Erik der Rote
Erik „der Rote“ Thorvaldsson (altnord./isländ. Eiríkr / Eiríkur rauði Þorvaldsson, norweg. Eirik Raude, * um 950 in Jæren, Norwegen; † um 1003 in Brattahlíð, Grönland) war ein norwegisch-isländischer Seefahrer und Entdecker.
Er ist bekannt als der Gründer der ersten skandinavischen Siedlung in Grönland. Sein Beiname der Rote entstand aufgrund seines roten Haupt- und Barthaares und weil „Blut an seinen Händen klebte“. Die Eiríks saga rauða trägt seinen Namen.
Leben
Erik wurde in Norwegen als Sohn von Þorvaldur Ásvaldsson geboren, daher war sein eigentlicher Name Erik Þorvaldsson „der Rote“ (Eiríkur rauði Þorvaldsson). Wie in den alten skandinavischen Sprachen üblich, stellen Þorvaldsson bzw. Ásvaldsson keine Nachnamen, sondern einen Vatersnamen dar.
Um 970 musste Eriks Vater aus Norwegen fliehen, da er einen Mord begangen hatte. Die Familie ließ sich in Island nieder. Erik wurde 982 für drei Jahre aus Island verstoßen, da er dort ebenfalls einen Mord begangen hatte. Bevor er sich entschied, ein Land im Westen zu suchen, das bereits früher von Gunnbjörn Úlfsson gesichtet worden und als Gunnbjörns Schären (Gunnbjarnarsker) bekannt war, zog er sich aufgrund des gefällten Urteils aus dem Gerichtsbezirk zurück, in dem es gesprochen wurde. Jedoch konnte er auch dort nicht unbehelligt leben, da er jetzt das Stigma eines Mörders trug. Daraufhin fuhr er nach Westen ohne Frau und Kinder, die er erst vier Jahre später wiedertraf.
Nach der Saga verbrachte er die drei Jahre Verbannung auf Grönland, dessen Küsten er erkundete. Durch die langen Winter kamen Erik und seine Mannschaft mehrmals dem Hungertod nahe. Danach kehrte er zurück nach Island und warb Kolonisten an. Ihm wird die werbewirksame Bezeichnung Grönland (grünes Land) zugeschrieben. Mit 25 Schiffen und vielen Leuten fuhr er 985 nach Grönland. 14 Schiffe kamen an, 11 waren auf See verschollen. Die Isländer gründeten zwei Siedlungen, die Eystribygð (neuisländisch: Eystribyggð) im Süden beim heutigen Narsarsuaq, und Vestribygð (neuisl.: Vestribyggð) nahe dem späteren Nuuk. In Eystribygð errichtete Erik seinen Hof Brattahlíð.[1]
Die Siedlungen blühten und wuchsen auf über 3.000 Einwohner an, da es weiteren Zuzug aus Island gab. Ein schwerer Schlag war eine Epidemie, die Neukolonisten 1002 nach Grönland brachten und der auch Erik zum Opfer fiel. Die Kolonie erholte sich jedoch und bestand bis zum 15. Jahrhundert, wenngleich der regelmäßige Schiffsverkehr mit Europa schon früher abbrach.
Soweit bekannt, hatte Erik vier Kinder: Leif Eriksson, der nach Vinland (Neufundland) segelte, Thorvald Eiriksson, Þorsteinn Eiríksson und Freydís Eiríksdóttir.
Rezeption in der modernen Kultur
Die Bohrinsel Eirik Raude (norwegisch) ist nach Erik dem Roten benannt.
Der 1931 bis 1933 von Norwegen besetzte Teil Grönlands an der nördlichen Ostküste wurde Eirik Raudes Land genannt.
Das Album „Eric the Red“ der färöischen Metalband Týr ist nach Erik benannt, die deutsche Pagan-Metal-Band Black Messiah erzählt die Geschichte Eriks im Lied „Erik, Der Rote“ auf ihrem Album „Of Myths And Legends“. Das Konzeptalbum „Durch Blut Und Eis“ der deutschen Viking-Metal-Band Thrudvangar ist komplett Erik dem Roten gewidmet und auch die deutsche Power-Metal-Band Rebellion erzählt seine Geschichte in dem Lied „Eric the Red“.
"Erik der Rote" ist auch der Name einer Comicfigur von Marvel Comics. Der Name wurde insgesamt von drei verschiedenen Comicfiguren als verdeckte Identität mit gleichem Kostüm genutzt: Cyclops, Davan Shakari und Magneto.
Im Asterix-Comic Die große Überfahrt heißt der Anführer der Normannen, der ein neues Land entdecken und anschließend Asterix und Obelix als Eingeborene von Amerika wieder nach Europa bringen will, „Der rote Erik“. Er stellt sich am Ende die Frage „Darf ich nun ein Entdecker sein oder nicht?“
In Fabian Lenks Sammlung Die Zeitdetektive bei wilden Wikingern wird in dem Zeitkrimi Der Fluch der Wikinger Erik, der Rote nach der Rückkehr aus der Verbannung thematisiert: Julian, Kim, Leon und die Katze Kija lernen Eriks Sohn Leif kennen, als Erik viele Isländer für die Überfahrt nach Grönland begeistert. Nach einem Überfall und einem schweren Seesturm erreichen sie den Eriksfjord nur noch mit 11 statt 25 Schiffen. Beim Aufbau der neuen Siedlung werden sie von Unbekannten überfallen und später wird Eriks Sohn Leif gefangen genommen. Dabei handelt es sich um den Racheakt des Thorgest, dessen Söhne Erik bei einem Kampf getötet hatte und weshalb Erik in Verbannung geschickt wurde. Als die Kämpfer Thorgest und Eriks kampfeswütig gegenüberstehen, fordert Julian beide Seiten auf, die Waffen niederzulegen und die Siedlung gemeinsam aufzubauen. Leif kommt frei und die Gegner verbünden sich.
Literatur
- Arnulf Krause: Die Welt der Wikinger. Campus-Verlag, Frankfurt am Main/ New York 2006, ISBN 3-593-37783-7, S. 179–182.
- Hans-Jürgen Krüger: Erik der Rote und Leif der Glückliche. Eine Biographie der Eriksfamilie. Bormann von Bockel, Hamburg 1990, ISBN 3-927858-05-6.
- Lutz Mohr, Robert Liese: Wikinger zwischen Pommern und Polarkreis. Sagas oder Wahrheit. Horn-Bad Meinberg: Leo-Verlag Robert Liese 1997, 2. bearb. Aufl. 2000. Kapitel: Erik der Rote – der Grönlandentdecker, S. 110–120. ISBN 3-9805594-0-8
- THULE, altnordische Dichtung und Prosa, Band XIII: Grönländer und Färinger Geschichten. Hrsg. und übertr. von Felix Niedner. Neuausgabe mit Nachwort von Siegfried Beyschlag. Düsseldorf-Köln: Eugen Diederichs Verlag 1965
- Fabian Lenk: Die Zeitdetektive bei wilden Wikingern Ravensburger Buchverlag, Ravensburg 2013, ISBN 978-3-473-36973-7, S. 163ff.
Weblinks
- Literatur von und über Erik der Rote im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- „Erik der Rote“, auf nationalgeographic.de
- Karriere eines Wüterichs in: Der Spiegel Geschichte Ausgabe 06/2010 vom 30. November 2010
Einzelnachweise
- Farley Mowat, Westviking: The Ancient Norse in Greenland and North America (1965) ISBN 978-0-7710-6692-4