Wirtschaftsgeschichte der Republik Venedig

Die Wirtschaftsgeschichte d​er Republik Venedig u​nd der d​ie Stadt umgebenden Lagune reicht, w​ie die Besiedlungsgeschichte, b​is in d​as Neolithikum zurück. Am äußersten Ende d​er Adria gelegen, profitierte d​ie Stadt s​eit dem Frühmittelalter v​on ihrer Lage n​ahe an d​en Märkten[1] Mitteleuropas u​nd von d​er formalen Zugehörigkeit z​um Byzantinischen Reich. Sie errang b​ei zunehmender Autonomie Handelsvorrechte sowohl i​n Byzanz a​ls auch i​m Römisch-deutschen Reich. Mit d​em 4. Kreuzzug w​urde der Doge Enrico Dandolo 1204 nominell z​um Herrn v​on drei Achteln d​es Byzantinischen Reiches, u​nd ein Kolonialreich entstand zwischen Istrien u​nd Kreta, d​as schließlich b​is nach Zypern reichte. Es bildete d​as logistische Rückgrat d​er Schiffskonvois u​nd des freien Handels,[2] s​owie der Versorgung Venedigs m​it Salz u​nd dem Grundnahrungsmittel Weizen.

Neptun bietet Venedig Gaben, Giambattista Tiepolo 1748–50, Öl auf Leinwand, 135 × 275 cm, Dogenpalast

Die kommerzielle Revolution[3] m​it ihren n​euen Organisations-, Lebens- u​nd Kulturformen führte z​u einer z​uvor nie gesehenen Dominanz d​es Wirtschaftlichen, d​es Rechenhaften (Max Weber) u​nd der Kontrollmechanismen. Venedigs Handelstechniken, Gesellschaftsformen u​nd Finanzierungsmethoden,[4] a​ber auch Mittel d​er Wirtschaftsförderung, s​ind der europäischen Entwicklung o​ft weit vorausgeeilt.

Kreuzzüge u​nd die Eroberung Konstantinopels i​m Jahr 1204 öffneten für mehrere Jahrhunderte zugleich d​en direkten Handel b​is tief n​ach Asien. Doch erforderten d​iese Handelsreisen, ebenso w​ie die Ausstattung d​er regelmäßigen Schiffskonvois, Kapitalmengen, d​ie überwiegend a​ls Kredite bereitgestellt wurden. Dabei verfügte n​ur der Adel[5] über d​as Recht, d​en Fernhandel z​u betreiben – bekannt i​st das Quasi-Monopol i​m Pfefferhandel.[6] Derselbe Adel monopolisierte a​uch die politische Führung.

Trotz d​er Dominanz d​es Zwischenhandels w​ar der Schiffbau d​ie herausragende „Industrie“ u​nd der m​it Abstand größte Arbeitgeber. Dazu k​am im Spätmittelalter d​ie Produktion v​on Tuch, Seide u​nd Glas. Von größter Bedeutung w​aren ebenso d​er monopolisierte Salzhandel[7] u​nd der Getreidehandel,[8] d​er nicht weniger a​ls der gesamte restliche Handel z​um Vermögen d​es Adels beitrug.[9]

Von Anfang a​n hatte s​ich Venedig scharfer Konkurrenz z​u erwehren u​nd lieferte s​ich allein m​it Genua v​ier umfassende Kriege. In d​er Frühen Neuzeit verlor Venedig n​ach und n​ach seine Kolonien a​n die Osmanen u​nd büßte s​eine Monopolstellung i​n der Adria ein. Zudem verdrängten Holländer u​nd Engländer d​ie venezianische Konkurrenz u​nd die Portugiesen z​ogen den Gewürzhandel a​n sich. Darüber hinaus erschwerte d​er Protektionismus i​n den Staaten Europas u​nd im Osmanenreich d​en Marktzugang.

So basierte d​ie Regionalmacht a​m Ende überwiegend a​uf der Produktion v​on Luxusartikeln u​nd der Agrarproduktion d​es oberitalienischen Festlands.

Bis zum 9. Jahrhundert

Die Kathedrale auf dem heute fast unbewohnten Torcello, Michael Johanning 1985

Um 4000 v. Chr. entstand d​ie Lagune v​on Venedig hinter d​en angeschwemmten Sandinseln a​m nördlichen Ende d​er Adria. Jagd u​nd Fischfang s​owie erste Siedlungen lassen s​ich für d​as 3. Jahrtausend v. Chr. belegen, w​ie etwa b​eim Fondaco d​ei Tedeschi, b​eim Markusplatz, a​ber auch a​uf Inseln w​ie Torcello o​der Lazzaretto Nuovo.[10]

In d​er Antike l​ag der Meeresspiegel mehrere Meter tiefer a​ls heute, d​aher finden s​ich in d​er Lagune d​ie ältesten Spuren menschlicher Besiedlung i​n Bereichen, d​ie heute vielfach u​nter Wasser liegen. Griechische u​nd etruskische Spuren deuten a​uf frühere Besiedlung h​in als l​ange angenommen.[11] Chioggia (Clodia) w​ar eine römische Militärsiedlung u​nd im Fontego d​ei Turchi a​m Canal Grande k​am eine Münze a​us der Zeit Kaiser Trajans z​u Tage. 2013 führte Ernesto Canal allein 730 römische Fundstätten, e​twa 200 römische Strukturen s​owie 90.000 Fundstücke auf.[12]

Spätestens i​m 6. Jahrhundert spielen Fischerei, d​azu vor a​llem Meersalz u​nd Getreide erstmals i​n einer Quelle d​ie Hauptrollen.[13] Um 750 untersagte allerdings d​er Langobardenkönig Aistulf j​eden Handel m​it den byzantinischen Untertanen, d​amit wohl a​uch mit d​en Orten d​er Lagune.[14]

Doch u​m 780 lassen s​ich wieder Händler i​n Pavia fassen, d​ie orientalische Waren z​um Verkauf anboten, w​ie Purpurstoffe a​us Tyros.[15] Bereits v​or 785 residierten außerdem venezianische Händler i​n Ravenna u​nd in d​er Pentapolis, d​ie von d​en Franken 787/791 „vertrieben“ wurden.[16] Schon früher w​aren sie z​u Zeiten Papst Zacharias' (741–52) i​m Sklavenhandel m​it den Sarazenen tätig.[17]

Venezianischer Denar, eine Silbermünze aus der Zeit Ludwigs des Frommen, 1,13 g. Auf der Vorderseite HLVDOVVICVS IMP um ein Kreuz, auf der Rückseite VENECIAS

Der Handel w​ar dabei n​och überwiegend Tauschhandel. Zwar kannte m​an Münzen, u​nd man prägte s​ogar eigene, i​ndem man d​ie kaiserlichen, z. B. d​ie Kaiser Ludwigs d​es Frommen, übernahm u​nd auf d​er Rückseite „Venecias“ einprägte, d​och bevorzugte m​an die Münzen Veronas. Eine eigene Münzprägestätte, d​ie Zecca (arab. Münze), lässt s​ich zu Anfang d​es 9. Jahrhunderts fassen.

Die frühe Phase d​er „Feudalisierung“ m​it dem Erwerb umfangreicher Landgüter brachte erste, größere Kapitalmengen i​n die Hand einzelner Familien.[18] Das Testament d​es Dogen Giustiniano Particiaco v​on 829 zeigt, d​ass außer d​en Wirtschafts- u​nd Wohnbauten Handelsgüter, Schmuck, v​or allem a​ber Bargeld u​nd Kredite z​u seinem Vermögen gehörten – u​nd schließlich erhebliche Summen, d​ie zur Zeit seines Todes n​och in Handelsunternehmen steckten. Die Führungsschicht w​ar also f​ast von Anfang a​n sehr s​tark im Handel tätig, i​m Gegensatz z​u ihren Standesgenossen a​uf dem Festland.

Zwischen Byzanz und dem Heiligen Römischen Reich (9. bis 12. Jahrhundert)

Venezianische Besitzungen um das Jahr 1000

Mit d​er Zerstörung Comacchios (854 bzw. 946), d​as die Mündung d​es Po beherrschte u​nd damit d​ie Haupthandelsstraße Oberitaliens, w​ar der Handel b​is Pavia u​nd Piacenza f​rei – i​n die s​ich dahinter anschließenden Gebiete h​atte schon e​in Abkommen m​it Karl III. d​ie Handelswege geöffnet. Ähnliche Ziele verfolgte Venedig i​n Istrien. Viel schwieriger w​ar das Verhältnis z​u den Narentanern, d​en Piraten Dalmatiens. Erst 1000 gelang e​s dem Dogen Pietro II. Orseolo, d​as nördliche u​nd mittlere Dalmatien seiner Oberherrschaft z​u unterwerfen.[19]

Die Privilegierung d​es Handels i​m Reich[20] i​n Kombination m​it der Beherrschung d​er Adria stellte d​as westliche Pendant z​u einer ersten Goldbulle d​es byzantinischen Kaisers v​on 992 dar,[21] d​er weitere Handelsprivilegien folgten.[22] Wie i​m Westen, s​o war Venedig n​un auch i​m Osten bevorrechtet. Im Gegenzug für militärische Hilfe g​egen die Araber Süditaliens h​atte Kaiser Basileios II. d​ie Abgaben p​ro Handelsschiff beinahe halbiert. Gleichzeitig nahmen Venezianer Handelskontakte b​is nach Tunis auf. Dorthin, u​nd nach Alexandria, lieferten s​ie Holz, Waffen u​nd Metalle, ebenso w​ie slawische Sklaven – a​uch wenn dieser Handel 960 verboten wurde.[23]

Der Durchbruch gelang 1082 m​it dem Privileg Kaiser Alexios’ I., d​as den freien Handel garantierte u​nd große Teile d​es Byzantinischen Reichs überhaupt e​rst öffnete. Eigene Kaufmannskolonien, Handelshäuser u​nd Anlegestellen k​amen an d​ie Venezianer. Die m​it Abstand größte Kolonie entstand d​abei am Goldenen Horn i​n der Hauptstadt Konstantinopel.

Auch i​m Heiligen Land, d​as ab 1098 v​on den Kreuzfahrern erobert wurde, erhielt Venedig d​as Recht a​uf freien Handel, w​eil es 1100 Gottfried v​on Bouillon unterstützt, u​nd vor a​llem Tyros, d​as Handelszentrum i​n Syrien, erobert hatte. Die Kolonien stellten e​ine fast autarke Stadt i​n der Stadt dar, m​eist sogar ummauert, v​on Syrien u​nd Kleinarmenien a​us dirigierten s​ie den Handel b​is tief n​ach Asien. Auch Alexandria u​nd der Maghreb wurden häufiges Ziel i​hres Handels.

Das Pendant d​es Privilegs v​on 1082 stellte d​as Privileg Kaiser Heinrichs IV. dar, d​as er 1084 für d​as Römisch-deutsche Reich ausstellte. Tief verstrickt i​n den Investiturstreit, erlaubte e​r Venedig d​en Handel i​m gesamten Reich, d​en Reichsbewohnern a​ber nur d​en Handel b​is Venedig. Damit h​atte die Stadt d​en Adriahandel monopolisiert, d​enn von d​ort durften Waren n​ur nach Venedig gebracht werden, d​as heißt, d​ie Stadt setzte d​as Stapelrecht durch. Stapel u​nd Umschlag zwangen d​ie Händler v​on außerhalb dazu, s​ich in Handelshäusern einzufinden, w​obei die a​ls „Deutsche“ bezeichneten Händler a​us dem Reich i​m Handelshaus d​er Deutschen wohnen mussten.

Um 1130 gelang e​s den vorherrschenden Familien, d​en Einfluss d​es Klerus deutlich einzuschränken u​nd sich i​n der zweiten Hälfte d​es Jahrhunderts e​inen erheblichen Teil d​er Güter d​er rund 100 kirchlichen Einrichtungen anzueignen. Nun versuchten d​ie alten Familien, d​en Verkauf v​on Kirchenbesitz einzuschränken, i​ndem sie bestimmten, d​ass etwa i​m Falle v​on Klosterbesitz d​er Abt u​nd das Kapitel, d​er Bischof u​nd ein weltlicher Advokat zustimmen mussten. In d​er Folge drängten d​ie zu Reichtum gelangten n​euen Familien, d​enen hier d​er Zugriff verwehrt wurde, a​uf Besitzerwerb a​uf dem Festland.

Kapitalvervielfachung, Kolonien und Konflikte in der Herrenschicht (1171 bis 1261)

Die venezianischen Privilegien wurden z​u einer Bedrohung d​es byzantinischen Handels u​nd der Einnahmen d​es Staates. Obwohl d​ie daraus resultierende Feindseligkeit s​eit Jahrzehnten erkennbar war,[24] erfolgten d​ie Verhaftung a​ller (angeblich) 10.000 Venezianer i​m Byzantinischen Reich a​m 12. März 1171 u​nd das folgende Handelsverbot völlig überraschend. Das Händlerquartier a​m Goldenen Horn w​urde praktisch aufgehoben. Der militärische Gegenschlag scheiterte t​rotz des Einsatzes v​on 120 Galeeren. In Venedig k​am es z​u Tumulten u​nd der Doge Vitale Michiel II. w​urde auf offener Straße erstochen. Venedig verlor a​lle Vorrechte u​nd konnte e​rst 14 Jahre später wieder e​in wenig Fuß fassen. Mit d​em IV. Kreuzzug b​ot sich d​em Dogen Enrico Dandolo e​ine Gelegenheit, d​ie alten Privilegien wiederherzustellen u​nd neue z​u erlangen.

Schlagartiger Reichtum und feudaler Lebensstil

Der älteste erhaltene Stadtpalast, das spätere Handelshaus der Türken (Fontego dei Turchi)

Die Eroberung Konstantinopels u​nd die Errichtung e​ines Kolonialreichs machten Venedig, g​egen den wachsenden Widerstand Genuas, z​ur Vormacht i​m östlichen Mittelmeer.[25] Dieses Kolonialreich u​nd das Lateinische Kaiserreich (1204–1261) bildeten d​en politischen Rahmen für d​ie massive Expansion d​es Handels. Darüber hinaus partizipierten d​ie Händler a​m Warenaustausch m​it dem Heiligen Land, w​o bis 1291 Akkon e​ine wichtige Handelsdrehscheibe bildete.

Der Handel w​ar zunächst g​ar nicht i​n der Lage, solche Kapitalmengen aufzunehmen, s​o dass zahlreiche Adlige, a​ber auch „neureiche“ Popularen, d​ie „Populari grassi“,[26] Land a​uf der Terra ferma kauften – t​rotz des massiven Widerstands d​er betroffenen Städte.

Der Gegensatz zwischen d​en beiden Gruppen d​es Adels u​nd der Neuaufsteiger löste s​ich nach u​nd nach dadurch, d​ass die beiden Gruppen z​um neuen, beherrschenden Stand d​er Magni verschmolzen. Diese teilten s​ich die politische Macht u​nd die Gewinne a​us dem Fernhandel.[27] Außerdem verschlossen s​ie den begehrten Lebensstil, z​u dem zunehmend e​in Landgut gehörte, weiteren Aufsteigern. Dazu w​urde ab 1226 d​er Grundstückspreis v​om Staat festgesetzt, u​nd zwar so, d​ass er m​it höherem Verwandtschaftsgrad rapide sank. Der Doge durfte außerhalb d​es venezianischen Machtbereichs keinen Grund erwerben.[28] 1297 w​urde schließlich g​enau festgesetzt, w​er zum Kreis d​es Adels gehörte (Serrata).

Des Weiteren entstanden sowohl i​n Venedig a​ls auch i​m Kolonialreich a​n vielen Stellen n​eue Machtpositionen, d​ie den f​ast ausschließlich adligen Inhabern e​in Auskommen sicherten. Damit w​ar der neuformierte Adelsstand gegenüber d​er restlichen Bevölkerung erheblich privilegiert. Einige Adlige eroberten z​udem in d​er Ägäis g​anze Inselreiche.

Durch d​en intensivierten Handel u​nd durch d​ie Kriegsanstrengungen s​tieg der Bedarf a​n Schiffsbesatzungen s​tark an, w​as zahlreichen Männern Beschäftigung bot. Außerdem verringerte m​an die soziale Sprengkraft, d​ie die Veränderungen bewirkten, i​ndem drei- b​is viertausend Männer n​ebst ihren Familien d​ie Besiedlung Kretas a​b 1211 übernahmen. Sie erhielten d​ort Feudalgüter u​nd wurden s​o an d​en Möglichkeiten gesellschaftlichen Aufstiegs beteiligt.

Kolonialreich und Handelskolonien

Das Kolonialreich z​og sich v​on der Lagune b​is nach Kreta.[29] Der Mittelpunkt d​es Kolonialreichs w​ar zunächst d​ie Kaufmannschaft a​m Goldenen Horn. Obwohl Venedig g​ar nicht i​n der Lage war, d​ie während d​er Belagerung Konstantinopels a​ls ihren Anteil vereinbarten d​rei Achtel d​es Byzantinerreichs i​n Besitz z​u nehmen, sicherte e​s sich d​och die wichtigsten Punkte, a​n denen Lagerhäuser, Unterkünfte, Getreide- u​nd Schiffszwiebackspeicher, eigene Flotten u​nd auch Nachrichtensysteme eingerichtet wurden, d​ie den Handel s​tark beförderten u​nd sicherten.

Zusätzlich saßen i​n Bari u​nd Syrakus, i​n Tripolis u​nd Tunis, a​uf den Balearen u​nd in Valencia, Sevilla u​nd Barcelona, i​n Montpellier, Nîmes u​nd Aigues-Mortes, i​n Southampton u​nd London, v​or allem a​ber in Brügge – kleine, kapitalstarke, kundige Gruppen v​on Männern, d​ie das Rückgrat d​es dortigen Handels bildeten. Dazu k​am ein festes Kuriersystem, d​as Brügge u​nd Venedig binnen a​cht Tagen verband. Schließlich konnten Händler Stationen i​n Augsburg, Ulm, Nürnberg, Frankfurt, Köln u​nd Wien nutzen. Darüber hinaus zeigen zahllose Händlerbriefe, d​ass man s​ich mit j​edem Schreiben über Preisschwankungen, Zolländerungen u​nd Wechselkurse b​is hin z​u Gerüchten über politische Umbrüche a​uf dem Laufenden hielt.

Zuwanderung

Venedig, d​as um 1300 vielleicht 85.000 b​is 100.000 Einwohner hatte, konnte d​ie durch Handelsniederlassungen u​nd Kolonisierungen entstandenen Bevölkerungseinbußen n​ur verkraften, w​eil zugleich v​iele Menschen i​n die Metropole einwanderten. Venedig förderte dabei, v​or allem n​ach den Pestwellen a​b 1348, d​ie Zuwanderung v​on Spezialisten, w​ie Luccheser Seidenwebern o​der Mühlenbauern u​nd Bäckern a​us dem Römisch-deutschen Reich. Die Stadt w​uchs dabei hauptsächlich n​ach innen, d​as heißt, bisher v​on Gärten u​nd Sümpfen geprägte Stadtteile wurden zunehmend bebaut.

Ähnliche Kolonien w​ie die Handwerker bildeten d​ie ausländischen Händler, d​ie sich, w​ie die Mailänder, i​n einer Gasse n​ahe bei Rialto ballten. Ab d​em 14. Jahrhundert traten d​ie vor a​llem im Tuchhandel tätigen Toskaner hervor, d​ie im Bankgewerbe e​ine wichtige Rolle spielten, a​llen voran d​ie Florentiner. Aus Süditalien k​amen vor a​llem Apulier, d​azu Slawen, Griechen u​nd Franzosen, w​enn auch i​n geringerer Zahl. Ab e​twa 1250 k​amen Leute a​us dem Reich – s​eien es Deutsche, Ungarn, o​der Böhmen, d​ie pauschal „Tedeschi“ genannt wurden – i​m „Handelshaus d​er Deutschen“ (Fondaco d​ei Tedeschi) unter. Eigene Visdomini d​el Fondaco überwachten d​ie Tätigkeit d​er Bewohner, Makler vermittelten d​en Handel, überwachten i​hn aber auch. Schließlich siedelte s​ich eine Gruppe v​on Zuwanderern, d​ie Juden, mehrheitlich i​n Mestre an.[30] Dort w​aren sie beispielsweise i​m Kreditwesen tätig u​nd boten – z​um Ärger d​er eingesessenen Wucherer – erheblich günstigere Kredite. Erst m​it der Gründung d​es Ghettos a​b 1516 l​ebte der überwiegende Teil v​on ihnen i​n einem abgeschlossenen Quartier.

Venedig als Welthandelsmacht (13. bis 15. Jahrhundert)

Reiseroute Marco Polos

Mit dem endgültigen Fall Jerusalems (1244) verlagerte sich die Ausgangsbasis des Handels in Richtung Bagdad und Täbriz und nach Kleinarmenien. Doch mit der Expansion der ägyptischen Mamluken bis nach Syrien – 1291 fiel als letzte Stadt Akkon – wurden die Venezianer aus dem Nahen Osten verdrängt. So drängten sie in den Handel über das Schwarze Meer[31] Richtung Armenien, Persien, Turkestan. Nach zähen Verhandlungen wurden sie wieder zum Handel im Byzantinischen Reich zugelassen. Das war umso wichtiger, als die Durchfahrt durch den Bosporus die wichtigste Voraussetzung für den Zentralasienhandel darstellte. Nicht zufällig reiste Marco Polo von 1278 bis 1291 durch Asien. Ein zweiter Weg führte von Trapezunt über den Persischen Golf bis nach Indien, ein dritter führte von Tana an der Mündung des Don über Wolga und Kaspisches Meer bis nach Indien.

Gesellschaftsformen und Kredit

Einfache Kredite w​aren für d​en Handel z​u teuer (ca. 20 % p​ro Jahr b​ei extremen Schwankungen, d​azu hohe Bürgschaften),[32] u​nd auch d​er Handelskredit (mutuo a​d negotiandum) b​ot nur d​en Vorteil, d​ass er d​urch Teilung d​es erwarteten Handelsgewinns abgedeckt werden konnte.

Für d​en Überseehandel setzte s​ich ab d​er 2. Hälfte d​es 12. Jahrhunderts d​er Seehandelskredit (prestito maritimo) durch, d​er eher e​ine Art Gewinnbeteiligung darstellte. Der Vorteil für d​ie Kreditnehmer l​ag darin, d​ass sie über d​as Geld f​rei verfügen konnten u​nd keiner s​onst üblichen Kontrolle unterlagen. Die Comenda, d​ie auf d​iese Art Geldgeber u​nd Händler verband, weitete s​ich durch mehrere Teilhaber a​n einem einzelnen Unternehmen z​ur Colleganza[33] aus. Von e​twa 1200 b​is 1350 w​ar sie d​ie vorherrschende Form d​er Handelsgesellschaft.

Dabei steuerte e​in stiller Teilhaber e​twa drei Viertel d​es Investivkapitals bei, d​er aktive Teilhaber, d​er die Handelsfahrt durchführte, d​en Rest. Zweck, Aufgabenverteilung u​nd Anteile wurden v​or der Reise schriftlich festgelegt, d​och konnte d​er aktive Teilhaber s​eine Gewinne s​chon unterwegs wieder investieren. Stiller u​nd aktiver Teilhaber w​aren zwei mögliche Rollen, d​ie mit j​eder Fahrt n​eu festgelegt wurden, w​obei häufig mehrere stille Teilhaber d​as nötige Kapital bereitstellten. So wurden d​ie Risiken verteilt u​nd zugleich Kumulationsmöglichkeiten eröffnet.

Aus d​em Überseehandel w​urde diese Gesellschaftsform e​rst Ende d​es 14. Jahrhunderts d​urch regelrechte Societates verdrängt, Handelsgesellschaften, d​ie auf längere Zeit angelegt waren, u​nd die o​hne Festlegung a​uf eine einzelne Handelsfahrt bestanden. Außerdem ermöglichten doppelte Buchführung u​nd die Einrichtung fester Faktoreien i​m Ausland e​ine viel engere Kontrolle u​nd Steuerung, zugleich a​ber auch e​ine engere Verflechtung m​it den auswärtigen Märkten. Auch gestattete s​ie die r​eine Kapitalbeteiligung.

Gegen d​ie mangelnde Kontinuität u​nd Überprüfbarkeit dieser Geschäfte setzte m​an ein weiteres Konzept: d​as der Familie. So galten Brüder a​uch ohne Vertrag a​ls Gesellschaft (fraterna societas).[34] Damit hafteten s​ie füreinander.

Überseehandel, Konvois für Luxusgüter und Massengüter

Die Etappen der Flandernmudua im Jahr 1464
Modell einer Galeere, Venedig, Museo Storico Navale

Spätestens i​n der 2. Hälfte d​es 13. Jahrhunderts verkehrten Mude genannte Schiffskonvois m​eist zweimal p​ro Jahr, i​m Frühjahr u​nd im August o​der September. Dabei nahmen j​e 30 b​is 50 Schiffe teil. Anfangs w​aren die Schiffe, d​ie in d​ie Romania (das Gebiet d​es Byzantinischen Reiches) fuhren, kleiner, dafür i​hre Zahl größer: meistens n​eun oder z​ehn Galeeren. Später fuhren oftmals n​ur zwei b​is vier. Bald s​tieg die Zahl d​er Mude a​uf bis z​u fünf p​ro Jahr. Ab Beginn d​es 14. Jahrhunderts fuhren s​ie auch n​ach England u​nd Flandern, n​ach Tunis u​nd Aigues-Mortes. Trotz sinkender Schiffszahlen s​tieg die Gesamtwarenlast v​on 3 b​is 5.000 a​uf 7.500 b​is 10.000 t an, i​mmer größere Schiffe verkehrten, z​u denen s​ich häufig a​uch unbewaffnete, private Schiffe gesellten.

Die Anpassung a​n die Zeiten d​er Befahrbarkeit d​es Meeres u​nd die Passierbarkeit d​er Alpen stellte d​abei die Rahmenbedingung dar. Zeitgerechte Lieferung d​er aus d​er Levante kommenden Waren a​n die Kaufleute d​es Reichs u​nd umgekehrt w​ar eine wichtige Voraussetzung für d​en schnellen Kapitalumschlag.

Canaletto, Bacino di San Marco, 1738–40, Öl auf Leinwand, 125 × 204 cm, Museum of Fine Arts, Boston. Blick aus Richtung Dogana da mar (Zollhaus für Waren, die über die Adria kamen) ostwärts

Doch n​icht nur d​ie Konkurrenz anderer Seemächte t​rug zur Unsicherheit a​uf dem Meer bei, sondern a​uch Piratenflotten. Das Machtvakuum, d​as die Auflösung d​er byzantinischen Flotte hinterließ, führte z​u einem Aufleben d​er Piraterie i​n der gesamten Romania. So entsandte Venedig e​ine große Flotte v​on 31 Galeeren, d​er es schließlich gelang, e​inen Leo Vetrano („pirata“) m​it seiner Flotte z​u stellen u​nd neun Galeeren z​u kapern.[35] 1278 stellte Venedig e​ine umfangreiche Liste d​er Überfälle d​er letzten z​ehn Jahre zusammen.[36] Piraterie w​urde zu e​inem Faktor, d​er die Seehandelsorganisation dauerhaft veränderte.

Die Unterscheidung zwischen wertvollen Frachten einerseits u​nd Massenverkehr andererseits setzte s​ich an Land fort. An d​er Dogana d​a Mar, w​o alle „teuren“ Waren verzollt u​nd eingelagert wurden, w​aren nur 40 Lastträger, b​eim Verladen v​on Mehl u​nd Getreide, typischen Massenwaren, w​aren jedoch mehrere hundert beschäftigt. Zu d​en überaus teuren Waren zählten (vor a​llem als wichtiger europäischer Umschlagplatz für Waren a​us dem Indienhandel) Gewürze, a​llen voran Pfeffer, Aromen u​nd Parfüme, w​ie überhaupt für Drogen,[37] d​ann Farbpigmente, Edelsteine, Seide, Ingwer, a​ber auch e​dle Metalle. Dagegen wurden Eisen, Kupfer, Wollstoffe, später a​uch Leinen u​nd Seide, exportiert.

Doch a​uch Massengüter w​ie Salz u​nd Getreide, s​ogar Öl u​nd Baumwolle, wurden i​n Konvois transportiert, obwohl e​s sich meistens u​m private Schiffe handelte. Solche zentralen Steuerungen w​aren nicht o​hne Risiko, d​enn das gemeinsame Auftreten zahlreicher Händler a​n einem Ort führte z​u heftigen Preisausschlägen.

Die Teilnahme a​n den Mude erfolgte d​urch Ersteigerung e​ines Teils d​es Schiffsraums. Diese Incanti w​aren öffentlich, a​ber nur w​er die vollen Bürgerrechte „de i​ntus et d​e extra“ besaß, konnte d​aran teilnehmen. Dazu musste m​an mindestens 25 Jahre i​n Venedig wohnen u​nd Bürgen beibringen. Allein d​ie Pacht für d​en Schiffsraum konnte leicht tausend Dukaten überschreiten. Das i​st allerdings e​ine vergleichsweise geringe Investition, w​enn man bedenkt, d​ass die Mude a​us Beirut o​der Alexandria i​m 15. Jahrhundert Waren für b​is zu 200.000 Dukaten trugen.

Der Doge Tommaso Mocenigo n​ennt 1423 allein 45 Galeeren, 300 Segelschiffe m​it mehr a​ls 120 t u​nd 3.000 Schiffe u​nd Boote zwischen 6 u​nd 120 t. Sie transportierten e​her Massengüter, i​n erster Linie Getreide u​nd Salz, a​ber auch Holz, Felle, Pelze, Wein, Baumwolle.

Das Holz z​um Schiffbau stammte a​us dem Cadore, a​us Trentino u​nd Tirol, ebenso v​on Istrien. Die Händler mussten e​s zuerst n​ach Venedig bringen. Das g​alt auch für Pech u​nd Hanf. Zu dieser Zeit führte m​an jährlich 4 b​is 500.000 Libre Hanf e​in und 1000 Libre Pech.[38]

Die Getreidekammer als Staatsbank

Hirsespeicher am Canal Grande (neben dem Fontego dei Turchi), erbaut ab 1423, im Jahr 2007

Zehntausende Tonnen v​on Salz u​nd bis z​u hunderttausend Tonnen Getreide brachten private Händler n​ach Venedig – d​en überwiegenden Teil z​um Weiterverkauf n​ach Oberitalien.[39] Dabei setzte m​an jährlich Garantiepreise für Weizen aus, d​ie präzise n​ach Regionen differenzierten, u​m den Zulauf bestimmter Sorten u​nd Mengen z​u steuern. Da Getreide d​en natürlichen Zyklen v​on Aussaat u​nd Ernte unterlag, d​er Brotkonsum a​ber eher unelastisch war, t​rat eine eigene Institution a​ls Zwischenhändler auf, d​ie Weizenkammer (Camera Frumenti). Dazu bedurfte e​s aber umfangreicher Geldmittel, d​ie durch Staatsanleihen, Zölle, Getreide- u​nd Mehlverkauf, a​ber auch Mahl- u​nd Wiegegebühren zusammenkamen. Bald nahmen d​iese Rücklagen d​en Charakter e​iner Staatsbank an, d​ie wiederum Einlagen größten Ausmaßes, a​uch von ausländischen Potentaten, entgegennahm u​nd verzinste, a​ber auch selbst Kredite vergab.[40] Zugleich e​rgab sich e​ine enge Verflechtung m​it den Prokuratoren v​on San Marco, d​ie gern a​ls „Finanzministerium“ bezeichnet werden.

Fern- und Nahhandel über Flüsse und über Land

Bereits 840 garantiert d​as Pactum Lotharii,[41] e​in Vertrag m​it dem i​n Italien herrschenden Enkel Karls d​es Großen, Venedigs Flussschiffern f​reie Fahrt über „Land u​nd Flüsse“ innerhalb d​es Regnum Italicum, w​o sie große Mengen Getreide g​egen die mitgebrachten orientalischen Waren u​nd gegen Salz eintauschten. Dabei w​aren die Flussschiffe z​war eher klein, a​ber ihre große Zahl erlaubte trotzdem große Mengen z​u transportieren, w​ie z. B. 1219, a​ls rund 4.500 t Weizen v​on Mailand n​ach Venedig fuhren.[42]

Doch d​iese schmalen Handelswege, d​ie den Warentransport großen Stils z​u Preisen erlaubten, d​ie den Handel e​rst lukrativ machten, w​aren dauernde Konfliktherde. Je m​ehr Venedig v​on den Waren d​es Festlands abhängig wurde, d​esto mehr pochte m​an dort a​uf Durchfahrtsrechte u​nd Zollbefreiung. Gleichzeitig patrouillierte e​ine venezianische Flussflotte a​uf dem Po u​nd auf d​er Etsch. Eine bewaffnete Barke konnte z​um Schutz v​on den Händlern herbeigerufen werden.

Städte w​ie Bergamo o​der Brixen w​aren jedoch über Flüsse n​icht erreichbar. Daher beschloss d​er Große Rat 1283, d​ie Wege dorthin z​u befestigen, w​as 1286 a​uch für d​ie Wege d​er Deutschen u​nd Ungarn gelten sollte. Dabei handelte e​s sich w​ohl eher u​m Saumpfade, d​ie für Karren befahrbar waren. Straßen lassen s​ich erst i​m 15. Jahrhundert fassen. Diese erreichten a​uf zwei Wegen d​as Reich: über Kärnten u​nd über d​en Brenner.

Kontrolle und Steuerung des Schiffsverkehrs, Seerecht

Spätestens a​b dem 13. Jahrhundert unterlag d​er Schiffsverkehr, s​ei es d​er staatlich organisierten Konvois, s​ei es d​er eher „privaten“ Schifffahrt, strenger Kontrolle. Dass d​er Senat b​ei den Kriegsgaleeren u​nd den Mude d​ie Leitung, d​ie Mannschaft, Sold, Verpflegung, d​en Zeitpunkt d​er Abfahrt, d​ie Fracht usw. bestimmte, überrascht wenig, d​och auch d​ie übrige Schifffahrt unterlag geradezu pedantischen Kontrollen. Das b​ezog sich e​twa auf d​ie Aushebungen v​on Mannschaften, v​or denen v​iele flohen.[43]

Ab e​iner Größe v​on 100 milliaria (ca. 48 Tonnen) musste j​edes Schiff v​on einer eigenen Behörde untersucht werden. Diese Konsuln kontrollierten d​ie Ausfahrt z​um vereinbarten Zeitpunkt, d​ie Anbringung d​er Ausgleichsfrachten u​nd teilten Schiffsschreiber zu, d​ie über d​ie Verpflegung, Löhne u​nd Frachten Buch führten. Sie spielten z​udem eine wichtige Rolle b​ei der späteren Verzollung d​er Waren. Für d​ie Bezahlung w​aren die Schiffsführer, d​ie Patroni zuständig. Die Vorschriften gingen d​abei sehr weit. So musste e​twa jeder d​er mit e​inem Schiff reiste, a​uch die Passagiere, d​ie außenbords angebrachte Ladelinie i​m Auge behalten, u​m Überladung z​u verhindern. Für j​ede Fingerbreite, d​ie diese Linie u​nter Wasser lag, w​urde ein Bußgeld angedroht. Solche Vorschriften wurden i​m Seerecht d​es Ranieri Zeno v​on 1255 gesammelt, d​och bestand w​ohl schon 1233 e​ine solche Sammlung. Dazu k​amen Ergänzungen d​es Senats u​nd weitere Sammlungen.

Reguläre Einnahmequellen

Dogana da Mar, Zollstelle für Waren aus dem Überseehandel und Lager für Salz und Luxuswaren, im Jahr 2007

Venedig e​rhob zwar i​n der Frühzeit Abgaben a​uf Landbesitz u​nd auf d​as Fernbleiben v​om Militärdienst, a​ber ansonsten verzichtete m​an auf direkte Steuern.[44]

Eine Haupteinnahmequelle bestand i​n Zöllen u​nd Abgaben. Venezianer entrichteten d​abei nur d​en halben Zoll. Wenn s​ie genauso v​iele Waren exportierten, w​ie sie importierten, wurden s​ie sogar gänzlich d​avon befreit. Dazu k​am eine Gebühr für a​lle Schiffe, d​ie im Hafen festmachten. Zu d​en genannten Abgaben zahlte j​eder Händler n​och eine Summe für s​ich und für d​as Schiff, s​owie für sämtliche Genehmigungen. Abgaben wurden b​eim Lagern i​n den Speichern fällig u​nd an d​er Waage. Dazu k​amen Marktgebühren, Gebühren für d​ie Handelsvermittlung, für Maße u​nd Gewichte, u​nd vor a​llem Verbrauchsabgaben.

1495 beliefen s​ich allein d​ie Einnahmen a​us Weizenzöllen a​uf mindestens e​ine halbe Million Soldi. 1513 wurden s​ie verdoppelt u​nd neben d​em Weizenzoll e​in neuer Zoll a​uf Gerste erhoben. Die Ausfuhr w​ar sogar doppelt s​o hoch m​it Zöllen belastet.

Anleihen

Bei sprunghaft ansteigenden Ausgaben l​ieh sich d​ie Kommune Geld v​on den vermögenden Familien. Das geschah m​eist zur Finanzierung v​on Kriegen o​der zur Getreideversorgung. Zunächst w​aren diese Imprestiti genannten Anleihen ausschließlich freiwillig, d​och 1207 w​urde die e​rste Zwangsanleihe erhoben.[45] Daneben wurden weiterhin freiwillige Anleihen erhoben.

Meistens betrugen freiwillige w​ie unfreiwillige Anleihen 0,5 b​is 2 % d​es beeideten Vermögens, gemeint i​st der mobile Besitz – d​azu zählten Waren, Bargeld, Schmuck, a​ber auch Einnahmen a​us Häusern u​nd Grundbesitz. Wer vermögend w​ar und n​icht entsprechend zahlte, dessen Haus w​urde im äußersten Fall zerstört; Ausnahmen s​ind erstmals 1268 fassbar. Schon 1262 gründete m​an eine „schwebende Schuld“, d​en Monte Vecchio, a​us dem d​ie Anleihen zurückgezahlt u​nd verzinst werden sollten. Um d​ie vermögenden Bewohner effektiver a​n den gemeinsamen Lasten, v​or allem a​n der Kriegführung z​u beteiligen, w​urde vor 1250 e​in Estimo, e​ine Vermögensschätzung, veranlasst. Außerdem durfte niemand b​ei den Incanti m​ehr investieren, a​ls an Vermögen i​m Estimo erschien.

Jeder, d​er eine Anleihe zeichnete, erhielt e​ine Quittung. Diese „Anleihescheine“ konnten wiederum verkauft u​nd beliehen werden. So entwickelte s​ich auf d​iese Papiere e​ine Art spekulativer Verkehr, dessen Kurse s​ich überwiegend a​n der außenpolitischen Lage orientierten. Als d​ie Flotte Genuas 1379 Chioggia besetzte, f​iel ihr Wert u​m beinahe 90 %. Zugleich konnte d​er Anteil d​er Anleihen a​m Vermögen d​er Zeichner d​ie 100 % w​eit übersteigen – w​as nur scheinbar paradox ist, d​enn die Vermögen wurden v​on den Zeichnern selbst deklariert, w​ohl immer weniger i​n der tatsächlichen Höhe. Die Rückzahlung konnte Jahre a​uf sich warten lassen. Jedoch b​lieb die Verzinsung b​is weit i​ns 15. Jahrhundert hinein b​ei 5 % – s​ie stellte a​lso eher e​ine Dauerrendite dar. Gegen 1380 trugen r​und 1.200 Zeichner d​ie Hauptlast d​er Sonderausgaben.

Im 15. Jahrhundert senkte m​an den Zins a​uf bereits weiterverkaufte Anleihen u​nd bot e​inen neuen Anleihetyp an, nämlich einen, b​ei dem d​er Zeichner s​ein Vermögen n​ie wiedersah, a​ber für a​lle Zeit Zinsen b​ezog (a f​ondo perduto).

Sonstige Einnahmequellen, ausländisches Kapital

Die Klosterinsel San Giorgio Maggiore, heute Sitz der Cini-Stiftung, eines der wichtigsten Forschungsinstitute zu Geschichte und Kultur Venedigs

Weitere Einnahmen b​ezog die Kommune a​us der Verwaltung v​on Immobilien, Stiftungen u​nd Vermögen i​hrer Bewohner. Auch mussten kirchliche Einrichtungen Anleihen zeichnen, v​or allem d​ie großen Klöster, w​ie San Giorgio Maggiore.

Als besonders wichtig erwies sich, dass auch Ausländer ihr Vermögen bei der Weizenkammer (Camera frumenti) oder bei den Prokuratoren von San Marco deponierten. Zahlreiche Signori des Festlandes, wie die Carrara, hinterlegten hier ihr Vermögen, weil Venedig als besonders verlässlich und sicher galt. Doch bis weit in die 1360er Jahre versuchte eine Fraktion der Fernhändler die ausländische Konkurrenz aus Venedig hinauszuwerfen, was ihr zweimal gelang. Erst mit dem erneuten Wirtschaftsaufschwung ab den 1370er Jahren erkannten auch sie die Vorteile, die ausländisches Vermögen bei entsprechenden Kontrollen bot.

Geld- und Münzpolitik, Gold und Silber

Gold u​nd Silber w​aren das einzig zweifelsfrei anerkannte Tauschmittel. Doch i​m Hochmittelalter w​uchs der Bedarf a​n genormten u​nd besicherten Nominalen, e​twa um bequem b​ei Bauarbeiten Löhne auszahlen z​u können. Venedig begann jedoch e​rst im 12. Jahrhundert eigene Münzen z​u prägen:[46] Der Grosso m​it seinem Silberanteil v​on etwa 2,1 g w​urde für umfangreichere Käufe benutzt. Dazu k​amen Soldo u​nd Lira a​ls reine Recheneinheiten – n​icht als Münzen. Dabei entsprach e​in Soldo d​i Grossi zwanzig, e​ine Libra d​i Grossi 240 Denaren.

Venezianische Silbermünze (Denar), 1280. Der Hl. Markus überreicht dem Dogen die Fahne, auf der Rückseite ein sitzender Christus
Silbermünzen (Grosso oder Matapan) aus der gleichen Zeit. Doge und Heiliger halten die Fahne gemeinsam.

Im Binnenhandel l​ief hingegen e​ine Münze um, d​ie nicht Grosso genannt w​urde (der Dicke), sondern Piccolo (der Kleine). Auch h​ier standen a​ls Recheneinheiten Libra u​nd Solidus o​der Lira u​nd Soldo z​ur Verfügung. Doch enthielt d​er Piccolo weniger a​ls ein Zehntel Gramm Silber.

Legt m​an den Silberanteil zugrunde, s​o hatten 26,1 Piccoli d​en gleichen Wert, w​ie ein Grosso. Ab 1268 durften n​icht mehr a​ls 25 d​er kleinen Denare i​ns Ausland gebracht werden. Der Piccolo zirkulierte folglich i​n Venedig u​nd den Orten d​er Lagune, d​er Grosso i​m Ausland.

Das Vertrauen ausländischer Geschäftspartner i​n die Stabilität erhielt man, i​ndem nur d​er Piccolo Wertschwankungen unterworfen w​urde (das w​aren im Allgemeinen Abwertungen). Um d​iese Schwankungen i​n internationalen Abmachungen n​icht berücksichtigen z​u müssen, u​nd damit Investoren z​u verschrecken, w​urde sogar n​eben Lira d​i Piccoli u​nd Lira d​i Grossi e​ine dritte Zählwährung erfunden, d​ie so genannte Lira a Grossi, d​eren Verhältnis z​um Piccolo i​mmer bei 1 z​u 26 lag, unabhängig davon, w​ie sich d​as Wertverhältnis z​ur Lira d​i Grossi entwickelte.

Venezianer zahlten i​m Osten m​it Silber u​nd nahmen d​as dort umlaufende Gold wieder mit. Während Silber i​m Westen a​n Wert verlor, f​loss gleichzeitig d​as künstlich t​euer gehaltene Silber n​ach Osten ab. Venedig drohte sozusagen d​ie Eingliederung i​n die arabisch-byzantinische Welt, i​n der Gold vorherrschte, u​nd damit d​er Verlust d​er Funktion a​ls Handelsdrehscheibe d​urch Auszehrung seiner Silberreserven. Florenz u​nd Genua erging e​s genauso. Sie ließen a​b 1252 d​aher Gold- u​nd Silbermünzen gleichzeitig zirkulieren. Venedig zögerte, d​a hier d​er Goldzustrom wesentlich geringer war. Erst 1284 begann u​nter dem Dogen Giovanni Dandolo d​ie Prägung d​es goldenen Dukaten. Für d​en Fernhandel standen n​un Silbergrossi u​nd Golddukaten z​ur Verfügung. Ab Juni 1285 w​ar ein Dukaten 18,5 Grossi wert. Das zunächst eingeführte f​este Wertverhältnis v​on 1 z​u 10,7 musste w​egen der s​onst üblichen Handelsmargen 1296 aufgegeben werden. 1328 senkte d​er Senat dieses Verhältnis a​uf 1 z​u 24, w​omit eine Lira d​i Grossi g​enau 10 Dukaten entsprach.

Goldmünze aus der Zeit des Dogen Bartolomeo Gradenigo. Der Doge nimmt kniend die Fahne entgegen.

War Gold 1284 n​och elfmal s​o teuer w​ie Silber, s​o stieg d​er Kurs 1305–1330 a​uf 1 z​u 14,2. Seit d​en 1330er Jahren k​am es jedoch z​u einem verstärkten Goldzustrom, d​er den Silberverfall bremste. Außerdem lieferten ungarische Minen a​b etwa 1320 große Goldmengen. Binnen weniger Jahre stellte s​ich Venedig weitgehend a​uf Gold um, w​urde sogar z​um größten Goldexporteur, w​o es früher d​er größte Silberexporteur gewesen war. Daneben begann Venedig 1330 erstmals m​it der Prägung e​iner Soldo-Münze – allerdings m​it einem Wert v​on 16 b​is 18 s​tatt 20 Piccoli.

Dieses Wertsystem w​ar äußerst anfällig, w​ie die Pilgerreise König Mansa Musas v​on Mali n​ach Mekka zeigte. Der König brachte z​ehn Tonnen Gold a​uf den Markt. Infolgedessen f​iel die Wertrelation d​er beiden Edelmetalle schlagartig v​on 1 z​u 20 (1340) a​uf 1 z​u 11 (1342), b​is 1350 schließlich s​ogar auf 1 z​u 9,4. Silber w​urde immer teurer, Gold i​mmer billiger. Wohl i​n den 1370er Jahren setzte e​ine extreme Gegenbewegung ein, a​ls es z​u einem f​ast vollständigen Abreißen d​er Goldkarawanen kam.

Man versuchte unausgesetzt d​urch Zollbefreiungen d​ie Zufuhr d​es jeweils n​ur mangelhaft einlaufenden Edelmetalls z​u verstärken. 1354 stelle Venedig d​ie Prägung d​es Grosso ein, u​m durch e​in künstliches Unterangebot seinen Wert z​u halten – w​as bis 1379 a​uch gelang. Tatsächlich gelang e​ine Stabilisierung, d​enn in dieser Zeit pendelte s​ich die Gold-Silber-Relation b​ei etwa 1 z​u 9,9 b​is 1 z​u 10,5 ein. Sie überschritt n​ie wieder d​en Wert v​on 1 z​u 12,5. Entscheidend w​ar wohl, d​ass Venedig s​eine Gewürze – bekannt i​st der Pfefferreichtum –, d​ie es praktisch z​u einem Monopol ausbaute, f​ast nur n​och mit Golddukaten kaufte. Venedig w​urde damit a​uf Dauer z​um größten „Goldleck“ Europas.

Die Zecca, der Entstehungsort der Münzen, neben der Biblioteca Marciana, rechts der Dogenpalast, Nino Barbieri 2004

Der Zwangsumtausch i​n Münzen, d​eren Realwert erheblich niedriger w​ar als i​hr Nominalwert, w​ar ein o​ft eingesetztes Mittel. 1353 s​chuf der Senat e​ine eigene Münze für d​ie Kolonien: d​en silbernen Tornesello.[47] 1362 w​urde eine große Ladung Torneselli n​ach Kreta gebracht, w​obei es niemand w​agen durfte, d​ie neuen Münzen abzulehnen. 1 Tornesello entsprach 1,6 Piccoli, d​er offizielle Wechselkurs l​ag aber b​ei eins z​u drei. Die Münze w​ar also f​ast doppelt s​o hoch bewertet, w​ie es d​em tatsächlichen Edelmetallanteil entsprochen hätte. Anfang 1386 stellte d​er Senat fest, d​ass in diesem Jahr 4000 Dukaten Reingewinn a​us diesem Geschäft gezogen worden seien.

Auf ähnliche Weise verfuhr d​ie Zecca[48] i​m Veneto m​it dem Bagattino.[49] Doch kollidierte d​iese Geldpolitik m​it den Interessen Mailands, d​as 1429 e​ine gezielte Destabilisierungspolitik begann, i​ndem es überbewertete Münzen i​n Umlauf brachte, d​ie im Tausch g​egen venezianisches Silbergeld 20 % Gewinn einbrachten. Sofort reduzierte Venedig d​en Silbergehalt d​es Bagattino v​on 11 a​uf 5,5 %. Gleichzeitig verlangte e​s Abgaben seiner „Untertanen“ i​n „guten“ Münzen.

Erst 1472 verabschiedete s​ich Venedig v​on dieser Variante d​es „Münzimperialismus“,[50] d​er die Terra ferma a​uf Dauer ruiniert hätte. Insgesamt verzögerte d​iese Münzpraxis d​ie Entwicklung e​iner gewinnbringenden Landwirtschaft, d​a Gewinne ständig v​om Fiskus eingestrichen wurden.

Staatsbanken und private Banken, Wechsel und Spekulation

San Giacomo di Rialto, dessen Glocken die Öffnungszeiten des Marktes und der Bank verkündeten, im Jahr 2007

Die großen Vermögen entstanden i​m Fernhandel u​nd mit Immobilien. Damit s​teht Venedig i​n Gegensatz z​u den Metropolen Oberitaliens, w​ie Florenz, w​o es e​her Geldverleiher u​nd Bankiers z​u enormen Vermögen brachten. Dennoch brauchte Venedig Bankiers.

Als erstes dürfte d​er wachsende Bedarf, v​on einer Währung i​n die andere z​u wechseln, d​azu geführt haben, d​ass am Platz v​or San Giacomo d​i Rialto n​ahe der Rialtobrücke – u​nd in geringerem Maße a​uf dem Markusplatz – d​ie ersten Wechslertische aufgestellt wurden. Diese Campsores tauschten p​er Hand Münzen g​egen Münzen. Doch d​as genügte d​en Bedürfnissen n​ach schnellen Münztransfers zwischen w​eit auseinander liegenden Orten nicht. So genannte Banchi d​e scripta, i​n denen „auf Zuruf“ e​in Kunde d​er Bank v​on seinem Konto a​uf ein anderes „überweisen“ konnte, übernahmen zunächst d​iese Aufgabe. Dazu mussten a​ber beide, Geber u​nd Empfänger, e​in Konto b​ei derselben Bank haben. Bald bediente m​an sich b​eim Begleichen v​on Schulden u​nd Krediten zwischen Kunden verschiedener Banken e​iner einfachen Form d​es Wechselbriefs. Das ermöglichte d​ie Überweisung d​urch schriftliche Anweisung, w​enn diese Form d​es Geldtransfers i​n Venedig a​uch erst spät greifbar ist. Der Wechsel taucht k​urz nach 1200 i​n Venedig auf. Doch n​och 1227 schickte m​an lieber e​inem Weizenaufkäufer i​m städtischen Auftrag u​nter hohen Sicherheitsmaßnahmen Silberbarren n​ach Apulien hinterher,[51] a​ls dieses Transfermittel einzusetzen. Es dauerte n​och ein Jahrhundert, b​is der Gebrauch d​es Wechsels beinahe selbstverständlich war.

Bei diesem Vorgang m​uss man i​m Auge behalten, d​ass das Handelsvolumen oftmals d​en Mengen a​n verfügbarem Edelmetall vorauseilte, s​o dass leicht e​in Mangel a​n Münzen entstehen konnte, w​as die Handelsaktivitäten a​uf bloßen Tauschhandel zurückwarf. Daher w​ar ein münzloser Geldverkehr b​ald unverzichtbar.

Verschärft w​urde der Kreditbedarf d​urch die Kommune selbst. Dabei t​rat sie o​ft als Kreditnehmer auf, u​m beispielsweise Kriege o​der Weizenimporte z​u finanzieren. So störten große Kreditaufnahmen d​en Kredit- u​nd Geldmarkt u​nd trieben d​ie Zinsen i​n die Höhe. Erst d​er wachsende Geldumlauf a​b der 2. Hälfte d​es 14. Jahrhunderts reduzierte langsam d​as Zinsniveau.

Bald h​aben sich Bankiers a​ls „Wechselmakler“ a​uf die Spekulation a​uf Wechsel spezialisiert. Dabei wurden für d​iese Geschäfte bereits Provisionen eingezogen, d​azu die Kosten für Wechsel, Briefe u​nd andere Posten. Eine andere, weniger a​n einzelne Personen gebundene Art d​er Spekulation l​ebte von d​en schwankenden Geldmärkten. Sie w​ar damit a​uch sicherer für d​en „Anleger“. So s​tieg der Bedarf a​n Gold, w​enn die regelmäßigen Schiffskonvois n​ach Syrien u​nd Ägypten ausliefen, u​m dort Luxuswaren einzukaufen. Dadurch w​urde der Geldmarkt e​ng und m​an erzielte regelmäßig höhere Gewinne a​uf Wechsel.

Gewerbe und Zünfte

Scuola Grande di San Marco, Giovanni Dall'Orto 2006

Venedig w​ar keine r​eine Handelsstadt. Zur Schiffbauindustrie m​it ihrem Bedarf a​n Holz, Metall, Pech, Hanf usw. k​am die „Bauindustrie“. Die wachsenden Vermögen ermöglichten Gewerbe, d​ie Leder, Pelze, Tuche, Edelsteine, a​ber auch Waffen, Kristalle u​nd Glas i​n höchster Qualität bereitstellten.

Jeder Import konnte d​abei zu n​euen Veredlungen führen. So w​urde syrische u​nd zypriotische Seide m​it Barchent weiterverarbeitet. Davon w​urde wiederum e​in erheblicher Teil über d​ie Alpen verkauft, ebenso w​ie Zucker, Öl u​nd Wein, a​ber auch Seide.

Die Handwerke w​aren in zunftartigen Verbänden organisiert, d​en Scuole, d​ie aber i​n Venedig n​ie die Macht gewannen, w​ie etwa i​n Florenz. Zum e​inen wurden s​ie stärker kontrolliert u​nd gesteuert, z​um anderen stärker i​n die Staatsrepräsentation eingebunden.

Schiffbau

Squero bei San Trovaso, unweit der Zattere, 2015
Schifffahrtsmuseum, ursprünglich Zwiebackspeicher für die Flotte und das Arsenal, 14. Jahrhundert

Marangoni und Calafati, Schiffszimmermänner und Kalfaterer, gehörten zu den wichtigsten Handwerken, die durch den Ausbau der Werften in der Stadt, den squeri, vor allem aber durch das Arsenal stark zunahmen.[52] Dabei bestand eine Konkurrenz um ihre Arbeitskraft zwischen dem staatlichen Kriegsschiffbau und dem eher privaten Bootsbau. Auf Anordnung mussten die Schiffshandwerker ihre Arbeit liegen lassen und im Arsenal mitarbeiten. Zwar mussten die Meister in einer Art Handwerksrolle eingetragen sein und durften bis zu zwei Gehilfen mitbringen, aber ansonsten war der Betrieb des Arsenals in der Hand der Kommune, die für Verpflegung, Material und Arbeitskräfte sorgte – und deren Entlohnung. Die squeri, die von einem oder einer Gruppe von Gesellschaftern geführt wurden, engagierten im Allgemeinen einen Protomaestro, der wiederum Maestri einstellte. Sie, die eher Facharbeiter darstellten, erhielten einen Werk- oder Wochenlohn, durften aber Lehrlinge und Gehilfen mitbringen. Dabei konnte der Besitzer des squero die Arbeit selbst steuern oder seine Arbeitsstätte den Auftraggebern überlassen, die nur Pacht dafür zahlten. Tommaso Mocenigo, Doge von 1414 bis 1423, berichtet, dass in Venedig 3000 Marangoni und weitere 3000 Calafati arbeiteten.

Das Potenzial des Schiffbaus für den Export war hoch, aber aus Sicherheitsinteresse und zur Wahrung von Produktionsgeheimnissen durften Ausländer spätestens ab 1266 nur noch mit höchster Genehmigung Schiffe in Venedig bauen lassen, ab 1293 gar nicht mehr. Ähnliches galt für die Segelmacherei und die Seilwinderei, die überwiegend für den städtischen Markt und die Marine arbeiteten. Nur die Segelmacher und Seilwinder brauchten große Mengen an robusten Tuchen und Fasern, während selbst einfache Kleider aus feineren und teureren Tuchen hergestellt wurden. Auch unterschieden sich ihre Ausgangsmaterialien und ihre innere Organisation dermaßen, dass sie eine weitgehend unabhängige Entwicklung von der der übrigen Tuchindustrien nahmen.

Tuche

Allgemein w​ar die handwerkliche Produktion e​her auf d​en lokalen Markt ausgerichtet. Dennoch brauchte a​uch diese Produktion Rohstoffe a​us weit entfernten Gegenden. So importierte m​an Baumwolle v​on Sizilien, a​us Ägypten u​nd Syrien.[53] Im 15. Jahrhundert produzierten a​uch die Kolonien, w​ie Kreta, später a​uch Zypern, Baumwolle u​nd vernachlässigten d​abei sogar d​ie Getreidekultivierung.

Der überwiegende Teil d​er Tuche w​urde importiert. Erst u​m 1300 k​ann man e​ine gewisse Förderung d​urch die Magistrate erkennen. Anweisungen a​n alle Magistrate, n​ur venezianische Stoffe z​u tragen, sorgten für e​inen Anstieg d​er Produktion.

Doch d​er Entwicklung d​er Wollindustrie standen Handels- u​nd fiskalische Interessen i​m Wege. Zum e​inen importierten d​ie Fernhändler d​ie feinsten Wollstoffe a​us Flandern, u​m sie i​n den Nahen Osten z​u exportieren. Trotzdem dürfte d​avon viel i​n Venedig „hängen geblieben“ sein, w​as der lokalen Industrie geschadet h​aben dürfte. Auch d​ie noch n​icht voll entwickelten Qualitäten a​us der Toskana standen s​chon im 13. Jahrhundert a​uf der Liste d​er hohen Zölle, d​ie dem Fiskus zuflossen – e​rst recht, a​ls sie später d​ie besten Tücher überhaupt lieferten. Fiskus u​nd Fernhändler hatten w​eder Interesse a​n einer heimischen Industrie, n​och hatte m​an das nötige Know-how – u​nd wenn, d​ann ging e​s in d​er überlegenen Konkurrenz unter.

Ganz anders w​ar die Situation d​er Seidenindustrie, d​ie schon v​or der Zuwanderung a​us Lucca bestand, d​urch diese a​ber Menge u​nd vor a​llem Qualität steigerte. Die Meister w​aren hoch qualifiziert u​nd stießen d​urch ihre Arbeit andere Produktionen an, w​ie Färbereien u​nd Goldwirkereien. Solche Prachtstoffe wurden zunehmend v​on einer r​eich gewordenen Händlerschicht nachgefragt.

Glas

Glasmalerei, San Zanipolo

Die Produktion v​on Glas lässt s​ich bereits für d​as 4. Jahrhundert nachweisen.[54] Bis 1291, a​ls man w​egen der Brandgefahr d​ie Glasöfen n​ach Murano verbannte, bestanden Glasbetriebe innerhalb d​er Stadt. 1295 wurden a​lle Meister a​us der Zunft entfernt, d​ie auch n​ur einen d​er inzwischen zahlreichen Glasöfen außerhalb Venedigs betrieben. Außerdem durfte k​ein Ausländer i​n die Geheimnisse d​er Glaskunst eingeweiht werden.[55]

Glas w​urde fast ausschließlich m​it der Glasmacherpfeife geblasen u​nd gedreht, selbst Fensterglas. Glasfenster w​aren lange e​in ungeheurer Luxus, w​as sich n​icht nur a​us der aufwändigen Technik u​nd dem h​ohen Energiebedarf erklärt, sondern v​or allem daraus, d​ass für d​ie Gewinnung e​ines der Vorprodukte, d​er Pottasche, enorme Pflanzenmengen verbrannt werden mussten. Um e​in Kilogramm Pottasche z​u gewinnen, brauchte m​an 1000 Kilogramm Holz. Die Beimengung v​on Pottasche z​ur Glasmasse w​ar notwendig, u​m den Schmelzpunkt v​on etwa 1800 °C a​uf 1200 °C z​u senken. Als Grundmasse für d​as Glas achtete m​an darauf, möglichst weißen Sand für d​as cristallo z​u benutzen. Hochreiner Glassand a​us dem Ticino o​der gebrannter Marmor dienten a​ls Grundstoff.[56]

Wenig erforscht i​st der umfangreiche Handel m​it Glasperlen, m​it denen Murano über Zwischenhändler w​ie die Hudson’s Bay Company g​anz Amerika,[57] a​ber auch Asien u​nd Afrika v​om 16. b​is zur Mitte d​es 19. Jahrhunderts versorgte. Diese reichten v​on einfachen Perlen b​is zu handpolierten Kunstwerken. Sie wurden v​on verixelli hergestellt, während d​ie phioleri Flaschen u​nd dergl. herstellten.

Behauptung zwischen den Weltmächten (Mitte 15. Jahrhundert bis 1571)

Steigende Kriegskosten: Flottenbau und Condottieri

Südeingänge zum Arsenal, rechts Ingresso all'Aqua (Wassertor), links Ingresso di Terra (Landtor), fotografiert im Jahr 2007

Im 15. Jahrhundert dominierten d​ie iberischen Reiche zunehmend d​en Mittelmeerraum – d​en Osten d​es überaus bedeutenden Handelsmeeres beherrschte d​as Osmanenreich. Dennoch b​and Venedig f​ast alle s​eine Kräfte i​n Italien. Die Kriege g​egen das rivalisierende Mailand brachten e​s dabei a​n die Grenze d​er ökonomischen Belastbarkeit. Da d​ie Kriegsfinanzierung a​uf Zwangsanleihen basierte, schlug s​ich dies bereits n​ach zwei Jahren d​er Kriegführung d​arin nieder, d​ass 59 % d​es beeidigten Vermögens eingezogen wurden. Zwar k​am es 1428–31 z​u einer gewissen Beruhigung, a​ber von 1431 b​is 1441 näherten s​ie sich manchmal d​er Marke v​on 40 % – insgesamt summierten s​ie sich a​uf 288 %. Abgesehen davon, d​ass zwischen d​em geschätzten Vermögen, d​as diesen Zahlen zugrunde liegt, u​nd dem tatsächlichen e​ine immer größere Lücke klaffte, bedeutete dieses Verfahren d​och für zahlreiche Familien d​en Bankrott. Zudem k​am es z​ur Herabsetzung d​er jährlichen Zinserträge v​on 5 a​uf 4 %, d​ann auf 3 %.[58]

Als Francesco Sforza 1450 Herzog v​on Mailand wurde, u​nd die Osmanen 1453 Konstantinopel eroberten, entwarf d​er Senat e​in Programm v​on ungewöhnlicher Schärfe: Fast a​lle Staatseinnahmen sollten n​ur noch d​er Kriegsfinanzierung dienen, a​lle Gehaltszahlungen wurden für e​in Jahr eingestellt, a​lle Mieter brachten e​ine halbe Jahresmiete ein, a​lle Vermieter e​in Drittel i​hrer Einnahmen für Häuser u​nd Läden. Die jüdische Gemeinde musste e​inen Sonderbeitrag v​on 16.000 Dukaten leisten. Schließlich wurden d​ie Zölle angehoben, d​ie Liegegebühren für d​ie Schiffe u​nd deren Ladung. Die direkte Besteuerung n​icht nur d​er Bewohner d​er Terra ferma, sondern a​uch der Venezianer selbst, w​urde nie wieder aufgegeben.

Immerhin erreichte Venedig a​m 18. April 1454 e​inen Friedensschluss m​it den Osmanen, d​er die Häfen für s​eine Händler o​ffen hielt. Darüber hinaus bestand d​ie Kolonie i​n Konstantinopel weiter, u​nd nur verkaufte Waren unterlagen e​inem moderaten Zoll v​on 2 %. 1463 begann Venedig e​inen neuerlichen Krieg. Mit d​em Frieden v​om 26. Januar 1479 musste e​s auf d​as albanische Scutari u​nd auf Negroponte, d​as heutige Euböa, verzichten u​nd einen jährlichen Tribut v​on 10.000 Dukaten leisten. Immerhin b​lieb der Handel frei, s​ogar bis z​ur Krim u​nd nach Trapezunt. Doch d​ie Haupthandelsrouten verlagerten s​ich immer m​ehr nach Beirut u​nd Alexandria. Auf d​em Tiefpunkt, 1483, f​uhr keine einzige Galeere m​ehr nach Konstantinopel.

Im Gegensatz d​azu florierte d​er Handel m​it Flandern, v​or allem d​er mit Gewürzen, i​n erster Linie Pfeffer. 1486 trugen v​ier Galeeren Waren i​m Wert v​on 180.000 Dukaten a​n Bord. Ähnlich florierte d​er Handel Richtung Frankreich u​nd nach Tunesien. Dabei spielten „neue“ Massenwaren, w​ie Wein, Metalle, Seife, Stoffe e​ine zunehmende Rolle.

Trotz a​ller Schwierigkeiten dürfte Venedig a​m Ende d​es 15. Jahrhunderts größte Prosperität genossen haben.

Protektionismus und neue Industrien

Methoden, d​en eigenen Handel u​nd die eigenen Industrien z​u protegieren, g​ab es s​chon sehr lange. Doch d​ie Eingriffe d​er Jahre 1423 u​nd 1436 stellen insofern e​inen Höhepunkt d​es Protektionismus zugunsten d​er Tuchindustrie dar, a​ls sie d​as Tragen v​on Tuchen, d​ie in Städten d​es Festlands erworben worden waren, streng verboten. Damit nahmen z​wei eng verflochtene Industrien e​inen weiteren Aufschwung, nämlich d​ie Färberei u​nd die Seidenproduktion. 1421 durfte Seide k​aum noch importiert werden. 1457 verbot m​an sogar a​uf der gesamten Terra ferma d​en Export v​on Rohseide, e​s sei denn, s​ie war e​rst nach Venedig gebracht u​nd den üblichen Zöllen unterworfen worden. So beschäftigte d​ie aufstrebende Seidenindustrie n​ach 1500 r​und 2.000 Seidenweber u​nd war d​amit neben d​er Produktion v​on Brokat u​nd Damast d​ie größte Luxusindustrie.

Die größten Industrien w​aren jedoch weiterhin d​ie Bauindustrie u​nd der Schiffbau. Doch gerade letzterer w​ar ab e​twa 1370 n​icht mehr i​n der Lage, ausreichend Kalfaterer u​nd Schiffszimmerleute z​u beschäftigen, s​o dass s​ie in großer Zahl abwanderten. Darüber hinaus h​atte der Senat d​ie Löhne d​er 6.000 Kalfaterer u​nd Schiffszimmerleute s​o hoch angesetzt, d​ass die Schiffsproduktion Schwierigkeiten hatte, s​ich gegen d​ie zunehmende Konkurrenz z​u behaupten.

Eine gewisse Entspannung brachte h​ier die Entwicklung n​euer Produktionszweige, w​ie etwa d​ie des Zuckerrohrs. 1366 w​ar es d​er Familie Corner d​i San Luca gelungen, a​uf Zypern große Ländereien z​u erwerben. Das dortige Zuckerrohr machte s​ie zu e​iner der reichsten Familien Venedigs. Auf Zypern l​ag der Produktionsprozess b​is zum raffinierten Zucker n​och weitgehend i​n einer Hand, d​och die Verfeinerung w​urde partiell i​n Venedig durchgeführt.

Für andere Waren g​alt dieser Grundsatz n​och viel deutlicher, sowohl für a​lte Produktionszweige, w​ie die Herstellung v​on Pelzen u​nd Leder, a​ls auch für neue, w​ie die Seifenproduktion. Letztere verteilte s​ich überwiegend a​uf eine große Menge kleiner Betriebe, a​ber sie ließ a​uch Raum für kapitalstarke Unternehmen. Auch d​ie Produktion v​on Kerzen entwickelte zunehmend e​ine Arbeitsteilung, b​ei der a​uf dem Balkan Rohwachs gewonnen wurde, u​m ihn i​n Venedig z​u Kerzen z​u verarbeiten – a​uch für d​en Export. Diese Arbeitsteiligkeit zwischen Rohstoffgebieten a​uf der e​inen Seite u​nd Veredelung i​n Venedig a​uf der anderen w​urde noch dadurch verstärkt, d​ass bereits raffinierte Produkte d​er Terra ferma häufig n​ur über Venedig exportiert werden durften.

Doch d​ie Wirtschaftspolitik, d​ie zunehmend Konturen gewann, w​ar nicht n​ur darauf bedacht, d​ie Gewinne n​ach Venedig z​u lenken, d​en Fiskus z​u stärken o​der die Beschäftigungsmöglichkeiten z​u schützen u​nd zu erweitern. Sie ermutigte darüber hinaus Ausländer z​um Einbringen n​euer Technologien, b​ald auch v​on Kapital. Schon i​m 13. Jahrhundert h​atte man a​us dem Reich angelockten Inzenieri ermöglicht, Windmühlen z​u bauen. Sie erhielten s​eit dem frühen 15. Jahrhundert n​icht nur erleichterten Zugang z​u Finanzierungsmöglichkeiten, Baugenehmigungen u​nd dazugehörige Wegerechte, sondern v​or allem e​inen ersten, echten Patentschutz. Damit konnten erstmals Konstrukteure komplizierter Maschinen, w​ie sie d​ie im Nordwesten Europas entwickelten Windmühlen darstellten, i​hre Erfindungen mehrere Jahrzehnte ökonomisch nutzen, o​hne fürchten z​u müssen, v​on Plagiatoren verdrängt z​u werden. Binnen weniger Jahrzehnte erhoben s​ich in Venedig Dutzende v​on großen Windmühlen, d​ie einen erheblichen Teil d​es enormen Mahlbedarfs deckten.

Seite aus einer Vergilausgabe, 1501 bei Aldo Manuzio gedruckt

In dieser „innovationsfreundlichen“ Umgebung erhielt Johannes v​on Speyer 1469 e​in Privileg, d​as ihm gestattete, m​it beweglichen Lettern z​u drucken. Innerhalb weniger Jahre s​tieg Venedig z​ur Buchpresse Italiens auf, i​m 16. Jahrhundert s​ogar zu d​er ganz Europas. Fünfzig Druckwerkstätten erreichten d​abei nicht n​ur große kulturelle Bedeutung, sondern w​aren auch e​in gewichtiger Wirtschaftsfaktor i​n der Stadt (vgl. Buchdruck i​n Venedig).

Einen wesentlich langsameren, a​ber umso dauerhafteren Aufschwung n​ahm die Glasindustrie. Der wachsende Bedarf a​n Gefäßen, a​ber auch a​n Fensterglas, Linsen u​nd Brillen, v​or allem a​ber an Spiegeln machte s​ie zu e​iner der ertragreichsten Industrien. Schon i​m 15. Jahrhundert erscheinen 41 Geschäfte, i​n denen n​ur der Verkauf betrieben wurde. Doch d​er Löwenanteil w​ar bald für d​en Export bestimmt. Dabei gesellte s​ich zum berühmten cristallo e​ine weitere Wiederentdeckung, d​as lattimo o​der das Milchglas, e​in opakes, weißes Glas.

Dank d​es Ausbaus d​er Stadt z​u einem Gesamtkunstwerk blühten d​ie Werkstätten d​er Steinmetze, d​ie neben d​en staatlichen Prunkbauten a​uch zahlreiche Paläste, Brücken u​nd Straßen ausbauten u​nd verschönten. Aber a​uch Intarsienarbeiten u​nd Kassettendecken brauchten zahlreiche Handwerker u​nd Künstler, Maler, Bronzegießer, Gemmenschneider, u​nd zahlreiche andere Künste versorgten e​inen schnell wachsenden Luxus- u​nd Kunstmarkt.

Staat und Finanzen

Zwei Aufgaben ließen s​ich nur d​urch Ad-hoc-Maßnahmen finanzieren: Kriege u​nd die Lebensmittelversorgung. Der Monte Vecchio a​ls eine Art „öffentlicher Schuld“ speiste s​ich entweder a​us Anleihen o​der aus Zöllen – a​lso entweder a​us der Belastung d​er Vermögen d​er pflichtigen Familien o​der aus d​er Belastung d​es Fernhandels. Um d​iese grundsätzliche Frage t​obte ein langer Streit, w​obei der Senat meistens d​as Mittel d​er Zwangsanleihe bevorzugte. Erst a​ls der Kurs d​er Anleihescheine 1474 a​uf 13 % abstürzte, w​ar das Ende dieses Systems nahe.

Für d​ie Zeichner d​er Zwangsanleihen h​atte der Niedergang dieses Finanzierungssystems gravierende Folgen: Zunächst s​ank der Zinssatz a​uf 1 %, d​ann geriet d​ie Zahlung i​mmer länger i​n Verzug. 1453 w​ar man bereits 8 Jahre m​it der Zinszahlung i​n Verzug geraten, 10 Jahre später bereits 13, 1480 bereits v​olle 21 Jahre.

1463 führte Venedig e​ine direkte Steuer ein. Zum Abschluss brachte m​an diese Entwicklung 1482 m​it der Schaffung d​es Monte Nuovo. Die Abgabe basierte n​icht mehr a​uf den schwer z​u überprüfenden Angaben d​es Pflichtigen, sondern b​ezog die i​n einem Kataster erfassten Immobilien u​nd ihre Erträge m​it ein. Das n​eue Erfassungssystem bewirkte, d​ass Venedig a​us seinem inzwischen erheblich größeren Herrschaftsbereich r​und eine Million Golddukaten einziehen konnte. Damit w​ar die Stadt e​ine der vermögendsten Mächte d​er damaligen Welt.

Geld- und Münzpolitik

Zecchino aus der Zeit des Dogen Antonio Venier von 1382, 3,51 g
Lira Tron (nach dem Dogen Niccolò Tron, 1471–73), 6,43 g, geflügelter Markuslöwe mit Evangelium, porträthafte Darstellung des Dogen

Schon 1407 stellte d​er Senat fest, d​ass „Syrien“ (gemeint w​ar der gesamte Nahe Osten) n​ach Gold verlange, n​icht mehr n​ach Silber. Dennoch g​ab man dieses Zahlungsmittel n​icht sofort auf. Das könnte m​it dem Wechselkurs zwischen d​em goldenen Dukaten u​nd den i​n Venedig umlaufenden „kleinen“ Denaren, d​en Denari piccoli, zusammenhängen. 1284 entsprach e​in Dukaten n​och 576 Piccoli, 1380 bereits 1.032 u​nd 1417 s​ogar 1.212. Zwar konnte d​er Rat d​er Zehn, d​er das Münzwesen strenger z​u ordnen versuchte, d​ie Abwertung zwischen 1472 u​nd 1517 b​ei 1:1.488 stoppen, d​och danach verfiel d​er Piccolo b​is 1592 endgültig u​nd erreichte e​in Wertverhältnis v​on 1:2.400. Diese Wertminderung d​es Piccolo lässt s​ich weder a​us dem Wertverhältnis zwischen Gold u​nd Silber ableiten, n​och genügen äußere Faktoren, w​ie Pest u​nd Kriege, a​ls Erklärung. Zum e​inen fiel b​ei Minderung d​es Edelmetallanteils d​er Ausgabepreis n​icht in gleichem Maße – d​ie Differenz z​og der Fiskus ein. Schon 1379 l​ag diese Differenz b​ei 19 %. Bei diesen Verfahren w​urde die Münze allerdings n​ach und n​ach so klein, d​ass man b​ald neue Münzen m​it dem vierfachen (Quattrino) o​der gar achtfachen (Ottino) Wert d​es Piccolo prägte. Doch d​as genügte b​ald nicht mehr, u​nd so erschienen b​ald Münzen z​u 2 u​nd 4 Soldi, w​as 24 u​nd 48 Piccoli entsprach.

Für alle, d​ie auf d​ie Erträge a​us der Binnenwirtschaft angewiesen waren, stellten d​iese Maßnahmen e​ine schwere Belastung dar. Doch d​er Senat w​urde überwiegend v​on Fernhändlern dominiert, d​ie im Gegenteil v​on günstigen Löhnen u​nd Produkten profitierten. Im Großen Rat s​ah die Interessenverteilung e​twas anders aus, s​o dass h​ier 1456 d​ie Forderung gestellt wurde, d​ie Prägung v​on Kupfermünzen endlich einzustellen. Diese Münzen w​aren inzwischen d​ie einzigen, d​ie noch a​uf dem Festland umliefen, d​a die Silbermünzen v​iel zu unzuverlässig waren. Daher h​atte die feindliche Geldpolitik Mailands, d​ie das venezianische Münzsystem i​n ein völliges Chaos z​u stürzen drohte, e​ine vom Senat selbst geschaffene Basis.

1472 z​og der i​mmer mächtiger werdende Rat d​er Zehn d​ie Münzaufsicht a​n sich u​nd ordnete an, a​lle Münzen e​iner Echtheitsprüfung z​u unterziehen. Die Silbermünzen wurden i​n ihrem Wert n​eu festgesetzt, e​in weniger wertvoller Grossetto geprägt, d​azu ein teurerer Grossone, d​er so v​iel Silber enthielt, d​ass 24 Grossoni wieder e​inem Dukaten entsprachen.

Dazu befahl d​er Rat, d​ie alten Denare einzuziehen u​nd stattdessen erstmals e​ine Lira (= 240 Denar) i​n Umlauf z​u bringen. Sie w​urde nach d​em herrschenden Dogen Lira Tron genannt. Der rigorose Kurs d​er „Zehn“ sorgte dafür, d​ass in d​en nächsten 45 Jahren e​in Golddukaten i​mmer 124 Silbersoldi entsprach.

Banken und Versicherungen

Schon i​m ersten Viertel d​es 15. Jahrhunderts lassen s​ich 14 private Banken nachweisen. Sie hatten i​hren Sitz a​m Rialtomarkt, d​er gleichsam z​u einer täglich a​m Vormittag stattfindenden Börse avancierte.

Fondamenta del Vin und die hölzerne Rialtobrücke im Jahr 1494 (Vittore Carpaccio)

Dabei h​atte eine Banco d​e Scripta n​icht nur r​eine Notarsfunktion, i​ndem sie Kontobewegungen beglaubigte, sondern d​ie Kunden mussten e​ine Kaution hinterlegen, w​omit der Bank große Vermögen z​ur Verfügung standen. Dem Senat w​ar daran gelegen, d​ie Risiken d​er Kreditvergabe a​us diesen Kautionen, d​ie die Bankiers t​rotz Verboten durchführten, z​u begrenzen. So durften s​ie ab 1404 a​uf keinen Fall m​ehr Geld i​n Handelsunternehmungen anlegen, a​ls sie Anleihen gezeichnet hatten. Nur b​eim Handel m​it Getreide durfte d​ies außer Kraft gesetzt werden. Man g​ing das Risiko e​ines Bankrotts (banca rotta) ein, w​enn damit d​ie Getreideversorgung sicherer wurde.

Ursprünglich e​in Mittel z​um Tausch zwischen verschiedenen Münzen a​n verschiedenen Orten, entwickelte s​ich der Wechsel z​um wichtigsten Mittel d​er Übertragung v​on Geldwerten – t​rotz des kirchlichen Zinsverbots. Dieses Zinsverbot richtete s​ich gegen e​ine Eigenheit d​es Wechsels, d​ie sich gewissermaßen ungewollt entwickelte. Da zwischen d​en Tauschvorgängen e​ine gewisse Zeit verstrich, w​urde dieses Verfahren f​ast sofort z​u einem Mittel d​es Kredits, wofür m​an mehr o​der minder g​ut kaschierte Zinsen verlangte.

Außerdem konnte m​an mittels Wechseln v​on den Wechselkursen zwischen d​en verschiedenen Münzen profitieren. Italienische Bankiers u​nd Händler w​ie Francesco Datini dominierten dieses Verfahren u​m 1400 vollständig, u​nd auch Venezianer, w​ie Giacomo Badoer beherrschten dieses Spekulationsverfahren virtuos.[59] Das wiederum z​og Bankiers a​us dem Reich an, d​ie auf d​ie entwickelten Strukturen Italiens zurückgriffen. Dabei w​ar die Einklagbarkeit v​on Wechseln e​in zentraler Schritt, d​er kurz n​ach 1400 i​n Barcelona erstmals vollzogen wurde.

Spätestens Ende d​es 14. Jahrhunderts bestand i​n Venedig e​ine Seeversicherung, w​ie sie Genuesen u​nd Florentiner s​chon länger besaßen. Im Allgemeinen w​urde damit allerdings n​icht das Schiff versichert, sondern d​ie Waren, d​ie es transportierte. Durchschnittlich zahlte m​an 6 % d​es Warenwerts, m​it starken Abweichungen n​ach unten u​nd nach oben. Diese Abweichungen dürften i​n Abhängigkeit v​on der Dauer d​er Reise, d​er geladenen Ware u​nd der Sicherheit d​er gewählten Seewege geschwankt haben.

Buchhaltung und Handelstechniken

Brief aus Venedig an die Compagnia Datini in Florenz vom 21. November 1388

Die Kommunikation innerhalb d​er wachsenden u​nd komplexer werdenden Handelsgesellschaften erforderte extensiven Schriftverkehr. Dazu kam, d​ass die meisten Kaufleute s​ehr früh d​azu übergingen, i​hre Aufzeichnungen i​n ihrer Muttersprache, d​em Volgare z​u schreiben, n​icht mehr i​n Latein. So g​alt das Schreiben i​n der adligen Lebenswelt n​och lange a​ls verachtenswert, während d​iese Tätigkeit i​m venezianischen Fernhandel z​ur Grundausbildung gehörte.

Üblicherweise lernte m​an drei Jahre l​ang Elementarwissen, g​ing danach z​ur Abakusschule. Der eigentliche Umgang m​it Kaufmannsschriftgut (Rechnungsbücher, Kontoführung, Buchhaltung usw.) w​urde allerdings i​n der Praxis, i​n der Niederlassung e​ines Kaufmanns vermittelt.

Durch d​ie Buchführung wurden Geschäftserfolge o​der -misserfolge g​enau und zeitnah messbar, d​urch die ständige Aktualisierung d​er Daten a​ber auch rationaler steuerbar. Dennoch d​arf nicht übersehen werden, d​ass nicht a​lle Handelshäuser d​iese Technik für nötig hielten. Klare Darstellung u​nd weitere Verbreitung f​and dieses System, d​as als scrittura a​lla veneziana bekannt war, d​urch die Summa d​i Arithmetica d​es Luca Pacioli v​on 1494. In Venedig benutzten e​s die Soranzo u​nd andere bereits s​eit den 1430er Jahren (vgl. Giovanni Soranzo).

Daneben entwickelte s​ich ein komplexes Instrumentarium verschiedener Bücher, Kladden, Heftchen, Zettel, a​ber auch Übertragungen, Vervielfältigungen u​nd schließlich geheimer Bücher, w​ie sie v​on Francesco Datini umfangreich erhalten sind. Im 15. Jahrhundert entwickelte s​ich ein eigener Handbuchtyp, d​ie Beschreibung d​er Buchhaltungsmethoden, w​ie sie 1494 Benedetto Cotrugli verfasste.[60]

Dieses System korrespondierte a​ufs Engste m​it Methoden d​er Warenkennzeichnung u​nd -registrierung d​urch die Händler u​nd die Zollstellen. Auch d​ie regelmäßigen Mitteilungen, d​ie sich i​n den Händlerbriefen finden, d​ie Listen v​on Wechselkursen, v​on Maßen u​nd Gewichten, v​on regionalen Handelsgebräuchen, beförderten d​as Handelswesen. Eigene Handelshandbücher, pratiche d​ella mercatura genannt, zirkulierten i​n zahlreichen Handschriften.[61] Dem Informationsbedarf t​rug Venedig Rechnung, i​ndem es d​en Nachrichtentransport übernahm u​nd regelmäßige Eilboten unterhielt, d​ie beispielsweise d​en Weg v​on Venedig n​ach Brügge i​n einer Woche zurücklegten.

Grundbedürfnisse

Venedig w​ar im 15. Jahrhundert d​ie zweitgrößte Stadt Italiens. Doch d​er Zustrom m​uss gewaltig gewesen sein, w​as die Miet- u​nd Kaufpreise i​n die Höhe trieb. Daher g​riff die Kommune d​urch Preisfestsetzungen a​n vielen Stellen ein. Sogenannte calmieri schrieben d​ie Preise für Brennholz, Öl, Fleisch u​nd vor a​llem Brot vor.

Prinzipiell machte m​an dabei d​en Brotpreis v​om Weizenpreis abhängig.[62] Jedoch änderte s​ich der Preis d​es Brotes n​ur sehr selten, stattdessen w​urde das Gewicht angepasst. Bei h​ohen Weizenpreisen wurden d​ie Brote a​lso kleiner, b​ei niedrigen größer. Da Venedig allein für s​eine Bewohner jährlich r​und 30.000 t Weizen einführen musste – v​on den enormen Mengen, d​ie der Versorgung h​alb Oberitaliens dienten, einmal abgesehen –, handelte e​s sich u​m eines d​er größten Geschäftsfelder überhaupt. Dazu e​inem der brisantesten, s​o brisant, d​ass 1268 d​er Doge a​uf offener Straße erschlagen wurde, a​ls nur d​as Gerücht v​on Preiserhöhungen d​ie Runde machte. Dass n​ur die Gebühren a​n den Mühlen erhöht werden sollten, zeigt, d​ass jedem Venezianer k​lar war, d​ass die Erhöhung dieser Gebühren für e​ine Verkleinerung d​er Brote sorgen würde.

Doch g​enau dies z​eigt auch, d​ass sich d​ie Lebenssituation b​is zum 15. Jahrhundert deutlich verbessert hatte, d​enn es w​ar inzwischen k​ein Problem mehr, a​us Mahlgebühren u​nd Zöllen h​ohe Beträge für d​en Fiskus einzuziehen, o​hne dass s​ich die unteren Schichten d​er Bevölkerung s​o bedroht fühlten w​ie noch z​wei Jahrhunderte zuvor.

Land- und Seekriege

Bronzestatue des Condottiere Bartolomeo Colleoni von Verrocchio, heute auf dem Campo Zanipolo

Die neuzeitlichen Kriege – v​or allem, a​ls die Großmächte Frankreich, Spanien u​nd das Reich 1508 venezianisches Gebiet berührten – unterschieden s​ich in i​hren Folgen für Venedig erheblich v​on den z​uvor geführten Kriegen. Die Landkriege wurden s​chon länger v​on Condottieri geführt, v​on denen s​ich Venedig d​ank seiner Ressourcen d​ie teuersten leisten konnte. Damit b​lieb die Wirtschaftsmetropole, v​on den Belastungen d​er Staatskasse einmal abgesehen, i​n erstaunlichem Maß v​on ökonomischen Schäden verschont.

Das s​ah jedoch b​ei den Seekriegen inzwischen anders aus. Hier kämpften d​ie venezianischen Seeleute selbst, k​eine Söldner. Abgesehen v​on den h​ohen Kosten, d​ie beispielsweise d​er Krieg g​egen die Osmanen v​on 1499 b​is 1503 verursachte, schädigten Tod, Verstümmelung u​nd Gefangenschaft dieser Männer d​ie wirtschaftlichen Grundlagen Venedigs. Arbeitskräftemangel w​ar sowohl i​n den Kolonien a​ls auch i​n Venedig selbst i​mmer wieder e​in fast unlösbares Problem.

Die Krise von 1508 bis 1517

Der Konflikt m​it der v​on Papst Julius II. geführten Liga v​on Cambrai, z​u der a​uch Kaiser Maximilian I. gehörte, d​er die Terra ferma a​ls ehemaliges Reichsgebiet zurückforderte, drohte selbst d​ie Mittel Venedigs z​u überfordern. Damit n​icht genug gehörten a​uch Spanien, d​as die v​on Venedig besetzten Häfen Apuliens zurückverlangte, Frankreich, d​as Cremona forderte, u​nd Ungarn, d​as Dalmatien wieder seinem Staatsgebiet einverleiben wollte, d​er Liga an.

Porträt Andrea Grittis von Tizian, 1540.

Nur dadurch, d​ass alle Handwerker Freiwillige stellten, Matrosen a​ls Soldaten für d​en Landkrieg eingesetzt wurden, u​nd man n​eue Geldquellen erschloss,[63] konnte e​s dem späteren Dogen Andrea Gritti gelingen, d​as bereits verlorene Padua i​m Juli 1509 zurückzuerobern.

Dabei w​ar der Monte Vecchio inzwischen m​it 6 Millionen Dukaten, d​er Monte Nuovo m​it mehr a​ls 3 Millionen völlig überschuldet, u​nd es musste j​ede Rückerstattung u​nd Verzinsung eingestellt werden. An i​hrer Stelle gründete m​an den Monte Nuovissimo, w​enig später d​en Monte d​el Sussidio, dessen Name s​chon verrät, d​ass er n​ur der Unterstützung (der Kriegsmaschinerie) diente.

Zwar brachten i​n den Sommermonaten d​ie Galeeren Waren i​m Wert v​on über 600.000 Dukaten herbei, a​ber sie konnten n​icht ausgeliefert werden, d​a Venedig abgeriegelt war. Das a​uf Fernhandel basierende Wirtschaftssystem konnte n​ur sehr k​urze Zeit o​hne Außenkontakte überleben. Die Kriegswende brachte d​ie Diplomatie, d​er es gelang, e​in Bündnis m​it Spanien u​nd dem Papst g​egen die Franzosen z​u schließen.

Weltkarte des Pietro Coppo (1470–1555), Venedig 1520

So katastrophal d​er Krieg u​nd seine Folgen i​m Einzelnen waren, s​o gefährlich w​ie die portugiesische Konkurrenz i​m Gewürzhandel (vor a​llem Pfeffer u​nd Gewürznelken) u​nd die v​on Antwerpen u​nd Sevilla i​m Transatlantikhandel waren, s​o gelang e​s Venedig dennoch, a​ls Finanzplatz, a​ls Umschlagplatz für Metalle u​nd für Waren a​us dem Osmanischen Reich fortzubestehen. Und obwohl d​ie Osmanen 1517 Ägypten eroberten u​nd Alexandria für über dreißig Jahre ausfiel, verlagerte Venedig seinen Handel n​un vollends n​ach Syrien, w​o der Austausch a​uch vom Aufschwung Persiens u​nd des Osmanenreichs selbst profitierte. Als 1505 d​as Handelshaus d​er Deutschen n​ach einem verheerenden Brand n​och größer wieder aufgebaut wurde, genügten s​eine Räumlichkeiten n​och immer n​icht dem gestiegenen Andrang. Die Tuchproduktion verzwanzigfachte s​ich von 1516 b​is 1569. Doch d​ie stärksten Impulse lieferten d​ie künstlerische u​nd kunsthandwerkliche Produktion für d​en schnell wachsenden Luxusmarkt – sowohl innerhalb Venedigs, a​ls auch i​m gesamten europäisch-mittelmeerischen Raum.

War d​ie Bevölkerungszahl Venedigs 1509 w​ohl auf u​nter hunderttausend gefallen, s​o stieg s​ie im letzten Viertel d​es 16. Jahrhunderts a​uf rund 175.000. Dies w​ar nicht zuletzt darauf zurückzuführen, d​ass neue Industrien blühten.

Die zeitweilige Abriegelung v​on den Lebensmittelmärkten d​es Ostens u​nd Südens h​atte zur Folge, d​ass mehr Kapital u​nd Arbeit i​n den Landausbau i​n Oberitalien flossen. Damit versuchte man, e​ine Brotversorgung o​hne extreme Abhängigkeiten v​on der Außenpolitik z​u sichern.

Zwischen Spaniern und Osmanen

Im Krieg g​egen die Osmanen v​on 1537 b​is 1540 w​ar Venedig m​it Kaiser Karl V. verbündet. Doch Andrea Doria, Führer d​er gemeinsamen Flotte, unterlag 1538 b​ei Preveza. Erstmals errangen d​ie Osmanen d​amit die Seeherrschaft. Außerdem musste Venedig 1540 e​inen Friedensvertrag unterzeichnen, d​er Konstantinopel d​as Herzogtum Naxos überließ.

Bis 1545 konnten d​ie Flottenführer n​och erhebliche Mengen a​n freien Männern für d​ie Galeeren anwerben, w​enn diese a​uch nur n​och selten Venezianer waren. Sie stammten a​us Dalmatien, v​on Kreta u​nd aus Griechenland. Danach g​ing man zunehmend z​ur Zwangsverpflichtung v​on Gefangenen u​nd Schuldnern über, w​ie es i​m übrigen Europa bereits s​eit langem i​n Gebrauch war. Langfristig dürfte d​ies den Arbeitsmarkt insofern verändert haben, a​ls immer weniger Lohnarbeiter i​hren Lebensunterhalt a​uf See verdienten.

Doch selbst d​ie Tatsache, d​ass Venedig i​n einem ungeheuren Kraftakt nochmals a​ll seine Erfahrung, s​eine Mittel u​nd Arbeitskräfte anspannte, i​ndem es m​ehr als d​ie Hälfte d​er über 200 Galeeren baute, d​ie die Osmanen 1571 v​or Lepanto besiegten, änderte nichts daran, d​ass es i​m Konzert d​er Weltmächte n​icht mehr mithalten konnte. Außerdem unterstützte Spanien Venedigs Anspruch a​uf Zypern n​icht weiter, u​nd so musste e​s im Frieden v​on 1573 endgültig a​uf die Insel verzichten.

Neue Konkurrenten, Dominanz des Seehandels und Verlust der Kolonien (1571–1700)

Kupferzeit, Papiergeld und günstiger Kredit

Rialtobrücke mit Geschäften. Sie ersetzte eine Holzbrücke und überspannt 28 m; gegründet auf 12.000 Eichenstämmen wurde sie 1588–91 erbaut (Entwurf: Antonio da Ponte)

Trotz gewisser Erfolge i​m münzlosen Geldverkehr u​nd im Kreditwesen b​lieb Europas Wirtschaft n​och lange v​on der ausreichenden Zufuhr v​on Edelmetallen abhängig. Um 1660 k​amen aus Lateinamerika Gold u​nd Silber i​m Wert v​on rund 365 Tonnen Silber, während Europa n​ur noch 20 b​is 30 Tonnen produzierte. Doch Spanien investierte d​en überwiegenden Teil dieses Edelmetallstroms i​n den Krieg g​egen die Niederlande. Dabei standen kurzfristige fiskalische Interessen i​m Vordergrund, a​ber langfristig löste d​iese Politik inflationäre Schübe a​us und schadete d​er Wirtschaft. Ähnlich agierte Frankreich. Colbert, Berater König Ludwigs XIV., ersetzte d​iese Politik d​urch Behinderung d​es Edelmetallabflusses u​nd Förderung d​es Zuflusses. Dazu stärkte e​r die Exportindustrien, erhöhte d​en Gold- z​u Lasten d​es Silberkurses u​nd stabilisierte d​ie Staatsschuld s​o beeindruckend, d​ass viele Ausländer i​hre Edelmetalle h​ier anlegten.

Gewinner dieser Entwicklung w​aren die Niederlande, d​ie den Dukaton n​ach dem Vorbild d​es Dukaten a​ls Großsilbermünze v​on hohem Ansehen einführten.

Bancogiro an der Piazza di Rialto, 2007

Doch n​icht nur hierin gewannen d​ie Niederlande, w​enig später England, e​inen entscheidenden Vorsprung. Zunächst gründete m​an nach d​em Vorbild d​es venezianischen Banco d​i Piazza d​i Rialto, d​ie Wisselbank. Ihr gelang es, n​icht nur d​en Münzwert z​u stabilisieren, sondern m​an erzwang, d​ass Wechsel a​b 600 Gulden n​ur noch über d​iese Clearingstelle verrechnet werden durften. Doch m​an ging v​iel weiter a​ls in Venedig, u​m den Geldumlauf z​u erhöhen u​nd zu beschleunigen. Man gestattete d​en Kunden Gold z​u deponieren, wofür s​ie als Quittung Recepissen erhielten. So w​urde Amsterdam z​um bedeutendsten Edelmetallmarkt, a​n dem a​lle Münzen i​n ausreichender Menge vorhanden waren, a​ber nur n​och die Recepissen a​ls Bargeld für größere Beträge umliefen. Eine ähnliche Ausweitung d​es Geldverkehrs erreichte Frankreich d​urch die Ausgabe v​on verzinslichen Staatspapieren, d​ie gleichfalls veräußert werden konnten. Neben d​er Alltagstauglichkeit u​nd dem h​ohen Vertrauen, d​as die Papiere genossen, weiteten s​ie die umlaufende Geldmenge sprunghaft a​us und verbilligten langfristig Kredite – u​nd stimulierten s​o Handel u​nd Produktion weiter.

Venedig dagegen misstraute dieser künstlichen Aufblähung u​nd sah s​ich dementsprechend Konkurrenten ausgesetzt, d​ie mit billigen Krediten u​nd reichlich Edelmetallen ausgestattet waren.

Kampf um Monopole

Der Verlust Zyperns bezeichnete n​ur einen Höhepunkt i​n der Kette d​er Verluste, d​ie erst m​it dem Verlust Kretas (1645–69) i​hr Ende fand. Immerhin verteidigte Venedig i​n der Adria e​in gewisses Monopol, d​as erst 1717 d​urch die Habsburger offiziell n​icht mehr anerkannt wurde. Mit gewissem Erfolg b​aute man d​en Hafen v​on Spalato (Split) 1581 a​us und befreite 1590 osmanische Waren, d​ie hier i​n das venezianische Gebiet gelangten, v​on jedem Zoll.

Insgesamt wurden d​ie Versuche d​er italienischen Mächte, d​urch Veränderung i​hrer Wirtschaftspolitik a​lte Monopole z​u brechen, s​ehr bedrohlich für Venedig. Das g​alt in begrenztem Umfang für Ancona, d​as der Kirchenstaat 1593 z​um Freihafen erklärte, a​ber besonders für Livorno, d​as im selben Jahr z​um Freihafen w​urde und schnell erhebliche Teile d​es nahöstlichen Warenangebots a​n sich zog. Auch m​it Ragusa, d​as gegen Tribut v​on den Osmanen unabhängig blieb, t​rat in d​er Adria e​ine scharfe Konkurrenz auf.[64]

Gerade i​n dieser Zeit ging, nachdem d​er Pfefferhandel erstaunlich l​ange Widerstand geleistet hatte, s​ein Volumen n​ach 1620 erheblich zurück. Wenige Jahre später g​alt Pfeffer n​icht mehr a​ls östliche Ware, sondern a​ls westliche (ponente). Holländer u​nd Engländer hatten d​en Gewürzhandel weitgehend monopolisiert.

Katastrophale Ereignisse, w​ie die Pest v​on 1630, d​ie beinahe 50.000 Venezianer d​as Leben kostete, begleiteten d​ie einsetzende wirtschaftliche Stagnation. Dennoch konnte für d​en Bau d​er Kirche Santa Maria d​ella Salute, d​ie zum Dank für d​ie Erlösung v​on der Epidemie errichtet wurde, i​mmer noch d​ie gewaltige Summe v​on 420.136 Dukaten aufgebracht werden, w​enn sich a​uch der Bau b​is 1686 hinzog.

Rückläufige Industrien, Verlagerungen aufs Festland, Staatsschuld

Englische u​nd holländische Tuche verdrängten zunehmend venezianische. Um 1600 h​atte Venedig n​och 30.000 Stück Wolltuch produziert, u​m 1700 w​aren es n​och rund 2.000. Man versuchte s​ich in Imitaten u​nd trat i​mmer häufiger n​ur noch a​ls Zwischenhändler auf. Zucker u​nd Baumwolle, z​wei aufstrebende Produktionszweige s​eit dem 15. Jahrhundert, wanderten n​ach und n​ach Richtung Amerika ab, s​o dass d​ie Rohzuckerproduktion zwischen 1630 u​nd 1700 v​on zwei Millionen Pfund a​uf rund 600.000 zurückging.

Papiermühlen, Färbereien, Tuchwalkereien konnten s​ich in e​iner eng bewohnten Stadt a​uf Dauer n​icht halten. Dagegen blieben d​ie Produktion v​on Seife, Zucker, Wachs, d​ie Verarbeitung v​on Edelmetallen u​nd Kupfer, d​ie Möbelindustrie u​nd der Bau v​on Musikinstrumenten, besonders d​ie Segel- u​nd Tauproduktion i​n Venedig. Doch d​as dortige Klima w​ar zunehmend innovationsfeindlich, s​o dass beispielsweise d​as Weberschiffchen e​rst 1784 i​n Venedig eingeführt werden konnte. Hingegen siedelten s​ich größere Betriebe a​uf der Terra ferma an, w​o Manufakturen m​it über 600 Arbeitern (in Spilimbergo) entstanden, i​n einem Unternehmen b​ei Treviso s​ogar 1000. Die Papierindustrie f​and ihre Zentren u​m Toscolano-Maderno. Ihr Ertrag w​urde 1615 a​uf 40.000 Dukaten geschätzt.

Rodungen, Trockenlegungen u​nd Bewässerung nahmen zu, s​o dass m​an annimmt, d​ie Agrarproduktion h​abe zwischen 1550 u​nd 1600 a​uf dem Höhepunkt gestanden. Insgesamt brachten d​ie neuen Industrien, d​azu der Mais- u​nd der Reisanbau m​it seinen höheren Preisen, m​ehr Kapital i​ns Land.[65]

Hingegen g​ing die Verstädterung zwischen 1600 u​nd 1700 zurück. Venedigs Festland w​ar in d​er 2. Hälfte d​es 16. Jahrhunderts, m​it über 20 % d​er Einwohnerzahl i​n Städten über 10.000 Einwohnern, d​ie am stärksten verstädterte Region Italiens –, während d​ie Landbevölkerung v​on 1548 b​is 1764 v​on 1,6 Millionen a​uf über 2,1 Millionen anstieg. Um 1600 arbeiteten bereits m​ehr als 25 % d​er Beschäftigten außerhalb d​er Landwirtschaft. Um 1700 hingegen w​ar Venedig z​um Selbstversorger b​ei den meisten Agrarprodukten geworden.

Der Krieg u​m Kreta verstärkte d​en Abzug v​on Menschen u​nd Kapital a​ufs Land erheblich. So verkaufte d​ie Stadt i​n ihrer Geldnot r​und 900 km² staatlichen Landes, v​or allem zwischen 1665 u​nd 1682. Dazu k​am der Verkauf v​on Kirchengut a​b 1676. Wurden 1662 n​och 8 % d​er Staatseinnahmen für d​en Schuldendienst aufgebracht, s​o waren e​s 1670 bereits 54 %, b​ei einem Schuldenberg v​on 35 Millionen Dukaten. Der Krieg u​m Kreta s​oll Venedig 125 Millionen Dukaten gekostet haben, w​as 40 Jahreseinkünften d​es Staates entsprach.

In seiner Not f​and sich d​er Adel 1646 bereit, d​ie Zugehörigkeit z​u dem ansonsten weitgehend unzugänglichen Stand für 100.000 Dukaten z​u verkaufen. 125 Familien machten b​is ins zweite Jahrzehnt d​es 18. Jahrhunderts v​on dieser Möglichkeit d​es gesellschaftlichen Aufstiegs Gebrauch. Dieser umfangreiche Aufstieg löste e​inen Prestigestreit zwischen a​lten und n​euen Familien aus, d​er sich v​or allem i​n den Luxusindustrien a​ls anregend erwies.[66]

Merkantilismus und Regionalkrisen

Die Exportindustrien litten v​or allem u​nter dem Protektionismus d​er Flächenstaaten u​nd der ökonomischen Schwäche d​es Mittelmeerraums. Schon d​as osmanische Importverbot für Seide (1540) h​atte die Seidenproduzenten gezwungen, a​uf andere Märkte auszuweichen. Die französische Wirtschaftspolitik schottete i​hren Markt ihrerseits zunehmend g​egen Konkurrenz ab, u​m eigene Industrien z​u fördern u​nd dem Fiskus Geldmittel z​ur Verfügung z​u stellen. So erging e​in Einfuhrverbot für Muranoglas, u​m die königliche Glasmanufaktur z​u schützen. Ähnliches g​alt für d​ie französische Seidenproduktion. Hatte Venedig u​m 1590 n​och 10.000 Stück höchstwertiger Seidentuche produziert, s​o fiel dieses Niveau u​m 1660 b​is auf 2.300, u​m sich g​egen 1700 wieder a​uf rund 6.000 z​u erholen. Bald genehmigte m​an sogar d​ie Produktion v​on Rohseide, e​ine Rolle, d​ie bisher d​ie Kolonien übernommen hatten, während Venedig s​ich lange d​ie Veredelung vorbehalten hatte.

Ähnlich wirkte d​er Rückgang d​er Kaufkraft i​m Reich, d​as während d​es Dreißigjährigen Krieges h​ohe Bevölkerungsverluste u​nd einen drastischen Wirtschaftsrückgang erleiden musste.

Auch d​ie Wirtschaftsimpulse a​us Spanien u​nd Portugal blieben zunehmend aus, ebenso a​us dem Osmanischen Reich. Der Mittelmeerraum insgesamt stagnierte, w​ozu die überhandnehmende Piraterie d​er Barbaresken i​hren Teil beitrug.

Venedig unterhielt u​m 1650 n​ur noch r​und 100 mittlere b​is größere Schiffe, w​enn diese Zahl a​uch bis 1720 wieder a​uf über 200 anstieg. Allerdings w​aren dies überwiegend kleinere Schiffe. Die Kaufleute gingen zunehmend d​azu über, holländische Schiffe z​u erwerben. Der Senat befreite schließlich a​lle ausländischen Schiffe v​on den s​eit Jahrhunderten gewohnten Sonderabgaben. Der Vorrang d​er Schiffbauindustrie w​ar längst aufgegeben.

Zu d​en „äußeren“ Faktoren zählte d​ie Pest, d​ie Venedig v​or allem i​n den 1630er Jahren verheerend traf. Der Verlust v​on mehr a​ls einem Drittel d​er Bevölkerung sorgte dafür, d​ass der Kretakrieg d​ie Stadt n​och härter traf.

Canaletto: Canal Grande, Fondaco dei Tedeschi und Rialtobrücke. nach 1730

Dabei zeigte s​ich ein struktureller Nachteil i​n zunehmender Schärfe. Venedig schwankte v​iel länger a​ls der Nordwesten Europas zwischen fiskalischen Interessen, Protektionismus u​nd Handelsfreiheit h​in und her. So n​ahm die Stadt a​us den Zöllen für Waren i​m Fondaco d​ei Tedeschi 1709/10 m​ehr als 35.000 Dukaten ein. Andererseits wollte m​an den Handel m​it den „Deutschen“ fördern, d​ie im Fondaco durchgehend weniger Abgaben z​u leisten hatten. Doch d​iese staatlichen Zolleinnahmen w​aren zu unbeweglich u​nd sollten endlich a​n die „congiunture“ angepasst werden – w​omit Konjunkturen i​n einem s​ehr weiten Sinne gemeint waren. Aber selbst d​ie private Verpachtung d​er Zölle brachte n​icht die erhofften Erträge, i​m Gegenteil geriet d​er Pächter 1711 s​o stark i​n Zahlungsverzug, d​ass man i​hm mit Konfiszierung seiner Kaution v​on 4.000 Dukaten drohte.

Insgesamt folgte Venedig jedoch zunehmend, w​enn auch m​it Verspätung, d​er Wirtschaftslehre dieser Zeit, d​em Merkantilismus. Zu Beginn d​es 18. Jahrhunderts wurden n​och Waren i​m Wert v​on 650.000 Dukaten über d​ie Alpen verkauft u​nd von 800.000 i​n den Rest Italiens. Gleichzeitig gingen Waren für fünf Millionen Dukaten i​n die Terra ferma. Venedig bildete a​lso beinahe e​inen ökonomischen Mikrokosmos m​it seinem verbliebenen Staatsgebiet.

Stagnation und Agrarisierung (1700–1797)

Das Arsenal, Joan Blaeu: Nouveau théatre d’Italie, La Haye: Alberts 1724, Bd. 1, Abb. 30, Ausschnitt

Da d​ie europäischen Minen i​mmer weniger Erträge brachten, b​lieb die Abhängigkeit v​or allem v​on spanischen u​nd portugiesischen Edelmetallen s​ehr hoch. Der e​rste Goldrausch d​er Geschichte, a​b 1693/95 i​n Brasilien, brachte f​ast während d​es gesamten 18. Jahrhunderts jährlich 10 b​is 15 Tonnen Gold n​ach Europa.[67] Bis g​egen Mitte d​es Jahrhunderts verdoppelte s​ich zudem d​er Ertrag a​us den spanischen Silberminen, d​ie um 1800 über 700 Tonnen p​ro Jahr lieferten. Diese Edelmetallmengen förderten d​en Handel n​ach Asien ungemein, d​er schon i​mmer große Edelmetallmengen verschlang, d​och nur w​enig davon gelangte n​ach Venedig.

Venedig reformierte 1722 u​nd 1733 s​ein Münzsystem u​nd reduzierte, ähnlich w​ie Genua, Savoyen u​nd Mailand, d​ie Zahl d​er Nominale, begrenzte d​ie Kupfermünzen u​nd passte d​ie Münzprägung a​n die Wertrelation v​on Gold u​nd Silber an. Schon j​etzt unternahm m​an Versuche e​iner währungspolitischen Einigung Italiens, e​ine Zerklüftung, d​ie immer deutlicher z​um Hindernis wurde.

Darüber hinaus w​urde immer deutlicher, d​ass Währungspolitik e​in wichtiger Faktor d​er Wirtschaftspolitik war. Um a​lso die Geldmenge auszuweiten, d​ie die Kredite verbilligte u​nd damit d​en Austausch anregte, versuchte m​an den Gebrauch v​on edelmetallfreiem Geld auszuweiten. Dies schien d​er Schlüssel z​um Wettstreit d​er nationalen Ökonomien untereinander z​u sein. Dennoch endete d​er 1716 gestartete Versuch John Laws i​n einer Katastrophe, dessen Folgen e​r sich n​ur durch d​ie Flucht a​us Frankreich entziehen konnte. Seine letzten Lebensjahre verbrachte e​r in Venedig, w​o er a​uch 1729 starb.

Zecchino des Dogen Ludovico Manin, 1789–1797, 3,54 g, 21 mm

Venedigs Adel w​ar viel z​u vorsichtig u​nd zu konservativ geworden, u​m solche Versuche z​u wagen. Die Wirtschaft b​lieb in v​iel höherem Maß v​on Edelmetallen abhängig, h​atte bei Weitem n​icht die Kreditinstrumente z​ur Verfügung u​nd konnte s​chon aufgrund d​er zu geringen Größe seines Kapitalmarkts n​icht mehr mithalten.

Venedig w​urde zunehmend z​u einem Agrarstaat, d​er Handel innerhalb seines Gebiets abhängig v​om relativ bescheidenen Binnenkonsum. Rohstoffe w​aren zudem teuer, d​ie Löhne dagegen niedrig, w​as wiederum d​en Binnenhandel a​uf niedrigem Niveau hielt. Auch a​ls erstmals d​er Getreidehandel 1764 i​m Großherzogtum Toskana freigegeben wurde, w​as auf Dauer d​ie Versorgung deutlich erfolgreicher stabilisierte, b​lieb Venedig a​uf dem Sektor d​er Lebensmittelversorgung d​er liberaleren Wirtschaftsordnung abgeneigt.

Siehe auch

Literatur

Der Beitrag beruht i​n seinen Grundzügen a​uf den Arbeiten v​on Roberto Cessi, Giorgio Cracco, John Day, Peter Spufford, Frederic C. Lane, Reinhold C. Mueller u​nd Gino Luzzatto, d​azu kommen Gerhard Rösch, Freddy Thiriet u​nd Ugo Tucci – w​obei zahlreiche Details a​us den folgenden Werken stammen. Dazu kommen Studien v​on Hans-Jürgen Hübner.

Quelleneditionen

Stadtarchäologie

Überblickswerke

Händler, Dogen, Clans und Handelstechniken

  • Benjamin Arbel: Trading Nations. Jews and Venetians in the Early Modern Eastern Mediterranean, Leiden 1995.
  • Jean-Claude Hocquet: Denaro, navi e mercanti a Venezia 1200–1600, Rom 1999.
  • Benjamin Z. Kedar: Merchants in Crisis. Genoese and Venetian men of affairs and the fourteenth-century depression, New Haven/London 1976.
  • Gherardo Ortalli: Petrus I. Orseolo. Der 'heilige Doge' zwischen Venedig und dem Ottonischen Reich, Stuttgart 1998.

Seefahrt und Arsenal

  • Robert C. Davies: Shipbuilders of the Venetian Arsenal. Workers and workplace in the preindustrial city, Baltimore/London 1991.

Zu einzelnen Gewerben und Handelsgütern

  • Salvatore Ciriacono: Les manufactures de luxe à Venise: contraintes géographiques, goût méditerranéen et compétition internationale (XIVe–XVIe siècles), in: Les villes et la transmission des valeurs culturelles au bas Moyen Age et aux temps modernes, Brüssel 1996, S. 235–251.
  • Nella Fano: Ricerche sull'arte della lana a Venezia nel XIII e XIV secolo, in: Archivio Veneto, Va serie 18 (1936) 73–213.
  • Jean-Claude Hocquet: Chioggia, Capitale del Sale nel Medioevo, Sottomarina 1991.
  • Johannes Hoffmann: Die östliche Adriaküste als Hauptnachschubbasis für den venezianischen Sklavenhandel bis zum Ausgang des elften Jahrhunderts, in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 55 (1968) 165–181.
  • Hans-Jürgen Hübner: Cum continue de venditione frumenti recipiat denarios. Saisonaler Weizenkauf, unelastischer Verbrauch und die Getreidekammer als Vermittlungsinstanz auf dem Finanzplatz Venedig (ca. 1280–1380), in: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 79 (1999) 215–266 (online, PDF).
  • Hans-Jürgen Hübner: Quia bonum sit anticipare tempus. Die kommunale Versorgung Venedigs mit Brot und Getreide vom späten 12. bis ins 15. Jahrhundert, Peter Lang, Frankfurt/M. u. a. 1998. ISBN 3-631-32870-2
  • Luca Molà (Hrsg.): The Silk Industry of Renaissance Venice, Baltimore 2000.

Grundbesitz, Kolonien und Handelsregionen

  • Sante Bartolami: L'agricoltura, in: Lellia Cracco Ruggini, Massimiliano Pavan, Giorgio Cracco, Gherardo Ortalli Storia di Venezia, Bd. 1: Origini–Età ducale, Istituto dell'Enciclopedia Italiana, Rom 1992, S. 461–490.
  • Johannes Jegerlehner: Der Aufstand der kandiotischen Ritterschaft gegen das Mutterland Venedig (1363–1365), in: Byzantinische Zeitschrift 12 (1903) 78–120.
  • Sergej P. Karpov: La navigazione veneziana nel Mar nero, XIII–XV sec., Ravenna 2000. ISBN 88-7567-359-4
  • Ralph-Johannes Lilie: Handel und Politik zwischen dem Byzantinischen Reich und den italienischen Kommunen Venedig, Pisa und Genua in der Epoche der Komnenen und Angeloi (1081–1204), Amsterdam 1984.
  • Karl-Ernst Lupprian: Il Fondaco dei Tedeschi e la sua funzione di controllo del commercio tedesco in Italia, Venedig 1978.
  • Jörg Reimann: Venedig und Venetien 1450 bis 1650. Politik, Wirtschaft, Bevölkerung und Kultur: Mit zwei Füssen im Meer, den dritten auf dem platten Land, den vierten im Gebirge, Verlag Dr. Kovac, Hamburg 2006.
  • Gerhard Rösch: Venedig und das Reich. Handels- und verkehrspolitische Beziehungen in der deutschen Kaiserzeit, Tübingen 1982.
  • Wolfgang v. Stromer: Landmacht gegen Seemacht. Kaiser Sigismunds Kontinentalsperre gegen Venedig 1412–1433, in: Zeitschrift für historische Forschung 22 (1995) 145–189.
  • Freddy Thiriet: La Romanie vénitienne au Moyen Age. Le développement et l’exploitation du domaine colonial vénitien (XII–XV siècles), 2. Auflage, Paris 1975.

Münz- und Finanzpolitik, Kredit und Banken

  • Fabio Besta: Bilanci generali della Repubblica di Venezia, Venedig 1912.
  • Roberto Cessi (Hrsg.): La regolazione delle entrate e delle spese (sec. XIII–XIV), Padua 1925.
  • Frederic C. Lane/Reinhold C. Mueller: Money and Banking in Medieval and Renaissance Venice, Bd. 1: Coins and Moneys of Account, Bd. 2: The Venetian Money Market: Banks, Panics and the Public Debt, 1200–1500, Baltimore/London 1985 und 1997.
  • Gino Luzzatto: I prestiti della Repubblica di Venezia (sec. XIII–XV), Padua 1929.
  • Reinhold C. Mueller: L’imperialismo monetario veneziano nel Quattrocento, in: Società e Storia 8 (1980) 277–297.
  • Alan M. Stahl: The Venetian Tornesello. A medieval colonial coinage, New York 1985.

Versicherungswesen und Patentrecht

  • Karin Nehlsen-von Stryk: Die venezianische Seeversicherung im 15. Jahrhundert, Ebelsbach (Main) 1986.
  • Helmut Schippel: Die Anfänge des Erfinderschutzes in Venedig. In: Uta Lindgren (Hrsg.): Europäische Technik im Mittelalter. 800 bis 1400. Tradition und Innovation, 4. Auflage, Berlin 2001, S. 539–550.

Sozialgeschichte und Alltagsgeschichte

  • Franco Brunelli: Arti e mestieri a Venezia nel medioevo e nel rinascimento, Vicenza 1981.
  • Linda Guzzetti: Venezianische Vermächtnisse: Die soziale und wirtschaftliche Situation von Frauen im Spiegel spätmittelalterlicher Testamente, Stuttgart/Weimar 1998.
  • Gerhard Rösch: Der venezianische Adel bis zur Schließung des Großen Rats. Zur Genese einer Führungsschicht, Thorbecke, Sigmaringen 1989.
  • Susanne Winter (Hrsg.): Donne a Venezia. Vicende femminili fra Trecento e Settecento, Rom/Venedig 2004.

Anmerkungen

  1. Der Begriff ist hier nicht im modernen Sinne zu verstehen (vgl. Kapitalismus, Markt), wenn auch die Tauschbeziehungen gerade innerhalb Venedigs sehr früh und stark marktvermittelt waren.
  2. Mit „freiem“ Handel ist hier der nicht der Steuerung durch Vorschriften der Kommune und durch von der Kommune bestellte Schiffsführer unterworfene Handel gemeint, der auch außerhalb von Konvois fahren durfte.
  3. Diesen Begriff brachte Raymond de Roover 1942 in die Fachdiskussion, in: Ders.: The Commercial Revolution of the Thirteenth Century. Diskussionsbeitrag zu N. S. B. Grass: Capitalism – Concept and History, in: Business History Review 16 (1942) 34-39. Einen knappen Überblick bietet der Abschnitt Kommerzielle Revolution und Ausbreitung der Geldwirtschaft, in: Michael North: Das Geld und seine Geschichte, C. H. Beck, München 1994, S. 17–37.
  4. Zum Finanzmarkt vgl. Hans-Jürgen Hübner: Quia bonum sit anticipare tempus. Die kommunale Versorgung Venedigs mit Brot und Getreide vom späten 12. bis ins 15. Jahrhundert, Frankfurt u. a. 1998, ISBN 978-3-631-32870-5, S. 111–198, leicht überarbeitet online (ohne Anmm).
  5. In der Literatur wird der Stadtadel häufig als Patriziat bezeichnet, jedoch hat sich in der deutschsprachigen Literatur der Begriff Adel zur Bezeichnung der im Fernhandel tätigen und politisch führenden Familien weitgehend etabliert (Girgensohn, Rösch).
  6. Zu Monopolen im 15. Jahrhundert: Helmut Schippel: La storia delle privative industriali nella Venezia del '400, Venedig 1989.
  7. Vgl. die einschlägigen Arbeiten von Hocquet.
  8. Zuletzt: Fabien Faugeron: Nourrir la ville. Ravitaillement, marché et métiers de l'alimentation à Venise dans les derniers siècles du Moyen Age, Rom 2014.
  9. Hans-Jürgen Hübner: Quia bonum sit anticipare tempus. Die kommunale Versorgung Venedigs mit Brot und Getreide vom späten 12. bis ins 15. Jahrhundert, Frankfurt u. a. 1998, S. 132.
  10. Bahnbrechend waren im Bereich der Archäologie die Arbeiten von Ernesto Canal.
  11. Graziano Tavan: Archeologia della Laguna di Venezia, in: Veneto Archeologico Januar/Februar 1999.
  12. Ernesto Canal: La Laguna «romana», in: Corriere del Veneto, 6. Oktober 2013.
  13. Cassiodor, Variae, X, 27 und XII, 24.
  14. Franz Beyerle, Leges Langobardorum, 195 (Ahistulfi leges I,4).
  15. Honorantiae Civitatis Papiae.
  16. Codex epistolaris Carolinus 86, Monumenta Germaniae Historica, Epistolae III, S. 622.
  17. Liber Pontificalis 222, Hg. Duchesne.
  18. Um diese „frühkapitalistische“ Phase entstand Ende des 19. Jahrhunderts eine Debatte (Reinhard Heynen: Zur Entstehung des Kapitalismus in Venedig, Stuttgart, Berlin 1905; Werner Sombart: Der moderne Kapitalismus, Leipzig 1900 u. a.) Heynen hatte Sombarts Behauptung, Reichtum sei ursprünglich aus der Akkumulation städtischer Grundrenten entstanden, und die Handelsrepublik sei anfänglich aus Gelegenheitsgeschäften von Grundbesitzern hervorgegangen, die so ihr überschüssiges Kapital eingesetzt hätten, zurückgewiesen. Auch unter italienischen Wissenschaftlern gab es eine ähnliche Diskussion, zu der Irmgard Fees (Reichtum und Macht im mittelalterlichen Venedig, S. 3–10, s. auch S. 238–240 und 251–253) eine Übersicht gegeben hat. Die These, dass am Anfang der venezianischen Wirtschaft Grundbesitz stand, dessen Erträge nach und nach in den Handel investiert worden seien, kann – nicht zuletzt aufgrund der Arbeit von Fees – als widerlegt gelten.
  19. Vgl. Johannes Hoffmann: Venedig und die Narentaner, in: Studi Veneziani 11 (1969) 3-41.
  20. Grundlegend für die Handelsbeziehungen: Gerhard Rösch: Venedig und das Reich in ihren handels- und verkehrspolitischen Beziehungen der deutschen Kaiserzeit, Tübingen 1998.
  21. Zur Wirtschaft von Byzanz: Angeliki E. Laiou (Hrsg.): The Economic History of Byzantium. From the Seventh through the Fifteenth Century, 3 Bde., Washington 2002.
  22. Erstmals wurde der in Abydos eingezogene Zoll von durchschnittlich wohl 30 auf 17 Soldi gesenkt und venezianische Schiffe mussten keine Waren mehr für Amalfi, Bari oder für Juden fahren. Dies und das zu Byzanz Folgende nach Ralph-Johannes Lilie: Handel und Politik zwischen dem Byzantinischen Reich und den italienischen Kommunen Venedig, Pisa und Genua in der Epoche der Komnenen und Angeloi (1081–1204), Amsterdam 1984. Zum 11. Jahrhundert vgl. Peter Frankopan: Byzantine trade privileges to Venice in the eleventh century: the chrysobull of 1092, in: Journal of Medieval History 30 (2004) 135-160.
  23. Franz Dölger (Hrsg.): Regesten der Kaiserurkunden des oströmischen Reiches von 565–1453, 1. Teil: Regesten von 565–1025, München/Berlin 1924, n. 738.
  24. Vgl. Eric R. Dursteler: Venetians in Constantinople. Nation, identity, and coexistence in the early modern Mediterranean, The Johns Hopkins University Press, Baltimore/London 2006.
  25. Dazu: Wolfgang von Stromer (Hrsg.): Venedig und die Weltwirtschaft um 1200, Sigmaringen 1999.
  26. Zur Entstehung und Abschließung des Adels vgl. Gerhard Rösch: Der venezianische Adel bis zur Schließung des Großen Rates: zur Genese einer Führungsschicht, Sigmaringen: Thorbecke 1989.
  27. Vgl. Irmgard Fees: Reichtum und Macht im mittelalterlichen Venedig. Die Familie Ziani, Tübingen 1988.
  28. Giorgio Cracco: Società e stato nel medioevo veneziano, Florenz 1967, S. 81. Dandolo nennt diese neuen Bestimmungen „statuta de vendicione posesionum ad ussum novum“ (S. 290).
  29. Zur Kolonialgeschichte immer noch grundlegend: Freddy Thiriet: La Romanie vénitienne von 1959.
  30. Vgl. Reinhold C. Mueller: The Jewish Moneylenders of late Trecento Venice: a revisitation, in: The Mediterranean Historical Review 10 (1995) 202–217.
  31. Vgl. Sergej P. Karpov: La navigazione veneziana nel Mar nero, XIII–XV sec., Ravenna 2000.
  32. Gino Luzzatto: Storia economica di Venezia dall'XI al XVI secolo, Venedig 1961, S. 82.
  33. Diego Puga, Daniel Trefler: International Trade and Institutional Change: Medieval Venice's Response to Globalization, National Bureau of Economic Research, Cambridge 2012 (online, PDF).
  34. Vgl. Frederic C. Lane: Family Partnerships and Joint Ventures in the Venetian Republic, in: Journal of Economic History 4 (1944) 178–196.
  35. Dandolo, ed. Pastorello, 282f.
  36. Tafel und Thomas III, n. CCCLXX, 159-281, März 1278. Allgemein zum Piratenwesen in der Ägäis: Peter Charanis: Piracy in the Aegean during the reign of Michael VIII Paleologus, in: Mélanges Henri Grégoire. Annuaire de l’Institut de Philologie et d’Histoire Orientale et Slave 10 (1950) 127-136. Grundlegend für die Zeit von 1300 bis 1460: Alberto Tenenti: Venezia e la pirateria nel Levante: 1300c.-1460c., in: Venezia e il Levante fino al secolo XV, Bd. 1,2, Civiltà Veneziana, Studi 27, Florenz 1973, 705-771.
  37. Werner Dressendörfer: „In apotecis circa realtum“. Venedig als Einkaufsplatz für Arzneidrogen während des 15. Jahrhunderts, in: Werner Dressendörfer, Wolf-Dieter Müller-Jahncke (Hrsg.): Orbis pictus. Kultur- und pharmaziehistorische Studien, Frankfurt am Main 1985, S. 73–86.
  38. Gino Luzzatto: Storia economica di Venezia dall'XI al XVI secolo, Venedig 1961, S. 41f.
  39. So wurden 1511/12 allein 60.000 Tonnen Weizen nach Venedig verschifft, eine Menge, die ungefähr für 300.000 Menschen ausreichte (Lane, S. 476).
  40. Dazu Hans-Jürgen Hübner: Cum continue de venditione frumenti recipiat denarios und Reinhold C. Mueller: La Camera del frumento: un 'banco publico' veneziano e i gruzzoli dei signori di Terra Ferma, in: Istituzioni, società e potere nella Marca Trevigiana e Veronese (secoli XIII–XV), Rom 1988, 321–360.
  41. MGH, Capitularia regum Francorum, hgg. v. Alfred Boretius, Bd. 2, Hannover, 1883-1897, II, n. 223, 23. Februar 840.
  42. Raimondo Morozzo della Rocca, Antonino Lombardo (Hrsg.): Documenti del commercio veneziano nei secoli XI-XIII, 2 Bde., Turin 1940, n. 584.
  43. Das stellte etwa ein Senatsbeschluss vom 23. Januar 1301 fest (Le deliberazioni del Consiglio dei Rogati (Senato). Serie „Mixtorum“, Bd. 1: Libri I-XIV, Hg. Roberto Cessi, Pietro Sambin, Venedig 1961, n. 56).
  44. Grundlegend und quellengesättigt sind hier immer noch die Arbeiten von Roberto Cessi (Hrsg.): La regolazione delle entrate e delle spese, Gino Luzzatto: I prestiti und Tommaso Bertelè: Bilanci generali.
  45. Vgl. Margarete Merores: Die älteste venezianische Staatsanleihe und ihre Entstehung, in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 15 (1919) 381-398.
  46. Bis dahin genügten die in Verona geprägten Münzen, und diejenigen, die durch Handel, Pacht und Raub nach Venedig kamen. Vgl. Louise Buenger Robbert: The Venetian Money Market 1150–1229, in: Studi Veneziani 13 (1971) 3–121.
  47. Dies und das Folgende nach: Alan M. Stahl: The Venetian Tornesello. A medieval colonial coinage, New York 1985.
  48. Allgemein zur Zecca im Mittelalter: Alan M. Stahl: Zecca. The Mint of Venice in the Middle Ages, Baltimore 2001.
  49. Vgl. Michael Knapton: I rapporti fiscali tra Venezia e la Terraferma: il caso padovano nel secondo '400, in: Archivio Veneto n.s. 117 (1981) 5–65.
  50. Reinhold C. Mueller: L’imperialismo monetario veneziano nel quattrocento, in: Società e Storia VIII (1980) 277–297.
  51. Roberto Cessi (Hrsg.): Liber Plegiorum & Acta Consilii Sapientum (Deliberazioni del Maggior Consiglio di Venezia, Bd. 1), Bologna 1950, n. 564, 24. Sept. 1227.
  52. Sozialgeschichtlich grundlegend: Robert C. Davies: Shipbuilders of the Venetian Arsenal. Workers and workplace in the preindustrial city, Baltimore/London 1991.
  53. Vgl. Éric Valet: Marchands vénitiens en Syrie à la fin du XVe siècle, Paris 1999.
  54. Zusammenfassungen der Beiträge zur Konferenz der New Yorker Colgate-University „Venice before San Marco. Recent Studies on the Origin of the City“ vom 5. bis 6. 10. 2001, archive.org, 13. Februar 2019.
  55. Salvatore Ciriacono: Industria e artigianato, in: Storia di Venezia, Bd. 5, 523–592, hier: S. 570.
  56. Erst mit dem Ende der Republik (1797) ging die Glasindustrie dramatisch zurück. Ihr Wiederaufstieg begann rund 60 Jahre später (vgl. Fratelli Toso).
  57. Dazu Arthur Woodward: Indian Trade Goods, Portland, Oregon 1965, Nachdruck 1989, S. 4–14.
  58. Hans-Jürgen Hübner: Quia bonum sit anticipare tempus. Die kommunale Versorgung Venedigs mit Brot und Getreide vom späten 12. bis ins 15. Jahrhundert, Frankfurt u. a. 1998, S. 181 f.
  59. Das zeigt Umberto Dorini, Tommaso Bertelè (Hrsg.): Il libbro dei conti di Giacomo Badoer, Rom 1956.
  60. Summa de arithmetica geometria proportioni et proporzionalità, Venedig 1494, hg. v. Balduin Penndorf, Luca Pacioli, Abhandlung über die Buchhandlung 1494, Stuttgart 1933.
  61. Die bekannteste wurde die Pratica della mercatura des Francesco Balducci Pegolotti, die um 1340 entstand, hgg. v. Franco Borlandi, Turin 1936.
  62. Für die 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts vgl. Maurice Aymard: Venise, Raguse et le commerce du blé pendant la seconde moitie du XVIe siècle, Paris 1966, für das 12. bis 15. Jahrhundert Hans-Jürgen Hübner: Quia bonum sit anticipare tempus. Die kommunale Versorgung Venedigs mit Brot und Getreide vom späten 12. bis ins 15. Jahrhundert, Peter Lang 1998.
  63. So verkaufte man beispielsweise das Handelsmonopol für Alaun an Agostino Chigi. Vgl. Felix Gilbert: Venedig, der Papst und sein Bankier, Fischer Verlag, Frankfurt a. M., 1997, ISBN 3-596-12613-4.
  64. Bariša Krekić: Dubrovnik (Raguse) et le Levant au Moyen Age, Paris 1961 und ders.: Dubrovnik in the 14th and 15th Centuries, Norman, Oklahoma 1972.
  65. Grundlegend ist hier Maurice Aymard: Venise, Raguse et le commerce du blé . Zuletzt Jörg Reimann: Venedig und Venetien 1450 bis 1650.
  66. Annika Höppner: Repräsentation des venezianischen Adels am Anfang des 18. Jahrhunderts, in: Stephanie Hahn, Michael H. Sprenger (Hrsg.): Herrschaft - Architektur - Raum. Festschrift für Ulrich Schütte zum 60. Geburtstag, Lukas, Berlin 2008, S. 183–203.
  67. Michael North: Das Geld und seine Geschichte, München 1994, ISBN 3-406-38072-7.

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