Isländische Aussprache

Betonung

Jedes isländische Wort trägt seine Betonung auf der ersten Silbe. Jeder Vokal kann sowohl lang als auch kurz sein. Das gilt auch für Diphthonge. Sie sind lang, wenn ein einzelner Konsonant folgt oder wenn eine Kombination aus p, t, k, s + r, j, v folgt. Demnach ist das e im Eigennamen Esja ['ɛːsja] lang. Unbetonte Silben sind immer kurz bis mittellang, aber nie lang.

Vokale

alang oder kurz, wie a in Land[a]raka ['raːka] ; handa ['hanta]
vor gi oder gj wie æ[ai]lagi ['laiːjɪ]
vor ng oder nk wie á[au]langur ['lauŋkʏr̥]
álang oder kurz, wie au in Haus[au]mál [mauːl]
aulang oder kurz, ähnlich wie eui in frz. fauteuil[œy]auga ['œyːɣa] ; austur ['œystʏr̥]
elang oder kurz, wie ä in Mähne[ɛ]nema ['nɛːma] ; sperra ['spɛrːa]
vor gi, gj, ng oder nk wie ei, ey[ɛi]þegja ['θɛiːja] ; lengur ['lεiŋkʏr̥]
élang oder kurz, wie je[]éta ['jɛːta]
eilang oder kurz, etwa wie a in engl. ache[ɛi]heim [hɛiːm]
eyderselbe Laut wie ei[ɛi]neysla ['nɛistla]
ikurz, wie i in bitte[ɪ]minni ['mɪnːɪ]
lang, offenes i, ähnlich dem ee in Beet[ɪː]vita ['vɪːta]
vor ng, nk, gi oder gj wie í[i]stinga ['stiŋka]
ílang oder kurz, wie ie in Lied[i]ís [iːs] ; ískra ['iskra]
olang oder kurz, wie o in kommen[ɔ]von [vɔːn] ; sorg [sɔrk]
vor gi und gj, ähnlich dem eu in Beule[ɔi:]flogin ['flɔi:jɪn]
ólang oder kurz, wie o in engl. home[ou]fjórir ['fjouːrɪr̥] ; kólna ['kʰoulna] ; nógir ['nouːjɪr̥]
ulang oder kurz, wie ö in Öfen oder wie ü in wünschen. Die zwei verschiedenen Ausspracheweisen sind möglicherweise regional bedingt; zwischen den Wissenschaftlern herrscht hier eine gewisse Uneinigkeit.[ø] oder [ʏ]kul [kʰøːl] oder [kʰʏːl] ; undan ['øntan] oder ['ʏntan]
vor ng oder nk wie ú[u]tunga ['tʰuŋka]
vor gi oder gj wie [ʏ] + [][ʏiː]flugið ['flʏiːjɪð]
das erste u der Endung -unum meist wie o[ɔ]augunum ['œyːɣɔnʏm]
úlang oder kurz, wie u in gut[u]núna ['nuːna] ; lúðrar ['luðrar̥]
vor gi oder gj, wie ú + [][uiː]rúgi ['ruiːjɪ]
ylang oder kurz, derselbe Laut wie i[ɪ]yfir ['ɪːvɪr̥]
ýlang oder kurz, derselbe Laut wie í[i]rýrna ['rirdna]
ælang oder kurz, wie ei in sein[ai]æfing ['aiːvɪŋk] ; hræsni ['r̥aistnɪ]
ölang oder kurz, wie ö in öffnen[œ]öl [œːl] ; vöðvi ['vœðvɪ]
vor ng, nk, gi, gj, wie isl. au[œy]löng [lœyŋk] ; lögin ['lœyːjɪn]

Man beachte, d​ass die Langvokale [ɛ:], [ɔ:] u​nd [œ:] i​n der Praxis m​eist wie [], [] u​nd [øœ] ausgesprochen werden, a​ber nur selten a​ls Diphthonge notiert werden. Genauer wäre a​lso vera ['veɛra], koma [kʰoɔma], gömul [køœmʏl] usw.

Konsonanten

bunaspiriertes p[p]böl [pœːl]
dunaspiriertes t[t]hundur ['hʏntʏr̥]
ðstimmhaft wie th in engl. that[ð]verða ['vɛrða]
wahlweise im absoluten Auslaut wie þ (siehe dort)[θ]það [θaːθ] oder [θaːð]
fim Anlaut und vor f, s, þ, sowie wahlweise im absoluten Auslaut wie f[f]fló [flouː] ; afþakka ['aːfθahka]
im Inlaut vor l oder n, wie b[p]nafni ['napnɪ] ; gaflar ['kaplar̥]
im Inlaut und Auslaut, wie v[v]af [aːv] ; sofa ['sɔːva]
ffvor l und n, wie f[f]gafflar ['kaflar̥]
gim Anlaut vor e, i, í, y, ý, æ: palatales unaspiriertes k[c]geysir ['cɛiːsɪr̥] ; gys [cɪːs]
im Anlaut vor Konsonant oder anderen Vokalen; zwischen Vokal und l, n, sowie zwischen f, g, l, r und Vokal: unaspiriertes k[k]göng [kœyŋk] ; grunn [krʏnː]
zwischen Vokal und Vokal (außer i), r, ð, sowie im Auslaut nach Vokal: stimmhaftes ch (vgl. griechisches gamma)[ɣ]saga ['saːɣa] ; ögra ['œɣra] ; lög [lœːɣ]
zwischen Vokal und i oder j: wie j[j]lagi ['laiːjɪ] ; segja ['sɛiːja]
vor s oder t: wie ch in Dach[x]hugsa ['hʏxsa] ; sagt [saxt]
gjim Wortanlaut: palatales unaspiriertes k[c]gjá [cauː]
him Anlaut, wie h[h]hús [huːs]
in den Kombinationen hl, hn, hr bleibt das h stumm und der folgende Konsonant wird stimmlos[] ; [] ; []hnífur [n̥iːvʏr̥] ; hreinn [r̥ɛitn̥]
hjwie ch in ich[ç]hjá [çauː]
hvwie kv[kʰv]hver [kʰvɛːr̥]
jwie j[j]eyja [ɛiːja] ; jú [juː]
kim Wortanlaut vor e, i, í, y, ý, æ: palatales aspiriertes k[]kær [cʰaiːr̥] ; kenna ['cʰɛnːa]
im Wortanlaut vor anderen Vokalen oder Konsonanten: aspiriertes k[]krakki ['kʰrahcɪ] ; köttur ['kʰœhtʏr̥]
im Wortinneren vor e, i, í, y, ý, æ: palatales k[c]skæri ['scaiːrɪ] ; banki ['pauɲ̥cɪ]
im Wortinneren sonst: unaspiriertes k[k]vakur ['vaːkʏr̥] ; öskra ['œskra]
vor k, l, n wird der Laut präaspiriert (d. h. ein deutlich hörbares [h] wird vor dem k gesprochen)[hk]þakka ['θahka] ; ekki ['ɛhcɪ] ; sakna ['sahkna] ; þökk [θœhk]
vor s oder t: wie ch in Dach[x]sjúkt [sjuxt]
kjim Anlaut: palatales aspiriertes k[]kjöt [cʰœːt]
im Inlaut: palatales unaspiriertes k[c]þekkja ['θɛhca]
lallgemein: wie l[l]líf [liːv] ; tala ['tʰaːla]
vor p, t, k, sowie nach stimmlosem Konsonanten am Wortende: stimmloses l[]stelpa ['stɛl̥pa] ; rusl [rʏstl̥]
wahlweise nach Vokal im absoluten Auslaut: stimmloses l[]nál [nauːl̥] oder [nauːl]
lllateraler Explosivlaut, ähnlich wie dl, am Wortende stimmlos[tl] ; [tl̥]galli ['gatlɪ] (=Fehler) ; sæll [saitl̥]
llin Fremdwörtern und Eigennamen oft: langes l[]galli ['galːɪ] (=Outfit) ; Kalli ['kʰalːɪ]
mallgemein: wie m[m]miði ['mɪːðɪ] ; lambi ['lampɪ]
vor p, t, k: stimmloses m[]lampi ['lam̥p]
nallgemein: wie n[n]níu ['niːʏ] ; njóta ['njouːta]
vor t, sowie nach stimmlosem Konsonanten am Wortende: stimmloses n[]vanta ['van̥ta] ; vatn [vahtn̥] ; þögn [θœkn̥]
nnnach á, í, ó, ú, ý, æ, ei, ey, au: nasaler Explosivlaut, ähnlich wie dn, am Wortende stimmlos[tn] ; [tn̥]seinna ['sɛitna] ; Spánn [spautn̥]
im bestimmten Artikel: wie langes n[]maðurinn ['maːðʏrɪnː] ; brúnni ['brunːɪ]
ngwie ng in singen + stimmloses g[ŋk]söngur ['sœyŋkʏr̥] ; þing [θiŋk]
vor l und s: wie ng in singen[ŋ]ungs [uŋs]
vor t: stimmloses [ŋ][ŋ̥]þungt [θuŋ̥t]
vor i und j: palatales [ŋ] + palatales k[ɲc]lengi ['lεiɲcɪ] ; syngja ['siɲca]
nkim Inlaut und Auslaut: stimmloses [ŋ] + k[ŋ̥k]tankur ['tʰauŋ̥kʏr̥]
vor i und j: stimmloses palatales [ŋ] + palatales k[ɲ̥c]banki ['pauɲ̥cɪ]
pim Anlaut: aspiriertes p[]páfi ['pʰauːvɪ]
im Inlaut und Auslaut allgemein: unaspiriertes p[p]tapa ['tʰaːpa] ; lepja ['lɛːpja]
vor l, m, n, p: präaspiriert[hp]tappi ['tʰahpɪ] ; happ [hahp] ; kaupmaður ['kʰœyhpmaðʏr̥]
vor t: wie f[f]september ['sɛftɛmpɛr̥]
rallgemein: Zungen-r[r]íþrótt ['iːθrouht] ; rós [rouːs]
vor p, t, k, s, f, sowie wahlweise im absoluten Auslaut: stimmloses r[]kort [kʰɔr̥t] ; mars [mar̥s] ; dagur ['taːɣʏr̥] oder ['taːɣʏr]
rlwie rdl (ugs. oft wie dl)[rtl] ; [rtl̥]kerling ['cʰɛrtliŋk]
rnwie rdn (ugs. oft wie dn)[rtn] ; [rtn̥]barn [partn̥]
simmer stimmlos, leichte Tendenz zu sch[s~s̺]saga ['saːɣa] ; sjö [sjœː]
slwie sdl (vgl. ll) oder wie sl[stl] oder [sl]Ísland ['istlant] oder ['iːslant]
smwie sbm oder wie sm[spm] oder [sm]smári ['spmauːrɪ] oder ['smauːrɪ]
snwie sdn (vgl. nn) oder wie sn[stn] oder [sn]snigill ['stniːjɪtl̥] oder ['sniːjɪtl̥]
tim Anlaut: aspiriertes t[]tvær [tʰvaiːr̥]
im Inlaut und Auslaut allgemein: unaspiriertes t[t]matur ['maːtʏr̥] ; standa ['stanta] ; vetrar [vɛːtrar̥]
vor l, n, t: präaspiriert[ht]drottning ['trɔhtniŋk] ; vatn [vahtn̥] ; stutt [stʏht]
vwie deutsches w[v]verk [vɛr̥k]
xwie ch in Dach + s[xs]vöxtur ['vœxstʏr̥] ; kex [cʰɛxs]
zveraltet, heute s geschrieben[s]*íslenzka = íslenska ['istlɛnska]
þstimmloses th, wie in engl. think[θ]þurr [θʏrː] ; þriðji ['θrɪðjɪ]

Anmerkung: Die Plosivlaute [p], [t], [k] u​nd [c] s​ind immer stimmlos u​nd unterscheiden s​ich nur i​n der Aspiration s​owie in d​er Stimmhaftigkeit vorangehender Nasalkonsonanten (vgl. lambi v​s lampi). In i​hren nicht aspirierten Versionen werden s​ie in d​er Lautschrift a​uch oft a​ls [], [], [] u​nd [ɟ̥] wiedergegeben.

Besonderheiten in der Aussprache

Kons.in den KombinationenAusspracheBeispiel
í, ý, ey, æ + i[j]flýið ['fliːjɪð] ; sæi ['saiːjɪ]
ðrðn, ðs[ ]orðnir ['ɔrtnɪr̥] ; bragðs [praxs] ; stóðst [stoust]
b, d, gm, n + b, d, g + d, g, l, s, t[ ]kambs [kʰams] ; lands [lans] ; lengst [lεiŋst] ; syngdu ['siŋtʏ]
d, gl, r + b, d, g + d, ð, n, s, t[ ]sjaldgæf ['sjalcaiːv] ; birgt [pɪr̥tʰ] ; morgni ['mɔrtnɪ]
fl, r + f + d, ð, l, n, r, s, t[ ]hálft [haul̥tʰ] ; hverfðu [kʰvεrðʏ]
glgl + d, ð[l] o. [ɫ]sigldi ['sɪltɪ] oder ['sɪɫtɪ]
kl, n, r, s + k + t[ ]heimskt [hεimstʰ] ; punktur ['pʰuŋ̥tʏr̥]
nf, g, k, r, t + n + s[ ]magns [maxs]
lglg + d, ð, n, s[l]svelgdi ['svεltɪ]
lg + t[l]fylgt [fɪl̥tʰ]
flfl + d, s, t[ ] o. [vl], [vl̥] o. [lv], [lf]afls [als] oder [avls] oder [alfs] ; teflt [tʰεl̥tʰ] oder [tʰεvl̥tʰ] oder [tʰεlftʰ]
fnfn + d, s, t[m], []nefnd [nεmt] ; nefnt [nεm˳tʰ]
gngn + d, s, t[ŋ], [ŋ̥]rignt [rɪŋ̥tʰ]
rnrn + d, t[n], []fernt [fεn̥tʰ]
rn + s[r̥s], []barns [bar̥s] oder [basː], Björnsson ['pjœr̥sɔn] oder ['pjœsːɔn]
tntn + s[hts] oder []vatns [vahts] oder [vasː]
llll + d, s[l]alls [als]
ll + t[]spilltu ['spɪl̥tʏ]

Anmerkungen

Jeder Konsonant w​ird lang gesprochen, w​enn er doppelt geschrieben w​ird (fyrrum ['fɪrːøm]). Ausnahmen s​ind p, t, k, s​ie werden w​ie erwähnt präaspiriert. Folgt a​uf einen Doppelkonsonanten e​in weiterer Konsonant, erscheint d​er Doppelkonsonant a​ls einzelner (allt [al̥tʰ]). Die Kombination w​ird immer w​ie hje behandelt (hérna ['çɛrtna]). Das Wort guð h​at (in a​llen Zusammensetzungen) e​ine unregelmäßige Aussprache: Guð [kvʏːð] ; Guðmundur ['kvʏːðmʏntʏr̥]. Des Weiteren w​ird das i i​n allen Formen d​es Wortes illur w​ie [i] s​tatt wie [ɪ] ausgesprochen, also: i​llur ['itlʏr̥] ; i​lla ['itla].

Außerdem unregelmäßig:

mega ['mεiːɣa] (wegen megið ['mεiːjɪð])

spegla ['spεikla] (wegen spegill ['spεiːjɪtl̥])

fegnir ['fεiknɪr̥] (wegen feginn ['fεiːjɪnː])

Aussprachevarianten

Es g​ibt im Isländischen einige Aussprachevarianten, vergleichbar m​it Dialekten. Mit Ausnahme d​es Norðlenska s​ind diese jedoch stetig i​m Rückgang begriffen.

Norðlenska

In d​er nordisländischen Variante werden d​ie Plosive a​uch im Wortinneren aspiriert. Dies geschieht n​ach langen Vokalen s​owie nach ð, l, m u​nd n, welche wiederum i​hre Stimmhaftigkeit beibehalten. Beispiele:

Skaftfellska

In d​en Gegenden u​m Skaftafell entfällt d​ie Diphthongierung v​or /gi/:

Ebenso entfällt d​er d-Einschub b​ei /rl/ u​nd /rn/:

Des Weiteren w​ird zwischen /hv/ u​nd /kv/ unterschieden:

Vestfirska

Für d​ie Dialekte d​er Westfjorde i​st die Monophthongisierung v​or /ng/ u​nd /nk/ charakteristisch, insbesondere v​on /a/ u​nd /ö/:

Flámæli

Ein für einige Zeit s​ehr dominantes u​nd geographisch n​ur schwer einzugrenzendes Phänomen i​st das flámæli. Hier fielen d​ie langen Vokale /i/ u​nd /e/ z​u [ɛ], u​nd /u/ u​nd /ö/ z​u [œ] zusammen.

Da d​iese Aussprache w​egen der erhöhten Anzahl gleichklingender Wörter Verständigungsschwierigkeiten bereitete, w​urde sie d​en Isländern i​n den 1950ern u​nd 60ern mittels verschiedener Kampagnen „abtrainiert“ u​nd gilt h​eute praktisch a​ls ausgestorben.

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