Fischmehl
Als Fischmehl bezeichnet man getrocknete und gemahlene Fische oder Teile von Fischen, denen der eingedickte Presssaft zugesetzt werden kann (Fischvollmehl). Küstenfischmehl kann in mäßigen Mengen Beifang, insbesondere Krebstiere, Seesterne und Muscheln, enthalten.
Verwendung
Es wird als Beimischung zu Futtermitteln genutzt, z. B. in der Aquakultur und in der Schweine- und Hühnerfütterung (3–4 %). Die Biologische Wertigkeit ist abhängig von den Ausgangsmaterialien, sie sinkt mit dem abnehmenden Anteil an Fischfleisch. Das Verfüttern von Tiermehl an Rinder war wegen der BSE-Problematik in der EU verboten.[1] Aufgrund der gestiegenen Preise für pflanzliche Futtermittel darf Fischmehl nach einem EU-Beschluss seit 2017 wieder in der Kälber- und Lämmeraufzucht eingesetzt werden.[2] Auch in der Schweiz darf Fischmehl als Bestandteil von Futtermitteln für Nichtwiederkäuer und von pulverförmigen Milchaustauschfuttermitteln für Kälber unter bestimmten Umständen verwendet werden.[3] Die Verwendung zur Supplementierung von Mischfutter für Hühner wird zunehmend substituiert durch den Einsatz der schwefelhaltigen synthetischen Aminosäure DL-Methionin und des Hydroxyanalogen von Methionin.
Produktion und ökologische Folgen
Die Produktion von Fischmehl erfolgte früher überwiegend aus Abfällen, die nach dem Filetieren von Speisefischen entstanden. In den letzten Jahrzehnten ist daneben aber auch ein Zweig der Hochseefischerei entstanden, der bestimmte Fischarten ausschließlich zur Fischmehlgewinnung fängt. Diese Praxis wird teilweise kritisch betrachtet, weil diese Fische dem Ökosystem entzogen werden und ähnlich wie bei den Speisefischen Hering und Kabeljau die Überfischung bzw. Ausrottung einzelner Fischarten droht. Zudem wird kritisiert, dass die traditionellen Fanggründe der lokalen Bevölkerung in Mitleidenschaft gezogen werden, die proteinhaltigen Produkte in die reichen Industriestaaten verkauft werden und nur wenige Unternehmen davon profitieren. Bei der Fischerei mit Netzen besteht auch die Möglichkeit, dass Delfine gefangen und getötet werden.[4]
Hauptlieferanten für Fischmehl sind Chile, Peru (weltgrößter Produzent), Dänemark, Norwegen, Panama. Kleinere Lieferanten sind etwa die Färöer-Inseln, Island und Indien. Fischmehl wird vor seinem Import in die Europäische Union an deren Grenzen auf Salmonellen und Fremdbeimengungen, insbesondere von Tiermehlen, Federmehlen oder Fleischmehlen, amtlicherseits untersucht.
Das zuvor häufig dem Fischmehl zugesetzte Antioxidans Ethoxyquin ist seit 2020 aufgrund nicht ausgeschlossener gesundheitlicher Risiken innerhalb der EU nicht mehr als Futtermittelzusatzstoff zugelassen.[5][6]
Stand 2021 werden etwa ein Viertel aller weltweit im Meer gefangenen Fische zu Fischmehl verarbeitet. Das Mehl wird als Futter in der Aquakulturindustrie (die Stand 2021 etwa die Hälfte des weltweiten Fischbedarfs züchtet) verwendet.[7]
Im Jahr 2021 wurde über mit Arsen, Phosphaten und Nitraten belastete Abfälle aus der Fischmehlproduktion in Afrika berichtet.[7]
Weblinks
- Stinkendes Exportgut: Fischmehl, Geld und fette Kälber. In: Spiegel Online. 4. Mai 2008, abgerufen am 19. Juni 2014 (Spiegel-Artikel über die Produktion von Fischmehl in Peru).
- aquakulturinfo.de
Einzelnachweise
- Hermann Steffen: Vorzüge von Fischmehl schwer ersetzbar. In: www.agrarzeitung.de. 15. Mai 2001, abgerufen am 19. September 2020.
- Einsatz von fischmehlhaltigen und blutprodukthaltigen Futtermitteln in Tierhaltungsbetrieben. Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, abgerufen am 19. September 2020.
- Art. 29 Verfütterung von Fischmehl an Nichtwiederkäuer und an Kälber. In: SR 916.441.22 Verordnung vom 25. Mai 2011 über tierische Nebenprodukte (VTNP). 1. Juni 2018, abgerufen am 5. Januar 2020.
- Anette Stohl: Hochsee- und Tiefseefischerei: Überfischung, ausrotten – ausbeuten – vernichten! In: https://delfinhilfe.de/. 3. April 2017, abgerufen am 13. April 2021.
- Ethoxyquin | Aquakulturinfo. Abgerufen am 23. Juli 2021.
- Fischfutter mit Pestizid: Noch immer Ethoxyquin in fast allen Zuchtlachsen In: srf.ch, 19. Dezember 2017, abgerufen am 19. Dezember 2017.
- Ian Urbina: Chinas Trawler fischen Afrikas Küsten leer – für unseren Lachs aus Norwegen. In: Der Spiegel. Abgerufen am 10. Mai 2021.