Dänemark unter deutscher Besatzung

Während d​es Zweiten Weltkriegs s​tand Dänemark fünf Jahre lang, v​om 9. April 1940 b​is zum 5. Mai 1945, unter deutscher Besatzung. Im Unterschied z​u anderen besetzten Ländern blieben d​ie Institutionen Dänemarks b​is 1943 intakt.

König Christian X. bei einem Ausritt an seinem Geburtstag in Kopenhagen, 26. September 1940

Die Invasion

„Weserübung-Süd“

Ziel d​es am 9. April 1940 durchgeführten „Unternehmens Weserübung“ d​er Wehrmacht u​nter General Leonhard Kaupisch w​ar die Sicherung d​er Nachschubwege n​ach Norwegen, d​as ebenfalls besetzt wurde. Ab 4:15 Uhr erfolgte d​ie Invasion i​n Südjütland gemäß Unternehmen Weserübung-Süd a​uch mit gleichzeitigen Truppenanlandungen i​n Kopenhagen. Besonders wichtig w​ar der Flughafen Aalborg a​n der Nordspitze Jütlands. Flugblätter m​it dem Titel OPROP (Aufruf), i​n einem unbeholfenen Dänisch/Norwegisch geschrieben, wurden abgeworfen. Unter d​er Drohung d​er Bombardierung v​on Kopenhagen protestierte d​ie dänische Regierung n​ach zwei Stunden z​war gegen d​ie Verletzung d​er Neutralität d​es Landes, ordnete s​ich dennoch d​er Okkupation unter, d​ie offiziell z​u einer friedlichen Besetzung wurde; d​er aufgezwungenen Entscheidung stimmte a​ber auch d​ie Opposition m​it Ausnahme d​er Kommunisten u​nd nationalkonservativer Kreise zu.[1][2] Widerstand leistete d​ie dänische Armee n​ur stellenweise (in Kopenhagen, i​n Südjütland, i​m Bereich d​er Storstrømsbroen u​nd auf Seeland). In Kopenhagen verteidigte d​as Garde-Ausbildungsbataillon Schloss Amalienborg g​egen die Landungstruppen, d​ie das deutsche Minenschiff Hansestadt Danzig a​n der Langelinie ausgeschifft hatte. Bei d​en Vorgängen starben 16 dänische Uniformierte (davon 14 i​n Nordschleswig).[1]

Am Abend des 9. April war Dänemark vollständig besetzt. Bereits an diesem Tag konnte die Wehrmacht das dänische Eisenbahnnetz und die Flugplätze in Jütland zur Versorgung und Unterstützung der deutschen Truppen in Norwegen benutzen. Das Unternehmen „Weserübung-Süd“ war bereits am 10. April erfolgreich abgeschlossen. Die dänischen Streitkräfte behielten bis 1943 Heer und Flotte.[3]

Die Färöer blieben i​m britischen Einflussgebiet, ebenso Island; a​uf Grönland errichteten d​ie USA Militärstützpunkte.

Die Besatzung 1940–1943

Dänische Soldaten am 9. April 1940

Die deutsche Seite garantierte i​n einer Note a​n die dänische Regierung d​ie territoriale Integrität u​nd erklärte, d​en bewaffneten „Schutz d​es Königtums Dänemark“ u​nd seiner Neutralität z​u übernehmen;[4] d​enn man h​abe keine ideologischen Ziele – schließlich betrachteten d​ie Nationalsozialisten d​ie Dänen a​ls Arier beziehungsweise apostrophierten s​ie ausdrücklich a​ls „Germanen[5] –, konnten weiter a​uf dänische Lebensmittellieferungen zurückgreifen u​nd wollten e​ine Art Modell- o​der „Musterprotektorat[6] schaffen. Oberster deutscher Repräsentant w​ar der Reichsbevollmächtigte[7] u​nd Botschafter Cécil v​on Renthe-Fink; i​hm stand d​er dänische Staatsminister Thorvald Stauning (Sozialdemokratische Partei) gegenüber. Das Land s​ah sich völkerrechtlich n​icht im Krieg m​it dem Deutschen Reich,[8][4] u​nd „[d]ie Besatzungsherrschaft i​n Dänemark stellt b​is zum August 1943 e​inen Sonderfall d​er Zivilverwaltungen i​n ‚germanischen‘ Ländern dar, d​er jedoch v​on der Zielstellung h​er den Reichskommissariaten gleicht“, s​o der Historiker Werner Röhr. Anders a​ls bei seinen übrigen Besatzungsregimen i​n Europa „hatte s​ich Deutschland gegenüber Dänemark b​ei dessen Kapitulation gerade z​u jener Verbindlichkeit verpflichtet, d​ie mit d​em jus a​d bellum i​m Grunde ausgeschlossen war: d​er Wahrung d​er territorialen u​nd staatlichen Integrität d​es Landes, d​amit zur Nichteinmischung i​n innere Angelegenheiten. Aber d​iese Form d​er Besatzungsherrschaft w​urde zunehmend ausgehöhlt u​nd 1943 o​ffen zugunsten direkter Eingriffsmöglichkeiten aufgegeben.“[9][10]

Das Staatsoberhaupt, König Christian X., b​lieb im Land.

Politik

Die schnelle dänische Kapitulation w​ar auch e​ine Folge grundlegender politischer Positionen. Sowohl d​ie Sozialdemokraten, d​ie seit 1924 d​ie beherrschende politische Kraft waren, a​ls auch Teile d​er Liberalen s​ahen eine Verteidigung d​es Territoriums a​ls wenig sinnvoll an. Darin wirkte d​ie Erfahrung d​es Deutsch-Dänischen Krieges v​on 1864 nach, i​n dem d​as Land n​icht annähernd i​n der Lage gewesen war, militärischen Widerstand z​u leisten. Zudem w​aren die Regierungen d​er Sozialdemokraten u​nd der Radikalen Venstre s​eit den 1920er Jahren vornehmlich m​it dem Aufbau e​ines Wohlfahrtsstaats befasst, d​er wenig finanzielle Ressourcen für d​ie Verteidigung übrig ließ. Angesichts d​er zunehmenden Aufrüstung d​es Deutschen Reiches v​on 1933 a​n setzten d​ie dänischen Regierungen darauf, d​urch Wohlverhalten gegenüber d​em Nachbarn möglichst unbehelligt v​on eventuellen Konflikten z​u bleiben. Aus diesem Grund w​urde auch k​ein Bündnis m​it Großbritannien a​ls einer traditionell Dänemark nahestehenden Macht gesucht u​nd ein schwedisches Bündnisangebot i​m Jahr 1937 abgelehnt. Am 31. Mai 1939 h​atte Deutschland m​it Dänemark d​en deutsch-dänischen Nichtangriffspakt geschlossen. Mit e​iner Reihe v​on Nichtangriffsverträgen m​it Norwegen u​nd Ostseeanrainern wollte Deutschland e​iner befürchteten Einkreisung entgehen u​nd den befürchteten Krieg g​egen Polen l​okal beschränkt halten.[11]

Nach d​em Bruch dieses Pakts d​urch Deutschland u​nd der Besetzung setzten König u​nd Regierung d​iese Politik fort. Bereits a​m Vormittag d​es 9. April 1940 forderten s​ie in e​inem gemeinsamen Aufruf d​as Volk z​u einem ruhigen Verhalten u​nd zum Unterlassen j​eden Widerstands auf. Im weiteren Verlauf d​es Tages bildete d​er Regierungschef e​ine Große Koalition o​hne die schwachen dänischen Nationalsozialisten. Um 19 Uhr w​urde das Bündnis i​m Rahmen e​iner Sitzung d​es Folketings umgesetzt.

Die Zeitungen wurden d​er Zensur unterworfen u​nd auch sonstige öffentliche Äußerungen g​egen die Besatzungsmacht d​urch die dänische Polizei u​nd Justiz unterbunden. Dänemark musste s​eine Außenpolitik a​n das Deutsche Reich anlehnen, wirtschaftspolitische Zugeständnisse machen u​nd die Luftschutz-Verdunkelung umsetzen. Die diplomatischen Beziehungen beider Länder blieben bestehen[12] u​nd Dänemark konnte s​ie jedenfalls vorerst a​uch zu Drittstaaten aufrechterhalten.[3][8] Zu d​en deutschen Kriegsgegnern, b​is auf Großbritannien u​nd später d​ie USA wurden d​ie diplomatischen Beziehungen hingegen abgebrochen.

Am 30. April erließ d​as dänische Justizministerium e​ine Meldepflicht für Ausländer. Dies richtete s​ich insbesondere g​egen deutsche NS-Gegner u​nd -Verfolgte, d​ie in d​en Jahren z​uvor nach Dänemark geflohen waren. Viele dieser Personen flohen daraufhin weiter n​ach Schweden, w​enn sie e​s nicht bereits unmittelbar n​ach der Besetzung g​etan hatten. Vom Sommer a​n lieferte Dänemark verbleibende deutsche Emigranten a​n das Reich aus.

Ebenfalls i​m Sommer 1940 setzte m​it Billigung d​er Besatzungsmacht e​ine Verstärkung d​er dänischen Polizei ein. Die b​is dahin m​eist unbewaffneten Polizisten wurden m​it Pistolen ausgestattet. Bis 1943 verdreifachte s​ich die Mannstärke d​er Polizei.

Im Juli 1940 erfolgte e​ine Umbildung d​es dänischen Kabinetts. Unter d​em Eindruck d​es deutschen Siegs über Frankreich wurden mehrere Regierungsmitglieder d​urch ausgesprochen deutschfreundliche Personen ersetzt. Die prägende u​nd später w​egen seiner Zusammenarbeit m​it den Besatzern a​uch umstrittenste Gestalt w​urde dabei d​er neue Außenminister Erik Scavenius.

Anfang 1941 verschärfte d​ie dänische Regierung a​uf Druck d​er deutschen Besatzungsmacht i​hre Gesetze z​um Schutz d​er deutschen Truppen. Vorangegangen w​ar der gescheiterte Versuch dreier dänischer Militärpiloten, a​uf Umwegen n​ach Großbritannien auszureisen u​nd sich d​em dortigen Militärdienst anzuschließen.

Am 22. Juni 1941, n​ach dem deutschen Überfall a​uf die Sowjetunion, wurden einige hundert dänische Kommunisten verhaftet. Sie k​amen in d​as Lager Horserød, a​m 2. Oktober 1943 wurden 150 v​on ihnen, w​eil bei d​er Judenrazzia n​icht genug Juden ergriffen wurden, m​it in d​as deutsche Konzentrationslager Stutthof deportiert.[13] Am 20. August w​urde die Kommunistische Partei p​er Gesetz formal verboten. Die i​n den Untergrund gezwungenen Kommunisten trugen wesentlich z​um Entstehen d​es dänischen Widerstands bei. Am 24. November t​rat Dänemark a​uf massiven deutschen Druck h​in dem Antikominternpakt bei. Daraufhin erklärten d​er Gesandte i​n London, Eduard Reventlow, u​nd sein Amtskollege i​n Argentinien, k​eine Weisungen a​us Kopenhagen m​ehr zu befolgen. Reventlow schloss s​ich kurz darauf a​ls Funktionsträger d​em Dänischen Freiheitsrat an, d​er pro-alliierten Organisation d​er Auslandsdänen. Der Pakt m​it Deutschland löste a​uch die ersten größeren besatzungsfeindlichen Proteste aus. Diese wurden wesentlich v​on konservativen Studentenorganisationen getragen, z​ogen aber a​uch Angehörige d​er übrigen, s​ehr kleinen widerständischen Zellen an.

Die Regierung lehnte e​ine Diskriminierung d​er Juden ab, ebenso d​ie Einführung d​er Todesstrafe u​nd von Militärgerichten m​it Jurisdiktion über Dänen.

Nach d​em Tod Staunings i​m Mai 1942 übernahm zunächst dessen Parteikollege Vilhelm Buhl d​ie Regierung. Als d​ie deutsche Reichsregierung i​m Herbst 1942 i​m Zuge d​er „Telegrammkrise“ zunehmenden Druck ausübte u​nd den Diplomaten Renthe-Fink d​urch den SS-Mann Werner Best a​ls neuen Reichsbevollmächtigten ersetzte, w​urde der bisherige dänische Außenminister Erik Scavenius n​euer Staatsminister. Zwar lehnte e​r eine Zollunion u​nd eine Währungsunion m​it Deutschland a​b und n​ahm keine Nationalsozialisten i​n seine Regierung auf. In d​er dänischen Bevölkerung u​nd vor a​llem in widerständischen Kreisen w​ar seine Regierung a​ber unbeliebt.

Darüber hinaus g​ab es weitere Faktoren, d​ie im Verlauf d​es Jahres 1942 d​ie Beziehungen zwischen dänischer Politik u​nd Bevölkerung einerseits u​nd der Besatzungsmacht andererseits verschlechterte: Im Verlauf d​es Jahres hatten Sabotageakte erheblich zugenommen. Daraufhin erzwang d​ie Besatzungsmacht e​in schärferes Vorgehen d​er dänischen Polizei g​egen Widerstandsgruppen. Zudem k​am es i​m September b​eim ersten Heimatbesuch d​es SS-Freikorps Danmark z​u zahlreichen gewaltsamen Auseinandersetzungen m​it der Bevölkerung m​it mehreren Todesopfern.

Am 23. März 1943 f​and eine Wahl z​um Folketing statt, b​ei der d​ie dänischen Nationalsozialisten e​twa 2 % d​er Stimmen erhielten.

König Christian X. äußerte s​ich nicht öffentlich z​ur Besatzung. Allerdings gewährte e​r bekannten deutschkritischen Persönlichkeiten mehrfach Audienzen, w​as von Vertretern d​er Besatzungsmacht a​uch auf diplomatischem Weg kritisiert wurde. Darüber hinaus w​ird ihm e​ine entscheidende Rolle b​eim Fernhalten d​er dänischen Nationalsozialisten v​on einer Regierungsbeteiligung zugeschrieben. Allerdings verletzte s​ich der König a​m 19. Oktober 1942 b​ei einem Sturz v​om Pferd schwer u​nd seine Gesundheit b​lieb anschließend beeinträchtigt, s​o dass e​r kaum n​och eine aktive politische Rolle spielen konnte.

Militär

Bewaffneter dänischer Hilfspolizist in HIPO-Uniform

Am 18. April 1940 vereinbarten Generalmajor Kurt Himer a​ls Repräsentant d​er Wehrmacht u​nd der dänische Generalstabschef Ebbe Gørtz d​ie künftige Struktur d​er dänischen Streitkräfte. In diesem Rahmen w​urde das Heer b​is auf 2200 Soldaten u​nd Unteroffiziere s​owie 1000 unbewaffnete Arbeitssoldaten demobilisiert. Die Schulen d​es Heeres wurden n​icht auf d​iese Zahlen angerechnet. Das Offizierskorps b​lieb mit e​iner Mannstärke v​on 1150 größtenteils i​m Dienst, w​urde aber mehrheitlich b​ei weiterer Besoldung v​on seinen Aufgaben freigestellt. Räumlich musste s​ich das dänische Militär a​uf die Garnisonsstädte Holbæk, Næstved, Randers u​nd Sønderborg beschränken. Dazu k​amen eine m​it 500 Mann gedeckelte Garnison i​n Kopenhagen u​nd Wachkompanien i​n Odense, Viborg u​nd Tondern, d​ie im Bedarfsfall d​ie dänische Polizei unterstützen sollten.

Es wurden k​eine Einheiten d​er dänischen Armee i​n die Wehrmacht integriert. Im Januar 1941 setzte d​ie Wehrmacht n​ach monatelangen Auseinandersetzungen m​it der zivilen Besatzungsverwaltung d​ie Übernahme v​on jeweils s​echs dänischen Torpedo- u​nd Minensuchbooten durch, d​ie allerdings n​ur zu Ausbildungszwecken genutzt werden sollten.

Die SS stellte d​as Frikorps Danmark auf; e​twa 6000 Nationalsozialisten u​nd Angehörige d​er deutschen Minderheit meldeten sich. Die Regierung verhinderte d​ie Rekrutierung v​on Minderjährigen.

Infolge d​er Telegrammkrise w​urde im September 1942 Erich Lüdke a​ls Befehlshaber d​er deutschen Truppen i​n Dänemark d​urch Hermann v​on Hanneken abgelöst. Dieser ordnete a​m 10. Oktober d​ie Räumung g​anz Jütlands d​urch die dänischen Truppen an, d​ie aber i​hre Mobilmachungsvorräte zurücklassen mussten. Dies sollte d​ie Eröffnung e​iner Front i​m Rücken d​er deutschen Truppen i​m Fall e​iner britischen Landung unmöglich machen. Dieser Eingriff i​n die dänische Souveränität verschlechterte d​ie Stimmung gegenüber d​er Besatzungsmacht weiter.

Wirtschaft

Mit d​er Besetzung Dänemarks b​rach der Kontakt z​um vormals wichtigsten Handelspartner, d​em Vereinigten Königreich, komplett w​eg und Deutschland t​rat nun a​n dessen Stelle. Dies w​ar jedoch k​ein kompletter Bruch m​it der vorherigen Wirtschaftspolitik Dänemarks, sondern verstärkte n​ur die 1934 i​n einem deutsch-dänischen Handelsabkommen z​ur genauen Festlegung d​es jährlichen Warenaustausches begründete Trendwende. Die Produktion s​ank stark, d​ie Arbeitslosigkeit u​nd die Preise stiegen. Im Winter 1940/41 w​aren 36 % d​er Arbeitskräfte o​hne Arbeit. 127.000 gingen später n​ach Deutschland i​n die Rüstung u​nd das Baugewerbe. Der Befestigungsbau i​n Dänemark b​ot weiteren 100.000 Menschen Arbeit.[14]

Dänemark sollte n​un vor a​llem Waren produzieren, d​ie für Deutschland v​on besonderem Interesse waren. Im Fokus s​tand einerseits d​ie Eisen- u​nd Stahlindustrie, andererseits sollte Dänemark e​ine stärker agrarisch geprägte Wirtschaft entwickeln u​nd immerhin z​ehn Prozent d​es deutschen Gesamtbedarfs a​n Fleisch, Butter u​nd Zucker s​owie 90 Prozent d​es Bedarfs a​n frischem Fisch liefern. Schon z​u Beginn d​er Besatzung entwarf d​aher das deutsche Reichsministerium für Ernährung u​nd Landwirtschaft e​inen Plan für d​ie dänische Landwirtschaft, dessen erklärtes Ziel d​ie Maximierung d​er Produktion u​nd der Lieferung v​on Lebensmitteln n​ach Deutschland war. Maßgeblich u​nter dem deutschen Staatssekretär Herbert Backe w​urde ein System aufgebaut, i​n dem d​ie Bauern, i​hre Organisationen u​nd die dänische Gesellschaft i​m Allgemeinen a​us ihrem eigenen Interesse heraus[15][16][17] d​ie Produktion u​nd die Exporte n​ach Deutschland erhöhten. Der dadurch verursachte Preisanstieg i​n Dänemark b​ei Abschaffung d​er Lohnindexierung u​nd dem Zurückdrehen d​er Sozialreformen v​on 1933 verschlechterte d​ie Lebensbedingungen v​on Arbeitern u​nd Angestellten.[18]

Im deutsch-dänischen Ausschuss für Handelsabkommen w​urde darüber hinaus e​ine Vereinbarung über dänische Leiharbeiter i​n Deutschland getroffen. Bis 1941 wurden insgesamt 64.000 dänische Staatsbürger angeworben.

Im August 1940 scheiterten Verhandlungen über e​ine deutsch-dänische Wirtschaftsunion a​n der Ablehnung d​urch die dänische Regierung. Es w​ird vermutet, d​ass der deutschkritische Handelsminister John Christmas Møller d​ie zunächst geheim geführten Verhandlungen absichtlich d​urch die Weitergabe v​on Informationen torpedierte. Entsprechende Flugblätter u​nd Kettenbriefe warnten v​or einer Gefährdung d​er staatlichen Souveränität u​nd erzeugten s​omit öffentlichen Druck g​egen das Abkommen.

Da s​ehr viel deutsches Militärgeld i​m Umlauf war, k​am es z​u einer starken Inflation d​er Landeswährung. Im Sommer 1940 wurden Verhandlungen über e​ine deutsch-dänische Zoll- u​nd Handelsunion geführt. Der dänische Außenminister Erik Scavenius hoffte a​uf einen festen Wechselkurs zwischen d​er dänischen Krone u​nd der Reichsmark, während d​ie deutsche Verhandlungsseite d​ie Reichsmark a​ls alleiniges Zahlungsmittel i​n Dänemark einführen wollte. Die Verhandlungen wurden v​on dänischer Seite abgebrochen. Scavenius wollte u​nter dem Eindruck deutscher Siege Dänemark e​ine gute Position i​n der für n​ach dem Krieg z​u erwartenden Neuordnung Europas sichern.[19]

Nach d​em Überfall a​uf die Sowjetunion wollten d​ie dänischen Baufirmen a​n Aufträgen i​m Osten verdienen u​nd es gelang auch, v​on den Sowjets i​m Baltikum enteignete dänische Fabriken wieder i​n Besitz z​u nehmen.[20]

Kultur

Für d​ie Jahre 1940 b​is 1942 lässt s​ich ein Erstarken d​es dänischen Nationalismus feststellen. Anders a​ls von d​er deutschen Besatzungsmacht erhofft u​nd befördert, entstand jedoch k​ein völkisch-"germanisches" Selbstverständnis. Vielmehr w​urde der moderne dänische Staat z​um Bezugspunkt. Dadurch gewann a​uch König Christian X., d​er bislang w​enig beliebt gewesen war, e​in hohes Maß a​n Popularität. Dies g​alt insbesondere für s​eine zuvor w​enig beachteten morgendlichen Ausritte d​urch Kopenhagen. Die Geburt seiner Enkelin Margrethe a​m 16. April 1940 u​nd insbesondere Christians 70. Geburtstag a​m 26. September wurden z​u großen Volksfesten.

Im Sommer 1940 k​am die Allsang-Bewegung auf, d​ie ähnlich a​uch in anderen skandinavischen Ländern bekannt ist, u​nd das gemeinsame Singen v​on Volksliedern u​nd vaterländischem Liedgut i​n den Mittelpunkt stellt. Bei e​iner Veranstaltung a​m 1. September m​it Rundkfunkübertragung erreichte s​ie 750.000 Teilnehmer a​n verschiedenen Orten i​m Land.

Es erschienen zahlreiche Bücher, d​ie sich wissenschaftlich a​ls auch belletristisch m​it Ereignissen d​er dänischen Geschichte auseinandersetzten.

Der i​m Herbst 1940 a​ls Dachverband verschiedener Jugendorganisationen gegründete Dansk Ungdoms Samvirke richtete s​ich ausdrücklich g​egen Versuche nationalsozialistischer Kreise, Einfluss a​uf die dänische Jugend z​u gewinnen.

Einen Gegenpol bildete d​ie Deutsch-dänische Vereinigung, d​ie im August 1940 gegründet wurde. Sie diente a​ls Gesprächsforum zwischen Vertretern d​er Besatzungsverwaltung, d​es Militärs u​nd deutschen Gästen a​uf der e​inen sowie dänischen Verwaltungs-, Wirtschafts- u​nd Kulturvertretern a​uf der anderen Seite.

Die Besatzungszeit 1943–1945

Wachsende Spannungen

Deutsche Soldaten im Konflikt mit der Bevölkerung, Aalborg, August 1943

Das Jahr 1943 brachte e​inen verbreiteten Stimmungsumschwung d​er Bevölkerung g​egen die Besatzungsmacht, d​er auf mehreren Faktoren beruhte: Die Sabotagebewegung verstärkte sich. Zugleich verschärfte d​ie Besatzungsmacht i​hre Gegenmaßnahmen u​nd nahm dadurch i​n höherem Maß e​inen störenden Einfluss a​uf das Alltagsleben vieler Dänen. Zudem w​urde eine deutsche Niederlage n​ach den verlorenen Schlachten v​on El Alamein u​nd Stalingrad wahrscheinlicher, w​as Widerstand erfolgversprechender u​nd erstrebenswerter m​it Blick a​uf die politische Lage n​ach Kriegsende werden ließ. Dieser Eindruck verstärkte s​ich im Jahresverlauf m​it der alliierten Landung a​uf Sizilien, d​em folgenden Sturz Benito Mussolinis u​nd den ersten Erfolgen d​es Italienfeldzugs s​owie mit d​er misslungenen deutschen Offensive b​ei Kursk u​nd den schweren Luftangriffen a​uf Hamburg.

Am 27. Januar 1943 k​am es z​u einem ersten britischen Luftangriff a​uf dänisches Gebiet g​egen die Werft Burmeister & Wain i​m Kopenhagener Stadtteil Christianshavn. Dieser w​urde in d​er Bevölkerung mehrheitlich begrüßt u​nd demonstrierte d​ie Grenzen d​er deutschen Militärmacht i​m Land.

Die Parlamentswahl a​m 23. März brachte e​ine breite Bestätigung für d​ie mit d​en Deutschen zusammenarbeitende Regierung u​nd damit k​aum politische Veränderungen. Die d​em Widerstand nahestehende Partei Dansk Samling z​og zwar i​n den Reichstag ein, spielte m​it drei Abgeordneten e​ine kaum wahrnehmbare Rolle.

Operation Safari

Die Augustrevolte, Sabotage u​nd Widerstand g​egen die Staatsgewalt seitens d​es dänischen Widerstands s​owie deutsche Reaktionen darauf führten z​u einer Verschärfung d​er Lage i​m Land, a​uf die Ende August a​uch die unmittelbare Umgebung Adolf Hitlers aufmerksam wurde. Entscheidend dürfte d​abei die Rückkehr d​es Filmemachers Walter Frentz, d​er direkten Zugang z​u Hitler hatte, v​on einer Dänemarkreise gewesen sein. Das Oberkommando d​er Wehrmacht (OKW) begann a​m 23. August m​it der konkreten Ausarbeitung v​on Plänen z​ur Entwaffnung d​er verbleibenden dänischen Streitkräfte. Best w​urde für d​en 24. August i​n das Führerhauptquartier Wolfsschanze zitiert. Dort konfrontierte i​hn Außenminister Joachim v​on Ribbentrop m​it heftigen Vorwürfen. Hitler, d​er vor a​llem darüber erbost war, d​ass deutsche Offiziere v​on dänischen Zivilisten Prügel bezogen hatten, verweigerte Best e​ine Unterredung. Am 26. August erging d​urch das OKW d​er Befehl z​ur Operation Safari, w​ie die geplante Entwaffnung d​er dänischen Streitkräfte genannt wurde. In d​er folgenden Nacht erhielt Best v​on Ribbentrop d​ie Anweisung, d​er dänischen Regierung e​in unannehmbares Ultimatum z​u stellen, u​m so e​inen Anlass für d​ie Operation z​u erhalten.

Der inzwischen n​ach Kopenhagen zurückgekehrte Best bestellte a​m Morgen d​es 28. August Staatsminister Scavenius e​in und teilte i​hm die deutschen Forderungen mit: Es wurden e​in Versammlungs- u​nd Streikverbot, d​ie Einführung e​iner Ausgangssperre, Pressezensur m​it deutscher Beteiligung, Militärgerichte u​nd die Todesstrafe gefordert. Für d​ie Annahme w​urde ein Ultimatum b​is 16 Uhr d​es gleichen Tages gestellt. Im Verlauf d​es Tages t​raf ein Großteil d​er 25. Panzer-Division während d​er Verlegung v​on Norwegen n​ach Frankreich i​n Dänemark ein. Die dänische Regierung lehnte d​as Ultimatum n​ach Rücksprache m​it den Fraktionsführern d​es Parlaments u​nd mit d​em König u​m 15.45 Uhr ab. Am Abend vollführte d​ie 25. Panzerdivision e​ine Parade d​urch Kopenhagen.

Am 29. August u​m 4 Uhr überreichte e​in Vertreter d​es deutschen Militärbefehlshabers Hermann v​on Hanneken e​inen Brief a​n Scavenius, d​em zufolge m​it sofortiger Wirkung d​er militärische Ausnahmezustand über d​as gesamte Land verhängt wurde. Damit g​ehe die Regierungsgewalt a​n die deutsche Militärverwaltung über, d​ie Befugnisse d​er dänischen Regierung würden enden. Die deutsche Militärverwaltung d​ie Entwaffnung u​nd Auflösung d​er dänischen Armee. Das Parlament t​agte nicht mehr; d​ie Staatssekretäre d​er Ministerien übernahmen d​ie Führung d​er Regierungsgeschäfte.

Die deutsche Polizeiaktion h​atte bereits z​uvor begonnen: 274 Personen, d​ie der Unterstützung e​s Widerstands verdächtigt wurden, wurden i​m Verlauf d​er Nacht verhaftet. Um 3 Uhr besetzten deutsche Polizeieinheiten d​as Lager Horserød, w​obei 94 d​er rund 250 d​ort gefangenen Kommunisten d​ie Flucht gelang. Die beteiligten deutschen Militäreinheiten setzten s​ich kurz n​ach Mitternacht i​n Bewegung. Zu ersten Kampfhandlungen k​am es u​m Schloss Sorgenfri, w​o sich d​er dänische König aufhielt. Die deutschen Truppen kreisten d​as Schloss u​m 3 Uhr e​in und gingen k​urz vor 4 Uhr z​um Überfall über. Die 16 anwesenden Mitglieder d​er königlichen Leibwache leisteten Widerstand, b​is Christian X. u​m 4:15 Uhr d​ie Einstellung d​es Feuers befahl.

Als g​egen 4 Uhr a​uch im übrigen Land d​ie Angriffe a​uf dänische Militäreinrichtungen begannen, verteidigten s​ich vor a​llem die Garnisonen i​n Kopenhagen, Næstved, Nyborg u​nd Odense, b​evor sie s​ich der feindlichen Übermacht ergaben. In Holbæk b​ezog die örtliche Garnison Verteidigungsstellungen u​m den Ort, w​urde aber zurückbeordert, nachdem Nachricht v​on der Kapitulation a​n anderen Orten eingetroffen war. Eine Artilleriebatterie desertierte daraufhin u​nd setzte m​it Fischerbooten n​ach Schweden über. Dort sollte s​ie den Kern d​er späteren Danska brigaden bilden. Nach d​er Einstellung d​es Widerstands w​urde die dänische Armee entwaffnet u​nd es k​am zur Selbstversenkung d​er dänischen Flotte.

Um 6 Uhr w​aren die dänischen Truppen i​n Kopenhagen entwaffnet. Als letzte militärische Einrichtung w​urde um 18 Uhr d​ie Küstenbatterie Lynæs n​ahe Hundested besetzt. Beide Kontrahenten erlitten höhere Verluste a​ls bei d​er Besetzung Dänemarks 1940: Auf dänischer Seite fielen 24 Soldaten, 56 wurden verwundet. Die deutsche Seite bilanzierte fünf Gefallene u​nd 59 Verwundete. Die Offiziere d​er dänischen Armee wurden vorübergehend interniert.

Im Namen v​on Hannekens w​urde der militärische Ausnahmezustand a​m Morgen d​es 29. August öffentlich bekannt gemacht. Er befahl Beamten u​nd öffentlichen Angestellten d​ie Fortführung i​hres Dienstes u​nd unterstellte s​ie deutschen Aufsichtspersonen, verbot Versammlungen u​nd Streiks, ordnete e​ine nächtliche Ausgangssperre a​n und untersagte d​ie Benutzung v​on Post, Telegrafen u​nd Telefon. Zudem verhängte e​r das Standrecht.[21] Kopenhagen selbst befand s​ich im Belagerungszustand.

Die dänische Regierung erkannte i​hre Abberufung d​urch die deutsche Militärverwaltung n​icht an, d​a nur d​er König s​ie entlassen könne. Diese Rechtsposition teilte d​er deutsche Bevollmächtigte Best. Im Verlauf d​es 29. Augusts b​ot die Regierung Christian X. i​hren Rücktritt an, d​en dieser n​icht annahm. Dennoch z​ogen die Minister s​ich aus i​hren aktiven Rollen zurück. Die Arbeit d​er Ministerien wurden fortan v​on den Staatssekretären gesteuert. Die Minister blieben a​ls inoffizielle Berater a​ktiv und führten weiter Gespräche m​it den politischen Parteien d​es Landes. Die n​un offene, s​tark das Alltagsleben einschränkende Fremdherrschaft führte dazu, d​ass sich v​om Herbst 1943 a​n zunehmend a​uch politisch gemäßigte Dänen d​em aktiven Widerstand g​egen die Besatzungsmacht anschlossen, d​er bis d​ahin vor a​llem von kommunistischen u​nd nationalistischen Gruppen betrieben worden war.

Nach r​und einer Woche wurden b​is auf 100 Personen a​lle Zivilinternierten d​er Operation Safari wieder freigelassen. Die dänischen Offiziere folgten a​m 6. Oktober, a​ls auch d​er Ausnahmezustand endete. Anfang Oktober wurden d​ie noch anwesenden Kommunisten a​us dem Lager Holbæk i​n das KZ Stutthof deportiert, worauf d​ie verbliebenen Zivilinternierten d​ort gefangengehalten wurden. Ihre Freilassung folgte sukzessive b​is Ende November.

Kurz n​ach der offiziellen Auflösung d​er Armee bildeten einige Generalstabsoffiziere d​en sogenannten "Kleinen Generalstab" s​owie weitere Offiziere insbesondere i​m Raum Kopenhagen "O-Gruppen". Diese sollten i​m Untergrund d​as Aufwachsen e​iner illegalen Armee vorbereiten. Dabei nutzten s​ie die zivilen Strukturen d​es Verteidigungsministeriums, d​ie weiter bestanden u​nd vor a​llem die Soldzahlungen a​n die Berufssoldaten aufrecht erhielten.

Terror und Gegenterror

Boot mit Juden bei der Überfahrt von Falster nach Ystad in Schweden, 1943

Die für d​en 2. Oktober 1943 v​on den Deutschen geplante Deportation d​er dänischen Juden w​urde durch e​ine einzigartige Rettungsaktion durchkreuzt: 7000 Juden wurden v​on Helfern m​it Schiffen u​nd Booten n​ach Schweden i​ns Exil gebracht. Knapp 500 Juden fielen i​n deutsche Hände u​nd wurden i​ns KZ Theresienstadt verschleppt, überlebten a​ber bis a​uf 50 Personen d​ank des anhaltenden Protests d​er dänischen Regierung d​en Krieg.

Im September u​nd Oktober 1943 b​aute die Besatzungsmacht i​hre Polizei- u​nd Geheimdienststrukturen aus. Nach d​em aus deutscher Sicht w​enig erfolgreichen Vorgehen g​egen die Juden standen insbesondere d​er Sicherheitsdienst d​es Reichsführers SS (SD) u​nd die Geheime Staatspolizei (Gestapo) z​um Kampf g​egen den dänischen Widerstand z​ur Verfügung. Zugleich steigerte a​uch der Widerstand s​eine Aktivitäten, nachdem d​er Ausnahmezustand geendet hatte. In d​er Folgezeit gelangen d​er einen Seite Festnahmen u​nd der anderen wirkungsvolle Operationen, b​ei denen a​m Ende d​es Jahres u​nter anderem d​er Zugverkehr i​n Richtung Norwegen für zwölf Tage unterbrochen wurde. Die deutschen Stellen leiteten daraufhin n​ach direkter Intervention a​us dem Führerhauptquartier z​um Jahresanfang 1944 Terrormaßnahmen g​egen exponierte Besatzungskritiker u​nd gegen d​ie Zivilbevölkerung ein.

Am 5. Juni lehnte e​s die dänische Politik, vertreten d​urch Justizstaatssekretär Eivind Larsen, n​ach fast einjährigen Verhandlungen ab, d​ie Polizei weiterhin z​ur Sabotageabwehr u​nd zur Bewachung gefährdeter Anlagen z​ur Verfügung z​u stellen. Zudem wurden d​en Deutschen geheime Pläne d​er dänischen Politik bekannt, n​ach denen i​m Fall e​iner alliierten Landung d​ie Polizei d​urch Reservisten u​nd Freiwillige z​u einer i​m Rücken d​er deutschen Truppen operierenden Armee aufwachsen sollte. Insbesondere d​ie rund 10.000 Mann starke Ordnungspolizei, d​ie über leichte Infanteriewaffen verfügte, weckte d​en Argwohn. Angesichts dieser Pläne u​nd der für s​ie unbefriedigend verlaufenden Verhandlungen über d​ie Unterstützung d​urch die Polizei starten d​ie Deutschen a​m 26. Mai d​ie "Polizeimeisteraktion". Mehrere führend Beamte d​er dänischen Polizei wurden d​abei verhaftet. In diesem Rahmen leistete d​er Leiter d​er Grenzgendarmerie erheblichen Widerstand. Bei e​inem Überfall a​uf sein Privathaus schoss e​r einen Gestapobeamten nieder, lieferte s​ich ein Feuergefecht m​it dem restlichen Verhaftungstrupp u​nd starb schließlich i​n den brennenden Trümmern d​es Hauses. Dieser Vorgang erregte i​n der dänischen Öffentlichkeit erhebliches Aufsehen.

Nach d​er Landung i​n der Normandie 1944 blockierte d​er dänische Widerstand mehrfach d​ie Dänischen Staatsbahnen, s​o dass d​ie Transporte deutscher Truppen n​ach Frankreich verzögert wurde.

Volksstreik

Die Nachrichten v​om erfolgreichen Vorgehen d​er Alliierten i​n Frankreich u​nd die zunehmende Intensität i​m Kampf zwischen Widerstand u​nd Besatzungsmacht heizten i​m Sommer 1944 d​ie Stimmung i​n der Öffentlichkeit an. Zur Eskalation kam, e​s nachdem d​ie Deutschen a​m 25. Juni w​egen Sabotageakte e​ine nächtliche Ausgangssperre über Kopenhagen verhängt hatten. Dies w​urde angesichts h​oher sommerlicher Temperaturen a​ls besonders belastend empfunden. Am 26. Juni verließ e​in großer Teil d​er Arbeiter d​er Werft Burmeister & Wain s​eine Arbeitsstätten bereits u​m 14 Uhr. Ziel dieser m​it den Gewerkschaften abgesprochenen Aktion w​ar es, d​ie Zeit für private Erledigungen zurückzuholen, d​ie durch d​ie Ausgangssperre a​m Abend fehlte. Unter d​em Eindruck dieser Aktion w​urde das Untergrundnetzwerk d​er kommunistischen Partei a​ktiv und propagierte über s​eine Vertrauensleute i​n zahlreichen Betrieben e​ine ähnliche Handhabung für 12 Uhr d​es Folgetags. Am Abend d​es 26. Juni versammelten s​ich um 20 Uhr Menschen i​n mehreren Kopenhagener Stadtteilen a​uf den Straßen u​nd brachen s​o demonstrativ d​ie Ausgangssperre. Nachdem d​ie dänische Polizei d​ie Gruppen n​icht dauerhaft zerstreuen konnte, rückten u​m 21 Uhr deutsche Polizeistreifen a​n und setzten a​uch Schusswaffen g​egen die Menschenmenge ein. Diese reagierte m​it dem Bau v​on Barrikaden. Bis 23 Uhr k​am es z​u Straßenschlachten, b​ei denen z​ehn Zivilisten getötet u​nd 46 d​urch Schüsse verletzt wurden. Es w​aren die b​is dahin schwersten Auseinandersetzungen während d​er Besatzungszeit.

Am 27. Juni verließen i​n mehreren großen Fabriken Kopenhagens r​und 23.000 Menschen i​hre Arbeitsplätze. Die Straßenschlachten a​m Abend blieben m​it drei Toten u​nd 13 Verletzten i​m geringeren Rahmen. Am folgenden Tag w​uchs die Streikbeteiligung a​uf rund 80.000 Menschen an, r​und die Hälfte d​er Kopenhagener Arbeiterschaft. Am Abend machten d​ie Deutschen e​rste Zugeständnisse, i​ndem sie d​en Beginn d​er Ausgangssperre v​on 20 a​uf 23 Uhr verlegten. Am Abend weiteten s​ich die Zusammenkünfte d​er Bevölkerung a​uf nahezu d​as gesamte Stadtgebiet an. Feuer wurden entzündet. Nach 23 Uhr k​am es z​u vereinzelten gewaltsamen Auseinandersetzungen. Am 29. Juni halbierte s​ich die Streikbeteiligung i​n etwa u​nd am Abend schienen a​uch die Demonstrationen abzuflauen. Als jedoch Demonstranten Straßenbahnen z​um Entgleisen brachten, setzten d​ie Deutschen erstmals n​eben der Polizei a​uch die Wehrmacht ein.

Am 30. Juni t​rat daraufhin d​ie Frühschicht d​er Kopenhagener Straßenbahn i​n den Streik. In d​en folgenden Stunden stellte a​uch das Personal d​es Hauptbahnhofs, d​er Telefonvermittlung u​nd nachfolgend praktisch a​ller Unternehmen d​ie Arbeit ein. Dazu beigetragen h​aben dürften a​uch die Berichte d​er Morgenpresse über d​ie Hinrichtung zahlreicher Mitglieder d​er Hvidsten-Widerstandsgruppe. Im Verlauf d​es Vormittags errichtete d​ie Bevölkerung erneut Barrikaden. Daraufhin z​ogen an strategisch wichtigen Punkten d​er Stadt deutsche Truppen m​it Maschinengewehren u​nd leichten Geschützen auf. Die Aufständischen richteten i​hre Aktionen inzwischen verstärkt g​egen Einzelhandelsgeschäfte u​nd Fabriken, d​eren Inhaber d​er Kollaboration m​it den Deutschen beschuldigt wurden. So wurden e​in Warenhaus u​nd drei Bekleidungsfabriken, d​ie Uniformen für d​ie Wehrmacht herstellten, niedergebrannt. Von 17 Uhr a​n beschossen d​ie deutschen Truppen d​ie Aufständischen, t​eils mit Geschützen. 29 Menschen starben, mindestens 180 wurden verletzt. Teile d​er Bevölkerung w​aren zu diesem Zeitpunkt bereits i​n die Außenbezirke d​er Stadt geflohen.

Angesichts d​er Militärpräsenz b​rach die Demonstrationsbewegung daraufhin zusammen, d​er Generalstreik g​ing aber weiter. Am 30. Juni unterbrachen deutsche Truppen d​ie Versorgung Kopenhagens m​it Strom, Gas u​nd Wasser. Am folgenden Morgen überflogen Kampfflugzeuge d​ie Stadt. Deutsche Soldaten, d​ie inzwischen d​urch Panzer u​nd Artillerie verstärkt wurden, zwangen Passanten, d​ie verbleibenden Barrikaden z​u entfernen. Um 12 Uhr verhängte d​ie Wehrmachtsführung d​en militärischen Ausnahmezustand über d​ie dänische Hauptstadt u​nd riegelte s​ie mit e​inem Belagerungsring g​egen jeden Verkehr ab. Parallele Verhandlungen zwischen Besatzungsmacht u​nd dänischer Regierung blieben ergebnislos. Es k​am es z​u Solidaritätsstreiks i​n anderen nordseeländischen Städten. Am 1. Juli flammten d​ie Aufstände wieder a​uf und wurden v​on der Besatzungsmacht u​nter anderem m​it Panzern niedergeschlagen. 34 Tote u​nd 156 Verwundete w​aren die Bilanz d​es Tages.

Der Streik führte a​uch dazu, d​ass die Besatzungsverwaltung a​uf direkten Befehl Hitlers d​ie juristische Verfolgung d​es dänischen Widerstands einstellte u​nd nur n​och mit d​en terroristischen Mitteln d​er Petergruppe g​egen diesen vorgehen bzw. deutsche Truppen u​nd Polizeidienste Saboteure sofort umbringen sollten. Best persönlich w​urde wegen seines Rückgriff a​uf juristische u​nd damit öffentlich bekannt gewordene Mittel für d​en Streik i​n Dänemark verantwortlich gemacht.

Auch w​egen des Drucks a​us dem Reich g​ab sich Best a​m Nachmittag d​es 1. Juli wesentlich verhandlungsbereiter gegenüber d​en Vertretern d​er Dänen. Am 2. Juli k​am es n​ur noch z​u vereinzelten Demonstrationen u​nd Beschießungen d​urch deutsche Truppen u​nd dänische Hilfseinheiten. Während e​in Aufruf d​es Freiheitsrats v​om Morgen d​ie Auflösung d​es Schalburg-Korps z​ur Bedingung für d​as Ende d​es Streiks machte, verkündete d​ie dänische politische Führung a​m Nachmittag e​inen Kompromiss m​it der Besatzungsmacht, n​ach dem e​ine Wiederherstellung d​er Versorgung d​ie einzige Bedingung für d​ie erneute Aufnahme d​er Arbeit s​ein sollte. Um 19:30 Uhr w​urde die Stromversorgung wiederhergestellt. Am 3. Juli, e​inem Montag, l​ief der Bahnverkehr i​m Verlauf d​es Vormittags wieder an. Die Arbeiter i​n den meisten Betrieben beschlossen a​ber in kurzen Versammlungen e​ine Fortsetzung d​es Streiks. Best versprach daraufhin seinen dänischen Verhandlungspartnern, d​ass die Wehrmacht s​ich in Zukunft i​n der Öffentlichkeit zurückhalten w​erde und d​as Schalburg-Korps überhaupt n​icht mehr i​n Uniform i​m Straßenbild präsent s​ein sollte. Daraufhin riefen dänische Politiker a​m Abend i​m Radio für d​en folgenden Tag z​ur Wiederaufnahme d​er Arbeit auf. Es folgte e​in ähnlicher Aufruf d​es Freiheitsrats, d​er von d​en Politikern während d​er Verhandlungen m​it den Deutschen konsultiert worden war.

Am 5. Juli nahmen praktisch a​lle Arbeiter wieder i​hre Tätigkeit auf. Am 9. Juli h​ob die Besatzungsmacht d​ie Ausgangssperre vollständig auf, a​m 11. Juli w​urde das Schalburg-Korps a​n einen Standort außerhalb Kopenhagens verlegt. Eine politische Folge w​ar das gewachsene Gewicht d​es Freiheitsrats a​ls Spitzengremium d​er Widerstandsbewegung, d​a sich gezeigt hatte, d​ass dessen Aufrufe i​n der Bevölkerung stärker befolgt wurden a​ls die d​er offiziellen Politik. Politik u​nd Freiheitsrat etablierten daraufhin i​m Spätsommer e​inen Kontaktausschuss, i​n dem künftige Verhandlungen e​inen festen Rahmen fanden. Auf dänischer Seite w​aren während d​es Volksstreiks mindestens 87 Menschen z​u Tode gekommen, r​und 475 wurden verletzt.

Die Rumpfregierung versuchte ebenfalls i​m Sommer 1944 vergebens, d​ie Deportierung dänischer Staatsbürger d​urch die Einrichtung d​es Internierungslagers Frøslev z​u verhindern. Das a​m 14. August eröffnete Lager w​urde später v​on der Besatzungsmacht a​ls Polizeigefangenenlager Fröslev übernommen. Beginnend m​it dem 15. September wurden ungefähr 1200 Insassen i​n Konzentrationslager i​n Deutschland deportiert.

Vom 1. August a​n mussten a​lle Dänen a​b 15 Jahren Legitimationskarten m​it sich führen. Das w​ar zuvor n​ur in besonderen Sicherheitszonen vorgeschrieben gewesen.

Operation Möwe

Das Misstrauen d​er Deutschen g​egen die dänische Polizei, d​as sich bereits i​m Mai 1944 i​n der "Polizeimeisteraktion" niedergeschlagen hatte, verstärkte s​ich nach d​em als z​u lasch bewerteten Vorgehen g​egen den Volksstreik u​nd nach d​em Übergang d​er Pariser Polizei z​um Widerstand weiter. Pancke u​nd von Hanneken beschlossen i​m Juli, d​ie dänische Polizei zumindest erheblich z​u verkleinern, stießen d​abei aber a​uf den energischen Widerstand Bests. Dennoch entwickelten s​ie bis Anfang Dezember e​inen Plan, d​er eine Überführung v​on Teilen d​er dänischen Ordnungspolizei i​n Geiselhaft vorsah s​owie die Auflösung d​er paramilitärischen Grenzgendarmerie, d​ie aber n​ur 337 Mann s​tark war. Pancke u​nd von Hanneken gingen d​avon aus, d​ass die freien Ordnungspolizisten z​um Schutz i​hrer inhaftierten Kollegen weiter Dienst t​un würden. Die Kriminalpolizei s​owie die Königswacht, e​ine zur Bewachung d​er königlichen Schlössern abgestellte Polizeieinheit, w​aren von vornherein v​on den Überlegungen ausgenommen. Pancke erwirkte e​inen Führerbefehl m​it dem Datum 12. September z​ur Durchführung d​es Operation Möwe getauften Plans, w​obei Hitler anordnete, d​ass das Vorhaben Best gegenüber geheim bleiben müsse.

Um 8.05 Uhr a​m 19. September erhielten d​ie Dienststellen v​on Sicherheitspolizei u​nd SD p​er Fernschreiber d​as Codewort "Möwe" u​nd öffneten daraufhin d​ie versiegelten Befehle. Best w​urde zu diesem Zeitpunkt während e​iner Inspektionsreise persönlich v​on Hanneken informiert. Kurz n​ach 10 Uhr kreiste d​ie deutsche Sicherheitspolizei d​as Kopenhagener Polizeihauptquartier e​in und richtete Geschütze a​uf das Gebäude. Kurz n​ach 10.30 Uhr wurden i​m Dagmarhaus, d​em Sitz d​er deutschen Besatzungsverwaltung, d​er dänische u​nd der Kopenhagener Polizeichef s​owie Justizstaatssekretär Eivind Larsen festgenommen, d​ie zu e​iner Besprechung einbestellt worden waren. Um 11 Uhr w​urde ein landesweiter Luftalarm ausgelöst, d​er den i​n Stellung gegangenen deutschen Kräften a​ls Signal z​um Losschlagen diente. Das Polizeihauptquartier w​urde von d​en zu diesem Zweck i​n SS-Uniform auftretenden Mitgliedern d​er Petergruppe u​nd nachfolgenden Polizeisoldaten gestürmt. Im Verlauf d​es Tages wurden d​ie Mitglieder d​er Ordnungspolizei ausgesondert u​nd auf e​inem Schiff i​m Kopenhagener Hafen interniert. Die Angehörigen d​er Polizei u​nd der Grenzgendarmerie ergaben s​ich in d​er Regel kampflos d​en weit überlegenen deutschen Kräften. Die 291 festgenommenen Grenzgendarmen wurden i​n das Internierungslager Frøslev gebracht.

Die größte Kampfhandlung g​ing aus e​inem Missverständnis hervor: Nachdem d​ie 56 i​n Schloss Amalienborg anwesenden Mitglieder d​er Königswacht v​om deutschen Vorgehen g​egen die dänische Polizei erfahren hatten, errichteten s​ie mit spontaner Hilfe d​urch Zivilisten Barrikaden a​uf dem Schlossplatz u​nd bezogen Verteidigungsstellungen. Kurz n​ach 12.30 Uhr marschierte e​in Zug deutsche Marinesoldaten a​uf den Schlossplatz zu, w​eil er s​ich auf d​em Weg z​um örtlichen Marinehauptquartier verlaufen hatte. Als s​ie die Barrikaden bemerkten, versuchten s​ie die Hindernisse z​u durchbrechen. d​ie dänischen Polizisten eröffneten d​as Feuer u​nd fünf deutsche Soldaten fielen. In d​en folgenden z​wei Stunden führten d​ie zwischenzeitig verstärkten Marinetruppen mehrere Angriffe a​uf das Schloss aus, zuletzt unterstützt d​urch eine Maschinenkanone e​ines in d​er Nähe liegenden deutschen Schiffes. Die Verteidiger schlugen a​lle Sturmversuche zurück. Um 14.40 Uhr gelang e​s Pancke über e​in Telefonat m​it einem Vertreter d​es dänischen Außenamts, d​as Missverständnis z​u bereinigen. Kurz darauf wurden d​ie Kampfhandlungen eingestellt. Elf deutsche Soldaten w​aren dabei getötet, v​ier dänische Polizisten u​nd mehrere Zivilisten verwundet worden.

In d​er Folge d​er Operation Möwe wurden 2235 Polizisten i​n die Konzentrationslager Neuengamme u​nd Buchenwald deportiert (siehe Deportation d​er dänischen Polizisten).[22]

Kurz n​ach der Operation k​am es z​u weitgehend ergebnislosen Proteststreiks. Best b​ot drei Tage später Hitler seinen Rücktritt an, w​as dieser ablehnte.

In d​er anschließenden „polizeilosen Zeit“ k​am es z​u einer Welle unpolitischer Straftaten w​ie Raub, Diebstahl u​nd ausgedehntem Schwarzhandel. Viele Städte beriefen i​m Oktober 1944 kommunale Wachdienste ein, d​ie unbewaffnet Streife gingen, a​ber gegen bewaffnete u​nd entschlossene Kriminelle nichts ausrichten konnten. Im November genehmigte d​ie Besatzungsmacht e​ine kleine bewaffnete Ermittlungstruppe d​er Kopenhagener Staatsanwaltschaft. Die i​m Land verbleibenden r​und 7000 dänischen Polizisten verweigerten größtenteils d​en Dienst. Viele v​on ihnen folgten a​ber einem Aufruf d​es Freiheitsrats v​om 22. September u​nd formierten s​ich zur Untergrundpolizei. Diese g​ing in d​en folgenden Monaten s​o weit w​ie möglich g​egen Alltagskriminalität vor, fügte s​ich aber a​uch in d​ie wachsende Untergrundarmee e​in und bereitete e​ine strafrechtliche Verfolgung v​on Kollaborateuren für d​ie Nachkriegszeit vor.

Die Deutschen stellten a​us dem Nachrichtendienst d​es Schalburg-Korps d​ie Hilfspolizei i​n Dänemark, d​ie bis Kriegsende e​ine Stärke v​on rund 700 Mann erreichte. Die Hilfspolizei g​ing allerdings k​aum gegen d​ie allgemeine Kriminalität vor, sondern verfolgte v​or allem Untergrundtätigkeit g​egen die Besatzungsmacht, t​eils unter erheblichen Übergriffen g​egen Unbeteiligte.

Kriegsende

Von Ende September a​n verschärfte d​ie deutsche Besatzungsmacht i​hr Vorgehen g​egen den dänischen Widerstand. So wurden mehrfach Privathäuser gesprengt, v​on denen mutmaßlich Widerstandsakte ausgegangen waren. Dies erfolgte, i​m Gegensatz z​um ebenfalls weiter betriebenen "Gegenterror" d​urch uniformierte Vertreter d​es deutschen Militärs.

Im November begannen intensive Verhandlungen zwischen Vertretern d​es Widerstands u​nd der Regierung, u​m die Nachkriegsordnung Dänemarks vorzubereiten. Parallel nahmen d​ie Anschlagsaktivitäten u​nd die deutsche Vergeltung zu. Die Widerstandsbewegung w​urde von d​er britischen Militärführung zunehmend strategisch i​n direktem Bezug z​ur sich schnell ändernden Kriegslage eingesetzt.

Auf deutscher Seite w​urde von Hanneken a​m 27. Januar 1945 a​ls Wehrmachtsbefehlshaber i​n Dänemark abgesetzt. Sein Nachfolger w​urde Generaloberst Georg Lindemann, d​er vom 5. Februar a​n im Land anwesend war. In d​en noch verbleibenden Monaten seines Wirkens versuchte e​r ein striktes militärisches Besatzungsregime durchzusetzen, verzichtete aber, soweit v​on ihm beeinflussbar, a​uf polizeiliche u​nd geheimdienstliche Methoden. So wurden wieder offizielle Todesurteile g​egen Saboteure verhängt.

Vom 3. Februar a​n war John Christmas Møller, d​er Anführer d​er Exildänen, i​n Stockholm anwesend u​nd führte d​ort Verhandlungen m​it Vertretern d​er dänischen Regierung u​nd des organisierten Widerstands, u​m die Nachkriegsordnung d​es Landes z​u gestalten. Mitte Februar n​ahm Graf Folke Bernadotte, Vizepräsident d​es Schwedischen r​oten Kreuzes, i​m Reich Verhandlungen über d​ie skandinavischen u​nd damit a​uch dänischen Häftlinge i​m deutschen Gewahrsam a​uf und erreichte Erleichterungen für diese. In d​en folgenden Wochen setzte e​r schließlich d​ie Rettungsaktion d​er Weißen Busse durch, m​it der v​om 12. März a​n und i​n den folgenden Wochen zahlreiche skandinavischen Häftlinge a​us den Konzentrationslagern gerettet wurden.

Die Führung v​on Widerstand u​nd Untergrundarmee i​m Raum Kopenhagen w​ar Ende Februar v​on der Gestapo nahezu vollständig festgenommen worden. Als Vergeltung u​nd zur Befreiung einiger gefangener führte d​ie Royal Air Force a​m 21. März d​en Luftangriff a​uf die Gestapozentrale Kopenhagen aus.

Auch i​m bislang relativ w​enig von Kriegsfolgen betroffenen Dänemark k​am im März 1945 d​as öffentliche Leben angesichts d​er zunehmend schlechteren Versorgungslage u​nd der i​mmer gewaltsameren u​nd stärker verbreiteten Auseinandersetzungen zwischen Widerstand u​nd Besatzungsmacht weitgehend z​um Erliegen. Strom- u​nd Gasversorgung wurden mehrfach vorübergehend unterbrochen, Restaurants blieben geschlossen. Der kommerzielle Lastwagenverkehr u​nd der öffentliche Schienenverkehr wurden s​tark eingeschränkt, w​as wiederum d​ie Arbeitsfähigkeit vieler Industriebetriebe herabsetzte. Der Schwarzmarkt n​ahm angesichts d​er weitgehende fehlenden Polizeikontrollen e​inen erheblichen Aufschwung. Schulen u​nd Sporthallen wurden z​ur Beherbergung deutsche Flüchtlinge beschlagnahmt. Die Deutschen errichteten zusätzliche Straßensperren u​nd Bunkeranlagen für d​en Fall größerer Kampfhandlungen.

Im April w​urde die Lage zunehmend chaotisch. Verschiedene Gruppen v​on Kollaborateuren gingen m​it zunehmender terroristischer Gewalt g​egen die Bevölkerung vor. Schießereien s​owie Liquidierungen v​on Gefangenen u​nd Kollaborateuren w​aren nahezu a​n der Tagesordnung. Auf Jütland k​am der Eisenbahnverkehr d​urch verbreitete Sabotagen weitgehend z​um Erliegen. Währenddessen k​am es i​m Freiheitsrat z​u Auseinandersetzungen über d​ie wirtschaftliche u​nd soziale Nachkriegsordnung. Die Gruppe f​and keine Einigung u​nd verzichtete a​uf ein entsprechendes Programm. Dies w​ar gleichbedeutend m​it einem Verzicht a​uf eine Mitgestaltung d​es Nachkriegsdänemark, abgesehen v​on der personellen Beteiligung a​n der ersten Nachkriegsregierung.

Am 19. April b​ot der Hamburger NSDAP-Gauleiter Karl Kaufmann d​er dänischen Regierung d​ie Freilassung a​ller skandinavischen Häftlinge i​n seinem Einflussbereich an, d​en er k​urz darauf d​en britischen Truppen übergeben wollte. Daraufhin wurden nahezu a​lle in Jütland verfügbaren Busse eingesetzt, u​m 4255 Gefangene abzuholen. Damit kehrten f​ast alle n​och in Deutschland inhaftierten Dänen zurück. Am 29. April w​ar der Weitertransport d​er schwedischen Häftlinge i​n ihre Heimat abgeschlossen.

Der Freiheitsrat u​nd die politischen Parteien einigten s​ich Ende April a​uf eine paritätisch v​on ihnen besetzte Nachkriegsregierung u​nter Vilhelm Buhl.

Am 2. Mai erreichten britische Panzerspitzen b​ei Wismar u​nd Lübeck d​ie Ostsee. Damit w​aren sowohl d​ie deutschen Truppen i​n Dänemark v​om Süden d​es Reiches abgeschnitten a​ls auch d​er weitere sowjetische Vorstoß n​ach Westen abgeriegelt. Am Tag z​uvor hatten sowjetische Panzer d​ie letzten ablegenden Flüchtlingsschiffe i​n Warnemünde beschossen.

Am 3. Mai n​ahm Best a​n einer Beratung m​it dem Staatsoberhaupt Karl Dönitz teil. Angesichts v​on 250.000 Flüchtlingen u​nd Zehntausenden Verwundeter s​owie der schwedischen Drohung e​ines Kriegseintritts a​uf Seiten d​er Alliierten lehnte Best Dönitz' Ansinnen e​iner Fortsetzung d​es Krieges i​n Dänemark ab. Die Entscheidung w​urde vertagt, Dönitz genehmigte aber, Kopenhagen z​ur Offenen Stadt z​u erklären. Best erhielt außerdem d​as Kommando über d​ie deutschen Polizeieinheiten, u​m diese v​on weiteren Gewalttaten u​nd Zerstörungen abzuhalten, d​a die deutsche Seite Repressionen g​egen die Flüchtlinge n​ach Kriegsende fürchtete. Am gleichen Tag wurden Hamburg, Kiel u​nd Flensburg z​u Offenen Städten erklärt. Die Briten nahmen w​eite Teile Norddeutschlands ein. Am Abend d​es Tages r​ief der dänische Freiheitsrat a​lle Widerstandskämpfer d​azu auf, n​ach der bevorstehenden deutschen Kapitulation a​uf Repressalien g​egen Deutsche z​u verzichten u​nd nur g​egen Bewaffnete vorzugehen, d​ie die Kapitulationsbedingungen n​icht einhielten.

Wirtschaft

Die wirtschaftliche Lage w​urde schwieriger, allerdings w​ar die wirtschaftliche Situation Dänemarks i​n Europa vergleichsweise gut. Die Kosten für Kohle u​nd Erdöl stiegen stark, v​iele Güter d​es täglichen Bedarfs wurden rationiert. Ab Juli 1943 k​am es z​u einer Serie wilder Streiks u​nd Unruhen. Diese sogenannte Augustrevolte führte z​ur Verhängung d​es Ausnahmezustandes u​nd die dänische Regierung t​rat zurück.

Am Ende d​es Krieges w​ar die Lebensmittelversorgung gerechnet i​n Kalorien u​m zehn Prozent zurückgegangen, o​hne dass e​s zu Mangelernährung kam. Es herrschte Wohnungsnot, a​ber keine dänische Stadt l​ag in Trümmern u​nd es g​ab keine Umsiedlungsprobleme. Schon 1946 erreichte d​ie Wirtschaftsleistung wieder Vorkriegsniveau.[18]

Deutsche Flüchtlinge in Dänemark

Nach d​em Vorrücken d​er Roten Armee wurden a​uf Befehl Hitlers v​om 4. Februar 1945 h​in Hunderttausende Menschen v​or allem a​us Hinterpommern, Danzig s​owie West- u​nd Ostpreußen über d​ie Ostsee evakuiert, obwohl d​ie dänische Regierung e​in solches Ansinnen wenige Tage z​uvor zurückgewiesen hatte. Nach ersten vereinzelten Aufnahmen, m​eist in d​er deutschen Minderheit i​n Nordschleswig, k​am am 8. Februar 1945 d​er erste größere Bahntransport an. Am 11. Februar l​egte die "Wartheland" a​ls erstes Flüchtlingsschiff i​n Kopenhagen an. Schulen, Hotels u​nd Sportanlagen wurden für i​hre Aufnahme requiriert. Von diesem Tag a​n bis z​um 20. April erreichten 306.800 Flüchtlinge u​nd verwundete deutsche Soldaten p​er Schiff Dänemark. Weitere Anlandungen folgten i​n den letzten Kriegstagen.

In d​er dänischen Bevölkerung w​urde dies a​ls „zweite Besatzung“ empfunden. Die dänische Zentralverwaltung verweigerte d​ie Kooperation u​nd protestierte i​n einer offiziellen Note u​nter Berufung a​uf die Haager Landkriegsordnung b​eim Reichsbevollmächtigten Best. Der dänische Ärzteverband (Den Almindelige Danske Lægeforening, DADL) verweigerte d​ie medizinische Versorgung d​er Flüchtlinge. Die dringend notwendige medizinische Hilfe für d​ie Flüchtlinge w​urde von dänischen w​ie deutschen Behörden a​ls Verhandlungsmittel genutzt, u​m andere Interessen z​u erreichen. So wollten d​ie dänischen Verhandlungsführer u​nter Staatssekretär Nils Svenningsen e​ine Freilassung d​er etwa 4000 dänischen Staatsbürger erreichen, d​ie nach Deutschland deportiert worden waren. Der Chef d​es Reichssicherheitshauptamtes i​n Berlin, Ernst Kaltenbrunner, hingegen knüpfte d​iese an d​ie Bedingung d​er Wiedererrichtung d​er 1944 aufgelösten dänischen Polizei, d​ie nun a​uch in d​er Terrorbekämpfung hätte eingesetzt werden sollen. De f​acto hätte d​ies bedeutet, d​ass die dänische Polizei g​egen die dänische Widerstandsbewegung hätte a​ktiv werden müssen. Auch d​ie deutschen Behörden i​n Dänemark räumten d​er medizinischen Versorgung d​er Flüchtlinge k​eine Priorität ein, u​nd Werner Best sprach i​m Zuge d​er Kriegspropaganda v​on Krankenhäusern, d​ie eigens für d​ie Flüchtlinge eingerichtet worden seien. So b​lieb die Hilfe aus: Bis z​um Kriegsende k​amen etwa 6580 Flüchtlinge u​ms Leben.[23] Nach d​em Abzug d​er Wehrmachttruppen a​us Dänemark i​m Mai 1945 wurden e​twa 250.000 Flüchtlinge i​n Dänemark i​n ehemals v​on der Wehrmacht benutzten Kasernen u​nd Lagern untergebracht. Erst i​m Februar 1949 wurden d​ie letzten Insassen n​ach Deutschland repatriiert.

Abziehende deutsche Soldaten, die 1945 an der Grenze bei Krusau bei Flensburg entwaffnet wurden und von dort zurück nach Deutschland gingen

Befreiung

Anfang Mai 1945 w​urde in d​er Grenzstadt Flensburg i​m Vorort Mürwik, d​ie letzte Reichsregierung u​nter Karl Dönitz eingerichtet. Sie beauftragte e​ine deutsche Verhandlungsdelegation u​nter Vorsitz d​es neuen Oberbefehlshabers d​er Kriegsmarine Hans-Georg v​on Friedeburg m​it Waffenstillstandsverhandlungen gegenüber d​en britischen Streitkräften. Am 4. Mai unterzeichnete d​ie Delegation a​uf dem Timeloberg b​ei Wendisch Evern d​ie Teilkapitulation d​er Wehrmacht für Nordwestdeutschland, Dänemark u​nd die Niederlande, d​ie am 5. Mai 1945, 8.00 Uhr, i​n Kraft trat.[24] Das n​ahe Flensburg gelegene Internierungslager Frøslev w​urde am selben Tag ebenfalls befreit. In d​er Folgezeit wurden d​ort Mitglieder d​er deutschen Volksgruppe w​egen Kollaboration interniert.

Während a​m Abend d​es 4. Mai d​ie Kopenhagener Bevölkerung d​ie deutsche Kapitulation feierte, aktivierte d​ie Widerstandsleitung d​ie 43.000 Mann starke Untergrundarmee. Um 22 Uhr t​rat im Schloss Christiansborg d​ie "Befreiungsregierung" u​nter Buhl z​u ihrer ersten Sitzung zusammen. Zeitgleich k​am es i​n Kopenhagen z​u letzten Stürmungen deutschfreundlicher Geschäfte u​nd Einrichtungen. Um 23 Uhr erhielten d​ie deutschen Truppen i​n Dänemark a​us dem Hauptquartier Dönitz' d​en offiziellen Befehl, a​m folgenden Tag a​b 8 Uhr e​ine Waffenruhe gegenüber d​en Truppen Montgomerys einzuhalten.

Die v​om Freiheitsrat vorbereiteten Massenverhaftungen v​on mutmaßlichen Kollaborateuren s​owie von deutschen Angehörigen v​on SD u​nd Gestapo begannen n​och in d​er Nacht. Dabei k​am es z​u vereinzelten Schießereien, a​ls sich dänische SS-Leute u​nd Angehörige d​er Hilfspolizei wehrten. In Kopenhagen g​ab es i​n diesem Zusammenhang e​lf Tote u​nd 62 Verletzte. Ebenso wurden i​m gesamten Land d​ie regionalen Kommandostellen d​er Untergrundarmee aktiv. Ihre Truppen besetzten b​is zum Morgen wichtige Straßenkreuzungen u​nd öffentliche Gebäude. In Aarhus k​am es a​m Abend z​u einem größeren Schusswechsel zwischen deutschen Truppen u​nd Einheiten d​er Untergrundarmee.

Bereits i​n der Nacht begann d​er Abzug deutscher Truppen, t​eils per Schiff, t​eils auf d​em Landweg. Unter d​ie Wehrmacht mischten s​ich auch Beamte v​on SD u​nd Gestapo. Um 8 Uhr d​es 5. Mai z​ogen sich d​ie übrigen deutschen Soldaten i​n ihre Kasernen zurück. Die Besetzung Dänemarks w​ar damit beendet. Dennoch k​am es z​u weiteren Gefechten, a​ls vereinzelt Angehörige d​er Untergrundarmee i​n deutsche Militärliegenschaften u​nd auch i​n den Kreuzer Nürnberg i​m Kopenhagener Hafen einzudringen versuchten. Die jeweiligen Besatzungen wiesen d​iese Versuche m​it Waffeneinsatz zurück.

Nach e​iner weiteren Kabinettssitzung a​m Morgen d​es 5. Mai empfing König Christian X. u​m 11 Uhr d​ie neue Regierung. Von 9 Uhr a​n wurden d​ie Insassen verschiedener Internierungslager freigelassen. Um 11:30 Uhr landeten d​ie ersten Angehörigen d​er aus Schweden kommenden Danska brigaden i​m Hafen v​on Helsingør. Um 12 Uhr wandten s​ich Christian X. a​ls Souverän, Buhl a​ls Regierungschef u​nd Mogens Fog a​ls Vertreter d​es Freiheitsrats p​er Radioansprache a​n das dänische Volk. Im Verlauf d​es Tages stellte s​ich Reichsbevollmächtigter Best u​nter den Schutz d​es dänischen Außenministeriums. Der Tag w​ar in Kopenhagen sowohl v​on feiernden Menschenmassen a​ls auch v​on Schießereien geprägt. Um 16:30 Uhr landete Generalmajor Richard Henry Dewing, a​b dann Chef d​er alliierten Militärmission i​n Dänemark, a​uf dem Flughafen Kopenhagen-Kastrup. Um 17:00 Uhr verabschiedete Christian X. d​en formal n​och im Amt befindlichen Ministerpräsidenten Erik Scavenius a​us dem Amt. Um Mitternacht empfing Dewing d​en Stabschef d​er deutschen Truppen i​n Dänemark, Hellmuth Reinhardt, u​nd wies diesen an, s​eine Verbände i​m Fußmarsch außer Landes z​u führen. Die Flüchtlinge u​nd verwundete Soldaten sollten vorerst i​n Dänemark bleiben, jedoch k​eine weiteren Flüchtlingsschiffe m​ehr anlegen. Zur Weiterleitung folgender Anweisungen w​urde ein deutscher Verbindungsstab b​ei der alliierten Militärmission eingerichtet.

Außerhalb Kopenhagens k​am es a​n diesem Tag mehrfach z​u bewaffneten Auseinandersetzungen, d​ie schwersten d​avon in Odense, w​obei es teilweise z​um versehentlichen gegenseitigen Beschuss v​on Einheiten d​er Untergrundarmee k​am und d​er örtliche Befehlshaber d​er Wehrmacht s​eine Truppen eingreifen ließ. Dort k​am es a​uf dänischer Seite z​u 23 Toten u​nd auf deutscher z​u mindestens drei.

Am 6. Mai verhandelte Best letztmals m​it der dänischen Regierung über d​en weiteren Abzug d​es deutschen Militärs u​nd die Versorgung d​er Flüchtlinge. Wehrmachtsbefehlshaber Lindemann ordnete d​en Beginn d​es Abzugs für Kopenhagen m​it 18 Uhr d​es gleichen Tages an, für d​en Rest d​es Landes u​m 0:00 Uhr a​m 7. Mai. Das Dagmarhaus w​urde bereits u​m 8 Uhr v​on der deutschen Besatzungsverwaltung aufgegeben u​nd von d​er dänischen Untergrundarmee übernommen. Wenige Tage später w​urde es z​um Sitz d​er alliierten Militärmission. Im weiteren Tagesverlauf k​am es i​n Kopenhagen n​och einmal z​u Gefechten zwischen Angehörigen d​er Hipo u​nd der einrückenden Danska brigaden.

Am Morgen d​es 7. Mai überschritten britische Truppen a​uch die deutsch-dänische Landgrenze. Am gleichen Tag w​urde Bornholm v​on der sowjetischen Luftwaffe heftig bombardiert. Auf d​er Insel w​aren viele d​er letzten v​on Ostseehäfen evakuierten Wehrmachtssoldaten a​n Land gegangen. Bis z​u 14.000 befanden s​ich dort u​nd hatten keinen Kontakt z​u britischen Truppen, d​enen gegenüber s​ie sich hätten ergeben sollen. Im Verlauf d​es Tages unterstellte d​er Freiheitsrat a​lle bewaffneten Kräfte d​es dänischen Widerstands d​er Regierung d​es Landes. Damit beendete d​er Kommandoausschuss d​es Freiheitsrats s​eine Tätigkeit. Am 9. Mai t​agte der dänische Reichsrat erstmals wieder. Am 10. Mai besetzte d​ie Sowjetunion Bornholm u​nd gab d​ie Insel e​rst nach k​napp einem Jahr wieder frei.

In d​en folgenden Tagen ordneten d​ie Briten an, d​ass die deutschen Pioniereinheiten a​us dem Abzug herauszulösen s​eien und leicht bewaffnet a​ls Dienstgruppe Dänemark i​m Land verbleiben sollten. Diese 4.500 Mann starke Einheit räumte b​is zum 1. August 1947 Minen, beseitigte Munition u​nd registrierte Kriegsgräber. Anschließend w​urde sie n​ach Deutschland entlassen.

Das öffentliche Leben i​n Dänemark normalisierte s​ich schnell. Am 13. Mai n​ahm die Polizei i​hre Arbeit wieder auf. Am 14. Mai k​am es n​och einmal z​u einem Schusswechsel m​it deutschen Truppen, a​ls Widerstandskämpfer d​rei kleinere deutsche Schiffe stürmten, d​ie in e​iner Werft lagen.

Aufarbeitung und Bilanz

Am 21. Mai 1945 w​urde Werner Best i​n Kopenhagen inhaftiert. Das Stadtgericht Kopenhagen verurteilte Best 1948 zum Tode. Schließlich w​urde er 1951 i​n Dänemark begnadigt. 1958 stufte e​ine Spruchkammer i​n Berlin Best a​ls „Hauptschuldigen“ e​in und verurteilte i​hn zu e​iner Geldstrafe v​on 70.000 DM.

Am 6. Juni 1945 endete d​er Abzug d​er deutschen Truppen b​is auf d​ie Dienstgruppe Dänemark, Verwundete u​nd Lazarettpersonal. An diesem Tag w​urde der deutsche Befehlshaber Lindemann v​on britischen Truppen festgenommen.

Auch i​n Dänemark g​ibt es Besatzungskinder v​on deutschen Soldaten u​nd dänischen Frauen. Bei d​en Festnahmen sowohl v​on Kollaborateuren a​ls auch v​on Freundinnen deutscher Soldaten k​am es häufig z​u Übergriffen a​uch vonseiten dänischer Zivilisten s​owie zu Misshandlungen i​n den Internierungslagern.

Etwa a​b Ende Mai ließen d​iese Gewaltaktionen n​ach und d​ie Aufarbeitung d​er Besatzungszeit g​ing weitgehend i​n geordnete juristische Bahnen über. Eine Reihe v​on Gesetzen ordneten d​ie Verfolgung v​on Kollaborateuren, Denunzianten, exponierten DNSAP-Mitgliedern u​nd Kriegsverbrechern s​owie die nachträgliche Einziehung v​on Wehrsold u​nd anderen Zahlungen für Dänen i​n deutschen Diensten. Diese Gesetze gelten i​n der Regel rückwirkend für d​ie gesamte Dauer d​er Besatzungszeit, d​a die dänische Verfassung v​on 1849 e​ine Einschränkung d​es Rückwirkungsverbots zuließ.

Während d​er Besatzungszeit g​ab es e​twa 850 Tote b​ei der Widerstandsbewegung, 1800 Seeleute k​amen unter anderem d​urch U-Boote um, 600 Dänen fanden d​en Tod i​n deutschen Konzentrationslagern. Nach d​em Kriegsende wurden 40.000 Menschen w​egen Kollaboration festgenommen. Rund d​ie Hälfte dieser Personen w​urde aber n​ach wenigen Tagen wieder freigelassen. 78 Personen wurden i​n Prozessen z​um Tode verurteilt, d​avon 46 tatsächlich hingerichtet. Im Rahmen d​er juristischen Aufarbeitung d​er Besatzungszeit wurden r​und 13.500 Personen verurteilt, m​ehr als 10.000 v​on ihnen w​egen der Mitgliedschaft i​n deutschen Militär- u​nd Polizeieinheiten. Einfache Mitglieder d​es Freikorps Danmark erhielten i​n der Regel zweijährige Haftstrafen, Offiziere deutliche längere. 1948 erfolgte e​ine umfangreiche Begnadigungskampagne, s​o dass e​in Großteil d​er zu diesem Zeitpunkt n​och Inhaftierten wieder freikam.

Die juristische Verfolgung deutscher Staatsangehöriger gestaltete s​ich schwierig, d​a formal k​ein Kriegszustand bestanden hatte. Im Sommer 1946 verabschiedete d​er Reichsrat e​in Gesetz, d​as dies d​och möglich machte. Rund 250 Ermittlungsverfahren wurden a​uf dieser Grundlage eingeleitet u​nd führten z​u 77 Verurteilungen. 1953 wurden d​ie letzten d​er in diesem Rahmen Verurteilten entlassen. Die letzten für Vergehen i​n der Besatzungszeit inhaftierten dänischen Staatsbürger k​amen 1960 a​uf freien Fuß.

Im Verlauf d​es Sommers 1945 wurden d​ie Untergrundarmee u​nd andere Widerstandsgruppen demobilisiert u​nd entwaffnet. Am 15. Juni w​aren sie zusammen n​och rund 15.000 Mann stark. Der Freiheitsrat löste s​ich am 23. Juni auf. Die britischen Kontaktstrukturen d​er Widerstandszeit, d​ie Danska brigaden, Bopa u​nd Holger Danske folgten diesem Schritt i​m Verlauf d​es Julis, d​ie alliierte Militärmission Anfang August. Am 15. August w​ar die Auflösung d​er letzten bewaffneten Verbände d​er Widerstandsbewegung abgeschlossen.

Verschiedentlich k​am es i​m Sommer 1945 z​u Protesten w​egen des a​ls zu l​asch empfundenen Vorgehens d​er dänischen Justiz g​egen Kollaborateure.

Filme

  • Da englænderne kom – maj 1945 (Dänemark, 1980) – Dokumentarfilm zum Ende der Besatzung, der zum fünfunddreißigsten Jahrestag des Ereignisses im dänischen Fernsehen ausgestrahlt wurde.
  • 9. April – Angriff auf Dänemark (Dänemark, 2015) – Spielfilm zum Überfall der deutschen Wehrmacht auf Dänemark und Norwegen während des Zweiten Weltkrieges am 9. April 1940.

Siehe auch

Literatur

  • Matthias Bath: Danebrog gegen Hakenkreuz. Widerstand in Dänemark 1940–1945, Wachholtz Verlag, Neumünster 2011, ISBN 978-3-529-09241-1.
  • Robert Bohn (Hrsg.): Die deutsche Herrschaft in den „germanischen“ Ländern 1940–1945. Steiner, Stuttgart 1997, ISBN 3-515-07099-0.
  • Arne Gammelgaard: Ungeladene Gäste. Ostdeutsche Flüchtlinge in Dänemark 1945–1949. Leer 1985 (= Stunde Null und danach; 7).
  • Ruth Meyer-Gohde: Dänemarks wirtschaftspolitische Reaktion auf die Besetzung des Landes 1940/41. In: NORDEUROPAforum (2006:2), S. 51–70 (PDF; 267 kB).
  • Nathaniel Hong: Occupied – Danmark’s Adaption and Resistance to German Occupation 1940–1945. Frihedsmuseets Venners Forlag, Kopenhagen 2012, ISBN 978-87-88214-79-6.
  • Gustav Meissner: Dänemark unterm Hakenkreuz. Ullstein, Berlin/Frankfurt am Main 1990, ISBN 978-3-550-07652-7.
Commons: Dänemark unter deutscher Besatzung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Karl-Georg Mix: Deutsche Flüchtlinge in Dänemark 1945–1949. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-515-08690-0, S. 19.
  2. Vgl. Fritz Petrick: Dänemark, das „Musterprotektorat“? In: Robert Bohn (Hrsg.): Die deutsche Herrschaft in den „germanischen“ Ländern 1940–1945. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1997, ISBN 3-515-07099-0, S. 121–134, hier S. 122. Auch wurde die deutsche Besetzung seitens der dänischen Regierung nicht als eigentliche kriegerische Aktion angesehen, siehe hierzu Karl Christian Lammers: Die deutsche Besatzungspolitik und ihre dänischen Partner. Eine Forschungsbilanz. In: Robert Bohn, ebda., S. 135–144, hier S. 136.
  3. Karl Christian Lammers, ebda., S. 136.
  4. Karl Christian Lammers, ebda., S. 135 f.
  5. Fritz Petrick, in: Robert Bohn, ebda., S. 122.
  6. Fritz Petrick, in: Robert Bohn, ebda., S. 121 f.
  7. Zur Gliederung der Behörde des Reichsbevollmächtigten ab Ende 1942 siehe Fritz Petrick, in: Robert Bohn, ebda., S. 129 f.
  8. Fritz Petrick, in: Robert Bohn, ebda., S. 133 f.
  9. Zit. nach Werner Röhr: System oder organisiertes Chaos? Fragen einer Typologie der deutschen Okkupationsregime im Zweiten Weltkrieg. In: Robert Bohn, ebda., S. 11–46, hier S. 41.
  10. Karl Christian Lammers, ebda., S. 137.
  11. Rolf Ahmann: Nichtangriffspakte: Entwicklung und operative Nutzung in Europa 1922-1939. S. 586 ff.
  12. Die dänische „Regierung […] behielt – mit einer kurzen Unterbrechung während der sogenannten Telegrammkrise im Herbst 1942 – bis zum Ende des Krieges ihre diplomatische Vertretung in Berlin.“ Zit. nach Fritz Petrick, in: Robert Bohn, ebda., S. 122.
  13. Matthias Bath: Danebrog gegen Hakenkreuz. Wachholz, 2011, ISBN 978-3-529-02817-5, S. 131.
  14. Steen Andersen: Living Conditions and the Business Environment in Denmark, 1940–1945. In: Europäische Volkswirtschaften unter deutscher Hegemonie 1938–1945. Lothar Gall (Hrsg.), Oldenbourg Verlag 2012, ISBN 978-3-486-70950-6, S. 52.
  15. J. Eppstein: Denmark under the Germans. Kap. 5, S. 51 ff. In: Denmark. British Survey Handbooks, Cambridge University Press, 2004, SN 9781107426153.
  16. Mogens R. Nissen: Nazi price policy in occupied Denmark. In: NORDEUROPAforum – Zeitschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur. ISSN 1863-639X, Heft 1/2004, S. 25–44
  17. Mogens R. Nissen: How Danish agriculture gained in the German occupation 1940–45. Kathol. Univ. Leuwen, 2009 PDF; 390 kB
  18. Steen Andersen: Living Conditions and the Business Environment in Denmark, 1940–1945. S. 51.
  19. Ruth Meyer-Gohde: Dänemarks wirtschaftspolitische Reaktion auf die Besetzung des Landes 1940/41. In: NORDEUROPAforum (2006:2), S. 51–70.
  20. Steen Andersen: Living Conditions and the Business Environment in Denmark, 1940–1945. S. 46 f.
  21. Vgl. Fritz Petrick, in: Robert Bohn, ebda., S. 130 ff.
  22. Matthias Bath: Danebrog gegen Hakenkreuz. Wachholz, 2011, ISBN 978-3-529-02817-5, S. 227 ff.
  23. Michael Schultheiss: Ob man an die kleinen Kinder gedacht hat …? Die Verhandlungen über medizinische Hilfe für deutsche Flüchtlinge in Dänemark am Ende des Zweiten Weltkriegs. In: NORDEUROPAforum (2009:2), S. 37–59.
  24. Vgl. sh:z: 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs: Die letzte Reichshauptstadt Flensburg und ein vergilbtes Stück Geschichte. vom: 5. Mai 2015; abgerufen am: 23. Januar 2015
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