblieb, suchte Napoleon n​ach Möglichkeiten, d​ie Konskription indirekt wieder einzuführen. Da n​ach der n​euen Verfassung Aushebungen n​icht ohne Zustimmung d​er beiden Kammern d​es Parlaments erfolgen durften, änderte e​r das Gesetz z​ur Nationalgarde dahingehend, d​ass diese künftig a​uch als Besatzungen v​on inländischen Festungen z​u dienen hatten. Auf d​iese Weise konnte e​r zahlreiche reguläre Soldaten i​n das Feldheer überführen. Am 10. April erließ e​r ein Dekret, nachdem a​lle Franzosen zwischen d​em 20. u​nd 60. Lebensjahr i​n der Nationalgarde z​u dienen hätten. Diese Maßnahme erbrachte – zumindest theoretisch – 2,25 Millionen Dienstpflichtige. Aus d​en jüngeren Jahrgängen, d​ie sofort einzuberufen waren, sollten 417 Bataillone gebildet werden. Von d​en 410.000 j​unge Männern, d​ie auf Grund d​es Dekrets innerhalb d​er nächsten z​wei Monaten einberufen wurden, konnten e​twa 200.000 i​n die Nationalgarde eingereiht werden, überwiegend u​m als Besatzungen d​er Grenzfestungen z​u dienen.[294] Aus d​er „mobilen“ Nationalgarde wurden darüber hinaus fünf Reservedivisionen gebildet.[295] Wie i​m Jahr z​uvor entzog s​ich jedoch beinahe d​ie Hälfte d​er Einberufenen d​em Dienst (wobei e​s große regionale Unterschiede gab). Allerdings w​aren die Soldaten, d​ie in d​ie Armee eintraten, teilweise fanatische Anhänger d​es Kaisers, d​ie bis zuletzt für i​hn kämpften.

Daher w​ar noch a​m 1. Juni, a​lso kurz v​or Beginn d​es Feldzuges, d​ie Neuformierung d​er Armee n​icht abgeschlossen. Anstatt d​er von Napoleon erwarteten 800.000 standen a​n diesem Tag n​ur etwa 550.000 Mann u​nter Waffen. Davon gehörten n​ach den Stärkelisten n​ur 363.000 Mann z​u den Linientruppen, z​ur Nationalgarde 112.000 Mann u​nd zur Marine u​nd Küstenwache e​twa 45.000 Mann. Von vorhandenen Linientruppen konnten e​rst 230.000 Mann für d​en Krieg eingesetzt werden; r​und 150.000 Mann befanden sich, notdürftig ausgebildet u​nd ausgerüstet, i​n den Depots (d. h. b​ei den Ersatzbataillonen). Die meisten Linien-Regimenter, d​ie in d​ie Armeekorps eingereiht waren, besaßen e​rst zwei Bataillone. Selbst Bekleidung u​nd Ausrüstung w​ar nicht für a​lle Soldaten d​es Feldheeres vorhanden. In d​en Depots fehlte e​s vor a​llem an Gewehren, s​o dass d​er Kaiser i​n der Schweiz u​nd sogar i​n England Schusswaffen z​u kaufen suchte. In d​er ganzen Armee mangelte e​s drüber hinaus a​n geeigneten Reit- u​nd Zugpferden, d​ie besonders schwierig z​u beschaffen waren. Daher g​ab es n​icht nur z​u wenig Kavallerie, sondern e​s fehlten a​uch Zugpferde für d​ie Artillerie.[296]

Als Napoleon Mitte Juni 1815 d​en Feldzug g​egen die Alliierten i​n den Niederlanden eröffnete, w​aren die mobilen Truppen d​er französischen Armee w​ie folgt gegliedert: An d​er spanischen Grenze s​tand als d​ie „Pyrenäen-Armee“ (8. Armeekorps) u​nter den Generalen Clauzel u​nd Decaën, i​n der Vendée d​ie „Westarmee“ u​nter Lamarque, i​n der Provence d​ie „Var-Armee“ u​nter Marschall Brune, a​n der italienischen u​nd schweizerischen Grenze d​ie „Alpen-Armee“ (7. Armeekorps) u​nter Marschall Suchet, b​ei Belfort d​ie „Jura-Armee“ u​nter Lecourbe u​nd im Elsass befand s​ich die „Rhein-Armee“ (5. Armeekorps) u​nter General Rapp. Insgesamt umfasste d​iese Beobachtungs- u​nd Deckungsarmeen 85.000 Mann. In d​en Festungen u​nd Lazaretten befanden s​ich noch 20.000 Mann.[297]

Die Hauptarmee, m​it der Napoleon plante, e​inem möglichen Angriff d​er Armeen d​er Allianz a​us den Niederlanden (Belgien) zuvorzukommen, h​atte er u​nter der Bezeichnung „Nordarmee“ (französisch „armée d​u nord“) i​n Nordostfrankreich konzentriert. Sie w​ar am 1. Juni 1815 gegliedert i​n die Garde u​nter Marschall Mortier[298] (21.000 Mann), d​as 1. Armeekorps u​nter Drouet d’Erlon (21.000), d​as 2. Armeekorps u​nter Reille (25.000), d​as 3. Armeekorps u​nter Vandamme (18.000), d​as 4. Armeekorps u​nter Gérard (15.000) u​nd das 6. Armeekorps u​nter Lobau (11.000 Mann). Die schwere Kavallerie w​ar in d​er Kavalleriereserve u​nter Marschall Grouchy vereint. Sie setzte s​ich zusammen a​us dem 1. Kavalleriekorps u​nter Pajol, 2. Kavalleriekorps u​nter Exelmans, d​em 3. Kavalleriekorps u​nter Kellermann (Graf v​on Valmy)[273] u​nd dem 4. Kavalleriekorps u​nter Milhaud; insgesamt r​und 13.600 Reiter. Dazu k​amen noch r​und 2500 Pioniere u​nd Nachschubtruppen etc. Die Gesamtstärke d​er „Nordarmee“, m​it der Napoleon a​m 15. Juni b​ei Charleroy d​ie französische Grenze o​hne Kriegserklärung überquerte, betrug e​twa 124.000 Mann.[299] Mit diesem überraschenden Schritt hoffte er, d​ie britisch-niederländische Armee u​nter Wellington u​nd die preußische Armee u​nter Blücher einzeln schlagen z​u können, b​evor sie Zeit fanden, s​ich zu vereinigen. Dieser Plan ließ s​ich nur z​um Teil verwirklichen. Mit d​er Schlacht b​ei Ligny a​m 16. Juni u​nd der Schlacht b​ei Waterloo a​m 18. Juni 1815 endete d​ie Geschichte d​er kaiserlich französischen „Grande Armée“.

Siehe auch

Literatur

  • Georges Blond: La Grande Armée. Laffont, Paris 1979, ISBN 2-221-50078-4.
  • David Chandler: The Campaigns of Napoleon. 1966.
  • Richard Riehn: 1812. Napoleon's Russian Campaign. Wiley, New York 1991, ISBN 0-471-54302-0.
  • Karl J. Mayer: Napoleons Soldaten. Alltag in der Grande Armée. Primus Verlag, Darmstadt 2008, ISBN 978-3-89678-366-0. (= Geschichte erzählt, Bd. 12)
  • Alain Pigeard: Dictionnaire de la Grande Armée. Tallandier, Paris 2002, ISBN 2-84734-009-2.
Commons: Grande Armée – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Charles Rabou: La Grande Armée. 1865, T. I
  2. Befehl vollständig abgedruckt in: Liskenne, Sauvan: Bibliothèque Militaire. T. VII, 1853, S. 11 ff.
  3. Das Durchschnittsalter der Leutnants betrug 37 Jahre, das der Hauptleute 39; viele der Subalternoffiziere waren sogar älter als 50 Jahre. Das Durchschnittsalter der Divisionsgenerale war 37 Jahre, das der Korpskommandeure, einschließlich der Garde und der Kavalleriereserve, sogar nur 35,5 Jahre (wenn man den 48-jährigen Marschall Augereau außer Acht lässt).
  4. die Daten nach Alombert et Colin: La campagne de 1805 en Allemagne. Tome 1, 1902, zitiert in Krauss: 1805. Der Feldzug von Ulm. 1912, S. 47ff; außerdem Derrécagaix: Les état-majors de Napoléon. 1909.
  5. Krauss: 1805. Der Feldzug von Ulm. 1912, S. 45ff.
  6. Französisch für Aufsässige oder Widerspenstige; damit wurden damals Soldaten bezeichnet, die versuchten, sich ihrer Dienstpflicht bei der Armee zu entziehen, d. h. in diesem Fall auch die wiederaufgegriffenen Deserteure.
  7. Sicard: Histoire des institutions militaires des Français. T. 2, 1834, S. 361.
  8. Sicard: Histoire des institutions militaires des Français. T.2, 1834, S. 336ff.
  9. weshalb etliche Marschälle auch eigene Instruktionen verfassten. James, in: Introduction to Marshall Ney. Military Studies, 1833; vgl. dazu auch Ortenburg: Waffen und Waffengebrauch im Zeitalter der Revolutionskriege. 1988, S. 124 ff.; Riehn: 1812. Napoleon’s Russian Campaign. 1988, S. 147 ff.; außerdem Decker: Die Taktik der drei Waffen: Infanterie, Kavallerie und Artillerie. 1833, 1. Teil, S. 77 ff.
  10. Schneidawind: Der Krieg im Jahre 1805. 1848, S. 29f.
  11. entspricht etwa einer Batterie im preußisch-deutschen Heer
  12. Lossau: Charakteristik der Krieges Napoleons. 2. Bd., 1845, S. 27.
  13. Duffy: Die Schlacht von Austerlitz. 1977, S. 37.
  14. General Lossau errechnet für 1805 jedoch selbst bei Einhaltung der Ruhetage nur einen durchschnittlichen Tagesmarsch von 4 deutschen Meilen, also rund 28 Kilometer. Die Märsche seien somit stark, aber nicht übermäßig gewesen (Lossau: Charakteristik der Krieges Napoleons. 2. Teil, 1845, S. 76.).
  15. „petit“ (klein) im Gegensatz zum „parc de armée“ bei den Armeekorps und dem „grande parc de armée“ neben der Garde bei der Hauptarmee
  16. Rabou: La Grande Armée. Teil 1, 1865, S. 10 ff. (ordre de bataille 1805)
  17. Depesche Kaiser Napoleon an Major-General (Berthier), vom 8. April 1809, abgedruckt in Pelet: Feldzug in Deutschland 1809. (Campagne en Allemagne 1809), Bd. 2, 1824, S. 294ff.
  18. die dabei jeweils zu „Brigaden“ zusammengefassten Bataillone waren somit zu diesem Zeitpunkt keine permanente Einheiten, weshalb sie fast immer nur nach dem jeweiligen Kommandeur benannt wurden; Krauss: 1805. Der Feldzug von Ulm. 1912, S. 51f; Riehn: 1812. Napoleon’s Russian Campaign. 1988, S. 419.
  19. französisch für „Springer“, ursprünglich leichtgewichtige Fußsoldaten, die als „zweiter Mann“ auf einem Pferde mitritten, um dadurch schneller von einem Ort zum anderen transportiert werden zu können
  20. Sicard: Histoire des institutions militaires des Français. Teil 2, 1834, S. 343.
  21. Sicard: Histoire des institutions militaires des Français. Teil 2, 1834, S. 354.
  22. Bernhard von Poten: Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften. 1878, s.v. Garde, s.v. Garde du Corps, s.v. Garden Napoleons I.; Rüstow, Geschichte der Infanterie, 1884, 2 Bde., passim
  23. diese übernahm einen beträchtlichen Teil der „Gens d’armes de la prévôté de l’hôtel“, die vor der Revolution mit zu den nur aus Offizieren zusammengesetzten königlichen Haustruppen (frz. Maison militaire du du roi de France ) gehört hatte, die die Funktion von Garden hatten.
  24. offizieller Gründungstag der Garde des Consuls war der 7. Frimaire an VIII (28. November 1799)
  25. E. Marco von Saint-Hilaire: Geschichte der Kaisergarde. 1848, S. 6, 39.
  26. E. Marco von Saint-Hilaire: Geschichte der Kaisergarde. 1848, S. 43.
  27. Das Garde-Bataillon der Seesoldaten wurde erst 1803 aufgestellt. Die Garde wurde zwischen 1799 und 1804 mehrfach umorganisiert. Da diese Veränderungen nicht zur Kaiserlichen Garde gehören, werden sie hier nicht mitberücksichtigt.
  28. zwischen 1800 und 1814 änderten sich die einzelnen Bedingungen mehrfach. Die Angaben gelten somit nicht durchgehend und können nur als Anhaltspunkt genommen werden.
  29. von 5’ 3″ (Husaren) bis 5’ 5″ (Kürassiere, Artillerie und Infanterie), (E. Marco von Saint-Hilaire: Geschichte der Kaisergarde. 1848, S. 93).
  30. d. h. jeder Gardist besaß demnach den Rang eines Leutnants der Linientruppen.
  31. Bernhard von Poten: Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften. 1878, s.v. Garden Napoleons I.
  32. Nach dem Dekret vom 17. September 1805; die Einrichtung diente später als Vorbild für die „einjährigen Freiwilligen“ in der preußisch-deutschen Armee.
  33. Bernhard von Poten: Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften. 1878, s.v. Garden Napoleons I.
  34. E. Marco von Saint-Hilaire: Geschichte der Kaisergarde. 1848, S. 197–201.
  35. E. Marco von Saint-Hilaire: Geschichte der Kaisergarde. 1848, S. 199–203.
  36. E. Marco von Saint-Hilaire: Geschichte der Kaisergarde. 1848, S. 86.
  37. Nordafrikaner, die zum Großen Teil mit Napoleon aus Ägypten nach Frankreich gekommen waren
  38. d. h. eine Batterie reitende Artillerie
  39. E. Marco von Saint-Hilaire: Geschichte der Kaisergarde. 1848, S. 130.
  40. E. Marco von Saint-Hilaire: Geschichte der Kaisergarde. 1848, S. 147–149.
  41. Dekret vom 2. März 1805 (E. Marco von Saint-Hilaire: Geschichte der Kaisergarde. 1848, S. 173)
  42. E. Marco von Saint-Hilaire: Geschichte der Kaisergarde. 1848, S. 220 ff.
  43. E. Marco von Saint-Hilaire: Geschichte der Kaisergarde. 1848, S. 252 ff.
  44. Bernhard von Poten: Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften. 1878, s.v. Garde, s.v. Garde du Corps, s.v. Garden Napoleons I.
  45. Krauss: 1805. Der Feldzug von Ulm. 1912, S. 59.
  46. Höpfner: Der Krieg von 1806 und 1807. Teil 1, 1850, S. 99ff.
  47. Krauss: 1805. Der Feldzug von Ulm. 1912, S. 57; Pascal: Histoire de l’armée de tout les Régiments. Teil 3, 1850, S. 117f.
  48. Reitzenstein: Geschichte der milit. Ereignisse in Belgien 1830–1832. 1834, Beilage 13, Das französische Artillerie System. S. 36.
  49. durch Verkürzen der Geschützrohre; dies verringerte zwar auch etwas deren Reichweite, war bei der Verwendung als Feldartillerie aber ohne praktische Bedeutung war. Der leichte „Vier-“ und der mittlere „Achtpfünder“ sollte abgeschafft und durch einen einheitlichen „Sechspfünder“ ersetzt werden (Reitzenstein: Geschichte der milit. Ereignisse in Belgien 1830–1832. 1834, Beilage 13, Das französische Artillerie System. S. 37ff; Burckhardt (Hrsg.): Denkwürdigkeiten des Marschalls Marmont, Herzogs von Ragusa. 2. Bd., 1857, S. 158ff.)
  50. Reitzenstein: Geschichte der milit. Ereignisse in Belgien 1830–1832. 1834, Beilage 13, Das französische Artillerie System. S. 37f; F. Engels: Artillerie. In: The New American Cyclopaedia. (1857) in MEW Bd. 14, 1972.
  51. Campana: L’Artillerie de Campagne 1792–1901. 1901, S. 28f; Breithaupt: Die Artillerie. Handbuch für Offiziere aller Waffengattungen. Bd. 1, 1831, S. 14–20.
  52. Kraus: 1805. Der Feldzug von Ulm. 1912, S. 57; Pascal: Histoire de l’armée de tout les Régiments. Teil 3, 1850.
  53. (ohne Angabe des Verfassers): Über Führung und Gebrauch der Feldartillerie. 1851, S. 8.
  54. Graeffe: Gefechtslehre der Artillerie. 1824, S. 160ff.
  55. und ab 1806 aus den neuen „Sechspfündern“; die Bezeichnungen sind vom Gewicht der gusseisernen Vollkugeln abgeleitet, welche die Kanonen verschossen
  56. „Zwölfpfünder-Kanonen“ nach dem System von Gribeauval: Kaliber 12,1 cm, Rohrlänge 2,29 m, Rohrgewicht 900 kg, Geschossgewicht der gusseisernen Vollkugeln: 12 Pfund (livres); Gesamtgewicht des Geschützes 1700 kg, einschließlich der Protze: 2100 kg. Die Angaben gelten nur für die „Canons de Campagne“ (Feldkanonen) und nicht für die wesentlich schwereren, d. h. vor allem längeren „Zwölfpfünder“-Belagerungskanonen (nach Picard et Jouan: L’Artillerie Française au XVIII Siècle. 1906, S. 101ff.).
  57. auf eine größere Entfernung wurde üblicherweise nur noch „Störfeuer“ auf große Truppenansammlungen abgegeben (Picard et Jouan: L’Artillerie Française au XVIII Siècle. 1906, S. 145f.)
  58. Die leichten „Vierpfünder-Kanonen“ nach dem System von Gribeauval wogen nur knapp 600 kg, d. h. etwa ein Drittel der „Zwölfpfünder“ (Picard et Jouan: L’Artillerie Française au XVIII Siècle. 1906, S. 101ff.)
  59. Campana: L’Artillerie de Campagne 1792–1901. 1901, S. 20.
  60. Schneidawind: Der Krieg im Jahre 1805. 1848, S. 38.
  61. vollständiger amtlicher Bericht des Generals Sénarmont über die Schlacht von Friedland, abgedruckt in (Anonym) Über Führung und Gebrauch der Feldartillerie. 1851, S. 33ff.
  62. Breithaupt: Die Artillerie. Handbuch für Offiziere aller Waffengattungen. Bd. 1, 1831, S. 206ff.
  63. zu Beginn waren so wenig Pferde vorhanden, dass Marschall Davout beim Ausmarsch sogar Geschütze und Munitionswagen zurücklassen musste. Krauss: 1805. Der Feldzug von Ulm. 1912, S. 18f.
  64. von denen aber im Dezember 1805 nur noch 60 vorhanden waren; Großer Generalstab (Hrsg.): Studien zur Kriegsgeschichte. Bd. 3, 1903, S. 13 f.
  65. Riehn: 1812. Napoleon’s Russian Campaign. 1988, S. 147 ff.
  66. Sicard: Histoire des institutions militaires des Français. Teil 1, 1834, S. 438–454.
  67. eine „Ambulance volante“ hatte Larrey erstmals zwar schon während des Feldzuges von 1792 eingerichtet, aber das war zunächst nur eine „persönliche Einrichtung“, die er auf eigene Verantwortung in seinem Bereich praktizierte (ausführlich in Larrey: Memoiren. (dt. Übersetzung), Leipzig, 1813); Werner, Jean Dominique Larrey: Ein Lebensbild aus der Geschichte der Chirurgie. 1885, S. 9f.
  68. Isensee: Geschichte der Medicin und ihrer Hülfswissenschaften. 1844, S. 818.
  69. Vgl. Darstellung der Entwicklung der „Kriegschirurgie“, der Feldlazarette und der Ambulanzen in Fischer: Allgemeines Lehrbuch der Kriegschirurgie. 1858, S. 10ff, 194ff.
  70. Isensee: Geschichte der Medicin und ihrer Hülfswissenschaften. 1844, S. 819.
  71. Sicard: Histoire des institutions militaires des Français. Teil 1, 1834, S. 438–454 (Hospitäler) ergänzt durch weitere Hinweise in Teil 2 über die Ausstattung der verschiedenen Einheiten mit medizinischem Personal (passim); außerdem Nouveau dictionnaire de médicine et chirurgie pratiques. Teil 1, 1864, s.v. „Ambulance“
  72. Werner: Domenique-Jean Larrey. Ein Lebensbild. 1885, S. 29.
  73. korrekter wäre eigentlich „Prinz Joachim“, aber in der Literatur wird für die Zeit vor seiner Ernennung zum „Großherzog von Berg und Kleve“ (1806) allgemein die Wendung „Prinz Murat“ benutzt. 1805 hatte Napoleon Murat zum kaiserlichen Prinzen ernannt.
  74. nach den Dekreten vom 19. September 1806 und vom 31. Januar 1809; bei einer Beförderung zum Commandant verloren sie auch ihre Stellung als Ordonnanzoffizier (E. Marco von Saint-Hilaire: Geschichte der Kaisergarde. 1848, S. 156–159)
  75. Krauss: 1805. Der Feldzug von Ulm. 1912, S. 64ff.
  76. Krauss: 1805. Der Feldzug von Ulm. 1912, S. 64ff.
  77. Schneidawind: Der Krieg im Jahre 1805. 1848, S. 38.
  78. nach der Verwundung von Bernadotte 1807: General Victor
  79. das Armeekorps wurde am 21. Februar 1807 aufgelöst (Liskenne u. Sauvan, T. VII, S. 219)
  80. darunter eine unberittene Division Dragoner (division dragons à pied); die Division sollte in Deutschland mit erbeuteten und requirierten Pferden ausgestattet werden
  81. Rabou: La Grande Armée. Teil 1, 1865, S. 17.
  82. Großer Generalstab (Hrsg.): Studien zur Kriegsgeschichte. Bd. 3, 1903, S. 14.
  83. Abschluss des Bündnisvertrages mit Bayern am 24. August 1805, in dem der Kurfürst sich verpflichtete, im Kriegsfall Frankreich 20.000 Mann zu stellen. Daher nahmen bayerische Truppen bereits kurz nach Kriegsbeginn auf die Seite der Franzosen am Krieg teil
  84. nach Liskenne u. Sauvan: 1853. T. VII, S. 17, hatte Baden 4000, Württemberg 7000 und Bayern 26.000 Mann zu stellen; im Verzeichnis der 1805 tatsächlich vorhandenen Truppen werden zusammen aber nur rund 28.000 Mann aufgelistet (Liskenne u. Sauvan: 1853. T. VII, S. 95 ff.).
  85. Lossau: Charakteristik der Krieges Napoleons. 2. Teil, 1845, S. 23f.
  86. Datum des Befehls an Marmont: 24. August; der Aufbruch der Truppen aus dem Lager von Boulogne begann am 27. August
  87. die ersten russischen Truppen unter Kutusow (50.000 Mann) erreichte Braunau am Inn erst am 20. Oktober
  88. Russland hatte zur direkten Unterstützung Österreichs ein Heer von 150.000 Mann zugesagt, ein weiteres Korps von 20.000 Mann sollte in Schwedisch-Vorpommern landen (Lossau: Charakteristik der Krieges Napoleons. 2. Teil, 1845, S. 33.)
  89. der heutige amtliche Name lautet Brno
  90. Lossau: Charakteristik der Krieges Napoleons. 2. Teil, 1845, S. 132.
  91. was noch bis zum 15. Dezember gedauert hätte (Treitschke: Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. Bd. 1, 1909, S. 224f.)
  92. so wie bei den Feldzügen von 1796, 1797, 1798 und 1800.
  93. Die Truppen auf der italienischen Halbinsel werden im Befehl vom 30. August 1805 nicht mit aufgeführt; in manchen Darstellungen wird die „Armée d’Italie“ jedoch als „8. Armeekorps“ bezeichnet
  94. Pascal: Histoire de l’Armée et tout les Régiments. T. III, 1850, S. 140.
  95. Schneidawind: Der Krieg im Jahre 1805. 1848, S. 48f.
  96. Anonym [Prinz Pignatelli Strangoli?]: Geschichte des Königreichs Neapel von 1800 bis 1820. 1828, S. 12ff, 22ff.
  97. geheimer Bündnisvertrag zwischen Frankreich und Preußen, unterzeichnet am 15. Dezember 1805 in Schönbrunn bei Wien (Braubach: Von der französischen Revolution bis zum Wiener Kongreß. (= Gebhardt: Deutsche Geschichte. Bd. 14), 1974, S. 77.)
  98. Treitschke: Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. Bd. 1, 1909, S. 226ff.
  99. offizielle Auflösung des Reichstages in Regensburg am 11. August 1806.
  100. Höpfner: Der Krieg von 1806 und 1807. Bd. 1, 1850, S. 191ff; die gesamte Stärke der französischen Streitkräfte im Sommer 1806 wird gewöhnlich mit etwa 450.000 Mann angegeben (Lossau: Charakteristik der Kriege Napoleons. Bd. 2, 1845, S. 213.)
  101. Treitschke: Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. Bd. 1, 1909, S. 245.
  102. Liskenne: Bibliothèque Historique et Militaire. T. VII, 1853, S. 108; Yorck von Wartenburg: Napoleon as a General. Vol. 1, 1902, S. 273ff.
  103. Petre: The Conquest of Prussia 1806. 1901 (1907), S. 26ff; Krauss: Moltke, Benedek und Napoleon. 1901, S. 29–34; Yorck von Wartenburg: Napoleon as a General. Vol. 1, 1902, S. 280ff.
  104. Anderson: The Campaign of Iena. 1913, S. 18; Preußen mobilisierte von seiner Armee von mehr als 250.000 nur 142.000 Mann in seinen westlichen Landesteilen; ein beträchtlicher Teil seiner Streitkräfte in den Provinzen (Ost-)Preußen, Warschau und Schlesien wurden zu Beginn des Krieges nicht einmal mobilgemacht und dies, obwohl das preußische Hauptquartier bereits Anfang September mit mehr als 200.000 Franzosen, Bayern und Württemberger in Süddeutschland rechnete. Zu diesen rund 140.000 preußischen Soldaten stellte dann noch Sachsen etwa 20.000 Soldaten (bei einer Armeestärke von rund 50.000 Mann). (Höpfner: Der Krieg von 1806 und 1807. Bd. 1, 1850, S. 112–127; Lossau: Charakteristik der Kriege Napoleons. Bd. 2, 1845, S. 213ff.).
  105. vgl. Petre: The Conquest of Prussia 1806. 1901 (1907), S. 27–32; (die Fakten an sich kann man den üblichen preußisch-deutschen Darstellungen zu diesem Thema ebenfalls entnehmen, sie werden dort jedoch nicht so deutlich ausgesprochen).
  106. Yorck von Wartenburg: Napoleon as a General. Vol. 1, 1902, S. 204; Höpfner: Der Krieg von 1806 und 1807. Bd. 1, 1850, S. 222–265.
  107. dieser Verband war allerdings provisorisch bereits während des Feldzuges in Österreich im November 1805 aus Teilen anderer Armeekorps zusammengestellt worden (Großer Generalstab (Hrsg.): Studien zur Kriegsgeschichte. Bd. 3, 1903, S. 22.)
  108. Liskenne u. Sauvan: 1853. T. VII, S. 219 ff.
  109. Höpfner: Der Krieg von 1806 und 1807. Bd. 1, 1850, S. 206; Yorck von Wartenburg: Napoleon as a General. Vol. 1, 1902, S. 275.
  110. Rabou: La Grande Armée. T. I, 1865, S. 79.
  111. Goltz: Von Jena nach Preußisch Eylau. 1907, S. 69.
  112. Liskenne u. Sauvan: 1853. T. VII, S. 221 ff.
  113. an seiner Stelle übernahm Marschall Masséna den Befehl über das 5. Armeekorps
  114. Liskenne u. Sauvan: 1853. T. VII, S. 228.
  115. Pelet: Kaiser Napoleons Feldzug in Deutschland 1809. Bd. I, 1824, S. 32.
  116. Titel als Verwandter des Hauses Bonaparte (er war Schwager von König Joseph von Neapel, bzw. seit Herbst 1808: König von Spanien); seit Juni 1806 war Bernadotte außerdem noch Herzog (duc) de Ponte-Corvo im Königreich Neapel (Dictionnaire des Maréchaux du Premier Empire. Paris 1986.)
  117. Pelet: Kaiser Napoleons Feldzug in Deutschland 1809. Bd. I, 1824, S. 32.
  118. Liskenne u. Sauvan: 1853. T. VII, S. 235.
  119. Herzogs von Auerstädt, duc d’Auerstaedt (seit 2. Juli 1808)
  120. vgl. Fiedler: Heerwesen der Neuzeit. Bd. III.2, Zeitalter der Revolutionskriege. 1988, S. 83.
  121. Pelet: Kaiser Napoleons Feldzug in Deutschland 1809. Bd. I, 1824, S. 30; ein Teil der Rheinbund-Truppen musste allerdings nach Spanien mitmarschieren.
  122. die Fürsten mussten bei jedem Krieg, den der französische Kaiser führte, diese Truppen stellen. Daher können sie eigentlich nur bedingt als „verbündete Truppen“ betrachtet werden, zumal nach der Überstellung der Truppen der französische Kaiser die volle Kommandogewalt über sie ausübte und sie dadurch integraler Bestandteil des kaiserlich-französischen Heeres wurden. Der im 19. Jahrhundert dafür häufig benutzte Ausdruck „Vasallen“ ist heute allerdings verpönt, da dieses Wort inzwischen eine etwas andere Bedeutung erhalten hat.
  123. K.K. Generalstab (Hrsg.): Der Feldzug des Jahres 1809 in Süddeutschland. Bd. 1, ÖMZ 1862/63 (1865), S. 155ff (VI.39ff)
  124. Depesche Kaiser Napoleon an den Major-General (Berthier) vom 8. April 1809, abgedruckt in Pelet: Kaiser Napoleons Feldzug in Deutschland 1809. Bd. 2, 1824, S. 296ff.
  125. Depesche Kaiser Napoleon an den Major-General (Berthier) vom 8. April 1809, abgedruckt in Pelet: Kaiser Napoleons Feldzug in Deutschland 1809. Bd. 2, 1824, S. 296ff.
  126. vorher Gouverneur von Hannover und Befehlshaber des „Observationskorps der Ostsee und der Hansestädte“
  127. nach der Depesche an Berthier (damit sollte eine der Divisionen zurückbleiben)
  128. K.K. Generalstab (Hrsg.): Der Feldzug des Jahres 1809 in Süddeutschland. Bd. 1, ÖMZ 1862/63 (1865), S. 232.
  129. Depesche Kaiser Napoleon an den Major-General (Berthier) vom 8. April 1809, abgedruckt in Pelet: Kaiser Napoleons Feldzug in Deutschland 1809. Bd. 2, 1824, S. 296ff; K.K. Generalstab (Hrsg.): Der Feldzug des Jahres 1809 in Süddeutschland. Bd. 1, ÖMZ 1862/63 (1865), S. 233.
  130. faktisch führte Oudinot das 2. Armeekorps bereits während des Feldzuges in Süddeutschland im April 1809.
  131. Nach der Eroberung Finnlands und dem Sturz des schwedischen Königs hatte Russland im Norden erreicht, was es nach Aussagen Kaiser Alexanders haben wollte. Daher befürchte man in Paris das Wiedererwachen der russischen Ambitionen auf Polen. Dies umso mehr, als man überzeugt war, der Hof von St. Petersburg stehe unter dem Einfluss Londons und treffe insgeheim Abmachungen mit Preußen (Pelet: Kaiser Napoleons Feldzug in Deutschland 1809. Bd. I, 1824, S. 24–56; dort Beispiele, die nach französischer Ansicht, auf geheime Absprachen hindeuteten. Auch Alison: History of Europe 1789–1815. vol. VII, 1839, S. 217–240 zeigt, dass die Bemühungen Großbritanniens, Österreichs und Preußens Kaiser Alexander umzustimmen, in Paris mit zunehmender Sorge aufgenommen wurde. Ähnliche Befürchtungen finden sich aus der Sicht des französischen Kaisers in der Correspondance de Napoléon I., Tome XVIII (Herbst 1808 bis Mai 1809)).
  132. In einem Brief an König Friedrich August von Sachsen versprach Napoleon bereits am 18. März 1809, er werde Fürst Poniatowsky mit all seinen Truppen „zum Schutz gegen österreichische Angriffe“ „in Galizien“ belassen. Nach den Depeschen an Berthier plante er bis zum 6. April die Zusammenziehung auch der Truppen aus Polen bei Dresden (Correspondance de Napoleon I., Tome XVIII).
  133. Premier Bulletin de l’Armée d’Allemagne vom 24. April 1809 in Correspondance de Napoléon I., Tome XVIII; Welden: Der Krieg 1809 zwischen Österreich und Frankreich. 1872, S. 33.
  134. K.K. Generalstab (Hrsg.): Der Feldzug des Jahres 1809 in Süddeutschland. Bd. 1, ÖMZ 1862/63 (1865), S. 233; Lossau: Charakteristik der Kriege Napoleons. Bd. 3., 1843, S. 8ff.
  135. vornehmlich mit den bayerischen Divisionen unter Marschall Lefebvre und der württembergischen Division unter General Vandamme
  136. K.K. Generalstab (Hrsg.): Der Feldzug des Jahres 1809 in Süddeutschland. Bd. 2, ÖMZ 1862/63 (1864), S. 11.; Yorck v. Wartenburg: Napoleon as a General. Vol. 2, 1902, S. 31.
  137. K.K. Generalstab (Hrsg.): Der Feldzug des Jahres 1809 in Süddeutschland. Bd. 2, ÖMZ 1862/63 (1864), S. 9ff.
  138. zum 9. Armeekorps zählte auch die sächsische Garnison von Danzig und von Glogau. Zur Deckung des Königreichs war in Sachsen lediglich eine sehr schwache gemischte Brigade zurückgeblieben.
  139. K.K. Generalstab (Hrsg.): Der Feldzug des Jahres 1809 in Süddeutschland. Bd. 2, ÖMZ 1862/63 (1864), S. 11f.
  140. Pelet: Kaiser Napoleons Feldzug in Deutschland 1809. Bd. 1, 1824, S. 133ff.
  141. Welden: Der Krieg 1809 zwischen Österreich und Frankreich. 1872, S. 310ff.
  142. die Weichsel-Legion, die sich Anfang 1809 ebenfalls in Spanien befand, war jedoch nicht Bestandteil des Kontingents des Herzogtums Warschau, sondern integraler Teil des kaiserlich französischen Heeres
  143. Welden: Der Krieg 1809 zwischen Österreich und Frankreich. 1872, S. 314ff.
  144. Welden: Der Krieg 1809 zwischen Österreich und Frankreich. 1872, S. 312.
  145. nach den detaillierten österreichischen Angaben; nach Pelet: Kaiser Napoleons Feldzug in Deutschland 1809. Bd. I, 1824, S. 129 sollen es 36.000 Mann gewesen sein
  146. nach Delbrück, Schneidawind, u. a.
  147. Zur Armee des Herzogtums siehe Alois Veltzé: Kriegsbilder aus Polen, Steiermark und Ungarn 1809. Wien o. J. (1909) (= Emil von Woinowitch, k. u. k. General der Infanterie, Direktor des k. u. k. Kriegsarchivs, und k. u. k. Hauptmann Alois Veltzé (Hrsg.): Das Kriegsjahr 1809 in Einzeldarstellungen. 11. Band), S. 7–10; Welden: Der Krieg 1809 zwischen Österreich und Frankreich. 1872, S. 314ff.
  148. nach dem russisch-französischen Bündnisvertrag war Russland nur dann zur Unterstützung verpflichtet, wenn Frankreich angegriffen werden sollte, was nach der österreichischen Kriegserklärung der Fall war
  149. K.K. Generalstab (Hrsg.): Der Feldzug des Jahres 1809 in Süddeutschland. Bd. 2, ÖMZ 1862/63 (1864), S. 10.
  150. K.K. Generalstab (Hrsg.): Der Feldzug des Jahres 1809 in Italien. Bd. 2, 1908, S. 31ff, 37.
  151. darunter auch die beiden „deutschen“ Fremdregimenter „Isenburg“ und „La Tour d’Auvergne“
  152. K. k. Generalstab (Hrsg.): Der Feldzug des Jahres 1809 in Italien. Bd. 2, 1908, S. 36.
  153. Liskenne u. Sauvan: 1853. T. VII, S. 238 ff.; Rabou: La Grande Armée. 1865, bezeichnet die kaiserliche französische Armee während des Feldzuges von 1809 stets als „l’armée française“, also „die französische Armee“.
  154. Correspondance de Napoléon I., 1867, T. XXIII, Nr. 18442; Depesche N. an Berthier; die Ernennung erfolgte zum 1. Februar 1812 verbunden mit der Aufforderung, die Armee möge sich ab 15. Februar bereithalten. In den Briefen davor wird Berthier stets als „major général de armée d’Espagne“ tituliert (Generalstabschef der Armee von Spanien).
  155. Rabou: La Grande Armée. T II., 1865, S. 94; Yorck v. Wartenburg: Napoleon as a General. Vol. 2, 1902, S. 106.
  156. Correspondance de Napoléon I., 1867, T. XXIII, 656; in seinen Depeschen an „le Maréchal Davout, Prince d’Eckmühl“ oder an den Kriegsminister, General Clarke, spricht Napoleon vor Februar 1812 nirgends von einer „grande armée“. Die Bezeichnung wird zu dieser Zeit nur gelegentlich im Zusammenhang mit organisatorischen Fragen benutzt.
  157. Großer Generalstab (Hrsg.): Studien zur Kriegsgeschichte. Bd. 3, 1903, S. 23.
  158. hier streng genommen nur Ehrentitel für die beiden Elitekompanien des Bataillons, die auch einen höheren Sold erhielten
  159. Ortenburg: Waffe und Waffengebrauch im Zeitalter der Revolutionskriege. 1988, S. 126 ff.; Riehn: 1812. Napoleon’s Russian Campaign. 1988, S. 129 ff.; Decker: Die Taktik der drei Waffen: Infanterie, Kavallerie und Artillerie. 1. Teil, 1833, S. 77 ff.
  160. d. h. bei der „leichten Infanterie“ wurde die „Grenadiere“ als „Carabiniers“ und die „Füsiliere“ als „Chasseurs“ bezeichnet; damit hatten diese Bezeichnungen jedoch endgültig ihre ursprüngliche Bedeutung verloren. Riehn: 1812. Napoleon’s Russian Campaign. 1988, S. 419.
  161. 24 Offiziere sowie 26 Unteroffiziere und Mannschaften; Sicard: Histoire des institutions militaires des Français. T. 2, 1834, S. 359.
  162. also auch dann, falls ein Regiment zu diesem Zeitpunkt nur vier Bataillone besaß
  163. Sicard: Histoire des institutions militaires des Français. T. 2, 1834, S. 362.
  164. zwei bis sechs Bataillone unter Führung eines Brigadegenerals mit einem sehr kleinen Stab aus einigen Adjutanten
  165. Riehn: 1812. Napoleon’s Russian Campaign. 1988, S. 419 (vgl. dazu oben die Infanteriedivision von 1805)
  166. Chambray: 1823. T.2, Tableaux II (S. 466); Fabry: Campagne de Russie. T. 1, 1900 (Ordre de Bataille); Nafziger: Napoleon's Invasion of Russia. 1988 (Ordre de Bataille vom August 1812)
  167. Sicard: Histoire des institutions militaires des Français. T.2, 1834, S. 141.
  168. nach anderen Angaben nur 250.000 Mann, vgl. Riehn: 1812. Napoleon's Russian Campaign. 1991, Appendix.
  169. Rabou: La Grande Armée. T II, 1865, S. 97.
  170. Pfister: Aus dem Lager des Rheinbundes. 1897, S. 18 ff.
  171. aus dem Lateinischen abgeleitet für „Schutzherr“
  172. nach Artikel XII der Rheinbundakte
  173. nach Artikel XXXVIII der Rheinbundakte, und zwar für jeden Krieg, den Frankreich führte
  174. nur die Kontingente, nicht aber die übrigen Truppen des betreffenden Landes
  175. Fieffé: Histoire de Troupes étrangères en service au France. T. II, 1854, S. 120.
  176. Vertrag abgedruckt in: Nafziger: Napoleon’s Invasion of Russia. 1988, S. 375 ff.
  177. nach Artikel 18 des Vertrages; allerdings sollte er dabei schweizerische Offiziere bevorzugen. Die Subalternoffiziere sollten dem Kontingent entnommen werden; der Kaiser hatte sie zu bestätigen.
  178. Fabry: Campagne de Russie. T. I 1900 (Ordre de Bataille); Nafziger: Napoleon’s Invasion of Russia. 1988, S. 468.
  179. Fieffé: Histoire de Troupes étrangères en service au France. T. II, 1854, S. 120 ff, 126 ff.
  180. Fieffé: Histoire de Troupes étrangères en service au France. T. II, 1854, S. 40 ff, 130 ff.
  181. Fieffé: Histoire de Troupes étrangères en service au France. T. II, 1854, S. 134 ff., Sicard: Histoire des institutions militaires des Français. T. 2, 1834, S. 360; Foord: Napoleon’s Russian Campaign of 1812. 1915, S. 7; Nafziger: Napoleons Invasion of Russia. 1988, S. 209; Friedrich: Die Befreiungskriege 1813–1815. Bd. 1, 1913, S. 47, gibt sogar 60 000 Mann an.
  182. nach dem Dekret vom 8. Mai 1808, Fieffé: Histoire de Troupes étrangères en service au France. T. II, 1854, S. 141 ff.; Gründung des Regiments Joseph Napoleon am 13. Februar 1809, Fieffé, ebd.,145 ff und 55 ff (Mameluken)
  183. daher der offizielle Titel Kaiser Napoleons „l’empereur et roi“ (französisch für Kaiser und König)
  184. Jochim Murat, seit der „Versetzung“ von König Joseph nach Spanien nominell „souveräner König von Neapel“, suchte sich der Einberufung unter Berufung auf die Regierungsgeschäfte in seinem Königreich zu entziehen, er wurde von Napoleon aber knapp darauf hingewiesen, dass er französischer General sei (Anonym [Prinz Pignatelli Strangoli?]: Geschichte des Königreichs Neapel von 1800 bis 1820. 1828, S. 104.)
  185. das Großherzogtum hatte ursprünglich 7.000 Mann zu stellen, nach den Abtretungen an Frankreich 1810 wurde das Kontingent auf 5.000 verkleinert
  186. Weimar, Gotha, Meiningen, Hildburghausen, Coburg-Saalfeld
  187. Nafziger: Napoleon's Invasion of Russia. 1988, S. 403.
  188. Artikel 38 Satz 1 [Kontingente von Frankreich, Baiern, Wirtemberg, Baden, Berg, Darmstadt]... Satz 2: Ihre Durchlauchten der Herzog und der Fürst von Nassau stellen mit den übrigen verbündeten Fürsten ein Contingent von 4.000 Mann.
  189. das Kontingent stand von 1809 bis 1812 aber fast vollständig in Spanien und gehörte damit nur zu einem kleinen Teil zur Grande Armée
  190. Pfister: Aus dem Lager des Rheinbundes. 1897, S. 9 f.; Fiedler: Heerwesen der Neuzeit. 1988, S. 112 ff.
  191. Fiedler: Heerwesen der Neuzeit. Bd. III.2, Zeitalter der Revolutionskriege. 1988, S. 114.
  192. das Königreich Württemberg stellte beispielsweise 13.541 Mann; davon mussten überdies 867 Mann ausgetauscht werden, da die Franzosen an deren „Feldtauglichkeit“ zweifelten; Pfister: Aus dem Lager des Rheinbundes. 1897, S. 20 ff.
  193. die hessischen Truppen, die zunächst zur Garnison von Danzig überwiesen wurde, stießen allerdings erst im Inneren Russlands zur Grande Armée und wurden dort bald der Jungen Garde zugeteilt
  194. Chambray: 1823. T.2, Tableaux II (S. 466); Fabry: Campagne de Russie. T. 1, 1900, (Ordre de Bataille); Nafziger: Napoleon's Invasion of Russia. 1988, Appendix II und Appendix III (orders of Battle 1810–1812.)
  195. das Kontingent sollte nach dem Vertrag mindestens aus 14.000 Mann Infanterie, 4000 Reiter (Kavallerie) und 2.000 Mann Artillerie und Parkkolonnen (d. h. Trains, Pioniere etc.) bestehen; Seydlitz: Tagebuch des königlich preußischen Armeekorps im Feldzuge 1812. Bd. 1, 1823, S. 241.
  196. alleine Berlin, das an einer der Hauptverbindungsstraßen lag, musste zwischen 29. März und 1. September 1812 240.000 Militärpersonen und 130.000 Pferden der „Grande Armée“ (für eine Nacht) Quartier geben und verpflegen (Beitzke: Geschichte des russischen Krieges im Jahr 1812. 1862, S. 35.)
  197. Beitzke: Geschichte des russischen Krieges im Jahr 1812. 1862, S. 25.
  198. gegliedert in drei Infanterie-Divisionen (Bianchi, Siegenthal, Trautenberg) und in eine Kavallerie-Divisionen (Frimont)
  199. Beitzke: Geschichte des russischen Krieges im Jahr 1812. 1862, S. 24; Welden: Der Feldzug der Österreicher gegen Russland im Jahre 1812. 1870, S. 2, 5 ff.
  200. Helfert: Kaiser Franz und die Befreiungskriege. 1867, S. 19.
  201. das heutige IJsselmeer
  202. Nafziger: Napoleon’s Invasion of Russia. 1988, S. 373 ff.
  203. Fürst Poniatowski wurde 1813 französischer Reichsmarschall (maréchal d’empire)
  204. Die wichtigste Ausnahmen von dieser Regel waren die preußische Division, die durch Bündnisvertrags eine Mittelstellung zwischen einem Kontingent und einer verbündeten Truppe einnahm, und die polnischen Verbände. Die letzteren zum Teil, weil man den polnischen Soldaten mehr traute als den deutschen, teilweise aber auch, weil es nur wenige Franzosen gab, die gut polnisch sprachen.
  205. Chambray: 1823. T.2, Tableaux II (S. 466); Fabry: Campagne de Russie. T. 1, 1900 (Ordre de Bataille); Nafziger: Napoleon's Invasion of Russia. 1988 (Ordre de Bataille vom August 1812)
  206. Riehn: 1812. Napoleon’s Russian Campaign. 1988, S. 81.
  207. die beiden einzelnen Kavalleriebrigaden des 7. und 8. Armeekorps werden hier, wie üblich, zusammen als eine Kavalleriedivision gezählt
  208. E. Marco de St.-Hilaire: Geschichte der Kaisergarde. 1848, S. 296f.
  209. D. h. Truppen, die direkt dem Hauptquartier, aber keinem bestimmten Armeekorps zugeordnet waren. Ein Teil der Parks, besonders des Artillerie-Parks, war während des Feldzuges jedoch ständig bestimmten Armeekorps zugeordnet, weshalb sie in manchen Darstellungen zu diesen Armeekorps gezählt werden, während sie in anderen Büchern zu den Armeetruppen rechnen. Die unterschiedliche Betrachtungsweise kann zu unterschiedlichen Stärkeangaben in zusammenfassenden Tabellen führen. Das liegt teilweise auch daran, dass in der Artillerie-Kompanie nur die Geschütze vereint waren, während die Bespannung und der Train zu anderen Einheiten gehörten. Zur detaillierten Darstellung kann hier nur auf die Spezialliteratur verwiesen werden. Vgl. Sicard: Histoire des Institutiones Militaires des Françaises. 1834.
  210. Rabou: La Grande Armée. T I. 1865, S. 96; Chambray: 1823. T.2, Tableaux II (S. 466). Die auf Akten und Depeschen beruhende Zusammenstellung des Marquis de Chambray hat sich später in der Fachliteratur weitgehend durchgesetzt. Sie werden durch die eingehenden Forschungsarbeiten unter Kaiser Napoleon III. und der des späteren französischen Generalstabs als zuverlässig bestätigt (vgl. G. Fabry: Campagne de Russie 1812. 1900). Die Zahlen gelten nur für Mitte Juni 1812.
  211. Gieße: Kassel – Moskau – Küstrin 1812–1813. 1912, S. 40 ff.; Röder von Diersburg: Denkwürdigkeiten des Grafen von Hochberg (Markgraf Wilhelm von Baden). 1864, S. 43.
  212. ca. 3000 Mann (Bäcker, Metzger, Sattler, Schmiede, Schneider, Schuster, Waffenschmiede, Wagner etc.)
  213. wozu damals auch das heutige Weißrussland zählte. Die Litauer und Polen aus Russisch-Litauen stellten fünf Infanterie-Regimenter, ein leichtes Infanterie-Regiment und vier Kavallerie-Regimenter auf, die in der Reihe der polnischen Regimenter zählten; Nafziger: Napoleon's Invasion of Russia. 1988, S. 55 ff, 209 ff.
  214. Liebert: Die Rüstungen Napoleons für den Feldzug von 1812. Beiheft zum Mil.W.Bl. 1888; Gieße: Kassel – Moskau – Küstrin 1812–1813. 1912, S. 40 ff.
  215. die 26. Division (Daendels) mit bergischen und badischen Truppen war am 24. Juni noch Teil der Besatzung von Danzig (Fabry: Campagne de Russie. T. 1, 1900, annexe S. 86, Daendels à Berthier)
  216. Fabry: Campagne de Russie. T. 1, 1900, S. 102, Napoleon à Berthier; den Divisionen wurde erst an diesem Tag ihre endgültigen Nummern zugewiesen: 30. bis 34. Division
  217. Französisch für Aufsässige oder Widerspenstige; so wurden damals Soldaten bezeichnet, die versuchten, sich ihrer Dienstpflicht bei der Armee zu entziehen.
  218. Rabou spricht in seiner großen Geschichte der Grande Armée von etwa 40.000. Rabou: La Grande Armée. T. II, 1865, S. 96.
  219. Fiedler: Heerwesen der Neuzeit. Bd. III.2, Zeitalter der Revolutionskriege. 1988, S. 90.
  220. Riehn: 1812. Napoleon’s Russian Campaign. 1991, S. 468 (Appendix VIII)
  221. das ist zugleich einer der Gründe, weshalb die Berechnung der Gesamtverluste der Grande Armée von 1812 so problematisch ist.
  222. allerdings unter Einberechnung des österreichischen Hilfskorps; ohne dieses waren es nur um die 640.000 bis 650.000 Mann. Vgl. dazu Chambray: 1823. T.2, Tableaux II.
  223. Um die genannten Orte in den üblichen Darstellungen und Karten des Feldzuges von 1812 nachschlagen zu können, wurden hier die damals gebräuchlichen Ortsnamen beibehalten. Dabei ist zu berücksichtigen, dass einige Orte in Litauen bis zu fünf unterschiedliche Schreibweisen besaßen, die teilweise von den heutigen amtlichen Bezeichnungen abweichen können bzw. in der Zwischenzeit umbenannt wurden.
  224. Nafziger: Napoleon’s Invasion of Russia. 1988, S. 38 ff.; Riehn: 1812. Napoleon’s Russian Campaign. 1991, S. 142, 146 ff.
  225. nicht einheitlich gegliederte Transporteinheiten mit ziemlich unterschiedlichen Transportkapazitäten, mit bis zu 252 Pferdefuhrwerken; vier der Bataillone waren mit Ochsen bespannt
  226. einschließlich der Pferde für die privaten Fuhrwerke, die die Armee versorgten
  227. Wolzogen: Memoiren des preuß. Generals Wolzogen. 1851, S. 62 f.; Conaro: Strategische Betrachtungen über den Krieg im Jahre 1812. 1870, S. 4 f.
  228. Yorck v. Wartenburg: Napoleon as a General. Vol. 2, 1902, S. 326 ff.; Conaro: Strategische Betrachtungen über den Krieg im Jahre 1812. 1870, S. 26 ff.
  229. Conaro: Strategische Betrachtungen über den Krieg im Jahre 1812. 1870, S. 29 ff.; Clausewitz: Der Feldzug 1812 in Rußland. (Auflage v. 1912), S. 52 ff.
  230. Clausewitz: Der Feldzug 1812 in Rußland. 1912, S. 61.
  231. Delbrück: Geschichte der Kriegskunst. Bd. IV, 1920, S. 510 ff.; Lossau: Charakteristik der Kriege Napoleons. Bd. 3, 1843, S. 234.
  232. Conaro: Strategische Betrachtungen über den Krieg im Jahre 1812. 1870, S. 5 f.; Riehn: 1812. Napoleon’s Russian Campaign. 1991, S. 198 ff.
  233. mit einem ähnlichen Manöver hatte der Kaiser auch die Schlachten bei Ulm 1805 und Jena und Auerstädt 1806 eingeleitet
  234. Krasny (Oblast Smolensk)
  235. In russischen Darstellungen auch „Schlacht von Lubina“ genannt, zur Schlacht siehe ausführlich Eugen von Württemberg: Memoiren. Bd. 2, 1862, S. 23 ff.
  236. Riehn: 1812. Napoleon’s Russian Campaign. 1991, S. 204; vgl. Ségur: Napoleon und die Große Armee in Rußland. 1965, S. 68 ff; Metternich berichtete später, Kaiser Napoleon habe bei der Erklärung seines Kriegsplanes am 17. Mai in Dresden erklärt, er wolle nicht über die Düna hinausgehen und in Wilna überwintern (Helfert: Kaiser Franz und die Befreiungskriege. 1867, S. 28f.)
  237. 10. Armeekorps (Macdonald) vor Riga, 2. (Oudinot) und 6. (Gouvion St. Cyr) Armeekorps an der Düna, 7. (Reynier) und österreichisches Armeekorps (Fürst Schwarzenberg) in Wolhynien, 17. Division (Dombrowski) am Dnjepr (vom 5. Armeekorps), 9. Armeekorps (Victor) in Litauen, 11. Armeekorps (Augereau) noch in Preußen
  238. Dies geschah mit Ausnahme des 4. und 5. Armeekorps, die zur Flankensicherung jeweils einige Kilometer seitlich versetzt parallel zur großen Straße marschierten.
  239. vgl. Bogdanowitsch: Geschichte des Feldzuges im Jahre 1812. Bd. 2, 1862, S. 12 ff.
  240. Riehn: 1812. Napoleon’s Russian Campaign. 1991, S. 239 ff
  241. Bogdanowitsch: Geschichte des Feldzuges im Jahre 1812. Bd. 2, 1862, S. 161 ff.; Conaro: Strategische Betrachtungen über den Krieg im Jahre 1812. 1870, S. 62 ff.; Yorck v. Wartenburg: Napoleon as a General. Vol. 2, 1902, S. 157; Riehn: 1812. Napoleon’s Russian Campaign. 1991, S. 245 ff.
  242. Ségur: Napoleon und die Große Armee in Rußland. 1965, S. 227 ff.
  243. der Krieg an der Düna, in Wolhynien und am Dnjepr war nicht unterbrochen worden
  244. Eugen von Württemberg: Memoiren. Bd. 2, 1862, S. 196; Ségur: Napoleon und die Große Armee in Rußland. 1965, S. 241; Riehn: 1812. Napoleon’s Russian Campaign. 1991, S. 321 (die Angaben schwanken meist zwischen 100.000 und 110.000 Mann)
  245. Vgl. dazu: Belloc: The Campaign of 1812 and the Retreat of Moscow. 1915, S. 178 ff.; Clausewitz: Der Feldzug 1812 in Rußland. 1912, S. 69.
  246. Belloc: The Campaign of 1812 and the Retreat of Moscow. 1915, S. 186 ff.; Pfuel: Der Rückzug der Franzosen aus Rußland. 1862, S. 14 ff.
  247. Conaro: Strategische Betrachtungen über den Krieg im Jahre 1812. 1870, S. 88; zu den Zahlen gibt es in der Literatur allerdings auch abweichende Angaben, da sich die Anzahl der Nachzügler naturgemäß nur abschätzen ließ.
  248. Bogdanowitsch: Geschichte des Feldzuges im Jahre 1812. Bd. 3, 1862, S. 101 ff.; Conaro: Strategische Betrachtungen über den Krieg im Jahre 1812, 1870, S. 88 ff.; Pfuel: Der Rückzug der Franzosen aus Rußland. 1862, S. 20 ff.
  249. da auch diese Truppen in den letzten Tagen schwere Kämpfe zu bestehen hatten, lässt sich ihre Stärke nicht mehr exakt angeben, sie wird meist zwischen 30.000 und 40.000 angegeben; vgl. Riehn: 1812. Napoleon's Russian Campaign. 1991, S. 372 ff.
  250. Bogdanowitsch: Geschichte des Feldzuges im Jahre 1812. Bd. 3, 1862, S. 266 ff.; Lindenau: Der Beresina-Übergang des Kaisers Napoleon. 1896, S. 34 ff.
  251. C. Rousset: La Grande Armée en 1813. (1871): vollständige Übersicht über die Neuaufstellungen 1813.
  252. Hinzu kommen allerdings noch die preußischen und österreichischen Truppen (ca. 40.000 Mann), die Anfang 1813 jedoch faktisch die Seiten gewechselt haben, so dass sie für Napoleon als Verluste zu rechnen sind.
  253. Caemmerer: Die Befreiungskriege 1813–1815. 1907, S. 5; insgesamt kamen also 30.000 bis 40.000 Mann von der Beresina bis nach Deutschland, sowohl noch Bewaffnete in der Kolonne als auch unbewaffnete Nachzügler. Wegen des nachfolgenden vollständigen Zusammenbruchs des französischen Kaiserreichs gibt es zu diesem Punkt wenig zuverlässiges Material, so dass diese Zahlen auf verschiedene Schätzungen von Beteiligten beruhen.
  254. Einschließlich der hessische Infanterie-Brigade, die ursprünglich bei der Div. Daendels gewesen war (Röder: Der Kriegszug Kaiser Napoleons gegen Russland 1812. 1846, S. 530).
  255. Petre: Napoleons last Campaign in Germany 1813. 1912, S. 6.
  256. Friedrich: Die Befreiungskriege 1813–1815. Bd. 1, 1913, S. 47.
  257. Friedrich: Die Befreiungskriege 1813–1815. Bd. 1, 1913, S. 165.
  258. Rabou: La Grande Armée. T. II, 1865, S. 228 f.
  259. C. Rousset: La Grande Armée en 1813. 1871; Petre: Napoleons last Campaign in Germany 1813. 1912, S. 9.
  260. Petre: Napoleons last Campaign in Germany 1813. 1912, S. 13; Friedrich: Die Befreiungskriege 1813–1815. Bd. 1, 1913, S. 165.
  261. Sicard: Histoire des institutions militaires des Français. T. 2, 1834, S. 365.
  262. Die berittenen Ehrengarden bestanden aus jungen Männern der „besseren Stände“ (Adel und Bürgertum), die ihre gesamte Ausrüstung und Pferde selbst zu stellen hatten; sie durften wie Nationalgarde nach dem Gesetz eigentlich nur im Inneren des Landes eingesetzt werden. Sie wurden geschlossen in die Garde übernommen.
  263. Friedrich: Die Befreiungskriege 1813–1815. Bd. 1, 1913, S. 170.
  264. Charras: Geschichte des Krieges von 1813 in Deutschland. 1867, S. 420.
  265. Pascal: Histoire de l’Armée et tous les Régiments. T. III, 1850, S. 375 f.
  266. Friedrich: Die Befreiungskriege 1813–1815. Bd. 1, 1913, S. 175.
  267. Friedrich: Die Befreiungskriege 1813–1815. Bd. 1, 1913, S. 177.
  268. Friedrich: Die Befreiungskriege 1813–1815. Bd. 2, 1913, S. 29.
  269. damals rief die junge Republik 1,1 Millionen Männer zu den Waffen; Pascal: Histoire de l’Armée et tous les Régiments. T. III, 1856, S. 456.
  270. Bader: Napoleon im Jahr 1813. 1839, S. 51; Friedrich: Die Befreiungskriege 1813–1815. Bd. 1, 1913, S. 171.
  271. ohne die Division Raklovich, die beim 12. Armeekorps blieb
  272. Plotho: Der Krieg in Deutschland und Frankreich in den Jahren 1813 und 1814. Bd. 2, 1817, Beilage XII.
  273. der Sohn von Marschall Kellermann
  274. Fieffé: Histoire de Troupes étrangères en service au France. T. II, 1854, S. 313.
  275. Caemmerer: Die Befreiungskriege 1813–1815. 1907, S. 36; Friedrich: Die Befreiungskriege 1813–1815. Bd. 2, 1913, S. 31; Petre: Napoleons last Campaign in Germany 1813. 1912, S. 170.
  276. Caemmerer: Die Befreiungskriege 1813–1815. 1907, S. 40.
  277. Friedrich: Die Befreiungskriege 1813–1815. Bd. 2, 1913, S. 391.
  278. Friedrich: Die Befreiungskriege 1813–1815. Bd. 3, 1913, S. 23.
  279. Friedrich: Die Befreiungskriege 1813–1815. Bd. 3, 1913, S. 31 f.
  280. Friedrich: Die Befreiungskriege 1813–1815. Bd. 3, 1913, S. 27.
  281. Petre: Napoleon at bay 1814. 1914, S. 1 f.
  282. Houssaye: Napoleon and the Campaign of 1814. 1914, S. 6 ff.
  283. Houssaye: Napoleon and the Campaign of 1814. 1914, S. 10 ff, 37 ff.
  284. Morvan ist der alte Landschaftsname der heutigen Départements Saône-et-Loire, Côte-d’Or und Nièvre
  285. Friedrich: Die Befreiungskriege 1813–1815. Bd. 3, 1913, S. 39 ff.
  286. Friedrich: Die Befreiungskriege 1813–1815. Bd. 3, 1913, S. 41 ff.
  287. Plotho: Der Krieg in Deutschland und Frankreich in den Jahren 1813 und 1814. Bd. III, 1817, Beilage XIII.
  288. Belgien existierte 1814 noch nicht; das heutige Belgien wurde damals „Niederlande“ genannt
  289. Plotho: Der Krieg in Deutschland und Frankreich in den Jahren 1813 und 1814. Bd. III, 1817, Beilage XIII.
  290. Friedrich: Die Befreiungskriege 1813–1815. Bd. 4, 1913, S. 51.
  291. Rabou: La Grande Armée. T. II, 1865, S. 316; Liskenne u. Sauvan: Bibliothèque Militaire. T. VII, 1853, S. 770 ff.
  292. Friedrich: Die Befreiungskriege 1813–1815. Bd. 4, 1913, S. 68.
  293. der Versuch fünf Fremdenregimenter aus Polen, Italienern, Niederländern (Belgier), Schweizern und Deutschen aufzustellen, erbrachte jeweils nur zwischen 300 und 800 Mann, d. h. nicht einmal ein Bataillon, Houssaye: 1815. 1905, S. 12 ff.; Lettow-Vorbeck: Geschichte der Befreiungskriege. Napoleons Untergang 1815. Bd. 1, 1904, S. 104; Friedrich: Die Befreiungskriege 1813–1815. Bd. 4, 1913, S. 69.
  294. Rabou: La Grande Armée. T. II, 1865, S. 316.
  295. aus jüngeren Jahrgängen, die praktisch auf den Stand von Linientruppen gebracht und eingesetzt wurden
  296. Friedrich: Die Befreiungskriege 1813–1815. Bd. 4, 1913, S. 70 ff.
  297. Lettow-Vorbeck: Geschichte der Befreiungskriege. Napoleons Untergang 1815. Bd. 1, 1904, Anlage III; Friedrich: Die Befreiungskriege 1813–1815. Bd. 4, 1913, S. 72 ff.
  298. Kurz vor Beginn des Feldzuges meldete sich Mortier jedoch krank, so dass die Stelle während des Feldzuges unbesetzt war.
  299. Lettow-Vorbeck: Geschichte der Befreiungskriege. Napoleons Untergang 1815. Bd. 1, 1904, Anlage III; Houssaye: 1815. 1905, S. 24 ff.; Friedrich: Die Befreiungskriege 1813–1815. Bd. 4, 1913, S. 73 f. – da dieser Armee bis zur Schlachten von Ligny am 16. Juni noch einige unbedeutende Ergänzungen zugeführt worden sind, finden sich in der Literatur gelegentlich auch etwas höhere Zahlen (bis zu 128.000).
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