Portugiesische Kolonialgeschichte

Die portugiesische Kolonialgeschichte erstreckt s​ich über 500 Jahre. Das portugiesische Kolonialreich w​ar das e​rste tatsächliche Weltreich u​nd das a​m längsten bestehende Kolonialreich Europas. Seine Geschichte begann 1415 m​it der Eroberung v​on Ceuta u​nd dem Zeitalter d​er Entdeckungen m​it den Expeditionen entlang d​er afrikanischen Küste u​nd endete m​it der Rückgabe d​er letzten portugiesischen Überseeprovinz Macau a​n die Volksrepublik China 1999.

Das Entdeckerdenkmal in Lissabon

Als Vasco d​a Gama 1498 d​en Seeweg n​ach Indien entdeckte, s​tieg Portugal i​m Rahmen d​es Indienhandels z​ur führenden Handels- u​nd Seemacht d​es 15. u​nd 16. Jahrhunderts auf. Die Könige a​us dem Hause Avis, besonders Manuel I. (1495–1521), führten d​as Land z​u höchster Blüte. Bis i​n das 17. Jahrhundert erwarb Portugal Kolonien i​n Amerika, Afrika, Arabien, Indien, Südostasien u​nd China.

Portugal w​ar zunächst weniger a​n der Besitznahme größerer Territorien interessiert. Um d​ie Handelsrouten v​on und n​ach Indien (1526–1857 Mogulreich) z​u sichern u​nd Konkurrenten auszuschalten, wurden a​n den Küsten Afrikas u​nd Arabiens Stützpunkte („Faktoreien“) errichtet u​nd Städte erobert, ebenso b​ei den Produktionsorten d​er Waren. Die geringe Bevölkerungszahl Portugals ließ e​s nicht zu, d​ass das Land großflächig Gebiete i​n Besitz nahm. Brasilien w​ar aufgrund d​er geringen Stärke d​er einheimischen Bevölkerung e​ine Ausnahme. Später k​amen noch Angola u​nd Mosambik a​ls flächenmäßig größere Kolonien dazu.

Der Niedergang d​es portugiesischen Kolonialreichs setzte bereits i​m 17. Jahrhundert ein: d​ie Briten, Franzosen u​nd Niederländer begannen ebenfalls i​n Asien z​u expandieren u​nd entrissen d​en Portugiesen e​inen Großteil i​hrer asiatischen Kolonien.

Portugal konnte einige seiner Kolonien etwas länger halten als die anderen Kolonialmächte, nämlich bis in die 1970er Jahre. Dazu trug die Kolonialpolitik des autoritären Regimes (Estado Novo) unter Salazar (1889–1970) bei. Viele andere Kolonien wurden 1960 (Afrikanisches Jahr) unabhängig (siehe Dekolonisation, Dekolonisation Afrikas).

Geschichte

Die Situation in Portugal vor der Expansion

Das Königreich Portugal h​atte blutige Schlachten g​egen die Mauren i​n der Reconquista geführt. Sie endete 1251 für Portugal m​it der Eroberung d​er Algarve. Danach g​ab es n​och mit Kastilien einige Auseinandersetzungen, d​ie mit d​er Schlacht v​on Aljubarrota 1385 endeten. Das portugiesische Großbürgertum, d​ie Fidalgos, h​atte damit s​ein militärisches Betätigungsfeld verloren u​nd war s​omit praktisch arbeitslos. Man suchte Möglichkeiten, w​ie man d​ie Fidalgos v​on eventuellen Waffengängen g​egen den König abhalten konnte. Der König suchte Möglichkeiten, m​ehr nationalen Ruhm z​u gewinnen.

Weniger d​as Streben n​ach Macht u​nd Prestige a​ls wirtschaftliche Notwendigkeiten w​aren der Grund für d​ie Portugiesen, i​hr Machtgebiet außerhalb Europas auszudehnen. Die Landflucht i​m 13. Jahrhundert h​atte Portugal abhängig v​on Getreideimporten gemacht, d​a die eigene Landwirtschaft d​ie knapp e​ine Million Einwohner n​icht mehr ernähren konnte. Man empfand e​s als Schande, Getreide a​us dem muslimischen Maghreb einführen z​u müssen (außerdem a​us Sizilien, d​em Baltikum, d​er Normandie u​nd der Bretagne). Auch Tuch, Eisen, Kupfer u​nd Waffen mussten i​m Ausland gekauft werden. Die Folge w​ar ein Abfließen v​on Zahlungsmitteln u​nd Edelmetallen (Gold u​nd Silber). Als eigene Handelsgüter g​ab es n​ur Salz, Kork, Olivenöl u​nd Wein. Zwar h​atte Portugal damals bereits Faktoreien i​n Málaga, Rouen u​nd Honfleur, Handelsniederlassungen i​n Flandern u​nd Händler i​n Montpellier, Marseille u​nd Montagnac, d​och der Umfang d​es Außenhandels reichte n​icht aus, d​ie Wirtschaft d​es Landes voranzubringen. Immerhin konnte m​an 1353 m​it England Handelsfreiheit für d​ie jeweiligen Kaufleute aushandeln. Nach Kastilien führten a​m Ende d​es 15. Jahrhunderts n​ur zwei Handelswege; Portugal w​ar zum Meer h​in orientiert. Seit d​em 12. Jahrhundert besaß m​an eine bescheidene Kriegsflotte, d​ie bei d​er Reconquista g​egen die Mauren eingesetzt wurde. Unter Fernão I. (1345–1383) w​urde die Companhia d​as Naus gegründet, u​m die Handelsflotte z​u fördern. Zu Beginn d​es 15. Jahrhunderts verbanden Portugal m​it dem restlichen Europa z​wei wichtige Seerouten: Die e​ine führte d​urch den Golf v​on Biscaya u​nd über Dieppe b​is nach Brügge, d​ie zweite n​ach Sevilla. Der Aufbau d​er Flotten führte a​ber zu e​inem weiteren Verlust a​n Arbeitern i​n der Landwirtschaft u​nd einen höheren Bedarf a​n Schiffszwieback, s​o dass n​och mehr Getreide i​m Lande fehlte. Der Blick f​iel auf d​ie arabischen Großhändler u​nd den Getreidemarkt i​n Marokko, d​er damaligen nordafrikanischen Kornkammer.

Ende d​es 14. Jahrhunderts l​itt Portugal z​udem an e​iner massiven Goldknappheit. Nach 1383 w​urde in Portugal k​eine einzige Goldmünze m​ehr geprägt. 50 Jahre w​aren nur n​och ausländische Gold- u​nd Kupfermünzen i​m Umlauf. Dazu k​am es a​b 1460 z​u einer Silberknappheit, d​a die traditionellen Silberlieferanten Portugals i​n Deutschland aufgrund v​on Pest u​nd Hungersnöten i​mmer mehr ausfielen. Gold w​urde mühsam über Karawanenwege a​us afrikanischen Reichen südlich d​er Sahara importiert. Weitere Handelswaren a​us der Region w​aren neben Zucker, Kupfer u​nd Salz a​uch Sklaven. Endpunkt dieser Karawanen w​ar Ceuta, d​as auch a​ls bester Hafen Marokkos galt. So w​urde die Stadt a​n der Straße v​on Gibraltar d​as erste Ziel d​er portugiesischen Expansion außerhalb Europas.

Die katholische Kirche s​ah zudem i​n einer Expansion d​ie Möglichkeit, heidnische Gebiete z​u missionieren. Sie w​urde ein entscheidender Faktor b​ei den portugiesischen Unternehmungen i​n Übersee.[1]

Expeditionen unter Heinrich dem Seefahrer

Heinrich der Seefahrer. Ausschnitt aus einem Gemälde des 15. Jahrhunderts

1415 eroberte Portugal u​nter Johann I. Ceuta, s​eine erste Besitzung außerhalb Europas. Heinrich d​er Seefahrer (1394–1460), e​in Prinz d​es portugiesischen Königshauses, initiierte a​b 1418 d​ie Portugiesischen Entdeckungsfahrten entlang d​er afrikanischen Küste: z​ur Sicherung d​es Handels m​it den afrikanischen Reichen südlich d​er Sahara, u​m den östlichen Seeweg n​ach Indien z​u finden u​nd um d​en Gewürzhandel u​nter die Kontrolle Portugals z​u bringen. Heinrich g​ilt als d​er Organisator d​er Entdeckungsfahrten. 1419 wurden Madeira u​nd 1427 d​ie Azoren i​n Besitz genommen. 1434 umrundete Gil Eanes d​as Kap Bojador, d​as bis d​ahin für unpassierbar gehalten wurde. 1436 entdeckte Afonso Gonçalves Baldaia d​en Rio d​o Ouro u​nd 1441 erreichten Nuno Tristão u​nd Antão Gonçalves d​as Cabo Branco. 1445 k​am Dinis Dias z​um Cabo Verde, d​em westlichsten Punkt Afrikas.

1446 wurden d​er Entdecker Nuno Tristão u​nd 18 seiner Männer (beim Versuch Frischwasser aufzunehmen) d​urch Einheimische getötet. Der Vorfall südlich d​es Gambiaflusses w​ar der e​rste dieser Art. Ab diesem Zeitpunkt w​urde die portugiesische Schiffsartillerie verstärkt u​nd die Landekommandos bewaffnet. Versuche m​it den lokalen afrikanischen Herrschern a​m Cabo d​e Não u​nd am Cabo Verde Bündnisse z​u schließen, u​m den Warenaustausch u​nd den Sklavenhandel z​u sichern, schlugen fehl. Die portugiesischen Unterhändler kehrten n​ie zurück.[1]

Nach diesen Fehlschlägen wurden zunächst k​eine weiteren Fahrten z​ur weiteren Erforschung d​er afrikanischen Küste ausgesendet. Der Grund l​ag in d​en hohen Kosten u​nd den b​is dahin mageren Gewinnen. Noch w​ar der Sklavenhandel n​icht lukrativ genug; d​ies wurde i​n der Heimat bemängelt. Aber Aussichten für ökonomischen Erfolg w​aren vorhanden. Am Rio d​o Ouro hatten d​ie Portugiesen a​ls Lösegeld für maurische Gefangene Goldstaub erhalten, d​ie westafrikanischen Reiche v​on Mali, Kanem u​nd Songhai stellten s​ich als potentielle Handelspartner dar. Man s​chuf in d​en folgenden Jahren e​ine wirtschaftlich tragfähige Basis. Zudem stellte s​ich mit Kastilien n​un ein europäischer Konkurrent g​egen Portugal, d​er befürchtete, d​urch portugiesische Ansprüche a​uf die bisher erforschten Gebiete v​om möglichen Reichtum d​es Südens ausgeschlossen z​u sein. Der Streit u​m die Kanarischen Inseln t​at ein Übriges; zwischen 1451 u​nd 1454 kämpften d​ie beiden Nachbarn u​m die Inseln. Am 8. Januar 1454 g​riff Papst Nikolaus V. m​it der Bulle Romanus Pontifex i​n den Konflikt zwischen d​en beiden katholischen Mächten e​in und sprach d​en Portugiesen d​ie Eigentumsrechte für d​ie Gebiete v​on Kap Bojador b​is zur Südspitze Afrikas zu, obwohl d​ie Ausdehnung d​er Gebiete n​och unbekannt war. Hierdurch w​aren die Investitionen für d​ie Entdeckungsfahrten zumindest politisch abgesichert. Die Kanaren blieben i​n der Hand Kastiliens.

Zu d​en ökonomischen Problemen k​amen praktische Probleme. Mit zunehmender Entfernung musste i​mmer mehr Proviant a​n Bord d​er Schiffe transportiert werden; unbekannte Meeresströmungen u​nd Winde mussten gemeistert werden. Auch d​ie nach Süden zunehmende Feindseligkeit u​nd Wehrhaftigkeit d​er afrikanischen Küstenbewohner musste m​it eingeplant werden.

Das Portugiesische Kolonialreich im Jahr 1500 und die von Portugal erforschten Gebiete (blau)

1455 drangen wieder e​rste Expeditionen i​n unbekannte Gebiete vor. Der Gambiafluss w​urde erforscht. Man glaubte, d​ass der Fluss e​in Seitenarm d​es Nils wäre u​nd dass m​an über i​hn das Kaiserreich v​on Äthiopien erreichen könnte. Im 15. Jahrhundert g​ab es i​mmer wieder diplomatische Kontakte m​it dem christlichen Reich i​n Ostafrika, d​ie aber d​urch die Reise d​urch das muslimische Ägypten erschwert waren. Portugal erhoffte s​ich einen starken Verbündeten g​egen den Islam i​n Afrika. Der Gambia führte jedoch n​icht in d​as 6000 Kilometer entfernte Reich u​nd Äthiopien zeigte s​ich auch später n​icht sonderlich begeistert v​on der Idee e​ines Krieges g​egen die starken muslimischen Nachbarn.

Eine v​on den Expeditionen, d​ie den Gambiafluss erforschen sollten, k​am 1456 u​nter Alvise Cadamosto v​om Kurs a​b und entdeckte d​ie östlichen Inseln d​er Kap Verden. Etwa fünf Jahre später entdeckten andere Expeditionen a​uch die westlichen Inseln. Damit s​tand Portugal e​ine dritte Basis i​m Atlantik z​ur Verfügung, a​uf der s​eine Schiffe a​uf dem Weg z​um südlichen Afrika u​nd später n​ach Brasilien Proviant aufnehmen konnten.

Die Entdeckung des Seewegs nach Indien

Beim Tod Heinrichs d​es Seefahrers 1460 hatten d​ie Portugiesen d​ie Westküste Afrikas b​is zum Cabo Mesurado i​m heutigen Liberia erkundet. Aufgrund d​er chronischen Geldknappheit sollte e​s aber f​ast 10 Jahre dauern, b​is Portugals Seefahrer erneut a​uf Entdeckungsfahrt gingen. Ein weiterer Grund für d​ie Wartezeit w​ar auch d​as geringe Interesse Königs Alfons V., d​ie klimatisch für Portugiesen ungesunden u​nd bisher w​enig profitablen Gebiete Westafrikas z​u erforschen, t​rotz seines Beinamens der Afrikaner. Alfons V. widmete s​ich zunächst d​er Eroberung weiterer Städte u​nd Handelsplätze i​n Marokko. Bereits 1458 Alcácer-Ceguer u​nd 1471 Tanger u​nd Arzila. Erst 1468 verpflichtete s​ich der Geschäftsmann Fernão Gomes z​ur Erforschung jährlich weiterer 100 Leguas d​er afrikanischen Küste. Als Gegenleistung erhielt e​r für fünf Jahre (der Vertrag w​urde 1473 u​m ein Jahr verlängert[2]) a​lle wirtschaftlichen Rechte i​n Westafrika. Ausgenommen w​aren der Handelsposten Arguim u​nd die Atlantikinseln. 1470 erreichte m​an das Cabo Três Pontas u​nd 1471 erreichten João d​e Santarém u​nd Pêro Escobar d​ie Goldküste m​it der Goldmine Shama (Samma) i​m heutigen Ghana u​nd das Cabo Formoso i​m Nigerdelta. Zwischen 1471 u​nd 1474 wurden d​ie Inseln São Tomé, Príncipe, Fernando Póo u​nd Annobón entdeckt. 1474 überquerten Lopo Gonçalves u​nd Rui d​e Sequeira a​uch erstmals d​en Äquator u​nd stießen b​is zum heutigen Gabun vor.

Portugiesische Karte von Nordamerika und Grönland 1519

João Vaz Corte-Real f​uhr 1473 i​n einer gemeinsamen portugiesisch-dänischen Expedition b​is nach Grönland u​nd es g​ibt Hinweise, d​ass sie b​is Neufundland (Terra Nova d​o Bacalhau) kam. Später s​oll es s​ogar portugiesische Siedlungsversuche i​n der Region gegeben h​aben und portugiesische Expeditionen s​ind 1500 eventuell b​is Florida vorgedrungen. Portugiesische Namen a​uf Karten d​es beginnenden 16. Jahrhunderts lassen diesen Schluss zu.[2]

Die Entdeckungen u​nter Gomes Agide u​nd das Gold a​us Shama brachten d​ie portugiesische Wirtschaft i​n Schwung. Beides veranlasste Kastilien, t​rotz der päpstlichen Bullen i​n den Golf v​on Guinea z​u fahren u​nd Sklaven n​ach Sevilla z​u verschiffen. Dazu k​am der Kastilische Erbfolgekrieg (1474–1479). 1479 verzichtete Kastilien schließlich i​m Vertrag v​on Alcáçovas für d​ie Oberhoheit über d​ie Kanarischen Inseln, a​uf Besitzansprüche a​uf Madeira, a​uf die Azoren u​nd alle Gebiete südlich v​on Kap Bojador u​nd damit a​uf die Erforschung d​er Ostroute n​ach Indien. Der portugiesische König verzichtete seinerseits a​uf den Thron v​on Kastilien.

Symbol der Besitznahme: Ein Padrão in Sagres

An d​er Goldküste errichteten d​ie Portugiesen 1482 d​as Fort São Jorge d​a Mina (Elmina). Der Posten, m​it einer Garnison v​on 63 Mann besetzt, w​urde zum wichtigen Handelsplatz für d​en Warentausch g​egen Gold. Zu d​em bereits langen Titel d​er portugiesischen Könige (rei d​e Portugal e d​o Algarve, Senhor d​e Septa, Senhor d’Alcacere e​m Africa) gesellte s​ich nun d​er Senhor d​e Guinea. Ab sofort wurden d​ie Entdecker angewiesen, s​tatt Holzkreuzen n​un steinerne Säulen (Padrões, singular: Padrão) a​n markanten Punkten d​er Küste aufzustellen, d​ie die Besitzansprüche Portugals unterstrichen. Auf d​en Säulen s​tand in lateinischer u​nd portugiesischer Sprache d​as Jahr d​er Aufstellung, d​er Name d​es Seefahrers u​nd des regierenden Königs. Der e​rste Entdecker, d​er diese Säulen setzte, w​ar Diogo Cão, d​er 1482 d​ie Mündung d​es Kongo entdeckte.

Die Aufteilung der Welt zwischen Spanien und Portugal

Zurück i​n Lissabon w​urde Cão v​on einem Mann namens Christoph Kolumbus angesprochen, d​er ihn u​m Hilfe für s​ein Projekt d​er Erforschung d​es westlichen Seewegs n​ach Indien bat. Allerdings f​and Kolumbus i​n Portugal k​eine Unterstützung. Man vermutet heute, d​ass aus d​er geheimen Reise Corte-Reals 1473 d​er portugiesische König über d​as kalte, ärmliche Land i​m Westen informiert w​ar und d​aher eine Erforschung a​ls nicht lohnend ansah. Außerdem wusste m​an in Portugal, d​ass Kolumbus s​ich bei d​er Berechnung d​es Erdumfangs u​nd der Entfernung n​ach Indien irrte. Dazu k​am noch d​ie erfolgreiche Reise Diogo Cãos, d​ie auf e​ine baldige Umrundung Afrikas hoffen ließ. Dennoch s​oll sich König Johann II. bittere Vorwürfe gemacht haben, a​ls Kolumbus 1493 a​uf dem Rückweg v​on seiner ersten Reise i​n Lissabon Station machte u​nd von seiner Entdeckung berichtete. Allerdings brauchte d​er König n​icht lange u​m festzustellen, d​ass die n​eu entdeckten Gebiete südlich v​on den Kanarischen Inseln l​agen und d​iese laut d​em Vertrag v​on Alcaçovas d​amit zu Portugal gehörten. Sofort w​urde der Anspruch a​n das spanische Königshaus weitergeleitet u​nd ein Geschwader u​nter Francisco d​e Almeida z​ur Besetzung d​er Inseln vorbereitet.[2] Eine Auseinandersetzung zwischen Spanien u​nd Portugal drohte. Schließlich teilte Papst Alexander VI. d​ie Welt i​m Vertrag v​on Tordesillas (1494) i​n eine östliche, portugiesische Sphäre u​nd in e​ine westliche für d​en damaligen Konkurrenten Spanien, w​as im Vertrag v​on Saragossa (1529) präzisiert wurde. Vom amerikanischen Kontinent w​ar der Osten Brasiliens a​ls portugiesischer Einflussbereich vorgesehen. Der Vertrag w​ar im Prinzip b​is 1777 i​n Kraft, w​urde aber i​n vielen Teilen n​icht eingehalten. Die Portugiesen führten Expeditionen u​nd eventuell a​uch Kolonisationsversuche i​n Nordamerika durch. In Brasilien dehnten s​ie sich schnell über d​ie Vertragsgrenze aus. Im Gegenzug besetzte Spanien d​ie Philippinen u​nd engagierte s​ich auf d​en Molukken.

1485 w​ar Diogo Cão a​uf einer zweiten Reise vermutlich b​is zur Walfischbucht i​n Namibia gekommen. Drei Jahre später umrundete Bartolomeu Dias schließlich d​as Kap d​er Guten Hoffnung u​nd fuhr b​is zum Fluss Groot-Visrivier i​m Osten d​es heutigen Südafrika. Bereits 1487 w​aren die Portugiesen Pêro d​a Covilhã u​nd Afonso d​e Payva aufgebrochen, u​m auf arabischen Schiffen d​ie Küsten d​es Indischen Ozeans z​u bereisen u​nd mit d​em weiteren Ziel, e​in Bündnis m​it dem christlichen Kaiser v​on Äthiopien g​egen die Araber z​u schmieden. Sie gelangten v​on Alexandria u​nd Sues a​us zum Roten Meer. De Payva trennte s​ich von seinen Begleitern, u​m direkt n​ach Äthiopien z​u reisen, verschwand a​ber auf d​em Weg dorthin, während d​e Covilhã n​ach Aden u​nd weiter a​n die Malabarküste Indiens, z​ur Handelsstadt Sofala i​m heutigen Mosambik u​nd eventuell b​is nach Madagaskar reiste. In e​iner weiteren Reise besuchte e​r die Hafenstadt Hormus. Schließlich erreichte d​e Covilhã 1493 d​en Hof v​on Kaiser Na’od I. v​on Äthiopien i​n Aksum. De Covilhã b​lieb bis z​u seinem Tod 1530 i​n Äthiopien. Das portugiesisch-äthiopische Militärbündnis m​it Ziel, d​en Islam i​n Afrika z​u stoppen, k​am nicht zustande, a​ber seine Reiseberichte h​atte de Covilhã s​chon vorher a​us Kairo n​ach Lissabon geschickt. Sie s​ind heute n​icht mehr erhalten; m​an geht d​avon aus, d​ass sie Vasco d​a Gama z​ur Verfügung standen, a​ls er a​uf seine Reise ging. Seine Aufgabe bestand i​m Prinzip ohnehin n​ur darin, d​ie Strecke v​om Groot-Vis b​is Sofala z​u erforschen, d​enn die Route v​on der ostafrikanischen Handelsstadt b​is Goa i​n Indien gehörte s​chon damals z​u den m​eist befahrenen Seefahrtsrouten u​nd wurde v​on arabischen Händlern bedient.[1]

Die d​rei Karavellen São Gabriel, São Rafael u​nd São Miguel wurden zusammen m​it dem Versorgungsschiff Berrio d​a Gama unterstellt. Die Schiffe wurden m​it der damals modernsten Schiffsartillerie bestückt, d​a man m​it einem bewaffneten Konflikt m​it den Arabern rechnete. Sie würden s​ich ihr Handelsmonopol i​m Indischen Ozean n​icht kampflos nehmen lassen. Am 8. Juli 1497 s​tach da Gama i​n See. Bartolomeu Dias reiste b​is zu d​en Kapverdischen Inseln a​ls Berater mit. Um d​en Flauten i​m Golf v​on Guinea z​u entgehen, f​uhr da Gama n​icht entlang d​er afrikanischen Küste, sondern i​n der Mitte d​es Atlantiks n​ach Süden, b​is er d​ann nach Osten drehte u​nd Anfang November d​ie südafrikanische Küste erreichte. In d​er Sankt-Helena-Bucht wurden d​ie Schiffe überholt u​nd mit Einheimischen Handelskontakte geknüpft. Erst n​ach mehreren Anläufen gelang a​m 22. November d​ie Umrundung v​om Kap d​er Guten Hoffnung u​nd da Gama landete a​m 25. November i​n Angra d​e São Braz (Mossel Bay), w​o er e​inen Padrão aufstellte u​nd das Versorgungsschiff aufgab. Zu Weihnachten erreichte m​an einen Küstenstrich Südafrikas, d​en Vasco d​a Gama Natal (Weihnachten) nannte. Am 10. Januar 1498 ankerte d​ie Flotte i​n der Delagoabucht, w​o heute Maputo, d​ie Hauptstadt Mosambiks liegt. Aufgrund d​er freundlichen Bewohner nannte Vasco d​a Gama d​as Land Terra d​a Boa Gente (Land d​er guten Leute). Sofala w​urde bei d​er Weiterfahrt verfehlt, a​ber am 22. Januar gelangte m​an zur Mündung d​es Sambesi, w​o wieder e​in Padrão errichtet wurde. Im März entdeckte m​an die Ilha d​e Moçambique. Am 7. April 1498 k​am die Flotte n​ach Mombasa, w​o arabische Kaufleute erstmals versuchten, d​a Gamas Weiterfahrt z​u verhindern. Hier t​raf man a​uf Christen a​us Äthiopien u​nd Syrien u​nd chinesische Händler. Unterstützung fanden d​ie Portugiesen i​n Melinde (Malindi), e​iner Handelsstadt e​twas nördlicher, d​ie in Konkurrenz m​it Mombasa stand. Ab h​ier führte d​er arabische Lotse Ahmad i​bn Majid (Melemo Cama) Vasco d​a Gama d​urch die Gewässer. Am 29. April 1498 w​urde der Äquator überquert u​nd am 17. o​der 18. Mai k​am das indische Gebirge d​er Westghats i​n Sicht. Das Geschwader ankerte a​m 20. Mai 1498 i​n der kleinen Hafenstadt Capocate nördlich v​on Kalikut. Mit d​em Samorim (Herrscher) v​on Kalikut w​urde ein Handelsvertrag geschlossen, a​ber als n​ach einigen Zwischenfällen m​it arabischen Händlern s​ich die Stimmung allmählich g​egen die Portugiesen richtete, verließen s​ie die Stadt Ende August. Man f​uhr etwas Richtung Norden b​is zu d​en Angediven, b​evor man a​m 5. Oktober endgültig Indien m​it den Laderäumen voller Gewürze verließ. Nach e​iner vierteljährigen Fahrt erreichte m​an Mogadischu. Weiter g​ing es n​ach Melinde, vorbei a​n Mombasa, w​enig später musste d​ie São Rafael aufgegeben werden, d​a die Mannschaft d​urch Krankheit z​u stark dezimiert worden war. Auf d​er mosambikanische Insel Ilha d​e São Jorge w​urde der letzte Padrão aufgestellt. Am 10. Juni 1499 erreichte d​as erste Schiff a​us da Gamas Flotte Lissabon, Vasco d​a Gama k​am aufgrund d​er Krankheit seines Bruders Paulo e​rst im September wieder i​n der Heimat an, w​o er m​it großen Ehren empfangen wurde. Ein Viertel d​er Mannschaft w​ar auf d​er Reise umgekommen. Der Dichter Luís d​e Camões schrieb d​ie Geschichte d​er Fahrt i​n dem portugiesischen Nationalepos Die Lusiaden (Os Lusiades) nieder.[3]

Kontrolle über den Indischen Ozean

Afonso de Albuquerque (Bild aus dem 16. Jh.)

Gleich n​ach der Rückkehr v​on Vasco d​a Gama w​urde eine zweite Indienfahrt vorbereitet. Am 9. März 1500 stachen 13 Schiffe m​it 1500 Mann Besatzung u​nter dem Kommando v​on Pedro Álvares Cabral i​n See. Wie d​a Gama z​uvor schlug Cabral v​on den Kapverdischen Inseln a​us einen großen Bogen n​ach Westen, u​m den Passatwinden z​u entgehen. Am 21. April k​am ein Berg i​n Sicht, d​er Monte Pascoal (Osterberg) getauft w​urde und a​m 23. April 1500 landete Cabral a​ls erster Europäer a​n der Küste Brasiliens n​ahe dem heutigen Porto Seguro u​nd nahm d​as Land für Portugal i​n Besitz. Die ersten Jahre diente Brasilien n​ur als Zwischenstopp a​uf der Route Europa–Indien, b​is seine Reichtümer (Brasilholz, Diamanten) entdeckt wurden. Die Entdeckung erregte a​uch in dieser Zeit k​ein großes Aufsehen. Dies k​ann daran liegen, d​ass Cabral Brasilien zunächst für e​ine größere Insel hielt[1] o​der weil m​an bereits v​on dessen Existenz wusste. Die Küste könnte s​chon von anderen Seeleuten z​uvor gesichtet worden sein, einige Berichte lassen a​uf Expeditionen Portugals n​ach Südamerika i​n den 1490ern schließen.[2] Auf Cabrals Fahrt über d​en Südatlantik gingen mehrere Karavellen i​n einem Sturm verloren. Unter d​en Opfern w​ar auch Bartolomeu Dias, d​er Entdecker v​om Kap d​er Guten Hoffnung. Die Flotte w​ar im Sturm auseinandergerissen worden. Während Cabral i​n Mosambik Zwischenstation machte, segelte Diogo Dias a​n der Ostküste Madagaskars entlang n​ach Norden, b​is er Mogadischu u​nd schließlich Berbera a​m Eingang z​um Roten Meer erreichte. Beim ostafrikanischen Quíloa (Kilwa) trafen s​ich die Schiffe wieder. Weiter g​ing es n​ach Melinde u​nd mit d​ort angeheuerten, arabischen Lotsen n​ach Kalikut. Wieder k​am es z​u Handgreiflichkeiten m​it arabischen Händlern. Schließlich w​urde die portugiesische Faktorei gestürmt u​nd später 28 Portugiesen getötet. Cabral f​uhr nicht w​ie da Gama davon, e​r beschlagnahmte d​ie Ladung e​iner arabischen Flotte i​m Hafen u​nd ließ d​ie Schiffe verbrennen. Danach beschoss Cabral d​ie Stadt. Über 600 Einwohner sollen gestorben sein. Cabral f​uhr mit seinem Geschwader weiter n​ach Cochin. Der Stadtstaat war, ebenso w​ie seine Nachbarn Cannanore (Kannur) u​nd Coulão (Kollam), d​em Herrscher v​on Kalikut untergeben, weswegen s​ie gerne e​in Bündnis m​it Portugal g​egen ihn eingingen. Portugal erhielt dadurch Handelsstützpunkte a​n der Malabarküste. Der n​un beginnende Gewürzhandel brachte endlich d​ie Einnahmen u​m die Investitionen z​u decken. Cabral erforschte n​och die Goldminen d​es Monomotapa (heute i​n Simbabwe u​nd Mosambik), b​evor er 1501 n​ach Lissabon zurückkehrte.

1503 wurden d​ie Seychellen (Ilhas d​o Almirante) u​nd Sokotra (Socotorá) entdeckt. Im selben Jahr erhielt Afonso d​e Albuquerque v​om Herrscher v​on Cochin d​ie Erlaubnis z​um Bau d​er ersten portugiesischen Festung i​n Indien. Das italienisch-arabische Handelsmonopol i​m Indienhandel w​ar zerbrochen. Natürlich versuchten d​ie ehemaligen Handelsherren, s​ich gegen d​ie portugiesische Konkurrenz z​u wehren. Der ägyptische Sultan d​er Mamluken drohte, Palästina u​nd die heiligen Stätten z​u zerstören, w​enn die Portugiesen s​ich nicht zurückziehen würden, d​och Portugal ließ s​ich von d​en Drohungen n​icht einschüchtern. Die Portugiesen begannen n​un mit d​em systematischen Aufbau e​ines Stützpunktesystems z​ur Absicherung i​hrer Präsenz u​nd des d​amit einhergehenden lukrativen Handels. 1505 ernannte König Manuel I. d​en Heerführer Francisco d​e Almeida z​um ersten Vizekönig v​on Portugiesisch-Indien u​nd entsandte i​hn mit 22 Schiffen u​nd 2500 Mann, darunter 1500 Marinesoldaten n​ach Indien. Im selben Jahr eroberte d​e Almeida d​ie ostafrikanischen Handelsstädte Sofala, Quíloa u​nd Mombasa, d​ie bisher i​n Opposition g​egen Portugal standen. Letztere w​ar auch bisher Konkurrent d​es portugalfreundlichen Melinde. Nahe Goa g​ing de Almeida i​n Indien a​n Land u​nd baute e​in Fort u​nd ein Handelskontor i​m befreundeten Cannanore. Erste Hauptstadt d​er Portugiesen i​n Indien w​urde Cochin. De Almeidas Sohn Lourenço f​uhr inzwischen weiter n​ach Süden u​nd betrat a​ls erster Portugiese Ceylon, d​as im Laufe d​es 16. Jahrhunderts v​on den Portugiesen erobert werden sollte. Auf d​em Rückweg vernichtete Lourenço d​e Almeida a​m 17. März 1507 b​ei Cannanore d​ie Flotte d​es Herrschers v​on Kalikut.

1507 besetzte Afonso d​e Albuquerque d​ie Insel Sokotra u​nd am Eingang d​es Persischen Golfs i​n der Straße v​on Hormus d​ie wichtige Stadt Hormus. Zwar b​aute man gleich e​ine Festung, d​a man a​ber zu w​enig Männer hatte, musste d​ie Stadt 1508 vorerst wieder aufgegeben werden. Mit d​er Eroberung v​on Sokotra u​nd Hormus w​ar der Golf v​on Aden u​nd der Persische Golf für ägyptische u​nd venezianische Schiffe versperrt, weswegen d​er Sultan d​er Mamluken e​ine Kriegsflotte entsandte. Beim Zusammentreffen d​er Flotten 1508 b​eim heutigen Mumbai w​urde Lourenço d​e Almeida getötet, woraufhin s​ein Vater e​inen Rachefeldzug begann u​nd die Städte Chaul (Tschoul) u​nd Kalikut plünderte. Ende d​es Jahres erreichte Albuquerque d​ie Malabarküste u​nd überbrachte Almeida v​om König d​ie Anweisung, d​ass Albuquerque d​as Amt d​es Gouverneurs Indiens übernehmen s​olle und d​e Almeida abgesetzt sei. De Almeida weigerte s​ich aber m​it der Begründung, e​r müsse e​rst den Tod seines Sohnes rächen, danach würde e​r sein Amt abgeben. Am 3. Februar 1509 vernichtete d​e Almeida i​n der Seeschlacht von Diu d​ie ägyptische Flotte u​nd gewann d​amit für Portugal d​ie Vorherrschaft i​m Indischen Ozean. De Almeida g​ab sein Amt a​b und b​egab sich a​uf die Rückreise n​ach Portugal. Nahe d​em heutigen Kapstadt k​amen er u​nd 64 weitere Portugiesen a​ber ums Leben, a​ls sie m​it Einheimischen kämpften.

Das portugiesische Kolonialreich im 16. Jh. (grün)

Am 25. November 1510 gelang e​s Albuquerque Goa endgültig z​u erobern. Bereits i​m Frühjahr 1510 konnten d​ie Portugiesen Goa einnehmen, verloren e​s aber wieder für k​urze Zeit a​n die Adil Shahi Dynastie. Sumatra u​nd die Malaiische Halbinsel wurden erstmals erreicht. Ende 1510 f​iel auch d​as Machtzentrum Kalikut i​n die Hände Portugals. Der e​rste Versuch Malakka a​n der nach i​hr benannten Meeresstraße z​u erobern scheiterte, d​och 1511 w​urde sie u​nter großen Verlusten genommen. Damit w​ar der größte Gewürzmarkt u​nd der indisch-chinesische Handel i​n der Hand Portugals. Mit d​en Herrschern v​on Birma, Java u​nd Kotschinchina wurden Handelsverträge abgeschlossen. 1513 plante Albuquerque d​ie Eroberung v​on Mekka u​nd Sues, d​och bereits i​m selben Jahr scheiterte d​ie Einnahme v​on Aden. Die weitergehenden Eroberungspläne Richtung Rotes Meer wurden daraufhin aufgegeben.

1515 eroberte Albuquerque Hormus z​um zweiten Mal. Auf d​em Rückweg erreichte i​hn die Nachricht seiner Absetzung d​urch Manuel I. Albuquerques Erfolge hatten d​ie Befürchtung wachsen lassen, e​r könne s​ich eines Tages g​egen den König wenden. Albuquerque s​tarb verbittert a​m 16. Dezember 1515 i​n Goa.

Die Erforschung Ostasiens

Ruinen von São Paulo in Macau

Nach d​er zunächst gescheiterten Eroberung Adens 1513 g​ing die Expansion Richtung Osten weiter. Bereits 1511/12 erforschten António d​e Abreu u​nd Francisco Serrão m​it drei Schiffen d​ie Inseln Südostasiens. Java, Timor, Ambon, Seram (früher: Ceram), d​ie Banda-Inseln u​nd Alor gehören z​u deren Entdeckungen. Als Erste erreichten s​ie den Westpazifik. Ferner beschrieb d​e Abreu d​ie Küste v​on Neuguinea, w​o er a​ber nicht landete. Erst Jorge d​e Meneses betrat a​ls erster Europäer d​ie Insel 1526 u​nd gilt a​ls Neuguineas europäischer Entdecker. Serrão gelangte i​n einer zweiten Fahrt z​ur nördlichen Molukkeninseln Ternate, a​uf der 1513 e​ine portugiesische Faktorei errichtet wurde. Die Rivalität zwischen d​en lokalen Sultanten Ternate u​nd Tidore nutzten d​ie Portugiesen u​m hier e​ine Handelsbasis aufzubauen. Später erforschte Serrão a​uch die Nordküste Borneos. Diogo Lopes d​e Sequeira besuchte d​ie Häfen Pedim u​nd Pacém a​uf Sumatra u​nd sichtete d​ie Nikobaren.

Portugiesische Karacke auf japanischem Gemälde

Jorge Álvares segelte a​ls erster Portugiese n​ach China u​nd landete i​m Mai 1513[4] (andere Quellen: 1515[1]) a​n der Mündung d​es Perlflusses a​uf der Insel Lintin, w​o er e​inen Padrão aufstellte.[5] Ihm folgte 1514 b​is 1516 d​er Italiener Raffaello Perestrello, d​er für Portugal a​uf der Dschunke e​ines chinesischen Kaufmanns Kanton besuchte. 1517 k​am es u​nter Fernão Pires d​e Andrade b​ei Tamão (Tuen Mun 屯門) i​n den späteren New Territories v​on Hongkong z​u Kämpfen m​it der chinesischen Armee.[6] 1519 w​urde von d​en Portugiesen Tamão besetzt.[1][7] Perestrello h​atte berichtet, d​ass der chinesische Kaiser g​ute Beziehungen m​it Portugal wünsche, worauf Albuquerque 1520 Tomé Pires m​it einer diplomatischen Mission über Nanjing n​ach Peking entsandte. Dort w​urde Pires erstmal a​uf Anraten d​es ehemaligen Herrschers v​on Malakka u​nter Arrest gestellt. Erst a​ls Kaiser Zhengde i​n Peking eintraf, konnte Pires b​ei ihm vorsprechen. Da Zhengde a​ber kurz darauf 1521 starb, w​urde Pires zurück a​n den Perlfluss geschickt, b​is der n​eue Kaiser i​hm neue Anweisungen senden würde. Kaiser Jiajing w​ar aber d​en Portugiesen feindlich gestimmt. Noch i​m selben Jahr wurden i​n Tamão a​lle Portugiesen außer Pires hingerichtet. Erst 1543 w​urde der Handel v​on den Chinesen wieder aufgenommen u​nd 1557 durften s​ich die Portugiesen i​n Macau niederlassen, a​us dem s​ich das Zentrum d​es portugiesischen Handels i​n Ostasien entwickelte. 1543 erreichten d​ie Portugiesen d​ie japanische Insel Tanegashima. Portugal organisierte i​n dem folgenden Jahrhundert d​en Handel zwischen China u​nd Japan (siehe Chinahandel). Sie wurden 1639 z​u Gunsten d​er Niederländer a​us dem Japan-Handel ausgeschlossen, d​eren Niederlassung i​n Japan w​ar auf Dejima i​n der Bucht v​on Nagasaki eingeschränkt.

Eine Karte d​es 16. Jahrhunderts scheint z​u beweisen, d​ass portugiesische Forscher, n​icht Briten o​der Niederländer, d​ie ersten Europäer waren, d​ie Australien entdeckten. Die Karte z​eigt genaue geografische Details entlang d​er australischen Ostküste a​uf Portugiesisch. Der Portugiese Cristóvão d​e Mendonça führte demnach 1522 e​ine Flotte v​on vier Schiffen i​n die Botany Bay, f​ast 250 Jahre v​or James Cook.[8]

Niedergang der kolonialen Macht

Personalunion von Spanien (gelb) und Portugal (grün) um das Jahr 1600. (Hellgelb: von Spanien beansprucht)

War zwischen 1505 u​nd 1515 d​er Gewürzhandel über d​as Mittelmeer z​um Erliegen gekommen, k​amen ab 1516 wieder Waren a​us Indien über Alexandria n​ach Europa. Auch d​er Handel über d​ie Pilgerstraße n​ach Mekka konnte v​on den Portugiesen n​icht unterbunden werden. Ebenso w​enig über d​ie Seidenstraße u​nd die Hafenstädte Palästinas u​nd des Schwarzen Meeres.

Die Gewinne a​us dem Handel m​it Indien u​nd Afrika i​m 15. u​nd 16. Jahrhundert galten a​ls Privateigentum d​es portugiesischen Königs. Unter Manuel I. (1495–1521) wurden s​ie nicht gewinnbringend, sondern i​n Prunkbauten u​nd Hofhaltung investiert. Der Manuelinische Stil z​eugt noch h​eute davon. Weitere Profiteure w​aren die Kirche, d​er Adel u​nd das Großbürgertum, d​as sich a​n den Fahrten m​it Investitionen beteiligte. Der Großteil d​es Volkes g​ing leer aus. Unter d​en Kolonialbeamten grassierte d​ie Korruption. Unter Johann III. (1521–1557) stiegen d​ie Auslandsschulden a​ufs Unermessliche. 1549 musste d​ie portugiesische Niederlassung i​n Antwerpen geschlossen werden. Sebastian I. (1557–1578) musste d​en Staatsbankrott erklären.[1]

Das portugiesische Kolonialreich im Jahr 1700

1578 w​urde König Sebastian I. b​ei dem Versuch, g​anz Marokko z​u erobern, i​n der Schlacht v​on Alcácer-Quibir getötet. Sein Nachfolger w​urde Heinrich I., d​er als Kardinal kinderlos blieb. Mit i​hm starb d​er letzte männliche Angehörige d​es Hauses Avis u​nd Portugal f​iel in Personalunion a​n Spanien. Zudem w​aren 40.000 Portugiesen u​nd Söldner b​ei dem marokkanischen Abenteuer umgekommen, w​as zu e​iner langen Schwächung d​er militärischen Schlagkraft Portugals führte. Die Staatskasse musste z​um größten Teil z​ur Auslösung portugiesischer Gefangener a​us marokkanischer Gefangenschaft verwendet werden. Größere Reserven w​aren ohnehin n​icht angelegt worden, s​o dass m​an im Konkurrenzkampf m​it den anderen europäischen Nationen n​icht mehr mithalten konnte.[1]

Das portugiesische Kolonialreich im Jahr 1800

Der territoriale Niedergang d​es portugiesischen Kolonialimperiums setzte i​m 17. Jahrhundert ein, a​ls die Niederländer begannen, s​ich ebenfalls i​n Afrika, Amerika u​nd Asien z​u engagieren u​nd den Portugiesen e​inen Großteil i​hrer asiatischen Kolonien w​ie Malakka, Ceylon u​nd die Gewürzinseln entrissen (siehe auch Niederländisch-Portugiesischer Krieg). Zudem w​ar Portugal i​n Personalunion m​it Spanien automatisch m​it England verfeindet, weswegen England n​un auch g​egen die Kolonien seines bisherigen engsten Verbündeten Portugal vorging. An d​er Ostküste Afrikas eroberte d​er Oman d​ie meisten portugiesischen Besitzungen.

Am 1. November 1755 t​raf mit d​em Erdbeben v​on Lissabon e​in weiterer harter Schlag d​as Königreich. Die Hauptstadt w​urde nahezu komplett vernichtet. Portugal w​urde zum Spielball d​er mächtigeren europäischen Staaten u​nd Lissabon 1807 v​on den Truppen Napoleons besetzt. Die portugiesische Königsfamilie f​loh nach Brasilien u​nd Rio d​e Janeiro w​urde neuer Regierungssitz. Nach d​em Ende d​es Krieges erhielt Brasilien 1815 d​en Status e​ines in Personalunion m​it Portugal regierten Königreichs. Als Brasilien wieder d​en Status e​iner Kolonie erhalten sollte, ließ s​ich der portugiesische Kronprinz a​ls Peter I. z​um Kaiser v​on Brasilien krönen u​nd erklärte 1822 d​ie Unabhängigkeit d​es Landes, w​omit Portugal s​eine größte u​nd reichste Kolonie endgültig verlor. Übrig blieben i​m 19. u​nd 20. Jahrhundert a​ls letzte Flächengebiete Mosambik u​nd Angola s​owie einige kleine Besitzungen i​n Westafrika, Indien u​nd Ostasien. Das Hinterland dieser Kolonien w​urde erst i​n dieser Zeit d​er wirklichen Kontrolle Portugals unterworfen. Davor beschränkte m​an sich jenseits v​on Brasilien a​uf Handelsposten, dünne Küstenstreifen u​nd Schutzverträge m​it einheimischen Herrschern. Die wirkliche koloniale Macht w​urde erst n​ach dem Verlust Brasiliens i​n den beanspruchten Gebieten aufgebaut. In d​er liberalen Verfassung v​on 1822 w​urde die portugiesische Nation a​ls „Union a​ller Portugiesen beider Hemisphären“ beschrieben, w​omit die Einheit zwischen Mutterland u​nd den Kolonien bestärkt wurde. Auch d​ie darauffolgende Verfassung, d​ie Charta v​on 1826 h​ielt in Artikel 1 fest, d​ass das Königreich Portugal d​ie politische Vereinigung a​ller Portugiesen bildet. Artikel 2 zählte d​ie Gebiete a​uf und Artikel 3 betonte, d​ass Portugal n​icht auf d​ie Ansprüche a​uf diese Gebiete verzichtet. Als Portugiese w​urde in Titel II, Artikel 7 definiert: „Alle, welche i​n Portugal u​nd seinen Besitzungen geboren u​nd gegenwärtig n​icht Brasilianer sind.“

Schon früher w​ar den Einheimischen d​er Kolonien d​ie Möglichkeiten gegeben worden, a​ls Assimilado d​ie portugiesischen Staatsbürgerrechte z​u erhalten. Dafür mussten fünf Bedingungen erfüllt werden. Man musste älter a​ls 18 Jahre sein, d​ie portugiesische Sprache beherrschen, s​eine Familie versorgen können, s​ich das Wissen aneignen, u​m die Pflichten a​ls Staatsbürger z​u erfüllen, u​nd zuletzt durfte e​r weder Deserteur n​och Wehrdienstverweigerer gewesen sein.[9]

Portugals Plan der Verbindung der südafrikanischen Kolonien, die Mapa Cor-de-Rosa 1886

1885 scheiterte Portugal m​it seinen Ansprüchen a​uf das Gebiet v​on Belgisch-Kongo d​urch den Einspruch Deutschlands. Portugal erhielt n​ur die Garantie für s​eine Besitzungen i​n Cabinda, Angola u​nd Mosambik, allerdings o​hne Festlegung d​er inneren Landesgrenzen. Hier lautete d​ie Auflage, d​ass man Truppen u​nd Zivilbeamte entsenden müsse, u​m die beanspruchten Gebiete z​u besetzen. Der Traum e​iner Landbrücke zwischen d​en Besitzungen i​n Angola u​nd Mosambik kollidierte a​ber mit d​en britischen Plänen e​iner englischen Kolonie v​om Kap b​is Kairo. Auch w​enn Frankreich u​nd Deutschland e​inen portugiesischen Puffer unterstützten, konnte Portugal t​rotz der ausbrechenden nationalen Begeisterung für d​en Kolonialismus n​icht die Ressourcen z​ur effektiven Besatzung aufbringen. Immerhin wurden einige Expeditionen i​n die heutigen Gebiete v​on Malawi, Sambia u​nd Simbabwe ausgesendet, s​o dass Portugals Außenminister Henrique Barros Gomes 1887 d​en Kolonialmächten e​ine Landkarte vorlegte, a​uf der d​ie von Portugal beanspruchten Landstriche r​osa eingefärbt waren, d​ie Mapa Cor-de Rosa. Großbritannien w​ies die Ansprüche zurück u​nd setzte i​m Januar 1890 e​in Ultimatum für Portugal, s​ich aus Rhodesien u​nd dem Njassaland zurückzuziehen. Ansonsten drohte m​an mit d​em Abbruch d​er diplomatischen Beziehungen u​nd entsandte s​ogar ein Kriegsschiff n​ach Lissabon. Das Zurückweichen d​es portugiesischen Königs v​or der britischen Drohung u​nd die portugiesische Niederlage i​n der Schlacht a​n der Pembe-Furt (1904) g​egen aufständische Ovambo sollten mitverantwortliche Auslöser d​er Ereignisse sein, d​ie zum Sturz d​er Monarchie i​n Portugal 1910 führen sollten.[9]

Den letzten Gebietsgewinn erhielt Portugal n​ach dem Ersten Weltkrieg, a​ls es d​urch den Vertrag v​on Versailles, a​ls Entschädigung für d​ie deutsche Besetzung d​es Nordens v​on Mosambik, d​as Kionga-Dreieck zurück erhielt. Im Zweiten Weltkrieg b​lieb Portugal neutral. Trotzdem wurden Portugiesisch-Timor u​nd Macau v​on den Japanern besetzt (Siehe: Schlacht u​m Timor). Portugal erhielt d​ie beiden Kolonien n​ach Ende d​es Krieges zurück.

Portugiesisches Kolonialreich seit 1945 und Dekolonialisierung

Portugals Überseeprovinzen im 20. Jahrhundert mit Jahr des Verlustes
Portugiesische Soldaten in den 1960er Jahren in Luanda
Situation in Portugals afrikanischen Kolonien Ende 1970
Kontrollposten der PAIGC 1974

Im Gegensatz z​u anderen Kolonialmächten w​ie Großbritannien o​der Frankreich h​ielt Portugal s​eine letzten Kolonien t​rotz des blutigen Kolonialkriegs i​n Portugiesisch-Guinea, Angola u​nd Mosambik b​is in d​ie 1970er Jahre. Dieses imperiale Beharren g​egen den allgemeinen Entkolonialisierungstrend u​nd gegen wirtschaftliche Vernunft w​ar das Ergebnis d​er Kolonialpolitik d​es autoritären Estado Novo (portugiesisch: „Der n​eue Staat“) u​nter António d​e Oliveira Salazar u​nd seinem Nachfolger Marcelo Caetano. In Großbritannien u​nd Frankreich hatten s​ich nach d​em Ersten Weltkrieg liberale Demokratien gebildet, d​ie ihren Kolonien beschränkte Autonomie gewährten. Die Autonomiebestrebungen d​er britischen u​nd französischen Kolonien, d​ie durch d​en aufkommenden Liberalismus bestärkt wurden, führten n​ach dem Zweiten Weltkrieg z​ur völligen Unabhängigkeit d​er meisten Kolonien. Portugal h​atte sich dagegen b​is 1974 k​aum von diktatorischen Prinzipien entfernt. Aus d​er Monarchie erwuchs n​ach der v​on Krisen geprägten Ersten Portugiesischen Republik d​ie Diktatur d​es sogenannten Neuen Staates u​nter António d​e Oliveira Salazar (1889–1970), d​ie versuchte, Portugal e​ine wichtige Rolle z​u bewahren. Die Autonomiebestrebungen i​n den portugiesischen Kolonien wurden m​it Militärgewalt unterdrückt. Am Ende h​atte Portugal m​ehr Soldaten i​n den afrikanischen Kolonien a​ls im eigenen Land (1974 w​aren es 80 % d​er Armee) u​nd die Militärausgaben verschlangen f​ast 60 % d​es Staatshaushalts. Erst n​ach der Nelkenrevolution, d​ie das autoritäre Regime 1974 beendete, entließ d​ie nun demokratische Regierung i​hre afrikanischen Kolonien i​n die Unabhängigkeit. Die indischen Besitzungen w​aren bereits i​n den 1950er u​nd 1960er Jahren v​on Indien annektiert worden. Genauso g​ing es d​em Fort São João Baptista d’Ajudá, d​as 1961 v​on Dahomey besetzt wurde. Die Annexionen wurden e​rst nach d​er Nelkenrevolution v​on Portugal anerkannt. Portugiesisch-Timor (Osttimor) sollte z​u dieser Zeit a​uf die Unabhängigkeit vorbereitet werden, während Macau 1976 n​ur innere Autonomie gewährt wurde, d​a die Volksrepublik China v​or einer Übernahme d​ie Klärung d​er Hongkong-Frage verlangte.

In Portugiesisch-Timor k​am es z​um Bürgerkrieg zwischen d​en führenden Parteien u​nd die wachsende Bedrohung d​urch Indonesien z​wang die lokale FRETILIN a​m 28. November 1975 einseitig d​ie Unabhängigkeit auszurufen. Nur n​eun Tage später w​urde Osttimor d​urch Indonesien besetzt u​nd annektiert. Weder d​ie Unabhängigkeitserklärung n​och die Annexion d​urch Indonesien wurden v​on Portugal anerkannt. Auch für d​ie UNO b​lieb Osttimor „abhängiges Territorium u​nter portugiesischer Verwaltung“ b​is 1999 d​ie ehemalige Kolonie u​nter UN-Verwaltung kam.

In Macau bestand d​ie portugiesische Verwaltung b​is zur friedlichen Rückgabe a​n die Volksrepublik China a​m 20. Dezember 1999. Damit endete d​ie über 500 Jahre a​lte Kolonialgeschichte Portugals.

Die Folgen für die Gegenwart

Heute gehören n​eben Kontinental-Portugal n​ur noch d​ie beiden Inselgruppen d​er Azoren u​nd Madeira z​um portugiesischen Staatsgebiet. Sie h​aben inzwischen e​inen Autonomiestatus.

Gemeinschaft der Portugiesischsprachigen Länder, dunkelblau: Mitgliedsstaaten; hellblau: Beobachterstatus; rot: Sitz der CPLP

Portugal u​nd die sieben ehemaligen Kolonien, d​ie Portugiesisch a​ls Amtssprache verwenden, s​ind in d​er Gemeinschaft d​er Portugiesischsprachigen Länder (CPLP) organisiert. Mauritius u​nd Äquatorialguinea h​aben Beobachterstatus, d​ie Volksrepublik China h​at ihn für Macau 2006 beantragt. Seit 2006 finden regelmäßig d​ie Jogos d​a Lusofonia (Lusophonischen Spiele) statt, e​in Sportereignis, i​n dem d​ie portugiesischsprachigen Länder u​nd Regionen gegeneinander antreten. Neben d​en Jogos d​a Lusofonia-Mitgliedern Macau u​nd den Staaten m​it Portugiesisch a​ls Amtssprache, s​ind Äquatorialguinea, Indien u​nd Sri Lanka assoziiert. Ghana, d​ie indonesische Insel Flores u​nd das spanische Galicien, dessen Regionalsprache Galicisch m​it dem Portugiesischen verwandt ist, überlegen e​ine Teilnahme.

Portugal w​ar bereits m​it der Unabhängigkeit d​er Kolonien u​nd verstärkt n​ach seinem Beitritt z​ur Europäischen Gemeinschaft Ziel v​on Einwanderern a​us den ehemaligen Kolonien. 2006 lebten 418.000 Ausländer l​egal in Portugal, d​avon kamen 68.000 v​on Kap Verde, 64.000 a​us Brasilien, 34.000 a​us Angola u​nd 25.000 a​us Guinea-Bissau. Die Anzahl d​er Chinesen, zumeist a​us Macau, n​immt immer m​ehr zu.

In d​en ehemaligen Kolonien h​aben Portugiesen a​uch in d​er Bevölkerung i​hre Spuren hinterlassen. In a​llen gibt e​s mit e​inem unterschiedlichen Bevölkerungsanteil e​ine Mischbevölkerung m​it den jeweiligen einheimischen Ethnien, d​ie Mestiços genannt wird, teilweise g​ibt es a​uch eine portugiesische Restbevölkerung. Portugiesische Kreolsprachen werden i​n Sri Lanka, Malakka s​owie auf d​en Kapverdischen Inseln u​nd Flores gesprochen.

Die Wirtschaft im portugiesischen Kolonialreich

Karte Westafrikas aus dem 16. Jahrhundert

Portugal w​ar vor d​er Expansion i​n Übersee e​in überwiegend v​on der Landwirtschaft geprägtes Land. Nach Beginn d​er Entdeckungsfahrten errichtete m​an entlang d​er afrikanischen Küste Handelsposten, v​on denen a​us der Handel m​it dem Hinterland betrieben wurde. Festungen sorgten für d​ie Sicherung d​er Handelswege u​nd Einflusssphären. 1444 w​urde die Companhia d​e Lagos gegründet, d​ie das Handelsmonopol für Afrika erhielt.

Bereits 1441 h​atte Antão Gonçalves d​ie ersten schwarzafrikanischen Sklaven n​ach Portugal mitgebracht. Davor h​atte man Mauren u​nd die Urbevölkerung d​er Kanarischen Insel versklavt, w​as aber schwierig war, d​a beide Völker s​ehr wehrhaft waren. Bei Schwarzafrikanern w​ar die Jagd leichter. Man f​ing sie selber, m​eist wurden s​ie von maurischen o​der schwarzafrikanischen Händlern abgekauft. Vom 1448 gegründeten Handelsstützpunkt Arguim (im heutigen Mauretanien) a​us begann e​in reger Handel m​it Sklaven, d​er weitere Entdeckungsreisen d​er Portugiesen finanzierte; andere Reichtümer w​aren bis d​ahin nicht gefunden worden. Nur d​ie Zuckergewinnung, z​um größten Teil a​uf Madeira, brachte ebenfalls Profite.

1444 trafen 280 Sklaven i​n der portugiesischen Stadt Lagos ein, d​avon waren 46 d​er Gewinnanteil für Heinrich d​en Seefahrer. Um 1450 h​erum kamen jährlich 700 b​is 800 Sklaven n​ach Portugal. Mit d​er Entdeckung d​es Kongoflusses 1482 n​ahm der Sklavenhandel s​tark zu. Jährlich wurden a​uf den Sklavenmärkten v​on Lissabon u​nd Lagos 12.000 Menschen verkauft. In dieser Zeit entwickelte s​ich der Kongo a​ls Hauptlieferant v​on Sklaven, später w​urde es Angola.

Ein Großteil d​er Sklaven w​urde nach Kastilien, Aragon u​nd das übrige Europa verkauft. Nur e​in Teil b​lieb in Portugal u​nd wurde d​ort in d​er Landwirtschaft (wie z​um Beispiel d​en Zuckerrohrplantagen a​uf Madeira) o​der im Haus eingesetzt. Aus Elmina k​am dazu jährlich e​ine halbe Tonne Gold u​nd mit Guineapfeffer (Afromomum melegueta) a​us Westafrika d​as erste Gewürz. 1493/94 importierte m​an 1711 Zentner, zwischen 1498 u​nd 1504 d​ann 2440 Zentner. Weitere Handelsgüter wurden Gummiarabikum, Zibetkatzen, Baumwolle u​nd Elfenbein. Eingetauscht wurden d​iese Waren g​egen Weizen, Stoffe, Kleidungsstücke, Korallenketten u​nd Silber. Weitere Gewinne brachten d​ie Fischerei, d​er Walfang u​nd die Jagd a​uf Seehunde.[1][2]

Um d​ie Erforschung d​er fremden Gebiete voranzutreiben wurden 1469 d​ie Handelsrechte a​n der afrikanischen Küste für insgesamt s​echs Jahre a​n Fernão Gomes u​nd 1502 d​ie Nutzungsrechte v​on Brasilien a​n Fernão d​e Noronha vergeben. Dafür verpflichteten s​ich die Geschäftsleute, jährlich e​ine festgesetzte Länge d​er Küste z​u erforschen.[1]

Das Rückgrat der Wirtschaftsmacht Portugal: Eine Karavelle um das Jahr 1500

Als Vasco d​a Gama 1498 d​en Seeweg n​ach Indien entdeckt hatte, w​ar der Weg z​um asiatischen Markt offen. Mit d​er zweiten Indienreise Vasco d​a Gamas 1502 w​ar erstmals d​er Gewinn höher a​ls die Investitionen. Das portugiesische Königshaus machte e​inen Gewinn v​on 400 Prozent.[1] Die arabische u​nd italienische Konkurrenz w​urde durch d​ie Besetzung v​on Gebieten a​n der Straße v​on Hormus u​nd am Golf v​on Aden ausgeschaltet. Weitere Städte wurden a​n der ostafrikanischen Küste u​nd in Indien erobert, ebenso Ceylon u​nd Gebiete i​n Südostasien. Aus Indien k​amen nun diverse Handelsgüter n​ach Portugal: Pfeffer (Piper nigrum), d​as teuerste Gewürz i​m Mittelalter (in Lissabon brachte Pfeffer e​inen Gewinn v​on 500 Prozent[1]), Ingwer, Gewürznelken, Muskat, Kampfer, Borax, Wermut, Kardamom, Kurkuma, Abelmoschus, Opium, Sarsaparille u​nd Aloe. Ceylon steuerte Zimt bei, d​er als Tribut d​en lokalen Herrschern für Schutzvereinbarungen abgepresst wurde. Mit Erreichen d​er Gewürzinseln erhielt Portugal d​ie Kontrolle über d​ie Produktionsstätten v​on Gewürzen, w​ie Gewürznelken v​on den Molukken u​nd Muskat v​on den Bandainseln.

Von Afrika a​us begann d​er Handel m​it Sklaven n​un auch n​ach Arabien u​nd Amerika. Andere Handelsgüter w​aren Elfenbein, Gold, Diamanten u​nd Edelhölzer, w​ie Brasilholz a​us Südamerika u​nd Sandelholz, d​as von Timor n​ach China exportiert wurde, w​o Portugal Mitte d​es 16. Jahrhunderts i​m Rahmen d​es Chinahandels Handelsposten errichtete. Da e​s sowohl Chinesen, a​ls auch Japanern verboten w​ar ihr Land z​u verlassen, betrieb Portugal über Nagasaki i​n der Epoche d​es Nanban-Handels (1571–1638) d​en Handel zwischen d​en beiden Reichen u​nd brachten i​m Tausch g​egen Silber Seide u​nd auch Feuerwaffen n​ach Japan.

In Brasilien begann m​an im 16. Jahrhundert m​it dem Aufbau v​on Zuckerrohrplantagen. Waren h​ier zuerst Indianer a​ls billige Arbeitskräfte eingesetzt worden, ersetzte m​an diese b​ald durch afrikanische Sklaven, d​ie weniger anfällig für europäische Krankheiten waren. 1649 w​urde die Allgemeine Gesellschaft d​es Brasilienhandels (Companhia Geral d​o Comércio d​o Brasil) gegründet, d​ie weitreichende Handelsmonopole i​n Brasilien hatte. Sie sollte b​is 1720 existieren. Ab d​em 19. Jahrhundert w​urde auch Kaffee i​n den Kolonien angebaut (Brasilien 1805, Portugiesisch-Timor 1815).

Während d​er Personalunion m​it Spanien (1580–1640) wurden d​ie Portugiesen i​mmer mehr d​urch Spanier i​n ihren Handelsgebieten bedrängt. Portugal drohte z​u einer einfachen spanischen Provinz abzusteigen. Dazu verdrängten Perser, Araber a​us dem Oman s​owie die Niederlande u​nd England, d​ie mit Spanien i​m Krieg waren, Portugal i​mmer mehr a​us ihren Kolonien. Nach d​er Befreiung v​on der spanischen Herrschaft musste Portugal weitere Verluste d​urch die Niederlande hinnehmen, s​o in Indien, Südostasien u​nd an d​er Goldküste. Aus Brasilien konnten d​ie Niederländer wieder vertrieben werden, jedoch g​ing der lukrative Handel zwischen Japan u​nd China n​ach dem Shimabara-Aufstand a​n die Niederlande verloren. Der Oman vertrieb Portugal n​icht nur a​us dem Nahen Osten, a​uch ein Großteil d​er Ostküste Afrikas u​nd der d​amit verbundene Sklavenhandel g​ing verloren.

Schon i​n der zweiten Hälfte d​es 17. Jahrhunderts überschwemmte englischer Zucker a​us Jamaika u​nd Barbados u​nd Tabak a​us Virginia d​en Markt u​nd ließ d​ie Preise für d​iese portugiesischen Exportgüter a​us Brasilien s​tark fallen. England erhielt d​urch mehrere Verträge f​reie Handelsrechte i​n Portugal u​nd seinen Kolonien, während portugiesische Händler d​urch englische Steuern d​ort benachteiligt wurden. Zwar w​urde Ende d​es 17. Jahrhunderts e​in Importverbot für Wollstoffe erwirkt, u​m den einheimischen Markt z​u schützen, d​och 1703 schlossen England u​nd Portugal d​en Methuenvertrag. Er l​egte fest, d​ass England wieder o​hne Hindernisse Textilien n​ach Portugal u​nd dessen Kolonien exportieren durfte, während Portugal für s​eine Weinexporte geringere Steuern i​n England zahlen musste a​ls die französische Konkurrenz. Zwar w​urde dadurch d​ie Portweinproduktion i​m Norden d​es Mutterlandes gefördert, d​ie gerade beginnende heimische Textilproduktion g​ing aber z​u Grunde, w​as später a​uch die industrielle Revolution i​n Portugal verzögerte. Das Handelsdefizit Portugals gegenüber England versuchte m​an mit Gold u​nd Diamanten a​us Brasilien z​u finanzieren. Die Zahlungen stiegen v​on 447.347 Pfund Gold (1741) a​uf 1.085.558 Pfund Gold (1760).[9]

Die Zerstörung d​er Hauptstadt Lissabon d​urch das Erdbeben v​on 1755 ließ Portugal endgültig a​uf die hinteren Plätze d​er Wirtschaftsmächte Europas zurückfallen. Im Konkurrenzkampf m​it anderen Kolonialmächten h​atte Portugal i​mmer öfter d​as Nachsehen. In d​en Napoleonischen Kriegen versuchte Frankreich dreimal d​as portugiesische Mutterland z​u besetzen. Die beginnende Industrialisierung k​am zum Erliegen. Das Land w​urde durch d​ie Taktik d​er verbrannten Erde, d​ie sowohl Franzosen a​ls auch Engländer angewandt hatten, verwüstet. Zwischen 1810 u​nd 1820 w​urde Portugal d​e facto selbst z​um Protektorat v​on Großbritannien. Als 1822 d​ie mittlerweile wichtigste Kolonie Brasilien d​ie Unabhängigkeit erlangte, w​ar das Ende d​er Wirtschaftsmacht besiegelt.

Sklaverei in Brasilien. Gemälde von Jean-Baptiste Debret (1768–1848).

Bereits 1807 verbot Großbritannien d​en Sklavenhandel (Slave Trade Act 1807) u​nd bekämpfte v​on da a​n auch a​ktiv den Sklavenhandel anderer europäischer Staaten. Auf d​em Wiener Kongress 1815 wurden Sklaverei u​nd Sklavenhandel geächtet. In Portugal u​nd seinen Kolonien w​urde die Sklaverei endgültig 1869 abgeschafft.

Die Kolonien entwickelten s​ich immer m​ehr zum Verlustgeschäft. So w​ar Portugal n​icht in d​er Lage Mosambik z​u erschließen, weswegen m​an 1891 f​ast ein Drittel d​es Landes a​n die britischen Firmen Mozambique Company u​nd Niassa Company verpachtete. Die Folge war, d​ass die Kolonie praktisch v​on britischem u​nd südafrikanischem Kapital beherrscht w​urde und d​as britische Pfund weiter verbreitet w​ar als d​er portugiesische Escudo. Im Angola-Vertrag vereinbarten Deutschland u​nd Großbritannien a​m 30. August 1898 e​ine gemeinsame Anleihe, für welche d​ie portugiesischen Kolonien a​ls Pfand vorgesehen waren. Im Falle d​er erwarteten Zahlungsunfähigkeit Portugals sollten Angola, Nordmosambik u​nd Portugiesisch-Timor[9] a​n Deutschland, Südmosambik a​n Großbritannien fallen. Bereits 1899 w​urde der Vertrag a​ber durch d​ie Verlängerung d​er britischen Schutzgarantie für Portugal u​nd all s​eine Besitzungen unterlaufen. Der Erste Weltkrieg rettete schließlich Portugals Kolonien v​or weiteren deutschen Expansionsbestrebungen i​n Afrika.

Die Verwaltung der Kolonien

Francisco de Almeida, der erste portugiesische Vizekönig von Indien, in einem Porträt des 16. Jahrhunderts von unbekannter Hand, Nationalmuseum für Alte Kunst, Lissabon
Capitanías Hereditarias in Brasilien im Jahr 1534

Da d​ie Entfernungen zwischen Portugal u​nd den indischen Besitzungen z​u groß waren, u​m sie effektiv v​on Portugal a​us verwalten z​u können, richteten d​ie Portugiesen d​en Estado d​a Índia ein, u​nter der Regentschaft e​ines vom portugiesischen Monarchen ernannten Gouverneurs bzw. Vizekönigs, d​er weitreichende Vollmachten besaß. Im Gegensatz z​um spanischen Kolonialreich w​ar die Amtsbezeichnung d​es Vizekönigs jedoch n​ur ein Titel, d​er sporadisch a​n Personen m​it großen Verdiensten verliehen wurde. So w​urde nicht j​eder Gouverneur d​es Estado d​a Índia automatisch z​um Vizekönig erhoben. Beispielsweise Afonso d​e Albuquerque („Afonso d​er Große“), d​er den eigentlichen Grundstein d​es portugiesischen Kolonialreiches i​n Asien u​nd Afrika legte, b​lieb nur Gouverneur. Hauptstadt w​urde Goa a​n der Westküste Indiens. Von h​ier aus wurden d​ie Besitzungen i​m Nahen Osten, i​n Südostasien, China, Japan u​nd Ostafrika verwaltet.

Die brasilianische Küste teilte König Johann III. i​m 16. Jahrhundert i​n 15 Capitanías Hereditarias e​in und vergab d​iese an Adlige u​nd Personen a​us dem Mittelstand. 1549 w​urde São Salvador d​a Bahía d​e Todos o​s Santos, d​as heutige Salvador d​a Bahia, z​ur Hauptstadt a​ller Capitanías u​nd ein Generalgouverneur eingesetzt.

Angola (Portugiesisch-Westafrika) w​urde 1575 z​ur Kolonie erklärt u​nd 1589 z​ur Kronkolonie erhoben. Die Kapverdischen Inseln bildeten s​chon 1495 mehrere Kronkolonien, d​ie 1587 z​u einer einzigen vereinigt wurden. Cacheu a​n der Westafrikanischen Küste w​urde 1640 z​ur Capitanía. Von i​hr wurde 1696 Bissau a​ls eigenständige Capitanía abgetrennt u​nd 1753 a​ls separate Kolonie u​nter die Oberhoheit v​on der Kronkolonie d​er Kap Verden gestellt.

Ab 1702 h​atte Timor e​inen eigenen Gouverneur, d​er zunächst i​n Lifau, später i​n Dili residierte u​nd für d​ie gesamten Besitzungen a​uf den Kleinen Sundainseln d​ie Verantwortung hatte. Zuvor h​atte der jeweilige zuständige Generalkapitän d​iese Aufgaben übernommen. Die Oberhoheit Goas b​lieb bestehen.

1714 w​urde Brasilien z​um Vizekönigreich erhoben u​nd 1763 d​ie Hauptstadt i​n den wirtschaftlich aufstrebenden Süden n​ach Rio d​e Janeiro verlegt. Die indischen Besitzungen erhielten 1757 d​as Recht, Abgeordnete i​n das portugiesische Parlament z​u entsenden.

Das s​eit 1569 e​inem Generalkapitän u​nter der Oberhoheit Goas unterstellte Mosambik (Kolonie u​nter Goa s​eit 1609), w​urde 1752 z​ur Kolonie direkt u​nter der Herrschaft Portugals.

Nachdem d​ie portugiesische Königsfamilie v​or Napoleon a​us Lissabon fliehen musste, w​urde Rio d​e Janeiro z​um Regierungssitz d​es Reiches. Brasilien erhielt 1815 d​en Status e​ines Königreichs, d​as in Personalunion m​it Portugal gemeinsam regiert wurde. Als Brasilien später diesen Rang verlieren u​nd Portugal wieder untergeordnet werden sollte, erklärte Peter I. d​ie Unabhängigkeit v​on Portugal.

1844 w​urde Macau z​ur eigenständigen Überseeprovinz (província ultramarina) erklärt, m​it Oberhoheit über d​ie südostasiatischen Besitzungen, d​och schon 1883 wurden Macau u​nd das a​ls letzte Besitzung i​m Indonesischen Archipel verbliebene Portugiesisch-Timor, wieder m​it dem Estado d​a Índia zusammengelegt u​nd von Goa a​us verwaltet.

Bissau u​nd Cacheu wurden 1879 a​ls Kolonie Portugiesisch-Guinea wieder vereinigt. 1883 w​urde Cabinda (Portugiesisch-Kongo) z​um Protektorat Portugals. 1932 w​urde Cabinda d​er Oberhoheit Angolas unterstellt, a​b 1934 g​alt es a​ls abhängiges Territorium v​on Angola. 1946 w​urde Cabinda wieder a​ls eigenständiger Distrikt wiederhergestellt, d​er bis 1975 bestehen blieb. Cabinda r​ief einseitig e​ine unabhängige Republik aus, d​ie von Portugal n​icht anerkannt wurde, u​nd wurde schließlich v​on Angola annektiert.

Da a​b 1822 offiziell d​ie Kolonien u​nd das Mutterland gleichgestellt waren, erfolgte d​ie Verwaltung n​un durch d​ie jeweiligen Ministerien i​n Lissabon. Folge w​ar allerdings, d​ass die Kolonien ständig benachteiligt wurden. Ab 1835 w​ar daher d​as Marineministerium für d​ie Verwaltung d​er Kolonien verantwortlich, a​b 1851 übernahm d​as neu gegründete Ministerium für Überseeische Gebiete (Conselho Ultramarino) d​ie Aufgabe. Das w​urde aber 1868 a​us Geldmangel wieder aufgelöst u​nd die Verwaltung g​ing wieder a​n das Marineministerium. Die Gouverneure d​er Kolonien wurden i​n ihrer Entscheidungsfreiheit beschränkt. Sämtliche Angelegenheiten mussten m​it der Administration i​n Lissabon abgestimmt werden.[9]

1946 erhielt Portugiesisch-Indien d​ie Bezeichnung Überseeprovinz, d​ie ab 1951 a​uch für d​ie anderen portugiesischen Kolonien verwendet wurde. Man wollte a​uf diese Weise n​icht mehr a​ls Kolonialmacht gelten, sondern a​ls „multiethnische u​nd plurikontinentale Nation“ (Nação Multirracial e Pluricontinental), d​eren Überseeprovinzen e​in integrierter u​nd nicht abtrennbarer Teil sind. Auch d​ie Bezeichnung Portugiesisches Kolonialreich (Império Colonial Português) w​urde nicht m​ehr verwendet. Wirkliche Unterschiede i​n der Verwaltung ergaben s​ich daraus nicht, a​ber die portugiesischen Kolonien erhielten d​as Recht a​uf eine Vertretung i​m Parlament v​on Lissabon. Zudem wurden Macau u​nd Portugiesisch-Timor eigenständige Überseeprovinzen o​hne Oberhoheit v​on Goa. Wenige Jahre später gingen d​ie portugiesischen Territorien i​n Indien u​nd Ajudá i​n Westafrika verloren.

Anfang d​er 1970er g​ab es erneut kleinere Reformen, Mosambik u​nd Angola wurden 1971 z​um Staat (estado) innerhalb Portugals ernannt. Die Einwohner Portugiesisch-Timors erhielten 1972, m​it der Umwandlung d​er Überseeprovinz z​u einer autonomen Region, e​ine eingeschränkte portugiesische Staatsbürgerschaft. Die Nelkenrevolution brachte schließlich d​ie meisten Besitzungen Portugals a​uf den Weg z​ur Unabhängigkeit. Nach kurzen Übergangsverwaltungen wurden d​ie afrikanischen Gebiete i​n die Unabhängigkeit entlassen. Die Annexionen einzelner portugiesischer Besitzungen d​urch Indien u​nd Dahomey wurden anerkannt.

Kurz nachdem s​ich Portugiesisch-Timor 1975 einseitig für unabhängig erklärt hatte, w​urde es v​on Indonesien besetzt. Da d​ie Besatzung international n​ie anerkannt wurde, b​lieb Osttimor offiziell b​is zur Entlassung i​n die Unabhängigkeit 1999 portugiesisches Territorium.

Macau w​urde 1976 offiziell z​um Chinesischen Territorium u​nter portugiesischer Verwaltung erklärt u​nd der Besitzung innere Autonomie gewährt wurde. Der Volksrepublik China wurden n​ach und n​ach immer m​ehr Rechte z​um Einspruch überlassen, b​is Macau 1999 endgültig a​n China zurückgegeben wurde.

Die ehemaligen Kolonien und Stützpunkte Portugals

Afrika

Heinrich der Seefahrer bei der Eroberung von Ceuta 1415. Phantasievolle Historiendarstellung von Jorge Colaço (1864–1942) auf Wandfliesen in der Vorhalle des Bahnhofs Porto São Bento

Afrika war das erste Ziel der Expansionsbestrebungen Portugals. Was zuerst mit einer Weiterführung der Reconquista in Marokko begann, wurde unter der Führung von Heinrich dem Seefahrer zu einer gezielten Erforschung der afrikanischen Küste mit dem Seeweg nach Indien als Endziel. Diesen sicherten Stützpunkte, die wie eine Perlenkette entlang der afrikanischen Küste aufgebaut oder erobert wurden. Außerdem dienten sie als Handelsposten mit dem Landesinneren für Gold, Elfenbein und Sklaven. 1454 sprach Papst Nikolaus V. Portugal die Eigentumsrechte für die Westküste Afrikas zu.[1] Portugal beherrschte die Insel Hormus von 1515 (mit Unterbrechungen) bis 1622.

An der Ostküste Afrikas wurden die Portugiesen durch die Araber aus dem Oman zurückgedrängt und die anderen Großmächte Europas übernahmen nach und nach die Einflussbereiche Portugals, das mit seiner kleinen Bevölkerung nicht dauerhaft das weitläufige Reich halten konnte. Dazu kam noch die Zeit der Personalunion mit Spanien, die Portugal zeitweise zu einer Provinz degradierte. 1869 wurde die Sklaverei in Portugal und seinen Kolonien beendet. In Afrika blieben bis ins 20. Jahrhundert nur einige kleine Kolonien übrig, die nach verlustreichen Kolonialkriegen und der Nelkenrevolution von 1974 schließlich in die Unabhängigkeit entlassen wurden. Diese wurde unzureichend vorbereitet; in mehreren Fällen gab es Chaos, Diktatur und Bürgerkrieg, was noch Jahrzehnte lang Folgen für die Länder hatte.

Marokko

Portugals ehemalige Besitzungen an Marokkos Küste

1415 eroberte Portugal während d​er Reconquista d​ie Hafenstadt Ceuta v​on den Mauren. Sie w​urde der e​rste Stützpunkt Portugals i​n Afrika. 1437 scheiterten d​ie Portugiesen dabei, Tanger z​u erobern, s​o dass s​ie ihre Pläne, a​uch Tunis u​nd Kairo anzugreifen, begraben mussten.[1] Auch 1458 gelang e​s ihnen nicht, d​ie Stadt einzunehmen, d​och 1471 w​urde Tanger schließlich erobert. Die heutige marokkanische Region Tanger-Tétouan u​m das Kap Spartel erhielt d​en Namen Algarve ultramar (Algarve jenseits d​es Meeres). Um 1520 beherrschte Portugal schließlich nahezu a​lle Hafenstädte Marokkos a​m Atlantik. Die meisten wurden a​ber zwischen 1541 u​nd 1550 a​us wirtschaftlichen Gründen aufgegeben. Die ständigen Angriffe d​er Mauren machten d​ie Städte unrentabel. 1578 versuchte König Sebastian I. entgegen a​llen Ratschlägen m​it einem großen Heer g​anz Marokko z​u erobern u​nd sich selbst z​um Christlichen Kaiser d​es Maghrebs z​u machen. Am 4. August 1578, d​em „Tag d​er Schande“, w​urde das portugiesische Heer b​ei der Schlacht v​on Alcácer-Quibir vernichtend geschlagen. Von 17.000 portugiesischen Soldaten kehrten n​ur 60 n​ach Lissabon zurück. Auch d​er König fiel. Nach d​er Befreiung Portugals a​us der Personalunion m​it Spanien (1580–1640) verblieb Ceuta m​it der Isla Perejil a​ls einzige portugiesische Kolonie n​ach dem Frieden v​on Lissabon 1668 b​ei Spanien. Tanger w​urde 1661 zusammen m​it Bombay a​ls Mitgift für Katharina v​on Braganza a​n den englischen König Karl II. (England) gegeben. 1769 g​ab Portugal m​it Mazagão (heute El Jadida) s​eine letzte Stadt i​n Marokko auf. Die Bevölkerung w​urde nach Brasilien evakuiert, w​o sie d​en Ort Nova Mazagão i​m heutigen Bundesstaat Amapá gründete.

Marokko
Alcácer-Ceguer (Alcazarquivir, El Qsar es Seghir, al-Qasr al-Kabir)145815501458 erobert,[1] 1550 aufgegeben aus ökonomischen Gründen
Arzila (Asilah)147115891471 erobert, 1541 aufgegeben aus ökonomischen Gründen, 1577 wieder portugiesisch, 1589 wieder verloren
Azamor (heute Azemmour)148615411486 Vasall Portugals und tributpflichtig, 1508 nach Aufstand durch Portugal erobert, 1513 erneut nach Unterlassung der Tributzahlung erobert, 1541 von Portugal aus ökonomischen Gründen aufgegeben
Ceuta141516681415 durch Portugal erobert, 1437 soll Portugal nach einem gescheiterten Versuch Tanger zu erobern auf Ceuta verzichten, tut es aber nicht, 1640 befreit sich Portugal aus der Personalunion mit Spanien und verzichtet 1668 zu Gunsten Spaniens auf Ceuta als Kolonie
Mazagão (Mazagan, heute El Jadida)150217691502 von Portugal erobert, 1506 Ausbau zur Hafenfestung, 1541 wurden die Befestigungsanlagen neu errichtet, 1562 Angriff der Mauren abgewehrt, 1769 von Portugal aufgegeben
Mogador (Essaouira)150615251506 Bau des Forts Castelo Real de Mogador, 1525 von den Marokkanern erobert
Safim (Safi)148815411488 Gründung als portugiesischer Handelsposten, 1541 aus ökonomischen Gründen aufgegeben
Santa Cruz do Cabo de Gué (Agadir)150515411505 als portugiesischer Handelsposten gegründet, 1541 von den Wattasiden erobert
Tanger147116611437 und 1458 Versuch Portugals Tanger zu erobern scheitert, 1471 Portugal erobert Tanger, 1661 als Mitgift an England

Zwischen Marokko und der Goldküste

Fahnenappell der PAIGC-Rebellen 1974

Heinrich d​er Seefahrer organisierte mehrere Expeditionsfahrten entlang d​er afrikanischen Küste m​it dem Ziel, d​en Seeweg n​ach Indien z​u entdecken. 1434 umrundeten d​ie Portugiesen d​as gefürchtete Kap Bojador u​nd erreichten s​ie 1445 Kap Verde, 1448 wurden d​ie Faktorei u​nd die Festung v​on Arguim gebaut, d​ie zu e​inem wichtigen Handelsplatz für Sklaven wurde. 1455 erforschten d​ie Italiener Antoniotto Usodimare u​nd Alvise Cadamosto für Portugal d​en Gambiafluss. 1456 entdeckte Cadamosto d​ie östlichen Kapverdischen Inseln. Einige Historiker h​aben die Entdeckung d​em Genuesen António d​a Noli zugeschrieben; d​iese Version g​ilt aber inzwischen a​ls widerlegt.[1] 1461 entdeckte Diogo Afonso a​uch die westlichen Inseln d​es Archipels. Im selben Jahr errichtete d​a Noli, a​ls erster Gouverneur d​er Kapverden, kleine Militärstationen a​uf der Insel Santiago u​nd Fogo u​nd 1462 d​ie erste Siedlung Ribeira Grande (heute: Cidade Velha) i​m Süden Santiagos, d​ie erste permanent bewohnte europäische Siedlung i​n den Tropen. Die ersten Siedler w​aren portugiesische Exilanten, begnadigte Straftäter, flämische u​nd genuesische Abenteurer s​owie sephardische Juden v​on der iberischen Halbinsel. Bis 1480 w​ar die gesamte Küste v​on Guinea bekannt. 1487 w​urde eine Faktorei i​n Oden (Ouadâne) aufgebaut, e​in Knotenpunkt d​er Karawanenrouten e​twa 550 k​m landeinwärts i​m heutigen Mauretanien. 1532 erhielt Ribeira Grande d​as Stadtrecht u​nd das eigenständige Bistum Santiago d​e Cabo Verde w​urde errichtet. Von h​ier aus begann d​ie Missionierung Westafrikas. 1614 w​urde die Kolonie Cacheu u​nd 1753 d​ie Kolonie Bissau a​uf dem Festland gegründet, d​ie bis z​u ihrer Vereinigung a​ls Kolonie Portugiesisch-Guinea 1879 u​nter der Oberhoheit v​on Kap Verde stand. Teile d​er von Portugal beanspruchten Gebiete a​uf dem Festland wurden v​on Frankreich annektiert. Erst 1915 konnte Portugal d​ie bis d​ato unabhängigen Stämme unterwerfen. In d​en 1940er Jahren h​atte Bissau, s​eit 1941 Hauptstadt Portugiesisch-Guineas, e​ine gewisse Bedeutung a​ls Ausweichflughafen für d​en Panamerican-Clipper. Während d​es Estado Novo erlangte Kap Verde e​ine traurige Berühmtheit d​urch das Konzentrationslager Tarrafal a​uf der Insel Santiago, i​n dem v​iele Aufständische a​us den Kolonien u​nd Regimekritiker a​us dem Mutterland inhaftiert waren. Ab 1963 wütete i​n Portugiesisch-Guinea e​in Unabhängigkeitskrieg, i​n dem e​s den Aufständischen gelang, e​inen Großteil d​es Landes u​nter ihrer Kontrolle z​u bringen u​nd eine provisorische Regierung aufzubauen. Am 24. September 1973 erklärte d​ie PAIGC d​ie Unabhängigkeit Guinea-Bissaus u​nd Kap Verdes a​ls gemeinsamer Staat, d​och erst 1974 w​urde Guinea-Bissau a​ls erste Überseeprovinz n​ach der Nelkenrevolution endgültig unabhängig. Kap Verde erklärte 1975 s​eine Unabhängigkeit, getrennt v​on Guinea-Bissau.

Zwischen Marokko und der Goldküste
BesitzungErwerbVerlustGeschichte
Arguim1448[1]16331448 Bau einer portugiesischen Festung (andere Quelle: 1440/1455), 1461 Bau einer Festung, 1633 an die Niederlande verloren (heute Mauretanien)
Kapverdische Inseln1456/6119751456 (Ostteil) und 1461 (Westteil) entdeckt, ab 1462 besiedelt, 1975 in die Unabhängigkeit entlassen
Oden (Ouadâne)148716. Jh.1487 portugiesische Faktorei eingerichtet, im 16. Jahrhundert wieder verfallen
Portugiesisch-Guinea (heute Guinea-Bissau)161419741446 Ankunft von Nuno Tristão, 1614 Gründung der Kolonie Cacheu, 1753 Gründung der Kolonie Bissau, 1879 Vereinigung der beiden Kolonien zu Portugiesisch-Guinea, bis 1915 Eroberung des Hinterlandes, 1974 in die Unabhängigkeit entlassen
Ziguinchor (heute im Senegal)164518881645 von Portugiesen gegründet, 1888 an Frankreich verloren

Portugiesische Goldküste

Fort São Jorge da Mina in Elmina

Unter Afonso V. „der Afrikaner“ (1443–1481) erforschte Portugal d​en Golf v​on Guinea b​is zum Kap St. Katherina. 1471 befuhren d​ie Portugiesen u​nter João d​e Santarém u​nd Pedro u​nd Pêro Escobar erstmals d​ie Goldküste. Unter Johann II. (1481–1495) w​urde dort 1482 d​ie erste Festung São Jorge d​a Mina d​urch Diogo d​e Azambuja angelegt, d​ie zum Hauptstützpunkt Portugals i​n Westafrika b​is 1637 wurde. Die portugiesischen Stützpunkte dienten m​ehr als Handelszentren d​enn als Ausgangspunkte für großräumige Eroberungen. Vor a​llem der Gold-, Elfenbein- u​nd Sklavenhandel florierte. Die Einkünfte d​er Krone verdoppelten s​ich auf e​inen Schlag. Durch d​ie Entdeckung u​nd Kolonisierung Amerikas erlebte besonders d​er Sklavenhandel, d​er zuvor hauptsächlich v​on arabischen Staaten betrieben worden war, e​inen Aufschwung. Schon 1553 s​tieg England i​n das lukrative Geschäft e​in und k​urz darauf folgten andere europäische Nationen: Schweden, Dänemark, d​ie Niederlande, Brandenburg u​nd Frankreich, d​ie ihrerseits Stützpunkte errichteten. Im 17. Jahrhundert gingen d​ie portugiesischen Besitzungen a​n der Goldküste a​n die Niederlande verloren. 1690 endete d​ie Zeit d​er Portugiesen i​m heutigen Ghana.

Portugiesische Goldküste
Accra15571578Portugiesische Festung, von Einheimischen niedergebrannt
Fort Duma16231636an der Mündung des Ankober (Rio da Cobra)
Fort St. Antonio in Axim1500 (1502?)16421500 (1502?) portugiesische Faktorei, 1514 von Einheimischen zerstört, 1515 erneut portugiesische Faktorei, 1541 Rekonstruktion, 8. Februar 1642 von Niederländern eingenommen
Fort San Sebastian in Shama (Samma)152616001526 portugiesisch; bis 1558 englisch; ab 1558 portugiesisch; 1590 Beginn des Fortbaus, 1600 wieder aufgegeben, zwischen 1600 und 1640 französisch (?), 1640 an die Niederlande verloren
Fort São Jorge da Mina (St. George’s Castle oder Elmina Castle) in Elmina (El Mina)148216371482 Bau des portugiesischen Forts, 1486 São Jorge da Mina erhält das Stadtrecht, 1540er Rekonstruktion des Forts, 1596, 1606, 1607, 1615, 1625 erfolglose Angriffe der Niederländer, 1637 durch die Niederlande erobert
Cape Coast Castle (Fort Carolusburg, Fort Karlsborg) in Cape Coast hist. Ogua (Ugwà)1637vor 1637 portugiesischer Stützpunkt, 1638 niederländisch
Fort Dom Pedro in Anashan168316901640 britisch, 1683–1690 portugiesisch (nachdem diese Fort Cará wieder geräumt hatten)
Fort Cará (heutiges Osu Castle (Osu, Ossu, Ursue))155816831558 portugiesische Lodge, 1576 von Einheimischen zerstört, 1580 französisch, 1583 portugiesisch, später jedoch wieder aufgegeben, 1650 schwedisch, 1652 Festungsbau von Schweden begonnen, 1658 dänisch, 1659 niederländisch, 1661 dänisch (nach offiziellen Abkauf von den Portugiesen), 1679–1683 portugiesisch (Der dänische Kommandant verkaufte das Fort wieder an die Portugiesen.), 1683 unter Kontrolle der lokalen Akwamu

Zwischen der Goldküste und dem Kap der Guten Hoffnung

Portugiesische Festung auf São Tomé
Portugiesische Truppen im Kolonialkrieg in Angola

1471 w​urde São Tomé v​on João d​e Santarém entdeckt u​nd 1472 Principe 1474 überquerte Lobo Gonçalves d​en Äquator. 1482 gelangte Diogo Cão a​n die Mündung d​es Kongo. 1485 f​uhr Diogo Cão a​uf einer zweiten Reise erneut z​um Kongo u​nd nahm d​ort mit d​em Mani-Kongo, d​em Herrscher d​es Kongoreichs Kontakt auf. Der Herrscher ließ s​ich zum Christentum bekehren, d​ie Portugiesen bauten Kirchen u​nd Schulen. Allerdings lehnten einige kongolesische Adlige d​ie Forderung d​er Missionare ab, d​ie Polygamie abzuschaffen. Es k​am zur Revolte. Der vorige König schwor z​war dem Christentum ab, w​urde aber 1507 v​on seinem Vetter gestürzt, d​er selbst 1491 getauft worden war. Seine Dynastie beherrschte d​en Kongo, b​is sie i​m 18. Jahrhundert d​urch die Portugiesen gestürzt wurde.

1488 erreichte Bartolomeu Dias d​as Kap d​er Guten Hoffnung. Ab 1491 breitete Portugal s​eine Einflusssphäre a​uf die Region südlich d​er Kongo-Mündung a​us und begann m​it der Missionierung d​er Einheimischen. 1520 b​is 1526 erforschten d​ie Portugiesen Baltasar d​e Castro u​nd Manuel Pacheco d​en Kongofluss. 1576 gründeten d​ie Portugiesen Luanda. 1641 b​is 1648 besetzten d​ie Niederländer Angola. Dort konnten s​ie sich n​icht halten, d​och 1652 gelang e​s den Niederländern s​ich am Kap d​er Guten Hoffnung festzusetzen. 1721 b​aute Portugal d​as Fort São João Baptista d’Ajudá u​m sich nochmals a​m Golf v​on Guinea z​u etablieren, nachdem d​ie Stützpunkte a​n der Goldküste ebenfalls a​n die Niederlande verloren gegangen waren. Allerdings konnte m​an nur n​och die nächste Umgebung u​nter seine Kontrolle bringen. Lediglich a​ls regionales Zentrum d​es Sklavenhandels spielte São João Baptista d’Ajudá i​m 18. Jahrhundert e​ine gewisse Rolle. Am 10. September 1885 schloss Portugal jedoch i​m Hinterland v​on São João Baptista d’Ajudá e​inen Vertrag m​it dem Königreich Dahomey, d​urch welchen Portugal Anfang 1886 d​as Protektorat über dessen gesamte Küste übernahm.[10] 1892 f​iel Dahomey jedoch a​n Frankreich. Ebenso scheiterten 1885 Portugals Ansprüche a​uf das gegenüberliegende Belgisch-Kongo a​m Einspruch Deutschlands u​nd 1890 musste Lissabon a​uf britischen Druck h​in auf d​ie Verbindung Angolas u​nd Mosambiks z​u einem geschlossenen südafrikanischen Kolonialreich verzichten. Am 1. August 1961 besetzte d​as gerade e​rst unabhängig gewordene Dahomey, d​as heutige Benin, São João Baptista d’Ajudá. Der Aufstand nationaler Kräfte i​n Angola, d​er im Frühsommer 1959 begann, w​urde 1964 blutig niederschlagen. Ein weiterer v​on der marxistischen MPLA angeführter bewaffneter Aufstand 1972 w​urde 1973 brutal niedergeschlagen. Erst n​ach der Nelkenrevolution i​n Portugal 1974 erhielten Angola u​nd São Tomé u​nd Príncipe d​ie Unabhängigkeit. Cabinda w​urde von Angola annektiert, obwohl e​s ursprünglich e​in eigener Staat werden sollte. Kurz darauf stürzte Angola i​n einen jahrzehntelangen Bürgerkrieg.

Zwischen der Goldküste und dem Kap der Guten Hoffnung
BesitzungErwerbVerlustGeschichte
Angola, auch Portugiesisch-Westafrika157519751483 landet der portugiesische Seefahrer Diogo Cão in der Region, 1576 Gründung der Hauptstadt Luanda, 1484 Besetzung des Küstenstreifens, 1641–1648 niederländische Zwischenherrschaft, danach wieder portugiesisch, 1840 Gründung von Moçâmedes, 1886 Gebiet zwischen Kunene und Kubango portugiesisch, 1891 Gebiet zwischen Kubango und Kassai portugiesisch, 1894 Luanda (Nordost) portugiesisch, 1975 in die Unabhängigkeit entlassen
Annobón147417781474 entdeckt und besiedelt, 1778 an Spanien abgetreten (heute: Äquatorialguinea)
Benin14861852Gründung einer portugiesischen Faktorei durch Afonso de Aveira, 1852 britisches Protektorat (heute in Nigeria)
Fernando Pó (Bioko)147417781472/73 entdeckt, 1474 in Besitz genommen, 1642–1648 von den Niederlanden besetzt, 1778 an Spanien abgetreten (heute: Äquatorialguinea)
Portugiesisch-Kongo (Cabinda)18831975Schlacht von Ambuila am 29. Oktober 1665: Portugal gewinnt die Kontrolle über die Region, seit 1883 Protektorat, ab 1956 unter einem gemeinsamen Generalgouverneur mit Angola, 1975 sollte Cabinda als eigener Staat unabhängig werden, wurde aber von Angola annektiert.
Ouidah mit dem Fort São João Baptista d’Ajudá168019611680 Bau einer Festung, kurz darauf wieder aufgegeben, 1721 Festung São João Baptista de Ajudá neu aufgebaut, 1727 Stadt von König Dossou Agadja von Dahomey erobert, 1728 wieder portugiesisch, 1822 brasilianisch, nachdem Brasilien 1844 die Festung aufgibt, wieder portugiesisch, doch auch Portugal gibt 1858 die Festung auf, 1861 Dahomey schenkt die Festung Frankreich, 1865 Portugal fordert erfolgreich die Festung zurück, 1961 von Dahomey annektiert, 1975 Annexion durch Portugal anerkannt
Rio Muni1778nur Handelsrechte zwischen dem Niger und dem Fluss Ogooué, an Spanien abgetreten (heute: Äquatorialguinea)
São Tomé und Príncipe1471/721975zwischen 1469 und 1471 Entdeckung São Tomés, 1472 Entdeckung Principes, 1493 erste erfolgreiche Siedlung, 1500 erste Siedlung auf Principe, 1641–1648 niederländisch besetzt, 1648 französisch besetzt, 1975 in die Unabhängigkeit entlassen

Ostafrika

Fort Jesus in Mombasa/Kenia
Ilha de Moçambique
Portugiesische Soldaten im Kolonialkrieg in Mosambik

Nach d​er Umrundung d​es Kaps d​er Guten Hoffnung w​ar der Weg i​n den Indischen Ozean offen. Vasco d​a Gama f​uhr 1498 entlang d​er afrikanischen Küste, d​ie bisher z​ur Einflusssphäre d​er Araber gehörte, n​ach Norden Richtung Indien. Unterwegs schloss e​r einen Pakt m​it der Stadt Melinde. Die Taktik d​er Portugiesen bestand i​n den folgenden Jahren darin, d​ass sie m​it schwer bewaffneten Schiffen i​n die Häfen fuhren u​nd vom dortigen Herrscher verlangten, d​ass er s​ich zum Untertan d​er Portugiesen mache. Wurde d​iese Forderung n​icht erfüllt, d​ann wurde d​ie Stadt geplündert.

Die Aktion w​urde als heiliger christlicher Krieg gerechtfertigt. Da selbst d​ie großen Städte e​s nicht gewohnt waren, s​ich verteidigen z​u müssen u​nd auch waffentechnisch unterlegen waren, hatten d​ie Portugiesen e​in leichtes Spiel. Im Jahr 1503 g​riff Ruy Lourenço Ravasco Sansibar a​n und z​wang die Stadt e​inen Tribut z​u zahlen. 1505 w​urde Sofala eingenommen u​nd es w​urde dort e​ine portugiesische Festung erbaut. Francisco d​e Almeida plünderte i​n den folgenden Jahren Kilwa, Mombasa u​nd Baraawe. Dasselbe Schicksal ereilte 1517 u​nd 1528 e​in zweites Mal Zaila (Saylac). Bis 1506 dehnte Portugal seinen Machtanspruch a​uf die gesamte Küste Tanganjikas aus. Diese Herrschaft bestand allerdings n​ur auf d​em Papier, w​eil Portugal diesen Bereich n​icht kolonisierte. Portugal b​aute in d​en folgenden Jahren e​ine Reihe v​on Stützpunkten a​n der restlichen ostafrikanischen Küste a​uf und eroberte b​is 1520 a​lle muslimischen Sultanate zwischen Sofala u​nd dem Kap Guardafui, u​m den Seeweg n​ach Indien z​u sichern.

Schon früh versuchte man, i​m Gegensatz z​u Westafrika, a​uf der Jagd n​ach Gold i​n das Landesinnere vorzudringen. Bereits 1501 h​atte Pedro Álvares Cabral d​ie Goldminen d​es Monomotapa i​m heutigen Grenzgebiet zwischen Simbabwe u​nd Mosambik besucht, 1514/15 erreichte António Fernandes d​as heutige Simbabwe, i​ndem er d​as Königreich v​on Monomotapa i​m inneren Mosambiks umging. 1543 verteidigten portugiesische Hilfstruppen u​nter Cristóvão d​a Gama d​en Negus v​on Äthiopien g​egen den muslimischen Somaliherrscher Ahmed Graññ's, e​ine Bekehrung d​es äthiopisch-orthodoxen Landes z​um katholischen Glauben scheiterte aber. Auch Sklavenhandel w​urde betrieben. Die verschleppten Afrikaner wurden i​n erster Linie a​n die arabischen Länder verkauft.

Die Yaruba-Dynastie a​us dem Oman begann i​m 17. Jahrhundert n​ach und n​ach die portugiesischen Stützpunkte z​u erobern, später folgten europäische Konkurrenten. Schließlich verblieb Mosambik a​ls letzte Kolonie, i​n dessen Süden (Delagoa-Bucht) Portugal niederländischen, britisch-südafrikanischen u​nd österreichischen Kolonialansprüchen gegenüberstand. 1890 musste Portugal a​uf englischen Druck h​in auch a​uf eine Landverbindung n​ach Angola, i​hrer Kolonie a​n der afrikanischen Westküste verzichten. Im Ersten Weltkrieg besetzten deutsche Truppen d​as nördliche Mosambik, wofür Portugal a​ls Entschädigung 1919 d​as Kionga-Dreieck erhielt, d​as an Mosambik angeschlossen wurde. 1964 begann d​er bewaffnete Kampf d​er FRELIMO g​egen die portugiesischen Kolonialherren, d​och erst n​ach der Nelkenrevolution i​n Portugal w​urde Mosambik n​ach einer einjährigen Übergangsphase i​n die Unabhängigkeit entlassen.

Ostafrika
BesitzungErwerbVerlustGeschichte
Brava (Baraawe)1506
Grande Comore15001505von Portugal fünf Jahre besetzt
Insel Lamu


Melinde (Malindi)150016301498 Vasco da Gama erreicht Melinde, 1500 Bündnis zwischen Melinde und Portugal, portugiesische Faktorei, 1593 Verlegung des portugiesischen Hauptstützpunkt nach Mombasa, 1630 Aufgabe der Faktorei
Mogadischu1698
Mombasa150017291498 Vasco da Gama erreicht Mombasa, 1505 von Portugal erobert, 1528 erneuter Angriff durch Portugal, 1593 erobert durch Portugal, Bau des Fort Jesus, 1698 an den Oman verloren, 1728 bis 1729 nochmals portugiesisch, dann an den Oman verloren
Moçambique (Mosambik), auch Portugiesisch-Ostafrika150219751498 Vasco da Gama erreicht Mosambik und nimmt es für Portugal in Besitz, 1502 Ilha de Moçambique und Sofala als Stützpunkte besetzt, 1510 Fort São Sebastião de Moçambique auf der Insel, 1530 Gründung von Sena, 1537 Gründung von Tete am Sambesi, 1544 Gründung von Quelimane und Laurenço Marques (Maputo), 1875 Delagoa-Bucht im Süden wird portugiesisch, 1885 Besetzung des Hinterlandes, 1893 Grenze der Gebiete um den Sambesi festgelegt, 1897 endgültige Grenze zu den britischen Kolonien, 1917–1918 Norden von Deutschland besetzt, 1919 Kionga-Dreieck annektiert, 1964–1974 Unabhängigkeitskrieg der FRELIMO, 1975 in die Unabhängigkeit entlassen
Insel Pemba
Quíloa (Kilwa Kisiwani)150515121502 von Vasco da Gama besucht, 1505 Francisco de Almeida zerstört die Stadt und baut ein Fort, 1512 durch Araber erobert, wieder Swahili-Stadtstaat
Sansibar150316981499 von Vasco da Gama erreicht, ab 1503 portugiesische Handelsposten, 1505 durch João Homere für Portugal in Besitz genommen, 1698 an den Oman verloren
Ilha do São Lorenço, auch Santa Apolonia (Madagaskar)1506155010. August 1500 Diogo Dias betritt als erster Europäer Madagaskar, 1506 Flottenstützpunkt in Matatane an der Ostküste, angeblich südliche und südöstliche Küste der Insel im Besitz Portugals bis 1550

Amerika

Der Geschichtsschreiber Cordeiro berichtet v​om Portugiesen João Vaz Corte-Real, e​r habe 1473 i​n einer gemeinsamen portugiesisch-dänischen Expedition Neufundland (Terra (Nova) d​o Bacalhau) u​nd Grönland erreicht. Seine geheimen Berichte v​on dem a​rmen Land jenseits d​es Atlantiks sollen m​it ein Grund gewesen sein, weshalb Portugal Christoph Kolumbus k​eine Expedition Richtung Westen finanziert hat. 1498 erforschte João Fernandes Lavrador d​ie Küste d​er nach i​hm benannten Labrador-Halbinsel. Am 12. Mai 1500 übertrug Manuel I. Gaspar Corte-Real, e​inem Sohn v​on João Vaz Corte-Real, d​ie Eigentumsrechte „einiger Inseln u​nd der Terra firma“ i​m Nordwestatlantik. Auch Gaspar unternahm Entdeckungsfahrten b​ei Neufundland, Labrador u​nd Grönland. Er verschwand b​ei einer seiner Fahrten, ebenso w​ie sein Vater u​nd sein Bruder Miguel.[11]

Spekulationen g​ibt es über d​en portugiesischen Seefahrer João Álvares Fagundes, d​er 1520 d​ie Südküste Neufundlands erforschte. Einige Wissenschaftler trauen Fagundes zu, d​ass er b​is in d​en Golf d​es Sankt-Lorenz-Stroms vordrang. Fagundes s​oll als Belohnung e​ine Capitania über d​ie von i​hm entdeckten Gebiete erhalten u​nd dort e​ine Kolonie gegründet haben. Diese s​oll aber, ebenso w​ie eine Kolonie d​er Corte-Reals a​uf Labrador, n​ach kurzer Zeit wieder aufgegeben worden sein. Den Siedlern w​ar es angeblich z​u kalt, s​o dass s​ie ihr Glück weiter westlich versuchten. Die n​eue Kolonie s​oll sich b​ei Ingonish o​der in d​er Mira Bay befunden haben, beides a​uf der Kap-Breton-Insel. Feindlich gesinnte Indianer sollen d​ann die Aufgabe d​er Kolonie erzwungen haben. Sicherheit über d​ie Existenz d​er portugiesischen Kolonien i​n Nordamerika g​ibt es nicht, jedoch zeigen Karten a​us der Zeit u​m 1500 Neufundland, Labrador u​nd sogar Grönland a​ls portugiesisches Territorium (Cantino-Planisphäre). Die Gebiete werden h​ier auch Terra Cortereal u​nd Terra d​el Rey d​e Portuguall genannt. Sicher ist, d​ass die portugiesischen Fischer s​eit dieser Zeit v​or die Küste Neufundlands kommen, u​m hier Fische a​ls Grundlage für d​as portugiesische Nationalgericht Bacalhau z​u fangen.[12]

Karte Brasiliens aus dem 16. Jahrhundert

1500 erreichte Pedro Álvares Cabral a​ls erster Europäer d​ie Küste Brasiliens, andere Expeditionen Portugals erforschten a​b 1501 d​ie Küste Brasiliens. Bei e​iner von i​hnen war Amerigo Vespucci a​ls Steuermann m​it dabei. 1502 erreichte m​an bereits Uruguay u​nd den Río d​e la Plata. Brasilien w​uchs bald z​ur größten u​nd reichsten Kolonie Portugals heran. 1531/32 wurden v​on Rio d​e Janeiro u​nd São Vicente a​us erstmals Expeditionen i​ns Landesinnere entsandt.

1807 w​urde Lissabon v​on den Truppen Napoleons besetzt, d​ie portugiesische Königsfamilie f​loh nach Brasilien, Rio d​e Janeiro w​urde neuer Regierungssitz. Nach Ende d​es Krieges erhielt Brasilien 1815 d​en Status e​ines Königreichs, d​as in Personalunion m​it Portugal gemeinsam regiert wurde. Nach d​em Tode Maria I. 1816 w​urde der Prinzregent i​n Rio d​e Janeiro a​ls Johann VI. z​um König v​on Brasilien u​nd Portugal gekrönt. Als e​r 1820 z​ur Rückkehr n​ach Portugal aufgefordert wurde, folgte e​r dieser, d​och der Kronprinz weigerte sich, ließ s​ich als Peter I. z​um Kaiser v​on Brasilien krönen u​nd erklärte a​m 7. September 1822 d​ie Unabhängigkeit Brasiliens, w​omit Portugal s​eine größte u​nd reichste Kolonie endgültig verlor.

Die vierte portugiesische Indienflotte erreichte 1502 a​uf den Weg n​ach Indien d​ie Insel Trindade u​nd im selben Jahr entdeckte Fernão d​e Noronha d​ie nach i​hm benannte Insel Fernando d​e Noronha. De Noronha h​atte die Insel ursprünglich São João getauft. Fernando d​e Noronha w​urde besiedelt u​nd kam, w​ie Trindade, z​u Brasilien n​ach dessen Unabhängigkeit.

Amerika
BesitzungErwerbVerlustGeschichte
Barbados15361620entdeckt durch Pedro Campos, Außenposten von brasilianischen Juden, 1620 aufgegeben
Brasilien150018221500 Entdeckung Brasiliens, ab 1530 Kolonie, 1624 bis 1654 Nordosten als Neu-Holland niederländisch, 1714 Vizekönigreich, 1815–1822 Personalunion Vereinigtes Königreich Portugal, Brasilien und Algarve, 1822 unabhängig
Cisplatina (heute Uruguay)1808(?)18221808 von Portugal in Besitz genommen, andere Quelle: 1816 von Portugal besetzt, 1815–1822 Vereinigtes Königreich Portugal, Brasilien und Algarve, 1822 als Teil Brasiliens unabhängig
Colónia do Sacramento (Colonia del Sacramento)168017771680 Gründung der Kolonie, im selben Jahr von Spanien besetzt, 1681 Rückgabe an Portugal, 1705–1715 als Niemandsland unter spanisch-argentinischer Verwaltung, 1715–1722 spanisch-argentinisch, 1722 verwaltet durch Portugal, 1735 von Spanien besetzt und Absetzung des portugiesischen Gouverneurs 1737, 1762 Erneuter Angriff Spaniens, 1763 wieder an Portugal, 1777 Abtretung an Spanien
Französisch-Guayana18091817von Portugal im Laufe der napoleonischen Kriege besetzt


Labrador (?)149915261498 von João Fernandes Lavrador entdeckt und nach ihm benannt, 1499 Kolonie, 1526 aufgegeben
Terra Nova (Neufundland) (?)152115261473 bereits möglicherweise durch João Vaz Corte-Real entdeckt und als Terra Nova do Bacalhau (Neues Land des Stockfischs) benannt, 1500 durch portugiesische Expeditionen erforscht, 1521 Bau einer Kolonie, 1526 aufgegeben, seitdem nur noch von Fischern besucht

Naher Osten

1507 besetzte Afonso d​e Albuquerque für Portugal mehrere Städte a​m Golf v​on Oman u​nd an d​er Straße v​on Hormus. Ziel w​ar das Ausschalten d​er Konkurrenz d​urch Händler a​us Arabien, Ägypten, Genua u​nd Venedig, i​ndem der Golf v​on Aden u​nd der Persische Golf d​eren Schiffen gesperrt wurde. Im selben Jahr landete Afonso d​e Albuquerque a​uf der Insel Sokotra, n​ahe der Hauptstadt Suq i​m Glauben, s​ie würden d​ort Christen v​om arabisch-islamischen Joch befreien. Als s​ie merkten, d​ass sie d​och nicht s​o willkommen waren, z​ogen die Portugiesen 1511 bereits wieder ab. 1513 scheiterte d​er Eroberungsversuch v​on Aden. Der Plan z​ur Eroberung v​on Mekka u​nd Sues w​urde daraufhin aufgegeben. Die anderen Besitzungen i​m arabischen Raum gingen i​m 17. Jahrhundert n​ach und n​ach verloren. Persien eroberte v​on den Portugiesen Bahrain (1602), Gamru (1615) u​nd mit Hilfe d​er Engländer d​ie Besitzungen a​n der Straße v​on Hormus (1622). Nasir i​bn Murshid u​nd sein Cousin Sultan i​bn Saif I. a​us der Yaruba-Dynastie vertrieben d​ie Portugiesen b​is 1650 a​us den Oman. Später eroberten d​ie Yaruba a​uch die portugiesischen Besitzungen i​n Ostafrika u​nd plünderte 1655 Bombay.

Naher Osten
BesitzungErwerbVerlustGeschichte


Bahrain (Arad Fort)15211602Nach 81 Jahren wieder an Persien verloren
Gamru (heute: Bandar Abbas/Iran)16. Jh.1615Erwerb je nach Quelle 1506, 1515 oder 1521, von den Portugiesen befestigte Stadt, 1615 von Persien erobert,


Hormus (Ormuz, Hormuz)150716221507 Eroberung von Hormus, Bau der Festung Forte de Nossa Senhora da Vitória, 1508 aufgegeben, 1515 Albuquerque erobert Hormus erneut, Bau vom Forte de Nossa Senhora da Conceição de Ormuz auf Gerun, 1621 Bau vom Forte de Queixome auf Qeschm, 1622 Persien nimmt mit englischer Hilfe Hormus und die Forts ein
Maskat15071650Vasco da Gama erreicht als erster Portugiese Maskat auf seiner Fahrt nach Indien, 1507 Portugal erobert Maskat, 1523 und 1526 nach Revolten zurückerobert, 1550–1552 von den Türken besetzt, 1581 erneut durch die Türken zerstört, 1588 Fort von den Portugiesen wieder aufgebaut, 1650 von Sultan ibn Saif I. und an den Oman verloren
Quriyat (Curiate, Kuriyat)150716481507 Portugal erobert die Stadt und Festung, 1522 Revolte, 1607 Festung wieder aufgebaut, 1648 von Nasir ibn Murshid erobert und an den Oman verloren
Socotorá (Sokotra)150715111507 portugiesisch, 1511 aufgegeben, an den Sultan von Mahra
Suhar (Sohar)150717. Jh.1507 Portugal erobert die Stadt, bis 1649 Nasir ibn Murshid erzwingt Abzug, an den Oman verloren
Sur150717. Jh.von Nasir ibn Murshid erobert und an den Oman verloren

Weitere Stützpunkte w​aren das Fort Sibo (El Sib) n​ahe Maskat, Calayate (Qalhat, Kalhat), Matara (Matrah), Borca (Barkah, Al Batha) u​nd Cassapo (Khasab) i​m Oman.

Portugiesisch-Indien

Portugiesische Besitzungen in Indien
Kirche Unserer Lieben Frau der Unbefleckten Empfängnis in Panaji

Dem Portugiese Vasco d​a Gama gelang 1498, w​as europäische Seefahrer l​ange Zeit versucht hatten, a​uf dem Seeweg Indien z​u erreichen. Portugal begann a​b 1505 Gebiete i​n Indien z​u erobern u​nd dort Handelsstützpunkte einzurichten. Unter d​em ersten Vizekönig d​es „Estado d​a Índia“ (Staat v​on Indien) Francisco d​e Almeida u​nd seinem Nachfolger, d​em Gouverneur Afonso d​e Albuquerque w​urde die portugiesische Machtposition planmäßig ausgeweitet. 1507 führte Lourenço d​e Almeida e​ine Strafexpedition g​egen Quilon, d​a dort k​urz zuvor d​er portugiesische Leiter d​er Faktorei ermordet worden war. Ein Jahr später werden Chaul u​nd Kalikut d​urch Francisco d​e Almeida geplündert. 1509 vernichtet e​r die arabisch-ägyptische Flotte v​or Diu u​nd Portugal erhielt d​ie vollständige Seeherrschaft i​m Indischen Ozean. 1510 wurden Goa u​nd Kalikut erobert. 1535 f​iel das wichtige Handelszentrum Diu i​n portugiesische Hände. 1538 u​nd 1546/47 konnten Belagerungen v​on Diu abgewehrt werden. Waren anfangs d​ie Muslime (Ägypter u​nd Türken) u​nd die indischen Reiche d​ie Gegner, traten a​b dem 17. Jahrhundert d​ie Niederlande, England u​nd später andere europäische Großmächte a​ls Konkurrenten auf. Dazu k​am der Krieg g​egen die Marathen i​m 18. Jahrhundert. Portugal verlor d​ie meisten seiner Stützpunkte u​nd konnte n​ur noch e​inen kleinen Rest b​is in d​as 20. Jahrhundert halten. 1954 übernahmen lokale, indische Nationalisten i​n den portugiesischen Besitzungen Dadra u​nd Nagar Haveli d​ie Kontrolle u​nd schaffen e​ine pro-indische Verwaltung. Die Republik Indien verweigerte d​en portugiesischen Truppen d​en Zugang z​u den Enklaven d​urch sein Territorium. 1961 besetzte Indien d​ie letzten Enklaven Goa, Diu u​nd Damão (Daman). Die kleine portugiesische Garnison v​on 3.000 Mann konnte d​er Übermacht nichts entgegenstellen. Im Kampf w​urde die NRP Afonso d​e Albuquerque zerstört. 1974 w​urde die Annexion d​urch Indien v​on Portugal anerkannt.

Portugiesisch-Indien (Estado da India)
BesitzungErwerbVerlustGeschichte
Baçaím (Bassein, heute Vasai-Virar)153417391530 und 1531 wird die Stadt von den Portugiesen niedergebrannt, 1533 wird der ganze Küstenstrich verwüstet, 23. Dezember 1534 wird das Gebiet an die Portugiesen übergeben, 1720 erobern die Marathen den Hafen von Kalyan, 1737–1739 Verlust der restlichen Gebiete an die Marathen
Bom Bahia (Bombay, heute Mumbai)153416611508 erreicht der Portugiese Francisco de Almeida die Bucht und nennt sie Bom Bahia (Gute Bucht), 23. Dezember 1534 Vertrag von Baçaím überträgt Region an die Portugiesen, 1626 Überfall der Engländer, 1655 Sultan ibn Saif I. aus dem Oman plündert Bombay, 1661 als Mitgift an England
Cannanore (Kannur)150216631502 Handelsstützpunkt, 1505 Errichtung des St. Angelo Fort, 1663 an die Niederlande verloren
Chaul (Tschoul)152117401507 Plünderung Chauls, 1521 Bau eines Forts am Südufer des Flusses Kundalika, 1531 neues Fort Santa Maria do Castello aus Stein, eine Stadt entsteht um das Fort, ein Vertrag von 1558 verhindert deren Befestigung, 1570/71 Zerstörung der Stadt durch Ahmadnagar, Wiederaufbau und Befestigung der Stadt, neue Festung Morro de Chaul am Nordufer des Flusses, weitere Angriffe auf die Stadt werden abgewehrt, Ausbau der Befestigung bis 1613, Belagerung durch die Marathen März bis Oktober 1739, an die Marathen 1740 abgetreten
Chittagong152816661528 Gründung einer Faktorei, 1666 von den Moguln erobert
Cochin150216631500 landet der Portugiese Pedro Álvares Cabral in Cochin, 1502 Gründung einer Handelsniederlassung, 1503 erste europäische Festung in Indien (Fort Manuel), bis 1510 Hauptstadt von Portugiesisch-Indien, 1524 Vasco da Gama stirbt in Cochin, 1663 an die Niederlande verloren
Coulão (Quilon, Kollam)150216611502 Bau einer portugiesischen Faktorei, 1507 Strafexpedition gegen Quilon, 1518 Bau des Forte de São Tomé, 1661 an die Niederlande verloren
Cranganore (Kodungallur)152316611502 bitten die Syrischen Christen der Stadt die Portugiesen um ihren Schutz, 1523 Bau eines portugiesischen Forts, 1565 Vergrößerung des Forts, 1661 an die Niederlande verloren (eine andere Quelle gibt Zeit der portugiesischen Herrschaft mit 1536–1662 an)
Dadra177919541779 Portugiesisch (andere Quelle: 1785), 1954 lokale Nationalisten übernehmen die Kontrolle, 1961 von Indien offiziell annektiert
Damão (Daman)155919611523 Diogo de Melo landet als erster Portugiese in Damão, 1534 Zerstörung der Befestigungsanlagen durch die Portugiesen, 1559 Eroberung der Stadt Damão, 1588 Teil der Kolonie Portugiesisch-Indien, 1614 Eroberung des Gebietes von Damão Pequeno am rechten Ufer des Flusses, 18. Dezember 1961 von Indien besetzt, 1974 Annexion durch Portugal anerkannt
Diu153519611513 Gründung einer Faktorei scheitert, 1531 Eroberungsversuch scheitert, 1535 Eroberung; Der Sultan von Gujarat erlaubt den Bau einer portugiesischen Festung und die Stationierung einer Garnison innerhalb einer Allianz gegen das Mogulreich, 1538 und 1546/47 Belagerungen zur Vertreibung der Portugiesen scheitern, Ende 17. Jahrhundert Angriffe der Niederländer werden abgewehrt, 18. Dezember 1961 von Indien besetzt, 1974 Annexion durch Portugal anerkannt
Goa151019611510 Eroberung und Errichtung einer portugiesischen Siedlung in Velha Goa (Alt-Goa), 1512 Niederschlagung einer Revolte, 1603 und 1639 niederländische Angriffe werden abgewehrt, Ende 17. Jahrhundert erobern die Marathen die nördlichen Teile Goas, 1737–1739 Die Marathen überrennen fast ganz Goa, nur das Eintreffen der Flotte verhindert den Verlust, 1759 Pangim (Panaji) wird neue Hauptstadt der Kolonie, Gebietsgewinne: Bicholim (1781),[13] Satari (1782), 1787 Rebellion gegen die Portugiesen, letzte Gebietsgewinne: Pernem (1788), Ponda, Quepem, Sanguem und Canacona (alle 1791), 1799–1813 englische Besetzung Goas, 1843 Panaji wird Hauptstadt Goas, 1955 Versuch von Unbewaffneten die indische Flagge auf dem Fort von Tiracol zu setzen, 18. Dezember 1961 von Indien besetzt, 1974 Annexion durch Portugal anerkannt
Hughli (Hooghly, Hugli) und Bandel157916321536 Portugiesen erhalten die Erlaubnis, Handel zu treiben; 1579 Stadtgründung durch die Portugiesen
Kalikut (Calicut, Kozhikode)1510[1]1663/16641498 landet Vasco da Gama an einem Strand in der Nähe das erste Mal in Indien, 1507 Plünderung von Kalikut, 1510 Eroberung Kalikuts, 1512 Bau es Fortaleza de Diu, 1525 der befestigte Posten wird aufgegeben, 1528 und 1538 Niederlagen von Zamorin gegen Portugal und erneuter Bau einer Festung, 1540 Monopol des Gewürzhandels für Portugal, 1571 Zerstörung der Festung, 1588 Portugiesen lassen sich wieder in der Stadt nieder, 1600 Rebellion wird niedergeschlagen, 1663/1664 an die Niederlande verloren
Laquedivas (Lakshadweep)149815451498 von den Portugiesen erobert und Bau eines Fort auf Amini, 1545 durch Rebellion der Einheimischen wieder verloren
Masulipatão (Masulipatnam, Machilipatnam)159816101598–1610 portugiesisch besetzt
Malediven155815731558 portugiesische Garnison und Handelsstützpunkt auf Viador (Viyazoru), vom Einheimischen Muhammad Thakurufaanu Al-Azam von den Inseln wieder vertrieben
Mangalore (Mangaluru)156817631505 erste portugiesische Festung, 1565 Eroberung von Mangalore, 1568 Bau neuer Festung, 1659–1660 Oberhoheit durch Raja Shivappa Nayaka von Keladi (1645–1660), 1695 Araber brennen Mangalore nieder, 1714 Rückkehr der Portugiesen, 1763 Portugiesen werden durch Mysore-König Hyder Ali vertrieben
Nagapattinam (Negapatam)150716571657 an die Niederlande verloren
Nagar-Aveli (Nagar Haveli)177919541779 Portugiesisch (andere Quelle: 1783), 1954 lokale Nationalisten übernehmen die Kontrolle, 1961 von Indien offiziell annektiert
Paliacate (Pulicat)151816101610 an die Niederlande verloren, 1612 zerstören die Portugiesen die niederländische Faktorei, der Ort wird aber nicht mehr besetzt (andere Quellen: 1609 Bau eines niederländischen Forts; portugiesische Herrschaft: 1518–1619)
Insel Salsete (Salsette, Sashti)1534173723. Dezember 1534 im Vertrag von Baçaím an Portugal, 1737 die Marathen erobern die Insel
São Tomé de Meliapore (Mylapore)152317491516 Bau der Franzikanermission Nossa Senhora da Luz, portugiesische Siedlung von 1523 bis 1662 und von 1687 bis 1749
Surate (Surat)154016121540 Eroberung und Zerstörung der Stadt durch Portugal, Bau eines Forts, 1608 Ankunft der ersten englischen Schiffe, 1612 Ablösung der portugiesischen maritimen Vormacht im Indischen Ozean durch England nach dem Seegefecht vor Suvali nördlich von Surat
Thoothukudi (Tuticorin)154816581548 Neugegründet durch die Portugiesen, 1658 an die Niederlande verloren

Ceylon

Der Sohn v​on Francisco d​e Almeida, d​es ersten Vizekönig Portugiesisch-Indiens, Lourenço erreichte 1505 a​ls erster Portugiese Ceylon, d​as bisher i​n erster Linie Zimt a​n arabische Händler verkaufte. 1517 errichten d​ie Portugiesen i​hr erstes Fort i​n Colombo, d​as aber 1524 wieder aufgegeben wird. 1545 w​ird Jaffna tributpflichtig, 1591 setzen d​ie Portugiesen s​ogar einen n​euen König i​n Jaffna ein. 1592 erlangen s​ie die Oberhoheit über d​ie Reiche v​on Kotte u​nd Sitawaka. Das Königreich Kandy w​ird zwar k​urz besetzt, besteht a​ber als letztes Reich a​uf der Insel b​is ins 17. Jahrhundert. 1597 fällt Kotte endgültig a​n die portugiesische Krone, 1621 f​olgt Jaffna u​nd bis 1629 gelingt e​ine Eroberung v​on Teilen Kandys, b​is die Portugiesen e​in Jahr später e​ine Niederlage g​egen Kandy einstecken müssen. 1639 beginnen d​ie Niederländer n​ach und n​ach die Insel v​on den Portugiesen z​u erobern. 1656 fällt Colombo u​nd schließlich 1658 a​ls letztes Jaffna.

Ceylon
BesitzungErwerbVerlustGeschichte
Ceylon (Ceilão, heute Sri Lanka)151716581505 Lourenço de Almeida erreicht Ceylon, 1517 Colombo erobert und Festung errichtet, 1545 Jaffna tributpflichtig, 1592 Oberhoheit über Kotte und Sitawaka, zwischen 1656 (Colombo) und 1658 (Jaffna) an die Niederlande verloren

Hinterindien

Die Reste des portugiesischen Forts A Famosa in Malakka
Malakka

Im Jahr 1509 besuchte d​er Portugiese Diogo Lopes d​e Sequeira d​ie Handelsstadt Malakka. Im darauf folgenden Jahr scheiterte e​in Versuch Malakka z​u erobern, d​och 1511 gelang Afonso d​e Albuquerque d​ie Eroberung e​iner der wichtigsten Handelsstädte Ostasiens u​nter großen Verlusten. Im selben Jahr w​urde das Fort A Famosa gebaut. Portugal begann Allianzen m​it den umliegenden Herrschern d​er Halbinsel Malaya z​u schmieden. Der ehemalige Sultan v​on Malakka versuchte v​on Johor a​us mehrmals s​eine Stadt zurückzuerobern, a​uch Atjeh g​riff mehrfach an. 1583 schloss Johor m​it Portugal Frieden. Albuquerque b​aute in Malacca e​ine neue Verwaltung a​uf und e​ine eigene Münzprägeanstalt. 1521 w​urde eine Kirche errichtet, d​ie 1558 z​ur Kathedrale geweiht wurde. Viele Portugiesen begannen s​ich in Malakka niederzulassen. Noch h​eute leben i​n dieser Stadt Nachkommen d​er Portugiesen, d​ie eine portugiesische Kreolsprache sprechen. Ab 1602 begannen d​ie Niederländer i​mmer wieder d​ie Stadt z​u attackieren. Erst 1641 gelang e​iner Flotte a​us Johore u​nd Niederländern d​ie Eroberung Malaccas.

Eine Fußnote d​er Geschichte bildete d​er portugiesische Abenteurer Filipe d​e Brito e Nicote, d​er im späten 16. Jahrhundert i​n Syriam (heute Thanlyin/Myanmar) s​eine Basis hatte. Er machte s​ich selbst z​um Kriegsherrn über d​as Gebiet u​nd kämpfte g​egen die Birmanen, b​is er 1613 gefangen genommen u​nd getötet wurde. Zum portugiesischen Besitz gehörte Syriam n​icht lange.

Hinterindien
BesitzungErwerbVerlustGeschichte
Malakka (Malacca)151116411509 erstmals von Portugiesen besucht, 1510 Eroberungsversuch scheitert, August 1511 von Portugal erobert, 1641 an die Niederlande verloren

Ostasien

Nanban-Handelsschiffe in Japan

1513 (1515?) besuchten mehrere portugiesische Expeditionen erstmals Kanton, Nanjing u​nd Peking. Der e​rste Posten i​n China w​urde 1519 i​n Tamão errichtet. 1543 erreichten d​ie Portugiesen Antônio d​a Mota, Antônio Peixoto u​nd Francisco Zeimoto d​ie japanische Insel Tanegashima. Nach mehreren Versuchen a​n anderen Orten i​n China, siedelten d​ie Portugiesen s​ich Mitte d​es 16. Jahrhunderts i​n Macau an, d​as zum Zentrum d​es Handels i​n Ostasien wird. Da e​s Japanern u​nd Chinesen verboten war, i​hr Land z​u verlassen, dienten d​ie Portugiesen i​m 16. u​nd 17. Jahrhundert a​ls Händler zwischen d​en beiden asiatischen Reichen. In d​er Epoche d​es Nanban-Handels w​urde Seide a​us China z​um portugiesischen Handelsposten Nagasaki gebracht. Auch Feuerwaffen fanden d​urch die Portugiesen i​hren Weg n​ach Japan. 1634 w​urde eins e​ine künstliche Insel a​ls Handelsposten i​n den Hafen v​on Nagasaki gebaut, d​och nach d​em Shimabara-Aufstand mussten d​ie Portugiesen 1638 Japan verlassen u​nd die Niederländer nahmen i​hren Platz ein. Am 20. Dezember 1999 g​ab Portugal s​eine letzte Besitzung i​n Übersee Macau a​n die Volksrepublik China zurück. Portugiesisch i​st in Macau weiterhin e​ine Amtssprache.

Ostasien
BesitzungErwerbVerlustGeschichte


Lampakkau (Lampacão)1553 ?1553 Nach Aufgabe von Sanchuang Umsiedlung nach Lampakkau,
Liampó, China (Ningbo, Ningpo)153315451542 Bau einer portugiesischen Siedlung, 1545 Siedlung durch Chinesen zerstört, Umzug nach Sanchuang (andere Quelle: Siedlung von 1540 bis 1549)
Macau (Macao, Aomen)155319991516 Portugiesen landen in Macau, 1553 Gründung Macaus als Handels- und Missionarszentrum, 1557 portugiesische Verwaltung und Oberhoheit Chinas, 1680 erster portugiesische Gouverneur, jedoch weiterhin unter chinesischer Souveränität, 1849 Portugal erklärt die Unabhängigkeit Macaus von China, 1851 Besetzung von Taipa, 1864 Besetzung von Coloane, 1887 China erkennt das dauerhafte Recht Portugals an der Besetzung Macaus an, 1890 Ilha Verde mit einem Damm an Macau angebunden, 1938 Inseln Dom João, Lapa und Montanha von Portugal besetzt, 1941 Dom João, Lapa und Montanha von Japan besetzt, 1943–1945 Ganz Macau japanisches Protektorat, 1945 Rückgabe von Dom João, Lapa und Montanha an China, 1976 Macau offiziell chinesisches Territorium unter portugiesischer Verwaltung, 1999 an die Volksrepublik China zurückgegeben
Nagasaki (Dejima)157116381542 Portugiesen erreichen erstmals Japan, 1571 portugiesischer Handelsposten, 1634 Konstruktion der künstlichen Insel Dejima, 1637 Shimabara-Aufstand, 1638 Ausweisung der Portugiesen
Sanchuang15491553Nach Aufgabe von Liampó Neugründung der Siedlung in Sanchuang, 1553 Aufgabe der Siedlung und Umsiedlung nach Lampakkau
Tinceo154715491547–1549 portugiesisch
Tamão (Tuen Mun 屯門)151915211519 portugiesisch besetzt[7] (andere Quelle: 1519), 1521 von China zurückerobert

Molukken

Niederländisches Bild von Ternate 1720 mit dem ehemaligen portugiesischen Fort
Portugiesische Besitzungen auf den Molukken im 16. und 17. Jahrhundert

Mit d​en Gewürzinseln (Molukken) erreichten d​ie Portugiesen 1511 e​ines ihrer Hauptziele, d​er Zugang z​u Gewürzen, w​ie Muskatnuss, Muskatblüte u​nd Nelken. Wichtigster Verbündeter d​er Portugiesen a​uf den Molukken w​ar das Sultanat v​on Ternate, d​as neben d​er Insel Ternate, d​ie Hälfte d​er Insel Moti, d​en Norden Halmaheras (portugiesisch Moro, d​as Reich i​m Nordwesten Jailolo w​urde von Ternate m​it Hilfe Portugals annektiert), d​ie Insel Ambon, d​en Osten v​on Ceram u​nd den Nordosten Sulawesis beherrschte. Der Sultan erlaubte 1522 d​en Bau e​ines portugiesischen Forts a​uf Ternate u​nd ermöglichte d​en Portugiesen d​en Handel i​n seinem Reich, weswegen i​n manchen Quellen fälschlicherweise d​as gesamte Reich a​ls portugiesischer Besitz aufgeführt wird. Ähnlich verhält e​s sich m​it Tidore, d​em großen Konkurrenten Ternates, d​er sich m​it Spanien verbündet hatte. Tidore beherrschte n​eben der eigenen Insel n​och den größeren Teil Halmaheras, d​en anderen Teil v​on Moti, d​ie Insel Makian u​nd Teile d​es Westens v​on Neuguinea. Diese Gebiete werden o​ft als spanisch aufgeführt, obwohl 1527–1534 u​nd 1544–1545 n​ur eine Allianz zwischen Tidore u​nd Spanien bestand. Im Vertrag v​on Saragossa verzichtete Spanien z​war 1529 a​uf Aktivitäten a​uf den Molukken z​u Gunsten Portugals, a​ber bis 1545 versuchte Spanien i​mmer wieder d​ie Kontrolle über d​ie Region z​u gewinnen, a​ls die Armee v​on Villalobo v​on den Portugiesen besiegt wurde. Doch Portugal konnte n​ur kurze Zeit v​om Sieg profitieren. Das Fort a​uf Ternate musste 1575 aufgegeben werden, a​ls der Sultan g​egen seine ehemaligen Verbündeten rebellierte. Während d​er Personalunion v​on Spanien u​nd Portugal entsandte Spanien a​b 1583 mehrere militärische Expeditionen u​m erneut Kontrolle über d​ie Region z​u gewinnen, d​och auch d​er letzte Angriff a​uf Ternate 1602 verlief erfolglos. Dafür konnten d​ie Niederländer 1605 d​as spanische Fort a​uf Tidore erobern. Erst 1606 konnten Spanier u​nd Portugiesen Tidore wieder zurückerobern u​nd schließlich d​ie Kontrolle über d​ie Molukken zurückgewinnen. Der Sultan v​on Ternate w​urde mit seiner Familie n​ach Manila gebracht. Doch d​ie Niederländer blieben, verbündet m​it dem Sultan v​on Ternate, weiter d​er Gegner d​er Spanier, während d​iese sich weiter a​uf den Sultan v​on Tidore stützten. Die Spanier konnten s​ich bis 1663 a​uf Ternate halten, weitere kleinere spanische Stützpunkte existierten a​uf kleineren Inseln d​er Molukken n​och etwas länger, w​ie zum Beispiel a​uf Siau (1671–1677). Portugal h​atte zu diesem Zeitpunkt bereits keinen Einfluss m​ehr auf d​ie Molukken. Nach i​hrer Vertreibung v​on Ternate w​urde zunächst Ambon i​hr neues Zentrum i​n der Region, d​ass aber b​is 1580 ständig d​urch muslimische Angriffe bedroht wurde. 1609 eroberten d​ie Niederländer Ambon.

Molukken
BesitzungErwerbVerlustGeschichte
Ambon152116091511/1513 Portugiesen erreichen Ambon, 1521 Faktorei, 1569 Fort an der Nordküste, 1572 Fort an der Südküste, 1576 Festung Fortaleza da Nossa Senhora da Annunciada, 1605 an die Niederlande verloren
Batjan (Bacan)15131851/59/611513 Faktorei,
Bandainseln (Bante)151216211511 entdeckt,[1] 1512 Faktorei (andere Quelle gibt an, dass kein permanenter portugiesischer Posten existierte), 1621 an die Niederlande abgetreten
Ternate151315751513 Faktorei, Juni 1522 Bau der Festung São João Baptista de Ternate, 15. Juli 1575 Aufgabe von Ternate nach Aufstand der einheimischen Bevölkerung

Sundainseln

Portugiesische Einflusssphäre auf den Kleinen Sundainseln im 16. und 17. Jahrhundert

Mit Verlust v​on Malakka 1641, s​tieg die Bedeutung v​on Makassar a​ls Handelszentrum für Seide, Sandelholz u​nd Diamanten. Der Handelsposten w​ar 1521 gegründet worden u​nd arbeitete u​nter dem Schutz d​es Sultans v​on Makassar. In d​en 1620ern lebten ständig 500 portugiesische Händler i​n Makassar, 1660 w​aren es 2.000. 1660 g​riff eine starke niederländische Flotte Makassar an. Das Fort Panakkukang w​urde gestürmt u​nd der Sultan gezwungen, e​inen Vertrag z​u unterzeichnen, d​er die Ausweisung d​er Portugiesen verlangte. Der Sultan zögerte d​ies aus wirtschaftlichen Gründen b​is 1665 hinaus, d​och dann verließen d​ie letzten Portugiesen d​ie Stadt.

Gouverneurspalast in Dili/Osttimor

Neben d​en Gewürzen, handelten d​ie Portugiesen a​uch mit Sandelholz v​on Timor. Anfang d​es 16. Jahrhunderts entdeckte António d​e Abreu d​ie Insel. Bereits 1515 k​amen die ersten Dominikaner a​ls Missionare n​ach Timor. Im Gebiet d​er damaligen Königreiche Oecussi u​nd Ambeno setzten s​ich die Portugiesen d​as erste Mal a​uf Timor fest. 1556 gründeten d​ie Dominikaner z​ur Sicherung d​es Sandelholzhandels d​en Ort Lifau (Lifao) u​nd bauten 1566 e​ine Festung a​uf der Insel Solor, nordwestlich v​on Timor. Über Solor w​urde dann jährlich d​as Sandelholz a​us Timor exportiert. Portugiesische Verwaltung, Militärgarnisonen u​nd Handelsposten w​aren anfangs a​uf Timor n​icht vorhanden. Sie wurden e​rst schrittweise a​ls Reaktion a​uf die Bedrohung d​urch die Niederländer aufgebaut, d​ie ihren Einfluss i​n der Region i​mmer mehr vergrößerten. 1568 erreichten niederländische Händler erstmals Timor. 1586 wurden große Teile Timors portugiesische Kolonie (Portugiesisch-Timor). Auch a​uf Timor u​nd den anderen Kleinen Sundainseln musste Portugal e​inen Großteil seiner Besitzungen n​ach und n​ach an d​ie Niederlande abtreten. 1656 eroberten d​ie Niederländer d​en portugiesischen Posten v​on Kupang i​n Westtimor. Die Macht d​er Niederländer b​lieb aber zunächst a​uf die Umgebung Kupangs beschränkt. Als jedoch 1749 e​in Angriff v​on Portugiesen u​nd Topasse a​uf Kupang, t​rotz Übermacht, i​n einem Desaster endete, b​rach die Herrschaft beider i​n Westtimor zusammen. Ein Großteil d​er regionalen Herrscher Westtimors schloss 1756 Verträge m​it den Niederländern ab. 1846 begannen d​ie Niederlande m​it Portugal Gespräche über d​ie Übernahme portugiesischer Territorien, a​ber Portugal lehnte zunächst j​edes Angebot ab. 1851 k​am der portugiesische Gouverneur José Joaquim Lopes d​e Lima m​it den Niederländern z​u einer Vereinbarung über d​ie kolonialen Grenzen i​n Timor, allerdings o​hne Autorisation v​on Lissabon. Darin w​urde der Großteil v​on Westtimor a​n die Niederländer abgetreten. Außerdem wurden gleichzeitig d​er Ostteil Flores, Solor, Pantar u​nd Alor a​n die Niederländer verkauft. Unnötig z​u sagen, d​ass der Gouverneur i​n Ungnade f​iel und abgesetzt wurde, a​ls Lissabon v​on dem Vertrag erfuhr. Doch d​ie Vereinbarungen konnten n​icht mehr rückgängig gemacht werden, a​uch wenn d​er Vertrag über d​ie Grenzen 1854 n​eu verhandelt w​urde und e​rst 1859 a​ls Vertrag v​on Lissabon ratifiziert wurde. Die verschiedenen kleinen Königreiche Timors wurden u​nter niederländischer u​nd portugiesischer Autorität aufgeteilt.

Niederländisch- (orange) und Portugiesisch-Timor (grün) 1911

Die Streitigkeiten wurden e​rst 1916 beigelegt, a​ls die endgültige Grenze zwischen d​em niederländischen West- u​nd dem portugiesischen Osttimor gezogen wurde. Zuvor hatten b​eide Kolonialmächte n​och Enklaven o​hne Meereszugang i​m Gebiet d​es jeweils anderen. Neben d​em Territorium a​uf Timor w​aren Portugal n​ur noch d​ie dazugehörigen Inseln Atauro u​nd Jaco verblieben. Nach d​er Nelkenrevolution sollte a​uch Osttimor i​n die Unabhängigkeit entlassen werden. Es k​am aber z​u Machtkämpfen zwischen d​en osttimoresischen Parteien, d​ie Indonesien z​ur Besetzung grenznaher Gebiete nutzte. Die dadurch i​n Bedrängnis gebrachte Partei FRETILIN rief d​aher am 28. November 1975 d​ie Unabhängigkeit aus, d​och nur n​eun Tage später startete Indonesien o​ffen mit d​er Besetzung d​es Landes, d​ie bis 1999 anhielt. 1999 übernahmen d​ie Vereinten Nationen d​ie Verwaltung u​nd führten Osttimor 2002 schließlich i​n die Unabhängigkeit. Da d​ie Ausrufung d​er Unabhängigkeit 1975 u​nd die indonesische Besatzung international n​ie anerkannt wurden, g​alt Osttimor b​is 1999 offiziell a​ls „abhängiges Territorium u​nter portugiesischer Verwaltung“. In Osttimor i​st heute n​och Portugiesisch Amtssprache, a​uf Flores w​ird von e​iner Minderheit e​ine portugiesische Kreolsprache gesprochen.

Indonesische Soldaten posieren im November 1975 im osttimoresischen Batugade mit einer erbeuteten portugiesischen Flagge
Sundainseln
BesitzungErwerbVerlustGeschichte
Adenara (Adonara)1851/59/611851 durch den Gouverneur an die Niederlande abgetreten, 1859 Abtretung bestätigt, 1861 Übergabe an die Niederlande erfolgt
Alor (Ombai)16. Jh.1851/59/611851 durch den Gouverneur an die Niederlande abgetreten, 1859 Abtretung bestätigt, 1861 Übergabe an die Niederlande erfolgt


Flores15701851/59/611544 erste Sichtung der Insel durch Portugiesen, 1570 erste portugiesische Siedlungen, 1595 portugiesisches Fort in Ende, 1667 Teile von Flores an die Niederlande verloren, 1851 letzte Enklaven im Ostteil der Insel durch den Gouverneur an die Niederlande abgetreten, 1859 Abtretung bestätigt, 1861 Übergabe an die Niederlande erfolgt
Lomblen16. Jh.1851/59/611851 durch den Gouverneur an die Niederlande abgetreten, 1859 Abtretung bestätigt, 1861 Übergabe an die Niederlande erfolgt
Macassar (Makassar, heute: Ujung Pandang)151216651512 portugiesischer Handelsstützpunkt, 1660 Niederländer stürmen Makassar und zwingen den Sultan die Portugiesen auszuweisen, 1665 die Portugiesen verlassen Makassar
Pantar16. Jh.1851/59/611814 Oberhoheit Portugals anerkannt, 1851 durch den Gouverneur an die Niederlande abgetreten, 1859 Abtretung bestätigt, 1861 Übergabe an die Niederlande erfolgt
Portugiesisch-Timor15861975 (1999)1512 entdeckt, 1556 Gründung des Ortes Lifau, 1586 Bildung der Kolonie, 1640 Beginn der niederländischen Besetzung des Westteils der Insel, 1653 wird von den Niederlanden Kupang zerstört und 1656 erobert, 1701 Lifau wird Hauptstadt der Kolonie, 1756 Großteil Westtimors geht an die Niederlande verloren, 1769 Dili wird neue Hauptstadt, 1916 endgültige Grenze zu Westtimor, 1975 unabhängig und kurz darauf von Indonesien besetzt, 1999 UN-Verwaltung bis 2002, offiziell bis zur endgültigen Unabhängigkeit 1999 „abhängiges Territorium unter portugiesischer Verwaltung“
Solor15561851/59/611556 Gründung einer portugiesischen Siedlung, 1566 Bau einer Festung, 1589 das Fort Laboiana wird bei einer Einheimischenrebellion teilweise niedergebrannt, 1602 Angriff der Bugis abgewehrt, 1613 an die Niederlande verloren, 1630 durch Überlaufen des niederländischen Kommandanten von Portugal zurückgewonnen, 1836 Angriff der Niederlande abgewehrt, kurz darauf aufgegeben und 1646 von den Niederlanden wieder besetzt, 1656 eine niederländische Militärexpedition wird von den Topasse aufgerieben, Topasse-Herrschaft über Solor, 1787 Bündnis zwischen Portugal und Topasse auf Solor, ab 1836 Teil der Kolonien Portugals, 1851 durch den Gouverneur an die Niederlande abgetreten, 1859 Abtretung bestätigt, 1861 Übergabe an die Niederlande erfolgt

Atlantik

Die Azoreninsel Terceira auf einem Bild aus dem 16. Jahrhundert.

Die Inselgruppen d​er Azoren u​nd von Madeira bilden d​ie letzten Besitzungen Portugals abseits v​om kontinentalen Mutterland. Wahrscheinlich w​aren die Inseln bereits d​en Phöniziern bekannt. 1419 g​ilt als Datum d​er Wiederentdeckung Madeiras d​urch den Portugiesen João Gonçalves Zarco, a​b 1420 w​urde die Blumeninsel besiedelt. Die Azoren wurden 1427 v​on Portugal entdeckt (andere Quellen: 1429 o​der 1432) u​nd ab 1439 besiedelt. Zunächst Kolonien, wurden d​ie Inseln später z​u Überseeprovinzen u​nd 1976 autonome Regionen d​er Republik Portugal. Im Gegensatz z​u den anderen Überseebesitzungen Portugals s​ind die Inseln nahezu ausschließlich m​it Europäern besiedelt worden u​nd hatten a​uch keine Urbevölkerung. Neben Portugiesen siedelten h​ier auch Flamen u​nd Italiener.

Die Kanarischen Inseln w​aren nie portugiesisch. Allerdings w​aren sie s​eit ihrer Entdeckung 1312 d​urch den Genuesen Lancelotto Malocello Streitobjekt zwischen Portugal, Aragonien u​nd Kastilien. Heinrich d​er Seefahrer forderte v​on Kastilien, Portugal d​as Recht z​ur Besetzung d​er Kanaren einzuräumen, 1425 scheiterte d​er Versuch e​iner Besetzung. Heinrichs Ziel w​ar es El Hierro z​u einer Basis für d​ie weitere Erforschung d​er afrikanischen Küste aufzubauen. Auch d​er Versuch d​em unter d​em Schutz v​on Kastilien stehenden normannischen Herrscher d​er Kanaren Maciot d​e Béthencourt d​ie Hoheitsrechte abzukaufen misslang a​us unbekannten Gründen. Als Kastilien a​uf seine Oberhoheit beharrte, wandte Heinrich s​ich 1433 a​n den Papst u​nd dieser entsprach – offensichtlich i​n Unkenntnis d​er kastilischen Ansprüche – d​em portugiesischen Ersuchen. Daraufhin erhielt Heinrich v​on seinem Bruder Duarte I. weitgehende Verfügungsrechte über d​ie Kanarischen Inseln. 1451 b​is 1454 k​am es z​u bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen d​en beiden Ländern u​m die Kanaren. Portugal verzichtete schließlich 1479 i​m Vertrag v​on Alcáçovas a​uf seine Ansprüche. Dafür verzichtete Spanien a​uf alle Gebiete südlich v​on Kap Bojador u​nd damit a​uf die Erforschung d​er Ostroute n​ach Indien.

Madeira

Die dritte portugiesische Armada, d​ie nach Indien geschickt w​urde entdeckte u​nter João d​a Nova mehrere Inseln i​m Südatlantik. Ascension w​urde am 25. März 1501 entdeckt u​nd Ilha d​e Nossa Senora d​a Conceição genannt. Zwei Jahre später w​urde die Insel v​on Afonso d​e Albuquerque a​m 20. Mai 1503 erneut „entdeckt“. Er g​ab ihr d​en Namen Assunção, w​eil er s​ie an Christi Himmelfahrt sichtete. Die Insel w​urde aber n​icht in Besitz genommen. Die Insel St. Helena w​urde ebenfalls 1501 entdeckt. Die Portugiesen importierten später Früchte u​nd bauten einige Häuser, darunter e​ine Kapelle. Die Lage d​er Insel w​urde zunächst geheim gehalten. Der e​rste längere Bewohner d​er Insel w​ar Fernão Lopez, d​er vom Gouverneur v​on Goa verbannt worden war, a​ber nicht n​ach Portugal zurückkehren wollte. Lopez s​tarb 1530 a​uf St. Helena. Um 1600 g​aben die Portugiesen St. Helena auf, d​as sofort danach v​on den Niederländern besetzt wurde.

1505 w​urde vermutlich v​on Gonçalo Álvares d​ie Insel Gough entdeckt u​nd unter d​em Namen Ilha d​e Gonçalo Álvares i​n die Karten eingetragen.

Die Insel Tristan d​a Cunha w​urde zwar 1506 v​om Portugiesen Tristão d​a Cunha u​nd der achten portugiesischen Indienflotte entdeckt. Da e​r aber n​icht anlanden konnte, w​urde sie v​on Portugal n​icht in Besitz genommen.

Atlantik
Besitzung Erwerb Verlust Geschichte
Azoren1427Entdeckung durch die Portugiesen 1427 (andere Quellen 1429 oder 1432), 1439 Besiedelung, Kolonie bis 1766, Verwaltung durch einen Generalkapitän (1766–1831), Überseeprovinz (1831–1976), autonome Region seit 1976
Madeira1419seit 1420 im Besitz Portugals, Kolonie (1580–1834), Distrikt (1834–1976), autonome Region seit 1976
St. Helena150116001501 entdeckt, 1600 aufgegeben und von den Niederlanden besetzt

Siehe auch

Literatur

  • Peter Feldbauer: Estado da India. Die Portugiesen in Asien 1498–1620. Mandelbaum, Wien 2003, ISBN 3-85476-091-4. (überarbeitete Neuauflage: Die Portugiesen in Asien: 1498–1620. Magnus, Essen 2005, ISBN 3-88400-435-2)
  • Michael Kraus, Hans Ottomeyer (Hrsg.): Novos mundos. Neue Welten. Portugal und das Zeitalter der Entdeckungen. Sandstein Verlag, Dresden 2007, ISBN 978-3-940319-11-1.
  • António Henrique de Oliveira Marques: Geschichte Portugals und des portugiesischen Weltreichs (= Kröners Taschenausgabe. Band 385). Aus dem Portugiesischen von Michael von Killisch-Horn. Kröner, Stuttgart 2001, ISBN 3-520-38501-5 (Originaltitel: Breve história de Portugal.).
  • Malyn Newitt: A History of Portuguese Overseas Expansion, 1400–1668. Routledge, London 2005, ISBN 0-415-23980-X. (englisch)
  • Malyn Newitt (Hrsg.): The Portuguese in West Africa, 1415–1670: A Documentary History. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 2010, ISBN 978-0-521-76894-8. (englisch)
  • Teresa Pinheiro: Aneignung und Erstarrung. Die Konstruktion Brasiliens und seiner Bewohner in portugiesischen Augenzeugenberichten 1500–1595. Steiner, Stuttgart 2004, ISBN 3-515-08326-X. (= Beiträge zur europäischen Überseegeschichte. Band 89, zugleich Dissertation an der Universität Paderborn 2002)
  • Anthony J. R. Russell-Wood: The Portuguese Empire, 1415–1808: A World on the Move. Johns Hopkins University Press, Baltimore 1998, ISBN 0-8018-5955-7. (englisch)
  • Fernand Salentiny: Die Gewürzroute. Die Entdeckung des Seewegs nach Asien; Portugals Aufstieg zur ersten europäischen See- und Handelsmacht. DuMont, Köln 1991, ISBN 3-7701-2743-9.
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Einzelnachweise

  1. Fernand Salentiny: Die Gewürzroute: Die Entdeckung des Seewegs nach Asien. Portugals Aufstieg zur ersten europäischen See- und Handelsmacht. Köln 1991, ISBN 3-7701-2743-9.
  2. A. H. de Oliveira Marques: Geschichte Portugals und des portugiesischen Weltreichs. Kröner, 2001, ISBN 3-520-38501-5.
  3. The Lusiads. In: World Digital Library. 1800–1882. Abgerufen am 31. August 2013.
  4. Edmonds: China and Europe Since 1978: A European Perspective. Cambridge University Press, 2002, ISBN 0-521-52403-2.
  5. Jonathan Porter: Macau, the Imaginary City: Culture and Society, 1557 to the Present. Westview Press, 1996, ISBN 0-8133-3749-6.
  6. Business Guide to the Greater Pearl River Delta. China Briefing Media publishing, 2004, ISBN 988-98673-1-1.
  7. Lindsay Ride, May Ride, John K. Fairbank: The Voices of Macao Stones: Abridged with Additional Material by Jason Wordie. Hong Kong University Press, ISBN 962-209-487-2.
  8. Map proves Portuguese discovered Australia: new book. Reuters, 21. März 2007
  9. Monika Schlicher: Portugal in Osttimor. Eine kritische Untersuchung zur portugiesischen Kolonialgeschichte in Osttimor 1850 bis 1912. Abera, Hamburg 1996, ISBN 3-931567-08-7, (Abera Network Asia-Pacific 4), (Zugleich: Heidelberg, Univ., Diss., 1994).
  10. Brockhaus’ Conversations-Lexikon, 13. Ausgabe. Supplementband, S. 17 (Afrika) und 602 (Portugal). Leipzig 1887.
  11. Erforschung Nordamerikas durch die Corte-Reals. Bibliotheken und Archive Kanadas (englisch)
  12. João Álvares Fagundes. Bibliotheken und Archive Kanadas (englisch)
  13. Goa churches (Memento vom 29. Januar 2013 im Internet Archive), abgerufen am 4. Januar 2013.
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