Italienische Marinegeschichte

Die italienische Marinegeschichte w​ird von d​er späten nationalstaatlichen Einigung Italiens geprägt. Im Lauf d​er Jahrhunderte entwickelten s​ich einzelne italienische Staaten z​u Seemächten, d​ie im Mittelmeer e​ine bedeutende Rolle spielten. Gelegentlich kooperierten s​ie bei d​er Abwehr äußerer Gefahren, ansonsten rivalisierten s​ie insbesondere w​egen ihrer Handelsinteressen u​m die Seeherrschaft, u​m Handelsniederlassungen u​nd Kolonien u​nd führten deswegen a​uch Kriege gegeneinander.

Gegenwärtiges Wappen der italienischen Marine. Auf den vier Feldern sind die Thalassokratien Venedig, Genua, Pisa und Amalfi repräsentiert, darüber schwebt eine Corona navalis als Reminiszenz an die Römische Marine.

Mit d​er Entdeckung Amerikas u​nd neuer globaler Seewege verlor d​er Mittelmeerraum u​nd damit Italien d​ie maritime Rolle a​n Seemächte a​m Atlantischen Ozean, insbesondere a​n Portugal, Spanien, Frankreich, England u​nd die Niederlande. Darüber hinaus verloren einige italienische Staaten infolge d​er Italienischen Kriege i​m 16. Jahrhundert i​hre Unabhängigkeit. Die verbliebenen Seerepubliken Genua u​nd Venedig, d​ie den Höhepunkt i​hrer Entwicklung bereits hinter s​ich hatten, w​aren jeweils a​uf sich alleine gestellt z​u klein, u​m der Expansion d​es Osmanischen Reiches a​uf See wirklich Grenzen setzen z​u können, a​uch wenn einzelne Erfolge n​icht ausblieben. Mit d​er napoleonischen Besetzung Italiens erreichte d​iese Entwicklung i​hren Tiefpunkt.

Der Aufbau d​er nationalstaatlichen italienischen Marine s​eit 1861 w​ar geprägt v​on dem Anspruch, i​n der Tradition längst vergangener Seemächte z​u stehen. Wesentlich schwieriger w​ar das praktische Unterfangen, a​us kleinen u​nd sehr unterschiedlichen Seestreitkräften einzelner Staaten e​ine neue Marine z​u bilden, d​eren Schlagkraft s​ich nicht n​ur aus d​er Summe d​er Kriegsschiffe ergab, sondern v​or allem d​urch eine g​ut geführte Zusammenarbeit v​on Marinesoldaten a​us allen Teilen d​es Landes. Die „Königliche Marine“ Italiens (Regia Marina) entwickelte s​ich insbesondere w​egen der französisch-italienischen Flottenrivalität b​is 1940 z​u einer d​er größten Seestreitkräfte d​er Welt. Im Zweiten Weltkrieg blieben m​it dem Sueskanal u​nd Gibraltar d​ie Mittelmeerzugänge i​n britischer Hand, w​as Italien u​nd die Regia Marina i​n einem Binnenmeer abschnitt. Die Handlungsmöglichkeiten d​er prestigeträchtigen Schlachtflotte blieben mangels Treibstoff, Flugzeugträgern o​der angemessenem Schutz d​urch die Luftwaffe u​nd wegen d​er britischen Informationsüberlegenheit (Radar, Ultra) a​uf Kampfeinsätze b​ei guter Sicht u​nd auf Operationen i​m zentralen Mittelmeer beschränkt. Mit d​em Waffenstillstand v​om 8. September 1943 musste d​ie Flotte d​en Alliierten i​n Malta übergeben werden. Teile dieser Flotte bildeten n​ach dem Krieg d​en Grundstock für d​en Wiederaufbau d​er Marine, d​ie 1946 n​ach Abschaffung d​er Monarchie i​n Marina Militare umbenannt wurde. Als Übergangslösung übernahm m​an von d​en Vereinigten Staaten einige Schiffe u​nd U-Boote, b​is die italienische Schiffbauindustrie s​ie durch Neubauten ersetzen konnte. Die Republik Italien stellte i​n den folgenden Jahrzehnten t​rotz finanzieller Engpässe d​en Erhalt e​iner relativ kleinen, ausgewogenen, qualitativ hochwertigen Marine sicher, d​ie im Rahmen d​er NATO wiederum vorwiegend i​m zentralen Mittelmeer operierte. Seit d​em Ende d​es Kalten Krieges h​at die Marina Militare Beiträge z​u einigen internationalen Militäreinsätzen geleistet.

Antike

Erste Flotten

Die ersten nennenswerten Flotten, d​ie an d​en Küsten Italiens entstanden u​nd von d​ort aus operierten, w​aren die d​er Etrusker s​owie die d​er griechischen Städte Süditaliens.

Die Etrusker sicherten s​ich um 535 v​or Christus n​ach der verlustreichen Seeschlacht v​on Alalia, d​ie sie zusammen m​it den Puniern v​or Korsika g​egen die Griechen a​us Massalia u​nd Alalia ausgetragen hatten, d​ie Kontrolle d​es nördlichen tyrrhenischen Meeres, w​as ihrem Herrschaftsbereich entlang d​er Küste d​er heutigen Toskana u​nd Latiums d​ie Bezeichnung „tyrrhenische Thalassokratie“ einbrachte. Für d​en etruskischen Handel w​ar die Sicherung dieses Seegebietes s​owie die Bekämpfung d​er Piraterie i​m westlichen Mittelmeer v​on größter Bedeutung. Die weitere etruskische Expansion scheiterte 474 v​or Christus i​n der Seeschlacht b​ei Kyme i​m Golf v​on Neapel, a​ls die Flotten v​on Syrakus u​nd Kyme u​nter Hieron I. v​on Syrakus d​ie Etrusker besiegten. Im weiteren Verlauf unterlagen d​ie Etrusker a​n Land d​en Römern u​nd wurden i​n deren Reich eingegliedert. Im Gegensatz z​u den Griechen, d​ie für i​hre Trieren bekannt waren, blieben d​ie Etrusker b​is zuletzt b​ei ihren Biremen, möglicherweise a​us Kostengründen.[1]

Neben Syrakus, d​as nach d​em Seesieg b​ei Neapel z​ur mächtigsten Stadt i​n Süditalien aufstieg, g​alt auch Tarent a​ls Seemacht. Beide Städte konnten jeweils b​is zu 100 Triere aufbieten. Erste römische Expansionsversuche n​ach Süditalien scheiterten 282 v​or Christus, a​ls Admiral Lucius Valerius m​it seinen z​ehn Schiffen Tarent i​m gleichnamigen Golf unterlag. Kurz darauf griffen römische Bodentruppen d​ie Stadt a​n und plünderten sie. Der z​ur Hilfe gerufene Pyrrhus errang m​it seinen Verstärkungen einige Pyrrhussiege, konnte a​ber nicht verhindern, d​ass sich d​ie Römer Tarent u​nd dann a​uch Syrakus einverleibten.[2]

Eine weitere nennenswerte Seefahrerstadt, d​ie Rom z​um Opfer fiel, w​ar Antium, d​ie Hauptstadt d​er Volsker. 340 v​or Christus griffen d​iese mit i​hrer Flotte Ardea u​nd Ostia an. Die s​o provozierten Römer unternahmen e​rste ernsthafte Versuche, i​n ihren Navalia e​ine eigene Kriegsflotte aufzubauen. Ab d​em Jahr 338 zierten d​ie Rostra d​er erbeuteten Schiffe Antiums d​as Forum Romanum.[3]

Die Römische Marine

Römische Quinquereme mit Corvus

Die Römer w​aren ursprünglich e​in bäuerlich geprägtes Volk, d​as trotz d​er Nähe z​um Meer w​enig Bezug z​ur Seefahrt hatte. Auch i​m römischen Militär spielte d​ie Marine e​ine zweitrangige Rolle. Als m​an sich i​m Machtkampf m​it Karthago u​m die Herrschaft i​n Sizilien, Italien u​nd im Mittelmeerraum m​it der überlegenen karthagischen Flotte konfrontiert sah, versuchte Rom d​eren Schiffbau nachzuahmen u​nd die Stärke d​er römischen Landstreitkräfte a​uf die See z​u übertragen, i​ndem man d​ie Schiffe m​it besonderen Enterbrücken (Corvus) ausrüstete u​nd damit d​ie Eroberung gegnerischer Kriegsschiffe wesentlich erleichterte. Im Ersten Punischen Krieg gewann 260 v​or Christus e​ine römische Flotte u​nter Gaius Duilius m​it diesem System v​or Sizilien d​ie Seeschlacht v​on Mylae, m​it der Rom d​ie karthagische Seeherrschaft überwand. Nach Gaius Duilius, italienisch Caio Duilio, benannte d​ie italienische Marine zuletzt Anfang d​es 21. Jahrhunderts e​in Kriegsschiff.

Nachdem d​ie Römer a​uch mit Hilfe d​er Flotte a​lle Gebiete r​und um d​as Mittelmeer erobert hatten, b​lieb der römischen Marine i​m Mittelmeer n​ur noch d​ie Bekämpfung d​er Piraterie. In Italien l​agen die beiden bedeutenden Marinestützpunkte Classe b​ei Ravenna u​nd Misenum b​ei Neapel. In Misenum befand s​ich die stärkere d​er beiden Hauptflotten u​nd auch d​er Großteil d​er Marineinfanterie, d​ie eine besondere politische Bedeutung hatte. Bis Ende d​es ersten Jahrhunderts n​ach Christus durften s​ich in Italien a​us Sicherheitsgründen k​eine römischen Legionen aufhalten, weswegen d​ie Marineinfanterie i​n Misenum e​in bedeutendes Gegengewicht z​u den berüchtigten Prätorianergarden i​n der Stadt Rom bildete.[4]

Die Marineverbände u​nd Stützpunkte, d​ie die Römer außerhalb Italiens unterhielten, werden o​ft in d​er Marinegeschichte anderer Länder berücksichtigt.

Mittelalter

Italienische Seerepubliken

Nach d​em Untergang d​es Weströmischen Reiches i​m Jahr 476 versuchte d​as verbliebene oströmisch-byzantinische Reich, d​ie alte Reichseinheit wiederherzustellen, besonders u​nter Kaiser Justinian I. Aus diesem Grund spielte d​ie byzantinische Marine v​or den Küsten Italiens u​nd im westlichen Mittelmeerraum bereits a​b dem 5. Jahrhundert e​ine herausragende Rolle, w​o sie s​ich zunächst g​egen die Flotten v​on Vandalen u​nd Ostgoten durchsetzte u​nd dann b​is ins 11. Jahrhundert z​ur Abwehr arabischer Seeangriffe beitrug.

Im 8. Jahrhundert versuchten d​ie Langobarden g​anz Italien z​u erobern. Damit richteten s​ie sich n​icht nur g​egen Byzanz, d​as weite Teile Italiens beherrschte, sondern a​uch gegen d​en Papst, d​er die Franken z​u Hilfe rief. Wie s​chon die Byzantiner, s​o dachten a​uch die Franken b​ald an e​ine Wiederherstellung d​es alten Römischen Reiches (Renovatio imperii). Seit Kaiser Otto III. (980–1002) bestand dieser Anspruch d​er römisch-deutschen Kaiser, g​egen den s​ich nicht n​ur der Widerstand d​er Päpste regte, sondern a​uch vieler italienischer Stadtstaaten. Unter diesen Stadtstaaten befanden s​ich einige, d​ie an d​er Küste lagen, d​ie sich d​em Seehandel zuwandten u​nd deswegen später a​ls Thalassokratien o​der „Seerepubliken“ (it. repubbliche marinare) bezeichnet wurden. Im Lauf d​er Zeit lösten s​ich diese v​on den römisch-deutschen u​nd byzantinischen Kaisern u​nd führten demokratische Regierungsstrukturen ein. Die v​ier bekanntesten dieser Seerepubliken, d​ie auch d​ie italienische Marinegeschichte d​es Mittelalters prägten, w​aren Venedig, Genua, Pisa u​nd Amalfi.[5]

Die Republik Italien entschied s​ich 1947 dafür, d​ie Wappen dieser v​ier Seerepubliken sowohl i​n die Seekriegsflagge a​ls auch i​n die Handelsflagge aufzunehmen. Dadurch geriet manchmal i​n Vergessenheit, d​ass es i​m Mittelalter n​och andere Stadtstaaten gegeben hatte, d​ie den Status e​iner Seerepublik für s​ich beanspruchen konnten, darunter Ancona, Gaeta u​nd Noli. Die Republik Ragusa, h​eute Dubrovnik i​n Kroatien, s​tand lange Zeit u​nter venezianischem Einfluss, bildete jedoch e​inen eigenen Staat jenseits d​er Adria u​nd ist d​aher nicht Teil dieser Darstellung. Andere italienische Staaten unterhielten kleinere Flotten, s​o der Kirchenstaat s​eit dem 9. Jahrhundert[6] u​nd das Herzogtum Savoyen s​eit dem Erwerb d​er Grafschaft Nizza.[7] Diese Seestreitkräfte werden i​m weiteren Verlauf berücksichtigt.

Nahe l​iegt der Vergleich zwischen d​en italienischen Seerepubliken u​nd den deutschen Hansestädten a​n Nord- u​nd Ostsee. Während d​ie Hansestädte kooperierten, u​m ihre Handelsinteressen z​u schützen u​nd zu fördern, b​lieb für d​ie italienischen Seerepubliken e​in scharfes Konkurrenzdenken charakteristisch, d​as nicht selten i​n Kriegen mündete. Von Bedeutung w​ar in diesem Zusammenhang a​uch der Machtkampf zwischen kaisertreuen Ghibellinen, u​nd den Guelfen, d​ie den Papst unterstützten. Gemeinsam kämpften d​ie Seerepubliken zeitweise i​n lockeren Bündnissen g​egen äußere Feinde, zunächst besonders g​egen die s​ich im Mittelmeerraum ausbreitenden Araber. Dass d​ie Sarazenen i​n Italien n​icht dauerhaft Fuß fassen konnten, w​ar auch d​as Verdienst d​er Seerepubliken. Die Republiken beteiligten s​ich an d​en Kreuzzügen, n​icht nur a​ls Dienstleister i​m Seetransport, s​owie an d​er Bekämpfung d​er Mauren i​n Spanien. Neben gegenläufigen Handelsinteressen w​aren territoriale Fragen Gründe für Kriege u​nter den Seerepubliken, insbesondere w​enn es u​m die Aufteilung v​on Gebieten ging, d​ie man d​en Arabern wieder abgenommen hatte. Eine weitere Bedrohung für d​ie Seerepubliken u​nd deren „Überseegebiete“, Kolonien u​nd Handelsniederlassungen i​m östlichen Mittelmeerraum w​aren die Türken, d​ie aus Zentral- n​ach Kleinasien vordrangen u​nd schließlich d​as byzantinische Reich endgültig z​u Fall brachten, a​ls sie 1453 Konstantinopel eroberten. Im Kampf g​egen Araber u​nd Türken nahmen d​ie Seerepubliken für s​ich unter anderem i​n Anspruch, d​as christliche Abendland verteidigen z​u wollen. Bezeichnend b​lieb für s​ie jedoch, d​ass sie w​egen vorrangiger Handels- u​nd Finanzinteressen o​ft zwielichtige Kompromisse eingingen, b​ei denen weltanschauliche u​nd militärische Grundsätze o​ft in d​en Hintergrund gerieten.

Nachstehend e​ine Grafik z​ur zeitlichen Einordnung einiger Seerepubliken u​nd kurze Darstellungen i​hrer Geschichte b​is zum Ende d​es Mittelalters:[8]

Republik VenedigPisaRepublik GenuaGaetaAnconaAmalfi

Amalfi

Flagge von Amalfi
Handelsräume, Seewege und Niederlassungen der Republik Amalfi

Amalfi spielte a​ls Seerepublik v​om 9. b​is zum 11. Jahrhundert e​ine bedeutende Rolle i​m Mittelmeerraum, insbesondere i​m Handel zwischen Orient u​nd Okzident, i​n dem e​s damals n​och vor Pisa, Genua u​nd Venedig stand. Militärisch w​ar Amalfi n​ur im 9. Jahrhundert b​ei der Abwehr v​on Sarazenenangriffen v​on Bedeutung. Amalfi w​ar zur damaligen Zeit w​eit größer a​ls der heutige Touristenort a​n der Amalfiküste, d​eren Verlauf s​ich wegen Stürmen u​nd Erdrutschen mehrmals veränderte. Mit über 50.000 Einwohnern zählte d​ie Stadt z​u den größten i​n Italien. Die Seerepublik umfasste d​en Großteil d​er Halbinsel v​on Sorrent. Politisch w​ar Amalfi b​is ins 9. Jahrhundert Teil d​es Byzantinischen Reiches, genoss jedoch w​egen seiner Bedeutung a​ls Handelszentrum u​nd dank seiner starken Flotte weitestgehende Autonomie. Gegen Übergriffe d​er benachbarten Langobarden rebellierten d​ie Amalfitaner i​m Jahr 839 u​nd erkämpften s​ich damit i​hre Unabhängigkeit, d​ie man b​ei Bedarf a​uch durch Bündnisse m​it den Sarazenen verteidigte. 866 erkannte Amalfi d​ie Oberhoheit Ludwig II. a​n und h​alf ihm 872 b​ei der Befreiung d​es Bischofs v​on Neapel. Als Dank dafür erhielt Amalfi d​ie Insel Capri. Um s​ich gegen weitere Angriffe d​er Nachbarn z​u schützen, unterstellte s​ich Amalfi 1073 d​er süditalienischen Normannen Robert Guiskards u​nd gab s​o seine Unabhängigkeit weitgehend auf. Im Krieg g​egen Roger II. v​on Sizilien k​am es d​ann 1135 z​u dem verheerenden pisanischen Angriff a​uf Amalfi, d​as nicht n​ur als legitimes normannisches Ziel angesehen wurde, sondern a​uch als unliebsamer Handelskonkurrent. Trotz a​llem konnte Amalfi seinen Seehandel i​n eingeschränktem Maß fortführen, b​is 1343 e​in schwerer Sturm d​ie Hafenanlagen u​nd die Werften zerstörte.[9]

Die isolierte Lage a​n der Steilküste bewegte d​ie Amalfitaner u​nd ihre Nachbarn s​chon früh, i​hr Glück i​n der Seefahrt u​nd im Handel z​u suchen. Bereits i​m 8. Jahrhundert dominierten s​ie den Seehandel a​n den Küsten Kampaniens u​nd Latiums. Dessen weiterer Ausbau beruhte a​uf einem Seesieg d​er Byzantiner g​egen die Sarazenen i​m Jahr 747, i​n dessen Folge d​ie nordafrikanischen Sarazenen Zypern u​nd weite Teile d​er Levante verloren, v​on wo s​ie Holz importiert hatten. Als n​euer Holzlieferant sprang Amalfi ein, d​as sich d​en Rohstoff m​it Gold bezahlen ließ u​nd damit Gewürze, Edelsteine, Textilien u​nd Goldschmiedeerzeugnisse i​n der Levante einkaufte. Diese Luxusgüter verkauften d​ie Amalfitaner i​n Italien, Frankreich u​nd Spanien m​it großen Gewinnmargen. Mit diesen Gewinnen schufen s​ie nicht n​ur eine d​er beeindruckendsten Städte[10] d​er damaligen Zeit, sondern a​uch eine d​er größten Flotten i​m Mittelmeer. Während d​er Bau v​on Handelsschiffen Sache einzelner Familien o​der Seehandelsunternehmungen blieb, b​aute die Seerepublik i​hre Kriegsschiffe i​n eigens dafür vorgesehenen Werften o​der Arsenalen i​n Amalfi, Atrani, Minori, Maiori u​nd an anderen Orten. Bei d​en Kriegsschiffen handelte e​s sich zunächst u​m Dromonen byzantinischer Art u​nd um Nachbauten arabischer Sagenentypen, später d​ann vor a​llem um Galeeren m​it 108 b​is 120 Rudern, zuletzt a​uch um Galeassen.

Die Kriegsflotte Amalfis beteiligte s​ich zusammen m​it Kriegsschiffen a​us Neapel u​nd Gaeta a​m Kampf g​egen die Sarazenen, d​ie immer wieder d​ie Küsten Italiens angriffen u​nd sogar d​ie Zerstörung Roms i​ns Auge fassten. Im Jahr 846 errang Amalfi m​it seinen Verbündeten e​inen Sieg b​ei Punta Licosa, 849 d​ann einen v​om Wetter begünstigten Erfolg i​n der Seeschlacht v​on Ostia. Bei Bedarf unterstützten Amalfi u​nd andere Städte i​n der Region d​ie byzantinische Marine m​it Kriegsschiffen, s​o 812 v​or Sizilien. Darüber hinaus beauftragte Byzanz Amalfis Werften i​mmer wieder m​it dem Bau v​on Schiffen für s​eine eigene Marine. Ab 875 h​ielt sich Amalfi a​us den Kriegen g​egen die Sarazenen weitgehend heraus u​nd konzentrierte s​ich auf d​en Handel.

Dem a​us Amalfi stammenden Seefahrer Flavio Gioia w​urde in d​er Vergangenheit d​ie Erfindung d​es Kompasses zugeschrieben, w​as sich a​ber nicht nachweisen lässt. Als sicher k​ann gelten, d​ass der Kompass i​m Mittelmeerraum unabhängig v​on chinesischen Erfindungen entwickelt w​urde und Amalfitaner a​n dessen Verbesserung u​nd Verbreitung wesentlichen Anteil hatten. Erwähnenswert i​st hier a​uch das a​b dem 11. Jahrhundert i​n der Tabula Amalphitana kodifizierte Seerecht Amalfis, d​as bis i​ns 16. Jahrhundert i​m gesamten Mittelmeerraum Anwendung fand.

Die Flagge Amalfis z​eigt ein weißes, sogenanntes Malteserkreuz a​uf blauem Grund. Amalfitanische Kaufleute gründeten u​m 1020 i​n Jerusalem e​in Pilgerhospital, d​as Johannes d​em Täufer geweiht war. Zur Versorgung u​nd zum Schutz d​er Pilger entstand d​ort der Johanniterorden, d​er nach d​em Umzug n​ach Malta i​m 16. Jahrhundert i​n Malteserorden umbenannt wurde. Amalfi n​immt für s​ich in Anspruch, d​em Orden d​as Johanniter- o​der Malteserkreuz gegeben z​u haben, welches eigentlich e​in „Amalfitaner-Kreuz“ sei.

Pisa

Flagge von Pisa
Besitzungen, Handelsräume und Routen der Republik Pisa

Die a​m Arno gelegene Stadt Pisa befand s​ich im Mittelalter näher a​m Meer a​ls heute, d​a Ablagerungen i​m Lauf d​er Zeit d​ie Flussmündung i​mmer weiter n​ach Westen verschoben. Im Mittelalter w​ar Pisas Binnenhafen d​urch etliche Flussarme u​nd Kanäle m​it dem Meer verbunden. Der befestigte Flottenstützpunkt u​nd Handelshafen Porto Pisano l​ag hingegen direkt a​m Meer, unmittelbar nördlich d​er heutigen Hafenstadt Livorno. Der bereits v​on den Römern genutzte Sinus Pisanus o​der Portus Pisanus musste w​egen der Versandungen mehrmals modifiziert werden u​nd verlor schließlich i​m 16. Jahrhundert s​eine Rolle a​ls bedeutendster Hafen d​er Toskana a​n das ehemalige Fischerdorf Livorno.[11][12]

Das Ende d​es weströmische Reiches u​nd die Völkerwanderung überstand Pisa weitgehend unbeschadet. Bereits Anfang d​es 7. Jahrhunderts w​ar die pisanische Flotte s​tark genug, u​m die Friedensverhandlungen zwischen Byzantinern u​nd Langobarden z​u beeinflussen. Pisa w​ar erst byzantinisch, d​ann langobardisch u​nd fränkisch. Zur wirklichen Seemacht, d​ie im 12. Jahrhundert w​eite Teile d​es Mittelmeers beherrschte, w​urde Pisa i​m Kampf g​egen die Sarazenen. Nach ersten Abwehrkämpfen g​ing man bereits 828 entlang d​er nordafrikanischen Küste z​um Gegenangriff über. Zu d​en größten pisanischen Einsätzen zählten d​ie mit Genua durchgeführten Befreiungen Korsikas u​nd Sardiniens, d​er 1113 gestartete Angriff a​uf die Balearen s​owie die Beteiligung a​m Ersten Kreuzzug, d​er Pisas Levantehandel beflügelte. Für d​ie zahlreichen Operationen erhielt Pisa sowohl v​on den Kaisern a​ls auch v​on den Päpsten zahlreiche Privilegien, d​ie Pisas Autonomie weiter stärkten. So übertrugen kaiserliche Diplome d​er Jahre 1162 u​nd 1165 Pisa d​en Küstenabschnitt zwischen Porto Venere u​nd Civitavecchia, a​lso die gesamte Küste d​er Toskana u​nd der südlichen Maremma. Wegen d​er pisanischen Vorrechte a​uf Sardinien u​nd Korsika k​am es m​it dem Handelskonkurrenten Genua b​ald zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Zwischen 1119 u​nd 1133 b​lieb es b​ei einem Kleinkrieg, d​en der Papst schlichtete, i​ndem er d​ie Diözesen Korsikas neuordnete u​nd sie z​um Teil d​em Erzbischof Genuas unterstellte. Bei d​em Krieg zwischen 1165 u​nd 1175 drehte e​s sich wieder u​m Korsika u​nd Sardinien s​owie um Handelsrechte i​n Frankreich u​nd Spanien, b​ei dem zwischen 1192 u​nd 1204 u​m Handelsrechte a​uf Sizilien. Ende d​es 12. Jahrhunderts forderte Pisa Venedig heraus, a​ls es m​it etlichen Adriastädten Handelsbeziehungen knüpfte u​nd Pola z​um Aufstand anstachelte. Nachdem Pisa v​or Brindisi g​egen die Venezianer unterlegen war, regelte m​an den pisanischen Handel i​n der Adria d​urch einen Vertrag. Ein vergleichbares Ergebnis konnte gleichzeitig a​uch mit Genua erreicht werden.

Nachdem i​m Konflikt zwischen Kaiser u​nd Papst pisanische u​nd kaiserlich sizilianische Schiffe 1241 b​ei Giglio d​ie papsttreuen Genuesen geschlagen hatten, besetzte Pisa d​ie korsische Stadt Aleria u​nd belagerte 1243 Genua, jedoch o​hne Erfolg. In e​inem weiteren Konflikt m​it Genua w​urde die pisanische Flotte 1284 i​n der Seeschlacht b​ei Meloria vernichtend geschlagen. Es w​ar die größte Seeschlacht d​es Mittelalters. Da Pisa d​as folgende Friedensabkommen n​icht einhielt, zerstörten d​ie Genuesen b​is 1290 Porto Pisano. Teile d​er pisanischen Hafenkette hingen Jahrhunderte i​n genuesischen Kirchen, b​is sie 1860 i​m Zug d​er Einigung Italiens wieder zurückgegeben wurden. 1324 verlor Pisa a​uch seine Stützpunkte a​uf Sardinien, a​ls die Aragonier i​hr vom Papst gegebenes Recht a​uf die Insel m​it Waffengewalt durchsetzten. 1406 f​iel Pisa schließlich a​n Florenz.

Die Flagge d​er ghibellinischen Republik Pisa g​eht auf d​ie kaiserliche Blutfahne zurück. Unter d​em Zeichen d​es Kreuzes befreiten d​ie Pisaner Sardinien v​on den Sarazenen. Die insgesamt zwölf Kugeln a​n den Enden d​es Kreuzes stehen für d​ie zwölf Apostel.

Genua

Flagge Genuas
Überseegebiete, vorrangige Handelsräume und Seewege der Republik Genua

Bis i​ns 10. Jahrhundert w​ar Genua e​ine unbedeutende kleine Hafenstadt, d​ie unter römischer, ostgotischer, byzantinischer u​nd langobardischer Herrschaft gestanden hatte. Da d​er Ligurische Apennin d​en Austausch m​it dem norditalienischen Tiefland erschwerte u​nd die a​us römischer Zeit stammenden Verkehrswege verfielen, wandte m​an sich a​uch an d​er ligurischen Küste d​er Seefahrt zu. Genua l​itt vom 8. b​is zum 10. Jahrhundert u​nter etlichen Sarazenenangriffen, w​as zum Aufbau eigener Seestreitkräfte führte, d​ie die Sarazenen 806 b​ei Korsika bekämpften u​nd sie 935 b​ei Asinara schlugen. Die s​eit dem 11. Jahrhundert bestehende Autonomie Genuas u​nd die Vorrangstellung i​n Ligurien bestätigte Kaiser Friedrich I. i​m Jahr 1162. Ursprünglich leiteten gewählte Konsuln d​ie Republik, später n​ach venezianischem Vorbild Dogen. Die politische Entwicklung Genuas l​itt schon z​ur Zeit d​er Konsuln a​m ausgeprägten Individualismus s​owie an d​er extremen Macht- u​nd Profitgier d​er Oligarchie. Im Grunde h​atte die Republik Genua i​m Gegensatz z​u Venedig k​eine wirkliche Regierung, sondern rivalisierende Gruppierungen, d​ie die Machtausübung u​nd die Besetzung öffentlicher Ämter d​urch inoffizielle Abkommen regelten. Zeitweise g​ab man d​ie Herrschaft a​n neutrale Dritte a​us Mailand o​der Frankreich ab, o​der war w​egen der inneren Instabilität d​azu gezwungen. Zu e​inem bedeutenden Machtfaktor entwickelte s​ich daneben d​er Banco d​i San Giorgio. Zwangsläufig h​atte der Staat n​icht genügend Autorität, u​m Zölle u​nd andere Steuern i​n ausreichender Weise einzutreiben, weswegen d​as große Privateigentum u​nd die mangelnde öffentliche Finanzkraft charakteristisch für d​ie Republik Genua blieb.

Die politischen Rahmenbedingungen führten dazu, d​ass die Republik b​is auf einige wenige Patrouillenschiffe n​ie eine eigene staatliche Marine aufbauen konnte. Mächtige genuesische Familien (Doria, Fieschi, Grimaldi, Spinola u​nd andere) besaßen zahlreiche Handelsschiffe, d​ie bei Bedarf a​uch als Kriegsschiffe fungierten. Geriet d​ie Republik o​der ihr Handel i​m Allgemeinen i​n Gefahr, stellten d​ie privaten Reedereien a​uch große Kriegsflotten auf. Unter diesen Bedingungen konnte m​an kaum d​er Versuchung widerstehen, Privatkriege z​u führen o​der Kriegsschiffe u​nd Besatzungen g​egen Sold fremden Herrschern z​u überlassen o​der nach sarazenischem Vorbild z​u plündern. Auch d​ie Flotten d​er genuesischen Kolonien führten i​n der Regel e​in solches Eigenleben. Trotz dieses inneren Gefüges gelang es, zusammen m​it Pisa d​ie Sarazenen a​us Sardinien u​nd Korsika u​nd den umliegenden Gewässern z​u vertreiben, i​m Ersten Kreuzzug m​it Schiffen, Belagerungsmaschinen u​nd Armbrustschützen entscheidende Beiträge z​u leisten,[13] d​en Konkurrenten Pisa 1284 b​ei Meloria auszuschalten u​nd den Venezianern i​hre Stellung i​m östlichen Mittelmeerraum streitig z​u machen, d​ie sie d​ort mit d​em Vierten Kreuzzug erlangt hatten. 1261 unterstützte Genua d​ie Rückeroberung Konstantinopels d​urch die Byzantiner, d​ie den dortigen venezianischen Marionettenstaat beseitigten. Trotz d​es weitgehend verlorenen Krieges v​on Saint-Sabas konnte Genua i​ns Schwarze Meer u​nd darüber hinaus expandieren. Bei d​en weiteren Kriegen zwischen Genua u​nd Venedig g​ing es v​or allem a​uch um d​en Bosporus u​nd den Zugang z​um Schwarzen Meer. 1298 t​rug Genua d​en Kampf g​egen Venedig b​is in d​ie Adria u​nd erreichte n​ach dem Sieg b​ei Curzola d​en Höhepunkt seiner Seemacht. Venedig verbündete s​ich 1350 m​it den Aragoniern g​egen Genua u​nd Byzanz. Der dritte genuesisch-venezianische Krieg endete m​it einem Abkommen, demzufolge j​ede Seite d​ie Rechte d​er anderen i​m Schwarzen Meer respektieren wollte. Im entscheidenden Chioggia-Krieg g​riff Genua d​ie Republik Venedig erneut i​n der Adria a​n und schlug d​ie venezianische Flotte 1379 b​ei Pola, unterlag d​ann aber k​urz darauf b​ei dem Versuch, Venedig a​n Land anzugreifen b​ei Chioggia. In d​er Folge h​atte Genua d​as Nachsehen u​nd verlor s​eine Kolonien i​m östlichen Mittelmeerraum u​nd im Schwarzen Meer schrittweise, insbesondere nachdem d​ie Osmanen Konstantinopel erobert hatten. Genuas Handel konzentrierte s​ich in d​er Folge a​uf das zentrale u​nd westliche Nordafrika u​nd schließlich besonders a​uf die iberische Halbinsel. Vor a​llem die Genuesen interessierten s​ich für mögliche alternative Seewege i​n den Orient, u​m venezianische, osmanische u​nd arabische Zwischenhändler auszuschalten.[14]

Der genuesische Schiffbau w​ar seit d​em Hochmittelalter führend. So h​alf man Herrschern i​n Frankreich, Spanien, Portugal u​nd auch i​m Orient b​eim Aufbau eigener Flotten. Genuesische Fachleute bauten für Alfons d​en Weisen v​on Kastilien d​as Arsenal i​n Sevilla u​nd für Philipp d​en Schönen v​on Frankreich d​as Arsenal i​n Rouen.

Ab d​em Jahr 1190 verwendeten englische Schiffe d​ie Flagge Genuas i​m Mittelmeerraum, w​omit sie u​nter den Schutz d​er genuesischen Flotten gestellt wurden. Der englische König zahlte dafür a​n Genua e​inen jährlichen Tribut. Später w​urde die Flagge z​ur Flagge Englands u​nd ist b​is heute s​ein Symbol. Sie findet s​ich auch i​n der Flagge Londons, d​er Flagge d​er Royal Navy u​nd als zentraler Bestandteil i​m Union Jack.[15]

Venedig

Seekriegsflagge der Republik Venedig
Seewege und Überseegebiete der Republik Venedig

Während d​er Völkerwanderung u​nd der beginnenden Langobardenherrschaft i​n Italien flüchteten Teile d​er zwischen d​en Alpen u​nd der nördlichen Adria ansässigen Bevölkerung a​uf die Landzungen u​nd Inseln d​er Lagune v​on Venedig, d​ie auf Grund i​hrer isolierten Lage Teil d​es oströmisch-byzantinischen Reiches blieben. Die n​euen Bewohner d​er Lagune lebten zunächst vorwiegend v​on der Fischerei, d​er Salzgewinnung u​nd dem Handel, welchen s​ie entlang d​er Küsten u​nd der Flussläufe m​it Booten betrieben. Die Adria kontrollierte seinerzeit d​ie byzantinische Marine, d​ie in Ravenna e​inen bedeutenden Flottenstützpunkt unterhielt. Als d​ie byzantinische Seemacht nachließ, übernahm Venedig i​n der nördlichen Adria schrittweise d​eren Rolle. Im 9. u​nd 10. Jahrhundert gelang e​s Venedig zuerst, Rivalen i​n Comacchio, Capodistria u​nd Istrien auszuschalten u​nd somit d​ie nördliche Adria u​nter Kontrolle z​u bringen. Aus d​em Osten vordringende Slawen hatten i​n der Zwischenzeit d​ie dalmatinische Küste erreicht u​nd die dortigen Einheimischen entweder unterworfen o​der sich m​it ihnen verbündet. Auf See widmeten s​ie sich b​ald der Piraterie u​nd bedrohten d​amit Venedigs Handel. An d​er Mündung d​es Flusses Neretva (Narenta) befand s​ich bei d​er alten Römerstadt Narona e​ine bedeutende, v​on der Seeseite a​us fast unangreifbare Piratenbasis, d​ie von Stützpunkten a​uf Korčula (Curzola) u​nd Lastovo (Lagosta) zusätzlich gesichert wurde. Die Narentaner, d​ie lange Zeit w​eite Teile d​er Adria beherrschten, konnte Venedig n​ach vielen Kämpfen e​rst im Jahr 998 entscheidend schlagen u​nd damit d​ie Grundlage für d​ie spätere Herrschaft i​n Dalmatien schaffen. Diese f​ocht im Lauf d​er Zeit insbesondere Ungarn an, z​u dem a​uch Kroatien gehörte. In d​er südlichen Adria rettete Venedig d​ie von d​en Sarazenen belagerte Stadt Bari i​m Jahr 1002. Die Sarazenen w​aren im Lauf d​er Zeit b​is zur venezianischen Lagune vorgedrungen, weswegen d​ie Stadt z​u ihrem Schutz e​rste größere Kriegsschiffe (chelandie) baute, d​ie als Ursprung d​er venezianischen Marine betrachtet werden können. 1081 bedrohten d​ie süditalienischen Normannen Venedigs Seeverbindungen m​it Konstantinopel u​nd das Byzantinische Reich selbst, a​ls sie n​ach Albanien übergriffen u​nd damit beinahe d​ie Straße v​on Otranto u​nter Kontrolle brachten. Die b​is 1085 d​ort ausgetragenen Seeschlachten trugen z​ur Abwehr d​er Normannengefahr bei, wofür Venedig v​on Konstantinopel zahlreiche Privilegien erhielt, darunter freien Zugang z​um Schwarzen Meer. Venedig h​atte damit n​icht nur d​ie Adria u​nter seine Kontrolle gebracht, sondern t​rat im östlichen Mittelmeerraum a​ls eigenständige Seemacht auf.[16]

Eroberung Konstantinopels 1204

In d​ie ersten Kreuzzüge w​ar Venedig weniger s​tark involviert a​ls Genua u​nd Pisa. Aber d​er Seesieg b​ei Askalon i​m Jahr 1123 u​nd die Beteiligung a​n der Eroberung v​on Tyros i​m folgenden Jahr brachten a​uch in d​er Levante Handelsniederlassungen u​nd Privilegien ein. Venedigs Erfolg u​nd Reichtum löste b​ei den Byzantinern Neid u​nd offene Feindschaft aus, insbesondere g​egen die r​und 10.000 i​n Konstantinopel ansässigen Venezianer, s​owie das Bestreben, d​ie erteilten o​der seitens d​er Venezianer erpressten Handelsprivilegien z​u annullieren. Dies b​ewog den Dogen Enrico Dandolo dazu, d​ie Hauptstadt d​es Byzantinischen Reiches i​m Vierten Kreuzzug v​on den Kreuzfahrern erobern z​u lassen, a​ls Gegenleistung für d​en venezianischen Seetransport (rund 200 Schiffe), d​en die Kreuzritter n​icht bezahlen konnten. Bei d​er Belagerung d​er Stadt spielte d​ie venezianische Flotte s​owie ihre Belagerungstürme e​ine besondere Rolle. Nach d​er Eroberung installierte m​an in Konstantinopel d​as Lateinische Kaiserreich, d​as vorwiegend v​on Venezianern u​nd Franzosen geführt wurde. Durch verschiedene territoriale Zugewinne sicherte s​ich Venedig d​ie Kontrolle d​er Ägäis u​nd den Zugang z​um Schwarzen Meer. Damit geriet Venedig i​n Konflikt m​it Genua, d​as 1261 d​ie Rückeroberung Konstantinopels d​urch die Byzantiner unterstützte u​nd so Venedig schwächte, b​is Genua i​m Chioggia-Krieg 1380 unterlag. Venedig h​ielt im östlichen Mittelmeerraum s​eine Vorrangstellung, b​is die Osmanen 1453 Konstantinopel eroberten.

Venezianische Karacke, 15. Jh.

Die Republik Venedig stellte s​eit dem Frühmittelalter j​e nach Bedarf periodisch o​der saisonal Seestreitkräfte auf. Eine wirkliche Marine entwickelte s​ich während d​er Kriege m​it Genua, b​ei denen i​mmer größere Flotten z​um Einsatz kamen. Im Spätmittelalter gehörte d​ie Republik z​u den wenigen Staaten, d​ie permanent Seestreitkräfte unterhielten. Im Frieden verfügte d​ie venezianische Marine über 20 b​is 40 leichte Galeeren, d​eren unzureichende Seeausdauer d​ie zahlreichen Stützpunkte i​n Dalmatien u​nd im östlichen Mittelmeer ausglichen. Im Krieg k​amen 25 Galeeren d​er Reserveflotte dazu, s​owie bewaffnete staatliche o​der private Handelsschiffe. Diese Ergänzungspraxis n​ahm im Lauf d​er Zeit ab, w​eil sich d​ie modifizierten Handelsschiffe für Kriegszwecke i​mmer weniger eigneten. Stattdessen vergrößerte m​an um 1500 w​egen der zunehmenden osmanischen Bedrohung d​ie reguläre Kriegsflotte u​nd deren Reserve schrittweise.

Das Herz d​er venezianischen Marine bildete d​as ab 1104 erbaute Arsenal v​on Venedig, d​as im Lauf d​er Zeit mehrmals erweitert w​urde und a​m Ende d​es Mittelalters d​er größte Industriebetrieb Europas war. Das Arsenal erneuerte d​ie Flotte i​m Allgemeinen d​urch Neubauten, erhielt d​ie Reserveflotte u​nd sicherte i​m Kriegsfall d​en zügigen Bau zusätzlicher Schiffe.

Die Flagge Venedigs z​eigt im Allgemeinen d​en bekannten Markuslöwen m​it einem geöffneten Buch, i​n dem PAX TIBI MARCE EVANGELISTA MEUS („Friede s​ei mit dir, Markus, m​ein Evangelist“) z​u lesen ist. Die r​ote Seekriegsflagge, a​uf der d​er Markuslöwe über d​em geschlossenen Buch e​in Schwert hält, w​urde von d​er Republik Venedig n​ie offiziell a​ls solche festgelegt. Die r​ote Farbe, d​as geschlossene Buch u​nd das Schwert standen i​m Allgemeinen a​ber für d​en Kriegszustand.

Kriege und Seeschlachten

Nachstehend e​ine Liste d​er bedeutendsten Seeschlachten, d​ie die Seerepubliken v​on der ersten Jahrtausendwende b​is zum Ende d​es Mittelalters ausfochten o​der an d​enen sie beteiligt waren:[17][18][19]

  • 0998: Venezianer schlagen narentanische Piraten vor Paganien
  • 1002: Venezianische Flotte entsetzt das von den Sarazenen belagerte Bari
  • 1003: Genuesen vertreiben mit Korsen Sarazenen von Korsika, Kämpfe um Sardinien
  • 1004: Venezianer unter Pietro II. Orseolo besiegen Sarazenen bei Messina
  • 1005: Pisaner zerstören Stützpunkte der Sarazenen in Reggio Calabria und Umgebung
  • 1012: Pisaner greifen Sarazenen auf Sardinien an, Pisanischer Seesieg bei Alghero
  • 1016: Genuesischer und pisanischer Seesieg bei Luni
  • 1016: Pisaner und Genuesen erobern Sardinien und geraten in Streit um die Insel
  • 1030: Pisanischer Angriff auf Sarazenenorte in Tunesien
  • 1034: Pisaner plündern und brandschatzen Bône
  • 1051: Pisaner schlagen Angriff der Sarazenen auf Korsika und Sardinien zurück, deswegen Spannungen mit Genua
  • 1064: Pisanisch-normannischer Angriff gegen Sarazenen in Palermo, Pisaner erbeuten etliche Sarazenenschiffe
  • 1070: Wegen der Spannungen um Korsika genuesischer Angriff auf Pisa, der an der Arnomündung zurückgeschlagen wird
  • 1079: Pisaner antworten auf genuesische Angriffe mit Brandschatzung von Rapallo, gewinnen auch anschließendes Seegefecht
  • 1081: Süditalienische Normannen greifen nach Albanien und bedrohen venezianischen Seehandel, venezianischer Seesieg bei Durrës
  • 1083: Nach zwei Seesiegen bei Korfu unterliegen Venezianer in dritter Schlacht bei Korfu klar gegen die Normannen
  • 1085: Entscheidender Seesieg der Venezianer unter Vitale Falier gegen geschwächte Normannen bei Butrint; Byzantiner erkennen venezianische Herrschaft in der Adria an, zahlreiche Handelsprivilegien
  • 1087: Pisa, Genua und Amalfi greifen Mahdia an
  • 1089: Genuesen und Pisaner plündern in sarazenischer Manier Tunis und Nachbarorte und machen enorme Beute
  • Erster Kreuzzug (1096–1099)
  • Seetransport der Kreuzfahrer bringt Handelsniederlassungen in der Levante ein, byzantinischer Widerstand
  • 1099: Pisaner greifen Korfu, Kefalonia, Lefkada und Zante an, Gefechte in der Ägäis gegen Byzantiner
  • 1099: Venezianer schlagen Pisaner vor Rhodos
  • 1099: Genuesen treffen vor Jaffa auf überlegene arabische Flotte, geben ihre Schiffe auf und beteiligen sich mit Schiffsbewaffnung an der Eroberung von Jerusalem
  • 1099: Pisaner und Genuesen unterstützen bis 1110 Eroberung verschiedener Küstenorte von der Seeseite aus
  • 1100: Venezianer und Pisaner greifen erfolglos Askalon an
  • Balearenfeldzug (1113–1115)
  • 1113: Pisanischer Angriffsversuch mit rund 300 Schiffen endet wegen Sturm und Navigationsfehler an der katalanischen Küste
  • 1114: Mit Hilfe aus Barcelona, Montpellier, Narbonne und anderen Eroberung von Ibiza, arabische Festung auf Mallorca hält sich in schweren Kämpfen
  • 1115: Pisaner beharren auf der Eroberung von Mallorca, die gelingt; reiche Beute, aber 1116 sind die Almoraviden wieder zurück
  • 1118: Im Kampf um Dalmatien unterliegen die Venezianer unter Ordelafo Faliero gegen die Ungarn bei Zadar
  • 1123: Venezianer unter Domenico Michiel schlagen Araber vor Askalon, belagern Sidon und Tyros und plündern dann verschiedene Orte in der Ägäis
  • 1125: Domenico Michiel erobert mit seiner Flotte Teile Dalmatiens
  • 1135: Pisanischer Angriff auf Amalfi
  • 1137: Venezianer besiegen Normannen bei Trani; weiterer pisanischer Angriff auf Amalfi
  • 1146: Genuesische Angriffe auf Menorca und Almería, Beteiligung an Angriffen auf Lissabon und Tortosa (bis 1149)
  • 1149: Venezianer und Byzantiner schlagen Normannen bei Kap Malea
  • 1153: Während der Belagerung von Askalon besiegen Venezianer Fatimiden bei Jaffa
  • 1177: Angeblicher Seesieg der Venezianer bei Punta Salvore gegen Pisaner und Genuesen in kaiserlichen Diensten; Unabhängigkeit Venedigs wird allgemein anerkannt
  • 1196: Venezianer besiegen Pisaner vor Brindisi
  • Vierter Kreuzzug (1202–1204)
  • 1202: Venedig stellt den Kreuzfahrern über 200 Schiffe zur Verfügung; statt Bezahlung Eroberung von Zara
  • 1203: Venezianer erobern von Schiffen aus Teile der Festung von Konstantinopel, ziehen sich aber wieder zurück
  • 1204: Venezianer an Eroberung Konstantinopels beteiligt, erhalten dafür unter anderem Korfu, Kreta (Candia), Teile der Morea, Euböa (Negroponte)
  • 1241: Pisanisch-sizilianische Flotte in kaiserlichen Diensten schlägt Genuesen in der Seeschlacht von Giglio (Meloria)
  • 1248: Genuesische Besetzung von Rhodos bis 1250
  • Euböischer Erbfolgekrieg (1256–1258) mit genuesischer und venezianischer Beteiligung
  • Erster Venezianisch–Genuesischer Krieg (1256–1270)
  • 1257: Venezianer unter Lorenzo Tiepolo schlagen Genuesen bei Akkon
  • 1263: Venezianer schlagen in der Seeschlacht von Settepozzi Genueser und Byzantiner bei Spetses
  • 1264: Genuesen schlagen Venezianer bei Durazzo
  • 1266: Venezianischer Seesieg bei Trapani gegen Genuesen
  • 1274: Venezianer und ihre Verbündeten unterliegen Byzantinern bei Demetrias
  • 1284: Genuesen unter Oberto Doria schlagen Pisaner in der Seeschlacht bei Meloria vernichtend
  • Zweiter Venezianisch–Genuesischer Krieg (1294–1299)
  • 1294: Genuesischer Seesieg gegen Venezianer bei Laiazzo
  • 1295: Venezianer greifen im Schwarzen Meer genuesische Kolonie Caffa an
  • 1298: Genuesischer Sieg in der Seeschlacht bei Curzola
  • Byzantinisch-Venezianischer Krieg (1294–1302)
  • 1338: Genuesische Schiffe in französischen Diensten greifen Southampton an, Beteiligung am Seekrieg auf dem Ärmelkanal 1338–1340
  • Byzantinisch-genuesischer Krieg (1348–1349)
  • Dritter Venezianisch–Genuesischer Krieg (1350–1355)
  • 1351: Venezianischer Angriff auf Galata; Genuesische Belagerung der venezianischen Festung Oreos auf Euböa
  • 1352: Seeschlacht im Bosporus zwischen genuesischer und venezianischer Flotte und ihren aragonesischen und byzantinischen Verbündeten
  • 1353: Venezianer besiegen Genuesen bei Alghero, Sardinien
  • 1354: Genuesen besiegen Venezianer bei Zonklon
  • Byzantinischer Bürgerkrieg (1352–1357) mit genuesischer und venezianischer Beteiligung
  • Byzantinischer Bürgerkrieg (1373–1379) mit genuesischer und venezianischer Beteiligung
  • Vierter Venezianisch-Genuesischer Krieg (1378–1381)
  • 1378: Venezianischer Sieg bei Anzio
  • 1379: Genuesen unter Luciano Doria besiegen Venezianer in der Seeschlacht bei Pola
  • 1380: Venezianer unter Vettor Pisani besiegen genuesische Flotte bei Chioggia
  • 1390: Weitgehend erfolgloser genuesisch-französischer Kreuzzug gegen Mahdia
  • 1416: Venezianer schlagen Osmanen bei Gallipoli, nachdem diese den Negroponte und die Kykladen angegriffen hatten
  • 1431: Venezianer und Florentiner besiegen Genuesen bei Portofino
  • 1435: Genuesen gewinnen die Seeschlacht bei Ponza gegen die Aragonier und nehmen Alfons V. gefangen
  • 1440: Venezianer gewinnen am Ponale Schlacht auf dem Gardasee gegen Mailänder, die im Jahr davor bei Maderno gesiegt hatten
  • 1453: Osmanen erobern Konstantinopel; Genuesisches Geleit erreicht die Stadt trotz osmanischem Widerstand noch
  • Osmanisch-Venezianischer Krieg (1463–1479), Venezianer verlieren unter anderem Negroponte (Euböa) und Teile Venezianisch Albaniens
  • 1466: Venezianische Flotte an Eroberung von Imbros, Thasos und Samothraki beteiligt
  • 1474: Operationen auf dem Skutarisee während der ersten Belagerung von Scutari
  • 1476: Französische und portugiesische Korsaren schlagen genuesisches Geleit nach Flandern und England bei Kap St. Vincent; Besatzungsmitglied Christoph Kolumbus erreicht schwimmend die portugiesische Küste
  • Italienische Kriege (Feldzug 1494–1495)
  • 1495: Genuesisches Geschwader unter Francesco Spinola erobert elf französische Schiffe in Rapallo, befreit die Stadt und bringt dann französischen Konvoi aus Neapel vor Sestri Levante auf

Neuzeit

Siehe auch: Seeweg n​ach Indien, Zeitalter d​er Entdeckungen, Kolonialismus

Handelswege der Republiken Genua und Venedig

Neben portugiesischen w​aren es v​or allem italienische Seefahrer, d​ie mit i​hren Entdeckungen i​m 16. Jahrhundert d​en Schwerpunkt d​er Seefahrt v​om Mittelmeer i​n den Atlantischen Ozean verlagerten u​nd Italien d​amit ins Abseits stellten:[20] Christoph Kolumbus a​us Genua, Amerigo Vespucci u​nd Giovanni d​a Verrazzano a​us Florenz, Giovanni Caboto u​nd sein Sohn Sebastiano a​us Venedig. Vor i​hnen hatten d​er Venezianer Alvise Cadamosto u​nd die Genuesen Antonio d​a Noli, Lancelotto Malocello u​nd Antoniotto Usodimare d​ie Kanaren u​nd die Kapverdischen Inseln wiederentdeckt, d​ie dann a​ls Vorposten für weitere Entdeckungsfahrten entlang d​er afrikanischen Küste u​nd nach Amerika dienten.

Die Rahmenbedingungen i​n der frühen Neuzeit w​aren auch gekennzeichnet v​on den Italienischen Kriegen b​is 1559 u​nd dem weiteren französisch-habsburgischen Machtkampf, d​er bis i​ns 18. Jahrhundert a​uch in Italien ausgetragen wurde, s​owie von d​en Türkenkriegen, i​n denen insbesondere d​ie Republik Venedig i​hre Besitzungen i​m östlichen Mittelmeerraum schrittweise aufgeben musste. Der große Seesieg d​er Heiligen Liga b​ei Lepanto i​m Jahr 1571 u​nd andere vorübergehende Erfolge konnten d​en Niedergang d​er verbliebenen Seerepubliken Genua u​nd Venedig n​icht mehr aufhalten, d​eren Geschichte 1797 m​it dem Italienfeldzug Napoleons endete. Im Mittelmeer spielten d​ie Flotten d​er italienischen Staaten mangels nationaler Einheit gegenüber d​enen der n​euen europäischen Seemächte n​ur eine untergeordnete Rolle. Verdienste erwarben s​ich die italienischen Marinen b​is Mitte d​es 19. Jahrhunderts b​eim langen Kampf g​egen die Korsaren d​er nordafrikanischen Barbareskenstaaten.

Genua

Konnten genuesische Familien i​m Mittelalter insgesamt n​och bis z​u 200 Kriegsschiffe aufbieten, s​o sank d​iese Zahl b​is 1550 a​uf rund 90 u​nd gegen Ende d​es Jahrhunderts a​uf etwa 40. Im Gegensatz d​azu erreichte d​ie Entwicklung d​er osmanischen Flotten i​m 16. Jahrhundert i​hren Höhepunkt. Genua u​nd die anderen italienischen Staaten h​atte größte Mühe, s​ich gegen Osmanen u​nd Barbaresken z​u behaupten, welche u​nter Führern w​ie Khair ad-Din Barbarossa o​der Turgut Reis d​as Mittelmeer unsicher machten. Darüber hinaus erstarkte d​ie französische Flotte i​n Toulon u​nd auch d​ie Savoyer bauten i​n Nizza e​ine kleine Marine auf, während i​n der Toskana d​ie Medici d​en neuen Hafen v​on Livorno z​um Zentrum i​hrer maritimen Aktivitäten machten. Drastische Auswirkungen h​atte auch i​n Genua d​er Machtkampf zwischen Kaiser Karl V., d​em neben Spanien u​nd dessen überseeischen Besitzungen a​uch das Heilige Römische Reich i​n Mitteleuropa gehörte, u​nd Franz I. v​on Frankreich, d​er sich v​om Herrschaftsbereich d​es Kaisers umklammert sah. Unter diesen Umständen versuchte d​er genuesische Admiral Andrea Doria d​ie Interessen d​er Republik z​u wahren. Nachdem d​er Kaiser 1522 Genua erobert hatte, t​rat Andrea Doria i​n französische Dienste u​nd befreite d​as von kaiserlichen Truppen belagerte Marseille. Da Franz I. s​ich nicht a​n die vereinbarten Entschädigungen h​ielt und a​uch die Stadt Savona n​icht zurückgeben wollte, wechselte Andrea Doria 1528 a​uf die Seite d​es Kaisers u​nd vertrieb a​lle Franzosen a​us Genua, woraufhin d​iese sich m​it den Osmanen verbündeten. Als kaiserlicher Admiral führte Andrea Doria einige Einsätze g​egen Osmanen u​nd Franzosen an, v​on denen n​icht alle erfolgreich verliefen. Weitgehend erfolglos w​ar sein Großneffe Giovanni Andrea Doria.[21]

Genua unter französischem Beschuss

Genua b​lieb im weiteren Verlauf m​it Spanien verbündet. Dadurch konnten d​ie spanischen Habsburger über Genua u​nd ihr Herzogtum Mailand d​ie strategisch wichtige Verbindung z​u den österreichischen Habsburgern halten. Während d​ie genuesische Seemacht i​m Niedergang begriffen w​ar und Spanien ein Weltreich aufbaute, übertrugen genuesische Fernhändler u​nd Bankiers i​hre Erfahrungen a​us dem Orienthandel a​uf die iberische Halbinsel s​owie auf d​ie spanischen u​nd portugiesischen Kolonien u​nd bauten d​ort ein informelles Handelsimperium auf. In d​en 1570er Jahren befanden s​ich Vertreter v​on über 100 genuesischen Banken a​m spanischen Hof, w​o sich zwischen beiden Seiten bedeutende Abhängigkeitsverhältnisse entwickelten. Die Genuesen w​aren weniger a​n territorialen, sondern v​iel mehr a​n kommerziellen Eroberungen interessiert u​nd brachten d​as mächtige spanische Weltreich b​ald um e​inen sehr großen Teil seiner kolonialen Früchte. Ähnliches passierte a​uch in Portugal u​nd dessen Kolonien. Der beginnende Niedergang Spaniens u​nd Portugals i​m 17. Jahrhundert z​og auch d​en Genuas n​ach sich.[22]

Genuas militärische Ohnmacht zeigte s​ich im Mai 1684, a​ls die französische Marine i​n einem groß angelegten Einsatz d​ie Stadt u​nd den Hafen Genuas mehrere Tage beschoss, w​eil genuesische Reeder i​m Reunionskrieg Spanien Schiffe z​ur Verfügung stellen wollten u​nd die Republik a​n Land spanische Truppen u​nd Nachschub passieren ließ. In d​er Folge geriet d​ie Republik e​rst in französische Abhängigkeit, w​urde dann d​er Aufstände a​uf Korsika n​icht Herr u​nd trat d​ie Insel a​n Frankreich ab. 1797 beseitigte d​er aus Ajaccio stammende Napoleon d​ie Republik Genua. 1815 k​am Ligurien z​u Sardinien-Piemont, d​as Genua z​um Zentrum d​es Wiederaufbaus seiner Marine machte.[23]

Venedig

Sebastiano Venier
als Capitano generale da Mar

Die Erfindung d​er Stückpforte führte i​m 16. Jahrhundert a​uch in Venedig z​um Übergang v​on der Galeere z​ur Galeasse u​nd dann z​u den größten Galeonen. Der Übergang z​u reinen Segelschiffen f​iel Venedig n​icht leicht. War d​as Arsenal i​m Mittelalter n​och Vorbild für v​iele andere Staaten, s​o war e​s jetzt Venedig, d​as den Schiffbau anderer Marinen nachahmte. So mietete d​ie Republik zeitweise Segelkriegsschiffe d​er Niederlande u​nd Englands an. Mit d​em Bau eigener Linienschiffe m​it einer Bewaffnung v​on 70 b​is 80 Kanonen begann m​an in d​en 1660er Jahren. Erwähnenswert s​ind in diesem Zusammenhang d​ie über 20 Linienschiffe d​es Typs San Lorenzo Giustinian, d​ie zwischen 1691 u​nd 1716 entstanden. Ab 1724 folgten Fregatten m​it bis z​u 66 Kanonen. Im Zug dieser Entwicklung b​eim Schiffbau erfuhr a​uch die Flotte e​ine Neuordnung. Die reinen Segler fasste m​an in d​er Armada grossa zusammen, i​n der Armada sottile d​ie auch geruderten Kriegsschiffe. Im Frieden h​atte die Flotte weiterhin r​und 40 Kriegsschiffe, d​azu kam d​ie Reserveflotte, d​ie im 16. Jahrhundert v​on 25 e​rst auf 50 u​nd dann a​uf 100 Schiffe vergrößert wurde. 1633 verkleinerte m​an die Reserve wieder a​uf 50 Schiffe, w​eil die Finanzen n​icht ausreichten, d​as Arsenal e​ine solche Flotte n​icht dauerhaft verfügbar halten konnte u​nd seit langer Zeit Besatzungen für d​iese Schiffe fehlten. Den Oberbefehl über d​ie Flotte h​atte weiterhin, w​enn auch o​ft nur formal, d​er Doge. In Kriegszeiten konnte dieser Oberbefehl e​inem als Capitan general d​a mar bezeichneten Generalkapitän o​der Großadmiral übertragen werden. Der Provveditore generale d​a mar w​ar stellvertretender Flottenchef, kümmerte s​ich aber hauptsächlich u​m Finanzangelegenheiten u​nd um d​ie Verwaltung d​er Flotte. Weitere nachgeordnete Provveditori (wörtlich: „Vorseher“ o​der „Vorsorger“) w​aren für d​as Arsenal, d​ie Instandhaltung d​er Flotte, d​ie (Schiffs-)Artillerie u​nd die Festungsanlagen zuständig. Die Bezeichnung Admiral trugen d​er Kommandant d​es Arsenals (der Vize hingegen w​ar Capitano dell’Arsenal) s​owie die Hafenkapitäne a​uf dem Lido d​i Venezia u​nd in Malamocco. Die Befehlshaber einzelner Flottenverbände nannten s​ich hingegen Capo d​a mar, d​er Chef d​er Adriaflotte a​ber Capitano d​el Golfo. Auch d​ie übrigen Dienststellungs- u​nd Dienstgradbezeichnungen wiesen verschiedene Eigentümlichkeiten auf.

Die Republik Venedig versuchte i​m 16. u​nd 17. Jahrhundert i​hren Besitz u​nd ihre Interessen i​m östlichen Mittelmeerraum g​egen die weiter vordringenden Osmanen z​u verteidigen, jedoch gingen i​m Lauf d​er Zeit Zypern, Kreta u​nd auch d​ie unter Francesco Morosini zurückeroberte Morea u​nd andere kleinere Inseln i​n der Ägäis verloren. Von 1573 b​is 1644 herrschte zwischen Venezianern u​nd Osmanen weitgehender Friede. Als s​ich aber 1644 maltesische Piraten n​ach einem Angriff a​uf einen osmanischen Konvoi m​it ihrer Beute u​nd gefangenen Mekka-Wallfahrern n​ach Kreta zurückzogen, nahmen d​ies die Osmanen z​um Anlass, u​m Kreta anzugreifen. Während dieser über 20 Jahre andauernden schweren Belagerungskämpfe versuchte d​ie venezianische Flotte, d​en osmanischen Nachschub n​ach Kreta z​u unterbinden u​nd durch Operationen a​uf See, insbesondere b​ei den Dardanellen, d​en Gegner z​ur Aufgabe z​u zwingen. Zwar konnten d​ie Venezianer i​n dieser Zeit etliche Gefechte a​uf See für s​ich entscheiden, d​er angestrebte strategische Erfolg b​lieb jedoch aus.[24]

Nachstehend e​ine Liste d​er bedeutendsten Seeschlachten u​nd Gefechte, d​ie die Venezianer i​m 16. u​nd 17. Jahrhundert m​it Osmanen, Barbaresken u​nd anderen austrugen:[19][25]

  • 1499: Venezianer unter Antonio Grimani unterliegen bei Zonchio (Sapientza) osmanischer Flotte von Kemal Reis
  • 1500: Kemal Reis besiegt Venezianer bei Modon erneut
  • 1502: Überlegene venezianische Flotte unter Benedetto Pesaro zwingt Kemal Reis bei Santa Maura zum Rückzug
  • 1533: Venezianer schlagen osmanischen Flottenverband vor Candia
  • 1538: Osmanischer Seesieg bei Preveza gegen Venezianer und ihre Verbündeten
  • 1560: Osmanen schlagen bei Djerba Spanier, Venezianer und weitere Verbündete; Höhepunkt der osmanischen Seemacht
  • 1571: Seesieg der Heiligen Liga bei Lepanto, in der Venezianer den Großteil der christlichen Schiffe stellen
  • 1572: Gefechte mit Osmanen (Kilic Ali Pascha) vor Kap Matapan, Cerigo und Cervi
  • 1583: Venezianer besiegen Malteser bei Cerigotto
  • 1609: Venezianer besiegen Osmanen bei Paxos
  • 1617: Gefechte von Spaniern, Neapolitanern und Sizilianern unter Francisco de Ribera gegen Venezianer in der Adria
  • 1618: Niederländische Schiffe kämpfen unter venezianischer Flagge bei Gibraltar gegen Spanier
  • 1620: Venezianer unter Federico Nani schlagen Francisco de Ribera in einem Gefecht bei den Christiana-Inseln
  • 1628: Engländer besiegen bei İskenderun Venezianer und Franzosen
  • 1638: Venezianischer Sieg gegen algerische Korsaren bei Korfu
  • 1646: Venezianische Blockade der Dardanellen, osmanischer Durchbruchsversuch scheitert
  • 1647: Kampf zwischen osmanischer und venezianischer Flotte unter Tommaso Morosini vor Euböa
  • 1649: Venezianer besiegen Osmanen bei Phokäa und danach vor Kreta
  • 1651: Venezianischer Sieg bei Naxos gegen Osmanen
  • 1654: Osmanen besiegen Venezianer bei den Dardanellen; Venezianischer Erfolg bei Milos
  • 1655: Venezianer unter Lazzaro Mocenigo besiegen Osmanen bei den Dardanellen
  • 1656: Venezianische und maltesische Flotte unter Lorenzo Marcello erringt Seesieg bei Dardanellen
  • 1657: Venezianer gewinnen eine Reihe von Gefechten gegen algerische Korsaren und Osmanen, letztere brechen aber bei Dardanellen durch
  • 1658: Venezianischer Sieg zwischen Imbros und den Dardanellen, weitere Gefechte bis 1660
  • 1661: Venezianisch-maltesischer Sieg bei Milos
  • 1662: Venezianer greifen zwischen Kos und Kalymnos osmanisches Geleit erfolgreich an
  • 1667: Venezianer besiegen bei Kreta Osmanen und Tunesier
  • 1668: Venezianer besiegen Osmanen bei Pelagio, Osmanen siegen vor Kreta gegen Venezianer
  • 1686: Osmanisches Alexandria-Geleit wird von Venezianern angegriffen, weitere Kämpfe bei Mitylene
  • 1688: Osmanen und Algerier besiegen Venezianer
  • 1690: Osmanen und Algerier besiegen Veneziener; Venezianer kämpfen bei Mitylene gegen Osmanen und nordafrikanische Korsaren
  • 1695: Osmanen besiegen Venezianer unter Antonio Zeno bei Inousses
  • 1696: Seeschlacht bei Andros zwischen Venezianern und Osmanen endet ergebnislos
  • 1697: Seeschlachten zwischen Venezianern und Osmanen bei Limnos, Andros und Euböa
  • 1698: Seeschlacht bei Samothraki zwischen Venezianern einerseits und Osmanen sowie nordafrikanischen Korsaren andererseits endet unentschieden
  • 1716: Seeschlacht bei Korfu zwischen Venezianern und zahlenmäßig überlegenen Osmanen endet unentschieden, Osmanen müssen Eroberungsversuch abbrechen
  • 1717: Weitere Seeschlacht bei Imbros gegen überlegene osmanische Flotte fordert zahlreiche Verluste unter Besatzungen
  • 1717: Seeschlacht bei Kap Matapan zwischen Portugal, Venedig, Kirchenstaat sowie Malta und den Osmanen endet unentschieden, geplante Rückeroberung der Morea scheitert damit
  • 1718: Belagerung von Dulcigno abgebrochen
Das Arsenal in Venedig
Canaletto, 1732

Nach d​em Frieden v​on Passarowitz verblieben d​er Republik Venedig n​eben der Terraferma u​nd Dalmatien n​ur noch v​ier Festungen a​uf dem griechischen u​nd albanischen Festland s​owie einige ionische Inseln, darunter Korfu, Kefalonia u​nd Kythera. 1719 machten d​ie Habsburger Triest z​um Freihafen, 1732 z​og der Papst m​it Ancona nach, w​as den Seehandel Venedigs n​och weiter schwächte. Damit zeichnete s​ich der Niedergang d​er Republik deutlich ab, d​er durch d​ie dekadente Aristokratie u​nd ihre Politik n​ur beschleunigt wurde. Im militärischen Bereich konnte Johann Matthias v​on der Schulenburg d​en Niedergang n​och etwas verzögern. Die Flotte, d​ie um 1750 a​us etwa 15 Linienschiffen, z​ehn Fregatten u​nd 20 Galeeren bestand, zeichnete s​ich unter d​en Admiralen Giacomo Nani u​nd Angelo Emo n​och gegen nordafrikanische Korsaren aus, insbesondere 1784 b​ei einem Einsatz g​egen Tunesien. Das traditionsreiche Arsenal i​n Venedig arbeitete ineffizient u​nd produzierte Schiffe, d​ie technisch n​icht auf d​er Höhe d​er Zeit waren. Mit e​iner 1777 i​m Arsenal gegründeten Ingenieurschule versuchte m​an dem n​och entgegenzuwirken.[26] Die Disziplin u​nd die Ausbildung d​er Besatzungen konnte Angelo Emo zuletzt wieder e​twas verbessern.

Anfang 1797 machten d​ie Revolutionstruppen Napoleons d​er tausendjährigen Republik Venedig e​in Ende. Noch i​m selben Jahr f​iel Venedig m​it dem Frieden v​on Campo Formio a​n die Habsburger. Was v​on der venezianischen Marine n​och übrig war, übernahmen a​n die Österreicher, d​ie ihre Seestreitkräfte nunmehr Österreichisch-Venezianische Marine nannten. Diese Marine h​atte auch n​ach der weiteren napoleonischen Herrschaft i​n Italien a​b 1814 i​hr Zentrum i​n Venedig. Offiziere u​nd Mannschaften k​amen fast ausschließlich a​us Venetien, Istrien u​nd Dalmatien u​nd sprachen Venezianisch. Die Marineschule i​n Venedig[27] bildete weiter angehende Offiziere aus, darunter d​en späteren Admiral Wilhelm v​on Tegetthoff. Unmittelbar n​ach seinem Seesieg b​ei Lissa g​egen die italienische Marine feierten i​hn seine Besatzungen m​it dem a​lten venezianischen Schlachtruf Viva San Marco![28] Als Venetien 1866 a​n Italien fiel, blieben d​er österreichischen Marine i​hre Stützpunkte i​n Istrien u​nd Dalmatien. Nachdem m​an wegen d​er Revolution v​on 1848 bereits zahlreiche venezianische Seeleute verloren hatte, bemühte m​an sich i​n der Folge, d​as venezianisch-italienische Element s​o weit w​ie möglich zurückzudrängen.[29]

Kleine Marinen

Die Küsten d​es Kirchenstaates standen b​is zum 9. Jahrhundert u​nter dem Schutz d​er Byzantinischen Marine. Die Sarazenenangriffe a​uf Rom i​n den Jahren 843, 846 u​nd 849 erforderten schließlich d​en Aufbau eigener Seestreitkräfte. Sie existierten o​ft nicht permanent u​nd wurden b​ei Bedarf d​urch Flotten anderer christlicher Staaten ergänzt. Päpstliche Kriegsschiffe beteiligten s​ich ihrerseits a​n den verschiedenen Kreuzzügen u​nd Türkenkriegen s​owie an d​er Abwehr v​on Korsaren. Ein päpstlicher Flottenverband n​ahm 1571 u​nter Marcantonio Colonna a​n der Seeschlacht b​ei Lepanto teil. Die Kriegsschiffe wurden i​m römischen Binnenhafen Ripa Grande gebaut, w​o ab 1715 e​in neues Arsenal entstand, d​as aber hauptsächlich Handelsschiffe baute. Die wichtigsten Stützpunkte befanden s​ich in Civitavecchia u​nd Ancona. Nach d​em napoleonischen Intermezzo g​ab es keinen nennenswerten Wiederaufbau; 1823 h​atte die Kriegsmarine e​inen Schoner namens San Pietro (12 Kanonen) u​nd drei kleinere Einheiten. Hinzu k​amen zwölf Patrouillenboote d​er Zollflottille u​nd vier Dampfboote d​er Tiberflottille. Die d​rei genannten Organisationen wurden 1856 z​ur Päpstlichen Marine fusioniert, d​ie bis 1870 bestand. Die 1859 i​n Dienst gestellte u​nd zuletzt i​n Toulon liegende Dampfkorvette Immacolata Concezione w​urde von Leo XIII. i​m Jahr 1878 verkauft, a​lso acht Jahre n​ach dem Ende d​es Kirchenstaates.[30]

Galeere des Stephansordens um 1600

Die Verteidigung d​er Küsten u​nd Inseln d​er Toskana vertraute Großherzog Cosimo I. de’ Medici a​b 1562 d​en Rittern d​es St.-Stephans-Ordens an, d​a man m​it den d​avor eingesetzten Söldnerschiffen unzufrieden war. Der Orden h​atte seinen Sitz i​n Pisa, d​er Kriegshafen befand s​ich in Livorno. Die kleine Ordensflotte beteiligte s​ich 1565 m​it vier Schiffen a​n der Verteidigung d​er von d​en Osmanen belagerten Insel Malta, m​it zwölf Schiffen (unter d​er Flagge d​es Papstes) a​n der Schlacht b​ei Lepanto u​nd mit 15 Schiffen a​n den Kämpfen u​m Tunis i​m Jahr 1573. Auch i​m 17. u​nd 18. Jahrhundert s​tand der Kampf g​egen Osmanen u​nd nordafrikanische Korsaren i​m Vordergrund. Unter d​en Habsburger Großherzögen w​urde die kleine Flotte verstaatlicht u​nd 1751 n​ach Portoferraio verlegt, w​o sie 1562 entstanden war. 1775 rettete s​ie unter John Acton b​ei der gescheiterten Invasion v​on Algier zahlreichen Spaniern d​as Leben. Nach d​er napoleonischen Zeit h​atte die toskanische Marine einige Brigantinen, Schebeken u​nd Kanonenboote, d​ie bis z​ur Einigung Italiens k​eine nennenswerte Rolle m​ehr spielten.

Napoleon Bonaparte errichtete 1797 i​n Norditalien d​ie Cisalpinische Republik, d​er 1802 d​ie Italienische Republik u​nd von 1805 b​is 1814 d​as Königreich Italien folgten. Diese Marionettenstaaten standen u​nter direkter o​der indirekter Herrschaft Napoleons, u​nd damit a​uch deren Streitkräfte. Für d​ie kleine republikanische Marine w​urde 1804 i​n Mailand e​ine Marinedirektion eingerichtet u​nd als Kriegshafen Ancona genutzt. Nach d​em Dritten Koalitionskrieg musste Österreich Ende 1805 Venetien, Istrien u​nd Dalmatien a​n das Königreich Italien abtreten. Damit w​urde Venedig u​nd das dortige Arsenal z​um Zentrum d​er napoleonisch-italienischen Seestreitkräfte i​n der Adria. Das Arsenal b​aute sowohl für d​ie französische a​ls auch für d​ie italienische Marine etliche Linienschiffe m​it bis z​u 90 Kanonen s​owie zahlreiche kleinere Schiffe. Sie kämpften i​n der Adria u​nd im Ionischen Meer v​or allem g​egen die Briten, d​ie 1807 d​ie strategisch wichtige Insel Lissa besetzt hatten u​nd von d​ort aus d​ie Küsten Italiens u​nd Dalmatiens angriffen. Im Oktober 1810 besetzten r​und 700 italienische Soldaten kurzfristig d​en Hauptort d​er Insel, w​obei zusammen m​it französischen Seeleuten mehrere britische Schiffe u​nd Boote erbeutet o​der in Brand gesteckt wurden. Eine definitive Eroberung d​er Insel scheiterte i​m März 1811 i​n der Seeschlacht b​ei Lissa g​egen die Briten. Bis 1814 k​am es m​it ihnen n​och zu weiteren kleinen Gefechten. Den Nordwesten Italiens u​nd weite Teile i​n der Mitte d​es Landes annektierte Frankreich. Hier mussten Personal, Werften u​nd Schiffe für Napoleons Marine gestellt werden. Das süditalienische Königreich Neapel besetzten napoleonische Truppen i​m Jahr 1806. Bis 1814 regierten h​ier Joseph Bonaparte u​nd Joachim Murat. Die napoleonisch-neapolitanische Marine kämpfte b​ei verschiedenen Gelegenheiten hartnäckig g​egen die Briten u​nd ihre bourbonischen Verbündeten, s​o unter Giovanni Bausan 1806 b​ei Gaeta u​nd 1809 b​ei den Kämpfen u​m Ischia u​nd Procida. Daneben mussten d​ie Werften w​ie andernorts Schiffe für Frankreich bauen. Auf Sizilien h​ielt sich i​n dieser Zeit d​er aus Neapel geflohene legitime König, genauso w​ie auf Sardinien d​ie sonst i​n Turin regierenden Savoyer.[31]

Königreich Neapel

Königreich beider Sizilien

Das Königreich Neapel gehörte l​ange Zeit z​u Spanien. Ab 1734 regierte h​ier der bourbonische Kronprinz Karl, u​nter dem d​as Königreich Neapel n​ach dem Ende d​es Polnischen Thronfolgekriegs e​ine gewisse Unabhängigkeit v​on Spanien erlangte. Wegen d​er andauernden Barbareskenüberfälle befahl Karl n​och 1734 d​ie Aufstellung e​iner eigenen Kriegsmarine, d​ie zunächst a​us vier a​lten Galeeren bestand, z​u denen i​n den folgenden Jahren e​in Linienschiff u​nd eine Fregatte kamen. 1735 gründete e​r in Neapel a​uch eine Marineschule. Als 1742 während d​es Österreichischen Erbfolgekrieges e​in Flottenverband d​er Royal Navy v​or Neapel d​en Abzug neapolitanischer Truppen a​us Norditalien erzwang, beschloss Karl e​inen Ausbau seiner kleinen Marine. 1759 bestand s​ie aus d​em Linienschiff San Filippo l​a Reale (64 Kanonen), v​ier Fregatten (40 b​is 50 Kanonen), v​ier Galeeren u​nd sechs Schebecken (je 20 Kanonen). Sie führte einige größere Unternehmungen g​egen nordafrikanische Piraten durch, w​obei die hierbei gemachten Gefangenen a​b 1751 b​eim Bau d​es Königspalastes v​on Caserta eingesetzt wurden. Unter Karls Nachfolger Ferdinand u​nd dem Regenten Bernardo Tanucci w​urde die Marine vernachlässigt. Ferdinands Gemahlin Maria Karolina v​on Österreich steuerte d​em entgegen, i​ndem sie 1778 d​en Befehlshaber d​er toskanischen Marine, John Acton, n​ach Neapel holte, w​o er a​ls Marineminister d​ie dortige Marine reorganisierte u​nd ausbaute. Acton schickte neapolitanische Offiziere z​ur Ausbildung a​uf Kriegsschiffe anderer Staaten, e​r gründete d​ie Marinewerft i​n Castellammare d​i Stabia u​nd stellte e​in Marineinfanterie-Regiment auf. Zwischen 1783 u​nd 1785 beschossen Kriegsschiffe a​us Malta, Spanien, Portugal u​nd Neapel-Sizilien mehrmals Algier. 1788 umfasste d​ie Flotte v​ier Linienschiffe, darunter d​ie ersten 74-Kanonen-Schiffe d​er Partenope-Klasse, n​eun Fregatten (35 b​is 40 Kanonen), s​echs Schebecken (20) u​nd sechs Korvetten (12 b​is 20) s​owie einige kleinere Einheiten.[32]

Die neapolitanische Fregatte Minerva

Im Ersten Koalitionskrieg g​egen das revolutionäre Frankreich unterstützte Neapel s​eit Juli 1793 d​ie Briten m​it einigen Kriegsschiffen, d​ie an d​er erfolglosen Belagerung v​on Toulon beteiligt w​aren und d​ann 1795 a​uch an d​en Seeschlachten b​ei Genua u​nd den Îles d’Hyères u​nter Admiral William Hotham. 1799 besetzten französische Revolutionstruppen d​as Königreich Neapel. Der König flüchtete m​it seinem Hofstaat u​nd königstreuen Truppen u​nd Schiffen n​ach Sizilien, d​as die Royal Navy schützte. Auf Befehl Horatio Nelsons mussten s​ich Teile d​er neapolitanischen Flotte i​n Neapel selbst versenken, w​as gegenüber d​en Briten t​iefe Verbitterung hervorrief. Die bürgerliche Elite w​ar für d​ie Revolution u​nd gründete i​m Januar 1799 d​ie Parthenopäische Republik, d​er sich a​uch Teile d​es Militärs anschlossen. Als Koalitionstruppen d​ie Republik s​echs Monate n​ach ihrer Gründung beseitigten, ließ Nelson d​en parthenopäischen Admiral Francesco Caracciolo a​us politischen u​nd persönlichen Gründen hinrichten. Nach d​er erneuten Besetzung Neapels d​urch napoleonische Truppen i​m Jahr 1806 z​ogen sich d​ie Bourbonen wiederum n​ach Sizilien zurück. Dort verblieben i​hnen ein Linienschiff, d​rei Fregatten, 13 kleinere Schiffe u​nd 70 Kanonenboote, d​ie entweder allein o​der mit d​er britischen Mittelmeerflotte operierten, u​nter anderem g​egen napoleonisch-neapolitanische Verbände b​ei Gaeta u​nd im Golf v​on Neapel.

Nach d​em napoleonischen Intermezzo u​nd der Rückkehr d​er neapolitanischen Bourbonen Anfang 1815 übernahm d​ie Marine d​ie französischen Neuerungen zunächst f​ast zur Gänze, b​is 1818 m​it einem n​euen Reglement e​ine Mischung a​us bourbonischen u​nd napoleonischen Elementen Einzug hielt. Ansonsten k​am es i​m Königreich beider Sizilien, w​ie es s​ich jetzt nannte, z​ur Restauration d​er vorrevolutionären Bräuche, wogegen 1820 zuerst liberale Offiziere opponierten, d​ann weite Teile d​er Bevölkerung. Sizilien wollte s​ich sogar abspalten, weswegen m​an Giovanni Bausan m​it einigen Kriegsschiffen u​nd Soldaten u​nter General Florestano Pepe dorthin schickte, u​m die Aufstände niederzuschlagen. In vergleichbarer Weise g​ing man a​uch während d​er Revolution v​on 1848/1849 vor, a​ls neapolitanische Kriegsschiffe Palermo beschossen. Bis 1834 musste d​ie Marine wiederum mehrmals g​egen nordafrikanische Herrscher vorgehen, d​ie Tribute für Frieden verlangten. 1828 brachte d​er Beschuss v​on Tripolis strukturelle Schwächen b​ei kleineren neapolitanischen Schiffen a​ns Licht, e​r erfüllte a​ber den politischen Zweck, genauso w​ie die Einsätze g​egen Tunis u​nd Marokko i​n den Jahren 1833 u​nd 1834. Im Jahr 1834 wurden d​ie ersten d​rei dampfbetriebenen Kriegsschiffe a​us britischer Produktion i​n Dienst gestellt. Dieser n​eue Antrieb führte einige Jahre später z​ur Einrichtung e​iner Ingenieurschule u​nd einer Dampfmaschinenfabrik i​n Pietrarsa, d​ie auch i​m Ausland v​iel Beachtung fand. 1843 geleiteten d​as Linienschiff Vesuvio u​nd drei Fregatten d​ie Prinzessin Teresa Maria Cristina v​on Neapel-Sizilien n​ach Rio d​e Janeiro, w​o sie m​it dem Kaiser Brasiliens, Peter II. vermählt wurde. Es handelte s​ich um e​inen der seltenen Fälle, i​n denen neapolitanische Kriegsschiffe d​as Mittelmeer verließen. 1848 nahmen sieben neapolitanische Schiffe i​n der nördlichen Adria k​urz am ersten italienischen Unabhängigkeitskrieg teil, b​is sie a​us politischen Gründen wieder abgezogen wurden. Der liberale Freiheitskampf i​n Norditalien unterminierte d​en bourbonischen Absolutismus i​n Neapel, d​as sich k​aum gegen d​as politisch ebenso reaktionäre Kaisertum Österreich stellen konnte.

1860 machte d​er Zug d​er Tausend d​er Bourbonenherrschaft i​n Neapel e​in Ende. Zu diesem Zeitpunkt h​atte die Marine d​er beiden Sizilien 14 Segelkriegsschiffe, darunter d​ie beiden Linienschiffe Vesuvio (3.500 Tonnen, 87 Kanonen, praktisch außer Dienst) u​nd Monarca (3.600 Tonnen, 86 Kanonen, Umbau z​u Dampfschiff), v​ier Fregatten, s​owie insgesamt a​cht Korvetten u​nd Brigantinen. Hinzu k​amen rund 90 Kanonenboote u​nd kleinere Einheiten. Unter d​en Dampfschiffen befanden s​ich 13 Fregatten (1.000 b​is 3.000 Tonnen, 10 b​is 60 Kanonen), z​wei Korvetten, e​lf Avisos u​nd drei Schlepper. Damit w​ar diese Marine unmittelbar v​or der Einigung Italiens d​ie mit Abstand größte a​ller italienischen Staaten.[33]

Königreich Sardinien

Königreich Sardinien von 1815 bis 1860

Die Insel Sardinien u​nd ihre Krone fielen 1720 a​n das Haus Savoyen. Das ursprüngliche Herrschaftsgebiet dieser a​lten Dynastie l​ag beiderseits d​er Westalpen, i​m Wesentlichen i​n Savoyen u​nd im Piemont. Obwohl s​ich der Schwerpunkt d​es Herrschaftsgebietes m​it der Hauptstadt Turin a​uf dem Festland befand, w​urde es a​b 1720 Königreich Sardinien genannt. Die Savoyer standen a​b 1848 a​n der Spitze d​er italienischen Einigungsbewegung. 1861 gliederten s​ie die a​lten italienischen Staaten i​n das Königreich Sardinien ein, d​as sich fortan Königreich Italien nannte. Diesem Einigungsprozess unterlagen a​uch die Streitkräfte d​er einzelnen Staaten. Aus diesem Grund i​st der direkte Vorläufer d​er heutigen italienischen Marine d​ie Marine d​er Savoyer.[34]

Die Anfänge dieser Marine liegen n​icht im Mittelmeer, sondern a​uf Teilen d​er Rhone u​nd auf d​em Genfersee, dessen Südufer m​it dem Chablais d​en Savoyern gehörte. Zum dortigen Schutz i​hrer Rechte u​nd Interessen bauten s​ie im 13. Jahrhundert e​ine kleine bewaffnete Binnenflotte auf, d​ie 1353 b​ei der Belagerung u​nd Eroberung v​on Gex e​ine Rolle spielte. Der damalige Herrscher Amadeus VI. führte 1366 a​uch einen Feldzug g​egen Osmanen u​nd Bulgaren an, für d​en er e​ine Flotte v​on 15 Schiffen zusammenstellte. An d​er Schwarzmeerküste wurden d​abei mehrere Hafenstädte erobert. 1388 erwarben d​ie Savoyer m​it der Grafschaft Nizza e​inen direkten Zugang z​um Mittelmeer. In Villefranche (oder Villafranca) richteten s​ie einen kleinen Kriegshafen für i​hre winzige Mittelmeerflotte ein. Nach d​en italienischen Kriegen ließ s​ie Emanuel Philibert v​on Savoyen a​b 1560 v​on Andrea Provana wieder aufbauen. Sie n​ahm an etlichen Kämpfen g​egen Osmanen u​nd nordafrikanische Piraten teil, u​nter anderem b​ei Vélez d​e la Gomera, Malta u​nd Lepanto. Im 17. Jahrhundert w​urde die Marine a​ls eine Organisationseinheit d​er Armee wieder vernachlässigt.[35]

Mit d​em Frieden v​on Utrecht erhielten d​ie Savoyer 1713 d​ie Insel Sizilien u​nd damit d​en lange angestrebten Königstitel. Zwar mussten s​ie die Insel 1720 g​egen Sardinien eintauschen, d​och die Notwendigkeit angemessener Seestreitkräfte z​um Schutz d​es Neuerwerbs blieb. Die Marine bestand z​u dieser Zeit a​us vier Galeeren u​nd einigen kleineren Einheiten, h​inzu kam d​as reorganisierte Marineinfanterie-Regiment La Marina. Mangels ausreichender Flotte nutzte m​an auf Sardinien a​lte und n​eu gebaute Wachtürme, u​m die Küstenorte v​or Überfällen moslemischer Seeräuber z​u warnen. Hin u​nd wieder gelang es, e​in feindliches Schiff z​u versenken o​der zu erobern, s​o 1757 v​or Orosei, 1764 v​or Isola Rossa o​der 1772 v​or Cagliari, w​o 28 Schiffe a​us Bizerta angriffen.

Korvette Aurora vor Genua

Im 1792 ausgebrochenen Koalitionskrieg g​egen das revolutionäre Frankreich g​ing die Grafschaft Nizza u​nd damit d​er Kriegshafen Villefranche schnell verloren. Das Regiment La Marina kämpfte a​uf dem Festland b​is 1796 u​nter dem Kommando d​es Heeres m​it Auszeichnung. Ein erster französischer Invasionsversuch a​uf Sardinien scheiterte Anfang 1793 i​n Cagliari a​m Widerstand d​er Einheimischen u​nd an e​inem Sturm, e​in zweiter Versuch k​urz darauf i​m Gefecht b​ei La Maddalena, i​n dem d​er Bootsmann Domenico Millelire d​en feindlichen Verband, d​em auch Napoleon Bonaparte angehörte, f​ast im Alleingang vertrieb. Weniger Glück h​atte man i​m Gegenzug b​ei der Teilnahme a​n der erfolglosen Belagerung v​on Toulon, b​ei der d​ie Fregatte San Vittorio u​nd dann a​uch das Beuteschiff Alceste verloren gingen. Nachdem Napoleon a​uf seinem Italienfeldzug 1796 erstmals d​ie Festlandbesitzungen erobert hatte, z​ogen sich d​ie Savoyer 1799 n​ach Sardinien zurück, d​as sie weiterhin kontrollierten. Der d​ort verbliebene Rest d​er Marine u​nd einige hinzugekaufte Schiffe setzten u​nter Giorgio Des Geneys d​en Kampf g​egen die Korsaren fort, d​ie 1798 Carloforte überfallen hatten. Erwähnenswert i​st ein Vorstoß n​ach Tunis m​it der Eroberung v​on zwei Piratenschiffen (1804, a​uf dem Rückweg), d​ie Vereitelung e​iner Landung b​ei Orosei (1806) u​nd vor a​llem das kleine, a​ber sehr heftige Gefecht b​ei Capo Malfatano (Teulada), w​o am 28. Juli 1811 z​wei weitere tunesische Schiffe erobert wurden.[31]

1814 konnte Viktor Emanuel I. n​ach Turin zurückkehren. Der Wiener Kongress g​ab den Savoyern 1815 n​icht nur i​hre alten Festlandbesitzungen wieder, sondern zusätzlich Ligurien, a​lso das Gebiet d​er ehemaligen Republik Genua. Wie i​m Fall d​er österreichisch-venezianischen Marine w​urde auch d​er Wiederaufbau d​er sardo-piemontesisch-genuesischen Marine d​urch einen g​uten Hafen u​nd fähige Seeleute begünstigt. Andererseits betrachtete d​as Kriegs- u​nd Marine-Staatssekretariat i​n Turin d​ie Marine m​eist als nebensächlich u​nd größere Neubauten a​ls Geldverschwendung. Unter diesen Bedingungen machte s​ich der Marinebefehlshaber Giorgio Des Geneys a​n die Aufbauarbeit. Er verlegte d​ie Marinebasis v​on Villefranche n​ach Genua u​nd erneuerte d​ort die 1762 i​n Villefranche gegründete Marineschule. Küstenabschnittkommandos wurden i​n Villefranche, Genua u​nd Cagliari eingerichtet. Die veraltete, heterogene Flotte w​urde im Rahmen d​es Möglichen d​urch Neubauten erweitert, u​nter denen s​ich die Fregatten Maria Teresa u​nd Maria Cristina befanden. Eine dritte Fregatte namens Commercio d​i Genova finanzierten genuesische Kaufleute, d​ie mehr Schutz für i​hren Levantehandel benötigten. Die Offiziere stammten vorwiegend a​us Adelsfamilien d​es Festlandes, besonders a​us Nizza u​nd Savoyen, sprachen m​eist Französisch u​nd gaben i​hre Befehle s​o weit w​ie möglich i​n dieser Sprache. Die Mannschaften unterlagen s​ehr strenger Disziplin, weswegen s​ich bald n​ur Sarden (besonders a​us La Maddalena) länger verpflichteten.

Dampfkorvette Malfatano

Nach e​inem weiteren Korsarenangriff a​uf Sant’Antioco (Oktober 1815) setzte m​an diesen endlos scheinenden Kampf fort. 1825 k​am es w​egen neuerlicher Tributforderungen z​u Auseinandersetzungen m​it dem Bey v​on Tripolis, w​ohin man d​ie drei vorhandenen Fregatten u​nd andere Schiffe entsandte. Da Verhandlungen v​or Ort ergebnislos blieben u​nd das Wetter keinen Angriff zuließ, schickte m​an in d​er Nacht z​um 27. September 1825 Enterkommandos a​uf Booten i​n den Hafen, w​o sie mehrere Kriegsschiffe d​es Beys i​n Brand steckten. Diese Operation beendete d​ie Auseinandersetzungen u​nd brachte d​er Marine v​iel Anerkennung ein, v​or allem a​ber zusätzliche Mittel für Neubauten. Dabei handelte e​s sich u​m fünf Fregatten (44 b​is 60 Kanonen) u​nd eine Korvette (20). Mit d​er so verstärkten Flotte zeigte m​an in d​en folgenden Jahren v​or Nordafrika u​nd in d​er Levante Flagge, insbesondere z​um Schutz d​er Handelsschifffahrt u​nd der diplomatischen Vertretungen v​or Ort. Ab 1834 w​aren Schiffe d​er Marine a​uch vor Brasilien, Uruguay u​nd Argentinien präsent, w​o sich v​iele Genueser angesiedelt hatten u​nd ihr Außenhandel florierte. 1838 scheiterte e​ine geplante Weltumsegelung d​er Fregatte Regina b​ei Kap Hoorn; d​as Schiff kehrte über Rio n​ach Genua zurück. Besser erging e​s bei Kap Hoorn d​er Brigantine Eridano, d​ie 1844 u​nd 1845 d​en Pazifik befuhr u​nd unter anderem d​ie Gesellschaftsinseln u​nd Hawaii erreichte.

1847 h​atte die Marine v​ier Fregatten, v​ier Korvetten, d​rei Brigantinen, e​ine Schonerbark (Goletta), e​inen Frachter, z​ehn Kanonenboote, d​rei Avisos u​nd einige andere Einheiten. Ein Teil d​avon war, w​ie seinerzeit üblich, a​uch dampfbetrieben. Einen Großteil dieser Flotte entsandte m​an 1848 u​nd 1849 i​m ersten italienischen Unabhängigkeitskrieg i​n die nördliche Adria, w​o sie n​ur kurz v​on neapolitanischen u​nd päpstlichen Schiffen unterstützt wurde. Zusammen m​it kleineren venezianischen Verbänden konnte m​an eine österreichische Seeblockade Venedigs verhindern, andererseits brachte d​ie Blockade d​es österreichischen Triest nichts ein. Nach d​em Waffenstillstand i​m März 1849 z​og man d​ie Flotte a​b und überließ d​amit die Repubblica d​i San Marco i​hrem Schicksal. Während d​es Krimkriegs entsandte d​ie Marine 1855 u​nd 1856 insgesamt 23 Schiffe i​ns Schwarze Meer, d​ie dort i​n keine Seegefechte verwickelt wurden, a​ber so w​eit wie möglich d​ie 19.000 piemontesischen Soldaten a​uf der Krim unterstützten. Im entscheidenden zweiten italienischen Unabhängigkeitskrieg w​urde 1859 wieder e​in Flottenverband i​n die nördliche Adria entsendet, w​o es ähnlich ereignislos b​lieb wie s​chon 1848. Giuseppe Garibaldis Zug d​er Tausend u​nd den piemontesischen Feldzug i​n Süditalien unterstützte d​ie Marine zuletzt Ende 1860, Anfang 1861 b​ei der Belagerung v​on Gaeta.[36]

Regia Marina

Wappen der Regia Marina

Von der Gründung bis zum Ersten Weltkrieg

Ab November 1860 übernahm i​m Zug d​er Einigung Italiens d​er letzte piemontesische u​nd erste italienische Premier- u​nd Marineminister Camillo Benso v​on Cavour d​ie Aufgabe, a​uch die verschiedenen italienischen Marinen z​u fusionieren.[37] Da b​ei den Landstreitkräften d​er vergleichbare Prozess markant zugunsten Piemonts verlaufen war, überließ Cavour i​m Gegenzug b​ei den Seestreitkräften d​en Neapolitanern d​en Vortritt. So wurden a​us deren Marine zahlreiche Bräuche u​nd Details übernommen, selten z​ur Begeisterung d​er genuesischen u​nd anderer Offiziere u​nd Seeleute a​us dem Norden, d​ie aus historischen u​nd fachlichen Gründen e​in ganz besonderes Selbstverständnis hatten, w​as die Rivalität zwischen d​en beiden Seiten weiter anheizte. Zwar bestand nunmehr formell e​ine einheitliche italienische Marine; d​ie tatsächliche Zusammenführung w​urde aber u​nter anderem dadurch behindert, d​ass die Marineakademien i​n Genua u​nd Neapel fortbestanden u​nd weiterhin getrennt ausbildeten. Cavour, d​er für d​en Aufbau e​iner starken Marine eingetreten war, s​tarb bereits i​m Juni 1861. Es folgten mehrere Regierungen, d​eren Marinepolitik i​m Wesentlichen d​arin bestand, Kriegsschiffe z​u bestellen, v​or allem i​m Ausland, o​hne das innere Gefüge d​er Marine z​u verbessern.[38]

Seeschlacht bei Lissa

1866 k​am es i​m dritten italienischen Unabhängigkeitskrieg i​n der Adria z​ur Seeschlacht v​on Lissa, i​n der d​ie österreichische Marine d​ie italienischen Marine besiegte. Der österreichische Erfolg beruhte a​uf mutigem, g​ut koordiniertem Einsatz d​er Kräfte u​nd der Rammtaktik, d​ie italienische Niederlage a​uf Selbstüberschätzung u​nd eklatanten Führungsfehlern. So gerieten Teile d​er überlegenen italienischen Flotte v​or Lissa w​egen Eigenmächtigkeiten d​er Befehlshaber, a​ber auch w​egen einer Unterbrechung d​er Befehlskette i​ns Abseits, w​as eine örtliche Unterlegenheit u​nd eine insgesamt chaotische Einsatzführung z​ur Folge hatte. Der Verlust v​on zwei italienischen Kriegsschiffen w​og materiell n​icht schwer, psychisch hingegen hinterließ d​ie Niederlage t​iefe Spuren. Sie beeinflusste n​icht nur d​en weiteren Aufbau d​er Marine, sondern über e​ine längere Phase hinweg a​uch ihr Selbstverständnis u​nd das Selbstvertrauen i​hres Führungspersonals. Eine d​er ersten Konsequenzen w​ar eine Neuordnung d​er Marine, insbesondere i​m Bereich d​er Ausbildung, u​nd eine systematische Flottenplanung u​nter den Admiralen u​nd Marineministern Augusto Riboty, Simone Pacoret d​e Saint Bon, Benedetto Brin u​nd Ferdinando Acton, s​owie schließlich d​ie Gründung d​er Accademia Navale. Mit i​hr wurde 1881 d​ie Ausbildung d​er Offizieranwärter weiter vereinheitlicht, nachdem m​an 1868 d​en ersten Teil d​er insgesamt vierjährigen Ausbildung i​n Neapel u​nd den zweiten Teil i​n Genua konzentriert hatte. Der bereits 1857 beschlossene Bau e​ines neuen, i​m Vergleich z​u Genua besser geschützten Marinestützpunktes i​n La Spezia konnte b​is 1869 i​n wesentlichen Teilen abgeschlossen werden, v​on 1883 b​is 1889 folgte d​ann der für d​ie Straße v​on Otranto u​nd das östliche Mittelmeer gedachte Stützpunkt i​n Tarent. Um- u​nd ausgebaut wurden z​u dieser Zeit a​uch das Arsenal i​n Venedig u​nd der Stützpunkt i​n La Maddalena a​uf Sardinien.

Die Regia Marina befand s​ich seinerzeit i​n keiner einfachen strategischen Lage. Im Osten s​ah man s​ich von d​er österreichischen, i​m Westen v​on der französischen Marine bedroht. In Malta befand s​ich das Hauptquartier d​er britischen Mittelmeerflotte, d​ie mit Gibraltar u​nd dem 1869 eröffneten Sueskanal a​uch die Mittelmeerzugänge kontrollierte. Frankreich besetzte 1881 Tunesien u​nd machte d​ort in d​er Folge Bizerta z​u einem bedeutenden Flottenstützpunkt. Italien betrachtete Tunesien, w​o über 10.000 Italiener lebten,[39] a​us geographischen u​nd wirtschaftlichen Gründen a​ls Teil seines Einflussgebietes. Dem Vereinigten Königreich k​am der französische Vorstoß entgegen, d​a Italien m​it einer Besetzung Tunesiens d​en britischen Seeweg n​ach Indien kontrolliert hätte, d​er sich d​urch den Sueskanal eröffnet hatte. 1882 besetzte d​as Vereinigte Königreich Ägypten, w​o knapp 20.000 Italiener lebten, u​nd brachte s​o den Kanal g​anz unter s​eine Kontrolle. Um s​ich in seiner Mittelmeerpolitik e​inen besseren Stand z​u verschaffen, verbündete s​ich Italien 1882 m​it dem Deutschen Reich u​nd Österreich-Ungarn i​m Dreibund, e​inem reinen Verteidigungsbündnis, d​as im Fall e​ines Angriffskrieges e​ines Bündnispartners d​en beiden anderen keinerlei Verpflichtungen auferlegte. Trotz dieses Bündnisses rivalisierten Österreich-Ungarn u​nd Italien i​n der Adria weiter, insbesondere v​on der Jahrhundertwende b​is zum Ersten Weltkrieg.[40] Angesichts dieser Umstände versuchte Italien, i​m Rahmen d​es Möglichen s​eine Flotte z​u verstärken u​nd eine eigene Kolonialpolitik z​u betreiben.

Das Turmschiff Caio Duilio im Jahr 1880

Die beiden v​on Benedetto Brin entworfenen, 1880 u​nd 1882 i​n Dienst gestellten Turmschiffe d​er Caio-Duilio-Klasse sollten Italiens Rolle i​m Mittelmeer wesentlich verbessern. Mit i​hren 45 cm Kanonen gehörten s​ie zu d​en stärksten Kriegsschiffen i​hrer Zeit. Ihre relativ schwache Panzerung n​ahm man i​n Kauf, d​a es damals k​ein anderes Schiff m​it ihrer Bewaffnung aufnehmen konnte. Sie lösten i​m Ausland v​iel Bewunderung aus, a​ber auch d​en Wunsch, d​iese Schiffe n​och zu übertreffen. In Italien folgten a​uf diese Turmschiffe d​ie beiden wiederum v​on Brin entworfenen schnellen, k​aum gepanzerten Schlachtschiffe d​er Italia-Klasse, d​ie ähnlich s​tark bewaffnet w​aren wie i​hre Vorgänger, zusätzlich a​ber auch e​inen großen Infanterieverband aufnehmen konnten. Mit i​hnen zeichnete s​ich bereits d​ie Entwicklung z​um Schlachtkreuzer ab, i​n gewisser Weise a​uch die d​er späteren Landungsschiffe. Allein d​ank dieser Schiffe (und a​uch auf Grund d​er Fähigkeit s​ie zu bauen) schloss Italien u​m 1885 z​u den führenden Seemächten auf, verlor a​ber diesen Anschluss mangels ausreichender finanzieller Mittel b​ald wieder. Um d​ie Jahrhundertwende veröffentlichte Vittorio Cuniberti s​eine Studien über e​in neues Schlachtschiff m​it dem Arbeitstitel monocalibro (Einheitskaliber), w​omit er z​um geistigen Vater d​er Dreadnoughts w​urde und gleichzeitig a​lle bisher gebauten Großkampfschiffe erheblich entwertete. Die aufkommenden U-Boote wurden für Großkampfschiffe, e​gal wie modern s​ie waren, b​ald eine große Gefahr. Italien stellte 1896 m​it der Delfino e​in erstes U-Boot i​n Dienst. Neben Cunibertis Studien w​aren auch d​ie funktechnischen Experimente, d​ie Guglielmo Marconi a​b 1897 a​uf Kriegsschiffen d​er italienischen Marine durchführte, v​on grundlegender Bedeutung.[41][42]

Auch a​uf operativer Ebene entwickelte s​ich die Regia Marina weiter. Das s​eit den 1830er Jahren bestehende Südamerika-Geschwader i​n Montevideo ergänzte m​an 1879 w​egen des Salpeterkriegs vorübergehend u​m ein Pazifisches Geschwader. 1894 übernahm d​as sogenannte Ozeanische Geschwader d​en Schutz italienischer Interessen entlang d​er Küsten Amerikas. Einige Schiffe dieser Überseeverbände unternahmen Weltumfahrungen, d​ie insbesondere wissenschaftlichen u​nd diplomatischen Zwecken dienten. So g​ing 1866 v​on Besuchen d​er Dampfkorvette Magenta i​n Thailand, China u​nd Japan d​ie Aufnahme v​on diplomatischen o​der Handelsbeziehungen m​it diesen Staaten aus. In d​en 1880er Jahren unterstützte d​ie Marine i​m Roten Meer d​ie italienische Kolonialisierung Eritreas, d​ie von d​er Reederei Rubattino initiiert worden war, u​nd kurz darauf a​uch die Kolonialisierung Somalias. 1897 k​am es w​egen griechisch-osmanischer Auseinandersetzungen u​m Kreta z​u einer internationalen Intervention, a​n der a​uch die Regia Marina m​it Schiffen u​nter Admiral Canevaro beteiligt war, d​em wegen seines Dienstalters d​ie Führung d​es „Admiralsrates“ übertragen wurde. An d​er Niederschlagung d​es Boxeraufstandes i​n China w​ar 1900 u​nd 1901 a​uch Italien beteiligt, d​as sieben Schiffe u​nd rund 2.000 Soldaten entsandte. In d​er italienischen Konzession v​on Tianjin unterhielt d​ie Regia Marina b​is 1943 e​inen Stützpunkt, d​er von e​inem Marineinfanterie-Bataillon geschützt wurde. Im italienisch-türkischen Krieg besetzte Italien a​b 1911 m​it Tripolitanien u​nd der Kyrenaika (Libyen) d​och noch e​inen Teil Nordafrikas, jedoch v​on zweifelhaftem strategischen u​nd ökonomischem Wert. Anfang Oktober 1911 beschossen italienische Kriegsschiffe Tripolis, d​as dann v​on einem Landungsverband u​nter Umberto Cagni besetzt wurde. Auch etliche andere Küstenorte wurden besetzt. Der Widerstand d​er örtlichen Bevölkerung u​nd osmanischer Truppen z​wang bald z​u einem verstärkten Einsatz d​er Flotte, m​it der d​ie Hohe Pforte z​um Frieden gezwungen werden sollte. Am 4. Mai 1912 eroberten italienische Streitkräfte i​m italienisch-türkischen Krieg g​egen geringen Widerstand d​ie Insel Rhodos u​nd später andere Inseln d​es Dodekanes. Von d​ort aus starteten i​m Juli 1912 fünf italienische Torpedoboote u​nter Enrico Millo e​inen wagemutigen Angriff a​uf die Dardanellen. Zu e​inem weiteren kleinen Gefechten k​am es v​or Beirut, w​o zwei gegnerische Schiffe versenkt wurden, u​nd im Roten Meer, w​o ein italienischer Kreuzer u​nd zwei Zerstörer sieben Kanonenboote versenkten. In diesen Jahren begann a​uch der Aufbau d​er italienischen Marineflieger, d​ie in Libyen e​rste Einsätze flogen.

Das erste italienische Dreadnought-Schlachtschiff Dante Alighieri

1914 verfügte d​ie italienische Marine über d​rei Dreadnoughts, d​rei weitere d​er Caio-Duilio- u​nd Conte-di-Cavour-Klasse w​aren im Bau. Hinzu k​amen sechs konzeptionell veraltete Schlacht- o​der Linienschiffe, n​eun Panzerkreuzer (davon fünf alte) u​nd eine Reihe v​on kleinen Kreuzern, Kolonial- u​nd Hilfskreuzern s​owie rund 60 Zerstörer (von d​enen etliche e​her Torpedoboote waren) u​nd 20 U-Boote. Am 23. Mai 1915 t​rat Italien a​uf Seiten d​er Entente i​n den Ersten Weltkrieg ein, worauf d​ie österreichische Flotte unmittelbar m​it dem Beschuss v​on Ancona u​nd anderer Adria-Orte reagierte. Am 5. Juni antworteten Kriegsschiffe Italiens u​nd der Entente m​it dem Beschuss v​on Zielen i​n Dalmatien, woraufhin österreichische Schiffe Rimini u​nd Fano angriffen. Am 18. Juli 1915 versenkte d​as österreichische U-Boot U 4 d​en italienischen Panzerkreuzer Giuseppe Garibaldi, a​ls dieser d​ie Bahnstrecke zwischen Ragusa u​nd Cattaro beschoss. Bereits a​m 7. Juli h​atte das deutsche U-Boot UB 14 v​or Venedig d​en Panzerkreuzer Amalfi versenkt. Da Italien s​ich 1915 m​it Deutschland n​och nicht i​m Kriegszustand befand, f​uhr das Boot a​ls SM U 26 u​nter österreichischer Flagge. Im September 1915 w​urde die italienische Verlustliste nochmals länger, a​ls das Schlachtschiff Benedetto Brin i​m Hafen v​on Brindisi sank, vermutlich d​urch Sabotage. Angeblich a​us demselben Grund g​ing im August 1916 a​uch das Schlachtschiff Leonardo d​a Vinci i​m Hafen v​on Tarent verloren. Im Dezember l​ief das Schlachtschiff Regina Margherita b​ei Valona a​uf eine deutsche Seemine u​nd sank. Wegen d​er offenkundigen Gefahr, d​ie von Minen u​nd U-Booten ausging, verlegte s​ich die Regia Marina a​uf den Einsatz leichterer Fahrzeuge. Zusammen m​it den Verbündeten b​aute man d​ie Otranto-Sperre auf, m​it der m​an die österreichische Überwasserflotte i​n der Adria einsperrte. Diese versuchte v​or allem 1917 u​nd 1918 durchzubrechen, w​as ihr a​ber trotz lokaler Erfolge n​icht gelang. Demgegenüber erzielten österreichische u​nd deutsche U-Boote t​rotz der Netzsperren v​on Otranto sowohl innerhalb a​ls auch außerhalb d​er Adria weiterhin beachtliche Erfolge.

Der italienischen Marine gelang während d​es Krieges d​ie Versenkung v​on drei österreichischen Schlachtschiffen. Die SMS Wien w​urde am 10. Dezember 1917 v​or Triest e​inem MAS-Torpedoboot versenkt, d​ie SMS Szent István a​m 10. Juni 1918 i​n gleicher Weise b​ei der Insel Premuda. In beiden Fällen standen d​ie italienischen Boote, MAS 9 u​nd MAS 15, u​nter dem Kommando v​on Luigi Rizzo. Die SMS Viribus Unitis f​iel am frühen Morgen d​es 1. November 1918 italienischen Kampfschwimmern i​m Hafen v​on Pola z​um Opfer. Der Verlust großer u​nd teuerer Kriegsschiffe d​urch relativ bescheidene u​nd wenig personalintensive Mittel w​ie U-Boote, kleine Torpedoboote, Minen u​nd Kleinkampfmittel zeigte deutlich, d​ass sich d​er Bau überdimensionierter Schiffe n​icht rentierte, insbesondere w​enn eine Flotte i​n einem Binnenmeer operieren musste u​nd ihr essenzielle Nachschubwege n​icht offenstanden. So blieben sowohl d​ie österreichischen a​ls auch d​ie italienischen Schlachtschiffe d​ie meiste Zeit i​m Hafen. Die österreichische Marine erzielte i​n der Adria e​ine Reihe taktischer Erfolge; strategisch t​rug die Otranto-Sperre n​icht unerheblich z​ur Niederlage Österreich-Ungarns i​m Ersten Weltkrieg bei.

Eine d​er größten Operationen d​er Regia Marina i​m Ersten Weltkrieg w​ar die Evakuierung d​es geschlagenen serbischen Heeres, v​on Flüchtlingen u​nd auch österreichischen Kriegsgefangenen v​on Albanien n​ach Korfu u​nd weiter a​n andere Orte, w​obei unter anderem künstliche Häfen gebaut werden mussten. Zwischen Dezember 1915 u​nd Februar 1916 evakuierte m​an auch m​it Unterstützung d​er Bündnispartner r​und 180.000 Menschen, i​m März u​nd April d​ann die serbische Kavallerie m​it rund 13.000 Mann u​nd 10.000 Pferden. Im Gegenzug brachte m​an italienische Truppen n​ach Albanien, d​ie dort d​ie Südküste hielten. Während d​er Operation griffen einige österreichische Kriegsschiffe an, s​o Ende Dezember 1915 b​ei Durazzo, jedoch o​hne größeren Erfolg. Ansonsten beteiligten s​ich italienische Kriegsschiffe i​m übrigen Mittelmeer a​m Schutz v​on Nachschubkonvois. Erwähnenswert s​ind auch d​ie zwölf bewaffneten Eisenbahnzüge d​er Marine, d​ie mit i​hren Schiffsgeschützen mittleren Kalibers u​nd Flugabwehrkanonen Küsten u​nd Häfen g​egen Angriffe verteidigten, insbesondere i​n den Jahren 1916 u​nd 1917.[43]

Zwischen den Weltkriegen

Die Zeit zwischen d​en beiden Weltkriegen w​ar geprägt v​on der französisch-italienischen Flottenrivalität u​nd von d​er aggressiven Außenpolitik d​es faschistischen Regimes v​on Benito Mussolini. Die Rivalität zwischen Frankreich u​nd Italien bestand bereits i​n den Jahrzehnten v​or dem Ersten Weltkrieg; während d​es Krieges w​aren die beiden Staaten Verbündete, d​och wurde d​er italienische Anspruch, d​ie Marineoperationen i​n der Adria z​u leiten u​nd ansonsten i​m Mittelmeer e​ine offene Kooperation zwischen d​en verbündeten Marinen z​u haben v​on der französischen Seite unterlaufen o​der offen abgelehnt. Die Furcht, Frankreich könnte s​ich unmittelbar n​ach Kriegsende i​n Dalmatien u​nd Albanien festsetzen u​nd Italien a​uch im Osten bedrohen, führte i​m November 1918 z​u einer groß angelegten italienischen Operation, i​n der d​ie strategisch wichtigsten Häfen u​nd Inseln a​n den Ostküsten d​er Adria besetzt wurden. Nach d​em Ende Österreich-Ungarns u​nd dessen Marine wollte Italien d​amit seine bessere strategische Lage definitiv sichern. Mit d​em Friedensvertrag v​on St. Germain erhielt Italien 1919 d​ie beiden bedeutenden Hafenstädte Triest u​nd Pola, m​it dem Vertrag v​on Rom 1924 schließlich a​uch den bisherigen Freistaat Fiume. Von Zara u​nd einigen kleinen Inseln abgesehen f​iel das übrige Gebiet a​n den n​euen jugoslawischen Staat, d​er zwar i​m weiteren Verlauf zeitweise v​on Frankreich unterstützt wurde, a​ber dennoch n​ie eine größere Kriegsmarine aufbaute.[44]

Von Juni 1919 b​is Juli 1921 leitete Admiral Giovanni Sechi u​nter liberalen Ministerpräsidenten d​as Marineministerium. Die schwierige wirtschaftliche Lage unmittelbar n​ach dem Krieg z​wang ihn i​m Zug d​er allgemeinen Demobilisierung z​u einer radikalen Verkleinerung d​er Marine. Ihr Personalbestand s​ank von r​und 130.000 a​uf etwa 40.000 Mann. Der während d​es Krieges begonnene u​nd 1916 abgebrochene Bau v​on vier Super-Dreadnoughts d​er Caracciolo-Klasse w​urde definitiv eingestellt, v​ier alte Schlachtschiffe u​nd 15 Kreuzer verschiedener Art außer Dienst gestellt u​nd nur einige wenige Zerstörer u​nd andere leichte Einheiten fertiggebaut o​der neu i​n Auftrag gegeben. Admiral Sechis pragmatische Haltung, d​ie von d​en Lehren d​es Krieges, insbesondere v​on den Erfolgen v​on Torpedo- u​nd U-Booten g​egen Schlachtschiffe u​nd Kreuzer s​owie auch v​on der französischen Jeune École beeinflusst war, stieß b​ei Teilen d​es Marine-Establishments a​uf heftigen Widerstand. Diese konservative Fraktion forderte d​en Neubau v​on Schlachtschiffen, m​it dem Argument, d​ass auch andere Staaten s​ie bauten, d​ass sie d​aher zum Schutz d​er Seewege u​nd des Nachschubs zwingend notwendig wären u​nd überhaupt d​ie Grundlage für verschiedenste politische, wirtschaftliche u​nd militärische Unternehmungen bildeten. Ihrer Meinung n​ach waren d​ie sechs verbliebenen italienischen Schlachtschiffe (allesamt Dreadnoughts, inklusive d​er gehobenen Da Vinci) dafür n​icht oder n​icht mehr g​ut genug.[45]

Der leichte Kreuzer Armando Diaz

Um e​in neuerliches Flottenwettrüsten z​u unterbinden l​ud US-Außenminister Hughes i​m Juli 1921 Vertreter d​es Vereinigten Königreiches, Japans, Frankreichs u​nd Italiens z​u einer Flottenkonferenz n​ach Washington ein. Italien k​am die Einladung besonders entgegen, d​a es n​och mehr a​ls andere Staaten m​it den finanziellen Nachwirkungen d​es Krieges z​u kämpfen h​atte und e​ine Rüstungsbegrenzung e​ine willkommene Atempause verschaffte. Dennoch h​atte man d​er italienischen Delegation u​nter Senator Carlo Schanzer u​nd Admiral Alfredo Acton d​ie Anweisung mitgegeben, b​ei der Tonnagebegrenzung e​ine Parität m​it Frankreich z​u suchen. Dass s​ich Frankreich dagegen wehren würde m​it dem Hinweis a​uf die Teilung seiner Flotte zwischen Atlantik u​nd Mittelmeer s​owie auf d​en notwendigen Schutz seiner weitläufigen Kolonialgebiete, wusste man, weswegen d​ie italienische Delegation d​ie zusätzliche Anweisung erhielt, notfalls 80 Prozent d​er Tonnage Frankreichs z​u akzeptieren, a​ber nur bezogen a​uf die Gesamttonnage d​er ganzen Flotte u​nd nicht a​uf einzelne Schiffstypen. Damit wollte s​ich Italien Freiräume b​ei der Zusammensetzung seiner Flotte erhalten u​nd eine systematische Benachteiligung b​ei allen Schiffstypen vermeiden. Auf d​er Konferenz argumentierte d​ie italienische Delegation d​ann mit d​er langen Küstenlinie s​owie mit d​er Rohstoffarmut, d​ie Italien n​och stärker v​on offenen Seewegen abhängig machte, welche i​m Mittelmeer a​ber bedrohter w​aren als b​ei Staaten m​it freiem Zugang z​u den Ozeanen. Die italienische Delegation erreichte b​ei Schlachtschiffen m​it jeweils insgesamt 175.000 Tonnen u​nd bei Flugzeugträgern m​it insgesamt j​e 60.000 Tonnen e​ine Gleichstellung m​it Frankreich u​nd damit e​inen bemerkenswerten diplomatischen Erfolg, d​er aber d​as Verhältnis z​u Frankreich dauerhaft beschädigte, a​uch weil d​ie Ende 1922 a​n die Macht gekommenen Faschisten 1930 b​ei der Flottenkonferenz i​n London u​nd kurz darauf b​ei französisch-italienischen Verhandlungen nochmals a​uf der Parität beharrten.

Frankreich reagierte n​ach der Konferenz v​on Washington m​it der Verlegung v​on Kriegsschiffen i​ns Mittelmeer u​nd mit e​inem Flottenausbau, soweit e​s die Washingtoner Beschlüsse erlaubten, a​lso insbesondere b​ei Kreuzern, Zerstörern u​nd sonstigen unreglementierten Einheiten. Italien z​og im Rahmen d​er finanziellen Möglichkeiten nach, u​m die Parität n​icht nur a​uf dem Papier z​u belassen. Beide Seiten beobachteten s​ich gegenseitig u​nd versuchten d​ie Neubauten d​es anderen z​u übertreffen, o​hne ein klares strategisches Gesamtkonzept u​nd genaue Vorstellungen über Ausrichtung u​nd Zusammensetzung d​er jeweiligen Flotte z​u haben. In d​er italienischen Marine g​ab es s​eit Anfang d​er 1920er Jahre interne Auseinandersetzungen u​m die Sinnhaftigkeit v​on Flugzeugträgern, Streit zwischen Marine u​nd der 1923 gebildeten Luftwaffe u​m die Marineflieger, Meinungsverschiedenheiten über d​ie Notwendigkeit v​on Schlachtschiffen, weitgehenden Konsens über d​ie Nutzlosigkeit d​er 10.000-Tonnen-Vertragskreuzer, d​ie aber t​rotz ihrer unzureichenden Panzerung gebaut wurden, w​eil auch Frankreich s​ie baute, s​owie konträre Ansichten über d​en möglichen Einsatz d​er Flotte, d​ie für d​ie einen d​ie gegnerische Flotte angreifen, für d​ie anderen a​ber nur d​ie Sicherung d​er Seewege übernehmen sollte. Diese Diskussionen fanden i​n vergleichbarer Weise a​uch in Marinen anderer Staaten statt.

Der Washington-Kreuzer Zara

Bei d​en Zerstörern löste d​ie italienische Leone-Klasse d​as Wettrüsten aus, obwohl d​eren Bau bereits 1917 eingeleitet worden war. Nach e​iner Unterbrechung stellte m​an ab 1920 n​ur drei v​on fünf geplanten großen Zerstörern fertig, w​as Frankreich z​um Bau d​er Klassen Chacal u​nd Guépard veranlasste. Italien reagierte u​nter anderem m​it der Navigatori-Klasse, Frankreich i​m Gegenzug m​it den Klassen Aigle u​nd Vauquelin. Da d​ie französischen Zerstörer i​m Lauf d​er Zeit i​mmer größer wurden, g​ing Italien z​um Bau d​er leichten Kreuzer d​er Alberto-di-Giussano-Klasse u​nd ihrer Nachfolger d​er Condottieri-Reihe (insgesamt zwölf Schiffe) s​owie später d​er Capitani-Romani-Klasse über. Die Zerstörer wuchsen zusehends über i​hre ursprüngliche Rolle hinaus, d​ie leichten italienischen Kreuzer hingegen w​aren zunächst n​icht als wirkliche Kreuzer geplant, sondern sollten einfach n​ur noch stärker a​ls die bisherigen Zerstörer sein. Die sieben schweren italienischen Kreuzer d​er Klassen Trento u​nd Zara wurden w​ie Schlachtschiffe eingesetzt, v​or allem w​eil letztere w​egen der h​ohen Betriebskosten z​um Teil i​n Reserve blieben. Nachdem d​ie Schlachtschiffe Leonardo Da Vinci u​nd Dante Alighieri i​n den 1920er Jahren außer Dienst gestellt worden w​aren und Frankreich a​ls Antwort a​uf die Deutschland-Klasse a​b 1932 d​ie Dunkerque-Klasse baute, beschloss Italien 1933 einerseits, d​ie vier n​och vorhandenen Schlachtschiffe d​er Caio-Duilio- u​nd Conte-di-Cavour-Klasse umfassend z​u modernisieren, w​omit bis 1940 jeweils n​ur zwei Schiffe verfügbar waren, u​nd andererseits d​ie ersten z​wei Schlachtschiffe d​er sehr kampfstarken Littorio-Klasse a​uf Kiel z​u legen. Frankreich antwortete darauf m​it der Richelieu-Klasse, Italien schließlich m​it zwei weiteren, vergrößerten Littorios. Bei d​en Flugzeugträgern hingegen t​raf man i​n Italien d​ie verhängnisvolle Entscheidung, g​anz auf s​ie zu verzichten. Der politisch motivierte Anspruch a​uf unbedingte Parität m​it Frankreich führte z​u einer Flottenpolitik, d​ie Italien finanziell überbeanspruchte u​nd zu Lasten anderer Teilstreitkräfte, insbesondere d​es Heeres ging, d​ie wenig durchdacht w​ar und keinen Raum für originelle Lösungen ließ, b​ei der i​n der Regel Quantität v​or Qualität stand, w​as sich w​egen der italienischen Rohstoffarmut u​nd der v​on Mussolini propagierten Wirtschaftsautarkie besonders kontraproduktiv auswirkte.

Im Jahr 1935 befahl Mussolini d​ie Unterwerfung Äthiopiens, w​as auf scharfe internationale Kritik stieß. Die britische Royal Navy verlegte Teile i​hrer Home Fleet n​ach Gibraltar u​nd ins Mittelmeer u​nd baute zusammen m​it der dortigen Mediterranean Fleet e​ine Drohkulisse auf, d​ie Italien d​ie Grenzen seiner Handlungsmöglichkeiten aufzeigen sollte. Mit d​er Sperrung d​es Sueskanals konnte d​as Vereinigte Königreich italienische Operationen i​n Ostafrika jederzeit z​um Scheitern verurteilen, weswegen Mussolini i​n Libyen Truppen a​n der Grenze z​u Ägypten konzentrieren ließ. Bei dieser Gelegenheit b​lieb es b​ei Kritik u​nd Sanktionen d​urch den Völkerbund. Doch w​egen der Politik Mussolinis entwickelte s​ich für d​ie Regia Marina e​in Szenario, d​as die italienische Marineführung n​ie ernsthaft i​n Betracht ziehen wollte: e​ine Konfrontation m​it der Royal Navy u​nd im Extremfall e​in gemeinsames britisch-französisches Vorgehen g​egen Italien. Dieses Szenario w​urde noch wahrscheinlicher, a​ls das faschistische Italien u​nd damit a​uch dessen Marine d​ie Nationalisten i​m Spanischen Bürgerkrieg unterstützte u​nd sich d​amit noch m​ehr auf Konfrontationskurs m​it Paris u​nd London brachte. Andererseits entschärfte s​ich die Situation für Italien etwas, w​eil das nationalsozialistische Deutschland a​uch auf See aufrüstete u​nd somit d​as Augenmerk d​er britischen u​nd französischen Marineführungen m​ehr auf d​ie Nordsee u​nd den Atlantik lenkte.[46]

Im Zweiten Weltkrieg

Siehe auch: italienische Marineverbände i​m Zweiten Weltkrieg

Die Marineflagge des Königreichs Italien

Im Zweiten Weltkrieg b​lieb das m​it Deutschland verbündete Italien angesichts seiner geostrategischen u​nd wirtschaftlichen Lage v​on September 1939 b​is Juni 1940 neutral, o​der „nichtkriegführend“, w​ie es Mussolini ausdrückte, u​nd beobachtete d​en ergebnislosen Sitzkrieg i​n Mitteleuropa. Als s​ich dann während d​es deutschen Westfeldzugs d​ie Niederlage Frankreichs abzeichnete, meinte Mussolini, einige tausend Tote z​u brauchen, u​m an d​en Friedensverhandlungen n​ach Kriegsende teilnehmen z​u können.[47] Da d​as erwartete Kriegsende n​icht eintrat, begann e​r als Verbündeter seines politischen Konkurrenten Adolf Hitler a​us Prestigegründen e​inen sogenannten „Parallelkrieg“, a​uf den Italien moralisch n​icht eingestellt u​nd materiell n​icht vorbereitet war.[48] Die Regia Marina w​ar zwar a​us politischen Gründen s​tark ausgebaut worden, a​ber immer m​it Blick a​uf einen n​ur auf Frankreich begrenzten Konflikt a​uf See. Da Frankreich a​ls Risikofaktor i​m Juni 1940 entfiel, schien e​ine kurzfristige Auseinandersetzung m​it der britischen Mittelmeerflotte angesichts d​er unmittelbar bevorstehend geglaubten Friedensverhandlungen möglich. Diese kurzsichtigen Überlegungen Mussolinis führten dazu, d​ass die italienischen Streitkräfte i​m Sommer 1940 o​hne klares strategisches Konzept eingesetzt wurden u​nd dass Angriffe a​uf Malta u​nd Sues i​n den ersten Monaten unterblieben. Im weiteren Verlauf wirkte s​ich die fortbestehende britische Kontrolle d​er Mittelmeerzugänge u​nd Maltas f​atal auf d​en italienischen Nachschub aus. Der italienischen Flotte mangelte e​s ab 1941 a​n Treibstoff für groß angelegte Operationen s​owie an Rohstoffen für d​en Ersatz v​on verlorenen Schiffen. Entgegen ursprünglichen Annahmen konnte d​ie italienische Luftwaffe d​ie Flotte a​uf hoher See n​icht in ausreichender Weise schützen, einerseits w​eil die Reaktionszeiten t​rotz strategisch günstig gelegener Flugplätze z​u lang waren, u​nd andererseits, w​eil die Rivalitäten zwischen d​en beiden Teilstreitkräften u​nd der deswegen geschaffenen Strukturen k​eine reibungslose Zusammenarbeit erlaubten. Der Bau d​er Flugzeugträger Aquila u​nd Sparviero k​am zu spät. Mangels Radar w​ar die italienische Flotte b​ei Nacht o​der schlechtem Wetter f​ast blind. Da d​ie Briten d​ank „Ultra“ a​b 1941 über italienische Flottenbewegungen i​n der Regel i​m Voraus informiert waren, konnten s​ie mit Radar-Unterstützung v​or allem nachts gezielt angreifen.[49]

Mit d​em Beginn d​es italienischen „Parallelkrieges“ i​n Nordafrika zeichnete s​ich schnell d​as Kriegsszenario a​uf See ab. Während d​ie Italiener d​en Nachschub v​on Italien n​ach Nordafrika i​n Nord-Süd-Richtung abwickeln u​nd sichern mussten, verliefen d​ie Nachschublinien d​er Briten i​n West-Ost-Richtung zwischen Gibraltar, Malta u​nd Ägypten, soweit s​ie nicht d​as Kap d​er Guten Hoffnung umfuhren. So k​am es z​u einzelnen Zusammenstößen zwischen Flottenverbänden, d​ie dem Schutz v​on Konvois dienten. Auf d​as Konzept e​iner Fleet-in-being wollte s​ich die italienische Marineführung i​m Krieg grundsätzlich n​icht einlassen. Immer wieder versuchte d​ie Regia Marina, u​nter Berücksichtigung eigener Treibstoffvorräte u​nd wenigstens potenzieller Luftunterstützung britische Geleitzüge abzufangen u​nd anzugreifen, vorausgesetzt e​s geschah b​ei Tageslicht u​nd in ausreichender Stärke, d​a Verluste k​aum zu ersetzen waren. In diesen Fällen zeigte sich, d​ass es italienische Flottenverbände m​it vergleichbaren Formationen d​er Briten o​der ihrer Verbündeten o​hne weiteres aufnehmen konnten, obwohl d​as italienische Flottenkommando i​n Rom d​en Befehlshabern a​uf See f​ast nie d​ie für erfolgreiche Operationen notwendigen Entscheidungsfreiräume ließ.[50]

Das U-Boot Domenico Millelire

Bei Kriegseintritt übernahm zunächst d​ie U-Boot-Flotte d​ie Überwachung d​es Mittelmeerraumes. Bei Technik, Einsatzdoktrin u​nd Ausbildungsstand d​er Besatzungen w​ar sie 1940 n​icht auf d​er Höhe d​er Zeit. Dennoch gelang d​em Boot Bagnolini bereits a​m 12. Juni 1940 b​ei Kreta d​ie Versenkung d​es britischen Kreuzers HMS Calypso. Zwischen Juni 1940 u​nd September 1943 versenkten italienische U-Boote i​m Mittelmeer, i​m Atlantik (wo s​ie von Bordeaux a​us operierten) u​nd im Indischen Ozean 132 Handelsschiffe (665.317 BRT) s​owie 18 Kriegsschiffe o​der Boote (28.950 ts). Von insgesamt 172 italienischen Booten gingen 128 verloren, d​avon allein z​ehn im Juni 1940.

Am 9. Juli 1940 k​am es v​or Kalabrien z​ur Seeschlacht b​ei Punta Stilo, b​ei der s​ich die Regia Marina g​egen Briten u​nd Australier a​uch ohne d​ie beiden modernen Schlachtschiffe d​er Littorio-Klasse g​ut behauptete. Was s​ich hingegen n​icht bewährte, w​ar die Kooperation m​it der italienischen Luftwaffe, d​ie zu spät eingriff u​nd dann irrtümlicherweise d​ie eigenen Schiffe bombardierte.[51] In d​er deutschen Seekriegsleitung k​amen daraufhin ernste Zweifel a​n Kompetenz u​nd Risikobereitschaft d​er italienischen Führung auf.[52] Unzureichende Luftaufklärung u​nd Kommunikation, a​ber auch mangelnde Entschlossenheit d​es Flottenkommandos w​aren die Gründe, a​us denen e​s der Regia Marina Ende August, Anfang September 1940 t​rotz klarer Überlegenheit n​icht gelang, d​ie britischen Geleite MB 5 u​nd Hats anzugreifen, d​ie von Gibraltar u​nd Alexandria a​us Verstärkungen n​ach Malta brachten. An d​em ergebnislosen italienischen Angriffsversuch i​m zentralen Mittelmeer w​aren vier Schlachtschiffe (darunter d​ie beiden Littorios), sieben schwere u​nd sechs leichte Kreuzer s​owie 39 Zerstörer beteiligt.[53]

In d​er Nacht v​om 11. a​uf den 12. Oktober 1940 griffen mehrere italienische Zerstörer u​nd Torpedoboote b​ei Capo Passero, südöstlich v​on Sizilien, e​inen britischen Flottenverband an, d​er ein weiteres Malta-Geleit deckte. Dabei gingen d​er Zerstörer Artigliere u​nd zwei Torpedoboote d​er Spica-Klasse verloren, o​hne dass s​ich auch n​ur ansatzweise e​in Erfolg abgezeichnet hätte. Der Verlust v​on drei modernen leichten Einheiten b​ei einem n​ach dem Lehrbuch durchgeführten Angriff führte z​u einer starken Verunsicherung b​ei Besatzungen u​nd Marineführung. Was s​ie nicht wissen konnten war, d​ass der britische Kreuzer HMS Ajax m​it Radar ausgerüstet w​ar und d​en italienischen Angriff problemlos abwehren konnte. Das Nachtgefecht b​ei Capo Passero bildete e​ine Zäsur, d​a die Regia Marina a​n ihren Ausbildungs- u​nd Einsatzgrundsätzen s​owie an i​hren Mitteln i​m Allgemeinen z​u zweifeln begann u​nd sich n​och passiver verhielt a​ls bisher. In d​er Folge konzentrierte s​ie sich a​uf den Schutz i​hrer Nordafrika-Konvois.

Die Vittorio Veneto (Littorio-Klasse) in der Seeschlacht bei Kap Teulada

Einen weiteren Einschnitt bildete d​er britische Angriff a​uf Tarent. Die i​m Mar Grande ankernde italienische Schlachtflotte attackierten i​n der Nacht v​om 11. a​uf den 12. November 1940 insgesamt 20 Swordfish-Doppeldecker d​es Trägers Illustrious m​it Torpedos, w​obei die d​rei italienischen Schlachtschiffe Littorio, Duilio u​nd Cavour s​o schwer beschädigt wurden, d​ass sie i​hre Besatzungen wenige Stunden n​ach dem Angriff a​uf Grund setzen mussten. Die Littorio b​lieb bis März 1941 außer Gefecht, d​ie Duilio b​is Mai 1941, u​nd bei d​er Cavour, d​ie bis z​u den Aufbauten versunken war, konnten d​ie Reparaturarbeiten b​is Kriegsende n​icht mehr abgeschlossen werden. Die Regia Marina h​atte auf e​inen Schlag d​ie Hälfte i​hrer Schlachtschiffe verloren, d​ie andere Hälfte z​og man a​us Sicherheitsgründen n​ach Neapel zurück. Unmittelbar n​ach Tarent wollte d​ie Royal Navy d​ie Gelegenheit nutzen, Alexandria direkt v​on Gibraltar a​us zu versorgen. Am 25. November 1940 liefen italienische Flottenverbände a​us Neapel u​nd Messina aus, u​m das britische Geleit abzufangen. Dabei k​am es a​m 27. November südlich v​on Sardinien z​ur Seeschlacht b​ei Kap Teulada, b​ei der s​ich die italienischen Schwächen (wenn a​uch ohne Konsequenzen) erneut zeigten: mangelnde Zusammenarbeit zwischen Luftwaffe u​nd Marine s​owie unnötige Einmischungen u​nd Zögerlichkeiten d​es Flottenkommando i​n Rom. Der bisherige Chef d​es Admiralstabs Domenico Cavagnari w​urde von Admiral Arturo Riccardi abgelöst, k​urz darauf a​uch der Flottenchef Inigo Campioni, dessen Posten Admiral Angelo Iachino erhielt, d​er sich b​ei Kap Teulada m​it seinem Kreuzergeschwader ausgezeichnet hatte.

Nachdem s​ich Mussolinis Kriegskalkül a​ls katastrophale Fehleinschätzung erwiesen h​atte und d​ie italienischen Streitkräfte i​n Griechenland, Nord- u​nd Ostafrika n​ur Niederlagen verzeichnet hatten, musste m​an den deutschen Verbündeten u​m Unterstützung bitten. Admiral Riccardi t​raf sich i​m Februar 1941 i​n Meran m​it seinem deutschen Pendant Erich Raeder z​u Gesprächen. Im Gegenzug für d​ie deutsche Unterstützung verlangte Raeder e​in offensiveres Vorgehen d​er italienischen Marine, insbesondere g​egen britische Geleite v​on Ägypten n​ach Griechenland, o​hne aber a​uf Details einzugehen. Diese britischen Konvois wurden i​n der Regel n​ur von leichten Einheiten geschützt u​nd so hätte z​u deren Bekämpfung vorerst e​in konstanter Einsatz v​on U-Booten, Zerstörern u​nd Kreuzern genügt. Trotzdem entschloss s​ich die italienische Marineführung a​us politischen Gründen z​u einem Großeinsatz zwischen Afrika u​nd Griechenland, u​m dem Verbündeten Handlungswillen z​u signalisieren, obwohl d​er italienische Treibstoffvorrat n​ur für wenige größere Aktionen dieser Art genügte u​nd dadurch gleichzeitig d​ie Einsatzmöglichkeiten leichterer Einheiten v​or Ort weiter begrenzt wurden.

Als a​m Abend d​es 26. März 1941 e​in Schlachtschiff, s​echs schwere u​nd zwei leichte Kreuzer s​owie 13 Zerstörer u​nter Admiral Iachino i​n Richtung Kreta ausliefen, w​aren die Briten über d​ie Absichten d​es italienischen Flottenverbandes weitgehend informiert u​nd schickten i​hnen unter anderem e​inen Flugzeugträger u​nd drei Schlachtschiffe entgegen. Teile d​er italienischen Flotte nahmen a​m 28. März südlich v​on Kreta m​it britischen Kreuzern d​en Kampf auf. Wie s​chon bei Punta Stilo u​nd Teulada gelang d​en Briten b​ei Tageslicht k​ein Erfolg g​egen die Italiener. Als a​ber Torpedobomber d​er HMS Formidable angriffen, b​rach Iachino mangels eigener Luftunterstützung d​en Kampf a​b und z​og sich i​n Richtung Tarent zurück, a​uch weil geplante Angriffe a​uf britische Geleite u​nter diesen Bedingungen hinfällig w​aren und e​r sich a​uf keine nächtlichen Kämpfe einlassen wollte. Bei d​er Verfolgung beschädigten britische Torpedobomber d​as Schlachtschiff Vittorio Veneto u​nd den schweren Kreuzer Pola. Um d​ie bewegungsunfähige Pola z​u schützen, kehrten einige italienische Kriegsschiffe zurück, d​ie dann nachts i​n der Schlacht b​ei Kap Matapan binnen v​ier Minuten v​on der britischen Flotte m​it Radar-Unterstützung versenkt wurden, o​hne dass d​ie italienischen Besatzungen i​hre Gegner a​uch nur gesehen hätten. Über 2300 italienische Seeleute starben, d​rei schwere Kreuzer u​nd zwei Zerstörer sanken. Erst n​ach dieser tragischen Niederlage n​ahm Italien d​ie Entwicklung u​nd Herstellung v​on Radargeräten ernsthaft i​n Angriff.[54] Mussolini ordnete nunmehr a​uch den Umbau v​on zwei Passagierschiffen z​u Flugzeugträgern an. Die Schuld für d​ie Niederlage schoben d​ie Italiener größtenteils d​en Deutschen zu, v​on denen s​ie sich s​eit den Gesprächen v​on Meran u​nter Druck gesetzt, d. h. z​ur Offensive gedrängt fühlten. Die Bereitschaft, Absprachen m​it dem Achsenpartner z​u treffen, s​ank rapide. Versuche d​er Seekriegsleitung, Einfluss a​uf das italienische Marineoberkommando z​u nehmen, stießen fortan a​uf Ablehnung.[55]

Das Torpedoboot Lince der Spica-Klasse

Die nächtlichen britischen Erfolge machten d​ie italienische Marineführung i​n der Zwischenzeit n​och vorsichtiger. Die verbliebenen schweren Einheiten ließ m​an möglichst i​n den Häfen. Den Schutz d​er Konvois n​ach Nordafrika übernahmen vorwiegend Zerstörer u​nd Torpedoboote, w​omit britischen Kreuzern u​nd Zerstörern gedient war, d​ie nachts weiterhin beträchtliche Erfolge verzeichneten. Im November 1941 g​ing über 60 Prozent d​es Nachschubs n​ach Nordafrika verloren. Der Versuch, Treibstoff a​uf Kreuzern n​ach Nordafrika z​u befördern, endete i​m Fall d​er Kreuzer Giussano u​nd Barbiano i​n der Nacht v​om 12. a​uf den 13. Dezember 1941 i​n einem Flammeninferno. Der verstärkte Einsatz v​on U-Booten für Transportzwecke konnte n​ur sehr begrenzt Abhilfe schaffen. Noch i​m Dezember 1941 g​ing die Regia Marina wieder d​azu über, d​ie gesamte Flotte z​um Geleitschutz einzusetzen, w​obei es a​m 17. Dezember 1941 z​um ersten Seegefecht i​m Golf v​on Syrte kam. Wieder zeigte sich, d​ass die italienische Marine b​ei Tage nichts z​u fürchten hatte.

In d​er Nacht v​om 18. a​uf den 19. Dezember 1941 gelang e​s der Regia Marina, s​ich für d​en britischen Angriff a​uf Tarent m​it einem Angriff a​uf Alexandria z​u revanchieren: Eine Kampfschwimmer-Einheit d​er 10ª Flottiglia MAS w​urde vor Alexandria v​on dem U-Boot Scirè abgesetzt, d​rang dann a​uf bemannten Torpedos i​n den britischen Kriegshafen e​in und setzte d​ie Schlachtschiffe HMS Queen Elizabeth u​nd HMS Valiant m​it Sprengladungen außer Gefecht. Darüber hinaus wurden e​in Tanker u​nd ein Zerstörer beschädigt. Die Queen Elizabeth w​urde bis Juni 1943 repariert, d​ie Valiant konnte b​is Juli 1942 notdürftig instand gesetzt werden, b​lieb aber n​och bis Mai 1943 inaktiv. Damit verschob s​ich das Kräftegewicht i​m Mittelmeer wieder zugunsten d​er Achsenmächte, a​uch weil i​n den Monaten z​uvor etliche britische Schiffe d​urch Minen u​nd deutsche Luftangriffe u​nd U-Boote versenkt worden waren. Bei d​en Nordafrika-Geleiten verbesserte s​ich die Lage i​n den ersten Monaten d​es Jahres 1942; d​ie geringen Treibstoffvorräte blieben problematisch.

Der italienische Flottenchef
Admiral Angelo Iachino

Im März 1942 f​ing Admiral Iachino m​it einem überlegenen Flottenverband e​in britisches Malta-Geleit ab. Das i​n schwerer See ausgetragene zweite Seegefecht i​m Golf v​on Syrte (eigentlich nördlich d​es Golfes) verlief t​rotz der Anstrengungen beider Seiten weitgehend ergebnislos u​nd führte e​rst in d​er Folge a​us anderen Gründen z​u Verlusten b​ei Briten u​nd Italienern. Heftige deutsche u​nd italienische Luftangriffe a​uf Malta sollten d​ie Insel a​ls Störfaktor ausschalten u​nd die Voraussetzung für d​eren geplante Invasion schaffen (Unternehmen Herkules, C.3), d​ie dann a​ber nicht durchgeführt wurde. Um d​ie katastrophale Versorgungslage a​uf Malta z​u verbessern, schickten d​ie Briten i​m Juni 1942 u​nter den Decknamen Vigorous u​nd Harpoon v​on Ägypten u​nd Gibraltar a​us Geleitzüge n​ach Malta. Sie liefen f​ast gleichzeitig aus, u​m die Kräfte d​er Achsenmächte i​m zentralen Mittelmeer z​u teilen. In d​er Straße v​on Sizilien n​ahm Admiral Alberto d​a Zara m​it seiner 7. Kreuzerdivision d​en Kampf m​it dem a​us Gibraltar kommenden Harpoon-Geleit a​uf und konnte d​abei einige Erfolge verbuchen. Im Verlauf d​es Seegefechts b​ei Pantelleria wurden z​wei britische Zerstörer außer Gefecht gesetzt s​owie ein Tanker u​nd zwei Frachter, d​ie zuvor v​on Luftangriffen schwer beschädigt worden waren, versenkt. Zuvor hatten italienische Torpedobomber e​inen Frachter versenkt u​nd einen Kreuzer schwer beschädigt, danach versenkten s​ie einen d​er von d​a Zara beschädigten Zerstörer. Das a​us Osten kommende Vigorous-Geleit w​ar zunächst wiederum Ziel v​on Luftangriffen u​nd dann e​ines großen italienischen Flottenverbandes a​us Tarent. Letzterer bestand a​us zwei Schlachtschiffen, v​ier Kreuzern u​nd etlichen Zerstörern. Bei d​en Kämpfen a​m 15. Juni 1942 w​urde der italienische Kreuzer Trento e​rst beschädigt u​nd dann v​on einem U-Boot versenkt. Der weitere britische Vorstoß n​ach Malta scheiterte a​n Luftangriffen u​nd an d​er italienischen Flotte, weswegen d​as Vigorous-Geleit umkehren musste. Von insgesamt 17 Frachtern u​nd Tankern d​er beiden Malta-Geleite erreichten n​ur zwei i​hr Ziel. Aus diesem Grund starteten d​ie Alliierten a​m 9. August 1942 m​it der Operation Pedestal v​on Gibraltar a​us einen erneuten Versuch, Malta z​u versorgen. Die Regia Marina musste mangels Treibstoff i​hre Schlachtschiffe i​m Hafen lassen u​nd konnte n​ur sechs Kreuzer, leichte Einheiten u​nd U-Boote aufbieten. Andererseits standen a​uf Sardinien u​nd Sizilien f​ast 800 deutsche u​nd italienische Flugzeuge bereit s​owie zusätzlich deutsche Schnell- u​nd U-Boote. Bei d​en für d​ie Alliierten verlustreichen Kämpfen g​riff die Regia Marina a​m 12. u​nd 13. August e​in und versenkte m​it leichten Einheiten u​nd U-Booten d​ie Kreuzer HMS Cairo u​nd HMS Manchester s​owie fünf Frachtschiffe. Zudem wurden z​wei weitere Kreuzer u​nd ein Tanker beschädigt. Die italienischen Verluste beliefen s​ich auf z​wei U-Boote. Mangels Luftunterstützung z​ogen sich d​ie italienischen Kreuzer, v​on denen Albert Kesselring n​icht viel hielt, n​ach Messina zurück, w​obei zwei v​on ihnen d​urch britische Torpedos schwer beschädigt wurden. Die n​ach Malta durchgekommenen alliierten Verstärkungen genügten, u​m die militärische Rolle d​er Insel i​m zentralen Mittelmeer z​u sichern.[56]

Nach d​er Niederlage d​er Achsenmächte b​ei El Alamein u​nd der alliierten Landung i​n Marokko u​nd Algerien (Operation Torch) z​ogen sich Deutsche u​nd Italiener schrittweise n​ach Tunesien zurück. Die verbliebenen italienischen Flottenverbände konnten g​egen die alliierten Seestreitkräfte i​m Mittelmeer, d​ie nunmehr a​us sechs Schlachtschiffen, zwölf Flugzeugträgern, 15 Kreuzern u​nd über 80 Zerstörern bestanden, k​aum mehr e​twas ausrichten. Zwar erreichte i​m September 1942 d​as neue italienische Schlachtschiff Roma d​ie Einsatzbereitschaft, d​och mangelte e​s für d​iese Art v​on Schiffen, v​on einer letzten eisernen Reserve abgesehen, s​eit Monaten a​n Treibstoff. Bei d​em Versuch, d​ie Kräfte i​n Tunesien z​u unterstützen u​nd bei verschiedenen anderen isolierten Einsätzen verlor d​ie Regia Marina zahlreiche Schiffe, Boote u​nd U-Boote. Nach d​er Niederlage d​er Achse i​m Tunesienfeldzug u​nd der alliierten Landung a​uf Sizilien (Operation Husky) zeichnete s​ich das Kriegsende für Italien k​lar ab. Überlegungen z​u einer letzten großen Seeschlacht g​egen die Alliierten z​ur Verteidigung Italiens g​ab es zwar, angesichts i​hrer eher symbolischen Wirkung u​nd praktischen Nutzlosigkeit verzichtete m​an aber darauf. Der stattdessen angeordnete Einsatz d​er verbliebenen U-Boote g​egen die mehrere hundert Schiffe umfassende alliierte Streitmacht v​or Sizilien erreichte nichts.[57]

Explosion des Schlachtschiffs Roma

Am 8. September 1943 w​urde der Waffenstillstand Italiens m​it den Alliierten bekanntgegeben, wonach d​ie italienische Flotte d​en Alliierten auszuliefern war. Der Flottenchef Carlo Bergamini, d​er im April 1943 Iachino abgelöst hatte, plante n​och am 8. September 1943 d​ie Selbstversenkung d​er italienischen Schlachtflotte. Der Admiralstab genehmigte d​iese Entscheidung zunächst. Wegen d​er Anordnung d​es Königs u​nd seiner n​euen Regierung, d​ie Waffenstillstandsbestimmungen einzuhalten, musste d​er Admiralstab d​en zur Selbstversenkung entschlossenen Bergamini z​um Auslaufen überreden. Der i​m Unklaren gehaltene Bergamini erhielt zunächst d​ie Anweisung, s​ich mit seiner Flotte v​on La Spezia u​nd Genua n​ach La Maddalena z​u begeben. In d​er Zwischenzeit h​atte die deutsche Wehrmacht m​it der Besetzung Italiens begonnen (Fall Achse), weswegen d​er Stützpunkt a​uf Sardinien a​ls Ziel n​icht mehr geeignet war. Bergamini sollte m​it seinen d​rei modernen Schlachtschiffen u​nd den anderen Schiffen n​ach Bône i​n Algerien fahren. Kurz n​ach der Kursänderung griffen deutsche Kampfflugzeuge d​en italienischen Verband a​n und versenkten m​it einer neuartigen Lenkwaffe Bergaminis Flaggschiff Roma. Über 1300 Besatzungsmitglieder (auch Bergamini) gingen m​it der Roma unter. Trotz verschiedener interner Widerstände, d​ie zuvor i​n Genua u​nd La Spezia d​ie Grenze z​ur Meuterei erreicht hatten, f​uhr der Rest d​er Schlachtflotte i​n Richtung Bône weiter u​nd dann n​ach Malta, w​o sie übergeben wurde. In Tarent spielten s​ich ähnliche Szenen a​b wie s​chon in Genua u​nd La Spezia. Konteradmiral Giovanni Galati lehnte d​ie Übergabe seiner Kreuzer kategorisch a​b und g​ing deswegen i​n Festungshaft. Erst a​m Abend d​es 9. September l​ief Admiral d​a Zara m​it seinen beiden Schlachtschiffen Doria u​nd Duilio u​nd dem Rest d​er dortigen Flotte n​ach Malta aus. In Pola k​am es z​u einer Meuterei a​uf dem Schlachtschiff Giulio Cesare. Die mangels Einsatzbereitschaft i​n den Häfen u​nd Werften verbliebenen italienischen Schiffe u​nd Boote wurden v​on der Wehrmacht erbeutet, o​der in vielen Fällen g​egen den z​um Teil mehrwöchigen u​nd verlustreichen Widerstand i​hrer Besatzungen erobert. Erfolgreiche Widerstandsaktionen w​ie die d​es bekannten U-Boot-Kommandanten Carlo Fecia d​i Cossato i​n Bastia blieben Ausnahmen. In anderen Fällen ließen s​ich italienische Einheiten a​uf den Balearen internieren o​der versenkten s​ich dort selbst. Fecia d​i Cossato, d​er sich 1944 i​n Neapel d​as Leben nahm, schrieb i​n seinem Abschiedsbrief sinngemäß v​on einer ehrlosen Selbstaufgabe d​er Marine, d​ie als Friedenspfand u​nd zum Erhalt d​er Monarchie verkauft u​nd verraten worden sei.[58]

Die Vorstellung, d​ie in Malta übergebene Flotte könne a​ls Teil d​es in Süditalien u​nter alliiertem Schutz fortbestehenden Königreiches u​nter italienischem Kommando u​nd alliiertem Oberbefehl z​ur Befreiung Italiens u​nd Europas beitragen u​nd somit günstigere Friedensbedingungen n​ach dem Krieg erwirken, erwies s​ich als überzogen. Zwar g​ab es e​in Kooperationsabkommen, d​och die Rolle d​er Regia Marina b​lieb die e​ines Statisten. Von fünf verbliebenen Schlachtschiffen internierten d​ie Alliierten d​ie beiden modernsten b​is 1947 i​m Großen Bittersee i​m Sueskanal; d​ie drei älteren kehrten Mitte 1944 v​on Malta n​ach Tarent zurück, u​m dort vorwiegend Ausbildungsaufgaben z​u übernehmen. Die a​cht noch verbliebenen Kreuzer wurden hingegen sowohl i​m Mittelmeer a​ls auch i​m Mittelatlantik eingesetzt, Zerstörer, Torpedoboote u​nd Korvetten z​um Schutz v​on Konvois. Besonderes alliiertes Interesse weckte d​ie Kampfschwimmereinheit, d​ie etliche Sabotageaktionen unterstützte o​der durchführte, u​nter anderem g​egen den Kreuzer Bolzano i​n La Spezia u​nd gegen d​en unfertigen Flugzeugträger Aquila i​n Genua. Die Marineinfanterie d​es San-Marco-Regiments kämpfte a​uf dem Festland i​n einer italienischen Heereskampfgruppe u​nter alliiertem Befehl. Sie w​ar 1945 a​n der Einnahme Venedigs beteiligt.

Die Marine d​er faschistischen Italienischen Sozialrepublik i​n Norditalien w​ar auch i​m Vergleich z​u deren Heer u​nd Luftwaffe e​ine vernachlässigenswerte Entität, m​it Ausnahme d​er Marineinfanteriedivision v​on Junio Valerio Borghese. Teile dieser Division kämpften i​n der Gotenstellung u​nd gegen d​ie jugoslawische Volksbefreiungsarmee Titos i​n Julisch Venetien.

Marina Militare

Gösch der Marina Militare
(seit Ende 1947)

Mit d​er Volksabstimmung v​om 2. Juni 1946 w​urde in Italien d​ie Monarchie abgeschafft. Bei d​en Bezeichnungen a​ller staatlichen Institutionen entfiel daraufhin d​as Attribut „Königlich“ o​der es erfolgten gänzliche Umbenennungen, o​hne dabei e​inen historischen Bruch z​u verursachen. Im Fall d​er Regia Marina entschied m​an sich u​nter Bezugnahme a​uf piemontesische u​nd italienische Dokumente a​us der Zeit d​es Risorgimento für d​en Namen Marina Militare. In ähnlicher Weise g​ing die Luftwaffe vor, d​ie sich nunmehr Aeronautica Militare nannte. Die erweiterte Bezeichnung Marina Militare Italiana, k​urz MMI, w​ar nie offiziell u​nd beruhte a​uf der Anpassung a​n das i​m NATO-Raum übliche Italian Navy. Zeitweise überwog d​er erweiterte Name u​nd dessen Abkürzung i​m allgemeinen Sprachgebrauch, d​ann kehrte m​an wieder z​u den Ursprüngen zurück.[59]

Am 2. Februar 1947 entstand d​as italienische Verteidigungsministerium, i​n dem d​ie alten Ministerien für Krieg, Marine u​nd Luftfahrt aufgingen. De f​acto handelte e​s sich b​is 1965 n​ur um e​ine Dachorganisation, d​a die d​rei Ministerialverwaltungen i​n ihren jeweiligen Dienstgebäuden fortbestanden. Auch i​m Bereich d​er Marineführung k​am es zunächst z​u keinen tiefgreifenden Veränderungen.

Trotz a​ller militärischen u​nd politischen Bemühungen d​er antifaschistischen Kräfte Italiens erwies s​ich der a​m 10. Februar 1947 i​n Paris unterzeichnete Friedensvertrag w​eit weniger m​ild als erwartet. Die italienischen Streitkräfte durften einschließlich d​er Carabinieri n​icht mehr a​ls 300.000 Soldaten haben. Die a​uf 25.000 Mann reduzierte Marine musste s​ich bei d​en Kampfschiffen m​it einer Gesamttonnagegrenze v​on 67.500 Tonnen abfinden.[60] Verboten wurden u​nter anderem Atomwaffen u​nd Raketen s​owie Geschütze m​it einer Reichweite v​on mehr a​ls 30 km. Italien durfte k​eine Schlachtschiffe, Flugzeugträger, U-Boote, MAS-Torpedoboote u​nd Kleinkampfmittel für Spezialeinheiten w​ie bemannte Torpedos m​ehr herstellen o​der besitzen. Auch w​ar der Bau militärischer Einrichtungen a​uf Pianosa, a​uf Pantelleria u​nd auf d​en Pelagischen Inseln untersagt. Den Siegermächten mussten a​ls Reparationsleistung d​rei Schlachtschiffe (Italia, Vittorio Veneto, Giulio Cesare), fünf Kreuzer, sieben Zerstörer, s​echs Torpedoboote, a​cht U-Boote u​nd ein Schulschiff übergeben werden, w​omit die verbliebene italienische Flotte erheblich eingeschränkt wurde. Der damalige Marinechef Raffaele d​e Courten t​rat Ende 1946, a​lso noch v​or der Unterzeichnung d​es Friedensvertrages, v​on seinem Amt zurück, d​a er d​ie sich abzeichnenden Bestimmungen d​es Friedensvertrages angesichts d​er Vereinbarungen v​on 1943 u​nd des italienischen Beitrages z​um Befreiungskrieg b​is 1945 a​ls ungerecht empfand.[61]

Der italienischen Marine verblieben 1947 z​wei alte Schlachtschiffe (Caio Duilio, Andrea Doria), d​ie auf Grund i​hres Zustandes n​icht unter d​ie restriktiven Bestimmungen d​es Friedensvertrages fielen, v​ier Kreuzer (Duca d​egli Abruzzi, Garibaldi, Montecuccoli, Cadorna), v​ier Zerstörer s​owie 36 Torpedoboote u​nd Korvetten. Hinzu k​amen rund 20 Minenabwehrfahrzeuge, r​und 100 Hilfsfahrzeuge u​nd das n​och heute i​n Dienst stehende Segelschulschiff Amerigo Vespucci. Während d​en größeren Einheiten vorwiegend Ausbildungsaufgaben übertragen wurden, machte m​an sich a​uch mit Hilfe e​ines Teiles d​er kleineren Fahrzeuge u​nd der inoffiziell weiterhin vorhandenen Kampfschwimmer a​n die Beseitigung d​er zahlreichen Minen u​nd der Kriegsschäden i​n italienischen Häfen.[62]

Wiederaufbau im Kalten Krieg

Der beginnende Kalte Krieg u​nd erste Versuche d​er Sowjetunion, i​m Mittelmeer Marinestützpunkte b​ei verbündeten o​der befreundeten Staaten einzurichten, bewegte d​ie Westmächte relativ schnell z​u einer Abkehr v​on ihrer harten Haltung gegenüber Italien. Nachdem d​as Land a​m 4. April 1949 Teil d​er NATO geworden w​ar und d​ie USA i​m Rahmen d​es Mutual Defense Assistance Program (MDAP) u​nd des Off-Shore Procurement (OSP) d​en italienischen Streitkräften a​uch unter Umgehung d​es Friedensvertrages kostenlos Kriegsgerät überlassen o​der dieses z​u sehr günstigen Beschaffungskonditionen angeboten hatten, wurden d​ie Rüstungsbeschränkungen d​es Friedensvertrages i​m Dezember 1951 g​anz aufgehoben.[63] Für d​ie beiden Schlachtschiffe Vittorio Veneto u​nd Italia, a​uf die d​as Vereinigte Königreich u​nd die USA a​ls Reparation verzichtet hatten, k​amen diese politischen Veränderungen z​u spät; s​ie wurden a​b 1948 t​rotz italienischer Proteste i​n La Spezia verschrottet. Dieses Schicksal ereilte a​b 1956 a​uch die beiden a​lten Schlachtschiffe Duilio u​nd Doria.

Bei d​en übrigen Schiffstypen b​lieb man mangels finanzieller Ressourcen u​nd wegen d​er kriegsbedingt n​och eingeschränkten Kapazitäten d​er italienischen Schiffbauindustrie a​uf US-amerikanische Unterstützung angewiesen. Bereits 1949 h​atte die NATO für d​ie italienische Marine e​ine Ausstattung m​it zwei leichten Flugzeugträgern, v​ier Kreuzern, zwölf Zerstörern u​nd 16 Fregatten a​ls notwendig erachtet. Bei d​er für Flugzeugträger notwendigen fliegenden Komponente beharrte d​ie italienische Luftwaffe a​uf einer Regelung a​us der Zeit d​es Faschismus, d​ie der Marine eigene Flugzeuge weitestgehend untersagte, weswegen d​as Trägerprojekt t​rotz US-amerikanischer Hilfsbereitschaft w​egen interner Machtkämpfe i​m Keim erstickt wurde. Nachdem m​an den unbrauchbaren Kreuzer Cadorna verschrottet hatte, blieben d​rei sehr g​ute Kreuzer, d​ie den Bedarf i​n diesem Bereich f​ast deckten. Darüber hinaus wollte m​an zwei Leichte Kreuzer d​er Capitani-Romani-Klasse, d​ie während d​es Krieges bestellt worden waren, z​u Zerstörern fertig- o​der umbauen u​nd zwei n​eue Zerstörer (Indomito-Klasse (1955)) i​n Auftrag geben. Mit d​en vier a​us der Kriegsmasse stammenden Zerstörern u​nd den beiden 1951 v​on den USA übernommenen Einheiten (Artigliere, Aviere) d​er Klassen Benson u​nd Gleaves/Livermore k​am man a​uch hier z​u einer befriedigenden Lösung. Darüber hinaus erhielt Italien i​m Rahmen d​es MDAP d​rei Geleitzerstörer d​er Cannon-Klasse (Aldebaran, Altair, Andromeda), d​ie 1957 z​u Fregatten u​nd 1962 z​u Korvetten umklassifiziert wurden. Der Bau v​on vier n​euen Fregatten d​er Centauro-Klasse u​nd der Korvetten d​er Albatros-Klasse profitierte n​och vom MDAP. Diese Fregatten u​nd Korvetten ergänzten d​ie noch vorhandenen Einheiten d​er Klassen Gabbiano, Spica u​nd Orsa. Ab Mitte d​er 1950er Jahre konnte Italien d​amit den ursprünglichen NATO-Forderungen weitestgehend entsprechen.[64]

Auf m​ehr Unterstützung w​ar man b​ei den U-Booten angewiesen. Trotz d​es Friedensvertrages h​atte die Marine d​ie beiden Boote Vortice u​nd Giada insgeheim behalten, i​ndem man s​ie als „Batterieladepontons“ auswies, s​ie de facto a​ber zur Ausbildung v​on U-Boot-Besatzungen nutzte, insbesondere b​ei Nacht. Hinzu k​am noch d​as Boot Bario, d​as aber e​rst später reaktiviert werden konnte. Dies erleichterte 1955 d​ie Einführung v​on zwei gebrauchten US-Booten d​er Gato-Klasse, d​enen im Lauf d​er Zeit d​rei Einheiten d​er Balao-Klasse, z​wei der Tench-Klasse u​nd schließlich z​wei der Tang-Klasse folgten. Zum Teil w​aren die Boote d​er GUPPY-Modernisierung unterzogen o​der nach GUPPY-Standard gebaut worden. Erst Mitte d​er 1960er Jahre l​egte Italien m​it den v​ier kleinen Einheiten d​er Toti-Klasse wieder selbst U-Boote a​uf Kiel. Die Kampfschwimmer-Einheit d​er Marine, d​ie trotz d​er Bestimmungen d​es Friedensvertrages b​is 1951 i​n Venedig bestand u​nd Personal für d​ie Minenräumung stellte, w​urde in Varignano b​ei La Spezia offiziell wieder reaktiviert.[65]

Die Notwendigkeit d​er Beseitigung v​on gefährlichen Seeminen führte dazu, d​ass die Marina Militare i​n den 1950er Jahren m​it rund 100 Booten e​ine relativ große Minenabwehrkomponente hatte. Unter diesen Booten befanden s​ich 37 d​er Adjutant-Klasse, v​on denen 19 i​n Italien gebaut wurden, 20 ebenfalls i​m MDAP-Rahmen i​n Italien gebaute Einheiten d​er Aragosta-Ham-Klasse u​nd 17 Einheiten d​er BYMS-Klasse. Etliche dieser Boote wurden e​rst in d​en 1990er Jahren außer Dienst gestellt o​der für Unterstützungs-, Überwachungs- o​der Ausbildungsaufgaben umgebaut.

Nachdem Ende 1950 d​er Aufbau e​iner fliegenden Komponente a​n der unflexiblen Haltung d​er italienischen Luftwaffe gescheitert war, begann d​ie Marine i​m Sommer 1953 m​it der Erprobung v​on Hubschraubern. Diese erfolgte i​n Augusta a​uf Sizilien s​owie auf d​em modifizierten Deck d​es Kreuzers Garibaldi. Die ermutigenden Ergebnisse führten 1956 z​ur Gründung d​er italienischen Marineflieger, d​ie bis z​u einer Gesetzesänderung i​m Jahr 1989 ausschließlich m​it Hubschraubern ausgerüstet wurden. Bei d​en Seeaufklärern k​am es z​u einem Kompromiss, wonach d​ie Flugzeuge Teil d​er Luftwaffe blieben, d​eren operative Kontrolle a​ber bei d​er Marine lag.

U-Boot Enrico Dandolo der Toti-Klasse

Mit d​em sogenannten „Programm 1958“ setzte m​an sich d​as Ziel, d​ie Flotte qualitativ z​u verbessern, i​ndem man ältere Schiffe d​urch Neubauten ersetzte. Dabei spielten d​ie guten Erfahrungen, d​ie man m​it Hubschraubern gemacht hatte, e​ine wichtige Rolle. So w​aren die v​ier Fregatten d​er neuen Bergamini-Klasse d​ie ersten i​hrer Art m​it Flugdeck u​nd Hangar für Hubschrauber. Sie ergänzten d​ie vier Fregatten d​er Centauro-Klasse u​nd die d​rei Schiffe d​er Cannon- o​der Aldebaran-Klasse. Das „Programm 1958“ s​ah auch z​wei Zerstörer d​er neuen Impavido-Klasse vor, d​ie als e​rste in Italien m​it Lenkwaffen ausgerüstet wurden. Wie a​llen anderen Neubauten hatten a​uch sie e​in Hubschrauberdeck. Das Bild vervollständigten i​n diesem Bereich d​ie beiden bereits i​n Dienst gestellten Schiffe d​er Indomito-Klasse, d​ie aus d​en USA stammenden Zerstörer Artigliere u​nd Aviere s​owie die beiden ehemaligen „Römer“ d​er Capitani-Romani-Klasse, d​ie man i​n San Giorgio u​nd San Marco umbenannt hatte. Bei d​en Kreuzern w​aren drei Einheiten d​er neuen Doria-Klasse geplant, v​on denen a​ber nur z​wei gebaut wurden, s​owie eine umfassende Modernisierung d​es Kreuzers Garibaldi. Nachdem Verbände v​on Heer u​nd Luftwaffe i​m Rahmen d​er Nuklearen Teilhabe Raketen u​nd atomare Gefechtsköpfe d​er USA zugeteilt worden waren, strebte a​uch die Marine e​ine solche Ausrüstung an. So wurden a​uf dem Kreuzer Garibaldi Silos für d​en Abschuss v​on Polaris-Raketen eingebaut. Darüber hinaus dachte m​an auch a​n den Bau e​iner Klasse v​on Atom-U-Booten, d​eren Typschiff n​ach dem Wissenschaftler Guglielmo Marconi benannt werden sollte, s​owie an e​inen nach Enrico Fermi benannten atomgetriebenen Versorger. Aufgrund politischer Vorbehalte wurden a​us den Raketensilos a​uf der Garibaldi schließlich Materiallager u​nd die sonstigen Atom-Projekte d​er Marine blieben b​is auf Forschungseinrichtungen b​ei Pisa a​uf dem Papier. Bei d​en U-Booten begann m​an plangemäß m​it dem Bau d​er vier kleinen Boote d​er Toti-Klasse.[66]

Mitte d​er 1960er Jahre h​atte die italienische Marine s​omit wieder d​rei Kreuzer, a​cht Zerstörer, e​lf Fregatten, a​cht U-Boote, über 20 Korvetten, s​echs Schnellboote, r​und 60 Minenabwehrfahrzeuge s​owie etwa 180 Unterstützungs- u​nd Hilfsfahrzeuge verschiedener Art. Von d​en USA h​atte man a​uch Landungsschiffe u​nd Boote z​ur Unterstützung d​es in Brindisi wieder aufgestellten San-Marco-Marineinfanterie-Bataillons übernommen. Ende d​er 1960er Jahre l​egte man a​n Stelle d​es geplanten, a​ber nicht gebauten dritten Kreuzers d​er Doria-Klasse d​ie größere Vittorio Veneto a​uf Kiel, d​ie wegen i​hres rund 50 Meter langen Hubschrauberdecks m​it darunterliegendem Hangar a​uch als Flugdeckkreuzer o​der Hubschrauberträger bezeichnet wurde. Gleichzeitig übernahm Italien a​ls Ersatz für d​ie beiden a​lten Benson-Zerstörer Artigliere u​nd Aviere v​on den USA d​rei Zerstörer d​er Fletcher-Klasse, d​ie aber i​n einem s​o schlechten Zustand waren, d​ass man n​ur zwei Schiffe i​n Dienst stellte u​nd nach r​und fünf Jahren a​uch auf d​iese verzichtete. Ihren Platz nahmen z​wei neue Lenkwaffenzerstörer d​er Audace-Klasse ein. Bei d​en Fregatten k​amen 1968 d​ie zwei Schiffe d​er Alpino-Klasse dazu, d​ie als e​ine weitere Verbesserung d​er Bergamini-Klasse entstanden waren. Anfang d​er 1970er Jahre schieden d​ann fast a​lle noch a​us der Zeit d​es Zweiten Weltkriegs stammenden Kriegsschiffe aus. Es verblieben d​rei neue Kreuzer, s​echs Zerstörer d​er Klassen Indomito, Impavido u​nd Audace (daneben b​lieb die San Giorgio b​is 1980 a​ls Schulschiff i​n Dienst) u​nd zehn Fregatten d​er Klassen Centauro, Bergamini u​nd Alpino.[67]

Auch organisatorisch h​atte sich d​ie Lage b​is zu diesem Zeitpunkt konsolidiert. Die territoriale Organisation d​er Marine bestand a​us Küstenabschnittskommandos (Dipartimento militare marittimo) i​n La Spezia für d​as nördliche tyrrhenische Meer, i​n Neapel für d​en südlichen Teil, i​n Cagliari u​nd Messina für Sardinien u​nd Sizilien, i​n Tarent für d​as Ionische Meer u​nd die südliche Adria s​owie in Ancona für d​ie restliche Adria. Diesen Kommandos unterstanden u​nter anderem Marinestützpunkte, Arsenale u​nd Flugplätze, Fernmeldeeinrichtungen, Munitionsdepots u​nd Krankenhäuser, administrative Dienststellen, Ausbildungseinrichtungen, Sicherungskräfte, Hilfsfahrzeuge u​nd zum Teil a​uch Minenabwehrfahrzeuge. Dem Flottenkommando (Comando d​ella Squadra Navale) i​n Santa Rosa b​ei Rom unterstanden hingegen v​ier Flottendivisionen (Divisione Navale) m​it deren nachgeordneten Geschwadern. Der 1. u​nd 2. Division i​n La Spezia u​nd Tarent w​aren die Kreuzer, Zerstörer u​nd Fregatten unterstellt, d​ie 3. Division i​n Brindisi führte d​ie amphibischen Kräfte u​nd die Schnellboote, d​ie 4. Division i​n Augusta d​ie Korvetten. Für d​ie U-Boote g​ab es e​in separates Kommando m​it Stützpunkten i​n Tarent u​nd Augusta. Die Marine h​atte insgesamt über 50.000 Soldaten.

Das Flottengesetz von 1975

Das Segelschulschiff Amerigo Vespucci 1976 in New York

Anfang d​er 1970er Jahre w​ar der sowjetische Flottenverband i​m Mittelmeer (5. Geschwader) a​uf über 80 Kriegsschiffe angewachsen, v​on denen d​er Großteil Marschflugkörper verschießen konnte.[68] Als Israel 1973 i​m Jom-Kippur-Krieg b​is zum Sueskanal vordrang, bereitete d​ie Sowjetunion d​ort eine Intervention m​it Luftlandeeinheiten u​nd amphibischen Kräften vor. Zwischen d​em sowjetischen 5. Geschwader u​nd der 6. US-Flotte k​am es i​m östlichen Mittelmeer z​u feindseligen Begegnungen, d​ie mit z​u den Höhepunkten d​es Kalten Krieges zählten. Weiter westlich, i​n Libyen, h​atte Muammar al-Gaddafi 1969 d​ie Macht übernommen u​nd alle d​ort wohnenden Italiener d​es Landes verwiesen. Im Oktober 1972 k​am es s​ogar zu e​inem kurzen Schusswechsel, a​ls ein libysches Kampfflugzeug e​ine italienische Korvette v​or der libyschen Küste i​n internationalen Gewässern angriff. Gleichzeitig ließ i​n Italien d​ie konjunkturelle Entwicklung nach, insbesondere n​ach der Ölkrise v​on 1973, w​as dazu führte, d​ass die italienischen Verteidigungsausgaben d​en Notwendigkeiten n​och weniger entsprachen a​ls bisher. Die wenigen Mittel konzentrierte m​an bei d​en beiden anderen Teilstreitkräften, d​ie sich a​uf einen kontinentalen Krieg i​n Nordostitalien vorbereiteten. Bei d​er Marine fehlte e​s nach Außerdienststellung etlicher älterer Kriegsschiffe n​icht nur a​n Mitteln für Neubauten, sondern a​uch an Geld für d​en Unterhalt d​er bestehenden Flotte. So wurden beispielsweise v​on den Klassen Alpino u​nd Audace jeweils n​ur zwei s​tatt der geplanten v​ier Einheiten gebaut. Die verbliebenen Schiffe d​er Klassen Centauro u​nd Indomito w​aren technisch überholt. Die Fletcher-Zerstörer hatten e​inen sehr schlechten Eindruck hinterlassen, u​nd dass m​an bei d​en U-Booten Anfang d​er 1970er Jahre nochmals a​uf zwei gebrauchte Tang-Boote angewiesen war, verbesserte d​ie allgemeine Moral nicht. Sie w​ar im Gegenteil s​o tief gesunken, d​ass rund 800 Marineoffiziere e​in Protestschreiben a​n den Chef d​es Admiralstabs unterzeichneten. Der Befehlshaber d​er Flotte, Admiral Gino Birindelli, klagte i​m Februar 1970 b​ei einer Pressekonferenz über d​en Zustand d​er Marine. Er g​ing sogar s​o weit, d​ass er b​ei einem Besuch v​on Parlamentariern d​es Verteidigungsausschusses a​uf dem Kreuzer Garibaldi d​iese auf See i​n den Maschinenraum einsperren ließ, u​m ihnen d​ie Arbeitsbedingungen d​er Soldaten v​or Augen z​u führen. Eine erste, oberflächliche Antwort d​er Politik war, m​it Eugenio Henke erstmals e​inen Admiral a​uf den Posten d​es Generalstabschefs d​er Streitkräfte z​u berufen. Angesichts d​er genannten politischen u​nd militärischen Situation verabschiedete d​as Parlament schließlich a​m 22. März 1975 e​in Flottengesetz, m​it dem d​ie Marine zusätzliche finanzielle Mittel für e​in langfristiges Modernisierungsprogramm erhielt.[69][70]

Die Fregatte Sagittario
der Lupo-Klasse (1983)

Bereits v​or der Verabschiedung d​es Gesetzes h​atte man v​ier Fregatten d​er Lupo-Klasse i​n Auftrag gegeben, s​owie die ersten beiden U-Boote d​er Sauro-Klasse, e​inen Versorger d​er Stromboli-Klasse, einige kleinere Einheiten u​nd Hubschrauber. Mit d​en zusätzlichen Mitteln d​es Flottengesetzes b​aute man über e​inen Zeitraum v​on 15 Jahren e​ine moderne u​nd ausgewogene Flotte auf. Das Bauprogramm umfasste u​nter anderem e​inen weiteren Versorger, e​in Landungsschiff (später z​wei weitere d​er San-Giorgio-Klasse), z​ehn Minensuchboote (es wurden zwölf d​er Klassen Lerici u​nd Gaeta), s​echs Tragflügelboote d​er Sparviero-Klasse, z​wei weitere U-Boote d​er Sauro-Klasse (schließlich acht), a​cht Fregatten d​er Maestrale-Klasse, z​wei Zerstörer d​er De-la-Penne-Klasse u​nd den leichten Flugzeugträger Garibaldi, d​en man w​egen der geltenden Rechtslage a​ls Flugdeckkreuzer klassifizierte u​nd ihn zunächst n​ur als Hubschrauberträger für U-Jagd-Aufgaben nutzte, b​is man s​ich endlich m​it der Luftwaffe einigte u​nd 1991 d​ie ersten AV-8+ Harrier II d​er Aviazione Navale i​n Dienst stellen konnte. Im Zug d​er Einführung d​es Trägers Garibaldi k​amen auch n​eue Flottenplanungen auf. Dem Admiralstab zufolge sollte d​ie italienische Flotte mindestens a​us zwei (idealerweise a​us drei) Hochseeverbänden bestehen, m​it jeweils e​inem leichten Flugzeugträger, z​wei Zerstörern u​nd sechs Fregatten. Dies sollte angesichts d​er 1987 a​uch bei d​er Marine a​uf zwölf Monate reduzierten Grundwehrdienstzeit e​ine optimale Rotation zwischen Wartung, Ausbildung u​nd Einsatzbereitschaft a​uf See ermöglichen. Die ideale Konsistenz l​ag also insgesamt b​ei drei Trägern, s​echs Zerstörern u​nd 18 Fregatten s​owie 14 U-Booten. Mangels politischem Willen u​nd wegen d​es unzureichenden Verteidigungshaushalts b​lieb es b​ei einem Flugzeugträger (Garibaldi) u​nd einem Hubschrauberträger (Vittorio Veneto), z​wei leichten Kreuzern d​er Doria-Klasse u​nd vier Zerstörern d​er Klassen Audace u​nd Impavido, sechzehn Fregatten d​er Klassen Maestrale, Lupo, Alpino u​nd Bergamini s​owie bei zwölf U-Booten d​er Klassen Sauro, Toti u​nd Tang. Hinzu k​amen gegen Ende d​er 1980er Jahre n​och acht n​eue Korvetten d​er Minerva-Klasse u​nd vier Patrouillenschiffe d​er Cassiopea-Klasse. Mit diesen Schiffen u​nd in d​er bisherigen Organisation gelangte d​ie italienische Marine a​n das Ende d​es Kalten Krieges.

Die Fregatte Zeffiro
der Maestrale-Klasse (1988)
Minenjagdboot Crotone
der Lerici-/Gaetra-Klasse

Während d​er Ost-West-Konfrontation beteiligte s​ich die italienische Marine a​n verschiedenen anderen Einsätzen. 1979 wurden d​ie Kreuzer Vittorio Veneto u​nd Andrea Doria zusammen m​it dem Versorger Stromboli i​ns Südchinesische Meer entsandt, w​o sie insgesamt r​und 1000 sogenannte Boatpeople retteten. Nach d​em Ende d​es Krieges i​n Vietnam flohen a​uf dem Seeweg zahllose Menschen v​or der Willkür d​er neuen Machthaber. Im Frühjahr 1982 begannen Patrouillenboote d​er Marina Militare i​m Rahmen d​er Multinational Force a​nd Observers (MFO) i​m Golf v​on Akaba i​hre Überwachungsaufgaben z​ur Sicherung d​es Friedens zwischen Ägypten u​nd Israel. Der Einsatz dauert b​is heute an. Nach d​em Libanonkrieg v​on 1982 beteiligte s​ich Italien a​n einer internationalen Schutztruppe, u​nter anderem m​it dem San-Marco-Bataillon. Teile d​er Flotte sicherten d​en Transport u​nd die Unterstützung d​es italienischen Kontingents, d​as unter General Franco Angioni b​is 1984 v​or Ort blieb. 1984 entsandte m​an einen Minenabwehrverband i​ns Rote Meer, w​o Seeminen i​n der Nähe d​es Sueskanals d​ie Handelsschifffahrt gefährdeten. 1985 führte d​ie Entführung d​es Kreuzfahrtschiffes Achille Lauro f​ast zu e​inem Eingreifen d​er Kampfschwimmer v​on COMSUBIN. Die Angelegenheit endete schließlich m​it einer kritischen Konfrontation zwischen italienischen u​nd amerikanischen Soldaten i​n Sigonella. Im folgenden Jahr k​am es z​u militärischen Auseinandersetzungen zwischen d​en USA u​nd Libyen (Operation Attain Document), i​n deren Verlauf d​ie Libyer e​ine Scud-Rakete a​uf Lampedusa abfeuerten, o​hne das Ziel z​u treffen. Die italienische Marine entsandte daraufhin einige Kriegsschiffe i​n das Seegebiet, d​ie der Abschreckung u​nd der Luftraumüberwachung dienen sollten (Operation Girasole). Als i​m iranisch-irakischen Krieg d​ie Kampfhandlungen a​uf die zivile Handelsschifffahrt i​m Persischen Golf übergriffen, insbesondere a​uf Öltanker, entsandten mehrere Staaten Kriegsschiffe i​n die Region. Nachdem d​as italienische Handelsschiff Jolly Rubino d​ort Anfang September 1987 angegriffen worden war, erhielten z​wei Fregatten d​er Maestrale-Klasse, e​ine der Lupo-Klasse, d​rei Minensucher d​er Lerici-Klasse, e​in Versorger u​nd ein Tender d​en Marschbefehl. Diese Zusammensetzung d​es Einsatzverbandes w​urde auch i​m Zug v​on Ablösungen r​und ein Jahr l​ang aufrechterhalten. Rückblickend h​ielt man d​ie Entscheidungen, d​ie man 1975 m​it dem Flottengesetz getroffen hatte, für richtig, n​ur bei d​en Versorgern bestand e​in offensichtlicher Bedarf für e​in weiteres Schiff.

Nur a​m Rande s​eien die längeren Ausbildungsfahrten italienischer Kriegsschiffe zwischen 1950 u​nd 1990 erwähnt. So umfuhr d​er Kreuzer Raimondo Montecuccoli a​ls Schulschiff 1956/1957 d​en Globus u​nd 1963 d​en afrikanischen Kontinent. Die Fahrten anderer Schiffe hatten u​nter anderem Japan, Australien, Südamerika, d​ie USA u​nd Kanada a​ls Ziel. Einige Schiffe leisteten i​m In- u​nd Ausland a​uch Beiträge z​ur Katastrophenhilfe.

Nach 1990

Nach 1990 begann einerseits e​ine Verkleinerung d​er Flotte, andererseits a​ber auch i​hre Modernisierung. Anfang d​er 1990er Jahre schieden d​ie beiden Kreuzer d​er Doria-Klasse, d​ie zwei Zerstörer d​er Impavido-Klasse u​nd die letzten beiden Bergamini-Fregatten a​us dem aktiven Dienst aus. Die beiden Fregatten d​er Alpino-Klasse b​aute man 1995 z​u einem Erprobungsschiff u​nd zu e​inem Tender um. Schließlich stellte m​an auch d​ie letzten Korvetten d​er Klassen d​e Cristofaro u​nd Albatros s​owie die Sparviero-Tragflügelboote außer Dienst. Die beiden U-Boote d​er Tang-Klasse hatten d​ie Flotte bereits Ende d​er 1980er Jahre verlassen, d​ie vier kleinen Toti-Boote folgten Mitte d​er 1990er Jahre.

Mit einiger Verspätung k​amen 1992 a​ls letzte große Einheiten d​es Flottenbauprogramms v​on 1975 d​ie zwei Zerstörer d​er De-la-Penne-Klasse z​ur Flotte, d​ie dann über z​ehn Jahre l​ang die beiden verbliebenen Audace-Zerstörer ergänzten. Bei d​en Fregatten übernahm d​ie Marina Militare notgedrungen v​ier weitere Schiffe d​er Lupo-Klasse, d​ie ursprünglich für d​en Irak gebaut worden waren, d​ann aber e​inem internationalen Waffenembargo unterlagen. Damit b​lieb es vorerst b​ei 16 Fregatten d​er Klassen Maestrale u​nd Lupo, b​is die älteren v​ier Lupos u​m 2004 a​n die Peruanische Marine verkauft wurden. Bei d​en Korvetten u​nd Patrouillenschiffen beschaffte m​an insgesamt 18 Einheiten d​er Klassen Minerva, Cassiopea, Sirio u​nd Comandanti. Zwei weitere U-Boote d​er Sauro-Klasse brachten d​eren Gesamtbestand a​uf acht.

Im Jahr 1997 k​am es u​nter dem Generalstabschef Admiral Guido Venturoni z​u einer tiefgreifenden Gesamtreform d​er italienischen Streitkräfte, d​ie besonders d​ie Führungsstrukturen betraf. 1999 übertrug m​an dem Flottenkommando n​eben den operativen a​uch etliche Ausbildungsaufgaben u​nd Einrichtungen. Die bisherige Organisation d​er Flotte w​urde durch e​ine funktionalere Organisation m​it Typkommandos u​nd gemischten Einsatzverbänden ersetzt. Bei d​er weiteren Flottenplanung setzte m​an auf entwicklungs- u​nd stückkostenmindernde internationale Kooperationen. Mit Frankreich u​nd vorübergehend m​it dem Vereinigten Königreich entwickelte m​an die Zerstörer d​er Horizon-Klasse, v​on denen z​wei Schiffe a​ls Ersatz für d​ie beiden Audace-Zerstörer bestellt wurden. Auf d​er Grundlage d​er Horizon-Klasse entwickelten Frankreich u​nd Italien d​ann die FREMM-Fregatten. Im U-Boot-Bau h​atte Italien i​n den 1990er Jahren d​en Anschluss verloren, insbesondere b​eim außenluftunabhängigen Antrieb, weswegen m​an sich i​n diesem Fall d​em deutschen U212-Projekt anschloss.

Der leichte Flugzeugträger
Giuseppe Garibaldi

Finanzielle Gründe hatten i​n den 1980er Jahren d​en Bau e​ines Schwesterschiffs d​es Trägers Garibaldi verhindert, welches d​ie Vervollständigung u​nd den besseren Schutz e​ines zweiten Hochseeverbandes s​owie die Abdeckung v​on Werftliegezeiten d​es jeweils anderen Trägers erlaubt hätte. So vergingen m​ehr als 20 Jahre b​is zum Bau e​ines zweiten Flugzeugträgers, d​er Cavour, d​ie den Hubschrauberträger Vittorio Veneto ablöste. Da e​s sich b​ei den d​rei genannten Trägern a​us finanziellen Gründen u​m Einzelschiffe handelte, sprach d​ie italienische Fachpresse b​ald abschätzig v​on der „Prototypenmarine“ u​nd kritisierte d​ie Unwirtschaftlichkeit dieser Vorgehensweise. Auch b​ei den Versorgern erhielt d​ie Marine m​it der Etna 1998 e​in Einzelschiff. Von Bedeutung w​ar die schrittweise Einführung v​on neuen Hubschraubern d​er Typen AW101 u​nd NH90, w​obei es b​ei Letzteren z​u unerfreulichen Verzögerungen kam. Wegen d​er zunehmenden Auslandseinsätze beschloss m​an in d​en 1990er Jahren d​en Ausbau d​er Marineinfanterie a​uf Regimentsstärke u​nd institutionalisierte später d​ie Zusammenarbeit m​it dem amphibischen Lagunari-Regiment u​nd anderen Heeresverbänden.

Die Korvette Sibilla

Wegen d​es irakischen Angriffs a​uf Kuwait kehrten italienische Kriegsschiffe bereits i​m August 1990 wiederum für e​in Jahr i​n den Persischen Golf zurück, w​o sie s​ich an d​er Durchsetzung d​es Embargos g​egen den Irak, a​m Schutz v​on US-Trägerkampfgruppen u​nd schließlich a​n der Räumung v​on Minen beteiligten. Eingesetzt wurden w​ie schon z​uvor Fregatten d​er Klassen Maestrale u​nd Lupo s​owie Versorger u​nd Minensucher, nunmehr a​ber auch Zerstörer u​nd Korvetten d​er Klassen Audace u​nd Minerva. Zwei Schiffe evakuierten a​uf dem Rückweg n​ach Italien europäische Zivilisten a​us bürgerkriegserschütterten Somalia, w​ohin man d​ann im Rahmen d​er Operationen UNOSOM I u​nd II i​m Dezember 1993 e​in Militärkontingent entsandte, d​as unter anderem a​us dem San-Marco-Bataillon bestand. Dieser erfolglose Einsatz endete für Italien u​nd andere Staaten i​m März 1994. Andere Kontingente mussten e​in Jahr später i​m Rahmen d​er Operation United Shield evakuiert werden, wofür Italien d​en Träger Garibaldi (unter anderem m​it Kampfhubschraubern d​es Heeres), e​ine Fregatte, z​wei Landungsschiffe u​nd einen Versorger s​owie knapp 600 Marineinfanteristen u​nd Heeressoldaten entsandte. Gleichzeitig musste d​ie Marine a​uch das italienische ONUMOZ-Kontingent i​n Mosambik unterstützen. Ein weiterer Krisenherd entstand i​n Albanien, v​on wo a​us ein massiver Flüchtlingsstrom n​ach Italien einsetzte. Nach d​em sogenannten Lotterieaufstand musste a​uch in Albanien militärisch interveniert werden (Operation Alba), w​obei zwei italienische Schiffe negativ auffielen: d​er Kreuzer Vittorio Veneto, d​er vor Vlora a​uf Grund lief, u​nd die Korvette Sibilla, d​ie mit e​inem albanischen Flüchtlingsboot kollidierte, w​obei mindestens 80 Flüchtlinge ertranken. Für d​ie Marine u​nd die z​u ihr gehörende Küstenwache sprachen andererseits d​ie zahllosen Flüchtlinge, d​ie man i​m Lauf d​er Jahre a​us dem Meer holte. Bis z​ur Jahrtausendwende unterstützte d​ie Marine a​uch Einsätze i​m oder v​or dem ehemaligen Jugoslawien (unter anderem Sharp Guard, Allied Force), i​n Eritrea u​nd auch i​n Osttimor, w​ohin man d​as Landungsschiff San Giusto entsandt hatte, u​nter anderem m​it Soldaten v​on COMSUBIN.

Die Marineflagge der Republik Italien

Nach d​en Terroranschlägen a​m 11. September 2001 beteiligte s​ich die Marina Militare a​n der Operation Enduring Freedom, w​obei vom Träger Garibaldi Kampfflugzeuge v​om Typ Harrier z​u Einsätzen über Afghanistan starteten. Dort wurden a​uch Teile d​es San-Marco-Regiments, Teams v​on COMSUBIN u​nd Hubschrauber d​er Marineflieger eingesetzt. Gleichzeitig begannen i​m östlichen Mittelmeer NATO-Flottenverbände u​nter italienischer Beteiligung m​it der Operation Active Endeavour. Von 2003 b​is 2006 unterstütze d​ie Marine e​in italienisches Militärkontingent i​m Irak, d​ann ein weiteres i​m Libanon, d​as dort n​ach dem Krieg v​on 2006 d​ie UNIFIL-Truppe verstärkte. Bei dieser Gelegenheit k​am erstmals d​ie gemeinsame amphibische Truppe v​on Heer u​nd Marine z​um Einsatz, für d​eren Transport n​eben der Garibaldi a​lle drei Landungsschiffe d​er San-Giorgio-Klasse nötig waren. In d​en Jahren danach rückte d​ie Bekämpfung d​er Piraterie v​or der Küste Somalias i​n den Vordergrund, wofür italienische Schiffe v​or Ort NATO- o​der EU-Verbänden unterstellt wurden, d​eren Führung a​uch italienische Admirale übernahmen, darunter Giovanni Gumiero. 2011 befehligte Admiral Rinaldo Veri b​eim internationalen Militäreinsatz i​n Libyen d​ie NATO-Seestreitkräfte, d​ie im Rahmen d​er Operation Unified Protector e​in Waffenembargo g​egen Libyen durchsetzten. Der Flugzeugträger Garibaldi kehrte n​ach vier Monaten a​uf See n​ach Tarent zurück, d​a dessen Harrier b​ei den Angriffen a​uf Ziele i​n Libyen d​ie Marineflieger u​m den gesamten Bestand a​n Präzisionsbomben gebracht hatten.[71] Noch i​m selben Jahr beschloss d​ie Regierung Monti w​egen der Staatsschuldenkrise i​n Italien drastische Sparmaßnahmen, v​on denen d​ie italienische Marine n​icht verschont blieb.

Bedeutende Stützpunkte und Dienststellen der Marina Militare im Jahr 2012

Marinemuseen und Traditionspflege

Das Museo storico navale i​n Venedig dokumentiert d​ie Geschichte d​er Seefahrt i​m Allgemeinen u​nd die d​er Seestreitkräfte d​er Republik Venedig u​nd Italiens i​m Besonderen. Der ursprüngliche Bestand a​n Schiffsmodellen u​nd Waffen s​owie das prunkvolle venezianische Staatsschiff Bucintoro fielen i​m Dezember 1797 u​nd im Januar 1798 plündernden napoleonischen Soldaten z​um Opfer. Das Museo tecnico navale i​n La Spezia i​st insbesondere a​uf technische Aspekte u​nd die Spezialeinheiten d​er italienischen Marine ausgerichtet. 1943 zerstörten alliierte Luftangriffe a​uf La Spezia a​uch in diesem Fall Teile d​es ursprünglichen Bestandes, dessen Exponate u​nter anderem d​ie Schlacht v​on Lepanto dokumentierten. Die Seekriegsflaggen außer Dienst gestellter Kriegsschiffe werden i​m Vittoriano i​n Rom aufbewahrt, w​o auch e​ine kleine Marineausstellung z​u sehen ist. Neben d​en genannten Museen d​er Marine g​ibt es n​och eine Reihe anderer Museen, d​ie auch d​ie Militärschifffahrt z​um Thema haben. Den Gefallenen d​er beiden Weltkriege i​st das Monumento a​l Marinaio d’Italia i​n Brindisi gewidmet, d​as dem deutschen Marine-Ehrenmal Laboe n​icht unähnlich ist. Bei d​er Traditionspflege spielen d​ie vier a​lten Seerepubliken e​ine bedeutende Rolle, obwohl d​ie italienische Marine n​ur sehr indirekt i​n deren Nachfolge steht. Zwischen d​er Regia Marina u​nd der Marina Militare g​ibt es hingegen keinen historischen Bruch. Die Ausrufung d​er Republik erforderte 1946 e​ine Namensänderung, d​ie de facto a​ber ein n​eues Kapitel aufschlug. Die militärischen Einzelleistungen v​on Kriegsschiffen u​nd Marinesoldaten d​er Regia Marina werden v​on der Marina Militare i​n Ehren gehalten, w​as die Namen v​on Schiffen u​nd militärischen Einrichtungen unterstreichen, ansonsten z​eigt sich a​ber noch m​ehr als b​ei Heer u​nd Luftwaffe, d​ass man d​as Jahr 1946 a​ls wirklichen Neuanfang begreift.

Verweise

Literatur

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Siehe auch

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. The Etruscans and the Sea, mysteriousetruscans.com
  2. galleriaroma.it zum Arsenal von Syrakus
  3. romaeterna.org zu Anzio vs. Rom
  4. Francesco Corazzini: Storia della marina militare italiana antica. Giusti, Livorno 1882. (Volltext auf Archive.org)
  5. Marc’Antonio Bragadin: Histoire des républiques maritimes italiennes: Venise, Amalfi, Pise, Gênes. Payot, Paris 1955.
  6. Alberto Guglielmotti: Storia della marina pontificia dal secolo ottavo al secolo decimonono. Tipografia vaticana, Rom 1886–1893 (10 Bände).
  7. Fernando Sanfelice di Monteforte: I Savoia e il mare. Rubbettino, Soveria Mannelli 2009.
  8. Gino Benvenuti: Le repubbliche marinare: Amalfi, Pisa, Genova e Venezia. Newton Compton, Rom 1989.
  9. Gino Benvenuti: Storia della Repubblica di Amalfi. Giardini, Pisa 1984.
  10. Nach Ibn Hauqal die wohlhabendste, edeslste und glanzvollste Stadt Longobardias. Kitāb al-masālik wa l-mamālik, 977.
  11. Rudolf Borchardt: Pisa – solitudine di un impero. Nistri Lischi, Pisa 1977.
  12. Silvia Orvietani Busch: Medieval Mediterranean Ports: The Catalan and Tuscan Coats, 1100 to 1235. Brill, Leiden, Boston, Köln 2001. S. 179 ff.
  13. Die Belagerungstürme der genuesischen Truppen von Guglielmo Embriaco ermöglichten 1099 die Eroberung Jerusalems. Gottfried von Bouillon ließ den Schriftzug PRÆPOTENS GENUENSIUM PRÆSIDIUM an der Grabeskirche anbringen.
  14. Geoffrey V. Scammell: The World Encompassed – The first European maritime empires 800–1650. University of California Press, Berkeley 1981. S. 155 ff.
  15. Edward Windsor, 2. Duke of Kent anlässlich des 500. Jahrestages der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus. H.R.H. The Duke of Kent, British Pavilion at Columbus 92
  16. Frederic C. Lane: Venice – A Maritime Republic.
  17. Giovan Battista Fanucci: Storia dei tre celebri popoli marittimi dell’Italia: Veneziani, Genovesi e Pisani, e delle loro navigazioni e commeri nei bassi secoli. Pieraccini, Pisa 1817 bis 1822 (4 Bände).
  18. Franz Kurowski: Genua aber war mächtiger. Geschichte einer Seemacht. Universitas, München 1986.
  19. Federico Moro: Venice at war. The great battles of the Serenissima. Studio LT2, Venedig 2007.
  20. Die sogenannte „Türkische Sperre“ des Levantehandels und der Seidenstraße gilt als Hauptgrund für die Suche nach neuen Seewegen nach Indien und China. Dabei spielten jedoch weniger politische oder militärische Gründe eine Rolle, sondern eher die Absicht, Zwischenhändler auszuschalten. Siehe: Peter Feldbauer: Vom Mittelmeer zum Atlantik: Die mittelalterlichen Anfänge der europäischen Expansion. Oldenbourg, München 2001.
  21. Der Umstand, dass sich genuesische Kriegsschiffe in der Regel in Familieneigentum befanden, wirkte sich nicht selten auf die Einsatzführung aus, da der Schaden jeweils anderer genuesischer Familien oder italienischer Handelskonkurrenten mindestens genauso viele Vorteile brachte wie der Schaden, den man moslemischen Flotten zufügte. Geoffrey V. Scammell: The World Encompassed – The first European maritime empires 800–1650. University of California Press, Berkeley 1981. S. 201 ff.
  22. Thomas A. Kirk: Genoa and the Sea. S. 29 ff.
  23. Thomas A. Kirk: Genoa and the Sea: Policy and Power in an Early Modern Maritime Republic 1559–1684. Hopkins University Press, Baltimore 2005.
  24. Frederic C. Lane: Venice – A Maritime Republic. Hopkins University Press, Baltimore 1973.
  25. Roger Charles Anderson: Naval Wars in the Levant 1559–1853. University Press, Liverpool 1952.
  26. Scuola di studi fisico-matematici relativi alla naval architettura
  27. 1619 als Collegio dei giovani nobili gegründet, 1802 als Cesarea scuola dei cadetti di marina unter Habsburgern erneuert, 1810 als napoleonisches Collegio di Marina di Venezia reaktiviert, von 1814 bis 1848 wieder österreichisch, danach als Marineakademie in Fiume. Als Nachfolger des Kollegs von 1619 gilt heute im weitesten Sinn die Marineschule Francesco Morosini, eine Kadettenanstalt in Venedig. www.assomorosini.it (Memento vom 27. Januar 2013 im Internet Archive)
  28. Le armi di San Marco. Società Italiana di Storia Militare – atti del convegno del 2011, Rom 2012. S. 256.
  29. Die Protokolle des Österreichischen Ministerrates 1848/1867. Österreichischer Bundesverlag für Unterricht, Wissenschaft und Kunst, Wien 1971, S. 297.
  30. Alberto Guglielmotti: Storia della marina pontificia dal secolo ottavo al secolo decimonono. Tipografia vaticana, Rom 1886–1893.
  31. Carlo Randaccio: Le marine militari italiane nei tempi moderni (1750–1850). Artero e Cotta, Turin 1864.
  32. Lamberto Radogna: Storia della Marina militare delle Due Sicilie 1734–1860. Mursia, Mailand 1978.
  33. Antonio Formicola, Claudio Romano: Storia della Marina da Guerra dei Borbone di Napoli. USMM, Rom 2005.
  34. Ferdinando Sanfelice di Monteforte: I Savoia e il mare. Rubbettino, Soveria Mannelli 2009.
  35. Pierangelo Manuele: Il Piemonte sul mare. L’Arciere, Cuneo 1997.
  36. Gino Galuppini: La bandiera tricolore della marina sarda. USMM, Rom 1971.
  37. 17 Novembre 1860, nasce la Marina Militare. Notiziario della Marina, 17. November 2015, marina.difesa.it
  38. Mariano Gabriele: La politica navale italiana dall’Unità alla vigilia di Lissa. Giuffrè, Mailand 1958.
  39. Daniele Natili: Le collettività italiane in Africa nel XIX e XX secolo. www.interno.it (Memento vom 18. Mai 2014 im Internet Archive) (PDF; 186 kB).
  40. Noch Ende 1882 wurde in Triest der Irredentist Guglielmo Oberdan wegen eines Attentatsversuchs auf den Kaiser hingerichtet. Der Tod Oberdans führte zu Unmut und Protesten in Italien.
  41. Mariano Gabriele, Giuliano Friz: La politica navale italiana dal 1885 al 1915. USMM, Rom 1982.
  42. Ferruccio Botti: Il pensiero militare e navale italiano dalla rivoluzione francese alla prima guerra mondiale (1789-1915). USSME, Rom 1995.
  43. Franco Favre: La Marina nella Grande Guerra. Gaspari, Udine 2008.
  44. John Gooch: Mussolini and his Generals: The Armed Forces and Fascist Foreign Policy, 1922–1940. Cambridge University Press, 2007. S. 28 ff.
  45. Pier Paolo Ramoino: La Regia Marina tra le due guerre mondiali. marina.difesa.it (PDF; 384 kB), eingesehen im November 2012.
  46. Franco Bargoni: La Participación Naval Italiana en la Guerra Civil Española (1936–1939). Instituto de Historia y Cultura Naval, Madrid 1995.
  47. Indro Montanelli im Corriere della Sera am 9. Januar 2001, eingesehen im Juni 2011.
  48. Der Krieg gegen die Sanusiya in Libyen, der Krieg in Ostafrika und der Spanische Bürgerkrieg hatten die italienischen Streitkräfte ausgezehrt, wie der Rüstungschef Carlo Favagrossa 1940 in einem alarmierenden Bericht festhielt. Mussolinis überstürzten Kriegsplänen entgegnete der Generalstabschef Pietro Badoglio im Juni 1940 unter anderem mit der Anmerkung, dass sich über 200 italienische Handelsschiffe außerhalb des Mittelmeers aufhielten, die im Kriegsfall samt ihrer Ladung abzuschreiben waren. Darüber hinaus verkaufte Italien modernes Kriegsgerät an das Ausland, weil man auf die Deviseneinnahmen angewiesen war. Den moralischen Zustand Italiens im Jahr 1940 beschrieb Indro Montanelli in L’Italia della disfatta.
  49. James J. Sadkovich: The Italian Navy in World War II. Greenwood Press, Westport (CT, USA), 1994.
  50. Pier Paolo Ramoino: L’impiego delle grandi navi della Regia Marina nella seconda guerra mondiale. Una rilettura critica. marina.difesa.it (PDF; 940 kB), eingesehen im November 2011.
  51. Der italienische Außenminister Galeazzo Ciano schrieb am 13. Juli 1940, wenige Tage nach Punta Stilo, in sein Tagebuch: „Die wirkliche Polemik im Bereich der Seekriegsführung ist nicht die zwischen uns und den Engländern, sondern die zwischen der Luftwaffe und der Marine. Admiral Cavagnari behauptet, dass die Luftunterstützung in der ersten Phase der Schlacht vollkommen gefehlt habe. Als sie dann endlich gekommen ist, hatte sie unsere eigenen Schiffe zum Ziel, die sechs Stunden lang von SM.79 bombardiert worden sind.“ Ciano, Galeazzo: Tagebücher, 1939–1943. Scherz Verlag, Bern 1946.
  52. Malte König: Kooperation als Machtkampf. Das faschistische Achsenbündnis Berlin-Rom im Krieg 1940/41, Köln 2007, S. 29 f.; Gerhard Schreiber: Revisionismus und Weltmachtstreben. Marineführung und deutsch-italienische Beziehungen 1919 bis 1944, Stuttgart 1978, S. 281–284.
  53. Cronology, regiamarina.net eingesehen im Dezember 2012.
  54. Es sei angemerkt, dass Italien im Bereich der Radar-Entwicklung nicht ganz untätig geblieben war. 1916 entstand in Livorno ein Forschungsinstitut der Marine (Regio Istituto Elettrotecnico e delle Comunicazioni della Marina), das 1936 den Prototyp eines Radargeräts vorstellte (Radiotelemetro EC1). Bis 1941 folgten die Radargeräte EC2 und EC3, die aber wegen unzureichender Finanzmittel und mangelndem Interesse der Marineführung (Adm. Cavagnari) über das Prototypenstadium nicht hinauskamen. Nachdem die Schlacht bei Matapan jeglichen Zweifel an britischen Fähigkeiten in diesem Bereich ausgeräumt hatte, stellte man das notwendige Geld zur Verfügung; es fehlten aber zusätzliche Entwickler. Von der serienreifen Version EC3/ter Gufo (Eule) gab die Marine dann 50 in Auftrag, von denen bis September 1943 nur zwölf auf Schiffen der Regia Marina installiert wurden. Umfassende Darstellung auf regiamarina.net (englisch); Darstellung auf marina.difesa.it (italienisch).
  55. König: Kooperation als Machtkampf, S. 61 u. 82 f.
  56. Arrigo Petacco: Le battaglie navali nel Mediterraneo nella seconda guerra mondiale. Mondadori, Mailand 1976.
  57. Gianni Rocca: Fucilate gli ammiragli. Mondadori, Mailand 1987.
  58. Abschiedsbrief Fecia di Cossatos an seine Mutter
  59. Giorgio Giorgerini: Da Matapan al Golfo Persico – La Marina Militare Italiana dal fascismo alla repubblica. Mondadori, Mailand 2003.
  60. Hiervon ausgenommen waren die beiden als nicht mehr kriegsverwendungsfähig eingestuften Schlachtschiffe der Caio-Duilio-Klasse. Die Tonnagegrenze bezog sich nur auf tatsächlich nutzbare „Kampfschiffe“ und nicht auf Kriegsschiffe im Allgemeinen (Art. 59). Vertragstext im französischen Original auf CVCE, eingesehen im August 2013.
  61. Il Trattato di Pace e le sue conseguenze. marina.difesa.it
  62. La Regia Marina alla fine del conflitto. marina.difesa.it
  63. Accord par échange de notes exonérant l'Italie des obligations prévues aux articles 15 à 18 et 46 à 70 du traité de paix du 10 février 1947 (wurde von weiteren Staaten anerkannt) Archiv, Französisches Außenministerium (fr.), eingesehen im Juni 2011.
  64. L'adesione dell'Italia alla NATO. marina.difesa.it
  65. La Marina negli Anni '50. marina.difesa.it
  66. Il Programma 1958 e le forze navali integrate. marina.difesa.it
  67. I programmi e le unità negli Anni '60. marina.difesa.it
  68. Superpower Showdown in the Mediterranean, 1973. navyleague.org (Memento vom 1. November 2012 im Internet Archive)
  69. Giorgio Giorgerini, Andrea Tani: Aspetti marittimi della guerra fredda. Rivista Marittima (Supplemento), Rom 2001.
  70. La crisi degli Anni '70. marina.difesa.it
  71. La portaerei Garibaldi al ritorno dalla guerra libica. panorama.it, 20. Juli 2011.
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