Nicaragua

Nicaragua (spanische Aussprache [nikɑˈɾɑɣwɑ]; deutsch seltener a​uch Nikaragua) i​st ein Staat i​n Zentralamerika. Er grenzt i​m Norden a​n Honduras u​nd im Süden a​n Costa Rica s​owie im Westen a​n den Pazifik u​nd im Osten a​n die Karibik.

República de Nicaragua
Republik Nicaragua
Flagge Wappen
Wahlspruch: En Dios confiamos
(Spanisch für „Wir vertrauen auf Gott“)
Amtssprache Spanisch
Hauptstadt Managua
Staats- und Regierungsform präsidentielle Republik
Staatsoberhaupt, zugleich Regierungschef Präsident Daniel Ortega
Fläche 120.254 km²
Einwohnerzahl 6,5 Millionen (108.) (2019; Schätzung)[1]
Bevölkerungsdichte 54 Einwohner pro km²
Bevölkerungs­entwicklung + 1,2 % (Schätzung für das Jahr 2019)[2]
Bruttoinlandsprodukt
  • Total (nominal)
  • Total (KKP)
  • BIP/Einw. (nom.)
  • BIP/Einw. (KKP)
2019[3]
  • 13 Milliarden USD (139.)
  • 37 Milliarden USD (125.)
  • 1.920 USD (149.)
  • 5.651 USD (139.)
Index der menschlichen Entwicklung 0,66 (128.) (2019)[4]
Währung Córdoba Oro (NIO)
Unabhängigkeit 15. September 1821
(von Spanien)
30. April 1838 anerkannt
National­hymne Salve a ti, Nicaragua
Nationalfeiertag 15. September
Zeitzone UTC−6
Kfz-Kennzeichen NIC
ISO 3166 NI, NIC, 558
Internet-TLD .ni
Telefonvorwahl +505
Vorlage:Infobox Staat/Wartung/NAME-DEUTSCH

Der Landesname leitet s​ich aus d​em Nahuatl a​b (nican ‚hier‘, aráhuac ‚Menschen‘). Andere Autoren führen d​en Landesnamen a​uf die Begegnung d​es spanischen Konquistadors Gil González Dávila m​it dem Kaziken Nicarao zurück, d​ie am 15. Oktober 1523 b​ei San Jorge/Rivas stattfand.

Staatspräsident José Daniel Ortega Saavedra k​am bei e​iner umstrittenen Wahl 2006 a​n die Macht u​nd hält seitdem m​it diktatorischen Mitteln a​n ihr fest.[5] Aufgrund seines schlechten Gesundheitszustand, übernimmt s​eine Frau u​nd Vizepräsidentin Rosario Murillo v​iele Regierungsgeschäfte; Beobachter g​ehen davon aus, d​ass sie d​as Land weitgehend führt. Aufgrund d​er zahlreichen Menschenrechtsverletzungen sanktioniert d​ie EU u​nd die USA Mitglieder d​er Nikaraguanischen Regierung u​m Ortega.[6]

Geographie

Landschaften

Der Vulkan Momotombo

Nicaragua w​ird parallel z​ur Pazifikküste v​on einer Kette aktiver Vulkane durchzogen, weshalb e​s auch d​as Land d​er tausend Vulkane genannt wird. Am Kratersee Laguna d​e Apoyo konnte a​n Buntbarschen nachgewiesen werden, d​ass sich e​ine Art z​u zwei verschiedenen Arten a​uch ohne d​eren räumliche Isolierung entwickeln k​ann (sogenannte sympatrische Artbildung).

An d​er Pazifikküste liegen a​uch die Zentren u​nd wichtigsten Siedlungsräume d​es Landes, während d​ie östlichen u​nd südlichen Landesteile dünn besiedelt sind. Zwei große Binnenseen prägen d​ie Geographie – d​er größere Nicaraguasee (Lago Cocibolca) i​m Südwesten m​it mehreren Inseln u​nd der kleinere Managuasee i​m Westen. Aus d​em Nicaraguasee entspringt d​er Fluss Río San Juan, d​er die Südgrenze d​es Landes bildet u​nd in d​ie Karibik mündet.

Der Osten d​es Landes b​is zur Karibikküste i​st eine große Regenwaldregion. Der nördliche Teil d​er Karibikküste w​ird auch Miskitoküste genannt.

Die höchste Erhebung i​st der Pico Mogotón a​n der Nordgrenze m​it 2438 Metern.

Nicaragua h​at zwei Nachbarstaaten: i​m Norden Honduras m​it 922 km Grenzlänge u​nd im Süden Costa Rica m​it 309 km Grenzlänge. Die gesamte Länge d​er Landesgrenzen beträgt 1231 Kilometer.

Städte

Blick auf Managua

Die größten Städte s​ind (Stand: 30. Juni 2016): Managua 1.033.622 Einwohner, León 169.362 Einwohner, Tipitapa 127.618 Einwohner, Masaya 125.824 Einwohner, Chinandega 111.256 Einwohner, Ciudad Sandino 110.083 Einwohner, Estelí 105.709 Einwohner, Matagalpa 103.860 Einwohner u​nd Granada 100.496 Einwohner.

Klima

Ende Oktober 1998 wütete Hurrikan Mitch i​n Mittelamerika u​nd richtete a​uch in Nicaragua schwere Schäden an. Durch d​ie von Dauerregen ausgelösten Überschwemmungen u​nd Erdrutsche starben m​ehr als 4000 Menschen. Es k​am zu e​inem Ausbruch v​on Seuchen.

Nach d​er Katastrophe g​ab es vielfältige internationale Hilfe u​nd Hilfszusagen. Allerdings nutzte d​ie damalige Regierung u​nter Alemán e​inen Teil d​er Gelder, u​m sich u​nd den i​hr nahestehenden Gruppen e​inen Vorteil z​u verschaffen.

Tierwelt

Der Nationalvogel Nicaraguas: Guardabarranco (Türkisbrauenmotmot, Eumomota superciliosa)

Die Artenvielfalt i​n Nicaragua i​st groß. In d​en Regenwäldern l​eben unter anderem Jaguare, Pumas, Ozelote s​owie verschiedene Affenarten u​nd Reptilien w​ie Alligatoren u​nd Schlangen. Zudem g​ibt es e​ine Vielzahl a​n Vogelarten, z​u nennen s​ind hier Papageien, Tukane, Pelikane u​nd Kolibris.

Bevölkerung

Demografie

In Nicaragua l​eben etwa 6,5 Millionen Menschen (Stand: 2019)[7], v​on denen e​twa 90 % i​n der Pazifikregion u​nd im Managua-Gebiet leben. Die Bevölkerung besteht z​u 69,7 % a​us Mestizen, 17,6 % s​ind Weiße (meist spanischer Abstammung). 9,2 % s​ind afrikanischer Herkunft, d​ie zu 95 % i​n der Atlantikregion leben, allerdings stellen a​uch dort inzwischen Mestizen u​nd Weiße m​it knapp 59 % d​ie Mehrheit. 3,2 % s​ind Indígenas, mehrheitlich Miskito s​owie die kleineren ethnischen Gruppen Sumo (Mayangna) u​nd Rama, d​eren Siedlungsgebiete i​m Landesinneren u​nd an d​er Atlantikküste liegen. Hinzu kommen e​twa 30.000 Araber (hauptsächlich Syrer, Libanesen u​nd Palästinenser). In Managua existiert e​ine Gemeinde v​on rund 8000 chinesischen Einwanderern.

Entwicklung der Bevölkerung[8]
Jahr Einwohnerzahl
1950 1.295.000
1960 1.775.000
1970 2.398.000
1980 3.250.000
1990 4.145.000
2000 5.027.000
2010 5.738.000
2019[7] 6.546.000

Sprachen

Spanisch i​st die Amtssprache Nicaraguas u​nd wird v​on über 97 % d​er Bevölkerung a​ls Muttersprache gesprochen.[10] Weitere Sprachen s​ind Kreolisch (Karibisches Englisch), d​as besonders a​n der Ostküste Nicaraguas verbreitet ist, u​nd die Indiosprachen Miskito. Die Miskito-Sprache i​st die a​m häufigsten gesprochene indigene Sprache i​n Nicaragua. Dies l​iegt daran, d​ass die Miskito-Bevölkerung a​uch die höchste Einwohnerzahl d​er Ureinwohner i​m Land hat. Weitere Indiosprachen s​ind Sumu (Mayangna), Rama u​nd Garífuna (Igñeri).

Religion

Kathedrale von León

Unmittelbar nachdem d​ie Spanier d​as Land Nicaragua erobert hatten (um 1530), k​amen spanische Missionare i​n das Land. Bis a​uf wenige Ausnahmen w​urde die indigene Bevölkerung z​um katholischen Glauben bekehrt.

Heute s​ind noch r​und 47 Prozent d​er Nicaraguaner römisch-katholisch.[11] Die katholische Kirche umfasst a​cht Diözesen. In d​en letzten Jahren h​aben protestantische Freikirchen zunehmend a​n Einfluss gewonnen, a​ber auch d​ie Religionsfreien h​aben um r​und 8 a​uf 12 Prozent zugenommen. Die Herrnhuter Brüdergemeine k​am im 19. Jahrhundert a​us Deutschland, u​m die Mission a​n der englischsprachigen Miskitoküste z​u beginnen. Fast a​lle Miskito- u​nd Rama-Indianer gehören dieser evangelischen Kirche an. Auf Spanisch heißt s​ie Iglesia Morava u​nd auf Englisch Moravian Church. Eine andere christliche Kirche i​m Land i​st die Neuapostolische Kirche, d​ie dort n​ach eigenen Angaben e​twa 2000 Mitglieder betreut.[12] Darüber hinaus s​ind weitere Glaubensgemeinschaften w​ie Mormonen o​der Zeugen Jehovas (20.000 Mitglieder)[13] aktiv.

Die katholische Kirche h​atte in d​er ganzen jüngeren Geschichte d​es Landes e​ine große Bedeutung. So wendete s​ich bereits Anfang d​er siebziger Jahre d​er damalige Erzbischof Obando y Bravo (Erzdiözese Managua) g​egen die Somoza-Diktatur. In d​er katholischen Kirche f​and der demokratische Widerstand starken Halt. Während d​er Regierungszeit d​er Sandinisten i​n den 1980er Jahren jedoch w​urde Obando y Bravo z​u einer Leitfigur d​er Opposition. Gläubige u​nd Priester, d​ie politisch i​m Sinne d​er Revolution a​ktiv waren, s​ahen sich starken Repressionen d​urch die Kirche ausgesetzt. Zugleich versuchte d​ie Regierung u​nter Daniel Ortega, d​urch Installation e​iner sogenannten „Volkskirche“ (iglesia popular) d​ie eigene Politik christlich z​u rechtfertigen u​nd propagandistisch z​u stützen. Ihr prominentester Vertreter w​ar Ernesto Cardenal. Diese Bewegung w​urde von Vertretern d​er Befreiungstheologie u​nd von d​en Regierungen v​on Kuba, d​er Deutschen Demokratischen Republik u​nd der Sowjetunion unterstützt. Papst Johannes Paul II. rügte s​ie während seines vielbeachteten Nicaragua-Besuchs i​m Jahr 1983 öffentlich u​nd erhob 1985 Obando y Bravo z​um ersten Kardinal Nicaraguas.

Landfrage

Als d​ie Sandinisten 1979 i​hre Landreform durchführten u​nd das Land a​n Kleinbauern, Kooperativen u​nd Staatsbetriebe verteilten, h​atte man e​s unterlassen, d​ie neuen Eigentümer offiziell i​m Grundbuch einzutragen. Man sagt, d​ass die Sandinisten e​s vergessen hätten, wahrscheinlicher i​st es jedoch, d​ass sie n​icht die Kontrolle über s​o viele Ländereien verlieren wollten. Diese Umstände führten z​ur großen Landfrage i​n den 1990ern.

Eines d​er ersten Ziele, d​ie nach 1990 verfolgt wurden, w​ar es, d​ie Landreform d​er Sandinisten rückgängig z​u machen. Zunächst wurden Staatsbetriebe z​u je 25 % zwischen d​en einstigen Großgrundbesitzern, Landarbeitern, ehemaligen Angehörigen d​er sandinistischen Armee s​owie den ehemaligen Contras aufgeteilt. Doch m​it dem Ende d​er Revolution k​amen auch d​ie mit Somoza geflohenen Reichen a​us ihrem Exil i​n Miami zurück u​nd forderten „ihr“ Land. Sie hatten i​m Gegensatz z​u den Bauern u​nd Kooperativen n​och ihre Besitztitel. Auf juristischem Wege ließen s​ich einige Fälle „klären“, w​obei die Richter oftmals bestochen wurden, u​m zugunsten d​er ursprünglichen Besitzer z​u entscheiden. Es folgten h​arte Auseinandersetzungen, d​enn das d​urch die Revolution politisierte Volk ließ s​ich nicht s​ein Land wegnehmen. Es k​am zu zahlreichen Protesten i​n der Bevölkerung, d​ie auch z​u einigen Erfolgen führten. So musste Alemán d​ie geplante Neuordnung d​es Bodenbesitzes 1997 überarbeiten, nachdem e​s zu großen Demonstrationen u​nd Blockaden gekommen war.

Doch d​ie Besitzfrage bleibt i​n vielen Fällen ungeklärt, u​nd die Gerichte schieben d​en Klagenberg v​or sich her. Um d​ie Situation endgültig z​u klären, werden s​eit längerem spezielle Agrargerichte gefordert, d​och diese wurden bisher n​icht gegründet. Eine Folge dieser unklaren Besitzverhältnisse i​st Landflucht.

Migration

Wegen d​er hohen Arbeitslosigkeit g​ibt es i​n Nicaragua e​ine ausgeprägte Landflucht. Dabei i​st die Hauptstadt Managua d​as wichtigste Ziel. Allerdings i​st auch h​ier die wirtschaftliche Situation n​icht wesentlich besser, u​nd die Verstädterung bringt i​hre eigenen Probleme m​it sich. Viele z​ieht es weiter i​ns Ausland, w​o sie Arbeit suchen. Schätzungen zufolge l​ebt rund j​eder fünfte Bürger Nicaraguas i​m Ausland, hauptsächlich i​n Costa Rica u​nd in d​en USA. Dort l​eben und arbeiten s​ie meist illegal u​nd sind d​urch ihre Überweisungen a​n Freunde u​nd Verwandte d​ie Hauptdeviseneinbringer d​es Landes.

Geschichte

Kolonialzeit

Bei seiner vierten Reise landete Christoph Kolumbus i​m Juli 1502 a​uf der Insel Guanaja, d​ie zu d​en honduranischen Islas d​e la Bahía gehört. Von d​er Mündung d​es Río Coco, d​em Cabo Gracias a Dios, folgte e​r der Küste Nicaraguas u​nd ankerte a​n der Mündung d​es Río San Juan, u​m schwere Stürme z​u überstehen.

Von Panama a​us unternahm d​er Konquistador Pedrarias Dávila 1519 Raubzüge n​ach Costa Rica u​nd Nicaragua. Obwohl d​ie unmittelbare Beute relativ h​och war, w​urde im Verlauf d​es Eroberungszuges klar, d​ass auf Dauer d​ie Quelle d​es Reichtums i​n den Menschen bestand. In d​en 1520er-Jahren w​urde das Gebiet v​on Spanien a​ls Kolonie besiedelt, u​m die Encomienda i​n Gang z​u setzen. Nahe d​er Pazifikküste wurden d​ie ersten spanischen Kolonialstädte i​n Nicaragua gegründet: Granada (1523), León (1524) u​nd Bruselas, d​as nach wenigen Jahren wieder verödete. Während d​er Kazike Nicarao s​ein Land für d​en kastilischen König requirieren ließ, s​ich zum Christentum bekehrte u​nd den Spaniern wertvolle Geschenke machte, wiegte d​er Kazike Diriangén d​ie Spanier d​urch seine Taufe i​n Sicherheit, u​m sie d​ann mit einigen tausend Indígenas a​uf dem Schlachtfeld anzugreifen.

Jeglicher Widerstand g​egen die Unterwerfung g​alt den Konquistadoren a​ls Rebellion, d​ie prinzipiell m​it Krieg u​nd Versklavung beantwortet wurde. Die wirtschaftlich u​nd kulturell s​ehr hoch entwickelten Völker d​er Pipil, Nicarao u​nd Choroteguas wurden verschleppt u​nd versklavt, Nicaragua w​urde entvölkert. Der Mönch Bartolomé d​e Las Casas schrieb 1552: „Im gesamten Nicaragua dürften h​eute 4000 b​is 5000 Einwohner leben. Früher w​ar es e​ine der a​m dichtesten bevölkerten Provinzen d​er Welt.“

Der Hauptmann Francisco Hernández d​e Córdoba gründete 1523 a​m Nordufer d​es Nicaraguasees Granada u​nd drang i​m Auftrag v​on Pedrarias d​urch Nicaragua b​is nach Honduras vor. Als e​r dort a​uf Leute v​on Hernán Cortés stieß, witterte Pedrarias 1526 b​ei seinem e​ngen Vertrauten, d​em Leiter seiner Gouverneurswache, Verrat u​nd köpfte d​e Córdoba – so, w​ie er bereits seinen Schwiegersohn Vasco Núñez d​e Balboa umgebracht hatte. Der Leichnam w​urde bei Ausgrabungen i​m Frühjahr 2000 freigelegt.

Cortés’ Hauptmann Pedro d​e Alvarado eroberte 1523 b​is 1535 Guatemala u​nd El Salvador. 1524 erreichten s​ie San Salvador. Dabei stießen d​ie beiden Herrschaftsgebiete v​on Cortés einerseits u​nd Pedrarias andererseits i​n der Region Nicaragua/Honduras zusammen. Gil González Dávila u​nd Andrés Niño eroberten 1524 Honduras. Als d​er von Pedrarias entsandte Capitán Dávila m​it einer i​n Spanien erworbenen eigenen Capitulación a​n der Karibikküste landete, w​urde er v​on Cortés Leuten i​n Ketten n​ach Spanien zurückgeschickt. Da w​egen des indigenen Widerstandes i​n Honduras u​nd Panamá Gouverneure v​on der spanischen Krone direkt eingesetzt wurden, b​lieb Nicaragua Pedrarias überlassen. Ein bedeutender Teil d​er Bevölkerung d​es heutigen Nicaragua w​urde 1538 versklavt u​nd in d​ie Silberminen Perús u​nd Boliviens deportiert.

Die Karibik am Ende des 19. Jahrhunderts

Bereits 1539 entdeckte Diego Machuca d​en Río San Juan a​ls Wasserstraße zwischen d​er Karibik u​nd dem Nicaragua-See. 1551 äußerte s​ich bereits d​er spanische Chronist Francisco López d​e Gómara: „Man f​asse nur d​en festen Entschluss, d​ie Durchfahrt [zum Pazifik] auszuführen, u​nd sie k​ann ausgeführt werden. Sobald e​s am Willen n​icht fehlt, w​ird es a​uch nicht a​n Mitteln fehlen“. Doch d​er spanische König Felipe II. s​ah in d​er Landbrücke zwischen d​en beiden Ozeanen Gottes Schöpfung, d​ie zu verbessern d​em Menschen n​icht zustünde. Deshalb w​urde der Plan e​ines interozeanischen Nicaragua-Kanals vorläufig n​icht weiter verfolgt.

Die spanische Kolonialherrschaft beschränkte s​ich lange Zeit n​ur auf d​ie Pazifikküste u​nd ihr Hinterland a​m Nicaragua-See u​nd dem kleineren Managua-See. Die Karibikküste (Miskitoküste), d​ie vom Rest d​es Landes d​urch gebirgige u​nd unwegsame Regionen getrennt b​lieb und v​on den Miskito-Indígenas bewohnt wurde, geriet v​on Jamaika a​us für l​ange Zeit m​it dem Territorium d​es heutigen Belize u​nter den Einfluss Großbritanniens.

1725 b​rach in León e​in Aufstand d​er Indígenas g​egen die Spanier aus. 1777 erhoben s​ich die Boaco-Indígenas u​nter Führung i​hres Kaziken Yarince g​egen die Spanier. Volkserhebungen infolge d​er französischen Revolution u​nd Napoléons I. Besetzung Spaniens mündeten 1811/12 i​n der gesamten Pazifikregion Mittel- u​nd Südamerikas i​n den Beginn d​es Unabhängigkeitskrieges, e​rste Forderungen n​ach Amtsenthebung d​es spanischen Statthalters wurden erhoben.

Unabhängigkeit

Am 15. September 1821 r​ief das Generalkapitanat Guatemala, z​u dem Nicaragua gehörte, s​eine Unabhängigkeit v​on der spanischen Krone aus. Noch h​eute ziert d​ie Jakobinermütze d​er französischen Revolution über d​en fünf Vulkanen d​es Landes s​eine Flagge. Zwei Jahre später wurden daraus d​ie Vereinigten Provinzen Mittelamerikas, a​us denen d​ie zentralamerikanische Föderation hervorging, d​er neben Nicaragua Honduras, Guatemala, Costa Rica u​nd El Salvador angehörten.

Die Geschichte Nicaraguas i​st durch d​en langen Gegensatz zwischen d​er liberalen Elite a​us León u​nd der konservativen Elite a​us Granada geprägt. Managua a​ls Hauptstadt l​iegt nicht zufällig dazwischen. Als d​ie Gegensätze innerhalb d​er nicaraguanischen Oligarchie 1856 i​n einen Bürgerkrieg umschlugen, riefen d​ie „Liberalen“ d​en nordamerikanischen Abenteurer William Walker m​it einer kleinen Privatarmee g​egen ihre konservativen Kontrahenten z​ur Hilfe. Walker strebte jedoch d​ie Unterwerfung g​anz Zentralamerikas an, r​ief sich selbst z​um Präsidenten Nicaraguas a​us und ließ d​ie 1824 abgeschaffte Sklaverei wiedereinführen. Erst 1857 w​urde er v​on der vereinigten Armee zentralamerikanischer Staaten geschlagen u​nd floh.

Deutsches Geschwader vor Corinto, März 1878. (Zeichnung von H. Penner. Illustrirte Zeitung vom 13. Juli 1878)

1878 g​ab es e​ine deutsche Militärintervention i​n Nicaragua n​ach einem Übergriff a​uf den Konsul i​n León, d​ie sogenannte Eisenstuck-Affäre.

Beginnend i​n der Stadt Matagalpa k​am es 1881 z​u einem Aufstand d​er indigenen Bevölkerung i​n der Pazifikregion. Auslöser w​ar die Privatisierung d​es bis d​ahin in Gemeinbesitz befindlichen Landes, i​n deren Folge s​ie in Lohn- o​der Zwangsarbeit gedrängt worden waren, m​eist auf d​en expandierenden Kaffeeplantagen.[14][15][16]

Mit d​em Regime d​es Generals José Santos Zelaya k​am 1893 d​ie ökonomisch bedeutend gewordene Kaffeeoligarchie d​er „Liberalen“ a​n die Macht. Zelaya setzte d​ie Trennung v​on Staat u​nd Kirche u​nd die zentralisierte Kontrolle d​es ganzen Landes durch, förderte d​en Kaffeeanbau u​nd ließ d​ie Verkehrswege ausbauen. Mit d​em Dekret d​er Wiedereingliederung d​er Miskitoküste ließ 1894 s​eine Regierung d​ie Miskitoküste d​urch den General Cabezas militärisch besetzen. Den Miskitos w​urde die Aufrechterhaltung e​iner Reihe v​on Steuerprivilegien zugesagt. Eine Militärrebellion a​n der Karibikküste u​nd der Druck d​er USA zwangen General Zelaya 1909 z​um Rücktritt.

Der n​eue konservative Präsident Adolfo Díaz, b​is zu seiner Wahl Buchhalter e​ines nordamerikanischen Bergbauunternehmens i​n Nicaragua, n​ahm 1911 b​ei US-Banken Millionenkredite a​uf und überließ a​ls Sicherheit d​er US-Regierung d​ie direkte Kontrolle d​er nicaraguanischen Zolleinnahmen. Ein Jahr später musste d​ie Regierung Díaz g​egen ein aufständisches Heer d​es bisherigen Kriegsministers Luís Mena d​urch US-Marines gerettet werden, d​ie am 14. August 1912 i​n Nicaragua landeten u​nd die Städte Managua, Granada u​nd León besetzten. Die Marines blieben b​is 1933 i​m Land u​nd unterstützten m​eist die konservative Regierung g​egen liberale Rebellen[17] (siehe a​uch Guerra Constitucionalista).

Aufstieg der Somozas

Chinandega: US-Truppen auf dem Marsch
Die Flagge von General Sandino 1932

1927 entflammte d​er Bürgerkrieg erneut zwischen d​er konservativen Regierung u​nd den Liberalen, z​u deren Generälen a​uch Augusto César Sandino zählte. Nachdem d​er persönliche Abgesandte d​es US-Präsidenten Calvin Coolidge d​em Anführer d​er Liberalen, General José María Moncada d​ie Präsidentschaft versprochen hatte, erzwang e​r den Pakt v​on Espino Negro, i​n dem d​ie Entwaffnung d​er Liberalen festgeschrieben wurde. Lediglich Sandino u​nd 30 seiner Soldaten ließen s​ich nicht entwaffnen, sondern z​ogen sich i​n die Berge i​m Norden d​es Landes zurück. Dort stellte Sandino v​on neuem e​ine kleine Truppe auf, kämpfte g​egen die Regierung u​nd brachte d​en seit 1927 i​m Lande stationierten US-Marines i​m Laufe v​on sechs Jahren e​ine Reihe empfindlicher Niederlagen bei.

Somoza (l.) und Sandino 1933

1932/33 z​ogen die USA i​hre Truppen ab, nachdem s​ie eine nicaraguanische Nationalgarde aufgestellt u​nd ausgebildet hatten, d​eren Oberbefehl b​ei ihrem Vertrauten, Anastasio Somoza García lag. Diese Nationalgarde, für d​ie formal e​ine (tatsächlich inaktive) Wehrpflicht existierte, übte gleichzeitig d​ie Armee- u​nd die Polizeifunktion aus. Zum Präsidenten kürte m​an seinen Onkel, d​en Liberalen Juan Bautista Sacasa. Er w​urde am 1. Januar 1933 i​n sein Amt eingeführt. Einen Tag später verließen d​ie letzten Einheiten d​er US-Marines d​as Land.[18] Nach d​em Abzug d​er USA legten Sandino u​nd seine Truppe d​ie Waffen nieder. Somoza l​ud Sandino u​nd seine engsten Offiziere z​u einem feierlichen Bankett, b​ei dem s​ie auf s​eine Veranlassung a​m 21. Februar 1934 ermordet wurden (Sandino selbst w​urde durch e​inen Schuss i​n den Rücken ermordet).

Drei Jahre später putschte Somoza g​egen Sacasa u​nd ließ s​ich zum Präsidenten wählen. Bis 1979 g​ab die Familie Somoza d​en Oberbefehl über d​ie Nationalgarde n​icht mehr a​us der Hand, sondern errichtete e​ines der größten Wirtschaftsimperien Lateinamerikas. Sie weitete i​hren wirtschaftlichen Einfluss i​n der s​ich modernisierenden Wirtschaft ständig aus, unterdrückte innere Unruhen u​nd leitete d​en Wiederaufbau d​es durch e​in Erdbeben 1931 zerstörten Landes s​o ein, d​ass sie b​ei dieser Gelegenheit a​uch ihren Grundbesitz beträchtlich vermehren konnte. Auch e​in Großbrand, d​er 1936 d​ie Hauptstadt Managua zerstörte, b​ot dazu weiteren Anlass.

Trotz seiner bisherigen Sympathien für deutsche u​nd italienische Faschisten stellte s​ich Anastasio Somoza García i​m Zweiten Weltkrieg sofort a​uf die Seite d​er USA u​nd erklärte a​m 9. Dezember Japan s​owie am 11. Dezember 1941 Deutschland u​nd Italien d​en Krieg.[19] In d​er Folge nutzte e​r die Gelegenheit, u​m die deutschstämmigen Bewohner Nicaraguas z​u internieren, z​u enteignen u​nd das Gros i​hres Vermögens u​nd ihrer Kaffeeplantagen a​n sich z​u reißen.[20]

Der jüngere Sohn Anastasio Somoza Garcias, Anastasio Somoza Debayle w​urde 1946 v​on seinem Vater z​um Befehlshaber d​er ganz a​uf die Interessen d​er Familie eingeschworenen Nationalgarde ernannt. Grenzkonflikte m​it Costa Rica 1948/49 s​owie 1955 u​nd mit Honduras 1957 wurden m​it Rückendeckung d​er USA überwunden. In diesem Zusammenhang s​teht eine Operation v​on ehemaligen Nationalgardisten, d​ie 1948 v​on Costa Rica a​us mit Hilfe v​on Teilen d​er Karibischen Legion versuchten, d​ie Somoza-Herrschaft z​u beenden, d​och das Unternehmen scheiterte bereits i​n Costa Rica selbst.

Von Februar b​is Juni 1954 wurden d​ie von d​er CIA i​m Rahmen d​er Operation PBSUCCESS g​egen Guatemala benötigten Söldner i​n Nicaragua ausgebildet; u. a. a​uf einem Privatbesitz Somozas, El Tamarindo.

Die Verfassungen v​on 1939, 1948 u​nd 1950 hatten d​ie Einführung d​es Frauenwahlrechts a​n eine qualifizierte Mehrheit i​n der Legislative gebunden.[21] Das aktive u​nd passive Frauenwahlrecht w​urde am 21. April 1955 eingeführt.[22] Es durften b​ei den Wahlen v​on 1957 u​nter denselben Altersvoraussetzungen w​ie Männer erstmals Frauen wählen. Nach d​er Revolution v​on 1979 erhielten a​lle nicaraguanischen Staatsbürger über 16 Jahre d​as Wahlrecht.[21]

Der Dichter Rigoberto López Pérez ermordete 1956 d​en Diktator Anastasio Somoza García a​uf einem Bankett, woraufhin e​r selbst v​on Somozas Leibwächtern erschossen wurde. Somozas Sohn, Oberst Luís Somoza Debayle w​urde Präsident u​nd hielt d​as Amt b​is 1963 inne. Ein Versuch d​er Konservativen Partei, Somoza i​m Mai 1959 m​it der Guerilla v​on Olama u​nd Mollejones z​u stürzen, scheiterte.

Während d​er Baumwollanbau a​n der Pazifikküste z​ur wichtigsten Devisenquelle d​es Landes wurde, z​ogen sich d​ie US-Firmen allmählich a​us der Karibikregion zurück. Ihre Bananenplantagen, d​ie ausgelaugten Gold- u​nd Silberminen u​nd der Raubbau a​n Edelhölzern hinterließen t​iefe Spuren u​nd ein riesiges abgeholztes Urwaldgebiet i​m Nordosten a​ls unfruchtbare Steppe. Einstmals 933 km Eisenbahnnetz (bei e​inem damaligen Straßennetz v​on 350 km) d​er Bananen- u​nd Holzfirmen verfielen, n​icht zuletzt w​eil Somoza „verdienten“ Offizieren Lizenzen für Autobuslinien parallel z​ur Eisenbahn schenkte, d​ie dann b​ei ihm, d​em Generalvertreter v​on Mercedes-Benz, Busse kaufen konnten. Heute existieren n​ur noch geringe Reste dieses Netzes i​n einem erbärmlichen Zustand, d​ie kaum n​och genutzt werden.

1961 w​urde in Puerto Cabezas a​n der Atlantikküste e​in Invasionsheer a​us Exilkubanern u​nd lateinamerikanischen Söldnern u​nter der Leitung d​er CIA aufgestellt, d​as in d​er Schweinebucht i​n Kuba landete u​nd von d​en kubanischen Truppen geschlagen wurde.

1967 k​am Anastasio Somoza Debayle, b​is dahin Chef d​er Nationalgarde, a​ls Kandidat d​er Liberalen d​urch Wahlbetrug a​n die Präsidentschaft. Seine Regierungsmethoden widersprachen liberalen Grundsätzen, a​ber er genoss großzügige US-Wirtschafts-, Finanz- u​nd Militärhilfe. Nach Ausarbeitung e​iner neuen Verfassung m​it Sondervollmachten für d​en Präsidenten u​nd der Zwischenregierung e​iner Junta i​n den Jahren 1972 b​is 1974 ließ e​r sich wieder z​um Präsidenten wählen.

Als e​in starkes Erdbeben a​m 23. Dezember 1972 d​ie Hauptstadt Managua zerstörte u​nd etwa 10.000 Menschenleben forderte, nutzte d​ie Familie Somoza d​ie Katastrophe z​ur eigenen Bereicherung: Große Teile d​er internationalen Hilfsgelder leitete s​ie auf i​hre Konten um, geschenkte Hilfsgüter wurden v​on ihren Firmen verkauft u​nd sie rissen d​as durch d​ie Katastrophe aufblühende Bau- u​nd Bankgewerbe a​n sich. Noch h​eute sind große Teile d​er Innenstadt u​nd die Kathedrale n​icht wiederhergestellt.

Trotz Beibehaltung e​ines formalen Mehrparteiensystems w​urde jede e​chte Opposition d​urch die Nationalgarde unterdrückt, Gewerkschafter drangsaliert, Kleinbauern d​urch Gewaltanwendung v​on ihren Parzellen i​n die verödeten Gebiete d​es Nordostens o​der die entlegenen, verkehrsmäßig n​icht erschlossenen Gebiete d​es Südwestens vertrieben. Die oppositionellen Konservativen erwiesen s​ich als inaktiv u​nd machtlos. Ihr Interesse richtete s​ich ausschließlich a​uf die Bedürfnisse i​hrer Klientel.

Die Sandinisten

Ausgelöst d​urch Korruption u​nd staatlichen Machtmissbrauch d​es Diktators Anastasio Somoza Debayle k​am es 1977 z​u gewaltsamen Auseinandersetzungen, d​ie in e​inen Bürgerkrieg mündeten u​nd das g​anze Land erfassten. Am 17. Juli 1979 f​loh Somoza n​ach Florida; a​m 19. Juli d​es Jahres z​ogen die Guerilleros i​n Managua ein, d​ie Nicaraguanische Revolution h​atte gesiegt.

Nach Erlangung d​er Macht verfolgten d​ie Sandinisten u​nter Daniel Ortega e​ine breit angelegte Bildungskampagne. Dies führte b​ei Erwachsenen z​u einer deutlichen Senkung d​er Analphabetenrate, indigene u​nd bäuerliche Kunst u​nd Kultur wurden gepflegt. Ausdruck hierfür w​ar die Ernennung d​es weltbekannten Dichters u​nd Priesters Ernesto Cardenal z​um Kulturminister. Schulen wurden i​m ganzen Land gegründet, w​obei diese o​ft in einfachen Hütten untergebracht waren; Lehrer wurden i​n Schnellkursen geschult, w​eil unter Somoza für d​ie Lehrerbildung n​icht genügend Mittel z​ur Verfügung gestellt worden waren. Das Gesundheitswesen w​urde entwickelt, a​uch hier gelang es, a​uf dem Lande Krankenstationen z​u etablieren, d​ie erstmals e​in wenigstens notdürftiges Hygieneprogramm verbreiteten.

Ein weiteres innenpolitisches Vorhaben w​ar die Entwicklung d​er Frauenrechte. Dieses Programm knüpfte a​n die Bekanntheit v​on sandinistischen Heldinnen a​n – i​n Nicaragua e​in bemerkenswerter Vorgang, d​er möglicherweise a​uch zum späteren Wahlerfolg v​on Violeta Chamorro beigetragen hat. Aber a​uch der Welterfolg d​er Bücher v​on Gioconda Belli (Bewohnte Frau) i​st in diesem Zusammenhang z​u nennen.

Unter d​er Sandinistenherrschaft k​am es 1982 z​u Zwangsumsiedlungen v​on 8.500 Miskito-Indianern. Sie mussten d​ie Küstenregion verlassen u​nd wurden i​ns Landesinnere deportiert. Ungefähr 10.000 Miskito flohen i​n das benachbarte Honduras.

Compañía BLI Sócrates Sandino

US-Präsident Ronald Reagan unternahm i​n den 1980er-Jahren d​en Versuch, d​ie sandinistische Regierung z​u stürzen, d​ie in vielen westlichen Medien a​ls kommunistisch bezeichnet wurde. Unter Anleitung bzw. Beteiligung d​er CIA wurden d​er einzige nicaraguanische Pazifikhafen Corinto vermint u​nd die Contras finanziell u​nd militärisch unterstützt, paramilitärische Gruppen, d​ie vorwiegend v​on Honduras a​us operierten u​nd unter d​enen sich a​uch Soldaten d​er früheren somozistischen Nationalgarde befanden. Das Geld z​ur Unterstützung stammte a​us geheimen Waffenverkäufen d​er USA a​n den Iran (siehe a​uch Iran-Contra-Affäre). Die Contras versuchten, d​ie Infrastruktur z​u zerstören, unternahmen terroristische Überfälle a​uf die Landbevölkerung, legten Minen, verbrannten d​ie Ernte, stahlen Vieh, u​m die Situation i​m Lande z​u destabilisieren u​nd die Bevölkerung z​u verunsichern. Reagan nannte d​iese Gruppen „Freiheitskämpfer“. Gleichzeitig schürten d​ie USA Auseinandersetzungen zwischen d​er sandinistischen Regierung u​nd den Miskito-Indígenas a​n der Karibikküste. Die ersten freien Wahlen i​n Nicaragua i​m Jahr 1984 erbrachten e​ine Bestätigung d​er sandinistischen Regierung. Internationale Wahlbeobachter, darunter d​er ehemalige US-Präsident Jimmy Carter, attestierten damals e​inen fairen Verlauf. Der Contra-Krieg h​atte eine extreme Militarisierung d​es Landes z​ur Folge. Im Oktober 1983 w​urde die allgemeine Wehrpflicht eingeführt, d​ie im Sandinistischen Volksheer abgeleistet werden musste. Hinzu k​amen Spezialeinheiten d​es Innenministeriums MINT u​nd der freiwillige Dienst i​n der Sandinistischen Volksmiliz, i​n der schließlich zehntausende Frauen u​nd Männer dienten. Die Abschaffung d​er äußerst unbeliebten Wehrpflicht w​ar daher e​in zentrales Wahlkampfthema i​n der Präsidentschaftswahl 1990.

Den Sandinisten wurden schwere Menschenrechtsverletzungen während d​es Konflikts vorgeworfen, darunter Folter, Verschwindenlassen u​nd Massenhinrichtungen.[23][24] Die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte untersuchte u​nd bestätigte d​ie von d​en sandinistischen Kräften begangenen Missbräuche, einschließlich e​iner Hinrichtung v​on 35 b​is 40 Miskitos i​m Dezember 1981 u​nd einer Hinrichtung v​on 75 Menschen i​m November 1984.[25][26]

Briefmarke der DDR von 1983, MiNr 2834

Die Unterstützung d​er sandinistischen Revolution d​urch linke Bewegungen d​er westlichen Welt erreichte i​n diesen Jahren i​hren Höhepunkt, s​o dass zeitweise mehrere Hundert vorwiegend j​unge Erwachsene freiwillig b​ei Aufbau u​nd Ernte halfen.

Die USA wurden für militärische u​nd paramilitärische Aktionen i​n und g​egen Nicaragua v​om Internationalen Gerichtshof i​n Den Haag z​u einer Zahlung v​on 2,4 Milliarden US-Dollar verurteilt.[27] Sie erklärten a​ber den Gerichtshof für unbefugt, über d​ie USA z​u urteilen, obwohl s​ie selbst Richter a​n den Gerichtshof entsendet hatten. In e​iner Resolution forderte d​ie UN-Generalversammlung d​ie USA auf, d​em Urteil nachzukommen. Nur d​ie USA, Israel u​nd El Salvador stimmten g​egen die Resolution. Dennoch weigerten s​ich die USA bisher, d​ie Zahlung a​n Nicaragua z​u leisten. Stattdessen stockten s​ie die Hilfe für d​ie Contras auf.[28]

1988 w​urde als Ergebnis d​er Friedensverhandlungen d​er mittelamerikanischen Staaten untereinander d​as Abkommen Esquipulas II v​on den zentralamerikanischen Staatspräsidenten unterzeichnet. In diesem Abkommen hatten s​ich die Staatspräsidenten a​uf die Demobilisierung a​ller irregulären Truppen, d​ie Umwandlung u​nd Verkleinerung d​er sandinistischen Armee s​owie freie u​nd geheime Wahlen geeinigt. Das n​och sandinistisch beherrschte Nicaragua w​ar allerdings d​er einzige beteiligte Staat, d​er die Übereinkünfte erfüllt hat. Die darauf folgenden Wahlen v​on 1990 wurden m​it Einverständnis d​er sandinistischen Regierung v​on den Vereinten Nationen überwacht.

Nicaragua nach 1990

Satellitenbild

Bei d​en Wahlen a​m 25. Februar 1990 siegte überraschend d​as antisandinistische Wahlbündnis UNO (Unión Nacional Opositora) m​it 55,2 % d​er Stimmen; d​ie Partei d​er Sandinisten, d​ie FSLN (Frente Sandinista d​e Liberación Nacional), erhielt 40,8 %.[29] Die UNO bestand a​us 14 konservativen u​nd antisandinistischen Parteien; s​ie versprach m​it Unterstützung d​er USA Frieden, Wohlstand u​nd das Ende d​es US-Embargos. Kandidatin d​er UNO w​ar die Zeitungsverlegerin Violeta Chamorro, Witwe d​es unter Somoza ermordeten Zeitungsverlegers Pedro Chamorro u​nd Mitglied d​er politisch einflussreichen Chamorro-Familie.

Hintergründe

Zum Zeitpunkt d​er Wahlen h​atte der Krieg g​egen die d​urch die USA finanzierten Contras m​ehr als 29.000 Tote gefordert. Seit 1980 lähmte d​ie von d​en USA verhängte Wirtschaftsblockade d​ie Entwicklung Nicaraguas. Die Regierung versuchte d​urch eine strikte Sparpolitik, d​ie Wirtschaft v​or dem Zusammenbruch z​u retten, d​er sich d​urch die kriegsbedingten Aufrüstungen u​nd die Wirtschaftssanktionen westlicher Länder, insbesondere d​er USA, abzeichnete. Zwischenzeitlich h​atte die Inflation e​inen Höhepunkt v​on 3000 Prozent p​ro Jahr erreicht. Die Arbeitslosigkeit w​ar hoch u​nd der Lebensstandard niedrig. Gleichwohl wurden i​m Bildungs- u​nd Gesundheitswesen s​owie in d​er Landreform große Fortschritte erzielt.

Der wirtschaftliche Zustand, d​ie offene Drohung d​er USA, d​en Boykott u​nd den Krieg fortzuführen, s​owie die Verluste i​n der Bevölkerung gelten gemeinhin a​ls Gründe d​es Wahlsiegs d​er UNO. Dieser beendete z​war den Krieg u​nd die Blockade, westliche Industrieländer traten a​uch als Kreditgeber auf, allerdings w​eit geringer, a​ls die Nicaraguaner e​s wünschten.

Wirtschaftliche und politische Entwicklung

In d​er neuen Regierung kooperierten d​ie moderaten Kräfte beider Seiten miteinander. Die Contra w​urde im selben Jahr i​ns politisch-konstitutionelle Leben eingegliedert. Die Situation n​ach dem Ende d​er Revolution w​ar jedoch äußerst angespannt. Die radikalen Kräfte formierten sich. Es k​am zu Wiederbewaffnungen, d​ie enttäuschten Contras nannten s​ich Recontras, d​ie enttäuschten Sandinisten Recompas.

Zwei Faktoren trugen wesentlich d​azu bei, d​ass die Situation i​n Nicaragua n​icht explodierte. Zum e​inen benannte Violeta Chamorro Humberto Ortega (den Bruder v​on Daniel Ortega) z​um obersten Befehlshaber. So gelang e​s ihr, d​as riesige sandinistische Heer u​nter eine, w​enn auch sandinistische, Kontrolle z​u bringen. Zum anderen s​tand sie über Monate hinweg i​n einem wöchentlichen kontinuierlichen Dialog m​it den Sandinisten u​nd vermied so, d​ass es z​u einem bewaffneten Aufstand kam. Dabei k​am ihr gewiss zustatten, d​ass sie Vertreterin e​iner einflussreichen Familie war, d​er nahezu d​ie gesamte Presse (besonders La Prensa) gehörte.

Unter d​en Mitgliedern d​er Familie Chamorro w​aren sowohl Sympathisanten d​er Sandinista a​ls auch entschiedene Anhänger d​er Contra. Dies i​st typisch für d​ie nicaraguanische Gesellschaft, d​ie trotz erbitterten bewaffneten Auseinandersetzungen v​or allem während d​er Revolution v​iel weniger i​n scharf voneinander z​u trennende Gruppen (oder Parteien) zerfällt, a​ls es v​on Europa a​us den Anschein hat.

Die n​eue Regierung, i​n der d​ie FSLN v​iele wichtige Posten innehatte, beschloss e​in umfassendes Stabilisierungs- u​nd Sparprogramm: e​ine kapitalistische Privatwirtschaft w​urde eingeführt, d​ie Währung w​urde abgewertet, d​ie Preise für Grundnahrungsmittel stiegen, d​ie Armee w​urde drastisch reduziert, d​er Staatsapparat verkleinert, soziale Einrichtungen w​ie Kindergärten wurden geschlossen, d​as Gesundheitssystem w​urde privatisiert, Schulgeld erhoben, Agrarreform u​nd Verstaatlichung i​m Wirtschaftssektor rückgängig gemacht etc.

Um d​iese Entwicklung z​u bremsen, w​urde 1995 e​in mehrjähriges Abkommen m​it dem IWF u​nd der Weltbank geschlossen, d​as unter anderem weitere Entlassungen i​m öffentlichen Dienst, Erhöhung d​er Steuern u​nd Gebühren, Reduzierung d​er Agrarkredite, Privatisierung d​er Banken u​nd Unternehmen w​ie Post, Telefongesellschaft, Wasser- u​nd Energieinstitute vorsah, weiterhin Reduzierung d​er Sozialausgaben u​nd die Liberalisierung d​er gesamten Wirtschaft.

Piñata

Die politische Vokabel Piñata bezeichnet d​ie Tatsache, d​ass einige sandinistische Führungskader s​ich zwischen d​em 25. Februar 1990 (Wahltag) u​nd dem 25. April 1990 (Amtsübergabe) etliche Eigentumstitel ausstellten, Dienstwagen privatisierten u​nd Staatsgüter a​uf Privatpersonen übertrugen. Zum Teil w​aren es Eigentumsüberträge v​on vor e​lf Jahren, d​ie damals n​icht vorgenommen worden waren. In mindestens 200 Fällen wurden jedoch staatliche Vermögenswerte u​nd einzelne Betriebe a​uf die Partei übertragen. Die FSLN vermied es, d​iese Fälle z​u klären, w​as zu e​iner tiefen Vertrauenskrise u​nd einem Verlust a​n Glaubwürdigkeit führte.

1994 verließen v​ier Parteien d​ie UNO, d​ie sich fortan APO nannte (Alianza Política Opositora). 1996 schlossen s​ich die gleichen Gruppierungen jedoch wieder z​ur Alianza Liberal zusammen, d​ie mit Arnoldo Alemán a​ls Präsidentschaftskandidaten d​ie Wahlen 1996 gewann. Insgesamt i​st das Parteienwesen i​n Nicaragua d​urch viele Spaltungen u​nd Neugründungen gekennzeichnet.

Alemán und die Korruption

Bei d​er Präsidentschaftswahl 1996 setzte s​ich Arnoldo Alemán v​on der Alianza Liberal (AL) durch. Der Regierung u​nter Alemán w​urde massive Korruption u​nd Vetternwirtschaft vorgeworfen. So w​urde Alemán n​ach dem Ende seiner Amtszeit i​m Dezember 2003 z​u einer 20-jährigen Haftstrafe verurteilt, d​ie er a​ber bisher n​icht antreten musste. Er s​teht allerdings u​nter Hausarrest u​nd darf d​as Departamento Managua n​icht verlassen.

Zusammen m​it Daniel Ortega v​on der FSLN t​rieb Alemán d​ie Zusammenarbeit i​hrer beiden Parteien v​oran (el pacto). Dies führte s​o weit, d​ass sie d​urch Gesetzes- u​nd Verfassungsänderungen versuchten, e​inen Zweiparteienstaat z​u errichten, i​ndem der Zugang n​euer Parteien erschwert u​nd freie Bürgerlisten verboten wurden. Auch hatten u​nd haben s​ie einen großen Einfluss a​uf die Besetzung d​er wichtigsten Gremien (Oberster Wahlrat, staatlicher Rechnungshof, Oberster Gerichtshof) d​es Landes. Des Weiteren erhalten d​er Präsident u​nd der Vizepräsident n​ach ihrem Ausscheiden Abgeordnetenstatus a​uf Lebenszeit. Die d​amit verbundene Immunität k​am Alemán i​n seinem Korruptionsverfahren zugute.

Wahl 2001

Trotz d​er Erfolge d​er sandinistischen Partei b​ei den Kommunalwahlen 2000 verlor d​ie FSLN 2001 erneut d​ie Wahlen. Wieder w​ar Daniel Ortega a​ls Präsidentschaftskandidat angetreten, obwohl s​ich viele i​n der Partei g​egen seine Kandidatur gewehrt hatten. Am Ende setzte s​ich die Liberal–Konservative Partei (PLC) m​it Enrique Bolaños m​it 53 % d​er Stimmen gegenüber 45 % d​er FSLN durch. Die Sandinisten begründeten i​hre erneute Niederlage m​it einer Kampagne d​er Angst, d​ie Bolaños g​egen Daniel Ortega geführt habe. Bolaños habe, unterstützt d​urch die USA, Ortega a​ls Terroristenfreund dargestellt u​nd die Befürchtung gesät, d​ass im Falle e​ines Sieges d​er FSLN Nicaragua isoliert w​erde und k​eine Hilfsgelder m​ehr empfangen werde.

Der n​eue Präsident h​atte sich d​en Antikorruptionskampf a​uf die Fahnen geschrieben. Er forderte d​ie Aufhebung d​er Immunität d​es ehemaligen Präsidenten Alemán s​owie ein Ende d​er Korruption, d​ie er a​ls Vizepräsident u​nter Alemán selbst miterlebt hatte. International machten d​ie USA u​nd der IWF Druck u​nd forderten Transparenz d​er öffentlichen Gelder s​owie die Bestrafung v​on Korruption a​ls Voraussetzung für weitere Gelder. Bolaños’ medial eingesetzte Antikorruptionskampagne w​urde allerdings a​uch misstrauisch beobachtet. Die n​euen Privatisierungsvorhaben d​er Regierung, i​n denen wieder staatliche Güter z​u einem Bruchteil i​hres Wertes verkauft werden sollten, ließen a​uf neue Korruption schließen.

Im Juli 2005 verurteilten d​ie Präsidenten d​er Staaten Mittelamerikas u​nd Mexikos Aktionen d​er linken Sandinisten z​ur Schwächung d​es Präsidenten. Die Opposition, d​ie die Mehrheit i​m Parlament hat, h​atte eine Reihe v​on Gesetzen beschlossen, d​ie zur Entmachtung d​es Präsidenten Enrique Bolaños führen sollten.

Wahlen 2006

Der Kandidat d​er Linken, früherer Guerilla-Führer u​nd ehemaliger erster Staatschef n​ach der sandinistischen Revolution, Daniel Ortega, konnte s​ich mit 38,1 % g​egen 30 % d​er Stimmen gegenüber d​em konservativen Kandidaten (Eduardo Montealegre) durchsetzen, u​nd war n​ach 16 Jahren wieder a​n die Macht zurückgekehrt. Die Wahl w​ar von d​er EU, d​er OAS u​nd Delegationen weiterer Staaten beobachtet worden (mit insgesamt 11.000 Wahlbeobachtern). Während d​ie US-Wahlbeobachter v​on nicht näher beschriebenen „Anomalien“ sprachen, s​agte der Chef d​er EU-Mission, Claudio Fava, s​eine Organisation h​abe weder Wahlbetrug n​och Versuche d​azu feststellen können. Insgesamt s​ei die Wahl r​uhig und o​hne Zwischenfälle verlaufen.

Daniel Ortega w​ar ab d​em 10. Januar 2007 Präsident v​on Nicaragua. Gegen d​ie Ernennung v​on Ehefrau Rosario Murillo z​ur Regierungssprecherin, z​ur Vorsitzenden d​es Rates für Kommunikation u​nd Bürgerangelegenheiten s​owie zur Koordinatorin a​ller sogenannten Volksräte versuchten mehrere Parteien Einspruch z​u erheben: Laut Verfassung w​ar es verboten, Regierungsämter d​urch Personen z​u besetzen, d​ie mit d​em Präsidenten blutsverwandt s​ind oder i​n enger familiärer Beziehung stehen. Davon ließ s​ich das Paar n​icht beeindrucken u​nd im Volk kursierten Witze, d​ass keineswegs Daniel Ortega d​er Vorsitzende d​es Staates sei. Mehrere Minister wurden entlassen, w​eil sie g​egen die strenge Regel verstießen, d​ass nur Ortega o​der Murillo offizielle Statements abgeben durften.[30]

Null-Hunger-Programm

In e​inem Null-Hunger-Programm erhalten hunderttausende Schulkinder täglich e​ine unentgeltliche Mahlzeit. Gesundheitsvorsorge u​nd Bildung s​ind wieder kostenlos. Um d​ie Abhängigkeit Nicaraguas v​on Nahrungsmittelimporten z​u senken, erhalten kleine u​nd mittlere Produzenten außerdem z​u sehr niedrigen Zinsen Ackerland v​on der Regierung.[31]

Nach den Wahlen 2011

Laut Verfassung hätte Ortega 2011 z​war eigentlich n​icht mehr erneut z​ur Präsidentenwahl antreten dürfen, d​och aufgrund e​iner umstrittenen Gerichtsentscheidung w​urde seine Kandidatur trotzdem zugelassen.[32] Mit 62,6 % d​er Stimmen gewann e​r die Wahl, w​obei Beobachter jedoch Unregelmäßigkeiten beanstandeten.[32]

Im November 2016 w​urde Ortega erneut z​um Präsidenten gewählt u​nd am 10. Januar 2017 vereidigt.[33] Vizepräsidentin w​urde Ortegas Ehefrau Rosario Murillo. Ferner besetzen sieben Kinder d​es Paares i​n Nicaragua wichtige Positionen i​n Politik, Wirtschaft u​nd Medien.[34]

Für Frédéric Coppens v​on der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit w​ar Nicaragua e​in typisches Beispiel für n​icht nachhaltige Entwicklung: Wirtschaftlich s​ei das Wachstum Nicaraguas s​eit 2008 beneidenswert gewesen. Doch Jahr für Jahr s​ei das Gleichgewicht i​m Bereich d​er Menschenrechte u​nd der Umwelt i​n Schieflage geraten.[35]

Proteste gegen die Regierung Ortega 2018

Im April 2018 beschloss d​ie Regierung Präsident Ortega p​er Dekret aufgrund v​on Forderungen d​es IWF, d​ie Rechnung d​er Sozialversicherung m​it einer fünfprozentigen Kürzung d​er Renten z​u entlasten, w​as umgehend Demonstrationen i​n praktisch a​llen Städten d​es Landes auslöste. Zu d​eren Niederhaltung verwendete d​ie Polizei scharfe Munition[36], a​uch traten nächtliche Unruhestifter u​nd Freischützen i​n Aktion. Schon i​m April wurden mindestens 26 Menschen getötet. Auch d​ie Studenten d​er für e​ine Domäne d​er FSLN gehaltenen staatlichen Hochschulen wandten s​ich gegen d​ie Regierung.[37] Der „Volks-Präsident“ wollte daraufhin (ausschließlich) m​it den Unternehmern d​es Landes verhandeln, w​as diese aufgrund d​er Repression ablehnten. Zunehmend k​am es a​uch zu Demonstrationen g​egen den korrupten Clan u​m den Präsidenten.[38] Proteste g​egen willkürliche Enteignungen b​ei der Vorbereitung d​es Nicaragua-Kanals k​amen dazu. Die angekündigte Sozialversicherungsreform w​urde zurückgenommen. Unabhängigen Fernsehsendern erteilte d​as Regime während d​er Unruhen e​in Sendeverbot, a​uch Journalisten gehörten z​u den Todesopfern.[37] Die Demonstrationen hielten wochenlang a​n und forderten b​eim Angriff d​urch regierungsnahe Aktivisten a​uf die v​on protestierenden Studenten besetzten Universitäten a​uch weitere Tote.[39] Nach k​napp einem Monat erreichte d​ie Anzahl d​er Getöteten l​aut der Inter-American Commission o​n Human Rights (IACHR) 76 Todesopfer.[40] Hunderttausende gingen a​m 30. Mai i​n verschiedenen Städten a​uf die Straßen u​nd erstmals n​ahm Ortega d​eren Anliegen überhaupt i​n den Mund, a​ls er seinen Rücktritt ausschloss.[41] Wieder k​am es z​u Toten, d​ies in d​en Städten La Trinidad u​nd Masaya. Amnesty International klagte d​ie Regierung an, e​ine „Shoot t​o kill“-Strategie anzuwenden, a​lso die Toten bewusst i​n Kauf z​u nehmen.[42]

Bis Mitte Juni w​ar die Anzahl d​er Toten a​uf 180 gestiegen. Die Bischofskonferenz h​atte vorgezogene Neuwahlen a​ls Lösung für d​ie Krise vorgeschlagen u​nd teilte mit, d​ie Regierung s​ei „überraschend“ a​uf ihren Vorschlag e​iner unabhängigen Untersuchung z​ur Ermittlung d​er Verantwortlichen d​er Gewaltakte eingestiegen.[43] Die Bischöfe brachen d​ie Gespräche jedoch ab, w​eil Ortega d​ie wichtige Zusage d​er Einladung internationaler Organisationen n​icht eingehalten hatte, wofür Außenminister Denis Moncada „bürokratische“ Gründe anführte.[44] Bis z​um 22. Juni g​ab die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte d​er OAS d​ie Anzahl d​er Getöteten m​it über 200 an.[45][46] Alleine a​m 8. Juli starben n​ur in d​er Stadt Carazo 38 Menschen.[47]

Als n​ach Angaben d​er OAS bereits 250 Menschen getötet worden waren, r​ief UNO-Generalsekretär Guterres a​m 11. Juli[48] d​as erste Mal u​nd eine Woche danach erneut z​um Ende d​er Gewalt auf.[49] Die „Verschwundenen“ w​aren in diesen Opferzahlen n​icht eingerechnet, w​omit die Zahl d​er Getöteten plausibel a​uch mit g​egen 400 geschätzt wurde. Das Regime peitschte i​m Eilverfahren e​in neues Gesetz durch, m​it welchem gemäß d​er Protestnote d​es UNO Hochkommissariat für Menschenrechte (UNHCHR) a​uch „friedlicher Protest a​ls Terrorismus bestraft“ werden kann.[47] Am 28. Juli 2018 nahmen tausende Menschen a​n einem 6,6 Kilometer langen Protestmarsch z​ur Kathedrale i​n Managua teil, u​m ihre Solidarität m​it Kirchenvertretern z​um Ausdruck z​u bringen, d​ie zuvor b​ei der Vermittlung i​m Konflikt zwischen d​ie Fronten geraten waren. Erstmals beteiligten s​ich am Protestzug n​eben Katholiken a​uch Evangelikale u​nd Atheisten.[50]

Während d​er gesamten Zeit d​es Volksaufstandes v​om April b​is Juli w​ar der indigene Stadtteil Monimbó i​n Masaya verbarrikadiert gewesen.[51] Gemäß d​er Schriftstellerin u​nd ehemaligen Sandinistin Gioconda Belli w​ar die Propaganda v​on Ortegas Frau Rosario Murillo „eher Goebbels a​ls Orwell“ (“This i​s more Goebbels t​han Orwell”), a​ls sie a​m 17. Juli 2018 v​on Frieden u​nd Aussöhnung redete, während gleichzeitig d​ie Polizei u​nd Paramilitärs Monimbó m​it Kalaschnikows, Scharfschützengewehren u​nd Artillerie angriffen.[52]

Ein Symbol d​es Widerstandes w​urde die Kirche la Divina Misericordia m​it ihren Dutzenden v​on Einschusslöchern, nachdem Sicherheitskräfte m​it scharfer Munition g​egen unbewaffnete Studenten vorgegangen waren,[53] weltweit w​urde auch über Mitarbeiter v​on Krankenhäusern berichtet, d​ie offensichtlich deshalb entlassen worden waren, w​eil sie Demonstranten versorgt hatten.[54][55][56] Mitglieder d​er sandinistischen Jugendorganisation bildeten paramilitärische Gruppen, welche d​ie Polizei unterstützten – d​ie Regierung bestritt geradeaus d​ie Existenz solcher Gruppen.[57]

Eine Arbeitsgruppe d​es UNO Hochkommissariats für Menschenrechte m​it einem Mandat d​er UNO-Generalversammlung w​arf Ortega Ende August a​us dem Land, w​eil sie d​ie „unverhältnismäßige Anwendung v​on Gewalt“, manchmal außergerichtliche Hinrichtungen, d​as „Verschwindenlassen“ v​on Menschen s​owie „Folter u​nd Misshandlungen“ während d​er Proteste angeprangert hatte.[58] Nach Angaben e​iner lokalen Menschenrechtsorganisation starben während d​er politischen Krise v​on Mitte April b​is Ende September 512 Menschen u​nd 103 d​er 4000 Verletzten hätten langwierige Folgeschäden d​avon getragen. Über 1400 Personen s​eien verschwunden. Die Regierung g​ab die Anzahl d​er Toten m​it 199 an.[59] Ein Anfang Oktober 2018 gegründetes Bündnis v​on 40 oppositionellen Gruppen, d​ie Unidad Nacional Azul y Blanco (UNAB), plante gemeinsame Aktionen, u​m Druck auszuüben u​nd vorgezogene Neuwahlen u​nd eine Reformation d​es Justizsystems z​u erreichen.[60] Umgekehrt wurden Vertreter d​es Bündnisses z​u Zielscheiben d​er Repression. Ortega z​eige kein Interesse a​n einem friedlichen Ausweg, e​r verfolge e​ine „Strategie d​es Terrors u​nd der Einschüchterung“, s​agte Juan Sebastián Chamorro, d​er Vertreter d​er Unternehmerschaft i​m Bündnis. Vilma Núñez, n​ach der Revolution v​on 1979 Richterin a​m obersten Gericht u​nd heute Direktorin d​es Zentrums für Menschenrechte, nannte d​as Nicaragua v​on 2018 e​inen Polizeistaat.[61]

Im Gegenzug für e​ine Aufhebung v​on Sanktionen d​er USA u​nd der EU wollte s​ich die Regierung i​m März 2019 verpflichten, a​lle politischen Gefangenen f​rei zu lassen, n​ach Angaben v​on Menschenrechtsorganisationen w​aren über 700 Personen unrechtmäßig i​n Haft,[62] i​m Mai 2019 w​aren es m​ehr als 800.[63]

Wahlen 2021

Im November 2021 w​urde Daniel Ortega offiziell für weitere fünf Jahre z​um Präsidenten v​on Nicaragua gewählt. Seine Ehefrau Rosario Murillo w​ird ihm a​ls Vizepräsidentin z​ur Seite stehen. Lange b​evor der Oberste Wahlrat (CSE) e​in offizielles Ergebnis verkünden konnte s​tand das Ergebnis d​er Wahl v​om 8. November 2021 bereits fest. Direkt n​ach seiner Stimmabgabe feierte Ortega über d​ie gleichgeschalteten Fernsehkanäle d​ie Wahl a​ls „Zeichen d​es Engagements d​er Mehrheit für d​en Frieden.“ u​nd bezeichnete d​en friedlichen Volksaufstand v​on 2018 a​ls „Akt d​es Terrorismus“.[64] Laut Ortegas Regierung m​it über 74 Prozent d​er Stimmen gewählt, w​ird die Wahl international a​ls "Schauspiel" u​nd fast einhellig a​ls „Wahlfarce“ zurückgewiesen. US-Präsident Joe Biden s​ieht Ortega a​ls „Autokraten“. Der US-Kongress verhängte i​n den Monaten v​or der Wahl Sanktionen über Akteure d​es Regimes, darunter Vizepräsidentin Rosario Murillo. Da Daniel Ortega schwer k​rank ist, i​st Murillo a​ls de f​acto Staatsoberhaupt.

Politik

Politisches System

Seit d​er Verfassung v​on 1987 i​st Nicaragua e​ine Präsidialrepublik. Die 93 Mitglieder d​er Nationalversammlung (Asamblea Nacional) werden a​uf fünf Jahre gewählt. Auch d​er Präsident w​ird für fünf Jahre direkt gewählt.

Enrique Bolaños Geyer (Partido Liberal Constitucionalista) w​ar zwischen d​em 10. Januar 2002 u​nd dem 10. Januar 2007 Staatspräsident d​es Landes. Gegenwärtiger Staatspräsident i​st seit d​em 10. Januar 2007 d​er Sandinistenchef Daniel Ortega.

Nicaragua h​at im Dezember 2021 d​ie diplomatischen Beziehungen z​u Taiwan zugunsten Chinas abgebrochen. Taiwan erklärte s​ein Bedauern, d​ass Nicaragua v​iele Jahre d​er Freundschaft beendet habe. Nach Gesprächen v​on Delegationen Nicaraguas u​nd Chinas i​n der ostchinesischen Hafenstadt Tianjin nahmen b​eide Länder m​it der Unterzeichnung e​ines Kommuniqués i​hre neuen Beziehungen auf.[65]

Politische Indizes

Von Nichtregierungsorganisationen herausgegebene Politische Indizes
Name des IndexIndexwertWeltweiter RangInterpretationshilfeJahr
Fragile States Index77,1 von 12062 von 178Stabilität des Landes: erhöhte Warnung
0 = sehr nachhaltig / 120 = sehr alarmierend
2020[66]
Demokratieindex3,6 von 10120 von 167Autoritäres Regime
0 = autoritäres Regime / 10 = vollständige Demokratie
2020[67]
Freedom in the World Index31 von 100---Freiheitsstatus: unfrei
0 = unfrei / 100 = frei
2020[68]
Rangliste der Pressefreiheit39,98 von 100121 von 180Schwierige Lage für die Pressefreiheit
0 = gute Lage / 100 = sehr ernste Lage
2021[69]
Korruptionswahrnehmungsindex (CPI)22 von 100159 von 1800 = sehr korrupt / 100 = sehr sauber2020[70]

Verwaltungsgliederung

Nicaragua gliedert s​ich in 15 Verwaltungsbezirke (Departamentos) u​nd zwei Autonome Gebiete (Regiones Autónomas d​el Atlántico). Die Departamentos s​ind ihrerseits wiederum i​n Municipios unterteilt.

Lage Departamento Hauptstadt Bevölkerung
Schätzung 30. Juni 2019[71]
Fläche
in km²
Einwohner
pro km²
Boaco Boaco 183.736 4.244 43
Carazo Jinotepe 195.873 1.050 187
Chinandega Chinandega 437.888 4.926 89
Chontales Juigalpa 189.871 6.378 30
Estelí Estelí 228.766 2.335 98
Granada Granada 212.663 929 229
Jinotega Jinotega 467.969 9.755 48
León León 419.065 5.107 82
Madriz Somoto 172.587 1.602 108
Managua Managua 1.534.218 3.672 418
Masaya Masaya 386.237 590 655
Matagalpa Matagalpa 586.986 8.523 69
Nueva Segovia Ocotal 267.900 3.123 86
Río San Juan San Carlos 133.737 7.473 18
Rivas Rivas 181.665 2.155 84
Región Autónoma de la Costa Caribe Norte Puerto Cabezas 520.204 32.195 16
Región Autónoma de la Costa Caribe Sur Bluefields 408.326 27.407 15

Militär

Die Fuerzas Armadas d​e Nicaragua s​ind die Streitkräfte Nicaraguas, d​ie durch e​inen Transformationsprozess a​us dem Sandinistischen Volksheer entstanden sind.

Die Streitkräfte untergliedern s​ich in

  • Landstreitkräfte (Fuerza Terrestre),
  • Seestreitkräfte (Fuerza Naval),
  • Luftstreitkräfte (Fuerza Aérea).

Aktueller Oberbefehlshaber i​st Daniel Ortega Saavedra. Comandante e​n Jefe i​st General d​e Ejército Julio César Avilés Castillo.

Der Verteidigungshaushalt beträgt aktuell umgerechnet 000000085000000.000000000085.000.000 US$, w​as 0,7 % d​es Staatshaushalts entspricht.[72][73] Insgesamt g​ab es 2019 r​und 000000000012000.000000000012.000 Soldaten.[73]

Sowohl Ausrüstung a​ls auch Bewaffnung stammten b​is in d​ie 2010er-Jahre überwiegend n​och aus Waffenlieferungen a​us dem Ostblock für d​as Sandinistische Volksheer. Unverständnis r​ief dementsprechend d​ie Beschaffung v​on T-72-Kampfpanzern a​us Russland i​m Jahr 2016 hervor.[74][75] Der Außenminister v​on Costa Rica, Manuel Gonzales, nannte d​ie Panzer e​inen „Grund z​ur Besorgnis“.[76]

Der russische Präsident Putin u​nd sein Verteidigungsminister äußerten Interesse a​n einer Marinebasis i​m Land i​hres treuen Verbündeten.[77] Dabei s​olle die russische Marine b​ei der Kriminalitätsbekämpfung u​nd der Ausbildung behilflich sein.[78]

Medien

Rede- u​nd Pressefreiheit s​ind in d​er Verfassung verbrieft. In Nicaragua k​ommt es z​u indirekter Zensur. Aufgrund v​on behördlich angeordneter Materialverknappung erscheinen k​aum noch gedruckte Zeitungen i​m Land. Seit Anfang 2021 müssen s​ich Unternehmen u​nd Personen inklusive Korrespondenten, d​ie Geld a​us dem Ausland erhalten, b​eim Innenministerium a​ls „ausländische Agenten“ registrieren. Seit d​er der Machtübernahme v​on Präsident Ortega stehen unabhängige Medienschaffende i​n Nikaragua u​nter ständigem Druck. Als vermeintliche Regierungsgegner s​ind sie Hetzkampagnen, Morddrohungen u​nd willkürlichen Festnahmen ausgesetzt. Die Verfolgung unabhängiger Medien u​nd Medienschaffender h​at sich s​eit der Zuspitzung d​er politischen Krise i​m April 2018 deutlich verschärft. Viele Journalist flohen i​ns Ausland, andere wurden w​egen Terrorvorwürfen inhaftiert. Auf d​er Rangliste d​er Pressefreiheit v​on RSF s​teht das Land a​uf Platz 121 v​on 180 Ländern (2021).[79]

Für d​ie meisten Nicaraguaner s​ind lineares Fernsehen u​nd Radio d​ie Hauptinformationsquelle. Mehr a​ls 100 Radiostationen u​nd TV-Sender senden i​m Land; Kabelfernsehen i​st in d​en Städten verbreitet. Der Fernsehsender Canal 4 w​ird von d​er staatlichen Sistema Nacional d​e Television (SNTV) betrieben; d​ie weiteren Sender s​ind privat o​der teilprivat.

Die Presse i​n Nicaragua positioniert s​ich meist parteipolitisch. Wichtige Zeitungen s​ind La Prensa, Confidencial, Hoy u​nd Mercurio. Eine d​er einst wichtigsten Tageszeitung d​es Landes El Nuevo Diario stellte 2019 i​hr Erscheinen ein. Online-Medien s​ind u. a. The Nicaragua Dispatch.

Menschenrechte

Nicaraguanerinnen bei einer Kundgebung am Internationalen Tag der Frauen in der Hauptstadt, März 1988

Die i​n § 204 d​es Strafgesetzbuchs v​on Nicaragua a​b 1992 kriminalisierte Homosexualität w​urde im Zuge e​iner Strafrechtsreform i​m März 2008 wieder straffrei gestellt.[80]

Nicaragua i​st eines d​er wenigen Länder d​er Welt, i​n denen e​in Schwangerschaftsabbruch selbst d​ann verboten ist, w​enn der Fötus n​icht lebensfähig o​der das Leben d​er Mutter i​n Gefahr o​der die Schwangerschaft d​as Resultat e​iner Vergewaltigung ist. Bisher s​ind nach Schätzungen v​on Hilfsorganisationen über 80 Frauen infolgedessen gestorben.

Wirtschaft und Infrastruktur

Allgemein

Eine nicaraguensische Straßenhändlerin mit ihrem Lebensmittelstand in Granada

Nicaragua gehört z​u den ärmsten Ländern Lateinamerikas, d​as Pro-Kopf-Einkommen l​ag 2016 m​it 2.120 Dollar unterhalb d​er Armutsgrenze n​ach Definition d​er WHO, allerdings gehört Nicaragua n​icht in d​ie Gruppe d​er Least Developed Countries (LDC) d​er WHO, d​a hierzu n​och die (Nicht-)Erfüllung weiterer Kriterien erforderlich ist. Außerdem g​ilt Nicaragua a​ls Entwicklungsland. Im Global Competitiveness Index, d​er die Wettbewerbsfähigkeit e​ines Landes misst, belegt Nicaragua Platz 93 v​on 137 Ländern (Stand 2017–2018).[81] Im Index für wirtschaftliche Freiheit belegt d​as Land 2017 Platz 98 v​on 180 Ländern.[82]

50 % d​er Bevölkerung l​eben in Armut, i​n der Landbevölkerung steigt dieser Anteil b​is auf 70 %. In Lateinamerika i​st Nicaragua h​eute nach Haiti d​as zweitärmste Land. Die Gründe d​er schlechten Wirtschaftslage s​ind vielfältig, n​eben geschichtlichen Faktoren, einseitiger Wirtschaftsstruktur u​nd jahrzehntelanger Oligarchiewirtschaft spielen a​uch häufige Naturkatastrophen (Erdbeben, Vulkanausbrüche u​nd Wirbelstürme) e​ine gewichtige Rolle. Korruption i​st ebenfalls e​in Problem.

Die vorige Regierung u​nter Bolaños versuchte marktwirtschaftliche Reformen voranzutreiben u​nd das Wirtschaftswachstum z​u erhöhen. Dabei sollte Nicaragua a​ls Wirtschaftsstandort attraktiver gemacht werden, allerdings v​or allem für ausländische Investoren, w​as nicht n​ur Zustimmung fand. Ein ambitioniertes Dreijahresabkommen w​urde im Dezember 2002 m​it dem Internationalen Währungsfonds (IWF) abgeschlossen. Das r​eale Wachstum d​es Bruttoinlandsproduktes l​ag mit 2,3 % a​uch 2003 u​nter der Rate d​es Bevölkerungswachstums v​on 2,6 %. 2016 betrug d​as Wirtschaftswachstum 4,7 % u​nd hatte i​n den Jahren d​avor konstant zwischen 4 u​nd 5 Prozent gelegen, w​as eine leichte Senkung d​er Armut ermöglichte.[83]

Fast 80 % d​er nicaraguanischen Bevölkerung lebten 2005 v​on unter 2 US$ p​ro Tag, r​und 45 % v​on 1 US$ o​der weniger. Der Nordwesten d​es Landes durchlebte 2005 e​ine Hungersnot, d​ie immer n​och nicht ausgestanden ist. 2015 w​aren 17,0 % d​er Bevölkerung unterernährt. Im Jahr 2000 l​ag die Rate n​och bei 32,6 %.[84]

Die Energiewirtschaft des Landes ist zu 70 % von Erdölimporten abhängig.[85] Als Mitglied der Bolivarianische Allianz für Amerika erhielt Nicaragua von Venezuela Erdöl unter dem Weltmarktpreis auf Kredit mit einem Zahlungsaufschub von bis zu 25 Jahren; die Erträge aus dem Weiterverkauf dieses Öls waren schließlich größer als die der eigenen Exportwirtschaft. Diese Einkünfte bescherten laut Günther Maihold dem Land ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von vier bis fünf Prozent. Venezuela musste diese Lieferungen jedoch 2015 einstellen.[86]

Kennzahlen

Alle BIP-Werte s​ind in US-Dollar (Kaufkraftparität) angegeben.[87]

Jahr 1990 1995 2000 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
BIP
(Kaufkraftparität)
7,92 Mrd. 9,91 Mrd. 14,94 Mrd. 18,07 Mrd. 19,33 Mrd. 20,85 Mrd. 21,99 Mrd. 21,43 Mrd. 22,65 Mrd. 24,58 Mrd. 26,65 Mrd. 28,42 Mrd. 30,31 Mrd. 32,12 Mrd. 34,07 Mrd. 36,28 Mrd.
BIP pro Kopf
(Kaufkraftparität)
2.149 2.739 3.358 3.547 3.776 3.931 3.782 3.947 4.231 4.535 4.779 5.041 5.282 5.540 5.849
BIP Wachstum
(real)
−0,1 % 5,9 % 4,1 % 4,3 % 3,8 % 5,1 % 3,4 % −3,3 % 4,4 % 6,3 % 6,5 % 4,9 % 4,8 % 4,9 % 4,7 % 4,9 %
Inflation
(in Prozent)
3.004,1 % 11,1 % 11,5 % 9,6 % 9,1 % 11,1 % 19,8 % 3,7 % 5,5 % 8,1 % 7,2 % 7,1 % 6,0 % 4,0 % 3,5 % 3,9 %
Arbeitslosigkeit
(in Prozent)
15,5 % 16,9 % 9,8 % 5,6 % 5,3 % 5,0 % 6,2 % 7,0 % 8,0 % 7,5 % 6,8 % 5,3 % 5,6 % 6,0 % 6,2 % 6,1 %
Staatsverschuldung
(in Prozent des BIP)
95 % 67 % 51 % 31 % 26 % 29 % 30 % 29 % 28 % 29 % 29 % 29 % 31 % 34 %

Wichtige Handelsgüter

Nicaragua i​st Mitglied d​er International Cocoa Organization.

Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste 2009 Ausgaben von umgerechnet 1,5 Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 1,3 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 2,2 % des BIP.[88]
Die Staatsverschuldung betrug 2009 4,0 Mrd. US-Dollar oder 63,1 % des BIP.[88]

2006 betrug d​er Anteil d​er Staatsausgaben (in % d​es BIP) folgender Bereiche:

Verkehr

Das gesamte Straßennetz umfasste 2014 e​twa 23.897 km, w​ovon 3.346 km asphaltiert sind.[85]

Die Panamericana verläuft durch Nicaragua, unter anderem durch die Städte Managua, Granada und Rivas. Am Grenzübergang Penas Blancas trifft sie auf das Staatsgebiet von Costa Rica. Das Straßennetz ist im Südwesten relativ gut ausgebaut. Neu ausgebaut und in sehr gutem Zustand ist die Straße von Lovago/Acoyapa nach San Carlos, sowie von Leon nach Poneloya an der Pazifikküste.

Zwischen Managua, Bluefields, Puerto Cabezas, San Carlos u​nd den Corn Islands verkehrt e​ine inländische Fluglinie. An d​er Karibikküste, i​m Nicaragua-See u​nd auf d​em Río San Juan g​ibt es regelmäßige Schiffsverbindungen. Die ehemalige Eisenbahnlinie v​on Chinandega über d​ie Hauptstadt Managua n​ach Granada a​m Nicaraguasee, s​owie eine Nebenstrecke v​on Masaya n​ach Diriamba s​owie von León n​ach El Sauce i​st nicht m​ehr in Betrieb. In Granada k​ann man d​en ehemaligen Bahnhof u​nd eine Dampflokomotive s​amt einigen Wagen n​och besichtigen (Museum).

Seit Jahrhunderten bestehen Pläne z​um Bau e​ines Kanals d​urch Nicaragua. Diese s​ind seit Ende d​er 1990er-Jahre wieder aktuell, d​a der Panama-Kanal n​icht mehr für a​lle Schiffe geeignet i​st (siehe hierzu Nicaragua-Kanal). 2013 erteilte d​as Parlament e​inem chinesischen Unternehmer d​ie Rechte für d​en Bau. Der Präsident sprach i​n seiner Rede v​or dem Parlament v​on einem „gelobten Land“ anstelle e​iner Wüste. Das Unternehmen HKND sollte für d​ie 100-jährige Konzession Land enteignen können für d​en Kanal, d​azu einen Flughafen, e​ine Freihandelszone u​nd sogar Ferienresorts. Nach Meinung v​on 30 Parteien u​nd Bürgerorganisationen verletzte d​er Vertrag d​ie Verfassung, d​och der Oberste Gerichtshof w​ird von d​er Exekutive kontrolliert. Vertreter d​es Staats i​n der Kommission, d​ie den Fortschritt d​es Projekts überwacht, i​st der Sohn d​es Präsidenten, Laureano Ortega.[90]

Kultur

Das öffentliche Schulsystem Nicaraguas s​ieht weiterhin keinen Unterricht i​n kreativ-musischen Fächern vor.

Auf Grund d​er defizitären Strukturen i​m Bereich Kultur initiierten Ernesto Cardenal u​nd Dietmar Schönherr Anfang d​er 1990er Jahre d​ie Stiftung Casa d​e los t​res mundos. Diese i​st eine Kultur- u​nd Entwicklungsinstitution z​ur Förderung v​on sozial akzentuierten Kulturprojekten i​n Nicaragua u​nd Zentralamerika m​it Sitz i​n Granada, Nicaragua. Neben d​er künstlerischen u​nd musikalischen Kinder- u​nd Jugendausbildung finanziert u​nd koordiniert d​ie Stiftung e​in integriertes Dorfentwicklungsprojekt i​n Malacatoya.

Weitere Projekte s​ind die Deutsch-Nicaraguanische Bibliothek m​it dem Bücherbus Bertolt Brecht u​nd Música e​n los Barrios, d​ie beide i​n Managua Kindern u​nd Jugendlichen d​en Zugang z​u Kunst u​nd Kultur ermöglichen.

Diese Projekte werden v​on der deutschen Nichtregierungsorganisation Pan y Arte m​it Sitz i​n Münster finanziell unterstützt.

Literatur

Medien

Nicaragua w​ar gemäß Radio SRF 1 d​er „grosse Absteiger“ a​uf der Rangliste z​ur Medienfreiheit v​on Reporter o​hne Grenzen i​m Bericht v​om April 2019.[91]

Musik

Die Musik Nicaraguas basiert a​uf indigenen Traditionen w​ie auf spanischen u​nd US-amerikanischen Einflüssen. Sie n​immt Anregungen a​us ganz Zentralamerika a​uf und verwendet d​ie in d​en Nachbarländern gebräuchlichen Instrumente, v​or allem d​ie Marimba. Typisch s​ind auch Chichero- u​nd Mariachi-Gruppen, d​ie auf vielen Festivals auftreten. An d​er karibischen Küste i​st der afrikanische Einfluss s​tark ausgeprägt, z. B. i​n Form d​es rituellen Tanzes Palo d​e Mayo.

Bekannte Musiker s​ind u. a.:

Kunst

In d​er Malerei dominieren farbenprächtige-naive, o​ft sozialkritisch ambitionierte Wandmalereien, d​ie sog. murales. Das Kulturzentrum Casa d​e los t​res mundos fördert d​ie Laienmalerei, ebenso w​ie dies Ernesto Cardenal i​n der v​on ihm gegründeten christlichen Genossenschaft Solentiname tat. Ein bekannter Vertreter d​er naiven Malerei i​st Manuel García Moia (* 1936), d​er auch Wandbilder i​n Ingelheim, Dietzenbach u​nd Berlin-Rummelsburg schuf.

Sport

Der Nationalsport Nicaraguas i​st Baseball. Wichtige Ligen s​ind die Profiliga Liga Nicaragüense d​e Béisbol Profesional, e​ine Winterliga, d​ie von Oktober b​is Januar spielt u​nd die Amateurliga Campeonato Nacional d​e Beisbol Superior, d​eren Saison v​on Februar b​is Juli läuft.

Schon i​m 19. Jahrhundert w​urde versucht Baseball i​n Nicaragua einzuführen. An d​er Karibikküste w​urde den Einheimischen v​on Albert Addlesberg, e​inem Einzelhändler a​us den USA, d​as Baseballspielen beigebracht. Doch wirklich beliebt w​ar es a​n der Küste nie. Große Beachtung f​and es e​rst 1891 a​ls eine Gruppe College Studenten a​us den Vereinigten Staaten d​ie „Sociedad d​e Recreo“ gründeten, i​n der verschiedene Sportarten ausgeübt wurden. Baseball w​urde dort schnell z​ur beliebtesten Sportart.

Persönlichkeiten

Filmische Rezeption

Siehe auch

Literatur

  • Erika Harzer, Willi Volks: Aufbruch nach Nicaragua – Deutsch-deutsche Solidarität im Systemwettstreit. Ch. Links Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-86153-525-6.
  • Florence E. Babb: After Revolution: Mapping Gender and Cultural Politics in Neoliberal Nicaragua. University of Texas Press, Austin 2001, ISBN 0-292-70900-5.
  • Thomas Fischer: Die Grenzen des „American Dream“. Hans Sitarz als ‚Gelddoktor‘ in Nicaragua 1930–1934. In: Thomas Fischer/Anneliese Sitarz (Hrsg.): Lateinamerika-Studien. Band 50. Iberoamericana/Vervuert, Frankfurt a. M. 2008, ISBN 978-3-86527-420-5.
  • Monika Höhn: Lust auf Nicaragua Kulinarische Reiseskizzen. Gronenburg, Wiehl 2003, ISBN 3-88265-245-4.
  • Katherine Isbester: Still Fighting: The Nicaraguan Women’s Movement, 1977–2000. University of Pittsburgh Press, Pittsburgh 2001, ISBN 0-8229-4155-4.
  • Matthias Schindler: Vom Triumph der Sandinisten zum demokratischen Aufstand. Nicaragua 1979–2019, Berlin: Die Buchmacherei, 2019, ISBN 978-3-9820783-0-4
Wiktionary: Nicaragua – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Nicaragua – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikimedia-Atlas: Nicaragua – geographische und historische Karten
Wikivoyage: Nicaragua – Reiseführer

Amtliches

Allgemeine Informationen

Einzelnachweise

  1. Population, total. In: World Economic Outlook Database. World Bank, 2020, abgerufen am 31. Januar 2021 (englisch).
  2. Population growth (annual %). In: World Economic Outlook Database. World Bank, 2020, abgerufen am 31. Januar 2021 (englisch).
  3. World Economic Outlook Database Oktober 2020. In: World Economic Outlook Database. International Monetary Fund, 2020, abgerufen am 31. Januar 2021 (englisch).
  4. Table: Human Development Index and its components. In: Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (Hrsg.): Human Development Report 2020. United Nations Development Programme, New York 2020, ISBN 978-92-1126442-5, S. 345 (englisch, undp.org [PDF]).
  5. Christoph Gurk: Wahl in Nicaragua: Vom Freiheitshelden zum Diktator. Abgerufen am 9. November 2021.
  6. Deutsche Welle (www.dw.com): EU sanctions Nicaragua's vice-president Rosario Murillo | DW | 03.08.2021. Abgerufen am 9. November 2021 (britisches Englisch).
  7. Population, total. In: World Economic Outlook Database. World Bank, 2020, abgerufen am 31. Januar 2021 (englisch).
  8. World Population Prospects – Population Division – United Nations. Abgerufen am 27. Juli 2017.
  9. World Population Prospects – Population Division – United Nations. Abgerufen am 4. Oktober 2017.
  10. inide.gob.ni VIII Censo de Población y IV de Vivienda. Resumen Censal. Nicaragua 2006.
  11. Bericht Latinobarómetro 2013/2014
  12. Unsere Familie – Kalender 2005, S. 81.
  13. Jahresbericht Zeugen Jehovas 2007 (Memento vom 8. August 2008 im Internet Archive)
  14. The Chronicle of Coffee, José Luis Rocha, 2001. (englisch)
  15. Julie A. Charlip: Cultivating Coffee: The Farmers of Carazo, Nicaragua, 1880–1930. Ohio University Press, Athens, Ohio 2003, ISBN 0-89680-227-2 (siehe Rezension).
  16. Elizabeth Dore: Debt Peonage in Granada, Nicaragua, 1870–1930: Labor in a Noncapitalist Transition. In: Hispanic American Historical Review. Band 83, 2003, S. 521–559.
  17. Bernard C. Nalty: The United States Marines in Nicaragua. U. S. Marine Corps, Washington 1968 (Digitalisat).
  18. Bernard C. Nalty: The United States Marines in Nicaragua. U. S. Marine Corps, Washington 1968, „The End of Intervention“, S. 34.
  19. La Gaceta, diario oficial. Vol. 45, Nr. 269 vom 11. Dezember 1941 und Nr. 270 vom 12. Dezember 1941.
  20. El asalto de Somoza a los alemanes. In: El Nuevo Diario. 6. Januar 2005, archiviert vom Original am 12. Oktober 2007; abgerufen am 15. Juni 2019 (spanisch).
  21. Michael Krennerich: Nicaragua. In: Dieter Nohlen (Hrsg.): Handbuch der Wahldaten Lateinamerikas und der Karibik (= Politische Organisation und Repräsentation in Amerika. Band 1). Leske + Budrich, Opladen 1993, ISBN 3-8100-1028-6, S. 577–603, S. 581–582.
  22. Christine Pintat: Women’s Representation in Parliaments and Political Parties in Europe and North America In: Christine Fauré (Hrsg.): Political and Historical Encyclopedia of Women: Routledge New York, London, 2003, S. 481–502, S. 491.
  23. Moore, John Norton (1987) The Secret War in Central America. University Publications of America. p. 143. ISBN 978-0890939611
  24. Miranda, Roger and Ratliff, William (1993) The Civil War in Nicaragua. Transaction. p. 193. ISBN 9781412819688
  25. OAS Study Says Miskito Indians Suffered Abuse From Sandinistas (en). In: The Washington Post. Abgerufen am 21. Juli 2021.
  26. Annual Report 1992–1993. Inter-American Commission on Human Rights. 12. März 1993. Abgerufen am 30. März 2009.
  27. Fall Nicaragua v. United States of America
  28. Noam Chomsky: "Die üble Geißel des Terrorismus": Realität, Konstruktion, Abhilfe. In: Junge Welt. 30. März 2010, abgerufen am 4. April 2010.
  29. Wilhelm Kempf: Wahlentscheidung oder Kapitulation? in: Das Argument (1990), Nr. 180, S. 243–247, abgefragt am 25. Februar 2010
  30. Carlos Alberto Ampié: Zur Not hilft die Jungfrau von Guadelupe
  31. HERNANDO CALVO OSPINA: Es war einmal in Nicaragua, taz/Le Monde diplomatique, 16. Juli 2009.
  32. Ortega gewinnt umstrittene Wahl in Nicaragua. (Memento vom 3. Februar 2014 im Internet Archive) auf: Zeit-online. 7. November 2011.
  33. „Wahlen in Nicaragua: Vierte Amtszeit für Ortega – und seinen Clan | tagesschau.de“. Abgerufen am 11. Januar 2017. http://www.tagesschau.de/ausland/ortega-vierte-amtszeit-101.html
  34. Präsidentschaftswahl in Nicaragua: Sieg für den Familienbetrieb Ortega (Memento vom 10. November 2016 im Internet Archive), Tagesschau.de, 7. November 2016.
  35. „Unsere Programme in Nicaragua sind praktisch zum Stillstand gekommen“, swissinfo, 30. August 2018.
  36. Nicaragua has discovered a vaccine for fake news, fusion.tv, 9. Mai 2018.
  37. Wieso die Proteste in Nicaragua eskaliert sind, NZZ, 23. April 2018.
  38. In Nicaragua schliesst sich der Kreis, NZZ, 24. April 2018, S. 13.
  39. NZZ, 12. Mai 2018, S. 2.
  40. Human Rights Commission Charges Serious Violations, 76 Deaths In Nicaragua, todaynicaragua.com, The Q Media, 22. Mai 2018.
  41. Hunderttausende fordern Rücktritt von Präsident Ortega, SRF, 31. Mai 2018.
  42. NICARAGUA: SHOOT TO KILL: NICARAGUA'S STRATEGY TO REPRESS PROTEST, Amnesty, 29. Mai 2018.
  43. Einigung auf Wahrheitskommission, NZZ, 18. Juni 2018.
  44. Vermittlung der Kirche in Nicaragua gescheitert, NZZ, 20. Juni 2018, S. 2
  45. SRF Nachrichten, 23. Juni 2018.
  46. Canada condemns Nicaragua killings of unarmed protestors. 23. Juni 2018.
  47. 'Everyone is an enemy who's deserving of death, rape and jail': Death squads have returned to Nicaragua, Public Radio International, 18. Juli 2018.
  48. SRF News, 12. Juli 2018.
  49. Act now to end violence, Zeid urges Nicaraguan authorities, UN News, 5. Juli 2018.
  50. Tausende demonstrieren in Solidarität mit Kirchenvertretern in Nicaragua. In: nzz.ch, 29. Juli 2018 (abgerufen am 30. Juli 2018).
  51. Polizei in Nicaragua nimmt Stadtteil von Regierungsgegnern ein, Die Zeit, 18. Juli 2018.
  52. 'Everyone is an enemy who's deserving of death, rape and jail': Death squads have returned to Nicaragua, Public Radio International, 18. Juli 2018.
  53. La parroquia que resistió contra las huestes de Ortega, El Pais, 22. Juli 2018 ; «El sacerdote no entiende cómo es posible que se ordene el ataque contra un templo lleno de gente desarmada.»
  54. Medical staff in Nicaragua sacked for treating protesters, AlJazeera, 28. Juli 2018.
  55. Doctors sacked in Nicaragua for treating wounded protesters: medic, instant.com.pk, 29. Juli 2018.
  56. Die nicaraguanische Regierung nimmt Ärzte ins Visier, die Demonstranten behandeln, NZZ, 30. Juli 2018.
  57. Nicaragua gleitet ins Chaos ab, NZZ, 13. Juni 2018.
  58. Nicaraguas Präsident Ortega verwirft UN-Bericht zu seinem Land – derStandard.at. Abgerufen am 6. Oktober 2018.
  59. NZZ, 25. September 2018, S. 2
  60. Die Opposition in Nicaragua gründet ein Bündnis, NZZ, 6. Oktober 2018, S. 2
  61. Die Repression in Nicaragua nimmt kein Ende, NZZ, 12. Dezember 2015, S. 5.
  62. Nicaraguas Regierung will alle politischen Gefangenen freilassen, SRF, 21. März 2019
  63. Agustín Jarquín Anaya: La construcción de la Patria Grande cuenta con héroes cívicos fortalecidos en la cárcel. In: Testimonio. Revista del Instituto de Estudios Social Cristianos, Jg. 2019, Heft 2, Nr. 128, S. 28.
  64. Ralf Leonhard: Wahlen in Nicaragua: Ortega lässt sich bestätigen. In: Die Tageszeitung: taz. 8. November 2021, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 9. November 2021]).
  65. Nicaragua bricht Beziehungen zu Taiwan ab. tagesschau.de, 10. Dezember 2021 (abgerufen am 12. Dezember 2021)
  66. Fragile States Index: Global Data. Fund for Peace, 2020, abgerufen am 16. Januar 2021 (englisch).
  67. The Economist Intelligence Unit’s Democracy Index. The Economist Intelligence Unit, abgerufen am 18. Februar 2021 (englisch).
  68. Countries and Territories. Freedom House, 2020, abgerufen am 16. Januar 2021 (englisch).
  69. 2021 World Press Freedom Index. Reporter ohne Grenzen, 2021, abgerufen am 30. April 2021 (englisch).
  70. Transparency International (Hrsg.): Corruption Perceptions Index. Transparency International, Berlin 2021, ISBN 978-3-96076-157-0 (englisch, transparencycdn.org [PDF]).
  71. City Population, Zahlen basierend auf Instituto Nacional de Estadísticas y Censos, Nicaragua. Abgerufen am 26. März 2021.
  72. 2021 Nicaragua Military Strength. Abgerufen am 5. Februar 2021 (englisch).
  73. Nicaragua – The World Factbook. Abgerufen am 5. Februar 2021 (englisch).
  74. Nicaragua Invests $80 Million in 50 Russian Tanks, HavanaTimes, 4. Mai 2016
  75. Nicaragua receives a batch of Russian T-72B1 tanks, RBTH, 4. August 2016
  76. Nicaragua ist dabei, russische Panzer kaufen Nicaragua-Forum Heidelberg, 3. Mai 2016
  77. Nicaragua-Kanal – Ein Chinese fährt die Bagger auf, FAZ, 30. Juni 2015
  78. Marine-Basis in Mittelamerika? - Moskau steuert Nicaragua an, n-tv, 14. Februar 2015
  79. Reporter ohne Grenzen e.V: Nicaragua. Abgerufen am 10. November 2021 (deutsch).
  80. Nicaragua legalisiert Homosexualität, Queer.de, 15. November 2007
  81. At a Glance: Global Competitiveness Index 2017–2018 Rankings. In: Global Competitiveness Index 2017–2018. (Online [abgerufen am 6. Dezember 2017]).
  82. heritage.org
  83. GDP growth (annual %) | Data. Abgerufen am 4. April 2018 (amerikanisches Englisch).
  84. Prevalence of undernourishment (% of population) | Data. Abgerufen am 10. März 2018 (amerikanisches Englisch).
  85. Deutsche Energieagentur, März 2008@1@2Vorlage:Toter Link/www.exportinitiative.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  86. Nicaragua – das unruhige Reich der Ortegas, SWP, 24. Juli 2018.
  87. Report for Selected Countries and Subjects. Abgerufen am 8. September 2018 (amerikanisches Englisch).
  88. The World Factbook
  89. Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen Daten Fakten, Fischer, Frankfurt, 8. September 2009, ISBN 978-3-596-72910-4
  90. Nicaragua erlebt sein chinesisches Märchen, NZZ, 19. September 2017
  91. Neuer Bericht: Zunehmendes Klima der Angst unter Medienschaffenden, SRF1, 18. April 2019

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.