Albert Lebrun
Albert François Lebrun (* 29. August 1871 in Mercy-le-Haut; † 6. März 1950 in Paris) war ein französischer Politiker (AD), Staatsmann und letzter Präsident der Dritten Republik von 1932 bis 1940.
Leben
Der in Lothringen geborene Sohn wohlhabender Grundbesitzer studierte Bergbauingenieurwesen und war Jahrgangsbester der berühmten Pariser École polytechnique. Lebrun wurde 1900 Abgeordneter des östlichen Wahlkreises Meurthe-et-Moselle und bekleidete zwischen 1911 und 1920 mehrfach Ministerämter, unter anderem war er Kriegsminister. Von 1920 bis 1932 Senator, wurde der moderate Mitte-rechts-Politiker 1931 zum Senatspräsidenten und ein Jahr später von den beiden Parlamentskammern zum Nachfolger des ermordeten Staatspräsidenten Paul Doumer gewählt. In seine erste siebenjährige Amtszeit fielen 1936 der Sieg der Linksparteien und die Bildung der Regierung der Volksfront unter der Führung des Sozialisten Léon Blum, dem er reserviert gegenüberstand. Im April 1939 wurde Lebrun mit großer Mehrheit für eine zweite Amtszeit wiedergewählt; sein sozialistischer Gegenkandidat war der ehemalige Arbeitsminister der Volksfrontregierung Albert Bedouce.
Nach der militärischen Niederlage Frankreichs gegen Hitler-Deutschland (kapitulationsähnlicher Waffenstillstand 22. Juni 1940) trat Lebrun nicht zurück, verlor aber sein Amt, weil die nach Vichy verlegte Nationalversammlung Marschall Philippe Pétain die gesamte Exekutivgewalt übertrug und diesen ermächtigte, als Chef de l'État français ein neues autoritäres Regime („Vichy-Regime“) zu errichten.
Im August 1943 wurde Lebrun ebenso wie Blum und die früheren Ministerpräsidenten Édouard Daladier, Paul Reynaud und Édouard Herriot sowie der ehemalige Botschafter André François-Poncet von der Gestapo verhaftet, nach Deutschland deportiert und unter Arrest gestellt (u. a. im Tiroler Schloss Itter). Nach dem Krieg erfüllten sich seine legalistischen Rückkehrhoffnungen an die Staatsspitze nicht. Im Hochverratsprozess gegen Pétain (1945) sagte er als Kronzeuge aus. Lebrun war mit Marguerite Lebrun (1878–1947) verheiratet. Das Ehepaar hatte zwei Kinder: Jean und Marie Lebrun
Literatur
- André François-Poncet: Tagebuch eines Gefangenen. Erinnerungen eines Jahrhundertzeugen. Berlin 2015.
Weblinks
- Zeitungsartikel über Albert Lebrun in der Pressemappe 20. Jahrhundert der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Alexandre Millerand | Kriegsminister von Frankreich 12. Januar 1913–21. Januar 1913 | Eugène Étienne |
Paul Doumer | Französischer Senatspräsident 11. Juni 1931–10. Mai 1932 | Jules Jeanneney |