St. Vincent und die Grenadinen
St. Vincent und die Grenadinen (), amtlich englisch Saint Vincent and the Grenadines, ist ein unabhängiger Inselstaat in der Karibik im Bereich der Westindischen Inseln. Er ist Mitglied im Commonwealth of Nations und in der Bolivarianischen Allianz für Amerika.
Saint Vincent and the Grenadines | |||||
St. Vincent und die Grenadinen | |||||
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Wahlspruch: Pax et Justitia (Latein für „Frieden und Gerechtigkeit“) | |||||
Amtssprache | Englisch | ||||
Hauptstadt | Kingstown | ||||
Staats- und Regierungsform | Parlamentarische Monarchie | ||||
Staatsoberhaupt | Königin Elisabeth II. vertreten durch Generalgouverneurin Susan Dougan | ||||
Regierungschef | Premierminister Ralph Gonsalves | ||||
Fläche | 389 km² | ||||
Einwohnerzahl | 111.000 (181.) (2019; Schätzung)[1] | ||||
Bevölkerungsdichte | 283 Einwohner pro km² | ||||
Bevölkerungsentwicklung | +0,3 % (Schätzung für das Jahr 2019)[2] | ||||
Bruttoinlandsprodukt
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2019[3] | ||||
Index der menschlichen Entwicklung | 0,738 (97.) (2019)[4] | ||||
Währung | Ostkaribischer Dollar (XCD) | ||||
Unabhängigkeit | 27. Oktober 1979 (vom Vereinigten Königreich) | ||||
Nationalhymne | St. Vincent Land So Beautiful | ||||
Zeitzone | UTC−4 | ||||
Kfz-Kennzeichen | WV | ||||
ISO 3166 | VC | ||||
Internet-TLD | .vc | ||||
Telefonvorwahl | +1 (784) siehe NANP | ||||
Geographie
Staatsgebiet
Die Inseln liegen südlich von St. Lucia und nördlich von Grenada. Ungefähr 180 km östlich liegt die Insel Barbados.
Der Inselstaat umfasst die Insel St. Vincent und die 32 Inseln der nördlichen Grenadinen, die zu den Kleinen Antillen gehören. Die südlichen Grenadinen mit den Inseln Grenada, Carriacou und Petite Martinique gehören nicht zu St. Vincent und den Grenadinen, sondern zum Staatsgebiet von Grenada. Hauptstadt und größte Stadt des Landes ist Kingstown.
Verwaltungsgliederung
Der Staat ist in sechs Verwaltungsbezirke (Parishes) eingeteilt. Die sechs Parishes sind:
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung
Insgesamt leben etwa 117.000 Einwohner im Inselstaat. Die jährliche Wachstumsrate der Bevölkerung beträgt 0,3 %.[5] Nach dem Stand von 2002 leben 43 % der gesamten Bevölkerung auf dem Land, die restlichen 57 % dagegen in der Stadt.
Jahr | Einwohnerzahl[6] |
---|---|
1950 | 66.998 |
1960 | 80.949 |
1970 | 90.452 |
1980 | 100.505 |
1990 | 107.505 |
2000 | 107.898 |
2010 | 109.315 |
2017 | 109.897 |
Seit den 1970er Jahren gibt es eine stete Abwanderung aus St. Vincent und den Grenadinen in das wohlhabendere Trinidad und Tobago.[7]
Ethnien
Die Bevölkerung setzt sich zu ca. 65,5 % aus Menschen mit Herkunft aus Subsahara-Afrika und zu ca. 19 % aus Menschen mit Vorfahren mit heller und dunkler Hautfarbe zusammen. Außerdem gibt es 5,5 % Inder und 3,5 % Weiße.
Religion
Ca. 80 % der Bewohner bekennen sich zum Protestantismus (davon etwa 40 % Anglikaner und 30 % Methodisten), etwa 11 % zur Römisch-Katholischen Kirche; 0,5 % sind Zeugen Jehovas. Kingstown ist Sitz eines katholischen Bistums.
Geschichte
St. Vincent liegt auf einer Einwanderungsroute von Nordamerika nach Südamerika. Die Insel wurde vermutlich seit dem 5. Jahrtausend v. Chr. zumindest zeitweise besiedelt. Ab 700 v. Chr. besiedelten die Arawak die Insel. Um 800 n. Chr. wurden sie von den Kariben vertrieben. Die Kariben nannten die Insel Hairoun („Heimat der Gesegneten“).
Christoph Kolumbus sichtete die Insel am 22. Januar 1498, dem Tag des hl. Vinzenz von Valencia, nach dem er sie benannte.
Anfang des 17. Jahrhunderts wurde die Insel sowohl von Großbritannien als auch von Frankreich beansprucht. Die Herrschaft über die Insel wechselte in den folgenden Jahrzehnten immer wieder zwischen den beiden Königreichen und den Kariben. Im Jahr 1783 trat Frankreich St. Vincent dann an Großbritannien ab.
Europäische Kolonisten begannen bald überall in der Karibik mit dem Anbau von Zuckerrohr, wobei der größte Teil der Arbeit von afrikanischen Sklaven geleistet wurde. 1635 lief ein Sklavenschiff vor St. Vincent auf Grund. Aus den Nachfahren der Überlebenden und der einheimischen „gelben“ Kariben bildeten sich die „schwarzen“ Kariben.
Mit der Zeit wurden immer mehr Afrikaner zur Arbeit in den Plantagen auf die Insel gebracht. Bald stellten die Afrikaner, und nicht mehr die Europäer oder Kariben, die Bevölkerungsmehrheit. Um die stark anwachsende Bevölkerung zu ernähren, wurden neue Pflanzen auf der Insel eingeführt, wie etwa die Brotfrucht, die von William Bligh, vorher Kommandant der berühmten Bounty, auf seiner zweiten Brotfruchtreise 1793 auf die Insel gebracht wurde.
Im Jahr 1838 wurde die Sklaverei auf St. Vincent abgeschafft und es entwickelte sich eine neue Gesellschaft, in der die nun freien Nachkommen der Sklaven die Bevölkerungsmehrheit bildeten. Die Großgrundbesitzer holten indische Vertragsarbeiter auf die Insel. Mitte des 19. Jahrhunderts wanderte eine Anzahl Portugiesen ein. Durch die Vermischung der vielen Kulturen bildeten sich die heutigen „Vincentianer“.
Das aktive und passive Frauenwahlrecht wurde am 5. Mai 1951 eingeführt.[8][9] Die Grundsätze des allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten Wahlrechts waren seit den Wahlen zum House of Assembly von 1951 in Geltung.[10]
St. Vincent blieb bis 1969 britische Kolonie, bevor es weitreichende Autonomie erhielt. Von 1958 bis 1962 war St. Vincent Mitglied der Westindischen Föderation. 1975 wurde das Land ein assoziierter Staat und am 27. Oktober 1979 unter dem neuen Namen St. Vincent und die Grenadinen unabhängig, verblieb aber im Commonwealth. Das Frauenwahlrecht wurde bei der Unabhängigkeit 1979 bestätigt.[11]
Später wurde auch der Film Fluch der Karibik auf St. Vincent gedreht.
Politik
Name des Index | Indexwert | Weltweiter Rang | Interpretationshilfe | Jahr |
---|---|---|---|---|
Freedom in the World Index | 91 von 100 | --- | Freiheitsstatus: frei 0 = unfrei / 100 = frei | 2020[12] |
Korruptionswahrnehmungsindex (CPI) | 59 von 100 | 40 von 180 | 0 = sehr korrupt / 100 = sehr sauber | 2020[13] |
St. Vincent und die Grenadinen ist Mitglied der UNO, der CARICOM, der OECS, der OAS, der CELAC und im Commonwealth of Nations. Das Land gehört außerdem zu den Trägern der Universität der Westindischen Inseln.
St. Vincent und die Grenadinen ist ein Commonwealth Realm und somit eine parlamentarische Monarchie mit der britischen Königin Elisabeth II. als Staatsoberhaupt. Sie wird seit dem Rücktritt von Frederick Ballantyne am 31. Juli 2019 vertreten durch die Generalgouverneurin Susan Dougan. Regierungschef ist Ralph Gonsalves.
Das Parlament heißt House of Assembly und besteht aus 21 Mitgliedern, davon werden alle fünf Jahre 15 gewählt und 6 ernannt. Wahlberechtigt sind alle Personen ab dem 18. Lebensjahr. Die letzten Wahlen fanden am 13. Dezember 2010 statt. Die United Labour Party ULP errang 8 Sitze, die New Democratic Party 7 Sitze.
Am 24. Juni 2009 trat St. Vincent und die Grenadinen der Bolivarianischen Allianz für Amerika bei. Der Iran, welcher einen Beobachterstatus in dieser Organisation hat, engagiert sich in St. Vincent und die Grenadinen mit wirtschaftlicher Hilfe und Krediten zu geringen Zinsen.[14] Beim Bürgerkrieg in Libyen 2011 schloss sich die Regierung von St. Vincent und die Grenadinen dem Verhandlungsvorschlag von Hugo Chávez an.[15]
Wirtschaft und Infrastruktur
Allgemein
Das Land exportierte 2002 für 42,2 Mio. US-Dollar Waren. Davon waren 31 % Bananen, 16 % Mehl, 11 % Reis. Die vier wichtigsten Handelspartner sind mit 40 % Großbritannien, 10 % Trinidad und Tobago, 9 % St. Lucia und 9 % Barbados.
Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist der Tourismus, der für viele Arbeitsplätze sorgt. So entstammen 61 % der Erwerbstätigkeit der Dienstleistung, gefolgt von 20 % Industrie und 15 % Landwirtschaft.
Ein großes Problem ist die hohe Arbeitslosigkeit von 22 %.
Das Bruttosozialprodukt im Jahr 2002 lag bei 775 Mio. US-$. Das entspricht 7038 Dollar pro Einwohner.
Die Regierung von St. Vincent und die Grenadinen ist Mitglied im Wirtschaftsbündnis Bolivarianische Alternative für Amerika.
Am 28. Januar 2016 legte die EU-Kommission ein Maßnahmenpaket zur Bekämpfung von Steuerflucht vor, bei dem unter anderem St. Vincent und die Grenadinen auf der schwarzen Liste der Steueroasen auftauchen.[16]
Staatshaushalt
Der Staatshaushalt umfasste 2016 Ausgaben von umgerechnet 222,2 Mio. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 222,2 Mio. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein ausgeglichener Haushalt.[17]
Die Staatsverschuldung betrug 2016 79,2 % des BIP.[18][17]
Die Ausgaben verteilten sich (in % des BIP) wie folgt:
Infrastruktur
Festnetz- und Mobiltelefonie
2005 hatte das Land 22.500 Festnetz-Telefonanschlüsse. 2004 gab es bereits 57.000 Mobiltelefone in St. Vincent und den Grenadinen. Im Jahr 2015 besaßen 24.865 Einwohner einen Festnetz-Telefonanschluss, aber gleichzeitig gab es 113.000 Mobiltelefone und damit mehr als Einwohner.[17] Die Verbindungen werden von zwei Providern – Digicel und Flow – bereitgestellt.
Medien
Das Land hat neun Radiosender (Stand: 2007) und einen Fernsehsender. Alle Radiosender senden auf UKW und sind somit nicht international zu empfangen. Laut dem Bericht Freedom of the Press der Nichtregierungsorganisation Freedom House gilt die Presse auf St. Vincent und den Grenadinen als "Frei". Das Land verfügt, laut dem Bericht, sogar über eine der freiesten Pressen auf dem gesamten amerikanischen Doppelkontinent. (Stand 2017)[20]
Sport
Cricket ist der beliebteste Sport auf St. Vincent und die Grenadinen. St. Vincent und die Grenadinen ist eines der Länder, das mit anderen Karibikstaaten das West Indies Cricket Team bildet, eine der „Nationalmannschaften“ im internationalen Cricket mit Teststatus, der angesehensten Form dieses Sports. Das West Indies Cricket Team nahm an jedem Cricket World Cup teil und gewann die ersten beiden Austragungen 1975 und 1979.
Literatur
- Saskia Thorbecke: St. Vincent und die Grenadinen. In: Wolfgang Gieler, Markus Porsche-Ludwig (Hrsg.): Staatenlexikon Amerika: Geographie, Geschichte, Kultur, Politik und Wirtschaft. Peter Lang, Berlin 2018, ISBN 978-3-631-77017-7, S. 403–410.
Weblinks
Einzelnachweise
- Population, total. In: World Economic Outlook Database. World Bank, 2020, abgerufen am 30. Januar 2021 (englisch).
- Population growth (annual %). In: World Economic Outlook Database. World Bank, 2020, abgerufen am 30. Januar 2021 (englisch).
- World Economic Outlook Database Oktober 2020. In: World Economic Outlook Database. International Monetary Fund, 2020, abgerufen am 30. Januar 2021 (englisch).
- Table: Human Development Index and its components. In: Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (Hrsg.): Human Development Report 2020. United Nations Development Programme, New York 2020, ISBN 978-92-1126442-5, S. 344 (englisch, undp.org [PDF]).
- St. Vincent und die Grenadinen. In: Auswärtiges Amt. Oktober 2008, abgerufen am 9. Juni 2009.
- World Population Prospects - Population Division - United Nations. Abgerufen am 28. Juli 2017.
- Hans-Dieter Haas: Die karibischen Inseln. Bevölkerungsentwicklung, Ressourcenerschließung und Tragfähigkeit. In: Helmut Nuhn (Hrsg.): Krisengebiet Mittelamerika. Interne Probleme, weltpolitische Konflikte. Westermann, Braunschweig 1985, ISBN 3-07-508866-8, S. 267–283, hier S. 272.
- Jad Adams: Women and the Vote. A World History. Oxford University Press, Oxford 2014, ISBN 978-0-19-870684-7, Seite 438
- Mart Martin: The Almanac of Women and Minorities in World Politics. Westview Press Boulder, Colorado, 2000, S. 328.
- Bernd Hillebrands: St. Vincent und die Grenadinen. In: Dieter Nohlen (Hrsg.): Handbuch der Wahldaten Lateinamerikas und der Karibik (= Politische Organisation und Repräsentation in Amerika. Band 1). Leske + Budrich, Opladen 1993, ISBN 3-8100-1028-6, S. 695–701, S. 697.
- – New Parline: the IPU’s Open Data Platform (beta). In: data.ipu.org. 5. Mai 1951, abgerufen am 28. September 2018 (englisch).
- Countries and Territories. Freedom House, 2020, abgerufen am 30. Januar 2021 (englisch).
- Transparency International (Hrsg.): Corruption Perceptions Index. Transparency International, Berlin 2021, ISBN 978-3-96076-157-0 (englisch, transparencycdn.org [PDF]).
- http://www.atimes.com/atimes/Middle_East/LF19Ak03.html
- http://www.finalcall.com/artman/publish/World_News_3/article_7642.shtml
- Trend: EU will neue schwarze Liste von Steueroasen
- The World Factbook
- This Business of Public Debt (Memento vom 6. November 2011 im Internet Archive)
- Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen Daten Fakten, Fischer, Frankfurt, 8. September 2009, ISBN 978-3-596-72910-4
- Freedom of the Press 2017 | Freedom House. Abgerufen am 26. November 2017 (englisch).