Dardanellen
Die Dardanellen (neugriechisch Δαρδανέλλια Dardanellia, auch Δαρδανέλια Dardanelia (n. pl.), türkisch Çanakkale boğazı) sind eine zur Türkei gehörende Meerenge im Mittelmeer zwischen der Ägäis und dem Marmarameer. Im Altertum hieß diese Meerenge Hellespont (IPA: [hɛlɛsˈpɔnt][1], ), benannt nach Helle, einer Figur aus der griechischen Mythologie, sowie altgriechisch πόντος pontos „Meer“, „hohe See“.
Dardanellen | ||
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Verbindet Gewässer | Marmarameer | |
mit Gewässer | Ägäisches Meer | |
Trennt Landmasse | Kleinasien | |
von Landmasse | Halbinsel Gallipoli (Balkan) | |
Daten | ||
Geographische Lage | 40° 13′ N, 26° 27′ O | |
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Länge | 65 km | |
Geringste Breite | 1,3 km | |
Größte Tiefe | 82 m | |
Küstenorte | Çanakkale, Gelibolu, Lapseki | |
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Geografie
Die Dardanellen liegen zwischen der europäischen Halbinsel Gallipoli und dem zu Kleinasien gehörigen Nordwest-Anatolien, sie sind der südwestlichste Teil der innereurasischen Grenze. Der Name stammt von Dardanos, einer Siedlung, die in der Nähe von Troja lag.
Diese Meerenge verbindet das Ägäische Meer mit dem Marmarameer und über den anschließenden Bosporus mit dem Schwarzen Meer. Die Dardanellen sind etwa 65 Kilometer lang und zwischen 1,3 und 6 Kilometer breit, dabei durchschnittlich 50 Meter tief. An der Oberfläche fließt eine Strömung aus dem Marmarameer zum Mittelmeer, während eine Unterströmung in die entgegengesetzte Richtung fließt, bedingt durch die fast doppelt so hohe Salinität des Mittelmeers gegenüber dem Schwarzen Meer.
An der asiatischen Küste der Dardanellen befindet sich die Hafenstadt Çanakkale. Die Çanakkale-1915-Brücke zwischen Lapseki und Gelibolu wurde am 26. Februar 2022 offiziell eröffnet, dem Geburtstag des Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan.[2] Mit 3623 Metern ist sie die längste Brücke der Türkei.[3]
Geschichte
In der griechischen Mythologie wird überliefert, dass Achilleus nach seinem Tod im Trojanischen Krieg in den Fluten des Hellespont bestattet wurde. Die antiken Orte Sestos am europäischen und Abydos am kleinasiatischen Ufer waren gemäß der Überlieferung Schauplatz der Geschichte von Hero und Leander.
Im Zweiten Perserkrieg überquerte der persische König Xerxes den Hellespont während seines Feldzugs gegen Griechenland etwa 480 v. Chr. mit zwei Schiffbrücken, die jeweils aus über 300 Schiffen bestanden und eine zeitweise Öffnung für kleinere Schiffe gehabt haben sollen.[4] Alexander der Große überschritt den Hellespont im Jahr 334 v. Chr. mit einer Armee aus etwa 35.000 Makedonen und Griechen zu Beginn seines Persienfeldzuges.
Im Peloponnesischen Krieg gab es mehrere bedeutende Schlachten am Hellespont, unter anderem die Schlacht von Kyzikos im Jahr 410 v. Chr. und die Schlacht bei Aigospotamoi, die entscheidende Niederlage der Athener im Jahre 405 v. Chr.
1656 gab es die Dardanellenschlacht, eines der Seegefechte und Schlachten, welche die Flotten der Republik Venedig und des Osmanischen Reiches um die Vorherrschaft im östlichen Mittelmeer austrugen.
Nach dem Dardanellen-Vertrag von 1841 war es nur türkischen Kriegsschiffen gestattet, diese Meerenge zu passieren. Im Vorfeld des Ersten Weltkriegs spielten die Dardanellen eine bedeutende Rolle: Russland war besorgt, dass das Deutsche Reich zu starken Einfluss auf die Region erlangen könnte. Aus diesem Grund übte Russland Druck auf die Entente aus, dem Deutschen Reich Widerstand bei der Errichtung einer Militärmission zu leisten.[5] Während des Ersten Weltkriegs waren die Dardanellen aufgrund ihrer strategischen Lage Schauplatz der Schlacht von Gallipoli mit hohen Verlusten auf beiden Seiten. Seit 1936 regelt der Vertrag von Montreux die Durchfahrtsrechte.
Siehe auch
Weblinks
- Jona Lendering: Hellespont (Dardanelles). In: Livius.org (englisch)
- Zeitungsartikel zur "Dardanellenfrage" (bis 1923) in der Pressemappe 20. Jahrhundert der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft (dito seit 1923)
Einzelnachweise
- IPA angepasst von: Eva-Maria Krech, Eberhard Stock, Ursula Hirschfeld, Lutz Christian Anders: Deutsches Aussprachewörterbuch. 1. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin, New York 2009, ISBN 978-3-11-018202-6, S. 576.
- Binali Yıldırım: "Altyapıda 39'dan 9. sıraya geldik". Abgerufen am 17. Februar 2022 (deutsch).
- Çanakkale to be site of Turkey’s longest bridge. In: hurriyetdailynews.com. 28. Januar 2012 (englisch).
- Herodot 7,36
- Christopher Clark: Die Schlafwandler. Deutsche Verlagsanstalt, München 2013, ISBN 978-3-421-04359-7.