Ríma
Die Ríma (isländ. „Reimgedicht“, Plural Rímur) ist eine seit dem 14. Jahrhundert überlieferte Art der volkstümlichen altnordischen Literatur in isländischer Sprache. Sie steht formal der Ballade, inhaltlich der Folkevise und Kaempevise nahe.
Die Gattung ist heterogen. Rímur sind epische Gedichte von 40 bis 50 vierzeiligen Strophen, von denen ca. 2.000 Bauformen tradiert sind. Sie zählen zur Skaldendichtung und tragen die typischen Anzeichen dieser Literatur wie Stabreim, Hending und Kenning. Mit dem Typus der italienischen Ballade und der französischen Romanze verbinden sie insbesondere die Vierzeiligkeit der Strophen. Es gibt jedoch auch eine Vielzahl von dreizeiligen und zweizeiligen Metren, die zu dieser Gattung gehören. Sie sind allesamt aus vierzeiligen Metren abgeleitet worden. Die Skaldendichtung weist sechs oder acht Zeilen in einer Strophe auf. Der Endreim und das Kreuzreimschema a–b–a–b sind kennzeichnend. Sie werden meist durch eine Liebesklage eingeleitet. Die Ríma ist ebenso kein Erzähllied wie die Sagas, sie wurde wie die Ballade als Tanzlied gesungen. Stoffe und Motive der Rímur entstammen dagegen der Saga-Tradition.
Bis ins 19. Jahrhundert waren die Rímur die am weitesten verbreitete Form der Volksdichtung. Während des späten romantischen Zeitalters der Nationalliteratur wurden sie vielfach neu belebt, so von Sigurður Breiðfjörð in den Núma Rímur, einer Erzählung der älteren Geschichte Roms.
Mehr als tausend erhaltene Rímur-Zyklen sind erhalten. Viele von ihnen wurden erst nach jahrhundertelanger mündlicher Überlieferung im 18. und 19. Jahrhundert aufgezeichnet.
Der Wiederbelebung der Rímur-Tradition widmet sich der Verband der isländischen Rímurdichter Kvæðamannafélagið Iðunn, der am 15. September 1929 gegründet wurde[1]. Insbesondere der Begründer des Ásatrúarfélagið, Rímurdichter und Mitglied der Kvæðamannafélagið Iðunn Sveinbjörn Beinteinsson hat mit der Herausgabe eines Verzeichnisses aller Rímurversarten „Bragfræði og Háttatal[2]“ maßgeblich die neuere Rímurdichtung geprägt. Auch die isländische Rock-Band Sigur Rós verwendete Rímur in einigen ihrer Lieder.
Einzelnachweise
- http://www.rimur.is/?i=2/ Netzauftritt des isländischen Verbands der Rímurdichter (Isländisch)
- http://www.rimur.is/?i=4 Bragfræði og Háttatal (Isländisch)
Weblinks
- Netzauftritt des isländischen Verbands der Rímurdichter Kvæðamannafélagið Iðunn
- Die Rímur EP mit einer Präsentation des klassischen „Rímurquedens“ von Steindór Andersen (2002)
- Deutschsprachiges Ríma-Beispiel: „Rauhnachtsreime“ von Andreas Zautner (2005)