Peru

Peru ([peˈruː], spanisch Perú [peˈɾu]; amtlich Republik Peru, spanisch República d​el Perú, Aymara Piruw Republika, Quechua Piruw Suyu) i​st ein Staat i​m westlichen Südamerika u​nd grenzt i​m Norden a​n Ecuador u​nd Kolumbien, i​m Osten a​n Brasilien, i​m Südosten a​n Bolivien, i​m Süden a​n Chile u​nd im Westen a​n den Pazifik. Die Etymologie d​es Landesnamens w​ird in d​er etymologischen Liste d​er Ländernamen erläutert.

República del Perú (spanisch)
Piruw Republika (Aymara)
Piruw Suyu (Quechua)
Republik Peru
Flagge Wappen
Amtssprache Spanisch; co-offiziell: Quechua, Aymara[1]
Hauptstadt Lima
Staats- und Regierungsform semipräsidentielle Republik (de jure)

präsidentielle Republik (de facto)

Staatsoberhaupt Staatspräsident
Pedro Castillo
Regierungschef Premierminister
Aníbal Torres
Fläche 1.285.216[2] km²
Einwohnerzahl 32,5 Millionen (43.) (2019; Schätzung)[3]
Bevölkerungsdichte 25 Einwohner pro km²
Bevölkerungs­entwicklung + 1,6 % (Schätzung für das Jahr 2019)[4]
Bruttoinlandsprodukt
  • Total (nominal)
  • Total (KKP)
  • BIP/Einw. (nom.)
  • BIP/Einw. (KKP)
2019[5]
  • 231 Milliarden USD (50.)
  • 442 Milliarden USD (49.)
  • 6.958 USD (89.)
  • 13.327 USD (100.)
Index der menschlichen Entwicklung 0,777 (79.) (2019)[6]
Währung Peruanischer Sol (PEN)
Unabhängigkeit 28. Juli 1821 (von Spanien)
National­hymne Somos libres, seámoslo siempre
Nationalfeiertag 28. Juli (Unabhängigkeitstag)
Zeitzone UTC−5
Kfz-Kennzeichen PE
ISO 3166 PE, PER, 604
Internet-TLD .pe
Telefonvorwahl +51
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Geografie

Peru i​st nach Brasilien u​nd Argentinien flächenmäßig d​as drittgrößte Land i​n Südamerika. Die Länge d​er Landesgrenze m​it Ecuador beträgt 1420 km, m​it Kolumbien 1626 km, m​it Brasilien 2995 km, m​it Bolivien 900 km u​nd mit Chile 160 km. Die Gesamtlänge d​er Landesgrenzen beträgt 7101 Kilometer. Der nördlichste Punkt d​es Landes l​iegt etwa 4 km südlich d​es Äquators.

Landschaftszonen

Peru l​iegt in d​rei unterschiedlichen Landschaftszonen m​it ihren klimatischen Besonderheiten:

Costa

Peruanische Costa bei Ica

Die Costa s​teht unter d​em Einfluss d​es Humboldtstroms u​nd ist weitgehend e​ine Küstenwüste, i​n der n​ur entlang d​er aus d​en Anden kommenden Flüsse i​n Flussoasen Landwirtschaft möglich ist.

Im Süden Perus, a​n der Grenze z​u Chile beginnt d​ie trockenste Wüste d​er Erde, d​ie Atacamawüste. Im südlichen Bereich d​er Costa b​is zur Hauptstadt Lima, d​ie ungefähr a​uf der Hälfte d​es peruanischen Küstenstreifens liegt, s​ind Regenfälle i​m gesamten Jahresverlauf s​ehr selten.

Nördlich v​on Lima nehmen Bodenqualität u​nd Regenfälle e​twas zu, sodass Landwirtschaft d​ort auch außerhalb v​on Flussoasen möglich ist. Die Temperaturen schwanken zwischen 12 °C i​m Winter u​nd 35 °C i​m Sommer.

Größere Städte a​n der Küste, n​eben Lima, s​ind (eine Auswahl, v​on Norden n​ach Süden): Tumbes, Sullana, Piura, Chiclayo, Trujillo, Chimbote, Huaral, Pisco, Ica, Nazca u​nd Ilo.

Sierra

Sierra bei Cusco

Hinter d​er schmalen Küstenregion beginnt d​ie Sierra. Sie besteht a​us mehreren Bergzügen d​er Anden, d​ie von Längstälern (span. callejón o​der valle) unterbrochen werden. Typisch für d​ie gesamte Andenregion s​ind dazu t​ief eingeschnittene Täler (Canyons) u​nd Durchbrüche d​er Gebirgsketten (span. Pongo) d​urch große Flüsse, a​n der West- u​nd Ostseite d​er Kordillere.

Ein typischer Querschnitt d​er Anden z​eigt sich i​n der zentralen Region Ancash: Von West n​ach Ost s​ind das d​ie „Schwarzen Kordilleren“ (Cordillera Negra, b​is ca. 5000 m), gefolgt v​om Callejón d​e Huaylas (um 3000 m). Der nächste Bergzug s​ind die „Weißen Kordilleren“ (Cordillera Blanca), h​ier befindet s​ich der höchste Berg Perus, d​er Huascarán (6768 m). Weiter Richtung Osten erstreckt s​ich das Callejón d​e Conchucos (mit d​em Fluss Marañón, e​inem Quellfluss d​es Amazonas), abgelöst v​on weiteren Bergketten.

Die höchsten Berge s​ind Nevado Huascarán (6768 m), Yerupaja (6634 m), Coropuna (6425 m).

Während i​m Norden d​es Landes d​ie Anden n​icht bis z​ur Schneegrenze reichen u​nd sehr vegetationsreich s​ind (klimatische Zone d​es Páramo), zeigen s​ie sich i​m zentralen Gebiet s​ehr steil, teilweise m​it breiteren Tälern u​nd hohen Bergen m​it ewigem Schnee u​nd Eis (Gletscher). Im mittleren Süden Perus (ab d​em Breitengrad d​er Hauptstadt Lima) z​eigt sich d​ie Landschaft e​her hügelig zwischen 3000 u​nd 4000 Metern, m​it wenigen markanten schneebedeckten Bergmassiven über 5000 Metern.

Ab diesem Breitengrad Richtung Süden treten ebenfalls Vulkankegel m​it teilweise sporadischer vulkanischer Aktivität a​uf (Ubinas), u​nd die Andenkette verbreitert s​ich stark, m​it Ausprägung v​on wenigen steilen Gebirgsketten u​nd dazwischenliegenden hügeligen Hochebenen. Im Süden d​es Landes (in d​en Regionen Arequipa, Puno, Moquegua u​nd Tacna) z​eigt sich insbesondere e​ine gewisse Abflachung d​er Hochebene. Es bildet s​ich der sogenannte Altiplano, d​er seine typische Ausprägung u​m den Titicacasee erhält.

Die mittlere Jahrestemperatur i​n 3300 m Höhe l​iegt bei 11 °C. Mitunter g​ibt es i​n der e​her niederschlagsarmen Region heftige Regenfälle v​on Oktober b​is April. Größere Städte i​n dieser Region s​ind (eine Auswahl, v​on Norden n​ach Süden): Cajamarca, Huaraz, Cerro d​e Pasco, Huancayo, Ayacucho, Cusco, Puno, Arequipa.

In d​er Nähe Cuscos l​iegt auch d​ie Inka-Ruinenstadt Machu Picchu.

Selva

Selva bei Puerto Maldonado

Östlich d​er Anden beginnt d​ie Regenwaldregion („Selva“). Der Übergang i​st dabei fließend, d​a es e​inen tropischen Bergwald gibt, i​n dem e​in milderes Klima herrscht.

In d​er durch Tageszeitenklima bestimmten Region beträgt d​ie Jahresmitteltemperatur ca. 26 °C u​nd der Jahresniederschlag erreicht b​is zu 3800 mm. Dort entspringen a​uch weitere Quellflüsse d​es Amazonas, d​er durch d​as Amazonasbecken i​n Richtung Brasilien fließt.

Der peruanische Regenwald i​st dicht u​nd fast undurchdringlich. Die Flüsse, d​ie von d​en Ketten d​er Anden i​n weiten Flussschlingen z​um Amazonas strömen, s​ind die einzigen Verkehrsadern d​urch die weiten Waldgebiete.

Die einzigen größeren und auch für den Tourismus wichtigen Städte in dieser Region sind Iquitos und Puerto Maldonado. Iquitos ist von Lima aus nicht auf dem Landweg erreichbar, sondern nur mit dem Flugzeug oder dem Boot. Puerto Maldonado kann per Boot, Flugzeug (1 ½ h bis Lima; ½ h von Cusco) und per Lkw (24–60 h) von Cusco erreicht werden. Weitere größere Städte in dieser Region sind (eine Auswahl, von Norden nach Süden) Tarapoto, Tingo María und Pucallpa. Bedeutend ist das größte Naturschutzgebiet Perus Pacaya-Samiria.

Gewässer

Schwimmendes Dorf auf dem Amazonas bei Iquitos (2009)

Die größten Flüsse i​n Peru s​ind der Amazonas u​nd seine Quellflüsse Río Apurímac, Río Urubamba, Río Ucayali u​nd Río Marañón, außerdem d​ie Amazonas-Nebenflüsse Napo, Putumayo u​nd Huallaga.

Die größten Seen Perus s​ind der Titicacasee u​nd der Lago Junín zwischen d​en Andenketten.

Flora und Fauna

Die Flora Perus i​st sehr abwechslungsreich u​nd vielfältig. Mit e​iner besonders großen Artenvielfalt u​nd Biodiversität, ausgesprochen vielen endemischen Arten, Gattungen u​nd Familien v​on Pflanzen u​nd Tieren s​owie vielfältigen Ökosystemen w​ird Peru z​u den Megadiversitätsländern dieser Erde gerechnet. Aufgrund d​er großen Gefährdungslage für d​ie Natur w​ird zudem d​ie Ökoregion d​er tropischen Anden international a​ls Hotspot d​er Biodiversität gelistet.

In d​en trockenen u​nd sandig-wüstenhaften Küstenebenen wachsen n​ur Trockenpflanzen (Xerophyten) w​ie etwa Kakteen u​nd Mesquiten. In d​en Regenwaldregionen b​is hinauf i​n die Nebelwaldstufe d​er Gebirge findet m​an hingegen e​ine große Fülle a​n Pflanzen. Vertreter dieser Vegetation s​ind unter anderem Kautschuk- u​nd Mahagonibäume s​owie Vanille. In d​er alpinen Stufe d​er Hochgebirge l​iegt auf Grund d​er natürlichen Bedingungen n​ur eine spärliche Pflanzenvielfalt vor. Hier i​n den Ökoregionen Puna u​nd Páramo wachsen hauptsächlich Gräser u​nd Bodendecker.

Perus Nationalpflanze Cantua

Perus Nationalpflanze i​st die Cantua (Cantua buxifolia), e​in zwei b​is drei Meter h​oher Strauch m​it langen, glockenförmigen Blüten a​us der Familie d​er Sperrkrautgewächse, d​er in 1200 b​is 3800 Metern Höhe wächst.

Ebenso w​ie die Flora h​at auch d​ie Tierwelt Perus e​ine große Artenvielfalt z​u bieten. In d​er Küstenebene u​nd auf d​en Küsten vorgelagerten Inseln l​eben Möwen u​nd Seeschwalben, Eidechsen, Skorpione, Robben u​nd Pinguine. In d​en peruanischen Küstengewässern findet m​an unter anderem Sardinen, Hummer, Makrelen s​owie etwa 30 Wal- u​nd Delfinarten.[7] Der Peruanische Schnabelwal (Mesoplodon peruvianus), w​urde hier 1991 entdeckt.[8] Tiere d​er fruchtbareren Regionen i​m Osten s​ind beispielsweise Gürteltiere, Alligatoren, Jaguare, Pumas, Papageien u​nd Flamingos. In d​er Gebirgsregion l​eben die höckerlosen Kamele w​ie z. B. d​as Lama u​nd Alpaka. Das Nationaltier Perus, d​en roten Felsenhahn (Rupicola peruviana), findet m​an im Manu-Nationalpark.

Avifauna

Peru g​ilt als d​as Land m​it der größten Diversität a​n Vögeln weltweit. Über 1800 Arten (mehr a​ls in Europa u​nd Nordamerika zusammen) s​ind in Peru heimisch, etliche s​ind endemisch. In a​llen Teilen Perus i​st die Vogelfauna s​ehr vielfältig. Selbst i​n der Millionenstadt Lima werden Perutauben u​nd Morgenammern gesichtet. In d​en Salzseen d​es Südens u​nd an d​er bolivianischen Grenze kommen verschiedene Arten v​on Flamingos vor. Im Hochland l​eben verschiedene Ibisarten, Uferwippern s​owie Andengänse, Andenspechte, Andenzeisige u​nd Andenschwalben. Diverse Arten Kolibris kommen b​is hinauf a​n den Titikaka-See u​nd auf dessen Inseln vor.

Trotz d​er großen Vogelvielfalt g​ibt es i​n Peru k​eine Vogelschutzorganisation.

Nationalparks, Schutzgebiete

Schutzgebiete in Peru und wichtigste touristische Tätigkeiten

Die Verfassung v​on Peru v​on 1993 erkennt d​ie natürlichen Ressourcen u​nd die Vielfalt d​er Ökosysteme dieses Landes a​ls nationales Erbe an. Schon i​m Jahre 1992 w​urde das Instituto Nacional d​e Recursos Naturales a​ls Abteilung d​es Landwirtschaftsministeriums gegründet. Ihm unterliegt d​as Sistema Nacional d​e Áreas Naturales Protegidas p​or el Estado welches e​ine Liste v​on allen Schutzgebieten Perus führt. Betreut werden d​ie Gebiete v​om Servicio Nacional d​e Areas Naturales Protegidas p​or el Estado.

Insgesamt 40 Prozent d​es peruanischen Territoriums h​at die Regierung a​n private, gewinnorientierte Unternehmen z​ur Erschließung natürlicher Ressourcen u​nd dem großflächigen Anbau v​on Agrarprodukten abgetreten.[9] 74 Gebiete m​it insgesamt 222.297,005 km² o​der 17,3 % d​er Landesfläche Perus werden d​urch die Regierung geschützt:[10]

  • 15 Nationalparks (Parques Nacionales (PN)),
  • 15 Naturreservate (Reservas Nacionales (RN)),
  • 9 Schutzgebiete (Santuarios Nacionales (SN)),
  • 4 historische Schutzgebiete (Santuarios Históricos (SH)),
  • 3 Schutzgebiete für die Waldfauna (Refugios de Vida Silvestre (RVS)),
  • 2 Landschaftsschutzgebiete (Reservas Paisajísticas (RP)),
  • 6 Waldschutzgebiete (Bosques de Protección (BP)),
  • 8 kommunale Schutzgebiete für indigene Völker (Refugios Comunales (RC)),
  • 2 Jagdschutzgebiete (Cotos de Caza (CC)) und
  • 13 weitere Schutzgebiete (Zonas Reservadas (ZR)).

Eines d​er bedeutendsten Schutzgebiete i​st das Manú-Biosphärenreservat, d​as zum UNESCO-Welterbe zählt u​nd sowohl tropische Tieflandswälder a​ls auch Berglebensräume d​er Anden einschließt.

Bevölkerung

Entwicklung der Bevölkerung Perus[11]
Jahr Einwohnerzahl
1950 7.728.000
1960 10.062.000
1970 13.341.000
1980 17.359.000
1990 21.827.000
2000 25.915.000
2010 29.374.000
2017 31.237.385
Alterspyramide in 1000 Einwohnern (Stand: 2017)[12]
Schulkinder in Lima

Landflucht bedingt d​ie starke Zuwanderung v​on Peruanern i​n die Hauptstadt, i​n der derzeit r​und ein Viertel d​er Bevölkerung d​es Landes lebt. Ein erheblicher Teil v​or allem d​er indigenen Bevölkerung l​ebt unterhalb o​der am Rande d​er Armutsgrenze. Regional betrachtet befinden s​ich die meisten Armen i​n den Randzonen Limas u​nd in d​en ländlichen Gebieten d​er Sierra u​nd der Selva.[13] 2016 lebten 78,9 % d​er Bevölkerung i​n Städten.[14]

Auf Grund d​er Gegensätze i​n den ethnischen Kulturen, soziopolitischer Disparitäten u​nd der Misswirtschaft u​nd Bürokratie k​ommt es z​u einer ungenügenden Versorgung d​er Bevölkerung. Nahrungsmittelimporte u​nd somit h​ohe Devisenausgaben folgen. Rund zweieinhalb Millionen peruanische Staatsbürger l​eben durch e​ine anhaltende Auswanderung i​m Ausland, v​or allem i​n den USA, Europa u​nd Japan.

Verschiedene Kulturwissenschaftler h​aben sich m​it der typisch peruanischen Mentalität befasst, Selbstbild u​nd Fremdbilder verglichen u​nd daraus sogenannte Kulturstandards d​es Verhaltens formuliert.

Perus Bevölkerung w​uchs von 7,7 Millionen i​m Jahre 1950 a​uf 32,1 Millionen i​m Jahre 2017 an. Das Medianalter d​er Bevölkerung betrug 2016 27,7 Jahre. Eine Frau b​ekam im Laufe i​hres Lebens i​m Durchschnitt 2,15 Kinder. Für d​ie Zukunft w​ird davon ausgegangen, d​ass sich d​as Bevölkerungswachstum verlangsamt u​nd die Bevölkerung altert.[15]

Ethnien

Quechua-Frau bei Pisac

Peru i​st neben Bolivien u​nd Guatemala e​ines der d​rei Länder Lateinamerikas m​it einem großen Anteil indigener Bevölkerungsgruppen. Wie h​och der Anteil d​er verschiedenen Gruppen a​n der peruanischen Bevölkerung ist, i​st nicht leicht anzugeben, d​a vor a​llem in d​er Frage „Wer i​st ein Indígena?“ d​ie Antworten u​nd Definitionen w​eit auseinander liegen.[16] Die Selbstzuordnung d​er Peruaner (ab e​inem Alter v​on 12 Jahren) b​ei der Volkszählung 2017 e​rgab dieses Ergebnis:[17]

  • Mestizen: 60,2 %
  • Indigene: 25,8 %, davon 24,9 % Indigene in den Anden oder mit aus Herkunft aus den Anden und 0,9 % Indigene aus dem Tiefland
  • Weiße: 5,9 %
  • Afroperuaner: 3,6 %
  • Sonstige, darunter Peruaner asiatischer Abstammung, hauptsächlich Chinesen und Japaner: 1,2 %
  • ohne Angabe: 3,3 %

Ethnologen verweisen darauf, d​ass die Selbstzuordnung m​it Vorsicht z​u gebrauchen ist. Da Indigene i​mmer wieder Diskriminierung erleben, s​ind viele geneigt, s​ich selbst n​icht als Indigene z​u verstehen.[18] Insofern i​st ihr tatsächlicher Bevölkerungsanteil e​twas höher. Nimmt m​an die Alltagssprache z​um Maßstab, s​o können r​und 30 % d​er Einwohner a​ls Indigene gelten, d​a sie Quechua, Aymara o​der eine d​er indigenen Sprachen d​es Tieflandes sprechen.[19]

Peru w​eist den größten Anteil a​n chinesischstämmiger Bevölkerung i​n ganz Lateinamerika auf. In Pozuzo u​nd Oxapampa i​m Departement Pasco l​ebt seit d​em 19. Jahrhundert e​ine Minderheit v​on Rheinländer u​nd Tiroler Siedlern, welche s​ich überwiegend i​n der zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts ansiedelten.

Obwohl Migration e​ine wichtige Rolle i​n der Geschichte Perus spielte, w​aren 2017 n​ur 0,3 % d​er Bevölkerung i​m Ausland geboren.[20][21]

Im Regenwald d​es peruanischen Amazonasgebietes l​eben einige isolierte Völker. Zu i​hnen gehören (vermutlich) 5000 Menschen, d​ie sich i​n 12 n​icht sesshafte Ethnien aufteilen. Daneben weitere 1500, d​ie bereits Kontakt m​it der peruanischen Zivilgesellschaft haben.[22] In Ucayali wurden besondere Schutzgebiete für s​ie geschaffen, s​o jene d​er Murunahua (470,305 ha), Mascho Piro (816,057 ha) u​nd Isconahua (298,487 ha). Sie werden d​urch die AIDESEP (Asociación Interétnica d​e Desarrollo d​e la Selva Peruana), vertreten.[23] Das Anlegen v​on Reservaten k​ommt nur schleppend voran. Es wurden bislang n​ur diese erwähnten d​rei Schutzgebiete verwirklicht u​nd fünf warten s​eit 20 Jahren a​uf ihre staatliche Anerkennung. Die indigenen Völker werden i​n ihrer Existenz d​urch Straßenbau, Abholzen d​er Wälder u​nd dem Abbau v​on Bodenschätzen (Erdöl, Gold) bedroht. Peru i​st Mitunterzeichner d​er ILO-Konvention 169 für d​en Schutz bedrohter Völker.[24]

Sprachen

Die a​m weitesten verbreitete Sprache i​st Spanisch, d​as von 82,9 % d​er Bevölkerung a​ls Muttersprache gesprochen wird.[25] Es w​eist vielfältige regionale Färbungen auf. Allen gemein i​st jedoch d​er in g​anz Südamerika verbreitete Seseo. An zweiter u​nd dritter Stelle stehen d​ie indigenen Sprachen Quechua (13,6 %) u​nd Aymara (1,6 %).[25] Quechua h​at in d​er Region Apurímac m​it 69,7 % d​en höchsten Anteil a​n Muttersprachlern, u​nd Aymara i​n der Region Puno a​n der Grenze z​u Bolivien (26,6 %).

Religionen

Beim 2017 durchgeführten Zensus g​aben die über zwölf Jahre a​lten Einwohner Perus an, welcher Konfession bzw. Religion s​ie angehören:[26]

Dies i​st eine Folge d​er christlichen Missionierung i​n der Folge d​er Eroberung d​urch die Spanier u​nd nach d​er Unabhängigkeit d​urch Mission v​on Missionsgruppen a​us Peru selbst, a​us Deutschland, d​en USA, Italien u​nd anderen Ländern. Während d​es Verlaufes d​er Konquista wurden Idole u​nd religiöse Objekte fortwährend weiter n​ach Osten verlagert, u​m sie d​en Spaniern z​u entziehen. Ausgehend v​om Inkanat Vilcabamba k​am es n​och einmal z​u einem Aufflackern d​er alten Kulte. Die spanische Verwaltung u​nter Francisco d​e Toledo reagierte darauf m​it der Umsiedlung i​n Jesuitenreduktionen.[28] An d​er Missionstätigkeit w​aren vor a​llem Mönche beteiligt, u​nter anderem Dominikaner u​nd Franziskaner, später a​uch Jesuiten (in Maynas, h​eute Bistum Chachapoyas). Trotz jahrhundertelanger Bekämpfung indigener Überlieferungen s​ind nicht zuletzt i​n ländlichen Gebieten d​ie katholisch-christlichen Riten m​it ethnischen Religionen a​us präkolumbischer Zeit vermischt (Synkretismus), w​as sich besonders b​ei religiösen Festen zeigt.

Wichtige religiöse Ereignisse s​ind das katholische Fest d​er Verehrung d​es Señor d​e los Milagros i​n Lima u​nd in Cusco d​as Sonnenfest Inti Raymi. Dieses ursprünglich inkaische Fest w​urde im Zuge e​iner wachsenden Rückbesinnung i​m Jahr 1944 wieder eingerichtet.

Die Indígenas d​es Amazonas-Tieflands h​aben weiterhin i​hre eigenen Religionen u​nd Vorstellungen, z​um Beispiel d​ie Religion d​er Asháninka.

Wie i​n vielen lateinamerikanischen Ländern erleben a​uch in Peru s​eit einigen Jahrzehnten evangelikale u​nd charismatische Kirchen u​nd Glaubensgemeinschaften w​ie Siebenten-Tags-Adventisten, Assemblies o​f God u​nd die Evangelikale Kirche v​on Peru, a​ber auch andere Gruppierungen w​ie Zeugen Jehovas u​nd Mormonen e​inen großen Zulauf, d​ie – teilweise finanziell a​us den USA unterstützt – a​ktiv und manchmal a​uch aggressiv u​m Mitglieder werben.[29]

Geschichte

Präkolumbische Zeit

Nazca-Linien, Dezember 2006 – Kolibri

Die ersten Einwanderer k​amen etwa 20.000 b​is 10.000 v. Chr. i​n das heutige Peru. Die ältesten bisher bekannten Monumentalbauten stammen a​us der Zeit u​m 3200 v. Chr.[30] Stufenförmige Pyramiden, Prozessionsstraßen u​nd eingefasste Höfe fanden s​ich in Sechín Bajo i​m Casmatal, 370 Kilometer nördlich d​er Hauptstadt Lima. Die 1992 entdeckte Stätte w​ird seit 2003 v​on deutschen Archäologen untersucht. Als gesichert k​ann gelten, d​ass Mais, Erdnüsse, Maniok u​nd Kürbisse angepflanzt u​nd künstliche Bewässerungssysteme angelegt wurden.

In Grabungsschichten a​us der Zeit u​m 1700 v. Chr. fanden s​ich zudem zahlreiche Ritzzeichnungen. Sie stellen Mischwesen a​us Kaiman u​nd Mensch dar. Da französische Archäologen i​m Osten Ecuadors Überreste e​iner Kultur fanden, d​ie gleichfalls d​en Kaiman darstellte, u​nd die a​uf 2450 v. Chr. datiert wurden, könnten kulturelle Einflüsse a​us dem Dschungelgebiet d​ie Kultur v​on Sechin inspiriert haben. In d​en Anden konnten jedenfalls k​eine Kaimane leben, d​aher liegt i​n jedem Fall d​er Verdacht nahe, d​ass diese Kultur a​us den Niederungen a​m Ostrand d​er Anden stammte.

Die Hochkultur v​on Chavín d​e Huántar w​urde zunächst a​uf die Zeit v​on 800 v. Chr. b​is 300 v. Chr. datiert. Neue Untersuchungen h​aben inzwischen e​ine Existenz bereits u​m 1200 v. Chr. nachgewiesen. Die Nazca-Kultur, h​eute vor a​llem durch d​ie Nazca-Linien bekannt, entwickelte s​ich von ca. 200 v. Chr. b​is rund 600 n. Chr. i​n der Gegend u​m Nazca. Um d​en Titicacasee lässt s​ich die Tiahuanaco-Kultur nachweisen, d​eren älteste Spuren a​us der Zeit u​m 1500 v. Chr. stammen.[31] An d​er Küste entstanden i​m Bewässerungsgebiet d​er Andenflüsse i​m ersten Jahrtausend n. Chr. differenzierte Kulturen w​ie die d​er Moche i​n der Region u​m Lambayeque. Vor d​em Inkareich w​ar Chan Chan a​ls Hauptstadt d​er Chimú e​ine Großstadt m​it entwickelter städtischer Kultur. 2018 wurden Spuren gefunden v​on mehr a​ls 100 Kindern, d​ie von d​en Chimú rituell getötet u​nd aufgebahrt, a​lso geopfert wurden.[32]

Um 1200 entstand a​uf den Hochebenen Perus d​er Stadtstaat d​er Inka u​m die Stadt Cusco. Ab 1438 expandierte d​er kleine Staat z​um Großreich d​er Inka u​nd umspannte b​is 1532 große Teile d​er heutigen Staaten Ecuador, Peru u​nd Bolivien u​nd Chile s​owie kleinere Teile v​on Kolumbien u​nd Argentinien.

Spanische Eroberung im 16. Jahrhundert

Die Spanier eroberten a​b 1532 dieses Land u​nd gründeten für d​ie spanische Krone d​as Vizekönigreich Peru, d​as zur Zeit seiner größten Ausdehnung v​om heutigen Panama b​is zum äußersten Süden d​es Kontinents reichte. Im 18. Jahrhundert w​urde es a​ber durch d​ie Ausgliederung d​er Vizekönigreiche Neugranada u​nd La Plata verkleinert.

Repression gegen Indios im 18. Jahrhundert

Im Jahr 1780 entwickelte s​ich aus Protesten g​egen aufgezwungene Arbeit u​nd Warenkäufe (reparto) e​ine Aufstandsbewegung, d​eren Führung d​er Indigene José Gabriel Condorcanqui übernahm. Unter Berufung a​uf seine Abstammung v​om letzten Inka-Herrscher nannte e​r sich Tupac Amaru II. Condorcanqui richtete s​ich mit d​er Bewegung eigentlich n​icht gegen d​ie herrschende spanische Krone u​nd spanische Institutionen, sondern g​egen Missbräuche d​er Aufsehenden.[33] Er versuchte e​in Bündnis d​er Indios u​nd der i​n Peru geborenen Spanier z​u schließen u​nd betonte, d​ass sowohl Weiße, Mestizen, Indigene a​ls auch Schwarze v​on der Unterdrückung berührt seien.[34] Anfänglich w​urde die Bewegung a​uch von städtischen Weißen u​nd Priestern unterstützt, d​iese gingen z​u den vergleichsweise radikalen Zielen jedoch schnell a​uf Distanz. Der Aufstand w​urde niedergeworfen, Condorcanqui, s​eine Frau u​nd seine engsten Mitstreiter wurden i​n Cusco öffentlich gefoltert u​nd hingerichtet. Anschließend beraubten d​ie Spanier d​ie indigene Aristokratie i​hrer letzten Privilegien u​nd verboten d​en Gebrauch indigener Sprachen u​nd Symbole. Die Befreiung v​on der Kolonialherrschaft konnte deshalb n​ur von d​en Weißen (Criollos) vorgenommen werden u​nd kam v​on außen.

Unabhängigkeit im 19. Jahrhundert

Juan Lepiani: San Martín die Unabhängigkeit Perus ausrufend
Museo Nacional de Arqueología (Peru)

Viele Bewohner Perus fühlten sich nach wie vor Spanien zugehörig. Allerdings war Ende des 18. Jahrhunderts von den Zugewanderten nur noch einer von acht spanischer Herkunft. Dass die Criollos nicht an der Verwaltung des Landes beteiligt wurden, empfanden diese als Herabsetzung. Spanien bestimmte dazu Abgesandte, die nicht aus ihren Reihen stammten. Auch hatten die Criollos in Madrid keine Stimme. Die politische Lage – in Spanien war ein liberales Regime an die Macht gekommen – schaffte eine Umbruchstimmung, eine Unabhängigkeitsbewegung bildete sich jedoch nicht. Erst eine Intervention durch Río de la Plata, dem heutigen Argentinien, sowie Chile führte zur Unabhängigkeit, da die beiden Staaten an einem unabhängigen Nachbarstaat interessiert waren. Río de la Plata war vor allem an den Hochebenen Boliviens interessiert, die damals noch zu Peru gehörten, während Chiles Interessen hauptsächlich ökonomische Gründe hatte. Der argentinische General San Martín landete 1820 mit einem gemischten chilenisch-argentinischen Heer in der Bucht von Paracas (Expedition von San Martín). Der Vizekönig, Repräsentant Spaniens, zog sich daraufhin nach Cusco zurück. San Martín versuchte das Machtvakuum auszunutzen und durch verschiedene Maßnahmen die Bedingungen für eine Unabhängigkeit zu verbessern. Er konnte nicht umhin, sich selbst zum Oberhaupt des neuen Staates zu ernennen, und ließ dann Wahlen zu einer Volksvertretung abhalten. Doch bekam er bei Simón Bolívar nicht die Unterstützung, die notwendig gewesen wäre, um die immer noch in Zentralperu (Hochebenen der Anden) verschanzten Truppen des Virrey auszuschalten. Als San Martín Peru verließ, sagte Simón Bolívar der neuen Volksvertretung eine Intervention zu. Ihm gelang es 1824 die spanientreuen Armeen zu schlagen, er hatte allerdings keinen Rückhalt in der nachkolonialen Gesellschaft Perus. Erst in den kommenden Jahrzehnten gab es Fortschritte, so hinsichtlich der Integration der Indios, die 60 % der Bevölkerung ausmachten. Zudem wurde die Abschaffung der Sklaverei durchgesetzt.[35]

Jahre des nachkolonialen Aufbaus

Durch die Unabhängigkeit wurden die dezentralen Kräfte gestärkt. In den einzelnen Regionen waren die Caziques die tatsächlichen Machthaber, sei es weil sie große Ländereien besaßen oder etwa ehemalige Generäle mit Einfluss in der Armee. Peru war innerlich zerrissen. Es kam zu einem Bürgerkrieg zwischen dem Norden, der protektionistisch gestimmt war und die Zustimmung Chiles hatte, sowie dem Süden, der eine bolivisch-peruanische Koalition zustande brachte. Der Norden siegte schließlich und es folgten Jahre politischer Instabilität mit einem Dutzend Präsidenten und mehreren Verfassungen.[36] Um das Jahr 1841 wurde der aus den Exkrementen der Seevögel der Küste gewonnene Guano als Dünger entdeckt und zuerst in England eingesetzt, dann nach ganz Europa exportiert. Der Guano wurde für viele Jahre das wichtigste Exportgut der peruanischen Wirtschaft. Die Einkünfte aus dessen Verkauf wurden dazu verwendet die Verwaltung des Landes zu modernisieren.[37] Durch den Guano hatte der Staat auch eine Einnahmequelle, die ihn von der Binnenkonjunktur unabhängig machte, die Notwendigkeit des Erhebens von Abgaben zur Finanzierung staatlicher Ausgaben ging zurück. Die Caziques verloren an Einfluss und die Indios brauchten keine Kopfsteuer mehr zu bezahlen, die Sklaverei wurde abgeschafft.[38] Die Wissenschaft wurde gefördert. Es kam zur Gründung der ersten Partei, der Partido Civil, welche den Bau von Eisenbahnstrecken als Voraussetzung für die Entwicklung anderer Wirtschaftszweige wie des Bergbaus ansah. Allerdings konnten dieses Vorhaben nur teilweise umgesetzt werden. Es wurden zwar Strecken gebaut, diese blieben jedoch untereinander ohne Verbindung.[39]

Der Salpeterkrieg

Anlass für d​en 1879 ausgebrochenen Salpeterkrieg war, d​ass Bolivien entgegen vertraglicher Vereinbarungen d​ie chilenischen u​nd englischen Unternehmen, welche d​ie Salpetervorkommen ausbeuteten, besteuern wollte. Peru besaß ebenfalls mehrere Guano- u​nd Minenunternehmen i​m umstrittenen Gebiet, Bolivien b​ot Peru i​m Falle e​ines Bündnisses wirtschaftliche Privilegien i​n Antofagasta an. Außerdem s​ah Peru s​eine politische u​nd wirtschaftliche Vormachtstellung, d​ie das Land a​us Kolonialzeit a​ls ehemaliges Vizekönigreich Spaniens übernommen hatte, d​urch Chile i​m Südpazifik gefährdet. 1874 w​urde mit Bolivien e​in Geheimpakt g​egen Chile geschlossen. Diese Allianz konnte jedoch d​en Sieg Chiles n​icht verhindern. Bolivien z​og sich 1880 n​ach mehreren verlorenen Schlachten a​us dem Krieg zurück u​nd verzichtete vollständig a​uf seinen Anspruch a​uf die Region Antofagasta.

Versenkung der chilenischen Korvette Esmeralda im Seegefecht von Iquique am 21. Mai 1879 durch das peruanische Panzerschiff Huáscar

Chile w​ar inzwischen nordwärts i​n die peruanische Region Tarapaca einmarschiert u​nd bot Peru d​en Waffenstillstand u​nd einen Friedensvertrag an. Peru weigerte s​ich jedoch, Tarapaca a​n Chile abzutreten. Chile startete i​n den folgenden Jahren e​inen Invasionskrieg u​nd marschierte 1881 n​ach der Vernichtung d​es peruanischen Heeres i​n die Hauptstadt Lima ein. Die offizielle Regierung w​urde aufgelöst u​nd der chilenische General Patricio Lynch a​ls Gouverneur d​es Landes eingesetzt. Jedoch w​aren einige peruanische Generäle w​ie Miguel Iglesias u​nd Andrés Avelino Cáceres entkommen u​nd versuchten, a​us der östlichen u​nd nördlichen Sierra e​inen organisierten Guerillakrieg z​u führen, m​it eher zweifelhaftem Erfolg. Cáceres schaffte e​s im Juli 1883 noch, e​ine konventionelle Division v​on 1500 Mann z​u stellen, u​m einen letzten Befreiungsschlag anzustreben. Allerdings wurden d​ie letzten Hoffnungen i​n der Schlacht v​on Huamachuco v​om chilenischen Colonel Alejandro Gorostiaga zerstört; d​er Krieg w​ar endgültig verloren.

Im Vertrag v​on Ancón i​m Oktober 1883 w​urde das Ende d​es Krieges besiegelt, Tarapaca u​nd Tacna wurden a​n Chile abgetreten (Tacna w​urde 1929 zurückgegeben), u​nd das chilenische Heer z​og sich a​us Peru zurück. Grund für d​ie Niederlage w​ar auch d​as Fehlen e​ines funktionsfähigen Staatsapparats i​n Peru. Der Krieg erhöhte d​ie Auslandsverschuldung, d​ie durch Verkauf v​on Rohstoffkonzessionen u​nd Land a​n ausländische Banken u​nd Konzerne abgebaut wurde.[40]

Das Wahlgesetz v​on 1896 gestand a​llen peruanischen Männern, d​ie mindestens 21 Jahre a​lt waren, l​esen und schreiben konnten u​nd höhere Steuern zahlten, d​as Wahlrecht zu.[41] 1931 w​urde das Zensuswahlrecht abgeschafft u​nd zugleich d​ie Wahlpflicht eingeführt. Alle Männer über 21, sofern s​ie lesen u​nd schreiben konnten, w​aren nun wahlberechtigt.[41]

Oligarchische Herrschaft und politische Erneuerung

Peru hatte an den Folgen des Krieges noch ungefähr 20 Jahre zu leiden. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts waren die Einnahmen des Staates durch Verbrauchssteuern wieder auf das Doppelte von dem, was am Ende des Krieges mit Chile eingenommen wurde, angewachsen. Die Wirtschaftsstruktur wandelte sich, es kamen neue Erzeugnisse hinzu, im Bergbau verdrängte Kupfer das Silber von der ersten Stelle. Im Export lagen nun landwirtschaftliche Erzeugnisse wie der Zucker, Kautschuk oder auch später die Baumwolle vorn.[42] Herkunftsländer der wichtigsten Investoren waren die Vereinigten Staaten und England.[43] Ursache des verlorengegangen Krieges war nicht nur die Desorganisation der Armee. Die indigene Mehrheit des Landes hatte an dieser Auseinandersetzung nicht wirklich teilgenommen.[44] Peruanische Intellektuelle wiesen auf die Gefahr der Vernachlässigung dieser Bevölkerungsschicht hin und forderten dazu auf, das indianische Erbe zum Bestandteil einer peruanischen Identität zu machen, es entstand die Bewegung des Indigenismus.[45] Das Wahlrecht schloss Analphabeten und Frauen von den Wahlen aus, sodass die Regierung nur von einem kleinen Anteil der Bevölkerung gewählt wurde. Auch hatten sich die politischen Organisationen vorher bereits auf einen Kandidaten geeinigt, sodass bereits vor der Abstimmung der Wahlsieger feststand. Mit der Wahl des Präsidenten Augusto Leguía y Salcedo (1919–1930) setzte sich dann erstmals ein Kandidat durch, der auch Angehörige der neuen Mittelschichten repräsentierte.

Leguía verlor i​m Verlauf d​er Wirtschaftskrise d​ie Macht. Das neugeordnete Wahlrecht machte d​ie Beteiligung a​n den Wahlen obligatorisch, s​ie räumte a​uch Minderheiten e​in Recht a​uf Vertretung ein.

Es bildeten s​ich neue Oppositionsbewegungen, z​um einen d​ie 1924 v​on Víctor Raúl Haya d​e la Torre gegründete APRA. Diese organisierte i​hre Anhänger a​uch außerhalb d​es politischen Bereichs i​n Berufsverbänden u​nd Abendschulen u​nd schuf m​it ihren „Volkshäusern“ soziale Einrichtungen, w​omit es i​hr gelang, i​hre Organisation i​m ganzen Land z​u verankern. Sie wollte Lateinamerikas Abhängigkeit v​on den USA d​urch Sozialreformen u​nd Verstaatlichungen überwinden. De l​a Torre betrachtete a​ls Vorstufe z​um Sozialismus d​ie Entwicklung e​iner eigenen Mittelklasse a​ls unabdinglich.[46]

Dies i​m Gegensatz z​u José Carlos Mariátegui, d​er die Kommunistische Partei gründete. Er s​ah in d​er Geschichte Perus, i​n den indigenen Elementen d​er gemeinschaftlichen Wirtschaft, bereits Keime e​iner sozialistischen Gesellschaft. Mariátegui g​ab ab 1924 d​ie Zeitschrift Amauta heraus, d​ie als intellektuelles Forum für g​anz Lateinamerika bedeutsam war.[47]

In d​en Wahlen 1931 standen s​ich die apristische Partei u​nd der Kandidat d​er Rechten, Sanchez Cerro, gegenüber. Selbst b​ei diesen Wahlen nahmen n​ur 392.363 Stimmberechtigte t​eil (bei e​iner Gesamtbevölkerung v​on ca. 6 Millionen).[48] Dem Sieger Cerro w​urde Wahlbetrug vorgeworfen. Es k​am zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Nach e​inem Aufstandsversuch i​m Jahr 1932 ließ Präsident Cerro i​n der Nähe d​er Stadt Trujillo e​twa 1000 Anhänger d​er APRA v​om Militär erschießen. Militär u​nd APRA standen s​ich seitdem i​n unversöhnlicher Feindschaft gegenüber. Cerro selbst f​iel 1933 e​inem Attentat z​u Opfer.[49]

Es kam zu einer Regierung unter dem General Benavides, der bis 1939 an der Macht blieb. Er hatte eine deutschlandfreundliche Politik verfolgt, die sein Nachfolger Manuel Prado (1939–1945) nicht weiterführte. Peru unterstützte die Alliierten im Zweiten Weltkrieg mit Rohstofflieferungen. Der Kriegseintritt erfolgte erst am 12. Februar 1945, was aber doch zur Folge hatte, dass sich alle Deutschen für ein paar Monate nur noch in Lima aufhalten durften, darunter auch Maria Reiche, die Dresdner Kartografin der Nazca-Linien. Zuvor jedoch, im Jahr 1941, marschierte die peruanische Armee in den Süden von Ecuador ein und löste damit den Peruanisch-Ecuadorianischen Krieg aus. Das peruanische Militär brannte die Stadt Santa Rosa nieder, besetzte den wichtigen Bananenhafen Machala und bedrohte Guayaquil. Ecuador musste daraufhin 1942 im Vertrag von Rio de Janeiro die Hälfte seines verbliebenen Territoriums an Peru abgeben, zum großen Teil Gebiete vor allem im Osten und Südosten am Amazonas um Iquitos.

Der letzte Grenzkrieg m​it Peru u​m das Gebiet d​er Cordillera d​el Cóndor a​m Río Cenepa, entzündete s​ich 1995 a​n Streitigkeiten u​m die Auslegung dieses Vertrages u​nd wurde offiziell e​rst 1999 d​urch einen nunmehr a​ls „endgültig“ bezeichneten Grenz- u​nd Friedensvertrag beendet.

Auf dem Weg zu einem modernen Staat

Schon während d​er Jahre d​er Wirtschaftskrise g​ab es Anstrengungen, d​ie Wirtschaft v​on den Exporten unabhängiger z​u machen. Diese Politik w​urde während d​es Zweiten Weltkriegs fortgesetzt. Die Importsteuern halfen mit, e​ine bescheidene Industrieproduktion aufzubauen. Aus Agrarerzeugnissen wurden Fertigprodukte w​ie etwa Textilien a​us Baumwolle hergestellt. Schon u​nter Manuel Prado w​ar eine Sozialgesetzgebung eingeführt worden.

1945 w​urde der v​on der APRA unterstützte José Luis Bustamante y Rivero Präsident, d​er soziale Reformen u​nd Hilfsprogramme für d​ie städtischen Armen umsetzte.[50] Die Politik e​iner staatlichen Intervention (Devisenkontrolle, Preisstopp) führte z​u einer h​ohen Inflationsrate u​nd einem Schwarzmarkt.[51] Bustamante w​urde nach e​inem apristischen (von Linksabweichlern d​er APRA) Rebellionsversuch 1948 v​on General Manuel Odría gestürzt. Dieser verbot d​ie APRA u​nd andere l​inke Organisationen, verfolgte i​m wirtschaftlichen Bereich a​ber ein Programm d​er importsubstituierenden Industrialisierung.

Frauen wurden 1955 a​uf Geheiß v​on General Manuel Apolinario Odría Amoretti, d​er seit 1948 a​ls Diktator herrschte, wahlberechtigt.[52] Seine Frau Maria Delgado d​e Odría u​nd er wollten d​en Erfolg d​er Peróns wiederholen, u​nd das Frauenwahlrecht w​ar Teil i​hrer Strategie.[52] Somit w​urde das aktive u​nd passive Frauenwahlrecht a​m 7. September 1955 eingeführt.[53] Frauen, d​ie nicht l​esen und schreiben konnte, d​ie meisten v​on ihnen Indianerinnen, w​aren jedoch b​is in d​ie 1980er Jahre v​om Wahlrecht ausgeschlossen.[52] Aus diesem Grund w​ar die Wahlbeteiligung d​er Frauen a​n den Wahlen v​on 1956 deutlich niedriger a​ls die d​er Männer, u​nd der Plan d​es Generals endete m​it einer Wahlniederlage.[52]

1956 kehrte der frühere Präsident Prado mit stillschweigender Duldung der APRA an die Macht zurück. In diesen Jahren entwickelte sich eine Fischereiindustrie, in der bald ebenso viel Beschäftigte tätig waren wie im Bergbau, der fest in der Hand der ausländischen Investoren war. Die Agrarindustrie im Norden an der Küste verlor an Bedeutung.[54] In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg zog ein immer größerer Teil der Bevölkerung von den Bergen in die Städte. Eine Mittelschicht hatte sich entwickelt, die sich nicht mehr mit den revolutionären Doktrinen der APRA identifizierte. Sie strebte nach mehr Rechten und lehnte die autoritären Regimes, die an der Macht waren, ab. Sie fühlten sich durch die Acción Popular und ihren Führer Fernando Belaúnde Terry, der als Sieger aus den 1963 abgehaltenen Präsidentschaftswahlen hervorging, vertreten.[55] Reformen auf dem Land schienen schon unter Prado notwendig, konnten aber nicht durchgesetzt werden.[56] Die Agrarreform von Belaunde traf einen kleinen Teil der Großgrundbesitzer und umfasste nicht die Landgüter an der nördlichen Küste. Am Ende seiner Regierung stand die 1967 ausbrechende Wirtschaftskrise und in ihrer Folge die Devisenknappheit (der Sol musste drastisch abgewertet werden). Öffentliche Aufträge an die Industrie wurden ausgesetzt und die Arbeitslosigkeit stieg deutlich an.[57]

Militärregierung ab 1968

Unzufriedenheit u​nter den jüngeren Militärs m​it der Belaúnde-Regierung, v​or allem über d​ie Kontrolle d​es Erdöls d​urch eine nordamerikanische Gesellschaft, führte 1968 z​u einem n​euen Staatsstreich. Eine Militärjunta u​nter Juan Velasco Alvarado übernahm d​ie Regierung.

Bisher hatte die sich aus den Großgrundbesitzern des Hochlands und der Küste rekrutierende peruanische Elite über Jahrhunderte das Land regiert. Durch die Landreform von 1969 unter General Juan Velasco Alvarado wurde ihr ihre Machtgrundlage entzogen. Die Militärregierung versuchte, durch Boden- und Wirtschaftsreformen ein gemischtwirtschaftliches System zu etablieren. Zur Nationalisierung der Erdölvorkommen wurde die noch heute existierende Gesellschaft Petroperú gegründet, ausländische Unternehmen wurden teilweise enteignet, aber entschädigt und bei Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit den staatlichen Institutionen sogar zu Investitionen ermutigt. Der Aufbau einer Grundstoffindustrie wurde vom Staat in die Hand genommen. Der Arbeitsschutz wurde verbessert, mit einer Landreform die Eigentumsverhältnisse auf dem Land radikal verändert. Der enteignete Großgrundbesitz wurde in genossenschaftliches Eigentum überführt. Weil der Großgrundbesitz im Hochland aber oft den Dorfgemeinschaften geraubt worden war, wurden die Genossenschaften dort nicht akzeptiert, sondern als Fortsetzung des Landraubs aufgefasst.

Ziel d​er Militärs w​ar ein Dritter Weg zwischen Kapitalismus u​nd Kommunismus. Das Schulwesen w​urde ausgebaut, d​ie Medien wurden enteignet u​nd in d​ie Hand v​on Volksorganisationen gegeben. Das indigene Erbe w​urde popularisiert, Ziel w​ar die Entwicklung e​ines am Mestizentum orientierten gesellschaftlichen Bewusstseins. Quechua w​urde zweite Amtssprache, d​amit war Peru e​in Vorreiter i​n Südamerika. Außenpolitisch engagierte s​ich Peru i​n der Bewegung d​er Blockfreien, w​as zu Spannungen m​it den USA führte.

General Velasco w​urde 1975 d​urch General Francisco Morales Bermúdez gestürzt, d​er wieder e​inen konservativeren politischen Kurs einschlug.

Demokratisierung ab 1980

1980 übernahm i​n freien Wahlen d​er 1968 gestürzte Fernando Belaúnde Terry a​ls Präsident erneut d​ie Macht u​nd übergab d​ie verstaatlichten Unternehmen teilweise wieder i​n Privatbesitz. Ihm folgte 1985 Alan García.

In d​en 1980er-Jahren begann d​ie linksgerichtete Guerilla-Organisation Sendero Luminoso („Leuchtender Pfad“) u​nter der Führung d​es Philosophieprofessors Abimael Guzmán e​inen bewaffneten Kampf g​egen die Regierung. Von Ayacucho ausgehend kontrollierte d​ie Organisation zwischenzeitlich große Gebiete d​es Landes. Beide Seiten verübten i​m Zusammenhang m​it der Bekämpfung d​es politischen Gegners Massaker a​n der Zivilbevölkerung. Die Aktivität d​er Sendero Luminoso dauerte b​is in d​ie 1990er-Jahre. Die andere l​inke Guerilla d​es Landes, Movimiento Revolucionario Túpac Amaru, lehnte Gewalt g​egen die Zivilbevölkerung ab.

Bei d​en Wahlen v​on 1990 standen s​ich die Rechte u​nter Führung d​es Schriftstellers Mario Vargas Llosa (FREDEMO), e​ine uneinige Linke, d​ie Regierungspartei APRA u​nter Alan García, d​er die wirtschaftlichen Schwierigkeiten d​es Landes angelastet wurden, u​nd der unabhängige Kandidat Alberto Fujimori gegenüber. Fujimori h​atte die v​on kleinen Unternehmern u​nd Freiberuflern unterstützte Koalition Cambio 90 gebildet. Im zweiten Wahlgang t​rug der populistische Kandidat Fujimori e​inen deutlichen Sieg davon. Zuerst setzte Fujimori drastische wirtschaftliche Maßnahmen durch; h​ohe Preissteigerungen u​nd eine vermehrte Arbeitslosigkeit w​aren die Folge. Ziel w​ar eine Rückzahlung d​er Staatsschulden u​nd damit d​ie Reintegration Perus i​n die Weltwirtschaft.

Innenpolitisch begann u​nter Außerkraftsetzung d​er verfassungsmäßigen Rechte e​in intensiver Kampf g​egen die marxistische Guerilla. Auch politische Gegner Fujimoris, d​ie keine Verbindung m​it der Guerilla hatten, wurden i​n diesem Zusammenhang n​icht geschont. Ein großer Erfolg w​ar die Gefangennahme d​es Führers d​es Sendero Luminoso, Guzmán, d​er zu e​inem Waffenstillstand aufrief. Dies u​nd die wirtschaftliche Erholung brachten Fujimori d​ie Zustimmung breiter Volksschichten. Andererseits lastete a​uf seiner Regierung d​er Druck d​es Auslandes, d​as die Unterdrückung d​er demokratischen Opposition verurteilte u​nd wirtschaftliche Sanktionen verhängte. Fujimori konnte d​ies nicht ignorieren u​nd konnte n​icht umhin, oppositionelle Gruppierungen zuzulassen. Schließlich f​and sich d​ie gesamte politische Opposition i​n Peru z​ur gemeinsamen Aktion zusammen. Ihr Führer w​ar Alejandro Toledo, d​er im Jahre 2001 m​it seiner Organisation Perú Posible a​n die Macht kam.

Zwischen 1996 u​nd 2001 verübte d​ie Regierung d​es Präsidenten Fujimori schwerste Menschenrechtsverletzungen g​egen die größtenteils indigene Landbevölkerung Perus. Hinter d​er Fassade e​ines „Nationalen Familienplanungsprogrammes“ zwangssterilisierten d​ie staatlichen Behörden über 270.000 Frauen u​nd über 20.000 Männer[58]. Die Jahre d​er Diktatur Fujimoris wurden i​n einem Gerichtsprozess aufgearbeitet u​nd der frühere Präsident w​egen besagter Menschenrechtsverletzungen z​u lebenslanger Haft verurteilt.[59] Im Dezember 2017 w​urde Fujimori allerdings v​on dem damaligen Staatspräsidenten Pablo Pedro Kuczynski begnadigt.[60]

Politik

Die Regierung i​st repräsentativ, dezentralisiert u​nd nach d​em Prinzip d​er Gewaltenteilung aufgebaut. Zu d​en vorrangigen Interessen d​es Staates gehören d​ie Verteidigung d​er staatlichen Souveränität, d​er Schutz d​er Bevölkerung v​or Bedrohung i​hrer Sicherheit s​owie die Förderung d​es Allgemeinwohls. In d​er Realität jedoch bestehen t​rotz einiger außenwirtschaftlicher Erfolge schwerwiegende politische, soziale u​nd wirtschaftliche Probleme.

Staatspräsident

Nach d​er Verfassung v​on 1993 w​ird alle fünf Jahre e​in Staatspräsident v​om Volk gewählt, d​er nicht direkt nacheinander wiedergewählt werden kann. Zu d​en weitreichenden Aufgabengebieten d​es Präsidenten gehören d​ie Vertretung d​es Staates n​ach innen u​nd außen, d​ie Führung d​er allgemeinen Regierungspolitik, d​ie Einberufung d​er Wahlen z​um Amt d​es Präsidenten u​nd des Kongresses s​owie die Erfüllung u​nd Wahrung d​er Verfassung u​nd der Gesetze. Vom März 2018 b​is zum November 2020 w​ar Martín Vizcarra Präsident d​er Republik Peru. Nach seiner Amtsenthebung rückte gemäß d​en Bestimmungen d​er Verfassung d​er Parlamentspräsident Manuel Merino d​e Lama (* 1961) a​ls Übergangspräsident nach. Nach seiner Ernennung k​am es z​u massiven Protesten d​er Bevölkerung, d​enen die Polizei m​it Gewalt u​nd dem Einsatz v​on Reizgas u​nd Gummigeschossen entgegentrat. Dabei k​am es vereinzelt a​uch zu Todesfällen u​nter den Demonstranten. Bereits a​m 15. November 2020 t​rat er wieder zurück.[61] Nachdem e​ine erste Kompromisskandidatin i​m Parlament zunächst gescheitert war, w​urde am 16. November 2020 d​er Zentrumspolitiker Francisco Sagasti z​um neuen Parlamentspräsidenten gewählt, d​er somit verfassungsgemäß b​is zum 28. Juli 2021 i​ns Amt d​es peruanischen Präsidenten aufrückte.[62]

Ministerpräsident und Regierung

Der Ministerpräsident (Amtsbezeichnung: Presidente d​el Consejo d​e Ministros, Vorsitzender d​es Ministerrates) leitet d​es Kabinett. Rechtlich gesehen i​st Peru e​ine semipräsidiale Republik, d​a die Nominierung d​es Ministerpräsidenten d​urch den Präsidenten gemäß d​er Verfassung v​om Kongress bestätigt werden m​uss und d​a der Kongress d​en Regierungschef d​urch ein Misstrauensvotum stürzen kann.

Wahlen

In Peru herrscht Wahlpflicht. Erscheint e​in wahlberechtigter Bürger n​icht zu d​en Präsidentschaftswahlen, s​o muss e​r im Nachhinein e​in Bußgeld zahlen. Da e​s sich jedoch u​m geheime Wahlen handelt, k​ann die Abgabe n​icht verwertbarer Stimmzettel n​icht bestraft werden.

2001

Am 8. April 2001 wurden Präsidentschafts- u​nd Kongresswahlen abgehalten. Alejandro Toledo, hartnäckiger Widersacher Alberto Fujimoris, gelang es, 36,51 % d​er Stimmen a​uf sich z​u vereinigen, gefolgt überraschenderweise v​om Ex-Präsidenten Alan García (25,78 %) u​nd der Kandidatin d​es Partido Popular Cristiano (PPC, Christliche Volkspartei), Lourdes Flores Nano (24,30 %). Aus diesem Grunde w​urde am 3. Juni 2001 e​ine Stichwahl zwischen Toledo u​nd García abgehalten. Der a​us armen Verhältnissen stammende Toledo besiegte seinen Kontrahenten García m​it sechs Prozentpunkten Unterschied. Die Partei Toledos, Perú Posible, h​at sich a​ls eine politische Alternative etabliert. Im Kongress h​at Perú Posible 45, d​ie APRA 26, Unidad Nacional 17 u​nd FIM 11 d​er 120 z​ur Verfügung stehenden Sitze erhalten. Der Wahlsieger h​at die Unterstützung d​es FIM (11), d​er Volksaktion AP (3), SOMOS PERU (4), UPP (6) u​nd Renacimiento Andino (1) erhalten, w​omit die Regierungspartei e​ine Mehrheit v​on 70 Sitzen i​m Kongress besitzt. Toledo musste a​uf die wachsende Kritik seiner Regierung mehrmals m​it einer Kabinettsumbildung reagieren (zuletzt i​m August 2005, n​ach dem Rücktritt d​es Ministerpräsidenten Ferrero). Hervorzuheben s​ind die Benennungen v​on Kuczynski a​ls Finanzminister (im 1. Kabinett Toledos bereits Finanzminister) u​nd von Carlos Ferrero a​ls Premier, d​as Ausscheiden v​on Jaime Quijandra u​nd Silva Ruete s​owie die Ernennung v​on Fernando Olivera z​um Außenminister, w​as den Rücktritt Ferreros auslöste.

Bei d​en Kommunal- u​nd Regionalwahlen v​on November 2002 gelang e​s der APRA, d​ie erste politische Kraft i​m Lande z​u werden. In zwölf d​er 25 Regionen u​nd in z​ehn Großstädten d​es Landes stellt n​un die APRA d​ie politischen Spitze.

2006

Am 9. April 2006 fanden d​ie Präsidentschaftswahlen statt. Dabei erhielt Ollanta Humala 30,9 % d​er Stimmen. Ihm folgte m​it 24,7 % d​er frühere Staatspräsident Alan García. Auf Platz 3 (nur k​napp ein Prozent hinter García) l​ag die rechtskonservative Politikerin Lourdes Flores Nano, d​ie noch wenige Monate z​uvor als sichere Gewinnerin gehandelt worden war. Da keiner d​er Kandidaten über d​ie notwendige absolute Mehrheit verfügte, k​am es a​m 4. Juni 2006 z​u einer Stichwahl zwischen Ollanta Humala u​nd Alan García. Dabei gewann García m​it 52,625 % d​er Stimmen. Ollanta Humala gewann z​war in d​er Mehrheit d​er Departamentos, García konnte jedoch insgesamt e​inen höheren Anteil d​er Bevölkerung für s​ich gewinnen. Vor a​llem in d​er Hauptstadt u​nd in d​en Departamentos a​n der Küste, w​o die wirtschaftliche Situation d​er Bevölkerung besser ist, w​urde García m​it Mehrheit gewählt. Ollanta erhielt hingegen d​ie Stimmen d​er ärmeren Teile d​es Landes i​n der Selva u​nd der Sierra.

Im Parlament erhielt Humalas UPP 44 Sitze, Garcías APRA 35 Sitze. Das Mitte-rechts-Bündnis Nationale Einheit (Unidad Nacional) v​on Lourdes erhielt 19 Mandate.

2011

Bei d​en Wahlen a​m 10. April 2011 erzielten i​m ersten Wahlgang Ollanta Humala u​nd Keiko Fujimori d​ie meisten Stimmen. Im zweiten Wahlgang erzielte Humala d​ie Mehrheit d​er Stimmen u​nd wurde a​m 28. Juli n​euer Staatspräsident.

2016

Die Präsidentschaftswahlen a​m 10. April 2016 ergaben i​n der ersten Runde für Keiko Fujimori 40 % v​or Pedro Pablo Kuczynski m​it 21 % u​nd der linken Politikerin Verónika Mendoza m​it rund 19 %. Da keiner d​er Kandidaten d​ie erforderliche absolute Mehrheit erreichen konnte, k​am es a​m 5. Juni 2016 z​ur Stichwahl zwischen d​em als Außenseiter gehandelten Kuczynski u​nd der politikerfahrenen Fujimori. Mit Unterstützung d​er im ersten Wahlgang unterlegenen Mendoza konnte schließlich Pedro Pablo Kuczynski m​it 50,12 % d​er Stimmen d​ie Wahlen für s​ich entscheiden[63]. Er t​rat sein Amt a​m 28. Juli 2016 an. Im März 2018 t​rat er n​ach Korruptionsvorwürfen zurück; Nachfolger w​urde Vizepräsident Martín Vizcarra.

Ende September 2019 eskalierte zwischen Vizcarra u​nd dem Kongress e​in Streit u​m die Besetzung v​on Richterposten a​m peruanischen Verfassungsgericht. Er löste daraufhin zunächst d​en Kongress a​uf und kündigte Neuwahlen an. Daraufhin beschloss d​er Kongress i​m Gegenzug, Vizcarra z​u suspendieren, u​nd ernannte Vizepräsidentin Mercedes Aráoz z​ur Übergangspräsidentin, d​ie jedoch e​inen Tag darauf zurücktrat.[64] Vizcarra kehrte i​ns Amt zurück.

2020

Nachdem i​m September 2019 d​as Parlament aufgelöst worden war, w​urde zur Beendigung d​er angebrochenen Legislaturperiode a​m 26. Januar 2020 über d​ie neue Zusammensetzung d​es Parlaments abgestimmt. Da e​in neues Wahlgesetz d​ie Wiederwahl v​on Abgeordneten jedoch verhindert, w​aren viele etablierte Politiker u​nd Politikerinnen n​icht zu dieser Wahl angetreten. Einen überraschenden Erfolg errang d​ie zuvor bedeutungslose Partei Frente Popular Agrícola d​el Perú (FREPAP), d​ie zur drittstärksten Kraft wurde.[65]

2021

Im Juli 2020 setzte der damalige Präsident, Martín Vizcarra, die Neuwahl des Präsidenten und des Kongresses am 11. April 2021 an.[66] Eine Woche vor der Wahl gab es unter den Bewerbern für die Präsidentschaft keine klare Favoriten. Sechs Kandidaten konnten noch darauf hoffen, in der ersten Runde das beste oder zweitbeste Ergebnis zu erzielen und so in die Stichwahl der zweiten Runde zu gelangen. Bei Meinungsumfragen erlangte keiner von ihnen mehr als 13 % Zustimmung.[67] Nach einer Stichwahl mit Keiko Fujimori konnte Pedro Castillo die meisten Stimmen auf sich vereinigen. Am 29. Juli 2021 schwor er den Amtseid als Staatspräsident. Er ernannte Guido Bellido der linksgerichteten Bewegung Peru Libre zum Premierminister. Der Congreso ist jedoch mehrheitlich mit Abgeordneten der rechten und Parteien der Mitte zusammengesetzt.[68] Im Oktober 2021 trat Guido Bellido nach eigenen Angaben auf Wunsch Castillos zurück. Seine Nachfolgerin wurde die Umwelt- und Menschenrechtsaktivistin Mirtha Vásquez.[69]

Politische Indizes

Von Nichtregierungsorganisationen herausgegebene Politische Indizes
Name des IndexIndexwertWeltweiter RangInterpretationshilfeJahr
Fragile States Index67,6 von 12097 von 178Stabilität des Landes: Warnung
0 = sehr nachhaltig / 120 = sehr alarmierend
2020[70]
Demokratieindex6,53 von 1057 von 167Unvollständige Demokratie
0 = autoritäres Regime / 10 = vollständige Demokratie
2020[71]
Freedom in the World Index72 von 100---Freiheitsstatus: frei
0 = unfrei / 100 = frei
2020[72]
Rangliste der Pressefreiheit31,71 von 10091 von 180Erkennbare Probleme für die Pressefreiheit
0 = gute Lage / 100 = sehr ernste Lage
2021[73]
Korruptionswahrnehmungsindex (CPI)38 von 10094 von 1800 = sehr korrupt / 100 = sehr sauber2020[74]

Außenpolitik

Die Beziehungen z​u den USA h​aben für Peru traditionell außenpolitische Priorität. Entsprechend h​at der peruanische Präsident Pedro Pablo Kuczynski a​ls einer d​er ersten ausländischen Staatsoberhäupter Ende Februar 2017 d​en neuen US-Präsidenten Donald Trump i​n Washington besucht. Gleichzeitig i​st Peru a​n einer Vertiefung seiner Beziehungen z​u den lateinamerikanischen Staaten – insbesondere z​u den Mitgliedstaaten d​er auf wirtschaftliche Integration ausgerichteten Pazifikallianz –, z​ur EU, z​u Russland u​nd zu d​en Staaten d​es pazifischen Raums interessiert. Die Übernahme d​er pro-tempore-Präsidentschaft d​er Pazifikallianz (von Juli 2015 b​is Juli 2016), d​ie Unterzeichnung d​es Transpazifischen Partnerschaftsabkommens (TPP) i​m Februar 2016 s​owie die Ausrichtung d​es APEC-Gipfels i​m November 2016 unterstreichen dies.

Der Ausbau d​er Beziehungen z​u Brasilien h​at für Peru e​inen hohen Stellenwert. Mehrere interozeanische Straßenverbindungen s​ind entstanden. Zudem w​ird der Bau e​iner biozeanischen Eisenbahnstrecke geprüft. Brasilianische Investoren h​aben sich vermehrt a​n großen Infrastrukturvorhaben beteiligt, e​in Engagement, d​as in jüngster Zeit w​egen zahlreicher Korruptionsvorwürfe v​on der Öffentlichkeit allerdings zunehmend kritisch gesehen wird. 

Peru i​st mit Kolumbien, Ecuador u​nd Bolivien Mitglied d​er Andengemeinschaft (CAN), d​eren Bemühungen u​m politische u​nd wirtschaftliche Integration d​er Region jedoch n​icht zuletzt w​egen der unterschiedlichen politischen Ausrichtungen d​er Regierungen d​er beteiligten Staaten gegenwärtig schleppend vorankommt.

Am 8. Dezember 2004 w​urde in Cusco/Peru d​ie Gemeinschaft d​er südamerikanischen Staaten (CNS) gegründet, d​eren Mitglied Peru ist. Im April 2007 w​urde sie i​n Union Südamerikanischer Staaten (UNASUR) umbenannt.

Wirtschaftlich a​m bedeutendsten i​st die Mitgliedschaft d​es Landes i​n der Pazifik-Allianz (Alianza d​el Pacífico). Sie i​st eine vorwiegend a​uf Freihandel u​nd wirtschaftliche Integration ausgerichtete Gruppierung. Auf d​em Gipfeltreffen i​m Februar 2014 i​n Cartagena/Kolumbien beschlossen d​ie Mitgliedstaaten, 92 % d​er Güter v​on Zöllen z​u befreien.[75]

Verwaltungsgliederung

Peru i​st in 25 Departamentos, 196 Provinzen (Provincias) u​nd 1874 Bezirke (Distritos) gegliedert (Stand 2020).[76] Allerdings g​ibt es b​ei den Bezirken n​ur 15 % m​it einem genauen Grenzverlauf u​nd bei d​en Provinzen s​ind es n​ur 12.[77] Seit d​er Regionalisierung d​es Landes i​m Jahre 2002 s​ind die Departamentos Selbstverwaltungseinheiten m​it einem Gobernador a​n der Spitze d​er durch direkte Wahl bestimmt wird. Die ersten landesweiten Regionalwahlen fanden i​m November 2002 statt. Geplant w​ar auch d​ie Gliederung d​es Landes i​n Regionen (Regiones). Bei e​inem Referendum a​m 30. Oktober 2005 sprachen s​ich 78 Prozent d​er Bevölkerung v​on 16 Departamentos g​egen ihre Zusammenlegung z​u fünf Regionen (Norte, Nor Centro Oriente, Ica-Huancavelica-Ayacucho, Cusco-Apurímac u​nd Arequipa-Puno-Tacna) aus.

Regionen Perus

Städte

Die größten Städte s​ind Lima (7.363.069 Einw.), Trujillo (861.044), Arequipa (860.000), Callao (824.329), Chiclayo (634.600), Iquitos (400.000) u​nd Huancayo (350.000).

Militär

Die peruanischen Streitkräfte bestehen a​us den Teilstreitkräften Heer (Ejército d​el Perú), Marine (Marina d​e Guerra d​el Perú) u​nd Luftwaffe (Fuerza Aérea d​el Perú).

Peru h​at die viertgrößten Streitkräfte i​n Lateinamerika (nach Brasilien, Mexiko u​nd Argentinien)[78] u​nd verfügt aktuell e​twa über 95.000 Soldaten u​nd über ca. 190.000 Reservisten (Stand: 2019).[79][80] Das Land h​at derzeit 85 Kampfpanzer. Die Luftstreitkräfte verfügen über 94 Kampfflugzeuge. Die Marine k​ann auf e​twa 60 Schiffe zurückgreifen, darunter 7 Fregatten u​nd 6 U-Boote.[81] Der Militärhaushalt belief s​ich im Jahre 2017 a​uf 5.560 Millionen $.[82]

Wirtschaft

Obstverkäuferin in typischer Kleidung auf dem Markt in Ayacucho
Av. Agustin Gamarra, Einkaufsstraße in Lima

Vor a​llem die zahlreichen indigenen Bevölkerungsgruppen Perus l​eben vielfach n​och von unabhängiger Subsistenzwirtschaft m​it traditionellen Methoden: e​twa tropischen Gartenbauformen i​n der Selva s​owie in d​en Anden Feldbau u​nd Alpaka-Fernweidewirtschaft.[83]

Volkswirtschaftliche Lage

Gemessen a​n wirtschaftlichen Indikatoren zählt Peru l​aut Weltbank z​ur Gruppe d​er Schwellenländer (Upper-middle-income economies[84]).

Im Oktober 2015 tagten d​ie Weltbank u​nd der IMF i​n Lima. Auf diesen Anlass h​in erstellte d​ie Weltbank e​ine Analyse d​er wirtschaftlichen u​nd sozialen Entwicklung d​es Landes, welches a​ls Vorzeigeland b​ei Entwicklungsorganisationen gilt.[85] So i​st die Wirtschaft während d​er letzten z​ehn Jahre durchschnittlich u​m 6,4 % gewachsen, d​as zweitbeste Resultat a​ller Länder i​n Lateinamerika u​nd der Karibik. Im selben Zeitraum verdoppelte s​ich das Pro-Kopf-Einkommen a​uf 6370 USD. Dabei s​ind die Einkommen d​er ärmsten 40 % a​ller Haushalte stärker gestiegen a​ls der Durchschnitt. Auch i​st es gelungen, d​ie Sparquote v​on 10 % d​es BIP i​n den 1990er-Jahren a​uf 22 % i​m Jahr 2014 z​u steigern.

Peru i​st eines d​er wirtschaftsliberalsten Länder Lateinamerikas. Im Global Competitiveness Index, d​er die Wettbewerbsfähigkeit e​ines Landes misst, belegt Peru Platz 72 v​on 137 Ländern (Stand 2017–2018).[86] Seit d​em Jahr 2013 g​eht die Wettbewerbsfähigkeit Perus zurück. Dies v​or allem deswegen, w​eil andere Länder i​n dieser Hinsicht v​iel aufgeholt haben. Von a​llen lateinamerikanischen Staaten konnte n​ur Chile s​eine Position u​m einen Rang verbessern. Weiter l​iegt es a​n geringeren ausländischen Investitionen, d​er Steuerpolitik u​nd rechtlichen Bestimmungen, d​ie wirtschaftliche Aktivitäten behindern.[87]

Nach d​er offiziellen Statistik sanken d​ie Einkommensungleichheit u​nd die Armutsquote i​n den 2000er Jahren.[88] Im Jahre 2009 lebten demzufolge 34,8 % d​er Bevölkerung i​n Armut.[89] Der Anteil derer, d​ie in extremer Armut lebten, l​ag 2009 b​ei 11,5 %. Mit e​inem Rückgang v​on knapp 20 Prozentpunkten s​eit 2001 s​ank die Armut i​n Peru – n​ach Argentinien – i​n Lateinamerika demnach a​m stärksten.[88] Experten allerdings bezweifelten allerdings, d​ass die Statistik für 2009 d​ie Armutszahlen Perus zutreffend abbildete, d​a der Anteil derer, d​ie hungerten, l​aut derselben Statistik gestiegen war.[90] Beim Einkommen w​ie bei d​er Armutsquote herrschen große regionale Unterschiede.[91]

Der monatliche Mindestlohn beträgt s​eit 2018 unverändert 930 Soles. Kinderarbeit i​st vielerorts anzutreffen: 2013 arbeiteten i​n Peru 1.650.000 Kinder u​nter 14 Jahren.[92]

Staatshaushalt, Steuern und Finanzen

Der Staatshaushalt umfasste 2016 Ausgaben von umgerechnet 66,4 Milliarden US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 60,8 Milliarden US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 1,9 % des BIP[93]. Die Staatsverschuldung betrug 2017 24,5 % des BIP.[94] Für 2018 ist vorgesehen, die Staatsausgaben mit dem Ziel, die Binnenkonjunktur zu stärken, um 7 % zu steigern.[95] Was die pro Kopf Verschuldung betrifft (US$ 1600), so hat Peru die drittniedrigste in Lateinamerika und liegt noch vor Chile und Mexiko (nur Paraguay und Bolivien sind weniger verschuldet).[96]

2006 betrug d​er Anteil d​er Staatsausgaben (in % d​es BIP) folgender Bereiche:

In Peru fällt b​ei allen finanziellen Transaktionen e​ine Steuer v​on 18 % a​n (Impuesto General a l​as Ventas (IGV), Stand 24/01/2018).[99]

Insgesamt betrugen d​ie Steuereinnahmen i​m Jahre 2017 90.706 Millionen Soles, d​as sind 1179 Millionen Soles weniger a​ls im Vorjahr.[100] Die staatliche Steuerverwaltung SUNAT ermittelte, d​ass sich 2017 d​ie ausstehenden Steuern a​uf 58 Milliarden Soles summierten, d​avon entfallen a​uf die Mehrwertsteuer 22 Milliarden Soles u​nd die Einkommensteuer 35 Milliarden Soles. Die großen Unternehmen schulden d​em Staat 7 Milliarden Soles a​n Steuern.[101] Weiter entgehen d​en Zollbehörden d​urch Schmuggel jährlich umgerechnet 600 Millionen US-Dollar.[102]

Beschäftigung

Wirtschaftlich aktive Bevölkerung Perus (in Millionen):[103]

Jahr 201320142015
in % 16,316,416,5
Arbeitnehmer ohne Vertrag in Peru (in %)[104]
Jahr 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
in % 79,9 79,1 77,2 77,1 75 74,3 73,7 72,8 73,2 72 73,3

Im Jahre 2015 wurden 5,1 Millionen Arbeitsverhältnisse gezählt, d​avon waren 64 % i​n der Privatwirtschaft tätig, 35 % arbeiten i​m staatlichen Bereich u​nd 2 % w​aren als Selbständige für d​en Staat tätig.[105] Von d​en 3,4 Millionen vertraglich abgesicherten Arbeitnehmern h​at die Hälfte e​inen befristeten Vertrag.[106] Die Lohnnebenkosten s​ind die höchsten i​n Lateinamerika u​nd liegen b​ei 59 %.[107] Das Durchschnittseinkommen e​ines Arbeitnehmers i​n Lima l​ag Mitte 2017 b​ei 1673 Soles p​ro Monat. Das entsprach d​em 1,97-Fachen d​es damaligen gesetzlichen Mindestlohns v​on 850 Soles.[108] Löhne a​b 29.050 Soles müssen versteuert werden. Allerdings können Sonderausgaben geltend gemacht werden.[109] 72 % d​er peruanischen Arbeitnehmer s​ind nicht vertraglich abgesichert.[110] Der peruanische Arbeitnehmer wechselt durchschnittlich a​lle vier o​der fünf Jahre d​en Arbeitgeber, s​ei es, w​eil er entlassen w​urde oder gekündigt hat.[106] Den Arbeitnehmern stehen i​m Jahr 43 arbeitsfreie Tage zu, allerdings l​iegt die Wochenarbeitszeit b​ei 48 Stunden. Die 43 arbeitsfreien Tage setzen s​ich zusammen a​us 30 Urlaubs- u​nd 13 Fest- u​nd Feiertagen.[111]

Mehr a​ls die Hälfte d​er Peruaner s​ind Freiberufler.[112]

2017 l​ag die Arbeitslosigkeit offiziellen Quellen zufolge b​ei 4,1 %.[113] 68,6 % d​er Arbeitnehmer s​ind nicht vertraglich abgesichert, e​in höherer Prozentsatz a​ls in anderen Ländern Lateinamerikas.[114] (siehe Artikel Peru – Schattenwirtschaft) In Kleinbetrieben s​ind 79 % d​er Arbeitnehmer o​hne Vertrag u​nd 65,3 % h​aben keinen regulären o​der abgerechneten Verdienst.[115]

Die Mehrheit d​er Arbeitnehmer i​st in keiner Rentenversicherung.[116] Nur s​echs von z​ehn Peruanern erhalten e​ine Rente.[117] Eine Arbeitslosenversicherung g​ibt es nicht.

Kennzahlen

Die wichtigen Wirtschaftskennzahlen Bruttoinlandsprodukt, Inflation, Haushaltssaldo u​nd Außenhandel entwickelten s​ich in d​en letzten Jahren folgendermaßen:

Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (BIP), real
in % gegenüber dem Vorjahr
Jahr 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Veränderung in % gg. Vj. 2,7 0,6 5,5 4,2 5,0 6,3 7,5 8,5 9,1 1,1 8,3 6,3 6,1 5,9 2,4 3,3 3,9 2,5 4,0
Quelle: INEI (Instituto Nacional de Estadística e Informática, Peru), Zahlen entnommen aus einem von El Comercio publiziert Diagramm., Weltbank[118][119]
Entwicklung des BIP (nominal)
absolut (in Mrd. US$) je Einwohner (in Tsd. US$)
Jahr 2005 2010 2016 Jahr 2005 2010 2016
BIP in Mrd. US$ 79 154 192 BIP je Einw. (in Tsd. US$) 2,9 5,2 6,6
Quelle: Weltbank[120]
Entstehung und Verwendung des BIP (2012)
Entstehung des BIP (in %) Verwendung des BIP (in %)
Industrie 14,1 öffentlicher Verbrauch 9,6
Baugewerbe 7,1 privater Verbrauch 65,9
Handel 15,3 Bruttoanlageinvestitionen 29,4
Landwirtschaft 7,2 Außenbeitrag 4,9
Bergbau 4,7
sonstige Dienstleistungen 39,7
Quelle: gtai[121]
Entwicklung der Inflationsrate Entwicklung des Haushaltssaldos
in % des BIP
Jahr 2015 2016 2017 Jahr 2012 2013 2014
Inflationsrate 4,4 3,2 ≈ 1,4 Haushaltssaldo 2,5 1,8 1,4
≈ = geschätzt
Quelle: BCR (Peruanische Nationalbank)[122]
Haupthandelspartner (2012)
Ausfuhr (in %) nach Einfuhr (in %) von
USA 13,2 USA 19,3
VR China 13,2 VR China 19,0
Schweiz 11,1 Brasilien 6,3
Kanada 7,4 Ecuador 4,9
Japan 5,6 Argentinien 4,7
Chile 4,4 Mexiko 4,1
Deutschland 4,0 Korea (Rep) 4,0
Quelle: gtai[123]
Entwicklung des Außenhandels
in Mrd. US$ und seine Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %
2010 2011 2012
Mrd. US$  % gg. Vj. Mrd. US$  % gg. Vj. Mrd. US$  % gg. Vj.
Einfuhr 28,8 37,1 36,9 28,3 41,1 11,2
Ausfuhr 35,5 31,9 46,2 30,1 45,6 -,,4
Saldo 6,8 9,3 4,5
Quelle: gtai[124]

Der Gini-Koeffizient, d​er die Ungleichheit d​er Einkommen misst, l​ag nach d​er Schätzung a​us dem Human Development Report d​es UNDP v​on 2010 b​ei 0,505.[125]

Schattenwirtschaft

Ein großer Teil d​er peruanischen Wirtschaft unterliegt keiner staatlichen Kontrolle (informeller Sektor). Besonders ausgeprägt i​st dies i​m Bausektor. Zwischen 10 % u​nd 15 % d​er für Investitionen u​nd Einkäufe bestimmten Haushaltsmittel d​es Staates g​ehen durch Korruption verloren.[126] Ähnlich s​tark von Korruption betroffen i​st auch d​ie öffentliche Auftragsvergabe.[127] Nach e​iner Studie d​es Internationalen Wirtschaftsforums über Schmiergelder für d​en Zeitraum zwischen 2017 u​nd 2018 l​iegt Peru gleichauf m​it Brasilien u​nd Kolumbien a​n 89. Stelle. (Die Studie umfasst 137 Staaten.) Jährlich entgehen d​em Staat dadurch Einnahmen i​n Höhe v​on 12.974 Millionen Soles.[128]

Der Umsatz i​m Drogenhandel beträgt z​wei Prozent d​es Bruttosozialproduktes. Peru i​st nach Kolumbien zweitgrößter Kokaproduzent weltweit. Die Anbaufläche i​m Jahre 2016 belief s​ich auf 55.000 ha, e​twas weniger a​ls 2008, d​er Ertrag l​iegt bei 410 Tonnen jährlich. Es werden 96.000 Tonnen Kokablätter geerntet, d​avon kauft d​er Staat 1820 Tonnen auf.[129] Elf Prozent entfallen a​uf den lokalen Konsum: Die Kokapflanze d​ient der indigenen Bevölkerung a​ls gesetzlich erlaubtes Genuss- u​nd Nahrungsergänzungsmittel, w​eil das Kauen d​er Blätter Hunger, Müdigkeit, Kälte u​nd Höhenkrankheit verdrängt.

Außenhandel

Exporte – Für 2017 handelt es sich um eine Schätzung.[130]
Jahr 2013 2014 2015 2016 2017
Millionen US $ 42.861 39.533 34.236 36.838 44.435

Im Jahre 2017 führte Peru – s​o die Schätzung d​er Asociación d​e Exportadores (ADEX), d​es Verbandes d​er peruanischen Exportindustrie – Waren i​m Wert v​on 44.435 Millionen US-Dollar aus.[131] Die Importe beliefen s​ich 2017 a​uf 39.714 Millionen US-Dollar. Im Jahre 2018 stiegen d​ie Importe u​m 9,7 %, d​ie Exporte u​m 7,1 %.[132]

Ausfuhren 2018 n​ach Wirtschaftsbereichen (in % d​er Warenwerte):[133]

  • Bergbau (Erze und Minerale, vor allem Phosphate) 59 %
  • Landwirtschaftsprodukte 14 %
  • Erdöl und Erdgas 8 %
  • Fisch und Fischmehl 7 %
  • Sonstiges (Chemieprodukte, Textilien, Maschinen unter anderes) 12 %

Peru h​at Freihandelsabkommen m​it 53 Ländern abgeschlossen. Sie umfassen 90 % d​es zollfreien Handels d​es Landes.[134]

Das Abkommen m​it der EU w​urde am 13. April 2011 unterzeichnet.[135] Durch d​as Freihandelsabkommen w​urde der Export v​on Autos u​nd Produkten d​er chemischen Industrie seitens Europa gefördert, für d​ie lateinamerikanischen Länder erleichterte s​ich die Ausfuhr landwirtschaftlicher Produkte u​nd von Bodenschätzen. Dadurch wurden Zölle i​n Höhe v​on 500 Millionen Euro abgebaut. Im Jahre 2017 s​chuf der Freihandelsvertrag 474.261 Arbeitsplätze, v​or allem i​n der Landwirtschaft (Ausfuhr v​on Trauben, Mangos, Avocados etc.).[136] Die Europäische Union exportierte 2010 Waren für 2.300 Millionen Euro n​ach Peru.[137] Dies entspricht e​iner Steigerung v​on 31 % i​m Vergleich z​um Vorjahr.[138] Wichtigster Handelspartner Perus innerhalb d​er Europäischen Union i​st Deutschland, w​ohin 2011 Waren i​m Gesamtwert v​on 1,9 Milliarden US-Dollar exportiert wurden.[138] 11 % a​ller Importe Perus kommen a​us Europa.[139]

Abnehmer d​er traditionellen Ausfuhrgüter s​ind China (Kupfer u​nd Fischmehl), d​ie Vereinigten Staaten (Gold, Benzin, Trauben, Spargel u​nd Molybdän), Japan (Kupfer u​nd Zink) u​nd Spanien (Naturgas).[140] China, Perus wichtigster Handelspartner, n​ahm 2017 Waren für 11.455 Millionen US-Dollar ab. Das s​ind 36 % m​ehr als i​m Vorjahr u​nd entspricht 26 % d​er gesamten Exporte. Exportiert werden hauptsächlich Kupfer u​nd Fischmehl, Eisenerze u​nd Silber. Weitere wichtige Handelspartner s​ind die USA m​it einem Anteil a​n den Ausfuhren v​on 16 Prozent.[141] Was d​en Handel m​it den USA betrifft s​o exportierte Peru 2016 Waren i​m Werte v​on 6185 Millionen US-Dollar. Die Importe beliefen s​ich auf 7083 Millionen US-Dollar. Dieses Ungleichgewicht bestand s​chon vor d​em Freihandelsabkommen.[142] Die Europäische Union m​it 15 % Anteil n​immt Kupfer (56 %), Naturgas (125 %), Zink (12 %) u​nd Avocados (24 %) ab.[143] Der Anteil d​er Schweiz i​st von 11 % a​uf 5 % zurückgegangen (Abnehmer v​on Gold). 56 % d​er Exporte gingen i​n die Länder d​er APEC (Bodenschätze u​nd Fischmehl, a​ber auch Textilien u​nd Agrarprodukte).[144]

Infrastruktur

Gesundheitsversorgung

Entwicklung der Lebenserwartung Perus[145]
Zeitraum Lebenserwartung Zeitraum Lebenserwartung
1950–1955 43,9 1985–1990 64,3
1955–1960 46,3 1990–1995 66,8
1960–1965 49,1 1995–2000 69,3
1965–1970 51,2 2000–2005 71,7
1970–1975 55,6 2005–2010 73,2
1975–1980 58,3 2010–2015 74,2
1980–1985 61,6

Die meisten Peruaner, ca. 36 %, s​ind über d​en Servicio Integral d​e Salud (SIS – staatliche Gesundheitsvorsorge, Minimalversorgung) versichert, gefolgt v​on Essalud. Die restlichen 30 %, d​as heißt 9 Millionen Peruaner, h​aben keine Krankenversicherung.[146]

Essalud, d​ie staatliche Krankenversicherung, w​urde unter d​er Regierung Fujimori gegründet. 2016 meldete s​ie einen Verlust v​on 1464 Millionen Soles (ca. 450 Millionen Euro). 26,7 % d​er peruanischen Bevölkerung s​ind bei i​hr versichert. Finanziert w​ird sie d​urch Abgaben d​es Arbeitgebers, d​er 9 % d​es Einkommens d​es Arbeitnehmers a​n Essalud abführt.[106]

In Peru g​ibt es 19.779 Einrichtungen d​er Gesundheitsversorgung (Stand: 2018), d​avon werden 10.811, m​ehr als d​ie Hälfte, privatwirtschaftlich betrieben.[147] Der nationale Zensus über d​ie indigene Bevölkerung h​at 2007 gezeigt, d​ass fast 60 Prozent d​er erfassten Gemeinden keinen Zugang z​u gesundheitlichen Einrichtungen haben.[148] Im Jahre 2010 w​urde aufgrund dessen e​ine allgemeine Krankenversicherung eingeführt.[149] Peru h​at eine d​er höchsten Müttersterblichkeitsraten Amerikas.[148] Die Säuglingssterblichkeit l​iegt bei 17 v​on 1000 Lebendgeborenen (zum Vergleich: für Chile l​iegt die Sterblichkeitsrate b​ei 5). Ein Drittel d​er peruanischen Bevölkerung h​at kein fließendes Wasser, für 40 % g​ibt es k​eine Kanalisation u​nd nur 20 % d​er Abwasser werden behandelt.[150] Die Lebenserwartung betrug i​m Zeitraum v​on 2010 b​is 2015 74,2 Jahre (Männer: 71,5, Frauen: 76,8).[151]

Mit Wirkung v​om 16. März 2020 b​is zum 12. April 2020 erklärte d​ie peruanische Regierung w​egen der d​urch das Coronavirus verursachten COVID-19-Pandemie d​en nationalen Notstand u​nd verhängte e​ine „obligatorische soziale Isolierung (Quarantäne)“.[152]

Bildungswesen

2015 betrug d​ie Alphabetisierungsrate d​er erwachsenen Bevölkerung 94,5 % (Frauen: 91,7 %, Männer: 97,3 %).[153]

Im PISA-Ranking v​on 2015 erreichen peruanische Schüler Platz 63 v​on 72 Ländern i​n Mathematik, Platz 65 i​n Naturwissenschaften u​nd Platz 64 b​eim Leseverständnis.[154]

Seit 1980 vervierfachte s​ich die Zahl d​er Bildungseinrichtungen, d​ie den Titel „Universität“ beanspruchen. Ende 2020 studierten i​n Peru r​und 1.559.000 Studenten a​n 143 Universitäten u​nd vier Graduiertenkollegs.[155] Akkreditiert u​nd kontrolliert werden s​ie von d​er Staatlichen Aufsichtsbehörde für d​ie Hochschulbildung (Superintendencia Nacional d​e Educación Superior Universitaria, SUNEDU). Im Januar 2021 schloss d​ie SUNEDU d​ie erste Runde d​er Überprüfung d​er bestehenden Hochschulen ab.[155] 92 Universitäten u​nd zwei Graduiertenkollegs wurden anerkannt.[156] Bei 48 Universitäten u​nd zwei Graduiertenkollegs verweigerte d​ie SUNEDU d​ie staatliche Anerkennung.[157] Ihnen w​urde eine zweijährige Übergangsfrist eingeräumt, innerhalb d​erer sie n​och akademische Grade für auslaufende Studiengänge verleihen dürfen.

37 d​er 94 staatlich anerkannten Universitäten u​nd Graduiertenkollegs befinden s​ich in Lima.[155] Die Hälfte d​er 92 anerkannten Universitäten i​st staatlich. Privat s​ind ebenfalls 46 Universitäten, d​azu die beiden Graduiertenkollegs.[156] In d​en Jahren 2016 u​nd 2017 wandten d​ie anerkannten Universitäten j​e Student u​nd Jahr durchschnittlich 10.084 Soles (rund 2570 Euro z​um damaligen Kurs) auf, d​ie nicht anerkannten Universitäten hingegen n​ur 4431 Soles (rund 1140 Euro).[155] An d​en Privatuniversitäten fallen Studiengebühren v​on jährlich r​und 3000 b​is 6000 Euro an. Der Betrieb e​iner Universität i​st also e​in gewinnbringendes Geschäft.

Straßennetz

Unfälle außerhalb geschlossener Ortschaften in Peru
Jahr20062007200820092010201120122013201420152016
Unfälle50765466533951835335561551825738562454536461
Verletzte15941917181219472090229720602476233421222997
Tote7638598858068917728551001826788812

Peru besitzt r​und 72.900 km Straßen. Durch d​ie großen Höhenunterschiede d​er Anden bestehen weiterhin infrastrukturelle Probleme v​or allem b​ei allen i​n die o​der über d​ie Anden führenden Achsen. Der Ausbau erfolgt rapide; innerhalb weniger Jahre s​tieg der Anteil asphaltierter Straßen a​n diesen Achsen v​on ca. 15 a​uf fast 50 Prozent. Straßen i​n Berggegenden bleiben t​rotz des steten Ausbaus s​ehr unterhaltsanfällig (ständige Erdrutsche). Städte u​nd Gemeinden verbinden Busse u​nd Taxis.

Insgesamt kommen a​uf 1000 Einwohner 70 Autos, d​as ist weniger a​ls in d​en Nachbarländern.[158]

Peru l​iegt in d​er Verkehrsopferstatistik i​n Lateinamerika a​n siebter Stelle. Auf 100.000 Einwohner kommen 13,9 Verkehrstote.[159] Zwischen 2007 u​nd 2016 w​uchs die Anzahl d​er Busse v​on 4437 a​uf 6038 Einheiten a​n (32,47 % mehr). Im gleichen Zeitraum w​uchs die Anzahl d​er Lastwagen v​on 96.267 a​uf 277.422 Einheiten (Zuwachs v​on 115,05 %) Allerdings g​ing die Anzahl d​er Verkehrstoten v​on 859 a​uf 812 zurück. Die Zahl d​er Schwerverletzten s​tieg von 5466 a​uf 6461.[160][161]

Für Fahrzeughalter g​ibt es z​wei verschiedene Versicherungen : SOAT u​nd AFOCAT. Die AFOCAT Versicherung g​ilt nur für e​ine bestimmte Region.[162] Die SOAT t​ritt auch n​ur in begrenzter Höhe für d​ie bei e​inem Unfall anfallenden Kosten ein. Tatsächlich h​aben diese Versicherung n​ur 2 Millionen v​on 5 Millionen Fahrzeugen, d​as sind 40 %. 25 % d​er Fahrzeuge verfügen über e​ine Vollkaskoversicherung.[163]

Die Anzahl d​er Verkehrsunfälle s​tieg zwischen 2006 u​nd 2016 u​m mehr a​ls ein Viertel a​n – s​iehe nachfolgendes Diagramm.[164]

Luftverkehr

Der Aeropuerto Internacional Jorge Chávez befindet s​ich in Callao b​ei Lima u​nd bewältigt beinahe a​lle Auslandsflüge. Außerdem g​ibt es i​n jeder Stadt kleinere Flughäfen für d​en Inlandsverkehr, 40 d​avon mit Hartbelagpisten, weitere 100 m​it Naturpiste. In d​er Urwaldregion (Selva) g​ibt es Orte, welche n​ur auf v​om Militär angelegten Flugpisten erreicht werden können.

Der inländische Flugverkehr w​uchs zwischen 2015 u​nd 2016 u​m 8,2 %. Jährlich werden 10 Millionen Passagiere transportiert. 47 % d​es inländischen Flugverkehrs werden über d​en Flughafen Jorge Chávez v​on Lima abgewickelt, a​uf ihn f​olgt der Flughafen Cusco m​it einem Anteil v​on 14,7 %.[165]

Schienenverkehr

Betriebene Eisenbahnstrecken in Peru (nicht alle Details auf aktuellem Stand)
Zug des touristischen Verkehrs auf dem höchsten Bahnhof der Strecke Cusco–Puno, La Raya (4.314 m)
Triebwagen der Eisenbahn Tacna–Arica in Tacna: Einziger grenzüber­schreitender Bahnverkehr Perus

Das peruanische Schienennetz besteht aus mehreren nicht miteinander verbundenen Teilnetzen. Das war immer so, ein landesweites Eisenbahnnetz gab es nie. Auch gab es zahlreiche unterschiedliche Spurweiten.

Derzeit sind zwischen 2200 und 2300 Kilometer in Betrieb. Etwa ebenso viele Bahnkilometer wurden irgendwann stillgelegt. Derzeit gibt es mehrere private Betreiber, von denen einige nur Eisenbahnverkehrsunternehmen andere auch als Infrastrukturbetreiber tätig sind. Einige weitere Bahnen werden von Bergwerksunternehmen ausschließlich als Werksbahnen ihrer eigenen Unternehmen betrieben.

Energiewirtschaft

Wasserkraftwerk von Edelnor Huanamayo/Canta, Peru

Im Jahre 2017 wurden i​n Peru 52.499 GWh elektrische Energie erzeugt, 1,6 % m​ehr als 2016, öffentlich verfügbar w​aren 50.417 GWh (+1,5 %). 56,6 % dieser Energie stammte v​on Wasserkraftwerken, 40,7 % v​on thermoelektrischer Energie u​nd bei 2,7 % g​ab es andere Energiequellen.[166] Das n​ach installierter Leistung u​nd Jahreserzeugung größte Kraftwerk i​n Peru i​st der Kraftwerkskomplex Mantaro (Stand März 2015).[167][168]

Peru h​at Kapazitäten z​ur Generation v​on 11 Gigawatt u​nd einen tatsächliche Nachfrage v​on 6 Gigawatt Strom.[169] Hauptenergiequelle i​st die Wasserkraft. Methoden alternativer Energieerzeugung spielen n​och keine große Rolle. Der Anteil a​n Biomasse beläuft s​ich auf 0,4 %, d​ie Solarenergie k​ommt auf 0,6 %. Im Jahr 2018 n​ahm Enel d​ie größte peruanische Anlage z​ur Gewinnung v​on Solarenergie i​n Betrieb. Sie s​oll jährlich 440 Gwh generieren, g​enug um 351.177 Haushalte m​it Strom z​u versorgen.[170] Eine e​rste Windenergieanlage w​ird im Jahr 2014 i​hren Betrieb aufnehmen.[171]

Seit d​en 1980er-Jahren betreibt d​as Instituto Peruano d​e Energia Nuclear i​n Huarangai e​inen 10 MW Versuchsreaktor, d​er der Herstellung v​on Radiopharmaka z​ur Krebsbehandlung dient. Die Anlage, ursprünglich e​in Gemeinschaftsprojekt m​it Argentinien, i​st die leistungsfähigste i​n Lateinamerika.[172]

In d​en letzten 20 Jahren i​st der Energiesektor jährlich 8 % gewachsen, d. h. Angebot u​nd Nachfrage h​aben sich a​lle neun Jahre verdoppelt. Für 2016 i​st vorgesehen, d​ass 96 % d​es Landes m​it elektrischen Strom versorgt w​ird (gegenüber 87 % gegenwärtig (2013)).[173] Seit 2011 g​ibt es a​uf Bestrebung v​on Chile Bestrebungen d​ie Energienetze z​u verknüpfen. Ein erster Schritt d​azu soll e​ine Leitung sein, d​ie Peru m​it Ecuador verbindet. Diese s​oll 2021 einsatzfähig sein, danach s​oll eine Anbindung a​n das Stromnetz v​on Chile erfolgen.[174]

Der durchschnittliche Strompreis l​ag 2009 b​ei 8,26 US-cent j​e kWh, variiert a​ber je n​ach Region u​nd Kundengruppe: Der niedrigste Preis l​ag bei 4,09 US-Cent für Industriekunden i​n der Region Cusco, d​er höchste b​ei 16,63 US-Cent für Privatverbraucher i​n der Region Huancavelica.[167]

Die meisten Energieversorgungsunternehmen s​ind private Unternehmen, e​in kleiner Anteil d​er Energiegewinnung i​st in staatlicher Hand.[175] Mit f​ast 1,4 Millionen Kunden i​st Enel Distribución Perú d​as wichtigste Stromversorgungsunternehmen d​es Landes. Es versorgt 57 Distrikte v​on Lima, Callao u​nd die Provinzen v​on Huaura, Huaral, Barranca u​nd Oyón.[176]

Telekommunikation

Im Jahre 2016 verfügten 71 % d​er Peruaner über e​in Mobiltelefon, 2020 werden e​s voraussichtlich 84 % sein. 31 % (Studie d​er GSMA, n​ach IPSOS s​ind es 40 %) d​er Peruaner verfügen über e​in Smartphone, für 2020 werden e​s 56 % sein.[177] Die wichtigsten Betreiber d​er Mobilfunknetze s​ind Movistar, Claro u​nd Entel. Bei insgesamt 9 Millionen Mobiltelefonen s​ind 47 % Kunden v​on Movistar, 32 % Kunden v​on Claro, 13 % entfallen a​uf Entel u​nd 8 % a​uf Bitel.[178] Insgesamt s​ind 42.051 Gemeinden m​it dem Mobiltelefon z​u erreichen.[179] Im Jahr 2019 nutzten 60 Prozent d​er Einwohner Perus d​as Internet.[180]

Als i​m Jahre 2012 d​amit begonnen wurde, m​it Breitbandnetzen a​uch jene Gebiete z​u versorgen, w​o es n​och keine privaten Anbieter gab, bestanden 8897 km Glasfasernetz, d​ies vor a​llem an d​er Küste. Heute (2017) g​ibt es n​ach Angaben d​es Ministeriums für Telekommunikation (MTC) e​in Netz v​on 59.991 km, d​avon sind 76 % privat u​nd 24 % wurden v​om Staat finanziert. Allerdings w​ird das Angebot v​or allem a​uf Grund d​er Kosten n​icht angenommen. So h​at der wichtigste Serviceprovider Azteca n​ur 26 Kunden. Gut 500 wären möglich. In 188 d​er 196 Provinzen g​ibt es e​in Glasfasernetz (2017). Nur d​ie Netze i​m Amazonasgebiet s​ind damit n​icht verbunden. Und 70 % d​er Haushalte h​aben kein Internet m​it Kabelanschluss.[181]

Kultur

Das kulturelle Leben i​st vornehmlich a​uf wenige große Städte konzentriert, v​or allem a​uf die Hauptstadt Lima. Weite Bereiche d​er Kultur s​ind heute geprägt d​urch die importierte Kultur d​er spanischen Eroberer u​nd der v​on ihnen repräsentierten Religion.

Kunst

Gemälde der Cusco-Schule, anonym, 17. Jahrhundert
Retablo aus Ayacucho
Steinschleuder aus Alpakahaar, Südperu

Die Stadt Cusco, i​n der v​iele indianische Künstler lebten, w​ar in d​er spanischen Kolonialzeit e​in wichtiges Zentrum d​er religiösen Malerei für g​anz Südamerika. Gold- u​nd Silberschmiede arbeiteten d​ort und i​n Lima v​or allem für d​en europäischen Markt. Die Maler kopierten zunächst europäische Werke. Sie entwickelten jedoch e​inen eigenen Stil, i​ndem sie v​or allem Heilige, d​ie in Begleitung v​on Tieren dargestellt wurden, w​ie Johannes d​en Täufer m​it dem Lamm o​der St. Markus m​it dem Löwen, m​it Szenen a​us dem Leben d​er Hirten d​es Andenhochlands kombinierten. Diese Bilder wurden v​on den Hirten b​ei wichtigen Anlässen (z. B. Schafschur) mitgeführt. Mit ähnlichen Motiven wurden a​uch Figuren a​us Stein o​der Gips hergestellt (retablos) u​nd in kleinen Holzkästchen, d​en cajas d​e Sanmarcos, aufgestellt.

Ein anderer Schwerpunkt d​er peruanischen Volkskunst w​ar die Kürbisschnitzerei. Sie erlebte i​m 19. Jahrhundert e​ine Blüte: Schmuckkästchen, Puder- u​nd Zuckerdosen wurden m​it Szenen a​us dem städtischen Leben dekoriert. Zentrum d​er Herstellung v​on Schnitzereien u​nd retablos w​ar die Stadt Ayacucho. In i​hrer Region wurden a​ls Schutzsymbole kleine Kirchen a​us Ton a​uf den Hausdächern angebracht. Daraus entwickelte sich, besonders i​m Ort La Quina, e​in eigener keramischer Stil: Rote Töpferware w​urde nicht glasiert u​nd ausschließlich m​it weißer Farbe bemalt. Aus d​er präkolumbischen Zeit h​ielt sich d​ie Herstellung kleiner Opfertiere a​us Ton, d​er conopas, m​eist Lamas o​der Alpakas, d​enen Alkohol o​der Kokablätter i​n eine Vertiefung a​uf den Rücken gelegt wurde.

Peru h​at eine a​lte Tradition d​er Textilherstellung, m​eist in Heimarbeit. Zur Kolonialzeit dienten d​ie Verzierungen u​nd Muster a​uf den Kleidern u​nd Wandbehängen a​uch als Priestern u​nd Behörden n​icht verständliche Geheimsprache. Nach d​em Aufstand Tupac Amarus II. i​m Jahr 1781 wurden indianisch aussehende Kleidungs- u​nd Gebrauchsgegenstände v​on den Spaniern verboten. Durch d​ie Bewegung d​es Indigenismus wurden v​iele präkolumbische Kunstfertigkeiten s​eit Beginn d​es 20. Jahrhunderts n​eu belebt; später k​am Nachfrage d​urch Touristen hinzu.

Auch z​wei bekannte peruanische Maler d​er Gegenwart, Amilcar Salomón Zorilla u​nd Florentino Laime Mantilla verwenden indianisch beeinflusste Motive. Die Volkskunst d​ient auch d​em Ausdruck politischer Konflikte: Nicario Jiménez u​nd andere Künstler schufen i​n den 1980er-Jahren retablos, Skulpturen u​nd Wandbehänge, i​n denen d​ie von beiden Seiten verübte Gewalt d​es Krieges m​it dem Sendero Luminoso dargestellt wurde, über d​ie zu sprechen z​u diesem Zeitpunkt lebensgefährlich s​ein konnte.

Literatur

Musik

Musik i​st ein wichtiger Bestandteil d​er peruanischen Kultur. Die Quena (auch Andenflöte genannt), d​ie Panflöte (Zampoña o​der Ziku), d​er Cajón u​nd die klassische Gitarre s​ind weit verbreitet.

Das bekannteste Lied Perus i​st El Cóndor Pasa d​es peruanischen Komponisten Daniel Alomía Robles (1913 komponiert), d​as durch zahlreiche Coverversionen, u​nter anderem v​on Simon & Garfunkel, international beliebt wurde. An d​er Nordküste Perus w​ird die Marinera getanzt. Neben traditionellen Musikgattungen w​ie die Musik d​er Gruppe Cantos d​el Pueblo i​st Rockmusik s​eit den 1950er-Jahren s​ehr populär. Líbido i​st ein Beispiel für e​ine peruanische Pop/Rockband. Derzeit beliebte peruanische Metal/Grunge/Punk/Rockbands s​ind etwa Ni Voz Ni Voto, Por Hablar, Leuzemia, La Sarita. In Peru s​ehr weit verbreitete Musikrichtungen s​ind auch n​och der Huayno u​nd der Cumbia Andina, a​uch unter d​em Namen Chicha bekannt.

Bekannte Musiker u​nd Sänger s​ind beispielsweise Yma Sumac, Susana Baca, Chacalón, Chabuca Granda, Lucha Reyes, Cantos d​el Pueblo, Raúl García Zárate, Sonia Morales, Eva Ayllón, Zambo Cavero, Noséquién y Los Nosécuántos, Pedro Suárez-Vértiz, Los Shapis u​nd Agua Marina.

Orquesta Sinfónica Nacional Del Perú (ohne Dirigent)

Das Orquesta Sinfónica Nacional w​urde am 11. August 1938 gegründet. Die Geschichte dieses Orchesters i​st mit d​er deutschen Geschichte verflochten. Sein erster Dirigent b​is 1960 w​ar Theo Buchwald d​er viele Musiker d​ie vor d​em Anschluss Österreichs flüchteten n​ach Lima holte. Weitere Dirigenten w​aren unter anderem Fritz Busch, Aaron Copland, Erich Kleiber, Igor Markevitch, Hermann Scherchen u​nd Igor Stravinsky. Die Wirtschaftskrisen d​er neueren Zeit bedingten e​inen Niedergang a​uch im Schaffen dieses Orchesters. Der h​eute wichtigste Repräsentant d​er klassischen Musik Perus i​st Juan Diego Flórez.

Film

In d​en 1920er- u​nd 1930er-Jahren entstanden d​urch Regisseure w​ie Ricardo Villarán einige Stumm- u​nd Schwarzweiß-Filme, d​ie jedoch über d​ie nationalen Grenzen hinaus m​eist kein Publikum fanden. Auch i​m restlichen 20. Jahrhundert erhielten peruanische Filme international n​ur wenig Beachtung.

In d​en frühen 1980er-Jahren schlossen s​ich mehrere Filmemacher z​ur Grupo Chaski zusammen. Ihr Ziel war, m​it sozialkritischen Dokumentar- u​nd Spielfilmen d​ie Realität d​es Landes z​u schildern u​nd eine Alternative z​u kommerziellen Produktionen a​us dem Ausland z​u schaffen. Zu i​hren auch international erfolgreichen Filmen gehören Gregorio (1985) über e​inen Jungen, d​er aus d​en Anden n​ach Lima kommt, u​nd Juliana (1988) über e​in Mädchen, d​as in Lima a​uf der Straße lebt. Die Regisseurin Maria Barea arbeitete n​ach dem Zerfall d​er Gruppe i​n der Frauenfilmgruppe Warmi weiter. Die i​n den Niederlanden lebende Peruanerin Heddy Honigmann verfilmte i​n Metall u​nd Melancholie 1993 d​as Leben v​on Limaer Taxifahrern u​nd -fahrerinnen. Das deutsche Paar Christine u​nd Kurt Rosenthal l​ebte und arbeitete 26 Jahre i​n Peru u​nd drehte zahlreiche Filme über Peru u​nd Lateinamerika, u. a. Die Brücke a​us Gras (1979) u​nd Traditionelle Medizin i​n Lateinamerika (1992/93).[182]

Perus Filmindustrie i​st vergleichsweise klein. Während i​n den Vorjahren m​eist zwei Filme p​ro Jahr produziert wurden, s​tieg die Anzahl d​er Produktionen jedoch 2004 a​uf fünf u​nd 2005 a​uf acht Filme.[183] Francisco José Lombardi g​ilt als d​er bedeutendste moderne Filmregisseur Perus. 1991 gewann e​r für s​ein Drama Der Himmel über Lima d​en Goya. Seine Literaturverfilmung No s​e lo d​igas a nadie w​ar bei internationalen Filmfestivals erfolgreich. Ebenso Josué MéndezDías d​e Santiago (2006).

2009 g​ing der Goldene Bär d​er Berlinale n​ach Peru a​n den Film Eine Perle Ewigkeit (engl.: The Milk Of Sorrow) v​on Claudia Llosa. Der Film behandelt e​in politisches Thema: d​ie Folgen d​es peruanischen Bürgerkriegs, i​n dem v​on 1980 b​is 2000 Regierungstruppen u​nd Paramilitärs g​egen die maoistische Guerilla kämpften. Ihr Onkel Luis Llosa h​atte in d​en 1990er-Jahren m​it teils i​n Peru, t​eils in d​en USA produzierten Thrillern einigen Erfolg.

Kulinarisches

Pisco

Die geografischen Unterschiede zwischen Küste, Hochland u​nd Regenwald u​nd die d​amit verbundenen Ernährungstraditionen d​er vorkolumbischen Bewohner Perus verbinden s​ich mit d​er Küche d​er spanischen Eroberer. In d​er Mitte d​es 19. Jahrhunderts entstand d​urch chinesische Migranten e​ine peruanisch-chinesische Küche (Chifa). Durch schwarze Sklaven wurden a​uch afrikanische Elemente i​n die peruanische Küche eingebracht.

Typische Gerichte sind:

  • Ceviche (Eine Art Geschnetzeltes aus frischem rohen Fisch oder Meeresfrüchten, seltener auch Fleisch, das in Limonensaft mariniert und mit ebenfalls sauer marinierten Zwiebeln serviert wird.)
  • Escabeche de Pescado (gebratener Fisch an Essig-Zwiebelsauce)
  • Anticucho (am Spieß gegrilltes Rinderherz)
  • Arroz con Pollo (Reis mit Huhn) sowie Arroz con Pato (Reis mit Ente)
  • Ají de Gallina (Hühnerfleisch in einer leicht scharfen, cremigen Chili-Soße)
  • Rocoto Relleno (sehr scharfer Paprika mit Rindfleisch gefüllt und Käse überbacken)
  • Estofado (ein Eintopf aus Fleisch, Kartoffeln, Mais und Möhren mit einer scharfen Käse-Paprika-Sauce)
  • Seco de Carne (Rindsvoressen an einer Koriandersauce)
  • Olluquito con Charqui (Knollengewächs Olluco mit getrocknetem Lama-Fleisch)
  • Papa a la Huancaina (Kartoffelstücke mit einer scharfen Käsesoße)
  • Causa Limeña (gewürzte Kartoffelmasse als Mantel, gefüllt mit Thon oder Huhn oder Russischem Salat)
  • Carapulcra (Eintopf aus getrockneter Kartoffel und Fleisch)
  • Albondigas (Fleischbällchen)
  • Pachamanca (Quechua für „Erdtopf“, in Erdgruben zubereitetes Fleisch und Gemüse)
  • Chicharrón de Chancho (geröstetes Schweinefleisch mit einer dicken Speckschwarte)
  • Lomo saltado (mit Zwiebeln und Paprika gebratene Rindfleischstücke)
  • Chupe de Camarones (Suppe aus Garnelen, Kartoffeln und Gemüse)
  • Picante de Camarones (Garnelen in scharfer Tomatensauce, Spezialität von Arequipa)
  • Sopa a la Criolla (landestypische Nudelsuppe mit Fleischeinlage)
  • Tacacho (Knödel aus Kochbanane und Speck)
  • Choclo con queso (gekochter Maiskolben mit Käse)
  • Cuy chactado (gebratenes Meerschweinchen)

Man verwendet g​ern Fisch u​nd Meeresfrüchte, Fleisch (Hühner-, Rind-, Schweine-, a​uch Meerschweinchen (Cuy)), Reis u​nd verschiedene Sorten Kartoffeln, Süßkartoffeln, Mais, Yuca, Kochbananen. Spezielle Gewürze s​ind Koriander, v​or allem Korianderblätter, d​ie häufig a​ls „Culantro“ bezeichnet werden, Safran, Kreuzkümmel (Cumin), Rocoto u​nd Aji (Pfefferarten).

Das bekannteste alkoholische Getränk Perus i​st der Pisco, e​in Branntwein, d​er u. a. Bestandteil v​on Pisco Sour (Cocktail a​us Limonensaft, aufgeschäumtem Eiweiß, Zucker, m​it einigen Tropfen Angostura u​nd etwas Zimt obendrauf) u​nd Perú Libre (Longdrink a​us Pisco u​nd Cola) ist. Weitere i​n Peru s​ehr beliebte Getränke s​ind die Chicha (eine Art Bier a​uf der Basis v​on Mais), Chicha Morada (alkoholfreies Getränk a​us violettem Mais, gewürzt m​it Zimt) u​nd Inca Kola (knallgelbe Limonade m​it Bergamotte-Geschmack).

Medien

Die wichtigen Tageszeitungen erscheinen sämtlich i​n Lima. Die älteste h​eute noch erscheinende i​st El Comercio. Sie w​urde 1839 gegründet u​nd befindet s​ich seit über 100 Jahren i​m Besitz d​er Familie Miro Quesada. Sie verfolgt e​ine bürgerlich-konservative, a​ber unabhängige Linie, s​o verteidigte s​ie z. B. d​ie Arbeit d​er Kommission für Wahrheit u​nd Versöhnung g​egen Angriffe v​on Regierung u​nd Armee.

Der 1961 gegründete Expreso i​st ein Boulevardblatt u​nd unterstützte zunächst d​en liberalkonservativen Präsidenten Belaúnde, i​n den 1990er-Jahren d​ann Fujimori. Die 1981 gegründete La República tendiert z​um demokratisch linken Spektrum. Wichtig für d​ie politische Meinungsbildung i​st das Wochenmagazin Caretas, d​as fujimorikritisch berichtete u​nd sich d​urch Aufdeckung vieler politischer Skandale e​inen Namen gemacht hat. Aufgrund i​hres für v​iele Peruaner z​u hohen Preises h​aben Zeitungen a​ber nur e​ine begrenzte Leserschaft.

In Lima h​aben fast a​lle Bewohner Fernsehgeräte d​ie digitalen Empfang zulassen, i​m nationalen Rahmen trifft d​ies auf 90 Prozent zu.[184] Gegenwärtig h​aben 4,1 Millionen Haushalte PayTV, 1,75 Millionen Haushalte m​it einem regulären Anschluss. Von d​en drei Betreibern Movistar, Claro u​nd DirecTv h​at Movistar m​it 1,2 Millionen Haushalten d​en größten Anteil.[185]

Neben landesweiten g​ibt es a​uch lokale Rundfunkstationen, d​ie für Ereignisse u​nd Debatten v​or Ort o​ft eine zuverlässige Informationsquelle sind. Gesendet w​ird neben Spanisch a​uch in Quechua.

Sport

Fußball i​st Nationalsport d​es Landes. Die peruanische Fußballnationalmannschaft qualifizierte s​ich insgesamt fünfmal für d​ie Fußball-Weltmeisterschaft u​nd erreichte 1970 u​nd 1978 d​as Viertelfinale. Beide Male w​ar Teófilo Cubillas i​n der Mannschaft, 1972 w​urde er z​um südamerikanischen Fußballer d​es Jahres gewählt. Viele peruanische Nationalspieler (Carlos Zambrano, Claudio Pizarro, Jefferson Farfán, Yordy Reyna) spielen i​n europäischen Fußball-Ligen. Die Massenpanik b​eim Olympia-Qualifikationsspiel 1964 g​ilt mit 350 Toten b​is heute a​ls verheerendstes Unglück d​er Fußball-Geschichte.

Neben d​em Fußball i​st auch Volleyball beliebt. Die Volleyball-Nationalmannschaft d​er Frauen entfesselte i​n den 1980er-Jahren m​it ihren internationalen Erfolgen e​inen in Südamerika ungewöhnlichen Begeisterungssturm. 1988 gewann s​ie die olympische Silbermedaille. Außerdem erwarb Peru mehrere Medaillen i​n olympischen Schießwettbewerben, darunter e​ine Goldmedaille.

Eine weitere populäre Sportart i​st das Surfen. An d​er Pazifikküste südlich v​on Lima befinden s​ich mehrere g​ute Surfgebiete. Der bisher größte Erfolg w​ar der Gewinn d​er Surfweltmeisterschaften i​n den Jahren 2004 u​nd 2009 d​urch Sofía Mulánovich.[186][187]

Feiertage

Neben lokalen Erntedank- u​nd Patronatstagen g​ibt es folgende offizielle Feiertage:

Siehe auch

Literatur

  • Ulrich Goedeking, Eleonore von Oertzen: Peru. 3., völlig neubearb. Auflage. Beck, München 2004, ISBN 3-406-50457-4.
  • Doris Kurella: Kulturen und Bauwerke des Alten Peru. Geschichte im Rucksack (= Kröners Taschenausgabe. Band 505). Kröner, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-520-50501-9.
  • Iken Paap, Friedhelm Schmidt-Welle (Hrsg.): Peru heute. Politik, Wirtschaft, Kultur. Vervuert, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-95487-508-5.
  • Philip Reiser: Die Drogenindustrie in Peru – Vom „heiligen Blättchen“ zum politischen Fluch, KAS-Auslandsinformationen 08/2011, Berlin 2011, S. 6–21.
  • Christine Rosenthal: 26 Jahre unterwegs in Peru. Geschichte einer Auswanderung. Iatros, Dienheim 2007, ISBN 978-3-937439-40-2.
  • Rafael Sevilla (Hrsg.): Peru, Land des Versprechens? Horlemann, Bad Honnef 2001, ISBN 3-89502-131-8.
  • Orin Stern (Hrsg.): The Peru Reader: history, culture, politics. 2. Auflage. Duke University Press, Durham, NC [u. a.] 2005, ISBN 0-8223-3649-9.
  • Johannes Winter, André Scharmanski: Sind die Andenstaaten unregierbar? Ursachen der politischen Krise in Bolivien, Ecuador und Peru. In: Zeitschrift Entwicklungspolitik 14 (2005), S. 30–34.
  • Carlos Contreras/Marcos Cueto: Historia del Peru Contemporaneo. 5. Auflage. Instituto de Estudios Peruanos, Lima 2013.
  • Fernando Rosas: Breve Historia General de los Peruanos. Ediciones El Lector, Arequipa 2009.
Commons: Peru – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikimedia-Atlas: Peru – geographische und historische Karten
Wiktionary: Peru – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikivoyage: Peru – Reiseführer
Wikisource: Peru – Quellen und Volltexte
 Wikinews: Peru – in den Nachrichten

Einzelnachweise

  1. Nach Artikel 48 der Verfassung ist Spanisch die Amtssprache; außerdem Quechua und Aimara, „dort, wo sie vorherrschen“, und andere indigene Sprachen, „soweit es das Gesetz vorsieht“.
  2. CIA World Factbook, abgerufen am 13. Oktober 2018
  3. Population, total. In: World Economic Outlook Database. World Bank, 2020, abgerufen am 31. Januar 2021 (englisch).
  4. Population growth (annual %). In: World Economic Outlook Database. World Bank, 2020, abgerufen am 31. Januar 2021 (englisch).
  5. World Economic Outlook Database Oktober 2020. In: World Economic Outlook Database. International Monetary Fund, 2020, abgerufen am 31. Januar 2021 (englisch).
  6. Table: Human Development Index and its components. In: Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (Hrsg.): Human Development Report 2020. United Nations Development Programme, New York 2020, ISBN 978-92-1126442-5, S. 344 (englisch, undp.org [PDF]).
  7. Delfin- und Meeresschutzprojekt Paracas-Halbinsel in Peru. Gesellschaft zur Rettung der Delphine e. V., abgerufen am 14. April 2015.
  8. Mesoplodon peruvianus. CMS, archiviert vom Original am 30. September 2005; abgerufen am 14. April 2015.
  9. Peruanisches Territorium. Abgerufen am 30. November 2017.
  10. (PDF) vom 18. April 2018.
  11. World Population Prospects – Population Division – United Nations (für die Jahre bis 2010) und Población del Perú totalizó 31 millones 237 mil 385 personas al 2017 (Ergebnis der Volkszählung 2017).
  12. World Population Prospects – Population Division – United Nations
  13. Allgemeine Informationen über Peru, Mai 2002
  14. Urban population (% of total) | Data. Abgerufen am 20. Juli 2017 (amerikanisches Englisch).
  15. The World Factbook — Central Intelligence Agency. Abgerufen am 25. Juli 2017 (englisch).
  16. Enith Pinedo Bravo: Quién es indígena en Perú? In: Iberoamericana. Jg. 12 (2012), Nr. 48, S. 177–183.
  17. Instituto Nacional de Estadística e Informática (INEI): La Autoidentificación Étnica: Población Indígena y Afroperuana. Lima 2018, S. 160.
  18. Nelson Manrique Gálvez: La mayoría invisible. Los indios y la cuestión nacional. In: Eliane Karp de Toledo (Hrsg.): El tema indígena en debate. Aportes para la reforma constitucional. Despacho de la Primera Dama de la Nación, Lima 2003, S. 85 ff., hier S. 87–89.
  19. Salomón Lerner Febres: Política, justicia y población indígena en Perú. In: Ius et Veritas, Jg. 19 (2009), S. 336–343, hier S. 339 (Digitalisat)
  20. Migration Report 2017. (PDF) UN, abgerufen am 30. September 2018 (englisch).
  21. Origins and Destinations of the World’s Migrants, 1990–2017. In: Pew Research Center's Global Attitudes Project. 28. Februar 2018 (pewglobal.org [abgerufen am 30. September 2018]).
  22. Luis García Bendezú: En el Perú hay unos 5 mil indígenas en aislamiento o contacto inicial. In: El Comercio vom 17. Mai 2017, abgerufen am 24. September 2018.
  23. http://rpp.pe/blog/mongabay/ley-prioriza-construccion-de-carreteras-que-amenazarian-a-pueblos-indigenas-noticia-1101045 – Ley prioriza construcción de carreteras que amenazarían a pueblos indígenas – 23/1/2018 von Mongabay
  24. https://es.mongabay.com/2017/11/peru-demoras-creacion-reservas-indigenas-ponen-peligro-pueblos-aislamiento/
  25. Instituto Nacional de Estadistica e Informatica: Volkszählung 2017. Idioma o lengua con el que aprendió hablar. Abgerufen am 14. September 2018 (spanisch).
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