Gemäßigter Regenwald

Der Regenwald der gemäßigten Breiten ist ein Wald-Ökosystem, das sich durch einen besonderen Wasserhaushalt auszeichnet. Die Abgrenzung zum tropischen Regenwald ist durch seine Lage in gemäßigten Klimazonen gegeben.

Gemäßigter Regenwald am Mount Hood, Oregon, USA

Definition

Steigungsregen

Als Regenwald gelten Wälder, auf die im langjährigen Mittel mehr als 2000 mm Niederschlag im Jahr fallen. Diese Niederschlagsmengen werden in den gemäßigten Breiten nur an den Hängen von Küstengebirgen erreicht. Hier führen landeinwärts gerichtete Seewinde feuchtigkeitsgesättigte Luftmassen gegen das Gebirge und zwingen diese zum Aufstieg, was einen Steigungsregen nach sich zieht.

Das maritime Klima dämpft im gemäßigten Regenwald die jahreszeitlichen Klimaschwankungen, so dass die Winter milder und die Sommer kühler sind als im Landesinneren unter Einfluss des kontinentalen Klimas. Auch im Sommer tritt oft Nebel auf, der den Wald zusätzlich feucht hält.

Vorkommen

Ursprüngliche Verbreitung von Regenwäldern der gemäßigten Breiten

Gemäßigte Regenwälder können an den Küsten aller Kontinente in den gemäßigten Breiten entstehen; größere und landschaftsprägende Bestände gibt es in:

Kleinere Wälder oder Reste an besonderen Standorten finden sich auf bzw. in: Hochebenen Brasiliens, Iberischer Halbinsel (Reste haben sich nur noch in Schluchten erhalten), Norwegen (Wenige Quadratkilometer in der Region Trøndelag als Reste des skandinavischen Küstennadelwaldes), Ostasien (Im Süden Koreas und Chinas gehen gemäßigte Regenwälder teilweise in tropische Regenwälder über, im Süden Japans finden sich noch Restbestände ursprünglich ausgeprägter gemäßigter Regenwälder), an der Westküste Schottlands ("Schottischer Regenwald", von Eichen geprägt),[1] sowie an der Ostküste Südafrikas.

Ökologische Bedeutung und Bedrohung

Der gemäßigte Regenwald ist das artenreichste Ökosystem in der gemäßigten Klimazone. Die hohe Biodiversität zeigt sich in der Tierwelt besonders bei Insekten und Spinnentieren sowohl in der Kronenschicht wie in den oberen Bodenhorizonten. Die Vielfalt der Pflanzenarten ist in den verschiedenen Großregionen unterschiedlich.

Durch das milde Klima und die ganzjährig hohe Feuchtigkeit ist die Biomasseproduktion hoch, weshalb auch regelmäßig viel Streu anfällt, die von den Bodentieren in den Mineralboden eingearbeitet wird. Deshalb können sich im Mineralboden große Humusvorräte ausbilden. Mächtige organische Auflagen (wie z. B. Rohhumus) bilden sich hingegen kaum, denn was von den Tieren nicht in den Mineralboden eingearbeitet wird, wie etwa Totholz, wird von Pilzen und Bakterien (Destruenten) rasch zersetzt. Andererseits führen die hohen Niederschläge zu einer Auswaschung der sogenannten Basenkationen, weshalb das Angebot an Nährstoffen wie Kalium, Magnesium und Calcium eher gering ist.

Soweit es noch großflächig zusammenhängende, von menschlichen Einflüssen weitgehend ungestörte Waldgebiete gibt, sind diese oft Rückzugsraum für andernorts verdrängte Arten.

In verschiedenen Regionen gibt es speziell an den Lebensraum gemäßigter Regenwald angepasste Arten. Ein bekanntes Beispiel ist der nordamerikanische Fleckenkauz (engl. Spotted Owl), Strix occidentalis, der von Naturschützern in den 1990er Jahren zum Symbol des Kampfes um den Schutz der letzten großflächigen Gebiete des temperate rainforest an der Nordwest-Küste gemacht wurde.

Der gemäßigte Regenwald ist in vielen Gebieten durch die Forstwirtschaft bedroht. In den großflächigen Urwäldern stehen oft besonders große Exemplare gefragter und damit wertvoller Baumarten.

Insbesondere in Nordamerika ist die übliche Nutzungsform der Kahlschlag, der das gesamte Ökosystem vollständig zerstört. Selbst wenn die Wieder-Aufforstung vorschriftsmäßig durchgeführt wird und erfolgreich ist, ist auf den nährstoffarmen Böden auch nur eine wenig wirtschaftliche Nutzung möglich. Trotz der höheren Kosten geht man deshalb vielfach zur Entnahme einzelner Stämme (oft unter Einsatz von Hubschraubern) über, durch die der Gesamtbestand möglichst geschont wird.

Mitte der 1990er Jahre wurden im Nordwesten des nordamerikanischen Kontinents große Vorkommen des gemäßigten Regenwaldes unter Naturschutz gestellt. Für andere wurden Nutzungseinschränkungen eingeführt, aber es bleiben auch weiterhin Gebiete für die Nutzung per Kahlschlag offen.

In Tasmanien führte intensiver Abbau von Kupfererz im nördlichen Westen der Insel zu einer Bedrohung des Waldes. Insbesondere um Queenstown entstanden baum- und pflanzenlose Landschaften. Aufforstungsprogramme, die schon vor 80 Jahren starteten, können heute erste Erfolge vorweisen, aber immer noch sind weiträumige Gebiete kahl.

Siehe auch

Literatur

  • Dominick A. Della Sala (Hrsg.): Temperate and boreal rainforests of the world: Ecology and Conservation. Island Press, Washington DC 2010, ISBN 978-1-59726-676-5.
Commons: Gemäßigter Regenwald – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Alliance for Scotland’s Rainforest. Abgerufen am 30. Dezember 2021 (englisch).
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